Der Galaterbrief - Kapitel 4

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift: Der Galaterbrief I - II (2012)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Galaterbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Galaterbrief - Kapitel 4

(Band II)
Der Gläubige tritt in den Sohnesstand
Befreit vom Gesetz
Gesetzlichkeit ist Religion
Durch Gesetzlichkeit den Segen verlieren
Gesetz oder Gnade - zwei verschiedene Wege

Der Gläubige tritt in den Sohnesstand

Gal 4:1

"Ich sage aber: Solange der Losteilinhaber. unmündig ist, besteht kein wesentlicher Unterschied gegenüber einem Sklaven, wiewohl er Herr von allem ist."

Di ersten sieben Verse dieses Kapitels können überschrieben werden: Anstelle der Unmündigkeit unter dem Gesetz tritt der Gläubige in den Sohnesstand. Unser Leitvers nennt zuerst einmal den "Losteilinhaber", wobei in den herkömmlichen Übersetzungen "Erbe", steht, was aber völlig abwegig ist, weil im Erbfall jemand sterben müssen, was auf Gott gesehen, der die Losteile vergibt, nichtmöglich ist. Bedenken wir einmal, wie viel Unrecht in menschlichen Erbfällen geschieht, wie viel hier betrogen und unehrlich gehandelt wird! Bei Gott ist dies nicht der Fall! Bleiben wir also kurz bei dem Los, Losteil bzw. Losteilinhaber stehen:

Das göttliche Los nimmt generell alle Entscheidung aus der Hand des Menschen, es unterliegt allein dem Ratschluss Seines Willens. Was der Mensch möchte, wird hier völlig übergangen. Gott entscheidet souverän über das Losteil und Er stellt jeden an den Platz, den Er von Anfang an für ihn bestimmt hat.

Zum ersten Mal lesen wir in 3Mo 16:8-10 von einem Los, es kann uns manches erklären, obwohl es nur um zwei Ziegenböcke geht: Aaron als Hohepriester soll das Los werfen, welches entscheidet, welcher Bock geopfert werden, und welcher leben soll. Das Los waren damals markierte kleine Gegenstände (z.B. ein Kiesel) die in einen Beutel getan und blind gezogen wurden. Die Welt würde solches als Glücksspiel bezeichnen, doch für das Vol Israel tat sich hier der Wille Gottes kund! Israel überließ also bewusst die Entscheidung seinem Gott! Es ist hier wichtig, dass uns allen zutiefst bewusst wird, dass alles aus Gott ist, ob es sich um das Schicksal zweier Ziegenböcke handelt, oder um das große Gegenbild des Opfers Christi Jesu. Über Ihn lesen wir in Apg 2:23, dass Er nach dem Ratschluss und der Vorherkenntnis Gottes ausgeliefert wurde - es gibt bei Gott keinen Zufall, Er bestimmt das Los, das Losteil und den Losteilinhaber!

Wir blickten gestern auf das erste Vorkommen des Loses bei dem Volk Israel, und auch heute werfen wir einen Blick auf dieses Volk: In 3Mo 25 geht es u m das Losteil des Ackerlandes, wo die Dorfbewohner und das Ackerlang in Gruppen aufgeteilt wurden, mit jeweils einem Leiter an der Spitze. Es wurden Kiesel als Los gezogen und das zugeloste Land bekamen nicht die einzelnen Landarbeiter, sondern erst einmal der Leiter der Gruppe. Das für uns Interessante ist, dass die Dorfbewohner das dem Leiter zugeloste Land, als "das ihre" betrachteten! Anders ausgedrückt: Alle Dorfbewohner sahen ihr Losteil in dem Leiter der Gruppe!

Obiges ist ein wunderbares Bild für uns, denn es erinnert uns an unsere Stellung in Christus. Auch unser Losteil ist ausschließlich "in Ihm", bzw. unser Losteil ist in Seinem Losteil!

War schon innerhalb des Volkes Israel die Bindung an durch das oben beschriebene Losteil sehr intensiv, so ist es unbeschreiblich inniger zwischen Christus und uns! Gott gab Seinem Sohn das höchst Losteil im gesamten All, und so wie der Leiter einer Dorfbevölkerung sein Losteil mit den anderen teilte, so teilt Christus Sein Losteil mit uns, bzw. mit denen, die Ihm angehören.

Israel sollte durch dieses Los ständig an seinen Gott erinnert werden und es sollte sich bewusst werden, dass alles von Gott kommt und Er der allein Zuordnende ist! Auch wir sollen uns ständig vergegenwärtigen, dass wir in Christus auserwählt wurden, dass Er unser Haupt und wir Seine Glieder sind. Da Sein Losteil in den Himmeln ist, kann "unser Anteil an Seinem Losteil" auch nur dort sein! Erfreuen wir uns an Eph 1:13-14, wo uns mit dem göttlichen Siegel des heiligen Geistes garantiert wird, dass wir "in Ihm" Losteilinhaber sind!

"Losteilinhaber" zu sein setzt voraus, dass das Losteil bekannt ist! Ist es uns bekannt?

Wir haben gestern betont, dss es um "Sein" Losteil geht und wir an diesem teilhaben dürfen. Diese Teilnahme ist aber nicht selbstverständlich, das zeigt Pauli Gebet auch für uns in Eph 1:15 ff. Er bittet um geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst (nachdem die Augen unserer Herzen erleuchtet wurden), und dann kommt das Wichtigste: "... damit ihr wisst, was das Erwartunggut Seiner (Christi) Berufung ist, der Reichtum der Herrlichkeit Seines Losteils inmitten der Heiligen..." - wir sehen, wenn wir alle Vers von Eph 1:15-23 lesen, dass Paulus fast die Worte fehlen, um diese Herrlichkeit zu beschreiben! Es geht, kurz gesagt, um das gesamte All, wo Christus zur Rechten Gottes inmitten der Überhimmlischen sitzt. In Hebr 1:2 erfahren wir, dass de rVater Seinen Sohn zum Losteilinhaber von allem gesetzt hat, das ist unfassbare Herrlichkeit! Lesen wir hierzu noch ein Wort aus Röm 8:17: "... wenn aber Kinder (Gottes), dann auch Losteilinhaber Gottes; Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir nämlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden."

Es geht uns bei Obigem darum, dass wir erst einmal Losteilinhaber Gottes sind, die Voraussetzung steht in Eph 1:13-14 und lautet kurz gesagt: Hören, glauben, versiegelt werden. Der Geist bezeugt also unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Damit ist unser Losteil gesichert. Im zweiten Teil von Röm 8:17 geht es um das Losteil "der Verherrlichung mit Christus", wobei das Leiden mit Ihm vorausgesetzt wird -.. hier ist unser Wandel angesprochen den wir aber hier nicht weiter ausführen können. Es soll uns nun wichtig werden, dass wir Losteilinhaber von einem Losteil sind, welches alle unsere menschliche Vorstellungskraft weit übersteigt!

Paulus stellt den Galatern das Bild eines unmündigen Sohnes von einem wohlhabenden Vater vor Augen, dem alle Güter. zugedacht waren, nur ... solange er im Kindesstadium, also unmündig war, konnte er sein Losteil nicht antreten, weil er unfähig war, die Güter zu verwalten. Diese vorläufige Stellung unterscheiden den Sohn in nichts von einem Sklaven, lediglich, dass er bei entsprechender Reife (Mündigkeit) sein Losteil antreten kann; er hat also eine Erwartung!

"Unmündigkeit" ist hier im Bezug auf die Galter (und durchaus auch auf uns, das Fehlen von geistlicher Weisheit und geistlicher Erkenntnis (nachdem die Augen eurer Herzen erleuchtet wurden). Und wie bekommen wir dies?

Am Anfang steht gemäß Eph 1:13 "das Hören". Und in Eph 3:8 schreibt Paulus "Mir, dem bei weitem geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft..."! Hier haben wir das "Erleuchtet werden", im obigen Absatz! Es geschieht ganz einfach dadurch, dass der Apostel Paulus als der vom Herrn eingesetzte Lehrer der Nationen erkannt und gelesen wird! Nur in seinen (des Paulus) Briefen finden wir das uns betreffende Geheimnis der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade! Damit wird es ganz einfach: Wer Paulus ablehnt oder in nicht als den besonderen Apostel der Nationen akzeptieren will, ist unmündigt!

Was haben die Galater getan? Sie haben zwar Paulus gehört, haben sich anfangs auch wililg von ihm belehren lassen, sind dann aber auf jüdische Einflüsterungen zurückgefallen (zurück von der Gnade zum Gesetz), und haben sich damit selbst in den Stand der Unmündigkeit zurückversetzt!

Gal 4:2

"Er ist vielmehr Vormündern und Verwaltern unterstellt bis zu der vom Vater festgesetzten Zeit."

Wir kehren zurück zu dem Bild, das Paulus gebraucht, und im Grund weist er mit diesem Bild erst einmal auf das Volk Israel hin.

Auf dem Boden Israels hat Gott dem Gesetz seine Aufgabe gestellt, nämlich ein Geleiter hin zu Christus zu sein. Und was dieses denkbar beste, heilige und göttliche Gesetz leisten oder nicht leisten konnte, an Israel sollte es offenbar werden und ist es auch offenbar geworden!

Auch uns muss die Geschichte Israels Anschauungsunterricht sein (weswegen Paulus auch im Galaterbrief so oft auf dieses Volk zurückgreift). Wir wissen um Israels Entstehung, seine Führung, seinen Abfall, seine Gerichte bis hin zu Israels Begnadigung ... und in allem spiegelt sich die Treue, die Klarheit und die zeitlichen Wegen Gottes mit der ganzen Menschheit ab. Denn Israel ist Gottes erstgeborener Sohn unter allen Nationen! Wir lesen dies in Röm 9:4: Israel ist das Volk des Sohnesstandes, dem die Herrlichkeit gehört, die Bündnisse und Gesetzgebung, der Gottesdienst und die Verheißungen. Und trotzdem weigerte sich der Großteil des Volkes, Jenen anzunehmen, den Gott gesandt hatte, um die Unmündigkeit aufzuheben. Hat ihr Unglaube die Treue Gottes aufgehoben? "Möge das nicht gefolgert werden!"

Wir möchten mit Obigem darauf hinweisen, dass Gott Seinen Sohn sandte, als für Ihn die Zeit gekommen war! Und diese göttliche Zeit war unabhängig vom Wandel Israels. Dass bei Gott alles Seine richtige Zeit hat, darf uns immer wieder zum Trost werden, vor allem, wenn sich die göttlichen Ziele scheinbar verzögern, auch unser (oft ungeduldiges) Warten auf das Kommen des Herrn. Erst wenn der Letzte aus den Nationen gerufen ist (bis die Vervollständigung der Nationen eingehe), wird Israel gerettet werden, was voraussetzt, dass uns der Herr zuvor zu Sich entrückt hat - und dies zu des Vaters festgesetzter Zeit.

Paulus weist die Galater in unserem Leitvers darauf hin, dass Israel erst einmal Vormündern und Verwaltern unterstellt war, was die Bündnisse und das Gesetz darstellten. Zur vom Vater festgesetzten Zeit wurde das Wort Fleisch, Gott sandte Seinen Sohn in die Welt, damit j4eder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe, so lesen wir in Joh 3:16.

Obwohl Jesus ja allein zu den verlorenen Schafen vom Haus Israel kam (dies sind gemäß Mt 15:24 Seine eigenen Worte), galt Sein Opfer am Kreuz auf Golgatha nicht nur Israel, sondern jedem, der an Ihn glaube, wie Johannes oben schreiben konnte.

Nun hätte im Grund das Volk Israel seine Vormünder und Verwalter bei Jesu Kommen gleich beiseite stellen und sich ihrem Messias hingeben können, und dies als Mündige, als Söhne Gottes, die sich in ihrem Messias gerettet wussten. Wäre dies geschehen, liebe Geschwister, dann gäbe es keine Körpergemeinde Christi Jesu!

Es muss uns tief bewegen, was damals geschah: Nicht Israel stellte seine Vormünder beiseite, vielmehr stellte Gott Sein auserwähltes Volk beiseite!" Der auferstandene und verherrlichte Christus offenbarte einem Mann namens Saulus von Tarsus etwas, dass alles, was dem Volk Israel zuvor geschenkt wurde, weit übertraf! Und diese Enthüllung war für Israel nicht fassbar: Die Empfänger dieser Enthüllung, die Glieder der Körpergemeinde Christi Jesu, wurden speziell in den Gefängnisbriefen des Paulus an die Epheser, Philipper und Kolosser als "Söhne und Vollkommene" bezeichnet (im Gegensatz zu den Kinder und Unmündigen der vorangegangenen Zeiten)!

Ist es uns wirklich bewusst, dass wir Söhne und Vollkommene sind?

Gal 4:3

"So waren auch wir, als wir Unmündige waren, unter die Grundregeln der Welt versklavt."

Unsere Existenz (die der Körperschaft Christi Jesu) beruht darauf, dass Gott zwar erste einmal eine geringe Zahl aus Israel herausgerufen hat, die als Pfingstgemeinde ihren Herrn erkennen durfte, die große Zahl des Volkes hingegen Ihn nicht erkennen konnte, weil Gott ihre Augen und Ohren verschloss. Wir kennen das Geheimnis der Verstockung Israels aus Röm 11:25 ff, und wir sollten deshalb Israel im Herzen mittragen, weil Er Sich schließlich aller erbarmen wird.

Kaum fassbar ist, was Gott uns, die wir Söhne und Vollkommene sein dürfen, zubereitet hat - überströmende Gnade! Und diese Gnade gilt heute allen Gläubigen, ohne Berücksichtigung ihres Wandels! Muss uns diese Tatsache nicht unendlich glücklich machen? Es sei denn, wir halten uns für "perfekt"!!! Der Ausdruck "Söhne" bzw. Mündige bezeichnet unsere Stellung in Christus, seit der vom Vater festgesetzten Zeit.

Was die Gemeinde heute braucht, sind Lehrer, die sie über ihre herrlichen Vorrechte und ihre überhimmlische Berufung unterrichtet! Der Großteil der Gläubigen hat gar nicht gemerkt, dass Israel beiseite gestellt wurde und Gott mit der Körpergemeinde Christi Jesu weit über das hinausging, was dem Bundesvolk verheißen war! Auch für die Galater war es schwer, dass Gott all das, was zuvor bei Israel gegolten hat, plötzlich ungültig gemacht hat und sie in Christus eine ganz neue Kreatur sind!

Es ist gerade unsere Aufgabe, gemäß 2Tim 2:2 das, was wir durch Pauli Briefe enthüllt bekamen, anderen treuen Menschen anvertrauen, sie zu belehren und ihnen unsere wahre überhimmlische Berufung zu zeigen!

Wir kommen, was die Grundregeln der Welt betrifft, erst in den folgenden Versen (9-11) darauf zu sprechen, wo Paulus direkt anspricht, was diese Grundregeln beinhalten. Heute kommt zum Ausdruck, dass alle unter jenen elementaren Regeln, die für das irdische Leben die Grundlage der Ordnung darstellen, versklavt waren. Diese Grundregeln wurden uns eingeübt, also gewissermaßen anerzogen, die Folge war ein Zwang bzw. ein sklavenähnliches Verhältnis. Doch diesen Grundregeln sind wir gestorben!

Die Grundregeln der Welt hatten für Israel ihre Berechtigung, aber auch wir waren, wie Gal 4:9 zeigt, unter ihnen versklavt. Wir müssen lernen zu verstehen, dass sie reine Notbehelfe waren! Es ist ein Phänomen, dass der Mensch, auch der Gläubige, lieber zu Notbehelfen greift, als zur Wahrheit - und sei diese noch so köstlich! Denken wir nur daran, wie viele solche Notbehelfe die Kirchen, vor allem die katholischen, schmücken! In Christus sind wir allen Grundregeln gestorben, was gegen uns ist, und gegen u ns waren auch die Grundregeln, weil sie uns in der Unmündigkeit gefangen hielten.

In Röm 6:2 lesen wir, dass wir der Sünde starben; die Sünde war gegen uns, sie klagte uns ständig an! "Doch mit Christus zusammen wurden wir nun durch die (Geistes-)Taufe in den Tod be graben, damit, ebenso wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt wurde, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln mögen" (Röm 6:4). Und so wie die Sünde uns einst gefangen hielt, so werden viele Gläubige durch menschliche Rituale, kirchliche Regeln und Statuten festgehalten. Doch all diese Regeln sind für uns hinfällig geworden, weil wi rin einer lebendigen Beziehung zu unserem Herrn und Haupt stehen! Wir alles sind "in Ihm" vervollständigt - es bedarf keine 'Grundregel mehr, wir haben den direkten Zugang zu Gott, und dies durch Christus Jesus, unseren Herrn!

Befreit vom Gesetz

Gal 4:4

"Als aber die Zeit der Erfüllung kam, sandte Gott Seinen Sohn, der von einer Frau geboren und unter das Gesetz gestellt wurde,"

Wie sehnsuchtsvoll warten wir Menschen nur zu oft auf schöne dinge, und die Zeit geht kaum voran - doch wie lange wartet Gott, unser Vater, schon auf die Zeit der Erfüllung! Es war ja der Zeitpunkt, wo Er in einzigartiger Weise Seinen Geschöpfen Seine Liebe z eigen und be weisen konnte. Joh 3:16 schildert die mit tief bewegenden Worten. "Die Zeit der Erfüllung" war Gottes Antwort auf die Frage: Warum hast Du, Gott, nach Jes 45:7 nicht nur das Licht, sondern auch das Finstere erschaffen, nicht nur das Gute, sondern auch das Böse? Die Zeit der Erfüllung brachte die Antwort. In der Dahingabe Seines einzig gezeugten Sohnes konnte Er Seine Liebe offenbaren!

Lassst uns heute bei den Worten unseres Leitverses einmal darauf achten, dass Gott sehr lange gewartet hat, bis die Zeit der Erfüllung gemäß Seinem Ratschluss kam - was ging wohl im Herzen des Vataers vor? Man muss hier vielleicht generell einmal fragen: Dürfen wir uns überhaupt derart Gott nähern? Will Er, dass wir in Sein Herz schauen?

Wir kennen die köstlichen Worte in Eph 1:17 ff, die darin gipfeln, dass uns geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gegeben werde - Gott, unser Vater, will, dass wir Seine Herrlichkeit erkennen, was uns auch einen Blick in Sein Herz gewährt. "Liebe! kann für eine gewisse Zeit die Geliebten von sich fern halten, aber nur, um sie hernach umso fester an sich zu ziehen! Gott erschuf das Finstere und Böse, was den Menschen erst einmal von Gott fern hielt! Doch zum Zeitpunkt der Erfüllung kam Gott Seiner Menschheit ganz nahe - das Herzstück Seines Heilsplanes, die Mitte, war erfüllt. Und Gott musste diesen Zeitpunkt ersehnt haben, obwohl auch der furchtbare Schmerz des Kreuzes darin lag! Liebe ersehnt ... Gottes Herz ersehnt ... und wir dürfen die Erstlinge sein, die Ihn zurücklieben!

Gott hat lange gewartet, bis der erste Teil Seines Heilsplanes in Erfüllung ging, und wenn Sein Herz voller Liebe ist, dann ist es auch voller Sehnsucht nach unserer Liebe. Gott ist uns also nicht fern, sondern ganz nahe geworden, auch (oder gerade) in Seinem Sehnen nach uns!

Einst trieb Gott das erste Menschenpaar aus dem Garten Eden hinaus, um es vom Baum des Lebens zu trennen. Das satanische Werkzeug, die Schlange, musste gemäß dem göttlichen Ratschluss seinen Auftrag erfüllen. Die Sünde machte sich in der sich mehrenden Menschheit breit, das Finstere und Böse wirkte dramatisch, der Mensch entfernte sich immer mehr von Gott! Zur "Erkenntnis Seiner Selbst" gehört auch, dass wir versuchen, mit unserem Gott und Vater mitzufühlen! Und wenn unser "Mitfühlen" auch noch so kindlich ist, so wird es Ihn dennoch erfreuen, denn wir sind in Christus Seine Kinder (Röm 8:16)!

Rund viertausend Jahre lang wartete Gott, bis die Zeit der Erfüllung kam. Jenes makellose und fleckenlose Lamm, welches gemäß 1Petr 1:19-20 schon vor dem Niederwurf der Welt geoffenbart war (also schon vor der Erschaffung unserer heutigen Welt), entäußerte Sich Seiner göttlichen Gestalt und wurde Mensch, was sich nach Gottes Ratschluss über die natürliche Geburt einer Frau vollzog. Der Sohn Gottes musste nicht nur den Menschen gleichgestaltet sein, sondern auch in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden sein, das heißt: All Seine Empfindungen. und Gefühle erlebte Er wie wir Menschen.

was also vor dem Niederwurf der Welt zwischen Vater und Sohn besprochen wurde, erfüllte sich durch eine Frau - Jesus wurde geboren, die Zeit der Erfüllung kam!

Das Gesetz ist Segen und Fluch zugleich! Es ist insofern ein Segen, als es dem Menschen seine Unfähigkeit vor Augen führt, Gott zu gefallen und ihn deswegen hin zu Christus führt! Aber es ist auch gleichzeitig ein Fluch, weil überall, wo gesündigt wird, der Fluch des Gesetzes auftritt. Vergessen wir nie, dass das Gesetz für jede begangene Sünde den Tod fordert!

Als Jude geboren, stand Jesus automatisch unter dem mosaischen Gesetz. Es unterschied Ihn nur eines von den übrigen Juden: Die adamitische Sünde lag nicht auf Ihm, weil Er direkt vom Geist Gottes gezeugt wurde. Er war also, wie wir so schön sagen, "nicht vorbelastet"! Konnte Er das Gesetz halten? Hebr 5:7 ff gibt uns seinen Einblick in Jesu Erdenleben, wobei besonders bewegend ist, dass Er den Gehorsam lernte durch das, was Er litt! Und Seine Leiden begannen, als Er, der Kindheit entwachsen, Seinen göttlichen Auftrag erkannte. Fortan stand Sein Leben im Schatten des herankommenden Kreuzes, Hebr 5:7 beschreibt es mit "Flehen, inständige Bittrufe starkem Geschrei und Tränen"!

Mit Obigem können wir erkennen, dass Jesu Erdenleben in nichts dem eines gewöhnlichen Juden nachstand, selbst Satan durfte Ihn versuchen, wie es Mt 4:1 ff zeigt. Er stand unter dem Gesetz, wie Paulus bezeugt, und jedes Verfehlen hätte den Fluch nach sich gezogen - doch Er widerstand, indem Er ständig auf Seinen Vater schaute (so wie wir auf Jesus schauen sollen). Im Grund praktizierte Er das, was uns in 2Kor 3:18 anbefohlen ist! Jesus richtet Sein Inneres ganz auf den Vater aus, und so, die Herrlichkeit des Vaters widerspiegelnd, spiegelte Er nicht nur des Vaters Herrlichkeit ab, sondern wurde zum einzigen Menschen, der das Gesetz vollständig halten konnte - es wurde bis zu Seinem Tod keine Sünde an Ihm gefunden.

Wir stellen heute ein Wort aus Röm 5:3 an den Anfang: "... wissend, dass die Drangsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Erwartung. Die Erwartung aber lässt nicht zuschanden werden..." Was Paulus uns zuruft, kann in gewissem Sinn auch auf unseren Herrn gemünzt werden, weil Sein ganzes Erdenleben "Drangsal" war, weil Er es beständig im Schatten des Kreuzes führte, das heißt: Er wusste ganz genau, wozu Er gesandt war und was auf Ihn zukommt. In Mk 8:31 sehen wir den Herrn, wie Er im voraus Seinen Jüngern alles sagte, was geschehen müsse!

Was dieses Wissen um die Schwere Seines Auftrags in Ihm an Drangsal bewirkte, können wir kaum ermessen. Wir haben gestern schon miterelbt, dass Sein Erdenleben "Flehen, Bittrufe, Geschrei und Tränen" beinhaltete; Jesus stand also nicht hoch erhaben über allem, sondern Er wusste ganz genau um jene finsteren Stunden, die ständig näherrückten, die Seine Seele umklammerten (lies Mt 26:38) .. sind wir überhaupt in der Lage dies. alles auch nur annähernd zu erfassen?

"Drangsal bewirkt Ausharren", und dies zeigt uns der Herr! Ein gutes und sorgenfreies Leben macht, wie wir nur zu gut wissen, anfälliger für die Angriffe Satans, doch Drangsal lehrt auf Gottes Wort achten; unseren Herrn lehrte das, was Er litt, den Gehorsam dem Vater gegenüber, wie es Hebr 5:8 bezeugt.

Kann man in Leiden und Drangsal wirklich ausharren? Verzweifelt man da nicht? Unser Herr machte es uns vor, und wir dürfen Ihn anschauend, auch hierin widerspiegeln, denn nach dem Ausharren kommt die Bewährung, danach die Erwartung, und die Erwartung lässt nicht zuschanden werden, sondern erfüllt sich, wenn uns der Herr buchstäblich bei der Entrückung zu Sich holt!

Gal 4:5

"um die unter dem Gesetz zu erkaufen, damit wir den Sohnesstand erhielten."

Wenn wir erkauft wurden, dann gab es. auch einen Kaufpreis, und der war höher, als wir es uns vorstellen können. Bruder Jaegle schrieb die Schrift "Christi Ringen in Gethsemane", wo dieser Kaufpreis genau beschreiben wird! Wir greifen, wie schon des Öfteren, ein paar Passagen heraus.

Am besten verstehen wir, dass Jesus die Sünden aller auf Sich nahm. Ob wir uns aber vorstellen können, wie groß dieser Berg an Sünden war? Dabei waren es nicht nur die bis dorthin begangenen Sünden, nein, es war die Masse von Sünden, welche auch in der Zukunft die Menschheit begehen würde. Und auf jede begangene Sünde folgte, wie wir schon öfters betont haben, der Fluch des Gesetzes, es ist der Tod, der laut Gesetz für jede Übertretung gefordert wird. Der Herr stand somit unter einem milliardenfachen Todesurteil. Welche Leidenstiefe die beinhaltet, entzieht sich unserer Vorstellungskraft! Hier sei noch angemerkt: Auch wenn die Nationen nicht direkt unter dem mosaischen Gesetz stehen, so golt ihnen dennoch das alle einschließende Gesetz von Ursache und Wirkung: "Denn die Kostration der Sünde ist Tod" (Röm 6:23).

Ein weiteres ist der Tod, der die Herrschaft über Christi Leben erhielt. Erst als am Kreuz die Sündenlast auf Ihn gelegt wurde, wurde auch dem Tod Einlass gewährt und ihm erlaubt, sein qualvolles Werk zu vollbringen. Können wir erahnen, was es unseren Herrn, den Lebensfürsten, gekostet hat, dem Tod die Herrschaft über Sich zu geben? Mit dem Tod kam auch die Vollmacht der Finsternis (siehe Lk 22:53), und letztlich Satan selbst! Satan hat gemäß Hebr 2:14 die Gewalt des Todes, er hatte damit Zutritt. zu Jesus am Kreuz! Konnte Jesus gem. Mt 4:10 noch sagen: "Geh fort, Satan", so war Er ihm am Kreuz ausgeliefert, und dies massiv und direkt! Ahnen wir etwas von der Höhe des Kaufpreises, den der Herr für uns bezahlte?

Der Sohn Gottes erkaufte uns aus dem Gesetz, damit wir den Sohnesstand erhielten - nehmen wir dieses Geschenk einfach hin, oder versuchen wir, uns die Größe vorzustellen, die es beinhaltet?

Tatsächlich gibt es nur einen Sohn, und dies ist Christus allein! Er ist der Einziggezeugte vom Vater, voller Gnade und Wahrheit, wie es Joh 1:14 beschreibt. Und 1Kor 15:48 bezeichnet Ihn als "der Herr aus dem Himmel!" Wir, liebe Geschwister, sind nicht wie Er, wir sind aus Erde geschaffen - welch ein Unterschied! Und dennoch sagt Röm 8:29: "Denn die Er zuvor erkannte, die hat Er auch vorherbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit Er der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei." Wenn wir also "Brüder" Jesu Christi sind, dann sind wir auch Söhne!

"In Liebe" hat Er (Gott) uns für Sich zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt", so lesen wir in Eph 1:5. Und die Vorherbestimmung wurde Wirklichkeit, als der sterbende Sohn den vollen Kaufpreis am Kreuz abgegolten hat. Halten wir fst: Söhne Gotte sind wir einzig und allein "durch und in Ihm"! Und der Kaufpreis war, wie wir gestern gesehen haben, unvorstellbar hoch!

Wir alle dürfen diesen herrlichen Sohnesstand heute im Geist und im Glauben festhalten, ihn als Gewissheit ansehen. ÖEr ist eine Garantie, dass wir einmal buchstäblich unser überhimmlisches Losteil antreten dürfen. Und wenn dies geschieht, werden wir immerdar ,ist unserem Herrn zusammen sein, unser irdischer Körper wird dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestaltet werden (Phil 3:21), und wir werden gemäß Kol 3:4 mit Ihm in Herrlichkeit geoffenbart werden.

In Christus, unserem Herrn dürfen wir dem Vater ganz nahe sein, ja wir dürfen "Abba, Vater" zu Ihm sagen - ein herrlicher Grund, Ihm aus tiefen Herzen zu danken!

Gal 4:6

"Weil ihr aber Söhne seid, schickte Gott in unsere Herzen den Geist Seines Sohnes aus, der laut ausruft: Abba, Vater!"

Rufen wir überhaupt "Abba, Vater"? ist uns unser Sohnesstand bewusst? Unser Leitvers beginnt mit einer Voraussetzung, die uns allen selbstverständlich sein sollte (muss)!

Das Bewusstsein, dass wir Söhne Gottes sind, dass Gott also tatsächlich mit allen Konsequenzen unser Vater ist, wird uns durch den Geist Seines Sohnes geschenkt. Die Parallelstelle zu unserem Leitvers lesen wir in Röm 8:15: "Denn ihr erhieltet nicht den Geist der Sklaverei, wiederum zur Furcht; sondern ihr erhieltet den Geist des Sohnesstandes, in welchem wir laut rufen: Abba, Vater! - Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind".

Wie ja im Grunde das Wort "Sohn" schon aussagt, kann man diese Sohnschaft nicht verdienen, erkaufen oder sonst irgendwie erwerben, sie ist uns von Anfang an gegeben, und zwar darin, dass Gott uns in Seinem Sohn auserwählt und vorherbestimmt hat. Allerdings ist vielen Gläubigen diese Sohnschaft gar nicht so richtig bewusst, was daran liegen kann, dass der Geist, der heilige, betrübt, behindert oder gedämpft wird. In 1Thes 5:19 schreibt Paulus noch drastischer: "Denn Geist löschet nicht!"

Es ist uns allen klar, dass der. uns innewohnende Geist Gottes nicht tatsächlich gelöscht werden kann, schließlich ist er gemäß Eph 1:13 das unauflösbare Siegel unserer Rettung in der Gnade. Wir werden aber dem Wort "löschen" mehr ge recht, wenn wir, wie uns die konkordante Stichwortkonkordanz zeigt, das Wort "dämpfen" suchen - und dies ist sehr wohl möglich!

Gottes Geist spricht ausschließlich aus Seinem Wort zu uns, und dies von dem Moment an, als dieses Wort durch Paulus zur angekündigten Reife kam (siehe 1Kor 13:10). Aber wie kann dieser Geist wirken, wenn Gottes Wort kaum oder gar nicht gelesen wird?

Paulus unterscheidet zwischen "Geist Gottes" und dem Geist Seines Sohnes", gestern haben wir die nicht klar auseinander gehalten, was wir heute nachholen wollen:

Wir wissen, dass Christus heute nicht buchstäblich bei bzw. in uns ist, wohl aber Sein Geist. Und Christi Geist befähigt uns, mit Gottes Geist in einer ständigen und gesegneten Verbindung zu stehen. Hier wird also nicht aufgespaltet, sondern verbunden! Des Vaters Geist kann nicht rufen"Abba, Vater", wohl aber der Geist Christi in uns! Damit haben wir den wesentlichen Unterschied schon klargestellt. Wir sehen immer wieder, dass alles nur über Christus geht, Er ist der Mittler und Kanal, über den die Verbindung zum Vater möglich wird.

Wenn wir also Christus im Wort Gottes suchen, indem wir auch im Wort Gottes lesen, kann der Geist Christi zu uns sprechen, er kann uns die unermessliche Liebe des Vaters groß und herrlich machen, die Tatsache unseres Sohnessstandes wird uns immer mehr beglücken. Damit ist dann auch ein Verhalten und Tun verbunden, das allein auf die Verherrlichung des Vaters ausgerichtet ist - wir tun das, was der Herr nicht nur Seine Jünger gelehrt hat (die Evangelien sind voll davon ) sondern auch uns.

Je mehr wir das suchen, was droben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend, desto mehr kann Christi Geist in uns wirken und uns den Vater groß machen. Aus Kindlein im Glauben werden Jünglinge, und schließlich Väter im Glauben, die den erkannt haben, der von Anfang an ist (siehe 1Jo 2:13). Wer den Geist dämpft, bleibt zwangsläufig im Kindesstadium stehen! Ein Kindlein im Glauben wird nie den Vater in dem Maß verherrlichen können, wie es sein sollte. Die Sohnesliebe Christi bewirkt auch in uns die Liebe zum Vater, und je mehr Gottes Wort in uns wirken kann, umso inniger und freudiger können wir ausrufen: "Abba, Vater!"

Gal 4:7

"Daher bis du nicht länger Sklave, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann auch Losteilinhaber Gottes durch Christus."

Gott benutzt unter anderem zwei wichtige Werkzeuge, die Seinen Heilsplan durchführen. Einmal das Volk Israel, zuständig für die Erde, und dann die Körpergemeinde Christi Jesu, zuständig für die überhimmlischen Räume. Dementsprechend ist auch das jeweilige Losteil: Israels Losteil ist auf der Erden, unseres in den Überhimmeln,. Weil die meisten Gläubigen hier keine klare Unterscheidung vornehmen, ist ihnen ihr Losteil kaum bewusst. Lasst uns deshalb zuerst einmal ganz kurz Israels Losteil betrachten:

Die zwölf Apostel standen in den vier Evangelien, sowie in der Offenbarung ganz auf dem Boden der alttestamentlichen Verheißungen. Ihre Sehnsucht war das Kommen Jesu als Retter und Messias Israels, und sie glaubten, dass Er so wiederkommt, wie sie Ihn haben gen Himmel auffahren sehen. Dann würde endlich das irdische. Königreich aufgerichtet werden, wo die zwölf Apostel auf zwölf Stühlen sitzen werden, um die zwölf Stämme Israels zu richten (siehe Mt 19:28). Die ganze Verheißungsherrlichkeit wird sich an Israel und durch Israel an den Nationen erfüllen.

Wie wir oben sehen, gelten Israels Verheißungen der Erde und werden sich auf der Erde erfüllen. Es geht dabei immer um das Sichtbare! Selbst das neue Jerusalem, welches aus dem Himmel herab auf die neue Erde kommt, ist sichtbar und hat israelisches Gepräge>: Die zwölf Tore tragen die Namen der zwölf Stämme der Söhne Jakobs, die zwölf Grundfeste die Namen der zwölf Apostel Jesu Christi.

Wir haben ganz groß Israels zukünftiges irdisches Losteil umrissen und wissen, dass sich leider viele (!!!) Gläubige muit diesem Losteil fälschlicherweise identifizieren! Einen Namen werden wir hier aber vergeblich suchen: Den des Paulus!

Wir haben gestern eine Kurzbetrachtung über Israels Losteil vorgenommen, heute gehen wir zurück zu dem, was uns betrifft:

Paulus gehört nicht zu den Zwölfen, daher empfing er sein Evangelium auch nicht durch die zwölf Apostel, sondern direkt vom erhöhten Herrn. Damit ist klar, dass dieses Evangelium etwas völlig Neues beinhaltete, wovon die Propheten des AT nichts wissen konnten und wovon Jesus seinen Jüngern auch nichts sagte. Stück für Stück musste Paulus niederschreiben, was die Nationen betrifft, wozu auch ihr Losteil gehört. Und gerade der Galaterbrief enthüllte Grundlegendes: Wir sind nicht länger Sklaven (des Gesetzes), sondern Söhne. Und als Söhne, lässt uns Gott an Seinem ganzen Besitz teilhaben, darum sind wir Losteilinhaber!

Dass unser Losteil überhimmlisch ist, zeigt uns schon 1Thes 4:13 ff, wir werden in die Überhimmel entrückt! Wie es dort sein wird, lesen wir in 1Kor 2:9: "Was kein Auge gewahrt und kein Ohr gehört hat, und wozu kein Menschenherz hinaufgestiegen ist, all das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben." Hier geht es also nicht um die sichtbare irdische Herrlichkeit des Königreichs auf Erden, sondern um das, was droben ist, was uns nur im Geist enthüllt werden kann (1Kor 2:10).

Etwas mehr lüftet der Geist Gottes den Schleier, wenn wir in 1Kor 6:2 hören, dass wir einmal die Welt richten werden, womit nicht unsere Erde, sondern der Kosmos gemeint ist. Und in 1Kor 6:3 werden noch die Boten (Engel) genannt, die wir richten werden. Unser Losteil umfasst also auch das Gericht über die gesamte unsichtbare Welt, die Mächte der Finsternis eingeschlossen. Ist es nicht wer, liebe Geschwister, über dies alles nachzusinnen? Sich vielleicht heute schon gedanklich darauf vorzubereiten?

Wir wollen zu dem Gestrigen, vor allem den letzten Sätzen, etwas hinzu fügen, was der Verfasser dieser Zeilen unvergessen erlebt hat:

Bei einem meiner letzten Besuche bei dem hoch betagten Bruder Mathias Jaegle, sagte dieser: "Ich werde einmal all die unzähligen Sterne im All bereisen dürfen und den jeweiligen Bewohnern den Namen "Jesus" nahebringen, ich darf ihnen an meinem Erdenleben zeigen, was überströmende Gnade bewirkt!"

Dieses Gespräch hat mich tief bewegt und bewegt mich bis heute! Was kommt hier für eine Aufgabe auf uns zu, liebe Geschwister! Es wird uns immer wieder eingeredet, dass die uns bekannten Sterne und Planeten nach menschlichen Maßstäben unbewohnbar sind, weil die uns bekannten Lebensnotwendigkeiten fehlen. Doch lehrt uns nicht schon Daniel im AT, dass die überhimmlischen Bewohner auch in einem auf das Höchstmaß beheizten Feuerofen leben können (siehe Dan 3)? Ja, dass diese überhimmlischen Boten selbst den drei Männer Schadrach, Mesach und Abed-Nego das Überleben im glühenden Ofen möglich machten? Warum sollen also die ungezählten Sterne unbewohnt sein?

Unser Losteil ist nicht besser oder herrlicher als jenes Israels, es ist lediglich anders! Vergessen wir nie: Es geht nur um eine einzige Aufgabe unter einem Herrn: Das All in Christus aufzuhaupten (Eph 1:10). Und dazu erwählte Sich Gott Seine zwei Werkzeuge - Israel für die Erde, die Körpergemeinde für die Himmel.

Es gehört zu unserem Losteil, dass wir in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte an uns in Christus Jesus zur Schau stellen, wie es Eph 2:7 wunderbar beschreibt.

Gal 4:8

"Damals jedoch, als ihr mit Gott noch nicht vertraut wart, dientet ihr denen wie Sklaven, die von Natur gar keine Götter sind."

Wir sind bei den letzten Versen hoch hinauf geführt worden, jetzt wenden wir uns wiede rmit Paulus den Galatern zu. In. unserem Leitvers baut Paulus vor den Galatern etwas auf, was uns bekannt vorkommen könnte: Den dunklen Hintergrund der Finstern is ohne Gott (bekannt ist us dies deswegen, weil wir immer wieder hervorgehoben haben, dass Gott gerade vor dem dunklen Hintergrund der Finsternis und des Bösen Seine Liebe in den schönsten Farben hervorheben kann)!

Paulus erinnert die Galater zunächst einmal an ihre Vergangenheit ohne den wahren Gott, den sie noch nicht kannten. Bleiben wir hier einmal stehen: Sind die Menschen daran schuldig, wenn sie Gott nicht kennen? Röm 1:18-25 lehrt, dass jeder Mensch Gott an Seinen Tatwerken, nämlich Seiner Schöpfung, hätte erkennen können. Die Schönheit und Erhabenheit der Natur predigen unablässig die Macht und Majestät, die Weisheit und Herrlichkeit des großen Gottes Himmels und der Erde - aber: Die Natur verkündet dem Menschen nicht den Sohn Gottes, auch nicht Sein Kreuz, noch die Liebe Gottes, die sich ja darin offenbart hat, dass Christus für uns starb! Dies muss man bei Lesen von Röm 1 sehr wohl auseinander halten!

Wir stellen also fest: Zwar könnte der Mensch Gott an Seinen Tatwerken erkennen, was ihn ja auch gemäß Röm 1:20b unentschuldbar macht, aber zum Frieden mit Gott, zur lebendigen Gemeinschaft mit Ihm gibt es keinen anderen Weg als über Christus! Ohne auf Christus weisende Gottesoffenbarungen nützte auch das pure Erkennen Gottes nichts, weil durch das Erkennen Gottes noch keine Rechtfertigung erfolgt!

Das frühere Leben der Galater war ohne Christus, aber: Nur wer den Sohn sieht und an Ihn glaubt, der hat das Leben; wer den Sohn nicht kennt, der hat das Leben nicht!

Wenn wir in 1Tim 2:4 lesen, dass Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, dann ist dieses göttliche Ziel nur erreichbar, wenn alle Menschen in irgendeiner Zeit Christus nahe gebracht wird. Denn in keinem anderen ist die Rettung und es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter Menschen gegeben worden ist, in welchem wir gerettet werden müssen als in dem Namen "Jesus", wie wir es in Apg 4:12 lesen. Wenn aber bis heute zu einem großen Teil gelehrt wird, dass der Mensch nur in seiner irdischen Lebenszeit gerettet werden könne und hernach von jeglichem Heil ausgeschlossen sei, dann ist dies eine Verherrlichung des Todes und jenem, der die Macht über den Tod hat, Satan! Es wäre ja dann erwiesen, dass Satan mehr Macht hat als der Sohn Gottes, der ja nur ein kümmerliches Häuflein an Menschen auf Seine Seite ziehen konnte! Es ist fast unglaublich, dass solche Wahnvorstellungen sich bis heute behaupten können und ihre Vertreter haben!

Wir haben Obiges dargelegt, weil wir gestern auf den dunklen Hintergrund hingewiesen haben, den Paulus den Galatern im Blick auf ihr früheres Leben aufgebaut hat. Un ddieser dunkel Hintergrund galt und gilt allen Menschen, weil Gott einmal alle Menschen retten wird - nur. zu Seiner Zeit! Deshalb wird sich einmal in den Manen "Jesus" jedes Knie beugen und jede Zunge huldigen - auch wiederum zu Seiner Zeit!

Dass der Mensch einen Gott oder Götter haben muss, ist leicht zu beobachten. Und wenn er den einzig lebendigen Gott nicht findet, dann macht er sich selber Götter und erhebt sich selbst zu seinem eigenen Gott (lies hierzu auch Phil 3:19). Doch dieser dunkle Hintergrund der Abgötterei dient einzig dem Ziel, dass einmal jeder Mensch erkennen muss, ohne den lebendigen Gott geht es nicht und ohne das Opfer Jesu gibt es keine Vergebung!

Wir haben in den beiden zurückliegenden Tagen die gesamte Menschheit vor Augen gehabt, jetzt konzentrieren wir uns auf die Galater: Sie dienten denen, die von Natur gar keine Götter sind In 1Kor 10:20 lesen wir, dass jenes, was die Nationen opfern, den Dämonen gilt, und nicht Gott. Damit ergibt sich, dass der Götzenkult bewusst oder unbewusst"Dämonenkult" ist. Es stehen also hinter der Götterei der Galater finstere Geistesmächte, denen daran gelegen ist, dass ihren in irgendeiner Form Verehrung und Anbetung dargebracht wird.

Paulus möchte darauf hinweisen, dass es von Gott eingesetzte Götter gibt (z.B. Ps 82:1), und solche, die es von Natur aus nicht sind, es aber anscheinend gerne sein wollen. Wir nehmen also zur Kenntnis, dass wes in der unsichtbaren Welt

  1. von Gott bezeichnete "Götter" gibt, und
  2. solche, die es gerne sein möchten und n ach Anbetung streben;

den Letzteren ist der Mensch ohne Gott ausgesetzt!

Erinner wir uns hier kurz, dass auch Satan selbst diese Forderung der Anbetung an Jesus stellte (Mt 4:9), wobei ihm hier ja noch angerechnet werden muss, dass er von Gott Selbst als "der Gott dieses Äons" eingesetzt wurde (2Kor 4:4) seine Forderung also nicht unbedingt mit jenen Forderungen der Dämonen zu vergleichen ist.

Wir möchten dieses finstere Thema nicht weiter verfolgen, es geht ja darum, dass Paulus auf eine Zeit hinweisen wollte, als die Galater jenen als Sklaven dienten, die von Natur aus keine Götter waren und die wir als Dämonen bezeichnet haben. Ein wahrhaft unheimlicher und finsterer Hintergrund steht damit vor uns. Doch dies ist nur der Hintergrund, es geht weiter mit "Nun aber..."!

Gal 4:9

"Nun aber, da ihr Gott kennt, ja vielmehr von Gott erkannt seid, wieso wendet ihr euch wieder zu den schwachen und armseligen Grundregeln um, denen ihr damals von neuem versklavt sein wollt?

Paulus zeigte den Galatern erste einmal den dunklen Hintergrund der Gottesferne und Finsternis, jetzt folgt das "Nun aber...", das Hingeführt werden zu Gott und Seiner Liebe. Wie geschah dies?

Schauen wir einmal auf Israel; dieses Volk hatte Gott in Seine ganz spezielle Schule genommen, und Er machte alle Seine Wege dem Mose bekannt (Ps 103:7). Dies gab es sonst bei keiner Nation! Die Nationen nämlich hat Gott in den vergangenen Generationen ihre eigenen Wege gehen lassen, so lesen wir in Apg 14:16. Und auf diesen "eigenen" Wegen konnten sie Gott trotz aller menschlichen Weisheit nicht erkennen, dies sagt uns 1Kor 1:21.

Der menschlichen Weisheit steht die göttliche Weisheit gegenüber, und darüber lesen wir in 1Kor 2:8, dass sie von keinem Oberen dieses Äons (wozu ganz besonders die Oberen Israels gehören) erkannt wurde, denn: "Hätten sie sie erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt."

Wenn wir an diesem Punkt nur ein klein wenig nachdenken, so erkennen wir leicht, dass es keine Lieblosigkeit war, die Nationen dahin zu geben, vielmehr musste dies alles so sein, damit das bereitstehende Opferlamm auch geopfert wurde! In voller Erkenntnis Gottes hätte niemand den Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt, mit der Folge, dass die Sünde in vollem Umfang auf jedem einzelnen Menschen gelegen hätte und den unbarmherzigen Fluch für jede begangene Sünde, der Tod gefordert hätte .

Nicht die Weisen und Oberen der Welt, sondern die kleine Schar der Törichten, Schwachen und Niedriggeborenen und Verschmähten hat Gott erwählt, um als Erstlinge Seine Werkzeuge sein zu dürfen!

Eine vorherbestimmte Zahl der Galater erkannte Gott, weil sie den angenommen hatten, der uns allen von Gott zur Weisheit gemacht worden ist, "Christus Jesus"! Sie hatten den Sohn Gottes erkannt, und schon Jesus sagte in Joh 17:3: "Das aber ist das äonische Leben, dass sie Dich erkennen, den allein wahrhaften Gott, und den Du ausgesandt hast, Jesus Christus."

Noch im ersten Satz unseres Leitverses berichtigt sich Paulus und wehrt damit jeden Anflug von Eigenruhm ab: "Vielmehr hat Gott euch erkannt"! Und wen Gott erkannt hat, den zieht Er auch zum. Sohn, wie es schon Joh 6:44 ganz klar zum Ausdruck bringt. Und wenn das Letzter schon auf Israel gemünzt ist, wie vielmehr gilt uns, was in Eph 1:4 und 5 zu lesen ist, dass wir durch Gott in Christus vor dem Niederwurf der Welt auserwählt wurden bzw. dass Er uns zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt hat. "Auserwählt und vorherbestimmt" schließt allen menschlichen Ruhm aus, es ist allein das Werk Gottes, dass wir an den glauben können, den Gott ausgesandt hat (was auch schon Joh 6:29 bezeugt).

Was liegt doch für eine tiefe Ruhe in der Zusicherung, "von Gott erkannt zu sein"! Gott wusste und weiß genau, mit wem Er Seinen Heilsplan voranbringen wird und wer Ihm ein treffliches Werkzeug ist. ER kennt von Anfang unser Innerstes, Er kennt unsere Schwächen und Entwürfe unserer Herzen, Er kennt die Abgründe unserer Gedanken ... Er kennt uns durch und durch - und trotzdem oder gerade deshalb hat Er uns erwählt! Wir sind doch ungemein erleichtert, wenn im Fall einer Krankheit unser Arzt die Krankheit richtig erkannt. hat uns sie dementprechend behandelt - wie viel besser sind wir in Gottes Händen, der uns in allem erkannt hat, dem kein Fehler unterläuft, und der uns zuruft: "Du bist Mein!"

Im weiteren Verlauf unseres Leitverses spricht Paulus von "Umwenden" weg von etwas neue Erkanntem hin zu dem Altgewohnten. Im Fall der Galater: Weg von der erkannten Gnade, zurück zum armseligen Gesetz (den Grundregeln)! Bevor die Grundregeln im nächsten Vers näher erklärt werden, lasst uns einmal darüber nachdenken, warum es überhaupt möglich ist, sich von der köstlichen Gnade abzuwenden, zurück zu etwas Minderwertigem:

Wir wissen, dass es von unserer Erde aus gesehen eine sichtbare und eine unsichtbare Welt gibt. Israels Verheißungen sind auf das Sichtbare ausgerichtet, unserer Verheißungen dagegen auf das Unsichtbare. Es liegt dem fleischlichen Menschen sehr viel näher, dem Sichtbaren zu glauben und sich mit diesem zu beschäftigen als mit dem Unsichtbaren. Für uns Gläubige bedeutet dies: Menschlich gesehen liegen. uns die sichtbaren Verheißungen Israels näher! Hier ist wohl der tiefere Grund zu sehen, warum so viele Gläubige sich viel mehr mit dem beschäftigen, was Israel gehört, und von Paulus kaum oder nichts hören wollen.

Israels Segnungen sind irdischer Natur, dies lesen wir in 5Mo 28:1 ff, wobei Gehorsam und Ungehorsam eine wichtige Rolle spielen. Und wie viel Gläubige sehnen sich nach diesem irdischen Wohlergehen! Unsere Segnungen sind rein geistlicher Art, und wir finden sie in Eph 1:3 ff aufgezählt, Dazu kommt, dass wir unsere fleischliche Gesinnung ablegen, sie ans Kreuz verweisen sollen, was unser täglicher Kampf ist. Der fleischlich/seelische Gläubig will körperliches Wohlergehen, der geistlich Gläubige nimmt auch Drangsal und Leiden auf sich, weil er weiß, das es ihm gemäß Phil 1:29 nicht nur in Gnaden gewährt ist, an Christus zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden ... "indem ihr denselben Ringkampf habt, derart wie ihr ihn an mir gewahrt und von mir hört" (Phil 1:30).

Gesetzlichkeit ist Religion

Gal 4:10

"Ihr haltet auf Tage und Monate, Fristen und Jahre."

Paulus sagt in Vers 9: "... wieso wendet ihr euch wieder um", was ja bedeutet, dass die Galater schon vorher, bevor die jüdischen Fanatiker kamen, in diesen Grundregeln gelebt haben. Dazu muss gesagt werden:

Die heidnischen Religionen zeichnen sich ebenso durch äußere Satzungen und Vorschriften aus wie die mosaischen, nur mit dem Unterschied: Die mosaischen Gesetze sind wirklich göttlichen Ursprungs und haben eine tiefe prophetische Bedeutung, während die Satzungen und Ordnungen der heidnischen Religionen davon. höchstens Zerrbilder enthalten, im besten Fall matte Spiegelbilder der göttlichen Gesetze sind.

Paulus könnte den Galatern mit anderen Worten zugerufen haben: "Wenn ihr jetzt mit religiösen Grundregeln vor Gott etwas ausrichten wollt, dann tretet ihr im Grund wieder auf denselben Boden zurück, auf dem ihr standet, als ihr Gott nicht gekannt habt! Denn bei Gott, den ihr ja jetzt erkannt habt, gelten fromme Gebräuche, Verordnungen und Satzungen nicht im geringsten. Wir Gläubigen aus Israel haben dies erkannt, denn in diesen Gesetzen sind wir erzogen worden. Aber zur Sohnesstellung haben sie uns nicht verholfen ... das werden sie euch auch nicht!"

"Tage, Monate, Fristen und Jahre" ... diese zu halten, darin bestand also die von Paulus angeklagte Neigung der Galater. Schauen wir jetzt einmal auf uns, dann kann dieses Verhalten der Galater doch gar nicht so harmlos sein, wie man des in unseren Tagen darstellt, wo die sogenannte Christenheit mit Feiertagen aller Art übersättigt ist. Dazu müssen wir auch Ostern, Pfingsten, Weihnachten usw. zählen! Was für ein scharfes Licht fällt hier durch Pauli Worte auf die christliche Praxis unserer Tage (die entschieden gläubigen Kreise nicht ausgenommen)!

Haben wir, liebe Geschwister, mit dem Gestrigen einige erschreckt? Das mag schon sein! All die Grundregeln, die Paulus hier aufzählt, haben wir doch in großer Zahl als ersehnte Feiertage in unserem christlichen Volksleben. Wer sich dagegen erhebt, wer nicht mitmacht, wer das Feiern und Halten dieser Tage als Rückfall in ein überwunden geglaubtes Heidentum anprangert, wird ganz schnell selber an den Pranger gestellt!

Bis zum heutigen Tag werden die Christen gelehrt, dass gewisse Tage heilig seinen und hochgehalten werden müssen. Dabei gehen Unzählige nur noch an bestimmten Feiertagen, vornehmlich an "Heilig Abend", in die Kirche, worin sich dann ihr Christentum erschöpft! Es ist eigentlich bedrückend, wie wenig man von frommen Bräuchen und Gewohnheiten lassen will, obwohl Paulus im Auftrag es erhöhten Herrn eine eindeutige Sprache spricht.

Jeder Mensch wird in seine Umwelt hineingeboren, ob er will oder n icht. Paulus nennt diesen Zustand "Sklaverei". Auch wir waren einmal Sklaven unserer Umwelt, wurden vielleicht sogar getauft u nd konfirmiert ... doch dies sind nur weltliche Grundregeln! Wo Christus in ein Leben eintritt, ganz gleich in welcher Umwelt, wo einem Herausgerufenen der Glaube geschenkt wird, da gilt, was Paulus in Gal 3:28 sagte: "Da gibt es weder Juden n och Griechen, weder Sklaven noch Freie, weder männlich noch weiblich; denn ihr seid allesamt Einer in Christus Jesus." Hier fallen alle äußeren Zwänge, alle Rituale, Gebräuche und christliche Gewohnheiten, es gibt nur n och "ein Haupt", zu dem wir als Glieder aufschauen, u nd das Irdische hinter uns lassen. "Ertötet daher in euren Gliedern, was an die Erde bindet ..." so schreibt Paulus in Kol 3:5; das Halten von Tagen, Monaten, Fristen und Jahren bindet ja auch, ist also Götzendienst!

Die Galater waren noch relativ unerfahren und waren eine leichte Beute für Fanantiker - wir sollen erfahrener, sollen mündig sein, würdige Söhne Gottes!

Gal 3:11

"Ich fürchte um euch, ob ich mich für euch nicht etwa zum Schein gemüht habe."

Mancher fragt sich jetzt vielleicht. Ja darf ich nicht mehr Weihnachten feiern? Mich in festliche Stimmung mit Lichterglanz versetzen lassen? Fragen wir anders herum: Hat Paulus im letzten Vers übertrieben? Oder schreibt er diese Worte nur aus seiner eigenen Sicht? Wir betreten einen gefährlichen Weg, wenn wir anfangen, unangenehme Worte auszusortieren! Unzweideutig lesen wir in 2Tim 3:16, dass alle Schrift geistgehaucht ist, auch Gal 4:10! Und wenn demgemäß Paulus diese Dinge so ernst sieht, müssen wir dies auch tun.

Es war für Paulus unfassbar, ja erschütternd, dass die Galater sich aus der herrlichsten Stellung in Christus wieder zurück orientieren wollten, wohin: Unter die Sklaverei des Gesetzes! Nicht anders kann man Pauli Worte in unserem Leitvers verstehen! Hat das Irdische, zu dem auch das Gesetz zählt, einen so starken Reiz?

Einen ähnlich gelagerten Fall erwähnt Paulus nur am Rand, und doch ist er tragisch: "Demas verließ nicht aus Liebe zu jetzigen Äon..." (2Tim 4:10). Kein Anfänger im Glauben, sondern ein langjähriger Mitarbeiter des Paulus trachtete offensichtlich mehr nach dem Irdischen, anstatt nach dem, was droben ist. Wir lesen nur "aus Liebe zum jetzigen Äon", was bedeutet, dass Demas dem Verlangen seines Fleisches nachgegeben hat. Unser Fleisch wird immer auf das Irdische sinnen, weil unser Fleisch das Irdische liebt und daran hängt. Und zum Irdischen zählen auch alle gesetzlichen Zwänge.

Lassen wir uns einengen, oder sind wir frei? Ein wunderbares Wort lesen wir in 1Kor 3:23: "Alles ist euer, ihr aber gehört Christus an...". Wer an Weihnachten Kerzen aufstellt, ist damit noch lange nicht unter dem Gesetz, wir haben die Freiheit, alles zu tun (im richtigen Sinn), aber wir müssen dabei bedenken, dass wir Christus angehören, und da hat jede Freiheit auch Grenzen.

Kann etwas, was Paulus getan hat, vergeblich gewesen sein? Kann das Evangelium der Gnade bei den Galatern fruchtlos geblieben sein? Offensichtlich befürchtet dies Paulus, und wenn es damals möglich war, ist die Befürchtung heute berechtigt?

Pauli Briefe sind voll von Zusprüchen, und es geht dabei immer um "den Wandel"! Wir sind in die Gnade berufen und sollen dieser Berufung würdig wandeln (siehe Eph 4:1 ff). Unser Wandel befähigt uns für zukünftige Aufgaben. So spricht Paulus zum Beispiel dem Timotheus zu: "Wenn wir erdulden, werden wir auch mit herrschen..." (2Tim 2:12). Und gerade das "Mitleiden". hat bei Paulus einen hohen Stellenwert: "Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir nämlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden " (Röm 8:17). Und in Phil 1:29-30 sieht es Paulus sogar als eine (zweite) Gnade an, nicht allein an Christus zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden!

Wir vergessen sehr schnell, dass unser Erdenleben eine göttliche Schule ist, und "lernen" ist nur zu oft mühsam, zum T eil auch schmerzhaft. Wir, die wahrscheinlich letzte Generation vor der Entrückung, leben in einem Europa, wo es keine Christenverfolgung mehr gibt, in anderen Ländern hingegen sehr wohl. Und doch sehen wir eine Christenheit, die ihren Herrn nur zu oft als Arzt sieht, der sie sofort von allem Möglichen heilen soll. Paulus, der auch "Leiden" verkündigt, lassen sie links liegen.

Aber was hat dies alles mit den Galatern zu tun? Sie verließen die Gnade und stellten sich unter Gesetz, was der Unmündigkeit gleichkommt. Ihr Wandel blieb fruchtlos! Wollen wir Frucht bringen, liebe Geschwister? Es ist uns Herrliches verheißen oder auch verschlossen!

Gal 4:12

"Werdet doch frei davon wie ich; denn auch ich wurde es, so wie ihr es einst wart; Brüder, ich flehe euch an!"

Es ist ergreifend, mit welchen Worten der Apostel Paulus den Galatern schreibt. Allerdings ändert er jetzt seine bisherige Beweisführung, die zum Teil sehr anklagend war, sein Ton wird zur flehentlichen Ermahnung! Paulus ist sich seiner einzigartigen Stellung im Heilsplan Gottes bewusst, er darf so schreiben, weil es Gott gefallen hat, ihm Seinen Sohn zu offenbaren, ihn zum Träger, ja zu einem Muster der wunderbaren Wahrheit vom Geheimnis des Christus zu machen. Und dieses Geheimnis, von dem er in Eph 5:32 schreibt, sind wir, die herausgerufene Körpergemeinde Christi Jesu!

Die von Gott vorherbestimmten und berufenen Gläubigen aus allen Nationen sind laut Paulus gesetzt, das Christus in ihnen Gestalt annehmen, ja dass sie in Sein Bild umgestaltet werden von Herrlichkeit zu Herrlichkeit... Pauli Stellung der Gemeinde gegenüber, wie auch die besondere Berufung der einzelnen Körperglieder, deren Diener er sich weiß, kommt hier. zum Ausdruck. Es geht ihm nicht um den Schmerz einer persönlichen Verletzung, es geht ihm um das gesunde Wachstum jedes Einzelnen, den Christus mit Seinem Blut erkauft hat. Und dieses Wachstum ist in Gefahr.

Wenn Paulus jetzt die Galater anfleht, so zeigt dies, dass er nicht autoritär über ihren Glauben bestimmen möchte (das ist ein wichtiger Aspekt). Den Korinthern konnte er schreiben: "Nicht dass wir die Herrschaft über euren Glauben. hätten, sondern wir sind Mitarbeiter an eurer Freude" (2Kor 1:24). Paulus erkennt also den schmalen Grat zwischen Ermahnung und Zuspruch und er weiß ebenso, dass letztlich Gott der allein Wirkende ist. Aber Gott will, dass wir kämpfen, dass wir ringen und uns mühen, nicht um. uns irgendetwas zu verdienen, sondern um uns für unsere zukünftigen Aufgaben zu schulen, uns fähig zu machen, in den herankommenden Äonen glaubhafte Zeugen Seiner an uns wirkenden Gnade zu sein.

Wir haben gestern quasi die Einleitung zu dem neuen Ton des Flehens gemacht, heute wenden wir uns konkret dem Inhalt unseres Leitverses zu. "Werdet doch frei davon wie ich" - was meint Paulus damit?

Natürlich geht es um die Grundregeln, von denen wir in Vers 9 lasen und denen sich die Galater wieder zuwandten. Auch Paulus stand ja einst unter diesen Grundregeln, nur mit dem Unterschied, dass er dem Volk Israel angehörte, dem die Grundregeln, also das mosaische Gesetz, gegeben waren. Erinnern wir uns, dass Paulus in seiner Anfangszeit voll unter diesem Gesetz stand und seine Botschaft die des Königreichs war; er unterschied sich also in nichts von Petrus und den übrigen Aposteln. Erst nach und nach enthüllte ihm der erhöhte Sohn Gottes das Geheimnis der Körpergemeinde und das damit verbundene besondere Evangelium der Gnade. Über einen längeren Zeitraum, den wir "die Verwaltung des Übergangs" nennen, löste sich Paulus vom Gesetz und von seinem Volk Israel, das in die Verstockung ging, und konzentrierte sich ganz auf das Evangelium der Gnade, was aber erst in der Gefangenschaft in Rom geschehen konnte, wo ihn Gott von allem Störenden abschirmte. Hier entstanden dann unter anderen die Briefe an die Epheser, Philipper und Kolosser, die wir als "die Gefängnisbriefe" bezeichnen.

Paulus kannte nur zu gut die Bindungen an das Gesetz, die ja dem Fleisch dienlich waren. Sich davon zu lösen war auch für ihn nicht einfach! Paulus musste zuerst die Galater zwar nicht vom mosaisch/jüdischen Gesetz lösen (die war erst jetzt der Fall), sondern von jenen Naturgesetzen, denen auch die Nationen unterworfen waren. Nun ließen sich die Galater verführen, sich unter die jüdischen Gesetze zu stellen ... das Fleisch forderte offensichtlich seine Befriedigung!" Auch bei uns regt sich das Fleisch allenthalben, es gibt nur einen Weg, es in Zaum zu halten: Es als mit Christus gestorben zu betrachten, wovon Röm 6 handelt.

Gal 4:13

"Ihr hattet mir kein Unrecht getan. Ihr wisst doch, dass ich euch zuvor in Schwachheit des Fleisches Evangelium verkündigte."

Hatten die Galater Paulus gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil sie sich dem jüdischen Gesetz zuwandten? Weil sie Pauli Worte zurückstellten und auf die Worte der jüdischen Verführer hörten? Dies alles war für Paulus kein Grund, beleidigt oder gar böse zu sein! Er stellt zweifelsfrei klar: "Ihr habt mir kein Unrecht getan, es steht nichts zwischen uns!"

Menschlich gesehen hätte Paulus Grund genug gehabt, nachtragend zu sein. Da mühte er sich lange Zeit ab, und kaum war er weg, fielen jene, die er im Sinn des Evangeliums der Gnade erzogen hatte, um, und wendeten sich den Einflüsterungen einiger jüdischer Fanatiker zu. Würden wir dies, liebe Geschwister, so einfach hinnehmen? Oder wären wir nachtragend?

Wie schnell steigt etwas in uns auf, wenn das Gegenüber sich nicht so verhält, wie wir es erwarten! Und wie schnell verschwindet dann die Offenheit und weicht einem Gefühl des Schweigens? Des Nachtragens? Oder gar des Beleidigt seins? Machen wir uns nichts vor, liebe Geschwister! Selbst in Kreisen höchster Erkenntnis mangelt es in großem Umfang, wozu Paulus in Eph 4:1-6 zuspricht, Sich einander mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld in Liebe ertragend. Auch wenn der andere Bruder mehr Erfolg hat? Beliebter ist? Besser predigt oder besser schreiben kann? Da brechen manchmal buchstäblich alle Dämme!

Wir sagen es noch einmal: Paulus hätte wirklich Grund gehabt, sich zurückzuziehen, doch was tat er: "... mit Demut, Sanftmut, Geduld und Liebe" trug er die Galater, wissend um die Einheit des Geistes, die unabhängig davon bestand (und bis heute besteht) wie sich die Gläubigen verhielten. Er hielt das Band des Friedens und betont: Von mir, des Paulus Seite, steht "nichts" zwischen uns! Das darf für uns ein großes Vorbild sein!

Paulus kommt in unserem Leitvers auf sein körperliches Leiden zurück, das ihm schon damals bei den Galatern anhaftete. Es ist wohl statthaft und anzunehmen, dass dieses Leiden Pauli im Zusammenhang mit jenem Splitter im Fleisch steht, von dem er in 2Kor 12:7 schreibt, wo ihn ein Bote Satans mit Fäusten schlägt, damit er sich nicht überhebe.

Es wurde schon viel darüber spekuliert, was dies wohl für ein Splitter gewesen sein könnte, doch im Grund gibt Gottes Wort selber die Antwort: Wir wissen aus der Apostelgeschichte um die Berufung des Paulus vor Damaskus. Das helle Licht des verherrlichten Christus warf ihn ja nicht nur nieder, sondern ließ ihn für drei Tage völlig erblinden. Zwar erhielt er seine Sehkraft wieder, allerdings blieb ein Splitter zurück, seine Augen waren von dem Licht geschwächt! Dies erklärt, warum im kommenden Vers 15 die Galater womöglich für Paulus ihre eigenen Augen ausgerissen hätten.

Aber bleiben wir heute bei der "Schwachheit des Fleisches" stehen, die Paulus gegeben war, um sich nicht zu überheben! Einen Grund hätte er ja dazu gehabt! Gemäß 2Kor 12:1 ff wurde er bis z um dritten Himmel entrückt und hörte unbeschreibbare Dinge, die dem Menschen nicht auszusprechen erlaubt sind. Dieser "dritte" Himmel ist nicht etagenförmig zu verstehe, sondern zeitlich. Es gab vor unserem jetzigen HImmel einen solchen, und auch der jetzige Himmel wird gemäß Offb 20:11 nicht mehr sein, dafür durfte Johannes einen neuen (den dritten) Himmel und eine neue Erde gewahren (Offb 21:1), aber eben "nur von ferne"! Paulus hingegen durfte mehr von diesem dritten Himmel sehen, hören und erfahren. Der Korintherbrief sagt hierzu zwar nichts aus, doch in den späteren Briefen Pauli werden uns kostbare Einblicke in diesen dritten zukünftigen Himmel gewährt.

Wir wollen heute mit Paulus einen kurzen Blick in den dritten Himmel werfen und ein kleines Stück miterleben, was Paulus sehen durfte: Er sah zweifelsohne den erhöhten Christus in Seiner Macht und Herrlichkeit, und er sah die herausgerufene Körpergemeinde Christi Jesus, die das Bild des Überhimmlischen trägt, wie es schon 1Kor 15:49 andeutet. Noch tiefer lässt uns Eph 2:7 blicken, wo Paulus unsere zukünftige Aufgabe sehen darf, nämlich "Schaugefäße Seiner Gnade" zu sein.

Wir wollen uns an Obigem genug sein lassen, es geht ja nur darum, dass Paulus allen Grund gehabt hätte, sich zu überheben. Und weil das Fleisch immer zur Überheblichkeit neigt, besonders wenn es um solche einmaligen Dinge geht, gab Gott Seinem Apostel einen Splitter ins Fleisch, der ihm offensichtlich viel zu schaffen machte... so viel, dass er Gott drei Mal anflehte, ihm den Splitter wegzunehmen. Doch dann geschah etwas, was viele Gläubige übersehen wollen:

Gott erhörte Pauli Flehen nicht, Er heilte ihn auch nicht, sondern ließ ihn wissen, dass der Bote Satans, der den Splitter verursachte, lediglich das göttliche Werkzeug darstellte, um das Fleisch den Apostels in Schranken zu halten! Somit trat Paulus nicht in voller Kraft und Gesundheit bei den Galatern auf, sondern für alle sichtbar in Schwachheit des Fleisches.

Aber Gottes Antwort an den flehenden Paulus ging noch weiter. "Dir genügt Meine Gnade, denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:9)! Vor den Galatern stand also kein Paulus, der sich rühmte, mehr gesehen zu haben als alle anderen, der sich auch keiner höheren Berufung als Israel rühmte, sonder der in Schwachheit des Fleisches und voller Demut seinen Dienst verrichtet.

Gal 4:14

"Wegen der Anfechtung für euch, die in meinem Fleisch war, habt ihr mich weder verschmäht noch für widerlich gehalten; sondern wie einen Boten Gottes nahmt ihr mich auf, wie Christus Jesus Selbst."

Wir sprachen in den letzten Tage im Hinblick auf den Splitter im Fleisch des Apostels von dessen Augenleiden, welches in seinen Briefen erwähnt wird, aber es kamen ja noch mehr körperliche Leiden hinzu, die im Gebiet der Galater durchaus eine Rolle spielten. So wissen wir aus Apg 14:19-21 u m die Steinigung des Paulus in Lystra, einen Stadt, di eja auch in der Provinz Galatien (im südlichen Teil) lab. Dass Paulus durch die Kraft Gottes wie vom Tode auferweckt wurde, bezeugt die Schrift ... aber wie sah er aus? Seine Wunden von den Steinwürfen waren ja nicht weggewischt, sondern waren mit Sicherheit ein abstoßender, widerlicher Anblick.

Es gibt heute mehr als genug Gemeinschaften, wo die kleinste körperliche Anfechtung sofort weggebetet werden muss - man darf ja nicht schwach (krank) sein! Bibelstellen wie diese, di ePauli fleischliche Anfechtung als von Gott gegeben zeigten, werden tunlichst gemieden! Wie ganz anders war dies doch noch zur Zeit der ersten Gemeinden in Galatien! Da stand kein gesunder, sondern ein Gezeichneter! Schwach mit den Augen, am ganzen Körper, auch im Gesicht, mit Wundmalen übersät, die laut unserem Leitvers für widerlich gehalten werden konnten - ein völlig anderes Bild eines Gläubigen, als es so manche Kindlein im Glauben gerne sehen wollen.

Und die Galater? Haben sie sich von diesem widerlichen Anblick abgewandt? Haben sie Paulus geschmäht? Ganz im Gegenteil! Es spricht also viel für die Galater, denn sie sahen in Paulus nicht den im Fleisch schwachen, sondern nahmen ihn wie einen Boten Gottes auf, ja wie Christus Jesus Selbst, und das heißt. "mit größter Hochachtung"! Darüber dar man auch einmal nachdenken.

Unser Leitvers nennt gleich am Anfang das Wort "Anfechtung", und wir haben von seiner Bedeutung wohl eine mehr oder weniger sichere Vorstellung. "Anfechtungen" sind im wörtlichen Sinn "Erprobungen oder Prüfungen". Die generelle Frage ist hier gleich am Anfang: Möchte Gott uns prüfen bzw. erproben? Dies ist von Gottes Seite her wohl nicht nötig, weil Gott uns kennt. Demzufolge können Anfechtungen auch einfach nur zur Schulung und zur Stärkung der Kraft dienen. Zum Beispiel, um sich in der Aufnahme der Waffenrüstung zu üben, die uns in Eph 6:10 ff gegeben ist. Eph 6:10 beginnt ja mit den Worten: "... kräftig euch..."!

Mit Obigem haben wir dargelegt, dass Anfechtungen in keinem Fall Strafen für irgendetwas sind, wie sie dem Hiob anfangs zu sein schienen; erst am Ende aber erkannte Hiob den alles vermögenden Gott. Alles Menschen sind Anfechtungen ausgesetzt, wir Gläubigen haben den Vorteil, dass wir mit dem Vater vertraut sind, dass wir um Seine Liebe wissen und vor allem, dass wir glauben dürfen, dass uns alles zum Guten zusammenwirkt, wie es Röm 8:28 bestätigt.

Ein treffliches Wort finden wir in 1Kor 10:13: "Keine Anfechtung hat euch ergriffen als nur menschliche. Und Gott ist getreu, der euch nicht über das hinaus anfechten lassen wird, wozu ihr befähigt seid, sondern zusammen mit der Anfechtung wird Er auch den Ausgang schaffen, so dass ihr sie überstehen könnt."

Obiges bedeutet ganz klar, dass eine Anfechtung nicht von u ns genommen wir, weil sie uns lästig ist oder schmerzt - wir bleiben nicht davor bewahrt! Aber Gott ist getreu und schafft für uns den Ausgang, und dies zu Seiner Zeit!

Wir haben gestern etwas Grundsätzliches über die Anfechtung gehört, heute schauen wir direkt auf Paulus und sehen unsere gestrigen Gedanken bestätigt: Gott nahm gemäß 2Kor 12:7 ff auch nach dreimaligem Flehen den Splitter in seinem Fleisch nicht weg, im Gegenteil, er hatte eine Aufgabe an Paulus zu erfüllen! Aber nicht nur an Paulus, sondern auch an den Galatern!

Es lag durchaus im Bereich des Möglichen, dass sich die Galater vor Paulus geekelt hätten, dass sie ihn verschmäht und für widerlich gehalten hätten ... dies alles taten sie nicht, im Gegenteil, und Paulus konnte ihnen hier ein wunderbares Zeugnis ausstellen. Das Evangelium Gottes bedarf keiner äußeren Ästhetik oder Schönheit dessen, der es überbringt, auch keiner Kunst, wie sie in den geschmückten Kirchenpalästen dargestellt wird. Das Evangelium an sich ist. zwar weder kunst- noch schönheitsfeindlich, aber es bedarf dessen nicht!!! Lassen wir uns also vom Glanz und Prunk überwiegend katholischer Kirchen nicht blenden! Wenn wir in der Vergangenheit bis heute auch noch prächtig geschmückte Päpste sehen, dann lasst uns bedenken, dass am Anfang der Kirchengeschichte ein ganz einfacher Zimmermannssohn aus Nazareth stand, der gekreuzigt wurde, der keine Gestalt noch Schönheit hatte, der verachtet war, dass man vor Ihm das Angesicht verbargt. Und doch was Sein Auftrag einzigartig. Auch Petrus, auf den sich das Papsttum beruft, war das krasse Gegenteil jener, die sich selbst z u seinen Nachfolgern erhoben haben.

So wenig uns die Galater bisher ein Vorbild waren, in ihrem Verhalten Paulus gegenüber sind sie es aber wunderbar. Paulus in Schwachheit - das Evangelium in Kraft; wir in Schwachheit, aber in uns die überströmende Gnade ... Gott ist getreu, das dürfen wir immer festhalten!

Durch Gesetzlichkeit den Segen verlieren

Gal 4:15

"Wo ist nun eure Glückseligkeit geblieben? Denn ich bezeuge euch, dass ihr, wenn möglich, eure Augen ausgerissen und mir gegeben hättet."

Die Galater waren einmal glückselig, weil Christus in ihr Leben trat. Und dieser "Christus Jesus"sagte durch Paulus zu ihnen: Ihr seid durch Mein Blut reingewaschen, ihr seid freigelöst, es gibt nichts mehr, was euch vom Vater trennt! Das ist wahre Frohbotschaft und versetzt in Glückseligkeit! Können wir uns, liebe Geschwister, noch an diesen Zustand erinnern? Oder sind wir es immer noch?

Im Verlauf der Jahre wird manches schnell zu Selbstverständlichkeit - vielleicht sogar auch unsere Rettung in der Gnade! Und wo etwas zur Selbstverständlichkeit wird, treten schnell andere Verlockungen auf den Plan und verdrängen die erste Glückseligkeit. "Demas" ist so ein Beispiel! In 2Tim 4:10 lesen wir, dass er Paulus aus Liebe z um jetzigen Äonen verließ. Das muss uns eigentlich aufhorchen lassen. Ist es möglich, dass man lange Zeit Mitarbeiter am Evangelium der Gnade war, und dann vom Sog dieses Äons , von seinen Lüsten und Verlockungen mit gerissen wird? Das man einfach die Gnade verlässt? Aus der Gnade fällt? Ohne Zweifel ist dies möglich, wie der Fall "Demas" zeigt. Wir kommen noch speziell in Gal 5:5 auf dieses "aus der Gnade fallen" zu sprechen.

Wir haben gestern am Schluss festgehalten: Gott ist getreu, und dieser Wesenszug Gottes behält auch dort seine Gültigkeit, wo Menschen untreu werden! Die Tragik des Galaterbriefes liegt darin: Die kostbare Stellung der Galater "in Christus" wurde nie geändert oder gar aufgehoben - aber im verhalten der Galater, in ihrem Wandel, trat eine Änderung ein! Und eine wesentliche Veränderung war das Verschwinden ihrer anfänglichen Glückseligkeit! Ein herber Verlust! Halten wir uns an Röm 5:1-2: "Gerechtfertigt nun aus Glauben, dürfen wir mit Gott Frieden haben durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir auch im Glauben Zugang in diese Gnade erhalten haben, in der wir stehen ..."

Es gab bei den Galatern die Zeit des Glaubensanfanges, wo sie glückselig waren und dies so weit, dass sie für Paulus ihre Augen ausgerissen hätten, was bedeuten kann, dass dies, wie wir schon sagten, mit einer Augenerkrankung des Paulus zu tun hatte. Das Augenlicht stellt einen kostbaren Schatz des Menschen dar, es für jemand anders herzugeben, ist mehr als ein Opfer - wie wichtig muss den Galatern das gewesen sein, was sie durch Paulus aufnehmen durften! Jetzt war diese Glückseligkeit offensichtlich weg!

Lassen wir uns heute, liebe Geschwister, von einem Psalmwort führen, das zu unserem Thema passt: "Glückselig ist jeder, der Jewe fürchtet, der in Seinen Wegen wandelt" (Ps 128:1).

Um es vorab zu sagen: Wir sollen Jewe, unseren Gott und Vater, nicht derart fürchten, dass wir vor Ihm Angst haben müssen, vielmehr sollen wir Ehrfurcht vor dem haben, der uns liebt und Sein Kostbarstes für uns dahingegeben hat. Seinen Sohn! Aber richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die zweite Aussage: ".... der in Seinen Wegen wandelt". Das gilt auch durchaus für uns! Zwar erwarten wir keine irdischen Segnungen, wie es der Psalm weiter verheißt, weil unser Bürgertum ja in den Himmeln ist, woher wir auch den rEtter erwarten, den Herrn Jesus Christus, wie es Phil 3:20 sagt. Und in dieser Erwartung sollen wir "in Seinen Wegen" wandeln, was für uns heißt: Seine für uns bestimmten Wege hat Er uns allein durch den Apostel Paulus enthüllt. "In Seinen Wegen wandeln" heißt, auf das zu achten, was Paulus uns in seinen Briefen schrieb. Wandeln wir hingegen auf jenen Wegen, die Gott für Sein Volk Israel bereitet, sind wir schnell im Gesetz, die Glückseligkeit ist weg, weil wir plötzlich Werke tun sollen, die uns unruhig machen. Lasst uns also gemäß Tit 2:13 "... ausschauen nach der glückseligen Erwartung und dem Erscheinen der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retters Jesus Christus..."!

Gal 4:16

"Bin ich daher euer Feind geworden, weil ich wahr gegen euch bin?"

Von Seiten des Paulus liegt nichts Trennendes gegen die Galater vor, wie Vers 13 belegt, aber wie sieht dies bei den Galatern aus? Sehen sie Paulus plötzlich als ihren Feind? Man möchte über solche Gedanken lächeln, wenn sie nicht bis heute bitterste Realität wären! Eigentlich sollte man meinen, dass es für Gläubige selbstverständlich ist, "wahr" zu sein, dass sie sich auch für die Wahrheit einsetzen und im Wort Gottes die Wahrheit zu ergründen suchen. Doch es gibt einen "echten" Feind, der dies zu verhindern sucht, der die Wahrheit verdreht - in. unserem Fall: Der selbst Paulus zum Feind zu machen versucht!

Die Ursache liegt zumeist (auch bei den Galatern) in unserem frommen Fleisch. Prüfen wir uns einmal selbst. Suchen wir nicht bei der kleinsten Arbeit Anerkennung? Lob? Tut es nicht gut, wenn uns geschmeichelt wird?

Eine ganz wichtige Wahrheit ist die, dass Paulis Evangelium in voller Konfrontation gegen das Fleisch ist! Man kann es eigentlich nicht deutlicher schreiben, als in Eph 2:8-9: "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe , nicht aus Werken, damit sich niemand rühme." Und genau hier setzt Satan an!

Das Paradebeispiel ist ja bekanntermaßen die Wahrheit von der "Allaussöhnung". Mancher von uns kann hier aus eigener Erfahrung mitsprechen. Nicht einmal in der Welt begegnet man so viel Feindschaft, ja Hass, als von einem engagierten Gegner der Allaussöhnung. Ich selbst, der Verfasser dieser Zeilen, wurde von einem solchen sogar verflucht. Halten wir heute fest: Unsere erste Aufgabe ist es, unser Fleisch, sowohl für das Gute wie für das Böse, als tot zu betrachten, und dies derart, dass wir Gottes Urteil über das Fleisch anerkennen. Es ist mit Christus am Kreuz gestorben (Röm 6:11).

Es war uns gestern erst einmal wichtig, dass wir im Hinblick auf die Galater erkennen, dass Paulus ihr frommes Fleisch angegriffen hat. Die Galater hatten nichts Böses getan, wie zum Beispiel die Korinther, wo Hader, Zank, Unzucht usw. vorhanden waren, vielmehr hatten sie sich nur (!!!) dahin ver führen lassen, auch auf ihr Fleisch zu setzen, mit Werken ihrer Rettung in der Gnade etweas zuzufügen! Und dies war genau das Gegenteil von dem, was Pauli Evangelium dem Fleisch gegenüber fordert! Und was fordert es?

Die erste Aufgabe haben wir gestern schon angeführt, es gemäß Röm 6:7-11 als mit Christus gestorben zu betrachten. So konnte Paulus schon in Gal 2:20 den Galtern schreiben: "Zusammen mit. christus bin ich gekreuzigt"! Ein schwieriger Punkt ist hierbei für viele, dass dies auch für das Gute in unserem Fleisch gilt! Denn: Rühmen wir uns selbst nicht gerade unserer guten Eigenschaften? Und mus snichtdas, was in. unseren Augen gut ist, auch in Gottes Augen gut sein? Hören wir vier Aussagen Gottes über unser Fleisch:

  1. Im Fleisch wohnt nichts Gutes (gemäß Röm 7:18).
  2. Die aber im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen (Röm 8:8).
  3. Die Gesinnung de Fleisches ist Feindschaft gegen Gott (Röm 8:7).
  4. Selbst Johannes (Joh 6:63) schreibt: Das Fleisch nützt überhaupt nichts.

Merken wir etwas, liebe Geschwister? Unsere schlechten Eigenschaften, unsere Sünden, geben wir gerne ans Kreuz - aber unsere guten Eigenschaften?

Gott unterscheidet nicht zwischen gutem und bösem Fleisch, Sein Urteil ist klar und deutlich. Doch der Feind flüstert uns ein, dass unser gutes Fleisch doch etwas vermag... wem glauben wir?

Unser Leitvers lässt uns noch nicht los, zu wichtig ist dieses Thema! Und zu den gestern genannten Aufgaben unserem Fleisch gegenüber kommen noch weitere hinzu, eine davon ist: Keine Vorsorge für unser Fleisch zu treiben! Dazu lesen wir in Röm 13:14: "... sondern zieht den Herrn Jesus Christus an und trefft keine Vorkehrung für Begierden des Fleisches!"

"Vorkehrung" beginnt schon dort, wo wir dem Fleisch in irgendeiner Weise Beachtung schenken, und dies ist auch der Fall, wenn wir im Wort Gottes nur jenes heraussuchen, was uns passt! Denn Gegen unangenehme Aussagen für das Fleisch wehrt sich dieses!

Unser Fleisch kann sehr religiös gemacht werden (auch das ist "Vorkehrung"), doch gerade drin unterscheidet sich die Religion vom Christentum. Die Religion hat es mit dem Fleisch zu tun, wir können hierbei an Dinge wie beispielsweise das gedankenkose Plappern des Rosenkranzes denken, aber auch das Halten von Tagen, Monaten, Fristen und Jahre gehört dazu. Eine Kernaussage im Kolosserbrief ist die: Wenn wir mit Christus gestorben und auferweckt sind, wenn wir also allen religiösen Satzungen und den Begierden des Fleisches gestorben sind, trachten wir automatisch nach dem, was droben ist (lies Kol 3:1 ff).

"Vorkehrungen" beginnen mit: "Ich bin...", "Ich will...", "Ich habe..."; immer steht das "Ich" im Vordergrund! Sobald wir aber Gott verherrlichen, Sein Wort hoch halten, und den Menschen mit seinem Fleisch niedrig halten, will dies das Fleisch nicht hören.

Ist uns schon einmal so richtig bewusst geworden wie Paulus in Röm 7:24 aufschreit: "Ich elender Mensdch", wörtlich übersetzt: "Elender, Ich-Mensch!"

Gal 4:17

"Sie eifern um euch nicht in edler Weise, sondern wollen euch von meiner Verkündigung ausschließen, damit ihr um sie eifert."

Die gesetzeseifrigen Juden hatten bei den Galatern das Fleisch angesprochen und für die Galater schien es ja nichts Schlechtes zu sein, etwas für ihren neuen Herrn zu tun. Wir unterstreichen hier ganz dick: Es handelte sich im Grunde um etwas Gutes, was die Galater tun wollten bzw. schon taten! Kann es denn falsch sein Ihm gefallen zu wollen? Ihn, den großen Gott und Vater, durch religiöse Riten zu ehren? Doch gerade hier muss Gottes Wort gelten, welches keinen Unterschied zwischen gutem und schlechtem Fleisch macht, sondern dieses insgesamt ans Kreuz verweist!

Gott hat es nicht nur zugelassen (diese Wort passt nicht zu dem alles bewirkenden Gott), sondern so gewirkt, dass sich die Galater als ganze Gemeinde zu gesetzlichen Werken umstellen ließen, ansonsten h ätten wir heute keinen Galaterbrief!!! Ihr Verhalten diente somit den nachfolgenden gläubigen Generationen, daraus zu lernen! Und "lernen" bedeutet nur zu oft "Kampf", auch Kampf gegen das Fleisch. Dabei ist es kein einmaliger Akt, das Fleisch ans Kreuz zu verweisen, weil sich unser Fleisch immer wieder meldet. An die Korinther schreibt Paulus (1Kor 15:31): "Tag für Tag sterbe ich", was wir auch auf das Fleisch anwenden müssen. Gott hat den Menschen von Anfang an "zum Kampf"_ erschaffen, denn erst im Kampf gewinnt er Erfahrung und Schulung. Nur wer sich viel mit dem beschäftigt, was droben ist, was also in den herankommenden Äonen auf uns zukommt, kann erahnen, wie wichtig dieser Kampf und die damit verbundene Schulung für uns ist. "Die Aufhauptung des Alls in Christus", wie es Eph 1:10 aufzeigt, ist ein Teil unserer zukünftigen Aufgabe, und diese Aufgabe ist gigantisch! Bedenken wir. Die betrifft ein All, das nicht tot ist, sondern voll von Geschöpfen der unsichtbaren Welt. Und unsere Aufgabe ist es, nicht Werke zur Schau zu stellen, sondern die "überströmende Gnade"!

Wir haben den Bogen gestern etwas weiter gespannt, aber bedenken wir auch, dass die Galater noch keine Paulusbriefe besaßen, wie wir sie heute in Händen halten. Erst der Römerbrief, der ja Jahre nach dem Galaterbrief geschrieben wurde, brachte viel Aufschluss über unsere Haltung dem Fleisch gegenüber. Kehren wir also wieder zurück zu den Galatern, wobei es um die Abhängigkeit von Menschen geht.

Paulus war gezwungen, die Verführer. zu entlarven, das heißt, ihre eigentlichen Beweggründe aufzudecken. Die jüdischen Eiferer waren offensichtlich bemüht, Anhänger zu finden, aber nicht Anhänger für Gott, sondern für ihre eigene Person - ein "unedles Eifern" nennt dies Paulus. Dabei kam es ihnen zugute, dass der Großteil der Menschen immer Vorbilder sucht, an die er sich hängen kann - so auch bei den Gläubigen. 1Kor 3:1 ff zeigt dieses Verhalten auch bei den Korinthern. Die einen standen zu Paulus, andere zu Apollos ... Paulus nennt diese nicht nur unmündig, sondern auch "fleischlich"! Redegewandte Prediger sprechen nur zu oft nicht nur den geistlichen, sondern auch den seelisch/fleischlichen Menschen an und gewinnen damit Anhänger. Ob diese Anhänger dann auch alle im Wort Gottes prüfen, was sie hören, sei dahingestellt!

Eines schließt das andere aus - so schreibt Paulus, und wir selbst können dies aus eigener Erfahrung bestätigen. Dort, wo Glaubensgeschwister oder ganze Gemeinden eine Mitbeteiligung des Fleisches an ihrer Rettung fordern und praktizieren, wird Pauli Evangelium zurückgedrängt, ja beiseite geschoben und damit ausgeschlossen! Einmal mehr stehen Pauli wehmütige Worte in Eph 3:1-2 vor uns: "Mithin bin ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen - wenn ihr überhaupt hört von der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir für euch gegeben" (Wir zitieren aus der alten 4. Auflage der konkordanten Übersetzung, die hier treffender übersetzt hat).

Gal 4:18

"Trefflich ist es, dass ihr allezeit um Edles eifert, und zwar nicht nur während meiner Anwesenheit bei euch."

Die Verse 17 und 18 berichten vom "Eifer" bzw. vom "eifern", beides kann im Wort Gottes positiv wie negativ sein, wie wir in den beiden Versen sehen. Den Galatern stellt Paulus hier ein wunderbares Zeugnis aus, sie eifern allezeit um Edles! Dies darf uns an einen Brief Pauli erinnern, den er an einen seiner zuverlässigsten Mitarbeiter geschrieben hat, an Titus. So lesen wir in Tit 2:11-14 von der Harmonie zwischen Lehre und Leben, also zwischen Stellung und Wandel!" Wir bitten Sie, liebe Geschwister, diese Verse einmal zu lesen.

Es mag zuerst einmal irritiert haben, dass in Tit 2:14 von " einem Volk" die Rede ist und schnell könnte man hierbei an das Volk Israel denken. Doch Paulus spricht hier nicht von "dem Volk Gottes", was in der Schrift ein üblicher Name für das von Gott. zum Eigentum erwählte Volk Israel ist, sondern von einem Volk, "das um Ihn her sei", sich also in unmittelbarer Nähe des Herrn befindet (heute noch gemäß Kol 3:1 im Geist, nach der Entrückung gemäß 1Thes 4:17 jedoch buchstäblich) Dies ist ein klarer Hinweis auf uns, die wir Seinen Körper darstellen.

Vielleicht dürfen wir nebenbei auch erkennen, das Paulus in diesen Titus-Versen eine der kürzesten Zusammenstellungen im ganzen NT über die Beziehung von "Stellung und Wandel" darlegt!

Bevor wir in diesen Versen an Titus auf "den Eifer" zu sprechen kommen, der uns ja leiten soll, lasst uns heute in diesen Versen wichtig werden: "Denn erschienen ist die Gnade Gottes allen Menschen zur Rettung...", das ist die Liebe Gottes, die keines Seiner Geschöpfe zurücklässt oder verstößt! Es ist wahre "Frohbotschaft", und darf unsere Herzen beglücken!

Unsere Stellung in Christus haben wir der Gnade zu verdanken, die im Grund ja allen Menschen zur Rettung erschienen ist. Aber neben der Freude, die si in. uns bewirkt, hat sie (die Gnade) auch eine Aufgabe an uns: Sie erzieht uns, die Unfrömmigkeit und die weltlichen Begierden zu verleugnen, damit wir vernünftig, gerecht und fromm in dem jetzigen (bösen) Äon leben mögen. Da mag man wirklich fragen: Wie sieht denn diese Erziehung aus? Was können wir hier tun?

Das klassische Beispiel in 2Kor 12:9 kennen wir alle: Dem um Hilfe flehenden Paulus antwortet Gott: "Dir genügt Meine Gnade, denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht." Paulus wurde von Gott hart in die Schule genommen, und gerne hätte er manches weggehabt, hier seinen Splitter im Fleisch. Doch die Gnade erzog ihn, seine Leiden anzunehmen, mehr noch, "sich seiner Schwachheit zu rühmen, damit die Kraft des Christus über ihm zelte."

Es ist also der Blick weg von uns, hin auf Christus! Damit verleugnen wir unser Fleisch, das ja immer sein Wohlergehen einfordert, k und wir beginnen, unsere Leiden zu tragen, weil uns dieses dazu bringt, nach der glückseligen Erwartung und dem Erscheinen der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retter Jesus Christus, Ausschau zu halten, immer bedenkend, dass Er Sich Selbst für uns dahin gegeben hat!

Das führt auch dazu, dass wir in der Lage sind, Eiferer für edle Werke zu sein. Aber nicht, um unserer Rettung noch etwas hinzuzufügen, sondern ganz einfach deshalb, weil wir von dieser überströmenden Gnade überwältigt wurden und sind. "Edle Werke", und damit "Gold, Silber und kostbare Steine" erzielen wir wenn wir auf Ihn schauen, und dabei immer mehr in Sein Bild umgestaltet werden, von Herrlichkeit. zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist.

Wir haben zurückliegend mehr allgemein über "edle Werke" gesprochen, aber wie sah es konkret bei den Galatern aus? Was war bei ihnen das Edle, worum sie auch in Pauli Anwesenheit geeifert haben?

Mit Sicherheit waren es keine fleischlichen bzw., gesetzlichen Werke, die prangert Paulus bei ihnen ja an! Der Brief an die Galater wurde ca. 52 na. Chr. geschrieben, der Brief an die Thessalonicher ca. 51 n. Chr., also wahrscheinlich ein Jahr früher. Damit wussten die Galater um die Entrückung, die Paulus ja in 1Thes 4:13 ff. niedergeschrieben hat. "Ausschauen nach der glückseligen Erwartung und dem Erscheinen des großen Gottes und unseres Retters Jesus Christus (Tit 2:13) war somit den Galatern nicht fremd und zählte ohne Zweifel zu dem Edlen, das sie taten.

Ein weiteres Edles, worum sie eiferten, war die Verleugnung des Fleisches, hatten sie doch von ihrem Lehrer Paulus gelernt, dass die Gnade genügt, und kein Fleischeswerk der Rettung zugefügt werden kann. Ihre Rettung stand also fest und war unverbrüchlich versiegelt - nun galt es, diese Rettung auszuleben. Eph 2:10 sagt uns: "Denn wir sin dSein Tatwerk, erschaffen in Christus Jesus für gute Werke, die Gott vorher bereitet, damit wir in ihnen wandeln." Dies ergibt ein völlig anderes Bild: Nicht mehr verkrampft versuchen, Gott zu gefallen, Ihm etwas. zu bringen, sondern völlig entspannt in dem zu wandeln, was Gott in uns gelegt hat. Und Er hat uns durch Seinen Geist Gaben. und Möglichkeiten geschenkt, mit denen wir nicht uns, sondern Ihn verherrlichen können!

Um aber wirklich so entspannt zu wandeln, wie wir hier lesen, müssen wir erkennen, wie groß. unser Gott wirklich ist! "Ihm aber, der über alle Maßen mehr tun kann, über alles hinaus, was wir bitten oder erdenken können - der in uns wirkenden Kraft entsprechend - Ihm sei die Verherrlichung ..." (Eph 3:20 ff).

Gegenüberstellung von Gesetz und Gnade

Gal 4:19

"Meine Kindlein, um die ich nochmals Wehen leide, bis Christus in euch Gestalt gewinne!"

"Meine Kindlein" - das klingt liebevoll, fast zärtlich, aber es ist in den zwei Worten auch eine Mahnung herauszuhören, denn: aus Kindlein sollen ja auch einmal Erwachsene werden!

Als "Kindlein im Glauben" hat Paulus die Galater unterrichtet, hat sich gemüht, sie zu einem gesunden Glaubenswachstum anzuregen, was ja zuerst auch geschehen ist. Aber die Galater sollten im Glauben wachsen, und das bedeutet auch "standhaft" zu werden. Ein sehr interessantes Bild, das wir schon öfters zitiert haben, lesen wir in 1Jo 2:12-13. Hier werden Kindlein, Jünglinge und. Väter im Glauben angeschrieben, und jeweils sind ei Merkmale angegeben:

Die Kindlein zeichnen sich dadurch ab, dass sie wissen dürfen, dass ihnen ihre Sünden um Seines Namens willen erlassen sind. Dies ist also der Stand im Glaubensanfang. Hier sehen wir nur Freude!

Den Jünglingen wird zugeschrieben, dass sie den Bösen überwunden haben, und dies bedeutet nicht mehr nur Freude, sondern auch Kampf! Uns, der Körpergemeinde Christi Jesus, ist ja in Eph 6:10 ff eine ganz spezielle Waffenrüstung dargereicht, mit welcher wir dem Bösen entgegentreten sollen und deine glühenden Pfeile, die er auf uns abschießt, löschen können. Es wird von uns erwartet, dass wir den Kampf aufnehmen und den Bösen überwinden - was uns erst dann zu "Jünglingen" macht.

Die Väter im Glauben haben den erkannt, der von Anfang ist, das heißt, sie ruhen in dem tiefen inneren Frieden mit Gott, weil sie Seine Größe und Allmacht erkannt haben, wie es Hiob am Ende seiner Prüfungen aussprach: "Ich erkenne, dass Du alles vermagst, und nichts, das Du Dir vorgenommen, ist Dir zu schwer" (Hi 42:2).

Paulus hat die Galater in allem unterwiesen, was zum. Glaubensanfang notwendig war. Er erlebte ihre Glückseligkeit, weil sie sich in der Gnade gerettet wussten und er erlebte ihre Hilfsbereitschaft, die so weit ging, dass sie sogar ihre Augen für ihn ausgerissen hätten. Ja, sie eiferten sogar um das Edle ... alles in allem ein guter Anfang!

Doch dann kam der Feind, der Böse, und es galt, ihm entgegen zu treten, ihn zu überwinden, und hier versagten die Galater. Jene glühenden Pfeile, von denen wir in Eph 6:16 lesen, kamen in der Gestalt jüdischer Gesetzeseiferer, die ihnen einflüsterten, es können. nichts schaden, dieses oder jenes Gesetz einzuhalten, etwas nach dem Motto: "Sicher ist sicher"! Und sie argumentierten sogar mit den geschriebenen Worten Gottes, dem mosaischen Gesetz. Dies darf uns daran erinnern, dass der Widerwirker sogar dem Herrn Selbst mit den Worten entgegentrat: "... Denn es ist geschrieben...."! Eigentlich ein ungeheuerer Vorgang: Satan hält dem Sohn Gottes das geschriebene Wort Gottes vor und fordert Ihn auf, entsprechend diesem Wort zu handeln! Die Antwort Jesu kennen wir: "Wiederum steht geschrieben..."! Also Wort Gottes gegen Wort Gottes - auch die stellt einen. ungeheuren Vorgang dar und müsste jeden Gläubigen. zum Nachdenken anregen!

Wer über diesen Vorgang nachgedacht hat, kann im Grunde nur zu einem Ergebnis kommen: Nicht jedes Wort Gottes gilt zu jeder Zeit! Damit sind wir bei einer grundlegenden Wahrheit angelangt, nämlich das Wort Gottes derart zu schneiden, dass wir es der jeweiligen Zeit zuordnen können, in die es Gott geschrieben hat. Wer das Wort Gottes nicht schneidet, wer alles auf seine Zeit und auf sich bezieht, wird einmal sehr beschämt werden (lies 2Tim 2:15), weil er mit geringer Mühe hätte merken müssen, dass sich damit furchtbar viele Widersprüche auftun! Ein Großteil der Christenheit blieb somit im Stande eines Kindleins stehen!

Wir haben gesehen, dass Pauli Worte, "meine Kindlein", einen liebevoll zärtlichen, aber auch einen mahnenden Klang haben "... um die ich nochmals Wehen leide" lässt uns ahnen, dass Paulus nicht zum ersten Mal mahnen muss. Heraus aus dem Stadium eines Kindleins im Glauben, hin zu Jünglingen, bedeutet , Widerstand jenem entgegen zu setzen, der Gottes Wort durcheinander werfen möchte. Und "Durcheinander werfen" bedeutet im Sinne Satans, wie wir gestern gesehen haben, Gottes Wort ungeteilt so aufzunehmen, wie es uns gerade passt.

"... bis Christus Gestalt in euch gewinne" heißt nach dem, was wir bisher behandelt haben, dass wir auch aus Christi Kampf bei Seiner dreimaligen Versuchung gemäß Mt 4:1-11 lernen. Nicht jedes geschriebene Wort gehört in jede Zeit -. dies will uns aber der Widersacher einflüstern. Verhalten wir uns aber so wie Jesus Christus, indem wir das Wort der Wahrheit richtig schneiden, gewinnt Christus tatsächlich Gestalt in uns! Wir lernen zu kämpfen, wir lernen, den Parolen Satans etwas entgegen zu setzen, wir halten nämlich den auf uns abgeschossenen glühenden Pfeilen den Langschild des Glaubens entgegen... aus Kindlein werden langsam "Jünglinge"!

Aber noch ein von uns gerne angewandtes herrliches Wort lesen wir in 2Kor 3:18, welches wir etwas abgeändert wiedergeben möchten: Wenn wir die Augen unserer Herzen auf Ihn richten, sind wir wie ein S piegel: Wir spiegeln die Herrlichkeit des Herrn zurück und werden dabei selbst in Sein Bild umgestaltet und dies von Herrlichkeit zu Herrlichkeit von des Herrn lebendig machendem Geist! Und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit (2Kor 3:17), "Freiheit vom Gesetz"!

Sind wir aus dem Stadium des Kindleins herausgetreten und trachten danach, dass Christus in uns Gestalt gewinne?

Gal 4:20

"Ich wollte, ich könnte jetzt bei euch anwesend sein und den Ton meiner Stimme verändern; denn ich bin in Verlegenheit, was euch betrifft."

Paulus würde sehr gerne, wie die ersten Worte unseres Leitverses zeigen, den Galatern Auge in Auge gegenüber stehen, um ihnen persönlich all das zu sagen, was ihm das Herz schwer machte. Wie wäre wohl dieser Besuch ausgefallen?

An die Korinther schreib Paulus in 2Kor 13:10: "Deshalb schreibe ich euch dies, während ich n och abwesend bin, um bei meiner Anwesenheit nicht Strenge gebrauchen zu müssen gemäß der Vollmacht, die der Herr mir zur Auferbauung und nicht zum Einreißen gegeben hat." Und schon vorher, in 2Kor 10:11, schreibt der Apostel: "... derart wie wir uns als Abwesende durch briefe im Wort zeigen, solche werden wir auch sein, wenn wir bei euch in der Arbeit anwesend sind", mit anderen Worten: Der (oder die) Betreffende in Korinth kommt nicht besser weg, wenn nur ein Brief geschrieben wird!

Paulus ist sich des ganzen Gewichtes und der Kraft seiner geschriebenen Worte sehr wohl bewusst - mit Recht! Weiß er sich doch von seinem Herrn beauftragt und bevollmächtigt. Und nur zu oft ist es Gottes Wille, dass ein Brief geschrieben werden muss! Erinnern wir uns an 1Thes 2:17-18: Wie gerne wäre Paulus selber nach Thessalonich gereist, doch Satan hinderte ihn und seine mitreisenden Brüder daran! Hier muss man sich doch einmal fragen: Konnte Satan erfolgreich den Apostel Christi Jesu an seinem Dienst hindern? Hätte Paulus den Satan erfolgreich bekämpfen und dann doch reisen können? Vor allem aber: Kann Satan den Apostel gegen den Willen Gottes behindern?

Eine Menge Fragen stürmen da auf uns ein! Lassen wie uns, liebe Geschwister, dazu anregen, uns zuerst einmal selber darüber Gedanken zu machen!

Die gestern abschließende Frage war für viele von uns einfach, weil wir sehr genau wissen, dass Satan nur jene ausführen kann, was ihm als Werkzeug Gottes zugeordnet ist. Mehr als deutlich sehen wir dies ja bei Hiob!

Es gibt im gesamten All nur einen Willen, und dies ist der "Wille Gottes"! So lesen wir denn auch in Eph 1:11b die von. uns immer wieder zitierten Worte "Gott... der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt"! Diese Aussage muss für uns eine absolute "Generalaussage" sein, der sich alles unterordnen muss. Praktisch bedeutet dies: Wenn ein geschriebenes Wort, zum Beispiel 1Thes 2:18, der ersten Eindruck erweckt, Satan hätte hier erfolgreich und selbstständig handeln können, so muss uns sofort die Generalaussage in Eph 1:11 daran erinnern, wer im Grunde hinter Satan steht: "Der Ratschluss Seines Willens!"

Damit kommen wir zu der Frage, warum Satan den Paulus hindern durfte: Es liegen immer wieder Dinge vor, sei es bei den Thessalonichern oder hier bei den Galatern, wo es um ganz besonders wichtige und wertvolle Dinge geht. Hätte Paulus diese göttlichen Enthüllungen oder auch Mahnungen mündlich vorgenommen, wären sie uns kaum überliefert worden. Das heißt. Gott hat es Seinen Aposteln nicht erlaubt, weder die Thessalonicher noch die Galater persönlich aufzusuchen - das jeweilige Thema musste niedergeschrieben werden, wofür wir alle. unserem Herrn doch dankbar sein müssen!

Aus einem Kindlein. und Jüngling im Glauben darf dann ein "Vater im Glauben" werden, wer den göttlichen Vater erkannt hat, der weiß, dass Er wirklich "alles vermag", mehr noch "alles bewirkt" - das gibt Frieden und Ruhe im Herzen!

Noch lässt uns dieser Vers nicht los ... eine Aussage wollen wir noch etwas bewegen: Paulus ist in Verlegenheit, was die Galater betrifft. Bruder F. H. Baader übersetzt hier: "... da ich inmitten von euch ganglos bin", und fügt als Fußnote hinzu: "nicht weiterkomme". Andere Übersetzer schreiben: "... denn ich weiß nicht, wie ich mit euch dran bin". Alles in allem ergibt sich das Bild eines offensichtlich ratlosen Apostels! "Ratlos" deshalb, weil er alles getan hat, was ihm Gott aufgetragen hat, weil er den Galatern Wort für Wort dargelegt hat, was überströmende Gnade bewirkt... und trotzdem ließen sie sich bei der ersten Gelegenheit zu einem andersartigen Evangelium umstellen, welches sie vom Evangelium der Gnade hinweg führte!

Heute, nach rund zweitausendjähriger Christenheit, sinde auch wir immer wieder ratlos, ganglos, wenn wir sehen müssen, wie sich der größte Teil der Gläubigen lieber unter das Gesetz stellt, als unter die Gnade. Und das Gesetz verwandelt sehr schnell das Glaubensleben des Einzelnen in Pharisäertum, wo das eigene "Ich" gepflegt und hochgehoben wird. Aber noch schlimmer: Es ging und geht die Botschaft vom Körper Christi, dargelegt durch den Apostel der Nationen, Paulus, völlig verloren! Und wenn wir versuchen, aufzuklären, werden wir gemieden oder als Irrlehrer beschimpft. Da kann man wirklich ratlos werden!

Lassen wir uns heute damit zusprechen, dass wir nur zu oft die Wege Gottes nicht erkennen. und nicht verstehen können, was uns dahin bringen soll, "Ihm zu vertrauen"! Ratlosigkeit, Verlegenheit, kommt olft über uns, doch: "Weiß ich den Weg auch nicht - Du weißt ihn wohl!" Auch als "Väter im Glauben" dürfen wir uns wie Kindlein in Seinen Armen geborgen wissen, mehr noch, wir dürfen erkennen, dass Er alles führt und lenkt, auch jenes, was uns ratlos macht oder in Verlegenheit bringt!

Gal 4:21

"Sagt mir doch, die ihr unter Gesetz sein wollt, versteht ihr denn das Gesetz nicht?"

Die folgenden Verse 21-31 gehören zu den schlagkräftigsten Aussagen des Apostels Paulus, denn sie bilden eine reiche Fülle wertvoller Unterweisungen, gerade auch für uns. Im Grund sind sie der Gipfel der Beweisführung in der Gegenüberstellung von Gesetz und Gnade! Paulus überführt die Galater mit der biblischen Geschichte von Abraham, nämlich, dass ihre Hingabe an das Gesetz zu der sie durch jüdische Lehrer verführt wurden, ein zweischneidiges Schwert ist, das sie letztlich selber trifft.

Paulus stellt den Galatern die Frage, die durchaus auch uns gelten kann: "Versteht ihr denn das Gesetz nicht?"

Aus der Fülle an Aussagen, was das Gesetz darstellt, greifen wir zu Röm 7:10, wo wir lesen: "Ich aber starb, und es fand sich, das Gebot, das mir zum Leben gegeben war, dieses führte in den Tod." Einst lebte Adam in völliger Unschuld im Garten Eden, es gab kein Gebot! Ohne dieses hätte er dort mit Eva unendlich leben können. Doch dann gab Gott ihm das uns allen bekannte Gebot, nicht von jenem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösem zu essen - und dieses erste Gebot führte in den Tod, das erste Menschenpaar wurde "zum Sterben sterbend" (1Mo 2:17). Und gleich diesem Gebot sind alle folgenden göttlichen Gebote bzw. Gesetze tötend, weil sie kein Mensch halten kann.

Adam erkannte aufgrund des Gebotes und seinem Ungehorsam seine Sünde, er wurde sich schlagartig "des Guten und Bösen" bewusst. Und nachfolgend erkennt jeder Mensch, der sich unter das göttliche Gesetz stellt, dass er dieses nicht halten kann - er wird zum Sünder, und auf jede begangene Sünde steht der Tod. War dies den Galatern bekannt? Ist es uns bekannt? Kann man sich mit diesem Wissen freiwillig unter das Gesetz stellen?

Gott hat, angefangen mit Adam, gemäß dem Ratschluss Seines Willens alle Menschen unter das Gesetz gestellt, damit sie das Gute und Böse erkennen. Doch noch bevor Adam erschaffen wurde, stand auch der Retter bereit. Dies wurde schon Petrus geoffenbart, so dass er schreiben konnte: "... als eines makellosen und fleckenlosen Lammes, vorher erkannt zwar, vor dem Niederwurf der Welt, geoffenbart aber in den letzten Zeiten um euretwillen..." (1Petr 1:19-20). "Vor dem Niederwurf der Welt vorher erkannt" bedeutet, dass Sich Christus noch vor 1Mo 1:2 dem Vater als Opferlamm zur Verfügung stellte!

Wir leben in einer schnelllebigen Zeit, wo alles nicht nur schnell gehen muss, nein, es bleibt einem auch kaum mehr Zeit zum atmen! Dieser Endzeittrend schlägt sich auch bei den Gläubigen nieder - man hat kaum oder keine Zeit mehr, über Aussagen in Gottes Wort länger nachzudenken, bzw. einzelne Dinge im Herzen zu bewegen. Wir sagen dies hier im Hinblick auf das Obige; haben wir wirklich einmal intensiv nachgedacht, was es bedeutet, dass Christus schon vor dem ersten Menschen Adam bereits als Opferlamm bereitstand?

Ein paar kurze Gedanken hierzu: Gott hat also nicht nur damit gerechnet, dass Seine Menschen sündigen könnten, nein, Er hat es nicht. nur gewusst, sondern vielmehr herbeigeführt!!! Adam und Eva mussten sündigen! Die Ursache ihrer Sünde war das Gebot! Für manchen Gläubigen mag diese Aussage starker Tobak sein, weil es vordergründig ja der Mensch war, welcher der Versuchung erlag und ungehorsam wurde. Lesen wir heute noch Röm 7:9, es ist die Parallele zu Adam:

"Ich aber lebte einst ohne Gesetz; doch als das Gebot kam, lebte die Sünde in mir auf." Dies sagt Paulus ... aber könnte es nicht auch Adam gesagt haben?

Adam (und Eva) wusste nicht, was "Begierde" ist, erst als ihm ein Gebot gegeben wurde, etwas ganz Bestimmtes nicht zu tun, merkte er, dass seine Begierde, nämlich das Gebot zu brechen, nicht gut, sondern böse war! Lassen wir uns ruhig Zeit, liebe Geschwister, dies einmal zu bewegen!

Es besteht eine hochinteressante Verbindung zwischen Adam und Röm 7:4 ff. Was Adam im Garten Eden erlebte, beschreibt Paulus hier exakt auf sich. In Röm 7:11 lesen wir: "Denn die Sünde, durch das Gebot einen Anreiz erhaltend, täuschte mich völlig und tötete mich durch dasselbe." Und Adam: Er lebte in völliger Unschuld - doch dann kam das Gebot, und erst durch das Gebot kam der Ungehorsam bzw. die Sünde. Gottes Gebot forderte Adam förmlich heraus, zu sündigen.

Wir stellen hier noch einmal fest: Es war Gottes Wille, dass Adam sündigte, und nach ihm die gesamte Menschheit. Und weil es Gottes Wille war, dass die Menschen durch diese Sünde von Ihm getrennt wurden, stand von Anfang an der Retter fest, der die Verbindungen aller in Sünde gefallenen Menschen wieder herstellte, mehr noch, der durch Sein Opfer die Liebe Gottes zur Schau stellte!

Damit sind wir in unseren Gedanken so weit, dass wir erkennen können, dass der Mensch in Sünde und Tod fallen musste (!!!)a, die Ursache war "das Gebot"!

Vielleicht fangen wir jetzt an, liebe Geschwister, unsere Umwelt etwas anders zu sehen! Vordergründig mag man es dem Menschen zuschreiben, wenn er in Sünde gefallen ist; er muss dann auch selber die Schuld tragen, verloren zu sein, falls er sich nicht zu Jesus bekehrt ... doch tiefer gesehen ist diese kindliche Sicht falsch, weil sie übergeht, dass es Gott ist, der gemäß Eph 1:11 alles bewirkt!

Unser Leitvers lässt uns noch nicht los, vor allem die Frage auch an uns: "Versteht ihr denn das Gesetz (nicht)?"

Wir haben gestern die zwei gegensätzlichen Ansichten innerhalb der Christenheit angeschnitten:

a) Durch das Halten des Gesetzes hat der Mensch die Möglichkeit, sich für oder gegen Gott zu entscheiden, oder
b) das Gesetz hat Gott dem Menschen deswegen gegeben, um Seine Liebe zu offenbaren.

Die Galater zeigen uns aber noch eine dritte Möglichkeit: "Die Vermischung!" Von allem ein bisschen Wahrheit. ... in unserem Fall wird der Gnade noch etwas vom Gesetz zugefügt (hier z.B. die Beschneidung), damit könnte man ja Gott gefallen! Die Galater praktizierten damit Folgendes: Sie holen ihr Fleisch, welches sie durch Pauli Belehrung in den Tod gegeben haben, zurück, um daran gesetzliche Werke zu vollbringen, in der (irrigen) Annahme, ihrer Rettung etwas Eigenes zuzufügen! An einem menschlichen Beispiel könnte dies so aussehen: Sie möchten einem guten Freund durch ein Geschenk eine Freude machen, dieser bedankt sich dann auch, drückt ihnen aber gleichzeitig 10 Euro in die Hand!

Wir fassen zusammen: Das Gesetz hat nur eine einzige Aufgabe: Es soll die Menschen zu Christus geleiten, und in Christus wird die Liebe Gottes allen Menschen sichtbar! Dabei gilt für uns, die Herausgerufenen der Körpergemeinde Christi Jesu, was Paulus in Röm 7:4 schreibt: "Daher, meine Brüder, wurdet auch ihr dem Gesetz gegenüber durch den Körper des Christus zu Tode gebracht...". Das ist ein einmaliger und endgültiger Zustand - wir sind dem Gesetz gegenüber mit Christus gestorben! Und weil dies einmalig und endgültig ist, aknn niemand mehr etwas Eigenes hinzufügen, weil dann die bei uns überströmende Gnade nicht mehr überströmend, sondern geschmälert wäre!

Versteht iht (jetzt) das Gesetz?

Gal 4:22

"Es steht doch geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd und einen von der Freien."

Der springende Punkt für Paulus war, dass sich die Galater von Juden unter das Gesetz stellen ließen, das heißt, gewisse Forderungen des Gesetzes als unerlässlich zur Rettung ansahen. Sie unterwarfen sich somit dem Gesetz und gaben "ihre Freiheit vom Gesetz" auf!

Wir möchten mit unserem neuen Leitvers zuerst einmal ein Ereignis herausgreifen, welches wir in Joh 8:31-36 lesen: Jesus setzt sich hier mit den Juden auseinander, die an Ihn glaubten. Die Juden behaupteten: "Wir sind Abrahams Same, und waren niemals jemandem versklavt". Die Antwort Jesu: "Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Jeder, der Sünde tut, ist ein Sklave der Sünde. Der Sklave aber bleibt nicht für den Äon im Haus, jedoch der Sohn bleibt für den Äon. Folglich, wenn euch der Sohn davon freimacht, werdet ihr wirklich frei sein."

Achten wir hier einmal auf die Worte: "... Wir sind Abrahams Same..." - das sich doch stolze Worte! Und genau mit dieser stolzen Begeisterung gingen die jüdischen Fanatikern bei den Galatern hausieren! Doch es ist eben nur die eine Seite, "Abrahams Same" zu sein, denn: Abraham hatte zwei Söhne!

Lassen wir uns heute einmal ganz einfach vor Augen führen: Mann kann diejenigen Gläubigen, welche die Bibel nicht kennen (und davon gibt es leider viele), sehr leicht verführen, indem man nur die Hälfte sagt, in unserem Fall: Indem man nur von einem Sohn Abrahams redet, den anderen aber verschweigt! deshalb spricht Paulus auch dem Timotheus zu: "Glaubwürdig ist das Wort und jedes Willkommens wert" (1Tim 4:9); und wer meint, hier seien nur die Paulusbriefe gemeint, der lese in 2Tim 3:16 weiter: "Alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes zubereitet sei, ausgerüstet zu jedem guten Werk."

Es war uns gestern wichtig, erst einmal aufzuzeigen, wie man durch Übergehen bestimmter biblischer Aussagen jenes erreichen kann, was man selber will; deshalb ist alle Schrift, ohne Auslassung unangenehmer Stellen, wichtig für uns! So musste denn Paulus in unserem Leitvers auch betonen: "Abraham hatte zwei Söhne!"

Pauli Beweisführung mit Abraham bietet die Gelegenheit, ein wenig in die Geschichte Abrahams einzusteigen und uns dies oder jenes in Erinnerung zurückzurufen. Der erste Sohn stammte von der Magd Hagar, er ist auf die Ungeduld seiner Frau Sara zurückzuführen (wobei interessant ist, dass Paulus den Namen "Sara" in den kommenden Versen nicht direkt nennt).

Sara war es auch, die Abraham verführte, damit haben wir eine Parallele zum Garten Eden: Adam und Abraham stand im Gehorsam Gott gegenüber, und beide Male waren es die Frauen, die sie verführten. Die Folge dieses ungeistlichen Verhaltens war, dass Hagar schwanger wurde, sich über Sara erhob und Unfrieden in das Haus Abrahams einzog.

Es ist ein echt menschlicher Zug, nicht warten zu können! Statt auf Gottes Verheißung zu warten, meinte Sara, vorgreifen zu müssen. Wir alle stehen in dieser Versuchung und mancher von. uns hat schon bittere Früchte ernten müssen. Nehmen wir deshalb ein passendes Wort mit in den Tag:

"Daher hören wir auch nicht auf ... für euch z u beten und zu bitten ... in der Erkenntnis Gottes zu wachsen und mit aller Kraft nach der Gewalt Seiner Herrlichkeit gekräftigt zu werden zu aller Ausdauer und Geduld mit Freuden" (Kol 1:9-11).

Hagar verkörpert das Gesetz, Sara hingegen die Freiheit vom Gesetz. Wir sehen und lernen bei den beiden sehr unterschiedlichen Frauen, dass dort, wo dem Gesetz Beachtung geschenkt wird, sich dieses sehr schnell überhebt. Hagar hatte zuerst eine dienende Stellung im Hause Abrahams (so wie auch das Gesetz eine dienende Stellung innerhalb des Volkes Israel innehat). Doch kaum wurde Hagar mehr als nötig Beachtung geschenkt, erhob sie sich über Sara, was umgedeutet heißt. Kaum, wir dem Gesetz Beachtung geschenkt, drängt es sich auf Kosten der Freiheit in den Vordergrund.

Hagar wurde in den Stand einer Ehefrau erhoben, worauf sie nicht mehr länger "Magd" sein wollte und Sara ihre Überlegenheit spüren ließ. Spätestens hier hätte Sara erkennen müssen, dass ihr voreiliges Handeln falsch war. Doch Abraham ergriff selbst die Initiative, und gab Sara die Vollmacht, Hagar zurechtzuweisen, worauf diese in die Wildnis entfloh, was ihr unendlich schwer gefallen sein musste. Münzen wir diese Begebenheit wieder um:

Hagar verkörpert mit ihrem Weg nicht nur das Gesetz, in obigem Fall zeigt sie auch Gottes Weg mit der nicht auserwählten Menschheit. So schwer Hagars Weg in die Wildnis auch war, es war der Anfang eines wunderbaren Heilsweges Gottes. Auch der Weg der Nichtauserwählten führt erst einmal hinab in die öde Wildnis des Lebens ohne Gott. Doch so wie einst der Bote Jewes die Hagar in der Wildnis aufsuchte und rief, so sucht Gott auch nach den Tiefen Seiner Gerichte wieder das Gespräch mit den Menschen. Allerdings ist es bei diesen nichtauserwählten Menschen kein Bote Gottes mehr, sondern Gott Selbst, der sie sucht!

Es muss uns ein unendlicher Trost sein, dass so, wie einst Hagar von Gott gefunden und zurechtgebracht wurde, einmal alle Menschen von Gott gefunden werden, mehr noch, an Sein Vaterherz gezogen werden!

Wir haben noch den Raum, die gestrigen Gedanken etwas weiter zu verfolgen, denn Hagar zeigt uns noch viel mehr:

In 1Mo 16, wo wir von den Ereignissen um Hagar lesen, steht in 1Mo 16:13, dass sie den Namen "Ieue" nannte, mehr noch: "Du, Al siehest nach mir." Es darf, ja es soll uns bewegen: Gott sieht nach dem Verirrten!

Es ist überhaupt eine herrliche Tatsache, dass Gott auf jeden Einzelnen schaut! Hi 7:20 nennt Gott einen "Menschenhüter" bzw. einen "Beobachter der Menschen", in Ps 33:13-14 lesen wir ganz Wunderbares: "Jewe blickt aus den Himmeln herab; Er sieht all die Menschensöhne. Von der Stätte Seines Thrones schaut Er auf alle Bewohner der Erde." Es gibt noch viel mehr ähnliche Aussagen, doch die Beispiele genügen, um zu erkennen, wie gott Seine Menschen auf ihren verderblichen Wegen sieht, und dies mit der Folge schwerer Gerichte. Aber letztlich ist "dieses Schauen Gottes auf die Menschen" ja nich tnur Gericht, sondern vielmehr ein (noch verborgenes) Heilswirken zum Segen aller!

Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1Tim 2:4) - will Er das nur? Oder kann Er dies auch? Kann jemand dem Willen Gottes erfolgreich entgegen wirken? Drei Fragen, die sich jeder sehr genau überlegen sollte, bevor er einen noch Ungläubigen in einer vermeintlich ewigen Höllenpein sieht!

Nachdem Sich Gott der Hagar wieder angenommen hatte, enthüllte Er ihr die gesamte Zukunft des noch ungeborenen Kindes (1Mo 16:11-12), vor allem seinen Charakter: "Ein Wildesel von Mensch"! Und erfüllt sich nicht gerade dieses Wort bis heute mehr als deutlich vor unser aller Augen, wenn wir auf die rebellische arabische Welt schauen?

Die verhältnismäßige Kürze des Galaterbriefes gibt uns den Raum, auch einmal etwas abzuschweifen, hier, dem Charakter des Ismaels, den wir gestern nannten, nachzugehen. Ein Wildesel von Mensch wird er werden, seine Hand gegen alle erhaben, aber auch die Hand aller wird gegen ihn sein. Dies war keine schöne Vorhersage, sie deutete klar auf einen streitsüchtigen Menschen hin, der mit keinem anderen in Frieden leben will und kann. Wir haben die Erfüllung dieser göttlichen Aussage ja überdeutlich am Verhalten der arabischen Völker vor Augen.

Interessanterweise hat Gott diesem Wildesel von Menschen aber einen ganz besondern Namen, nämlich "Ismael" gegeben, der übersetzt heißt: "Es hört der Unterordner!" Können wir mit dem etwas anfangen?

Gott hat Sich von diesem "Wildesel von Menschen" nicht abgewandt, als er und seine Nachkommen sich entsprechend verhielten, vielmehr neigt Er Sich Ismael und seiner arabischen Nachkommenschaft durchaus liebevoll zu, um sie in allen Lebenslagen zu hören. All die Verirrungen, all die Wirrnisse, ja Kriege und Erhebungen, die wir gerade heute krass im nahen Osten um Israel herum sehen und mit erleben, all dies sieht Gott nicht nur, Er führt es letztlich zu Seiner Verherrlichung hinaus! Und Hagar?

Sie (Hagar) selbst durfte als eRste den Segen des Namens ihres Sohnes entgegennehmen, denn gleich nach der Angabe des Namens des noch ungeborenen Kindes bekam Hagar zu hören: "... denn Ieue hört von deiner Demütigung" (1Mo 16:11). War dies nicht ein segensreicher Zuspruch für die verzweifelte Hagar?

Röm 9:18 sagt, dass Gott verhärtet, wen Er will - also auch Ismael. Aber Er erbarmt Sich auch einmal aller (Röm 11:32), nicht nur Israels, sondern auch des widerspenstigen Ismaels!

Gal 4:23

"Jedoch ist der von der Magd dem Fleische nach gezeugt worden, aber der von der Freien durch die Verheißung:"

Wir haben nun etwas in das Leben der zwei Frauen hineingesehen, die bei Abraham eine entscheidende Rolle spielten. Und so unterschiedlich diese Frauen waren, so unterschiedlich warn auch jeweils ihre Kinder, und ebenso unterschiedlich sind Gesetz und Gnade, die hier verkörpert werden.

In unserem Leitvers geht es um die beiden Söhne, der eine war nach dem Fleisch gezeugt, der andere aber durch die Verheißung, beide entstammen dem Hause Abrahams. Nun geht es aber hier nicht um die Frage der Errettung des einen und das Verlorenseins des anderen, die Schreift weiß nichts über eine Verwerfung oder einen Fluch Ismaels! Die Frage ist lediglich: Welcher von den beiden Söhnen erbt die dem Abraham gegebene Verheißung! Und die Verheißung dreht sich in keinster Weise um die Frage der Errettung. Es geht einzig und allein um die göttliche Erwählung!

"Göttliche Erwählung", ob bei Abraham oder bei uns, hat immer nur eine Aufgabe, T räger des göttlichen Segens für andere zu sein!

Achten wir nun auf die Gegenüberstellung der beiden Söhne Abrahams, dem Sohn der Magd dem Fleische nach gezeugt, und dem Sohn der Freien, gezeugt durch die Verheißung - wir fügen noch an: Der eine war der Verfolger seines Bruders, der andere "der Verfolgte und Duldende"! Bedenken wir einmal das Letzter, denn wir dürfen ruhig hieraus folgern, dass sich Gleiches auch heute n och vollzieht. Da ja beide Söhne aus dem Hause Abrahams kamen und damit Brüder waren, geht es nicht um fernstehende ungläubige Menschen, sondern um Gläubige., Und sehen wir nicht auch in unseren Kreisen mehr als genug Streit und Kampf?

Die Frage soll heute erst einmal sein: Inwiefern ist Ismael dem Fleische nach gezeugt worden? Und dies im Gegensatz zu Isaak als dem durch die Verheißung Gezeugten. Bei dem Letzteren sollten wir natürlich nicht an eine übernatürliche Zeugung denken, wie dies im Fall der Zeugung Jesu auf Erden war; wir müssen vielmehr sehen, dass auch Isaak das Produkt einer natürlichen Zeugung war. In Röm 4:19-20 lesen wir hierzu:

"Und nicht schwach werdend im Glauben, bedachte er (Abraham) seinen ungefähr hundertjährigen schon abgestorbenen Körper und die Erstorbenheit des Mutterleibes der Sara. Aber an der Verheißung Gottes zweifelte er nicht durch Unglauben, sondern wurde im Glauben gekräftigt.

Vielleicht können wir anhand dieser zwei Verse ermessen, welch einen ungeheuren Glauben Abraham aufbrachte, nämlich "Glauben wider allen Schein"! Aber aus den Versen leuchtet noch etwas anderes auf: Abraham wurde im Glauben "gekräftigt"!

Dass Abraham auch nur ein Mensch war, sehen wir vielfältig auf seinem Lebensweg, nicht zuletzt bei Hagar (worauf wir n och zu sprechen kommen). Und als Mensch kommt man schnell ins Straucheln, wie wir doch sicherlich alle wissen. Sehen wir es bei Abraham also folgendermaßen: Er sah sein und Saras fleischliches Unvermögen, doch er glaubte seinem Gott, mehr noch, er wurde nicht schwach im Glauben'! Und Gott sah diesen Glauben, der ja im Grund ungeheuerlich war. Und trotzdem mussste der Gaube Abrahams "gekräftigt" werden, das heißt: One Kraft von oben hätte die Ausdauer des Glaubens bei Abraham nicht gereicht! Vielleicht darf uns dies heute Zuspruch geben: Gott weiß, wie viel wir vermögen (oder nicht vermögen) - zu Seiner Zeit wird Er auch uns kräftigen wie Er es einst bei Abraham tat!

Wir stellten gestern zum Anfang eine Frage, "inwieweit Ismael dem Fleische nach gezeugt wurde" (im Gegensatz zu Isaak durch Verheißung), der wir heute nachgehen wollen:

Der Schlüssel zu einem richtigen Verständnis liegt in den Worten "Durch die Verheißung". Die Verheißung, die Gott dem Abraham gegeben hatte, bezog sich nicht auf Isamael, den Sohn der Hagar, sondern allein auf Isaak!

Wenn Sara in der langen Wartezeit ungeduldig wurde, dann heißt das ja nicht, sie hätte nicht mehr geglaubt! Was uns hier bei Sara begegnet, ist ein echt menschlicher Zug, ja es ist das menschliche Bestreben: "Gott bei der Erfüllung Seiner Verheißung zu helfen, Ihm die Verwirklichung Seiner Verheißung leichter zu machen", also noch etwas beizutragen! Bewegen wir dies einmal etwas in uns (es ist letztlich auch der Schlüssel zum Verhalten der Galater!!!).

Wir kommen damit zur Beantwortung unserer Frage: Ismael ist das Ergebnis der Verbindung von wirklichem Glauben an die Verheißung Gottes, gepaart mit der Überzeugung, Gott dabei etwas. zu helfen! Und genau dies nennt die Schrift "dem Fleisch nach gezeugt"!

Schauen wir auf die Galater: Sie fielen ja nicht von Gott ab, ganz im Gegenteil! Und so wie einst Sara einfach etwas nachhelfen wollte, (weil ihr die Zeit der Erfüllung zu lang dauerte), so wurde auch den Galatern eingeflüstert, der empfangenen Gnade einfach noch etwas Eigens zuzufügen, ein kleines Werk der Beschneidung, was Gott sicher wohlgefällig wäre!

So lange wir, liebe Geschwister, auch nur im geringsten annehmen, mit eigenen Werken Gott zu. helfen, >Ihm zugefallen, sind wir "fleischlich", im Falle "Ismael" nach dem Fleisch gezeugt!

Vielleicht war es gestern etwas massiv, was wir ausgesagt haben, wir wiederholen es deshalb in Kurzform: Sara hatte das menschliche Bedürfnis, der Verheißung Gottes etwas nachhelfen zu müssen, damit sie erfüllt werde - Hagar schien ihr das geeignet Werkzeug zu sein. So wurde Ismael gezeugt, und diese Verbindung von einerseits dem Glauben, an die Zusage Gottes, andererseits gepaart mit der Überzeugung, etwas mithelfen zu müssen, dies nennt die Schrift "dem Fleische nach gezeugt"!

Isaak, der durch die Verheißung gezeugt werden sollte, konnte aber nicht gezeugt werden bevor nicht jegliche menschliche Hoffnung auf Nachkommenschaft erloschen war! Und deshalb ist ees doch für uns tief bewegend , wenn wir in Hebr 11:12 lesen: "Darum sind auch von einem, und dies von einem bereits Abgestorbenem, Kinder gezeugt worden, so viele, wie die Gestirne des Himmels an Menge und wie der unzählbare Sand am Ufer des Meeres."

Noch bevor es Paulus in 2Kor 12:9 niederschreiben konnte, erfüllte sich das Wort an Abraham und Sara: "... denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht." Nicht nur völlig schwach, sondern "abgestorben" waren die Körper der beiden, und hier erzeigte sich die Kraft Gottes auf das Wunderbarste.

Das Zeugungsvermögen, dem Issaak sein Leben verdankte, entstammt also nicht dem natürlichen altersgemäßen Zeugungsakt, sondern war durch den geist Gottes gewirkt. Allerdings wirkte Abraham hier mit, im Gegensatz zur Zeugung Jesu, wo der Mann von Maria, Josef, unbeteiligt war.

Die Zeugung des Isaak geschah an den erstorbenen Körpern von Abraham und Sara, Paulus nennt sie deshalb "durch die Verheißung gezeugt"!

Gal 4:24

"Das hat nun auch eine allegorische Bedeutung; denn diese beiden Frauen stellen zwei Bündnisse dar; das eine vom Berg Sinai, welches zur Versklavung gebiert, das ist Hagar."

Paulus nimmt die beiden gegensätzlichen Frauen z um Anlass, um eine geistliche Wahrheit durch das Leben wirklicher Personen "bildlich" darzustellen. Diese sinnbildliche Darstellung nennt er "allegorisch". Dabei überlässt es Gott nicht unserer Willkür, eine Erklärung zu finden, sondern gibt uns eindeutig die Erklärung, wie es unser Leitvers sagt: Die beiden Frauen Abrahams stellen zwei Bündnisse dar, das eine vom Berg Sinai (= das Gesetz), das andere stellt Sara dar, weil ihr Sohn der Verheißung Gottes entsprach und von ihr "als Freie" geboren wurde - dieser Bund führt in die Freiheit vom Gesetz.

Schauen wir zuerst auf den Bund vom Sinai, den die Hagar verkörpert, und der ja eindeutig auf Israel zugeschnitten ist. Und warum? Weil Gottes Wort uns unter vielen anderen Schriftstellen sagt: "... die Israeliten sind, denen der Sohnesstand und die Herrlichkeit gehören, die Bündnisse und die Gesetzgebung, der Gottesdienst und die Verheißungen...." (Röm 9:4). "Und was ist mit uns", mag sich mancher fragen? Eph 2:12 sagt uns, dass wir "Fremde" waren, und dies im Bezug auf das Bürgerrecht Israels wie auf die Bündnisse. Und Fremde (Paulus meint hier die Körpergemeinde Christi Jesu) haben ja bekanntlich weder Bezug noch Anteil an dem, was Israel gehört.

Wir Gläubige haben uns längst daran gewöhnt, aufgrund der Lehre der großen Staatskirchen vom "neuen Bund" im neuen Testament zu sprechen, der mit uns gemacht sei - das ist ein großer Irrtum! Wir Gläubige aus den Nationen hatten nie einen Bund mit Gott, wie kann es dann einen "neuen" Bund geben!!!

Es steht also fest, dass der alte Bund vom Sinai, den die Hagar darstellt, mit Israel geschlossen wurde.

Wir bleiben bei dem alten Bund von Sinai, von dem unser Leitvers sagt, dass er zur Versklavung gebiert und die Hagar ist. Das Wort "Hagar" bedeutet nicht nur "Flucht", sondern das arabische Wort für Stein oder Fels würde in hebräischer Umschreibung "Chagar" lauten, was wiederum eine passende Beschreibung des Gesetzes isst, das "kalt wie Stein" ist!

Bleiben wir bei der allegorischen Bedeutung stehen, nämlich der Eigenart einer Bildersprache, die nur eine ganz bestimmte Wahrheit herausstellt, hier die Tatsache, dass Hagar, darstellend das. Bündnis vom Sinai, in die Versklavung führt. "Sklaverei" ist Unfreiheit, Abhängigkeit, ja Fluch (siehe Gal 3:10). Wer sich, wie die Galater, freiwillig unter das Gesetz, oder auch nur unter Teile des Gesetzes begibt, steht unter dem Fluch - es sei denn, er könnte das Gesetz halten! Doch dies hat noch kein Mensch geschafft, außer dem Menschen Jesus Christus, der uns durch Seinen Tod aus dem Fluch des Gesetzes erkauft hat, weil Er um unseretwillen zum Fluch wurde.

Wie schon oft gesagt, hat das Bündnis vom Berg Sinai nur die eine Aufgabe: Das eigene menschliche Unvermögen und die damit verbundene Sündhaftigkeit zu erkennen und ... nach einem Retter auszuschauen! Wo nun dieser Retter, Christus Jesus, erkannt wurde, wo der Mensch durch Ihn in die Freiheit geführt wurde, ist es fast unverständlich, sich wieder zurück in die Versklavung deurch das Gesetz führen zu lassen - doch die Galater und ein Großteil der heute Gläubigen taten und tun dies!

Schauen wir immer wieder mit tiefster Dankbarkeit auf Ihn: "Und Er wurde zum Fluch, damit der Segen Abrahams in Jesus Christus unter die Nationen gebracht werden, so dass wir die Verheißung des Geistes durch den Glauben erhalten möchten" (Gal 3:14).

Gal 4:25

"Und Hagar heißt ja auch in Arabien der Berg Sinai; sie steht also in einer Reihe mit dem jetzigen Jerusalem, weil dieses mit seinen Kindern versklavt ist."

Auf die Bedeutung des Namens "Hagar" sind wir gestern schon eingegangen, es ist schon bemerkenswert, wie Gott Selbst die Nebensächlichkeiten eines Namens bewirkt, hier passend zum steinernen Gesetz.

Bei dem zweiten Teil unseres Leitverses haben wir wohl weniger an die politische Abhängigkeit Jerusalems von der römischen Obrigkeit zu denken, sondern an das Joch des Gesetzes, von dem wir in Apg 15:10 lesen, wo Petrus bezeugt, dass es weder die Väter Israels noch wir, die Pfingstgemeinde, zu tragen vermochten.

Zu Seiner Erdenzeit sagte Jesus zu Seinen Jüngern: "Wenn ihr in Meinem. Wort bleibt, seid ihr wahrhaftig Meine Jünger. Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen" (Joh 8:31-32). Doch anstatt Seine Worte zu bewegen, kam schnell wieder das Fleischliche zutage, und, obwohl sie an Ihn glauben, antworteten sie: "Wir sind Abrahams Same und waren niemals jemandem versklavt" (Joh 8:33). Wir sehen hier, wie schwer es ist, selbst einen gläubig gewordenen Jünger Jesu zur Freiheit zu bringen!

Bleiben wir noch einen Moment bei Joh 8: Jesus antwortete Seinen Jüngern auf ihre stolze Antwort: "Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Jeder, der Sünde tut, ist ein Sklave der Sünde. Der Sklave aber bleibt nicht für den Äon im Haus, jedoch der Sohn bleibt für den Äon. Folglich, wenn euch der Sohn davon frei macht, werdet ihr wirklich frei sein" (Joh 8:34-36).

Wir sehen an Obigem, dass Paulus in der Sache mit Jesus übereinstimmt; auch Jesus hatte wohl bei Seinen Worten, "der Sklave ab er bleibt nicht für den Äon im Haus", an Ismael, den Sohn der Magd gedacht, und zog diese Linie bis zum damaligen Jerusalem.

Wir wollen die allegorische Redewendung des Apostels nicht aus den Augen lassen, das heißt: Es geht Paulus um eine ganz bestimmte geistliche Wahrheit, die er den Galatern an Bildern erklären möchte. "Hagar" verkörpert die Unfreiheit unter dem Gesetz, das Gesetz kommt vom Berg Sinai, es ist hart und unerbittliche wie Felsen oder Stein, und nun kommt noch das Bild von Jerusalem dazu. Schauen wir uns diese Stadt im damaligen geistlichen Zustand einmal an:

Da gab es einen herrlichen Tempel, tiefe Religiosität, kostbare Opfer und Weihegeschenke, eine sehr ausgebildete Pharisäerschaft und Schriftgelehrte, die weitgehend über den Gott seiner Väter Bescheid wussten und dies auch lehrten, nur zu oft mit verzehrendem Eifer, es wurden sogar Proselyten aufgenommen - und obwohl sich dieses Jerusalem als Nachkomme Abrahams frei wähnte, stand es völlig unter der steinernen Härte des Gesetzes. Und dies ging so weit, dass , als die Wahrheit erschien, sie (hier das allegorische Jerusalem) den Sohn Gottes kreuzigte! Der Fürst des Lebens wurde einem Mörder vorgezogen.

Bedenken wir hier einmal: Das unter dem Gesetz versklavte Jerusalem war immer noch der Meinung, in der Kraft des Fleisches vor Gott gerecht werden zu können, doch die Gesinnung dieses Fleisches steht ja in Feindschaft gegen Gott, so bezeugt es Röm 8:7. Wie soll nun gerade dieses Fleisch die Kraft aufbringen, Gott zu gefallen???

Paulus stellt das zu seiner Zeit bestehende Jerusalem unter das Gesetz und damit in die Unfreiheit der Sklaverei ... aber gab es nicht schon eine recht lebendige Pfingstgemeinde in Jerusalem? Noch war ja Israel nicht endgültig verstockt. Kann der Apostel seine Behauptung vor den Galatern aufrecht halten?

Es geht heute um die Behauptung Pauli, das jetzige (damalige) Jerusalem steht in einer Reihe mit Hagar, die das Gesetz vom Berg Sinai darstellt - konnten die Galater dies begreifen, können wir es?

Gehen wir noch einem möglichen Argument nach, das wir in Apg 21:18-30 finden (bitte lesen). Auf Pauli letzter Rreise nach Jerusalem wurde er vielfach unterwegs gewarnt, nicht dorthin zu gehen! Dabei war doch gerade in Jerusalem eine blühende Pfingstgemeinde unter der Führung von Jakobus und den Ältesten. In Apg 21:20 ist von "Zehntausenden" die Rede .. würde diese Masse ihn nicht bei einer möglichen Gefahr beschützen?

Wir erleben in den oben genannten Versen das Gegenteil: Die ganze Stadt war in Bewegung, aber nicht für, sondern gegen Paulus. Wo waren all jene Zehntausende, als man Paulus ergriff? Wo waren Jakobus und die Ältesten? Es ist wohl unmöglich, dass sie von all dem nichts mitbekommen haben sollten!

Wenn Paulus das Urteil spricht, Jerusalem mit seinen Kindern ist (unter das Gesetz) versklavt, dann meint er auch die Masse der Gläubigen, die "Eiferer für das Gesetz" sind, wie es Apg 21:20b anführt. Und diese gläubigen Eiferer rührten keine Finger für Paulus! Die von ihm verkündigte Gnade stand also auch hier in Jerusalem der Härte des Gesetzes gegenüber.#

Wir wollen zum Schluss festhalten: das "jetzige" (= das damalige) Jerusalem glaubte zwar zum Teil (es waren ja Zehntausende) an Jesus, aber waren trotzdem Eiferer für das Gesetz, die Gnade allein reichte ihnen nicht ... dies stell Hagar allegorisch dar.

Gal 4:26

"Das Jerusalem droben aber ist frei: das ist unser aller Mutter."

Heute kommt das Jerusalem droben in Spiel, das sich von dem zuvor genannten "irdischen" Jerusalem sehr unterscheidet, und dies derart, wie sich die zwei unterschiedlichen Evangelien unterscheiden, die Gesetz und Gnade beinhalten. Und so wie das Jerusalem droben frei ist, so ist auch das Evangelium der Gnade frei (vom Gesetz)! Nun müssen wir aber zuerst etwas bei der Bezeichnung "Jerusalem droben" verweilen,, was meint Paulus hier?

Zum ersten und einzigen Mal verwendet Paulus den Begriff "Mutter", und dies nicht nur in Verbindung mit dem Jerusalem droben, sondern offensichtlich auch im Vergleich mit den Gläubigen, die frei vom Gesetz sind, also mit uns! Dies erschwert die Auslegung, da wir auf keine andere ähnliche Aussage unseres Apostels zurückgreifen können. Pauli Worte können also nur im Gesamtzusammenhang erklärt werden.

Wir haben insofern einen Schlüssel für die richtige Bewertung dieser Aussage , als Paulus ja zuvor vom "jetzigen" (also dem damaligen) Jerusalem samt seinen Kindern sprach, das er mit Hagar verglich, und das unter dem sinaitischen Bund steht. Wir gehen also auf dieser Linie weiter. Zuvor wollen wir aber einen kurzen Blick auf das Jerusalem droben werfen, um daran zu erkennen, was es mit dieser Mutterschaft für eine Bewandtnis hat. Ein Blick in Hebr 12:22 zeigt uns, das es sich hier um Gläubige aus Israel handelt Weitere Vorkommen finden wir nur noch in der Offenbarung des Johannes, zum ersten Mal in Offb 3:12. Später sieht Johannes das neue Jerusalem aus dem Himmel herabkommen, und dies wie eine für ihren Mann geschmückte Braut (Offb 21:2). Und von einem hohen B erg sah er abermals die heilige Stadt Jerusalem aus dem Himmel herabkommen (Offb 21:10), wobei die folgenden Verse seine Herrlichkeit genau beschreibt. Beachten wir hier einmal, dass Johannes seine Schau niederschreiben durfte, Paulus hingegen war nicht erlaubt, über das zu berichten, was er in 2Kor 12:1-4 sehen und hören durfte!

In den ganzen Berichten über das Jerusalem droben finden wir nichts, was uns, die Körpergemeinde betreffen könnte, alles hat einen rein israelischen Charakter. Dafür finden wir etwas anderes Wunderbares: Johannes darf all die höchsten und erhabensten Vorhaben Gottes zum Ausdruck bringen, die Gott Seinem Träger und Vermittler an die Völkerwelt, "dem Samen Abrahams dem Fleisch nach" (= Israel), einmal geben wird!" Wir halten hier fest: Gott hat Sich für die Ausführung Seines Heilsplanes mit der Völkerwelt das Volk Israel auserwählt, deshalb sagt der Herr auch, dass die Rettung von den Juden kommt (Joh 4:22).

Dass Gott Sich nicht allein auf Sein Volk Israel beschränkt, sondern dass der Segen von diesem Volk vielmehr auf alle übrigen Völker übergeht, bezeugen nicht nur Johannes, sondern alle Propheten, einschließlich Paulus (siehe Röm 3:29 und 4Mo 16:22).

Wir können jetzt recht gut an "dem Jerusalem droben" eine Zusammenfassung all dessen erkennen, was Gott an Liebesgedanken mit Seinen Geschöpfen in der Zukunft vorhat. Dieses Jerusalem droben steht in einem bestimmten Gegensatz zum jetzigen Jerusalem, das samt seinen Kindern weder innere noch äußeres Freiheit und Erlösung darzustellen vermag, weil es mit Gesetzeswerken umgeht, sich also selber unter das Gesetz stellt.

Und nun kommen wir zum Wesentlichen: So wie Gott von Anfang an in den Mutterschoß der Eva (und nach ihr in alle Frauen) die Möglichkeit gelegt hat, ganze Geschlechter und Völker hervorzubringen, so stellt das "Jerusalem droben" ebenfalls (allegorisch gesehen) einen unerschöpflichen Mutterschoß dar, in welchem alle Heils- und Liebesgedanken Gottes mit seiner Schöpfung lebenswirksam niedergelegt sind und auf die zukünftige Befruchtung warten.

Gehen wir heute noch zu Offb 21:9, wo ein himmlischer Bote dem Johannes die Braut zeigt, die Frau des Lämmleins. Auch das hat mit "Mutterglück" zu tun, denn nach dieser Hochzeit öffnet sich uns ein unbegrenzter Horizont von göttlicher Zeugung, von Ausgebären göttlicher Heilispläne, welche erst möglich werden können, nachdem der vorige Himmel und die vorige Erde vergangen sind und das Lämmlein mit dem Ihm bestimmten Weib (= Israel) die Hochzeit gefeiert hat. Hier dürfen wir schon heute ein herrliches Jerusalem sehen, welches in die göttliche Vollendung münden wird.

Nach unserer Darlegung über "das Jerusalem droben" mag sich mancher fragen: Was hat dies alles mit den Galatern und mit uns zu tun? Und weshalb soll dieses Jerusalem "unser aller Mutter" sein?#

Vergessen wir nicht, dass Paulus hier nur "bildlich" redet, um eine geistliche Wahrheit zu verdeutlichen. Hagar stellt das unter dem Gesetz stehende jetzige Jerusalem samt seinen Kindern dar; Sara weist bildlich auf das "Jerusalem droben", welches nicht mehr unter dem Gesetz steht, sondern eine herrliche Freiheit besitzt, und in dieser Freiheit ist sie unser aller Mutter!

Lassen wir das Obige heute einfach einmal so stehen (Paulus beschäftigt uns in den nächsten Versen ja noch weiter mit dieser zukünftigen Stadt) und sprechen eine ernste Warnung aus: Alles, was Johannes in der Offenbarung niedergeschrieben hat, erfüllt sich zu einem Zeitpunkt, wo wir, die Körpergemeinde längst entrückt sind! In anscheinend völliger Unkenntnis des Heilsplanes Gottes werden wir Gläubige immer wieder mit den sieben Gemeinden aus der Offb 1-3 gleichgestellt, mehr noch, wir sollen "die Braut des Lämmleins" sein - das ist totale Irreführung!!! Bevor der Zorn Gottes über diese Erde hereinbricht, werden wir entrückt und damit gemäß Röm 5:9 vor dem Zorn gerettet!

Gal 4:27

"Denn es steht geschrieben: Sei fröhlich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst! Brich in Jubel aus und rufe laut, die du nicht Wehen leidest! Denn zahlreich sind die Kinder der Vereinsamten, mehr

als die Söhne der, die ihren Mann hat."

Wir sehen, liebe Geschwister, das "Jerusalem droben" lässt uns noch nicht los, auch nicht die ungewöhnliche Bezeichnung "unser aller Mutter". Aber gerade die letztere Bezeichnung, nämlich die Mutterschaft des Jerusalems droben, hat uns ja bisher köstliche Blicke in das Walten unseres Gottes tun lassen, es liebt die Garantie darin, dass in den herankommenden Äonen alles zu einem wunderbaren Abschluss kommen wird.

Halten wir nochmals fest: In dem "Jerusalem droben" ist uns gezeigt, dass es nicht mehr unter dem Gesetz sein wird. Das in ihm waltende Leben ist nicht mehr an das Halten von Satzungen und Gebote gebunden, vielmehr wird auch dort einmal "das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus" herrschen, wie es Paulus in Röm 8:2 lehrt.

Wir Menschen hören und sprechen gerade in der heutigen Zeit so viel von Freiheit, und meinen unsere. persönliche Freiheit, nämlich tun und lassen zu können, was wir wollen! Doch das "Jerusalem droben" lehrt uns eine andere Freiheit: Der Grundbegriff wahrer Freiheit ist hier, dass der Mensch loskommt von allem eigenen Mühen, womit er Gott gefallen könnte. Nur der ist recht frei, den der Sohn frei macht! Das wird sich aber auch in jener fernen Zeit nicht auf einmal vollziehen, vielmehr sehen wir in Offb 22:2 eine Entwicklung, es wächst außerhalb der Stadt das "Holz des Lebens", das zwölferlei Früchte trägt, und die Blätter des Holzes dienen zur Genesung der Nationen. Noch ist die Zeit der Vollendung nicht gekommen!"

Wir haben nun weit in die Zukunft schauen dürfen, hin zu einer Stadt, die frei von menschlichen Werken sein wird, die aus ihrem Mutterschoß alle göttlichen Verheißungen erfüllen wird - so gesehen verkörpert sie auch bildlich in Sara unser aller Mutter.

Wir haben gestern hineingeschaut in eine ferne Zukunft, wo nach der Hochzeit des Lämmleins Gottes Heilsplan nach und nach in die Vollendung führt. Paulus zitiert in unserem Leitvers Jes 54:1. Ein erster Blick auf diesen Vers vermittelt den Eindruck: Dies muss Sara sein, die ja zuerst unfruchtbar war, und dann in Isaak doch noch zahlreiche Nachkommen haben durfte ... doch diese Annahme wäre erst einmal aus dem Zusammenhang gerissen!

Um dieses Zusammenhangs willen, auf den wir immer so großen Wert legen, sollten wir bis Jes 54:1-8 lesen, es zeigt sich dann schnell ein ganz anderes Bild! Die ganze Passage Jesajas bezieht sich eindeutig auf das abtrünnige Weib Israel, welches wegen ihrer unersättlichen Abgötterei seinen Gott ergrimmte und von Ihm verlassen wurde (siehe besonders Jes 54:8) - aber nicht für immer. Dieses Bild beschreibt auch der Prophet Hosea (Hos 2:16-22).

Der Höhepunkt der Verlassenheit und damit der Orientierungslosigkeit war gegeben, als der Sohn Gottes auf die Erde kam, und von Israel nicht erkannt, ja verworfen wurde.

Vor uns steht somit das Bild des abtrünnigen Israels, das von Gott verlassen wurde, und in keiner lebendigen Verbindung mehr zu Ihm steht. Doch Jes 54:1-8 durfte ja als Schwerpunkt in diesen Versen nicht nur die Verlassenheit prophezeien, sondern auch: "Juble, du Unfruchtbare ... brich in Jubel aus und jauchze laut ... du musst dich nicht fürchten... denn dein Eigner ist, der dich gemacht hat, Ieue der Heere isst Sein Name." Und dein Erlöser (= Jesus) ist "der Heilige Israels". Dies sind herrliche Worte an Israel, wir müssen sie nur noch richtig einordnen, was wir morgen tun wollen.

Wir haben gestern aufgezeigt, dass der Höhepunkt der Verlassenheit wohl dort war, wo dieses Volk seinen Messias ablehnte, ja ans Kreuz brachte. Doch es gab innerhalb des Volkes noch einen Überrest nach der Wahl Seiner Gnade, die Gott aus dem abtrünnigen Volk herausgerufen hatte, es ist jenes "Israel Gottes", das Paulus in Gal 6:16 erwähnt. Auf diese Herausgerufenen aus Israel wollen wir jetzt unser Augenmerk richten und sie mit unserem Leitvers in Verbindung bringen:

Warum sind diese gläubigen Israeliten unfruchtbar? Warum gebiert sie nicht? Bedenken wir jetzt einmal, dass sich diese Herausgerufenen aus Israel (und wir sehen hierin die Pfingstgemeinde, an ihrer Spitze Petrus) es nicht schaffte, das Gesamtvolk Israel zu einer nationalen Wiedergeburt zu führen! Wohl berichte die Apostelgeschcichte (Apg 21:20) von Zehntausenden unter den Juden, die gläubig wurden, aber - es war noch nicht die Masse des Volkes! Die Pfingstgemeinde war somit im Sinn ihres Auftrages "unfruchtbar", es gelang ihr nicht, ihre Stammesgenossen zu Jesus als ihrem Messias zu führen. In die Tiefe gesehen können wir heute sagen: Es war Gottes Ratschluss, dass selbst Seine Erstlinge aus Israel nicht die innere Erneuerung des auserwählten Volkes herbeiführen konnten! Das Gegenteil war der Fall: Gerade diese Erstlinge mussten den Grimm Gottes auskosten, der sich über das Volk und Jerusalem ausgoss; von den eigenen Stammesgenossen wurden sie abgelehnt und verfolgt, und dies bis aufs Blut. Denken wir hier beispielsweise nur an Stephanus! Und - sie wurden, wie uns die Apostelgeschichte zeigt, beiseite gestellt.

Und doch liegen gerade in diesen herausgerufenen Erstlingen aus Israel (der Vereinsamten) all jene zukünftigen Lebenskräfte der zukünftig verheißenen Kinder, angefangen im zukünftigen irdischen Königreich, und zur Vollendung gebracht auf der neuen Erde im neuen Jerusalem.

Wir wissen um die Schwierigkeit, liebe Geschwister, welche un eine (wenn überhaupt) richtige Deutung dieser Verse macht! Wir versuchen es trotzdem noch etwas!!!

Paulus bringt das bis heute noch unfruchtbare Israel Gottes in Verbindung mit dem Jerusalem droben, worauf auch Hebr 12:22-23 Bezug nimmt; hier wir des als die "herausgerufene Gemeinde der Erstgeborenen" bezeichnet. Dies ist der wahre Same Abrahams, die echten Kinder des Glaubens. Bedenken wir auch , dass aus ihren Reihen nicht nur Männer wie Petrus hervorgingen, sondern auch Saulus von Tarsus, unser Apostel Paulus!

Doch im "Jerusalem droben" wird all das erfüllt werden, was Gott Seinem Volk zugeordnet hat, deshalb der wunderbare Zuspruch in Jesaja, den sogar Paulus hier zitiert.

Vielleicht dürfen wir hier auch auf Eph 2:19-20 hinweisen; wir sind "Mitbürger der Heiligen und Glieder der Familie Gottes geworden, aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, dessen Schlussstein und Ecke Christus Jesus ist ...".

Haben die Galater diese schwierigen Worte Pauli verstanden? Wohl kaum! Aber warum schreibt sie dann Paulus nieder? Vielleicht speziell für uns, die wir ja eine vervollständigte Bibel in Händen halten, Wir haben gemerkt, dass unser Blicke viel auf das neue Jerusalem droben gerichtet wurden, das aus dem Himmel auf die neue Erde herabkommt. Und wir sollen doch auf das sinnen, was droben ist (Kol 3:1 ff). Darf (oder soll) somit dieses neue Jerusalem nicht auch unsere Gedanken beschäftigen?

Wir brauchen natürlich auf das Gestrige eine Antwort, dabei gehen wir noch einmal zurück zu Pauli Worten über "das Jerusalem droben"! "... das ist unser aller Mutter" - und er schließt damit nicht nur die Galater, sondern auch uns alle ein! Und dieses Jerusalem droben bezeichnet Paulus deshalb als unser aller Mutter, weil es '"frei von jeglichem Gesetz" ist! Der Mutterschoß ist die Urquelle der Freiheit, und dahin kehren seit Adam alle Menschen wieder zurück; " zurück" deshalb, weil Adam ja zuerst in dieser Freiheit gelebt hat.

So sehen wir in unserem Leitvers das "Israel Gottes", den heiligen Samen, einen Überrest nach der Wahl Seiner Gnade, die mit ihrem Volk beiseite gestellt wurden, weil das Geheimnis der Körpergemeinde Christi Jesu enthüllt wurde, das aber fröhlich sein darf und jubeln soll, weil es ein Jerusalem droben gibt, das auch "ihre Mutter" ist und wo Freiheit sein wird!

Noch eine letzte Frage darf (soll) uns heute bewegen: "Wo sind wir, wenn dies alles geschieht? Eine kurze, ganz einfache Antwort gibt 1Thes 4:17! Dort lesen wir von unserer Entrückung, die mit den Worten schließt: "... Darauf werden wir Lebenden, die wir übrig bleiben, zugleich mit ihnen zusammen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein." "Allezeit mit Ihm zusammen" heißt doch eigentlich: Wo Er ist, das sind auch wir! Und wenn Er im neuen Jerusalem sein wird, sind wir nach dem Wort Gottes auch mit Ihm zusammen! Wir fragen also heute erneut: Soll oder muss uns "das Jerusalem droben" interessieren? Und unsere klare Antwort heißt: "Aber Ja!"

Nicht nur das Israel Gottes, auch wir dürfen jubeln , was hier an Herrlichkeit auf uns zukommt!

Gal 4:28

"Ihr aber, Brüder, seid wie Isaak: Kinder der Verheißung."

Wenn wir noch einmal auf die zurückliegenden Verse schauen, und vielleicht manche Frage aufkam oder unbeantwortet blieb, so lasst uns nicht vergessen, dass Paulus in Vers 24 sagte, dass seine Worte nun auch eine allegorische Bedeutung haben, also ein geistliches Bild darstellen. Die letzten F ragen müssen wir deshalb hier nicht beantworten.

Zu unserem Leitvers: Mit der Anrede "Brüder" wird Paulus wieder ganz persönlich. Die Galater hatten ihn ja, wie wir in Vers 20 sahen, in Verlegenheit gebracht, er betrat den für uns nicht leicht verständlichen Weg der Allegorie, um sie zur Vernunft zu bringen, um ihnen aufzuzeigen, wie sehr sie um die Gnade betrogen wurden!

Isaak, Sara und die dem Abraham gegebene Verheißung gehören zusammen, das Wesentliche und Ursprüngliche ist der Geist, der die Verheißung Gottes vermittelte. Damit werden wir an den Sohnesstand erinnert, von dem wir ja schon in den Versen 4-6 dieses Kapitels lasen. Der Name "Isaak" bedeutet ja im hebräischen "Lachen", und gerade dies soll uns an Sara erinnern. Geistliches Leben stellt nämlich die eine Bedingung, dass alles menschliche Mitwirken ausgeschlossen ist! Und genau dieses möchte der Apostel den Galatern vermitteln. Er könnte ihnen mit anderen Worten zurufen:

"So ist es auch bei euch, ihr galatischen Brüder, die ihr ja keine Israeliten seid und damit kein israelische Vorrecht genießt - ihr seid ganz auf das angewiesen, was euch der Geist vermittelt! Und damit ihr dies auch rein und vollkommen in euch wachsen lassen könnt, dürft ihr keinen Ballast mit euch schleppen, weder aus früheren Bindungen an Götzen, und erst recht nicht jenes, was euch jüdische Fanatiker anbieten!"

Und nach Obigem folgt die Feststellung: "Ihr aber, Brüder, seid wie Isaak: Kinder der Verheißung."

Wir, die Gläubigen aus den Nationen, können unseren Stammbaum nicht wie das Volk Israel über Isaak auf Abraham zurückführen Ä(die Abstammung verzweigt sich schon bei den Söhnen Noahs), und doch ist Abraham auch der Vater den Unbeschnittenen, wie uns Röm 4:12 sagt. "Ohne" Beschneidung gehört Abraham den unbeschnittenen Gläubigen, also uns, als Beschnittener ist er der Vater der Beschneidung, was zum Volk Israel führt. Hier muss aber eingeschränkt werden:

Der Römerbrief sagt nicht, dass Israel mit Abraham automatisch auch die Rechtfertigung erhält! Dazu müsste es die Grundregeln befolgen, und diese Grundregeln fordern, "im Geist zu wandeln" (siehe Gal 5:16 und Gal 5:25). Anders ausgedrückt: Israel müsste erkennen, dass es im Fleisch durch das Halten von Geboten nichts erreicht! Erst wenn ein Israelit, wie zum Beispiel Paulus, all das, was ihm vorher Gewinn war (der Gewinn war die Beschneidung und das Gesetz, das ihn. zu Jesus führte), um Christi willen als verwirkt und für Abraum erachtet (siehe Phil 3:7-8) und die Grundregeln des Geistes aufnimmt, erst dann kann ihm auch die Gerechtigkeit, wie bei Abraham, angerechnet werden. Dies wird aber erst auf der neuen Erde der Fall sein, weil selbst im irdischen Tausendjahrreich noch das Gesetz eine große Rolle spielen wird.

"Die Kinder der Verheißung" sind allein durch den Glauben Christus teilhaftig geworden, und somit Abrahams Same im Sinn von Gal 3:29. An ihnen erzeigt Gott in ganz besonders herrlicher Weise, wie Leben aus den Toten gezeugt wird, ohne das geringste eigene Zutun! Es ist alles Gnade!

Gott, unser Vater, hat uns, die wir zuvor geistlich tot waren, ohne Werke in die Fülle des Auiferstehungslebens Seines großen Isaak (= Christus, den Er aus den Toten auferweckt hat, damit Er in allem der Erste sei), hineingerufen - wir sind ein Teil von Ihm!

Gal 4:29

"Doch ebenso wie damals der nach dem Fleisch Gezeugte den nach dem Geist Gezeugten verfolgte, so geschieht es nun auch heute."

Nach der guten Nachricht, dass die gläubigen Galater, wie Isaak, Kinder der Verheißung sind, folgt die weniger erfreuliche Tatsache, dass der nach dem Fleisch Gezeugte den nach dem Geist Gezeugten verfolgt - und dies muss ja auch uns treffen!

Es gibt hier allerdings zwei Möglichkeiten der Verfolgung:

  1. Einmal die feindliche Haltung der gesetzlichen jüdischen Fanatiker, unter den ja gerade Paulus Schlimmstes erleiden musste, und
  2. wären da ja noch die Nachkommen Ismaels, die bis zum heutigen Tag Hass und Feindschaft gegen das Volk Israel aufbringen.

Trotzdem hat Gott auch Ismaels Nachkommen, in den wir ja die arabischen Völker sehen, nicht geringen Segen zugesprochen; auch für Knechte hat Gott Verwendung beim Erreichen Seines großen Zieles, Er gebraucht die Araber als Zuchtmeister.

Wir schauen heute aber weniger auf die arabischen Völker (obwohl bis zum heutigen tag die dort lebenden Christen schwerste Verfolgung leiden müssen), als vielmehr auf jene gesetzlichen Gläubigen, die auch uns viel zu schaffen machen. Es ist ja interessant: Selbst wenn wir extrem gesetzlich sind, werden wir von unseren gläubigen Geschwistern zum großen Teil Beifall haben - doch wenn wir unsere Freiheit vom Gesetz bezeugen, wenn wir darauf verweisen, dass alles "Gnade" ist, hört der Beifall sofort auf und schlägt im schlimmsten Fall in Hass über. Man wird gemieden und aus der Gemeinschaft hinausgeworfen. Bildlich gesehen muss man hier sagen: Die Kinder der Magd verraten sich dadurch, wessen Geistes Kind sie sind!

"So geschieht es nun auch heute", diese Worte Pauli sollen uns aber nicht ängstigen, vielmehr sind sie, wenn es uns trifft, der Beweis, dass wir auf dem richtigen Weg sind!

Schauen wir heute noch einmal zurück in das Haus Abrahams, wo ja die in unserem Leitvers angekündigte Verfolgung begann, nur - die Wurzeln sind noch viel früher zu suchen:

In 1Mo 12:13-16 erleben wir im Nachhinein mit, wie Abraham den Pharao belog, seine Frau Sara sei seine Schwester; dies brachte ihm viel Reichtum, sogar Knechte und Mägde. Unter diesen Mägden muss sich auch "Hagar" befunden haben. Doch dieses auf dem Grund einer Lüge erworbene Gut musste Abraham zwangsläufig zum Unsegen werden ... Hagar wurde zum Fallstrick im Hause Abrahams. In 1Mo 21:9 sehen wir, wie der Unfriede begann: Ismael machte Isaak lächerlich! Im laufe der Jahre zeigten sich in dem heranwachsenden Ismael immer mehr seine üblen Charakterzüge. 'Halten wir hier fest: Die Versöhnung begann nicht durch Fremde oder Außenstehende, sonder durch den Sohn Abrahams. Die Folge war: Sara griff durch und bat Abraham, die Dienstmagd auszutreiben, was dann auch geschah - es gab auf Dauer kein "Nebeneinander" zwischen dem Sohn der Magd und jenem der Freien.

In 1Mo 21:10 finden wir aber noch einen anderen wesentlichen Grund, warum Ismael weichen musste: Es ging um das Losteil, welches Ismael als Erstgeborenem zugestanden wäre, nämlich zwei Drittel von allem. Die wollte Sara mit ihrer Bitte an Abraham verhindern. Und interessanterweise: Gott bestätigte Saras Aufforderung, Hagar und Ismael auszutreiben (1Mo 21:12). An diesem Punkt schauen wir auf unseren Galaterbrief, wo ja gerade in unseren momentanen Versen 28-31 Paulus hierauf Bezug nimmt. Er zeigt den großen Unterschied zwischen Versklavung unter dem Gesetz und der Freiheit vom Gesetz - und so wie Gott schon bei Abraham diese Trennung bewirkte, indem Abraham auf die Stimme Saras hören sollte, so sollen auch wir auf die Stimme unseres Apostels Paulus hören und keine Vermischung von Gesetz und Gnade dulden!

Wir wollen das gestrige Thema heute noch weiter ausführen: Wenn wir das Umfeld der gestern zitierten Verse in 1Mo 21 lesen, sehen wir, dass sich Abraham zuerst sträubte, dem Wunsch der Sara nachzukommen, nämlich die beiden sehr ungleichen Halbbrüder zu trennen; erst als Alueim zu Abraham sprach, gab dieser seiner Frau nach. Im Grunde stand hier Sara über ihrem Mann, denn sie glaubte der Verheißung, die ja ihrem Sohn Isaak galt. Der Sohn der Magd sollt4e das Losteil nicht einnehmen, nicht einmal mit dem Freien teilen!

In der Austreibung des Ismael sehen wir eine Zurschaustellung der großen Wahrheit, die Paulus in Galaterbrief niederschrieb: Gesetz und Gnade können nicht nebeneinander bestehen, weil sie viel zu unterschiedlich sind!

Obiges bezieht sich auch auf das Losteil! Wenn Hagar als Unfreie das jetzige Jerusalem und damit das Gesetz verkörpert, dann hat sie in der Tat nichts mit dem Losteil zu tun, welches Saras Nachkomme verheißen ist - einfacher ausgedrückt: Unser (der Körpergemeinde Christi Jesu) Losteil ist, wie wir ja alle wissen (sollten), in den Himmeln! Israels Losteil hingegen ist die Erde - es darf also nie eine Vermischung geben!

Die beiden Halbbrüder Ismael und Isaak wurden von Gott klar getrennt, der dem Fleisch nach Gezeugte (Ismael) durfte keinen Anteil an dem Segen des nach dem Geist Gezeugten haben, wobei wir ja schon festgestellt hatten, dass Ismael durchaus nicht leer ausgeht, sondern nach dem Gericht gemäß 1Mo 21:14-16 auch das Heil erfolgen wird, weil Gott den Ismael erhört.

Wichtig ist für uns: zwei getrennte Losteile, das eine in den Himmeln, das andere auf der Erde, und beide Losteile beinhalten eine Aufgabe: Um in Christus das All aufzuhaupten: beides ... siehe Eph 1:10.

Gal 4:30

"Was sagt jedoch die Schrift: Treibe dies Magd und ihren Sohn hinaus; denn der Sohn der Magd soll keinesfalls das Losteil mit dem Sohn der Freien genießen."

Am Anfang der allegorischen Darstellung schrieb Paulus in Vers 22: "Es steht doch geschrieben ...", jetzt am Ende, verweist er wiederum auf die Schrift, und wir wollen uns zuerst hierüber Gedanken machen:

In 2Tim 3:16 lesen wir, dass alle Schrift gottgehaucht und unter anderem nützlich zur Belehrung ist. Und Paulus belehrte die Galater und uns in allegorischer Weise am Bild des Hauses Abrahams über den Unterschied von Gesetz und Gnade. Dabei bezeugte uns der heilige Geist, dass solche Erklärungen alttestamentlicher Geschichten durchaus berechtigt sind, weil sie ein starkes lehrhaftes Gewicht auch für uns haben. Wir haben aber auch gemerkt, dass in solch einer allegorischen Bildersprache nicht alles haargenau passt - es ist unser Teil, das für uns Wesentliche zu erkennen. Auf diese Weise erblicken wir in der Art, wie Paulus sich Schriften des AT bedient, ein von Gott Selbst bestätigtes Bild für uns, um zur Erkenntnis Seiner göttlichen Wahrheiten zu kommen.

Wir möchten an dieser Stelle auch warnen, dass die Schrift, auf die Paulus ja weist, keine Verdammung oder ein Verlorensein der Magd samt ihrem Sohn kennt, im Gegenteil: Weder Hagar noch ihr Sohn Ismael wurden von Abraham getötet oder verflucht, vielmehr erfuhr Ismael eine wunderbare Errettung und Bewahrung. Schon in dem Namen "Ismael" liegt ja die Bedeutung "Gott hört", was sich damals buchstäblich erfüllte und zukünftig erfüllen wird.

Wir müssen also Gottes Wort gemäß 2Tim 2:15 nicht nur richtig schneiden, sondern uns darin belehren lassen, dass bestimmte Ereignisse für uns eine allegorische Bedeutung haben können, damit erfüllt die ganze Schrift eine herrliche Aufgabe an uns!

Noch etwas liegt uns am Herzen, worauf wir schon oft hingewiesen haben und es immer wieder tun: Es ist die Frage, "was sagt die Schrift?" Und die Antwort ist tragisch: Kaum ein Gläubiger sucht oder forscht noch in der Schrift!

Wir kennen alle jene Aussage in Apg 17:11, die uns Gläubige aus Beröa vor Augen stellt, welche täglich in der Schrift forschten, ob es sich in Bezug auf die Verkündigung des Apostels Paulus auch so verhielt. Aber ... wir sollen dies Schriftstelle ja nicht nur kennen, sondern diesem vorbildlichen Verhalten der Beröer auch nacheifern. Wer die Schrift, das Wort Gottes kaum kennt, wird mit Sicherheit betrogen, denn er schöpft sein ganzes Wissen nur aus dem, was ihm in Versammlungen durch Menschen vorgesetzt wird. Das muss nicht falsch sein, aber es ist unsere Aufgabe, alles zu prüfen, und dies anhand der Schrift. Nur hier finden wir eine vom Geist Gottes gewirkte richtige Antwort. Die nur zu oft verblüffende Unkenntnis vieler Gläubigen und die Irreführung im Blick auf ihre Erkenntnis ist auf den Mangel am "Forschen in der Schrift" zurückzuführen!

In 1Thes 5:21 spricht Paulus auch uns eindringlich zu: "Prüfet alles und behaltet das Vortreffliche" - weil wir durch Menschen nur zu oft Falsches vorgesetzht bekommen, wobei das besonders gEfährliche ist, dass uns Bibelverse vorgesetzt werden, die aber in eine ganz andere Zeit gehören. Jesus Selbst wurde vom Widerwirker derart versucht, dass dieser Ihm vorhielt: "Es steht geschrieben..."! Jesus konterte: "Wiederum steht geschrieben ..." (siehe Mt 3:1 ff).

Nehmen wir ein Wort aus Eph 5:9-10 mit in der Tag: "Wandelt wie Kinder des Lichts ... und prüfet dabei, was dem Herrn wohlgefällig ist!" und wir fügen noch an: "Was sagt jedoch die Schrift"!

Wir gehen wieder zurück zu jenen wichtigen, ja lebenswichtigen Dingen, die Paulus den Galatern erklären wollte: Es ist der gewaltige Abstand zwischen Sohn und Sklave, zwischen Losteilinhaber und Nichtinhaber, und letztlich zwischen Gesetz und Gnade!

Es mag hart klingen, die Magd samt ihrem Sohn hinauszutreiben, doch es geht hier um eine göttliche Anweisung, die zugleich auch eine Erklärung darstellt! In beiden Söhnen Abrahams lagen zwei Welten, die so unterschiedlich waren wie Licht und Finsternis. In 1Mo 1:3-4 sehen wir, wie Gott das Licht von der Finsternis schied und es wurde ein neuer Tag. Angesichts der gewaltigen Enthüllung des Geheimnisses der Körpergemeinde Christi Jesu musste Gott auch eine Scheidung herbeiführen, damit ein neuer Tag, "die Verwaltung der Gnade" beginnen konnte. Und der neue Tag, hier "die Verwaltung der Gnade" konnte erst beginnen, als das Gesetz hinausgetrieben, das heißt, "beiseite gestellt" wurde.

Wir merken, liebe Geschwister, es geht hier nicht um menschliche Gefühle, die eventuell Mitleid mit den Hinausgetriebenen haben könnte (Got that ja hier längst Vorsorge getroffen), es geht vielmehr darum, dass allein der Wille Gottes maßgebend ist. Und der Wille Gottes ist in Seinem Ratschluss gegründet, der von Anfang an alles geplant und vorbereitet hat. Uns Menschen kommt dabei manches hart vor und man mag mit Röm 9:14 vorbringen: "Doch nicht, es gebe Ungerechtigkeit bei Gott!"

Die Unfreie (das Gesetz) stößt sich an den "Stein des Anstoßes" (Röm 9:33), ja sie verfolgt die Freie! Doch wir dürfen an diesen "Stein des Anstoßes" glauben, weil er (der Stein) unser Herr und Haupt ist und wir wissen dürfen, dass wir nicht zuschanden werden!

Gal 4:31

"Darum, Brüder, sind wir nicht Kinder der Magd, sondern der Freien."

Wir kommen zum Abschluss dieser lehrreichen Allegorie, und der Apostel fasst in wenigen Worten zusammen, was sich ihm und uns aus diesen bedeutsamen Versen ergeben hat: Die nachdrückliche Hervorhebung der Tatsache, dass wir gemäß seinem Evangelium nicht zu Knechten unter dem Gesetz, sondern zu frei geborenen Söhnen im Hause Gottes berufen sind. Dies beinhaltet, dass wir rechtmäßige Losteilinhaber dessen sind, was Gott uns bereitet hat.

In dieser Freiheit, in die wir erwählt und berufen sind, hat Gott das denkbar höchste Ziel erreicht, das Er mit Sündern wie uns erreichen konnte: Seine Liebe erkennbar zu geben und unsere Liebe zu empfangen! Und weil es Gott gelingt, im gesamten All mit all Seinen Geschöpfen dieses große Ziel auch zu erreichen (wenn auch über große Zeitabstände hinweg), sollten wir uns keine Sorgen zum Beispiel um ungläubige Verwandte machen.

Die Söhne der Freiheit sind nicht nur Maß und Muster all dessen, was göttliche Allmacht und Liebe vermögen, sie sind auch Mittel und Organ, derer Sich der Vater der Herrlichkeit bedient, all Seine letzten Liebesgedanken zur Vollendung zu führen. Wenn wir die Erstlinge Seiner Rettung sein dürfen, dann gibt es auch Zweite und Dritte, die folgen werden. Die Erstlinge sind demnach nicht bevorzugt, weil sie besser sind, sondern weil sie zu Werkzeugen berufen wurden, um an der Hinführung zu Gottes Liebe mitzuwirken.

Wir sprachen im ersten Absatz dieser Seite von "Söhnen", unser Leitvers jedoch spricht von "Kindern" - dies möchten wir noch kurz klären: Sara hatte nicht den Glauben, den wir bei Abraham finden, darum sind wir berufenen Gläubigen hinsichtlich ihrer (Saras) Freiheit "Kinder"; aber "Söhne Abrahams" sind wir um seines Glaubens willen!

Zum Abschluss dieser Versgruppe um Sara und Hagar, in der ja auch von dem "Losteil" die Rede war, welches nicht Ismael, sondern Isaak genießen sollte, und das wir "Freie" ja einmal antreten dürfen, möchten wir doch noch etwas Zusprechendes sagen:

In Röm 8:15-17 wird uns zum einen durch den Geist bezeugt, dass wir Kinder Gottes sind, und weiter: ".. wenn aber Kinder, dann auch Losteilinhaber, und zwar Losteilinhaber Gottes." Das ist eine herrliche Aussage! Was beinhaltet nun dieses Losteil, welche auf uns "Freie" zukommt? Es ist in jedem Fall nicht irdischer Natur, sondern "überhimmlischer" Art! So lesen wir in Phil 3:20, dass unser Bürgertum in den Himmeln ist, was für uns bedeutet, dass jedes Kind Gottes (jedes Glied am Körper Christi Jesu) einen Grundstock an Herrlichkeit bekommt. Bedenken wir einmal: Wir kommen nicht in ein fremdes Gebiet, sondern in unsere Heimat! Und wir kommen auch nicht als Fremdlinge oben an, sondern als Berufene, die das Bürgerrecht Gottes als unverbrüchliches Siegel erhalten haben!

Diese Bürgerrecht ist aber nicht alles: Wenn wir schon bei Israel sehen, dass Gott Seinem Bundesvolk einmal Vollmacht über Städte geben wird (Lk 19:15 ff), ja über die Nationen (Jes 60:12), dann dürfen wir doch davon ausgehen, dass es auch uns gegeben sein wird, in den überhimmlischen Räumen ähnliche Vollmacht zu erhalten, nicht zum Selbstzweck, sondern um diese Vollmacht derart zu nützen, "Schaugefäße Seiner Gnade" zu sein! Wem dies zu vage erscheint, der bedenke, dass Gott das gesamte All durch Seinen Sohn verwalten lässt, denn als vom Vater eingesetztes "Haupt über alles" besteht ja das All in Ihm (Kol 1:17). Im Grund fällt das All dem Sohn als Losteil zu - und wir, als Seine Glieder, dürfen daran teilnehmen. Eph 1:11 bestätigt dies: "... in Ihm hat auch uns das Los getroffen, die wir vorherbestimmt sind... "!

Haben wir es gestern gemerkt? Alles was wir sind, was wir haben und was wir einmal als Losteil genießen dürfen ist "in Ihm"!

Wenn nun Gottes auserwähltes Volk auf Erden Vollmacht über Städte und Nationen erhält, so können wir in etwa abschätzen, dass es eine große Zahl sein wird. Doch können wir nur auch im Geringsten abschätzen, wie umfangreich unser Gebiet sein wird? Eine für keinen Menschen fassbare Zahl an Gestirnen existiert im All, und, wie wir schon öfters gesagt haben, sind diese Gestirne in unseren Augen keine leeren Weltraumkörper!

Und so wie Israel auf der Erde Stadt für Stadt und die Nationen zu Jüngern machen wird (siehe Mt 28:19), so wird es unsere Aufgabe in den Himmeln sein, allen Bewohnern der für uns heute noch unsichtbaren Welt zu zeigen, was überströmende Gnade an Sündern vermag! Was also auf uns zukommt, liebe Geschwister, ist ein nicht fassbarer Reichtum an Herrlichkeit.

Wir kehren noch einmal zurück zu Röm 8:17, und zwar zum zweiten Teil diese Verses; dort lesen wir: "... Losteilinhaber aber zusammen mit. Christus, wenn wir nämlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden." Der erste Teil dieses Verses gefällt uns wahrscheinlich allen ... der zweite Teil hingegen weniger, stellt er doch eine Bedingung an uns: ".. wenn wir nämlich mit Ihm leiden!"

Nun haben wir ja gerade hier im Galaterbrief jegliches fleischliche Wirken ausgeschlossen, aber hier im Römerbrief wird Derartiges von uns gefordert, zumindest dann, wenn wir das zusätzliche Losteil beanspruchen möchten. Hier entstehen also Fragen und Bedenken, die noch lösen möchten.

Genießen - "ja"! Leiden - "nicht unbedingt!" Das ist wohl ein normaler Wunsch in uns allen. Wir möchten deshalb gleich festlegen. Wir können "das Leiden zusammen mit Christus" nicht aus uns heraus suchen und anstreben, es ist Gott Selbst, der dieses verordnet. Schauen wir auf Paulus: Noch bevor er wusste, was ihm vor Damaskus geschah, sagte Gott zu Ananias: "Denn dieser ist Mir ein auserwähltes Gerät, Meinen Namen vor die Augen der Nationen wie auch der Könige und der Söhne Israels zu tragen; denn Ich werde ihm anzeigen, wie viel er um Meines Namens willen leiden muss." Damit sehen wir klar: Paulus konnte sich die Leiden nicht selber herbeiwünschen, um ein besseres Losteil zu erhalten, vielmehr hat Gott sie ihm verordnet - und nicht anders ist es bei uns!

Nun muss aber niemand, der bisher ohne besondere Leiden seinen Wg ging, darum bangen, nicht verherrlicht zu werden, wie es Röm 8:17b verheißt. In Röm 8:29-30 lesen wir nämlich: "Denn die Er zuvor erkannte ... die verherrlicht Er auch." Hier werden keine Voraussetzungen erwartet, denn diese Verherrlichung umfasst uns alle! Um zu verstehen, worin trotzdem Unterschiede liegen, schauen wir auf unseren Herrn, und dies gemäß den Aussagen in Phil 2:5-11 (bitte lesen):

Hier sehen wir einmal Christus vor seiner Erniedrigung, und dies nach Vers Phil 2:6 "in der Gestalt Gottes"! Das muss doch eine unvorstellbare Herrlichkeit gewesen sein, in welcher Sich unser Herr hier befand! Und an dieser Herrlichkeit, die Christus von Anfang an besaß und die Ihm der Vater verliehen hatte, dürfen wir, die Glieder an Seinem Körper, teilhaben! Sie ist an keinerlei Bedingungen oder Voraussetzungen geknüpft, sondern sie entspricht der Verheißung, wie wir sie in Röm 8:30 lesen.

Mit unseren gestrigen Aussagen sind wir aber noch nicht fertig, es fehlt ein gewisser Teil, den wir wieder im Philipperbrief (Phil 2:9-11) finden. Aufgrund Christi Jesu Gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod, "hat Ihn Gott auch überaus hoch erhöht und Ihm mit dem Namen begnadet, der über jedem Namen ist, damit in dem Namen "Jesus" sich jedes Knie beuge ...". Hier sehen wir eine Verherrlichung Christi, die jene in Phil 2:6 nämlich "wie Gott zu sein" noch übersteigt! Man kann sich dies eigentlich nicht mehr vorstellen!!!

Damit kommen wir wieder zurück zu Röm 8:17b: ".. Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir nämlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden. " Es muss also, wie bei Christus überaus hoher Erhöhung, auch für uns ein besonderes Losteil geben, welches diejenigen antreten dürfen, die mit Ihm gelitten haben. Und dies bedeutet dann, dass solche Gläubigen an Seiner überaus hohen Erhöhung teilnehmen dürfen. Da wird dann kein Neid aufkommen, diesen gibt es in der Herrlichkeit nicht mehr, jeder wird mit großer Freude und Dankbarkeit jenes genießen, was ihm zugelost wurde.

Wir möchten mit Obigem all jenen Geschwistern zusprechen, die zurückweichen, wenn es gilt, Seinen Namen zu verherrlichen, die bewusst Trübsal auf sich nehmen, um Ihn darin zu lobe4n, und wir wollen auch jenen Mut zusprechen, die ihre schweren Wege nicht gleich wegbeten wollen, sondern ihr irdisches Los mit dem Blick auf Ihn tragen, wissend, wie viel unendlich mehr Er für ums getragen hat!

Vielleicht gehen wir am Schluss dieses Tages noch einmal zu Phil 2:9-11; hier lesen wir am Ende von Vers 11, dass Christi überaus hohe Erhöhung "zur Verherrlichung Gottes, des Vater" dient - und so darf es auch bei uns sein.

Lies weiter:
Der Galaterbrief - Kapitel 5