Der Philipperbrief - Kapitel 3

Aus Bibelwissen
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Abschrift: Der Philpperbrief Band I - II (1990)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
als Schrift nicht mehr erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Philipperbrief - Kapitel 3

Band II
Nicht das Gesetz, sondern Christus ist unsere Gerechtigkeit
Nicht Irdischem, sondern Christus gilt unsere Erwartung

Nicht das Gesetz, sondern Christus ist unsere Gerechtigkeit

Phil 3:1

"Im übrigen, meine Brüder, freuet euch im Herrn!"
Irdische Freude

In den zurückliegenden zwei Kapiteln kamen wir wiederholt auf die "Freude" zu sprechen (Phil 1:4.25; Phil 2:2.17.18.29). Es wurde dabei mehr die allgemeine Freude angesprochen. Das 3. Kapitel beginnt jedoch erstmalig mit der ganz konkreten Aufforderung zur Freude, und darüber hinaus spricht Paulus von der Freude im Herrn.

Wir bleiben heute bei der irdischen Freude stehen, damit uns in den nachfolgenden Tagen der Gegensatz zu der "Freude im Herrn" so richtig bewusst wird.

Die Seele ist jener menschliche Teil, der uns die Freude erleben lässt, sie für uns empfindbar macht. Es ist kaum vorstellbar, dass ein Mensch ohne irgendeine Freude überhaupt leben kann. Freude ist ja erst der Antrieb zum Leben. Sie hängt von vielen Umständen ab, z.B. von unserem persönlichen Zustand wie Wohlbefinden, gute Stimmung oder auch von äußeren Einflüssen wie Sonnenschein, gutes Essen, Geselligkeit, Stimmung, Berufserfolge, Familienglück usw. Diese Freuden sind nicht negativ, im Gegenteil, sie gehören zu unserem täglichen Leben, fast wie die Luft zum Atmen. Wenn wir einmal von den negativen Erscheinungen der Freude absehen (z.B. Schadenfreude, Freude an unredlichen Dingen), so dürfen wir diese irdischen Freuden doch als ein Geschenk dankbar aus der Hand des Schöpfers nehmen. Achten wir sie also nicht gering, sondern danken wir für all die oft auch nur kleinen Freuden, die uns im Verlauf eines jeden Tages begegnen.

Wir wollen nun eine Eigenschaft der irdischen Freude erkennen, von der wir gestern sprachen: Sie ist jeweils von einem bestimmten Ereignis oder Erleben abhängig, uns so schnell, wie sie kommt, so schnell kann sie auch wieder vergehen. Diese irdische Freude kann auch nicht geboten werden, wie dies >Paulus im obigen Vers bei den Philippern tut. Man kann zwar Stimmung machen, kann jemand mit gutgemeinten Worten auffordern, den Trübsinn zu vergessen - aber es bleiben eben menschlich/irdische Versuche, Freude zu bekommen.

Zur Freude "im Herrn" jedoch fordert Paulus uns auf, weil es eine Freude ist, die unablässig von jeglichem irdischen Ergehen ist. Sie ist nur von einem abhängig: Von der Verbindung zum Herrn! Sie kommt und geht nicht, wie es uns auch äußerlich ergehen mag, vielmehr ist sie beständig in uns, sofern unser Blick auf Ihn, den Herrn, gerichtet ist. Ein Wegschauen vom Herrn auf andere Dinge kann aber auch diese Freude trüben oder sie ganz schwinden lassen. Es liegt dann jeweils an uns, dass die richtige Beziehung zu unserem Herrn wieder hergestellt wird.

So verstehen wir Pauli Aufforderung zur Freude als ein Stück unseres Wandel, als ein Stück, welches uns stärkt und ermuntert, ganz gleich, in welcher Lage wir uns auch befinden sollten.

"Die auf Ihn sehen, werden strahlen vor Freude" (Ps 34:5).

Gnade

Es ist sicherlich gut und hilfreich, wenn wir uns an einigen Tagen ganz aufs Neue mit den Dingen beschäftigen, die uns geistliche Freude vermitteln können. Oft ist unser Herz deshalb so leer und traurig, weil wir uns diese geistlichen Freuden viel zu wenig vergegenwärtigen; aber vielleicht stehen wir schon so hoch in der Erkenntnis, dass wir diese Anfangsgründe gar nicht mehr nötig haben; oder doch?

Ein geistliches Fundament der andauernden Freude darf für uns eine Gnade sein. Gnade und Freude hängen eng miteinander zusammen, der griechische Grundtext zeigt dies deutlich:
Gnade = charis, Freude = chara.
Das Wort charis (Gnade) ist dem tieferen sinn nach zu verstehen "als etwas, das Freude verursacht!" Verursacht die Gnade in unserem Leben Freude?

Lassen wir es uns erneut groß werden, dass wir Gerettet und Gerechtfertigte in der jetzigen Verwaltung der Gnade sind; es ist dies das Geschenk des Vaters an Seine Kinder, ein Geschenk, das Freude verursachen soll. Es hat den Vater allerdings Sein Teuerstes gekostet - und so sehen wir Ihn, den Sohn Seiner Liebe als Opfer hingebend.

Danken wir täglich dafür, dass wir in dieser Gnade Gerettete sind, und halten wir stets fest, dass uns nichts von dieser Gnade überströmt, "damit ebenso wie die Sünde im Tode herrscht, also auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu äonischem Leben durch >Jesus Christus, unseren Herrn" (Röm 5:21).

Geistliche Segnungen

Die ersten Verse des Epheserrundbriefes sind ein wahrer Quell der Freude. Die Quelle sprudelt, sobald wir hören welch gewaltige Aussagen hier gemacht werden - sie betreffen das, was wir in Christus Jesus sind.

Eröffnet wird diese Freudenbotschaft mit der Tatsache, dass der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus uns mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus segnet (Eph 1:3). Wir beachten dabei,

a) dass Gott uns mit jedem Ihm möglichen Segen beschenkt, es gibt keinen, der Er uns vorenthalten möchte.
b) Geistliches Segnungen sind nur im Glauben zu erfassen, alles irdische Denken muss dabei zurückweichen.
c) Der Ort der Segnungen befindet sich demgemäß auch in den überhimmlischen Regionen, genauer gesagt, inmitten der Überhimmlischen.
d) Und jetzt kommt das Herzstück: "In Christus!"

Was uns nun dort oben aufbewahrt ist, soll über einige Tage hinweg Gegenstand unserer Betrachtung sein. Beachten wir dabei gleich von Anfang an, dass alle Segnungen stets nur in Christus Jesus zu erlangen sind, dass Er dabei in allem zum Mittelpunkt wird. So kann dann auch die aufkommende Freude in Dank umgewandet werden, und unser Dank über die uns geschenkte Freude darf zurückfließen zum Vater als Segen: "Gesegnet sei der Gott und Vater..."

Auserwählt

"...so wie Er. uns in Ihm vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat.." (Eph 1:4).

Leider wird diese Auserwählung viel zu wenig beachtet und verkündet, vielleicht auch deshalb, weil man sich vor der großen Zahl der Nichtauserwählten geniert und überheblich vorkommt.

Nun sollen wir mit dieser Tatsache auch nicht prahlen, sondern uns vielmehr darüber freuen.

Gott hat in Seinem Ratschluss festgelegt, dass eine Erstlingsschar aus allen irdischen Nationen aktiv an der Aufhauptung des Alls in Christus teilnimmt. Die Auswahl fand vor dem Niederwurf der Welt statt, also ohne unser eigenes Zutun. Niemand kann sich aus eigenem Willen zu dieser Schar Auserwählter dazuzählen. Man beachte hier genau Apg 13:48, wo uns gesagt wird, dass nur jene zum Glauben kommen, die zu äonischem Leben verordnet waren.

Damit steht fest, dass Got tuns alle schon vorher erkannt hatte und demgemäß Seine Auswahl traf, wobei Er gemäß Seinem göttlichen Vorsatz nicht die Starken berief, "sondern das Törichte der Welt erwählt Gott, damit Er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt erwählt Gott, damit er das Starke zuschanden mache ..." (1Kor 1:27).

In Ihm, unserem Herrn, sind wir auserwählt, Er ist unser Haupt, und wir sind Seine Glieder. Wir sind mit dieser Auserwählung gesegnet, damit wir wiederum in den kommenden Äonen für die zum Segen sein dürfen, die in späteren Ordnungen und Zeiten zur Rettung bestimmt sind.

Sohnesstand

"In Liebe hat Er uns für Sich zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt..." (Eph 1:5).

Gleich der ges trigen Auserwählung liegt auch diese Segnung für uns in der Vergangenheit, denn wir sind ja bereits durch unseren Herrn im Sohnesstand. Wie wir schon besprachen, ist uns Christus "in dem Namen Jesus" zum Retter geworden (Phil 2:10).

Bedeutet es für uns nicht unermessliche Freude, dass wir durch Christus Jesus Zugang zu dem Vater, zu Seinem Herzen haben? Nutzen wir diese Freudengabe auch gebührend aus, indem wir alles vor Ihm bringen und im Gebet vertrauensvolle Zwiesprache halten?

Neben dem innigen Vater/Sohnverhältnis bedeutet Sohnesstand aber auch, sich in die Aufgaben hineinführen zu lassen, die der Vater uns zugedacht hat. So ist es dem Vater ein Anliegen, dass Seine Söhne im Glauben heranwachsen, dass sie schon jetzt Verantwortung erkennen in dem, was ihnen in den überhimmlischen Regionen bevorsteht, und dass sich ihr Trachten und Sehnen immer mehr auf das konzentriert wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend.

Dies alles darf kein anstrengendes '"Muss" sein, sondern soll in der überschäumenden Freude im Herrn stattfinden.

Freilösung und Vergebung

"In Ihm haben wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt" (Eph 1:7).

Welch köstliches Wort steht heute vor uns! Freigelöst von Sünde und Schuld, dürfen wir in völligem Frieden vor unseren Gott und Vater treten. Das Blut unseres Herrn, Seine Dahingabe in den Tod, haben dies bewirkt. Mit Christus starb auch unsere alte adamitische, sündige Natur. Dies ist Grund zur höchsten Freude, Freude im Herrn.

Was uns jedoch immer wieder zu schaffen macht, sind die täglichen, mehr oder weniger gewichtigen Verfehlungen, die uns unterlaufen. Die Palette ist hier breit, je nach Veranlagung und Charakter des einzelnen. Das sind dies alles Dinge, die das Vaterherz kränken. So stehen wir also immer wieder am Ende eine Tages vor Gott und bitten Ihn. um Vergebung. Doch wenn wir unser obiges Wort betrachten, so erkennen wir, dass auch diese täglichen Kränkungen längst vergeben sind - bewirkt durch die überfließende Gnade. Wie ein Strom reißt diese Gnade alles Verunreinigende hinweg, und zurück bleiben unsere Dankbarkeit u nd unserer Freude, die im selben Maße überließen dürfen, diesmal aber zur Verherrlichung und zum Lobpreis des Vaters.

Das Geheimnis Seines Willens

"In aller Weisheit und Besonnenheit macht Er uns das Geheimnis Seines Willens bekannt..., um in Christus das All aufzuhaupten; beides, das in den Himmeln und das auf der Erde" (Eph 1:8-10).

Sicherlich sind dies altvertraute Worte für uns, die wir fast auswendig aufsagen können. Die frage für heute wäre: Ist uns schon einmal so richtig bewussts geworden, dass Gott in dem gesamten All unter allen Geschöpfen gerade uns für würdig erachtet hat, Träger des Geheimnisses Seines Willens zu sein? Erfüllt uns diese Tatsache mit Freude?

Haben wir auch schon bedacht, dass. unter einer großen Zahl von Gläubigen dieses Geheimnis - dass einmal alles in Christus aufgehauptet wird - noch unbekannt ist bzw. abgelehnt wird?

Wenn uns Gott hier die Größe Seines Heilsplanes schauen lässt, so muss doch in unseren Herzen Freude aufkommen, zumal dieser ganze Vorsatz "in Ihm", unserem Herrn gefasst ist.

Und wenn uns dies alles schon Anlass zur Freude wurde, freuen wir uns weiter schon heute darauf, an diesem Vorsatz selbst einmal mitwirken zu dürfen, und zwar in den Regionen der Überhimmel! Was kommen doch da für gewaltige und herrliche Aufgaben auf uns zu! Lassen wir uns willig auf diese vorbereiten, nicht zuletzt auch durch die Aussagen des Philipperbriefes.

Das Los

"In Ihm hat auch uns das Los getroffen..." (Eph 1:11).

"Auch uns" will besagen, dass schon vor uns Lose ausgeteilt wurden - wir denken da an die Stämme Israels, welche gemäß 4Mo 34:13 ihr Land durch Los als Erbteil empfangen haben. Israels Los ist irdisch, darum liegt auch Israels zukünftige Aufgabe auf der Erde.

Betrachten wir unser eigenes Los(-teil), so müssen wir uns allerdings von der Erde lösen und unsere Blicke nach oben richten, wo Christus ist (Kol 3:1). Dort hinauf soll unser Trachten un dSinnen gerichtet sein. In Phil 3:20 sagt Paulus klar, dass unser Bürgertum in den Himmeln ist. Dort, wo unser Haupt ist, da dürfen wir heute schon im Glauben verweilen.

Paulus wurde als einziger bis zum zukünftigen dritten Himmel entrückt, doch konnte er. uns darüber keine Angaben machen, weil ihm nicht erlaubt war, das auszusprechen, was er schauen durfte (2Kor 12:3-4). Eines jedoch ist sicher: Was er sehen durfte, war Herrlichkeit, und diese Herrlichkeit wartet in Form unseres Loses auf uns. Das Los traf u ns in Ihm, und somit dürfen wir uns auch im Herrn freuen, dass uns jeder Tag dieser Erwartung näher bringt.

Eine frühere Erwartung

"... die wir eine frühere Erwartung in Christus haben" (Eph 1:12).

Hier wäre gleich zu fragen: Eine frühere Erwartung als wer?

Die Nationen scheiden bei dieser Frage aus, denn diese haben keine Erwartung, sie sind in der Welt ohne Gott (Eph 2:12). So bleibt noch Israel übrig, und dieses Volk hatte in der Tat eine berechtigten Erwartung.

Israel hat unter der Führung seines Messias die große Erwartung auf das Königreich der Himmel, das Tausendjahrreich auf Erden. Das AT ist voll von dieser irdischen Erwartung, und auch in den 4 sogenannten Evangelien bereitet Jesus Seine zwölf Jünger auf die Aufgaben in diesem irdischen Königreich vor.

Die Verstockung Israels war der äußere Anlass, dass Gott Paulus berief und durch diesen eine Auswahl aus allen Nationen herausrufen ließ. Diese Auswahl - es sind die Glieder an Christi Körper - wurde zwischen den Geschichtsablauf Israels eingeschoben, und - wenn die Zahl dieser aus den Nationen vervollständigt ist, werden sie entrückt (Röm 11:25-26). Erst nach dieser Entrückung steuert Israel mit großen Schritten dem Tausendjahrreich zu; zwar kommt dann noch die furchtbare Zeit des Zornes Gottes, aber ganz klar steht in Röm 11:26: "Und sodann wird Israel als Gesamtheit gerettet werden."

Somit ist den herausgerufenen Gliedern Christi durch die Entrückung eine zeitlich frühere Erwartung in Christus als Israel verheißen. Sehnen wir. diesen Tag der Entrückung herbei? Freuen wir uns darauf, dass wir dann für alle Zeit bei Ihm, unserem Herrn, sein werden?

Der Glaubensanfang

In Ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung, hört..." (Eph 1:13).

In den zurückliegenden Tagen sprachen wir bereits über den Namen Jesus (Phil 2:9-10) und dass sich in diesem Namen, der "Retter" bedeutet, jedes Knie beugen und jede Zunge huldigen wird. Für uns ist dieser Name "Jesus" längst kostbares Gut geworden.

Indem wir das Evangelium hörten, wurde unser Herz berührt und unser Geist durch den Geist Gottes zu neuem Leben befruchtet. Wir erkannten die Finsternis und Gottesferne, in der wir uns bislang befanden, und durften in seliger Freude von unserer Rettung hören und diese dann auch in dem Herrn annehmen. Dies geschah durch das Geschenk des Glaubens!

Wenn vielfach immer noch gelehrt wird, der Glaube sein ein Schrift den wir zuerst auf- bzw. vollbringen müssten, so macht man ja damit das Gläubigwerden von dem Menschen abhängig. Aber nicht das Geschöpf, sondern der Schöpfer hat längst (schon vor dem Niederwurf der Welt) erwählt, wer zum Körper des Christus bestimmt ist. Dies zeigt sich schon überdeutlich bei den ersten Gründungen von Gemeinden durch Paulus: "... und allem die zu äonischem Leben verordnet waren kamen zum Glauben" (Apg 13:48b).

Ist uns dies alles längst z ur Selbstverständlichkeit geworden, oder gehen unsere Gedanken gerne zurück zu den Anfängen unseres Glaubens? Auch hier sollte immer wieder die Freude in uns spürbar sein, dass wir Gerettete sind, dass wir Gerechtfertigte sind, dass wir Freigelöste sind durch und in unserem Herrn Jesus Christus!

Die Versiegelung

"In Ihm seid ihr, die ihr glaubt, versiegelt mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen ..." (Eph 1:14).

Auf den Glauben folgt die Versiegelung. Dies bedeutet für uns,

1. dass schon das Gläubigwerden kein eigenes Werk , sondern Gottes Auswahl darstellt,
2. dass die darauffolgende Versiegelung auch Gottes Werk ist und
3. dass die Versiegelung ein Angeld unseres Losteils ist.

Wenn wir dies im Herzen bewegen, so darf es uns wiederum Anlass zu nie versiegender Freude sein, wissend, dass uns nichts mehr aus Seiner Hand reißen kann. Wohl gibt es auch in unserem Leben Zeiten, wo wir uns ferne fühlen, wo uns Traurigkeit, ja Zweifel überfallen, wo uns, wie Timotheus, Verzagtheit überkommt. Möge doch hier die Freude im Herrn, der wir nun einige Tage gewidmet haben, alles Dunkle überstrahlen, mögen uns doch diese Verse des Epheserbriefes begleiten und stets die Quelle der Freude sein.

In all den Kämpfen des Wandels und Dienstes soll uns obiges Wort erfrischen: Im übrigen, meine Brüder, freuet euch im Herrn!

"Euch dasselbe zu schreiben, ist mir zwar nicht verdrießlich, euch aber macht es gewiss."

Wir befinden uns gegenwärtig in einer sehr schnelllebigen Zeit, wo der Mensch, kaum dass etwas hat, schon wieder nach Neuem Ausschau hält. Die Werbung in den Massenmedien heizt diesen Trend mit allen Mitteln an. Man freut sich also kaum mehr an dem, was man besitzt, die Unzufriedenheit wächst.

Auch vor Gläubigen macht dieser Zeitgeist nicht halt. Man ist auch anspruchsvoller geworden, was das Wort Gottes betrifft. Altbekannte Themen locken nicht mehr sehr, dafür aber umso mehr Neues, vielfach noch Unbekanntes. Es ist richtig, dass wir das Wort der Wahrheit, die Bibel, noch lange nicht voll ausgeschöpft haben und dies wohl auch nie schaffen werden. Somit ist es sehr wohl auch heute möglich, dass wir noch Neues im Wort erkennen dürfen. Doch unser obiges Leitwort lehrt uns auch, dass Paulus es sich nicht verdrießen ließ, Wiederholungen zu schreiben, ja dass das Wiederholen von bekannten Tatsachen diese gerade vertieft und uns darin gewiss macht.

Stören wir uns also nicht an Wiederholungen, lasst uns auch nicht Versammlungen Konferenzen usw. meiden, wo wirkeine Sensationen vermuten, wo uns eventuell nur (!) Altbekanntes vorgesetzt wird. Jedes Wort, und sei es uns noch so sehr bekannt kann in uns neu lebendig und wirksam werden, kann tiefe Freude auslösen, wenn wir Ihm unserer Herzen nur recht weit öffnen.

"... euch aber macht es gewiss."

Der Bericht des Lukas, gerichtet an Theophilus, soll diesem die Gewissheit der Worte erkennen lassen, in denen er unterrichtet wurde (Lk 1:4). Auch uns dienen Wiederholungen in der Schrift zur Festigung und zur Gewissheit.

Vielleicht haben wir alle schon bei uns festgestellt, wie Zeiten, in denen wir das Lesen des Wortes vernachlässigten, zu Zeiten der Anfechtung, ja Zweifel wurden. Wenn es uns also an Gewissheit mangelt, so sollten wir uns prüfen, ob wir nicht hier Mangel haben!

Der heutige Tag soll uns dazu anregen, vermehrt im Wort Gottes zu lesen, es uns reichlich innewohnen zu lassen. Den Hebräern wurde geagt: "Deshalb müssen wir umso mehr auf das achtgeben, was wir gehört haben, damit wir nicht daran vorbeigleiten" (Hebr 2:1). Der Widerwirker wird alles daransetzen, uns von dieser lebendigen und wirksamen Quelle des Wortes abzuschneiden oder uns so weit wie möglich fernzuhalten; Zeitmangel, Müdigkeit, Lustlosigkeit sind oft seine Mittel.

Lassen wir uns gewiss machen durch ständiges Wiederholen. Auch Auswendiglernen ist in Notzeiten vielen Gläubigen zu einem Pol der Freude geworden. Menschen können uns irreführen, glauben wir ihnen deshalb nicht zu vertrauensvoll, aber glauben wir bedingslos Seinem Wort, und hier gilt: Wiederholung verleiht Festigkeit und Gewissheit!

Phil 3:2

"Hütet euch ..."

Ein dreifaches "Hütet euch" leitet das 3. Kapitel ein, und wir tun gut, wenn wir dieser Warnung unsere ganze Aufmerksamkeit widmen. Wir müssen bedenken, dass uns Satan zwar nicht au sunserem Stand in Christus stürzen kann, dass er aber sehr wohl unseren Dienst und Wandel nachhaltig zu beeinflussen vermag. Hierin sind wir also seinen Angriffen ausgesetzt, und so gesehen rückt dann auch Pauli Warnung in ein besonderes Licht.

Paulus legt größten Wert darauf, dass wir ihm in der gegenwärtigen Verwaltung treu nacheifern. Die dreifache Warnung zeigt uns die Fallstricke auf, in die wir geraten können, wenn wir achtlos sind. Ein Blick auf die Gläubigen der Gegenwart sowie der Vergangenheit zeigt uns, wie berechtigt die Warnung ist. Der Großteil der Christenheit samt ihrer Führer tappt, was den Lichtglanz des Evangeliums betrifft, im Dunkel; Abfall vom Glauben. und die Hinkehr zum Irdischen, Sichtbaren war und ist die Folge. Wo sind die Warner vor diesem Abfall?

Noch etwas können wir bei Paulus beobachten. In Phil 1:15-18 sehen wir, wie er äußerst gefühlvoll mit den dort angeführten Brüdern umgeht. Der Grund dafür war der: Es waren dies Brüder, gegen deren Botschaft Paulus nichts einzuwenden hatte wohl aber gegen die Unlauterkeit ihrer Motive - jeder wollte der Beste sein, wollte den anderen ausstechen! Hier war Paulus nur eines wichtig: Wenn nur der Christus verkündigt wird.

In dem nun folgenden Text geht es aber nicht um die Person des Paulus, sondern um den Inhalt seiner Botschaft, die er gefährdet sieht; seine Warnung, die uns in manchem Ausdruck hart vorkommen mag, ist somit berechtigt.

"Hütet euch vor den streunenden Hunden,"

Den ersten Fallstrick stellen (in sehr bildlicher Sprache) die streunenden Hunde dar; es sind dies halbwilde Köter, die vom Abfall auf den Straßen und Müllhalden leben. Sie sind ohne Besitzer und daher auch unbeliebt. ihr Biss zog in der Regel für den Betroffenen Infektionen nach sich.

Der Schlüssel zum Verständnis für dieses Bild liegt in dem nachfolgenden Vers Phil 3:8, in welchem Paulus aufführt, dass alles, was ihm einst Gewinn war, nun von ihm als Abraum erachtet wird, "damit ich Christus gewinne". Dieser Abraum oder Abfall, den Paulus aufgrund seiner immer tieferen Führung durch seinen Herrn ablegen durfte, wird nun 8um in unserem Bild zu bleiben) von streunenden Hunden aufgenommen und gierig verschlungen.

Paulus war Israelit, ein Hebräer aus dem Stamm Benjamin. alles, was ihm einst als gesetzestreuem Israeliten Gewinn war, durfte er nun ablegen. Er hatte Christus erkannt un dsah, dass ihm auf seinem weiteren Weg alles, was Israel im Fleisch gehörte, fortan hinderlich sein würde. In der von ihm erkannten geistlichen Verwaltung hatten die fleischlichen, sichtbaren Rituale Israels keinen Platz mehr.

Für uns ist es ganz wichtig zu erkennen, dass die herausgerufene Körperschaft Christi eine geistliche, unsichtbare Verwaltung darstellt, im Gegensatz zu der fleischlichen und sichtbaren Königreichsverwaltung, die ja Israel betrifft. Diese beiden Verwaltungen dürfen nicht verwechselt werden, auch können Teile aus der einen nicht nit der anderen Veraltung vermischt oder ausgetauscht werden.

Hier liegt also die Kernaussage der ersten Warnung - "hütet euch!"

Zu dem gestern Gesagten stellt sich heute die ganz konkrete Frage: Wer sind nun die streunenden Hunde, vor denen wir uns heute zu hüten haben?

Im Galaterbrief werden uns diese vorgestellt! Es waren damals Judenchristen, die in die von Paulus gegründeten Gemeinden einbrachen und die von Paulus Belehrten dadurch verwirrten, dass sie dem Evangelium der Gnade noch jenes Evangelium des Königreiches beimischen wollten, welches von den Gläubigen ja auch Gesetzeswerke fordert; dem Geistlichen sollte das Sichtbare/Fleischliche zur Seite gestellt werden. "So unvernünftig seid ihr? Habt ihr im Geist den Anfang unternommen, um ihn nun im Fleisch zu vollenden? (Gal 3:3).

Auch auf uns kommen Gläubige zu, die uns dazu animieren wollen, die ganze Schrift als an uns gerichtet zu verstehen. Sie stützen diese Aufforderung mit dem Hinweis auf Pauli Worte in 2Tim 3:16, wo dieser sagt: dass alle Schrift nützlich "zur Erziehung in Gerechtigkeit" ist. Bei sorgfältiger Beachtung dieser Worte erkennen wir leicht, dass diese Aussagen keinesfalls so gemeint sind, dass wir alle Schrift als an uns gerichtet sehen sollen, vielmehr gilt es, gemäß 2Tim 2:15 zu erkennen, dass Gott zu verschiedenen Zeiten verschiedene Menschen bzw. Völker anspricht.

Das harte Bild der streunenden Hunde triff t heute auf jene Gläubigen zu, die versuchen, uns auf den Boden Israels zu ziehen, die keine klare Vorstellung einer überhimmlischen Berufung haben und die somit auf das Irdische ausgerichtet sind.

"O Timotheus, bewahre das Anvertraute, kehre dich ab von unheiligen, leeren Geschwätzen und Gegenaufstellungen der fälschlich so benannten Erkenntnis, die einige als ihr besonderes Fach angeben, doch betreffs des Glaubens schweifen sie ab" (1Tim 6:20).

Es kann sich als nützlich erweisen, wenn wir die gestrigen Aussagen noch erhärten, da manches Gotteskind vielleicht unsicher reagiert, wenn es hier liest, dass nicht alle Schrift von uns handelt und entsprechend gehandhabt werden soll. Ein Beispiel aus Jesu Erdenleben kann uns dies aber deutlich erhellen:

"Dann nahm der Widerwirker Ihn (Jesus) mit sich in die heilige Stadt, stellte Ihn auf den Flügel der Weihestätte und sagte zu Ihm: 'Wenn Du Gottes Sohn bist, so wirf Dich hinab!' Denn es ist geschrieben: Seinen Boten wird Er Deinethalben gebieten, und auf ihren Händen werden sie Dich aufheben, damit Du Deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest" (Mt 4:5-6).

Ganz konkret zitiert hier Satan Ps 91:11-12 und fordert Jesus auf, einen Beweis Seiner Gottessohnschaft zu geben und Sich auf das geschriebene Wort Gottes zu stützen. Doch Jesus weiß, dass dieses Wort für Ihn zwar lehrmäßig gültig ist, zeitlich jedoch erst in die Verwaltung des irdischen Tausenjahrreiches gehört. Damit hat Er auchuns heute demonstriert, wie Gottes Wort in rechter Weise geschnitten werden muss, d. h. dass wir nicht wahl- und gedankenlos jede Bibelstelle auf uns deuten sollten, sondern jede Wahrheit auf die richtige Zeit und an der richtige Stelle anwenden.

Wer heute Israels eigenständige irdische Berufung nicht anerkennt, wer sogar dessen Platz einnimmt und behauptet, selbst das geistliche Israel zu sein, vor denen gilt. es, auf der Hut zu sein!

Streben wir mit aller Kraft nach der köstlichen Lehre, dem Evangelium des erhöhten Christus, und lassen wir uns dieses von niemandem und von nichts vermischen, denn - Fleisch und Geist können nicht zusammen arbeiten, ohne dass eines weichen muss (Gal 5:17).

"hütet euch vor den üblen Werkern,"

Wer Israels irdisches Berufungsgut zu seinem eigenen macht, stellt sich damit auch zwangsläufig unter das Gesetz, d.h. er muss die dort geforderten Gesetzeswerke erbringen (siehe hierzu Jak 2:14+24). Eigentlich müssten solche Gläubigen merken, dass sie in dieser Stellung den Aussagen Pauli widersprechen, denn dieser verkündet ja ganz klar und eindeutig Glaube ohne Gesetzeswerke (Röm 3:28). Da der Jakobusbief an "die zwölf Stämme in der Zerstreuung" gerichtet ist (Jak 1:1), der Römerbrief jedoch an "die Berufenen Jesu Christi", sollte eigentlich klar ersichtlich sein, dass hier zwei verschiedene Empfängergruppen angeschrieben sind.

Wir kommen damit zum zweiten Fallstrick, jenen üblen Werkern, die in blindem Eifer die doch so klare Ordnung in Gottes wort unbeachtet und sich dafür von ihrer eigenen Urteilskraft un dihren Wünschen leiten lassen. Die Folge ist, dass die fleischliche Gesinnung die Oberhand hat, und diese sucht ja ihre eigene Bestätigung und ihren eigenen Ruhm!

Übel ist ihr Werk, weil sie Gottes Wort nicht sorgfältig genug beachten und so auch nicht erknnen k,öännen, dass wir heute, in der Verwaltung der Gnade, nicht durch eigene Kraft und Mühe gerettet werden, sondern allein durch Gnade (Eph 2:8-10).

Nehmen wir heute die zwei Punkte froh zur Kenntnis: Erstens, dass uns Gott in der Gnade durch Glauben rettet "und dies nicht aus euch", und zweitens, dass dieser köstliche Gnadenerweis den wir hier auf Erden erfahren dürfen, in den kommenden Äonen seinen Ausfluss findet, indem wir den überhimmlischen Bewohnern Schaugefäße Seiner Gnade sein dürfen (Eph 2:7).

"hütet euch vor der Zerschneidung;"

"Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen, als unbeschämten Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet" (2Tim 2:15). Dieses Wort zeigt uns das Gegenteil von dem, wovor wir uns zu hüten haben, denn: Wer nicht richtig schneidet, der zerschneidet.

Wenn wir uns bei obiger Aufforderung "befleißigen" sollen, so wird hier unser Wandel angesprochen - ein falscher Wandel zöge also Unbewährtheit und Beschämung nach sich. Machenm wir also erst einmal eine Kurzbetrachtung über das richtige Schneiden, bevor wir die Zerschneidung - den 3. Fallstrick - behandeln.

Fleiß sollen wir anwenden, die ganze Schrift kennenzulernen, und dann mit klarem Blick alles an dem Ort sehen, wo Gott es Selbst hingestellt hat und wo Er es haben will, oder anders ausgedrückt, jede Wahrheit der Schrift auf die richtige Zeit und an der richtigen Stelle anwenden. Dabei müssen nicht wir die Schrift ordnen, diese Ordnung besteht längst, wir haben diese Ordnung nur zu erkennen und dann auch zu beachten. Dass dies in der Praxis nicht so einfach ist, zeigen uns die vielen Ansichten und Meinungen auch unter solchen Gläubigen, die diese Grundwahrheiten erkannt haben.

Gott hat uns mit einem großen Ziel vertraut gemacht, dass in Christus das gesamte All aufzuhaupten ist (Eph 1:10). Diese Aufhauptung wird auf zwei Ebenen vollzogen: "das in den Himmeln und das auf der Erde" (Eph 1:10 ff). Gemäß dieser Aussage Gottes hat Er zwei Gruppen berufen, die auf diesen zwei Ebenen auf dieses Ziel hinarbeiten, es ist dies einmal die Körpergemeinde des Christus (aus allen Nationen bestehend), und zum zweiten ist es Israel, die Königreichsgemeinde. Freuen wir uns heute, dass wir zum Körper des Christus herausgerufen wurden.

Wir schlossen gestern mit der freudigen Feststellung, dass wir eine überhimmlische Berufung in Christus haben. Zur gleichen Zeit sehen wir Israel mit einer irdischen Berufung. Beide Berufungen haben denselben Herrn und haben dasselbe Ziel. Nur - ist das Arbeitsgebiet verschieden: Einmal der überhimmliche Raum und zum anderen die Erde.

Diese beiden Berufungen gilt es nun mit Fleiß richtig zu schneiden, wobei die Betonung auf "richtig" liegt, denn ein falsches Schneiden könnte sehr schnell ein durch-, ab-, oder zerschneiden bedeuten, und hier heißt es: Hütet euch davor!

Je klarer wir uns bewusst werden, dass Paulus der Lehrmeister für die überhimmlische Berufung ist, die übrigen Teile der Schrift jedoch von Israel und dem irdischen Berufungsfeld berichten, umso mehr werden wir uns auch an jenen Stoff in der Schrift halten, der uns direkt anspricht und der uns das Rüstzeug bietet, das wir für unsere eigene spätere Aufgabe benötigen. Dabei verachten wir das übrige Wort nicht, im Gegenteil, es ist uns überaus nützlich zur Lehre und zum richtigen Verständnis des gesamten Ratschlusses Gottes.

Vielleicht wäre es wert, sich heute darüber Gedanken zu machen, inwieweit es im Hinblick auf das jeweilige Arbeitsgebiet richtig oder falsch ist, sich auf Kompromisse einzulassen, indem man sich Teile aus dem anderen Segens- und Berufungsgebiet holt und diese für sich gebraucht bzw. anwendet.

Zu der Frage, mit welcher wir gestern abgeschlossen haben, könnte uns heute ein praktisches Beispiel zu einer einheitlichen Sicht verhelfen: Zwei junge Leute werden in zwei Handwerksberufen ausgebildet - einer lernt Zimmermann, der andere Maurer. Es ist für uns alle klar, dass jeder seine eigene Ausbildung durchläuft, dass jede Ausbildung ihre spezifischen Schwerpunkte hat, dass aber darüber hinaus der angehende Zimmermann wie auch der Maurer mit der Ganzheit des Hausbaues vertraut gemacht werden. Falsch wäre es aber, wenn der Zimmermannslehrling die Schule des Maurers oder umgekehrt aufsuchen würde. Der Betreffende wäre für seinen beruf untauglich. Aber auch ein nur zeitweises Tauschen der Schulen würde Wissenslücken hervorrufen, die dann später einmal schmerzlich zum Vorschein kämen.

So unvollkommen unser Bild in anderer Hinsicht sein mag, eines zeigt es uns doch sehr deutlich, dass ein Beruf dort erlernt werden sollte, wo die entsprechende Ausbildung garantiert ist. Geistlich gesehen sollten wir unsere Zubereitung für unsere überhimmlische Aufgabe nicht dort einholen, wo über die irdischen Aufgaben gesprochen wird, auch jeglicher Kompromiss würde sich schmerzlich bemerkbar machen. Je konsequenter wir also in die Schule des Paulus gehen, umso besser sind wir für die künftigen überhimmlischen Aufgaben vorbereitet.

Der Abschluss des gestrigen Tages könnte zu einem falschen Schluss führen, nämlich: "Nur noch die Briefe des Paulus lesen!" Damit verlassen wir die Seite des "richtigen" Schneidens des Wortes der Wahrheit und kommen zu der anderen Seite, der "Zerschneidung".

Hat die buchstäbliche Betrachtung des Verbs "schneiden" in der Regel meist positive Folgen, so sehen wir hinter den Begriffen "ab-, durch- und zerschneiden" eher schädigende Wirkungen. Eine schädigende und damit zerschneidende Wirkung hat der ungezügelte Eiferer, der zwar schneidet, aber leider "zu tief" und dadurch das ganze Gebiet in Misskredit bringt.

Die ganze Schrift ist eine wunderbare Einheit, beispielhaft der eines menschlichen Körpers. Letzterer besteht aus zahlreichen Organen, von denen jedes seine eigene Funktion hat. Trotz dieser bestehenden Unterschiedewird jedoch alles durch die Nerven und den Blutstrom zu einem unzertrennbaren Ganzen. zusammengefasst. Gottes Wort in seiner Ganzheit hat Wahrheiten, die auseinandergehalten werden müssen, weil sie zwei Gruppen von Berufenen mit unterschiedlichen Aufgaben gelten; dabei darf aber nicht die Ganzheit aus dem Auge verloren werden.

Wer das segensreiche Forschen in der ganzen Schrift ablehnt und nur noch extrem auf Paulus sieht, der zerschneidet etwas, und hier werden wir gelehrt: "hütet euch vor der Zerschneidung!"

Zerschneidung im Blick auf Israels Berufung

Wir wissen um die beiden Berufungen, einmal Israel mit irdischer und zum anderen die Herausgerufenen aus den Nationen mit überhimmlischer Berufung. Wir haben auch festgestellt, dass beide Gruppen unter demselben Herrn auf dasselbe Ziel zuarbeiten, nämlich zur Aufhauptung des Alls in Christus. Eine Gruppe würde ohne die andere das Endziel nicht erreichen.

Somit sind also beide Gruppen wichtig und aufeinander angewiesen; diesen Gesichtspunkt gilt es heute zu erkennen!

Nun liegt es dem Fleisch nahe, sich zu überheben, und so ist es nicht verwunderlich, dass versucht wird, die eine Gruppe über die andere zu erheben. Dies hört sich dann so an: Wir haben die höhere Berufung - unsere Berufung ist viel herrlicher als diejenige Israels!

Auch bei diesen überheblichen Aussagen wird etwas zerschnitten, nämlich all die Gemeinsamkeiten, die Israel und die Herausgerufene aus den Nationen in ihrem Herrn verbinden.

Auch hier gilt Pauli Ermahnung aus Phil 2:4: "einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachte...".

Wir haben gemerkt, wie berechtigt Pauli Zuspruch ist: "Befleißige dich ..." gemäß 2Tim 2:15. Extreme von der einen Seite, die nur noch Paulus sehen, und Extreme der anderen Seite, die sich soweit versteigen, dass sie sich für das geistliche Israel halten, sowie auch solche Geschwister, die durch Zaghaftigkeit, Unentschlossenheit, aber auch oft durch Bindungen an menschliche Organisationen lieber beide Berufungen vermischen, sie alle gefährden die nach der Wahrheit suchenden Gläubigen.

Wer selbstsüchtig nach Israels Berufungsgut greift, handelt genauso falsch wie jener, der sich hoch darüber erhebt. So konnte schon Matthäus schreiben, dass Gewalttätige das Königreich der Himmel an sich reißen (Mt 11:12), und dies schon seit den Tagen Johannes des Täufers.

So erleben wir, wie der Missionsbefehl falsch verstanden wurde und wird, wie die Wassertaufe am Fleisch und durch Fleisch von den Gläubigen beansprucht wird, ja wie man sich vermessen sogar für das geistliche Israel ausgibt!

"Hütet euch" ist also eng mit "befleißigt euch" verbunden, auch wenn. unser Weg dadurch in mancherlei Leiden führt. Nicht selten werden jene, die diese Worte treu beherzigen, als Sektierer bezeichnet, ja als solche, die Gottes Wort entstellen. Doch winkt dem Standhaften Lohn vor der Preisrichterbühne des Christus, und nicht zuletzt dient die Beherzigung der Worte Paulis seiner zukünftigen Arbeit, da er sich an den Lehrer hielt, den Christus den Seinen gegeben hat (2Tim 3:10 ff).

Phil 3:3

."denn wir sind die wahre Beschneidung, die wir in Gottes Geist Gottesdienst darbringen"

Israels Dienst geschieht im Fleisch, der unsere im Geist. Dies ist eine Tatsache, die sich uns tief einprägen muss. Während der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade ist der Dienst Israels im Fleische ausgesetzt: "Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vervollständigung der Nationen eingehe" (Röm 11:25). Dass nicht ganz Israel verstockt ist, sehen wir am Beispiel des Paulus, der sich ja als Hebräer aus dem Stamm Benjamin zum Körper des Christus zählen durfte.

Gott spricht (mit Ausnahme in der Zeit der Übergangsverwaltung) nie gleichzeitig die beiden Berufungsgruppen an. Wir sehen, Israel ist in der Verstockung (und damit auch alle mit Israel verbundenen Handlungen), und die Körperschaft Christi ist in der göttlichen Ausbildung.

Eine wichtige Handlung Israels war die Beschneidung, einst ein Zeichen der Bundesbeziehung zu Gott. Sie hatte manches köstliche Vorrecht in seiner Folge. Auch wird sie in der Zukunft, wenn die Körpergemeinde entrückt sein wird, wieder ihren angestammten Platz einnehmen. Das Recht auf dieses Ritual ist ein fleischliches, es beruht auf der Abstammung von Abraham (ausgenommen die Proselyten).

Die Beschneidung demonstrierte dem Volk Israel durch Wegschneiden des Fleisches die Nichtigkeit desselben. Leider hat Israel dieses Zeichen nicht verstanden, im Gegenteil, sie gaben dem Fleisch immer wieder den höchsten Platz und machten dieses so zur Grundlage allen Segens.

Gestern sahen wir Israel, wie es in falschem Erkennen der Beschneidung das Fleisch hochstellte; heute geht unser Blick hin zu uns aus den Nationen, und es gilt das Wort: "denn wir sind die wahre Beschneidung!"

Da wir heute keine am Fleisch Beschnittenen sind, kann sich diese Beschneidung nur auf das Geistliche beziehen. Dies zeigt uns auch, wie sich Gottes Handeln vom Sichtbaren auf das Unsichtbare verlegt hast. Wir, die Herausgerufenen aus den Nationen, haben eine Rituale, wie z.B. eine Priesterschaft im Tempel, in welchem die äußerlichen Formen des Gottesdienstes erfüllt werden , - wir sind überall und immer mit unserem Herrn in Verbindung, durch den Geist, und in diesem Geist bringen wir jene wahre Anbetung dar, welche der Tempeldienst nur abschattete.

Unser Trachten soll es sein und bleiben, in unserem Wandel zum Ausdruck zu bringen, dass wir vom Fleisch nichts erwarten, ja, dass wir im Glauben nicht mehr im Fleisch sind, sondern im Geist, "wenn nämlich Gottes Geist in euch wohnt" (Röm 8:9)!

Es soll uns auch nicht entmutigen, wenn wir mehr fleischliche als geistliche Gläubige um uns sehen. Streben wir vielmehr unbeirrt nach der Freude des Herrn, die uns wie ein kostbarer Strom aus dem Wort zufließt, und in dieser Freude wird es uns geschenkt sein, immer mehr geistlich gesinnt zu sein und immer mehr das Fleisch zurückzulassen.

Wenn wir nicht mehr im Fleische sind, wie Paulus dies in Röm 8:9 schreibt, so soll uns heute trotzdem die Frage beschäftigen: Was ist das Fleisch überhaupt.

Die Bibel zeigt uns das Fleisch zuerst einmal als die ohnmächtige, sterbliche Kreatur im Gegensatz zu dem ewigen, lebendigen Gott; es ist weiter die Bezeichnung für die Ganzheit des von Gott gelösten Menschen, inbegriffen ist hierin alles, was in der Macht menschlichen Schaffens und Leistens liegt, wie seine natürlichen Anlagen, Willenskraft, Verstand, Begabungen usw. Fleisch ist einfach alles, was der von Gott gelöste Mensch selbst hat und kann, was in der Macht des Schaffens liegt, einschließlich höchster und edelster Leistungen. Es mag uns erschrecken, dass auch feinste Kunst, erhabene Musik, auch alle Arten von Religion, die der Mensch aus der Tiefe seines Herzens und Gemütes hervorbringt, Fleisch sind. Das Fleisch ist immer daran zu erkennen, dass der Mensch sich zur Schau stellt, bei sich selbst bleibt, auf sich selbst vertraut und sich selbst rühmt und feiern lässt.

"Denn die Gesinnung des Fleisches ist Tod, ..." (Röm 8:6), mit diesem Ausspruch zeigt uns Gottes Wort ganz klar die Richtung, die alles Fleisch geht. Weiter heißte es im folgenden Vers: "Deswegen ist die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott, ..." und dies bedeutet: "die aber im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen" (Röm 8:8).

In dem Moment, als wir gläubig wurden, geschah etwas Umwälzendes: Der Geist Gottes trat in unser Leben ein und ..."das Ehemalige verging, siehe, es ist neu geworden" (2Kor 5:17). Wir entnehmen dem kurzen Wort, dass der Geist Gottes nicht versuchte, unser Fleisch zu verbessern, hier ist die Rede von etwas, was verging, und etwas, was neu geworden ist.

Hat Israel seinen Glauben unter der Zugabe von sichtbaren Zeichen und Wundern erhalten und wird von ihm auch folglich ein Glaubensleben gefordert, dem sichtbare Werke zu folgen haben (Jak 2:14-24), so vollzog sich unser Glaubensanfang in der Stille, ohne sichtbare Ereignisse. Auch unser weiteres Glaubensleben ist von dieser äußeren Stille geprägt, es ist ein Leben im Geist Gottes.

Was nun unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen soll, ist die Tatsache: Im Sichtbaren ist mein alter Mensch, das Fleisch, noch vorhanden - im Unsichtbaren, im Geist jedoch erkennen ich mein Fleisch als "vergangen", es starb mit Christus am Pfahl (Röm 6:6).

"Wenn wir aber zusammen mit Christus starben, glauben wir, dass wir auch zusammen mit Ihm leben werden..." (Röm 6:8). Möge dieser Vers uns täglich neu stärken und zutiefst erfreuen, auch oder gerade in jenem Kampf, den wir noch in den nächsten Tagen erörtern wollen.

Unser Kampf fängt da an, wo wir merken, dass unser Fleisch nicht sichtbar oder spürbar ausgeschaltet ist, wenn es uns also zu schaffen macht, uns manchmal zur Verzweiflung bringt. Es ist derselbe Kampf, wie wir ihn bei Paulus im 7. Kapitel des Römerbriefes sehen: "Denn nicht das, was ich will, setze ich in die Tat um, sondern das, was ich hasse, tue ich" (Röm 7:15) und weiter in Röm 7:18: "Denn ich weiß, dass in mir (das heißt in meinem Fleisch) nichts Gutes wohnt; denn das Wollen liegt neben mir, aber das Treffliche auszuführen, gelingt mir nicht."

Pauli Aufschrei gegen sein weiterhin aktives Fleisch und sein Unvermögen, gegen dieses anzugehen, endet in dem Ausruf: "Ich elender Mensch! Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?" (Röm 7:24).

Nachdem Paulus erkennen durfte, dass die "Gnade" das bergende Element ist, dass er sich in dieser Gnade als ein mit Christus Gestorbener halten darf, zieht er für sein weiteres Leben den Schluss: "Folglich, auf mich selbst gestellt, sklave ich demnach mit dem Denksinn dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde" (Röm 7:25).

Hier liegt für uns der Schlüssel zum Verständnis dafür, mit unserem ständig rebellierenden Fleisch leben zu müssen, und trotzdem den Frieden Gottes im Herzen zu haben.

Wir greifen heute nochmals zurück auf den gestern angeführten Vers aus Röm 7:25. Dort sehen wir Paulus gewissermaßen zweigeteilt: Einmal ein mit dem Denksinn dem Gesetz Gottes Sklavender und zum anderen einer, der mit dem Fleisch dem Gesetz der Sünde sklavt.

Nun ist es für uns ganz wichtig, dass wir erkennen: Von Gott aus gesehen sind wir mit Christus gestorben - dieses Gestorbensein betrifft unser Fleisch. Im Geiste jedoch sind wir in Christus lebendig. Dies ist nur im Glauben zu fassen!

Unser Kampf ist es nun - und der Kampf findet täglich aufs Neue statt - uns dem Fleische nach als "tot" zu betrachten. Paulus schreibt dies wie folgt: "wenn ihr aber im Geist die Handlungen des Körpers zu Tode bringt, werdet ihr leben" (Röm 8:13) oder in Kol 3:5: "Ertötet daher in euren Gliedern was an die Erde bindet..."; und Kol 3:9: ".. habt ihr doch den alten Menschen samt seinen Handlungen abgestreift und den jungen angezogen..."

Niemand kann gleichzeitig zwei Dinge auf einmal tun, es sei denn, man wäre ein Artist. Da wir aber keine Artisten sind, sondern Sklaven unseres Herrn, sollten unser Gedanken (unser Denksinn) so oft wie nur möglich auf den Herrn gerichtet sein. Bin ich gedanklich bei Ihm, kann ich nicht gleichzeitig fleischlich gesinnt sein.

Streben wir also den ganzen Tag danach, so viel und so oft wie möglich auf den Herrn ausgerichtet zu sein, auf diese Weise ist das Fleisch für uns ausgeschaltet.

Wir halten es für notwendig, dem gestrigen Tag doch noch ein ganz praktische Beispiel folgen zu lassen, zu schwer ist ja gerade dieser Kampf im Alltag auch auszuleben.

Täglich sind wir mit irgendwelchen Menschen zusammen, seien es die Ehepartner, seien es Geschwister oder Berufskollegen. Dieses Zusammensein führt immer wieder zu Konflikten: Es fällt ein Satz, der mir nicht gefällt, eine Meinung halte ich für falsch, oder isch werde gerügt. Dies alles sind Dinge, die mein Fleisch ansprechen, und prompt reagiert dieses auch! Aus der Tiefe meines Herzens steigt es empor - "ich finde den Satz meines Gegenübers unverschämt", oder, "wie kann man nur eine so klare Sache anders sehen, und Kritik oder Rüge vertrage ich schon überhaupt nicht!"

Jetzt ist ein schneller Blickwechsel notwendig, weg von mir - hin auf meinen Herrn. Dies wird aber nicht immer gelingen und erst recht nicht am Anfang. Es bedarf viel Übung, im Kampf gegen das sich auflehnende Fleisch stille zu werden und auf den Herrn zu schauen. Es ist auch sicher nicht die Hauptsache, ob mir dann auch alles zur Zufriedenheit gelingt - entscheidend ist in der jeweiligen Situation "das Wollen".

Wenn Paulus in 2Kor 3:18 schreibt, dass wir die Herrlichkeit des Herrn widerspiegeln, so muss der Spiegel, ehe er etwas widerspiegelt, auf das Objekt ausgerichtet sein. Richten wir die Herzensspiegel auf den Herrn aus, dann werden wir mit Seiner Herrlichkeit erfüllt.

"Folglich Brüder, sind wir es demnach nicht dem Fleisch schuldig, fleischgemäß zu leben; denn wenn ihr dem Fleisch gemäß lebt, seid ihr im Begriff zu sterben; wenn ihr aber im Geist die Handlungen des Körpers zu Tode bringt, werdet ihr leben" (Röm 8:12-13).

Hier ist in einem Satz zusammengefasst, was wir die letzten Tage bewegt haben. Es gibt für uns nur den einen Weg, um zu leben: Uns mit Christus für gestorben zu halten und dann, es im Glauben erfassend, erweckt und niedergesetzt zu sein inmitten der Überhimmlischen in Christus (gemäß Eph 2:6). Wie gesagt, dies ist heute nur unser Glaubensbesitz, Realität für uns wird es, wenn der Herr wiederkommt und uns alle zu Sich zieht.

Die wahre Beschneidung erkennt also, dass vom Fleisch nichts, aber auch gar nichts zu erwarten ist, dass dafür aller Ruhm, alle Ehre nur Ihm gebührt, von Dem alles kommt und zu Dem alles hin ist.

In Gottes Geist Gottesdienst halten, ist, über das nachzusinnen, was droben ist. Seine Ehre und Seinen Ruhm suchen - und dies in völliger Nichtbeachtung unseres Fleisches..

"die wir in Gottes Geist Gottesdienst darbringen"

Wir können dieses Thema nicht abschließen, ohne vorher noch auf Röm 12:1-2 hingewiesen zu haben. Zu deutlich wird uns dort gerade die praktische Art des Gottesdienstes vor Augen gestellt. Wir bitten unsere lieben Leser, diese beiden Verse zu lesen.

War unser Denksinn vorher irdisch/fleischlich ausgerichtet, so wurde er durch den uns innewohnenden Geist erneuert, und eine neue Dimension tat sich vor uns auf: Die zukünftige Herrlichkeit bei Christus Jesus, unserem Herrn in den Überhimmeln und die darin enthaltenden Aufgaben. Der Geist Gottes befähigt unser Denkvermögen, Gottes Willen zu prüfen. Dies geschieht beim Lesen der Bibel. Der ernsthafte Leser wird hierbei von Herrlichkeit zu Herrlichkeit geführt; wie auf einer Leiter, die ihn empor führt, weitet sich sein Horizont und er nimmt zu in der Erkenntnis Christi.

In Einklang mit unserem Leitwort aus Phil 3:3 bedeutet auch die Römerbriefstelle eine Absage an unser Fleisch, indem wir uns nicht auf diesen Äon einstellen, sondern in unserem Denksinn Gott suchen, indem wir uns so oft wie möglich in sein geschriebenes Wort vertiefen.

"und uns in Christus Jesus rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen,"

Jesus wurde als Knäblein gemäß jüdischem Ritual beschnitten. Die Beschneidung geschah mit Händen und hatte das Abschneiden eines kleinen Stückleins Fleisch zu Inhalt. Seine wahre Beschneidung fand am Pfahl statt, als Er dem Fleische nach von den Lebenden abgeschnitten (getrennt) wurde, als Er starb.

Für uns heute bedeutet dies: "In Ihm wurdet ihr auch beschnitten, nicht mit einer mit Händen gemachten Beschneidung, sondern durch das Abstreifen des Körpers des Fleisches in der Beschneidung des Christus..." (Kol 2:11).

Wenn wir erkennen, dass die Beschneidung ein Missachten des Fleisches darstellen soll, wenn wir erkennen, dass wir in Ihm beschnitten sind, so wird uns auch der Kontrast klar zwischen

Abram Abraham
Glaube Werke
Gerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit der Menschen
Evangelium Pauli Evangelium des Petrus


und unser Herzen werden erfüllt sein von Dank und Freude, weil wir allen Ruhm in Christus Jesus haben, weil Er alles vollbracht hat und weil wir darum in Ihm alles haben!

"Denn in Ihm wohnt die gesamte Vervollständigung der Gottheit körperlich; und ihr seid in Ihm vervollständigt ..." (Kol 2:9).

Phil 3:4

"obgleich ich einst auf das Fleisch Vertrauen hatte."

Gleich Paulus ist es auch für uns ein ganz wichtiger Erfahrungswert, dass wir an unserem Fleisch enttäuscht werden, je gründlicher - desto besser!

Unser Glaubensanfang (und vielleicht weit darüber hinaus) war von guten Vorsätzen geprüft, was wir alles für unseren Herrn zu tun gedächten. Manches mag scheinbar geglückt sein, vieles schlug sicherlich fehl. Unser Vertrauen auf das Fleisch wurde erschüttert. Dies waren jedoch keine falschen, sondern durchaus göttliche Wege. Nur über die praktische Erfahrung lernen wir, und so führte uns Gott von Enttäuschung zu Enttäuschung bis wir klar erkannten, dass in unser Fleisch tatsächlich kein Vertrauen zu setzten ist.

Je schneller uns klar wird, dass das Fleisch überhaupt nichts nützt (Joh 6:63), dass in ihm nichts Gutes wohnt (Röm 7:18), dass es Gott nie gefallen kann, auch nicht in edlem Zustand (Röm 8:8), dass es in Feindschaft gegen Gott ist (Röm 8:7) und dass seine Gesinnung Tod ist (Röm 8:6), umso schneller wird auch unser Geist frei für wichtigere Dinge als Auseinandersetzung und Kampf mit dem Fleisch.

Möge es uns gleich Paulus vergönnt sein, in unserem Herrn jene Ruhe zu finden, die auch uns gestattet, Rückblick zu halten und dankbar zu erkennen, ... einst und jetzt...!

Phil 3:5

"Wenn jemand anders meint, auf Fleisch vertrauen zu dürfen, wieviel mehr ich: der Beschneidung teilhaftig am achten Tag"

Paulus war nicht nur als Apostel Christi herausragend, seiner Herkunft und dem Gesetz nach war er dies auch in seinem früheren Leben; er erweitert die Rückschau auf sein einstiges Leben damit: Wenn überhaupt jemand meint, auf Fleisch vertrauen zu dürfen, dann habe ich das erste Anrecht! Dies mag in unseren Ohren überheblich klingen, doch hören wir Pauli fleischliche Vorzüge an, die er uns in 7 Punkten aufzählt, wobei vorab zu beachten wäre: 4 Punkte sind durch Geburt bzw. Abstammung gegeben und 3 Punkte mit eigener Anstrengung erworben:

Pkt. 1: Beschneidung

Das Ritual der Beschneidung führt uns zu Abraham zurück. Dabei müssen wir bedenken, dass dieser mitsamt seiner Frau Sarah fleischlich unfähig war, Kinder zu zeugen bis die Macht des Geistes die erlahmte Kraft des Fleisches ersetzte. Dann fällt uns auf, dass auch Ismael, der Sohn der Hagar und Stammvater der Araber, beschnitten wurde, allerdings erst im 13. Lebensjahr (1Mo 17:24-27). Die Nachkommen Ismaels befolgen dieses Ritual zeitlich bis heute.

Wenn Paulus betont, der Beschneidung teilhaftig am 8. Tag, so geht sein Anspruch auf Isaak zurück, da dieser am 8. Tag beschnitten wurde.

Damit zieht Paulus den Kreis der Bevorzugten mit der Hervorhebung des 8. Tages bewusst enger, als ihn die Beschneidung allgemein schon zieht.

Pkt. 2: "aus Israels Geschlecht"

Was es beinhaltet, ein Angehöriger des auserwählten Geschlechts Israel zu sein, schreibt Paulus in Röm 9:4-5 nieder:

"denen der Sohnesstand und die Herrlichkeit gehören, die Bündnisse und die Gesetzgebung, der Gottesdienst und die Verheißungen, denen die Väter angehören und aus denen Christus dem Fleische nach stammt,..."

Es ist in der Tat eine gewaltige Bevorzugung, die Israel erhalten hat, und es hat diese Bevorzugung auch meisterlich den anderen Nationen gegenüber ausgespielt.

Allerdings enthüllt uns Paulus in einem Geheimnis (Eph 3:6-7), dass für die Dauer der gegenwärtigen verwaltung der Gnade die aus den Nationen (also wir) gemeinsam mit eine Auswahl aus Israel ohne deren Vorrangstellung oder Bevorzugung, eine Körperschaft darstellen, den Körper Christi Jesu.

Hier, in dieser geistlichen Verwaltung, hört jede fleischliche Zugehörigkeit und Bevorzugung auf.

Pkt. 3: "aus dem Stamm Benjamin,"

Es ist durchaus verständlich, wenn Paulus auch seine Zugehörigkeit zum Stamm Benjamin hervorhebt: Benjamin war einer der Söhne der Lieblingsfrau Jakobs, Rahel; Benjamin war der ei nzige der Kinder Jakobs, der im Lande der Verheißung geboren wurde; er war, nachdem Josef entführt worden war, der liebste Sohn Jakobs.

Der Stamm Benjamin selbst hatte eine herausragende Bedeutung: Der erste König Israels, Saul, kam aus diesem Stamm; in den Grenzen des Stammes Benjamin lag Jerusalem und damit auch der Tempel; es war ein Stamm, welcher dem Hause Davids treu blieb, als die 10 Stämme abfielen und ihr eigenes KÖnigreich gründeten.

Es war eine Ehre, zu solche einem Stamm gehören zu dürfen.

Pkt. 4: "ein Hebräer aus Hebräern"

Ähnlich wie heute gab es zur Zeit Pauli in Israel zwei Strömungen, einmal die orthodoxen Juden und zum anderen jene, die liberal gesinnt waren, die die alten Gebräuche verließen, sich modern gaben und griechische Kultur und Sitte annahmen. Diese Gefahr war besonders groß bei den Juden in der Zerstreuung, wozu ja Paulus mit seinem Elternhaus gerechnet werden musste (sein Geburtsort was Cilicien).

Paulus jedoch blieb seiner hebräischen Sprache treu, ja mehr noch, er setzte sich gegen die Zersetzung des Hebräertums unter den Juden ein.

Religiös gesehen hob er sich durchaus positiv von der Masse ab.

Pkt. 5: "in Bezug auf das Gesetz ein Pharisäer"

Wir verlassen nun jene Punkte, deren Vorzüge Paulus durch seine Geburt mitgegeben wurden, und kommen zu jenen, die er sich erst erarbeiten musste.

Nach Pauli eigenen Worten waren die Pharisäer eine Sekte, die es mit dem Ritual am genauesten nahmen (Apg 26:5). Trotzdem bezeichnete sie unser Herr ja bekanntermaßen Heuchler und zeigte damit dem Schwachpunkt: Sie fügten den bestehenden Gesetzen menschliche Zusätze bei und konnten diese zum Schluss selbst nicht mehr halben, obwohl sie dieses vom Volk forderten. So gelten sie zwar äußerlich als Meister des Gesetzes, innerlich waren jedoch die meisten hohl. Trotzdem galt es als hohe Ehre, zu dieser Sekte zu gehören.

Wenn Paulus sich hier des Pharisäertums rühmt, so müssen wir erkennen, dass trotz des zu Recht ausgestellten schlechten Zeugnisses Jesu über die Pharisäer mancher von ihnen sich aufrichtig mühte und wirklich sein Bestes gab. Mit Sicherheit dürfen wir Paulus (damals noch Saulus) zu jenen rechnen. wie anders wäre sonst sein fleischlicher Ruhm begründet! So war er fest überzeugt (indem er sein Bestes gab), dem Gesetz voll Genüge zu tun und sah sich vor Gott untadelig stehen.

Obwohl Paulus damals in vollster Überzeugung und in aufrichtiger Herzensstellung meinte, in seiner Stellung Gott wohlzugefallen, konnte er Ihm dennoch nicht gefallen, weil sie eben fleischgewirkt und damit gegen Gott gerichtet war.

Phil 3:6

Pkt. 6: "in Bezug auf den Eifer ein Verfolger der herausgerufenen Gemeinde,"

Wir verurteilen die Auswirkungen, die Paulis blindem Eifer entsprangen, nämlich die damals Gläubigen zu verfolgen und zu quälen, doch entsprang dieses Handeln ja der tiefsten Überzeugung, dem Gott seiner Väter damit zu dienen.

Sein Handeln war also aus damaliger Sicht richtig, ja mehr noch, es hob Paulus aus der Masse seiner Zeitgenossen heraus. Er hatte also das Recht, besonderer Anerkennung gewürdigt zu werden.

Pkt. 7: "hinsichtlich er im Gesetz geforderten Gerechtigkeit war ich wie einer, der untadelig wird."

Es ist für uns eine fast unglaubliche Leistung, deren sich Paulus hier rühmt; er hielt also das Gesetz so genau ein, dass ihm nicht vorgeworfen werden konnte, ja, dass er sich als untadelig bezeichnen konnte.

Damit durfte er sich aus der Sicht des Gesetzes als einer betrachten, der Gerechtigkeit erlangt hat. Aber wie sieht diese Gerechtigkeit in Gottes Augen aus? Diese Frage soll uns noch etwas in den nächsten Tagen beschäftigen.

"hinsichtlich er im Gesetz geforderten Gerechtigkeit war ich wie einer, der untadelig wird."

Wir erinnern an unsere in den vergangenen Tagen gemachte Aussage, dass "jegliche form von Fleischliche" Gott nicht gefallen kann. Dies ergibt die einfache Folgerung, dass auch Saulus' tadellosester Wandel hinsichtlich des Gesetzes Gott nicht gefallen konnte, da dieser aus der Kraft des Fleisches heraus gewirkt wurde.

Pauli hervorgehobene Gerechtigkeit bestand also nur vor den Menschen und den ihn beobachtenden geistlichen Geschöpfen. Vor Gott sieht allerdings alles anders aus: "Es gibt keinen Gerechten, auch nicht einen!" (Röm 3:10; Pred 7:20).

Wir müssen uns hier immer wieder selbst fragen, womit wollen wir noch Gott gefallen, worin wollen wir noch mit unserem Eifer und eigenen Wirken Punkte sammeln? Je radikaler wir von dem Unvermögen unseres Fleisches, auch wenn es noch so fromm ist, denken, umso mehr sind wir Ihm zum Ruhm.

Paulus fühlte sich seinerzeit vor dem Gesetz als ein "Gerechter". Im Lichte des erhöhten Herrn, von den Toren von Damaskus, erleben wir jedoch mit, wie ein "Gerechter" niedergeworfen wird und eine Bekehrung erlebt. Normalerweise kennen wir die Bekehrung eines Sünders, der dann ein Gerechter wird - hier ist es umgekehrt: Ein Gerechter wird bekehrt und bezeichnet sich als ersten Sünder (1Tim 1:15).

"Gerechtigkeit''

Wenn wir uns den Abschluss des gestrigen Tages noch einmal in Erinnerung bringen, so sehen wir bei Paulus eine ganz neue Gerechtigkeit, nämlich eine Gerechtigkeit aus Glauben, ohne Werke. Da die Gerechtigkeit in den folgenden Versen nochmals an Bedeutung gewinnt, wollen wir uns heute einmal ganz schlicht fragen: Was ist überhaupt Gerechtigkeit?

Außer der Gerechtigkeit aus Glauben finden wir im Worte Gottes noch eine andere Gerechtigkeit, nämlich die im Gesetz geforderte Gerechtigkeit, zu der ein Wandel gehört, der alle Gebote Gottes erfüllt. Gott, der Schöpfer, gab Gebote, die den Geschöpfen zum Maßstab werden sollten, recht oder unrecht zu handeln.

So sehen wir die ersten Menschen im Paradiesgarten bereits unter einem göttlichen Gebot stehen: "Du sollst bzw. du sollst nicht essen..." Das Menschenpaar brach dieses eine Gebot und setzt sich damit ins Unrecht. Von diesem ersten Gebot bzw. von seiner Nichtbefolgung traf das Unrecht in Adam alle Menschen nach ihm, und das Wort aus Pred 7:20 wird uns verständlicher: "Es gibt keinen Gerechten, auch nicht einen!"

Auch im menschlichen Bereich sprechen wir von Gerechtigkeit. Diese verlangt von dem Einzelnen ein untadeliges Verhalten in jeder Hinsicht, im Verhalten seinen Mitmenschen gegenüber, im persönlichen Beachten von Anstand, Ordnung usw. und im Befolgen der Anordnungen der Obrigkeit. Aber wer von den Menschen kann aus sich heraus, aus eigener Kraft, all diesen Anforderungen gerecht werden?

Nur in Ihm, in Seiner Liebe, können wir uns diesem Stande nähern, ohne jedoch schon hier auf Erden, wo uns unser Fleisch immer wieder im Wege steht, ganz untadelig bzw. gerecht sein zu können.

Gott rechnete schon dem Abraham seinen Glauben, nicht seine Werke, zur Gerechtigkeit an, und so ist auch für uns die einzige wahre Gerechtigkeit die aus dem Glauben (Röm 3:8 und Röm 5:1).

Schon das erste Gebot Gottes an Sein erstes Menschenpaar wurde von diesen nicht gehalten und sie wurden zu Ungerechten. auch alle weiteren Gebote und Erlasse, die Gott der Menschheit gab, wurden gebrochen oder konnten nicht gehalten werden. Hier stellt sich die berechtigte Frage: Warum hat dann Gott überhaupt die Gebote aufgestellt? Diese Frage führt uns zu den Wurzeln des menschlichen Erdendaseins: Gott braucht Gegensätze, um Sich zu offenbaren. Er gebraucht unsere Ungerechtigkeit, um seine Gerechtigkeit aufstrahlen zu lassen.

Der Mensch soll an den Geboten Gottes erkennen, dass er niemals vor Gott gerecht sein kann, es auch nie aus eigener Kraft erreichen wird.

Nun hat Pred 7:20 für seine Zeit richtig bezeugt: "es gibt keinen Gerechten, auch nicht einen!" Heute können wir allerdings mit großer Freude sagen: Es gibt doch einen Gerechten - den Mensch gewordenen Sohn Gottes "Jesus Christus". Auf Ihm laste nicht das Unrecht Adams, da Er direkt aus Gottes Kraft gezeugt wurde. Ihn Ihm zeigt uns Gott Seine Gerechtigkeit; und Er zeigt sie uns nicht nur, wir dürfen uns Jesu Gerechtigkeit sogar zu eigen machen, dürfen sie anziehen und. uns darin für Gerechte halten ... durch Glauben!

Möge uns auf Neue aufleuchten, was es heißt, gerecht zu sein: "... Christus Jesus, der uns von Gott her zur Weisheit gemacht worden ist, wie auch zur Gerechtigkeit ...." (1Kor 1:30).

Phil 3:7

"Doch was mir einst Gewinn war, das habe ich um Christi willen als verwirkt erachtet."

In sieben Punkten haben wir mit Paulus auf dessen Leben zurückgeblickt - auf alles, was ihm einst Gewinn war. Dieser Gewinn fußte, wie wir ja sahen, auf seinem Ruhm, den er im Fleisch erlangt hatte, sei es durch Geburt oder eigenes Mühen.

Auch wir dürfen an diesem Punkt einmal Rückschau halten auf unser "einst und heute". Wie ehrsüchtig sind wir noch, wieweit sind wir noch auf unseren eigenen Ruhm bedacht?

Ein am Wort dienender Bruder wurde vor Jahren auf einer Konferenzstätte von einem Zuhörer mit "Herr Doktor" angeredet. Der solchermaßen Angeredete sagte lächelnd: "Den Doktor haben ich hiermit meiner Jacke an der Garderobe abgelegt, ich in hier wie sie nur ein Bruder in Christo!" Dieses vom Verfasser erlebte Beispiel spricht für sich, leider geht der Trend heute mehr in die Gegenrichtung. Je mehr Titel und Grade ein Redner hat, umso besser; in manchen Häusern scheint es, einfache Leute, wie es z.B. ein Petrus war, haben dort nichts zu sagen!

Das Ablegen des Fleisches, das Verzichten auf erworbenen Ruhm und ehre ist stets ein Weg nach unten. Diesen Weg können wir aber nur beschreiten, wenn uns zuvor der Christus als ein unendlich höherer Gewinn aufgeleuchtet ist. Enthüllt wird uns dieser Christus aber nur in den Briefen des Paulus, und so kann dieser schreiben: "Mir, dem bei weitem geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkünden..." (Eph 3:8).

"Um Christi willen"

An diesem Punkt geht wohl eine Scheidung durch die Massen der Gläubigen und trennt die tief nach Christus Verlangenden von solchen, denen ihr eigenes Ich noch wichtig ist, sowie von den puren Mitläufern und Frömmlern.

Wie groß muss Pauli Liebe zu diesem Christus gewesen sein, saß doch bis an sein Lebensende das Erlebnis vor den Toren von Damaskus tief in seinem Herzen. Dort trat Jesus, der Retter, in sein Leben ein und erweckte Neues in ihm. Mit jeder Enthüllung durch den erhöhten Herrn wurde die Verbindung enger; als Folge hiervon legte er alles ab, was ihn in seiner Verbindung zu seinem Herrn abhielt oder behinderte, er erachtete es als verwirkt (als nicht mehr vorhanden).

Auch unsere Liebe zu Christus wächst in dem Maße, wie wir Ihn im Wort der Wahrheit erkennen, und je mehr Er für uns in den Vordergrund tritt, umso mehr tritt das alte fleischliche Wesen in den Hintergrund.

In Kol 1:15-20 wird uns so richtig die Herrlichkeit unseres erhöhten Herrn vor Augen gestellt, möge es uns mit Freude erfüllen und Kraftquelle auch zum Verzicht sein:

Er ist das Abbild des unsichtbaren Gottes,
der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung.
In Ihm ist das All erschaffen.
Das All ist durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen.
Er ist vor allem.
Das All besteht zusammen in Ihm.
Er ist das Haupt der Körperschaft, der herausgerufenen Gemeinde.
der Erstgeborene aus den Toten,
in allem der Erste.
In Ihm wurde das All ausgesöhnt.

Phil 3:8

"In der Tat erachte ich sogar alles für verwirkt, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meine Herrn, über allem steht."

Gestern durfte uns ein Stück der Herrlichkeit Christi Jesu anhand einiger Verse aus dem Kolosserbrief aufleuchten. In unserem heutigen Vers 8 betont Paulus, dass er alles für verwirkt erachtet, dass er radikal mit dem alten Leben gebrochen hat, weil ... ihm die Erkenntnis Christi Jesu über allem steht.

Vielfach begegnen wir Geschwistern, die unseren Drang nach Erkenntnis kritisieren. Leider wird hier nicht bedacht, dass das eine nicht ohne das andere sein kann. Niemand gibt etwas Erworbenes auf, wenn er nichts Besseres in Aussicht hat, - und das Bessere ist eben Christus Jesus, den ich aber erst in Seiner ganzen Größe erkennen muss, d.h. mir die Erkenntnis aus dem Wort aneignen soll; sie fließt uns zu in "dem Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus" (2Kor 4:4), dargereicht durch Paulus. Wer dieses Evangelium verachtet oder es mit dem Königreichsevangelium vermischt, geht der Herrlichkeit des Evangeliums verlustig. Man denke nur an die Bezeichnung dieses heute gültigen Evangeliums: "... dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes ..." (1Tim 1:11).

Ein glückseliger Gott gibt Sich uns in dem Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus zu erkennen! Oh Geschwister, lasset uns nicht ermüden in dem Drang nach mehr Wissen, in der Sehnsucht nach mehr Erkenntnis - möge sie doch, wie bei Paulus, "über allem stehen!" (gem. Eph 1:16 ff).

"Um dessentwillen ich das alles als verwirkt und für Abraum erachtet,"

Mit unserem heutigen Text schlagen wir eine Brücke zurück zu Vers 2: "Hütet euch vor den streunenden Hunden (oder trefflicher "Kötern"). Der Zusammenhang zwischen den Versen 2 und 8 besteht darin, dass die bildliche Aussage von Vers 2 uns ja die streunenden Hunde des Orients zeigt, die in dem Abraum der Mühlhalden nach Essbarem herumwühlen. Der Zusammenhang zwischen Hunden/Abraum schließt sich uns also auf.

In einem anderen Bild der Schrift spielen die Hunde auch eine Rolle, in dem des kananäischen Weibes (Mt 15:22-28). Wir sehen hier, dass die Hündlein von dem Abfall essen, der von des Herrn Tisch fällt. Dieses Bild zeigt uns die Vorrangstellung Israels vor den Nationen, in dem Israel als "des Herrn Tisch" dargestellt wird und die Hündlein die "Nationen" symbolisieren. Was also damals von Israel großzügig vom Tisch abgeräumt wurde, davon durften sich die übrigen Nationenvölker ernähren.

Heute ist Israels Königsbotschaft für uns, die Glieder Christi, außer Kraft gesetzte, in einer verwaltung der Gnade hat fleischliches Mühen keinen Raum (es wurde buchstäblich abgeräumt. Über dieses Abgeräumte fallen nun die Hündlein her, um sich an dem Abraum, dem Abgetanen zu sättigen; darüber hinaus bieten sie es auch noch anderen als Speise an. Dies ist eigentlich der erschütternde Hintergrund dieser Aussage.

Lassen wir das Abgeräumte, den Abraum dort, wo er hingehört, und halten wir un san das, was es für uns Köstliches zu gewinnen gibt - Christus!

"damit ich Christus gewinne"

Das obige Wort könnte die berechtigte Frage aufwerfen: "Ich bin doch schon längst des Christus, wozu soll ich Ihn dann noch gewinnen!" Untermauert wird diese Frage mit der Aussage aus Eph 1:13: "In Ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung, hört - in Ihm seid auch ihr, die ihr glaubt, ..." Hier wird uns zweimal deutlich gesagt, dass wir "in Ihm sind", Ihn also folglich nicht erst gewinnen müssen!

Wir wollen heute beleuchten, wie das wissen um unsere Stellung in Christus einerseits und um unseren Wandel andererseits dieses scheinbare Problem löst.

So ist also unser Stand in Christus klar durch obigen Vers aus Eph 1:13 verankert, und nichts mehr kann uns aus dieser Stellung herausreißen. Sie soll uns auch ständiger Born der Freude sein.

Nun steht aber auch im Epheserbrief, allerdings erst in Eph 4:15: "Wenn wir aber wahr sind, sollten wir in Liebe alles zum Wachsen bringen, hinein in Ihn, der das Haupt ist, Christus, ...". Hier sehen wir, dass etwas zum Wachsen hinein in Ihn gebracht werden soll, also doch noch nicht alles in Ihm ist. Wir sin dhier am Thema "Wandel", und im Wandel soll ja das ausgelebt werden, was wir im Geiste bereits haben und was uns erfreut.

So haben wir also, was unsere Stellung betrifft, alles in der gnade erhalten, jedoch in unserem Wandel soll das Erhaltene ausgelebt, sichtbar werden.

"damit ich Christus gewinne"

In meinem Wandel darf ich ausleben, was mir höchste Freude ist. Je mehr ich in der Erkenntnis Christi wachse, desto mehr füllt Er mich auch aus. Wenn ich einen Behälter mit etwas füllen möchte, muss dieser entweder leer sein, oder ich muss das darin Befindliche in dem Maß entfernen, wie ich ihn mit Neuem fülle. Ins Geistliche übertragen bedeutet dies, je mehr Christus mich erfüllt, desto mehr ich Ihn gewinne, umso mehr muss Altes, bereits Vorhandenes, abgelegt werden.

So gesehen ist es nicht verwunderlich, wenn wir in Eph 4:22-25 (als Konsequenz an die Aufforderung zum Wachsen in Vers 15) Worte finden wie: "ablegen - anziehen - legt ab...!"

Wenn Paulus uns hier zeigt, wie er allen früheren Gewinn ablegen konnte, ihn sogar für Abraum erachtete, so darf uns dies ein Ansporn sein, aber auch erkennen lassen, dass wir in eine Kampfbahn gestellt sind, dass es gilt, Christus zu gewinnen, indem wir Altes ablegen und an das Kreuz verweisen.

Am Bild eines Wettkämpfers wird uns in 1Kor 9:24-27 gezeigt, dass dieser "in allem enthaltsam ist", ja er verbleut sogar seinen Körper und führt diesen in die Sklaverei, und dies alles um des Gewinns willen; die einen um vergänglichen Gewinns willen, die anderen um unvergänglichen.

Vielleicht hat auch uns das Bild des Sportlers etwas zu sagen.

Phil 3:9

"und als in Ihm befunden werde,"

Wir haben in den letzten Tagen schon erwähnt, dass wir in Bezug auf unseren Wandel "alles zum Wachsen bringen sollen, hinein in Ihn, der das Haupt ist ..." (Eph 4:15). Wachstum ist aber nur dort vorhanden, wo gegessen, d.h., wo Nahrung aufgenommen wird.

Um in Ihm befunden zu werden, dürfen wir nicht nur an Ihn glauben, es bedeutet vielmehr, dass wir Sein ganzes, für uns vollbrachtes Werk und alles, was Gott uns in Ihm geschenkt hat, erkenntnis- und glaubensmäßig durch den Geist Gottes in uns aufnehmen, indem wir soviel wie möglich im Wort der Wahrheit forschen."In Ihm befunden werden" bedeutet aber auch, nicht nur erkannte Sünde aufzugeben, sondern auch die Tradition, liebgewordene Gewohnheiten, Vorteile, Bevorzugungen usw.

Paulus konnte als Israelite auf seine angestammten Rechte verzichten, wozu sind wir bereit?

Befunden hängt mit "befinden" zusammen; mögen wir uns doch in Ihm befinden, indem unsere Gedanken und Sinne Ihn dort suchen, wo er zu finden ist, "droben, zur Rechten Gottes sitzend" (Kol 3:1).

"indem ich nicht meine eigene Gerechtigkeit habe, nämlich die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben Christi, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens."

Christus gewinnen und in Ihm befunden werden bedeutet aber auch etwas ganz Herrliches, und damit kommen wir zu der im heutigen Text angesprochenen Gerechtigkeit.

Gerechtigkeit erlangte vor Gott, wer kein Unrecht tat. Um Unrecht (Sünde) erkennen zu können, gab Gott den Menschen das Gesetz (Röm 3:20b). Gott wusste von Anfang an, dass kein Menschen dieses Gesetz halten konnte, doch dieses menschliche Unvermögen musste der Mensch unbedingt selbst an sich erfahren. Israel wir uns hier als Muster vor Augen geführt:

Als dem Volke durch Mose am Fuße des Berges Sinai der Bund bekanntgemacht wurde, den Gott mit ihm schließen wollte, hören wir, wie das ganze Volk selbstbewusst versicherte: "Alle Worte, die Jewe gesprochen hat, wollen wir tun!" Doch was wurde aus diesem vollmundigen Versprechen? Wir wissen, dass sich Israel bis heut ein dem göttlichen Lernprozess befindet, nämlich zu lernen, dass der Mensch aus sich heraus nie vor Gott gerecht sein kann.

Leider glauben auch heute viele Gläubige, durch Werke vor Gott Gerechtigkeit zu erlangen. Sie ähneln hierin HIob, als er ausrief: "An meiner (eigenen) Gerechtigkeit halte ich fest, und werde sie nicht fahren lassen" (Hi 27:6).

"Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens"

Während sich die Menschheit an ihre eigene Gerechtigkeit klammert, kann Gott uns aus dieser Umklammerung lösen, indem Er uns in Sein göttliches Licht stellt und unseren Blick auf Christus Jesus richtet. Damit stehen wir, im Gegensatz zu der Gesetzesgrechtigkeit, vor der anderen Möglichkeit, um vor Gott als gerecht zu gelten, nämlich "aufgrund des Glaubens". Paulus bringt uns diese herrliche Botschaft nahe:

"Nun aber hat sich, getrennt vom Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart ..., eine Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben Jesu Christi, die für alle ist und auf alle Glaubenden kommt" (Röm 3:21-22).

Bei diesem grundlegenden Wort muss uns hell aufleuchten: Nicht durch unseren Glauben, auch nicht durch den Glauben an Ihn, sondern einzig durch Seinen Glauben erlangen wir diese Gerechtigkeit. Viele herkömmliche Übersetzungen verschleiern diese kostbare Wahrheit total, indem sie das Wörtchen "an" hinzufügen. Damit verfälschen sie aber die Wahrheit und machen die Gerechtigkeit von unserem Glauben an Ihn abhängig. In einer regelmäßig erscheinenden Glaubensschrift schreibt ein lehrender Bruder wörtlich: "Durch Glauben Christi (so kann man wörtlich übersetzten, statt 'Glauben an Christus')..." Dieses Beispiel zeigt, wie eng die Ketten der Tradition fesseln! Zwar erkannte der Bruder, dass im Grundtext das Wörtchen "an" fehlt, doch ist die dadurch völlig geänderte Aussage für ihn scheinbar nur eine weitere Möglichkeit, die man gelten lassen kann oder auch nicht!!

Wem Gottes Geist die Größe dieser Aussage bewusst gemacht hat, der muss doch auf die Knie sinken. und seinem Gott mit überströmendem Herzen danken.

Jesu Christi Glaube ist es, der die Gerechtigkeit bewirkt, die vor Gott Gültigkeit hat: "Denn den, der Sünde nicht kannte, hat Er für uns zur. Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit in Ihm würden" (2Kor 5:21).

Das Wunderbare ist, Gott sieht nicht mehr uns an, sondern Ihn, den Sohn, und diese Tatsache dürfen wir im Glauben erfassen und festhalten. ES ist also nur noch der Glaube an Ihn, den Retter, notwendig, und dieser Gaube kommt auch nicht aus uns, er ist ein Gnadengeschenk Gottes (Eph 2:8).

Christi Glaube wird also die Wurzel unseres Glaubens oder anders ausgedrückt: Auf dem sicheren Grund Seines Glaubens ruht unser Glaube! Treffend wird uns dieses auch in Gal 2:16 nahegebracht:

"weil wir aber wissen, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben Christi Jesu, so glauben auch wir an Christus Jesus, damit wir aus dem Glauben Christi Jesu, so glauben auch wir an Christus Jesus, damit wir aus dem Glauben Christi und nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt werden; denn aus Gesetzeswerken wird von allem Fleisch niemand gerechtfertigt werden."

Vielleicht darf uns heute aufs Neue bewegen, was es unseren Herrn gekostet hat, im Glauben diese Gerechtigkeit vor Gott zu erlangen. Ein Teil Seines irdischen Leidensweges wird uns in Hebr 5:7-9 nahegebracht:

Wer in den Tagen Seines Fleisches sowohl Flehen wie auch inständige Bittrufe mit starkem Geschrei und Tränen dem darbrachte, der Ihn aus dem Tode retten konnte, Er wurde wegen Seiner Ehrfurcht erhöht. Obgleich Er Sohn ist, lernte Er den Gehorsam durch das, was Er litt. Und so vollkommen gemacht..." und in Hebr 10 heißt es zweimal: "... um Deinen Willen, o Gott, zu tun!" (Hebr 10:7.9).

In der schwersten Stunde Seines Erdenlebens, im Garten Gethsemane, als Ihn die Schatten des Todes schon fast erreicht hatten, und Seine menschlichen Empfindungen auf das fast Unerträgliche belastet wurden, auch in dieser Stunde siegte Sein einzigartiger Glauben: "Indessen, nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe!" (Lk 22:42).

Als der fleischgewordene Sohn Gottes vollbrachte Er im Zustand der Schwachheit durch Glauben das Ihm vom Vater aufgetragene Werk. Seine Menschwerdung war ein einziger Glaubensringkampf, und somit (da dieser Glaubenskampf siegreich beendet wurde) kommt die Gerechtigkeit Gottes auf alle, die da glauben, in dem Glauben Jesu Christi!

Welch herrlicher Gewinn; anstatt den Abraum der eigenen Gerechtigkeit dürfen wir Christus gewinnen und als in Ihm befunden werden!

Ihn zu erkennen

Phil 3:10

"Um Ihn zu erkennen ..."

Wenn wir dieses Wort einmal separat, d.h. ohne den Zusammenhang im Philipperbrief, betrachten, so ergibt sich eine Fülle, die uns an Eph 3:8 denken lässt: "den unausspürbaren Reichtum des Christus". Bedenken wir nur, auf welch vielfältige Art und Weise Er sich uns offenbart! So sehen wir Ihn sicher zuerst als Jesus, den Retter; dann als Abbild des unsichtbaren Gottes; als Gottes Sohn (Sohn Seiner Liebe); als Träger des Alls, als Haupt Seiner Gemeinde, für Israel als König, Messias, als Löwe, als Lamm, als Hoherpriester und viele andere mehr. Diese unvollständige Aufzählung von Ämtern und Eigenschaften unseres Herrn zeigt uns, dass wir alles, was Ihn betrifft, in der Tat nie ausschöpfen können.

Ein nicht ganz leicht zu verstehendes Wort lesen wir in 2Kor 5:16: "Daher sind wir von nun an mit niemandem mehr dem Fleisch nach vertraut. Selbst wenn wir auch Christus dem Fleisch nach gekannt haben, kennen wir Ihn jedoch nun nicht mehr so."

In Bezug auf unsere hier anfangs gemachte Aufzählung würde dies eine starke Einschränkung bedeuten. Was meint aber Paulus mit obigem Wort? Nun, Jesu Leben und Sein Dienst auf Erden sind auch für Paulus wichtige lehrmäßige Erkenntnisse. Pauli lebensmäßige Verbindung mit dem Herrn beginnt jedoch erst mit Seiner Kreuzigung. Die folgenden Tage wird uns dieses Thema noch viel zu sagen haben.

"Um Ihn zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung ..."

Wenn wir das "Ihn Erkennen" heute wieder in dem Rahmen des Philipperbriefes stellen, so sehen wir leicht, dass sich das Erkennen hier auf des Herrn Auferstehung, Seine Leiden und Seinen Tod bezieht. Es wird hier also wenige Bezug auf Jesu irdisches Leben genommen, und dieser Aspekt macht uns dann das Wort aus 2Kor 5:16 auch verständlicher.

Pauli lebensmäßige Verbindung mit dem Herrn beginnt mit der Kreuzigung. Hier sieht er sich mit hineingenommen (und mit Paulus auch wir), aber nicht nur in Seinen Tod, nein auch in Seine Leiden und in Seine Auferstehung.

Damit beginnt in unserem Philipperbrief eigentlich ein neuer Abschnitt, denn zurückliegend ging es ja um die Glaubensgerechtigkeit und damit um das Nein zur eigenen, selbstereworbenen Gesetzesgerechtigkeit; hier spricht nun Paulus von Dingen, die er noch nicht hat, die für ihn aber erstrebenswert sind. Wir fassen diese kurz zusammen (und bitten unsere Leser, die Verse Phil 3:10-14 zusammenhängend zu lesen):

Ihn zu erkennen, nämlich
  1. die Kraft Seiner Auferstehung,
  2. die Gemeinschaft Seiner Leiden,
  3. Seinem Tod gleichgestaltet werden.

Pauli Worte in den kommenden Versen wie "danach jagen, ergreifen, ausstrecken" zeigen uns, dass sich auch für uns hier ein weites Feld auftut; möge uns der Herr Gnade schenken, alles in der rechten Weise aufnehmen zu können.

1. Die Kraft Seiner Auferstehung

Als sich der Verfasser über die gestern genannten 3 Punkte Gedanken machte, kam er in Versuchung, die biblische Reihenfolge zu ändern: Zuerst müsste doch die Gleichgestaltung Seines Todes und die Gemeinschaft Seiner Leiden behandelt werden und erst als letztes die Kraft Seiner Auferstehung. Dies entspräche der natürlichen Reihenfolge. Doch weitere Überlegungen gaben dann doch der von Gott gegebenen Reihenfolge den Vorrang, denn: Vor Leiden und Tod kommt die Kraft - ginge es in der anderen Reihenfolge, müssten wir verzagen und versagen, denn auch der gläubige Mensch geht den Leiden so gut wie möglich aus dem Wege, weil er noch sein fleischliches Staubgewandt an sich trägt!

Die Kraft Seiner Auferstehung wird uns dynamisch in Eph 1:19 vorgestellt: "... was die uns alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist (für uns, die wir glauben), gemäß der Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke, die in Christus gewirkt hat, als Er Ihn aus den Toten auferweckte und Ihn zu Seiner Rechten inmitten der Überhimmlischen setzte ..." Über diesem Vers heißt es: "... damit ihr wisst..."!

Vielleicht kann uns heute einmal dies obige Wort beschäftigen, indem wir es uns erkenntnismäßig aneignen, es im Herzen bewegen und bedenken, welche Macht uns hier Gott, der Vater, aufzeigt.

In Anlehnung an unser gestriges Wort aus Eph 1:19 fallen uns in diesem Text 3 Worte auf:

Kraft (dynamis), Wirksamkeit (energeia) und Gewalt (kratos)

Wir sollen also wissen, dass diese 3 Begriffe in Christus wirksam geworden sind, als der Vater Ihn aus den Toten auferweckte. Das jeweils in Klammern stehende griechische Wort sagt auch dem Sprachunkundigen einigen aus: In Bezug auf Kraft sprechen auch wir von "Dynamik" und verstehen darunter etwas sich "kraftvoll Bewegendes". Wirksamkeit (energeia) steht mit "Energie" eng in Zusammenhang. Energie ist der starke Wille, etwas zu tun und auch zu vollbringen. Gewalt ist im Sinne von Größe und Macht zu verstehen der griechische Wort "kratos" erinnert uns Herrschermacht.

So steht vor unserem inneren Auge der Vater, der uns am Ostermorgen Seine dynamis, Seine energeia und Sein kratos aufzeigt, wie Er den. Sohn aus den Toten auferweckt. An diesem Lebendmachen. dürfen wir nun Gemeinschaft haben, eine innige Lebensgemeinschaft; bestätigt wird uns dies in den herrlichen Versen von Röm 6:2-4 (bitte lesen).

Dies gibt für heute genügend Stoff, m froh und glücklich in den neuen Tag zu gehen!

Dass auch uns die Kraft Gottes einmal buchstäblich lebendig machen wir, ist eine verheißungsfrohe Tatsache; doch will sich unser Text mit diesem in der Zukunft liegenden Ausblick hier nicht beschäftigen - vielmehr geht es um den jetzigen Wandel und Dienst, denn wir erhalten ja die Erkenntnisse, um sie auch praktisch zu gebrauchen und in die Tat umzusetzen.

Es geht also hier nicht um die Auferstehung, sondern um die Erkenntnis ihrer Kraft in unserem gegenwärtigen Dienst und Wandel. Diese Kraft soll auch uns erfüllen und unser Leben in Ihm kraftvoll beeinflussen.

Es ist doch anregend, einmal tagsüber immer wieder zu bedenken, was es mit dieser Kraft auf sich hat. Unser aller größte Angst dürfte wohl die vor dem Tod sein. Soviel der Mensch auch zustande bringt, hier ist ihm ein absolutes Halt geboten.

Nun ist unser Herr aus den Toten auferstanden, ein Herr von Zeugen bestätigt dies. Die alles übersteigende Größe der Macht Gottes wurde sichtbar (für uns, die wir glauben). Da Gott dieses Eine vor unseren Augen bewirkte, ist Er auch zu allem anderen fähig. Wir haben einen Gott und Vater, dessen Macht keine Grenzen kennt und die auch über den Tod, unseren schlimmsten Feind, gebietet!

Das Wissen und Erkennen darf uns nun dynamisch zufließen und uns neu kräftigen und stärken, und nur so sind wir auch in der Lage, Leidens- und Sterbensgemeinschaft mit unserem Herrn zu haben.

2. Die Gemeinschaft Seiner Leiden

Wenn wir sorgfältig überdenken, was Paulus uns hier sagt, nämlich: "Die Gemeinschaft Seiner Leiden zu erkennen", so bedeutet dies für uns einmal primär nicht, an Seinen Leiden teilzunehmen, also mitzuleiden, sondern vielmehr diese zu erkennen, und zwar:

Wir anerkennen, dass die Leiden Jesu Christi in Wahrheit unsere Leiden sind u nd dass sie Gottes Urteil über unsere eigene Sünde darstellen. Gerechterweise hätten wir die Leiden erdulden müssen, doch erduldete Er sie als Unschuldiger an unserer Statt. Dies gilt ers also erst einmal zu erkennen und auch - zu bekennen!

Niemand ist in der Lage, die Leiden unseres Herrn zu ertragen, als Er für die Sünde starb. Niemand kann auch irgend etwas zu der Erlösungstat hinzufügen, weil Er in einem einmaligen, das All bewegenden Akt alle Sünde tilgte. Er allein war würdig zu retten, und deshalb wurde Er auch mit dem Namen "Jesus" überaus hoch erhöht!

Paulus forderte hier nicht auf, in die Gemeinschaft Seiner Leiden einzugehen, sondern diese zu erkennen.

So gesehen gewinnt auch das Wort aus Jes 53 wieder ganz neu an Bedeutung:

"So hat unsere Leiden Er getragen und unsere Schmerzen - Er hat sie Sich aufgebürdet.

Gestern haben wir den eigentlichen Sinn der obigen Aussage aufgezeigt. Doch ist es hier geboten, auch nochmals auf die andere Seite hinzuweisen, die wir ja schon mit Phil 1:29 behandelt haben "... sondern auch für Ihn zu leiden ...".

Dort ist nun die klare Aufforderung zum buchstäblichen Leiden gegeben. Die Kraft hierzu fließt uns aus dem "Erkennen" zu, dass Er ja für uns bereits Unsägliches gelitten hat, dass wir Anteil an der Kraft Seiner Auferstehung haben, also Lebensgemeinschaft mit Ihm besteht, wie wir ja vorgestern sahen.

Das Erkennen der Gemeinschaft Seiner Leiden befähigt aber auch, uns von unserer eingebildeten fleischlichen Vortrefflichkeit zu lösen, ja diese als Abraum zu betrachten und sie in den Tod zu geben, und zwar ans Kreuz.

'Für all das, wo wir meinen, zu kurz zu kommen, weil wir ja auf so vieles verzichten, werden wir überschwängliche Gegenwerte an geistlichen Segnungen bekommen. Wer auf Erden nur genießen will, wer nur alle Tage Sonnenschein wünscht, wird im Tiefsten unbefriedigt bleiben und wird vor allem einen Stillstand in seinem Glaubensleben erfahren.

"Nicht allein aber das, sondern wir mögen uns auch in den Drangsalen rühmen, wissend, dass die Drangsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Erwartung. Die Erwartung aber lässt nicht zuschanden werden ..." (Röm 5:3-5).

3. indem ich Seinem Tod gleichgestaltet werde

Diese Aussage Pauli führt uns zu Röm 6, wo in den Versen Röm 6:2-11 das niedergeschrieben ist, wonach Paulus sich hier ausstreckt.

Aber zuerst ist es wichtig, dass wir ein Fundament haben, und dieses haben wir in Jesus Christus. Nach göttlichem Gebot fordert jede begangene Sünde den Tod (Röm 6:23). Christus war allein gerecht, und dadurch konnte Er die Forderung des Gottes erfüllen und für uns alle den Tod erleiden. Im Grunde hätten wir diesen Tod auf Golgatha sterben müssen, Seine Leiden wären rechtmäßig die unsrigen gewesen.

Paulus erkannte dieses stück um Stück, und in diesem Licht sah er sich nicht länger tadellos vor Gott, sondern erkannte sein fleischliches Nichts. Nur das völlige und totale Loslassen als dessen, was ihm bisher Gewinn war, gab ihm seinen Platz in Christus. Hier wird nämlich der Unterschied zwischen denen klar, die an Jesus glauben, ihm auch nachfolgen wollen, und jenen die in Christus sind, die mit Ihm gestorben, mit Ihm begraben und ... mit Ihm auferstanden sind! Die Letzteren wissen sich auch im Glauben niedergesetzt inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus (Eph 2:6) und sind sich damit ihrer überhimmlischen Berufung bewusst.

Gehen wir heute zurück zu Röm 6:2-11; es sind dies Worte, die uns nicht nur den heutigen Tag bewegen, sondern uns ständig gegenwärtig sein sollten! Interessant ist, wie in diesen Versen zweimal das Wort "erkennen" vorkommt, in Vers 3 und 6. Nach dem Erkennen erfolgt dann jeweils die Aufforderung zum Wandel. Eine stark verkürzte Zusammenstellung soll uns dies graphisch verdeutlichen:

Vers 3 ...erkennt: ...
Vers 4 Wir sind in Christi Tod getauft.
Wir werden, wie Christus durch den Vater aus den Toten auferweckt.
Vers 4 Wandel Auch wir mögen in dieser Neuheit des Lebens wandeln.



Vers 6 ...erkennend:
Vers 6 Auch wir mögen in dieser Neuheit des Lebens wandeln.
Unsere alte Menschheit mit Christus gekreuzigt
Körper der Sünde unwirksam gemacht,
Vers 7 wer der Sünde stirbt, ist von ihr gerechtfertigt.
Vers 8 wir glauben:
Vers 8 dass wir mit Christus starben und
Vers 9 auch mit Ihm leben werden.
Vers 10 Christus ist Herr über den Tod
Christus starb der Sünde, und Er lebt für Gott
Vers 11 also auch ihr:
Vers 11 Rechnet damit: dass ihr der Sünde tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus.



Unsere gestrige Darstellung von Röm 6:2-11 sollte uns im Erkennen hilfreich sein. Es fällt auf, dass jeweils nach dem Erkennen die Frage des Wandels kommt. So umfassen die Verse 3+5 den Komplex:

Erst das Erkennen, dass wir in Christi Tod getauft sind, macht uns zu einem Wandel in Neuheit des Lebens fähig.

Der Komplex Ver 6- 11:

Mit Christus gekreuzigt, der Sünde gestorben, ab er auch mit Ihm lebend - die Erkennen macht uns fähig, ein geistliches Glaubensleben zu fürhen und damit zu rechnen, dass auch wir der Sünde tot sind, aber lebend für Gott in Christus Jesus!

Die praktische Auswirkung hiervon ist für uns ein Unwichtigwerden der alten Menschheit und dein immer stärkeres Sehnen nach geistlichem Leben in Ihm (dies kann das Verlangen nach Schriftlesung sein, das Verlangen nach Austausch mit Gleichgesinnten, nach gemeinsamen gedanklichen Vorstellungen über unseren überhimmlischen zukünftigen Beruf u. v. m.).

Seinem Tode gleichgestaltet zu werden, heißt letztlich Verzicht auf das Irdische und Gewinn im Geistlichen; möge es ein Leben werden, welches uns bewusst macht, nicht mehr für uns, sondern für Gott leben - und dies in Christus Jesus.

Phil 3:11

"ob ich etwa zu der Ausauferstehung, der aus den Toten, gelangen könnte."
Die Ausauferstehung

Mit unserem heutigen Text stoßen wir auf ein Thema, um welches sich im Laufe der Zeit so etwas wie ein mystischer Schleier gelegt hat, und es scheint, je geheimnisvoller, je unheimlicher, umso interessanter!

Um diesen Schleier zu lüften, um uns auf guten, paulinischen Grund zu stellen, geben wir diesem ohne Zweifel sehr wichtigen Thema auch entsprechend Raum. Wir bitten also unser Leser um Verständnis und Geduld, wenn wir in kleinen Schritten dies "Ausauferstehung" beleuchten werden.

Als erste Anregung geben wir zu bedenken, dass sich auch unser heutiger Leitvers in die Gesamtaussage des Philipperbriefes einfügen muss, d.h. wir müssen hier auch die Ausauferstehung unter dem Gesichtspunkt des "Wandels und Dienstes" sehen. Dieses Wissen wird uns in der rechten Beurteilung dieser Bibelstelle gute Dienste tun.

Lange bevor Paulus den Brief an die Philipper schrieb, hat er die grundsätzliche Lehre über die Auferstehung der Toten in Christo in 2 Briefen niedergelegt. 1Thes 4:13-18 und 1Kor 15:50-54 (bitte lesen). Es ist für uns alle klar ersichtlich, dass Paulus in beiden Stellen nicht die geringste Unsicherheit zeigt, im Gegenteil, er schließt alle Angesprochenen in diese Auferstehung (Entrückung) mit ein, selbstverständlich auch sich selbst.

Im Philipperbrief finden wir nun wieder eine Aussage über die Totenauferstehung, allerdings unter einem ganz anderen Gesichtspunkt: Es fehlt die Sicherheit und Gewissheit, dafür lesen wird diesbezüglich: "Nicht dass ich dies schon erhielt, oder hierin schon vollendet sei. Ich jage aber danach...." (Phil 3:12-13).

Der gestrige Abschluss zeigte uns die Sicherheit Pauli bei den beiden Aussagen im Korinther- und Thessalonicherbrief, die Unsicherheit dagegen in der Aussage im Philipperbrief; im letzteren bezeugt er, es noch nicht ergriffen zu haben, ihm aber nachzujagen. Was ist dies denn nun für eine "Ausauferstehung", die der Apostel ergreifen möchte?

Die rechte Beantwortung dieser Frage ist von großer Bedeutung, denn wir sind ja in den späteren Versen Phil 3:15 und 17 zum Nachahmen aufgefordert. Es gilt also, das Ziel zu erkennen, welches Paulus im Auge hatte, denn ein Abgleiten auf Abwege ist sehr leicht möglich, wie Folgendes aufzeigt! Es gibt nämlich drei markante Auslegungen über dieses Thema, die sich tiefgehend unterscheiden:

Die Ausauferstehung gem. Phil 3:11 ist:

  1. entweder identisch mit der Auferstehung in 1Kor 15 und 1Thes 4

..# oder eine (wie bei Jesus) am 3. Tag nach dem Tod stattfindende Auferstehung

  1. oder eine Sprachfigur, die uns im Rahmen des Philipperbriefes (Wandel und Dienst) während unserer Erdenzeit dienlich sein soll.

Wir wollen versuchen, jede Auslegung am Worte Gottes zu prüfen, und die richtige als aufbauende Erkenntnis in unser Glaubensleben aufnehmen.

Zu 1. identisch mit der Auferstehung in 1Kor 15 und 1Thes 4:

Es ist das Ziel eines jeden Herausgerufenen in Christi, vom wiederkommenden Herrn entrückt zu werden. Um an dieser Auferstehung, von der ja unter Punkt 1 angeführten Bibelstellen reden, teilzunehmen, bedarf es aber keiner eigenen Initiativen, also kein Nachjagen, kein Ausstrecken, vielmehr gehört diese zu unserem festen Glaubensgut, und ist uns in Gnaden verheißen, ohne eigenes Zutun. Wir sind in der heutigen Verwaltung alle einsgemacht in der Gleichheit Seines Todes und werden es auch alle in der Gleichheit Seiner Auferstehung sein. Die körperliche Auferstehung ist keine Belohnung für unseren irdischen Kampf, sondern beruht auf unserer Stellung in Christus. Damit ist klar, dass Punkt 1 unrichtig sein muss.

Beachten wir auch, dass Paulus in 1Kor 15 und 1Thes 4 stets in der Wir-Form spricht, dagegen in Phil 3:11 in der Ich-Form, auch dies ist bei der Wertung ein wichtiger Punkt.

Ein letzter Gesichtspunkt wäre der, dass Paulus in den frühen Briefen an die Korinther und Thessalonicher mit großer Gewissheit von der Auferstehung sprach, in dem späteren Philipperbrief, also in entsprechendem höheren Alter, aber plötzlich unsicher geworden wäre (... ich schätze mich selbst noch nicht so ein, es ergriffen zu haben!)

Wäre also Punkt 1 richtig, so sähen wir einen Apostel, derkurz vor Abschluss seines Lebens um etwas ringen musste, das er zuvor als sein Eigen wusste. Dies wäre ein bedenklicher Rückschritt im Glaubensleben Pauli und für uns kaum nachahmenswert. Unsere hier gemachten Aussagen sollten uns von der Unhaltbarkeit von Punkt 1 überzeugt haben.

Zu 2. ist eine (wie bei Jesus) am 3. Tag nach dem Tod stattfindende Auferstehung:

Diese Auslegung sieht mit gutem Recht die Unmöglichkeit der ersten und stellt deshalb eine andere Auferstehung in den Vordergrund. Losgelöst von der Entrückung, streckt sich Paulus nach eine gleich nach dem Tod stattfindenden Auferstehung aus, "der Ausauferstehung". Diese hängt allerdings von dem jeweiligen irdischen Glaubensleben und Wandel ab und wird folglich nur von geistlich Vollkommenen erreicht. Sie hätte zur Folge, dass es laufend Einzelauferstehungen gäbe, im Gegensatz zu der durch Paulus enthüllten Gesamtauferstehung der Gläubigen bei der Entrückung.

In Kol 3:4 lesen wir: "Wenn aber Christus, unser Leben geoffenbart wird, dann werdet auch ihr zusammen mit Ihm in Herrlichkeit geoffenbart werden". Klar wird hier bezeugt: Zuerst wird Christus, unser Leben, geoffenbart werden, und dann erst erfolgt die Offenbarung Seiner Glieder durch die Entrückung. Nur durch das Wiederkommen Christi werden die Körper der Heiligen lebendig gemacht, von einer früheren Auferstehung weiß der Kolosserbrief nichts. Der Schwerpunkt obiger Aussage liegt auf dem Wörtchen "dann". Eine frühere Auferstehung würde die Aussage in Kol 3:4 stark abwerten, da ja etwas Köstlicheres angestrebt werden kann.

Im Anschluss an gestern ein weiteres gewichtiges Wort aus Phil 3:20-21:

"Unser Bürgertum jedoch ist in den Himmeln, woher wir auch den Retter erwarten, den Herrn Jesus Christus, der den Körper unserer Erniedrigung umwandeln wird...".

Gäbe es eine Ausauferstehung nach unserem Punkt 2 aufgrund Phil 3:11, so würde das Wort aus Phil 3:20-21, also nur wenige Verse weiter, diese Aussage wieder aufheben. Ganz klar bringt hier ja Paulus zum Ausdruck, dass seine Erwartung der "Retter aus den Himmeln" ist und keine frühere Einzelauferstehung. Damit würde Paulus unglaubwürdig. In Vers 11 spornt er uns zu einer früheren Auferstehung an und in Vers 20-21 bricht er diese Erwartung wieder ab und geht zur normalen Entrückung über.

Wäre eine Ausauferstehung vor der Entrückung möglich, würden die beiden Aussagen im Philipperbrief ein völliges Durcheinander erzeugen. Was will Pauli hier eigentlich? Ein Kämpfen um die frühere Ausauferstehung oder ein gläubiges Worten auf das Erscheinen des Herrn?

Am Schluss der Verse über die Entwicklung in 1Thes 4:13-18 stehen die Worte: "Daher sprecht einander zu mit diesen Worten!" Zuspruch darf aber nicht auf einer halbherzigen Verheißung basieren, sondern er bedarf eines feststehenden Grundes.

Noch einige Folgerungen seien zu Punkt 2 gesagt: Jeder Gläubige müsste ja bei jedem Danebenfall (und wer will sich hier ausschließen?) entmutigt und bedrückt davon ausgehen, dass er die frühere Ausauferstehung verfehlen wird. Beschämt müsste er sich dann mit der zweitrangigen Entrückung begnügen.

Diese Lehre würde ein ständiges Schwanken zwischen zwei Auferstehungsmöglichkeiten im Leben des Gläubigen verursachen. Es wäre ein Abgleiten von festem Grund auf schwankenden, würde Unsicherheit erzeugen und gäbe Anlass zu mancherlei Anfechtungen.

Die Entrückung wäre letztendlich eine Enttäuschung; man hat versagt, der andere war besser!

Angesichts der klaren paulinischen Lehre über Rettung durch Gnade, wirkt die Ausauferstehungslehre nach Punk 2 widerspruchsvoll und betrüblich. Die Auferstehung wird ao für eine Elite vorzeitig vor Christi Wiederkunft erwartet, und zwar aufgrund vermeintlicher eigener Verdienst. Damit wird aber die Einheit zerrissen: "Eine Körperschaft und ein Geist, so wie ihr auch zu einem Erwartungsgut eurer Berufung berufen wurdet;" (Eph 4:4).

Ein abschließender Gedanke zu Punkt 2 soll uns heute zu denken geben: Einst impfte die Schlange im Paradiesgarten dem ersten Menschenpaar das Gift der Verheißung ein: "Ihr werdet sein wie Gott!" Das Gift sollte Unzufriedenheit mit dem momentanen Besitz bewirken und darüber hinaus das Bestreben, ganz oben zu sein, sich zu erheben, besser oder bevorzugt zu sein. Kommt dieser Zug nicht auch bei Punkt 2 zum Ausdruck?

Noch früher, noch schneller, vor allem vor den anderen beim Herrn sein! Tief in jedem Menschen steckt dieses Verlangen noch drinnen und könnte auch Anlass zu diesem Elitedenken sein.

Lassen wir uns doch nicht von angeblich leeren Gräbern und Särgen täuschen. Solche Aussagen (mit Fotos) waren stets sehr alt und nie mehr nachprüfbar. Kein einziger echt dokumentierter Fall liegt vor.

In jüngster Zeit verstarb ein allseits geschätzter und beliebter dem Verfasser noch bekannte Glaubensmann. Er war ein Anhänger der hier in Punkt 2 angeführten Lehre. Da er einen großen Dienst versah, und diesen sicherlich mit großer Liebe und bestem Fleiß, rechneten viele Hinterbliebene mit seiner alsbaldigen Ausauferstehung. Die Beerdigung wurde gezielt hinausgeschoben., Als nichts geschah, übergab man ihn letztlich doch still der Erde. Merkwürdigerweise konnte dieses Erleben die falsche Sicht der früheren Ausauferstehung in der Anhängerschar dieses Verstorbenen bis heute nicht löschen.

Damit wollen wir Punkt 2 abschließen und uns der Lehre zuwenden, die uns keine mystische Unsicherheit einbringt, sondern den Weg zu höchstmöglicher Vollkommenheit aufzeigt.

Zu 3. eine Sprachfigur, die uns im Rahmen des Philipperbriefes (Wandel und Dienst) während unserer Erdenzeit dienlich sein soll:

Die Auslegung nach Punkt 3, die in unserem Textwort eine bildliche Auferstehung lehrt, also eine Sprachfigur darstellt, löst das Problem auf einfachste Weise und rechtfertigt Paulus in seinem Streben nach der Ausauferstehung und stellt ihn weiter als leuchtendes Vorbild hin.

Aber erst einmal - was sind Sprachfiguren?

Unser Alltag ist voll davon. Wenn wir z.B. von "launischem" Wetter sprechen, so ist jedem klar, dass das Wetter selber nicht launisch sein kann, dass dieser Begriff bildlich an einen "launischen" Menschen erinnern soll. Wenn ich vor einem alten Auto stehe und von einer "Rostlaube" spreche, so weiß jeder, dass hier kein eLaube im Grünen gemeint ist, sondern das alte Auto. Wir verstehen auch gut, was gemeint ist, wenn wir von einem "gefallenen" Soldaten sprechen. Der Tod wird in der Sprachfigur des "Fallens" dargestellt.

Weil uns Gottes Wort geistliche Dinge enthüllt, zu deren Wahrnehmung uns der geeignete Sinn fehlt, muss es in Ausdrücken reden, di e uns geläufig sind. So werden auch in Gotte sWort Begriffe aus dem irdischen Bereich auf den geistlichen Bereich übertragen. Überaus dankbar sind wir hier für die Konkordante Übersetzung, die uns diese Redefiguren im Wort Gottes, symbolisch gekennzeichnet, aufzeigt (siehe Konkordante Übersetzung 355 und 1. Umschlagseite).

Es ist eigentlich für den tiefer in die Schrift Eindringenden unerlässlich, sich ausgiebig mit diesem Thema "Sprachfiguren" zu beschäftigen. Die vorhandenen Jahrgänge aus U.R. bieten hier vielfältige Möglichkeit.

Heute wollen wir unserem Text näher rücken, indem wir an verschiedenen Schriftstellen zeigen, dass auch der Begriff des Todes vielfach als eine Redefigur benutzt wird, um geistliche Zusammenhänge besser aufzuzeigen:

.."Auch euch, die ihr den Kränkungen und der Unbeschnittenheit eures Fleisches gegenüber tot seid, ..." (Kol 2:13).

"Denn ihr starbet, und euer Leben ist zusammen mit Christus in Gott verborgen." (Kol 3:3).

"Die verschwenderische Witwe aber ist lebend verstorben (1Tim 5:6).

"... sondern stellt euch selbst für Gott bereit, als Lebende aus den Toten..." (Röm 6:13).

"Erwache, der du schlummerst, stehe auf aus den Toten, ..." (Eph 5:14).

Diese Stellen zeigen uns deutlich auf, dass in keinem Fall von einem buchstäblichen Tod die Rede ist, sondern in jedem Fall wird der Begriff "Tod" als Sprachfigur benutzt, um uns gewisse geistliche Zusammenhänge zu verdeutlichen. Damit sind wir unserem Wort aus Phil 3:11 schon sehr dicht auf der Spur, vor allem, wenn wir die letzte Stelle aus Eph 5:14 sehr sorgfältig betrachten und dann eine Verbindung zu Phil 3:11 herstellen. Alles Mystische, Geheimnisvolle weicht zurück, und immer mehr kristallisiert sich eine leicht verständliche und eigentlich ganz logische Auslegung heraus.

Heute soll. uns das Umfeld der "Ausauferstehung aus den Toten" im Philipperbrief beschäftigen. Primär steht ja über dem ganzen Brief das. Thema Wandel und Dienst; auch die besagte Stelle muss sich diesem Thema unterordnen.

Das 3. Kapitel beginnt mit der Mahnung "Hütet euch" vor solchen, die auf Fleisch vertrauen (Vers 1-4). Dann zählt Paulus seine Vorzüge im Fleisch auf, die er nun für Abraum erachtet - um Christus zu gewinnen (Vers 5-9). Die Verse 10-14 sind geprägt von "erkennen, nachjagen, ergreifen, ausstrecken" und dies alles, um dem Ziel zuzujagen, dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus. Ausführlich haben wir ja auch schon Vers 10a behandelt.

Das ganze Umfeld von Phil 3:11 zeigt, dass es Paulus darum geht, während seines Erdendaseins das Fleischliche auszuschalten und so weit wie nur möglich ein geistliches Leben zu führen. All sein fleischlicher Gewiss wird zum Abraum, Christus gilt es zu gewinne und in Ihm befunden zu werden. Um Ihn zu gewinnen, muss Er zuerst erkannt werden, dazu gehört als wichtigstes Indiz die göttliche Auferstehungskraft und die Gemeinschaft Seiner Leiden. Darauf erfolgt dann auch die Gleichgestaltung Seines Todes.

Wenn wir heute hier abschließen, dann darf uns jetzt schon etwas ahnen, dass Leidens- und Todesgemeinschaft mit Jesus Christus, unserem Herrn, zu einem absoluten Höhepunkt im Wandel führen.

Wir haben aufgezeigt, was eine Sprachfigur ist, wir haben gezeigt, dass das Wort Gottes an vielen Stellen den Tod als solche Sprachfigur benutzt, und wir haben das Umfeld der Textstelle kurz beleuchtet. Gestern gaben wir noch abschließend zu bedenken, dass Leidens- und Todesgemeinschaft zu den schwersten, aber auch herrlichsten Wegen des Wandels führen.

Die Umgestaltung in die Gleichheit unseres Herrn erleben wir alle augenscheinlich bei der Entrückung. Paulus wünscht, diese Gleichheit zeitlich voraus zu ergreifen. Es verlangt ihn schon hier und jetzt nach der Kraft des zukünftigen Lebens zum Zwecke der Umgestaltung seines irdischen Lebens, seines Wandels.

Wir wollen hier noch hervorheben: Ohne die innige Lebensgemeinschaft mit unserem erhöhten Herrn sind wir kraftlos, an Seiner Leidens- und Todesgemeinschaft teilzunehmen.

Wenn wir an Kol 1:24 denken, so erahnen wir etwas von dem, was für Paulus Leidensgemeinschaft hieß. An Timotheus ergehen mannigfaltige Ermunterungen, ihm in diesem Leiden zu folgen, wir finden diese in 2Tim 1:8; 2Tim 2:1-5; und 2Tim 2:8-12.

Aber noch ein schweres Wort nehmen wir mit in den Tag, es betrifft unseren Herrn auf Erden: "Obgleich Er der Sohn ist, lernte Er den Gehorsam durch das, was Er litt. Und so vollkommen gemacht... " (Hebr 5:8-9). Beachten wir hier besonders die Worte "so vollkommen gemacht"; selbst der Sohn Gottes bedurfte der Leiden, um vollkommen zu werden, und so dürfen wir bei unserem Text zu Recht von einem Weg der Vollkommenheit sprechen.

Paulus möchte in seinem sterbenden Körper die überschwängliche Größe der Kraft Gottes soweit wie möglich verwirklicht sehen - in der Leidens- und Todesgemeinschaft seines Herrn. Die bildliche Auferstehung aus den Toten dient hier zum Verständnis, dass aber mit zunehmendem Erkennen des Christus das Bewusstsein erwacht und uns in Form der Auferstehungskraft zu neuem Leben anregt, einem Leben der täglichen Todes- und Leidensgemeinschaft mit Christus.

Hier ist Paulus in der Tat noch nicht vollkommen, hier bedarf es auch für ihn des täglichen Kampfes, wie es uns ja in den folgenden Versen aufgezeigt isst und von uns auch im weiteren behandelt wird.

Ausauferstehung ist also keine geheimnisvolle, sagenumwobene Frühauferstehung einer Elitegruppe von Körpergliedern, sondern der schwere, körperliche Kampf hinein in die innigste Verbindung mit dem Herrn, Ihm in allem gleich zu werden - und dies zum Ausdruck gebracht im Wandel und Dienst. Hier offenbart sich vor uns der absolute Höhenweg, der in die Vollkommenheit führt, durch Abstieg.

Darum heißt es auch: "Erwache, der du schlummerst, stehe auf aus den Toten, und aufleuchten wird dir der Christus!" (Eph 5:14).

Phil 3:12

"Nicht dass ich dies schon erhielt oder hierin schon vollendet sei."

Es gehört zu den Vorzügen unserer Stellung in Christus, dass wir in Gottes Schule lernen dürfen und dass Gott für jeden Lernenden die passende Lektion hat. Jede Lektion hat ihren Zweck und das entsprechend Ziel. Was Gott erreichen will, ist der Durchblick in die göttlichen Ziele bei allen Prüfungen des Lebens. Das Hinwegsehen und Gelöstsein von der rein menschlich/fleischlichen Seite in allen Dingen, das Offenhalten aller Gedanken und Sinne für Gott, das ist die erwünschte Lektion, die in unseren Prüfungen enthalten sind.

Vorbildlich und vollkommen durchlebte diese Prüfungen unser Herr auf Erden. Bis hin zu Seinem schwersten Kampf in Gethesmane sehen wir Ihn stets auf den Vater blicken und Seinem Willen untergeordnet. Wenn wir nun in Hebr 5:8-9 lesen, dass der Gottessohn den Gehorsam durch das, was Er litt, lernte und so vollkommen gemacht wurde, so ist dieser Grad der Vollkommenheit bei uns nicht möglich. Wohl schauen wir auf unseren Herrn, wohl sehen wir uns in der Kampfbahn stehen, aber nie dürfen wir uns sicher fühlen, nie werden wir hier unten vollendet sein.

Dies erkannte auch Paulus, und so verstehen wir seine Worte dahingehend, dass er zwar wusste, dass er in Christus ja schon alles besaß, aber in Dienst und Wandel soviel wie möglich davon auslebte bzw. darum rang, es auszuleben.

"Nicht dass ich dies schon erhielt oder darin schon vollendet sei. Ich jage aber danach...".

"Ich jage aber danach, ob ich wohl ergreifen möge, wozu ich auch von Christus Jesus ergriffen worden bin."
Wir sind ergriffen

Jeder Gläubige ist von Christus ergriffen. Dieses Ergriffensein zeigt sich in unserer Auserwählung, die schon vor dem Niederwurf der Welt stattfand (Eph 1:4). In Liebe hat uns auch Gott für Sich zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt (Eph 1:5), und in Ihm sind wir auch versiegelt mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen (Eph 1:13). Auch der Römerbrief gibt ein vielfältiges Zeugnis unseres Ergriffenseins, unserer Rettung in Christus Jesus (z.B. Röm 8:28-30).

Dieses Ergriffensein ist unser Fundament, auf dem wir stehen; nicht wir ergreifen Ihn, Er ergreift uns, und dies geschah bei unserem Gläubigwerden. Aber damit ist das Ziel noch nicht erreicht, im Gegenteil, wir sind auf ein bestimmtes Ziel hin von Christus ergriffen.

Für das, was nun folgt, sind die zurückliegenden Verse Voraussetzung. Wir treten damit in ein Stadion, wo der Wettkampf des "Ergreifens" ausgetragen wird. eben jenes Streben nach der Ausauferstehung aus den Toten, der möglichsten Gleichheit mit dem Herrn.

"Mit Ihm zusammen wurden wir nun durch die Taufe in den Tod begraben, damit, ebenso wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt wurde, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln mögen" (Röm 6:4).

Phil 3:13

"Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, es ergriffen zu haben."

Lehre - Wandel

Wenn wir aus unserem Text die Worte ergriffen/ergreife vernehmen, so zeigt sich hier eine Eigenschaft im Wort Gottes, der wir gerne einen Tag widmen wollen, dient diese doch der Verherrlichung unseres Gottes.

"Ergriffen" zeigt eine bestehende Tatsache, "ergreife" hingegen ist etwas, was ich noch nicht habe. Dieser auf den ersten Blick scheinbare Widerspruch löst sich aber schnell auf, wenn wir erkennen, dass wir gemäß unserer Stellung bereits Ergriffene<a/u> sind, aber in unserem <u>Wandel zum Ergreifen aufgefordert sind, um das in der Stellung Erlangte auszuleben. Weite Beispiele veranschaulichen dieses:

"Wenn aber Christus in euch ist, si ist der Körper zwar tot..._" (Röm 8:10). "Ertötet daher in euren Gliedern..." (Kol 3:5). Wir sehen hier, wie wir in unserer Stellung in Christus tot sind (als bestehende Tatsache), die betrifft die Lehre, in unserem Wandel aber täglich "ertöten" sollen.

"... weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen ist..." (Röm 5:5) "jaget daher der Liebe nach!" (1Kor 13:13). Auch dieses Beispiel zeigt deutlich den Besitz der Lehre und das Nachjagen unseren Wandel betreffend.

Es ist so tröstlich, dass Gott nichts von uns verlangt, was Er uns nicht schon vorher gab, denn "Was hast du aufzuweisen, das du nicht erhalten hättest?" (1Kor 4:7b).

Kampfregeln

Nach 1Kor 9:24 kann in einem Wettlauf nur einer den Kampfpreis erhalten. Wäre dieses Bild eines Wettkampfes auch hier zutreffend, so würde sicher Paulus das Rennen gewonnen haben, und wir könnten uns heute die Mühe des Laufens ersparen. Unser Text aber redet von einem Kampf mit uns selbst oder auch gegen uns selbst, gegen unsere alte Natur. Es ist wichtig, nichtmehr in dem Bild zu sehen, als es uns sagen möchte.

So gilt als erste Kampfregel: "Vergessen, was hinter mir liegt!"

Die meisten Gläubigen empfinden starke Reue, wenn sie auf ihr Leben zurückblicken. Sie verwenden viel Zeit darüber nachzudenken, was sie hätten besser machen könne. Paulus spricht hier aber nicht von gereuen, sonder von vergessen. Der Grund ist klar: Solches Bereuen schwächt uns und macht uns untüchtig in unserem Lauf auf das Ziel zu. Vergangene Vorzüge und Nachteile, Fehlverhalten usw. gehören der Vergangenheit an, sie sollen vergessen werden, unser Blick soll nicht zurück, sondern vorwärts gerichtet sein. Hinten sehen wir nur uns selbst, aber vor uns sehen wir Christus.

Vergessen ist ein völliges Weglegen, ein nicht mehr Erinnern. Wie gefährlich ein Zurückschauen ist, demonstriert uns Demas. Sein Blick wandte sich von Christus ab und ging zurück in die Welt. Die Folge war ein totaler Rückfall in diese. "Demas verließ mich (Paulus) aus Liebe zum jetzigen Äon..." (2Tim 4:10).

Schauen wir unbeirrt vorwärts, dort winkt uns derherrliche Ziel, nach ihm sollen wir uns mit aller Kraft ausstrecken.

Phil 3:14

"So jage ich dem Ziel zu, nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus."

Viele Ausleger denken bei obigem Wort an 2Tim 4:7-8: "Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt. Hinfort ist mir der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt...".

Wir sind hingegen der Ansicht, das obiges Wort und unser Leitvers aus Phil 3:14 zwei verschiedene Kampfbahnen sind, die nicht einander gleichgestellt werden sollten. Einer von verschiedenen Gründen liegt sofort offen zutage: In 2Tim 4:7-8 sehen wir Paulus bereits am Ziel angelangt, hingegen jagt er in Phil 3:14 dem Ziele immer noch zu. In beiden briefen hatte Paulus den Tod vor Augen: In 2Tim 4:6: "...und der Zeitpunkt meiner Auflösung steht bevor"; Im Philipperbrief erinnern wir an Phil 1:20.21, wo dem Apostel der Tod durch die römischen Henkersknecht drohte. In jeweils gleicher Lage weiß er sich also einmal am Ziel, und zum anderen hat er dieses noch nicht erreicht.

Die Klärung dieser Frage schien uns wichtig, weil es uns zeigt, dass jeder Brief eben doch in seiner eigenen Bedeutung gesehen werden muss und gleiche Bezeichnungen in verschiedenen Briefen verschiedene Bedeutungen haben können.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal unserer beiden Texte ist, dass der Kampfpreis einem "der Siegeskranz der Gerechtigkeit" ist und zum anderen "eine Berufung Gottes droben in Christus Jesus" Letzter soll uns nun weiter Anlass zum Nachdenken geben!

"dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus."

Ein Kampfpreis - um am Bild eines Sportlers zu bleiben - ist eine Belohnung, etwas, das den Sportler zu größter Anstrengung anreizt. Wenn uns Gott dieses Bild vor Augen stellt, dürfen wir gewiss sein, dass Sein Lohn köstlich sein wird, dass dieser Kampfpreis uns aber auch schon hier unten gewaltigen Ansporn geben soll.

In dem Wort "Berufung" liegt "Beruf" enthalten, also jene Tätigkeit, die wir auf Erden zum Lebensunterhalt ausüben. Man kann diesen Beruf selbst erwählen, man kann aber auch dazu berufen werden, wenn wir bei letzterem z.B. an einen Hochschulprofessor denken. Damit haben wir einen ersten Anhaltspunkt, was unser Kampfpreis beinhaltet: Es ist die göttliche Berufung zu einer Tätigkeit.

Einen weiteren Hinweis gibt uns das Wörtchen "droben". Es zeigt also den Ort an, wo unser Kampfpreis liegt, und dies ist in unererem Fall alles, was droben ist bzw. alles, was außerhalb unserer Erdatmosphäre liegt - das gesamte All!

Den wohl schönsten Hinweis aber sehen wir darin, dass dieser Kampfpreis "in Christus Jesus" ist.

Somit kristallisiert sich ein in der Tat erstrebenswertes und anspornendes Ziel heraus: Eine überhimmlische Berufung i einen Beruf, eingebettet und geborgen in Christus Jesus.

Heute heißt unsere Frage: Was beinhaltet diese Berufung droben in Christus Jesus? Dazu ist es bedeutsam, wenn wir uns zu den ausführlich behandelten Versen aus Phil 2:5-11 zurückführen lassen - die Erniedrigung und anschließende Erhöhung unseres Herrn. Auf Abstieg und Demütigung bis zum Tod am Pfahl folgte seine "überaus hohe" Erhöhung, nämlich die Begnadigung mit dem Namen "Jesus"!

Der Kampf unseres Herrn war der "Abstieg", - warum sollte nicht auch der Unsere sein? Sein Siegespreis war die überaus hohe Erhöhung - könnte es nicht auch unser Preis sein?

Nahtlos reiht sich diese Sicht in den bisher aufgezeigten Rahmen des Phiiipperbriefes. Wir sind von Gott berufen, aber wir sin dnoch nicht erhöht. Es ist von unserer Seite noch im Kampf erforderlich, die Befreiung von unserem Ich zu suchen, in Niedrigkeit die Gleichgestaltung mit Seinem Tod, die Gemeinschaft Seiner Leiden, aber auch ein wirkliches Erleben der Kraft Seiner Auferstehung. Diesen Dingen gilt es nachzujagen, sich nach ihnen auszustrecken.

Wir sind uns der Schwere dieses Weges wohl bewusst, wir wissen auch, dass dieser Weg nur von solchen beschritten wird, die wirklich in Christus leben - es ist in der Tat ein Weg zur höchsten Reife. Hier gilt auch der Zuspruch Pauli: "Denn ich rechne damit, dass die Leiden der jetzigen Frist nicht wert sind der Herrlichkeit, die im Begriff steht in uns enthüllt zu werden" (Röm 8:18).

Zwei Losteile

Wir bitten unsere Leser, den Vers aus Röm 8:17 zu lesen. Es ist uns sicher nicht entgangen, dass hier die Rede von zwei Losteilen ist, einmal von Losteil Gottes welches ohne Bedingung allen Kindern Gottes zugesagt ist. Das Zweite Losteil, nämlich "Losteilinhaber zusammen mit Christus" ist aber ganz offensichtlich an eine Bedingung geknüpft: "wenn wir nämlich mit Ihm leiden." Dieses "mit Ihm leiden" zieht aber eine Verheißung nach sich: "damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden."

Vielleicht dürfen wir es so sehen: Losteilinhaber Gottes zu sein, ist mit Sicherheit eine herrliche Stellung. Sie entspricht dem Stand unseres Herrn vor Seiner Erniedrigung., wo Er ja schon Seine Herrlichkeit als Sohn hatte. Losteilinhaber zusammen mit Christus heißt, sich gleich Ihm erniedrigen, um gleich Ihm "überaus hoch" erhöht zu werden, was dann für uns Mitverherrlichung bedeutet.

Würden wir diese Mitverherrlichung automatisch erhalten, wäre der Kampf, das Ausstrecken und Nachjagen, nicht erforderlich.

Wir sehen, erst wenn wir Ihn in Seiner Erniedrigung und Erhöhung erkannt haben, erst dann können wir ermessen, was der Kampfpreis wirklich für uns bedeutete.

Wenn unser Kampfpreis die Mitverherrlichung ist, so lassen wir uns gerne an Christi Jesu überaus hohe Verherrlichung erinnern: "damit in dem Namen Jesu sich jedes Knie beuge, der Überhimmlischen, Irdischen. und Unterirdischen, und jede Zunge huldige: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes des Vaters" (Phil 2:10-11).

Dieses Wort und unser Textwort führen uns an eine andere Schriftstelle: "Denn wenn wir mit sterben, werden wir auch mit leben. Wenn wir erdulden, werden wir auch mit herrschen..." (2Tim 2:11-12).

Vor unserem inneren Auge öffnet sich das Geheimnis des göttlichen Willens, "Für eine Verwaltung der Vervollständigung der Fristen das All in Christus aufzuhaupten" (Eph 1:10). Hier ist der Zeitpunkt, wo jedes Knie sich beugen und jede Zunge huldigen wird - und wir, in Seiner Mitverherrlichung stehend, den Kampfpreis nun errungen, werden mit herrschen dürfen...

Nun kommt eigentlich noch etwas ganz Grandioses: Lesen wir nochmals des Schluss von Phil 2:11, uns wir werden zu der Gesinnung des Herrn geführt: Nicht zu Seiner Verherrlichung ist Er Herr, sondern zur Verherrlichung des Vaters!

Auch unsere Gesinnung kann gar nicht anders sein: Unser Laufe, unser Erringen des Kampfpreises, auch unser Mitverherrlichtwerden dient letztlich "zur Verherrlichung des Vaters", Amen!

Einem wichtigen Punkt müssen wir noch besondere Aufmerksamkeit schenken, unserem künftigen Beruf. Die Schrift nennt uns hierzu zwei Schwerpunkte:

  1. Das Richten der Boten (1Kor 6:3)
  2. Die Aufhauptung des Alls in Christus (Eph 1:10)

zu 1.:
1Kor 6:2-3 nennt uns einem "die Heiligen, die die Welt richten werden", und zum anderen "wir, die wir boten richten werden". Im ersteren dürfen wir Israels Heilige sehen, die ihren irdischen Beruf ausführen werden, im zweiten spricht Paulus von "wir"m, schlicht sich selbst also samt den Korinthern und uns damit ein - es ist die Körperschaft Christi mit ihrem überhimmlischen Beruf.

Wenn wir bedenken, dass unter Boten ja auch Fürstlichkeiten, Obrigkeiten, Mächte und Herrschaften in den überhimmlischen Räumen verstanden werden müssen, so muss uns klar werden, dass diese Aufgabe auch ihrer irdischen Zubereitung bedarf.

Wir wissen, dass Gericht Gottes stets ein Zurechtbringen beinhalten. So muss auch unser Richteramt in diesem Sinne verstanden werden. Kein kaltes Aburteilen wird von uns verlangt, sondern ein richten auf der Basis der Liebe, der Gnade und Barmherzigkeit.

Wie verhängnisvoll sich hier die Gesinnung jener Gläubigen auswirkt, die jeden Ungläubigen auf alle Ewigkeit einer Höllenpein übergeben willen, lässt sich gut vorstellen. Sie sind im Grunde für das Amt des Richtens untauglich.

Lassen wir uns also täglich in die Schule führen, indem uns Eph 4:32 vor Augen steht: "Werde aber gegeneinander gütig und im Innersten wohlwollend, erweist euch gegenseitig Gnade, wie auch Gott euch in Christus Gnade erweist!"

zu 2.: Die Aufhauptung des Alls in Christus (Eph 1:10)

Hier steht unsere herrlichste Aufgabe vor uns - sie ist eng gekoppelt an das Wort aus Eph 2:6-7: "Er erweckt uns zusammen in Christus Jesus, um in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen."

Um solche Schaugefäße Seiner Gnade zu sein (und dies vor der unzählbaren Schar der Geschöpfe im ganzen All), bedarf es wiederum der Erfahrung in unserem Erdenleben, denn aus Erfahrung sollen wir ja lernen. Nur wer die Tiefe seines eigenen fleischlichen Standes empfunden hat, wer sich der wirklich ausweglosen Lage seines sündigen Lebens bewusst geworden ist und wer dann jubelnd die rettende Gnade erlebte - nur der wird auch in der Lage sein, als lebendiges Schaugefäß die göttliche Gnade darzustellen.

Ein interessantes Beispiel gibt uns hier der Prophet Jona: Sein Auftrag war, in Ninive gegen die Bosheit in dieser Stadt zu predigen. Vordergründig erleben wir Jona's Ungehorsam, seinen Weg durch den Fischmagen, in dem er 3 Tage aushalten musste. Biologisch gesehen ist dies möglich, allerdings werden in 3 Tagen alle äußeren Weichteile des Körpers (Ohren, Lippen usw.) von den Magensäften stark angedaut. Jonas's Anblick nach 3 Tagen wird also nicht gerade schön gewesen sein. Aber genau in diesem Zustand konnte er den Bewohnern zu Ninive das lebendige Zeugnis sein, das er vorher nicht darstellen konnte.

Möge auch uns die empfangene Gnade so gestalten, dass man es uns ansieht, vor allem aber wenn unser Beruf droben beginnt. In den kommenden Äonen!

Phil 3:15

"alle von uns nun, die gereift sind, mögen darauf bedacht sein;"

Wir sollen bedenken, dass unser Herr vor Seiner Erhöhung einen schweren Abstieg vollbringen musste. Die Erhöhung war dann Sein Preis. Auch wir müssen absteigen, müssen von uns entleert und in Ihm erfunden werden. Nachher aber dürfen wir den herrlichsten Preis erlangen, der uns die letzten Tage beschäftigt hat. Er wird uns vorbehalten, weil er uns nicht gehören kann, bis wir das Zile am Ende des Laufes erreicht haben werden.

Auf dieses für alle Berufenen wohl herrlichste und wichtigste Ziel sollen wir ständig bedacht sein; allerdings verbindet Paulus ein dem gemäßes Handeln mit einer Voraussetzung: Gereift sein!

Es ist eine erschreckende Tatsache, dass viele, ja sogar die meisten Gläubigen dem hier Dargelegten gar nicht zu folgen vermögen. Ihre Stellung im Fleisch, ihr Besitz, ansehen und ihre Errungenschaften sind ihnen alle viel zu wichtig, als dass sie diese als "verwirkt" ansehen, sie gar als Abraum erachten, um Christus zu gewinnen. Von der Gemeinschaft Seiner Leiden, von der Gleichgestaltung mit Seinem Tod wissen sie wenig oder nichts, und dem zufolge ist ihnen auch die Kraft Seiner Auferstehung unbekannt. Hier muss das Wort gesagt werden: Sie sind unreif.

In der Sprache des Wettlaufs würde diese Unreife bedeuten, "sie bleiben zurück", und wenn wir hier an die Korinther denken, so wird uns dort auch der Grund gesagt: "weil ihr noch fleischlich gesinnt seid" (1Kor 3:3).

"und wenn ihr in etwas anderes gesinnt seid, so wird euch Gott auch dieses enthüllen."

Wir sind schnell dabei, eine Kluft zwischen Gereiften und Ungereiften aufzureißen. Anders spricht hier Paulus zu den Philippern. Auch in der Gemeinde zu Philippi gab es innerhalb der Gläubigen Unterschiede im geistlichen Wachstum. Voll Zuversicht spricht Paulus den Zurückgebliebenen zu, dass Gott auch ihnen noch das Fehlende oder bisher anders Erkannte enthüllen wird.

Nicht immer sind wortreiche und klugtuerische Belehrungen hilfreich, mit denen wir nicht selten unsere eigenes Wissen prahlerisch zur Schau stellen möchten; viel wirksamer kann hier der Gebetsdienst werden, wenn wir uns darin von Paulus leiten lassen: "dass ich nicht aufhöre, für euch zu danken und in meinen Gebeten zu erwähnen, dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe... " (Eph 1:16-17).

Geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst sind ganz offensichtlich keine Dinge, die uns automatisch mit unserem Gläubigwerden zugefallen sind. Paulus zeigt, dass hier Gebetsdienst notwendig ist. Epaphras sei uns hier Vorbild: ".. ein Sklave Christi Jesu, der allezeit in seinen Gebeten für euch ringt, damit ihr gereift dasteht...!" (Kol 4:12).

Phil 3:16

"Indessen, worin wir andere überholen,..."

Wir meinen oft, die Zögernden und Zurückbleibenden drängen zu müssen, um wieder aufzuholen. Wir bedenken aber dabei oftmals nicht, dass die Unreifen keine klare Erkenntnis ihres Zurückbleibens haben, ja, dass sie dieses für den normalen Zustand halten. Wenn wir in die Gemeinde zu Korinth blicken, so sehen wir, wie gerade hier Spannungen zwischen Gereiften und Ungereiften auftreten. So ist es einerseits Pauli Herzenswunsch, dass es in jener Gemeinde keine Spaltungen geben sollte (1Kor 1:10), doch im weiteren Verlauf seines Briefes an die Korinther bestätigt Er: "Denn es muss ja auch bei euch Sektenbildung geben, damit die Bewährten unter euch offenbar werden" (1Kor 11:19).

Ein im Wort Gottes Voraneilender braucht den Austausch mit Gleichgesinnten. Mit dem Zurückgebliebenen ist ihm ein fruchtbarer Austausch der Gedanken nicht möglich, weil dieser ihn nicht versteht. Es ist also ein ganz normaler Vorgang, wenn in der Kampfbahn überholt wird, wenn der schnelle Läufer nun ebenfalls schnelle Läufer sucht und man sich gegenseitig anspornt. Von den Zurückgebliebenen, die nicht mehr in der gewohnten Weise aufgesucht werden, wird dies oft als lieblos empfunden, und sie bewerten das Absondern von ihnen leicht als Hochmut.

Besonders schmerzlich wird es im anderen Fall, wenn man selbst auf Grund seines Überholens von einer ganzen Gemeinde oder Gemeinschaft ausgeschlossen wird. Dies können dann sehr wohl Leiden werden, die vom Überholenden um des Evangeliums Christi willen getragen werden müssen.

".... sollte man gleichgesinnt sein, um nach derselben Richtschnur die Grundregeln zu befolgen."

Überholen - ja, aber ...! Die Überholenden werden nirgends alleine gelassen, auch nicht auf der Bahn des Wettlaufs. Die Ausrichtung der Gesinnung, Richtschnur und Grundregeln geben jedem Überholenden beste Anleitung, auf keine falsche Bahn zu gelangen.

Auch unter den Gereiften gibt es voneinander abweichende Gesinnungen; Paulus führt zur Mitte der Gesinnung hin, in welcher sich alle finden können - es ist die Gesinnung, die auch in Christus Jesus ist. Mit Phil 2:5 haben wir diese Gesinnung schon ausführlich behandelt (auch Phil 2:2+3 stehen in diesem Zusammenhang).

Früher waren die Kampfbahnen der Läufer mit einer gut sichtbaren Schnur abgegrenzt, einer. Richtschnur. Dein Läufer durfte diese Richtschnur durchbrechen, dies war eine Grundregel - er wäre sonst disqualifiziert worden. Auch für die Gläubigen der gegenwärtigen Verwaltung ist eine Richtschnur gegeben, die eine gemeinsame Ausrichtung bewirken soll, wenn es nicht zu Irrtum und Sektierei kommen soll.

Wir sehen im Groben erste einmal zwei Kampfbahnen, wobei jede ihre eigene Richtschnur hat; es ist die Kampfbahn für Israel, angeführt von den 12 Aposteln, und zum anderen ist es die Kampfbahn für die Körperschaft Christi, angeführt von Paulus, dem Apostel der Nationen. Wer hier die trennende Richtschnur durchbricht und in die Kampfbahn der anderen Berufung einschwenkt, wird zwar nicht disqualifiziert, aber er verlässt die gerade Richtung zu seinem eigenen Ziel. Dies hat zur Folge, dass er auf Umwege gerät, die ihn aufhalten, die ihm ein irdisches Ziel schmackhaft machen, ihm also seine eigene überhimmlische Berufung verdunkeln. Der Schaden wird so ganz beträchtlich.

"um nach derselben Richtschnur die Grundregeln zu befolgen."
Die Grundregeln

Wenn wir in Pauli Briefen nach diesen Grundregeln forschen, so entdecken wir zwei Arten von Grundregeln; von der einen will uns Paulus wegführen, zu der anderen führt er uns hin - sie stehen also im strikten Gegensatz zueinander.

So lesen wir einmal von den Grundregeln der Welt in Gal 4:3+9 sowie in Kol 2:8+20. Gal 4:3 bezeichnet diese Grundregeln als Vormünder der Unmündigen, bis zu dem Zeitpunkt, wo die Mündigkeit erreicht wird. In Gal 4:9 spricht Paulus von schwachen und armseligen Grundregeln, denen sich die Galater von neuen zugewandt und versklavt haben. Im Kolosserbrief schreibt Paulus: "Hütet euch davor" (Kol 2:8), gemeint sind Philosophie und leere Verführung gemäß der Überlieferung der Menschen, und die Verse 20-23 bringen dazu die praktischen Beispiele.

Die Wesenszüge dieser "Grundregeln der Welt" treten deutlich zutage: Es sind die Züge des Gesetzes, der Unmündigkeit und des fleischlichen Wesens" Gerade die Galater zeigen uns, dass man aus diesen Grundregeln der Welt herausgeführt, aber auch wieder da hinein zurückfallen kann (aus der Gnade gefallen gem. Gal 5:4).

Wir alle waren ja einmal Unmündige und bedurften des Vormundes "Gesetz", welches uns zeigte, wie schwach, elend und unfähig das Fleisch ist, letztlich führte es uns aber hin zu Christus, unserem Retter: "Daher ist das Gesetz unser Geleiter zu Christus geworden, damit wir aus Seinem Glauben gerechtfertigt würden" (Gal 3:24).

In Bezug auf die Grundregeln der Welt, die wir gestern ansprachen, hören wir laut den Ruf Pauli: "Werdet doch frei davon ...!" (Gal 4:12), und gleichzeitig bietet er uns neue Grundregeln an: "denn in Christus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas, sonder nur eine neue Schöpfung. Und alle, die nach dieser Richtschnur die Grundregeln befolgen wollen..." (Gal 6:15-16).

Die Wesenszüge dieser Grundregeln lesen wir in Gal 5:25: "Wenn wir nun im Geist leben, sollten wir auch im Geist die Grundregeln befolgen..." (Gal 5:25). Der Inhalt der Grundregeln wird in einem Vers vorher genau genannt: "Die aber Christus Jesus angehören, kreuzigen das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden".

Wer nun die Grundregeln befolgt, darf gewiss sein, dass Friede und Erbarmen auf ihn kommt (Gal 6:16). Alles Abmühen, alles Plagen und die Unsicherheit - schaffe ich es, oder schaffe ich es nicht - ist vorbei, ist abgetan. Wir sind zusammen mit Christus den Grundregeln der Welt gegenüber gestorben (Kol 2:20) und leben heute als Söhne Gottes.

"Daher bist du nicht länger Sklave, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann auch Losteilinhaber Gottes durch Christus" (Gal 4:7).

Wir gehen wieder zurück in die Kampfbahn und sehen jene, die überholen; diesen gilt nun das Wort, die Grundregeln zu befolgen. Die uns angehenden Grundregeln sind "im Geist", und so wird das Wort aus Gal 5:22-26 ganz aktuell, denn: Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit, Treue, Sanftmut, Selbstzucht. Dies alles gilt es nun, auf den anzuwenden, der überholt wird.

"Wir würden nicht anmaßend sein", wenn wir "im Geist" sind - und Anmaßung kann uns sehr schnell überfallen, wenn wir uns einem Bruder gegenüber im Vorteil wissen, wenn wir un erkenntismäßig überlegen fühlen.

Es gibt keine Ermahnung für die Zurückbleibenden, sich zu beeilen, wohl aber steht das Wort für die Gereiften, für die Überholenden vor uns: die Grundregeln zu befolgen, die der Frucht des Geistes entsprechen.

Unser Weg ist ein Weg nach untern, ein Weg der Aufgabe, des Verzichts und der Beugung. Dies gilt insbesondere ganz praktisch gegenüber dem Bruder oder der Schwester, die neben uns kämpfen und die vielleicht zurückbleiben.

"Ich spreche euch nun zu - ich, der Gebundene im Herrn, würdig der Berufung zu wandeln, zu der ihr berufen wurdet, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend" (Eph 4:1-2).

Die Richtschnur

Eine Richtschnur (wir erwähnten es bereits) trennt die einzelnen Läufer in der Kampfbahn und weist somit jedem Läufer seine ihm gehörende Laufspur zu. In diesem Bild sehen wir aus biblischer Sicht zwei Kampfbahnen, in denen die beiden Heilsträger Israel und die Körpergemeinde Christi laufen, jeweils ihre eigenen Grundregeln beachtend.

Israel bekam seine Belehrung vom Herrn auf Erden, wir denken hier u.a. an Joh 15:7 und Joh 14:26 sowie Apg 1:1-3. Die Belehrung zielte voll und ganz auf das irdische Königreich, das Tausendjahrreich ab. Später übernahmen die zwölf Apostel diese Aufgabe, und heute sind es die im Wort Gottes niedergeschriebenen Briefe an die Beschneidung, also zuerst die 4 sogenannten Evangelien, dann die Briefe des Petrus, Johannes und Jakobus.

Die Richtschnur für die Körpergemeinde Christi spannte Paulus. Ihm wurde vom erhöhten Herrn durch besondere Enthüllungen das Evangelium Christi für die aus den Nationen anvertraut.

Wie verheerend sich ein Wechsel von einer Kampfbahn in die andere auswirkt (ohne die trennende Richtschnur zu beachten), zeigt uns. heute eine in unzählige Lager gespaltene Christenheit, die sich zum Teil noch erbittert bekämpfen. Alle berufen sich auf Gottes Wort, und alle bringen ihre biblischen Beweise. Nur die klare Trennung der einzelnen Kampfbahnen, das richtige Schneiden des Wortes Gottes gem. 2Tim 2:15 und damit das sorgfältige Beachten der Richtschnur bringt Klarheit in den eigenen Lauf.

Innerhalb derselben Richtschnur kann es wohl ein Überholen in geistlichem Wachstum geben. Dies wäre ein edler Wettlauf im gegenseitigen Einander-Dienen. Es ist dann ein Wettlauf, in dem dieselbe Gesinnung gewahrt bleibt, in dem nicht von der un sgegebenen Lehre abgewichen wird.

"Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und womit due betraut wurdest, da due weißt, von wem du es lerntest..." (2Tim 3:14).

Nicht Irdischem, sondern Christus gilt unsere Erwartung

Phil 3:17

"Werdet meine Mitnachahmer, Brüder, und achtet auf die, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt."

Es hat nichts mit persönlicher Eitelkeit und Wichtigtuerei zu tun, wenn Paulus sich in unserem Textwort (wie auch an vielen anderen Stellen) als Vorbild hinstellt. Paulus nimmt in Gottes Wort einen besonderen Platz ein. Durch Leidenstiefen und Offenbarungshöhen ist er hindurch gegangen und wurde so zu einem einzigartigem Nachahmer Christi: "Werdet meine Nachahmer, so wie auch ich Christis Vorbild folge"! (1Kor 11:1). Paulus ist das Muster eines Menschen in Christo, von Gott uns geschenkt. Sein Leben stand im Zeichen des Kreuzes (Gal 6:14).

In besonderer Weise wurde Paulus aber als ein Schaugefäß der Geduld benutzt: "Jedoch deshalb erlangte ich Erbarmen, auf dass Jesus Christus an mir, als erstem, sämtliche Geduld zur Schau stelle, denen als Muster, die künftig an Ihn glauben, zu äonischem Leben" (1Tim 1:16).

Damit sehen wir schon zwei differenzierte Punkte, die zur Nachahmung anregen sollen: Einmal dem Vorbild Christi zu folgen und in dieser Gesinnung Vorbild zu sein, und zum anderen, sich von Christus benutzen zu lassen, indem wir Seine Geduld an uns zur Schau stellen - und dies nicht nur vor den Erdenmenschen, sondern schon jetzt und in herausragender Weise auch später vor den überhimmlischen Bewohnern, die ja auch einmal an Ihn, den Herrn, glauben werden.

Nach Eph 5:1 sollen wir Nachahmer Gottes sein, aber Gott ist Geist, und niemand hat Ihn in dieser Herrlichkeit gesehen. Von Jesus berichtet Johannes (Joh 5:19-20), dass Er nur das tut, was Er den Vater tun sieht, und Er wird so zum Nachahmer des Vaters. Die Linie der Nachahmung führt uns weiter zu Paulus, und sogar über diesen hinaus dürfen wir uns an solchen orientieren, die wie Paulus wandeln.

Obwohl auch in Christus gereifte Menschen nie vollkommen sind und immer verschiedene Mängel aufweisen werden, so können uns solche doch in mancherlei Hinsicht Vorbilder werden, soweit sie sich an Paulus orientieren und in seiner Lehre stehen. Der eine wird uns durch seine Bescheidenheit zum Vorbild, der andere durch seine Lauterkeit, durch seine Freudigkeit im Wandel, durch Schriftkenntnis, durch Einsatzbereitschaft, durch besondere Weisheit des Wortes oder durch seine selbstlose Liebe und Güte. Nur bei wenigen oder gar keinem fällt soviel Nachahmenswertes zusammen wie bei Paulus!

Wir wissen, das Paulus nur die Verherrlichung Seines Herrn. und in Diesem die Verherrlichung des Vaters im Sinn hatte. Wir wissen, dass es im fleischlichen Bereich von der Nachahmung zur Menschenverherrlichung oft nur ein kleiner Schritt ist. Hüten wir uns davor, Menschen zu verherrlichen, ihnen nachzulaufen, sie zu kleinen Götzen zu machen, anstatt die guten Seiten nachzuahmen. Es würde ihnen uns uns schaden, und dies ist nicht im Sinne Pauli! Paulus wollte nie, dass wir ihn als Menschen erheben, aber er wollte und will uns dazu anspornen, ihn in dem nachzuahmen, was der Herr in ihm gewirkt hat - und dies zur Verherrlichung Seines Namens.

Phil 3:18

"Denn viele andere, die wandeln (ich sagte es euch schon oft von Ihnen und sage es nun unter Schluchzen), sind Feinde des Kreuzes Christi,"

In einem kurzen Vers schreibt Paulus seine Stellung zum Kreuz nieder: "Mir aber möge nur das nicht geschehen, nämlich mich zu rühmen, außer im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, durch das mit die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt." (Gal 6:14). Gerade dieser Vers ist inhaltlich von besonderer Wichtigkeit und macht es dinglich, dass wir Paulus darin nachahmen, denn, wie unser Leittext deutlich macht, mangelte es schon zu Zeit Pauli nicht an falschen Vorbildern.

Unser Vers aus Gal 6:14 zeigt uns, dass wir nicht zwei Herrn gleichzeitig dienen können, nämlich der Welt. und dem Herrn. Eine überhimmlische Berufung macht es erforderlich, eine ganze Hinwendung zum Herrn zu vollziehen, und dies bedeutet den Bruch mit der Welt. Das ist aber nur dort möglich, wo uns der Kampfpreis der überhimmlischen Berufung so kostbar geworden ist, dass wir für diesen auch zum Verzicht auf anderes bereit sind. Wir sehen zwar eine große Schar Gläubiger, aber leider finden wir kaum Interesse oder ein Echo, wenn es um diese Berufung geht. Die Folge davon drückt sich wiederum in geringer oder gar keiner Bereitschaft aus, der Welt gekreuzigt zu sein.

Möge doch unser Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus leuchtend vor uns stehen, möge er uns immer kostbarer und erstrebenswerter werden, möge er all. unsere Sehnsucht beinhalten und und in dieser Weise zu einem guten Wettlauf anspornen.

Wer sind die Feinde des Kreuzes Christi? Ein Zitat aus einem früheren U.R., niedergeschrieben von unserem sehr geschätzten Bruder A.E. Knoch, gibt uns eine treffende Antwort:

So widersinnig es scheint, sind doch die meisten Freunde Christi "Feinde des Kreuzes". Sie sind willig, sich von ihren Sünden und Bosheiten scheiden zu lassen, un Ihn als Heiland anzunehmenm aber sie wünschen nicht, von ihren guten Eigenschaften oder persönlichen Vorzügen und Überlegenheiten zu scheiden und allein in Ihm erfunden zu werden. Sie erkennen nicht, dass die Art und Weise des Todes Christi ein Ende hinter alles setzt, was auch der religiöse Mensch in sich selbst ist. Sie wünschen, noch jemand zu sein, und dies macht sie dem Kreuze Christi feindlich gesinnt. Ihre Einstellung wird unter verschiedenen wohllautenden Bezeichnungen verkleidet, welche einen latenten Hochmut auf ihre Abstammung und ihren Charakter enthüllen oder ihre Errungenschaften nach dem Fleische unterstreichen. Alles dies lehnt sich gegen das Kreuz auf.

"Wenn ihr nun zusammen mit Christus auferweckt wurdet suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend! Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!" (Kol 3:1-2).

Es muss uns eigentlich erschrecken, wenn wir bedenken, dass schon damals zur Zeit Pauli viele als Feinde des Kreuzes Christi wandelten. Ein Blick in Pauli Herz zeigt uns, wie sehr er unter diesem bedrückenden Zustand litt - "und sage es unter Schluchzen".

Es stellt sich für heute die berechtigte frage: Wie steht es um uns? Wenn es schon damals so viele Feinde des Kreuzes gab, muss sich in dieser heutigen gefährlichen Frist doch jeder einzelne von uns eindringlich fragen, ob er nicht auch in dieser Kategorie zu finden ist!

Eine nicht zu unterstützende Gefahr liegt auch darin, dass man sich seines Standes allzu sicher ist. Auch wenn wir meinen, der Welt abgestorben zu sein, so versteht es doch der Widerwirker immer wieder, uns gerade an jener Stelle anzusprechen, wo unser Schwachpunkt liegt. Demas mag es so ergangen sein. Als langjähriger enger Mitarbeiter von Paulus könnte man doch annehmen, dass er, aus bester Schule gelehrt, einen festen Stand in Christus gewonnen hatte. Immer wieder tauchen in den B riefen Pauli auch Grüße von ihm auf an die jeweiligen Gemeinden. Doch in Pauli letztem Brief an Timotheus lesen wir erschrocken: "...denn Demas verließ mich aus Liebe zum jetzigen Äon und ist nach Thessalonich gegangen..." (2Tim 4:10).

Dies kann uns nachdenklich stimmen, aber auch anregen, uns immer wieder selbst zu prüfen und uns täglich neu auf den Herrn auszurichten.

Phil 3:19

"deren Abschluss der Untergang,"

Dieser Satz mag manchen täuschen, hier handele es sich um Ungläubige. Doch ein Beachten der Ganzaussage eines jeden Briefes schützt uns vor falschen Schlüssen. Der Philipperbrief beinhaltet unseren Wandel und Dienst. Wenn also von Errettung oder wie hier von "Untergang" die Rede ist, so meint Paulus damit stets die Echtheit bzw. den Untergang unseres Wandels und Dienstes. diese harten Worte sind hilfreich gedacht, um die Gläubigen vor den verführerischen Gefahren zu warnen.

Hier ist solch eine arlamierende Warnung ausgesprochen. Alles, was heute nicht als Abraum abgelegt wird, wird vor der Preisrichterbühne des Christus verbrennen. Wir können Christus nur in dem Maß gewinnen, wie wir das Eigene als verwirkt betrachten. Tun wir es nicht, so wird jener Tag alles zerstören, alles dem Untergang geweiht sein. Auch menschliche gute Taten werden als schlecht bewertet werden, wenn sie aus dem Eigenen und nicht in Christus Jesus gewirkt wurden.

"Ob nun jemand auf diesem Grund (Jesus Christus) Gold, Silber und kostbare Steine aufbaut oder aber Holz, Gras und Stroh: eines jeden Werk wir offenbar werden; weil es in Feuer enthüllt wird" (1Kor 3:12-13). Am Ende dieser Versgruppe in Vers 15 lesen wir dann noch: "er selbst aber wird gerettet werden, jedoch nur wie durch Feuer hindurch."

Leben wir doch in unseren Wandel und Dienst schon jetzt das ab, was später zum Untergang betsimmt ist - unser Herr Jesus Christus möge uns darin täglich stärken!

"deren Gott der Leib"

Hier wird nicht ds Wort Körper gebraucht wie z.B. in Röm 12:1, sondern Leib, und nicht zu Unrecht heißt es in anderen Übersetzungen auch "Bauch".

Dieses derbe Bild zeigt einen Götzendienst, welcher die Lüste, Begierden und Bedürfnisse des Fleisches an den Platz der Gottheit setzt. Wie schnell sind wir doch dabei, auch hier an andere zu denken... wir sind ja frei von solchem Tun!! Ein Gottesmann schrieb einmal zu diesem Vers: "Prüfen wir uns einmal, wieviel Zeit wir für den Bauch haben und wieviel für Gott! Ungefrühstück werden wie in den Tag hineingehen, aber ohne Gott - wie oft!"

Sicherlich ist Essen eine notwendige Sache, doch wenn Essen zur Schlemmerei ausartet, wenn mehr Zeit darauf verwendet wird, als ihm gebührt, wenn es mir Zeit für nützlichere Dinge stiehlt, dann wir hier bereits ein Götze herangezogen.

In 1Tim 6:8 schreibt Paulus: "Haben wir aber genug Nahrung und Wetterschutz, so sollen uns diese genügen." Dieses Wort stellt eine ernsthafte Herausforderung an uns dar. Wo finden wir überhaupt noch Gotteskinder, die sich nach diesem Wort ausrichten - so ist heute zu fragen. Lassen wir uns doch erneut zurückführen zu einem einfachen (und damit sicher auch gesünderem) Leben, denn wir können nicht gleichzeitig Gott und der Welt dienen!

"und deren Herrlichkeit in ihrer Schande ist,"

Die öffentlich Schande ihrer viel zu üppigen Essgewohnheiten tragen manche ungeniert offen zur Schau und rühmen sich dessen sogar noch; über gutes Essen wir gerne gesprochen. Krankhafte Fettleibigkeit ist oftmals die Folge. In ärmeren Ländern findet man dies kaum.

Das Fleisch, das an den Schandpfahl gehört (Röm 6:6; Gal 2:20), sucht wider seine Herrlichkeit aufzurichten, um das Kreuz Christi inhaltslos zu machen. In dem Fleisch wird Herrlichkeit gesucht, und man merkt nicht, wie es zur Schande wird.

Wieviele Menschen, die sich Christen nennen, gehen heute auf die Straßen und demonstrieren für alles Mögliche; Religionsstifter, Menschenverbesserer, ja auch sehr fromm daherkommende Christen sind darunter. Sie tragen dabei, gut sichtbar, ein goldenes Kreuz um den Hals oder dieses baumelt gar an einem Ring, der durch das Ohrläppchen gestoßen ist. Welche Schande für den Pfahl, an dem unser Herr hing! Dabei lehnen sie bei allem Umtrieb das Kreuz ab, wenn es in ihrem eigenen Leben oder im Leben der Gemeinde (Kirche) die Bedeutung erlangen soll, die es ja eigentlich hat: Niedrigkeit - Kleinheit - Schwachheit - Armseligkeit - Verzicht - oder gar Verfolgung! Nur das nicht! Sie träumen viel eher von Macht, von Gewinn, von Wohlleben, von Frauenquoten usw. Sei werden dem Antichristen begeistert zujubeln, wenn dieser das Zepter ergreift - nur eben ohne das Kreuz.

"die nur auf das Irdische sinnen."

Eine irdische Gesinnung ist die normale Einstellung des Menschen. Auch das Wort Gottes beschäftigt sich zum größten Teil mit der Erde und was sich auf ihr abspielt. Auch das Evangelium des Petrus ist irdisch, weil ja sein Ziel auch das irdische Tausendjahrreich ist. Wer jedoch dem Evangelium des Paulus nachfolgt und doch noch irdisch gesinnt ist, zeigt damit einen Stand der Unreife, denn die heutige Verwaltung der Gnade ist ja nicht auf das irdische Tausendjahrreich, sondern auf die überhimmlische Berufung ausgerichtet, niedergeschrieben im Epheserbrief. Die Welt samt ihrer Werke wurde durch das Kreuz Christi verurteilt, und wir sollten (als der Welt Gestorbene) geistlich gesehen nicht mehr in sie zurückkehren und uns auch nicht mehr als erforderlich in ihre Geschäftigkeiten einschalten.

Wer heute eine Weltverbesserung vor der Zeit Christi vornehmen will, handelt antichristlich, es ist dem Kreuz zuwider und macht Christi späteres Kommen überflüssig.

Der irdisch Gesinnte ist seelisch gesinnt. Als solcher kann er sich aber nicht im Geist in das Überhimmlische erheben, denn der Geist einerseits und die Seele in Verbindung mit dem Fleisch andererseits sind gegeneinander gerichtet. Der irdisch Gesinnte hat kein Verständnis für Gottes wunderbare Wege mit Israel, er eignet sich dessen Berufungsgut einfach selber an.

Nur der geistlich Gesinnte kann auf die Dinge Gottes sinnen und vor allem auf das, was droben ist (Kol 3:1-2). Mögen wir dies alles doch so recht beherzigen, dann leuchtet uns auch in ganz köstlicher Weise unser nächstes Textwort aus Vers 20 auf!

Phil 3:20

"Unser Bürgertum jedoch ist in den Himmeln,"

In Phil 3:14 wurde uns der Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus gezeigt. Diesem Kampfpreis muss nachgejagt werden. Unser Bürgertum oben ist eine andere Seite in Gottes Wort - ihm braucht nicht nachgejagt zu werden, jedem Berufenen ist es schon vor dem Niederwurf der Welt in die Wiege gelegt. Es ist dies die erste geistliche Segnung, die das erste Kapitel des Epheserbriefes enthüllt.

Das griechische Wort für Bürgertum heißt "politeuma", und es erinnert uns an das deutsche Wort Politik. Wir sehen also in Pauli Aussage, dass wir durch Berufung Himmelsbürger sind und dass dementsprechend unsere "politischen" Handlungen auch auf den überhimmlischen Bereich begrenzt sind. Nur dort, wo ich mich als Bürger fühle, kann ich mich auch als Bürger betätigen.

So sahen wir ja bereits in Phil 1:27 Pauli Aufforderung: "Nur wandelt als Bürger, würdig des Evangeliums des Christus...", was besagen will, dass wir nicht nach den Grundregeln dieser Welt wandeln, sondern dass das Evangelium des Christus unseres Richtschnur ist. Dies hat als Auswirkung, dass wir hier unten auf Erden Fremdlinge sind und uns auch als solche verhalten. Aber auch ein Fremdling muss sich dem Staat unterordnen, Steuern entrichten, Zoll, wem Zoll gebührt, Furcht, wem Furcht und Ehre, wem Ehre gebührt (gem. Röm 12:1-7). Eine weitere politische Tätigkeit ist hier nicht aufgeführt, und wir sollten sie auch nicht ausüben, soweit wir nicht dazu gezwungen werden.

Unser Bürgertum ist einmal für alle Berufenen eine feststehende Tatsache, die auf Gottes Auswahl beruht, zum anderen verpflichtet es uns, unser Denken, Trachten, Handeln mit dem "was oben ist" zu verbinden. So lesen wir, was unsere Auswahl betrifft in Eph 2:6:

"Er erweckt uns zusammen und setzt uns zusammen nieder inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus ...".

HIerzu ein weiteres Wort aus Eph 1:20-21:

"... und Ihn (Christus) zu Seiner (Gottes) Rechten inmitten der Überhimmlischen setzte, hocherhaben über jede Fürstlichkeit ...".

Diese aussagegewaltigen Worte dürfen uns heute bewegen! Wohl sind wir mit unserem Körper noch an die Erde gebunden, aber im Geist - in unserem Denksinn, dürfen wir heute schon emporsteigen, dürfen unser Losteil in Besitz nehmen und uns darin bestätigen. Dabei sind wir ja in unserem Herrn, und dies beinhaltet auch für uns die fast unaussprechliche Aussage: zur Rechten Gottes sitzend ... hoch erhaben über alle Fürstlichkeiten und Mächte. Diese Aussage macht uns wirklich sprachlos, dafür sollte sie aber unser Herz mit größter Freude erfüllen.

Was wir heute im Glauben erfassen, kann morgen schon Wirklichkeit sein. Je mehr wir uns in Gedanken darin bewegen, je mehr wir es heu te schon als Realität sehen, umso mehr fühlen wir uns auch wirklich daheim, wenn der buchstäbliche Zeitpunkt der Heimholung gekommen ist.

Wir haben es längst bemerkt; unser Text fragt uns alle ganz praktisch: Wo ist deine eigentliche Heimat? Woran hängt dein Herz? Wir vergessen hier nicht Pauli Schluchzen über die Feinde des Kreuzes.

Unser Drang, unser Verlangen muss deutlich weg vom Irdischen, empor zum Überhimmlischen gehen. Solange wir uns hier unten noch einrichten, als wollten wir uns ein Paradies auf Erden schaffen, stimmt etwas nicht.

Von Abraham heißt es, er wohnte in einem Zelt (Hebr 11:9) und befand sich in ständiger Aufbruchstimmung. Wir wohnen in festen, oft pompösen Häusern und machen daraus unsere Götzen. Von Aufbruchstimmung oder wenigstens Aufbruchbereitschaft ist wenig, eigentlich nichts zu spüren!

Wir sagen hier nichts gegen einen gewissen Wohlstand aus, die Frage ist nur, woran hängt unser Herz? Machen wir uns doch vermehrt Gedanken, dass hier unten alles vergänglich ist, dass aber oben unvergängliche Herrlichkeit auf uns wartet. Fremdlinge sind aufbruchbereit und warten auf ihren Herrn, der sin in ihre Heimat geleiten wird, hin zu großen Aufgaben und großer Herrlichkeit.

"Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus segnet!"

"woher wir auch den Retter erwarten, den Herrn Jesus Christus,"

Unsere Errettung aus der Macht der Sünde und die Vergebung unserer Schuld ist eine Sache der Vergangenheit, offen steht noch die buchstäbliche Vereinigung mit Ihm, dem Retter. Diese Vereinigung ist in 1Thes 4:13-18 dokumentiert; jeder, der in Christus ist, darf sich ihrer gewiss sein.

Es ist ein Entrücktwerden, dem Herrn entgegen in die Luft. Dabei wird das griechische Wort "en atomos" benützt, welches uns sagen möchte, dass diese große Heilstat in einem unvorstellbar kurzen Zeitmoment geschehen wird. Bemerkenswert ist, wie sich die Schrift des Wortes "Atom" schon in einer Zeit bediente, wo der Mensch noch keine Ahnung hatte, was ein Atom darstellt. Heute hat der Menschen das Geheimnis des Atoms gelüftet und seine Kräfte, leider zum Unheil der Menschen freigesetzt. Aber der ungeheuren Zerstörungskraft einer Atombombe steht die heilbringende Tat des Herrn gegenüber, und dies in der winzigsten Zeiteinheit des Atoms!

Sein Kommen. hat noch eine weitere beachtenswerte Seite für uns: Er birgt uns aus dem Kommen des Zorns (man beachte hier, dass wir nicht aus dem Zorn, sonder aus dessen Kommen geborgen werden gem. 1Thes 1:10 und Röm 5:9). Erst nachher der Entrückung wird sich der Zorn Gottes über die verderbte Menschheit voll ausgießen, wie es uns ja Johannes in der Offenbarung eingehend beschreibt.

Der Zeitpunkt der Entrückung ist für uns nicht berechenbar, viele Brüder sind hier schon gescheitert. Unser Stand soll ja auch so sein, dass Er täglich kommen kann, dass wir täglich bereit sind, Ihm entgegen zu eilen.

Eie Verse aus 1Thes 4:13-18, die unsere Entrückung beinhalten, schließen mit den Worten: "Daher sprechet einander zu mit diesen Worten!"

Phil 3:21

"der den Körper unserer Erniedrigung umwandeln wird, um dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestaltet zu werden,"

Unser irdischer Körper ist in seinem jetzigen Zustand nicht fähig diese Erde zu verlassen, wie dies ja bei der Entrückung der Fall sein wird. Schon beim Besteigen eines Berges spüren wir ab einer gewissen Höhe, wie der Atem mühsamer geht - der Sauerstoff nimmt spürbar ab.

Um diese Erde samt ihren Lufthüllen verlassen zu können, muss unser Körper dem neuen Element des Weltalls angepasst werden. Paulus gibt uns zu diesem Thema in 1Kor 15. besten Unterricht und Anschauungsmaterial:

"Nicht alles Fleisch ist Fleisch derselben Art, sondern anders ist das der Menschen, wieder anders das Fleisch des Viehes, anders das Fleisch des Geflügels, noch anders das der Fische. So gibt es auch überhimmlische Körper und irdische Körper" (1Kor 15:39-40).

Das Wort gibt uns zu bedenken, dass schon auf Erden die Körper der Lebewesen verschieden sind, je nachdem, in welchem Element sie leben. Land-, Wasserlebewesen und solche der Luft bestehen zwar alle aus Fleisch, doch jedes Fleisch ist dem entsprechenden Lebensraum angepasst. Ein Fisch kann nicht an Land leben, genauso wenig wie sich ein Pferd in die Luft erheben kann.

Diese anschaulichen Bilder zeigen uns die Notwendigkeit einer Umwandlung unseres Körpers, denn unser künftiges Aufgabengebiet umfasst ja die Weiten des Alls; dass dabei unser Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestaltet wird, ist ein Punkt, der unsere Erwartung steigern und uns mit Freude erfüllen darf.

Nachdem uns Paulus gestern in 1Kor 15:39 eindrucksvoll zeigte, wie verschieden schon das irdische Fleisch ist, redet er in 1Kor 15:40 weiter, dass es auch überhimmlische Körper gibt. Unser Blick wird damit weg vom Irdischen hin zum Überhimmlischen gelenkt, es wird jetzt die Grundlage für das Geheimnis der Auferstehung gelegt (1Kor 15:51). Lassen wir uns von diesen gewaltigen Aussagen das Herz so richtig mit Freude füllen:

Vergänglichkeit/Unvergänglichkeit (1Kor 15:42)

In Röm 8:21-22 sehen wir die gesamte Schöpfung unter der Sklaverei der Vergänglichkeit ächzen und Wehen leiden. Dies ist verständlich, denn Vergänglichkeit heißt Abbau der Zellen, schmerzhafte Leiden, der ganze Alterungsprozess mit seinen Beschwernissen die Haut verwelkt, und letztendlich wird der verwesende Körper der Erde übergeben. Fürwahr kein angenehmer Gedanke.

Im Gegenzug zu der Vergänglichkeit dürfen wir die Unvergänglichkeit schauen. Dies bedeutet für uns vollkommene Gesundheit, ein Körper ohne Schmerzen, kein Ermüden und keine Schwächen, im Gegenteil, erfüllt mit überströmender, unendlicher Lebenskraft. Christus ist der Garant für die Verwirklichung dieser Dinge!

Wenn Paulus in 2Kor 5:17 schreibt: "Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung: das Ehemalige verging, siehe, es ist neu geworden", so darf unser Glaube heute schon das erfassen, was vielleicht sehr bald auch buchstäblich zur Wirklichkeit wird.

Unehre/Herrlichkeit (1Kor 15:43)

Wir betrachten weiter, was uns an Herrlichkeiten im Korintherbrief vor Augen gestellt wird. Unsere Sterblichkeit begleitet ja eine Kette von Übeln. Häufig werden andere davon abgestoßen und meiden unseren Anblick. Alte und Kranke sind oft in der Isolation, man kann die Folgen der Verweslichkeit nicht mehr mit ansehen ... man empfindet es als bedrückend und unehrenhaft.

Wie anders dagegen die Herrlichkeit: Strahlendes Gewand, strahlender Körper, erfüllt von Licht und Leben, es gibt keine Finsternis mehr. Wir sind Glieder am Körper Christi, Glieder des Lebensfürsten.

Schwachheit/Kraft (1Kor 15:43)

Unsere Schwachheit stellt oft eine unüberwindliche Kluft zwischen Wollen und Vollbringen dar. Der Versuch, durch Sport oder technische Hilfsmittel unsere Körper zu stählen, ist letztlich doch keine echte Hilfe. Als Gläubige ist uns gegenwärtig auch keine äußere Kraft verheißen, vielmehr wirkt Gott durch unsere Schwachheit, um darzustellen, was Er durch elende Menschen zu tun vermag (2Kor 12:9, Eph 3:10).

Die Kraft Seine innewohnenden, lebendig machenden Geistes zeigt sich heute in körperlicher Schwachheit in unserem Wandel und Dienst zu Seiner Ehre, doch als Auferstandene wird Seine Kraft voll in uns entfaltet. Unser Körper wird von Gottes Kraft durchströmt, damit wir befähigt werden, die großen Aufgaben zu erfüllen, die im Weltenall auf uns warten.

Seelischer Körper/geistlicher Körper(1Kor 15:44)

"Der letzte Mensch Adam wurde zu einer lebendigen Seele (1Mo 2:7), der letzte Adam zu einem lebendig machenden Geist. Jedoch kam nicht zuerst das Geistliche, sondern das Seelische, und darauf das Geistliche" (1Kor 15:45-46).

Der natürliche Mensch steht unter der Herrschaft der Seele. Wichtig sind ihm Empfindungen und Gefühle wie Essen, Trinken, allerlei Wohlbehagen, sinnliche Freuden.

Auch Gotteskinder haben einen seelischen Körper, der sie bedrängt, irdisch gesinnt zu sein. Dies ist auch zuerst einmal unsere notwendige Erfahrung, denn wir sollen nun im täglichen Ertöten (1Kor 15:31) lernen, unseren Körper für gestorben zu halten. Dazu muss sich aber unsere Gesinnung weg vom Irdischen hin auf das richten, was droben ist.

Auferweckt wird ein geistlicher Körper, der zwar auch eine Seele hat, die aber voll unter der Herrschaft des Geistes Gottes steht. Einen solchen Körper hat bisher nur unser Herr; sogar in Seinem irdischen Körper stand Seine Seele bereits unter der Herrschaft des Geistes Gottes, was Ihm auch die Kraft gab, in allem ein Überwinder zu sein.

In der Auferstehung werden wir, gleich unserem Herrn, einen geistlichen Körper haben, wir werden auch weiterhin Empfindungen haben, aber alles unter der Leitung des Geistes Gottes!

Irdisch/Überhimmlisch (1Kor 15:47-49)

Die Bestandteile des irdischen Körpers entstammen dem Erdreich, dies zeigt uns der erste Mensch Adam; zum Erdreich geht der Körper nach dem Tode auch wieder zurück. Wir sehen, dass dieser Körper den Lebensbedingungen der Erde angepasst und an ihre Schwerkraft gebunden ist.

Eine Vorstellung der überhimmlischen Körper vermittelt uns der Herr Selbst in Seiner Auferstehung. 40 Tage lang war Er unter Seinen Jüngern in verhüllter Herrlichkeit, dem damaligen Verständnis der Jünger entsprechend. Durch den Tod war kein Blut mehr in Ihm, auch Sein Fleisch war nicht mehr irdischer Natur, denn er konnte durch verschlossene Türen gehen. Entfernungen spielten keine Rolle mehr, dies zeigt die Auffahrt Jesu zum Vater in der Nacht der Auferstehung zwischen Dunkel und Morgengrauen (Joh 20:17).

Vor Damaskus erschien der Herr dem Paulus in weniger verhülltem Zustand, die Folge war die sofortige Erblindung Pauli!

Gleichgestaltet dem Körper 'Seiner Herrlichkeit ist für nuns eine fast unfassbare Verheißung. Wir werden also Ihm gleichgestaltet werden, wir sind fähig, mühelos aufzusteigen, um dem Herrn in der Luft zu begegnen, um allezeit bei Ihm zu sein. Unser Körper ist dann nicht mehr irdisch, sondern überhimmlisch, frei von Raum und Zeit, dahin eilend auf den Schwingen des Geistes (Ps 104:3).

"gemäß der Wirkungskraft, die Ihn befähigt, auch Sich das All unterzuordnen."

Die Kräfte der Umgestaltung unserer Körper werden nun in Zusammenhang mit der All-Herrlichkeit unseres Hauptes gebracht. Damit zeigen sich uns noch viel gewaltigere Dinge auf! Wir bitten unsere lieben Leser, hierzu 1Kor 15:22-28 zu lesen.

Die Unterordnung beginnt damit, dass Gott, der Vater, den Erstling Christus lebendig macht. Dem Erstling folgen Weitere, aber jeder in seiner ihm gebotenen Abteilung. Nach Christus kommen die Ihm Angehörenden, bei Seiner Anwesenheit. Hier sehen wir die beiden Heilskörperschaften, einmal die Körperglieder mit überhimmlischer und zum anderen die Königreichsgemeinde aus Israel mit irdischer Berufung. Als letzte Abteilung kommen all die Übrigen bei der Vollendung zur Lebendigmachung.

Die Ihm angehörenden beiden Heilskörperschaften sind Seine willigen Werkzeuge, die an der großen Aufgabe der Unterordnung des Alls beteiligt sind. Dabei sollte. zwischen diesen beiden Heilsträgern kein Konkurrenzdenken aufkommen, wer wohl die bessere und herrlichere Aufgabe hat. Wer in Ihm ist, wird in die Demut gedrängt, nicht in die Überheblichkeit. So wie sich Israel auf sein verheißenes Königreich auf Erden freut, so freuen wir uns auf unsere überhimmlische Aufgabe; wer dabei der anderen Berufungslinie die Hand zur Zusammenarbeit ausstreckt, ist sicherlich auf einem besseren Weg als derjenige, der sich viel wichtiger und viel herrlicher sieht als der andere.

Freuen wir uns darüber, dass wir heute schon im Geist die Äonen durcheilen dürfen, dass wir bis an diasäußerste Ziel schauen dürfen, "Gott alles in allen!"

Lies weiter:
Der Philipperbrief - Kapitel 4