Die Namen Gottes - Einleitung

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nach dem gleichnamigen Buch von Andrew Jukes
erschienen erstmals in England 1888

Die Namen Gottes

Inhaltsverzeichnis des Buches:

  1. Die Namen Gottes - Einleitung
  2. Gott oder Elohim
  3. Herr oder Jehova
  4. Der allmächtige Gott oder El-Schadai
  5. Der Allerhöchste oder El-Elyon
  6. Herr oder Adonai
  7. Der ewige Gott oder El-Olam
  8. Herr der Heerscharen oder Jehova Zebaoth
  9. Vater, Sohn und Heiliger Geist
  10. Teilhaft der göttlichen Natur
  11. Die Namen Gottes - Nachtrag

1. Die Namen Gottes - Einleitung


Joh 17:6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt.
Joh 17:8 denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, daß ich von dir ausgegangen bin, und haben geglaubt, daß du mich gesandt hast.
Joh 17:26 Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, womit du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.


Kennen wir uns selber?

Was ist die Bedeutung aller Lehre und Predigt, welche nach dem Befehl unseres Herrn in Kirche und Welt Tag für Tag fortgeht? Sie bekundet, dass wir etwas wissen sollten und doch nicht wisse, was sehr wichtig ist und doch nur langsam gelernt wird. Worin aber besteht diese uns fehlende und doch so notwendige Erkenntnis? Nur in zwei Stücken: wir kennen uns selber nicht, und wir kennen Gott nicht. alle Lehre und Predigt soll dazu dienen, uns mit uns selber und mit Gott bekannt zu machen.

Kennen wir uns selber? Manchen haben niedere oder höhere Schulen durchlaufen, Sprachen gelernt oder Wissenschaften studiert, doch kann man die ganze Welt durchzogen und sich mit ihren Völkern, Städten und Sehenswürdigkeiten bekannt gemacht haben, ohne, gleich dem verlorenen Sohn, jemals bei sich selbst eingekehrt zu sein. Sogar dann, wenn wir zu uns selber und damit auch zu unserem Vater (Lk 15:17-20) gekommen sind, kann es wohl sein, dass wir unsere besondere Schwachheit und die Macht der Versuchung, sowie die Kraft Christi, wenn Er sich in uns als unser wahres Leben offenbart, noch nicht kennen.

Der Apostel Petrus, dieser hervorragendste Jünger des Herrn, liefert uns einen der vielen Beispiele der Heiligen Schrift, aus denen wir lernen sollen, wie selbst wahre Jünger, die den Herrn lieben und viel hingegeben haben, um ihm nachzufolgen, noch völlig unwissend über ihre eigene Schwachheit wie über die Wahrheit sein können, dass der Mensch nur durch Tod und Auferstehung zur Vollendung kommen kann. Wer versteht die wundersamen Widersprüche, aus denen der Mensch zusammengesetzt ist? Wie er heute engelhaft gut erscheinen, zu anderer Stunde sich eher einem Tier oder Teufel ähnlich gebärden kann; jetzt mit himmelwärts strebendem Trachten und Verlangen erfüllt, dann wieder von Eigenliebe und Neid getrieben wird, die niedrig sind wie die Hölle. Wer kennt sich selbst so, wie seine Nächsten ihn kennen? Wohl mochte daher der heidnische Weise ausrufen: Erkenne dich selbst! Mit Recht fragt auch der Psalmist immer wieder: Was ist der Mensch? (Ps 8:5 - Ps 144:3).

Kennen wir Gott?

Und wie steht es um unsere Gotteserkenntnis? Wissen wir etwas von unserer Beziehung zu Ihm? Welcher Art sind unsere Gedanken über Ihn? Ist Er für oder gegen uns? Ist Er unser Freund oder unser Feind, ein Fremder oder ein Vater? Können wir Ihm vertrauen wie wir einem irdischen Freund vertrauen? Oft haben jene Recht, welche sich Agnostiker nennen und behaupten, dass wir weder Gott wahrhaftig erkennen noch dazu imstande sind. Ach, es ist nur zu wahr, die Menschen kennen Gott nicht. Doch dies ist nicht der von Gott gewollte Zustand des Menschen. Gibt das Buch, welches wir Bibel nennen, nicht irgendwelchen Aufschluss über unseren gegenwärtigen Zustand der Unwissenheit über Gott und uns selbst? Gibt sie uns nicht ein Heilmittel dagegen bekannt? Es ist eine ihrer ersten Belehrungen uns zu sagen, wie der Mensch so geworden ist: von Gott abgefallen, aber nicht von Gott verlassen.

Wer hat nicht die Geschichte gehört - wenn sie auch wenig verstanden wird - , wie es einem niedrigen Geschöpf gelang, dem Menschen etwas Unwahres über Gott und sich selber beizubringen, nämlich, dass Gott missgünstig sein müsse, weil Er dem Menschen das versage, was lieblich anzusehen und gut zu essen sei, dass Er unwahr sein müsse, wenn Er sage, der Mensch werde sterben, sobald er von der Frucht gegessen habe... und andererseits, dass der Mensch sein werde wie Gott, dass seine Augen aufgetan würden, und er wissen werde, was gut und böse ist, wenn er nur nach eigenem Willen im Ungehorsam gegen Gott handle. Wer hat nicht gehört, wie dann der Mensch, nachdem er dieser Lüge Glauben geschenkt, alsbald erkannte, dass er nackt war, wie er sich vor Gott verbarg und seine Blöße durch Feigenblätter zu verdecken suchte; wie er Entschuldigungen über seinen Ungehorsam vorbrachte, wie aber trotz alledem Gott ihn suchte durch einen Ruf, eine Verheißung und eine Gabe. Ein Ruf ist es, der noch jetzt in aller Ohren tönt, weil er den Menschen fragt, wo er jetzt ist und warum er sich nicht bei seinem Schöpfer befindet; eine Verheißung, die ihm Befreiung von seinem Feind zusagt; ein Gabe, die seinem gegenwärtigen Bedürfnis entspricht.

a) Gott ruft den Menschen

Das alles steht in dem alten Buch (1Mo 3:1-21) und trägt sich noch alle Tage aufs Neue so zu. Denn der "alte Mensch" in uns handelt ebenso töricht wie Adam. Überall noch glauben die Menschen der alten Lüge, verbergen sich vor Gott und suchen ihre Schande durch Vorwände zu verdecken, die sie doch trotz allem Bemühen am Ende in ihrer Nacktheit bleiben lassen. Die natürliche Folge davon ist, dass der Mensch von Gott harte Gedanken und von sich selber hohe Gedanken hat. Überall unter den Menschen ist die Gotteserkenntnis verschwunden, man vertraut mehr auf das Geschöpf, als auf Gott und findet mehr Freude am Geschaffenen, als am Schöpfer. Was für Gedanken der Mensch über Gott hat, kann man aus den Götzenbildern ersehen, die Gott darstellen sollen: Ungeheuer, wie Moloch und Juggernaut, die gefühllos dem Untergang ihrer Geschöpfe zuschauen können. Daher kann uns, wie Augustin sagt, ein Mimiker mehr gefallen, als Gott. An einem Beutel voller Geld würden wir nicht vorübergehen, wenn wir ihn nehmen dürften, weil wir uns damit Freude verschaffen könnten. An Gott aber können wir morgens, mittag und abends vorübergehen, denn wir erwarten nichts Gutes und Erfreuliches von Ihm. So essen und trinken wir ohne Ihn, kaufen und verkaufen ohne Ihn, leben ohne Ihn und würden, wenn wir könnten, auch ohne Ihn sterben.

Denn verzäunt und durchkreuzt Er nicht überall u n s e r e Wege und straft uns das ganze flüchtige Erdenleben hindurch? Wird Er nicht endlich noch die meisten seiner armen, elenden Kreaturen zu endlosen Höllenqualen verurteilen? So tief ist das Gift der Schlangenlüge eingedrungen und wirkt Verderben bringend, bis dass uns ebenso naheliegende Heilmittel durch den Geist Gottes von uns erkannt und angenommen werd. Denn gottlob! es gibt ein Heilmittel und dieses Heilmittel ist in Gott selber beschlossen. Gott ist Gott, trotz dem Abfall seiner Geschöpfe und ihren schlechten Gedanken über Ihn. Alles, was uns fehlt ist, Gott zu erkennen, Sein wahres Wesen und Seine Beziehung zu Seinen Geschöpfen. Dies ist das einzige Heilmittel für den Schaden. Offenbarung, d.h. eine Enthüllung Gottes, - denn die Schlangenlüge und ihre bitteren Früchte hat unseren Gott fast gänzlich vor uns verborgen - dass Er nämlich so vor uns hintritt, wie wir es ertragen können, dies ist das Mittel, wodurch wir nicht nur wieder zu Gott kommen und Frieden finden, sondern auch in Sein Bild umgestaltet werden. So wie die Sonne, wenn ihre Strahlen auf die Erde fallen, alles verändert, worauf sie scheint, wie das Licht dem von ihm erhellten Gefild von seinem Farbenglanz mitteilt, so stellt Gott durch die Offenbarung Seiner Selbst Sein Bild in der gefallenen Kreatur wieder her. Wir werden Ihm nur in dem Maße ähnlich, als wir Ihn sehen, wie Er ist (1Jo 3:2 - 1Kor 13:12).

b) Gott offenbart sich

Ich möchte auf die verschiedenen Namen aufmerksam machen, unter denen sich Gott in der Schrift den Menschen geoffenbart hat. Die ersten vier begegnen uns in der ersten Hälfte des ersten Buches Mose. Sie heißen Gott (Elohim), Herr (Jehova), der Allmächtige (El-Schadai) und der Allerhöchste (El Elion). Diese offenbaren alle eine bestimmte Eigenschaft Gottes. Außer diesen haben wir drei weiteree Namen, welche mehr Gottes Beziehungen zu Dingen oder Personen ausdrücken, als Seine Natur, nämlich Herr (Adonai), der ewige Gott (El-Olam) und Herr Zebaoth (Jehova Sabaoth). Die ersten vier sagen uns, wer Gott ist. Daher sind jene vier auch zu aller Zeit Ruhe, Zuflucht und der Trost des Volkes gewesen. Im Buch der Psalmen finden wir sie laufend wiederholt, an einer Stelle kommen sie alle vier in einem einzigen Satz vor: Wer unterm Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zum Herrn (Jehova): Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott (Elohim), auf den ich traue (Ps 91:1.2 und Ps 77:8-12).

All diese wechselnden Namen sind nur der Inbegriff Seines Wesens. Denn Gott ist so wunderbar und vielfältig, dass ein Name allein nicht das, was der Apostel Seine Fülle" nennt (Kol 1:19 - Kol 2:9 - Eph 3:19), auch nur annähernd ausdrücken könnte. So wie in den Evangelien vier bestimmte und verschiedene Darstellungen desselben einen Herrn, als Löwe, Stier, Mensch und Adler, erforderlich sind, um den Messias nach all Seinen verschiedenen Seiten und Beziehungen zu zeigen, von denen einige, weil wir sie in den Grenzen unserer gefallenen Natur nicht anders zu fassen vermögen, hier und da miteinander in Widerspruch zu stehen scheinen, aber die Ihn doch nicht minder treu schildern als Den, der zugleich wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch war; während es nicht weniger wahr ist, dass wir in jeder verschiedenen Darstellung Seiner Person verborgenen Seiten entdecken, wie in Ihm alle die Merkmale, welche die anderen Evangelien sowie die Cherubim-Angesichter im Besonderen offenbaren, vereinigt sind.

Ebenso ist es auch mit der früheren Offenbarung, welche Gott von Sich Selber gegeben hat. Er kann nicht erschöpfend von der in Ihm wohnenden Fülle reden unter einem einzigen Namen oder Titel. Weil aber Gottes Wesensmerkmale nicht zu trennen sind, liegt in jedem Seiner verschiedenen Namen etwas von den besonderen Eigenschaften verborgen, welche die anderen Namen mehr hervortreten lassen. Dies gilt ebenso bei einem vielseitig begabten Menschen. Um David richtig zu beschreiben, muss uns gesagt werden; dass er Hirte, Kriegsmann, König, Prophet, Dichter, Sänger, Richter und Erlöser aller ist, dass Er Liebe, Macht und Weisheit ist, wenn Er seine Natur und die Beziehungen denen, die Ihn nicht kennen, in verschiedenen Namen offenbart, von denen jeder einzelne nur etwas von Seiner Herrlichkeit ausdrücken kann! Jedenfalls steht fest, dass Er sich den Menschen so geoffenbart hat, hier ein wenig und dort ein wenig. Und Seine Kinder können Ihn nur anbetend für solche Offenbarung preisen, je mehr sie in Sein Bild hineinwachsen.

c) Gottes Namen kennenlernen

Daher ist mein Wunsch, dass die Gläubigen aus den Namen, unter welchen Sich Gott offenbart hat, Ihn Selber besser kennenlernen mögen. Nebenbei möge auch die Betrachtung der Namen den Vorwürfen einiger Kritiker begegnen, welche aus den verschiedenen Namen Gottes im ersten Buch Mose geschlossen haben, dass das Buch eine menschliche Zusammensetzung sei, die auf verschiedene alte, einander widersprechende Berichte gründe, und deren Verschiedenheit und Widersprüche den Beweis lieferten, dass sie nur die Ansichten und Spekulationen fehlbarer Menschen seien. Wenn diese Kritiker, deren Motive einander widersprechen, anstatt mit solchem Selbstvertrauen die Heilige Schrift beurteilen- welche doch nach unseres Herrn Wort nicht gebrochen werden kann - nur tiefer in die Frage eingedrungen wären, wie Gott Sich gefallenen Kreaturen offenbaren kann, wie es möglich ist, sich ihnen in ihrem jetzigen Zustand in der Fülle Seines Wesens zu erkennen geben; mehr noch, wenn sie Jünger, d.h. Schüler in der Schule Christi hätten sein wollen, bevor sie sich als Meister und Lehrer ausgaben, dann können, ja würden sie sicherlich die Ursache erkannt haben, warum Gott in der Schrift diese Offenbarungsweise gewählt hat.

Ohne Zweifel war es gleich nach des Menschen Fall Gottes Verlangen, den Menschen zur Erkenntnis zurückzubringen, und da Er der alle Liebende und Allwissender ist, so wird Er nur die beste Methode wählen, Seine Absicht zu erreichen. Wie aber sollte Er es anfangen, nachdem der Mensch so geworden ist, wie er jetzt ist? Was können wir einem kleinen Kind von unserer Natur begreiflich machen? Wie können wir unserem innersten Denken und Fühlen einem Tier verständlich machen? War es keine Notwendigkeit für Gott, Sich unter verschiedenerlei Gestalten und entsprechend der Beschränkung des Geschöpfes, dem Er Sich offenbaren wollte, darzustellen? War es nicht notwendig, dass die Offenbarung in wachsender Weise geschah, wie ja auch Christus, das Wort Gottes, als Er für uns ins Fleisch kam, zunahm an Gestalt und Weisheit (Lk 2:52) bis Er zum vollkommenen Mann heranreifte? Daher kann die Tatsache - angenommen es sei eine solche - dass jene Teile des ersten Buches Mose, welche von "Elohim" sprechen, Teile eines früheren oder späteren Berichtes sein sollen, als die, welche uns von "Jehova" erzählen, niemals beweisen, dass dieses Buch, wie auch die übrigen Bücher der Heiligen Schrift in ihrer jetzigen Gestalt nicht durch göttliche Inspiration geschrieben seien.

Zu einer vollendeten Mosaikarbeit werden einzelne Steine aus verschiedenen Steinbrüchen genommen, aber das Muster oder Bild, welches daraus hergestellt wurde, ist nicht zufällig zusammengewürfelt aus nicht zusammengehörigen Teilchen, sondern beweist, dass ein alles beherrschender Geist das Ganze nach einem bestimmten Plan mit einer besonderen Absicht zusammengefügt hat. Auch jener Umstand, den die Chemie nachgewiesen hat, dass die Bestandteile, aus denen unser Fleisch und Gebein gebildet ist, zuvor schon in der Erde und dann in tierischen oder pflanzlichen Gebeinen vorhanden waren, bevor sie Teile unseres jetzigen Leibes geworden sind, ist kein Beweis dafür, dass diese Leiber das Werk Gottes sind, noch davon, dass ihre Gestalt und Beschaffenheit das Ergebnis seines göttlichen Planes sind. Selbst wenn nachgewiesen werden könnte, dass einige ihrer Teile aus einem Bericht entstanden sind, den solche, die Gott nur als "Elohim" kannten, aufbewahrt haben, während das, was andere Teile enthalten, ursprünglich denen geoffenbart wurde, die Ihn mehr als "Jehova" kennengelernt (was ja nicht unmöglich, aber bis jetzt nicht erwiesen ist), so würde diese Tatsache durchaus nicht gegen die Einheit oder göttliche Eingebung der Heiligen Schrift streiten, vielmehr den Beweis von dem liefern, was die Bibel selbst behauptet, nämlich dass Gott durch teilweise Offenbarungen zu dem Menschen geredet hat, bis Er durch Christus und den Heiligen Geist eine vollkommene Erkenntnis empfangen hat.

d) Scheinbare Widersprüche

Wenn der Mensch seines abgefallenen Zustandes, in welchem er unfähig ist, Gott zu erkennen, nicht inne wird, dann ist es leicht, den Einwurf zu machen, dass ein Teil der Darstellung oder Offenbarung Gottes mit dem anderen in Widerspruch stehe. Allein die ganze Natur ist voll solcher scheinbarer Widersprüche, die wir, sobald sich uns ihre Geheimnisse erschließen, nicht länger als Widersprüche ansehen. Besteht nicht das Licht aus sieben verschiedenen Strahlen und Farben? Ist nicht die Ordnung des Himmelsgewölbes, welches so ruhig und fest erscheint, das Resultat zentrifugaler oder zentripetaler Kräfte die einander völlig entgegenzuwirken scheinen? Beruht nicht das Gleichgewicht des Herzens auf dem Zusammenziehen und Ausdehnen des Herzens. Besteht nicht die Einheit des Menschengeschlechts aus Mann und Weib? In der moralischen Welt ist es ebenso. Die Wahrheit scheint der Liebe entgegengesetzt, und doch gehen Wahrheit und Liebe aus demselben einigen Gott hervor als Seine ureigenste Kundgebung. Christus, Gottes vollkommenes Ebenbild, offenbart uns die Verschmelzung aller scheinbaren Widersprüche. Solange wir jedoch in diesem Leib wohnen, erkennen wir nur stückweise (1Kor 13:12), und um solches Erkennen zu ermöglichen, hat Er, dessen Fülle alles erfüllt, Sich auf eine Weise geoffenbart, welche Menschen unvollkommen nennen mögen, deren Unvollkommenheit jedoch, um mich so auszudrücken, ihre Vollkommenheit ist, da sie sich so vollkommen dem beabsichtigten Ziel anpasst. Sobald wir erkennen, was die verschiedenen Namen bedeuten, werden wir mit Sicherheit, wie alle, die dieses große Gesicht gesehen haben, vor Ihm mit dem anbetenden Ausruf niederfallen: Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der Allerhöchste, Himmel und Erde sind voll von Seiner Ehre und Herrlichkeit.

e) Der Geist erforscht alles

Ich ergänze noch, dass, weil diese Namen Gottes von Seiner Natur sprechen, und kein Mensch deren Bedeutung erkennen wird, wenn er nicht der göttlichen Natur teilhaft geworden ist. Denn wer weiß, was im Menschen ist, außer dem Geist des Menschen, der in ihm ist, also weiß auch niemand, was in Gott ist, außer der Geist Gottes (1Kor 2:11) - Der menschliche Verstand wird daher niemals in das eindringen, was diese Namen beinhalten. Nicht einmal das Verlangen nach Erleuchtung reicht dazu aus, es sei denn verbunden mit Glauben, Gebet und Demut. Andererseits wird ein Wandel im Glauben, ein Leben in der Liebe, ein tägliches Warten auf Gott und Seinen Geist, ein demütiges Aufnehmen und Bewahren Seiner Worte, selbst da, wo sie dunkel und geheimnisvoll erscheinen, auch zu Gott führen und ein besseres Erkennen Seiner Selbst und Seiner Fülle, wie sie in Seinem geschriebenen und fleischgewordenen Wort offenbart ist, zur Folge haben. Er hat uns dazu geschaffen, dass wir Ihn kennen und lieben und Sein Bild in uns tragen sollen, um Ihn also einer Welt, die Ihn nicht kennt, zu offenbaren. Genau in dem Maß, wie dieses Bild durch die Einwohnung dessen, der das Ebenbild des unsichtbaren Gottes ist, aus Gnaden in uns wieder hergestellt wird, sind wir fähig zu sehen, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, nämlich die Dinge, welche Gott durch Seinen Geist offenbart.

Es gibt eine Stufe in unserer inneren Entwicklung, in der die Frage unsere ganze Seele erfüllt: Wie kann ein Sünder Gerechtigkeit und Frieden erlangen? Aber ebenso gibt es eine andere, in der die Seele nach Gott hungert, Ihn und Seine Vollkommenheit zu erkennen, in dem tiefen Verlangen, Seinem Bild gleichgestaltet zu werden. Die Namen Gottes kommen diesem zweifachen Verlangen entgegen. Im seligen Schauen droben wird Gott Alles sein. Doch sollen die Erlösten schon hier, soweit sie Ihn erkennen, in Sein Bild umgestaltet werden. Mögen unsere Betrachtungen über Seine Namen dazu beitragen, Ihm zur Ehre und uns zum Heil!

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