Vater, Sohn und Heiliger Geist

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nach dem gleichnamigen Buch von Andrew Jukes
erschienen erstmals in England 1888

Die Namen Gottes

  1. Die Namen Gottes - Einleitung
  2. Gott oder Elohim
  3. Herr oder Jehova
  4. Der allmächtige Gott oder El-Schadai
  5. Der Allerhöchste oder El-Elyon
  6. Herr oder Adonai
  7. Der ewige Gott oder El-Olam
  8. Herr der Heerscharen oder Jehova Zebaoth
  9. Vater, Sohn und Heiliger Geist
  10. Teilhaft der göttlichen Natur
  11. Die Namen Gottes - Nachtrag

9. Vater, Sohn und Heiliger Geist

Die Namen, welche wir bisher betrachtet haben, gehören alle dem Alten Testament an, wo dass,was wir von Gott erkennen mögen, stückweise gelehrt wurde dem Standpunkt der Menschen entsprechend, die Gott noch nicht so kannten, wie Er sich seitdem in Christo und durch Seinen Geist geoffenbart hat. Der vollkommene Name wurde uns erst durch Jesus Christus, unsern Herrn verkündigt, nämlich der Name "des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes", in welchem alles vereinigt und zusammengefasst ist, was den Patriarchen und Propheten im alten Testament von Gottes Namen kundgemacht war. Hier, wie im Leben der Patriarchen oder unter dem Schatten des Gesetzes bewährt sich das wohl bekannte Wort Augustinus: Das Neue Testament liegt im Alten eingeschlossen. Der Name "des Vaters und des Sohnes und des Heilgen Geistes" erschließt nur die Fülle dessen, was stückweise und verhüllt durch die Namen Elohim, Jehova El-Schaddai und Adonai gelehrt worden war.

I. Gottes Name im Neuen Testament

Dieser Name ist uns durch den Mund des auferstandenen Christus verkündet worden und wird seitdem allen von Ihm geoffenbart, die Ihn zuerst nach dem Fleisch und aus seinen teilweisen Offenbarungen gekannt, danach durch die Erkenntnis seines Kreuzes und Seiner Auferstehung auch bereitgemacht sind, eine Mission von Ihm zu erhalten, nämlich hinzugehen zu allen Völkern und sie in den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen (Mt 28:19). Denn Er ist auch jetzt noch unter uns und kann jetzt noch immer seinen Namen kundtun (Joh 17:6) durch seinen Geist, so dass unsere Herzen getröstet und eins gemacht werden in der Liebe und wir zur rechten Zeit zu allem Reichtum des Verständnisses gelangen, um zu erkennen das Geheimnis "Gottes und des Vaters und Christi" (Kol 2:2). Es ist Sein Wille, dass wir Ihn erkennen und Seiner Natur teilhaft werden (2Petr 1:4), wodurch Er uns dazu beruft, nicht allen mit Worten, sondern auch durch die Tat des Lebens etwas von der Herrlichkeit zu offenbaren, welche uns in diesem letzten wunderbaren Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes vor Augen gestellt wird. Lasst uns daher jetzt diesen Namen betrachten, und möge unser Herr selbst ihn uns kundtun, auf dass die Liebe, mit welcher der Vater Ihn geliebt hat, auch in uns und wir in Ihm bleiben mögen (Joh 17:26).

Zuerst halten wir fest, dass "der Name des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes" e i n Name ist und nicht drei oder mehrere. Unser Herr hat nicht gesagt: Taufet sie in d i e Namen, sondern in d e n Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Denn, so sagte er auch zu den Schriftgelehrten: Der Herr, unser Gott, ist ein einiger Gott (Mk 12:29). So verkündet also dieser Name einen Gott, der sich in drei Personen offenbart: als Vater, der sich in seinem Sohn und durch seinen Geist ewiglich erzeigt und der sowohl in Seinem Wesen als in seinen Werken die Einheit in der Mehrheit, sowie ein Herausgeben seiner selbst und eine Gemeinschaft mit Ihm selber bezeugt, die unserem durch den Fall geschwächten Fassungsvermögen nahezu unmöglich erscheint. Wir werden sehen, was in diesem dreifachen Namen enthalten ist, wenn wir demselben nähertreten, wobei ich wiederum daran erinnere, dass es e i n Name des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes ist.

a) Verschiedenheit in der Einheit

Die Wahrheit, dass es Verschiedenheit in der Einheit gibt, ist keine neue, da sie in den verschiedenen Namen Gottes im Alten Testament bereits mehrfach angenommen und ausgedrückt worden ist. Wir sahen, dass in dem Namen Elohim, der sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, und: Adam ist geworden wie Unser einer (1Mo 1:26 - 1Mo 3:22), zumindestens einen Hindeutung auf Mehrheit liegt, während in der Tatsache, dass derselbe Name Elohim, der Mehrheit einschließt, mit Eigenschafts- und Zeitwörtern in der Einzahl verbunden wird, sowie darin, dass derselbe, welcher sich Elohim nennt, ausdrücklich von Ihm selber sagt: Es ist kein Gott außer Mir, eine noch direktere Versicherung Seiner Einheit liegt. Auch im Gegensatz zwischen der Bedeutung der Namen Elohim, der in einer nie verleugneten Bundesbeziehung steht, und Jehova, der nach Eigenschaften liebt und das Böse strafen muss, dennoch seine Geschöpfe gerecht macht, indem er ihnen Seine eigene Gerechtigkeit mitteilt und nicht weniger in den Namen El-Elyon der Allerhöchste, von dem wir alle herkommen und El-Schaddai, der Segensspender, der Sein Leben und Seinen Geist auf seine Knechte ausströmt, fanden wir wiederholt Hindeutungen auf die unaussprechliche Liebesfülle, so wie auf die Weisheit und Allmacht, welche so bewunderungswürdig in dem Namen Vater, Sohn und Heiliger Geist zum Ausdruck kommt.

Doch darf ich noch weitergehen, weil wir dieses Zeugnis nicht allein in der heiligen Schrift finden. Wollen wir uns nicht erdreisten zu behaupten, das Geschöpf könne mehr besitzen das der Schöpfer, so haben wir ja schon eine Hindeutung auf das Geheimnis "des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes" in der eigenen Natur, welche beweist, dass Vaterschaft und Sohnschaft, sowie beider Geist in einem Menschen vorhanden sind. Freilich scheint seit dem Sündenfall die Persönlichkeit eben das zu sein, was den Menschen vom Menschen trennt, und doch lebt der eine im andern. Gerade seit dem Fall des Menschen finden wir im Geheimnis der Liebe die Antwort auf jeglichen Einwurf der scheinbaren Schwierigkeit gegenüber, wie zwei eins sein können sogar in einem dritten. Denn die Liebe zieht immer zwei in eins zusammen und erzeugt durch die Vereinigung ihres Wesens ein drittes, welches zuvor in beiden war, nun aber hervortritt und in welchem beide, nur in veränderter Gestalt, doch eins sind.

b) Schatten der Drei-Einheit

Noch gewisser ist, - denn die Schrift sagt es ausdrücklich - dass das Weib also auch der Same in ihr, schon vorhanden war in dem nach Gottes Bild geschaffenen Mann, bis dieser im tiefen Schlaf, der auf Adam fiel, seine ursprüngliche Gestalt verlor, und das zuvor in Einheit Vorhandene jetzt ein Doppeltes oder Geteiltes wurde (1Mo 2:23). Dies ist ein großes Geheimnis. Doch können wir erkennen, wie die Einheit und gleichzeitig die Mehrheit in Gott in dem nach seinem Bild geschaffenen Menschen geoffenbart ist. Es ist eine der vielen Präludien, welche sowohl die Natur wie die Heilige Schrift von der großen Harmonie darstellt, welche in dem Namen Vater, Sohn und Heiliger Geist vollkommen ausgedrückt ist. Ich kann diesen Punkt hier kaum berühren, erwähne ihn jedoch vorübergehend, weil die Lehre von der Dreieinigkeit, d.h. von dem, was Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist ist, nur zu oft, sogar von Gläubigen, als eine isolierte Wahrheit angesehen wird, die zu unserem menschlichen Herzen und Bewusstsein keine Beziehung hat, während doch das, was Gott in Ihm selber ist, für den in Seinem Bild geschaffenen Menschen die eigentliche Grundlage nicht nur einer Beziehung zu Ihm, sondern auch Seines eigenen Wesens, wie der wahren Erkenntnis Seiner selbst und Seiner Pflichten bildet.

Wenn Gott die Liebe ist, und Liebe solch eine Gemeinschaft und Beziehung fordert, wie sie in dem Namen Vater, Sohn und Heiliger Geist ausgedrückt ist, dann muss unser wahres Leben, sofern wir Kinder Gottes sind, dieselben Kennzeichen tragen: Es muss ein Leben der Gemeinschaft und der Hingabe an andere sein. Andererseits bezeugt gerade das tief innere Sehnen unserer Natur nach Gemeinschaft und Miteinanderleben, dass in Ihm, in dem wir leben, weben und sind (Apg 17:28), der Urquell dessen sein muss, wovon unser Leben mit seinen Beziehungen und Gemeinschaften nur der Schatten ist. Diese Wahrheit offenbart der Herr seinen Jüngern, wenn Er sie mit dem Namen "des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes" bekannt macht. Und ganz dem entsprechend, wie wir Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist erkennen, werden wir selber etwas von der Gemeinschaft und Liebe abschatten, welche solch ein Name kundtut. Die Selbstsucht der Welt ist nur die Folge davon, dass sie nicht weiß, was der warhhaftig ist, von dem wir kommen und für den wir geschaffen sind (Kol 1:16).

II. Der Inhalt des großen Namens

Fragen wir nun weiter nach dem Inhalt des großen Namens, so sagt er uns, dass Gott ein Vater ist, - dass also ein Sohn vorhanden sein muss, und dass der Vater und der Sohn einer sind in Einem Geiste. Demnach spricht er von einem Leben, das Leben hervorbringt, von einem Leben, das schon hervorgebracht ist, und von einem weiteren Hervorgehen des Lebens, welches wiederum e i n Leben ist. Wer vermag dies zu fassen? Dennoch offenbart es uns der Herr selber. Denn indem wir es anschauen, spiegeln wir dasselbe Bild ab und werden in dieses Bild verwandelt. Zuerst also ist Gott der Vater. In Ihm selber, als in Gott, liegt diese Beziehung zu Einem, der obwohl mit Gott und Gott Selber, doch nicht weniger Sein eingeborener Sohn ist. Vaterschaft ist nicht auf Geschöpfe beschränkt. Vielmehr können die Geschöpfe darum Väter sein, und sind es auch, weil in der göttlichen Natur beides vorhanden ist, ein Vater und ein Sohn. Was diese Beziehung von einer ewigen Liebe zwischen dem, der da zeugt, und dem, der erzeugt wird, bekundet, was sie uns von einer Gemeinschaft und Vereinigung in dem sagt, der Urgrund und Quell alles Bestehenden ist, das übersteigt in seiner Höhe und Tiefe alle menschlichen Worte, und doch haben wir eine schwache Abschattung in jedem irdischen Vater und in jeder Vaterschaft, wie dies sogar in der noch im Argen liegenden Welt zu sehen ist.

a) Die Liebe des Vaters

Das Wort Vater redet von einer Lebensquelle, von einem, in welchem seine Kinder gewesen sind (Hebr 7:10), und von dem sie herkommen und dessen Bild und Gleichnis sie darzustellen berufen sind. Der Vatername redet zu uns von Natur- und Blutsverwandtschaft und von einer Liebe, die um solcher Verwandtschaft willen ohne Wandel sein muss, selbst dann, wenn der Sohn zum "verlorenen Sohn" wird, die ihn daher auch liebt, wenn er noch weit entfernt ist, um den Hals fallen und ihn küssen wird, während die Lumpen der Fremde ihn noch bedecken (Lk 15:12-24). Ja, der Vatername sagt noch mehr aus. Er spricht von Einem, der Kindlein vom Mutterleib an mit großer Geduld trägt und leitet (Jes 46:3.4 engl. Übersetzung); er bezeugt, dass der, welcher diesen Namen trägt, seine Söhne erziehen, züchtigen und zurechtweisen muss, denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt (Hebr 12:7)? Ein Vater erbarmt sich über seine Kinder (Ps 103:13). Ein Vater weiß, was seine Kinder bedürfen, ehe sie ihn darum bitten (Mt 6:8). Wenn ein Sohn den Vater um Brot bittet, wird er ihm einen Stein geben, oder so er ihn um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben (Lk 11:11.12)? Ist es nicht eines Vaters Freude, für die Kinder zu sammeln (2Kor 12:14)? Selbst wenn sie in ihrer Sünde umkommen, muss da nicht ein Vater ausrufen, wie David: Wollte Gott, ich wäre für dich gestorben, mein Sohn mein Sohn (2Sam 19:1)?

Wie ganz anders aber muss noch in Gott, der die vollkommene Liebe in Person ist, die Beziehung des Vaters zum Sohn sein! Was muss Er sein, der der Vater ist, von dem alle Vaterschaft auf Erden ihren Namen hat (Eph 3:15 nach Stier)! Welcher Art muss Seine Liebe zu dem geliebten Sohn sein (Mt 3:17 - Mt 17:5)! Und was muss Sein Wille sein bei denen, die in Seinem Sohn und durch denselben Seine Kinder geworden sind, von Ihm gezeugt? Denn - und darauf möchte ich aufmerksam machen - er gibt sich in all diesen Handlungen, die den Vater als solchen ausmachen, einen Willen kund. Sei es die Liebe, welche zeugt oder oder Säuglinge bewacht, oder das Böse in Kindern durch Strafe richtet, oder welche auf der Kinder Schreien hört und hilft,oder ungebeten Gutes für sie sammelt, oder ob sie fortfährt zu lieben bis ans Ende, jede dieser Handlungen ist der Ausdruck eines Willens. Der Vater ist der Wille in dem Geheimnis der Dreieinigkeit. Wenn wir weiter in das Verständnis des Namens eindringen, werden wir sehen, dass er mehr als einen Willen einschließt. Ein ewiger Wille aber ist die Grundlage, ein Wille, der liebt und nur lieben kann und der sich im Sohn offenbart, welcher vom Vater ausgeht, um uns zu sagen, was der Vater ist und um Ihn seinen Geschöpfen zu offenbaren.

b) Die Liebe des Sohnes

Denn der Name heißt nicht nur Vater, sondern auch Sohn, welcher als Abglanz Seiner Herrlichkeit und das Ebenbild Seines Wesens (Hebr 1:3 - Kol 1:15) den Vater und seine Liebe durch seine Werke in der ganzen Schöpfung offenbart. Denn durch Ihn ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare (Kol 1:16), zur Verkündigung der Herrlichkeit Gottes (Ps 19:2), und der, weil wir in Folge des Falles keine Liebe in diesen Wunderwerken erkennen konnten, vom Vater ausging und in die Welt kam (Joh 16:28), um uns Seines Vaters Namen und Natur kundzutun. So ist Er, wie uns der Apostel sagt, das W o r t, das bei Gott und Gott selber ist (Joh 1:1), der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß sitzt und Ihn uns verkündigt hat (Joh 1:18), das Licht, das da scheint in der Finsternis, obwohl die Finsternis es nicht begreift; das wahre Licht, welches jedem Menschen leuchtet, der in diese Welt kommt (Joh 1:5.9), der da spricht: Ich will Deinen Namen verkündigen meinen Brüdern (Hebr 2:12), ich will euch frei heraus verkündigen von Meinem Vater (Joh 16:25).

Er ist es, der den Vater offenbart und der, da Er selbst Sohn ist und also in persönlicher Beziehung zum Vater steht, Gott nicht nur als das Wort offenbart, sondern durch seine Innewohnung uns samt Ihm zu persönlichen Kindern Gottes macht. Denn, wie viele Ihn aufnehmen, denen gibt Er Macht, Kinder Gottes zu werden, die an Seinen Namen glauben, welche nicht von dem Geblüt, noch von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind (Joh 1:12.13). Ebenso sagt er in dem wunderbaren Gebet, welches Johannes uns mitgeteilt hat: Ich habe Deinen Namen offenbart den Menschen, welche du mir von der Welt gegeben hast; denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan, und will ihnen kundtun, auf dass die Liebe, mit der du mich liebtest, in ihnen und ich ihnen sei (Joh 17:6.8.26).

c) Die Offenbarung des Sohnes

Welche eine Offenbarung des Vaters ist es, die der Sohn den Menschen gebracht hat! Welch ein W o r t ist Er gewesen und wird Er immerdar bleiben! Und welch einen Willen des ewigen Vaters hat Er uns geoffenbart! Wohl haben uns Himmel und Erde schon viel erzählt, denn sie zeugen von Seiner Herrlichkeit und verkündigen Seiner Hände Werk (Ps 19:1). Sonnenschein und Regen und fruchtbare Zeiten, die Herzen der Menschen mit Speise und Freude zu erfüllen (Apg 14:17), haben ein deutliches Zeugnis davon abgelegt, dass Gott alle Menschen liebt und für alle sorgt, so dass sie wenigstens einen Geber in Ihm finden (Apg 17:25), wenn sie Ihn auch nicht kennen. Aber der Sohn hat uns Größeres gezeigt, nämlich, dass selbst Not und Tod, welche durch die Sünde in die Welt gekommen, besiegt werden sollen und in denen, welche Ihn aufnehmen, schon jetzt überwunden werden können. Denn Er selber, der Herr über alle, hat sich zu uns herabgelassen, sogar unter unseren Flucht gestellt, da Er sich für uns zur Sünde machen ließ obwohl Er von keiner Sünde wusste, um auf diese Weise den Tod aufzuheben und der Urheber einer neuen Schöpfung zu werden, wo weder Sünde noch Tod sein wird.

Alle Evangelien berichten uns, wie der Sohn den Vater geoffenbart hat. Denn Seine Werke sind Gottes Werke. der Sohn kann nichts von sich selber tun, als was Er den Vater tun sieht, denn was der Vater tut, das tut ebenso der Sohn (Joh 5:19). Nahen sich ihm Aussätzige, die ausgestoßen sind, so offenbart der Sohn den Willen des Vaters, indem Er sie rein macht (Mt 8:3). Werden Gichtbrüchige zu Ihm gebracht, von Schmerzen gequält, unfähig, für Gott oder Menschen etwas zu tun, Er spricht nur ein Wort und sogleich sind sie geheilt und gesund (Mt 8:6.13). Sind solche da, wie Petri Schwiegermutter in denen die Sünde wie ein Fieber Ruhelosigkeit und Unbehagen erregt; Er ergreift sie bei der Hand und das Fieber verlässt sie (Mt 8:14.15). Gibt es andere, deren Leiden noch schlimmer ist, die von Dämonen besessen sind, welche statt des Besessenen antworten, als ob sie dieser selbst wären: Mein Name ist Legion (Mk 5:2-15), der Sohn kann sie austreiben.

Es gibt kein Übel, das Er nicht beheben kann. Leibliche oder geistliche Lähmung, Blindheit, Taubheit, Wassersucht, ein Geist der Gebrechlichkeit, der lange, erschlaffende Jahre hindurch die Seele niederbeugt (Lk 13:11), selbst der Tod, sogar wenn die Toten nicht nur im Hause (Mk 5:38-42), sondern schon im Grab sind, ja bereits ein Raub der Verwesung (Joh 11:38.39), alles fügt sich dem Wort dessen, der der Sohn ist und also den Vater offenbart. Und nicht weniger offenbart Er Ihn in seinen furchtbaren Weherufen über die, welche sich selbst für fromm halten und Gott danken, dass sie nicht sind, wie andere Leute, die ihre Stellung zu Gott nicht nach ihrer Liebe, als dem rechten Kennzeichen ihrer Gottähnlichkeit, sondern nach ihren Vorzügen beurteilen, weil sie sich in Purpur und köstliche Leinwand des Reichen kleiden können, während sie doch kein Herz haben für die Verlorenen, die voller Schwären dich vor ihrer Türe liegen, und denen die Hunde mehr Mitleid beweisen, als sie (Mt 23:13-29 - Lk 18:9.11 - Lk 16:9-20). Wer hätte je geredet wie der Sohn, da Er Scheinheiligkeit und Bosheit aufdeckte! Wer hat so die Heuchler entlarvt, trotz all ihrer Religiosität? Wer Ihn gesehen hat auch den Vater gesehen (Joh 14:9); denn das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit (Joh 1:14).

d) Die Liebe des Heiligen Geistes

Allein der durch den auferstandenen Herrn geoffenbarte Name, schließt noch mehr ein. Es ist nicht nur der Name des Vaters und des Sohnes, sondern auch des Heiligen Geistes. Das Wort Geist, anderswo mit Odem oder Wind übersetzt (Hi 33:4 - Hes 37:5.6.8 - Joh 3:8), drückt eine ungesehene aber empfundene Kraft aus, dem Himmelswind gleich, der Wald und See bewegt, der zuweilen wie ein Sturmwind daher braust und Felsen zerreißt (1Kö 19:11), dann wieder dem Frühlingsboten gleicht, der das Eis schmilzt (Ps 147:18), der heute durch die Gärten weht, dass ihre Würze triefen (Hl 4:16) und zu anderer Zeit Kranke und Tote anbläst und ihnen Leben mitteilt (Hes 37:10), immer frei, wie die Luft, welche wir atmen, die uns umgibt und in uns einströmt als wahrer Lebensodem aller Kreaturen.

So ist der Heilige Geist der Odem und Geist des lebendigen Gottes, der Vollstrecker des Willens des Vaters. Denn so wie Er bei der Schöpfung über den Wassern schwebte (1Mo 1:2), wie Er mit der alten Welt kämpfte, als die Bosheit der Menschen groß wurde auf Erden (1Mo 6:3), wie Er auf Richter, Propheten und Könige niederkam (Ri 6:34 - Ri 14:6 - Ri 15:14 - 1Sam 16:13 - Hes 3:12.14 - Hes 11:1.24) sie stark zu machen in ihrer Schwachheit, um Gottes Absichten mit seinem Volk auszuführen, so erfüllt Er noch immer Gottes Willen in den Menschen, indem Er die Welt straft um der Sünde willen und denen, die gläubig geworden sind, die Person und das Werk Christi verklärt (Joh 16:1-14), dem einen das Wort der Weisheit, dem andern das Wort der Erkenntnis, einem anderen die Gabe der Heilung, einem andern mancherlei Sprachen zu reden gibt, und doch wirkt das alles derselbe eine Geist und teilt einem jeden das zu, was Er will (1Kor 12:6-11).

Mit diesem Namen empfangen wir daher nicht nur die Offenbarung eines Willens oder Wortes in Gott, sondern auch eine Kraft, die wahrlich Allmacht ist eine Offenbarung von alledem und mehr noch, was der Name El-Schaddai im Alten Bund lehren konnte. Denn der in Christo geoffenbarte Name Heiliger Geist bedeutet nicht nur Kraft, sondern heilige Kraft, nämlich die Macht der Liebe, welche nicht ruht, bis sie ihr Ziel erreicht und durch ihr Selbstopfer andere desselben Geistes teilhaft gemacht hat. Dieser Geist, der Geist des Vaters und des Sohnes erhebt alle, die ihn empfangen, in eine Sphäre, wo die Ungleichheiten dieses Lebens in einer Gemeinschaft verschlungen werden, wo weder Jude noch Grieche, weder Knecht noch Freier ist (Gal 3:28), wo wir, von Gottes eigenem Geist der Heiligkeit und Liebe erfüllt, auch Seinen Geist verwalten und wie Sein Sohn nicht nur lebendige Seelen sondern ebendig machende Geister werden können (1Kor 15:45, nach Stier), um Ihn der Welt, die Ihn nicht kennt, zu offenbaren.

III. Der Name Gottes in Seiner Fülle

Der Name Vater, Sohn und Heiliger Geist setzt daher allen anderen Namen Gottes die Krone auf, weil er bezeugt, dass in Gott alles und mehr als all dessen ist, was das Geschöpf zu seinem Heil bedarf: Ein W i l l e im Vater, der nie aufhören kann im Lieben und Wohltun; ein W o r t im Sohn, der nicht aufhört mit Seinem Werk, den Vater erkennen zu lehren, und eine M a c h t in dem Heiligen Geist, die sich als Allmacht erweist, den Willen und das Wort Gottes hinauszuführen, bis durchs Gericht wiederum alles neu geworden ist. Im Namen des Vaters haben wir die Liebe, welche unser Innerstes Leben braucht, im Namen des Sohnes die Gerechtigkeit und Wahrheit, die nicht weniger erforderlich ist, um uns von unserem Widersacher zu befreien, im Namen des Heiligen Geistes die allmächtige Kraft, uns Gottes Willen gleichförmig zu machen und uns zu befähigen, andere nicht nur zu erleuchten, sondern auch zu trösten und zu stärken.

Wir bedürfen aber auch des Namens Vater, Sohn und Heiliger Geist in seiner ganzen Fülle und können nicht einen Teil desselben annehmen, während wir den anderen verleugnen, ohne Gott die Ihm gebührende Ehre und uns selber die Gnade zu rauben, die Er für uns hat. Haben wir es nicht schon erlebt, dass etliche, welche behaupten, es könne keinen Sohn im Vater geben, gleichzeitig aber am lautesten für seine Vaterschaft streiten, dahin gekommen sind, auch jegliches für uns gebrachtes Opfer zu leugnen? Sie nennen Ihn die Liebe und möchten Ihm doch den innersten Herzschlag der Liebe nehmen: das eigene Leben hinzugeben, um ein anderes zu erschaffen, oder das, was uns am kostbarsten ist, für andere hinzugeben. Auch müsste ja die Leugnung der Gottheit des Sohnes den von Ihm mitgeteilten Geist zu einem bloßen Geschöpf herabwürdigen, das, so hilfreich es auch sein möge, doch nimmer die Menschen zu Kindern Gottes machen oder das Bild Gottes in ihnen wieder herstellen könnte. Daher hat die Kirche so ernstlich gestritten, weil sie in demselben den Grund unseres Hoffens und Sehnens erkannte. Je mehr er sich uns erschließt, um so mehr lässt er uns die Fülle unseres Gottes erkennen. O welche hier offenbarte Tiefe des Reichtums! Siehe, also geht sein Tun, aber davon haben wir ein geringes Wörtchen vernommen (Hi 26:14)

a) Die Trinität in Gott

Hier haben wir also den Namen Gottes, in welchem alles zusammengefasst ist, was von Gott erkannt werden kann (Röm 1:19), wie er von Christus selbst denen geoffenbart wurde, die, die Ihn zuerst nach dem Fleisch gekannt, und durch die Nachfolge bis zum Kreuz auch dahin gelangt sind, die Kraft Seiner Auferstehung zu erkennen. Nur solche Seelen vermögen wahrhaft in die hier eröffnete Fülle einzudringen. Gott sei Dank, hängt die Tatsache, dass Gott wahrlich das ist, was Er ist, nicht von unserem Verständnis ab. Gott ändert sich nicht, weil wir seine Herrlichkeit nicht zu erkennen vermögen. Allein die Freude und Kraft seiner Jünger hängt nicht wenig davon ab, wie sie Ihn erkennen und ob sie wissen (1Jo 5:15.18.19.20), dass in Gott ein Sohn ist, der uns den Vater offenbart und uns Seinen Geist gegeben hat, so dass auch wir als Kinder Gottes Seine Größe verkündigen dürfen.

Anderen wird der dreifaltige Name wohl eine Zeit lang mehr oder weniger dunkel bleiben wegen seiner überschwänglichen Klarheit. Weil er jedoch von Dem geoffenbart worden ist, der unser Herr ist, kann er trotzdem unbedingt im Glauben angenommen werden und denen, die auf diesen Namen getauft sind, obwohl sie noch Kinder in Christo sein mögen, Liebe, Freude und Frieden Gottes vermitteln. Die Trinität in Gott ist unleugbar ein Geheimnis, d.h. eine Wahrheit, die nicht durch Worte allein erklärt werden kann, sondern in die wir durch Mitteilung des Lebens und unter einer gewissen Zucht hineinwachsen müssen.

b) Geheimnis des Glauben

Wenn sie aber auch ein Geheimnis ist, das sich nur aus Glauben in Glauben erschließt, so haben doch manche Gläubige nachgewiesen, wieviel es in der Natur und im Menschen gibt, das, wenn auch in unvollkommenen und verzerrten Bildern, etwas von der ewigen Wahrheit widerspiegelt, welche der Name des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes uns vorlegt. Zeitliche Dinge können, weil sie nur Stückwerk sind, niemals befriedigend enthüllen, was ewig und vollkommen ist, und doch können sie Schatten des Wahrhaftigen (Hebr 8:5 - Hebr 9:24 - Hebr 10:1) sein und zeigen, die uns trotz ihrer Unvollkommenheit helfen können zu fassen, wie der Sohn gleichen Wesens mit dem Vater sein und hervorgehen kann als das "Wort", um uns den Vater zu verkündigen und Seinen Geist mitzuteilen, während Er doch gleichzeitig in Ihm wohnt, in der Einheit desselben Geistes.

Denken wir an das Bild, welches uns die Heilige Schrift selbst darreicht: Gott der Herr ist wie die Sonne (Ps 84:12), und Gott wie ein verzehrendes Feuer, auch Licht und Wärme. Das Licht unterscheidet sich vom Feuer und der Wärme und wird doch durchs Feuer erzeugt und hervorgelockt, und die Wärme, wie vom Feuer und Licht verschieden, geht doch vom Feuer aus. Ebenso sind diese drei dem Wesen nach e i n s, wie wir beweisen können, und stehen alle nebeneinander. Welche der drei Kräfte aber erzeugt das andere? Kommt Licht oder Heiligkeit vom Feuer oder das Feuer vom Leuchten? Das Licht oder die Helle kommen vom Feuer, nicht aber das Feuer vom Licht. Das Feuer bringt das Licht hervor. So sagt Augustinus: Das Feuer ist der Vater des Lichts, und sie sind gleichartig. Gib mir ein Feuer ohne Schein, so will ich glauben, dass der Vater stets ohne den Sohn war. Zeige mir ein ewiges Feuer, so will ich dir ein ewiges Licht zeigen.

Oder nehmen wir ein anderes Bild, welches direkt aus unseres Herrn Titel "das Wort" entsteht: das im Anfang bei Gott und Gott Selber war (Joh 1:1). Gibt nicht sogar eines Menschen Wort schon eine Deutung darauf, wie ein Wort in uns sein, und doch hervorkommen und anderen mitteilen kann, was in unserem Herzen verborgen war? Hören wir auch hier, was Augustinus sagt: "Siehe, das zu dir geredete Wort habe ich in meinem Herzen gehabt. Es geht von mir zu dir über und wenn du es aufnimmst, kann es dich erleuchten, und in dir wohnen; dennoch verlässt es mich nicht, indem es zu dir kommt. So kann auch das ewige Wort vom Vater ausgehen und zu uns kommen und dennoch sich von Ihm nicht trennen.... Ihr aber könnt jeder das Wort ungeteilt empfangen. Würde ich euch einen Brotkuchen reichen, so würdet ihr ihn teilen müssen, um ihn zu essen; jeder könnte nur ein Stück desselben erhalten. Allein so oft ihr ein Wort empfangt, sei es nun von mir oder von Gott, so kommt es ganz zu jedem. Ihr könnt alle das Ganze empfangen, denn Gottes Wort ist überall ganz."

Ich habe schon früher bemerkt, wie dieser große Kirchenlehrer beständig den Beweis führt, dass, wenn Gott die Liebe ist, in Ihm ein Liebender, ein Geliebter und ein Geist der Liebe sein muss; denn es gibt keine Liebe ohne einen Liebenden und einen Geliebten: Ubi amor, ibi trinitas (Wo Liebe, da Dreieinigkeit). Auch weist er auf die noch mehr zutreffenden Beobachtungen hin, welche sich uns durch die Dreifaltigkeit im Menschen aufdrängen, sofern Erkenntnis, Gefühl und Wille in ihm vorhanden sind, eine Dreizahl, die nicht weniger einheitlich ist. Ich schreibe jedoch für solche, die um des Wortes Christi willen glauben, dass der Herr, unser Gott ein einiger Herr ist, obgleich Er sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart hat. Wandeln wir in der Wahrheit mit Ihm, bis der Himmel sich über uns auftut, und unsere Herzen zusammengefasst werden in der Liebe, so werden wir auch gewiss zu allem Reichtum des vollen Verstandes gelangen, zu erkennen das Geheimnis Gottes, des Vaters und Christus und Seines Geistes.

c) Das Geheimnis des Geistes

So viel sei hier gesagt über diesen letzten Namen Gottes, wie er von dem auferstandenen Christus den von Ihm angehauchten Jüngern, die Sein Wort gehört: Nehmet hin den Heiligen Geist, vor Seiner Himmelfahrt geoffenbart worden. Ich möchte aber diese Notizen nicht abschließen, ohne vorher noch darauf aufmerksam zu machen, wie der Apostel Paulus den Namen neugeborenen Kindern in Christo zum Verständnis bringt, zu denen er nicht wie mit geistlichen, sondern als mit fleischlichen Brüdern reden konnte (1Kor 3:1), die unähnlich ihrem Lehrer Christus nur nach dem Fleisch kannten (2Kor 5:16), und noch voller Eigenwesen waren, weil Eifer und Zwietracht, Zank und Afterreden (1Kor 3:3 - 2Kor 12:20) unter ihnen herrschten. Diesen fleischlichen Jüngern erklärt der Apostel den Namen der Dreieinigkeit also: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen (2Kor 13:13).

Es bedarf wohl kaum einer Erörterung, wie und warum die Reihenfolge der Personen der Gottheit sich hier von der Ordnung unterscheidet, in welcher der auferstandene Herr sie denen, die etwas von der Kraft der Auferstehung erfahren haben, geoffenbart hat. Gewiss ist das nicht ohne eine bestimmte Absicht geschehen. Wir finden, dass bei den Opfergesetzen im Alten Testament die Sünd- und Schuldopfer, d.h. die Bedeutung Christi als Sündenträger, obwohl in der Reihenfolge der Einsetzung die letzten, doch bei der Anwendung und Darbringung ohne Ausnahme den Opfern "zum süßen Geruch dem Herrn", welche Christus an Seinen Gott darstellen, vorangingen (vgl. 3Mo 1.-7. mit 3Mo 9.; ferner 3Mo 8.9.14. mit 2Chr 29.). Ebenso bedürfen fleischliche Jünger Christi, die noch im Anfang ihrer Nachfolge stehen, vor allen der Erkenntnis dessen, was Er für die Sünder ist, und des Stufenganges, in welchem die Gnade und Liebe Gottes uns jetzt vorgehalten wird, bevor sie sich die höhere Wahrheit dessen, was Gott in Sich selber und in Seiner ewigen Zeugung ist, fruchtbringend aneignen können.

IV. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus

Daher ruft der Apostel den fleischlichen Jüngern zu: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen. Die Worte sind uns so vertraut, dass wir Gefahr laufen, den tiefen Inhalt dessen zu übergehen, was darin gesagt wird und auf den Standpunkt derer, an welche sie der Apostel richtet, schließen lässt. Denn die Worte bezeichnen eine zunehmende Erfahrung. Als sündige Geschöpfe erlangen wir die erste Gotteserkenntnis durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus. Hier wird der Anfang gemacht bei allen Erweckten. Wir empfinden, dass wir Sünder sind, erkennen uns als aussätzig, gichtbrüchig, lahm und blind. Wir brauchen Hilfe und Errettung. Wie sollen wir sie erlangen? Unseren Gott kennen wir noch nicht. Bevor wir etwas von der Gnade unseres Herrn Jesus Christus geschmeckt haben, ist Er uns noch unbekannt. So kommen wir auf die eine oder andere Weise als arme, verlorene Geschöpfe mit mehr oder weniger Erkenntnis unserer Bedürftigkeit zu Christus, oder Er kommt zu uns, und wir finden, dass Seine Gnade uns zufrieden stellt.

Achten wir darauf, dass der Apostel nicht sagt: Die Gnade des Sohnes Gottes, wiewohl Jesus Christus ohne Zweifel Gottes Sohn ist. Das tiefe Geheimnis der Gottheit Christi als Sohn im Vater würde für fleischliche Seelen zu tief sein. Auch beschäftigen sich unsere Gedanken, wenn wir zuerst zu Christus gebracht werden, vorherrschend damit, dass Er unser Herr ist, der Macht hat, uns zu retten oder zu verwerfen. Seine ewige Beziehung zum Vater liegt uns noch fern. Auf solcher Stufe ist es am notwendigsten für uns, die Gnade unseres Herrn Jesus Christus zu erkennen, dass, obwohl Er reich ist, Er doch arm wurde um unseretwillen (2Kor 8:9).

a) Der Reichtum Seiner Gnade

Die Betrachtung Seines Wandels im Fleisch leitet uns zur Erkenntnis des überschwänglichen Reichtums Seiner Gnade, welche den Sünder in jedem Willens- und Herzenszustand und von jeder Art des Übels und der Krankheit erretten kann. Sie reinigt den Aussätzigen, der an Seine Macht, aber noch nicht völlig an Seine Willigkeit zu helfen, glaubt, wenn er spricht: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen (Mt 8:2). Sie treibt den bösen Geist aus dem von Dämonen besessenen Menschen, dessen Vater wohl an den Willen, aber nicht an die Macht Christi glaubt und der da schrie: Kannst du es, so erbarme dich unser und hilf uns (Mk 9:22). Sie heilte den Gichtbrüchigen wegen des Glaubens seiner Träger (Mt 9:2). Sie erlöste einen Besessenen von seiner Qual trotz seinem Sträuben und ungeachtet seiner Bitte, sich nicht mit ihm abzugeben (Mk 5:7). Sie weckte die Toten auf ohne jeden Glauben weder ihrerseits noch seitens ihrer Umgebung. (Lk 7:13.14). Sie heilte das Ohr dessen, der nur gekommen war, den Herrn zu ergreifen und zu binden (Lk 22:51). Sie betete sogar für die, welche das Leben töteten, so dass auf solche Weise allen Gnade widerfahren war (Lk 23:34).

In allen diesen und zahllosen anderen Fällen, wo die Sünde mächtig geworden war, zeigt sich die Gnade als noch viel mächtiger (Röm 5:20). Und diese Gnade unseres Herrn Jesus Christus ist noch heute dieselbe. Wohl allen, die dies wissen! Solche kennen wenigstens eine Person der Dreieinigkeit. Und obwohl sie Ihn noch sehr unvollkommen erkennen, da sie kaum wissen, dass Er der Sohn Gottes ist, so können sie doch mit dem Blindgeborenen ausrufen: Eins weiß ich, dass ich blind war und nun bin ich sehend geworden (Joh 9:25.35). Denn aus seiner Fülle habe sie Gnade um Gnade genommen (Joh 1:16).

b) Erkenntnis der Liebe Gottes

Diejenigen aber, welche so weit gekommen sind, werden dabei nicht stehenbleiben, denn Jesus ist der Weg zu Gott (Joh 14:6). Daher kommen diejenigen, welche die Gnade erkannt haben, alsbald auch zur Erkenntnis der Liebe Gottes. es ist ja freilich auch die Liebe des Vaters, denn Christus ist der Beweis, dass Gott also die Welt geliebt hat, dass Er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. (Joh 3:16). Hier aber wird diese Liebe als die Liebe Gottes erkannt. Darum preist Gott Seine Liebe gegen uns, dass Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren (Röm 5:8). Daran haben wir die Liebe Gottes erkannt (1Jo 3:16). So kommen wir dahin, eine andere Person der Dreieinigkeit zuerkennen und Ihn zu lieben, weil Er uns zuerst geliebt hat (1Jo 4:19).

Es bleibt noch viel mehr für uns zu lernen. Haben wir jedoch durch die Gnade Frieden mit Gott gefunden, weil die Liebe Gottes ausgegossen ist in unser Herz (Röm 5:1.5), dann können wir freudig ausrufen: Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Welcher auch Seinen eingeborenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahin gegeben hat, wie sollte Er uns mit Ihm nicht alles schenken (Röm 8:31.32). Daher schließt der Apostel, wenn er von dieser Liebe spricht, mit den Worten: Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch fürstentum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch tiefes noch irgend eine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn (Röm 8:38.39)

c) Die Gemeinschaft des Heiiigen Geistes

Nachdem wir die Liebe Gottes erkannt haben, können und sollen wir auch zur Gemeinschaft des Heiligen Geistes fortschreiten, indem wir aus Erfahrung lernen, dass Gottes eigener Geist zu uns hernieder gekommen ist, um Wohnung in uns zu machen, in Herzen, die für Ihn voller Verderben und Gräuel sein müssen. Dennoch bleibt Er nicht draußen stehen, sondern zieht ein in diese von der Sünde verdorbenen Herzen und ruht nicht, bis Er auch unseren Leib der Niedrigkeit Seinem Leib der Herrlichkeit gleichförmig gemacht hat (Phil 3:21). Gerade durch solche Liebe aber erweist er sich als der Heilige Geist. Wir werden auf dieses Weise zu einer Gemeinschaft berufen, zu der des Heiligen Geistes selber, damit wir allezeit Einen haben, der Seine Reichtümer mit uns teilt und uns Seines eigenen Geistes teilhaft macht (1Kor 12:13), während Er zugleich unsere Lasten trägt unserer Schwachheit aufhilft und für uns bei Gott bittet (Röm 8:26).

Was diese Gemeinschaft des Heiligen Geistes in den Heiligen der Vorzeit vollbracht hat, davon zeugen ihre Werke. Sie wandelten hinieden in dem Bewusstsein, dass der Himmel nicht nur einst ihre Wohnung sein wird, sondern dass auch schon hier auf Erden dieser Himmel für sie offen ist (Lk 3:21 - Joh 1:51 - Apg 10:11). Sie bedurften nicht, wie die Heiden, der Wahrsager und Totenbeschwörer ([5Mo 18:9]-12 - Jes 8:19), um Gemeinschaft mit dem Unsichtbaren zu erlangen, für welche der Mensch, solange er in seinem Eigenwesen lebt, unfähig ist, und die ihm, wenn er sie eigenwillig sucht, nur Unheil bringen kann. Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes gab den Menschen etwas viel Besseres, nämlich durch die Gnade des Herrn Jesus und die Liebe Gottes die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn (1Jo 1:3), welche tatsächlich alle untergeordneten Arten des Verkehrs mit dem sogenannten Unsichtbaren zunichte machte und aufhob, wie Aarons Stab die der ägyptischen Zauberer verschlang (2Mo 7:12).

Solch eine Gemeinschaft erwies sich als höher, mächtiger und wahrhaftiger, als alle Wunder der Magier des Altertums; denn sie legt Zeugnis davon ab, dass die Menschen Erben Gottes und Miterben Christi sind und brachte sie zu dem Berg Zion, zu der Stadt des lebendigen Gottes, zu der Menge vieler tausend Engel und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollkommenen Gerechten, und zu dem Mittler des Neuen Testaments, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung, das da besser redet, als das Blut Abels (Hebr 12:22-24). In solcher Gemeinschaft wurde den Menschen, je nachdem sie es ertragen konnten, kund gemacht, was Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben, Dinge, welche kein Auge gesehen und kein Ohr gehört, welche Gott jedoch durch Seinen Geist offenbart (1Kor 2:9.10). Gelobt sei Gott, dass derselbe Geist auch heute noch unter uns ist und uns in alle Wahrheit leiten will, indem Er von dem, was Christi Jesu ist, nimmt und es uns verkündigt (Joh 16:13.15).

d) Der große Name Gottes

So wird der letzte große Name Gottes, der Name des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes den Gläubigen in verschiedener Weise und auf verschiedenen Wegen erschlossen. Etliche erkennen ihn da, wo er Verwandtschaft des Lebens in Gott kundtut, andere da, wo Er den Bedürfnissen seiner von Ihm abgefallenen Geschöpfe zuvorkommt. Wie er aber auch aufgenommen werden mag, immer muss dieser Name friedenbringend wirken. Zu aller Zeit hat es sich als Wahrheit erwiesen: Darum hoffen auf dich, die deinen Namen kennen (Ps 9:11). Wir aber, denen Er sich im Sohn Seiner Liebe als Vater geoffenbart hat, sollten Ihm noch viel mehr vertrauen und in Ihm ruhen in allen Prüfungen und Nöten.

So wollen wir immer freudiger beten: Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt! Dein Reich komme, dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel! Wir wollen Ihn dankbar preisen für die Verheißung, dass alle Völker kommen und vor Ihm anbeten und Seinen Namen ehren werden (Ps 86:9), und schon jetzt, wo wir noch im Glauben streiten müssen, getrost sprechen: Gelobt sei Sein herrlicher Name ewiglich und alle Lande müssen Seiner Ehre voll werden. Amen, Amen! (Ps 72:19).

Lies weiter hier:

10. Teilhaft der göttlichen Natur
11. Die Namen Gottes - Nachtrag