Herr oder Adonai

Aus Bibelwissen
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nach dem gleichnamigen Buch von Andrew Jukes
erschienen erstmals in England 1888


Die Namen Gottes

  1. Die Namen Gottes - Einleitung
  2. Gott oder Elohim
  3. Herr oder Jehova
  4. Der allmächtige Gott oder El-Schadai
  5. Der Allerhöchste oder El-Elyon
  6. Herr oder Adonai
  7. Der ewige Gott oder El-Olam
  8. Herr der Heerscharen oder Jehova Zebaoth
  9. Vater, Sohn und Heiliger Geist
  10. Teilhaft der göttlichen Natur
  11. Die Namen Gottes - Nachtrag

6. Herr oder Adonai

Die bisher betrachteten Namen Gottes haben hauptsächlich Seine Natur offenbart: Elohim, Seine unveränderliche Liebe, Jehova, Seine Gerechtigkeit und Wahrheit; El-Schadai, den, der Sein Leben für andere hingibt und ihnen Seinen Geist mitteilt; El-Elyon, den, der obwohl er der Allerhöchste ist, doch eine uns verwandte Natur hat. Die unserer Betrachtung noch vorliegenden Namen zeigen Ihn mehr in Seinen Beziehungen zu Personen und Dingen im Himmel und auf Erden. Damit soll jedoch nicht gesagt sein, dass eine Seite Gottes die andere ausschließt, oder dass dieser oder jener Name von seiner Natur Zeugnis gibt, während ein anderer ausschließlich von seinen Beziehungen redet. Gottes Vollkommenheiten sind so einheitlich, dass wir nicht eine derselben erkennen werden, ohne zugleich etwas von allen darin zu finden, obwohl die eine mehr diese, die andere mehr jene Seite der göttlichen Fülle hervortreten lässt. Wie wir ja auch in den vier Evangelien sehen, dass jede verschiedene Anschauung des Herrn uns Hinweise gibt über alle (siehe Einleitung!).

So offenbaren die Namen Elohim, Jehova, El-Schadai und El-Elyon besondere Vollkommenheiten Seiner Natur, obwohl sie die in Gott liegenden Beziehungen, welche Ihn gleicherweise mit allen Geschöpfen, gefallenen und nicht gefallenen, verbinden, nicht ausschließen. Die noch folgenden Namen Adonai, El-Olam und Jehova Zebaoth heben dagegen besonders Seine Beziehungen zu Menschen und Engeln, oder zu den verschiedenen aufeinander folgenden Zeiten hervor, in denen und durch die Er Seine Absichten ausführt. Obwohl letztere Namen in sich selbst vielleicht nicht so wunderbar sind wie einige der vorher betrachteten, berühren sie uns doch möglicherweise noch unmittelbarer, weil sie zeigen, was denen gebührt, die aus Gnaden berufen sind, Gottes Sinn zu erkennen und solch innige und bleibende Beziehungen zu dem Gott und Herrn alles Geschaffenen zu haben.

I. Der Name Adonai im AT

Der zunächst unserer Betrachtung vorliegende Name ist Adonai = Herr, keineswegs jedoch dasselbe Wort, wie der auch mit "Herr" übersetzte Name Jehova. (In den hebräischen Bibeln ist überall der Name Jehova mit dem Vokalzeichen von Adonai versehen, weil die alten Juden es streng vermieden, den Namen Jehova auszusprechen und dafür Adonai lasen, ausgenommen an Stellen, wo wie 1Mo 15:2 sie statt Jehova Elohim setzten und Adonai = Elohim lasen.) Der Name Adonai begegnet uns zum ersten Mal in Abrams Rede mit Gott, als nach der Begegnung mit Melchisedek das Wort Jehovas zu Abram; Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn, und Abram sprach: Herr, Herr (d. h. Adonai Jehova), was willst Du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder, und dann gleich nachher nochmals, als Jehova sprach: Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa geführt hat, dass Ich dir dies Land zu besitzen gäbe. Abram aber sprach: Herr, Herr (d.h. Adonai Jehova), wobei soll ich es merken, dass ich es besitzen werden? (1Mo 15:1-8). Ferner wendet Abraham diesen Namen wiederholt an, wenn er für Sodom eintritt (1Mo 18:27.30.32), und wir werden bei näherer Betrachtung sehen, dass es der Name ist, welchen die Knechte Gottes von Geschlecht zu Geschlecht beständig im Munde führen.

Nun ist die Frage - oder es ist vielmehr keine Frage - was offenbart dieser Name? Adonai ist einfach die Mehrzahl des hebräischen Wortes adon, welches Herr und Meister heißt, und welches sowohl in der einzahl wie in der Mehrzahl fortwährend auf Gott bezogen wird. Wo es auf Menschen Anwendung findet, was auch ständig geschieht, drückt es zwei wohlbekannte, irdische Beziehungen aus: erstens das Verhältnis eines Herrn zu seinem Sklaven oder Knecht (1Mo 24:9.10.12.14.27.35 - 1Mo 39:2.3.7.8. - 2Mo 21:4-6 - Ri 19:11 und viele andere Stellen; zweitens das Verhältnis des Ehemannes zu seiner Gattin (1Mo 18:12 - Ri 19:27 - 1Kö 1:17.18 - Ps 45:12 - 1Petr 3:6 u.a.). Um den Sinn des Wortes, wenn es sich auf Gott bezieht, herauszufinden, ist erforderlich, dass wir verstehen lernen, welcher Art die von Gott gewählten Beziehungen, in denen Er sein Verhältnis zu uns ausdrückt, tatsächlich waren.

a) Adonai als Meister

Im Altertum nahmen beide Teile, sowohl der Sklave wie die Gattin, eine andere Stellung ein, als die ist, welche ihnen heute zuerkannt wird. Der Titel Adon und Herr, mochte er Meister oder Ehemann bedeuten, drückte eine persönliche Beziehung aus, die Herrschafts- oder Besitzrechte einschloss. Der Sklave oder das Weib waren nicht unabhängig (1Kor 6:19.20), sondern gehörten, freiwillig oder unfreiwillig, ihrem Herrn als rechtmäßiges Eigentum. Dieses Band war für den Sklaven unlösbar mochte es auch ganz gegen seinen Willen sein. In der Regel war er schon von den Eltern her mit Geld erkauft oder als Gefangener dem Feinde genommen (3Mo 25:44-46 - 4Mo 21:35); denn damals gab es nur zwei Wege, wie man mit Kriegsgefangenen handelte: sie wurden entweder getötet oder zur Sklaverei verurteilt. Was das Weib betrifft, so wurden im allgemeinen die Töchter vom Vater verkauft oder hingegeben (1Mo 29:15-20 - 2Mo 21:7-11), doch zeigt uns die Geschichte Rebekkas, dass der freie Wille auch berücksichtigt werden konnte, indem sie gefragt wurde: Willst du mit diesem Manne ziehen? (1Mo 24:58). Gehörte das Weib aber einmal dem Manne, so war sie zeitlebens sein Eigentum, es sei denn, dass sie wegen Untreue oder eines ihrem Manne unleidlichen Fehlers entlassen wurde (5Mo 24:1). Das Weib und der Sklave standen demnach in einem Verhältnis der Unterordnung zu ihrem Herrn, worin die Treue ihre gebührende Anerkennung und Belohnung, die Untreue ebenso ihre gerechte Strafe empfing.

Nun lehrt uns der Name Adonai oder Herr, dass zwischen Gott im Himmel und seinen Menschenkindern auf Erden ein Verhältnis besteht, welches dem der Knechte zu ihren Herrn und der Gattinnen zu ihren Eheherren entspricht. Daher bedienen sich die Auserwählten beständig dieses Namens, wenn sie sich im Gebet zu Gott nahen, und drücken damit sowohl ihre Zugehörigkeit und Abhängigkeit, wie auch ihren Glauben an die Treue dessen aus, der als ihr rechtmäßiger Herr auch die Pflicht hat, für ihren Unterhalt zu sorgen, sie zu bewahren und ihnen zu helfen. Nicht weniger aber beansprucht Gott selber diesen Titel, wenn Er von sich redet (Jes 8:7 - Hi 28:28 und viele andere Stellen), um dadurch sein Verhältnis zu uns als Herr und Ehemann kundzutun. Dieses doppelte Verhältnis weist uns aber nicht nur einen Ehrenplatz an - denn ist es nicht schon große Ehre, dem König aller Könige zu dienen, wieviel mehr noch die von Ihm Geliebten zu sein! - sondern es schließt auch die feierliche Verantwortung in sich, einem solchen Beruf treu zu sein.

b) Adonai und die Welt

Wir sehen daher nirgendwo den durchgreifenden Unterschied zwischen Welt und Kirche so deutlich, wie in der Anerkennung oder Verwerfung dieses Namens. Die Kirche ist Kirche (das englische Wort church, wie das deutsche Kirche sind ursprünglich nur Zusammenziehungen des griechischen kyriake = dem Herrn zugehörig), weil sie diese Zugehörigkeit anerkennt, die Welt aber ist Welt, weil sie dieselbe mit der Tat verleugnet. Das wichtige Merkmal der Auserwählten ist, dass sie den Herrn kennen (1Sam 3:7 - Jer 9:24 - Jer 24:7 - Jer 31:34 - Joh 17:3), während die Welt Ihn noch nicht kennt (Joh 8:19.55 - Joh 17:25 - Apg 17:23 - 1Kor 1:21 - 2Thes 1:8), und soviel wie möglich unabhängig von Ihm handelt. Die Weise der Welt ist, zu tun, was ihr gefällt, zu denken und zu reden, was ihr beliebt, ohne Rücksicht auf irgendeinen höheren Willen über ihr. Die Großen dieser Welt tun nach ihrem eigenen Willen (Dan 8:4 - Dan 11:3.16.36). Sie sagen: Unsere Zunge soll überhand haben, uns gebührt zu reden, wer ist unser Herr? (Ps 12:5). So leben sie, als ob sie einzig sich selber gehörten. Gehorsam irgendwelcher Art scheint ihnen immer mehr oder minder entehrend.

Ganz entgegengesetzt ist das Verhalten der Heiligen Gottes. Sie erkennen alle an, dass sie einen Herrn über sich haben. Sie sprechen: Herr, was willst du, dass ich tun soll? (Apg 9:6). Alle miteinander kommen zu Christus, nicht um ihren eigenen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der sie gesandt hat. Denn sie wissen, dass nicht im eigenen, sondern einzig und allein im Willen Gottes vollkommene Ruhe ist. Wir wollen jetzt in Kürze nachweisen, was die Heilige Schrift über diesen Punkt sagt, obwohl derselbe kaum einer Erklärung bedarf.

c) Adonai und Abram

Betrachten wir zuerst den Namen Adonai in der Bedeutung Herr oder Meister. Nicht einige, sondern alle Heiligen Gottes gebrauchen diesen Namen unwillkürlich in Prüfungen aller Art, als ob sie sich damit der erforderlichen und zugesagten Hilfe versichern wollten. Wer zieht jemals in den Krieg auf seinen eigenen Sold? (1Kor 9:7) Wer dient einem Herrn auf eigene Kosten? Die Augen der Knechte sehen auf die Hände ihrer Herren (Ps 123:2), und den Knechten Gottes ist die Aufsicht ihres Herrn nicht minder gewiss. Weil sie nicht ihr eigen, sondern von ihrem Herrn erkauft sind, so gehören sie in einer Weise zu seinem Haushalt, wie es bei keinem gemieteten Knecht der Fall ist. Mag es unsern modernen Anschauungen befremdend erscheinen, so ist es trotzdem Tatsache, dass im Altertum die Sklaven in näherer Beziehung zu ihren Herren standen als die Knechte, weil diese um Lohn arbeiteten unds daher nach eigenem Belieben kommen und gehen konnten. Ein Tagelöhner durfte auch nicht vom Passah oder vom Heiligen der Kinder Israels im Hause seines Herrn essen, während der erkaufte Sklave, als seinem Herrn zugehörig, Anteil an diesen Vorrechten hatte. (2Mo 12:45).

Abram, der Vater der Gläubigen, zeigt uns in der Angelegenheit, bei welcher der Name Adonai zuerst vorkommt, wie gesegnet das Verhältnis ist, zu dem er sich mit der Anrede "mein Herr", und "Herr, Herr" bekennt. Denn zu der Zeit wurde er von einer zweifachen Bürde niedergedrückt. Ein Nachkomme und ein Erbteil waren ihm verheißen; aber vergebens hatte er von Jahr zu Jahr auf den ersehnten Erben und das verheißene Land gewartet. Weil er jedoch einen solchen Herrn hat, dessen Wort unfehlbar eintreffen muss, so schüttet er seine Klage vor Ihm aus und spricht: Herr (Adonai), Herr, was willst du mir geben? und wiederum: Adonai Jehova, wobei soll ich erkennen, dass ich es besitzen werde? Darauf gibt ihm sein Herr im Gesicht wiederholte und erweiterete Zusicherungen, dass Er ihm sowohl den Erben als auch das Erbteil in einem seine Hoffnungen weit übersteigenden Sinne geben werde: eine Nachkommenschaft so zahlreich wie die Sterne am Himmel und ein Land so groß, dass viele Völker darin Raum haben. Er ist nur ein Knecht, er nennt sich selber einen Sklaven (1Mo 18:3.5 und anderswo) aber sein ganzes Vertrauen ruht auf seines Herrn Treue und Macht.

d) Adonai und die Väter

So zeigt es sich bei allen Knechten Gottes. Ihre Tüchtigkeit ist von Gott (2Kor 3:5.6) der jeden zu dem ihm aufgetragenen Werk ausrüstet. Wir sehen es bei Moses, als Gott ihn berufen hat, die Botschaft an sein Volk Israel zu vernehmen und er spricht: Ach, mein Herr (Adonai), ich bin nicht beredt gewesen. Da erhält er die Antwort: Wer hat dem Menschen den Mund geschaffen? Oder wer hat den Stummen, den Tauben oder den Sehenden oder Blinden gemacht? Habe nicht Ich es getan, der Herr? So gehe nun hin, Ich will mit deinem Munde sein und dich lehren, was du sagen sollst (2Mo 4:10-12). Wiederum hören wir Josua denselben Namen anrufen, als ihm aufgetragen worden, das Volk Gottes ins Land der Verheißung zu führen und die Männer von Ai Israel überfallen und geschlagen hatten: Ach, mein Herr (Adonai), was soll ich sagen, dass Israel seinen Feinden den Rücken kehrt? Und alsbald empfängt er die nötige Anweisung, wie er den Bann aufdecken soll, der, obwohn verborgen, doch die Ursache von Israels Niederlage geworden war (Jos 7:7.8)

Ebenso macht es Gideon, nachdem er berufen worden, das Volk Israel aus der Hand der Midianiter zu befreien, wenn er antwortet: Ach, mein Herr (Adonai), wenn Jehova mit uns ist, warum ist uns dann dies alles widerfahren, und wiederum: Ach, Herr (Adonai), womit soll ich Israel erlösen? Siehe, meine Familie ist die geringste in Manasse und ich bin der kleinste in meines Vaters Haus. Der Herr aber sah ihn an und sprach: Gehe hin in dieser deiner Kraft; du sollst Israel erlösen aus der Midianiter Händen, Sieh, Ich habe dich gesandt ... Ich will mit dir sein (Ri 6:13-16). Der Knecht hat keine Kraft, als in seinem Herrn. Alle Knechte Gottes liefern den Beweis davon, und diejenigen, bei denen die Kraft Gottes sich am mächtigsten erweisen, sprechen es am freiesten aus.

Der kinderlose Manoah (Ri 13:8); Simeon in seinen Banden (Ri 18:28), der Knabe Samuel bei Eli (1Sam 3:9.10) und vor allen der schwergeprüfte David bekennen sich zu diesem Namen Adonai zur Stärkung und Ermutigung in ihrer Schwachheit. Namentlich scheint es bei David so, als könne er diesen Namen nicht oft genug wiederholen. Und David blieb vor dem Herrn und sprach: Wer bin ich, Herr, Herr (Adonai Jehova), und wa ist mein Haus, dass du mich bis hierher gebracht hast! Dazu hast du das als wenig geachtet, o Adonai Jehova, sondern hast dem Hause deines Knechtes noch von fernem Zukünftigem geredet, und das nach Menschenweise, Herr, Herr (Adonai Jehova)! (in der englischen Bibel: Ist das die Weise eines Menschen, o Adonai Jehova?). Und was soll David mehr reden mit dir? Du erkennst deinen Knecht, o Adonai Jehova. Um deines Wortes willen und nach deinem Herzen hast du alle diese großen Dinge getan, dass du sie deinem Knechte kundtätest (2Sam 7:18-21).

Dieselbe fortwährende Wiederholung des Adonai-Namens finden wir in Daniels Gebet, Dan 9:3-19. Die Psalmen führen überall dieselbe Sprache: Herr, unser Herrscher (Jehova Adonai), wie herrlich ist dein Name in allen Landen! Deine Knechte sind sind schwach, aber du bist ihr Herr. daher hast du dir aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge Macht zugerichtet... Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkest? Ist doch der Mensch gleichwie nichts, seine Zeit fährt dahin wie ein Schatten... Aber du, Herr, unser Herr, hasst alle Dinge unter seine Füße getan... Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen (Ps 8:2-10 - Ps 144:3.4. Ferner Ps 35:23 - Ps 38:10.16.23 - Ps 39:8 - Ps 40:18 - Ps 51:17 - Ps 68:18.20).

e) Adonai und die Propheten

Noch mehr tritt es bei den Propheten hervor, welch ein Segen in dem Verhältnis liegt, von dem der Name Adonai zeugt. Aus oder verbunden mit demselben wird ihre Begeisterung geweckt. Von vielen nur zwei Beispiele. Als um ihn her alles in Finsternis verhüllt schien, da wurde Jesaja durch die Erscheinung Adonais und durch den Dienst, welchen die himmlischen Heerscharen ihm leisten, bewegt, auszurufen: Hier bin ich, sende mich (Jes 6:1-8)! Er beschreibt seine Berufung also: Des Jahres, da der König Usia starb, sah ich den Herrn (Adonai) sitzen auf einem sehr hohen, erhabenen Stuhl und sein Saum füllte den Tempel. Der irdische Herr ist hinweggenommen. Es sind Anzeichen vorhanden, dass wegen Israels Sünde bald auch der letzte Schein der Macht von Gottes auserwähltem Volk dahinfahren werde. Allein das Auge des Propheten wird geöffnet, um seinen Herrn sehen zu können, der hoch und erhaben ist und dessen Gefolge den Tempel erfüllt. Seraphim standen um ihn herum, derer jeglicher sechs Flügel hatte. Mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien ihre Füße und mit zweien flogen sie. Und einer rief zum andern und sprach: Heilig heilig heilig, ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! Dies alles offenbart nicht nur die Scheu vor Selbstverherrlichung, welche den Geistern eigen ist, die dem Thron Gottes am nächsten stehen, sondern auch ihre Macht und Bereitwilligkeit zu gehen, wohin Gott sie senden mag, seine Befehle auszuführen.

Die unmittelbare Wirkung dieser Erscheinung bei dem Propheten ist sein Ausruf: Wehe mir, ich vergehe, denn ich bin unreiner Lippen! Bis einer der Seraphim, der daherflog mit einer glühenden Kohle, die er mit der Zange vom Altar genommen, seine Lippen berührte und reinigte und zugleich ihm neue Kraft mitteilte. Dann hörte er die Stimme des Herrn, welche sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Was konnte er da anderes sagen, als was alle, die solche Erscheinung gesehen haben, immer sagen müssen: Hier bin ich, sende mich! Wer könnte sich weigern, die Botschaft eines solchen Herrn auszurichten, der solche Hilfe bietet, der sogar seine himmlischen Heerscharen in den Dienst seiner Knechte stellt! Koste es, was es will, der Knecht will unter allen Umständen tun, was sein Herr befiehlt.

Auch bei Aussendung der andern Propheten begegnet uns der Name Adonai, doch können wir seine Bedeutung vielleicht bei keinem andern so klar erkennen, wie bei Jeremia, als der Herr ihn zu seinem Amt unter seinem Volk Israel berief. Derselbe hatte offenbar ein furchtsame Naturell und seine Worte bekunden eine fast weibliche Zartheit und Empfindsamkeit. Kein Selbstvertrauen, kein Eigendünkel trieb ihn, als Prophet des Herrn vor seinen König und sein dVolk zu treten. Noch mehr als Moses erbebte er unter der ihm auferlegten Last. Doch des Herrn Wort geschah zu ihm: Ich kannte dich, ehe denn ich dich im Mutterleib bereitete und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und stellte dich zum Propheten unter die Völker. Jeremia aber sprach: Ach, Herr (Adonai Jehova), ich tauge nicht zu predigen denn ich bin zu jung. Aber der Herr antwortete: Sage nicht, ich bin zu jung, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen, was ich dich heiße. Dann berührte Er seinen Mund und sprach. Siehe, Ich habe meine Worte in deinen Mund gelegt. Ich habe dich heute über Völker und Königreiche gesetzt, dass du ausreißen, zerbrechen, zerstören und verderben sollst und bauen und pflanzen (Jer 1:2-20).

Dasselbe ist bei Hesekiel der Fall. Auch er lebt wie Jeremia zur bösen Zeit, als Issrael ein "rebellisches Haus" war (Hes 2:7.8), und der Prophet sich unter den Gefangenen seines Volkes am Flusse Kebhar befand. Da tat sich der Himmel auf und Gott zeigte ihm Gesichte. Das Wort des Herrn geschah zu ihm (Hes 1:1d.3) mit einer Botschaft von dem der sowohl sein als Israels "Herr" zu sein beansprucht, ob sie gehorchen wollten oder nicht, und der im Verlauf dieser ganzen Weissagung, vielleicht mehr, als in irgendeinem andern Abschnitt der Heiligen Schrift, immer aufs neue wiederholt, dass Er der Herr, Herr (Adonai Jehova) ist, und zwar nicht allein über Israel sondern auch über alle umwohnenden Völker, die es vergessen oder verleugnet haben, dass sie seine Knechte sein sollen (Hes 2:4. Allein im Propheten Hesekiel steht der Name Adonai Jehova mehr als zweihundertmal). Wohl herrschten andere Götter (adonim Jes 26:13) über Gottes Auserwählte und die Welt, aber deshalb gibt der Herr seine rechtmäßige Herrschaft über alle nicht auf. Seine Botschaft an Israel (Hes 2:4 - Hes 3:11.27 - Hes 5:7.8 - Hes 6:3.11 - Hes 7:2.5 usw.) , wie an Ammon oder Moab oder Edom (Hes 25:3.6.15 - Hes 27:3 - Hes 29:3.8.13 usw.) beginnt stets mit dem rechtmäßigen Titel: So spricht der Herr, Herr (Adonai Jehova).

II. Der Name Adonai im NT

Am häufigsten tritt jedoch der Inhalt dieses Namens in den Evangelien hervor. Denn erst als der Herr selber ins Fleisch kam und Knechtsgestalt annahm (Phil 2:7; vgl. 2Mo 21:6 - Ps 40:7 - Hebr 10:5), konnte der volle Segen des Verhältnisses, aus dem solcher Dienst erwächst, offenbar werden. Bis dahin, - so tief war der Mensch gefallen - wurde jede Art von Dienst mehr oder weniger als eine Entehrung oder ein Zeichen der Erniedrigung betrachtet. Gott dient allen, Er gibt sogar den Raben ihr Futter (Ps 147:9), kleidet die Lilien (Lk 12:24.27), tut seine milde Hand auf und erfüllt alles, was lebt mit Wohlgefallen (Ps 145:16). Der Mensch aber achtete nicht darauf. Daher offenbarte sich der Herr über alle im Dienst dessen, der Sein Ebenbild war, wenn Er von Ihm sagt: Siehe, das ist mein Knecht, Ich erhalte Ihn, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat, Ich habe Ihm meinen Geist gegeben und Er wird das Recht unter die Heiden bringen. Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf der Gasse. Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird Er nicht auslöschen. Er wird nicht ermatten noch mutlos werden (englische Übersetzung), bis Er auf Erden das Recht aufgerichtet hat (Jes 42:1-4).

Er war unter uns als Diener (Lk 22:27) und offenbarte, wie es bis dahin noch nie offenbar geworden, die Seligkeit der Unterwerfung unter unseren wahren und himmlischen Herr und Meister, der uns seinen Geist offenbart und mitteilt, der selbstsüchtige, gefallene Menschen seinem Bilde ähnlich macht und der, gleich einem Hirten, alle regieren und leiten kann, weil Er allen dient. Niemand hat jemals so vom Dienen geredet, wie der Herr Jesus. Das Evangelium, welches die Aufgabe hat, von seiner Herrlichkeit zu zeugen, liefert den Beweis davon. Da hören wir Ihn sagen: Der Jünger ist nicht über seinem Meister, noch der Knecht über seinem Herrn. Es ist dem Jünger genug, dass er sei wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr (Mt 10:24.25). Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener, und wer da will der Vornehmste sein, der sei euer Knecht. Gleichwie des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lassen, sondern dass Er diene und gebe sein Leben zur Erlösung für viele (Mt 20:26-28). Selig sind die Knechte, die der Herr, wenn Er kommt, wachend findet ...Wahrlich, ich sage euch, er wird sich aufschürzen und zu Tische setzen und vor ihnen hergehen und ihnen dienen (Lk 12:37).

Überall erkennt der Herr den treuen Dienst an, mag der Knecht zehn oder nur einen Zentner zur Verwaltung empfangen haben. Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, gehe ein zu deines Herrn Freude (Mt 25:19-23). Mögen daher alle Heiligen sich des Verhältnisses freuen in dem sie zu Gott stehen, dass Er in der Tat ihr Herr ist und sie in aller Schwachheit doch mit Paulus sprechen dürfen: Sein bin ich und Ihm diene ich (Apg 27:23).

a) Adonai als Ehemann

Der Name Adonai offenbart aber noch ein Verhältnis, welches noch reichere Segnungen einschließt. Der Titel "Herr" wird nicht nur dem Meister, sondern auch dem Ehemann zugelegt. Er bekundet, dass der uns Herr über allem, trotz unserer Schwachheit und Sünde, zur nächsten Gemeinschaft mit Ihm selber beruft: Nicht mehr zwei, sondern dem Herrn vereint und ein Geist mit Ihm zu sein (Mt 19:5.6 - 1Kor 6:17); d.h. ein Weib gehört nicht mehr sich selber, sondern ihrem Mann. So gehören auch wir nicht uns selbst, sondern sind Gottes Eigentum mit Leib und Geist (1Kor 6:19.20). Was die Heilige Schrift über diesen Punkt sagt, ist so beschaffen, dass es nie in eines Menschen Herz gekommen wäre, wenn nicht der Geist Gottes es selber hineingelegt und aufgeschlossen hätte. Wir wollen hören, was dem Volk Israel, welches als Typ der Auserwählten Gottes dasteht, über dieses Verhältnis gesagt wird. So spricht der Herr: Ich gedenke an die Freundlichkeit deiner Jugend und an die Liebe deines Brautstandes, da du mir folgtest in der Wüste, in einem Land, da man nicht sät (Jer 2:2). Dein Schöpfer ist dein Mann (Jes 54:5). Ich habe mich ehelich mit euch verbunden, spricht der Herr (Jer 3:14). Und wiederum: Ich war ihnen ein Ehemann (englische Übersetzung, Jer 31:32).

So spricht der Herr in Jerusalem: Deine Brüste waren stark und dein Haar gewachsen, aber du warst noch nackt und bloß. Und Ich ging an dir vorüber und sah dich an, und siehe, es war deine Zeit die Zeit der Liebe. Da breitete Ich meine Flügel über dich und bedeckte deine Blöße. Und ich gelobte dir und begab mich mit dir in einen Bund , spricht der Herr Herr, und du wurdest mein (Hes 16:7-14). Und Ich badete dich mit Wasser und wusch dich von deinem Blut und salbte dich mit Balsam. Und ich kleidete dich mit gestickten Kleidern und zog dir Schuhe von Seehundfell an, mit feiner Baumwolle umwand Ich dich und deckte dich mit Seide. Ich zierte dich mit Kleinodien und legte Geschmeide an deine Arme und Kettchen an deinen Hals. Und gab dir ein kostbares Stirnband und Ohrringe an deine Ohren und eine schöne Krone auf dein Haupt. Ja, du warst geziert mit Gold und Silber und gekleidet mit feiner Leinwand, Seide und Gesticktem. Du aßest Semmeln, Honig und Öl und warst überaus schön und erlangtest das Königreich. Und dein Ruhm erscholl unter den Heiden deiner Schönheit wegen, welche ganz vollkommen war durch meinen Schmuck, den Ich an dich gehängt hatte, spricht der Herr, Herr.

b) Die Liebe des Adonai

Diese und andere Worte finden wir allgemein bei den Propheten und es wird uns damit etwas von der Liebe kundgemacht, mit der uns der Herr geliebt hat, indem Er sich uns hingab, damit wir uns auf ewig Ihm hingeben sollten. Denn auch uns gelten die Worte: Höre, Tochter, schaue darauf und neige deine Ohren, vergiss dein Volk und deines Vaters Haus, so wird der König Lust an deiner Schönheit haben, denn Er ist dein Herr (Adonai), und Ihn sollst du anbeten. (Ps 45:11.12). Worte können den unaussprechlichen Wert dieses Verhältnisses nicht ausdrücken, noch die unausdenkbaren Segnungen verkünden, welche es denen verbürgt, die darauf eingehen und durch Gnade treu bleiben. Es sollen ja nicht nur einzelne Gaben dem Liebling des Herrn zuteil werden (5Mo 33:12 - Jer 31:3), sondern in dem ehelichen Verhältnis selber sind Vorkehrungen getroffen, alle unsere Torheiten unschädlich zu machen, solange wir Ihm treu bleiben trotz aller Schwachheit. Was kann z.B. segensreicher sein als das Gesetz betreffs der Gelübde eines Weibes, wenn sie einen Mann hat und mit ihm lebt. Mag sie aus Unverstand ihre Seele durch ein Gelübde binden, der Mann aber wehrt ihr, so soll das Gelübde ungültig sein (4Mo 30:7-9).

Der Mann hat demselben gewehrt und der Herr wird ihr gnädig sein. Ihr törichtes Verhalten gilt nicht, es wird aus Gnaden "vergeben" um dessen willen, mit dem sie eng verbunden ist. Allein das Gelübde einer Witwe oder Verstoßenen, alles, womit sie sich über ihre Seele verbindet, das gilt auch ihr (4Mo 30:10), weil bei denen, die wegen ihrer Untreue verstoßen wurden oder deren Haupt von ihnen genommen ist, - denn der Mann ist des Weibes Haupt (Eph 5:23) - der Herr fehlt, welcher ihre Torheit ungültig macht und hinweg tut, was ihre törichte Seele bindet.

Das Hohelied besingt von Anfang bis zum Ende die hohe Wonne, welche der Liebende wie auch der Geliebte aus diesem vertraulichsten aller Verhältnisse schöpfen; die irdische ist ein Abglanz der himmlischen Freude. Denn sofern alle Kreaturen Stimmen sind, die schweigend Zeugnis ablegen von dem, der der große Urtypus ist, wenn Sonne und Luft, Brot und Wein, Lilien und Zedern, Saat und Ernte alles etwas von der Herrlichkeit und Würde dessen abschatten, der selber unser Herr, unsere Zuflucht und unser Erbteil ist (Ps 16:2.5 - Ps 142:6 - Ps 119:57), wieviel mehr muss der Mensch als Gottes Ebenbild (1Kor 11:7) in dem, was ihn am meisten kennzeichnet, in seiner Liebe zu dem Einen, der über allem steht, jene höchste Liebe abschatten, die aus Zweien Eins macht und so beide mit Wonne erfüllt. Gott vermeidet es durchaus nicht, seine Freude darüber auszudrücken, dass Er uns zu den Seinen gemacht und sich selber auf ewig uns zu eigen gegeben hat. Alle Gottesverheißungen sind in Christo Ja und Amen (2Kor 1:20), und Er hat gesagt: Wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich den Gott über dich freuen (Jes 62:5).

Und das Hohelied bezeugt, wie die Geliebte diese Liebe erwidert, wenn sie singt: Mein Freund ist mein und sein Verlangen ist nah mir (Hl 7:10). So segensreich es daher auch schon ist, den Herrn als Meister zu kennen, erscheint dies doch wie gar nichts im Vergleich zu der Freude, die das noch vertraulichere Verhältnis zu Ihm als Ehemann in der Seele weckt. Zu dieser Freude aber beruft der Name Adonai. Es hat jemand gesagt: Zum Wirken bedarf es nur der Regierung oder Leitung des einen gegenüber dem andern, Frucht aber kann nur aus der Vereinigung zweier hervorgehen. So können wir als gehorsame Knechte unseres Herrn wohl Gutes wirken im Dienst, soll aber sein Ebenbild, der neue Mensch in uns gezeugt und hervorgebracht werden, so ist jene völlige Übergabe und Vereinigung, welche die Ehe abschattet, unerlässlich. Wir können uns dem Herrn verlobt haben , ohne noch den Ehebund mit Ihm eingegangen zu sein (vgl. 2Kor 11:2 - Offb 19:7). Allein bevor dies geschehen, sind und bleiben wir unfruchtbar. Frucht, die sein Ebenbild trägt, kann niemals hervorgebracht werden in einer Seele, ehe sie ganz des Herrn ist.

III. Die Segnungen Adonais

Das sind einige Segnungen, die der Name Adonai oder Herr in sich birgt, dies die Vorzüge der Erkenntnis Gottes als Meister und noch mehr als Ehegatte. Aber eben weil diese Verhältnisse so innig sind und auf so festem, gegenseitigem Vertrauen beruhen, - denn der Ehemann muss seiner Gattin - und der Herr seinem Knecht vertrauen können - gilt die geringste Untreue in dieser Beziehung als große Sünde, für die weder Fleiß noch Schönheit noch Geschicklichkeit auch nur im Geringsten Ersatz bieten kann. In beiden Fällen ist zuverlässige Treue die oberste Voraussetzung. Und je mehr eine Seele bevorzugt worden, je größer die ihr anvertrauten Gaben sind und je vertrauter die Verbindung mit Ihm als ihrem Herrn oder Ehemann ist, um so größer ist die Sünde der kleinsten, scheinbar geringfügigsten Untreue. Die gleiche Handlung, die bei einem Fremden belanglos erscheinen würde, würde bei dem vertrauten Knecht ein Verbrechen. Ein Blick, ein Wort oder das Unterlassen eines solchen, was man bei einem Fremden unbeachtet ließe, könnte bei dem geliebten Weibe unverzeihlich sein.

Sünden sind relativ: Daraus erklären sich solche Propheten Worte wie bei Amos: Aus allen Geschlechtern der Erde habe Ich allein euch erkannt, darum will Ich euch auch heimsuchen in aller eurer Missetat (Am 3:2). Auf Zeiten der Unwissenheit deutet Gott nur hin oder übersieht sie (Apg 17:30), wie wir die Fehler kleiner Kinder. Untreue bei denen, die uns nicht nahestehen, auf die wir daher kein Vertrauen setzen, kann uns nicht sehr schmerzen. Aber im eigenen Haus muss das Böse gerichtet werden, wenn wir nicht desselben teilhaft werden wollen. Folglich schließt Gemeinschaft Gericht ein, wie uns das Abendmahl des Herrn lehrt. Können wir uns selber richten und züchtigen, so werden wir nicht vom Herrn gerichtet. Tun wir's dagegen nicht, so wird sich des Herrn Gericht und Zucht nach dem Verhältnis richten, in dem wir zu ihm stehen: je näher, je schwerer (1Kor 11:31.32).

a) Gericht über die Priester

Sowohl von diesem Gericht als auch von den Segnungen des vertrauten Verhältnisses zum Herrn legt besonders der Name Adonai Zeugnis ab. Denn Segnungen müssen in der Tat zu Gerichten werden, wenn wir nicht treu sind. Ebenso wie Gerichte zu Segnungen werden, weil sie zu dem Zweck gesandt werden, die Seele aus ihrer Untreue zu erretten. Deshalb muss Adonai dem untreuen Knecht oder Weib gegenüber zum Richter werden. Soll ich noch Prophetenworte oder Aussprüche des Herrn der Propheten anführen, um zu beweisen, dass die Sünden seiner Knechte ihr eigenes Gericht nach sich ziehen müssen, so höre man den Propheten Maleachi: So spricht der Herr: Bin Ich Herr (Adonai), so fürchtet man mich? O ihr Priester, die ihr meinem Namen verachtet und spricht: Womit verachten wir deinen Namen? Damit, dass ihr opfert auf meinem Altar unreines Brot So sprecht ihr: Womit opfern wir dir Unreines? Damit, dass ihr sagt, des Herrn Tisch ist verachtet. Und wenn ihr Blindes und Lahmes opfert, so muss es nicht böse heißen.

Opfere es deinem Fürsten, was gilt's, ob du ihm gefallen wirst oder ob er deine Person ansehen wird? spricht der Herr Zebaoth.Schließ auch einer unter euch die Türen umsonst? Auch zündet ihr kein Feuer auf meinem Altar an umsonst. Ich habe keinen Gefallen an euch, spricht der Herr Zebaoth, und das Speiseopfer von euren Händen ist mir nicht angenehm... Ihr sprecht: Siehe, es ist nur Mühe und schlagt es in den Wind, spricht der Herr Zebaoth, und ihr opfert, was geraubt, lahm und krank ist. Sollte ich das von eurer Hand nehmen ? spricht der Herr. Und nun, ihr Priester, dies Gebot gilt euch. Wo ihr es nicht hört, noch zu Herzen nehmen werdet, spricht der Herr Zebaoth, so werde Ich den Fluch unter euch schicken, und euren Segen verfluchen, ja, verfluchen werde Ich ihn, weil ihr es nicht wollt zu Herzen nehmen (Mal 1:6-12 - Mal 2:1.2).

Welches Gericht kann empfindlicher sein, als wenn Segnungen in Fluch verwandelt werden? Und doch muss es also geschehen bei denen, die in die Nähe des Herrn berufen, solch hohem Beruf untreu geworden sind. Wir wissen, wer der ist, der gesagt hat: So aber jener der böse Knecht wird in seinem Herzen sagen: Mein Herr kommt noch lange nicht und fängt an seine Mitknechte zu schlagen, isst und trinkt mit den Betrunkenen, so wird der Herr desselben Knechtes kommen an dem Tag, da er es nicht erwartet und zu der Stunde, die er nicht meint, und wird ihn zerteilen und ihm seinen Lohn geben mit den Heulern. Da wird sein Heulen und Zähneklappern (Mt 24:48-51). Der Knecht, der seines Herrn Willen kennt und hat sich nicht bereitet, der wird viele Schläge erleiden müssen. Der es aber nicht weiß und hat doch getan, was der Schläge wert ist, wird wenig Schläge erleiden müssen. Denn welchem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, und welchem viel anbefohlen ist, von dem wird man viel fordern (Lk 12:45-48)

b) Gericht über das untreue Weib

Noch schlimmer ergeht es dem untreuen Weib, obwohl die Liebe ihres Eheherrn unverändert bleibt. Es ist als ob die Propheten unter dieser Last ringen müssten, wenn sie des Herrn Urteil verkündigen wollten. Gleichwie ein Weib ihrem Mann untreu wird, so bist du mir untreu geworden, du Haus Israel, spricht der Herr (Jer 3:20). Es ist deiner Bosheit Schuld, dass du so gezüchtigt wirst und dein Ungehorsams, dass du so gestraft wirst.Also musst du innewerden und erfahren, was es für Jammer und Herzeleid bringt, den Herrn, deinen Gott zu verlassen. (Jer 2:19). Aber du verließest dich auf deine Schönheit und triebst Hurerei und machtest dich jeden gemein, der vorüberging... über alle diese deine Bosheit ... (ach, wehe, wehe dir! spricht der Herr) machtest du dir Höhen auf den Gassen... Dazu warst du nicht wie andere Huren, die man mit Geld kaufen muss, sondern wie eine Ehebrecherin, die Fremde statt ihres Mannes zulässt... Darum, du Hure, höre des Herrn Wort: So spricht der Herr, Herr, weil du deine Schätze vergeudest durch deine Hurerei mit deinen Buhlen und Gräuel treibst mit deinen Götzen... darum siehe ich will sammeln alle deine Buhlen, mit denen du Wollust getrieben hast, und will das Recht der Ehebrecherinnnen und Blutvergießerinnen über dich gehen lassen und will dein Blut stürzen mit Grimm und Eifer und will dich in ihre Hand geben... und sie werden dir deine Kleider ausziehen und deinen schönen Schmuck nehmen und dich nackt und bloß sitzen lassen. Und sie werden über dir zu Gericht sitzen und Ich will deiner Hurerei ein Ende machen.

c) Adonai gedenkt Seines Bundes

Allein aus all dieser Schande soll das gefallene Weib wieder errettet werden von dem, der sie zuerst geliebt. Denn Adonai ist ja Gott, der ewig Liebende. So wahr Ich lebe, spricht Adonai Gott , Sodom, deine Schwester, samt ihren Töchtern hat nicht so getan, wie du und deine Töchter. So hat auch Samaria nicht die Hälfte deiner Sünden getan. Durch deine Sünde sind sie besser, als du bist. So sei nun auch du schamrot und trage deine Schande, dass du deine Schwestern fromm gemacht hast... Aber Ich will an meinem Bund gedenken, den Ich mit dir gemacht habe zur Zeit deiner Jugend und will dir einen ewigen Bund aufrichten. Da wist du an deine Wege gedenken und dich schämen, wenn du deine großen und kleinen Schwestern zu dir nehmen wirst... auf dass du daran gedenkest und dich schämst und vor Schande deinen Mund nicht mehr auftun wirst, wenn Ich dir alle vergeben werde, was du getan hast, spricht der Herr Herr (Adonai Gott) (Hes 16:48-63). (Siehe auch Jes 1:24-27, wo ähnliche Worte der Drohung und Verheißung von Adonai stehen.) Wohl mögen Heilige und Engel staunend ausrufen: Heilig, heilig, heilig ist der Herr! wer ist unserm Meister und Herrn gleich?!

d) Adonai und Seine Geschöpfe

Das ist also die Beziehung zwischen dem Schöpfer und seinen Kreaturen, welches der Name Adonai oder Herr offenbart. Reicht dasselbe gleich an die noch wunderbarere Erscheinung des Vaters und des Sohnes nicht heran, die uns im Evangelium eröffnet wird, so haben wir doch in dem Namen Meister und Eheherr mehr als genug, um stark in dem Herrn gemacht zu werden (Eph 6:10), und uns seiner allezeit zu freuen (Phil 4:4). Denn konnte schon der Diener eines Propheten, als sein Herr von ihm genommen wurde, ausrufen: Vater, mein Vater, Wagen Israels und seine Reiter (2Kö 2:3.12), konnte sogar ein syrischer Knecht soviel Liebe und Vertrauen fassen zu seinem Herrn, um sagen zu dürfen: Mein Vater, wenn dich der Prophet hätte Großes geheißen, solltest du es nicht tun? (2Kö 5:13)... wie groß sollte unser Vertrauen und Hoffen auf den sein, der uns Seine Knechte und Geliebten nennt! Zumal in diesen letzten Tagen, wo der Geist der Zuchtlosigkeit immer mehr Raum gewinnt und alle Bande, welche die menschliche Gesellschaft bisher zusammenhielten, in Gefahr stehen durchbrochen zu werden, gilt es mehr denn je weise zu sein und des Herrn zu gedenken, dessen Dienst völlige Freiheit ist, und dessen Liebe zu seinen Geliebten alle Erkenntnis übersteigt.

Gelobt sei sein Name, der Tag naht, wenn kein Verbanntes (Fluch) mehr sein wird, sondern Seine Knechte werden Ihm dienen und sehen Sein Angesicht und sein Name wird an ihren Stirnen sein (Offb 22:3.4) Glauben wir auch nicht, so bleibt Er doch treu, Er kann sich selbst nicht verleugnen (2Tim 2:13). Seine Gaben und Berufungen werden Ihn nicht gereuen (Röm 11:29.31). Selbst das untreue Israel soll Barmherzigkeit erlangen. Denn also spricht der Herr: Alsdann wirst du mich heißen: Mein Mann (Ischi) und mich nicht mehr mein "Baal" nennen, und Ich will mich dir verloben in Gerechtigkeit und Gericht, in Gnade und Barmherzigkeit und ich will sagen zu dem, was nicht mein Volk war: Du bist mein Volk, und es wird sagen: Du bist mein Gott (Hos 2:16-23). O Tag der Wunder, wenn die Hochzeit des Lammes gekommen ist und sein Weib sich bereitet hat (Offb 19:7).

Ich schließe mit den Worten eines Gläubigen, der Adonai kannte, und der in den Tagen seiner Bedrängnis in diesem und in den andern Namen Gottes, welche die Angst ihm unwillkürlich in den Mund zu legen schien, die Hilfe und den Trost fand, die weder in ihm selbst noch in den Kreaturen zu finden waren. Wie viele haben zu aller Zeit in diesen Psalmworten Trost gefunden: Wird denn der Herr (Adonai) ewiglich verstoßen und keine Gnade mehr erzeigen? Ist es denn ganz und gar aus mit Seiner Güte und die Verheißung ein Ende? Hat denn Gott (Elohim, der Seinen Bund hält) vergessen, gnädig zu sein und Seine Barmherzigkeit vor Zorn verschlossen? aber doch sprach ich: Ich muss das leiden, die rechte Hand des -"Höchsten" kann alles wenden (die Hand dessen, von dem wir alle sind, trotzdem wir irre gegangen sind, wie die Heiden. Darum gedenke ich an die Taten des Herrn (Jehova) - des Gerechten, der sich hingibt, um selbst unsere Gerechtigkeit zu werden - ja, ich gedenke an Deine einstigen Wunder (Ps 77:8-12).

So drang es aus der Seele eines alttestamentlichen Gottesknechtes hervor, der Adonai kannte. Wollte Gott, dass die, welchen diese Namen Veranlassung zu selbstverherrlichender Kritik geworden sind, statt dass sie zum Glauben an den führen solle der nur soviel erkannt wird, als wir Ihm gehorsam sind, - dass sie gerade durch die Trübsal dahin gelangen möchten, sich selber und die Gnade dessen zu erkennen, der Seine Fülle je nach den Bedürfnissen Seiner Geschöpfe offenbart.

Alle, die Seinen Namen kennen, werden auf Ihn trauen und alle, die auf Ihn trauen werden nicht zuschanden werden.

Lies weiter hier:

7. Der ewige Gott oder El-Olam
8. Herr der Heerscharen oder Jehova Zebaoth
9. Vater, Sohn und Heiliger Geist
10. Teilhaft der göttlichen Natur