Der Philipperbrief - Kapitel 2

Aus Bibelwissen
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Abschrift: Der Philpperbrief Band I - II (1990)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
als Schrift nicht mehr erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Philipperbrief - Kapitel 2

Aufforderung zum Glaubensleben nach dem Vorbild Christi
Aufforderung, Vorbild in der Welt zu sein
Empfehlung des Timotheus und des Epaphroditus

Aufforderung zum Glaubensleben nach dem Vorbild Christi

Phil 2:1

"Wenn nun irgendein Zuspruch in Christus"

Wir bitten unsere Leser, wegen des Überblicks bis Vers 3 zu lesen. Wir sehen hier, noch fehlt etwas bei den Philippern, noch ist Pauli Freude n och nicht vollständig.

Wenn nun irgendein Zuspruch in Christus ... so fängt er an, sein Anliegen vor ihnen auszubreiten. Und gilt heute die Frage, was ist Zuspruch und ist er auch bei uns zu finden?

Zuspruch geschieht in jedem Fall nicht mit erhobenem Zeigefinger, wie er leider so oft zu finden ist. Es ist vielmehr ein Mutmachen gemeint, gläubig weiter zu wandeln, auch wenn der Weg leidensvoll, steinig und steil wird, dunkel und auch einsam.

In Christus heißt hier, dass wir unsere Hilfestellung nicht aus weltlicher Quelle schöpfen, sondern den Zuspruch in Christus gründen, in Seinem Wort. Sein Wort ist wirksam und lebendig (Hebr 4:12), es entfaltet in uns Lebenskraft und richtet so den Hilfesuchenden wieder auf.

Wenn sich Gott in 2Kor 1:3 als Gott allen Zuspruchs vorstellt, der uns in allen Drangsalen zuspricht, so sehen wir im weiteren Verlauf des Verses, dass dieser Zuspruch Gottes uns ausrüstet, damit wir auch anderen zusprechen können, Lassen wir uns zuerst zusprechen, damit dann der empfangene Zuspruch wie ein heller Lichtstrahl auf unseren Nächsten fällt, der dessen bedarf.

"...wenn irgendein Trost der Liebe ..."

Trost der Liebe geht noch ein Stück tiefer, wird persönlicher und intimer. Nicht jeder hat die Fähigkeit, in dieser Art und Weise zu dienen, und doch, sollten wir einmal in die Situation kommen, Trost der Liebe zu geben, so dürfen wir gewiss sein, dass Gott uns das geben wird, was wir brauchen.

Trost der Liebe kann das stille Zuhören sein, wenn der Bruder oder die Schwester das Herz ausschüttet, es ist das gemeinsame Gebet und hinterher die stille Gebetsfürbitte, es ist das Teilnehmen am Leid des anderen, ja sogar innerste Regung des Mitleids (Mitleiden) soll uns tief bewegen.

Auf diese Weise können wir Schmerzen stillen, Wunden können geheilt, neuer Glaubensmut geschenkt werden.

Die Liebe sucht nicht das Ihre, sondern stets das des anderen. Sie ist geduldig, gütig, nicht ruhmredig, nicht aufgeblasen und nicht unschicklich. Lasst uns dieser Liebe nachjagen, gerade dann, wenn Trost von uns gefordert wird.

"... wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes ... "

Gemeinschaft des Geistes ist weit mehr als eine menschliche Interessengemeinschaft. Das Verbindende ist hier das Wort Gottes, lebendig in jedem einzelnen durch den Geist Gottes. In diesem einen Geist ist uns auch der Zutritt zum Vater offen (Eph 2:18).

In Eph 2:19-22 wird uns weiter gezeigt, dass wir Mitbürger der Heiligen und Glieder der Familie Gottes sind, und weiter, dass alle Glieder zusammen verbunden zu einem heiligen Tempel im Herrn heranwachsen dürfen und letztlich zu einer Wohnstätte Gottes im Geist mitaufgebaut werden.

Dies alles sollte uns verbinden, eine tief und schöne geistliche Gemeinschaft untereinander erzeugen, sollte unseren Umgang miteinander prägen.

Gemeinschaft setzt Einheit voraus, Einheit des Geistes, und hier sollen wir uns befleißigen "die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens zu halten" (Eph 4:3).

"...wenn innerste Regung und Mitleid noch etwas gelten ..."

Aus der innigen Gemeinschaft des Geistes entspringt innerste Regung und Mitleid; es ist dies ein Empfinden zu dem anderen hin, wo alles Eigene zurückgestellt wird, es ist ein Empfinden frei von Selbstsucht, Ehrsucht und Streitsucht.

Wir wissen, wie problematisch diese Worte in der Praxis auszuleben sind und wieviel Kummer uns hier unser alter Mensch bereitet.

Der erste Schrift ist der, dass das Wort vor unseren Augen und Herzen steht und in uns lebendig wird. d.h. dass es uns bewegt und im Innersten anregt. Damit ist auch schon der 2. Schritt getan, wir sind offen dafür. Dann dürfen wir als nächstes auf Ihn, unseren Herrn, schauen und erfahren, wie wir Ihn widerspiegeln und in Sein Bild umgestaltet werden von Herrlichkeit zu Herrlichkeit (2Kor 3:18).

Wir betonen hier: nicht aus uns heraus, nicht mit unserer Kraft kann dies geschehen, es ist Seine Kraft, die in uns wirkt, indem wir Ihn in Seinem Wort anschauen.

Auch die Philipper sind nicht perfekt in ihrem Wandel, auch ihnen muss zugesprochen werden, noch ist Pauli Freude an ihnen nicht vollständig. So dürfen auch wir uns heute zusprechen lassen, von uns wegzuschauen, hin. zu Ihm , und dann, wenn es gilt, Ihn anschauend, innerste Regung und Mitleid widerzuspiegeln.

Phil 2:2

"... so macht meine Freude dadurch vollständig, dass ihr gleichgesinnt seid ..."

Wir schauen nun in das Herz unseres Apostels Paulus. Er sieht seine Philipper, wie sie willig sind, wie sie auf ihn eingehen. Aber er sieht auch die immer wieder zutage tretende menschliche Seite - und dies scheint auch bei den Philippern die unterschiedliche Gesinnung zu sein, wie wir es später noch sehen werden.

"Wenn all die zuletzt besprochen Eigenschaften unter euch zu finden sind, so macht meine Freude dadurch vollständig ..." Wir nähern uns hier ohne Zweifel einem Höhepunkt, der, wenn wir die vor uns liegenden Verse im voraus überfliegen, in der Gesinnung Christi gipfelt. Auf diesen Punkt zielen die Verse 1-4 ab.

Aber schauen wir zurück bis Phil 1:27 "Nur wandelt als Bürger würdig ..." und dann folgt der Zuspruch zum Feststehen in einem Geist und zum gemeinsamen Wettkampf im Glauben des Evangeliums. Dieser gemeinsame Wandel setzt aber auch etwas voraus: Gleichgesinnt sein!

Die gleiche Gesinnung hat ihren Anfang, wo Menschen in Christus gläubig wurden, wo sie ihre alte Menschheit ablegen durften und wo Neues wurde (2Kor 5:17).

Gesinnung/Erkenntnis

Es ist wichtig, dass wir die beiden Begriffe Gesinnung und Erkenntnis nicht vermischen. Erkenntnis kommt ja von Erkennen und Erkennen hängt mit der Lehre zusammen. Lehre kann nun richtig oder falsch sein, und im Blick auf die Gläubigen zeigt uns, dass es bis heute noch keine einheitliche Lehre gibt denn die Erkenntnisunterschiede sind gravierend.

Gestern haben wir abschließend festgestellt, dass die rechte Gesinnung ihren Anfang in der neuen Menschheit in Christus hat. Dies trifft auf diejenigen zu, die mit Christus gestorben sind. Den Unterschied zwischen Erkenntnis und Gesinnung erkennen wir darin, dass es Gläubige gibt, die zwar durchaus richtig und sogar hohe Erkenntnis haben, deren Gesinnung aber alles andere als vorbildlich ist. Wir sehen also, dass die Erkenntnis der Lehre, die Gesinnung dem Wandel zugerechnet werden muss.

Die Philipper sind in der richtigen Lehre erzogen worden und hatten folglich die richtige Erkenntnis. Nun geht es Paulus darum, dass auch ihre Gesinnung darin ihren Ausdruck findet, gemeinsam auf ein Ziel hin zu wandeln, auf Gleiches zu sinnen und in dieser gleichen Gesinnung ihrem Herrn immer ähnlicher zu werden.

Die rechte Erkenntnis

Nachdem wir gestern einen Unterschied zwischen Gesinnung und Erkenntnis aufzeigten, soll uns heute doch die berechtigte Frage bewegen, welches ist nun die rechte Erkenntnis, und wer hat sie?

Ein Wort Pauli an Timotheus weist uns hier den klaren Weg: "Du aber bist meiner Lehre vollends gefolgt..." (2Tim 3:10) und weiter in Vers 14: "Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und womit du betraut wurdest, da du weißt, von wem du es lerntest ..."

Mit diesen wenigen Worten ist auch uns ein klarer Weg aufgezeigt, denn, genauso wie Timotheus, gilt auch uns die Lehre Pauli, und wenn wir uns an die ihm vom erhöhten Christus eingegebenen Worte halten, dürfen wir sicher sein, richtig belehrt. zu sein und in der rechten Erkenntnis zu stehen.

"Das köstliche dir Anvertraute bewahre durch heiligen Geist, der uns innewohnt" (2Tim 1:4).

Möge uns allen auf diesem Weg der unausspürbare Reichtum des Christus immer mehr aufleuchten.

Die Gesinnung

Unsere Gesinnung, die vom Kreuz herkommt, soll eine ganz bestimmte Richtung haben: "Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!" (Kol 3:2). "Sinnen" heißt nachdenken, sich gedanklich mit etwas beschäftigen. Das Wort an die Kolosser besagt, unser Sinnen und Trachten soll nicht auf das Irdische gerichtet sein und damit belastet werden, nein, wir sollen in unseren Gedanken emporsteigen in unser überhimmlisches Losteil, von welchem ja der Epheserrundbrief viel zu berichten hat.

Dort droben finden wir auch Christus, zur Rechten Gottes sitzend (Kol 3:1), und Er Selbst ist ja das Hauptaugenmerk unseres "nach droben Sinnens".

In dieser Gesinnung sollte es nun zu einer Einheit, einem Gleichklang kommen, und es wäre Pauli größte Freude, wenn auch die Philipper diese Einheit anstreben, denn: "Auf das droben sinnen" beeinflusst ja auch unseren Wandel und lässt sich so zusammenfassen. Es ist die Verherrlichung Gottes auf dem Zerbruchsweg.

"...ein und dieselbe Liebe habt"

Aus seelischer Liebe entspringt die vergängliche seelische Freude, aus der geistlichen Liebe entspringt die vollkommene geistliche Freud. Die seelische Liebe hat sehr unterschiedliche Ausgangspunkte und Motive und - sie kann sehr schnell in Hass umschlagen. Die geistliche Liebe entstammt dem Geist Gottes und ist beständig.

Von der Lehre her gesehen heißt es: "... die Liebe Gottes ist in unseren Herzen ausgegossen durch den uns gegebenen heiligen Geist" (Röm 5:5), und bezüglich des Wandels werden wir aufgefordert: "Über dies alles aber ziehet die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist" (Kol 3:14). Wir sehen deutlich die beiden Seiten, die sich scheinbar widersprechen. Einmal die Lehre, die uns sagt, die Liebe ist ausgegossen ..., eine Tatsache, die bereits unser ist, und zum anderen den Wandel, wo uns gesagt wird: ... ziehet an die Liebe... also etwas, was wiir noch tun müssen.

Diesen beiden Seiten begegnen wir immer wieder bei Paulus, und nur wer hier klar die Lehre und den Wandel auseinanderhalten kann, gerät über die gegensätzlichen Aussagen nicht in Zweifel.

Nehmen wir heute mit in den Tag: Wie sind bereits im besitz der geistlichen Liebe, sie wurde in unsere Herzen ausgegossen, aber - wie will in unserem Wandel ausgelebt werden, und dies ist der Wunsch Pauli an die Philipper, der letztlich ja auch für uns Gültigkeit hat.

"In der Seele vereint auf das Eine sinnt:"

Wir haben schon darauf hingewiesen und tun es wieder: Pure Erkenntnis bläst auf und strahlt keine menschliche Wärme aus, sondern Kälte. Trotz unseres überhimmlischen Denkens weist Paulus uns doch immer wieder auf unsere Empfindungen hin, die ja ihren Sitz in der Seele haben und durch die auch Herzenswärme entsteht.

Gerade die Geschwister, die jene geistlichen Erkenntnis höhen erlangt haben und auch lehren, stehen in der besonderen Gefahr, kalt zu werden (z.B. durch Überheblichkeit).

"In der Seele vereint" heißt, dass wir auch unsere Seele (unser Gefühl) in den Dienst Christi stellen, dass wir empfindsam werden, aber nicht gegenüber dem eigenen "Ich", sondern vielmehr gegen den anderen, den Bruder.

In der Seele vereint heißt, so von Herzen mit den Geschwistern verbunden sein, dass wir nicht gleich beleidigt sind, wenn sich jemand uns gegenüber ungeschickt ausdrückt, dass wir nicht gleich mit dem Hammer der Besserwisserei losschlagen, wenn wir mit einer anderen Sicht konfrontiert werden, es heißt auch, wegsehen von unseren Wehwehchen und zugehen auf die Nöte des anderen bis hin zu dem Zustand der Anteilnahme, den Paulus als "innerste Regung" vor unser Auge stellt

Die Seele soll, ja muss sich aber dem Geist Gottes unterordnen. Dort, wo die Seele noch von unserem Fleisch regiert wird, kann nichts zum Lobpreise Gottes entstehen. Lasset uns in feiner Art und Weise auch in der Seele vereint sein - in Christus Jesus, unserem Herrn und Haupt.

Phil 2:3

"... auf das Eine sinnet: nichts aus Ränkesucht noch aus Anmaßung tut ..."

Wir werden bei obigen Worten zurück an Phil 1:17 erinnert, wo Paulus schreibt, dass es auch Brüder gibt, die den Christus aus Ränkesucht verkündigen, in der Meinung, ihm noch weitere Drangsale zuzufügen. Einerseits ist Paulus zwar dankbar, dass dadurch Christus überhaupt verkündigt wird; dies betrifft die Lehre. Doch welch Zeugnis gibt der Wandel dieser Brüder?

Den Korinthern schreibt Paulus, "dass Gott uns, die letzten Apostel, als dem Tod Verfallene erweist, da wir der Welt, den himmlischen Boten und den Menschen ein Schauspiel geworden sind" (1Kor 4:9).

Nichts offenbart die Wahrheit mehr als unser Wandel. Wer schon erlebt hat, wie in Gemeinden um die Macht gebuhlt wird, wie durch Intrigen die eigene Position gehalten wird, wie selbst vor Gemeinheiten nicht zurückgeschreckt wird ... dem werden Pauli Worte besonders bedeutungsvoll.

Die sichtbare und unsichtbare Welt beobachtet uns, ja, Paulus spricht von sich sogar von einem Schauspiel. Dienst und Wandel geben Auskunft über unsere Gesinnung, und so gesehen ist es Paulus doppelt wichtig, dass dieses keinerlei Anstoß nach außen geben: Nichts aus Ränkesucht noch aus Anmaßung tut!

"sondern einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachte ..."

Nach all den bisher aufgezählten Voraussetzungen kommt Paulus zum Kern der Sache. Demut heißt sich beugen und in bestimmten Fällen sich auch demütigen lassen. Dies ist wohl eine der schwierigsten Lektionen, die der Gläubige lernen muss. Ob er sie überhaupt je lernt, d.h. diese Haltung sich zu eigen machen kann, hängt von seiner Beziehung zum Herrn ab. Ein Blick rundum, angefangen bei uns, zeigt doch überdeutlich, wie es auf diesem Gebiet unter den Gläubigen aussieht. Erschwerend kommt in unserer Zeit noch hinzu, dass wir gemäß 2Tim 3:1 davon ausgehen dürfen, dass wi rheute in jener angesagten gefährlichen Frist leben und dass das Merkmal dieser Frist in besonderer Weise der Egoismus des einzelnen ist. Wir haben in unserer letzten Schrift "Die nahe gekommene Wiederkunft Christi" in einem besondern Teil jener Verse aus 2Tim 3:1-4 behandelt.

Aber Paulus bleibt nicht bei der Demut stehen, hinzu kommt noch, dass wir "den Gegenüber" als uns überlegen erachten sollen.

Wir glauben, dass es sich lohnt, mit diesen Gedanken in den Tag zu gehen, selbst einmal zu prüfen, wie weit entfernt oder wie nahe wir selbst dieser Bitte Pauli sind. Möge es für uns ein Tag werden zum Lobpreis Seiner Gnade!

Beim Nachdenken über dieses Wort kommt unwillkürlich die Frage auf: Wie kann ich den anderen als überlegen erachten, wenn er offensichtlich einer falschen Lehre anhängt?

Wir wollen heute aufzeigen, wie Paulus sich in solcher Situation verhalten hat. Beispiel sind die Galater. Diese wurden von Paulus in rechter Weise belehrt. Dann kamen in diese Gemeinde offensichtlich Leute, die die Galater beunruhigten und das Evangelium des Christus verkehren wollten. Praktisch sprachen sie den Galatern zu, dass sie der allein rettenden Gnade noch Gesetzeswerke beifügen müssten, also ein vermischen von Gnade und Gesetz.

Fast etwas erstaun lesen wir hier die Antwort Pauli auf diese Herausforderung: "Aber wenn auch wir oder ein Bote aus dem Himmel euch etwas Andersartiges neben dem verkündigt, was wir euch als Evangelium verkündigt haben, er sei in den Bann getan! Wie wir schon zuvor betont haben, so sage ich auch jetzt wieder: Wenn jemand auch etwas Andersartiges als Evangelium verkündigt, neben dem, was ihr von uns erhalten habt, er sei in den Bann getan!" (Gal 1:8+9).

Es ist gut, wenn wir uns heute die beiden doch sehr unterschiedlichen Haltung Pauli vor Augen stellen und bedenken, dass sich in Demut beugen und den anderen sich selbst für überlegen erachten eine Seite ist, dass aber auch die andere Seite da ist, die, wo nötig klar und bestimmt Positionen festlegt und Grenzen aufzeigt.

Ein weiteres Beispiel wäre hierzu Röm 16:17-18.

Die gestrigen Gedanken über die beiden doch sehr unterschiedlichen Aussagen Pauli bedürfen noch einer weiteren Betrachtung. Oft wird eine falsch gehandhabte Liebe vorgeschoben um die eigene Feigheit zu decken, klar und offen für das Evangelium des Christus einzutreten. Man nimmt dann eher Mischevangelium hin, als klare Position zu beziehen. Solche Haltung schadet aber mehr, da sie die Wahrheit der Botschaft Pauli verschleiert.

Wohlgemerkt: Wo es um die klare Botschaft des Evangeliums Christi geht, um die Lehre, sollten wir auch klare Positionen einnehmen und dies öffentlich bezeugen, auch auf die Gefahr hin, den falsch lehrenden Bruder zu kränken.l Denken wir hier nur an die anders lehrenden Brüder unter den Galatern und die sicher für diese sehr unangenehmen Worte Pauli: "Er sei in den Bann getan!"

Der Wandel hat jedoch andere Schwerpunkte als die Lehre. Man kann eine Sache brutal und herzlos vorbringen, indem man vorgibt, für die rechte Sache zu kämpfen; man kann aber auch die Haltung einnehmen, die Paulus oben den Philippern ans Herz legt. In der Praxis könnte es dann so sein, dass ich zwar entschieden für die Lehre des Paulus eintrete, aber diesen Standpunkt ohne Überheblichkeit, ohne Anmaßung, ohne Ränkesucht vertretet, mich lieber nach unten haltend, indem ich bei aufkommendem Wortwechsel still bin und mich auch eventuell lieber demütigen lassen.

Beide Seite haben also ihre Berechtigung, nur wollen sie richtig angewandt sein.

Phil 2:4

"und jeder nicht das Seine, sondern jeder auch auf das Wohl der anderen achte."

Es fällt uns leicht, auf das Wohl unserer geliebten Familienangehörigen zu achten, auch mag uns dies noch bei dem uns angenehmen Bruder leichtfallen, aber wie sieht es dort aus, wo nicht unbedingt Herzensgemeinschaft besteht?

Es kommt immer wieder vor, dass Brüder, die lange Zeit eine herzliche Gemeinschaft hatten, in Streit geraten. Gedanken wie folgende kommen dann leider oft auf: Hoffentlich fällt er bald auf die Nase, dass er endlich merkt, dass ich doch recht hatte; oder. Nun soll er sehen, wie er alleine zurecht kommt. Im extremsten Fall gehen dann Brüder sogar vor Gericht und verklagen sich vor weltlichen Richtern.

"Weshalb lässt ihr euch nicht eher benachteiligen?" Doch ihr tut Unrecht und benachteiligt andere, und das zwischen Brüdern!" (1Kor 6:7-8).

Die Frage unseres Dienstes und Wandels wird zu einem großen Ackerfeld, welches darauf wartet, von uns bearbeitet zu werden. Wie sagte doch einmal eine Schwester: Halten wir uns nach unten, dort ist in der Regel kein großes Getümmel, dort haben wir immer freie Bahn!

Phil 2:5

"Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist."
Ein Blickwinkel

Bei den bis jetzt ausgesprochenen Aufforderungen, die wir uns recht zu Herzen nehmen sollten, mag es manchem von uns etwas bange geworden sein: Das schaffe ich nie! Mögen viele unserer Leser so gedacht haben, denn die zeigt das tägliche Mitgehen und Mitdenken. Doch dem so Bangenden, die um seine Unzulänglichkeiten und Schwachheiten weiß, bietet Paulus hier eine Wende an, indem der Blick des Einzelnen von sich weggelenkt wird, hin auf Christus Jesus!

So einfach dies hier dargestellt ist, ist es doch von großer Wichtigkeit. Unser größtes Vorbild im Ändern der Blickrichtung ist ja Gott Selbst, unser himmlischer Vater. Auch Er vollzog einen Blickwechsel, nämlich weg von uns, hin zu Seinem Sohn.

Wenn wir uns mit Christus für gestorben halten, so gilt auch uns: "Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus unserem Herrn!" (Röm 6:11). Merken wir an diesem Vers, dass wir für Gott in Christus Jesus leben, dass Er also Ihn anschaut, anstatt auf uns zu blicken? Es ist wunderbar, Er sieht uns in Ihm, dem Sohn!

Diese von Gott geänderte Blickrichtung bedeutet doch für uns Herrlichkeit und gibt genug Anlass zum Dank und Lobpreis.

Die Verse 5-11 bilden eine Einheit, es ist ein Kurzbericht über die Gesinnung des Sohnes, der uns von den Uranfängen bis zur Vollendung führt. Da diese Aussagen für uns tiefste Herrlichkeit enthalten, werden wir ihnen hier den gebührenden Raum einräumen.

Wir beginnen damit, dass wir uns als erstes vergegenwärtigen, dass Gottes Ziel mit uns die Gleichgestaltung mit Christus ist: "Denn die Er (Gott) zuvor erkannte, die hat Er auch vorherbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden..." (Röm 8:29). Die Gleichgestaltung bei uns fängt damit an, dass wir Seinem Tod gleichgestaltet werden (Phil 3:10), und findet ihre Erfüllung, wenn Christus wiederkommt und "den Körper unserer Erniedrigung umwandeln wird, um dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestaltet zu werden..." (Phil 3:21).

Mit hinein in diesen Wachstumsprozess gehört, dass wir dieselbe Gesinnung haben, die auch in Christus Jesus ist, und um diese in die Praxis umsetzen zu können, zeigt uns Paulus in den folgenden Versen, wie die Gesinnung unseres Herrn und Hauptes ist.

Phil 2:6

"der, als ER in der Gestalt Gottes war"

Dieser Vers führt uns weit zurück in die Vergangenheit. Vor unserem geistlichen Auge steht der Sohn Gottes, der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung (Kol 1:15). In Ihm, dem Sohn, ist auch das All erschaffen "...das in den Himmeln und das auf der Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften, Fürstlichkeiten oder Obrigkeiten. Das All ist durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen, und Er ist vor allem, und das All besteht zusammen in Ihm" (Kol 1:16-17).

Johannes bezeugt, dass Jesus schon vor dem Dasein der Welt göttliche Herrlichkeit beim Vater besaß (Joh 17:5). Gleiches berichtet uns der Hebräerbrief, dass Er, der Sohn, die Ausstrahlung der göttlichen Herrlichkeit ist (Hebr 1:3), ja, dass Gott durch Ihn die Äonen, jene ungeheuren Zeitläufe, gemacht hat.

Vor uns steht also der Sohn Gottes in jener Vorschöpfungsperiode des Alls, mit unbeschreiblicher Herrlichkeit und Macht ausgerüstet.

Dieses Wissen und Vergegenwärtigen ist wichtig für das richte Verständnis der später zu betrachtenden Wege des Sohnes Gottes.

Lassen wir uns diese kostbare Erkenntnis heute so recht bewusst werden: Er war dort schon der Abglanz der Herrlichkeit des Vaters, das Ebenbild oder, anders gesagt, der vollkommene Ausdruck - die erfassbare Darstellung Gottes!

Ein wichtiges Ereignis, welches in die Zeit vor Erschaffung dieser Erde fällt, soll uns heute bewegen und auch möglichst froh machen. Den entscheidenden Hinweis und biblischen Grund gibt uns Petrus.

"... da ihr wisst, dass ihr nicht mit Vergänglichem, Silber oder Gold, von eurem eitlen Verhalten nach väterlicher Überlieferung losgekauft wurdet, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines makellosen und fleckenloses Lammes, vorher erkannt zwar, vor dem Niederwurf der Welt, geoffenbart aber in der letzten der Zeiten um euretwillen, die ihr ..." (1Petr 1:18-19).

Nach 1Mo 1:1-2 wissen wir um den Bestand einer Erde vor der heutigen, die zu einem Chaos und inhaltslos wurde. Wiederholt bezeichnet die Schrift dieses Katastrophe als Niederwurf der Erde. Aber schon vor diesem Chaos sieht Petrus den Sohn Gottes als Opferlamm bereitstehen.

Was uns zutiefst erfreuen darf, ist die Tatsache, dass Gott keine Schöpfung ins Leben rief, die Ihm dann irgendwie aus der Hand geglitten ist, sondern dass Er alles mit Seinem Sohn im voraus absprach, dass alles bis zum herrlichen Ende beraten wurde und dass dieser göttliche Ratschluss auch bis in die kleinste Einzelheit ausgeführt werden wird. Der Garant stand schon damals, vor dem Niederwurf, fest. Das makellose, fleckenlose Lamm!

"Es nicht für ein Rauben erachtete, ebenso wie Gott zu sein"

Die Worte "wie Gott zu sein" führen uns auf die ersten Seiten der Bibel, wo diese Worte schon ausgesprochen wurden, allerdings von der Schlange, zu Eva gesprochen. Das erste Menschenpaar sollte zum Ungehorsam verführt werden, und dazu stellte ihnen Satan die glanzvolle Verheißung vor Augen: Wie Gott zu sein! Mit einem Raub der verbotenen Frucht wollte Eva und letztendlich auch Adam das Versprechen Satans realisieren, allerdings ohne zu wissen, dass dieser ein Lügner von Anfang an war.

Die Veranlagung, nach Macht und Ansehen zu streben, ist dem Menschen bis heute als Erbgut Adams geblieben. Mit welcher Hartnäckigkeit sehen wir doch Menschen an ihrer Stellung, ihrem Titel, ihrem Geld, ihrem Ansehen kleben und mit welchen legalen und illegalen Mitteln werden diese verteidigt. Und doch ist alles Streben nach diesen Dingen in der Tiefe die Gier nach der satanisch vorgegaukelten Verheißung "wie Gott zu sein", begonnen mit einem Raub im Paradiesgarten.

Wie ganz anders ist doch alles bei unserem Herrn. Er besaß Seine Gottebenbildlichkeit nicht als Raub, sondern rechtmäßig von Seiner Zeugung an.

Obwohl Christus das Recht hatte, "wie Gott zu sein", hielt Er diese vorweltliche Herrlichkeit nicht fest. Er konnte loslassen. Sein tiefstes Sehnen war, alles mit Seiner Schöpfung zu teilen. Dies war der Beweggrund Seines einzigartigen Herabstiegs.

Phil 2:7-8

"sondern Er entäußerte Sich Selbst, nahm die Gestalt eines Sklaven an, wurde den Menschen gleichgestaltet und in der Art uns Weise wie ein Mensch erfunden; Er erniedrigte Sich Selbst und wurde gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod."

Das ungeheure und für uns Menschen fast unfassbare Opfer, der tiefe Abstieg des Herrn, ist nur richtig begreifbar, wenn wir uns der vorherigen Herrlichkeit des Herrn voll bewusst geworden sind.

Der obige Text erlaubt die Aufgliederung in einen aus 7 Stufen bestehenden Abstieg. unseres Herrn, den wir nun Stufe für Stufe mitgehen, bzw. mit verfolgen wollen.

1. "Er entäußerte Sich Selbst"

Entäußern heißt, etwas abgeben, loslassen, zurücklassen bis hin zum Entleeren. Je mehr uns in den letzten Tagen klar wurde, wie groß Seine Herrlichkeit beim Vater war, umso mehr können wir ahnen, wessen Er Sich alles entäußerte und was Er zurückließ. Er kam aus der Einheit und Harmonie mit dem Vater in unsere Welt der Sünde und des Streits; Er kam aus der heiligen Liebe in eine Welt des Kampfes und der Feindschaft; Er kam aus dem wahren Leben in die Welt des Todes.

Seine ganze Größe jedoch zeigt sich für uns darin, dass Er Seine Herrlichkeit nicht wie ein Räuber seinen Raub festhielt, sondern dass Er loslassen konnte! Dieses Loslassen war der erste Schritt Seiner Erniedrigung.

Wer Christi Gesinnung haben möchte, muss sich also die Frage stellen: Wie sieht es hier bei mir aus? Gold, Gut, Titel, Würde, Posten, Ehrenämter, Ansehen, oder auch andere Menschen? Wer noch an all diesen Dingen hängt, oder Menschen in egoistischer Weise an sich bindet, steht nicht in der Gesinnung Christi Jesus.

2. "nahm die Gestalt eine Sklaven an"

Dieses Wort wurde schon in der Stunde Seiner Geburt wahr! Nicht im Königspalast, sondern in einem Stall erblickte Er das Licht der Welt. In völliger Untertänigkeit unter Seine Elter verbrachte Er Seine Jugend. In den Schriften belehrt, ordnete Er sich diesen ganz unter und erfüllte sie. Sein Umgang waren nicht die Oberen, sondern die einfachen Leute. Er wurde aller Diener und Knecht - dies zeigte sich deutlich, als Er Seinen Jüngern (einschließlich Judas) die Füße wusch.

Ein Sklave hat seinem Eigner bedingungslos zu dienen. Wenn wir in den letzten Tagen vernahmen, dass in Ihm das gesamte All erschaffen wurde, so sehen wir heute den Träger der Schöpfung, wie Er Sich Seiner eigenen Schöpfung als Sklave unterordnete.

Wir sind hier zu fragen, wie unsere Bereitschaft zum Dienen aussieht? Sind wir bereit, unsere Zeit zu opfern, unser Gut, um anderen zu helfen? Nehmen wir auch einmal Schmerzen in Kauf und, wenn es sein muss, Leiden um der anderen willen? Oder ist unsere Gesinnung derart, dass wir durch unser (frommes) Tun unsere eigene Ehre vor Menschen suchen? Möchte es doch so sein, dass wir nur Ihm zur Ehre sklaven, auch wenn wir dabei vor Menschen gering oder gar lächerlich erscheinen!

3. "wurde den Menschen gleichgestaltet"

Jeder Schritt führte den Herrn tiefer hinab. Nicht nur Sklavendienst verrichtete Er, Er musste auch dem Körper des Menschen gleichgestaltet werden. Joh 1:14 beschreibt dies so "Das Wort wurde Fleisch!"

Im Römerbrief (Röm 8:3) lesen wir: "... Gott: Seinen eigenen Sohn in der Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und um der Sünde willen sendend ..." Hier liegt das Schwergewicht dieser dritten Stufe: Jesus, zwar frei von der adamitischen Erbsünde erschien in der Gestalt des sündigen Fleisches und wurde damit durchaus verletzbar für die Angriffe des Widerwirkers.

Hebr 4:15 berichtet uns, dass Jesus in allem auf die Probe gestellt wurde. auch hierin war Er den Menschen völlig gleichgestellt.

Merken wir uns: Er nahm unser Staubgewandt an, um uns später in das Gewand Seiner Herrlichkeit zu kleinen (Phil 3:21). Erhöhung erfolgt nach Erniedrigung. Auch unser Weg kann nicht anders verlaufen. Lassen wir uns deshalb nicht entmutigen, wenn auch unsere Wege abwärts gehen!

4. "und in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden"

War am gestrigen Tag mehr Jesu äußeres Erscheinungsbild, Sein Fleisch, in den Vordergrund gestellt, so sind es heute die nach innen gerichteten Seiten des Menschen - Seine Empfindungen. Wir wissen, Er konnte weinen (über Jerusalem) und auch zornig werden (im Tempel über die Händler), er empfand Hunger und Durst, er tröstet und strafte. In all dem war Er völlig Mensch und den Brüdern in allem gleich (Hebr 2:17). Aus den vielen Beispielen Seines Erdenlebens wollen wir eines herausgreifen, welches uns in besonderer Weise den Menschen Jesus nahebringt: Sein Kampf im Garten Gethsemane.

Wenn hier vielfach gesagt wird, Satan wollte Ihn dort töten, so ist dies einfach nicht möglich, weil die Last der Sünde erst am Kreuz auf Ihn gelegt wurde und Er somit in Gethsemane noch ohne Sünde war und damit unantastbar für den Tod. Nein, hier erleben wir, wie unser Herr vor dem Berg der Sünde und Urat ganz menschlich Angst bekam, wie der Druck auf Seiner Seele lastete und wie Er mit dieser Angst kämpfte. Matthäus (Mt 26:36-45) und Markus (Mk 14:32-42) berichten übereinstimmend von der Betrübnis Seiner Seelee, und Lukas, der Arzt (Lk 22:39-45), beschreibt Seinen Schweiß wie Blutgerinsel! Der Kampf endete mit dem vollkommenen Sohnesgehorsam unter den Willen des Vaters. Unendlicher Dank sei Ihm für dieses Erdulden und Leiden an unserer Statt!

5. "Er erniedrigte Sich Selbst"

Seine Erniedrigung vom Sohne Gottes in Herrlichkeit hinab in das fleischliche Staubgewand der Menschen ist für uns eine kaum fassbare Tatsache. Nur tief in unserem Herzen kann uns der Geist Gottes dieses Geschehen miterleben lassen.

Als Mensch jedoch musste Er Seine tiefste Demütigung wohl von den Soldaten des Pilatus über sich ergehen lassen. Nach Mt 26:67 wurde Ihm von diesen Soldaten ins Angesicht gespien, sie schlugen Ihn mit Fäusten und verhöhnten Ihn: Er, der Sohn Gottes, sollte raten, wer Ihn gerade schlug.

Sein Weg in die Erniedrigung findet eine Fortsetzung in Mt 27:26-29. Ein scharlachroter Mantel, eine Dornenkrone und ein Rohr in Seiner Rechten - so wurde Er als der angebliche König Israels verhöhnt und dabei angespuckt.

Die alles kam nicht überraschend für den Herrn, Er wusste von Anfang an, was auf Ihn zukommen würde; Er ging diesen Weg also von Sich Selbst aus, ohne jeglichen Druck.

Was mag unser Herr bei all diesen furchtbaren Demütigungen wohl empfunden haben?

6. "und wurde gehorsam bis zum Tode,"

Wir schauen nochmals hinein in den Garten Gethsemane, wo Jesus den entscheidenden Kampf austrug. Es ist nötig, dass wir versuchen, uns ganz in Ihn hinein zu versetzen und das mitzuerleben, was Ihn so überstark bedrängte.

Noch konnte Ihm der Tod in dieser Stunde nichts anheben, das noch keine Sünde auf Ihm lag. Aber die Schatten des Todes umgaben Ihn bereits, wenige Stunden trennten Ihn nur noch von dem schmählichen Fluchholz.

Wir dürfen Ihn uns nun verstellen, den Fürsten und den Quell allen Lebens, den Reinen un dHeilgen Gottes, der von keiner Sünde wusste, nichts mit ihr zu schaffen hatte. Es war völlig gegen Seine Natur, dass der Sündenberg auf Ihm liegen sollte und Er den Tod schmecken musste. Alles in Ihm lehnte sich gegen die vor Ihm liegenden Stunden auf. Sein Kampf war entsetzlich und Sein Schweiß wurde wie Blutgerinnsel.

Aber gegen Seine gesamte sündlose Natur, die den Tod nicht annehmen wollte, stellte Er den Gehorsam gegenüber dem Vater über alles und im "Ja bis zum Tode" findet der Sohnesgehorsam Seine höchste Vollendung.

Bevor wir den letzten 7. Schritt in die Erniedrigung betrachten, wollen wir doch noch bei dem Gehorsam stehenbleiben. Jesus wusste ja gemäß Joh 18:4 genau, was an Leiden auf Ihn zukommen würde. Ergreifend schildert uns der Hebräerbrief (Hebr 5:7), wie Er in den Tagen Seines Fleisches sowohl Flehen wie auch inständige Bittrufe mit starken Geschrei und Tränen dem darbrachte, der Ihn aus dem Tode retten konnten. Im nächsten Vers (Hebr 5:8) heißt es dann: "Obgleich Er der Sohn ist, lernte Er den Gehorsam durch das, was Er litt".

Die beiden Verse des Hebräerbriefes zeigen uns, wie Jesu Erdenleben von Gebeten durchzogen war und wie Er Sich darin in schwerstem Kampf zum Gehorsam durchrang.

Es mag uns seltsam berühren, dass der Sohn Gottes diesen Gehorsam erst auf der Erde lernen musste. Dich gerade die Tatsache, dass Er ja in der Art uns Weise wie ein Mensch erfunden war, macht uns dies verständlich. Und in dieser Art und Weise wird Er auch für uns zum Vorbild.

Möge uns dieser Tag dazu anregen, dass wir uns zeigen lassen, wie Er, unser Gott, in Gebet und Flehen zum Überwinder heranwuchs und Gehorsam lernte bis zum Tode.

7. "... ja bis zum Kreuzestod."

Wir wollen die 7. und letzte Stufe der Erniedrigung unseres Herrn so betrachten, dass wir uns mehrere Tage hindurch zeigen lassen, zu wieviel übermenschlich Schwerem Sich der Herr hat durchringen müssen und was letztlich der Kreuzestod für Ihn bedeutete:

a) Tragen und Tilgen aller Sünde

In Joh 1:29 lesen wir: "Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt auf Sich nimmt!"

Wenn wir oft den gedankenlosen Satz hören: - andere Menschen wurden ja auch unter römischen Herrschaft wie Jesus am Pfahl umgebracht -, so trug der betreffende Mensch nur seine eigene Sünde in den Tod und dazu noch berechtigt. Jesus aber trugt die. Sündenlast der gesamten Schöpfung - und dies war ein Berg, den wir nicht ermessen können! Nicht nur die Sünder der Vergangenheit, auch alle Kränkungen und Verfehlungen der Zukunft lagen schon für Ihn bereit, nochmals eine riesige dunkle Masse. Der gesamte Unrat der Menschheit und der unsichtbaren Welt stand vor Ihm und muss Ihn schier erdrückt haben!

Sein "Ja" zum Vater war die letzte und endgültige Einwilligung!

b) Der Fluch des Gesetzes

"Christus hat uns aus dem Fluch des Gesetzes erkauft, weil Er um unseretwillen zum Fluch wurde; denn es steht geschrieben: "Verflucht ist jeder, der am Holze hängt. Und Er wurde zum Fluch..." (Gal 3:13).

Auf jede einzelne Sünde tritt der Fluch erbarmungslos auf den Plan und fordert jedesmal den Tod des Übertreters. Auch diesen unübersehbaren Berg des Fluches musst Er auf Sich nehmen und uns davon loskaufen. Für jede begangene Sünde fordert das Gesetz den Tod (Röm 6:23).

Der Herr hat Sich also mit dem Aufnehmen des Fluches ein milliardenfaches Todesurteil aufgeladen.

Bedenken und bewegen wir heute in unseren Herzen, welch ungeheure Leidenstiefe dieses Urteil für den Herrn bedeutet hat. Bedenken wir, was uns schon allein mit unseren eigenen Sünden an Fluch getroffen hätte!

"Er hat die wider uns lautende Handschrift der Erlasse, die unser Gegner war, ausgelöscht und sie aus der Mitte genommen, indem Er sie an das Kreuz nagelte" (Kol 2:14).

c.) In der Hand des Todes

"Denn ebenso wie der Vater in Sich Selbst Leben hat, so hat Er auch dem Sohn gegeben, in Sich Selbst Leben zu haben" (Joh 5:26). Jesus war auch in Seiner Niedrigkeit Fürst des Lebens, da keine Sünde in Ihm war. Der Tod hatte. also keine Macht über Ihn, solange keine Sünder auf Ihn gelegt wurde. Diese Tatsache müssen wir auch bei Jesu Kampf in Gethsemane beachten.

Gemäß Röm 5:12 drang durch die Sünde der Tod zu allen Menschen durch. Als Adam sündigte, wurde er ein zum Sterben Sterbender und mit ihm auch alle seine Nachkommen.

Gleicherweise wie bei dem ersten Adam der Tod durch die Sünde eindrang, war es auch bei Christus, dem letzten Adam: Als die Sünde auf Ihn gelegt wurde, drang der Tod in Ihn ein und bekam die Herrschaft über Ihn - und dies geschah am Kreuz!

Bedenken wir: Am Kreuz hängend, nahm Christus die Sünde der Welt auf Sich und gewährte dem Tod Einlass, ja dieser gewann sogar die Herrschaft über Ihn und raubte dem Lebensfürsten auf qualvollste Art das Leben.

Was mag es Ihn gekostet haben, bereit zu werden, dem Tode die Herrschaft über Sich zu geben!

"Jesus (um des Todesleidens willen mit Herrlichkeit und Ehre bekränzt), damit Er nach Gottes Gnade für jeden den Tod schmecke" (Hebr 2:9)

d.) Die Vollmacht der Finsternis

Als die Schergen im Begriff waren, den Herrn festzunehmen, da sagte Er ihnen das tiefbedeutsame Wort: "Dies ist jedoch eure Stunde und Vollmacht der Finsternis" (Lk 22:53).

In Lk 4:36 sehen wir, wie Jesus mit Vollmacht und Kraft über die Finsternis gebietet. Nun gibt Er diese Vollmacht ab, ja, diese bekommt nun sogar über Ihn die Herrschaft. Welch schmerzvoller Wechsel!

Einblick, wie die Finsternis ihre Vollmacht ausspielte gibt uns

Ps 22:13-14: "Viele Stiere haben mich umgeben, starke (Stiere) von Basan haben mich umringt. Sie haben ihr Maul gegen mich aufgesperrt, wie ein Löwe, reißend und brüllend."
Ps 22:17: "Denn Hunde haben mich umgeben, eine Rotte von Übeltätern hat mich umzingelt. Sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben."
Ps 22:21: "Errette vom Schwert meine Seele, meine einzige aus des Hundes Pranke! Rette mich aus dem Rachen des Löwen und von den Hörnern der Büffel!"


e.) In der Hand Satans

"... der die Gewalt des Todes hat, dies ist der Widerwirker ..." (Hebr 2:14).

Wir sehen in obigem Vers den Zusammenhang zwischen der Herrschaft des Todes einerseits und der Gewalt des Widerwirkers über den Tod andererseits. Mit der Herrschaft des Todes über den leidenden Christus gewann also auch der Widerwirker Zutritt zu Ihm und konnte seinen aufgestauten Hass an Ihm austoben.

Satan, der unzählige Male vorher zurückweichen musste, der keinerlei Rechte an den Herrn hatte - hat Ihn nun in seiner Hand. Welch grauenvolles Entsetzen musste den Herrn in dieser Stunde gepackt haben.

Wir sehen also 5 Mächte miteinander verkettet:

  1. Die Last der Sünde,
  2. der Fluch des Gesetzes#
  3. die Herrschaft des Todes,
  4. die Vollmacht der Finsternis und
  5. damit verbunden der Zutritt des Widerwirker zu Ihm!

Vielleicht verstehen wir nach dem allen Jesus besser: "... Er begann zu erschauern und niedergedrückt zu werden. Dann sagte Er zu ihnen: "Tief betrübt ist Meine Seele bis zum Tode" (Mk 14:33-34).

Christi Gehorsam

Wir können das Opfer des Herrn nur richtig verstehen, wenn wir alle Stufen und Punkte Seines Leidens miterleben (im Geist). Nur so wird uns auch verständlich, warum Er den Vater bat, wenn es möglich i8st, diesen Becher vorübergehen zu lassen. Wie ein dunkler Schatten legten sich die bevorstehenden Ereignisse auf Seine Seele, denn Er wusste genau, was auf Ihn zukommen würde.

Diese Bitte an den Vater darf nie als ein Zurückweichen vor dem übermenschlich schweren Auftrag gesehen werden, es zeigt uns vielmehr, dass Christus nicht gezwungenermaßen, sondern freiwillig - aus Liebe - den Weg der Erniedrigung bis ans Kreuz gegangen ist.

In dieses Sicht erstrahlt uns hell der Gehorsam Christi, denn hätte der Herr auf Seiner Bitte beharrt, den Kelch vorübergehen zu lassen, so hätte Gott für Ihn einen befreienden Ausgang bereitet (Mt 26:53).

Gethsemane zeigt uns keinen fernen, erhabenen Gottessohn, es zeigt uns einen Menschensohn, uns nahestehen, mit einem seelischen verlangen, wie wir es kennen. Doch stand Seinem seelischen Verlangen eine göttliche, machtvolle Geisteskraft gegenüber, die letztlich, trotz stärksten seelischen Druckes, die Oberhand behielt. "Abba, Vater ... jedoch nicht was Ich will, sondern was Du willst!"

Auch unser Gehorsam dar nie im Gesetz seine Grundlage haben, sondern in der willigen Sohnes-Unterordnung unter die Wege, die der Vater uns führt.

Am Fluchholz hängend, hauchte der Sohn Gottes Sein Leben mit den Worten aus: "Es ist vollbracht!"

Wir können nicht oft und hoch genug an diese Worte bzw. von ihnen denken uns ihrer erinnern. Die Strahlen dieses Sieges erleuchten ja hell das ganze All, bedeuten sie doch die Erfüllung von Gottes innerstem Liebeswillen.

Wir stehen hier an dem bedeutsamsten Ereignis der Geschichte der gesamten Schöpfung: Der tiefste Punkt auf dem Weg der Erniedrigung Christi wurde zum höchsten und herrlichsten Heil für die Schöpfung!

"Frieden euch, den Fernstehenden, und Frieden euch, den Nahestehenden, weil wir beide durch Ihn in einem Geist Zutritt zum Vater haben (Eph 2:17-18), - so klingt es fortan aus Gottes Herzen entgegen. Wir, die Erstlinge, dürfen dieses Evangelium des Friedens weitertragen, indem wir "stehen, die Füße unterbunden in Bereitschaft für dieses Evangelium des Friedens."

Lasst uns den Sohnes-Gehorsam recht tief in unseren Herzen erfassen, und ihn uns auch ausleben, denn dies ist der Weg, auf dem wir unserem Herrn und Haupt am nächsten sind!

Phil 2:9

"Darum hat Gott Ihn auch überaus hoch erhöht ... "

In 7 Stufen haben wir den Herabstieg des Herrn aufgezeigt ,in 7 Stufen wollen wir auch Seine Erhöhung betrachten.

1. Überaus hoch erhöht

Noch vor Seiner schwersten Stunde lehrt Jesus Seine Jünger sowie das Volk: "Wer sich jedoch selbst erhöhen wird, soll erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigen wird, soll erhöht werden" (Mt 23:12). Diese göttliche Wahrheit ist ein Grundsatz, er offenbart sich in der Gesinnung Jesu.

Paulus beginnt seine Verse mit dem Wort "darum" und weist damit zurück auf den Herabstieg des Herrn. "Darum" - durch dieses Wort wird die nun folgende Erhöhung in eine ursächliche Beziehung zu der Erniedrigung gebracht. Es bedeutet aber auch dass die Erhöhung des Sohnes Gottes ausdrücklich als der gerechte und Ihm gebührende Lohn betrachtet werden muss. Schon Jesaja bezeugt: "Von der Mühsal Seiner Seele soll Er Licht sehen (Jes 53:11). Die Mühsal Seiner Seele haben wir bewegt betrachtet, nun soll Er das Licht seiner überaus hohen Erhöhung sehen.

Wir beachten als erstes: Christus hat Sich nicht Selbst erhöht, sondern Gott erhöhte Ihn. Dann beachten wir weiter; dass Er nich tnur in den früheren Herrlichkeitszustand zurückversetzt wurde, es heißt hier: "überaus hoch erhöht"! Dies weist auf eine gewaltige Steigerung gegenüber Seinem früheren Stand hin.

Hier wäre zu fragen: Gibt es denn überhaupt noch eine Steigerung gegenüber dem, was Er früher hatte, nämlich "ebenso wie Gott zu sein?" Im Folgenden wollen wir versuchen, diese Frage zu beantworten.

"und Ihn mit dem Namen begnadet, der über jedem Namen ist,"
2. Name

Der Name heißt "Jesus". Es ist die griechische Form des hebräischen Joschua und bedeutet "Retter". Es ist der menschliche Name unseres Herrn auf Erden im Zustand Seiner Erniedrigung. Der Name Christus (die griechische Übersetzung des hebräischen Messias) deutet auf Seine Würden, Ämter und auf Seine Erhöhung hin.

Wir wollen heute bedenken, dass der Herr erst mit Seinem Kreuzestod zum Retter wurde und damit der Name "Jesus" auf Ihn zutraf. IN seinem qualvollen Sterben wurde Er Seiner Schöpfung zum Heil: "Un in keinem anderen ist die Rettung; denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter Menschen gegeben worden ist, in welchem wir gerettet werden müssen" (Apg 4:12).

So erhaben Ihn der Titel "Christus" auch machen mag, es gibt in diesem keine Rettung! Diese ist nur möglich in dem Namen "Jesus"; er beinhaltet in sich Erniedrigung und Tod am Fluchholz, beladen mit der Sündenlast der gesamten Schöpfung.

Wer die Hoheit dieses Namens "Jesus" verstanden hat, wird diesen nie mehr gedankenlos im Munde führen - zu kostbar ist er geworden "Jesus - der Retter"!

Phil 2:10

"damit in dem Namen Jesu sich jedes Knie beuge,"
3. Beugung

Eine Beugung, wie sie hier vor unseren Augen steht, wird niemals unter Zwang vollzogen, wie es die Gegner der Allaussöhnung behaupten. Erzwungene Beugung wäre kein Triumph für den Herrn, im Gegenteil! Sich beugen in dem Namen Jesu bedeutet einzig und allen die Anerkennung der eigenen Unfähigkeit und die freiwillige, freudige Annahme des Geschenkes der Rettung unter tiefster Beugung vor Ihm. Wer etwas anderes aus dieser Beugung macht, entehrt das Kreuz Christi und entehrt Seinen Namen.

Die 3. Stufe der Erhöhung führt uns weit in die Zukunft und lässt uns erkennen, dass Gottes Heilsplan einen herrlichen Abschluss erfahren wird.

Die Schrift beginnt mit den Worten: "Erschaffen hat Alueim die Himmel und die Erde". Alles, was auf diesen ersten Schöpfungsbericht folgt, ist Neuschaffung und Wiederherstellung derin Tod und Finsternis geratenen Schöpfung. In dem Sohn ist alles geschaffen (Kol 1:16); dies ist mit Sicherheit eine gewaltige und herrliche Tatsache, doch überaus höher ist zu werten, dass auch die gesamte Schöpfung in Anbetung und Lobpreis vor Ihm die Knie beugen wird, um Ihm zu huldigen.

Die Tatsache der Beugung aller ist also eine weitere Stufe Seiner überaus hohen Erhöhung.

4. "der Überhimmlischen, Irdischen und Unterirdischen"

"Jedes Knie" findet hier seine genaue und spezifizierte Auslegung: Überhimmlische, Irdische, Unterirdische. Die bedeutet, alles Geschaffene, was überhaupt zur Anbetung fähig ist, wird sich vor Ihm beugen. Wir sehen hier eingeschlossen einmal sämtliche Bewohner außerhalb unserer Erdatmosphäre (die Überhimmlischen). Wir dürfen davon ausgehen, dass diese interstellare Raum mit seiner Unzahl an Gestirnen von einer für uns unvorstellbaren Zahl intelligenter Lebewesen bewohnt ist. Es wird Aufgabe der Körperschaft Christi sein, aufgrund ihrer überhimmlischen Berufung eben diese Bewohner zu Christus zu führen.

Die zweite Gruppe stellen die irdischen Bewohner dar, dies bedarf ja keiner weiteren Erläuterung.

Die "Unterirdischen" können jene Gruppe darstellen, von der uns 2Petr 2:4 berichtet: "Denn wenn Gott sündigende Bote nicht verschont hat, sondern sie in dunkle Verließe des Tartarus tat und sie so dahingab, um sie als zu Bestrafende zum Gericht zu verwahren ..."

Möge uns die Kurzbetrachtung dieser 3 Gruppen den Stand unseres Herrn herrlich werden lassen, eingedenk der Tatsache, dass ja das gesamte All zu Ihm hin erschaffen ist (Kol 1:17).

Phil 2:11

5. "Und jede Zunge huldige"

Wir wollen uns hier nochmals mit der verunehrenden Lehre einer ewigen Verdammnis auseinandersetzen. Obwohl wir wissen, dass in diesem Punkt für unsere Leser keine Belehrung mehr notwendig ist, so werden wir doch immer wieder mit solchen. Gläubigen konfrontiert, die dieser Lehre noch anhängen.

Huldigen heißt auch bekennen, und es ist doch völlig ausgeschlossen, dass ein Geschöpf, welches bekennt, dass Jesus Christus der Herr ist, dies nicht aus so meint. Wer dies trotzdem in Abrede stellt, ist sich wohl kaum seiner lästerlichen Aussage bewusst.

Wie könnte es denn eine überaus hohe Erhöhung Christi sein, wenn einem Teil der Schöpfung unter Heulen und Zähneknirschen und in ohnmächtiger Wut. diese Huldigung herausgepresst werden würde? Es ist völlig undenkbar, dass unser Herr diese Art Huldigung annehmen würde.

Hier muss klar gesagt werden, dass solch fälschliche Lehre im Grunde dem blanken Neid entspringt und purer Egoismus ist.

Huldiung ist ein sich aus ganzem Herzen Dahingeben, denn "Gott schließt alles zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme" (Röm 11:32).

6. "Herr ist Jesus Christus"

Die Huldigung aller Geschöpfe findet ihren Höhepunkt in der bedingungslosen Anerkennung: Herr ist Jesus Christus! Hier ist Sein irdischer Name mit dem Titel Seiner Erhöhung vereint. Dieses Ziel ist aber noch nicht erreicht. Unsere Blicke eilen deshalb voraus und folgen Pauli Worten in Eph 1:10: "... für eine Verwaltung der Vervollständigung der Fristen, um in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde".

Die Verwaltung der Vervollständigung der Fristen ist laut Hebr 9:10 die Frist der Zurechtbringung. Hier, zu diesem in weiter Ferne liegenden Zeitpunkt, hat sich für alle Geschöpfe unser Leitwort erfüllt.

Damit dieses große und herrliche Ziel erreicht wird hat Gott dem Sohn alles Gericht übergeben (Joh 5:22-23).

Diese Schau, die sich vor unserem geistlichen Auge auftut, hebt uns aus den Niederungen heraus in die Gegenwart der höchsten Erhöhung unseres Hauptes. Wir, die Erstlinge, die wir heute schon in Ihm vervollständigt sind (Kol 2:10), dürfen auch heute schon im Geist unseren Platz in den Überhimmeln einnehmen (Eph 2:6) und dürfen Ihn als unseren Herrn anerkennen. Möge doch unser Dienst und Wandel ganz auf den einen Herrn ausgerichtet sein, auf Jesus Christus!

7. "zur Verherrlichung Gottes, des Vaters."

Den krönenden Abschluss der Erhöhung Christi Jesu finden wir in der Verherrlichung des Vaters.

Wenn wir bedenken, wieviel Vorbehalte, Skepsis, ja völlige Ablehnung Gott von Seinen Geschöpfen erfährt, dass auch wir Gläubige oft nur schwer Seine Wege verstehen, so steht am Ende die gemeinsame Verherrlichung aus aller Mund und Herzen, weil Gott Sich als wahrhaftig erwiesen hat!

Wir, die Erstlinge, dürfen schon heute den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten inmitten der Überhimmlischen die mannigfaltige Weisheit Gottes bekanntmachen (Eph 6:10) und in den kommenden Äonen dürfen wir Schaugefäße Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus sein (Eph 2:7).

Der Höhepunkt der Verherrlichung Gottes wird erreicht sein, wenn Christus Jesus, herrschend als König, dem das ganze All untergeordnet ist, Sich Selbst dem unterordnet, der Ihm das All unterordnete, damit Gott alles in allen sei (1Kor 15:25-28).

Was wird es für das Vaterherz bedeuten, und wie wird es Ihn verherrlichen, wenn der Sohn (den Er überaus hoch erhöht hat un din dem die ganze Schöpfung eingeschlossen ist) Sich Ihm unterordnet.

Möge auch unser Leben heute schon von diesem hehren Ziel bestimmt werden, denn ... die Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist!

Unsere Mitverherrlichung"

"Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, das wir Kinder Gottes sind, wenn aber Kinder, dann auch Losteilinhaber, und zwar Losteilinhaber Gottes; Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir nämlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden" (Röm 8:16-17).

Anschließend zu unseren Betrachtungen über die überaus hohe Erhöhung unseres Herrn soll uns noch obiges Wort bewegen. Beim aufmerksamen Lesen erkennen wir, dass Paulus von 2 Losteilen spricht, die sich sehr unterscheiden. Einmal ist es das Losteil Gottes, das jedem Kind Gottes zusteht, zum anderen ist die Rede von dem Losteil Christi, dessen Teilhaberschaft aber an eine Bedingung geknüpt ist:

Wenn wir mit Ihm leiden

Damit ist dem fleischlichen und leidenscheuen Gläubigen eine Schranke gesetzt. Nur wer bereit ist, die Gesinnung Christi Jesu in sich aufzunehmen, wer also bereit ist, den Weg des Abstiegs nachzuvollziehen, nur dem gilt auch die Verheißung:

Mit Ihm verherrlicht zu werden!

Das Opfer ist vollbracht, die wider uns lautende Handschrift der Erlasse ist ausgelöscht. Was wir in unserem Wandel und Dienst üben können, ist das ständige Streben nach unten in die Demut.

Aufforderung, Vorbild in der Welt zu sein

Phil 2:12

"Daher, meine Geliebten, so wie ihr allezeit gehorcht habt (nicht nur, als ich bei euch anwesend war, sondern nun umso mehr während meiner Abwesenheit)"

Von den herrlichsten Höhen, die wir die letzten Tage im Geist erklimmen durften, geht es jetzt wieder hinab in die Talsohle des täglichen Kampfes. Unserem Fleisch entsprechend würden wir es ja auch lieber wie einst Petrus, Johannes und Jakobus halten, die von ihrem Herrn auf den Berg der Verklärung geführt wurden und - nachdem sie all das Herrliche gesehen hatten - nicht mehr hinabsteigen wollten. Petrus meinte dann: "Herr, schön ist es für uns, hier zu sein! Wenn Du willst, werde ich hier drei Zelte errichten ...!" (Mt 17:4).

Wenn Paulus mit dem Wörtchen "Daher" beginnt, so sehen wir einen Brückenschlag zu Vers 9 "Darum hat Gott Ihn auch überaus hoch erhöht". "Daher" und "Darum" haben den gleichen Sinn: Es lohnt sich, gehorsam zu sein!

"Daher" diese Wort soll heißen: Ihr habt jetzt ganz genau gesehen, wohin die Gesinnung Christi Jesu geführt hat. "Daher" stellt auch ihr euch in die gleiche Gesinnung!

"Meine Geliebten" .... wie innig klingen doch diese Worte in unserem Ohr! Hier spricht nicht das Fleisch, sondern der Geisst. Und dieser göttliche Geist macht es möglich, dass Paulus auch die nicht gut stehenden Korinther als "meine geliebten Kinder" ansprechen kann (1Kor 4:14). Die Verbindung besteht nicht in der fleischlichen Beziehung, sondern - um am Beispiel der Korinther zu bleiben - in der Verbindung "in Christus Jesus durch das Evangelium" (1Kor 4:15).

Gehorchen steht auch im Zusammenhang mit "horchen" - "hören". So könnte Paulus bei diesem Lob der Philipper das falsche Verhalten der Galater vor Augen gehabt haben. Solange er bei diesen war, verhielten sie sich mustergültig. Im Geist hatten sie den richtigen Anfang genommen (Gal 3:3), aber kaum war Paulus weg, ließen sie sich von anderen Brüdern auf ein andersartiges Evangelium umstellen. Pauli Worte verhallten in ihren Herzen, sie hörten nicht mehr auf ihn, sondern auf andere.

In diesen Tagen, in welchen wir heute leben, ist die Situation eher schlimmer geworden. Eine Unzahl von Gemeinschaften und Gruppierungen bieten Evangelium an, aber welches?

Eines kann mit Sicherheit gesagt werden: Am allerwenigsten hören wir das Evangelium Pauli, welches ihm von dem erhöhten Herrn eingegeben wurde. Selbst Stätten, die früher durch ihr klares Wort bekannt waren, werden immer mehr zum Tummelplatz von Lehrern, die selbst nur Mischevangelium kennen undPaulus als alleinigen Lehrer der Nationen ablehnen. Ja, man ist tolerant geworden den vielen Strömungen gegenüber, weil man sich nicht mehr dem Wort anpassen will, sondern den Hörern!

Liebe Geschwister, Geliebte in Christus Jesus, seien uns die Philipper heute ein Vorbild, gehorsam zu sein, auch in der Einsamkeit, auch in der Ausstoßung aus Gemeinschaften. Lasset uns unerschütterlich feststehen in dem, was wir von Paulus gelehrt wurden; lasset uns standhaft werden durch Seinen Geist am inneren Menschen, in Liebe gewurzelt und gegründet!

Noch ein Gedanke soll uns zu obigem Wort bewegen: Paulus als Darsteller Jesu Christi! Deutlich erklärt ja Paulus, dass sein geschriebenes Wort nicht menschengemäß ist, sondern es wurde ihm durch Enthüllung des erhöhten Jesus Christus zuteil (Gal 1:11-12). Seine Briefe sind also Worte des Herrn an Seine Glieder.

Wir leben heute in einer Zeit der äußerlichen Abwesenheit unseres Herrn. Wir erwarten aber Sein kommen zur Entrückung täglich, stündlich.

Prüfen wir uns doch einmal an unserem Leitwort an die Philipper, ob uns beim Kommen des Herrn auch obiges Lob treffen würde? Wir sollten auch prüfen, wieviel Zeit Ihm gehört! Es könnte ja sein, dass stundenlanges Fernsehen, nutzlose Debatten oder leeres Geschwätz unsere Zeit rauben, die wir doch ganz anders auskaufen sollten.

Kaufen wir doch unsere Zeit gewinnbringend aus, indem wir nach dem trachten und suchen, das droben ist, und nicht auf das auf Erden! (Kol 3:1-2). Lassen wir unsere vielen irdischen Aktivitäten und bedenken, dass wir eine Berufung nach oben haben, dass uns Aufgaben bevorstehen, die nicht die Erde, sondern den überhimmlischen Raum betreffen. Nützen wir Seine äußerliche Abwesenheit gewinnbringend, aber doch wiederum immer so, dass wir Ihn jederzeit erwarten!

"mit Furcht und Zittern wirket eure Rettung aus!"

Wir wollen für den heutigen Tag eine sehr ernste Warnung mitnehmen, sie lautet: Nie einzelne Verse wahllos aus der Schrift herausgreifen und sie zusammenhanglos betrachten!

Nur unter Missachtung dieser Handhabung ist es bis heute immer noch möglich, Worte wie unseren obigen Leitvers völlig falsch auszulegen. Aus dem Gesamtbild des Philipperbriefes herausgerissen, heißt es dann so: Paulus lehrt doch, dass wir unsere Rettung selbst aus- oder gar bewirken müssen, und dies liegt in ständiger Angst, ob es uns auch je gelingen wird! Hier liegt dann die Wurzel für soviel Angst und Unfrieden in den Herzen vieler Gläubigen.

Wenn wir jedoch stets bemüht sind einen Brief in seiner Ganzheit zu lesen, wenn wir auf diesem Weg erkennen, wie Paulus in jeden Brief ein ganz bestimmtes Thema gelegt hat und wie sich inhaltlich alles auf dieses Thema ausrichtet, dann laufen wir nicht mehr Gefahr, auf ein völlig falsches Gleis zu geraten. Denn, was sagt doch Paulus in Bezug auf unsere Rettung aus?: "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies ist nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme" (Eph 2:8-9).

Wenn wir, im Gegensatz zu der gestern angesprochenen Handhabung, unser obiges Wort im Zusammenhang des Philipperbriefes betrachten, so ergibt sich folgende Schau: Der Philipperbrief steht klar unter dem Thema "Wandel und Dienst". Diesem Thema ordnet sich obiger Vers unter. Somit kann hier niemals die Erlangung der Rettung gemeint sein, die wir laut Eph 2:8-9 ohne unser Zutun in der Gnade erhielten und welche unsere Gotteskindschaft beinhaltet, sondern vielmehr spricht Paulus die Auswirkung dieser Rettung an, was unseren Wandel und Dienst betrifft, die dann vor der Preisrichterbühne des Christus eine Beurteilung unterzogen werden.

Auswirken (nicht bewirken) heißt hier: Etwas das wir empfangen haben, mit Leben versehen, oder anders gesagt: Die in der Gnade empfangene Rettung durch einen entsprechenden Dienst und Wandel auszuwirken.

Es wird auch hier wieder ersichtlich, wie sehr ein richtiges Verstehen dieses Verses ein rechtes Schneiden des Wortes bedingt - aber auch eine wortgetreue, dem Urtext entsprechende Übersetzung. Wenn wir z.B. im Luthertext lesen: "Schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern" oder in der Elberfelder Übersetzung: "Bewirkt euer Heil mit Furcht und Zittern", so muss ja der gläubige Leser daraus die Aufforderung entnehmen, sich doch selbst um seine Rettung mühen zu müssen.

Aber noch etwas erscheint hier wichtig: Der Philipperbrief zählt neben dem. Epheser- und Kolosserbrief zu den Vollkommenheitsbriefen. Dies stellen die Erfüllung von 1Kor 13:10 dar: "Wenn aber die Reife kommt ..." Der Philipperbrief setzt Grundkenntnisse wie Rechtfertigung, Glauben, Gnade voraus (niedergeschrieben im Römer und Galaterbrief) und das Wissen um unsere Stellung in Christus gemäß

Eph 1-3. Somit ist der Philipperbrief an solche geschrieben, die ihre entsprechende Stellung erkannt haben: "in Ihm" (alles in Ihm)!

Furcht und Zittern

Wir sollten diese beiden worte in ihrer sinngemäßen Aussage stehen lassen, obwohl sie vielleicht manchem Leser nicht so ganz mit der paulinischen Gnadenbotschaft übereinzustimmen scheinen. Generell neigen wir dazu, auch solche Worte etwas zu biegen und zu verändern, bis wir sie da haben, wo sie unserer Ansicht entsprechen.

So wird aus Furcht z. B. Ehrfurcht gemacht, was ja sicherlich nicht falsch ist, aber doch nich tmehr dieselbe Aussagekraft enthält.

Wenn wir bedenken, dass die Werke unseres Wandels und Dienstes sehr wohl verbrennen können, wenn also, wie uns in 1Kor 3:12-15 berichtet, Feuer mit im Spiel ist, wenn wir weiter bedenken, dass von unserem Wandel die Mitverherrlichung mit Christus abhängt oder auch das Mitherrschen (wenn wir erdulden gem. 2Tim 2:12), so sollte uns in der Tat etwas mehr Furcht und Zittern überkommen, im Blick auf unseren oft doch sehr laschen, oberflächlichen und ichbezogenen Wandel und Dienst.

Beachten wir also gut" Wenn Paulus in Röm 8:15 schreibt: "Denn ihr erhieltet n icht den Geist der Sklaverei, wiederum zur Furcht, sondern ihr erhieltet den Geist des Sohnesstande ..." oder wenn es in Eph 3:12 heißt: "in welchem wir durch Seinen Glauben den F reimut haben und mit Vertrauen den Zutritt zum Vater ...", so heben diese Stellen unser Leitwort aus Phil 2:12 nicht auf, vielmehr hat jedes Wort an seinem Platz seine volle Berechtigung; dies zu erkennen und zu beurteilen gilt den Gereiften!

"wirket eure Rettung aus!"

Wie sieht nun die praktische Auswirkung unserer Rettung aus? Sie vollzieht sich in unserem Dienst und Wandel durch die vom Geist Gottes gewirkten Lebenskräfte des Evangeliums, für uns vor allem dargereicht in den Briefen des Paulus. Schon unser Herr wird. uns in Seinem Erdenleben hier zu einem Vorbild: "Ich bin jedoch mit Ihm (Gott) vertraut, und Ich (Jesus) bewahre Sein Wort (Joh 8:55b).

Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam (Hebr 4:12), es entwickelt also beim Lesen in uns Leben und Wirksamkeit. So kann z.B. Pauli Wort in Röm 6:1-11 dieses Leben wirken: Nicht in der Sünde beharren / in Seinen Tod getauft / in Neuheit des Lebens wandeln in Ihm / die alte Menschheit ist zusammen mit Ihm gekreuzigt / dadurch der Sünde gestorben / wenn wir mit Ihm gestorben - dann auch mit Ihm lebend / der Sünde gegenüber tot - aber lebend für Gott in Christus.

Diese wenigen Beispiele genügen, um uns zu zeigen, wie lebenskräftig das Evangelium Pauli in uns wirken kann. Es gibt kein gesegnetes Glaubensleben ohne die tägliche Einnahme dieses Wortes. Dieser Weg gestaltet unsere Gesinnung und ist letztlich ausschlaggebend für unseren Wandel und Dienst.

Phil 2:13

"Denn Gott ist es, der beides in euch bewirkt: das Wollen wie auch das Wirken nach Seinem Wohlgefallen."

Hier besteht auf den ersten Blick ein Widerspruch: Einmal werden wir aufgefordert zu wirken (und dabei auch noch mit Furcht und Zittern), und dann heißt es schon im nächsten Vers, dass Gott es ist, der wirkt!

Auf diesen Widerspruch wollen wir eine befriedigende Lösung finden. Hierzu ist es wichtig, dass wir im Wort Gottes von Anfang bis Ende eine Eigenart beachten:

Die Offenbarungsstufen!

Die Offenbarungsstufen sind vergleichbar mit einem Aussichtsturm, wo auf der untersten Stufe der Ausblick durch Bäume, Sträucher u.a.m. eingeengt und begrenzt ist, aber - je höher wir hinaufsteigen, umso mehr weitet sich der Ausblick, bis wir ganz oben, über alle Gipfel hinweg einen unbegrenzten Ausblick genießen können.

Auf das Wort bezogen sehen wir als Beispiel die Korinther sehr weit unten stehen: "So konnte ich, Brüder, zu euch nicht wie mit geistlich gesinnten sprechen, sondern nur wie mit fleischlich Gesinnten, wie mit Unmündigen in Christus" (1Kor 3:1 ff). Im Gegensatz hierzu sehen wir die Philipper schon gewaltig höher stehen, wenn wir nur an die Anfangsverse in Phil 1 denken.

Die unteren Stufen gehen von dem eigenen Wirken des Menschen aus: Ich habe mich bekehrt; ich tue dies und jenes; ich bin gehorsam; ich habe einen freien Willen usw.

Je mehr wir aber nach oben steigen, umso mehr erkennen wir: Gott ist es, der da wirkt, und nicht wir!

Offenbarungsstufen!

Um uns die bereits gestern angeführten Offenbarungsstufen näherzubringen, zeigen wir heute einige Beispiele:

1Sam 31:4
Saul tötete sich selbst, indem er sich in das Schwert stürzte
1Chr 10:14
Darum tötete Er (Jewe) ihn ....


1Kö 12:8
(Die Teilung des Königreiches) Rehabeam verließ den guten Rat der Alten und hörte auf den schlechten der Jungen.
1Kö 12:15
Das war eine Wendung von seiten Jewes, auf dass Er Sein durch Achaia über Jerobeam gesprochenes Wort aufrecht hielte.



Eine ganze Stufenreihe zeigt uns der Auszug Israels aus Ägypten:

1. Stufe: 4Mo 22:5 Ein Volk ist aus Ägypten ausgezogen (eine neutrale Tat).
2. Stufe: 2Mo 12:39 Israel aus Ägypten getrieben (durch Pharao).
3. Stufe: Apg 7:36 Mose führte Israel aus Ägypten heraus.
4. Stufe: 2Mo 6:27 Mose und Aaron führten Israel aus Ägypten heraus.
5. Stufe: Ri 2:1 Der Bote Jewes sprach: Ich habe euch aus Ägypten herausgeführt.
6. Stufe: Hos 2:14 Jewe führte Israel durch einen Propheten aus Ägypten.
7. Stufe: 2Mo 20:1 Jewe Selbst führte Israel aus Ägypten heraus.



Unsere gestrige Aufzählung von Offenbarungsstufen könnte noch fortgesetzt werden, doch reichen die Beispiele aus, um zu zeigen, wie auch diese göttlichen Worte von unten nach oben führen: Erst wirkt der Mensch, und letztlich ist es Gott Selbst, der wirkt.

Im Blick auf unser Textwort sehen wir nun:

unten - wirket aus mit Furcht und Zittern.
oben - Gott ist es, der beides in euch bewirkt.

Die Anfangsstellung im Glauben ist stests vom eigenen Tun und Wirken geprägt, die Nahrung ist Milch:

a) Jedes Schriftwort wird wahllos angenommen, ohne Prüfung an wen es gerichtet ist und in welche Zeit es gehört (einfache Wortanwendung).
b) Israels alleiniger Anspruch auf sein Losteil (irdisch) wird völlig ignoriert.
c) Damit wird die Botschaft Pauli (überhimmlisch) vermischt mit dem Evangelium des Königreiches, niedergeschrieben in den Schriften der Beschneidung.

Je höher wir steigen, umso fraglicher wird uns das Mischevangelium. Von der einfachen Wortanwendung kommen wir zu Wortauslegung. Geprüft wird gemäß 2Tim 2:15, an wen ist das gelesene Wort gerichtet, in welche Zeit gehört es.

Ungeahnte Weitblicke öffnen sich so vor unserem inneren Auge (Eph 1:16).

Wie wir schon anführten, kommt die praktische Auswirkung unserer Rettung aus den vom Gott gewirkten Lebenskräften des Evangeliums Pauli. Der im Wort und Glauben Gereifte darf nun die im Philipperbrief gemachten Aussagen - selber auswirken / Gott bewirkt - in einem Sprung von unten nach oben durcheilen. Er weiß, dass nicht seine eigene Kraft es ist, die etwas auswirken kann, sondern dass einzig und allein Gott Selbst der Bewirkende ist, und zwar im Wollen wie auch im Wirken selbst.

Der Gereifte kennt seinen Schatz, den er (noch) in einem irdenen Gefäß trägt, aber er spiegelt in seinem Wandel und Dienst die Herrlichkeit des Herrn wider, indem er Ihn, den Herrn anschaut (2Kor 3:18).

So dürfen wir dieses Wort letztlich so verstehen:

Nicht je mehr ich mich mühe,
sondern je mehr ich Ihn betrachte und erkenne und Ihn wirken lasse!

"nach seinem Wohlgefallen"

Die 4. ältere Auflage der Konkordanten Übersetzung benutzte anstatt "nach Seinem Wohlgefallen" den Text: "für Seine Lust", und hierin liegt eigentlich mehr Aussagekraft.

Jesu Auftrag und Wunsch war es: "Nun wird der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott wird in Ihm verherrlicht" (Joh 13:31).

Auch wir haben, wie unser Herr, dieselbe Gesinnung: Den Vater zu verherrlichen. Eph 1:6 spricht vom "Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade" und die Verse Eph 1:12+14 vom "Lobpreis Seiner Herrlichkeit.". Für Seine Lust da zu sein ist doch ein herrliches Hochziel, auf das im Grunde unser Wandel und Dienst ausgerichtet ist. Was dabei noch an Unvollkommenheit übrig bleibt, wird durch die Preisrichterbühne des Christus abgetan werden.

Heilig, makellos und unbeschuldbar werden wir einst vor Seinem Angesicht dargestellt werden (Kol 1:22) "für Seine Lust!"

Lasst uns, mit diesem herrlichen Ziel vor Augen, den heutigen Tag doch glücklich und froh beginnen.

Phil 2:14

"Tut alles ohne Murren und Schlussfolgern."

"Und alle Kinder Israel murrten wider Mose und Aaron, und die ganze Gemeinde sprach zu ihnen: Ach, dass wir in Ägyptenland gestorben wären ..." (4Mo 14:2).

Auch Paulus bezieht sich in 1Kor 10:10 auf diese beschämende Haltung Israels in der Wüste. Das Murren gegen die Führung Gottes war eine der großen Sünden Israels gegen Gott. Aber wo lagen die Ursachen?

Israel war an den vollen Fleischtöpfen bequem, träge und feige geworden. Als sie in der Wüste gefordert wurden, als sie kämpfen sollten, da versagten sie jämmerlich und sehnten sich lieben zurück in die Sklaverei.

Sehen wir hier die Parallelen zu unserer heutigen Zeit? Auch wir sitzen an den Töpfen des Wohlstandes. Ein schönes Haus, gut Essen und Trinken, Fernsehen/Video, ab und zu ein frommer Konferenzbesuch (natürlich liegen jene Stätten nur in bester exponierten Lage) - und trotz allem noch unzufrieden! Die ungläubige Welt? Nein, wir sprechen von den Gläubigen.

Prüfen wir uns, liebe Geschwister, ob wir bereit sind, ohne Murren zu verzichten. Prüfen wir auch, ob wir immer ein "ja Herr" zu Gottes Wegen haben, auch wenn sie schwer sein sollten und mancher Seufzer sich unserer Brust entringt. Prüfen wir auch, ob wir nicht schon im voraus unsere Wege kalkulieren, indem wir schlussfolgern und versuchen, für dies und jene vorzusorgen.

Viel wichtiger ist, dass der Friede Gottes in uns ist, dass wir uns getrost Seiner Führung anvertrauen, auch wenn wir manchmal nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll.

Phil 2:15

"damit ihr untadelig und ohne Arglist werdet, makellose Kinder Gottes inmitten einer verkehrten und verdrehten Generation,"

Gebt daher Obacht, Brüder, wie ihr genau wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, indem ihr jede Gelegenheit auskauft, denn die Tage sind böse. Deshalb werdet nicht unbesonnen, sondern sucht zu verstehen, was der Wille des Herrn ist" (Eph 5:15-17).

Trefflich gibt uns Paulus im Epheserbrief Anleitung zu unserem heutigen Leitwort. Es gilt, unsere Erdenzeit nützlich anzuwenden, indem wir. uns im Blick auf unsere überhimmlische Berufung zubereiten lassen, willig und untadelig sind. Auch Arglist sei uns ferne, wiewohl sie in unser aller Fleisch drinnen steckt.

In der Fortsetzung unseres Textes aus dem Epheserbrief heißt es (V 18b): "Sondern werdet mit Geist erfüllt!" Hier sind nicht jene charismatischen Handlungen gemeint, die mit rythmischem Händeklatschen und fremden (zweifelhaften) Zungen Stimmung erzeugen, sondern das Forschen in Gottes Wort und der Lobpreis Gottes im Namen Jesu Christi, das einander Unterordnen in er Furcht Christi.

Nützen wir doch die Zeit, nützen wir unsere Freiheit, die uns erlaubt, ohne Ängste im Wort Gottes zu lesen. und uns zu versammeln.

Sicher, das Böse war schon immer in den Menschen und kam im Verlauf der Menschheitsgeschichte mehr oder weniger zum Ausdruck. Doch muss gesagt werden, dass stets in einem großen Teil der Menschen eine gewisse Gottesfurcht vorhanden war und das Böse in Grenzen verwies. Unsere Generation wächst zunehmend zu Hurenkirchen; wie anders ist es denn zu verstehen, dass evangelische Pfarrer spezielle Gottesdienste für Tiere veranstalten, dass ein gewisser Prozentsatz dieser Pfarren homosexuell ist, dass homosexuelle und lesbische Paar vom Pfarrer getraut werden und dass die moderne Seuche "Aids" zu einer normalen Krankheit herabgestuft wird. Es ist hier zur fragen, haben diese Theologen noch nie Röm 1:18-22 gelesen und hier vielleicht besonders zutreffend Röm 1:26-27?

Land, Wasser, Luft, ja sogar schon die höherreichenden Luftschichten sind total verseucht. Der Charakter der heutigen Menschheit entspricht voll der beschriebenen gegenwärtigen gefählichen Frist aus 2Tim 3:1-9!

WAhrlich, eine verkehrte und verdrehte Generation!

So mag uns heute verstärkt Pauli Wort an sein Glaubenskind Timotheus zusprechen: "Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und womit du betraut wurdest, da du weißt, von wem du es lerntest..." (2Tim 3:14). Je finsterer und verdrehter es um uns wird, umso heller erstrahlt das Licht des Evangeliums in uns - möge es noch manchem Mitmenschen zu einen Orientierungslicht werden.

Phil 2:16

"und auf das Wort des Lebens achthabt, mir zum Ruhm"

Wir verstehen obiges Wort nur richtig, wenn wir den Zusatz beachten: "mir zum Ruhm!" Wenn uns Paulus immer wieder hinweist, dass wir keinerlei Grund haben, uns irgendwie zu rühmen (siehe auch Eph 2:9), so befremdet obiges Wort erst einmal. Möchte Paulus nun doch Ruhm ernten?

Wir verstehen Paulus hier gut, wenn wir seinen Auftrag verstanden haben. In Eph 3:7 wird uns dieser aufgezeigt: "... durch das Evangelium ,dessen Diener ich geworden bin ..." Und was ist der Inhalt seines Evangeliums? In Eph 3:8 wird uns dies gesagt: "... den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, das von den Äonen an in Gott verborgen war ..."

Worin besteht nun Pauli Ruhm? Als Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes (Eph 1:1), als Gebundener Jesu für euch aus den Nationen (Eph 3:1) und als Diener am Evangelium des. Christus ist sein Auftrag, als ein auserwähltes Gerät Gottes (Apg 9:15) das Geheimnis der Verwaltung der Gnade bekannt zu machen, wie sie uns im Epheserbrief Eph 2 und 3 beschrieben ist. Es ist das Wort des Lebens, welches uns, den Nationen, zugesprochen wird. Das Aussäen, Heranwachsen und Reifen der einzelnen Glieder am Körper Christ ist Pauli größte Freude. Es ist sein Ruhm - den er aber nicht für sich behält, sondern ihn aufsteigen lässt zu Dem, der ihn hierzu ausrüstete: "Ich danke meinem Gott bei allem Gedenken an euch ..." (Phil 1:3).

"auf den Tag Christi,"

Wir wissen um 3 Tage im Verlauf des Heilsplanes Gottes. Dies sind zum ersten der Tag des Menschen (1Kor 4:3), dann der Tag des Herrn (Offb 1:10) und zum dritten Tag Gottes (2Petr 3:12). Alle Tage umfassen keine 24 Stunden, sondern stellen Zeitläufe dar.

Der Tag des Herrn beginnt mit der Verwaltung des Gerichts, in welchem sich der Zorn Gottes über die verkommene übrig gebliebenen Menschheit ausgießt. Parallel hierzu geschieht jedoch für uns etwas Herrliches: Für uns Glieder am Körper des Christus vollzieht sich die wunderbare Vereinigung mit Ihm, unserem Herrn und Haupt (1Thes 4:17), es ist die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt (Eph 1:23). Für uns ist es also nicht der Tag des Herrn, sondern der Tag Christi, des Erhöhten und Verherrlichten, zur Rechten Gottes Sitzenden!

Auf diesen Tag führt Paulus die Philipper unc auch uns hin, auf diesen Tag ist Pauli Dienst ausgerichtet und sollte auch unser Dienst hinführen, es ist jener Tg, an dem das Werk, das Gott für die heutige Verwaltung der Gnade begonnen hat, vollendet sein wird (gemäß Phil 1:6).

"weil ich dann nicht vergeblich gelaufen bin, noch mich vergeblich abgemüht habe."

An jenem Tag Christi sieht Paulus sein Lebenswerk erfüllt. Vereint steht die entrückte Körperschaft vollzählig vor ihrem Haupt. Dann weiß Paulus, dass sein Dienst nicht vergeblich war, noch hat er sich vergeblich abgemüht.

Doch während seiner irdischen Dienstzeit musste er in höchstem Maße auch Ablehnung bis hin zuschwersten körperlichen Leiden erfahren, wobei ihn wohl die Ablehnung mehr geschmerzt haben dürfte. Timotheus körperlichen Leiden erfahren, wobei ihn wohl 'Ablehnung mehr geschmerzt haben dürfte. Timotheus klagt er: "Dieses weißt du, dass sich alle inder Provinz Asien von mir abgewandt haben ...." (2Tim 1:15), und den Kolossern legt er eindringlich ans Herz: "wenn ihr euch nicht fortbewegen lasst von dem Erwartungsgut des Evangeliums, welches ihr (von mir) gehört habt..." (Kol 1:23 ). Das "Fallen aus der Gnade" bei den Galatern ist uns ja hinreichend bekannt. Auch die Gemeinde zu Korinth lag ihm schwer auf dem Herzen; ihr geistliches Wachstum wurde durch Haden, Zank und sonstige fleischliche Dinge erstickt.

Doch über alles hinaus weiß Paulus, Er hat Mittel und Wege, um Sein Ziel zu erreichen, und so werden auch wir alle einmal einen freudestrahlenden Paulus bei dem. Herrn sehen dürfen; welch eine Begegnung!

Phil 2:17

"Aber wenn ich auch über dem Opfer der Dienstleistung eures Glaubens als Trankopfer ausgegossen werde,"

Vor unsere Augen stellt Paulus den Brandopferaltar aus 2Mo 29:38-40. Jeden Morgen und jeden Abend musste ein Lamm geschlachtet werden. Zu dem Lamm kam mit Öl gemengtes Feinmehl, und über das Ganze musste das Trankopfer gegossen werden "ein Viertel Hin Wein". Es diente "zum lieblichen Geruch, ein Feueropfer dem Jewe".

Pauius führ uns hier bildlich seine Lebenssituation vor Augen: Der Philipper Leistung und Glaube stellt das eigentliche Opfer dar, und sich selbst sieht Paulus als das darüber gegossene Trankopfer. von diesem Bild ausgehend, wollen wir zuerst das daliegende Opfer - die Leistung und den Glauben der Philipper - betrachten.

Ein kurzer Rückblick auf die bisher betrachteten Verse gibt schon ein sehr gutes Bild ab:

Phil 1:5: Beisteuer zum Evangelium
Phil 1:7: Sie haben Paulus trotz seiner Fesseln im Herzen.
Phil 1:7: Mitteilnehmer an seiner Gnade.
Phil 1:9: Ein gutes Fundament der Liebe ist vorhanden.
Phil 1:19: Sie flehen für ihn.
Phil 2:12: Sie haben allezeit gehorcht.
Phil 2:12: Sie haben allezeit gehorcht, auch während seiner Abwesenheit.

Diese Aufzählung mag uns zu einer kleinen Rückbesinnung auf bereits behandelte Verse anregen.

Unser Opfer

Haben wir gestern einen Teil der von den Philippern dargebrachten Opfer gesehen, so betrachten wir jetzt ein Opfer, welches neben denen der Philipper von grundlegender Bedeutung ist: "Ich spreche euch zu Brüder (im Hinblick auf die Mitleidserweisungen Gottes), eure Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen (als euren folgerichtigen Gottesdienst)..." (Röm 12:1).

Wir sind uns wohl bewusst, was dieses Wort in seiner ganzen Konsequenz für uns bedeutete, insbesondere für uns Gläubige in der westlichen Wohlstandshemisphäre. In Fortsetzung zu obigem Wort auf dem Römerbrief heißt es nämlich: "'euch nicht auf diesen Äon einzustellen, sondern euch umgestalten zu lassen durch die Erneuerung eures Denksinns, damit ihr zu prüfen vermöget, was der Wille Gottes sei... "

Dass auch ein Gläubiger, der in der Lehre Pauli steht, den Verlockungen dieses Äons zum Opfer fallen kann, zeigt uns Demas: "denn Demas verließ mich (Paulus) aus Liebe zum jetzigen Äon..." (2Tim 4:10).

Das Opfer der Philipper und die Leistung ihres Glaubens sind die Frucht des gesegneten Dienstes Pauli, die durch Gott gewirkt wurde. Über dieses vorhandene Opfer sieht er sich nun als Trankopfer ausgegossen.

Das Ziel ist dasselbe wie zur Zeit des Brandopferaltars bei Israel: Zum lieblichen Geruch Gottes!

Paulus schreibt diese Worte als bejahrter Diener seines Herrn, der sein Leben in verzehrendem dienst dahingegeben hat. Schon von Anbeginn seiner Berufung stand das Motto über seinem Leben: "denn Ich werde ihm anzeigen, wieviel er um Meines Namens willen leiden muss" (Apg 9:16).

Christus, seinen Herrn, möchte er in seinem Leben hoch erhoben wissen, sei es duch Leben oder Tod, und so trug er allezeit die Ertötung Jesu in seinem Körper umher, damit das Leben Jesu offenbar werde in seinem sterblichen Fleische. Voller Tiefe und Hingabe sind die bedeutsamen Worte Pauli: "Daher wirkt in uns der Tod, das Leben aber in euch" (2Kor 4:12).

Wie hat sich doch das Außerordentliche der Kraft Gottes auch gerade in Pauli Schwachheit gezeigt; aber alle Ehre gilt Ihm, und so sind seine W orte himmelweisend: "als von Gott und nicht als aus uns..." (2Kor 4:7).

Es könnte manchem scheinen, als wolle Paulus durch sein Opfer jenem Opfer von Christus noch etwas hinzufügen. Dem ist nicht so1 Christi Opfertat war einmal und vor Gott allgenugsam! Aber der Dienst an dem Evangelium, mit dem Paulus be traut war, bringt ein Maß an Leiden mit sich, wobei Paulus ausersehen wir, das größte Maß zu tragen. (siehe hierzu auch Kol 1:24). Aber Paulus durfte eine Erfahrung machen. Nach anfänglich größter Feindschaft gegen den auferstandenen Christus durfte er dessen Liebe erfahren. Die kommt deutlich in 1Tim 1:12 zum Vorschein: "Dankbarkeit habe ich gegenüber dem, der mich mächtig macht, Christus Jesus, unserem Herrn, weil Er mich für treu erachtet und in den Dienst eingesetzt hat, der ich zuvor ein Lästerer, Verfolger und Frevler war."

Diese für ihn fasst unfassbare Liebe trieb ihn an, sich seinem Herrn völlig hinzugeben. Alle Glieder am Körper Christi haben an Seinen Leiden Anteil; die Philipper sind darin aufgefordert:

" Denn in Gnade ist euch für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden...." (Phil 1:29).

Phil 2:18

"so freue ich mich doch und freue mich mit euch allen. In derselben Weise aber freut auch ihr euch und freut euch mit mir!"

Dieser letzte Abschnitt, der uns tief in Pauli schweren Leidensweg Einblick gab, endet nicht mit Seufzen oder Stöhnen unter dieser Last, sondern mit einem Freudenruf und der. Bitte, sich mit ihm zu freuen.

Zwischen Opferbreitschaft und Freude besteht ein offensichtlicher Zusammenhang. Wahre Freude ist nicht dort zu finden, wo dem Menschen alle Wünsche erfüllt werden, sondern dort, wo Opfer für den Herrn dargebracht werden, Nur so können wir auch Paulus verstehen, wenn er schreibt: "Nun freue ich mich in meinen Leiden für euch, und was noch an Drangsalen des Christus mangelt..." (Kol 1:24).

Erleben wir es nicht immer wieder, liebe Geschwister, wenn wir oft, dem Fleische nach, müde und ermattet von einem Dienst für den Herrn heimkommen, wie wir dann trotzdem mit einer großen inneren Freude erfüllt sind? Oder, wenn wir dem Bruder zuliebe auf etwas verzichtet oder gar still Unrecht erduldet haben?

Man kann sein Recht durchsetzen und ist dabei doch unglücklich und man kann sich benachteiligen lassen und empfindet Freude darüber!

Die Freude

Der Philipperbrief beinhaltet eine größere Zahl von Stellen, die von der Freude sprechen. Bleiben wir deshalb n och einen Tag bei diesem Thema stehen.

Es ist für uns wichtig zu wissen, dass wir Freude von unserer Seele her, aber auch vom Geist empfangen können. Wir sprechen daher von seelischer und geistlicher Freude. Die geistliche Freude ist die, die vom Geist Gottes direkt in uns wirkt, z.B. beim Lesen in der Schrift. Seelische Freuden haben ihre Quelle in unseren Gefühlen, sie müssen durchaus nicht negativ sein. So können wir uns über die Schönheit einer Pflanze freuen, können Freude beim Betrachten einer schönen Landschaft empfinden, oder wir freuen uns über lieben Besuch. Diesen durchaus positiven seelischen Freuden steht die negative Seite gegenüber, die wir kurz mit Fleischeslust titulieren können - wir wissen sicherlich, was alles darunter fällt.

Der seelischen Freude steht die geistliche gegenüber; Paulus gibt uns hier Anschauungsunterricht an sich selbst. Abgeschieden in einer Zelle in Rom, zuletzt vom Umgang mit Brüdern abgeschnitten, schreibt er, er werde als Trankopfer ausgegossen, über dem Opfer und der Dienstleistung des Glaubens der Philippern - und trotzdem "so freue ich mich doch und freue mich mit euch allen..."

Ein Unterschied zwischen geistlicher und seelischer Freude liegt darin: Seelische Freude ist Schwankungen unterworfen, die stark von äußeren Umständen abhängen. Bleibt z.B. der erhoffte Besuch aus, so schlägt die Freude in Traurigkeit um. Die geistlich gewirkte Freude, die allein aus Gott kommt, ist von äußeren Umständen unabhängig, sie wird auch durch Leiden nicht gedämpft.

Phil 2:19

"Ich erwarte aber in dem Herrn Jesus, Timotheus schnell zu euch zu senden,"

Lassen wir uns heute an obigem Wort aufzeigen, wie Paulus selbst alltägliche Dinge in seinem Herrn vollzieht. Es geht hier um Timotheus; auch dessen Auftrag, nach Philippi zu reisen, ist ein Anliegen, welches "im Herzen" seine Bestätigung finden muss.

Wir dürfen uns fragen, wie sehen unsere Entscheidungen aus? Nicht nur die großen von entsprechender Tragweite, nein, auch all jene kleineren. Dinge, über die wir ständig entscheiden, sind es Entscheidungen im Herrn?

Wir können immer wieder vor fragen und Entscheidungen stehen, wo wir im Zweifel sind, wo es lang gehen soll. Z.B. wie gebe ich mein Geld aus, soll ich überhaupt fernsehen, wie kleide ich mich, welchen beruflichen Weg schlage ich ein usw. So stehen wir oft recht lange und neigen uns einmal hier, einmal dorthin. Doch eine Entscheidung muss getroffen werden, und Paulus wiest uns den Weg: "in dem Herrn"! Praktisch sieht das so aus: Die Antwort kommt durch Bibellesen, durch Gebet oder durch um Rat fragen bei Brüdern. Treten trotzdem noch Bedenken und Zweifel auf, so gehe den Weg, der dir "in dem Herrn" als recht erscheint - und gehe ihn dann aber auch entschieden und in vollem Vertrauen auf Ihn!

Ein wunderschönes Wort lesen wir hierzu in Spr 3:5-6: "Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an Ihn in allen deinen Wegen, so wird Er dich recht führen!"

Pauli Liebe für die Philipper ist so groß, dass er ihnen seinen treuesten Mitarbeiter senden will.

Wer ist Timotheus? Gehen wir doch dieser Frage etwas nach, denn nicht umsonst wird uns dieser Philipperbrief lebendig vor Augen gestellt.

Als generelle Beschreibung könnte von Timotheus gesagt werden: Er ist die lebendig Verkörperung des Evangeliums der Gnade, und damit wird er uns ein wichtiges Vorbild.

Paulus stellt Timotheus als "mein Glaubenskind rechter Art" vor. Hier spricht Paulus keine fleischliche, sondern geistliche Kindschaft an. In Röm 8:14 lesen wir: "Denn alle, die vom Geist Gottes geführt werden, diese sind Söhne Gottes." Paulus wusste, dass Timotheus seiner Lehre gefolgt (2Tim 3:10) und er somit sein geistlicher Vater war.

Ein Kind "rechter Art" will besagen, dass Timotheus das in sich aufnahm, was Paulus in Eph 3:1-8 niederschrieb. Timotheus erkannte in ihm seinen Lehrer und in der paulinischen Lehre seinen Glaubensweg.

Auch Petrus verkündete das Evangelium, wie auch Jakobus und die anderen Apostel der Beschneidung. Aber man kann nicht gleichzeitig ein Glaubenskind des Paulus und des Petrus sein; damit würde man weder in die jetzige Verwaltung der Gnade noch in die des Königreiches passen.

Timotheus folgte treu der Lehre Pauli. Doch, wie wir alle, zeigt auch er Schwächen, kommt uns aber dadurch nur näher: Pauli Fesseln mögen ihn irritiert haben, ja vielleicht hat er sich sogar für Paulus geschämt (bedenken wir seine Jugend). So darf ihm Paulus von Rom aus zusprechen, nicht verzagt zu sein: "Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft gegeben. Schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, Seines Gebundenen...." (2Tim 1:7-8).

In einer Welt, die zusehends mehr von Gott abfällt, vor einer Jugend, die kaum mehr etwas von der Bibel weiß, wird es auch für uns immer schwerer, sich öffentlich zum Herrn zu bekennen. 'Vor allem, wenn man alleine steht, überkommt auch uns vor Ungläubigen schnell ein Schamgefühl, und man möchte lieber schweigen. Dem Timotheus wird zugesprochen, und auch wir sollten uns zusprechen lassen, dort, wo wir die innere Freiheit haben, uns nicht des Zeugnisses unseres Herrn zu schämen. Wenn wir dann vielleicht Gelächter und Spott ernten, so leitet uns auch die Fortsetzung von Pauli Schreiben an Timotheus: "sondern leide Übles mit mir für das Evangelium nach der Kraft Gottes, der uns gerettet und berufen hat mit he iliger Berufung..." (2Tim 1:8b-9).

"... damit auch ich wohlgemut werden, wenn ich erfahre, wie es um euch steht."

Mit der Bereitschaft, Timotheus loszulassen, (der ihm ja sicher im Gefängnis treu gedient hat), bringt Paulus ein großes Opfer. Er verhüllt zwar dieses Opfer und schreibt vom Nutzen dieser Reise und "damit auch er wohlgemut werde ..."; aber wir erkennen doch, wie auch in diesem Fall das Opfer die Quelle wahrer Freude ist.

Etwas loslassen um das Wohl der anderen willen fällt uns oftmals schwer. Und je mehr wir haben, desto schwerer ist es, sich zu trennen. Wenn wir uns hier in die Lage Pauli hineindenken, so wird uns sicherlich der Umfang seines Opfers, seines Loslassens bewusst. Es ist die Gesinnung unseres Herrn, u nd diese praktiziert Paulus ier. Und so erinnern wir uns zurück an Phil 2:5: "Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist."

Beachtenswert ist auch die Beziehung Pauli zu den Philippern. Ihr Ergehen liegt ihm am Herzen, das Wissen um ihr Wohlergehen erfreut ihn. Vielleicht wartet heute ein Bruder oder eine Schwester auf ein freundliches Wort, auf Anteilnahme an ihrem Ergehen - ein Telefon ist meist überall zur Hand. Lasset es auch uns zur Freude werden, andere zu erfreuen; der Herr segne uns in diesem Bemühen.

Empfehlung des Timotheus und des Epaphroditus

Phil 2:20-21

"Denn ich habe niemand, der ebenso empfindet, der in so rechter Art um euer Ergehen besorgt sein wird; denn alle anderen suchen das Ihre und nicht das, was Christi Jesu ist."

Schon zur Zeit des Paulus waren treue Mitwerker eine Seltenheit. Damals wie heute ist die Bilanz dieselbe: "Alle suchten das Ihre!" Wenn wir unser Glaubensleben durchforschen, so stellen wir fest, dass es nur ein Schritt war hin zu Jesus Christus, zur Rettung und zur Sündenvergebung; aber die Umgestaltung hinein in die Gesinnung Christi Jesu dauert ein Leben lang, es ist ein Lern- und Sterbensprozess. Wir mögen immer wieder erschrecken, wie langsam, ja fast unmerklich wir auf diesem Weg vorankommen und wieviel Ichsucht doch noch in uns vorhanden ist.

Eine Schwester schrieb uns, wir sollten doch in unseren Heften nicht so persönlich sein, wir sollten lieber in der unbestimmten Form "man" schreiben. Lieber Bruder, liebe Schwester, wenn wir uns nicht mehr persönlich getroffen fühlen, wenn es uns peinlich ist, angesprochen zu werden, dann sollten wir überdenken, ob wir nicht schon längst den weg des rechten Wandels und Dienstes verlassen haben und vielmehr der eigenen Ichsucht frönen.

Wir gehören unserem Herrn, u nd Ihm sollte auch unsere Kraft gehören. "Und für alle starb Er, damit die Lebenden nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie starb und auferweckt wurde" (2Kor 5:15).

"Denn ich habe niemand, der ebenso empfindet,"

Wir wissen aus Phil 1, dass viele Brüder in Pauli Umgebung aus Neid, Hader und unlauteren Motiven handelten. Welche Erquickung muss hier ein Bruder wie Timotheus für ihn gewesen sein.

Es scheint, dass Timotheus völlig in Pauli Lehre aufgegangen ist. Man möchte sagen, die beiden waren ein Herz und eine Seele - und dazu käme noch, dass sie "in einem Geist" vereint waren.

"Du aber bist meiner Lehre vollends gefolgt, auch meinem Beweggrund, Vorsatz und Glauben, meiner Geduld und Liebe, meinem Ausharren, meinen Verfolgungen und Leiden ..." (2Tim 3:10-11).

Wenn wir die einzelnen Punkte wie Lehre, Beweggrund, Vorsatz usw. betrachten und dabei vorstellen, wie der junge Bruder dem alten darin nacheiferte, so verstehen wir gut, dass Timotheus dem Paulus immer ähnlicher wurde und sei beide. zusammen in die Gesinnung Christi hineinwuchsen. Leiden verbinden hier besonders innig, und so wusste Paulus, dass Timotheus völlig in seinem Sinne handeln würde, weil sie völlig übereinstimmten.

Wenn wir unser Leben überprüfen, wäre es da so, dass unser Herr sich auch auf uns verlassen könnte?

"...der in so rechter Art um euer Ergehen besorgt sein wird;"

Vielleicht dürfen wir bei obigen Worten heute den Schwerpunkt auf den Satzteil "in so rechter Art" legen. Besorgtheit um das Ergehen anderer, ist sicher eine lobenswerte Sache. Die "rechte Art" erinnert uns an das ähnliche Zeugnis über Timotheus: "mein Glaubenskind rechter Art" (1Tim 1:2). Bei diesem erkennen wir leicht, dass es um die rechte Art des Glaubens geht. Paulus hebt hier hervor, dass Timotheus einen festen Stand im Glauben hat, gegründet auf seiner Lehre, die er wiederum vom erhöhten Herrn empfangen hat. Dass es hier aber auch eine falsche Art, also einen falschen Glaubenstand, geben muss, ist eigentlich aus unserem Leitvers zu schließen.

So wie der Glaube rechter Art sein muss, so soll auch das Besorgtsein um andere sein. Rechter Art könnte hier sein, was uns in [Phil 2:1] genannt ist: Zuspruch in Christus, Trost der Liebe, Gemeinschaft des Geistes, innerste Regung des Mitleids. Timotheus hatte sich diese zu eigen gemacht. "Rechter Art" ist mit Sicherheit immer, sich in die Gesinnung Christi Jesu hinein zu begeben, sich zu beugen und den Demutsweg zu gehen. Solcher Wandel und Dienst kommt in der Regel bei den Geschwistern, um die wir besorgt sind, immer an. Möge Er uns auch für unsere Aufgaben mächtig machen, damit wir in der "rechten Art" dienen können gemäß 1Tim 1:12.

"denn alle anderen suchen das Ihre und nicht das, was Christi Jesu ist."

Es scheint, dass andere Brüder in Rom die weite und sicherlich auch beschwerliche Reise nach Philippi abgelehnt haben, im Gegensatz zu Timotheus. Der Beweggrund wird uns klar aufgezeigt: Eigensucht!

Es bieten sich für uns aufgrund des obigen Textes drei Möglichkeit des Suchens:

  1. das Eigene suchen
  2. das des Nächsten suchen,
  3. das, was Christi Jesu ist, suchen.
Das Eigene suchen

Am Anfang dieses Briefes stellen sich Paulus und Timotheus als "Sklaven Christi Jesu" vor. Ein Slave sucht das was seines Herrn ist, ihm dient er treu. Wir sind heute weit von solcher Art "Sklavendienst" abgekommen. Unser. Dienst gilt uns, und was dann noch übrigbleibt, wir "großzügig" dem Herrn geopfert.

In Pauli Umfeld war diese Ich-Gesinnung offensichtlich bei der überwältigenden Mehrzahl der Brüder vorhanden. Ist dieser Zustand heute anders geworden?

Wenn wir den Endzeitcharakter der Menschen (Gläubigen) nach 2Tim 3:1-4 betrachten, so müssten wir uns heute fragen: Sind wir selbstlos (statt selbstsüchtig), sind wir bescheiden (statt anspruchsvoll), sind wir mit zweckmäßiger Kleidung zufrieden (statt Modepuppen darzustellen), sind wir demütig (statt stolz), können wir stille sein '(statt zu widersprechen oder zu lästern), ehren wir die Eltern (statt widerspenstig zu sein), sind wir dankbar (statt undankbar) ....? Wir könnten diese Aufzählung beliebig fortführen.

Lassen wir uns zu einem Dienst und Wandel zurückführen, wo wir nicht das Eigene suchen, sondern das unseres Herrn!

Das des Nächsten suchen

Über die Verkehrtheit der Eigensucht sind wir uns sicherlich alle im Klaren. Verschiedene Ansichten kann es aber schon bei der Frage geben, die unsere heutige Überschrift beinhaltet.

Unzählige Schriftworte weisen uns in die Richtung, für den Bruder da zu sein. Selbst Paulus zeigt uns diese Haltung im Blick auf die Philipper in Phil 1:24-25 oder Phil 2:4b: "auch auf das Wohl der anderen achte!"

Diese Haltung ist also generelll gut, doch können wir feststellen, dass auch Ungläubige diese soziale Gesinnung haben und oft viel engagierten darin sind als Gläubige.

Bedenken wir weiter, wie unsere großen Volkskirchen fast nur noch für das soziale Engagement einstehen, für soziale Gerechtigkeit eintreten und sich weltweit für humane Menschenrechte einsetzen. Dagegen wäre im Grund nichts einzuwenden, wenn dabei nicht die Hauptsache zu kurz käme: Das Evangelium des Christus! Der Fehler liegt darin, dass man diese. Einsätze nicht für Christus, sondern für die Menschen selbst (oder sich selbst) tut.

"Wenn wir aber wahr sind, sollten wir in Liebe alles zum Wachsen bringen, hinein in Ihn, der das Haupt ist, Christus ..." (Eph 4:15). Dieses Wort zeigt uns den Sinn unserer Aufgabe an unserem Nächsten. Zu Ihm, unserem Haupt, sollen wir alles hinführen, um Seinetwillen ist unser dienst an den Menschen, und in Seiner Liebe dienen wir ihnen.

Was Christi Jesu ist

Unser Suchen, was Christi Jesu ist, findet seine Richtung in Kol 3:1: "Suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend!" Und damit jeder Zweifel ausgeschlossen ist, heißt es weiter: "Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!"

Unser Wandel und Dienst findet seinen Niederschlag auf der Erde, aber sie sind nur das Ausleben von dem, was ich erkannt habe und was ich glaube. Hier gehen unsere Gedanken nach droben, und hier finden wir den Christus, unser Haupt.

"Das All ist durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen, und Er ist vor allem, und das All besteht zusammen in Ihm" (Kol 1:17).

Hier sehen wir, was Christi Jesu ist, nämlich das gesamte All, und darüber hinaus erfahren wir noch, dass dieses All zu Ihm hin erschaffen ist, d. h. alles ist auf dem Weg hin zu Ihm!

So sehen wir heute den überaus hoch erhöhten Herrn als Träger des Alls, wir sehen Ihn als dessen Schöpfer und Vollender. Hier liegt der absolute Schwerpunkt unserer Suche n ach dem, was des Christus ist, und diesen Schwerpunkt dürfen wir nie aus den Augen verlieren.

"was Christi Jesu ist."

Wir sahen gestern, Christus ist der Träger des Alls. Im Suchen und Erkennen, was Christi Jesu ist, finden wir hier die Hauptantwort. Weiter konnten wir lesen (Kol 1:17), dass dieses All zu Ihm hin erschaffen ist, sich also auf Ihn zu bewegt. Dieses Zubewegen auf den Christus h in wird von zwei Kräftegruppen unterstützt

  1. Die Herausgerufene Körperschaft Christi,
  2. Die Königreichsgemeinde Israel.

Die Aufgaben sind klar verteilt und abgegrenzt: "... in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde" (Eph 1:10b).

1. Die Herausgerufene Körperschaft Christi

Für uns, als Glieder am Körper Christi, gilt: "und setzt uns zusammen nieder inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus, um in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen" (Eph 2:6-7).

Mit diesem Vers ist unser Gebiet, die überhimmlischen Regionen, klar umrissen und weiter unsere Aufgabe, nämlich als Schaugefäße Seiner Gnade die Bewohner jener Räume im All hin zu Christus zu führen. Als Erdenbewohner sind wir für diese Aufgabe ersehen worden, da sich ja Jesu Opfergang eben auf dieser Erde vollzog und wir über dieses große Geschehen bestens unterrichtet sind.

In Christus das All aufzuhaupten, dies ist unser herrliches Ziel, dies soll uns heute schon mehr und mehr beschäftigen und auch erfreuen.

2. Die Königreichsgemeinde Israel

Wieder stellen wir das Wort aus Eph 1:10b voraus: "...in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde."

DAs Ziel ist wieder das Gleiche: Es geht um die Aufhauptung des Alls in Christus, d. h. Er muss das Haupt des gesamten Alls werden. Gestern durften wir uns sehen, als Mitarbeiter in dem überhimmlischen Raum, heute sehen wir die zweite Gruppe, welcher der Raum auf der Erde zugeteilt ist: Israel.

Israels Aufgabe wird es sein, währned der Dauer von tausend Jahren alle Völker zu Jüngern zu machen (Mt 28:18-20) und Apg 1:3). Diese große Aufgabe, die Jesus Seinen Jüngern während Seiner Erdenzeit verheißen hat, und von der auch weite Teile des AT handeln, wurde in falsch verstandenem Übereifer von der Kirche aufgegriffen und versucht zu erfüllen. Leider identifizieren sich bis zum heutigen Tag noch viele Gläubige mit diesem Auftrag, und so brachte dann auch die Sendung der Missionare in alle Welt mehr Unheil unter die Naturvölker als Segen, denn auf den Spuren der Missionare folgten die Händler, die Waffen und Alkohol feilbotet, und so den Untergang dieser Völker einläuteten.

Trotz eines enormen Aufgebots an Missionaren ist es bis zum heutigen Tag nicht gelungen, auch nur ein einziges Volk zu Jüngern zu machen. Dies sollte den Anhängern dieser zur falschen Zeit angewandten Lehre zu denken geben.

Wenn wir nun dieses beiden Aufgabenträger, Körpergemeinde und Israel betrachten, so sehen wir, dass beide für denselben Herrn arbeiten, beide zum gleichen Ziel hinarbeiten - nur auf verschiedenen Ebenen, einmal in den Himmeln und zum anderen auf der Erde.

Wenn wir bisher den Wandel im Phiipperbrief richtig verstanden haben, dann ist es der Weg in die Demut. Kann es in dieser Gesinnung richtig sein, dass sich die eine Gruppe über die andere erhebt und stolz verkündet: Wir sind zu einer viel höheren und herrlicheren Berufung ausersehen als ihr? Hier käme noch in der Tat das Wort aus Phil 2:3 voll zum Tragen: "nichts aus Anmaßung tut, sondern einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachte ..."

Wir wollen es unseren lieben Lesern überlassen, diese Frage ernsthaft zu bedenken. Hilfreich kann dabei auch das Lesen von Röm 11 sein.

Wir dürfen uns von ganzem Herzen über unsere herrliche Berufung freuen, aber auch wenn sie uns noch so hoch und köstlich erscheint, sollten wir uns nie über die Berufung Israels überheben, sondern heute schon geistige Verbindungen zu Israel herstellen, die der Gesinnung Christi Jesu entsprechen.

"denn alle anderen suchen das Ihre und nicht das, was Christi Jesu ist."

Wir wollen dies wichtigen Aussagen heue nochmals zusammenfassen. Es gilt für uns, dass wir als erstes die großen Umrisse unserer Berufung erkennen, und diese geht nach oben. Die Aufhauptung des Alls ist die große Aufgabe, vor dieser tritt alles >Irdische in den Hintergrund. Mit Blick auf den Herrn sollen wir lernen, von uns wegzusehen und uns mehr und mehr mit ihm zu beschäftigen und mit dem, was uns in der Herrlichkeit bereitet ist. Dabei soll die Gesinnung Christi Jesu immer mehr in uns Gestalt annehmen, weil auch wir, gleich unserem Haupt, vor unserer Verherrlichung zuerst in die Beugung und Demut gehen müssen. Dies stellt eine Schulung dar, die uns zukünftig hilfreich sein wird.

Hätten jene Brüder in Rom dies alles bedacht, dann wären sie sicherlich nicht vor dem Auftrag, nach Philippi zu reisen, zurückgeschreckt, sondern hätten sich willig wie Timotheus in desen Dienst hineinbegeben, letztlich zur Herrlichkeit und Verherrlichung ihres Herrn.

Was "des Christus Jesus ist" suchen, heißt also, sich beugen in die Demut. Werde uns Timotheus hier ein leuchtendes Vorbild.

Phil 2:22

"Seine Bewährtheit aber kennt ihr,"

Um zu erkennen, was Paulus unter Timotheus' Bewährtheit versteht, schauen wir einmal hinein in die Briefe an Timotheus un dachten darauf, wo Paulus ihn besonders hervorhebt. Nachstehende Bibelstellen fallen uns dabei besonders auf:

a) Glaube und ein gutes Gewissen (1Tim 1:19).
b) Er folgte den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre (1Tim 4:6b).
c) Ein ungeheuchelter Gauben (2Tim 1:5).
d) Er folgte Pauli Lehre, seinem Beweggrund, Vorsatz, Glauben, seiner Geduld, Liebe und seinem Ausharren, seinen Verfolgungen und Leiden (2Tim 3:10-11).

Beim Betrachten dieser Schriftstellen lassen sich zwei Schwerpunkte feststellen: Glaube und Lehre. Wenn wir über diese beiden Punkt nachsinnen, so merken wir schnell, dass sie in enger Beziehung zueinander stehen, denn: Der Glaube kann ja nur das erfassen, was er hört bzw. gelehrt bekommt.

Unser Glaube fußt also einzig und allein auf dem Worte Gottes, was wir daraus lesen, hören oder gelehrt bekommen.

So wurde uns auch. unser Stand in Christus entsprechend Eph 1:13 bewusst: "In Ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung, hört - in Ihm seid auch ihr, die ihr glaubt, versiegelt.

Wir schlossen gestern mit der Reihenfolge: Hören - glauben. Der Glaube kommt aus dem, was wir hören. Eine ganz entscheidende Frage ist also hier: Was hören wir? Auf wen hören wir?

Wir sehen es als unsere große Aufgabe an, die Gläubiger immer wieder auf Paulus, den Apostel der Nationen, hinzuweisen. Nur bei Ihm kann der Gläubige die Speise bekommen, die ihm für die heutige Verwaltung der Gnade bekömmlich ist.

"Mir, Paulus, dem bei weitem Geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft..." (Eph 3:8-9).

Leider ist es nur ein sehr geringer Teil der Gläubigen, die sich von Paulus erleuchten lassen; zwangsläufig bleiben die anderen im Dunkel, zumindest was die heutige Verwaltung des Geheimnisses betrifft. Ein Rundblick in die Gemeinschaften (der hier gestattet sein muss) überzeugt uns von der Richtigkeit. unserer Schlussfolgerung: Die Erkenntnis rangiert meinst auf der untersten Stufe, selbst alte Glaubensgeschwister sind über die Anfänge des Glaubens kaum hinausgekommen.

Anstatt uns jetzt darüber zu erheben und hochmütig zu werden sollten wir doch lieber unsere Herzen in Fürbitte erheben und um geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst bitten!

"Denn es wird eine Frist kommen, wenn Menschen die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern sich selbst nach eigenen Begierden Lehrer aufhäufen, weil ihr Gehör gekitzelt wird: und zwar werden sie d as Gehör von der Wahrheit abwenden und sich den Sagen zukehren" (2Tim 4:3-4).

Hier stehen wir vor einem Wort, welches uns doch betroffen machen muss. Betroffen machte den Schreiber dieser Zeilen, als er in "idea 6/89" las, dass auf dem Kirchentag 1989 in Berlin ein überzeugter Atheist (auf dessen Konto viele Schandtaten kommen) eine Bibelarbeit halten sollte. Dagegen wurde von den Obersten ein Fürbittegottesdienst für verfolgte Christen nicht zugelassen! Man muss sich ob dieser Tatsachen fragen, wo stehen wir denn heute? Da hat sich doch unser Anfangswort schon voll erfüllt.

Was uns dieser extreme Fall, der keinen Sonderfall darstellt, zeigt, setzt sich auch außerhalb der Kirchen in den Gemeinschaften und leider auch in vielen Bibelstätten durch, nur oft leiser und unauffälliger. Pauli geistliche Botschaft wird mehr und mehr umgangen, dafür klammert man sich an die altbekannten Texte aus den Evangelien oder zieht die Botschaft des Petrus der des Paulus vor!

Lieber Leser, es ist notwendig, dass wir uns immer wieder den Ernst der heutigen Frist klarmachen. Bleiben wir Paulus treu, folgen wir ihm desto entschiedener in seiner Lage nach und halten wir diese im Glauben fest. Nur auf diesem Weg können auch wir zur Bewährtheit gelangen..

Auf die rechte Lehre kommt der rechte Glaube - oder auf die köstliche Lehre folgt der köstliche Glaube. Indem sich Timotheus eng an Paulus hielt, wurde seine Bewährtheit auch uns heute offenbar. So wird Timotheus auch für uns ein Ansporn, indem wir uns immer wieder am Wort prüfen, ob wir auch in der richtigen Lehre stehen und unser Glaube entsprechend ist. Besondern dar es anspornen, da dies ja auch eine Beurteilung vor der Preisrichterbühne Christi erfahren wird.

"Denn wir alle müssen vorne vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, es sei gut oder schlecht" (2Kor 5:10). Wenn hier Paulus von "gut oder schlecht" redet, so müssen wir hierunter auch ein "der Lehre Pauli Folgen bzw. von ihr Abweichen" verstehen. Wer beschämt werden will, weil er keinen Fleiß darauf verwendet hat, das Evangelium der Gnade von dem des Gesetzes zu unterscheiden, wird auch nicht als bewährt gelten können.

Richten wir doch unseren ganzen Fleiß und unser Augenmerk auf die Herrlichkeit der Gnade dieses Evangeliums, es soll ja unser Herz erfüllen und erfreuen. Mögen wir auch darin als Bewährte hervorgehen.

"dass er, wie ein Kind seinem Vater, zusammen mit mir am Evangelium sklavt."

Es Sklave im herkömmlichen Sinn dient seinem Herrn, weil er entweder in diese Arbeit hineingezwungen oder hineingeboren wurde. Zugrund liegt dem Verhältnis immer der Zwang.

Hier sehen wir ein ganz anderes Verhältnis des "Sklavens", es beruht nicht auf Zwang, sondern geschieht freiwillig und mehr noch: wie ein Kind seinem Vater. Hier ist der Beweggrund die Lieben! Damit bietet sich uns für heute das liebliche Bild eines jungen Mannes, der mit ganze Hingabe in Liebe Gott, seinem Vater dient - und dies in engster Verbundenheit mit Paulus. Dies Bild könnte doch auch für uns heute ein Ansporn sein, unser Herz weit für den Vater zu öffnen, Ihm zu danken, dass auch wir Seine Kinder sein dürfen und in die große Familie Gottes aufgenommen wurden.

"Demnach seid ihr nun nicht mehr Gäste und Verweilende, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Glieder der Familie Gottes, auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, dessen Schlussstein der Ecke Christus ist..." (Eph 2:19-20).

Paulus und Timotheus vereint am Evangelium dienend - man spürt so richtig den Gleichklang der Herzen, den dieser Dienst hervorruft. Möge doch auch in unserem Herzen dieser Gleichklang zu finden sein.

Eine Voraussetzung für diesen Dienst ist die in Vers 21 angeführte Eigenschaft: Nicht das Unsrige zu suchen, sondern das, was Christi Jesu ist. Des Paulus und Timotheus Sinn war, den Philippern zu dienen, sie auf den Tag Christi zuzubereiten, damit sie unanstößig sind, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit (Phil 1:11). auch unser Wunsch soll es sein, die uns umgebenden Geschwister im Sinne des Evangeliums der Gnade zu Christus hinzuführen, wachend, dass die köstliche Wahrheit nicht durch den planmäßigen Irrtum verfälscht wird.

"Hütet euch, dass euch niemand beraubt wegführe durch Philosophie und leere Verführung gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß der Grundregeln der Welt und nicht gemäß Christus" (Kol 2:8); "wenn wir aber wahr sind, sollten wir in Liebe alles zum Wachsen bringen, hinein in Ihn, der das Haupt ist, Christus" (Eph 4:15).

Lasset uns mit diesem Vorsatz Ihm dienen, zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit.

Phil 2:23-24

"Diesen erwarte ich nun unverzäglich senden zu können, sowie ich meine Angelegenheiten abzusehen vermag. Ich habe aber das Vertrauen zum Herrn, dass auch ich selbst schnell kommen werde."

Timotheus steht bereit zur Abreise, es steht nur noch das Urteil aus, und dieses soll ja den Philippern alsbald bekannt werden. Aus Phil 1:24 wissen wir, dass Paulus das Verbleiben im Fleisch für notwendiger erachtet als den Tod; es gilt ja für ihn, den Gläubigen in Philippi zur Förderung und Freude im Glauben weiter zu dienen.

Wir wissen nicht, wie das Urteil ausfiel, haben aber Grund zu der Annahme, dass sich das Vertrauen Pauli zum Herrn erfüllte und er nach Philippi reisen konnte.

"Ich habe das Vertrauen zum Herrn...", vielleicht darf uns dieses Wort heute wichtig werden. Paulus wäre bei jedem Ausgang seines Verfahrens zufrieden gewesen, vertrauen ist an keine Bedingungen geknüpft.

Ein kleines Kind wird sich ohne zu überlegen von einem erhöhten Standort in die geöffneten Arme des Vaters fallen lassen. Je größer das Kind wird, je mehr wird es sich überlegen, ob der Vater auch kräftig genug ist, es zu halten.

Was unser Vertrauen zum Herrn betrifft, so darf unser Stand der des kleines Kindes sein. Wir dürfen gewiss sein, dass Er uns nie fallen lässt, und dass Seine Arme immer offen sind. Was ist es wohl für den Vater für eine Freude, wenn seine Kinder Ihm grenzenlos vertrauen!

Phil 2:25-30

In Schwachheit

Um uns über die Verse 25-30 eine Übersicht z u verschaffen, lesen wir diese einmal ganz durch. Dabei fällt uns hier besonders die äußerliche Schwachheit auf, die an den genannten Personen sichtbar wird. Diese Schwachheit ist aber kein Mangel an Vertrauen, sondern ist ein Kennzeichen der jetzigen Verwaltung der Gnade.

Im Gegensatz zu der "in äußerer Schwachheit" charakterisierten heutigen Verwaltung der Gnade steht die zukünftige äußerlich machtvolle Königreichsverwaltung. Anbruchhaft zeigt dies schon Jesus in Mt 4:23-24 und Mt 10:7-8. Kranke werden geheilt und dämonisch Besessene befreit. Auch Mt 11:5 vermittelt uns einen diesbezüglichen Eindruck. Blinde sehen, Lahme wandeln, Aussätzige werden gereinigt, Taubstumme hören u nd Tote erwachen. Auch die Pfingstverwaltung unter Petrus ist von diesen Geisteskräften, die mit der Königreichs-Verkündigung verbunden waren, gekennzeichnet.

Für uns gilt es zu erkennen, dass nach einer Verwaltung des Übergangs dise äußerlichen Krafterweise zurückgestellt wurden, und zwar. zusammen mit der Verstockung Israels. So sehen wir anfänglich zwar noch einen kraftvoll wirkenden Paulus: In Apg 14:8-10 heilt er einen Lahmen, in Apg 16:16-18 befreit er eine Magd von einem Python-Geist und wird daselbst in Philippie samt Silas aus dem Gefängnis befreit (Apg 16:25-26).

Unsere heutigen Verse 25-30 zeigen uns einen Paulus, der nicht mehr aus seinem Gefängnis in Rom befreit wird, der auch seinen Mitarbeitern nicht mehr in ihren körperlichen Gebrechen helfen kann. Zu Paulus und. Timotheus kommt eine dritte Person hinzu, Ephaphroditus - und auch er zeigt sich uns äußerlich schwach und hinfällig.

Gestern haben wir die heutige Verwaltung der Gnade derjenigen des Königreiches gegenübergestellt. Heute wollen wir das Merkmal der heutigen Verwaltung genauer betrachten; dies hilft uns, die Schwachpunkte der heute so zahlreichen charismatischen und pfingstlichen Kreise aufzudecken.

Wegen der ihm zuteil gewordenen besonderer Enthüllungen wurde Paulus ein Splitter für das Fleisch gegeben, damit er nicht überheblich wurde. Dreimal flehte er z um Herrn um Hilfe, und bei dritten. Mal kam die auch für uns heute so wichtige Antwort: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht!" (2Kor 12:9).

Gott offenbart uns hier ein ganz neues Prinzip: Nicht mehr Zeichen und Wunder sind Offenbarungen göttlicher Kraft und Herrlichkeit, nein, in Schwachheit wird Gottes Kraft vollkommen gemacht. Dies bedeutet, dass Gott gerade unsere Schwachheit benützt, um uns in Seine tiefsten Tiefen göttlicher Weisheit einzuführen.

Lernen wir an Paulus: Gott hat ihm die tiefsten und herrlichsten Enthüllungen erst gegeben, als er menschlich/fleischlich völlig ohnmächtig war und unfähig zu irgendeiner Gegenreaktion - als Gebundenem in Ketten im Gefängnis zu Rom.

Noch einen Tag wollen wir diesem wichtigen Thema widmen. Wir gehen nochmals zu 2Kor 12:9, wo Paulus nach der göttlichen Antwort keine Trauer erfüllt und er sich nicht seinem Schmerz hingibt, sondern sich wie folgt äußerst: "Sehr gern werden ich daher die Schwachheiten an mir rühmen, damit die Kraft des. Christus über mir zelte. Darum ist mir wohl zumute selbst in Schwachheiten, unter Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, unter Druck um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll" (2Kor 12:9b-10).

Wir sehen Christus Jesus, unser Haupt, vor uns, auf Ihm lag die größte Last an Leiden. Paulus sehen wir als Gefangenen in Ketten, Timotheus ist von häufigen Schwächeanfällen betroffen (1Tim 5:23) und Epaphroditus steht auch vor unseren geistlichen Augen - in großer Schwachheit.

Lassen wir uns nicht blenden, liebe Geschwister, von den falschen Lichtboten, die uns heute Zeichen und Wunder als Entfaltung göttlicher Kraft vorgaukeln wollen In Wirklichkeit verhüllen sie uns, damit den Lichtglanz des Evangeliums Pauli und verdunkeln unsere Berufung nach oben. Zeichen und Wunder sollen unsere Sinne auf das Irdische lenken und uns von unserem himmlischen Losteil abbringen.

Versuchen wir immer wieder, auch wenn es manchmal schwer wird, uns unserer Schwachheit zu rühmen, eingedenk der Tatsache, dass wir die Träger der wunderbar enthüllten. Geheimnisse Gottes sind, welche durch unsere äußere Schwachheit und Niedrigkeit vor den Augen der Nicht-Berufenen verhüllt werden (2Kor 4:3-4).

Phil 2:25

"Ich habe es aber für notwendig erachtet, Ephaphroditus (meinen Bruder...) zu euch zu senden,"

Damit die Philipper nicht länger warten mussten, sendet Paulus unverzüglich Epaphroditus mit dem Brief an sie ab. Die Philipper hatten Epaphroditus zur Unterstützung des Paulus nach Rom gesandt; er sollte Geldspenden abliefern und dem Apostel einige Zeit dienen. Er gehörte auch zu jenen, die Paulus in seinem Kampf um das Evangelium "aus Liebe" unterstützten (Phil 1:16).

Aber lenken wir unser Augenmerk auf die Titulierung des Epaphroditus und hier als erstes auf den "Bruder". Vielleicht kann uns heute diese Bezeichnung kostbarer werden, wenn wir dazu ein Wort aus Hebr 2:10-11 lesen: "Denn es kam Ihm zu, um dessetwillen das All ist und durch den das All ist, den, der viele Söhne zur Herrlichkeit führt, den Urheber ihrer Rettung, durch Leiden vollkommen zu machen. Denn sowohl der Heiligende wie auch die geheiligt werden, stammen alle aus Einem, um welcher Ursache willen Er Sich auch nicht schämt, sie Brüder zu nennen ..."

Es ist etwas ganz Gewaltiges, wenn wir an obigem Wort erkennen, dass sich unser Herr gleichermaßen auf unsere Ebene herab begibt mit der Aussage: "Wir stammen alle aus Einem, aus Gott!" Der Sohn Gottes und die Geschöpfe haben einen Vater - und so schämt sich der Einziggezeugte nicht, die Geschaffenen als "Brüder" zu bezeichnen (Wobei die griechische Mehrzahlform "adelphoi" männlich und weiblich ist).

So soll uns das kostbare Wort Bruder (Schwester) nicht gedankenlos über die Lippen kommen, sondern uns stets eine hohe Auszeichnung sein, indem wir darin durch Ihn, den Sohn Gottes, den Urheber unserer Rettung, zum Vater geführt werden!

"(und Mitarbeiter und Mitstreiter...)"

die beiden oben genannten Bezeichnungen des Epaphroditus beziehen sich auf den Dienst am Evangelium. Er zog sich nicht still zurück, als es galt für Pauli Evangelium einzutreten, er verhielt sich nicht passiv, sondern setzte seine ganze Kraft ein, um Paulus in der Verteidigung des Evangeliums zu unterstützen.

In 2Tim 2:3 fordert Paulus den Timotheus auf: "Leide Übles mit mir wie ein trefflicher Krieger Christi Jesu." Wir denken hier vielleicht an Unbequemlichkeit, Schmutz, Gefangenschaft, Müdigkeit, an Wunden und sogar an Tod.

Dann fährt Paulus fort: "Um dem zu gefallen, der ihn angeworben hat, lässt sich kein Kriegsknecht in die Geschäfte des Lebensunterhalts verflechten. "Ein Kriegsknecht wird von seinem Herrn mit allem Lebensnotwendigem versorgt. Er soll sich völlig auf das konzentrieren, was sein Auftrag ist, nämlich zu kämpfen.

Dieses Bild kann auch uns heute zum Nachdenken anregen: Wo tue ich eventuell mehr als notwendig für meinen Lebensunterhalt, wo werden mir durch unnütze Sorgen Kräfte entzogen, die ich anderweitig für den Herrn einsetzen könnte? Es könnte eine aufschlussreiche Rechenaufgabe sein, wenn wir die Stunden addieren, die wir für unseren Lebensunterhalt verbrauchen, und dann jene, die wir für unseren Herrn einsetzen.

"(... den Apostel, den ihr mit dem Amt betraut habt, für meinen Bedarf zu sorgen)"

Bezogen sich die beiden ersten Titel - Mitarbeiter und Mitstreiter - auf den Dienst am Evangelium, so sehen wir hier zwei weitere Titel, die sich aber auf praktische Hilfeleistungen für Paulus beziehen: Apostel und Amtsbetrauter!

Apostel heißt wörtlich "Beauftragter". Jeder, der einen Auftrag auszuführen hat, könnte sich folglich Apostel nennen; eine wichtige Unterscheidung liegt nur darin: wer beauftrag. Bei den zwölf Jüngern war es ganz klar der Herr; auch Paulus wurde vom (erhöhten) Herrn berufen und beauftragt. Bei Epaphroditus jedoch sind es die Philipper, die ihn zum Beauftragten, zum Apostel gemacht haben.

Wir sehen, einmal kann der Auftrag zum Apostelamt von Gott und zum anderen von Menschen gegeben werden.

Gibt es bis heute immer noch von Menschen beauftragte Apostel, so bezeichnet sich Paulus als einen der letzten Apostel (1Kor 4:9). Dies hat seine Bewandtnis darin, dass mit Paulus das Wort Gottes vollendet wurde und damit nach ihm keine weiteren Offenbarungen notwendig waren. Wer heute behauptet, er sei von Gott beauftragt, bisher unbekannte Dinge auszusprechen oder niederzuschreiben, der bewegt sich bereits außerhalb der Bibel und muss von uns abgelehnt werden.

Paulus hatte zu seiner Zeit von dem erhöhten Herrn den Auftrag, dem bisher geschriebenen Wort Gottes das Evangelium der Gnade hinzuzufügen. Heute ist das Wort Gottes abgeschlossen, es ist in seiner uns vorliegenden Fülle allein bestimmend und in nicht mehr zu erweitern! Dieses Wissen kann uns in der heutigen Zeit vor viel Verwirrung und Irrtum bewahren.

Heute wollen wir bei dem letzten Titel noch etwas verweilen, dem "mit dem Amt betrauten" oder einfacher, dem "Amtsträger". Im Griechischen steht hierfür das Wort "leitourgos", von welchem das kirchliche Wort "Liturgie" herrührt; es beinhaltet die gottesdienstliche Handlung (wozu auch der Priesterdienst im Heiligtum gehört).

Erstaunlich ist, dass auch die weltliche Obrigkeit, welcher wir Steuern zu entrichten haben, als Gottes Amtsträger bezeichnet wird (Röm 13:6). Bei Epaphroditus ist uns der dienst für Gott ja verständlich, aber bei der weltlichen Obrigkeit? Paulus verstärkt diese Aussage in Röm 13:6 noch mit dem Zusatz: "zu diesem Zweck anhaltend tätig." Für uns ist dies ein erneuter Zuspruch, uns der Obrigkeit unterzuordnen, denn es gibt keine Obrigkeit außer von Gott (Röm 13:1).

Paulus sehen wir als Amtsträger Christi Jesu für die Nationen, als Priester des Evangeliums Gottes wirkend, "damit die Darbringung der Nationen wohlannehmbar werde, geheiligt in heiligem Geist (Röm 15:16).

Unter den verschiedenen Möglichkeiten steht und die Nachahmung des Epaphroditus offen. Von den Philippern damit betraut, sorgte er treu für den Bedarf des Paulus. Welch vielfältige Möglichkeiten können sich auf diesem Feld für uns auftun, wenn wir die Bereitschaft dazu haben!

Phil 2:26

"als er sich nun nach euch allen sehnte und niedergedrückt war, weil ihr gehört hattet, dass er so krank und schwach war."

Wie lebhaft der Briefwechsel zwischen Rom und Philippi hin- und herging, sehen wir daraus, dass die dortige Gemeinde von der scheren Krankheit ihres Apostels und Amtsträgers Epaphroditus erfahren hatte. Epaphroditus seinerseits ist niedergedrückt, weil ihn die Vorstellung belastet, die Philipper könnten denken, dass er aufgrund seiner Krankheit seinen Auftrag nicht oder nur unzureichend erfüllen konnte.

Was Paulus in Phil 2:1 bei den Philippern sucht, nämlich Zuspruch in Christus, Trost der Liebe, Gemeinschaft des Geistes und innerste Regung und Mitleid, hier praktiziert er dieses. "Ich habe es für notwendig erachtet, Epaphroditus zu euch zu senden!" Paulus sieht den von Heimweh geplagten und von Gewissensbissen niedergedrückten Bruder und verzichtet lieber auf dessen für ihn sicher wertvollen Dienste. Er sucht nicht das Seine, sondern geht ganz auf den Bruder ein und weiß, dass er diesem ungemein hilft, zurück nach Philippi zu reisen. Hier wird Zuspruch, Liebe, Gemeinschaft und Mitgefühl sichtbar.

Paulus gibt manche Annehmlichkeit, dargereicht durch Epaphroditus, dahin, um diesem zu helfen. Dies ist letztendlich die ausgelebte Gesinnung Christi Jesu. Vielleicht finden auch wir heute jemanden, an dem wir unsere Gesinnung ausleben oder ausleben können, vielleicht sogar unter Verzicht auf eigene Annehmlichkeiten. "Wandelt wie Kinder des Lichts .. und prüfet dabei, was dem Herrn wohlgefällig ist!" (Eph 5:9).

Phil 2:27

"Denn er war recht hinfällig, in nächster Todesnähe."

Wir wissen aus Vers 30, dass seine Erkrankung ihren Ursprung in der totalen Hingabe an seinen Auftrag hatte. Epaphroditus hat sich nicht geschont, er hat nicht aufgehört, sich nicht zu Bett gelegt, als die ersten Schwächeanzeichen über ihn kamen. Neben unserem Herrn, neben Paulus und Timotheus, rückt er damit in die Reieh der uns gegebenen Vorbilder im Philipperbrief ein.

Die Schwachheit, die die gegenwärtige Verwaltung der Gnade kennzeichnet, wird hier so richtig sichtbar. Wo sind die Brüder, die oft so schnell die Hände auflegen, wo sind die Wunderheiler, die heute von Gemeinde zu Gemeinde reisen?

Es ist gut, wenn wir erkennen, dass die Zeit der Wunderheilungen bei Paulus vorüber war, und so ist es bis heute geblieben. Vergleichen wir die Erweckung des Ephaphroditus (Apg 19:11 ff) mit der Lage in Rom (ca. 7 Jahre liegen dazwischen), so sehen wir, wie die sichtbaren Zeichen und Wunder in dem Maße abnahmen, wie es bei Paulus in Leiden hineinging.

Es ist falsch, wenn heute sichtbare Zeichen und Wunder als besondere Glaubenshilfe angeboten werden. An Epaphroditus, wie auch an Paulus und Timotheus, lernen wir, dass gerade das Gegenteil der Fall ist: Ein Wandel und Dienst in äußerer Schwachheit kommt zur Darstellung.

Möge uns allen diese Tatsache dort, wo wir stehen und dienen, ein beflügelter Zuspruch werden, nicht zu ermatten, nicht zu resignierten und ... so möglich nicht nachzulassen!

"Jedoch Gott hat Sich seiner erbarmt,"

Um des Evangeliums willen widerfuhr Epaphroditus Krankheit und Schwäche bis in Todesnähe. Dies diente ihm aber dazu, dass Erbarmen Gottes zu erfahren. Wie wird ihm wohl zumute gewesen sein, als die göttliche Hand ihn wider ins Leben zurückholte , was mag im Herzen dieses Menschen vorgegangen sein !

Obwohl wir heute keine Zeichen und Wunder erwarten sollen, liegt es doch in dem göttlichen Erbarmen eingebettet, dort einzugreifen, wo Er es für richtig hält. Damit sind uns. heute klare Orientierungen gegeben: Alle eigenen Bestrebungen und Initiativen, wie z.B. in Jak 5:14 aufgezeigt werden, sind heute außer Kraft gesetzt. Die Außerkraftsetzung erfolgte mit der Verstockung und Beiseitesetzung Israels. Wer also die Praktiken der Krankenheilung ausübt und sich auf Jak 5:14 beruft, der hat übersehen, an wen dieser Brief gerichtet ist: "An die zwölf Stämme in der Zerstreuung."

Wir können heute leicht mitverfolgen, wie Paulus nach und nach alle Zeichen und Wundergaben verlor, bis er schließlich im Gefängnis in Rom äußerlich in völliger Schwachheit und Ohnmacht gebunden lag. Auch seine Mitarbeiter, wie hier z.B. Epaphroditus, waren von dieser Schwachheit gekennzeichnet. Es gab keine Handauflegung mehr, wodurch Heilung erreicht werden sollte. Dafür tritt das göttliche Erbarmen in den Vordergrund und strahl in so manch leidgeprüftes Herz hinein; Gott weiß genau, wie weit jedes einzelne Seiner Geschöpfe belastbar ist.

"... Gott aber, der so reich an Erbarmen ist - um Seiner vielen Liebe willen, mit der Er uns liebt ..." (Eph 2:4).

Krankenheilung

Obwohl dieses Thema eigentlich für uns klar sein sollte, wollen wir es doch noch einmal aufgreifen, zumal in pfingstlichen Kreisen. die Krankenheilung ein wesentlicher Teil ist.

Gemäß Röm 8:23 ächzen wir, die wir die Erstlingsgabe des. Geistes in. uns haben, in uns, den Sohnesstand erwartend, die Freilösung unseres Körpers. Gleich allen Geschöpfen ist also auch unser Körper der Sterblichkeit unterworfen, und wir erleben auch mit ihnen wie unser Körper Jahr für Jahr mehr verfällt wie Schwäche und Krankheit uns befallen und wir immer mehr abnehmen.

Viele meinen, mit ihrem Gläubigwerden sei nun dieser Prozess gestoppt zumindest habe die Krankheit und das Leiden kein Anrecht mehr an sie. Ihr Glaube konzentriert sich darauf, mit dem Herrn Wunder zu erleben. Es wird dabei übersehen, dass solche Wunder im AT und zur Erdenzeit Jesu sowie danach in der anfänglichen Zeit der Apostelgeschichte Schaustellung und Beweis göttlicher Kraft und Herrlichkeit sein sollten und keine fleischliche Bereicherung des einzelnen. Die Umwandlung unserer irdischen Körper ist ein Ereignis, welches uns noch bevorsteht, und auf welches wir uns in ständiger Erwartung freuen sollen, auch in Krankheit und Leiden.

Heute gilt für uns: "Darum sind wir nicht entmutigt; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verdirbt, so wird doch unser innerer Mensch Tag für Tag erneuert" (2Kor 4:16).

Unser Verhalten in Krankheit

Wir wollen heute einer falschen Folgerung vorbeugen. Durch die Zurücknahme der Heilung sei der Weg versperrt, im Gebet für die Genesung Kranker einzutreten.

An Epaphroditus sehen wir, dass Heilung auch heute sehr wohl noch möglich ist - nur: Gott tat diese Machttat nicht durch Pauli Hände, sondern "Er erbarmte sich". Das tiefe Erbarmen Gottes ist geblieben. Wenn es Seinem Liebeswillen entspricht, vermag Er auch hoffnungslos Kranke wieder herzustellen. Wir dürfen glaubensvoll mit Gottes Erbarmen rechnen, aber nicht irgendwelchen Wundertätern nachlaufen, die durch schriftwidriges Verhalten eine Gefahr für Gläubige sind. Auch finstere Mächte im Lichtgewand können heilen, bringen ihre Opfer aber dafür unter ihren Bann.

Man sollte es Gott vertrauensvoll überlassen, das zu tun, was Er für richtig hält und dankbar bleiben, auch wenn keine Besserung eintritt. Das ist der größte, Gott verherrlichende Glaube.

Darüber hinaus sehen wir bei Timotheus, dass das Einnehmen natürlicher Mittel kein Mange an Gottvertrauen ist (1Tim 5:23). Viele Krankheiten entstehen durch das Missachten göttlicher Naturgesetze, oft schon durch die Vorfahren begangen. Hier können Arzneimittel die vergewaltigten Naturfunktionen wieder herstellen und sind somit ein Gehorsam gegenüber Gottes eigenen Gesetzen.

Wir sehen abschließend die göttliche Seite: Bei Paulus die allgenugsame Gnade, Gottes Kraft in Schwachheit (2Kor 12:9) - bei Epaphroditus das göttliche Erbarmen. Hier offenbart Gott vor uns einmal Seine Kraft wirkende Gnade und zum anderen Sein tiefes Erbarmen.

Die menschliches Seite: Bei Timotheus die Pflege mit natürlichen Mitteln.

Phil 2:27

"aber nicht allein seiner, sondern auch meiner, damit ich nicht Betrübtheit über Betrübtheit hätte."

Ein weiterer Grund, warum sich Gott über Epaphroditus erbarmt hat, liebt bei Paulus. Seine Genesung sollte auch ihn ermuntern. Welch liebevolle Fürsorge des treuen Vaters für den leidgeprüften Apostel!

Epaphroditus stand im Dienste Pauli, und dieser freute sich vor allem darüber dass ihm als Mitbruder geholfen wurde. An uns ergeht hier die Frage: Können wir uns auch darüberr freuen, wenn dem anderen Erbarmen geschieht? Oder kommt die Freude nur auf, wenn wir dies am eigenen Körper erfahren?

"Die Liebe sucht nicht das Ihre", lesen wir in 1Kor 13:5, und in Phil 2:4 lasen wir schon, dass einer auf das Wohl des andern achte. So darf uns der heutige Tag ermuntern, fortzufahren in der Fürbitte, gerade wenn es um Leiden und Krankheit anderer Geschwister geht.

Aber noch ein weiterer Gedanke soll uns heute beschäftigen: Gott macht an Epaphroditus den Reichtum Seiner Herrlichkeit bekannt, indem Er ihn zu einem Gefäß Seines Erbarmens macht. Für Paulus hatte dies eine Milderung seiner Betrübtheit zur Folge. Wir alle sind Gefäße Seines Erbarmens (Röm 9:23) und haben eine Schaustellerfunktion.

Möge auch hierdurch manche Betrübtheit von uns genommen oder gemildert werden, "zum Lobpreis des Reichtums Seiner Herrlichkeit!"

Phil 2:28

"Umso eiliger sende ich ihn nun, damit ihr euch wieder freut, wenn ihr ihn gewahrt, und ich weniger betrübt sei."

Jedem ist es eine Belastung, wenn der andere bedrückt ist; so auch in der gegenseitigen Beziehung der Gemeinde in Philippi zu Paulus. Jeder will dem anderen helfen, denkt an dessen Wohl. Darin werden uns die Verse in besonderer Weise Anschauungsobjekt zum Nacheifern.

Eine Eigenart des Philipperbriefes zieht sich wie ein roter Faden durch alle Kapitel, und auch unser heutiger Leitvers zeigt diese recht deutlich auf: Es sind die beiden großen Gegensätze "Leiden - Freude" Immer wieder wechseln sich diese ab und lassen uns erkennen, dass unser Wandel und dienst, wenn wer in der rechten Art und Weise geschieht (nämlich getreu der Lehre Pauli folgend), in Leiden hineinführt, und dass wir trotz Leiden von Freude erfüllt sein dürfen. Damit sind wir eigentlich bei einem wichtigen Prinzip angelangt: Um die Leiden brauchen wir uns nicht zu bemühen, die kommen ganz sicherlich, wenn wir auf unseren Nationenapostel hören. Aber wenn wir nur von Leiden umgeben sind, ohne Freude, zerbrechen wir innerlich! Die Freude ist die Wurzel, die die Leiden zu tragen vermag, anders geht es nicht. Wenn wir unser eigenes Leben prüfen, so muss sich dies darin bestätigen.

Lehrmäßig stellt sich nun hier die Frage, woher kommt die Freude, und worin besteht sie? Diese Frage soll uns später noch ausgiebig beschäftigen. Heute sehen wir, wie durch liebevollen geschwisterlichen Umgang Freude entstehen kann. Pflegen wir unseren Umgang und lassen wir ihn uns doch auch zu einer Quelle der Freude werden.

Phil 2:29

"Nehmt ihn nun im Herrn mit aller Freude auf,"

Epaphroditus konnte seinen Auftrag offensichtlich nicht so ausführen, wie es sich die Philipper gedacht hatten - er wurde krank und schwach. Die bedrückte ihn noch zusätzlich und so liegt ihm viel daran, seinen Geschwistern in der Heimalt alles persönlich z u erzählen.

"Nehmt ihn nun im Herrn mit aller Freude auf", schreibt Paulus den Philippern, da er annehmen muss, dass doch mancher über Epaphroditus enttäuscht sein könnte, weil er seinen Auftrag nicht voll ausführen konnte, Dies ist eine durchaus verständliche, menschliche Verhaltensweise - die Philipper wollten etwas Gutes bewirken, und nun erkrankte ihr Betrauter, und ihre Liebesgabe kam nicht so richtig. zur Entfaltung. Hier nun gilt der Zuspruch Pauli an die gewissermaßen Enttäuschten in besonderer Weise. Er, Paulus, sah ja ihr Herz und wusste, dass sie ihm mit der Sendung des Epaphroditus eine große Freude machen wollten.

Auch wir geraten oft in ähnliche Lagen, dass wir Gutes tun wollten und unser Liebesdienst sich nicht in der rechten und gewünschten Art und Weise entfalten konnte. Erkennt jedoch der Empfänger unsere gute Absicht nicht so ist es in jedem Fall Gott, der die Herzen erforscht und unsere Gesinnung erkennt. Er wird es auch sein, der uns letztendlich jedes gute Werk vergilt, sofern es nicht zu unserer eigenen Ehre und unserem Ruhm gedacht war, sondern zu Seinem Lobpreis und zu Seiner Verherrlichung.

"... und haltet solche Brüder in Ehren,"

In keinem Fall wünscht es Paulus, dass dem Epaphroditus etwas Nachteiliges nachgesagt werden könnte, im Gegenteil! Um diesen Eindruck gar nicht erst entstehen zu lassen, fordert er die Philipper auf, ihren Abgesandten mit herzlicher Freude aufzunehmen und ihn in Ehren zu halten.

Epaphroditus kam nicht als der strahlende Bruder zurück, dem alles wohl gelungen ist, vielmehr trat seine Schwachheit offen zutage. Sein Dienst wurde dadurch jedoch nicht geschmälert, sondern sollte entsprechend geehrt werden. Wie oft lassen wir uns täuschen von Brüdern, die nach außen Kraft und Überlegenheit ausstrahlen. Ihnen folgen wir nach auf sie hören wir, sie stehen immer im Mittelpunkt. Und daneben stehen dann die stillen, die schwächeren Brüder, denen ihr Dienst nicht immer zur Zufriedenheit gelingt - sie bleiben weitgehend unbeachtet.

An Epaphroditus lernen wir, wie gerade solche schwachen Brüder in ehren gehalten werden sollen, da sie - oft unbemerkt - viel mehr im Verborgenen gewirkt haben, als wir bemerkt haben; sie haben sich oft mehr geopfert als jene, denen alles ohne Mühe auf Anhieb gelingt.

Vielleicht gibt es auch in unseren Kreisen solche Brüder, denen wir eine Herzensfreude machen, indem wir sie mehr als bisher beachten und sie entsprechend in Ehren halten.

Phil 2:30

"...da er um des Werkes des Herrn willen dem Tode so nahe gekommen war, als er seine Seele riskierten..."

Aus der Gottesferne findet Epaphroditus den Weg zu Jesus Christus (Epaphroditus bedeutet: der heidnischen Götting Aphrodite - Göttin der Liebe und der Schönheit - gehörig). Er dient ihm mit ungeteiltem Herzen als Mitsklave am Evangelium. Auch Krankheit, sogar bis in die Nähe des Todes, halten ihn nicht von seinem Wirken ab. Er nimmt also auch das körperliche Leiden bewusst in Kauf und stellt es mit in den Dienst für seinen Herrn, indem er anderen schonungslos dient. Für Epaphroditus heißt dies. Wegschauen von sich selbst und hinschauen zum anderen. Buchstäblich erfüllt er damit, was Paulus in Phil 2:4 schreibt: "... und jeder nicht auf das Seine, sondern jeder auf das Wohl der anderen achte!" Auf das Wohl der anderen achten verlangt von uns Opfer, und zwar in der Form, dass wir zum Verzicht auf persönliche Annehmlichkeiten bereit sind, die z.B. der Bequemlichkeit oder dem Genuss dienen.

Epaphroditus stellte gemäß Röm 12:1-2 seinen Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereit. Nur in dieser Stellung konnte Gott ihn gebrauchen. Wandel und dienst werden hier zu einem "folgerichtigen Gottesdienst". Auf diesen Wegen gibt es dann mit Sicherheit manches Leiden, aber auch göttlichen Zuspruch. Paulus bezeugt dies den Korinthern: "... ich bin erfüllt mit Zuspruch, Freude strömt in mir über bei all unserer Drangsal."

Wenn wir nun fragen, auf welche Art Epaphroditus seine Seele riskierte und was darunter zu verstehen ist so kann uns hier ein Wort aus Jes 53 hilfreich sein; es bezieht sich auf den leidenden Herrn: "Von der Mühsal Seiner Seele soll Er Licht sehen" (Jes 53:11) (nach Luther: "Darum , dass Seine Seele gearbeitet hat, wird Er Lust sehen..."). Und weiter Vers 12: "Deshalb will Ich ihm die Vielen zuteilen; und den Starken wird Er zuteil die Beute dafür, dass Er Seine Seele in den Tod dahingab...".

Seele bedeutet nicht, wie oft irreführend übersetzt, Leben, sondern bezeichnet unsere Empfindungen.

Der Leidensweg des Herrn bedeutete für Sein Empfinden, also Seine Seele, eine unermessliche Mühsal. Wenn wir nur das ganze Kapitel Jes 53 langsam lesen, wird uns dies so richtig bewusst und deutlich werden!

Was unser Herr hier litt, kann kein Mensch wiederholen, aber ein kleines Stück davon tragen ist für uns hier auf Erden wohl möglich. Wir sehen dies ja hier deutlich an Epaphroditus. Er riskierte also seine Empfindungen (Seele), und dies konnte für ihn heißen: Überwindung der Angst vor den römischen Soldaten, Verzicht auf alle körperlichen Genüsse, unter Umständen auch 'Verzicht auf eigene Nahrung, das Ertragen von körperlichen Anstrengungen - alles was sein Empfinden irgendwie berührte gab er dran, riskierte es zugunsten des Werkes des Herrn.

Unter bestimmten Umständen bekommen wir den wohl gemeinten Rat oder geben diesen Rat selbst weiter, uns doch zu schonen - auf unsere Gesundheit zu achten. So wollte Petrus (sicher aus liebendem Mitgefühl) den Herrn von Seinem Leidensweg abhalten, indem er direkt sagte: "Keinesfalls wird Dir dies zugedacht sein!" (Mt 16:22). Des Herrn Antwort lautete: "Geh hinter Mich, Satan"! Du bist mir ein Fallstrick! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern das, was menschlich ist."

Wollte hier der Satan, Petrus als Sprachrohr benutzend, den Herrn von dem göttlichen Weg abbringen, indem er zu Seiner Schonung riet, so kann es auch seht gut umgekehrt sein, dass Satan uns heute derart in menschliche Umtriebe verwickelt, dass wir ganz darin verstrickt sind und keine Zeit mehr für das haben, was Gott von uns will. Durch die Vielzahl deiner Wege ermüdest du dich, sagt schon Jes 57:10. Hier heißt es für uns sehr wachsam zu prüfen, was der Wille Gottes sei: " ... und euch nicht auf diesen Äon einzustellen, sondern euch umgestalten zu lassen durch die Erneuerung eures Denksinns, damit ihr zu prüfen vermöget, was der Wille Gottes sei - der gute, wohlgefällige und vollkommene" (Röm 12:2).

Fortsetzung in Band II

"...um euren Mangel an Dienstleistung für mich auszufüllen."

Nach all dem Guten, was Paulus den Philippern bescheinigt, kann es hier kaum so verstanden werden dass er jetzt ihren Mangel an Dienstleistung an sich beklagt. Der Dienst der Philipper an Paulus ist ja wegen der großen räumlichen Trennung gar nicht möglich, und deshalb sollte stellvertretend für alle Epaphroditus die Dienstleistung übernehmen.

Der Mangel bestand also in der leider bestehenden großen Trennung Rom/Philippi. Es war Epaphroditus' Aufgabe, diesen Mangel mit seiner persönlichen Anwesenheit zu überbrücken. Wir verstehen jetzt viel besser, warum Ephaphroditus seine Seele riskierte und dem Tode nahe kam, weil eben das Wissen in ihm war, stellvertretend für alle Philipper in Rom zu dienen. Die begründet auch die eindringlichen Worte Pauli an die Philipper, ihren Abgesandten in Freude und Ehren aufzunehmen und an ihm keinerlei Makel zu suchen.

Die Worte Pauli an die Korinther stehen hier lebendig vor uns:

"Keinen Anstoß geben wir, in keiner Weise, damit kein Makel an dem Dienst gefunden werde; sonder in allem empfehlen wir uns selbst als Diener Gottes: in vielem Erdulden, in Drangsal, in Nöten, unter Druck, unter Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühsal..." (2Kor 6:3-5).

Epaphroditus, das Vorbild

Zusammenfassend können wir sagen, dass Epaphroditus gerade in seiner Schwachheit für uns zum Vorbild wurde, denn die Herrlichkeit und Kraft Gottes tritt umso mehr hervor, je schwächer unser eigener Zustand ist. Unsere Auswahl und Berufung gemäß 1Kor 1:26-31 entspricht also voll und ganz Gottes Weisheit und Ratschluss.

Auch unser Dienst wird sich in dieser äußeren Schwachheit vollziehen; oft mag uns dies verzagt und mutlos machen. Da darf uns dann Gottes Wort zusprechen: "Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft gegeben" (2Tim 1:7).

Prüfen wir also auch unter Inanspruchnahme unserer Vernunft, wo Gott uns gebrauchen will und auf dem geprüften und für richtig befundenen Weg lasset uns dann auch Mühsal und Leiden tragen, indem wir bedenken: "... dass die Leiden der jetzigen Frist nicht wert sind der Herrlichkeit, die im Begriff steht, in uns enthüllt zu werden" (Röm 8:18). Auf diesem Weg dürfen wir dann auch ab und zu erfahren, wie Gottes Erbarmen in unserem Leben sichtbar wird, und vielleicht können wir dann mit Paulus einstimmen: "Überwältigend aber ist die Gnade unseres Herrn..." (1Tim 1:14).

Lies weiter:
Der Philipperbrief - Kapitel 3