Gottes Krieg und Friedensschluss mit Israel

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Aus dem Zweimonatsheft für gläubige Schriftforscher:
"Das Prophetische Wort"
Begründet von Professor E. F. Ströter

Herausgegeben von Heinrich Schaedel
Maranatha-Verlag, Klosterlausnitz i. Thür.
1921

Siehe weitere Abschriften

Gottes Krieg und Friedensschluss mit Israel

von B. Haake

Der Kampf Gottes

Gottes Kriegserklärung an die Menschheit hat uns schon früher im „Prophetischen Wort“ beschäftigt. Die Zeit wird kommen, wo nicht länger die Gewohnheiten der Menschen: essen und trinken, freien und freien lassen, säen und ernten, Handel und Gewerbe treiben, ungestört verlaufen werden. Der Erntetag des Herrn Mt 13:30.39.49; Joe 4:13 ist alsdann da. Unkraut wird vom Weizen, faule Fische von den guten geschieden. Was für den Eingang in die Herrlichkeit der zukünftigen Weltzeit reif und rein ist, wird der Herr in seine Scheuern bergen. Die bisherige Weltzeit und -geschichte steht unwiderruflich vor ihrem Ende Mt 24:3; Mt 28:20. Der Übergang von der alten Ordnung zur neuen wird ganz unsanft erfolgen. Gott wird mit den Empfängern und Verwaltern seiner Segnungen, Gaben und Güter strenge Abrechnung halten. Zeit zum Nachdenken, zur Buße und Umkehr hat Gott der Menschheit unter den mannigfaltigen Arten seiner Haushaltung auf Erden verliehen. Mit Geduld und Langmut hat er ihren Ungehorsam und Widerstand, ihre Abneigung und Feindschaft ertragen. Sein Heilsangebot im dahinscheidenden Evangeliumszeitalter war unvergleichlich groß. Da aber der heilige Ruf 2Tim 1:9 für die Sammlung der Vollzahl des Leibes Christi bewirkt hat, was er soll, ist nach ihrer Aufnahme zum Herrn die Tür zu diesem Heil geschlossen. Jetzt will der Herr mit den Völkern reden in seinem Zorn, und in seinem Grimm sie schrecken. Nicht weil er Lust hat am Verderben, sondern weil er der Menschheit Bosheit auf ihren Kopf heimzahlen, und sie zum Bewusstsein ihres Unheils wachrufen will. Der Kampf Gottes mit ihr ist nicht vergebens: eine unzählige Schar Offb 7:9-17 wird des Lammes Beute. Noch größer wird sein Sieg mit Israel sein. Mit der kleinen Zahl von 144 000 Versiegelten beginnend, wird er es zuletzt schaffen, dass Israel sich ganz dem Lamm ergibt. Der Abschluss all der Gotteskämpfe aber tönt aus in den Jubelruf im Himmel: „Die Königsherrschaft über die Welt ist unserem Herrn und seinem Gesalbten zuteil geworden, und er wird herrschen in die Ewigkeiten der Ewigkeiten hinein“. Offb 11:15 und in den gewaltigen Hochgesang: „Dem, der auf dem Stuhl sitzt, und dem Lamm gebührt das Lob und die Ehre und der Ruhm und die Gewalt in die Ewigkeiten der Ewigkeiten hinein“ Offb 5:13, den „jedes Geschöpf im Himmel, auf Erden, unter der Erde, auf dem Meer und was darinnen ist“, anstimmen wird.

Gericht am Hause Gottes

Weil das Gericht mit dem Haus Gottes anfangen muss 1Petr 4:17, bricht Gottes Krieg mit der Menschheit bei Israel aus. Gott rechnet wieder mit Israel Offb 11:1. Gleich darauf lässt Offb 11:2 die Verwüstung des Heiligtums und die Zertretung Jerusalems durch die Nationen gewahren. Der zukünftige Tempel war also erbaut, und der jüdische Gottesdienst nach Weltart wieder im Gang. Alles schien in bester Ordnung zu sein. Die Einwanderung der Juden in das Land ihrer Väter hat Wunder an der Umwandlung des Landes vollbracht. Handel und Wandel stehen in Blüte. Die Stille und Ruhe von Sach 2:11.12 über Israels Geschick hat sich gewendet. Nicht mehr ist es angesehen als ein unangenehmer Gast, ein frecher Eindringling, ein unverschämter Emporkömmling, ein durchtriebener Geldjäger, ein gieriger Schmarotzer, ein gehasster Feind inmitten der Völker. Es hat Weltgeltung erlangt und ist auf Weltherrschaft versessen. Da bricht jene Zeit an, in der Gott sein altes Bundesvolk hervorzuziehen, sichten und richten will, um es ganz, und für immer für sich zu erstreiten. Als Zuchtrute bedient er sich der Völker, inmitten deren es zuvor ein Fluch gewesen war. Sie sollen Israel züchtigen, aber mit Maßen. Die Länge seiner Leiden hat er verkürzt Mt 24:22 auf dreieinhalb oder sieben Jahre. Danach wird er die Zuchtrute zerbrechen und die Völker selbst die Schwere seines Zornes spüren lassen. Für diesmal wollen wir uns mit dem Krieg und Friedensschluss mit Israel befassen. Das Mittelstück des Buches der Offenbarung Jesu Christi Offb 11-13, handelt von ihm. Offb 12 sei Ausgang unserer Besprechung.

Klarstellung von Irrtümern

Dieses Kapitel hat neben den andern der Offenbarung noch seine besonderen Schwierigkeiten. Wer ist das schwangere Sonnenweib? Wer ist das „Männliche“? Was ist es um dessen Entrückung? Wann findet sie statt? In welchem Verhältnis steht das „Männliche“ zu den 144 000 Versiegelten, zu dem Streit im Himmel und seinem siegreichen Ausgang? Und in welchem Verhältnis zu Satans Sturz und dem Aufsteigen der Tiere von Offb 13? Wann und wie erfolgt die Flucht des Weibes und seine Bewahrung und Ernährung? Diese und manche andere Fragen tauchen auf und erheischen Beantwortung.

Anscheinend lösen sich manche der Schwierigkeiten leichter, wenn man der gewöhnlichen Auslegung folgt. Sie sagt: Offenbar sei das Männliche unser Herr Jesus; seine Geburt aus dem Mutterschoß der Maria und des Volkes Israel sei nachtgetragen als Einschub in die Aufzählung der Ereignisse; mit seiner Himmelfahrt sei dem Gebaren Satans Einhalt geboten worden. Diese Erklärung ist verlockend und preist sich an als einfachste Beseitigung mancher Steine des Anstoßes. Unsre endgeschichtliche Auffassung der Offenbarung scheint uns diesen Ausweg zu verlegen. Ist das ganze Buch eine Schilderung des Tages des Herrn, dann wäre ein Sprung in die Vergangenheit und unmittelbar wieder in die zukünftige Gegenwart, ohne irgendeine dahingehende Andeutung verwunderlich genug. Geburt und Himmelfahrt unseres Heilandes mögen aber vielleicht Gestalt und Farbe geliehen haben, Geschehnisse jener fernen Zeit zu veranschaulichen. Die von uns verworfene Auslegung zwingt ihre Anhänger, die dreieinhalb Jahre in Tage zu verwandeln und dies wiederum in Jahre, um mit diesen Rechenkünsten eine 1260 Jahre lange Verfolgungszeit des Weibes herauszubringen, wobei das Weib irgendwie die Kirche sein muss, das „neutestamentliche Israel“, wie man sich schriftwidrig auszudrücken beliebt. Wir sind durch unsere Stellungnahme genötigt, einer andern Deutung des Gesichts Raum zu geben.

Die Errechnung und Ansetzung bestimmter Zeiten der Vergangenheit und der Zukunft wird unermüdlich fortgesetzt, was ja bei jeder kirchengeschichtlichen Lesart Zwang ist. In immer neuer Form wird dieses Verfahren verteidigt und als gutes Recht erklärt, trotz Jesu Verbot Apg 1:7; 1Thes 5:1. Endlich würde nach allen Fehlschlägen doch einmal die rechte Zahl getroffen werden! Schon diese Begründung lässt erkennen, dass es sich um ein Raten handelt, dem niemals Gewissheit beizumessen ist. Denn strittig wird immer bleiben, von wo aus die 1260 Jahre zu zählen sind. Für Laune und Willkür sind Tor und Tür geöffnet. Ein kürzlich erschienenes Werk kommt für das Auftreten des Antichristen auf das Jahr 1992, einige andere auch auf die Jahre 1925 oder 1937. Die anhaltende Mühe und der aufgewandte Scharfsinn für das Zahlenspiel erregt Erstaunen und Verwunderung. Sie sind jedoch tief zu beklagen, denn es steht zu befürchten, dass sie dazu herhalten müssen, Gottes Wort als durchaus unglaubwürdig zu verschreien. Wer die Ungereimtheit der Zahlenspielerei schwer empfunden hat, wird solche Verirrung vermeiden, und er ist auf dem besten Wege, zu einer klaren Auffassung des wahren Inhalts der Offenbarung zu gelangen.

Zugleich wird er damit auch befreit von der üblichen Durcheinanderschachtelung von gläubigen und ungläubigen Juden und Heiden, von Juden- und Heidenchristen. An diesem Wirrwarr krankt die gesamte religiöse Sprache in Gesangbuchliedern, Erbauungsschriften und Predigten. Dieser Irrtum wird wohl aus dem berechtigten Brauch entstanden sein, in Israels Geschichte und Gang ein Vorbild für die „Kirche" zu erblicken, was in der römischen Kirche zur Übertragung alttestamentlicher Gebräuche geführt hat, und bei den Puritanern zur Beobachtung alttestamentlicher Sprache und Sitte. So erklärlich dieser Irrtum sein mag, so unentschuldbar erscheint er für uns in unsern Zeiten der helleren Bibelkenntnis und der tieferen Erkenntnis des Planes Gottes hinsichtlich seiner Gemeine. Am wenigsten entschuldbar ist er bei der Auslegung eines Buches, bei dem fast auf Schritt und Tritt zu greifen ist, dass es der Hauptsache nach von Juden handelt. Sogar die 144 000 Versiegelten werden zu Heidenchristen gestempelt, trotz der Aufzählung ihrer Zugehörigkeit zu Israel. Die fromme Sucht, sich selbst überall in der Bibel zu finden, scheint unausrottbar zu sein. Umso dringender ist zu wünschen, dass wir uns von ihr tatkräftig befreien und mitwirken, eine Gesundung des Denkens herbeiführen zu helfen. Lässt man es gelten, dass sozusagen mit dem Schluss des 2. Timotheusbriefes die Gemeine zum Herrn entrückt, und mit den darauffolgenden judenapostolischen Schriften, bzw. vom Hebräerbrief ab die Verbindung Jehovas mit Israel wieder aufgenommen ist, so kommt man gar nicht mehr in die Versuchung, in der Offenbarung um jeden Preis die Gemeine finden zu müssen. Sie ist ja alsdann beim Herrn und lässt sich von ihm führen 1Thes 4:14, wo immer er hingehen wird.

Das Sonnenweib und der rote Drache

Nachdem wir so unsern Standpunkt gewonnen haben, treten wir unsrer Aufgabe näher, über Gottes Krieg und Friedensschluss mit Israel zu reden, anfangend mit Offb 12.

Dieses Kapitel handelt von dem Sonnenweib mit seinem Sohn und dem Drachenkampf. Sein anregender Inhalt ist ein Tummelplatz für Geistesschärfe und Einbildungskraft gewesen. Solange sich nur schulmäßige Bibelgelehrsamkeit an der Auslegung dieses großen Zeichens im Himmel versuchten, konnte man nicht gut einig werden, was unter dem Weibe zu verstehen sei, ob vielleicht Maria Gal 4:4 oder die Gemeine der Endzeit oder das leibliche Volk Israel oder „die Kirche, neue Menschen durch die Taufe gebärend“ oder das Reich Gottes in der Einheit seiner alt- und neutestamentlichen „Verwirklichung“, oder die alttestamentlich Gottesgemeinde, das wahre Israel, der heilige Rest oder die Fortsetzung dieser Gemeinde, die judenchristliche Gemeinde, oder gar die himmlische Reichsanstalt Gottes, wie sie die alt- und neutestamentliche Gottesgemeinde als göttliche Reichskirche oder neuen Erde ihre Vollendung hat, oder das Christentum als göttliche Reichsökonomie. Eine Wahl würde schwer fallen, weil alle diese Aufstellungen als hinreichend begründet dargestellt werden.

Auch über das andere Zeichen im Himmel, den feuerroten Drachen, hat man sich viel Kopfschmerzen gemacht. Dass es ein satanisches Machtzeichen sei, ein Sinnbild des unsichtbaren Beeinflussers und Leiters der sichtbaren Feinde Gotte, liegt auf der Hand; aber woher dieses Bild stamme, darüber war man einigermaßen in Verlegenheit. Es mochte der König des Meeres, das Krokodil sein, oder die lernäische Schlange, oder das Drachengestirn, das sich durch die Sterngebilde hindurchschlängelt. Das AT spreche ja von einer flüchtigen, einer gekrümmten und einer Meerschlange Jes 27:1; und diese Drachendreizahl der Himmels-, Land und Seeschlange entspreche dem Himmelsdrachen mit seinen beiden Abbildern, dem Tier aus dem Meer und dem Tier aus der Erde, dem Festland, und gegen sie kehre sich das vernichtende Gerichtsschwert Gottes. Doch es sei genug dieser Auslegungsproben. An uns ist es, eine ungezwungene biblische Deutung zu suchen. Der Schlüssel zum Verständnis des Sonnenweibes hängt in der Tür; die Bibel gibt uns Fingerzeige dafür.

Die Braut des Lammes

Zunächst erinnern wir uns der prophetischen Redeweise, nach der das Volk Israel rechtmäßig angetrautes Eheweib ist, das aber untreu und daher verstoßen, verwitwet, geschieden, einsam und betrübt war, endlich aber reumütig zurückkehren und in Gnaden angenommen wird. Die Offenbarung selbst spart nicht mit dem Ausdruck Braut des Lammes, deren Hochzeitstag im Kommen sei. Sollte in Offb 12 nicht dieses Weib zu finden sein? Sehr deutlich redet 1Mo 37:9.10: Dort begegnet uns zum ersten Mal das Bild von Sonne, Mond und zwölf Sternen, Josef inbegriffen. Das Sonnenweib, den Mond unter den Füßen und mit einem Sternenreif gekrönt, ist das Haus Jakobs, das Volk Israel, sozusagen Gottes Eheweib, das nur in himmlischer, nie in irdischer, d. h. eigener Herrlichkeit prangt. Sein Schmuck ist nichts anderes als der Abglanz der Herrlichkeit seines „Mannes“ Hos 2:18; Jes 54:5. Ob die zwölf Sterne mit Sonne und Mond auf den Tierkreis hinweisen, und ob man in dieser festgestellten Uranordnung die große göttliche Wahrheit der Welterlösung nach 1Mo 3:15 als an den Himmel geschrieben ansah, wodurch besser Unterrichtete und Denkende in der Zeit des völligen religiösen Verfalls der Heidenvölker den religiösen Glauben hinübergerettet hätten bis dahin, wo in Israel der Glaube an die Offenbarungen Gottes begann, wie man gesagt hat, möge dahingestellt sein. Uns steht fest, dass dieses Weib das ganze jüdische Volk bedeutet. Das Weib in Kindsnöten zeigt, wie aus Israel unter heftigen Nöten und Qualen ein Männliches geboren werden soll, eine Überwinderschar, die als Erstlingsfrucht der Gerichts- und Gnadenheimsuchung Gottes aus Israel an unsern Herrn gläubig werden wird, als erster großer Ansatz der bald folgenden Bekehrung und Erneuerung des ganzen Volkes, als Abschluss jenes gläubigen „Restes“, der in der Zeit der Gemeine Jesu Christi gesammelt wird. Diesem Männlichen ist beschieden, mit Christus zu herrschen Offb 12:5, nachdem es mit ihm gelitten hat. Vielleicht gehen wir nicht fehl, wenn wir in den 144 000 Versiegelten dieses Männliche erblicken Offb 7:14.

Das andere Zeichen im Himmel

Das andere Zeichen im Himmel, der große feuerrote Drache Offb 12:3, die alte Schlange Offb 12:9, ist niemand anders als der Satan, der Verleumder, Ankläger, Widersacher, dessen Freude es ist, den Menschen etwas zwischen die Beine zu werfen (Diabolos), um sie zu Fall zu bringen. Häupter, Hörner und Kronen deuten seine Macht und Herrschergewalt an, wie er ja auch ohne Widerspruch gegen seine Gerechtsame Lk 4:5.6 vom Herrn „Fürst dieser Welt“ und von Paulus „Gott dieses Äons“ genannt wird. Er ist Inhaber der Weltmacht für einen Äon 2Kor 4:4; Eph 2:2.3; 1Jo 5:19. Die Schrift nennt den gefallenen Lichtengel mit einer gewissen Achtung und Schonung Hi 1:2; Sach 3:2; Jud 1:9; Eph 6:12 und gibt ihm Zeit und Raum, sein Wesen auszuwirken. Seine unheimliche Geschäftigkeit und seinen Erfolg dabei enthüllt uns der Meisterzug, dass der dritte Teil der Sterne, der Engelwelt, in seinen Fall hinein verwickelt (vgl. Eph 1:21 mit Eph 6:12) und durch ihn zur Erde hinab geschleudert wurde. In den Sternen erblicken wir weder Idealgestalten, Häupter und Führer des Judentums, noch Vasallen des Satans, Könige und Gewaltige dieser Welt. Die feuerrote Farbe des Drachen veranschaulicht seine Wut, Grausamkeit, Blutgier, Mordlust Offb 12:12. Seinem Gottestrotz gemäß will er um jeden Preis verhüten, dass jetzt, wo es sich um den Endkampf zwischen Satan und Gott handelt, Gottes Vorhaben der Wiedergeburt Israels als Eingang der Weltbekehrung seinen Anfang nehmen soll. Versucht hat er so mannigfach, Gottes Plan der Welterlösung zu durchkreuzen.

Unterbinden wollte er die Erfüllung der Verheißung vom Weibessamen, indem er die ganze Menschheit verderben 1Mo 6:1ff, die Geburt des Retters Israels gründlich hintertreiben 2Mo 1:10; 2Mo 26, die Auslöschung des davidischen Königsstammes 2Chr 21:4.17; 2Chr 22:1.10.11 herbeiführen, und endlich die Unschädlichmachung Jesu durch den bethlehemitischen Kindermord Mt 2:13.16, durch seine arglistigen Angebote Mt 4:3-9 und durch wiederholte Mordanfälle Lk 4:29; Joh 8:59; Joh 10:31; Mk 4:37; Lk 22:44 durchsetzen sollte. Geduld und Ausdauer in Fortsetzung dieses Planes und Aufspürung neuer Wege für dessen Vollstreckung kann man ihm wahrlich nicht absprechen. Von irrigem Eifer verleitet, hat er den Tod Jesu doch herbeigeführt, ohne zu ahnen, dass er damit Gottes Heilsratschluss der ewigen Erlösung durch des Lammes Blut die Erfüllung des Urevangeliums und seine eigene Überwindung herbeiführen musste. Es ist ihm auch misslungen, die Bildung der Gemeine Jesu Christi zu verhindern. Nachdem der Herr seinen Leib zur vollendeten Einheit mit ihm zu sich entrückt haben wird, wird Satan alles daran setzten, die letzte große Tat Gottes auf der alten Erde, die Neuschöpfung Israels zu einem Segensvolk unter und für alle Völker, zu hintertreiben. Ist ihm die Vereitelung der Auswahl aus der Völkerwelt auch missglückt, so soll jetzt mit einem Schlage die Auswahl aus Israel vernichtet werden, um den Weg der Welterneuerung endgültig zu verlegen. Er will das neugeborene Kind verschlingen.

Sohn, ein Männliches

Dieses Kind wird „Sohn, ein Männliches“, genannt. Da Männliches sächlich ist, also nicht den Geschlechtsunterschied, sondern ein mannhaftes Kraftgefühl und männliche Kraftbestätigung zum Ausdruck bringt, so ist es unserm Wort Kind ähnlich, auf Mann und Weib anwendbar, wie ja auch „Söhne Gottes“ im NT ohne Unterschied beide Geschlechter der Kinder Gottes umfasst. Dieses mannhafte Kind ist eine Heldenschar, eine Körperschaft sittlich reiner, gottgeweihter Zeugen aus Israel, die fraglos mit Mut und Erfolg ihren Glauben an Jesum Christum bezeugen wird und, den beiden Zeugen gleichend, unverletzlich ist, solange es dem Herrn gefällt, sie kraft ihrer Versiegelung der Wut des Feindes zu entziehen. Diese durch Engelhand vollzogene Versiegelung ist Beweis, dass es sich um Gläubige aus Israel handelt, denn wir Gläubige des NT werden durch den Geist versiegelt 2Kor 1:21.22. Endlich aber sehen wir sie im Himmel vor dem Thron Gottes Offb 14, wo sie die Ehrung und Aufgabe haben, mit Christo zu herrschen Offb 14:5; Offb 2:26.27, an der Königsherrschaft Christi teilzunehmen Dan 7:27; Ps 2:9; Offb 5:10; Offb 20:5, die zunächst vom Himmel her unsichtbar, und sodann allseits wahrnehmbar auf Erden ausgeübt werden wird. Sie erlangen Anteil an einer Auszeichnung, die gleichwertig ist der der Heiligen und Überwinder der Gegenwart 1Kor 6:2.3; 2Tim 2:12.

Wie aber kommen sie vor den Thron Gottes? Nach der üblichen Übersetzung durch Entrückung, weil man sich daran gewöhnt hat, Offb 12:5 gleichzusetzen der Himmelfahrt Christi oder der Entrückung der Gemeinde zum Herrn 1Thes 4:17. Diese beiden Annahmen sind für wegen früher entwickelten Gründe hinfällig. Es handelt sich hier weder um die Heimholung der Gemeine zum Herrn, noch um die längst erfolgte Heimkehr des Sohnes zum Vater, sondern um ein Geschehen an einer Auswahl aus Israel am Tage des Herrn. Der Wortlaut des Griechischen lässt eine andere Übersetzung zu. Ausgeraubt, ausgeplündert, hinweggerafft, hinweggerissen, gewaltsam vernichtet (nach der Grundbedeutung des Zeitwortes) werden die treuen, unerschrockenen, lange Zeit unantastbaren Gläubigen und Heiligen aus Israel, durch Gewaltanwendung Satans, der Gottes Absicht unbedingt verhüten will. Nach der langen Zeit ihrer Bewahrung unter Verfolgungen allerlei Art sterben sie doch als Märtyrer unter dem Mordstahl der Henker und besiegeln mit ihrem Blut ihre Liebe und Treue gegen den Herrn bis in den Tod. Auf ihren Zeugentod hin wurden jene Seelen unter dem Altar vertröstet, die zu Gott um Rache schrieen Offb 6:9-11. Zwar sind sie im Kampf unterlegen; es hat sie das Leben gekostet, aber ie sind erkauft worden aus ihrem Volk zu Erstlingen Gott und dem Lamm Offb 14:4. Aber ihr Tod ist wertgehalten vor dem Herrn; sie finden Aufnahme im Himmel Offb 14:1, während Israels Aufgabe eine irdische ist.

Gegen diese Deutung mag eingewendet werden, dass ein Zeitraum von etwa dreieinhalb Jahren zwischen Geburt und Beseitigung der Überwinderschar nach dem Wortlaut der Verse Offb 14:4-5 undenkbar sei. Der lasse nur eine sofortige Hinwegraffung von der Erde und Aufnahme in den Himmel zu. Dieser Einwurf ist berechtigt und nicht leicht zu entkräften. Beachten wir aber die eigentümliche Anlage der Offenbarung, die einerseits zusammengehörende Dinge auseinander zieht, und andererseits einen langen Zeitraum, wie den halben oder ganzen der Herrschaft des Tieres von dreieinhalb oder sieben Jahren, in einige Zeilen zusammendrängt, so hebt das die Schwierigkeit, die sich der Annahme unsrer Anschauung entgegenstellt. Bei der beliebten Deutung auf Geburt und Himmelfahrt des Herrn käme sogar ein Zeitraum von etwa 33 Jahren in Betracht.

Die Überwinderschar

Jene Überwinderschar, die Erstlinge der Drangsalszeit, die trotz Anfeindung und Verfolgung inmitten der herrschenden Gottlosigkeit, der Hurerei (Offb 14:4; Offb 2:14.20) und des Teufelsdienstes 1Tim 4:1ff; 2Thes 2:11 unerschrocken und erfolgreich ihr Zeugnis für Jesus jahrelang abgegeben hat, erliegt endlich dem Todesstreich des Antichristen, vermutlich nach Tötung der beiden Zeugen. Ihre Aufnahme zum Herrn ist eine Fortsetzung jener Gemeinde der Erstgeborenen aus Israel, von welcher Hebr 12:23 schreibt. Nun steht sie vor dem himmlischen Zion des himmlischen neuen Jerusalems und rühmt den Namen Gottes und des Lammes, das sie erkauft hat zu seinem besonderen Eigentum. Machtvoll ertönt ihr neues Lied, das nur sie erlernen konnte nach ihrer wunderbaren Bewahrung in schwerer Versuchung und furchtbarer Gefahr, der sie in ihrer Prüfungszeit ausgesetzt gewesen ist, und nach ihrem herrlichen Martertode. Der ihrer Stirn eingegrabene Name Offb 14:1; Offb 7:3; Offb 3:12 hat sie zu Überwindern gestempelt und ihr Verhalten hat die Versiegelung als echt und wahr erwiesen. Sie bildet mit all den andern Geretteten aus Zion aller Zeiten den heiligen Überrest, den Gott sich ersehen hat, durch ihn sein neues Gottesvolk zu schaffen oder den Wurzelstock Jes 6:13, auf den die Ölzweige wieder eingepfropft werden Röm 8:17-24. So erwächst aus der Volksgemeinde Israels zuerst jene Auswahl aus Israel Mt 24:31, die sich einmal zum ganzen Gottesvolk Röm 11:26 entwickeln wird.

Der Sturz Satans

Mit Offb 12:7 beginnt ein neuer Abschnitt, der über die Hinwegraffung des Männlichen zurückgreift auf die Zeit vor dem Auftreten des Antichristen. Nach Ausbruch des Jubels über die in Aussicht gestellte Erlösung des Eigentumsvolkes Gottes (Offb 12:4.5) und nach Lösung der Siegel, die in immer wechselnden Gestaltungen die vor sich gehende Erlösung schauen lässt Offb 6 mit ihren Tröstungen und Schrecken Offb 7-10, ist im Himmel kein Platz mehr für Satan und sein unheiliges Gefolge. Der Jubelruf der Himmelsbewohner wird zum Sturmzeichen für den Beginn jener Umwälzungen aller Dinge, die im Voraus so erhebend gefeiert worden sind. Als deren erstes Opfer fällt Satan. Sein Sturz beginnt. Die Ereignisse treiben dem Ende zu. Seines Bleibens in Himmelsräumen ist nicht mehr. Bis dahin hatte er, der Verkläger der Heiligen, Zutritt zu Gottes Thron, wie einst zu Hiobs und Sacharjas Zeiten. Er herrschte in Himmelsräumen Eph 6:12. Das soll nun anders werden. Der Kampf Michaels und seiner Scharen gegen den frechen Machtanmaßer und sein Gefolge endet damit, dass er aus dem Himmel geworfen wird. Aber nicht Michael wird über dem Sieg gefeiert, sondern das Wort- und Blutzeugnis der hingeschlachteten Heiligen und das Blut des Lammes, ein Hinweis darauf, woher in Wahrheit der Engelsieg geflossen ist.

Nicht ein Machtentscheid, sondern die Lebens- und Sterbenskraft der Gläubigen, welche Deckung im Blut des Lammes gesucht und gefunden haben, ist Ursache des Sieges über ihn. Mit dem Verfall Satans bereitet sich auch der Verfall der Weltmächte vor. Unser Heiland hatte diesen Fall in einem Gesicht vorher geschaut Lk 10:18, als die Jünger mit Freuden vom Sieg über die bösen Geister berichteten. Und Paulus schreibt vom Zertreten Satans Röm 16:20. Zu begreifen ist der Siegesjubel über den Engelsieg aus dem Mund der Märtyrer Offb 12:10-12, die auf diesen Augenblick vertröstet worden sind Offb 6:10.11, und gewartet haben und mit dem sie die Himmelsbewohner zu gleicher Freude und Jubel auffordern. Nun erst ist der Weg frei für das Auftreten des Herrn, für sein Eingreifen in die Weltereignisse und für die Aufrichtung seines Reiches. Daher der Jubelruf, der vorweg schon den Endsieg feiert (Offb 11:15; Offb 12:10. Was aber im Himmel unsagbare Freude auslöst, wird der Erde zum überaus schweren, wenn auch nur kurzen Unheil und Verderben. Daher der Weheschrei über die auf Erden Wohnenden Offb 12:12b. Der Zorn Satans wird sich bald gar schauerlich in einem Meer von Blut und Tränen Luft schaffen.

Die Folgen des Satanssturzes zeigen sich an Israels Ergehen und an der Völkerwelt, so wie es uns das Gesicht auf Erden Offb 12:13 bis Offb 13:18 und Offb 11 enthüllt.

Die große Drangsalszeit

Was Offb 12:6 angedeutet hat, wird in Offb 12:13-17 in einem Bilde entfaltet, dessen Erklärung und Erläuterung wir in den Worten Jesu und im AT suchen müssen. Jetzt beginnt die große Drangsalszeit und die Not Jakobs Dan 12:1; Mt 24:9; Jer 30:7. Der Drache will diesem Geschlecht ein Ende machen. Als Werkzeug dazu bedient er sich des Antichristen, dessen gräuliches, grausames Wesen in der ersten Hälfte Offb 13, und dessen begeisterter und begeisternder Mitgänger, der falsche Prophet Offb 16:14, in der andern Hälfte des gleichen Kapitels beschrieben ist. Über sie wird ein andermal mehr zu sagen sein. Hier genüge die kurze Aussage, dass im Tier der Satan endlich seinen Sohn gefunden hat, einen Menschen, der williger Abnehmer seiner Gnaden und Gaben ist, die er bei unserm Herrn nicht anbringen konnte Lk 4:6-8; einen Sohn, der Jesu gleich aus der Totenwelt als ein Auferstandener wiederkehrt, aber aus dessen finsterster Ecke, dem Abgrund Offb 11:7; Offb 17:8, der mit dem Meer von Offb 13:1 gemeint ist (vergl. Offb 20:13); einen Sohn, dem er so wie Gott unserm Heiland, seine ganze Macht verleihen wird, damit er seinen Willen restlos ausführen und endlich zur Geltung bringen soll Offb 13:2-4; Offb 17:8.13. Dieses Tier, der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der Gesetzlose 2Thes 2:3.8 ist aus dem, was ihn festhält, aus dem Abgrund, entlassen worden 2Thes 2:6, um hier sein Unwesen zu treiben und sich in seiner nackten Grausamkeit zu enthüllen, weil auch der, der festhält, an seinem Ort im Himmel, dort weggetan und aus dem Weg geschafft worden ist 2Thes 2:7, nämlich aus dem Himmel ausgestoßen und auf die Erde geworfen. Sein Auftreten ist also an den Sturz Satans gebunden und von diesem bedingt. Sieben Jahre sind ihm zugebilligt Dan 9:27; Offb 11:3.12 bis Offb 13:5.

Als friedlicher Herr, dem die Herzen nur so zufliegen, auch die des verblendeten Israels, dessen Beredsamkeit und großartigen Zukunftsplänen man sich allüberall bewundernd beugt, hat er mit den ungläubigen Obersten Israels Hes 37:7.8 einen siebenjährigen Bund gemacht, kraft dessen sie seine Untergebenen sind und sein Heeresgefolge zu stellen haben. Doch in der Mitte der Bündniszeit bricht er den Vertrag gleich einem Fetzen Papier. Anlass dazu geben ihm bestürzende Nachrichten, die ihm von allen Seiten seines ungeheuren Reiches, hauptsächlich aus dem Norden und Osten zugehen, nachdem er siegend Ägypten eingenommen und geplündert hatte Dan 11:42-44. Er lebte so sicher in dem Wahn, sein Reich sei mit Hilfe der Machtmittel seines „Vaters“, des Drachen, für immer fest gegründet, und nun gärt es an allen Enden!

Die beiden Zeugen

Nicht vergeblich haben während der ersten Hälfte der Vertragszeit die beiden Zeugen in Palästina Offb 11:3-6 und deren Mithelfer in der ganzen Welt gewirkt, hauptsächlich aber in dem alsdann in voller Pracht und Herrlichkeit erstandenen Babel Offb 18:4; Jes 48:20; Jes 51:7-12; Jer 50:8; Jer 51:6.45. Es war ja auch gar zu furchtbar, was der Antichrist den Juden als Preis für den Frieden mit ihm gestellt hat. Zwar dürfen sie ihr Volkstum bewahren, ihre Verfassung ausbauen, an der Vollendung ihres Tempels arbeiten, aber sie müssen ihn als den Sohn Gottes anbeten. Er sei der gekommene Messias, der wahre Christus, die Verkörperung und Erscheinung des wahren Gottes 2Thes 2:4.9, und darum allein anzubeten. Die Führer des Volkes, die aufgeklärten Reformjuden, mochten an diesen Bedingungen keinen Anstoß genommen haben, erlangten sie damit ja doch, was schon seit langem ihr innerstes Sehnen gewesen war: die Gleichschaltung, die Gleichberechtigung mit den Völkern. Das Makkabäerblut aber fing an, sich in Israel zu regen, als dieser Verrat seiner Oberen in weiteren Kreisen bekannt wurde. Der Verrat hatte einen gutes Ergebnis: man wurde verlangend nach dem Messias, dem wahren Heiland Israels. Man drängte sich in Scharen zur Ankündigung seines Kommens und nahm das Wort begierig auf.

Machtvoll sind Jesu Zeugen aufgetreten und haben Einspruch erhoben gegen die gottlose Verbindung mit dem falschen Messias, dessen satanisches Wesen sie gut durchschauten. Mit Zeichen und Wundern, wie sie zuvor für diese Zeit verheißen worden sind Mi 7:15; Jes 51:9-11; Offb 11:5.6 haben sie sich als gottgesandt beglaubigen dürfen. Wer seine Hand an sie legen wollte, musste es büßen. Bestürzung, Schrecken und Angst befällt die Feinde; ihre Not wird stetig größer. Die mutige Tat der Zeugen hat viele Mitarbeiter gewonnen. Die 144 000 Versiegelten helfen ihnen. Andere Berufene, Auserwählten und Gläubige stehen auf. Die Erweckungsbewegung breitet sich aus. Das zuvor völkisch und staatlich geeinte Israel fängt an, sich auf seine gottgewollte Aufgabe und Sendung zu besinnen. Es tritt aus der äußersten Finsternis heraus, in die es verstoßen war, und der Morgenstern geht auf. Man lernt wieder den Namen Jehovas zu verstehen und anzurufen. Auch in die umliegenden Länder wird der Ruf nach Gott getragen. In dem Babel, das neu entstanden und unerhört schnell emporgekommen und zur Welthauptstadt geworden ist, ausgestattet mit aller nur erdenklichen Pracht und Herrlichkeit Offb 18:4; Jes 48:20; Jes 51:7-12; Jer 50:8; Jer 51:6.45 ertönt der Schrei: „Gehet aus von ihr, mein Volk!“ Offb 18:4.

Aufbruch des jüdischen Volkes

In hellen Scharen strömen die Juden in ihr Land. Gottes Boten eilen nach allen Windrichtungen Mt 24:31, und wunderbarer Erfolg krönt ihre Werbetätigkeit für die Besiedlung Palästinas. Die Volksbekehrung, die geistliche Auferstehung bereitet sich vor Hes 37:9-14. Schon erschallt der Ruf: „Der Bräutigam kommt!“ Mt 25:6. Die Fürbitte des sterbenden Heilands wird wirksam Lk 23:34. Die Decke Moses 2Kor 3:7ff. beginnt zu fallen. Im geschlachteten Lamm von Karfreitag, das bisher nur in der Nationenwelt gläubige Aufnahme fand, wird nunmehr auch in weiten Kreisen Israels der Heiland und Messias ihres Volkes erkannt. Der Gehenkte, Verfluchte, Gal 3:13, das stete Ärgernis Israels, wird ihm verkündigt als das wahre Passahlam und ihm damit klargemacht, dass die endliche Erfüllung der Verheißung einer restlosen Heimkehr in das Land seiner Väter gekommen sei, - einer Befreiung, einer Erlösung aus der Gefangenschaft, aus der weltweiten Zerstreuung, gegen welche die erste aus Ägypterland in Vergessenheit geraten soll Jer 16:15-18; Jer 23:7.8. Zum andern Mal gehe Jehova Jesus vor ihnen her, sie in das gelobte Land zu führen. Ihr Kriegsdienst sei zu Ende, ihre Schuld gesühnt; zwiefach sei ihnen vergolten worden Jes 40:2. Das Gnadenjahr des Herrn, das Jahr seiner Erlösung sei gekommen Jes 61:2; Jes 63:4. Damit aber auch die Zeit der Rache über die gottlose Völkerwelt, vorab über die Bedränger und Bedrücker Israels Jes 34:8; Jes 13:9; Jer 50:28; Jer 51:11. Besonders mit Babel habe Jehova abzurechnen Jer 50:29.

Während in der Nationenwelt nach der Aufnahme des Leibes zu seinem Haupt das nunmehr seiner erhaltenden, bewahrenden, würzenden und lichtvollen Kräfte beraubte Kirchentum gestürzt Mt 5:13.14; [Offb 17:6].16 und voller Satansdienst unter dem sich selbst dazu einsetzenden Weltengott 2Thes 2:4; Mt 24:15 als Staatsreligion eingeführt worden ist, wagen es diese verächtlichen Juden, sich gegen ihre Vertragspflichten aufzulehnen und dem Weltengott und Weltenherrn den Gehorsam zu kündigen. Wir begreifen, dass die Berichte über eine solche gegen seine Herrschaft gerichtete Aufwiegelung, über die aufreizende, verhetzende Sprache, über die immer stärkere Abwanderung der Juden aus den andern Ländern, und über die damit einsetzende Lähmung von Handel und Wandel vom Antichrist, als überaus staatsgefährdend empfunden werden muss. Das Tier gerät in rasende Wut. Aus Ägypten, wo sich der Antichrist gerade in einem glänzenden Siegeszug befindet, bricht er auf Dan 11:44.45, um seinen Mut an den unbotmäßigen aufständischen Juden zu kühlen. Und damit beginnt die große Trübsal für Israel Mt 24:31, welche der Heiland für die Zeit kurz vor seiner Wiederkunft angekündigt hat.

Unter dem Zorn des Drachen

Vorbei ist es mit der verhältnismäßig erträglichen Sicherheit, die Israel genießen konnte, als seine Regierung im Sonnenschein der Gunst des Weltherrschers stand und sich als bundestreu erwies. Nun, da sie der eintretenden Volksbewegung auf den Heiland zu, und dem Abfall von der Weltreligion nicht mehr wehren konnte, ja insgeheim mehr oder weniger ihr zustimmte und sie begünstigte, muss das Volk die ganze Schwere seines Zorns, der ein Widerhall des großen Zorns des Drachen ist, fühlen Offb 12:12. Seine Schergen gehen aus, die Rädelsführer zur Verantwortung zu ziehen. Und merkwürdig: es gelingt ihnen. Der Schutz Gottes weicht von den zwei Zeugen, und sie fallen unter den Streichen ihrer Mörder, worüber die ausgelassenste Freude auf dem Erdenrund ausbricht Offb 12:10. Andere werden von der richterlichen „Gerechtigkeit“ ereilt. Die 144 000 Versiegelten werden von der Rache des Herrschers getroffen. Immer größer wird der Kreis der Verfolgten. Je mutiger und entschlossener er gegen ihn wird, umso härter wird das Strafgericht, umso erbitterter die Ausrottung. Dieses hochmütige Volk, das sich rühmt, auserwählte und Lieblinge des wahren Gottes zu sein, dieses Scheusal, dieser Fluch unter den Völkern soll ein für allemal abgetan werden 5Mo 28:37; Sach 8:13.

Bald wird das Menschenschlachten allgemein. Wie schrecklich, bei Nacht und Nebel flüchten zu müssen und nicht zu wissen, wohin. In Kellern und Bergschluchten werden Jesu Bekenner und andere mit ihnen von den blutdürstigen Henkern aufgespürt, von Ort zu Ort gejagt, gehetzt, in den Tod getrieben. Immer, immer fliehen müssen, keine Ruhe, keine Rast! Furchtbar wütet das Blutbad. Kinder, Frauen, Greise sterben dahin; Jünglinge und Männer ereilt der Tod. Schwert und Beil feiern nicht. Und bei alledem noch der betörende Singsang von Messiassen, die da und dort aufgestanden seien und stets neue Enttäuschung. Schauerlich rächt sich jetzt das Blut Jesu, das damals das wahnsinnig johlende Volk auf sich herab wünschte, als Jesus vor Pilatus stand, und da es die Zeit seines Friedens nicht erkennen wollte. Wer wird da nicht an den Spruch von Gottes Mühlen denken, die zwar langsam, aber trefflich fein und scharf mahlen?

Von dem gelobten Land breitet sich die Verfolgung in die Lande umher aus. Jetzt werden nicht nur Juden getroffen, auch Heidenchristen fallen unter den Streichen des Rasenden. Denn die Entrückung der Auserwählten des Leibes Christi zum Herrn hat vielen Zweiflern, Halbgläubigen und Ungläubigen den Blick für Gottes Walten und die Wahrhaftigkeit seines Wortes geöffnet. Die Vorgänge in Palästina, die Sammlung Israels, und die unerhört großartige Erweckung unter ihm, hat ihren Glauben gestärkt. Auch sie sind nicht mehr gewillt, dem Weltherrscher untertan zu sein. So trifft auch sie sein Zorn. Bald ist Europa, Vorderasien, Nordafrika, vielleicht die ganze Welt, ein riesiges Totenfeld. Schrecklich war das Morden und Schlachten während der Weltkriege; furchtbar das Dahinsterben von Kindern, Erwachsenen, Greisen; entsetzlich die Hinmetzelung der russischen Bevölkerung durch die Bolschewisten und deren Landverwüstung; schrecklicher aber wird die große Trübsal sein, von der unser Herr Jesus sagt, dass nie eine solche vor gewesen noch nach ihr sein wird.

Das Malzeichen des Tieres

Mit einem Schlage wird man sich der „Altgläubigen“ entledigen, alles ausrotten, was nicht ihn, den Gegen-Christus anbetet. Sicher wird man sich auch da nicht scheuen, nach dem einfachen Heilmittel des päpstlichen Gesandten Arnold zur Zeit der Albigenser-Abschlachtung zu greifen, das er an die Hand gab, als man ihn fragte, ob man denn Ketzer und Gläubige zugleich totschlagen solle: „Schlagt nur tot, der wird die Seinen schon erkennen und herausfinden.“ Man ersinnt endlich, wenn die Schwerter stumpf und die Arme lahm zu werden drohen, ein listiges Mittel, sich der Menschheitsplage, der Dummen, der Heulmeier, der Fortschrittsfeindlichen zu entledigen: wer nicht das Malzeichen des Tieres, des Menschen der Sünde, des Boshaften, sein Zahlzeichen anlegt, dem verweigert man Nahrungsmittel und Bedarfsgegenstände, den beraubt man seines Lebensunterhalts: er empfängt keine Brotkarte und keine Bezugsscheine. Die Erfahrung auf diesem Gebiet wird den kommenden Weltherrscher für seine Anwendung leiten. Teuerung und Hungersnot Offb 6:5.6 wird in jenen Tagen herrschen, wo geordnete Verhältnisse gewichen sind und alles der Auflösung und dem Verfall zuzutreiben scheinen, und keine planmäßige Zuteilung wird sich als notwendig erweisen. Aber selbst das wenige wird den Aufwieglern und Empörern entzogen. Welch Jammern und Klagen wird da anheben, welch wahnsinnig große Beute wird der Tod davontragen! Eine unzählbare Schar aus allen Völkern und Zungen wird in dieser Schreckenszeit um Jesu willen getötet werden Offb 7:9.14. Dreieinhalb Jahre wütet der Bürgerkrieg in dem Riesenreich des Weltherrschers. Verständlich ist, dass Offb 13 betont wird, wie gerade in dieser Zeit Geduld und Treue der Heiligen so überaus nötig sind.

Wenn der Herr nicht diese Tage verkürzen würde, dann würde kein Fleisch gerettet, denn der Plan Satans, ganz Israel zu vernichten, ginge in Erfüllung. Gott aber schreitet ein. Die Zeit der Wut Satans ist beschränkt. Die eigentliche Trübsalszeit wird wohl nur 3 1/2 Jahre dauern. Damit ganz Israel nicht Sodom und Gomorra gleiche, lässt Jehova sich einen Rest übrig Jes 1:9, und mit dem zu richtenden und zu sichtenden Volk verfährt er so, dass es im großen und ganzen seine Fürsorge und Bewahrung erlebt Offb 12:14. Der Herr wird seine Raben 1Kö 17:6 zu senden wissen. Ob der Schleichhandel dann in voller Blüte stehen mag? Eingeübt haben die Juden sich ja in unsern Tagen auf solche Wege. Oder ob Mitleid und Erbarmen der Nationen mit den Geplagten und Gehetzten vielfach Abhilfe schaffen wird Mt 25:35-40?

Der Herr antwortet im Grimm

Doch auch im Grimm weiß der Herr zu antworten. Die Zeit der Heimsuchung des Erdkreises ist gekommen, da er ihn schlagen will in Gerechtigkeit und Gericht. Die Schalen seines Zornes werden ausgegossen über Erde, Meer, Flüsse, den Thron des Tieres und die Sonne (Offb 16). Welch furchtbarer Zweikampf Gottes und Satans. Wie wird die Not und Angst der Gottlosen wachsen! Aber die Menschen wollen die Sprache nicht verstehen. Die Menschen beißen die Zähne zusammen und tun nicht Buße. Wie oft wird das berichtet! Man lästert Gott nur umso mehr, Ingrimm und Zorn über Gottes Gerichte ersticken die Regung des Gewissens, die Mahnung zur Umkehr. Bekehrungen werden immer seltener. Über den Zeichen an Himmel und Erde geängstet und erschreckt, will man sich bergen vor dem Zorn Gottes und des Lammes Offb 6:15-17, aber Buße tut man nicht. Die Menschen werden den Tod suchen und nicht finden Offb 9:6. Selbst der Teufel lässt seine höllischen Scharen auf seine Anbeter los Offb 9:5, so verwirrt ist er, so wütet er gegen sich selbst, so unsinnig schlägt er um sich. Sein Reich wird uneins, sein Ende ist nahe. Er muss mithelfen, die Gerichte Gottes auszuführen und damit sein eigenes Reich zu zerstören. Der dritte Teil der Menschen geht allein durch diese Teufelsplagen zugrunde; aber Buße tun die Menschen nicht Offb 9:14-21.

Ob da der Antichrist kleinmütig wird? Welche Anwandlungen bei diesem Kreuzfeuer ihn auch beschleichen mögen, - endlich fasst er einen letzten großartigen Entschluss. In einer gewaltigen Schlacht sollen die Heiligen Gottes, Israel, vertilgt werden, da der grausame Kleinkrieg nicht zum Ziel führt. Ungeachtet der Zorngerichte Gottes ergeht der Befehl an die Bundesgenossen des Tieres und ihre Untertanen, sich zu stellen. Dämonische Mächte richten die Befehle der höllischen Dreieinigkeit pünktlich aus Offb 16:13.14. Ehe indes Israel drankommt, soll zuvor Babel gezüchtigt werden, das sich anscheinend gegen den Weltherrscher erhoben hat. Nach dieser Abrechnung aber mit Babel, bei der es gänzlich und für immer zur Wüste gemacht werden wird, wie es der Ratschluss Gottes ist Jer 50:9.14.25.2; Jer 51:29.35.43.58, werden die antichristlichen Heere gegen Palästina geführt Offb 19:11-21, wobei Gott zur Beschleunigung das Seine tut. Offb 16:12.14. In einer riesigen Schlachtfront, die sich von Bozra in Edom Jes 63:1 bis Megiddo Offb 16:16; vgl. Ri 5:19ff. 1600 Stadien, 300 km lang, erstreckt, soll den Heiligen Gottes der Garaus gemacht werden. Jetzt aber erscheint der Herr in den Wolken des Himmels in großer Kraft und Herrlichkeit, den Seinen zum Sieg zu verhelfen Dan 12:1; Offb 19:1-21; Jes 11:4. Der Glutwein des Kelches Gottes muss von den Völkern getrunken werden Jer 25:15-38.

Die Wiederkunft des Herrn

In der Herrlichkeitswolke hatte Jehova in seiner vormenschlichen Gestalt Israel aus Bedrückung und Not in sein Land geführt 2Mo 13:21; 2Mo 14:19.2; 2Mo 40:38. In dieser Wolke bekundete er seine Gegenwart in der Stiftshütte 2Mo 40:34 und bei der Tempelweihe 1Kö 8:10.11. Über dem Tempel in dieser Herrlichkeitswolke thronend, wurde er von Jesaja geschaut Jes 6:1-4, als zum Auszug aus Israel bereit. Mit dieser Wolke verließ er sein irdisches Heiligtum endlich für immer Hes 3:12; Hes 10:4.5.18-20; Hes 11:23, als Israel um seiner Sünde willen in den Mutwillen der Feinde gegeben wurde und die Zeiten der Nationen ihren Anfang genommen hatten Dan 2:37.38. In dieser Wolke wurde der auferstandene vom Ölberg aus, wo Hesekiel ihn zuletzt geschaut hatte, gen Himmel getragen mit der Versicherung aus Engelmund: „Dieser Jesus, welcher von euch aufgenommen ist gen Himmel, wird wiederkommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren Apg 1:11. In dieser Wolke also erscheint der Herr. Beim Anblick dieses Trostes Israels wird der letzte Widerspruch, der gröbste Un- und Kleinglaube schwinden und der Geist der Buße und des Gebets über das ganze Israel, über alle Stämme des Landes ausgegossen werden Offb 1:7; Sach 12:10ff. Zum andern Mal hat Israel sein Pfingsten, eine Ausgießung des Geistes über alles Fleisch, die endgültige Erfüllung von Joh 3:1-5. Das ist der Augenblick, wo Israel sein Haupt erheben wird, weil seine Erlösung naht Lk 21:28. Damit aber schließt der Herr Frieden mit Israel, dessen Segenswirkungen sich in der Errichtung des tausendjährigen Friedensreiches vor aller Welt kundtun wird. Das auserwählte, verloren gegangene, und endlich heimgekehrte Volk, das erste Beispiel eines wiedergeborenen, gerechten und heiligen Volkes, hat seinen Heiland und Fürsten gefunden, den ihnen Petrus viele Jahrhunderte zuvor so herzlich angepriesen hatte, und in Jerusalem wird für immer der Thron Jehovas errichtet werden.

Beantwortung einer Zweifelsfrage

Nur noch die Beantwortung einer Zweifelsfrage, die manchem Leser auf der Seele brennen mag: Gilt die Trübsalszeit Mt 24:21 wirklich nur dem zukünftige Israel? Nach der Behauptung vieler schriftkundiger Gläubiger müsse auch die Gemeine zu ihrer Ausreifung durch sie hindurchgehen Apg 14:22; Offb 7:14, und diese Rede gewinne ständig an Boden. Wie verhält es sich damit? Dass wir Gläubige allerlei Trübsal erleiden, Nadelstiche in den meist ruhigen Zeiten, heftigere Verfolgung je und dann, ist gewiss. Nirgends aber sagt die Schrift, dass die Gemeine ständige Trübsalszeit haben müsse oder eine besondere vor ihrer Vollendung. Eine solche besondere aber begegnet uns Offb 7:14, wo zweimal der Artikel gesetzt ist: Die Trübsal, die große. Das ist ein Hinweis auf Mt 24:21 wo die Artikel fehlen. Diese Form steht ganz im Einklang mit der Gepflogenheit der griechischen Sprache. Unser Heiland sagt, dass seinem Volk eine Trübsal auferlegt wird, die einzigartig sei. Der Zusammenhang und vielleicht noch mehr Lk 21:7-24 zeigt das unmissverständlich.

Die unzählbare Schar von Offb 7:9 kann aber nicht die Gemeine sein, denn jene steht vor dem Thron, wahrend die Gemeine mit Christus auf dem Thron sitzt. Die nach der Entrückung der Gemeine zum Herrn gesammelten Spätlinge aus den Völkern, werden sich in Israels Trübsalszeit, welche ihren Wellenschlag auch tief in die Nationenwelt hineinwerfen wird, für den Herrn entscheiden, und ihre Treue gegen ihn mit dem Blut besiegeln. Die Gemeinde der Bruderliebe aber, die der Herr aus der Versuchung bewahren wird Offb 3:10, welche über den ganzen Erdkreis kommen soll, ist entweder die Gemeine Jesu Christi, die der Herr vor seiner Wiederkunft zu sich bescheiden wird 2Thes 2:1, so dass sie nicht in die Trübsal kommt, oder richtiger, sie ist die christusgläubige Judengemeinde, die der Herr aus dem Anbruch jener Zeit hinwegnehmen wird.

Lies auch:
Gottes Kriegserklärung an die Menschheit der Endzeit (von B. Haake) (1921)