Die Entwürfe des Herzens

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Antworten auf brennende Fragen:
Der Wille, seine Größe und seine Grenzen.
Die Zuvorbestimmung und das Gericht.

von Arthur Muhl

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Inhaltsverzeichnis

Einleitende Gedanken

Entwuerfe des herzens.png

Sollte es möglich sein, dass Gott der Höchste Menschen, wie wir es sind, um etwas bittet? Ja, gewiss!
Dann dürfte es sich doch wohl um das Wichtigste handeln, das der Allwissende in weiser Umsicht zum Gegenstand seiner Bitte gemacht hat:
Er spricht:

  • "Gib mir, mein Sohn, dein Herz!". (Spr 23:26)

Bei Erfüllung dieses Wunsches weiß Gott, dass damit das verborgenste Quellgebiet des betreffenden Menschenlebens völlig in seine Hand gekommen ist. Denn hier gilt:

  • "Bewahre dein Herz mehr als alles, was es zu bewahren gibt, denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens." (Spr 4:23)

Durch diese Bitte bekundet Gott aber gleichzeitig, dass die Dinge im Bereich des Herzens vorerst ganz dem Geschöpf als Eigentum zugeteilt sind und ihm allein zur Verfügung stehen:
"Meine Tage sind vorüber, zerrissen sind meine Pläne, das Eigentum meines Herzens" (Hi 17:11), spricht Hiob. Die Willensreservate und Gedankengänge des menschlichen Herzens bilden für Gott vorerst ein solches Territorium, wo er mühevolle und regelrechte Forschungsarbeit leisten muss und will, um auch hier seine vollkommene Kontrolle ausüben und die seinem wachsamen Auge gut erscheinenden Maßnahmen treffen zu können:

  • "Jehova! du hast mich erforscht und erkannt, ... du verstehst meine Gedanken von ferne, ... erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich und erkenne meine Gedanken." (Ps 139:1-2 / Ps 139:23)

Schon auf Grund dieser wenigen Hinweise beginnen wir zu ahnen, um welch weit- reichende Dinge es hier geht. So dürfen wir in heiliger Spannung hineinhorchen in die Fülle der biblischen Zusammenhänge auf diesem Gebiet. Jenes Wort Salomos: "Die Entwürfe des Herzens sind (Sache) des Menschen, aber die Antwort der Zunge kommt von Jehova" (Spr 16:1), wird sich immer mehr als ein Schlüsselwort zum geistlichen Verständnis in diesen brennenden Fragen erweisen. Beachten wir dazu noch jene Schriftzeugnisse, die uns darüber belehren, wie die Willigkeit und der Eigenwille des Herzens vor Gott von entscheidender Bedeutung sind, so zwingt es zum Staunen, wie hoch geachtet und geadelt der Wille des Menschen vor seinem Schöpfer ist. Nichtsdestoweniger stehen die noch weit gewaltigeren Tatsachen vor uns:

1. Der Wille Gottes beherrscht das All:

  • "Gott wirkt das All nach dem Rate seines Willens", (Eph 1:11)

und:

  • "Um seines Willens wegen sind alle Dinge erschaffen worden", (Offb 4:11)
  • "Wer hat seinem Willen widerstanden?" (Röm 9:19)

2. Was dem Willen Gottes entspricht, gelangt zu seiner Zeit unweigerlich zur Durchführung:

Hier brauchen wir dem soeben angeführten Wort nur folgende Betonung zu geben: "... der das All wirkt nach dem Rate seines Willens." (Eph 1:11).

  • "Alles, was Jehova wohlgefällt, tut Er, ... (Ps 135:6)
  1. in den Himmeln
  2. auf der Erde
  3. im Meer und
  4. in allen Tiefen".

Welch gewaltiges Wort!

  • "Ich wirke, spricht Gott, und wer kann es abwenden? Ja, von jeher bin ich derselbe, und da ist niemand, der aus meiner Hand errette." (Jes 43:13)
  • "Das Gesicht geht auf die bestimmte Zeit des Endes und lügt nicht, wenn es verzieht, so harre sein, denn kommen wird es, es wird nicht ausbleiben." (Hab 2:3)

Christus wird den ganzen Willen Gottes durchführen:

  • "Ich habe David (den Geliebten) gefunden, den Sohn Isais (des Wesenhaften), einen Mann nach meinem Herzen, der meinen ganzen

Willen tun wird." (Apg 13:22)

3. Der Mensch hingegen kann nur wollen, was er will, aber nicht tun, was er will:

Der Satz: "Wo ein Wille, da ein Weg", gilt nur für Gott, nicht aber für das Geschöpf.

  • "Das Herz des Menschen erdenkt seinen Weg, aber Jehova lenkt seine Schritte." (Spr 16:9)
  • "Ich weiß, Jehova, dass nicht beim Menschen sein Weg steht, nicht bei dem Manne, der wandelt, seinen Gang zu richten." (Jer 10:23)
  • "Ich sah, dass nicht den Schnellen der Lauf gehört und nicht den Helden der Krieg, auch nicht den Verständigen der Reichtum, auch nicht Kenntnisreichen die Gunst, denn Zeit und Schicksal trifft sie alle." (Pred 9:11)

4. Die Betätigung des Willens im Innern ist etwas ganz anderes als die Freiheit zur äußeren Tat:

  • "Denn das Wollen ist bei mir vorhanden; aber das Vollbringen dessen, was recht ist, nicht." (Röm 7:18)
  • "Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, dieses tue ich." (Röm 7:19)
  • "Beschließet einen Rat, und er soll vereitelt werden; redet ein Wort und es soll nicht zustande kommen." (Jes 8:10)
  • "Jehova macht zunichte den Ratschluss der Nationen, er vereitelt die Gedanken der Völker." (Ps 33:10)
  • "Geist und Fleisch (...) sind einander entgegengesetzt, auf dass ihr nicht tut, was ihr wollt." (Gal 5:17)

5. Es gehört mit zum Rate des Willens Gottes, dass es Geschöpfe gibt, die einen eigenen Willen besitzen, den sie durch Überlegungen und Gedanken selbst formen und im Innern betätigen können:

  • "Apollos (...) war durchaus nicht willens, jetzt zu kommen." (1Kor 16:12)
  • "Wer aber im Herzen feststeht und keine Not, sondern Gewalt hat über seinen eigenen Willen und dies in seinem Herzen beschlossen hat ..." (1Kor 7:37)

Pilatus übergab Jesus den Willen der Juden (Lk 23:25). Wir haben den Willen der Nationen getan (1Petr 4:3). Wir sind nicht aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen des Mannes gezeugt (Joh 1:13). Es gibt einen Schein von Weisheit in eigenwilligem Gottesdienst (Kol 2:23).

6. Der Wille ist die Zielrichtung der Gedanken des Herzens, nicht des Kopfes:

Bevor wir die einzelnen biblischen Zeugnisse dazu anführen, lassen wir uns diese Tatsachen durch einen Vergleich veranschaulichen, den uns eine moderne Radiostation zu bieten vermag. Hierbei entspricht das Herz dem Radiostudio, also jenem Raum, wo alles im Original aufgeführt wird. Der Verstand oder das Gehirn entspricht dabei der Sendestation, also lediglich einer Übermittlungs-Funktion. Der Mund findet sein Gegenstück in der Lautsprecher-Anlage.
So wie beim Radio ein genaues Programm besteht, was an Darbietungen an die Öffentlichkeit gelangen soll, so besteht der Ratschluss Gottes darin, dass Er vorausschauend festlegte, was alles geschehen und zustande kommen soll von dem, was im Herzensinnern der Geschöpfe entworfen wird. Lange nicht alles, was im Verborgenen des Radiostudios vor sich geht, bildet einen Bestandteil des zur Aufführung zugelassenen Programms. Von den Vorgängen des Herzens gelangt nur nach außen, was als Ratschluss Gottes bewilligt wurde. Denn wie zwischen dem Studio und der Sendestation ein Zensor darüber wacht, dass nur das nach außen gelangt oder zustande kommt, was dem Programm entspricht, so wacht Gott darüber, dass von den vielen Gedanken und Entwürfen des Herzens nur das über die Sendestation des Verstandes und durch die Lautsprecher-Anlage des Mundes oder durch Taten zustande kommt, was seinem Ratschluss entspricht. Warum aber greifen wir uns oft an den Kopf, wenn uns schwere Gedankengänge Mühe machen? Weil die Sende- oder die Transformatorenstation des Gehirns durch die oft überspannten Vorgänge oder Impulse des Herzens überlastet und müde wird.
Es kann vorkommen, dass es im Innern des Studios toll her- und zugeht, ohne dass auch nur die Sendestation, geschweige denn die Außenwelt, etwas davon erreicht. Trifft letzteres beim Menschen zu, dann bedeutet dies, dass nicht einmal ihm selbst bewusst ist, was in seinem Innersten vor sich geht.

Nun beachten wir die Schriftzeugnisse, die uns zeigen, dass das Denkvermögen und die Willensbetätigung des Menschen in seinem Herzen niedergelegt ist.

  • "Er hat Macht geübt mit Seinem Arm; er hat zerstreut, die im Denksinn ihres Herzens hochmütig sind." (Lk 1:51)
  • "Wer aber feststeht in seinem Herzen und keine Not, sondern Gewalt hat über seinen eigenen Willen und dies in seinem Herzen beschlossen hat ..." (1Kor 7:37)
  • "Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert (...) und ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens." (Hebr 4:12)
  • "Welche das Werk des Gesetzes geschrieben zeigen in ihren Herzen, indem ihr Gewissen mitzeugt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen." (Röm 2:15)
  • "Er (der König von Assyrien, als Rute des Zornes Gottes gegen Jerusalem) meint es nicht also, und sein Herz denkt nicht also, sondern zu vertilgen hat er im Sinn." (Jes 10:7)

7. Im Verborgenen der Gedanken des Herzens kann ich auch alles das tun, was der äußere Mensch tun kann, ja, noch mehr als dieser

Im Herzen kann ich ein ganzes Leben leben, auch wenn ich z. B. gelähmt auf meinem Bette liege:
Hierzu beachten wir zuerst eine Reihe Schriftworte, die uns zeigen,

a)
was der unerneuerte Mensch fähig ist in seinem Herzen zu tun:
"Ja, im Herzen übet ihr Ungerechtigkeit." (Ps 58:2)
"Sie ratschlagen nur, ihn von seiner Höhe zu stoßen; (...) mit ihrem Munde segnen sie und in ihrem Innern fluchen sie." (Ps 62:4)
" - und nicht zweifeln wird in seinem Herzen." (Mk 11:23)
"Oh ihr Unverständigen und trägen Herzens." (Lk 24:25)
"Mose, - welchem unsere Väter nicht gehorsam sein wollten, sondern stießen ihn von sich und wandten sich in ihren Herzen nach Ägypten zurück." (Apg 7:39)
"- in ihren Herzen, indem ihr Gewissen mitzeugt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen." (Röm 2:15)
"Deshalb zürnte ich diesem Geschlecht und sprach: Allezeit gehen sie irre mit dem Herzen." (Hebr 3:10)
"Der Tor spricht in seinem Herzen: Es ist kein Gott." (Ps 53:1)
"Denn Hiob sprach: Vielleicht haben meine Kinder gesündigt und sich in ihrem Herzen von Gott losgesagt." (Hi 1:5)
"Ich aber sage euch, dass jeder, der ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, schon Ehebruch begangen hat in seinem Herzen." (Mt 5:28)
b)
dass der im Glauben erneuerte Mensch nun aber befähigt ist, Dinge in seinem Herzen zu vollbringen, die Gott wohlgefällig sind.
"Damit ihr, erleuchtet an den Augen eures Herzens, wisset, ..." (Eph 1:18)
"Werdet mit dem Geiste erfüllt, redend zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern, singend und spielend dem Herrn in eurem Herzen." (Eph 5:19)
"Wer aber im Herzen feststeht - und in seinem Herzen beschlossen hat." (1Kor 7:37)
"deren Schmuck - der verborgene Mensch des Herzens (sei) in dem Unverweslichen des sanften und stillen Geistes, welcher vor Gott sehr köstlich ist." Da ruht also ein ganz neuer Mensch, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Heiligkeit und Gerechtigkeit mit allen unergründlichen Talenten und Anlagen in unserem Herzen. (1Petr 3:4)
Vergleiche "Sondern der ist ein Jude, der es im Verborgenen ist und Beschneidung des Herzens im Geiste besitzt." (Röm 2:29)

8. Dieses Wollen, Tun und Lassen innerhalb des Herzens ist nun so sehr Sache des Menschen, dass hier sogar für Gott vorerst ein so unbekanntes Gebiet vorliegt, dass selbst Er hier mühevolle Forschungsarbeit leisten muss

  • "Die Entwürfe des Herzens sind des Menschen, aber die Antwort der Zunge kommt von Jehova." (Spr 16:1a)

Dieses Wort hat uns sehr viel zu sagen. Die Sprüche Salomos bestehen meist aus einem Doppelwort, welches oft nur als einfache Wiederholung anmutet, an anderen Stellen scheint es wieder, als ob gar keine Beziehung zwischen dem ersten und dem zweiten Teil vorhanden sei, z. B.: "Auch Unkenntnis der Seele ist nicht gut, und wer mit den Füßen hastig ist, tritt fehl." In unserer Stelle tritt uns jedoch deutlich ein Gegensatzpaar vor Augen, das durch das Wörtchen "aber" seine spannungsvolle Kontrastwirkung erhält.

9. Dies bedeutet nämlich, dass die Entwürfe des Herzens nicht von Jehova kommen, andererseits heißt dies, dass nicht einmal die Antwort der Zunge, also das einfache Aussprechen eines Wortes, Sache des Menschen sei

Normalerweise nehmen wir ohne weiteres an, dass wir reden, handeln und wirken können, wie wir wollen. Von Gott aus betrachtet, ist dem aber gar nicht so. Bevor wir auch nur Atem holen können, muss es uns von Gott gegeben und bewilligt sein. Nur im Raum des Herzens oder im Studio des Herzens können wir machen, wie wir wollen, soweit Gott auch hier nicht Grenzen gezogen hat. Das Tun des Herzens aber bewegt sich lediglich in den Gedanken, Überlegungen, Entwürfen und Willensentschlüssen. Aber gerade in diesen verborgenen Vorgängen hat Gott eine Möglichkeit geschaffen, wo sein Geschöpf wollen kann, was es will. Vergleichen wir hierzu, was Paulus schreibt:

  • "Durch die Unbußfertigkeit deines Herzens häufst du dir selber Zorn auf." (Röm 2:5)

Ähnliches bezeugt er: "Sie haben sich selbst der Ausschweifung hingegeben" (Eph 4:19), was auch im Innern des Herzens getan wird. Letzteres ist aus dem Zusammenhang ersichtlich. Hiob bringt ein weiteres treffendes Wort hierzu:

  • "Meine Tage sind vorüber, zerrissen sind meine Pläne, das Eigentum meines Herzens." -

Wenn wir zudem an jene Worte denken, die uns darauf hinweisen, dass Gott die Herzen erforscht, die Gedanken von ferne prüft, um zu erfahren, wie wir es meinen, so ersehen wir hieraus, dass die inneren Vorgänge des Herzens nicht von Gott selbst sind, sondern dass hier ein Gebiet vorliegt, wo sogar Gott Forschungsarbeit tut, wo er genau abwägt und prüft, was hier geschieht (Spr 21:2).

10. Es gibt demnach ein Gebiet, wo der Mensch mit dem, was ihm von Gott gegeben ist, schalten und walten kann, wie er will: in den Entwürfen seines Herzens

Sobald sich aber ein Gedanke in die äußere Tat umsetzen will, bedarf dies der Bewilligung oder der Zensur Gottes.

Auf diese Weise kommt alles, was geschieht und besteht, von Jehova. Im Ratschluss Gottes festgelegt sind alle Geschehnisse und äußeren Erscheinungsformen, nicht aber die Vorgänge im Quellgebiet des Lebens der Geschöpfe, im Herzen. Natürlich hat Gott, der unsere Gedanken von ferne prüft, schon längst voraus erforscht, was wir im Innern überlegen, tun und lassen werden, wie wir auf seine Weisungen hin uns innerlich einstellen werden.

11. Auf Grund dieses Zuvorschauens der inneren Einstellung der Geschöpfe hat er seinen Ratschluss festgelegt sowohl in Bezug auf den Ablauf der Weltgeschichte als auch in Bezug auf die kleinsten Tätigkeiten der Geschöpfe

Wenn schon die Antwort der Zunge von Jehova kommt, d. h. also von ihm zum Aussprechen bewilligt sein muss, wie viel mehr können größere Taten nur dann zustande kommen, wenn Gott sie direkt oder indirekt bewilligt hat (1Petr 1:2). Deshalb lesen wir:

  • "Das Herz des Menschen erdenkt seinen Weg, aber Jehova lenkt seine Schritte." (Spr 16:9)

Dies sagt uns, dass Jehova den Plänen des menschlichen Herzens ihren Lauf lässt, aber nicht ein einziger Schritt nach außen getan werden kann, ohne die Zensur Gottes. Wir können demnach, während der äußere Mensch durchaus ruhig und stille liegt, beinahe den ganzen Lebensweg erdenken und "gehen": (Wenn es so kommt, dann mache ich es so, und wenn er dann das sagt, dann antworte ich ihm so.) So redet z. B. Jes 57:17 vom: "abtrünnig wandeln auf dem Wege des Herzens." Aber sobald wir auch nur einen Schritt nach außen hin tun, können wir dies nur, wenn es dem Ratschluss Gottes entspricht.

12. Wir fragen uns nun: Kommt die Antwort der Zunge auch dann von Jehova, wenn sie böse ist?

Die Schrift antwortet uns mit einem klaren Ja. Nicht aber so, dass die böse Antwort oder Rede eines Menschen aus dem Herzen Gottes komme, sondern insofern kommt auch eine böse Rede von Gott, als er den Entwurf des bösen Wortes im Herzen des Betreffenden zuvor erschaute und Sein "Du wirst es tun", dazu setzt. Was sich im praktischen Leben einfach dadurch zeigt, dass es dem Betreffenden möglich wird, gegeben ist, es zu tun.

Ein treffendes biblisches Beispiel hierzu haben wir in der Geschichte von der Flucht Davids. Wenn David in Bezug auf den ihn verfluchenden Simei sagt:

  • "Ja, mag er fluchen, denn wenn Jehova ihm gesagt hat: Fluche David! wer darf dann, sagen: Warum tust du also?" - - "Lasst ihm, dass er fluche, denn Jehova hat ihn geheißen", ... und Simei geht immerfort fluchend neben David her, und am Anfang heißt es: Simei kam unter Fluchen heraus (2Sam 16:5-14)

Wie hat nun Gott dem Simei gesagt, er solle dem David fluchen?
Gewiss nicht in einer Stimme und nicht in einem Traum, sondern Gott sah, dass Simei in seinem Herzen schon lange nach der Möglichkeit suchte, David, dem Rivalen seines Herrn Saul, zu fluchen. Durch die Flucht Davids gibt Gott dem Simei Mut und Möglichkeit dazu. David weiß, dass Simei weder gehen noch reden könnte, wenn dies ihm nicht von seinem Gott bewilligt wäre. Diese Erkenntnis genügt David, dem Mann nach dem Herzen Gottes, auch den fluchenden Mund anzuhören und sich auch hier unter den Ratschluss Gottes zu beugen.

Ein weiteres Beispiel greifen wir aus dem Neuen Testament heraus. Einer der Hohenpriester, in dessen Herz Neid und Hass gegen Jesus lebt, spricht aus dieser verwerflichen Gesinnung heraus zu seinen Ratsgenossen: "Ihr versteht nichts und wisst nichts, dass es nämlich gut ist für das Volk, dass ein Mensch für sie sterbe, anstatt dass das ganze Volk umkomme." Dieser Ausspruch kam aus christusfeindlicher Gesinnung; Gott aber ließ sie offenbar werden mit diesen Worten, die, sobald wir sie von Gottes Seite aus lesen, sogar eine wunderbare Prophetie in sich schließen.

Greifen wir noch ein Wort aus Spr 16:33 heraus:

13. "Das Los wird in dem Busen geworfen, aber alle seine Entscheidung kommt von Jehova."

Wir können die Loskugeln so lange hin und herrütteln, wie wir wollen, oder die Loszettel hin und herschütteln oder vermengen, wie wir wollen, das, was herauskommt, entspricht genau dem, was Gott zuvor bestimmt hat. Dieses Bild des Loswerfens in einem abgeschlossenen Raum ist ein treffendes Gleichnis für die Vorgänge im Innern des Geschöpfes: Da werden Gedanken und Überlegungen hin und herbewegt, als ob das, was geschehen soll nach außen, einzig hiervon abhängig sei, und siehe da: Es kommt anders als man denkt!

Vielleicht wird uns aus diesen Zusammenhängen heraus jenes Wort des Herrn Jesus noch viel wichtiger, gewaltiger, aber auch wunderbarer, wenn er spricht: "Ohne mich könnt ihr nichts tun." Bis jetzt dachten wir uns bei diesem Wort wohl gleich: Selbstverständlich können wir nur Gutes ohne ihn nicht tun; Böses aber können wir ohne weiteres ohne ihn tun. Wie töricht! Wenn Jesus weiter bezeugt, dass kein Haar von unserem Haupte falle ohne den Willen Gottes, so ist dies wohl die geringste Möglichkeit, bei der uns ein Leid zustößt, und sogar hier übt Gott seine vollkommene Kontrolle und Entscheidungsgewalt aus. Aus Hi 1 ist ja deutlich ersichtlich, dass sogar die Gedanken Satans der ausdrücklichen Bewilligung Gottes bedürfen, bevor sie zur Ausführung gelangen können. Ähnliches wird uns geschildert, wo auch die Gedanken eines Lügengeistes der Zustimmung Jehovas bedürfen, bevor sie vollzogen werden können (1Kö 22:22).

14. So gelangen nur die Gedanken des Menschen zur Ausführung, die dem Ratschluss Gottes entsprechen, auch wenn sie böse sind.

Wir sehen hinein in die Sprüche, wo wir lesen:

  • "Viele Gedanken sind in dem Herzen eines Mannes; aber der Ratschluss Gottes, er kommt zustande." (Spr 19:21)

Unter Berücksichtigung des Gegensatzpaares in diesem Verse ist folgendes ersichtlich: Während im Herzen des Mannes viele Gedanken sind, ist der Ratschluss Gottes nur einer, und während von den vielen Gedanken auch nicht einer zustande zu kommen braucht, kommt der eine Ratschluss Gottes auf alle Fälle zustande. Es dürfte hier richtig sein, darauf hinzuweisen,

15. dass der Ratschluss Gottes die Gedanken und Willensentschlüsse der Geschöpfe bereits mit berücksichtigt, weshalb auch Böses in den Ratschluss Gottes hineingewoben ist.

Nie aber stammt der Entwurf dieses Bösen oder die Erzeugung des Widergöttlichen aus dem Herzen Gottes.

Was dem wunderbaren, guten, wohlgefälligen und vollkommenen Gedanken des Herzens Gottes entspricht, findet seine Zusammenfassung, und Auswirkung in dem Vorsatz, den Gott bei sich selbst gefasst hat vor Grundlegung der Welt. (Eph 1:9+11)

16. Dem Vorsatzmäßigen entspricht das Geheimnis Gottes, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst, also ohne Berücksichtigung geschöpflicher Gedanken und Einwirkungen

Deshalb besteht die Zuvorbestimmung und der Vorsatz Gottes ganz seinem Wesen entsprechend darin, das All unter ein Haupt zusammenzufassen in dem Christus.

17. Wenn nun schon der Ratschluss Gottes fest ist und zustande kommt, wo Böses mitaufgenommen ist, wie viel mehr muss der Vorsatz und das Geheimnis des Willens Gottes in Herrlichkeit zustande kommen, da hier die ungetrübte Willensäußerung des Höchsten vorliegt

Wir fassen noch einmal zusammen: Innerhalb des Herzens kann ich "tun" beziehungsweise wollen, was ich will, ausführen aber kann ich nur, was Gott mir direkt oder indirekt bewilligt, sei es gut oder böse.

18. Nun ist aber der Beweggrund der Gedanken der Menschen seit Adams Fall nur böse, sie gedenken es böse zu machen

Das 1. Buch Mose schon bezeugt dies, wie folgt, auf eindrückliche Weise:

  • "Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist nur böse von Jugend auf, den ganzen Tag." (1Mo 6:5)

Lassen wir den Herrn Jesus hier auch sprechen:

  • "... denn aus dem Herzen des Menschen gehen hervor die bösen Folgerungen (Gedanken), Ehebruch, Hurerei, Mord, Dieberei, Habsucht, Bosheit, List, Ausschweifung, böses Auge, Lästerung, Hochmut, Torheit, alle diese bösen Dinge gehen von innen heraus und verunreinigen den Menschen." (Mk 7:21)

Dies sagt Jesus im Zusammenhang damit, dass eine rein äußere Unreinigkeit oder das Essen unreiner Speisen den Menschen (von Gott aus betrachtet) nicht verunreinigt. Hören wir noch:

  • "Was aber aus dem Munde ausgeht, kommt aus dem Herzen hervor (auch bei Simei), und das verunreinigt den Menschen; denn aus dem Herzen kommen hervor böse Gedanken usw." ... "Diese Dinge sind es, die den Menschen verunreinigen, aber mit ungewaschenen Händen essen, verunreinigt den Menschen nicht." (Mt 15:18-20)

Paulus zitiert hierzu:

  • "Sie alle sind unter der Sünde, wie geschrieben steht: Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; da ist keiner, der verständig sei; da ist keiner, der Gott suche. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tue, da ist auch nicht einer." (Röm 3:10-12)

Lesen wir dies, so denken wir sofort: "Es gibt aber doch viele Menschen, die Gutes tun", und bedenken nicht, ...

19. dass Gott eben nicht auf das Äußere sieht, sondern nur auf das, was im Herzen getan wird, und bei der edelsten Tat nach außen ist der Entwurf des Herzens, also die Tat des Herzens, doch böse beim unwiedergeborenen Menschen

  • "Auch wir Gläubigen hatten einst alle unseren Verkehr in den Lüsten des Fleisches, indem wir die Willenstriebe des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren, wie auch die übrigen." (Eph 2:3)

Eine wichtige Tatsache dürfen wir in diesen Zusammenhängen noch beachten:

20. Nicht etwa, das Herz als Geschöpf Gottes ist böse, als solches ist es ja auch nicht verwerflich, wie Paulus schreibt, sondern im Gegenteil, gut, sogar sehr gut

Aber: die Entwürfe des Herzens sind böse. Wie wir vorhin beim Radio-Studio einen treffenden Vergleich fanden, so lassen wir jetzt die Gegebenheiten eines chemischen Laboratoriums zu uns sprechen:
Das Laboratorium selbsr, das Gebäude, ist gut gebaut, die Einrichtungen sind sehr gut. Zu diesem "Sehr gut" gehört unter anderem die Voraussetzung, dass in diesem Laboratorium sämtliche möglichen chemischen Funktionen ausgeführt werden können und dass sämtliche Bausteine der Chemie (d. h. die etwa 100 Elemente) darin vorhanden sind. Alles dies ist auf seine Art schöpfungsmäßig im Herzen des Menschen vorhanden. Der Erbauer und Laboratoriums-Chef bewilligt nun einem Schüler einzutreten und die guten Einrichtungen und die guten Urstoffe auf verschiedene Weise miteinander in Verbindung zu bringen. Der Chef gibt dem Lehrling Anweisung, sowohl mündlich als auch durch eine Gebrauchsanweisung an der Wand. (Das Gesetz Gottes ist in die Tafel ihres Herzens geschrieben), so dass der Neuling weiß, welche Kombinationen Gutes hervorbringen, Wohlgeruch entstehen lassen und nützliche Dinge erzeugen. Der Erbauer hat nicht vergessen, Ventilationsabzüge, evtl. sogar Sicherheitsventile oder Explosions- klappen anzubringen, da er vorausschaute, dass sein Lehrling eines Tages Dinge zusammenbrauen werde, die das Gegenteil von dem ergeben, was dem Menschen zuträglich ist. Wird der Druck oder der Gestank im Innern zu stark, so treten die Sicherheitsventile in Funktion. Das, was bis jetzt im Innern und Verborgenen des Laboratoriums geschah, tritt nun zum Teil in die Außenwelt. So ungefähr steht es mit dem Herzen als Geschöpf Gottes und dem, was wir in diesem Herzen und mit den von Gott hineingelegten guten Dingen tun oder lassen.

21. Der Beweggrund des Ratschlusses und der Gedanken Gottes jedoch ist immer Güte, Freude und Leben

Er gedenkt es auch dann gut zu machen, wenn er die bösen Gedanken der Geschöpfe zur Ausführung bewilligt.

Wir wissen, dass der Vorsatz der Äonen (Eph 3:11) von Gott in Christo (d. h. im Sohn der Liebe) gefasst wurde. Apg 4:28 belehrt uns über die wunderbare göttliche Wahrheit, dass alles, was von den Juden, von den Heiden, von Herodes und von Pilatus gegen Christus getan wurde, um ihn ans Kreuz zu bringen, durch die Hand und den Ratschluss Gottes zuvorbestimmt wurde, dass es geschehen sollte. Hier wird aufs deutlichste offenbar, wie Gottes Gedanken das Beste sogar derer suchten, die wider ihn stritten, als er entschied, was nach seinem Ratschluss geschehen sollte.
Ein feines Zeugnis für die gleiche Tatsache finden wir in Jer 29:10-11: Hier lesen wir jenes ergreifende Wort:

  • "Denn ich weiß ja die Gedanken, die ich über euch denke, Gedanken des Friedens und nicht zum Unglück, um euch Ausgang und Hoffnung zu gewähren."

Dies spricht Jehova zu den Juden in der babylonischen Gefangenschaft. Gott führte Juda nicht zu dem Zweck nach Babel, dass sie dort im Unglück umkommen sollten, sondern damit er ihnen die Gedanken des Friedens umso besser und eindrücklicher kund werden lassen könne. Der Zweck der Gefangenschaft ist Friede.

Dass Jehova die Menschenkinder nicht von Seinem Herzen aus plagt, bedeutet für uns ebenfalls ein Wort für die Menschenfreundlichkeit und Herzensgesinnung Gottes, der wohl die Rute der Zucht gebraucht um unsertwillen, obwohl dies ihn schmerzt bis ins Herz hinein (Kla 3:33 und 1Mo 6:6). Am wunderbarsten vielleicht steht vor uns das Zeugnis in Röm 11:32, wo wiederum die Rede ist vom Ratschluss und der Zuvorbestimmung Gottes, und wo wir dann lesen dürfen:

  • "Deshalb hat Gott alle Menschen unter den Unglauben eingeschlossen, auf dass er sich aller erbarme."

22. Indem Gott die bösen Gedanken der Geschöpfe zur Ausführung bewilligt, wird das Verborgene des Herzens offenbar und gleichzeitig durch die Gedanken Gottes zum Guten gewendet

Wir beachten vorerst ein Zeugnis, das in Bezug auf Jesus ausspricht:

  • "Dieser ist gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird, damit die Überlegungen vieler Herzen offenbar werden." (Lk 2:34-35)

In einer Versammlung von gläubigen Menschen vermag der Geist Gottes zu bewirken, dass die verborgenen Gedanken des Herzens eines Ungläubigen, der sich in ihrer Mitte befindet, offenbar werden, so dass der Betreffende auf sein Angesicht fällt, Gott anbetet und verkündigt, dass Gott wirklich in ihrer Mitte ist.

Wie sehr es Gott darauf ankommt, dass die verborgensten Dinge im Innern des Menschen offenbar werden, ersehen wir aus folgendem Wort:

  • "Welcher auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringt und die Ratschlüsse der Herzen offenbaren wird." (1Kor 4:5)

Vielleicht das wunderbarste Licht in diesen Dingen vermag uns der Ausgang der Geschichte Josefs zu vermitteln. Hat es uns nicht sonderbar berührt, zu lesen, dass Josef zu seinen Brüdern, die ihn nach Ägypten verkauft haben, spricht:

  • "Und Gott hat mich vor euch her gesandt, um euch einen Überrest zu setzen auf Erden und euch am Leben zu erhalten für eine große Errettung, und nun, nicht ihr habt mich hier her gesandt, sondern Gott!" (1Mo 45:7-8)

Wir sehen hieraus vorerst, dass ihm der Ratschluss Gottes und seine wunderbaren Gedanken weit über alles gingen, was er an Verachtung und Ungerechtigkeit an sich selbst zu erdulden hatte von seinen Brüdern. Josef sah in allem Geschehen die treue Hand seines Gottes, deshalb klagte er seine Brüder in keiner Weise an wegen dessen, was sie taten nach außen hin. Damit hat Josef seine Brüder aber nicht etwa für unschuldig erklärt, sondern wir erfahren, worauf es einzig ankam, wenn irgend etwas an seinen Brüdern getadelt werden sollte:

  • "Ihr allerdings, ihr hattet Böses wider mich im Sinne oder gedachtet es böse mit mir zu machen, Gott aber gedachte es gut zu machen, auf dass er täte, wie es an diesem Tag ist, um ein großes Volk am Leben zu erhalten." (1Mo 50:20)

Dieser einzige Tadel setzt demnach dort an, wo es Sache des Menschen ist, was geschieht: in den Entwürfen des Herzens. Warum hat Gott die bösen Entwürfe der Herzen der Brüder Josefs mit in seinen Ratschluss aufgenommen? Damit ihre bösen Gedanken offenbar werden und gleichzeitig die Güte der Weisheit Gottes überströmend kundwerde.

23. So wird in ein und demselben Geschehen die Bosheit der Gedanken des Menschen und die Güte Gottes offenbar

Durch die Art und Weise der Beurteilung der Schuldfrage durch Josef werden wir gleichzeitig darauf hingewiesen, wie Gott selbst die Schuldfrage ansieht, beurteilt und löst.

24. Wir werden finden, dass der Wille der Gedanken des Herzens der Ansatzpunkt ist für die Gerichte Gottes

25. Gott selbst richtet oder tadelt nicht nach dem, was äußerlich getan oder gelassen wird

Sogar wenn einer das tut, was dem Ratschluss Gottes entspricht (im bösen und guten Sinn), kann ihn Gott noch tadeln, da er ihn beurteilt nach dem, wie er in seinem Herzen Stellung bezogen hat zu dem, was geschehen musste.

Greifen wir zuerst das Beispiel eines klassischen Falles für politische Ereignisse heraus. Wir ersehen, dass die Wehrmacht Assyriens das Volk Israel züchtigen soll, und zwar durch eine grausame Züchtigung (Jes 10:5-6). Der Assyrer tut an äußerem Handeln das, was die Hand Gottes will und beschlossen hat. Damit ist aber der Assyrer nicht etwa entschuldigt vor Gott, denn Jehova achtet nun darauf, wie es der Herrscher Assyriens meint und wie er in seinem Herzen denkt, während er das grausame Gericht ausführt, und aus welchen Überlegungen heraus der König handelt. Deshalb lesen wir in Vers 7:

  • "Er aber meint es nicht also, und sein Herz denkt nicht also."

Nämlich, dass er nur eine Rute in der Hand Gottes zur Züchtigung des Volkes Israel sei.

  • "Sondern zu vertilgen hat er im Sinn und auszurotten nicht wenige Nationen."

In Vers 12 geht das Zeugnis Gottes noch einen Schritt weiter, indem die Zerstörung Jerusalems ganz als Werk Gottes bezeichnet wird, das Er am Berg Zion vollbracht hat. Ist nun dieses Gericht an seiner geliebten Stadt vorüber, so wendet sich die Anklage Gottes, wie folgt, an den König von Assyrien:

26. "Ich werde die Frucht der Überhebung deines Herzens und den Stolz der Hoffart deiner Augen heimsuchen!"

Das Gericht Gottes gegenüber dem Assyrer gründet sich keineswegs auf das, was nach dem Ratschluss Gottes geschehen musste und durch den König von Assyrien ausgeführt worden ist, sondern der Tadel Gottes setzt nur an, bei den Entwürfen des Herzens und den Taten des Herzens des Königs, obwohl alles, was nach außen geschah, nicht nur ein Bestandteil des Ratschlusses Gottes war, sondern im engeren Sinne die Frucht der Überhebung des Herzens des Königs. Das heißt wiederum, dass das grausame Gericht nicht im Herzen Gottes entstanden ist, sondern als Frucht der Entwürfe des menschlichen Herzens heranreifte und durch die Bewilligung Gottes ratschlussgemäß zur Ausführung gelangte.

Der Geist Gottes gestattet uns einen tiefen Blick in die Überlegungen des Königs (Vers 13):

  • "Durch die Kraft meiner Hand und durch meine Weisheit habe ich es getan, denn ich verrückte die Grenzen der Völker und plünderte ihre Schätze und stieß, als ein Gewaltiger, Thronende hinab."

Noch einmal erlaubt sich Gott zu fragen (Vers 15):

  • "Darf die Axt sich rühmen wider den, der damit haut? Als schwänge ein Stock den, der ihn emporhebt, als höbe ein Stab den empor, der kein Holz ist."

Wir beobachten nun von hier aus die vielsagende Anklage Jesu gegenüber seinem geliebten Volke. Diese besteht wiederum nicht darin, dass sie dieses oder jenes getan oder gelassen haben, sondern lautet ganz einfach:

  • "Wie oft wollte ich euch sammeln, wie eine Henne ihre Kücklein unter ihre Flügel versammelt, aber ihr habt nicht gewollt!" (Lk 13:34)

Wir erinnern uns daran, dass das Wollen Sache des Herzens und Sache des Menschen ist, solange er ungläubig ist. Der Tadel Jesu setzt wiederum in diesem Zentralpunkt an. "Ihr wollt nicht zu mir kommen!" spricht Jesus an anderer Stelle (Joh 5:40).

In neuem Licht wird nun jenes Wort aus Spr 16:7 erscheinen:

27. "Denn Jehova sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht, denn der Mensch sieht auf das Äußere, aber Jehova sieht auf das Herz"

Und zwar tut Gott dies eben dann, wenn er einen Menschen beurteilt. Ungefähr das gleiche bezeugen uns die Worte in 5Mo 8:2:

  • "Um dich zu versuchen, um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote (im Herzen) beachten würdest oder nicht."

Diese Zeugnisse vernichten alle unsere Urteile in Bezug auf uns selbst und auf andere Menschen, denn wir können dies ja nur tun auf Grund von dem, was wir sehen und hören.

In jenem wunderbaren Wort, wo der Messias in seiner ganzen Geistesfülle geschildert wird, finden wir die Richtschnur der Urteile Gottes, die unserer Gepflogenheit gerade entgegengesetzt ist, nämlich:

  • "Und sein Wohlgefallen wird sein an der Furcht Jehovas." (Jes 11:3)

und:

28. "Er wird nicht richten nach dem Sehen seiner Augen, und nicht Recht sprechen nach dem Hören seiner Ohren"

Wonach kann er dann noch richten? Nach der Beurteilung des Herzens! Wie dürften wir hier umlernen, um wenigstens einigermaßen alles gottgemäß beurteilen zu können.

29. Wie sind denn die vielen Worte in der Bibel zu verstehen, in denen wir lesen, dass Gott die Menschen richten wird nach ihren Werken?

Die äußeren Werke sind nur insofern maßgebend für das Gericht Gottes, als sie die Frucht der Gedanken des Herzens sind; oder anders gesagt: insofern sie die offenbar gewordenen Werke des Herzens sind.

Ferner erinnern wir uns jetzt an die früher erwähnten Schriftzeugnisse, bei denen wir auf eindringliche Weise sehen konnten, dass das Dichten und Trachten und die Überlegung des Herzens von Gott als wirkliche Taten und Geschehnisse angesehen und gerechnet werden. Es braucht also jemand gar nicht erst die Ehe gebrochen oder gestohlen zu haben, um vor Gott schuldig dazustehen, sondern ...

30. das böse Werk ist vor Gott schon ausgeführt, wenn es in den Gedanken des Herzens geschehen ist

So finden wir z. B. das Wort, "dass Gott ihnen nach ihren Werken vergelten werde" (Röm 2:6), dass auch dies sich, genau genommen, auf die inneren Werke bezieht, ist ersichtlich aus Vers 16 des gleichen Kapitels, in dem Paulus schreibt, ...

31. "Das Gott das Verborgene der Menschen richten wird nach meinem Evangelium durch Jesum Christum"

Wie weit haben wir uns von der Norm Gottes entfernt, wenn wir immer und immer wieder nach dem ein Urteil fällen, was wir vor Augen sehen, oder was wir hören.
Wenn wir die folgenden Gedankengänge Pauli betrachten, so wird uns auffallen, dass die Begründung Gottes in Bezug auf seine Gerichte und den kommenden Zorn ihren Ansatzpunkt immer wieder in den Vorgängen des Herzens findet. So auch in Vers 5 dieses Kapitels, aus dem ersichtlich ist, ...

32. dass ein Mensch sich selbst Zorn aufhäuft, nicht wegen eines äußeren Werkes, das er tut oder vernachlässigt, sondern wegen der Unbußfertigkeit seines Herzens

Das gleiche bezeugt uns Paulus, wenn er schreibt, dass die Verstockung des Herzens damit in Zusammenhang steht, dass die Betreffenden sich selbst der Ausschweifung hingegeben haben, was wiederum eine Sache des Herzens ist. Wir erinnern nochmals an jene Stelle, wonach erst dann geurteilt werden soll, auch von uns aus, wenn der Herr das Verborgene der Finsternis ans Licht gebracht und die Ratschlüsse der Herzen geoffenbart haben wird! (Eph 4:18-19)

Ein weiteres bemerkenswertes Zeugnis lesen wir, indem Salomo anlässlich der Einweihung jenes herrlichen Tempels unter anderem, wie folgt, betet (2Chr 6:30):

33. "So höre Du vom Himmel her, der Stätte Deiner Wohnung, und vergib, und gib einem jeden nach allen seinen Wegen, wie Du sein Herz kennst! Denn Du, Du allein kennst das Herz der Menschenkinder"

Auch erinnert uns die Schrift an Gott als den Herzenskenner, und es ist dem Apostel Paulus wichtig, darauf hinzuweisen, dass es für ihn nicht darauf ankommt, Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft (Apg 1:24 / 1Thes 2:4). Eine wehmütige Anklage Gottes in Bezug auf das Volk Israel ist folgende:

  • "Ich habe den ganzen Tag meine Hände ausgebreitet zu einem widerspenstigen Volk, das seinen eigenen Gedanken nach auf dem Wege wandelt, der nicht gut ist." (Jes 65:2)

Auch jene Stelle in Jer 17:9-10 hat uns viel zu sagen, wo wir lesen:

34. "Arglistig ist das Herz, mehr als alles, und verderbt ist es, wer mag es kennen? Ich, Jehova, erforsche das Herz und prüfe die Nieren, und zwar um einem jeden zu geben nach seinen Wegen, nach der Frucht seiner Handlungen"

Auch hier sind nicht die äußeren Wege maßgebend für die Vergeltung Gottes, sondern die vorausgehenden Vorgänge in "Herz und Nieren". Aus den Schlussworten von Vers 10 geht deutlich hervor, dass Gott die äußeren Wege als Frucht der inneren, verborgenen Handlungen betrachtet.

Wie wenig übrigens das äußere Tun oder Reden mit den inneren Werken übereinstimmen muss, zeigt uns deutlich ein Psalmwort aus Ps 62:2:

  • "Sie haben Wohlgefallen an der Lüge, mit ihrem Munde segnen sie, und in ihrem Innern fluchen sie."

Wie gut ist es da, wenn Gott nicht auf das Äußere sieht oder hört, sondern auf das Innere achtet.

Alle Belehrungen und Zeugnisse der Bibel zielen auf das Eine ab, das uns im Hebräerbrief berichtet wird:

  • "Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens. Und kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben." (Hebr 4:12)

Das Wort Salomos aus Pred 12:14 bedeutet vielleicht die Krönung in der Bestätigung der Zusammenhänge; denn hier lesen wir, dass Gott jedes Werk, es sei gut oder böse, noch ins Gericht über alles Verborgene bringen wird.

35. Demnach wird jedes äußere Werk, auch wenn es an und für sich gut ist, von Gott darauf hin geprüft, ob die Triebkraft dieses Werkes nach den verborgenen Entwürfen ebenfalls gut war oder nicht

Andererseits prüft Gott ebenfalls, ob bei einem äußeren Werk, das nach den Buchstaben des Gesetzes als böse bezeichnet werden muss, auch die geheime Wurzel böse war oder nicht.

Nehmen wir ein Beispiel: David und seine Männer übertraten das Gesetz, als sie die Schaubrote aßen, welche nur die Priester essen durften nach dem Gesetz. Nun finden wir, dass Jesus David und seine Männer ebenso schuldlos spricht wie seine Jünger, die am Sabbath Ähren ausrauften (Mt 12:1-7). Zudem lesen wir von David und seinen Männern: Denn die Gefäße der Männer waren rein. Dies wird wohl kaum anderes sagen, als dass das Herz Davids und seiner Männer durch den Glauben an Gott geheiligt und rein erfunden wurde vor ihrem himmlischen Richter, vor dem sie würdiger waren, die Schaubrote zu essen, als Priester mit unreinem Herzen.

Demgegenüber müssen wir einem Pharisäer, der den Zehnten gibt von allem, auch Minze und Kümmel, der fastet und öffentlich betet, zugestehen, dass er viele gute Werke tue nach dem Gesetz (Mt 23:23).

36. Da Gott aber nicht hierauf sieht, sondern auf das Herz, das voll böser Dinge ist, so bewirken die an und für sich guten Werke ein umso vernichtenderes Urteil, weil die "guten Werke" als Deckmantel für die verwerfliche innere Gesinnung missbraucht werden

Wir beziehen dies auf unsere Tage und dürfen ungefähr folgendes sagen: Da ist ein als edel geltender Mensch, welcher große und kleine Almosen gibt. Nun prüft der Geist Gottes ganz scharf, was der Betreffende denkt oder überlegt, während er die gute Gabe darreicht. Ohne es zu wissen, kann er z. B. die guten Werke tun, um den Beweis zu liefern, dass die Bibel nicht recht habe, wenn sie bezeugt: allesamt sind sie abgewichen, da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer, und merkt nicht, dass er der Bibel recht gibt, indem er den Gegenbeweis erbringen will. Von den vielen selbstsüchtigen Überlegungen, aus denen "gute Werke" hervorkommen, brauchen wir gar nicht zu reden.

37. Um so wunderbarer sind nun die gleichen in diesem Zusammenhang bezeugten Tatsachen für einen gläubigen Menschen.

Denn sein Herz ist gereinigt durch den Glauben, und ein neuer gewisser Geist, der Geist Gottes, ist darin ausgegossen.

Strauchelt nun ein solcher Mensch, in Wort oder Werk, so sieht Gott auch hier nur auf das Herz, und dieses ist willig und möchte nach dem tiefsten Verlangen nur das tun, was Gott wohlgefällt. Da ist dann auch das Wort Jesu: "Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach" (Mt 26:41), nicht etwa nur eine abschätzende Feststellung, sondern eine tröstliche Rechtfertigung vor Gott, lesen wir doch schon im Alten Testament das so wichtige Wort:

  • "Das Wollen des Menschen macht seine Mildtätigkeit aus." (Spr 19:22)

Und nun erst, wenn wir ein Wort Pauli betrachten, können wir uns als gläubige Menschen zutiefst freuen über die Art und Weise, wie Gott uns in unserer Schwachheit begegnet. So heißt es in Röm 8:27:

  • "Desgleichen aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an, denn bei dem, was wir bitten, wissen wir nicht, wie sich’s gebührt (Grundtext), ...

38. aber der Geist selbst verwendet sich in unaussprechlichen Seufzern. Der aber die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist, denn er verwendet sich für die Heiligen gottgemäß"

Der Geist Gottes richtet nicht unsere äußere Schwachheit, sondern er nimmt sich dieser Schwachheit an, weil er weiß, dass selbst im Straucheln unser Innerstes sich umso mehr nach Christus sehnt.

39. Vor Gott rechtfertigt schon das Wollen des Guten, auch wenn das Vollbringen noch nicht vorhanden ist

Dies ist übrigens nur die gerechte Gegenseite von der oben vielfach angeführten Tatsache, dass Gott nur den anklagt, der Böses will oder Gutes nicht will! Das ist ja auch das Thema von Röm 7 bis Röm 8:1.

Wie sehr die Dinge des Herzens im Mittelpunkt der Beurteilungen Gottes stehen, zeigt uns wiederum ein Wort aus den Sprüchen Salomos:

  • "Behüte dein Herz, mehr als alles, was zu bewahren ist, denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens." (Spr 4:23)

Haben wir nicht hier eine wunderbare Erklärung dessen vor uns, was das Wort Gottes wesenhaft mit dem Begriff des Herzens verstanden haben will? Die Ausgänge des Lebens, das ist mehr als eine Quelle, es bedeutet nicht etwa nur eine Pumpstation des Blutkreislaufes, sondern vielmehr das verborgenste Quellgebiet des Geistes des Menschen.

40. Wenn wir hierzu das Wort beachten: "Der Geist ist Leben", so werden uns die vielen Zeugnisse des Wortes Gottes wichtig werden, die alle darauf hinweisen, dass das Herz die Wohnung des Geistes sei

Wir denken hier an Worte wie:

  • "Der uns auch versiegelt hat und das Unterpfand des Geistes in unsere Herzen gegeben hat" (2Kor 1:22)

ferner:

  • "Der aber die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist" (Röm 8:27)

und

  • "Weil ihr aber Söhne seid, so hat Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt" (Gal 4:6)

sowie:

  • "Gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen, dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne." (Eph 3:16-17)

Aus dem Alten Testament entnehmen wir noch jenes feine Wort:

  • "Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und erneure in meinem Innern einen festen Geist." (Ps 51:10)

Da wir wissen, dass Gott Geist ist, so können wir auch hieran ermessen, was das Herz für den Menschen, der im Bilde Gottes geschaffen ist, bedeutet, wenn es vorerst die Wohnstatt des Geistes des Menschen ist.

41. Als Wohnstatt und als Gefäß ist nun das Herz in der Hand Gottes

Er neigt und wendet es, wohin er will. Der Inhalt des Herzens und die Entwürfe, die des Menschen sind, fließen dann über, wo, wie und wann Gott will.

  • "Gleich Wasserbächen ist eines Königs Herz in der Hand Jehovas; wohin immer er will, neigt er es." (Spr 21:1 )

Das gleiche wird uns bezeugt:

  • "Neige mein Herz zu Deinen Zeugnissen und nicht zum Gewinn." (Ps 119:36)

Dies ist dann ein Hinneigen zur Füllung des Herzens.

42. Aber auch der Inhalt des Herzens kann von außen her verändert werden, indem sowohl Gott als auch der Satan und andere Geisteswesen den Menschen Dinge ins Herz geben können

  • "Und mein Gott gab mir ins Herz, ..." (Neh 7:5)

oder andererseits:

  • "Der Satan gab es dem Judas ins Herz." (Joh 13:2)

43. Hierbei ist es nun wichtig zu beachten, dass Gott in diesem Falle den Betreffenden erst recht nur nach dem beurteilt, was er damit in seinem Herzen macht, oder wie er zu dem, was in sein Herz hineingelegt wurde, innerlich Stellung bezieht

Um diese letzten Dinge zu veranschaulichen, lehnen wir uns an das Bild von "Wasserbächen" an und beachten diese Vorgänge anhand eines Aquariums, also eines kleinen Wasserbehälters mit Fischen usw. darin. Das Gefäß entspricht dem Herzen; das Wasser und die Pflänzchen dem Inhalt des Herzens und die Fischlein sind das Bild für die Gedanken und Willensentwürfe. Der Mensch vertritt dabei die Stelle Gottes: Der Mensch kann das Gefäß neigen oder ruhen lassen, wie er will, so machen die Fischlein gleichzeitig doch, was sie wollen; gibt der Mensch etwas ins Gefäß, so können die Fischlein es nehmen oder lassen: so kann auch der Mensch noch Stellung nehmen zu dem, was in sein Herz gelegt wird.

44. Wie steht es nun mit der Verstockung oder der Verhärtung des Herzens?

Die Herzen können verstockt oder verhärtet werden durch den Menschen selbst und durch Gott.

Bevor wir die genauen Zusammenhänge in der Verstockungsgeschichte des Königs Pharao betrachten, sehen wir uns einige Zeugnisse der Bibel an, aus denen wir ersehen können, dass der Mensch sein Herz selbst verstockt. Paulus bezeugt in Eph 4:18-19, ...

45. dass die Verstockung ihres Herzens zusammenhängt mit der Tatsache, dass sie sich selbst der Ausschweifung hingegeben haben

Noch deutlicher tritt dies dort zu Tage, wo es heißt:

  • "Als aber etliche sich verhärteten und nicht glaubten." (Apg 19:9)

Die immer wiederkehrende Mahnung der Bibel: "Heute, so ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht!" (Hebr 3:15) bestätigt uns ebenfalls, dass sich der Mensch in seiner Gesinnung und Entscheidungsfähigkeit seines Herzens einer Einladung Gottes gegenüber ablehnend oder zustimmend verhalten kann. Jede Ablehnung bedeutet eine Verhärtung auf dem Wege zur völligen Verstockung. Wenn nun der Mensch sein Herz in einer bestimmten Richtung mehr und mehr verhärtet, so gibt Gott ihn dahin, dass sein Widerspruch gegen Gott seine Früchte bringt, wie wir lesen:

  • "Und ich gab sie dahin der Verstocktheit ihres Herzens; sie wandelten nach ihren Ratschlägen." (Ps 81:12)

Aus dem nächsten Verse 13 hören wir aus der Klage Gottes wiederum den Grund ihrer Verstockung heraus: weil Israel nicht auf Gott gehört hat.

46. Eine eigenartige Tatsache, die wohl selten Beachtung findet, wird bei Markus festgehalten, dass nämlich die Herzen der Jünger Jesu sogar verstockt waren (Mk 3:5)

Dies tut uns unter anderem die wichtige Wahrheit kund, dass ein verstocktes Herz nicht etwa gleichbedeutend ist mit einer endgültigen Verwerfung von Seiten Gottes.

Sonst hätte ja kein einziger der Jünger Jesu gerettet werden können. Wir werden im Gegenteil sehen, dass ein durch Unglauben verhärtetes Herz einer Begnadigungsmöglichkeit näher steht als ein in eitler Gleichgültigkeit oder selbstgefälliger Frömmigkeit lebender Mensch.

Es gibt Gefäße des Zornes, zubereitet zum Verderben, und Gefäße der Begnadigung, zur Herrlichkeit zuvor bereitet. Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass die Gefäße des Zornes verstockte Herzen sind (Röm 9:22-23).

47. Wir übersehen jedoch leicht, dass jedes Gefäß der Begnadigung voraussetzt, dass es zuvor ein Gefäß des Zorns sein musste; denn begnadigen kann Gott nur einen Sünder, einen Verurteilten oder einen dem Gericht Verfallenen

Durch das Geschenk des Glaubens sind wir unter die Begnadigung gekommen, wir, die wir einst nicht nur Gefäße des Zornes, sondern sogar Kinder des Zornes waren, wie auch die übrigen (Eph 2:3). Es verhält sich also bei uns wie bei den Jüngern Jesu: Von Natur aus sind auch unsere Herzen vorerst verhärtet. Wie kommt die Verhärtung zustande? Weil wir von Kindheit auf in den Überlegungen unserer Herzen trotz dem Werk des Gesetzes, das in unseren Herzen geschrieben ist, es nicht für gut fanden, Gott in Erkenntnis zu haben, ihn nicht als Gott zu verherrlichen und ihm nicht Dank darbrachten (Röm 1:21). Seine Langmut und Güte über alle Menschen schenkt Gott, um sie zur Buße zu leiten. Anstatt nun auf diese Freundlichkeit Gottes einzugehen, häufe ich mir selbst Zorn auf durch die Störrigkeit und Unbußfertigkeit meines Herzens (Röm 2:4).

48. Hierbei wollen wir beachten, dass Gott von einem unwiedergeborenen Menschen ja nicht etwa gute Werke erwartet, sondern lediglich Buße,

d. h. das aufrichtige Bekenntnis zur Stellung der Unfähigkeit und des Verlorenseins.

  • "Ein Mann, der, oft zurechtgewiesen, den Nacken verhärtet, wird plötzlich zerschmettert werden ohne Heilung." (Spr 29:1)

Hieraus ist wiederum ersichtlich, wie der Geist Gottes ein Gefäß des Zornes nicht nur mit Langmut trägt, sondern sich immer wieder darum bemüht, den Betreffenden zurechtzuweisen in Güte und Zucht. Wendet sich der Betreffende trotzdem innerlich mehr und mehr von Gott ab, so erlebt er ein plötzliches Zerschmettert-Werden ohne Heilung. Hier ist wichtig zu beachten, dass das "ohne Heilung" sich bezieht auf das völlige Zerschmettert-Werden des verhärteten Gefäßes. Nicht aber besagt das, dass Gott selbst in einem solchen Falle nichts mehr machen könne in Bezug auf Rettung für die Ewigkeit. Denn auch hier gilt: Was unmöglich ist vor Menschen, ist möglich vor Gott! Wir erinnern uns hierbei an die verhärteten Jünger und an unsere eigene Stellung vor der Begnadigung. Im Gegenteil, diese Stelle weist uns auf den Zweck hin, weshalb Gott die Menschen sich verhärten lässt und er selbst die vollzogene Verhärtung besiegelt.

49. Denn es ist doch eine bekannte Tatsache, dass, je härter ein Tongefäß ist, es umso weniger braucht, um es mit einem Schlage völlig zertrümmern zu können

Sobald nun aber ein Herz zertrümmert ist, zerbrochen ist und der darin wohnende Geist zerschlagen, dürfen wir ganz bestimmt wissen, dass Gott ein solches Herz nicht verachtet, denn es steht geschrieben:

  • "Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst Du, Gott, nicht verachten", (Ps 51:17)

und

  • "Der da heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und ihre Wunden verbindet." (Ps 147:3)

50. Aus diesen Zusammenhängen ersehen wir, dass ein verhärtetes Herz durch schonungslosen Zerbruch gehen muss, bis Gott es so weit hat, um seine überströmende Gnade sich auswirken lassen zu können

Es ist der gleiche Gott, der den Fluch in Segen verwandelt durch die Kraft dessen, was der Sohn Gottes vollbracht hat. Ein eigenartiges Wort gibt uns einen feinen Hinweis, wie wir uns davor bewahren lassen können, unsere Herzen zu verhärten:

  • "Glückselig der Mensch, der sich beständig fürchtet; wer aber sein Herz verhärtet, wird ins Unglück fallen." (Spr 28:14)

Dies heißt wiederum so viel wie: Wer sich beständig fürchtet, d. h. sich deshalb im Schirme des Höchsten birgt, kann sein Herz nicht verhärten, denn eines schließt das andere aus. Wir denken hier an das Wort von Paulus:

  • "Bewirket eure Rettung mit Furcht und Zittern." (Phil 2:12)

51. Was sich der Mensch in seinem Herzen zurecht schmiedet in weichem Zustand, kann er so verhärten lassen zu einem Eigenwillen, der festsitzt, bis Gott auch seinerseits sein: "Du wirst es tun" spricht

Dann gibt es kein Zurück mehr. Die Gefäße der Begnadigung gebraucht Gott, um an ihnen die Gefäße des Zorns zerbrechen zu lassen.

Es geziemt aber den Gefäßen der Begnadigung, dessen eingedenk zu sein, dass sie alle einst Kinder oder Gefäße des Zornes waren. Dies wird sie befähigen, den noch Unbegnadeten in der richtigen Herzensstellung begegnen zu können.

Nun betrachten wir die Verstockungsgeschichte bei Pharao. Hier wirft Paulus ein bestimmtes Licht auf die Zusammenhänge (Röm 9). Es ist ihm wichtig zu zeigen, wie letzten Endes alles an Gott liegt, ohne dass deshalb Ungerechtigkeit bei Gott wäre, wenn er bestimmt, was geschehen soll und was nicht. Wir durften in den weiter vorn besprochenen Dingen sehen, dass Bestimmung Gottes und Wille des Menschen einander nicht ausschließen, sondern dass jedes seinen Platz und seine Einordnung im Gesamt-Ratschluss Gottes findet, und auf die Frage: "Warum tadelt er noch (Röm 9:19)?" durften wir zu der von Paulus mehr äußerlich gegebenen Antwort noch ein inneres Verstehen dieses scheinbaren Widerspruchs erschauen.

Bevor Pharao von allem etwas wusste, sprach Gott zu Mose, als er die Herden Jethros hütete:

  • "Ich werde sein Herz verhärten (2Mo 4:21)."

Nun können wir sogleich wieder fragen: "Was kann Pharao dafür, wenn Gott ihn verhärtet und verstockt (2Mo 7:3)?"

Sobald wir jedoch beachten, dass die beiden soeben erwähnten Aussprüche Gottes nur eine Ankündigung von dem sind, was Gott noch tun wird, und noch kein Bericht über den Verlauf der Verstockungsgeschichte selbst vorliegt, so dürfen wir nunmehr darauf gespannt sein, wie der Gang dieser Dinge der Reihe nach erfolgte. Aus diesem Bericht können wir dann deutlich ersehen, dass Gott ja nicht etwa die persönliche Herzensstellung desjenigen übersieht oder gar mit Füßen tritt, dessen Herz er verstockt.

52. Wir finden nun die vielsagende Tatsache, dass Pharao sein Herz gegenüber der Aufforderung des Moses, das Volk ziehen zu lassen, siebenmal verstockte, ...

... sich erhob oder sich auflehnt, bevor es dann in Kap. 9:12 zum ersten Mal heißt:

  • "Jehova verstockte das Herz des Pharaos."

Dann lesen wir wiederum in Vers 34 und 35, dass das Herz des Pharao sich erhob und sich verstockte; dann bezeugt Gott, er habe dem Pharao Gelegenheit gegeben oder ermöglicht, dass sein Herz sich erheben konnte. Und im Weiteren verstockt Jehova das Herz des Pharao noch einige Male, und zwar im ganzen wiederum siebenmal. Aus der Geschichte selbst geht demnach klar hervor, dass Jehova das Herz des Pharaos erst dann verstockte, nachdem dieser nach eigenem Willensentschluss sein Herz selbst völlig verstockt hatte. Wir haben hier an Pharao das treffende Bild zu jenem Spruche Salomos, den wir zuvor schon erwähnten: "Ein Mann, der, oft zurechtgewiesen, den Nacken verhärtet, wird plötzlich zerschmettert werden ohne Rettung."

53. Wenn Gott des Pharao Herz verhärtete, dann bestätigte er nichts anderes als das, was Pharao selbst wollte

Wir könnten beinahe sagen, Gott erhob den Willen des Pharaos zum Beschluss, bis er das verhärtete Gefäß mit einem Schlage zertrümmerte.

Dieser eine Schlag war die Tötung aller Erstgeburt Ägyptens. Nicht nur gab Pharao nun dem Willen Gottes nach, sie ziehen zu lassen, sondern sprach: "Dienet Jehova!" und dann kam das ergreifende Wort aus seinem Munde:

  • "Gehet hin und segnet auch mich!" (2Mo 12:32)

Und wenn alle diesen Schrei des Pharaos überhören sollten, Gott selbst hat ihn gehört als ersten Hilferuf eines zerbrechenden Zorngefäßes. Gott vergaß auch nicht, dass einst eine Tochter Pharaos in Barmherzigkeit den Mose aus dem Nil zog und ihn zu ihrem Sohne erhob; denn Gott erhob eines Tages eine Tochter Pharaos zum Weibe Salomos über alles in Israel.

In der Betrachtung der bisherigen Zusammenhänge stand in der Regel der von dem gefallenen Adam abstammende Mensch vor uns, wie er auch in den Sprüchen Salomos meistens geschaut wird.

54. Wir wenden uns nun dem wesenhaften Unterschied zu, der zwischen gläubigen und ungläubigen Menschen besteht

Dieses Merkmal findet sich wiederum am deutlichsten in den Vorgängen des Herzens. Wir können deutlich drei Stufen unterscheiden:

1. Der ungläubige Mensch
Wie wir gesehen haben, kann er wollen, was er will im Rahmen seines Herzens, aber keineswegs ausführen, was er will. Bei ihm bewirkt nicht Gott das Wollen; er bewilligt oder verwehrt ihm das äußere Tun.
Wie bringt es nun Gott dazu, dass ein solcher Mensch zum Glauben kommt? Durch die Führung Gottes kommt es so weit, dass der betreffende Mensch in seinem Eigenwillen zerbricht. Auf diese Weise bewirkt Gott das Wollen zum Glauben. Und nun erst wagt es Gott, an den Betreffenden mit Aussicht auf Erfolg heranzutreten mit der wunderbaren Bitte:

  • "Gib mir, mein Sohn, dein Herz, und lass deine Augen Wohlgefallen haben an meinen Wegen." (Spr 23:26)

Hier liegt der Übergang vom Unglauben zum Glauben. Nun ist es auf einmal so, dass der Mensch kaum fassen kann, dass Gott sein Herz noch als Trümmerhaufen begehren soll. Er ist froh, dass Gott ihn trotzdem noch annimmt. Er erfährt nun, dass er ein reines Herz empfängt und einen neuen, gewissen Geist, der darin wohnt (Ps 51:10). Dieser Mensch ist jetzt darin glücklich, dass es nicht nur Reinigungsmittel für äußere Flecken und sichtbaren Schmutz gibt, sondern dass er im Blute Christi ein gottgegebenes Reinigungsmittel für die inneren Verunreinigungen besitzen und anwenden darf als Gottes Kind.

2. Der zum Glauben gekommene Mensch

55. Dieser Mensch befindet sich auf der zweiten Stufe, er glaubt nun Gott, befindet sich aber vorerst noch unter dem Gesetz

Er kann nicht mehr wollen, was er will in seinem Herzen, weil jetzt der Geist Gottes darin wohnt.

Nach seiner neuen Gesinnung will er aus innerstem Herzen nur noch das Gute, an dem Gott Wohlgefallen haben kann. Der neue Geist ist willig hierzu in seinem Herzen, der alte Mensch aber, das Fleisch, ist schwach, so dass er das Gute auszuführen nicht imstande ist.

56. Gott bewirkt nun bei ihm das Wollen, aber leider meldet sich zum Vollbringen vorerst noch der alte Mensch

Aus diesem letzteren Grunde erhält er von Gott noch nicht die Kraft zum Tun des Guten.

Hier finden wir diese Dinge sehr deutlich bezeugt: Bis zum Vers 7 warnt Paulus noch einmal davor, dass sich ein gläubiger Mensch unter das Gesetz stelle. Von Vers 7 bis Vers 14 bespricht Paulus den negativen Dienst des Gesetzes. In den weiteren Versen dieses Kapitels ist der traurige Zustand des gläubigen Menschen geschildert, der nicht allein mit der Gnade Gottes rechnet, sondern mit den Kräften seines alten Menschen auf gesetzliche Weise, das vollbringen will, was er nach dem Wollen des Herzens so gerne tun möchte.

57. Auch im Fleische des gläubigen Menschen wohnt noch die Sünde und gar nichts Gutes; nur der innere Mensch ist erneuert; dieser aber ist eine völlig neue Kreatur, hier ist alles neu geworden

Da Gott nur das Herz ansieht, ist der Betreffende trotz des Versagens nach außen gerechtfertigt vor Gott.

In diesen Versen ist die unbefestigte Situation desjenigen gläubigen Menschen bezeichnet, der auf gesetzliche Weise Gott gefallen will. Er selbst dient seiner Gesinnung geistlicherweise dem Gesetz Gottes, sein Fleisch aber dient noch der Sünde Gesetz (Vers 25).

Es ist wichtig, zu sehen und zuzugeben, dass in Röm 7 die Rede ist vom gläubigen Menschen. Dann dürfen wir nämlich Gott von Herzen danken, dass er in diesen Worten den Beweis bringt, wie gut, wie vollkommen Er die Spannung und die Not des gesetzlichen Menschen kennt und versteht; und darin liegt der erste Schritt für den Wandel im Geist, dass wir uns von Gott in diesen Abschnitten von Röm 7 als Gläubige in Sein helles Licht stellen lassen.

Ein ungläubiger Mensch hat nämlich nicht "Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen" (Vers 22). Das Gewissen bezeugt ihm lediglich was gut und was böse ist, und straft seine bösen Gedanken und Überlegungen.

Ein ungläubiger Mensch weiß auch nicht, dass das Gesetz geistlich ist (Vers 14). Er will nichts davon wissen, dass in ihm, in seinem Fleische nichts Gutes wohne (Vers 18); gegen ein solches Zeugnis lehnt er sich im Gegenteil mächtig auf. Für einen Ungläubigen gilt die Entschuldigung nicht, dass nicht mehr er das Böse vollbringt, denn bei ihm gibt es noch keinen neuen Menschen, der vom äußeren Geschehen Abstand zu nehmen vermöchte (Vers 20). Beim Ungläubigen liegt das Böse nicht a n ihm oder neben ihm (Vers 21), sondern wohnt noch dauernd in seinem Herzen.

In Röm 7 straft der Geist Gottes mit scharfem Licht die gespaltene Stellung des gläubigen Menschen, der unter Gesetz ist; Er bezeugt aber immer wieder, dass dieser Mensch deswegen von Gott aus gesehen gleichwohl gerechtfertigt ist, weil er von Herzen das Gott wohlgefällige tun will. Denn auch nur ein gläubiger Mensch kann von sich geistlicherweise sagen: "Ich aber starb!" (In der Gesinnung des Herzens). Deshalb kommt im ersten Vers des 8. Kapitels die wunderbare Zusammenfassung dessen, was im 7. Kapitel dargelegt wurde, in den Worten zum Ausdruck:

  • "Demnach ist nun nichts zur Verdammung denen, die in Christo sind!" (Röm 8:1)

3. Der gläubige Mensch, der frei vom Gesetz ist
Im weiteren Verlauf von Kapitel 8 leitet nun das Wort über zu der 3. Stufe, in welcher der gläubige Mensch vom Gesetz frei wird und es nun lernt, im Geiste zu wandeln. Es ist wichtig, hier klar zu verstehen, dass "unter Gesetz sein" oder "gesetzlich wandeln" genau das Gegenteil von dem ist, was "im Geiste wandeln" bedeutet. Denn wir lesen:

  • "Wenn ihr aber durch den Geist geleitet werdet, so seid ihr nicht unter Gesetz." (Gal 5:18)

58. Beim im Geiste wandelnden Menschen "darf" nun Gott nicht länger nur das Wollen zum Guten, sondern auch das Vollbringen bewirken

Er glaubt dem Wort: "Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot; der Geist aber Leben (Röm 8:10)!"

Deshalb erwartet er vom Fleischesleibe nichts mehr als das eine, was für einen Todgeweihten noch möglich ist: Seinen Leib als heiliges Schlachtopfer Gott zur Verfügung zu halten. Tut er dieses von Herzen, dann darf er erleben, wie jetzt die an und für sich toten Glieder von Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit gebraucht werden (Röm 6:13). Denn wir selbst (das ist der innere Geistesmensch) dürfen uns durch Gnade Gottes darstellen als Lebende aus den Toten; unsere Glieder aber sollen ihm zu Werkzeugen der Gerechtigkeit zur Verfügung stehen. Jedes "Werkzeug" ist aber tot in sich selbst, so auch unser Leib, unsere Glieder. Aber jedes tote Werkzeug kann durch einen Lebenden betätigt und nutzbringend verwendet werden. Dies ist "das Bild der Lehre, dem wir übergeben worden sind", und insofern wir hier "von Herzen gehorsam geworden sind", bewirkt nun Gott selbst zum Wollen auch das Vollbringen hierzu in unserem Leben (Röm 6:17).

Es sagte jemand:

"Das Unmögliche in unserem Leben tut Gott, das Mögliche haben wir zu tun."

Dies scheint sehr fromm und richtig zu klingen. Wer sich aber nach diesem Rezept richtet, kommt nicht aus Röm 7 heraus; sondern der Geist wacht selber darüber, dass das Vollbringen nicht zustande kommt, solange der Mensch der Handelnde sein will ("... auf dass ihr nicht das tut, was ihr wollt." - Gal 5:16-17). Und hier liegt der wunde Punkt! Scheint es uns nicht richtig und sogar selbstverständlich zu sein, wenn der ungläubige Mensch sagt: "Ich habe meine Arbeit zu tun"; und die gläubige Frau: "Das Kochen ist meine Sache, nicht Gottes!" Merken wir die Lüge und den Trug nicht, der drinsteckt?

Denn es ist genau so töricht gedacht, wie wenn die Axt spräche: "Ich habe das Holz zu spalten", und die Säge: "Holz sägen liegt ganz an mir!" Damit rühmt sich aber die Axt wider den, der sie gebildet hat und mit ihr haut, und die Säge wider den, der sie zieht. Wer hat denn unsere Hände gemacht, dass sie arbeiten können (Jes 10:15)? Wer gibt uns zudem ständig Odem und Kraft, auch das Geringste tun zu können? Wann werden wir von Herzen im vollen Umfange glauben, dass wir ohne ihn nichts tun können? Im gleichen Maße, wie wir uns unter diese Wahrheit Gottes stellen, wissen wir dann aber auch aufs bestimmteste, dass gar nichts an uns herantreten oder uns zustoßen kann, ohne dass unser geliebter Herr es bewilligt hätte. So können wir uns sogar freuen, wenn man uns schmäht.

59. Schon im Alten Testament empfiehlt uns die Weisheit Gottes: "Befiehl Jehova deine Werke, und deine Gedanken werden zustande kommen"

Also genau das, wovon wir meinen, es sei unsere Sache, unsere Werke, sollen wir unserem Herrn anbefehlen, ihm übergeben; dann erst kommen sie zustande.

Ich darf am Morgen früh schon bitten: Herr, dir übergebe ich alles, was ich heute tun soll, bewirke es Du für mich. Und siehe, wir werden staunen, wie Gott handelt durch uns, an uns, für uns! Jenes Wort gehört auch hierher:

  • "Befiehl Jehova deinen Weg und vertraue ihm und er wird handeln." (Spr 16:3)
  • "Ergötze dich an Jehova: so wird er dir geben die Bitten deines Herzens!" (Ps 37:5)

Das zuvor angeführte Wort dürfte demnach eine kleine, aber gewaltige Korrektur erfahren:

"Das Unmögliche in unserem Leben tut Gott; das Mögliche bewirkt Er: in und durch uns."

60. Beim vom Geist geleiteten Menschen bewirkt demnach Gott beides, das Wollen und das Vollbringen, das Wollen des Guten und das Auswirken desselben

Und weil dies kein Geringerer tut als der allgewaltige, heilige Gott selbst, sollen wir in Furcht und Zittern darüber wachen, dass wir ihm nicht im Wege stehen.

Aus all dem ergibt sich als Zusammenfassung das gewaltige Wort:

  • "Also liegt es nicht an dem Wollenden noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott." (Röm 9:16)

Denn A:

  1. Der Ungläubige ist von Gott dahingegeben, in seinem Eigenwillen zu zerbrechen.
  2. Der Wollende wollte ja erst dann glauben, nachdem Gott dafür sorgte, dass sein Eigenwille in sich selbst zerbrach. Auf diese Weise hat Gott sein Wollen bewirkt. Nicht etwa dadurch, dass Gott dessen Willen vergewaltigte, sondern ihm seinen Willen ließ!
  3. Selbst wenn einer von sich aus sich retten lassen will oder glauben will, so hängt sein Glaube oder seine Rettung noch davon ab, ob Gott sich zu ihm herablässt.
  4. Der Wollende und Suchende steht wohl unter dem Wohlgefallen Gottes, seine Rettung aber liegt daran, ob Gott handelt oder nicht.

B:

  1. Laufen können sowohl Ungläubige und Gläubige ohnehin erst dann, wenn Gott es ihnen bewilligt und ihnen die Kraft und Möglichkeit dazu gibt.
  2. Der Ungläubige kann vorerst nur ins Verderben laufen, weil er es nicht für gut findet, Gott, von dem er weiß, in Erkenntnis zu haben.
  3. Der Gläubige unter Gesetz läuft lange Zeit noch so, wie er eigentlich nicht will.
  4. Der Gläubige, vom Geiste geleitet, läuft, wie der Geist will.

Deshalb liegt die Rettung oder gar die Vollendung in keinem dieser Fälle weder am Wollenden noch am Laufenden, sondern ganz an Gott.

61. Die Gerichtsreife aber durch Unbußfertigkeit und Ungehorsam des Herzens ist Sache des Menschen

Das Maß hiervon bestimmt aber zum Glück Gott, nicht der Mensch. Hierzu gehört auch das Ablehnen des Ratschlusses Gottes in Bezug auf sich selbst.

Aber gerade zu jenen, die letzteres taten, sagt der Herr Jesus:

  • "Und ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus wird öde gelassen; denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprechet: "Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!" (Lk 7:30 / Mt 23:37-39)

Demnach bewirkt die Ablehnung des Ratschlusses wohl Gericht und Aufschub, aber keinesfalls wird der Ratschluss Gottes aufgehoben! Wenn schon der Ratschluss Gottes fest bleibt trotz Bosheit und Ablehnung von Seiten der Geschöpfe, wieviel mehr wird der Vorsatz der Gnade Gottes, den Er gefasst hat bei sich selbst, in Herrlichkeit zustande kommen und fest bleiben für immer und alle!

62. Der Ratschluss Gottes bewirkt unter anderem, "dass jeder Mund verstopft werde und jedes Knie sich beuge vor Ihm"

Der Ratschluss aber mündet ein in das herrliche weite Meer des Vorsatzes, nach seinem Wohlgefallen, wonach das All in Christus unter ein Haupt zusammengefasst werden wird und Gott alles in allen sein wird!

Lasst uns schließen mit zwei Gottesworten:

  • "Den Weg Deiner Gebote werde ich laufen, wenn Du Raum gemacht haben wirst meinem Herzen!" (Ps 119:32)
  • "Seid um gar nichts besorgt, sondern in allem lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kund werden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christo Jesu." (Phil 4:6)


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