Der allmächtige Gott oder El-Schadai

Aus Bibelwissen
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nach dem gleichnamigen Buch von Andrew Jukes
erschienen erstmals in England 1888

Die Namen Gottes

Inhaltsverzeichnis des Buches:

  1. Die Namen Gottes - Einleitung
  2. Gott oder Elohim
  3. Herr oder Jehova
  4. Der allmächtige Gott oder El-Schadai
  5. Der Allerhöchste oder El-Elyon
  6. Herr oder Adonai
  7. Der ewige Gott oder El-Olam
  8. Herr der Heerscharen oder Jehova Zebaoth
  9. Vater, Sohn und Heiliger Geist
  10. Teilhaft der göttlichen Natur
  11. Die Namen Gottes - Nachtrag

4. Der allmächtige Gott oder El-Schadai

'Wir haben bereits gesehen, dass die Offenbarung der beiden ersten Namen Gottes, Elohim und Jehova, anscheinend Gegensätze enthält. Elohim ist der, welcher in Bundesbeziehung steht und kraft dieses Verhältnisses Seine Geschöpfe ewig liebt, daher das Werk Seiner Neuschöpfung nach ewigen Ratschluss fortsetzt, bis alles sehr gut geworden ist. Jehova hingegen offenbart Wahrheit und Gerechtigkeit, muss Sich daher allem, was falsch und böse, d.h. nicht wahres Sein ist, widersetzen. Weil das Böse Seinen Liebeswillen durchkreuzt, muss Er es richten, sogar wenn Er selbst mit Seinen Geschöpfen unter dem Gericht leidet. Wir können nicht leugnen, dass es einander zu widersprechen scheint, wenn Gott als Elohim Sein Vorhaben nach Seinem Willen ausführt, aber gleichzeitig als Jehova vom Ungehorsam Seiner Geschöpfe in Seinen Absichten durchkreuzt und zugleich betrübt und verwundet wird. Die Heilige Schrift scheut sich jedoch nicht, diesen scheinbaren Widerspruch vielfach zu wiederholen. Wir finden ihn z. B. in der Wahrheit von Gottes freier Gnade und des Menschen freiem Willen, wie in dem nicht minder auffallend scheinenden Gegensatz, den die Tatsache uns vorführt, dass unseres Herrn Opfer und Tod gleichzeitig ein Opfer des Wohlgefallens "zum süßen Geruch dem Herrn" (3Mo 1:13 - 3Mo 2:2 - 3Mo 3:5.16) und ein "Sühnopfer für die Sünde" (3Mo 4:35 - 3Mo 5:12 - 3Mo 7:5), ein "Opfer zum Feuer des Herrn" war.

I. Der Heilige und Gerechte

Wie kann es wahr sein, so hat man gefragt, dass alles aus Gnaden ist. So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen (Röm 9:16), - wenn doch derselbe Gott sagt: Ihr wollt nicht zu MIr kommen, dass ihr das Leben haben mögt (Joh 5:40), und wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, und ihr habt nicht gewollt (Mt 23:37)? Wie ist es möglich, dass Christi Hingabe bis zum Tod am Kreuz als das vollkommenste Opfer freiwilliger Liebe, das daher Annahme bei Gott fand und auf Seinem Altar ein süßer Geruch war, gleichzeitig ein Sündopfer sein konnte, die von Gott geforderte und notwendige Sühne für Übertretung des Gesetzes? Und doch lehrt die Heilige Schrift ausdrücklich, dass Christi Opfer beides bedeutet, und sobald wir abzusehen vermögen von dem, was so und so zu sein scheint, um die Sache in ihrem wahren Wesen zu erfassen, werden wir auch erkennen, dass kein Opfer vollkommen sein kann, wenn es nicht zugleich ein freiwilliges und ein unfreiwilliges ist.

So ist es auch in Bezug auf Gott nur durch die Vereinigung scheinbarer Widersprüche möglich, einen schwachen Einblick in seine unergründliche und unerschöpfliche Fülle zu gewinnen. Wenn wir daher eine Seite der Wahrheit gegen eine andere ins Feld führen, einfach deshalb, weil sie unserer natürlichen Beschränktheit unvereinbar erscheint, so schließen wir uns selber von der völligen Erkenntnis aus, zu der uns Gott nur durch verschiedene Offenbarungen hinführen kann und hinführt. Aber wieviele bleiben auf diese Weise in ihrer Engherzigkeit gefangen und können nicht die Fülle des Lichts aufnehmen, das uns nur zuteil wird, wenn wir jeden Strahl Seiner Wahrheit, wie verschieden sie voneinander sein mögen, aufnehmen. Auf diese Weise können sowohl die Heiligen Gottes als auch leichtfertige Sünder in Irrtum geraten, wenn sie die Wahrheit einseitig ins Auge fassen. Sorglose Menschen können durch ihre eitle, unbestimmte Hoffnung auf eine künftige Errettung, die nur Gottes Barmherzigkeit hervorhebt, nach der Er uns "nicht verlassen noch versäumen" kann, dahin kommen, ihre Augen vor der ebenso feststehenden Tatsache zu verschließen, dass er auch gerecht ist und nicht nur das Böse, sondern auch die Bösen aufs äußerste ins Gericht ziehen muss.

Auf der anderen Seite können solche, die erkannt haben, dass Gott gerecht ist, und dass Sein Wille von der Sünde durchkreuzt werden wird, weshalb Er sie richten muss, den falschen Schluss ziehen, dass Gottes Wille bis ans Ende durchkreuzt werde und Er daher um Seiner Gerechtigkeit willen, so gern Er alle Menschen retten möchte, doch einen Teil derselben für immer verlieren müsse. Wenn jene Sorglosen nur erkennen wollten, dass Gottes Heiligkeit ebenso zu Seinem Wesen gehört, wie Seine Barmherzigkeit und Er alles Böse früher oder später richten muss, weil er Jehova ist, vor dem kein Ungerechter bestehen kann, so würden sie schwerlich in ihrer Sorglosigkeit verharren, sondern lieber sich selber reichten, damit sie nicht von Jehova gerichtet werden.

a) El-Schadai - der Allmächtige

Wenn andererseits diejenigen, welche Gott als den Heiligen und Gerechten erkannt haben, der als solcher das Böse verdammen muss, nur weitergehen und den Herrn auch als den Allmächtigen und Allerhöchsten erkennen würden, so würden sie einsehen, dass diese Namen von Kräften in Gott zeugen, die es nicht zulassen, dass Sein Wille bis ans Ende durchkreuzt wird, sondern dass Er denselben vielmehr zuerst in den Auserwählten und dann durch diese so völlig hinausführen kann und will, dass endlich alle Menschen gerettet werden und alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1Tim 2:4-6). Denn der dritte und vierte Name Gottes, unter welchem Er Sich uns in der Schrift offenbart, der Allmächtige, wie ihn Abraham, und der Allerhöchste, wie Ihn Melchisedek nannte, geben recht verstanden, Gottes eigene Lösung der scheinbaren Widersprüche, zuerst betreffs Seiner Auserwählten und dann derer, die so weit entfernt von Gott sind, wie die Kanaaniter. Wollen wir jedoch El-Schadai erkennen, so müssen wir dem ähnlich werden, welchem dieser Name zuerst geoffenbart wurde und selbst dann, wenn wir Gläubige sind, müssen wir manche Stufe erreicht haben, ehe uns die Offenbarung zuteil wird.

Denn der Vater der Gläubigen geht aus Seinem Vaterland, verlässt seine Freundschaft und seines Vaters Haus, hat seine ersten Erfahrungen in Kanaan gemacht, ist nach Ägypten hinabgezogen, wo er sein Weib Sarai verleugnet und ist noch ohne den Erben der Verheißung, obwohl er ihn aus eigener Kraft durch Hagar, das ist das Gesetz, zu erlangen gesucht hat (1Mo 12:1.5.11-13 und Gal 4:24). Da vernimmt er die Worte: "Ich bin der Allmächtige Gott" und lernt durch Selbstgericht, wie die Kraft Gottes in unserer Schwachheit mächtig wird. Wenn wir von diesem Weg nichts wissen, dann mag die Offenbarung des Namens El-Schadai noch über unser Verständnis hinausgehen, selbst wenn wir Abrams, d.h. Gläubige sind, die gehorsam zu sein trachten. Doch es kommt eine Zeit, wo dieser Name erkannt wird, wenn wir lernen, wie das eigenwillige Geschöpf gesegnet werden kann, und dass Jehovas Wille, wenn er auch lange durch des Menschen Sünde durchkreuzt worden ist, hinfort kraft der Gnade herrlich zur Vollendung gelangen soll. Der Herr selbst, der Allmächtige, stehe mir bei, wenn ich jetzt zu erschließen suche, was von diesem Seinem Namen El-Schadai hier eröffnet werden kann.

b) Gottes Allmacht

Um leichter den richtigen Sinn dieses Namens zu finden, - denn er kann auch falsch aufgefasst werden -, wollen wir zuerst sehen, was derselbe n i c h t bedeutet. Es gibt viele, die sich unter dem Allmächtigen einen solchen Gott vorstellen, der Macht hat alles und jedes zu tun. Diese Auffassung von Allmacht ist aber nicht die der Schrift. Sie sagt uns, das Gott die Wahrheit und die Liebe ist (Jes 65:16 - 1Jo 4:8). Als der wahre und gerechte Gott, ja die Wahrheit selber, kann Er nicht lügen (Tit 1:2 - 4Mo 23:19). Er k a n n nicht! Beschränkt dies etwa Seine Almacht? Würde Er in einem höheren Sinn allmächtig sein, wenn Er das könnte? Gewiss nicht. Falschheit ist Schwäche. Also ist Allmacht nicht die Macht, alles und jedes zu tun, vielmehr bekundet sie das Vermögen, den Willen einer göttlichen Natur auszuführen. Weil jedoch Falschheit und Lüge von derselben ausgeschlossen sind, so ist es keine Beschränkung der Allmacht Gottes, wenn wir sagen: Er kann nicht lügen.

Gott ist aber auch Liebe. Es ist Sein Wille, alle selig zu machen (1Tim 2:4 - 2Petr 3:9). Wäre es etwa ein Beweis Seiner Allmacht, wenn Er wohl Seine Geschöpfe strafen und verderben, aber nicht alle erretten könnte? Ein Beispiel wird dies erläutern. Denke dir einen Bildhauer, der sich die Aufgabe gestellt hat, aus irgendeinem Material, sei es Holz Stein oder Erz, sein eigenes Bild zu gestalten. Würde es vielleicht ein Beweis seines künstlerischen Könnens sein, wenn er sein begonnenes Werk zerstörte, weil das Material ihm durch seine Härte die Arbeit erschwerte? Würde solches Handeln nicht vielmehr darstellen, dass er kein vollendeter Künstler ist? So muss auch Gott der Herr imstande sein, wenn Er allmächtig ist, wie Er zu sein bezeugt, das zu erreichen, was Sein Wille beabsichtigt. Dieser Wille besteht darin, Seine Kreaturen zu erlösen und Sein Bild in ihnen herzustellen. Wenn Er das nicht vermag, so ist er nicht imstande, das Verlangen Seiner Kreatur zu erfüllen, er wäre daher nicht allmächtig. Ich sage: Wenn Er es nicht könnte.... Doch Ihm sei Dank! Er kann Sich alle Dinge untertan machen (Phil 3:21), weil Er Liebe ist, das heißt soviel wie der Liebe alles untertan machen. Das Geheimnis aber, wie Er dies tut und erreicht, erschließt uns der dritte Name Gottes, der allmächtige Gott, hebr. El-Schadai, wenn wir denselben in Verbindung mit den Umständen betrachten, unter denen Er dem gläubigen Abram geoffenbart wurde.

c) Bedeutung des Namens

Schon der Name allein sagt nicht wenig. Das so oft und mit Recht durch "Gott" übersetzte Wörtchen El bedeutet ursprünglich Macht oder Gewalt und wird an vielen Stellen der Schrift so gebraucht. So sagt z.B. Laban: Es steht in meiner Macht (El), dir zu schaden (1Mo 31:29). Moses verkündet die Gerichte, welche Israel durch seine Sünden über sich herabziehen wird; unter anderem so: Deine Söhne und Töchter werden einem anderen Volk gegeben werden und es wird keine Stärke (El) in deinen Händen sein. Sooft dieses Wort von dem einen wahren Gott gebraucht wird, soll es immer Seine Macht verkündigen. So David in Ps 18:33: Gott (El) rüstet mich mit Kraft, und abermals: Du bist der El, der Wunder tut (Ps 77:15). Man vergleiche noch: 5Mo 3:24 - Ps 68:35 - Ps 78:19 - Ps 89:9 - Neh 9:32 - Hi 36:5.26 - Hi 41:4 - Jes 40:29 - Jes 46:9 usw.

Sooft das Wort auf Menschen oder Engel bezogen wird, zeigt es denselben Gedanken der Macht an (Ps 29:1 - Ps 82:1 - Ps 89:7). Ebenso wenn es in Verbindung mit niederen Kreaturen steht, z.B. wo Behemot wegen seiner Stärke der "Anfang der Wege Gottes" genannt wird (El, Hi 40:14). Oder wenn die Berge und Zedern Gottes Berge des El und Zedern des El genannt werden (Ps 36:7 - Ps 80:11), weil sie andere an Pracht übertreffen. Der im Namen El Schadai ausgedrückte Gedanke ist noch ein anderer, insofern er weniger eine überwältigende Stärke, als vielmehr überströmende Güte andeutet. Der ursprüngliche Sinn des Wortes Schadai ist "vollbrüstig", da es aus dem hebräischen Wort schad = Brust, Mutterbrust, gebildet ist. Man vergleiche dazu Stellen wie 1Mo 49:25 - Hi 3:2 - Ps 22:10- Hl 1:13 - Hl 4:5 - Hl 7:3.7.8 - Hl 8:1.8.10 - Jes 28:9 - Kla 4:3 - Hes 16:7 - Hes 23:3 u.a., wo überall das mit Brust übersetzt Wort schad ist, das Wurzelwort von Schadai.

Parkhurst erklärt den Namen folgendermaßen: Schadai, einer der göttlichen Titel, bezeichnet den Ausströmenden, d.h. den, der zeitliche und geistliche Segnungen ausströmen lässt. Wie aber die Ströme der Mutterbrust dem Kinde schaden können, wenn sie nicht in der ihm zuträglichen Weise aufgenommen werden; wie der Regen vom Himmel, wenn die Erde ihn nicht einziehen kann, Ströme bildet, die Zerstörung und Verderben bringen, so bekam auch dasselbe Wort Schadai noch eine andere Bedeutung, nämlich "wegschwemmen" oder "verwüsten" (siehe Hi 5:22 - Ps 12:6 - Jes 13:6 - Jes 22:4 - Jer 6:8 - Joe 1:15 u.a.m.), so dass auch dieser Gedanke mit dem Wort Schadai verbunden werden kann; denn missbrauchte Güter und Segnungen wandeln sich in Flüche.

Das verwandte Wort "Schedim", von Gegenständen götzendienerischer Verehrung gebraucht, in unserer Bibelübersetzung "Teufel" genannt (5Mo 32:17 - Ps 106:37), beschreibt Götzenbilder mit vielen Brüsten, welche die Zeugungskräfte der Natur darstellen, die bei heidnischen Völkern als Regenspender und alles Wachstum und fruchtbringende Kräfte verehrt wurden. so erscheint auch das Tal Siddim, das 1Mo 14. erwähnt wird als wasserreich wie ein Garten Gottes (1Mo 13:10), seinen aus demselben Wurzelwort "schad" entstandenen Namen von seiner großen Fruchtbarkeit erhalten zu haben. El Schadai ist also der wahre Spender des eigenen Lebens, wovon jene heidnischen Schedim das götzendienerische Zerrbild waren. Auf diesen Namen haben die Gläubigen allezeit ihr Vertrauen gesetzt und aus seiner Fülle genommen Gnade um Gnade.

d) Das Bild der Mutterbrust

Nach diesen Bemerkungen ist es kaum noch nötig, nachzuweisen, dass der Segensspender und der Allmächte zu einem Begriff verschmolzen wurden. Mütter werden das sofort verstehen. Ein Kind schreit und ist nicht zu beruhigen, da gelingt es der Mutter durch ihre Brust. Ein Säugling ist dem Verschmachten nahe, er kann die ihm zukommende Nahrung nicht nehmen, das Leben schwindet hin, er ist dem Tode nahe. Da wird ihm die Mutterbrust gereicht und siehe, das Leben kehrt zurück, er ist gerettet. Durch ihre Brust hat die Mutter ein fast unbegrenzte Macht über ihr Kind. Der gleiche Gedanke wird in einer Erzählung der alten Griechen festgehalten, die sich in verschiedenem Gewand bis auf unsere Tage erhalten hat: Eine Mutter hatte ihr Kind nicht weit von einem Abgrund niedergelegt und war mit ihrer Ziegenherde beschäftigt. Unbemerkt kroch der Säugling bis nahe an den Rand des Abhangs. Plötzlich bemerkte das die Mutter, aber aus Furcht, ihr Kind können noch weiter kriechen und hinabstürzen, wagt sie keinen Schritt vorwärts. Da kommt ihr der Gedanke, ihre Brust zu entblößen, um ihr Kind zurück zu locken. Und siehe da, es gelingt ihr, das Kind ist gerettet.

Das gleiche Bild hat Gott selber gewählt in diesem dritten Namen, um uns die Fülle Seiner Allmacht zu veranschaulichen. Der Allmächtige, welcher Seine Geschöpfe Seinem Bild ähnlich machen will, braucht dazu nicht das Richterschwert, welches Jehova führen muss (5Mo 32:41.42 - Hes 21:3.5). Seine Allmacht ist vielmehr die der Mutterbrust, d.h. die Macht der überströmenden Liebe, die Sich selber für andere aufgibt und ausleert. Deshalb kann Er die Ruhelosen stillen, wie die Brust das Kindlein beruhigt. Er kann ernähren und stärken, wie die Brust nährt, kann anziehen und locken wie die Brust, wenn wir in Gefahr sind von Ihm abzufallen. Das ist der Allmächtige.

So kennzeichnet Ihn auch Johannes, nachdem Er die Offenbarung dessen empfang, der da sprach: Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. Und dann beschreibt er Ihn als bekleidet mit einem langen Kleid und um die Brust gegürtet mit einem goldenen Gürtel (Offb 1:8.13). Da finden wir des Weibes Gewand und des Weibes Brust, während der Redende doch der Allmächtige ist. Das ist El-Schadai, der Ausströmende (Apg 20:28), der Sich selber für Seine Geschöpfte hingibt, Sein Blut für sie vergießt, und es ihnen zu Lebenssaft darreicht, der Seinen Heiligen Geist ausgießt (Apg 2:17-23) und spricht: Wen dürstet, der kommen zu MIr und trinke (Joh 7:37); tue Deinen Mund weit auf, ich will ihn füllen (Ps 81:11), und der durch die Hingabe Seiner Selbst denen, die Ihn aufnehmen, Sich und Seine göttliche Natur mitteilt und auf diese Weise Seinen vollkommenen Willen in ihnen zur Vollendung bringt. Das Herrenmahl Seines Leibes und Blutes ist das bleibende Zeugnis Seiner Selbsthingabe an uns. Wir dürfen und müssen "Sein Fleisch essen und Sein Blut trinken", wenn Er in uns leben und wirken soll. Nur so können wir in Ihm und Er uns bleiben (Joh 6:53-57). Nur kraft Seiner Innewohnung kann Er Sein Vorhaben ausführen und so der Allmächtige in uns werden. Und doch schließt diese Selbsthingabe Gericht ein: Selbstgericht, wenn wir gehorsam sind, das Gericht des Herrn aber, wenn wir ungehorsam sind (1Kor 11:31.32).

II. Abraham und El-Schadai

Solche Wahrheit verkündet der Name El-Schadai überall, doch tritt uns dies nirgends klarer entgegen, als in dem Bericht über des Herrn Verfahren mit Abram, als diesem zu ersten Mal der Name des Allmächtigen geoffenbart wurde. Schon lange hatte Abram die Verheißung vom Herrn empfangen, dass Er ihn segnen und ihm ein Erbe, sowie Nachkommenschaft geben wolle, die so wenig zu zählen sei, wie der Staub auf Erden (1Mo 12:7 - 1Mo 13:16). Allein Abram war noch kinderlos. Getrieben von Gottes Verheißung suchte er aus eigener Kraft durch die Verbindung mit der Magd das zu erlangen, was ihm nicht durch eigene Anstrengung, sondern durch Gottes Allmacht zukommen sollte. Da wird ihm die Offenbarung Gottes als El-Schadai zuteil. Gott gibt Sich Selber dem Abram hin und dann liefert sich Abram völlig dem Herrn aus, und wird von Ihm fruchtbar gemacht. Zuerst spricht der Herr: Ich bin der allmächtige Gott. Das ist die Eröffnung der Quelle, aus der Abram alles empfangen soll.

Dann fügt Er dem Namen Abrams etwas hinzu. Er legt etwas in Abram hinein, das ihn alsbald aus einem Abram in Abraham umwandelt, nämlich den Buchstaben "He", den Hauptkonsonanten Seines eigenen Namens, Jehova, der nur durch Ausatmen hervorgebracht werden kann, teilt ihm also etwas von Seinem eigenen Wesen mit (denn der Name bezeichnet das Wesen), so dass er durch diese Mitteilung Seines Wesens und Seines Odems oder Geistes Sein Geschöpf nach Seinem Willen zubereitet, damit es einSegenskanal für viele andere werden kann. Sofort überlässt sich Abraham dem allmächtigen Gott in allen Stücken: zuerst in der äußeren Handlung der Beschneidung, dem Bild des Selbstgerichts und der völligen Hingabe, die bestätigte, dass er vom Fleisch und eigenen Anstrengungen nichts mehr erwartete, sondern seine Hoffnung einzig auf den Spender allen Lebens setzte, der Sein eigenes Leben mitteilt und durch den allein wir die Frucht hervorbringen können, die Annahme bei Ihm findet. Den größten Beweis Seiner völligen Hingabe an den Allmächtigen liefert Abraham dann in der Opferung seines vielgeliebten Sohnes, auf den er so lange gewartet und von dem ihm gesagt wurde. In Isaak soll dir der Same genannt werden (1Mo 21:12), so dass ihm auf diesem Weg der höchsten Selbst- und Willensentäußerung die Kraft des allmächtigen Gottes beigelegt werden und der Auserwählte in seiner Schwachheit stark gemacht und durch das Aufgeben alles Eigenen mit der Fülle Seines Gottes erfüllt wurde.

a) Weg zur Fruchtbarkeit

Dies ist es, was Abram aus der Offenbarung des Namens El-Schadai lernte und dasselbe müssen wir alle lernen, wenn wir Gott als den Allmächtigen erfahren wollen, der imstande ist, Seine Absicht mit uns zu erreichen, und aus unfruchtbaren Abrams uns zu fruchtbaren Abrahams d.h. Väter der Menge (1Mo 17:5) zu machen. Wir müssen den Geist dessen empfangen, der diesen in uns ausströmen will, der es schaffen wird, dass wir uns selbst in allem aufgeben; und obwohl dieser Geist aus freier Gnade mitgeteilt wird, empfangen wir ihn nur in dem Maß, wie wir von allem Eigenwillen und Selbstvertrauen entleert werden. Das ist der Weg zur Fruchtbarkeit für die Auserwählten Gottes. Solange wir ohne diesen Odem Gottes leben, mögen wir zwar Erben der Verheißung sein, kämpfen aber doch noch für den eigenen Willen und durchkreuzen sogar mit unseren Anstrengungen, die Verheißung zu erlangen, die Wege Jehovas, wie dies bei Abram mit Hagar geschah.

Wenn der Herr Sich aber als der offenbart, der sich selber, d.i. Sein eigenes Leben mitteilt, und wenn wir durch Seine Gnade befähigt werden, uns von Seinem Heiligen Geist durchdringen zu lassen zu völligen Erneuerung (Tit 3:5.6), dann wird der Wille des Geschöpfes eins mit dem des Schöpfers, so dass Gott mit uns und in uns tun kann, was Er will. Also teilt Gott Sich uns in dem Maße mit, wie wir uns willenlos Ihm überlassen, und so kommt Gottes Allmacht durch unser Unvermögen zu uns. Das Verlieren unserer Eigenlebens ist der Weg, Gott zu gewinnen. Daher ist der Glaube, die unbedingte, vertrauensvolle Hingabe des Menschen an Gott, das einzige Erfordernis, Gottes Allmacht in uns zu erfahren. Können wir so glauben, dass Gott mit uns tun kann, was Er will, dann sind auch alle Dinge möglich dem, der glaubt (Mk 9:23), weil bei Gott alle Dinge möglich sind.

Völker und Könige sollen kommen von dem, der wie ein Gestorbener ist (1Mo 17:6 - Hebr 11:12). Denn nicht die Auserwählten allein sollen die Segnungen Gottes erlangen, vielmehr ist Abraham Zeuge davon, dass durch seine Hingabe an Gott und durch Geist und Leben aus Gott auch auf andere, die noch ganz fern sind, Segen kommt. Alle Geschlechter der Erde sollen in dem Erwählten gesegnet werden, wenn er sich selber, seine Kraft, sein Leben und alles, was er hat, Gott hingibt, damit Jehovas Wille überall freie Bahn findet.

Dies alles lernen wir aus dem Namen El-Schadai in Verbindung mit der Beschneidung, d.h. mit dem Selbstgericht des Auserwählten und der daraus erwachsenden höheren Fruchtbarkeit. Wo der Name sonst noch in der Heiligen Schrift vorkommt, beleuchtet er nur dieselbe große Wahrheit, dass Gott uns durch Mitteilung Seines eigenen Wesens und Lebens in Sein Bild umgestalten kann, damit wir in gleicher Weise uns selbst und unser Leben hingeben, zuerst Ihm und dann durch Ihn auch anderen.

b) Mehrungsverheißung

Der Name El-Schadai = der Allmächte kommt 57-mal in der Heiligen Schrift vor, 31-mal im Buch Hiob und 8-mal im Buch der Offenbarung. Aber wo er auch genannt werden mag, überall deutet er - stillschweigend oder ausgesprochen - auf dieselbe Wahrheit hin. Ich habe schon auf das Wort hingewiesen, das El-Schadai zu Abram sprach: Das ist Mein Bund, den Ich aufrichte mit euch und den ihr halten sollt..., denBund der Beschneidung.., und Ich will dich sehr mehren, es sollen auch Völker und Könige von dir kommen (1Mo 17:6-10). Der Gedanke von Fruchtbarkeit tritt hervor, wo El-Schadai redet oder angerufen wird. So beruft sich Isaak, wenn er seinen Sohn Jakob nach Mesopotamien sendet, sich dort ein Weib zu holen, auf El-Schadai in den Worten seines Segens: Der allmächtige Gott segne und mehre dich und mache dich fruchtbar, dass du werdest eine Menge von Völkern (1Mo 28:3).

Ebenso ist es der Allmächtige, der zu Jakob spricht: Sei fruchtbar und mehre dich; Völker und Völkerschaften sollen von dir kommen usw. (1Mo 35:11). Zu demselben Allmächtigen schaut Jakob auf um Errettung seiner Kinder, als Simeon in Ägypten zurückbehalten wurdeen und sein geliebter Benjamin auch noch von ihm gefordert wird (1Mo 43:14). Und als er am Ende seiner Wallfahrt den Segen über seine Söhne ausspricht, da segnet er den Joseph mit dem Namen El-Schadai als einer überfließenden Segensquelle (1Mo 49:25). Über all ist dieser Name mit Frucht und Fruchtbarkeit verknüpft, sogar in Fällen, wo der Verlust der Fülle bejammert wird. So spricht Naemi zweimal vom Tod ihrer Söhne: Der Allmächtige hat mich sehr betrübt (Rt 1:20.21), während andererseits dem, der die "Züchtigung von dem Allmächtigen" nicht von sich weist, verheißen wird, dass seiner Nachkommen so viele werden sollen, wie das Gras auf Erden (Hi 5:17.25). Denn nur dadurch, dass die Auserwählten - gleich wie Abram - ihr fleischliches Wesen von Gott richten lassen, können sie den besonderen Segen des Allmächtigen erlangen, nicht allein für sich selber, sondern auch für andere.

c) Der Allmächtige und Hiob

Wie schon gesagt, finden wir im Buch Hiob und in der Offenbarung am häufigsten den Namen El-Schadai und zwar aus dem gleichen Grund. Was das Buch Hiob betrifft, so kann man diesen beständigen Hinweis auf den Allmächtigen schwer verstehen, ohne etwas von der besonderen Bedeutung des Namens erfasst zu haben. Der Zweck des Buches Hiob ist, darzustellen, wie die Auserwählten von Gott als Opfer hingegeben werden und zu zeigen, wie ein gerechter und aufrichtiger Mensch, der sich selbst noch nicht abgestorben ist, durch Leiden am Fleisch von seinem Ich befreit und dadurch zum Werkzeug gemacht wird, zuerst Satan zum Schweigen zu bringen und dann als von Gott erwählter Priester fürbittend und vermittelnd für die einzustehen, die ihn verurteilt haben. Wir alle wissen, wie Hiob zuerst seiner Reichtümer, dann seiner Kinder beraubt und zuletzt noch von einer ekelhaften Krankheit befallen wird, die ein tägliches Sterben für ihn wird.

Drei Freunde eilen zu seinem Beistand herzu, doch es sind "leidige Tröster" (Hi 16:2). Alle drei, besonders aber Eliphas, beziehen sich in ihren Antworten auf den Namen des Allmächtigen (Eliphas: Hi 5:17 - Hi 15:25 - Hi 22:3.17.23.25.26 - Bildad: Hi 8:3.5 - Zophar: Hi 11:7), und verharren dabei. Denn, so schließen sie, Schadai, der Segensspender, würde sicherlich den Aufrichtigen segnen. Wenn Er daher statt des Segens Gerichte über Hiob ausschüttet, so müsse er ein Übeltäter sein. Eliphas ist völlig beherrscht von dem Gedanken, dass Gottes Macht besonders in der Bestrafung des Bösen besteht. Denn sooft er von den großen Taten Gottes redet, gebraucht er meist Ausdrücke wie zerschmettern, zerstören, vernichten (Hi 4:19.20. - Hi 5:4 - Hi 15:21). Bildad hebt besonders Gottes Gerechtigkeit hervor (Hi 8:3.6.7.20). Zophars Beiträge stützen sich auf die Weisheit Gottes (Hi 11:6-11). Aber darin kommen alle drei überein, dass Hiobs Heimsuchungen eine Folge seiner Sünde sein müssen. Keiner von ihnen hat auch nur die geringste Ahnung davon, dass Gott Seine Auserwählten zum Opfer werden, noch davon, dass Er Seine Heiligen leiden lässt, um den Feind und Ankläger zum Schweigen zu bringen.

d) Hiobs Leiden als Segen

Gott sagt von diesen drei Freunden, dass sie mit all ihrem Eifer, Gott zu rechtfertigen, "nicht recht von Mir geredet haben, wie Mein Knecht Hiob" (Hi 42:7). Eliphas namentlich wird von Gott zurechtgewiesen, und doch billigen bis auf den heutigen Tag noch Viele seine Lehre, nämlich dass sich Gottes Macht vorherrschend im Niederschlagen und Vernichten zeige. Hiob wird in Gnaden angenommen und gesegnet, trotz aller Selbstrechtfertigung und Verwirrung, wie der allmächtige Gott, der Das ist, was Sein Name sagt, zulassen könne, dass er soviel Angst und Qual leiden müsse (Hi 24:1 - Hi 31:2.35 - Hiob beruft sich 13-mal auf den Allmächtigen). Aber endlich kommt er zum rechten Verständnis. Seine Leiden haben seine Heilung bewirkt. Er musste ausgeleert werden, um die ganze Fülle zu erlangen, und nachdem der allmächtige Gott ihn ausgeleert, füllt Er Selbst Seinen Knecht zur rechten Zeit mit zweifachen Segnungen.

Denn es gibt einen Tag, an dem Hiob sagen konnte: Wessen Ohr mich hörte, der pries mich selig, wessen Auge mich sah, der rühmte mich (Hi 29:11). Doch es kommt auch der Tag, wo sein Fleisch gerichtet ist und er ausruft: Nun sieht Dich mein Auge, darum verabscheue ich mich (englische Übersetzung) und tue Buße in Staub und Asche (Hi 42:5.6). Hiob - und wir alle - musste bei all seiner Aufrichtigkeit vor Gott noch zu der Einsicht kommen, dass der Menschen nicht nur religiösen und weltlicher Gefallen an sich selber findet, sondern dass gerade unser Frommsein diese Selbstgefälligkeit nährt. Von diesem "religiösen Ich" musst Hiob befreit werden, und El-Schadai löste ihn davon. Die Verurteilung seines Fleisches, die Beschneidung, welche ohne Hände geschieht, durch Ablegung des sündigen Leibes im Fleisch (Kol 2:11), die Hingabe des Ich in den Tod (die Beschneidung Christi) bringt ihn zu Selbstentleerung und zum Verzagen an sich selber, wodurch es dem Herrn möglich wird, aus seiner Fülle Segen um Segen zu spenden. denn sogleich wird Hiob von seinen Leiden erlöst und zum Segen gesetzt. Er bittet für Seine Freunde und wird erhört, und der Herr segnete Hiob mehr als zuvor, dann er empfängt doppelt soviel, wie er vorher besaß, wie am Schluss berihtet wird. Danach lebte Hiob noch 140 Jahre (zweimal das dem Menchen gesetzte Alter von siebzig Jahren) und sah Kinder und Kindeskinder bis ins vierte Glied (Hi 42:10-16). Das ist wahrlich Fruchtbarkeit. El-Schadai den er angerufen, hatte wirklich gesegnet wenn Er ihn gleich prüfen und läutern musste.

III. Die Offenbarung Jesu Christi

Das Buch, in welchem der Name El-Schadai so oft wiederkehrt, beschreibt die "Offenbarung Jesu Christi", welche Gott Ihm gegeben hat, welche den Verlauf und die Stufen der Verkündigung göttlichen Lebens in der jetzt noch von Sünde und Tod beherrschten äußeren Welt offenbaren. Hier fällt die andere Seite vom Wesen des Allmächtigen in die Augen, wie Er Seine Gerichte ausschüttet. Denn die Offenbarung zeigt nicht nur das Hereinbrechen göttlichen Lebens für die Erwählten (wie bei Abram, Hiob u.a.) sondern mehr noch in der Welt, die es entweder überhaupt nicht aufnehmen will, oder wenn sie es in gewissem Sinn doch tut, auch diese höchste Mitteilung Gottes ins eigene Verderben einbezieht. Darauf kann nur um so schwereres Gericht erfolgen. Denn wie der Regen des Himmels, wenn ihn die Erde nicht einzieht, zu Strömen wird, die zeitweise Verwüstung verursachen, wie der unwürdige Genuss des Herrenmahles Gericht oder Verdammnis nach sich zieht (1Kor 11:29), so kann, ja muss auch die Ausgießung des göttlichen Lebens und Geistes der Welt Gericht bringen, damit durch solches Gericht - wenn kein anderer Weg mehr übrig bleibt,- das wahre Gottesreich kommen kann.

An den Auserwählten, die freiwillig den Geist und das Wort aufnehmen, wird offenbar, dass sogar die Aufnahme im Gehorsam des Glaubens das Gericht über ihr Fleisch einschließt. Wie furchtbar muss dann dieses Gericht über eine Welt sein, die Gott nicht aufnehmen will. Wenn das Wort oder der Geist zu Solchen kommt, muss es unter zweifachem Gericht geschehen. Erfahren schon die Willigen Gericht, wieviel mehr die Widerstrebenden! Denn alles Fleisch ist wie Gras und seine Güte wie die Blume des Feldes, das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, denn des Herrn Geist bläst hinein (Jes 40:6.7). Daher lesen wir in der Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm in der Welt gibt, so oft vom Allmächtigen und von den Ausgießungen des El-Schadai, welche Gerichte zur Folge haben. Seine herrlichsten Gaben bringen Seinen widerspenstigen Geschöpfen Züchtigungen und Gerichte. Aber trotz diesen Gerichten, und durch dieselben bricht das Reich Gottes herein. In der Offenbarung werden uns die nacheinander folgenden Stufen Seines Kommens vor Augen gestellt, und wir nehmen wahr, dass gerade am Ende, wenn die höchsten Gaben mitgeteilt werden, die furchtbarsten Gerichte eintreten.

a) Gerichte für die Welt

Drei Stufen werden zum Kommen des Herrn geoffenbart geoffenbart, und zwar mit Bildern bei der Öffnung des versiegelten Buches oder Wortes, dem Blasen der Posaunen und dem Ausgießen der Zornschalen. Mit allen ist der Name des Allmächtigen verbunden: einmal steht er in Verbindung mit dem Öffnen der Siegel (Offb 4:8), einmal mit den Posaunen (Offb 11:17) und viermal mit dem Ausgießen der Zornschalen und dem anschließenden Kommen des Herrn. (Offb 15:3 - Offb 16:7.14 - Offb 19:15) So schauten auch Jesaja und Joel im Geist, dass der Tag des Herrn kommen wird als "Verderben des Allmächtigen". (Jes 13:8 und Joe 1:15). Zuerst kommt das Lamm als Öffner des versiegelten Buches, Er. der Sein eigenes Blut vergossen hat; Er ist das Lamm, das erwürgt ist von Anbeginn der Welt (Offb 5:9 - Offb 13:8), beginnt nun, Sein Wort zu offenbaren durch das Öffnen der Siegel, d.h. der Geheimnisse Gottes (Röm 16:25.26 - Eph 3:4.5), Das sind Gerichte für die Welt (Offb 6:1-17)

Aber noch furchtbarere Gerichte treten ein, wenn der Odem Gottes unter Posaunenstößen hervorbricht, um der dritte Teil der Erde, des Meeres und der Flüsse, der Sonne und all dessen, was auf Erden ist zu töten (Offb 8:2 bis Offb 9:21. Man vergleiche dies "dritte" Teil mit dem, was Paulus von der Natur des Menschen sagt: 1Thes 5:23 = Geist, Seele und Leib...). Schließllich erfolgt das Endgericht durch Ausgießung der goldenen Schalen aus dem wahren Tempel, wodurch nicht nur der dritte Teil, sondern die ganze Schöpfung vernichtet wird. Diese Schalen sind mit dem Zorn Gottes angefüllt (Offb 15:1.7 - Offb 16:1-21). Und doch ist es bei alle dem so, wie ein Frommer einmal sagte: Die Liebe, welche alles, was ist, ins Leben rief, ändert sich nicht mit dem Abfall der Geschöpfe, sondern ist ununterbrochen damit beschäftigt, die gesamte abgefallene Kreatur zurückzubringen. Alles, was im Lauf der Zeit zwischen Gott und Seinen Geschöpfen abläuft, bleibt immer dasselbe, soll immer und einzig auf das gleiche Ziel hinwirken. - Mag dies "Zorn" oder "Strafe", "Fluch" oder "Tod" genannt werden, es ist von Anfang bis zum Ende einzig das Werk der schaffenden Liebe und beabsichtig nichts anderes, als das Werk des reinigenden Feuers, welches allein im Stande ist, alle Bosheit der Finsternis auszubrennen, welche das Geschöpf von seiner ursprünglichen Verbindung mit Gott scheidet.

b) Eine neue Schöpfung

Die göttliche Vorsehung tut seit dem Fall bis zur Wiederbringung und aller Dinge das gleiche, was Gott einst in das finstere Chaos der gefallenen Natur hineinrief, nämlich: Es werde Licht. So spricht Er noch und wird damit fortfahren, bis in der ganzen Schöpfung keine Finsternis mehr geblieben ist. Der schaffende, erleuchtende und heilige Gott, der drohende und strafende, der vergebende und erlösende Gott bekundet in all seinen Offenbarungen immer dasselbe wesenhafte, unveränderliche, nie ruhende Wirken Seiner göttlichen Natur. Dasjenige in Gott, was die Heiligen und Engel im Himmel licht und herrlich macht, ist das gleiche Wirken der göttlichen Natur, welches die Sünder auf Erden verwundet, straft, Schmerzen bereitet und sie reinigt.

Und all die Scharen verlorener Sünder, mögen sie durch Noahs Flut oder Sodoms Feuerregen in den schrecklichen Schmelzofen geworfen und zu einem Dasein verurteilt sein, das bis zum großen Gerichtstag Qualen zu leiden hat, so sie müssen doch endlich durch die alles wirkende und alles erlösende Liebe Gottes, die keine Ende nimmt, dahin gebracht werden, zu erkennen, dass sie einen "also" liebenden Gott verloren hatten, den sie nun endlich wiedergefunden. Das Ende ist eine "neue Schöpfung", wo kein Tod, kein Leid noch Geschrei mehr sein wird (Offb 21:4.5). Wo der Herr, der allmächtige Gott und das Lamm das alles erleuchtende Licht und die alles durchstrahlende Herrlichkeit sein werden (Offb 21:22-24).

c) Das Wesen des El-Schaddai

Das ist El-Schadai, der Allmächtige, der Seinen Willen in Seinen Heiligen durchführt, indem Er sich ihnen selbst mitteilt, damit sie sich Ihm hingeben und dann durch Ihn ein Segen für andere werden können. Dies geschieht durch die Beschneidung oder durch Selbstgericht, das sie zu Gefäßen macht, durch welche Er Seine eigene Fülle darreichen und wirksam machen kann. Sie werden so, gleich ihrem Herrn Christus gemacht, ein Unterpfand dessen, was Gott in einem Menschen wirken kann, und zum Mittel, durch welches andere den gleichen Segen empfangen können. Gott hat sie durch die Selbsthingabe Seiner göttlichen Natur teilhaftig gemacht. Sie, als Seine Söhne und Töchter, machen wiederum andere derselben göttlichen Natur teilhaftig.

Ihre Aussonderung für Ihn macht sie zu diesem Werk tauglich, wie Er sagt: Gehet aus von ihnen und sondert euch ab und rühret nichts Unreines an, so will Ich euch aufnehmen, ich will euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige (2Kor 6:17.18). So werden sie eine Segensquelle für andere als "Lichtträger". Es erfüllt sich an ihnen die Verheißung über Jerusalem: Freuet euch mit Jerusalem alle, die ihr sie lieb habt... ihr sollt saugen und satt werden an den Brüsten ihres Trostes... von der Fülle ihrer Herrlichkeit (Jes 66:10.11). Von ihren Leibern sollen Ströme lebendigen Wassers fließen (Joh 7:38). Durch den Glauben reichen sie den Geist Gottes weiter und tun Wunder Gottes (Gal 3:5).

Wenn wir dies erkennen, verstehen wir besser, warum Gläubige Gebrauch von diesem Namen machen und ihre Gebete mit den Worten beginnen: Allmächtiger, barmherziger Vater, oder Allmächtiger Gott. Denn mit diesem Namen haben sie Anspruch auf Seinen Geist, indem sie bekennen, dass Er es ist, der alles gibt, während durch denselben Namen ihre Kinder daran erinnert werden, dass uns sogar Seine besten Gaben zum Verderben werden können, wenn wir sie unwürdig empfangen. Denn wer unwürdig isst und trinkt, der isst und trinkt sich selbst das Gericht. Darum lasst uns, wenn wir diesen Namen anrufen, an den reichen, feierlichen Inhalt desselben denken und durch die Gnade nicht nur, wie Adam, zu einer "lebendigen Seele" sondern, wie Christus, zu einem "lebendig machenden Geist" für alle um uns herum werden.

Sollen wir Gott nicht danken für diesen den Gläubigen geoffenbarten Namen? Sollen wir nicht bleiben unter dem Schatten des Allerhöchsten?

Lies weiter hier:

  1. Die Namen Gottes - Einleitung
  2. Gott oder Elohim
  3. Herr oder Jehova
  4. Der allmächtige Gott oder El-Schadai
  5. Der Allerhöchste oder El-Elyon
  6. Herr oder Adonai
  7. Der ewige Gott oder El-Olam
  8. Herr der Heerscharen oder Jehova Zebaoth
  9. Vater, Sohn und Heiliger Geist
  10. Teilhaft der göttlichen Natur
  11. Die Namen Gottes - Nachtrag