Die sieben Gemeinden

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Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor: Einleitung 2. Teil

Einleitung 3. Teil

Die sieben Gemeinden als Ganzes

Verwendung des Wortes: Ecclesia

(Offb 1:11) Hier, gleich am Anfang müssen wir die Hauptquelle aller Missverständnisse beseitigen, die mit Bezug auf die sieben "Gemeinden" entstanden sind.

Die Tatsache, dass hier von Gemeinden die Rede ist, hat Ausleger und Forscher des Buches zu der Annahme verleitet, das es sich hier um die Gemeinde Gottes, die historische christliche Kirche handele.

So stellt sich dem Bibelleser sogleich ein unübersteigbares Hindernis entgegen, das doch ganz willkürlich geschaffen ist. Er hat die Episteln gelesen, die vom Heiligen Geist durch den Apostel Paulus an die Gemeinden gerichtet sind, und er wendet sich nun zu den Sendschreiben, Offb 2. und Offb 3., so bemerkt er eine überraschende Veränderung. Er findet sich plötzlich vom Boden der Gnade auf den Boden der Werke versetzt. Er trifft Diener der Kirche, von denen er nie zuvor gehört hat, und Ausdrücke, die ihm ganz fremd sind, und wird dadurch völlig verwirrt.

Zwei Wege kann er nun einschlagen: entweder er wird versuchen, den Worten eine Bedeutung aufzuzwingen, die beides in Einklang miteinander bringt, und so das Wesen der Gemeinde und des Christenstandes trüben, oder er wird, eine ganz auf Einbildung beruhende Auslegung oder grundlose Hypothese erfinden, sie auf die Christenheit anwenden und behaupten, dass hier anstatt der sieben Gemeinden, sieben Stadien der Kirchengeschichte seien. Einige, z.B. Vilmar, gehen so weit, sogar die Jahre zu bestimmen, die diese Periode abgrenzen.

Wer die damit verbundene Schwierigkeit würdigt, und wem es an Geschichtskenntnis mangelt, die zu diesem Auslegungssystem unbedingt erforderlich ist, wundert sich, warum es Gott Jesu Christo gab, Seinen Knechten zu zeigen, was geschehen soll danach, und doch von ihnen erwartet, dass sie tiefe Geschichtsforscher werden müssen, um Seine Offenbarung zu verstehen!

Da ist es kein Wunder, dass die meisten Bibelleser, nachdem sie sich mit dieser phantastischen Idee eine Zeit lang abgemüht haben, das Lesen des Buches in Verzweiflung ganz aufgeben. Dadurch verlieren sie auch den "Segen", der den Lesern versprochen ist.

Um den ersten Schritt zur Entfernung dieses großen Übels zu tun, bemerken wir sogleich, dass das Wort "ecclesia", das mit "Gemeinde" übersetzt ist, keineswegs die eingeschränkte Bedeutung hat, der ihm aufgezwungen wird.

Ecclesia bedeutet einfach eine Versammlung: irgend eine Versammlung von Menschen, die aus anderen Menschenkreisen herausgerufen sind (denn das ist die etymologische Bedeutung des Wortes).

Darum wird es von dem ganzen Volk Israel, das von anderen Nationen abgesondert ist, gebraucht.

Das griechische Wort ecclesia kommt in der Septuaginta-Übersetzung des Alten Testaments 75 mal vor, und steht als Übersetzung von fünf verschiedenen hebräischen Wörtern. Da es eins davon 70 mal vertritt, so brauchen wir uns um die fünf anderen nicht zu kümmern.

Das hebräische Wort Kahal (daher das englische call); es bedeutet zusammenrufen oder versammeln und wird von jeder Versammlung gebraucht, zu welchem Zwecke sie auch zusammengekommen sein mag. Dieses hebräische Wort kommt 123 Mal vor und ist übersetzt mit "Gemeinde", "Haufe", "Versammlung".

1Mo 49:6 lesen wir: "Meine Seele komme nicht in ihren Rat, und meine Ehre sei nicht in ihrer Versammlung (Kahal).

Hier bezeichnet das Wort Kahal nicht das Volk Israel, als von den Nationen auserwählt, sondern die Versammlung derer, die auserwählt waren, um die Stämme-Versammlung der Stämme Simeon und Levi zu bilden.

Sodann wird es auch von den Anbetern, denen, die aus Israel herausgerufen, und vor der Stiftshütte und dem Tempel versammelt waren, gebraucht, und wird in diesem Sinn durch "Gemeinde" wiedergegeben. Diese Bedeutung finden wir in Ps 22:23: "Ich will Dich in der Gemeinde rühmen" und Ps 22:26: "Dich will ich preisen in der großen Gemeinde".

In dieser Bedeutung steht das Wort in den Evangelien und sogar in der Apostelgeschichte, ehe der neue Gebrauch, den der Heilige Geist von dem Wort machen wollte, offenbart war.

In Christi Worten: "Auf diesen Felsen will ich bauen Meine Ecclesia", gebraucht Er das Wort nicht in dem ausschließlichen Sinn, in dem es später gebraucht werden sollte, sondern in dem älteren und weiteren Sinn, den das Wort früher hatte. Es umschließt die ganze Versammlung Seines Volkes, während die zukünftige Anwendung auf die Kirche oder den Leib Christi, wenn das Geheimnis zu seiner Zeit offenbart sein würde, nicht ausgeschlossen ist.

Der Geist, der durch Stephanus von der ecclesia in der Wüste redet, Apg 7:38, deutet damit auf die Gemeinschaft frommer Anbeter Gottes vor der Stiftshütte.

Wenn der Herr hinzutat täglich, die da gerettet wurden, zu der ecclesia (Apg 2:47), so tat Er hinzu zu der Zahl jener 120, die sich zuerst in dem oberen Raum in Jerusalem versammelt haben.

Paulus sagt, dass er die ecclesia Gottes verfolgte. Er gebraucht das Wort nicht in dem beschränkten Sinn, den es später einnahm, nachdem er die besondere Offenbarung darüber erhalten hatte, sondern in dem Sinn, indem es bisher gebraucht war, und zur Zeit gebraucht wurde. Es bedeutet nur, dass er das Volk Gottes, die Versammlung Gottes, verfolgte. Er spricht von einer vergangenen Tat in seinem Leben, die lange vor der Offenbarung des Geheimnisses stattfand; und seine Worte müssen hiernach ausgelegt werden. Wir dürfen in diese Stellen nichts hineinlegen, was erst der Gegenstand einer späteren Offenbarung war; die Stellen sind ohnedies vollkommen klar. Das Wort ecclesia im Alten Testament, den Evangelien und meistens in der Apostelgeschichte, muss in dem Sinn seines früheren Gebrauchs, wo es nur eine Gemeinschaft oder Versammlung vom Volk des Herrn bedeutet, genommen werden, und nicht in dem Sinn, den es annahm, nachdem ihm die spätere und spezielle Bedeutung vom Heiligen Geist selbst gegeben war.

In der Betrachtung unserer vorausgehenden dreizehn Punkte haben wir zur Genüge gezeigt, dass die Apokalypse mit dem Alten Testament, den Evangelien und der Apostelgeschichte (nicht aber mit den paulinischen Episteln) verbunden ist. Es geht darum, aus der Natur der Sache hervor, dass wir das Wort ecclesia in dem Sinne gebrauchen müssen, den es dort besitzt, und ganz gewiss nicht in dem neuen und speziellen Sinn, den es erst später annahm, und den es in den Episteln nicht hat.

Engel der Gemeinden

In den paulinischen Episteln lesen wir nicht über einen "Engel", der mit einer von diesem Apostel gegründeten Gemeinde zu tun hätte.

Wir begegnen aber dem Wort "Engel" in Verbindung mit der Synagoge (nicht aber im Alten Testament). Es war dort ein Diener, der schliach zibbur. Zibbur bedeutet Versammlung, und schliach den Engel oder Abgeordneten der Versammlung, den Leiter des Gottesdienstes (von schliach = senden).

Der oberste Beamte war der archisynagogos oder "Leiter der Synagoge"., und nach ihm kam der schliach zibbur oder "Engel der Versammlung", welcher der Mund der Versammlung war. Sein Amt bestand darin, für die ganze Versammlung öffentlich Gebete darzubringen. Daher sein Titel, weil er als Abgeordneter der Versammlung mit Gott sprach.

Da uns diese Tatsachen gegeben sind, warum willkürlich den Gedanken erfinden, dass "Engel" gleichbedeutend sei mit Bischof, wenn es doch keine Spur von historischer Gewissheit dafür gibt?

Von epicopoi oder Bischöfen wird in anderen Teilen des Neuen Testaments deutlich gesprochen (obwohl nicht im modernen Sinn des Wortes. Siehe Apg 20:38; Phil 1:1; 1Tim 3:2; Tit 1:7). Aber das Amt eines "Engels" in der christlichen Kirche ist niemals, weder innerhalb noch außerhalb des Wortes Gottes erwähnt. Ebenso gut könnte man die populäre Auslegung des Wortes "Engel" aus der Tatsache folgern, dass diese Bezeichnung von den Irvingianern in neuerer Zeit in demselben Sinn gebraucht worden ist.

Dazu füge man den Gebrauch des Wortes "Synagoge" hinzu, das wir in Offb 2:9 und Offb 3:9 finden. Hier führen uns wieder die Übersetzer irre. Denn obwohl das griechische Wort 57 mal im Neuen Testament vorkommt, so ist es doch nicht immer durch "Schule" übersetzt, Jak 2:2 z.B. ist es durch "Versammlung" wiedergegeben. Es müsste natürlich stets durch "Schule" übersetzt sein. Stände z. B. Jak 2:2 "Schule", so wäre dadurch die Tatsache betont, dass Jakobus an die "zwölf Geschlechter, die da sind hin und her", d. h. in der Zerstreuung, schrieb, und es wäre daraus zu sehen, dass sich die Epistel an die Glieder des zerstreuten Volks* richtet und auf sie anzuwenden ist, gerade wie auch die sieben Sendschreiben Offb 2. und Offb 3.. Jedenfalls gibt der Gebrauch des Wortes "Schule" Offb 2:9 und Offb 3:9 diesen Sendschreiben ein jüdisches Gepräge. "Satans Schule" ist den anderen Versammlungen gegenübergestellt.

  • Dadurch wäre auch viel Streit vermieden über das Salben mit Öl usw. Jak 5:14 und über "Glauben" und "Werke".

Wenn das Wort ecclesia in der Apokalypse von der Gemeinde ausgelegt, und das Wort Synagoge in Offb 2:9 und Offb 3:9 ebenfalls von der Gemeinde erklärt wird, so heißt das, gewissenlos umgehen mit den Worten, die der Heilige Geist spricht, und die Er zu Seiner Offenbarung nicht nur, sondern auch zu unserer Belehrung gebraucht hat.

Unsere Ansicht ist die, dass die Apokalypse (in Gesicht und Weissagung) einen Bericht derjenigen Ereignisse enthält, die "danach", am Tage des Herrn, geschehen werden; dass das ganze Buch von den Juden, den Nationen, und der Erde handelt, nicht aber von der christlichen Kirche (Gemeine) oder dem Christentum; mit dem Letzteren hat es nur insofern zu tun, als die gegenwärtige Verderbnis der Christenheit sich mit dem großen Abfall verschmelzen, und einen Teil davon bilden wird, nach der Entrückung der Gemeinde oder des Leibes Christi.

Es wird aber während jener ereignisreichen Jahre ein Volk Gottes auf der Erde sein: die übriggebliebenen gläubigen Israeliten, die 144 000 Versiegelten, die große Schar und andere Gemeinen von Gläubigen, auf die durch das ganze Buch hindurch Bezug genommen wird (siehe Offb 7:11 und Offb 12:17). In der zuletzt angeführten Stelle lesen wir von "ihrem (des Weibes) Samen, die da Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu Christi."

Die gläubigen Israeliten

Werden diese nicht besonderer Unterweisung bedürfen? Hat der sie vergessen, der das Ende schon am Anfang sieht? Die paulinischen Episteln werden als historischer Bericht dessen, was dann vergangen sein wird, von Nutzen sein, so wie wir jetzt den Bericht der Geschichte Israels im Alten Testament haben.

Unsere Antwort auf diese Fragen ist, dass Gott für ihre Unterweisung, Warnung und Ermutigung im 2. und 3. Kapitel diesen Buches gesorgt hat.

Gleich zu Anfang sind sie der Gegenstand des göttlichen Gedenkens, der Fürsorge und Liebe Gottes. Ihr Mangel muss ausgefüllt werden, ehe sonst etwas berichtet wird von dem, was Johannes sah; und hier werden sie finden, was in Sonderheit für ihre Unterweisung geschrieben ist.

Gerade in unserer Zeit bereitet sich der Kern dieser Übriggebliebenen vor. Hunderte von Juden glauben an Christus als den Messias, die Ihn als Heiland nicht kennen. Und sogar unter den Ungläubigen in Israel ist eine politische Bewegung am Werke, die bald zu den Ereignissen, von denen die Offenbarung handelt, führen oder in ihnen auslaufen mag.

Dies bedeutet natürlich, dass wir die Auslegung von Offb 2. und Offb 3. als zukünftig, zu dem "danach" gehörend ansehen müssen. In Bezug auf die Anwendung wissen wir wohl, und geben es gerne zu, dass diese Sendschreiben von den Heiligen Gottes durch die Jahrhunderte hindurch gelesen worden sind; und allen, die sie gelesen haben, ist nach der Verheißung Segen zuteil geworden. Wir selbst mögen sie jetzt lesen und anwenden, so weit wir es tun können in Übereinstimmung mit der in den paulinischen Episteln enthaltenen Lehre von der Zeit der Gnade. Indem wir die Sendschreiben so anwenden, überlassen wir die volle und endgültige Auslegung denen, welchen sie danach besonders zugehören wird.

Wenige nur wissen, dass die Beweise für das Vorhandensein dieser Gemeinden als christliche Kirchen sehr gering sind. Für einige fehlt tatsächlich jeder Beweis; anderen aber spricht man ganz ab, dass sie überhaupt bestanden haben.

Gegner der Bibel berichten

Tertullian (160-230) sagt, dass die Häupter gewisser Sekten wie Cerdon und Marcion, die Apokalypse verwarfen, weil Johannes sie nicht geschrieben haben könnte, da es (unter anderen Gründen) in Thyatira zu Johannes Zeit keine christliche Gemeinde gegeben hätte.

Epiphanius, (der um das Jahr 367 schrieb) spricht von den Alogern, einer Sekte, welche die Echtheit der Apokalypse aus dem selben Grund bestritt. Er sagt: "Außerdem vergreifen sich wieder einige von ihnen (den Alogern) an dieser Stelle der Apokalypse (Offb 2:18). Sie führen als Widerspruch dagegen an, dass da gesagt ist: "Dem Engel der Gemeinde von Thyatira schreibe", obwohl in Thyatira keine christliche Gemeinde bestand. Wie konnte der denn an eine Gemeinde schreiben, die es nicht gab?

In seiner Antwort erkannte Epiphanius die historische Tatsache an; aber er sagt darin, dass St. Johannes an die Kirche zu Thyatira schrieb, nicht weil sie schon vorhanden gewesen wäre, sondern in einer noch zukünftigen Zeit vorhanden sein würde.

Wir wissen nicht, welch bessere Antwort er hätte geben können.

Im Jahr 363 n. Chr. wurde das Konzil von Laodizea abgehalten. 32 Bischöfe aus Asien waren da zugegen, darunter auch der Bischof von Ephesus. Dieses Konzil stellt eine Liste, oder einen Kanon der heiligen Bücher auf; aber die Apokalypse wurde in dem Verzeichnis nicht mit aufgeführt.

Wie können wir damit als einer historischen Tatsache rechnen, wenn die sieben Gemeinden damals alle vorhanden gewesen wären, und wenn die Sendschreiben ihnen, also auch Laodizea, zu jener Zeit gesandt worden wären?

Aus diesen Tatsachen ziehen die Feinde der Bibel einen ganz falschen Schluss. Sie gebrauchen sie gegen die Glaubwürdigkeit und Echtheit der Apokalypse und gegen ihr Recht, dem Kanon der heiligen Schrift eingereiht zu sein.

Wir halten im Gegensatz dazu fest an dieser Berechtigung der Apokalypse, sowie auch an ihrer göttlichen Inspiration, aber wir gebrauchen die zweifellosen historischen Tatsachen gegen ein falsches System der Auslegung. Dies ist etwas ganz anderes.

Ein Gegner der Bibel wendet in einem bedeutenden Werk das gebräuchliche System der apokalyptischen Auslegung als einen Beweis gegen die ganze Heilige Schrift an. Er sagt von der Offenbarung: "Da alle Parteien zugeben, dass sie das Schicksal der Kirche enthält, so hat jede Sekte das Buch auf sich allein angewandt, häufig mit Ausschließung aller anderen kirchlichen Gemeinschaften."

Wir sind froh, sagen zu können, dass nicht alle Parteien das verbreitete Auslegungssystem anerkennen; und unser Zweck ist es, jetzt zu zeigen, dass es eine bessere Art, nicht der Auslegung, sondern des Glaubens gibt, wobei das Buch als Gottes Wort in Ehren gehalten, und doch den irrigen Folgerungen begegnet wird, die man aus den Tatsachen abgeleitet hat.

Die sieben Leuchter

Wenn diese "Gemeinde" zukünftige Versammlungen von jüdischen Gläubigen auf der Erde sind, nachdem die Kirche "entrückt" ist, dem Herrn entgegen", so ist alles klar, folgerichtig und verständlich.

Die wirkliche Schwierigkeit entsteht dadurch, dass man versucht, die Kirche in das Buch hineinzulesen, in dem sie keine Stätte hat.
Sollte nicht der Ausdruck von den "sieben Leuchtern" unsere Gedanken gleich zu dem einen goldenen Leuchter der Stiftshütte zurückführen (2Mo 25:31-39)? Ein Leuchter mit sieben Lampen sollte Israels Einigkeit in Stadt und Land andeuten. Hier wird der Zustand der Zerstreuung Israels durch die Tatsache bezeichnet, dass die sieben Lampen nicht mehr in einem Leuchter vereinigt sind. Das Volk ist nicht mehr im Lande, denn Jerusalem ist jetzt nicht mehr der Mittelpunkt; sondern es ist zerstreut in besonderen Gemeinden, in verschiedenen Städten der heidnischen Länder. Gerade wie der eine Leuchter Israel in seiner Einigkeit darstellt, so stellen die sieben Leuchter Israel in seiner Zerstreuung dar; sie sagen uns, dass Jehova Jerusalem wieder zum Mittelpunkt Seines Tuns mit der Erde machen will.

Weiter müssen wir bemerken, dass Johannes nicht sieben einzelne Briefe an sieben getrennte Versammlungen senden wollte, wie allgemein angenommen und geglaubt wird. Das Gegenteil ist der Fall. Die große Stimme sprach: "Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es den sieben Gemeinden!"

Mehr als dreiviertel Millionen Exemplare des Buches der Offenbarung sind in den letzten Jahren in die Hände von Juden auf der ganzen Welt gekommen. Wir weisen hin auf die Übersetzung des Neuen Testaments in die hebräische Sprache von Salkinson-Ginsburg, die von der Trinitarien Bible Society herausgegeben und von der Mildmay Mission to the Jews und anderen Missonsgesellschaften über die ganze Erde verbreitet worden ist.

So ist "das Buch" denen, für die es geschrieben worden ist, gesandt worden und wird ihnen noch immer gesandt; und in nicht ferner Zeit werden viele Versammlungen von Juden die Worte dieser Weissagung hören und lesen, und es wird ein Volk zubereitet sein, das die Worte der Weissagung halten, und in besonderer Weise den Segen empfangen wird, der in Offb 1:3 verheißen ist.

Sie werden verstehen können, was den heidenchristlichen Lesern jetzt so unverständlich ist. In unseren paulinischen Episteln finden wir nichts das mit den Sendschreiben an die Versammlungen übereinstimmt. Aber diese Leser werden sofort an die verschiedenen Stadien ihrer eigenen Geschichte erinnert werden, und in fast jedem Satz eine Anspielung auf die Verhältnisse erkennen, in denen sie sich, wie es in dem Buch geschildert wird, befinden werden.

Dies wollen wir nun darlegen, zunächst durch Bezugnahme auf die Geschichte Israels, und dann, wenn wir uns mit jedem einzelnen Sendschreiben befassen, werden wir zu fast jedem Satz in den sieben Sendschreiben einen Hinweis eben, in manchen Fällen auf die Apokalypse selbst.

Zeitabschnitte der Geschichte Israels

Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, dass in diesen Episteln auf sieben vergangene Zeitabschnitte der Geschichte Israels Bezug genommen wird; und die Reihenfolge in der Offenbarung stimmt überein mit der geschichtlichen Aufeinanderfolge im Alten Testament.

1. Ephesus - Der Tag von Israels Verlöbnis

(2. Buch Mose) In dem Sendschreiben an die Gemeinde von Ephesus wird Bezug genommen auf das 2. Buch Mose, auf Gottes Liebe bei der Ausführung Israels aus Ägypten und der Bildung des Volkes. Siehe Hos 11:1: "Da Israel jung war, hatte Ich ihn lieb und rief ihn, Meinen Sohn, aus Ägypten". Jer 2:2 nennt Jehova Israel "eine liebe Braut". Und Hes 16. wird ausführlich über das Walten und Wirken der "ersten Liebe" und ihre Zurückweisung berichtet. Das ganze Kapitel Hes 16. muss zusammen mit 2Mo 19:4-6 gelesen werden. Hier wird Israel nun angeklagt, die "erste Liebe" verlassen zu haben. Das ist der Anfang von aller späteren Sünde.

2. Smyrna - Die Zeit der Wüstenwanderung

(4. Buch Mose) Im Sendschreiben an Smyrna wird Bezug genommen auf eine bestimmte Prüfungszeit. In der Wüste dauerte die Prüfung vierzig Jahre, hier zehn Tage. Wer die zehn Tage für zehn Jahre halten will, muss es auf seine eigene Verantwortung hin tun. Wir betonen nur, dass auf eine entsprechende Zeit der Prüfung hingewiesen wird, und dass es eine festgesetzte und begrenzte Zeit ist.

Es ist uns bekannt, dass es eine Auslegung gibt, welche die Stelle auf die "zehn" Christenverfolgungen zwischen den Jahren 57 bis 284 bezieht. Aber zum Unglück für diese Theorie ist hier gar nicht von einer Reihe von einzelnen Verfolgungen die Rede, sondern die Dauer einer Verfolgungszeit angegeben. Es ist klar, dass ein Auslegungssystem, das sich auf solchen Erfindungen aufbaut, zu unserem Verständnis des Buches nicht beitragen kann.

Das System, nach welchem in der Weissagung Tage als Jahre gelten, ist eine menschliche Erfindung und ist nicht nur unnütz, sondern schädlich.

Wenn Gott von einem "Tag" spricht, so soll es auch ein Tag sein, und wenn Er von einem "Jahr" redet, so meint Er ein Jahr. Sogar an den Stellen, wo Er einen Tag für ein Jahr stehen lässt, sind die Wörter in jedem Fall in ihrem buchstäblichen Sinn und ihrer natürlichen Bedeutung gebraucht.

Die Kundschafter bleiben 40 Tage, und Israel musste 40 Jahre in der Wüste wandern ("je ein Tag soll ein Jahr gelten"). "Tag" bedeutet da Tag, und "Jahr" bedeutet Jahr (4Mo 14:34). Weil Gott es hier so anordnet, haben wir doch kein Recht, auf unsere eigene Verantwortung hin an jeder anderen Stelle dasselbe zu tun.

Hesekiel sollte sich 390 Tage auf die linke Seite legen; das bedeutete doch aber nicht, dass er 390 Jahre lang liegen bleiben sollte! Wenn Jehova sagt: "Ich will dir die Jahre ihrer Missetat zur Anzahl der Tage machen, nämlich 290 Tage" (Hes 4:4.5), so ist es doch klar, dass "Tage" auch Tage, und "Jahre" Jahre bedeuten sollen.

Hesekiel soll die Missetat Judas 40 Tage lang tragen; Jehova spricht zu ihm: "Denn Ich gebe dir hier auch je einen Tag für ein Jahr" (Hes 4:6). Wir haben dieselbe einfache und wortgetreue Angabe der Tatsachen.

Wenn es menschliche Ausleger verantworten können, in anderen Fällen ebenso für Jahre Tage zu setzen, ob bei "1260 Tagen" oder "10 Tagen", oder sonst einer Zahl, so nehmen sie eine ernste Verantwortung auf sich. Bei anderen Prophezeiungen greifen sie nicht zu diesem "System" und wagen es nicht. 1Mo 7:4 spricht Gott: "Denn von nun an über sieben Tage will Ich regnen lassen auf Erden vierzig Tage und Nächte", und so ist dies Wort auch erfüllt worden (1Mo 7:10.12).

1Mo 40:12.13 heißt es: "Drei Reben sind drei Tage", und die Erfüllung folgt im Vers 1Mo 40:20: "Und es geschah des dritten Tages usw." (nicht im dritten Jahr).

Als Gott vom Fleisch prophezeite, das Er Israel zu essen geben wollte, bedeuteten die Tage auch Tage (4Mo 11:19.20).

So bedeutet auch der Ausdruck "zehn Tage" hier Offb 2:9 zehn Tage. Und in vielen Städten haben es die Juden schon erfahren, was es heißt, eine antisemitische Verfolgung tagelang zu erdulden. Warum sollte es nicht auch hier so sein?

Haman wurde ein Tag gegeben, um die Juden zu "verderben". Warum sollten einem anderen "Judenfeind" nicht zehn Tage der Verfolgung gegeben werden?

Und was hat diese oder eine ähnliche Periode mit der christlichen Kirche zu tun, für die es keine "Zeiten und Stunden" gibt (1Thes 5:1)?

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Zeit, auf die hier Bezug genommen wird, die Zeit von Mt 24:9.10 und Jes 64:5 ist.

3. Pergamus - Die Zeit in der Wüste

(4. Mose) In dem Sendschreiben an Pergamus wird Bezug genommen auf Bileam, der in einer noch kommenden Zeit einen Nachfolger haben wird.

Durch "Bileams Rat" (4Mo 31:16ff) wurde Israel abwendig gemacht und zu der schlimmsten Form midianitischen Götzendienstes geführt, denn "Israel hängte sich an den Baal-Peor" (4Mo 25:3).

In einer zukünftigen Zeit wird Pergamus in besonderer Weise der Sitz oder Thron) Satans sein (Offb 2:13 und vgl. Offb 13:2), und eine Art des Götzendienstes, noch furchtbarer als der des Baal-Peor, wird auf Erden herrschen. Petrus redet von dieser Zeit in seiner Epistel an die Zerstreuten 2Petr 2:15 spricht er besonders davon, dass sie "folgen dem Wege Bileams, des Sohnes Beors".

Auch Judas verbindet seine Schilderung einer ähnlichen Phase des Götzendienstes, die mit Bileams "Rat" zusammenhängt. Bezug genommen ist, dass dieser Götzendienst in der Periode, welche die Apokalypse schildert, wieder aufleben wird.

Wie dort für die große Sünde das Strafgericht des Schwertes gesandt wird (4Mo 31:1-15), so auch hier. Gott spricht in der Offenbarung zu demselben Volk von derselben Sünde und verkündigt ihnen dasselbe Strafgericht. "Ich werde mit ihnen kriegen durch das Schwert Meines Mundes". (Offb 2:16). Diese Drohung wird Offb 19:21 ausgeführt. Aus diesem Grund also wird das "scharfe Schwert" des Sprechens Offb 2:12 besonders erwähnt, in Übereinstimmung mit Offb 1:16, wo uns in der Vision ein gleicher Zug entgegentritt.

4. Thyatira - Die Zeit der Könige Israels

(1. u. 2. Könige) In dem Sendschreiben an Thyatira haben wir die Bezugnahme auf eine andere noch stärkere Form der Abgötterei, wie sie in den Tagen Ahabs, des Königs von Israel, aufkam und sich einbürgerte; auch er verführte, wie Bileam, Israel zur Sünde (1Kö 16:30).

Ahab war der erste König, der die abscheulichste Form heidnischen Götzendienstes, die das menschliche Herz je erdacht hat, öffentlich einführte und organisierte (1Kö 16:33). Die besondere Bedeutung ist in demWort "Ascherabild" überliefert und enthalten. Näher einzugehen auf diese Form des Götzendienstes hieße nur, die Gedanken beflecken. Der Herr selbst gibt in diesem Sendschreiben (Offb 2:20-24) einen Schlüssel dazu. Wir fügen noch hinzu, was Bileam in Israel eingeführt hatte (s. Offb 2:14), wurde unter Ahab und Isebel zu einem nationalen, religiösen System erhoben, wie es bei den heidnischen Völkern ringsum schon lange bestanden hatte.

Worin jenes System lasterhaften Götzendienstes bestand, ist zur Genüge bekannt: einiges ist aus einem kürzlich aufgefundenen Papyrus*) zu entnehmen, der ungefähr den sechsten Teil der Himmelfahrt des Jesaja enthält, die früher nur in einer äthiopischen Übersetzung bekannt war (mit Ausnahme einer verstümmelten und wertlosen griechischen Rezension in einem Gebetbuch in Paris aus dem zwölften Jahrhundert). Dieser Papyrus ist sehr alt; und die historischen Tatsachen darin können, von den Weissagungen getrennt, für richtig gehalten werden. Vom Zustand der Dinge in den Tagen der König Israels heißt es da: "Und Manasse wandte sein Herz Beliar (d.h. Belial) zu dienen, denn der Engel der Gesetzlosigkeit, der diese Welt regiert, ist Beliar, dessen Name ist Malambuchus. Und er hatte Wohlgefallen an Jerusalem über Manasse und machte ihn stark in seinem Abfall und in Gesetzlosigkeit; denn Jerusalem war voll davon. Und Zauberei und Magie nahmen zu, und Wahrsagerei und Zeichendeuten und Hurerei und Verfolgung der Gerechten durch die Hände Manasses.... Und als Jesaja, der Sohn Amos, sah die Gesetzlosigkeit in Jerusalem, und die Anbetung Satans und seinen Triumph, zog er fort von Jerusalem und lebte in Bethlehem in Judäa."

  • ) Jetzt in der Sammlung von Lord Amherst und unter dem Titel "The Amherst Papyri" veröffentlicht.

Der Papyrus spricht weiter von Zedekia, dem Sohne Kenaana, als "dem Lehrer der 400 Propheten Baals", und sagt, dass Jesaja Jerusalem "Sodom" nannte, und die Herrscher von Juda und und Israel "Volk von Gomorra". Dies geschah natürlich mit Beziehung auf die speppziellen Sünden von Sodom und Gomorra. Siehe Jes 1. usw.

Es sind viele Anzeichen vorhanden, dass ein ähnliches System später noch einmal aufkommen wird. Schneller als jedes andere würde es sich über die ganze Welt ausbreiten, alle Gemeinschaften vereinigen, auch die niedrigsten Menschen für sich gewinnen.

Sie werden auf diese Weise alle religiös, und können doch die niedrigsten Triebe der menschlichen Natur befriedigen unter der Maske der Religion.

Auch ist keine Verderbtheit denkbar, bei der das Volk Gottes so leicht zu erkennen wäre. Keine andere Sünde würde es wirksamer trennen von der überhand nehmenden Bosheit ringsum.

Dies ist die beste Erklärung, die wir zu den ernsten Versen Offb 9:20.21 geben können; oder besser gesagt, diese Stelle erklärt selbst, welcher Art das große, über die ganze Welt verbreitete Religionssystem des Antichristen sein wird. Auch Gottes Plagen werden es bis zu der Zeit noch nicht wegräumen können, und die noch größeren Strafgerichte der "sieben Zornschalen" werden es treffen.

Diese Verse (Offb 9:20.21) sind von so hoher Bedeutung, dass wir sie ganz anführen müssen.

"Und die übrigen Leute, die nicht getötet wurden von diesen Plagen, taten nicht Buße für die Werke ihrer Hände, dass sie nicht anbeteten die Teufel und die goldenen, silbernen, ehernen, steinernen und hölzernen Götzen, welche weder sehen noch hören noch wandeln können; und taten auch nicht Buße für ihre Morde, Zauberei, Hurerei und Dieberei".

Noch einmal machen wir darauf aufmerksam, dass die Erwähnung dieser Sünde in den sieben Sendschreiben mit Aufeinanderfolge der Ereignisse in Israels Geschichte übereinstimmen.

5. Sardes - Die Zeit der Wegführung Israels

(1. und 2. Chronika) Wir hatten vier Bezugnahmen auf Israels alttestamentliche Geschichte. Da Vier die Zahl der Erde ist, so haben auch diese vier mit dem irdischen Israel und seinem Land, sowie mit dem Gipfel der Entfremdung von der, dem Volk geoffenbarten Liebe Gottes, zu tun. Israel hatte "die erste Liebe verlassen", war von Gott abgefallen und hatte sich Götzen der gräulichsten Art zugewandt.

Dies ist der Höhepunkt der Sünde Israels. Nun folgt nur noch das Gericht, bis Israel aus dem Land hinweggeführt, und aus Gottes Bund ausgestoßen wird. Sein Name wird ganz ausgetilgt. Niemals wieder soll es ein selbstständiges Zehnstämme-Königreich sein; so ausgetilgt ist es, dass man heute von den verlorenen zehn Stämmen spricht.*)

  • ) Nicht, dass sie "verloren" sind im eigentlichen Sinn des Wortes, aber der sprichwörtliche Ausdruck ist bezeichnend.

Die Weissagung von 5Mo 29:20 hat sich erfüllt, nicht nur an den Einzelnen und an dem Stamm, sondern an der ganzen Nation. 5Mo 29:17.19 droht Gott, auszutilgen den Namen des "Mannes" oder des "Stammes", der Götzendienst einführen würde. Tatsache ist, dass sich die Stämme Dan und Ephraim als die ersten dem Götzendienst ergaben; und ihre Namen sind ausgetilgt aus den Stämmen derer, die versiegelt wurden (Offb 7.).

In den jetzt folgenden Sendschreiben (an die Gemeinde zu Sardes) haben wir die Bezugnahme auf dieses Fehlen der Namen. Den wenigen, die ihre Kleider nicht befleckt haben, wird die Verheißung gegeben: "Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angelegt werden, und Ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und Ich will seinen Namen bekennen vor Meinem Vater und vor Seinen Engeln" (Offb 3:5).

6. Philadelphia - Die Zeit der Könige Judas

(2. Chronika) Wir haben zwei Bezugnahmen auf die Geschichte des Reiches Israel gehabt, nun folgen zwei Bezugnahmen auf die Geschichte des Reiches Juda; diese haben es nicht mehr mit Unterlassung, Sünde und Gericht zu tun, sondern mit der Hoffnung auf Wiedereinsetzung und Segen. Wie auf Ahab, den König von Israel hingewiesen wurde, welcher zuerst den Ascheradienst einführte, so gilt die Bezugnahme in dem Sendschreiben an die Versammlung zu Philadelphia dem König von Juda, Hiskia, der alles aufwandte, um ihn auszurotten.

2Chr 31:1 heißt es, dass auf Hiskias Veranlassung, "alle Israeliten, die unter den Städten Judas gefunden wurden, zerbrachen die Säulen und hieben die Ascherabilder ab."

Seine beiden Vorgänger werden wie er, in Hinsicht des Tempels und Tempeldienstes, geschildert. Diese drei Könige Judas sind dadurch miteinander verbunden, dass Jesaja während ihrer Regierung sein Prophetenamt ausübte, "zur Zeit Jothams, des Ahas und Hiskias" (Jes 1:1).

  1. Jotham "ging nicht in den Tempel des Herrn" (2Chr 27:2)
  2. Ahas "schloss die Türe zu am Hause des Herrn" (2Chr 28:24)
  3. Hiskia "tat auf die Türe am Hause des Herrn im ersten Monat des ersten Jahres seines Königreichs" (2Chr 29:2).

Jes 22:22 bezieht sich ebenfalls auf diesen Punkt. Sebna, der Schatzmeister, hatte seine Macht zu seiner eigenen Verherrlichung missbraucht (s. Jes 22:15-19). Deshalb wurde er auf göttliches Geheiß abgesetzt und "die Schlüssel zum Hause Davids" wurden Eljakim, dem Sohne Hiskias, auf die Schulter gelegt (Jes 22:20-25). "Und will die Schlüssel zum Hause Davids auf seine Schulter legen, dass er auftue und niemand zuschließe, dass er zuschließe und niemand auftue. (Jes 22:22).

Durch diesen Bezug auf Jesaja können wir die Ankündigung an die Versammlung zu Philadelphia Offb 3:8 verstehen: "Siehe, Ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen."

Auch können wir dadurch den Hinweis auf den Tempel verstehen in der Verheißung: "Den will Ich machen zum Pfeiler in dem Tempel Meines Gottes, und er soll nicht hinausgehen" (Offb 3:12).

Wir werden aber noch weiter geführt als nach Jerusalem und Seinem Tempel, nämlich zu dem Segen am Ende der Tage, zu dem neuen Jerusalem und "dem Tempel Meines Gottes", wo sich erfüllen wird, was Jes 62:2 geschrieben steht: "Die Heiden sehen deine Gerechtigkeit und alle Könige deine Herrlichkeit; und du sollst mit einem neuen Namen genannt werden, welchen des Herrn Mund nennen wird."

Dieselbe Verheißung finden wir Offb 3:12: "Ich will auf ihn schreiben... Meinen Namen, den neuen". Da ist es völlig unverständlich, wie man jemals diese Verheißung auf die Kirche beziehen konnte, statt auf Israel, wie man sie denen wegnahm, zu denen sie direkte Beziehung hat, und auf diejenigen anwandte, die in keiner Beziehung mit ihr stehen.

7. Laodizea - Die Zeit der Hinwegführung Israels

(Die kleinen Propheten). Wir erreichen in diesem Sendschreiben die tiefste Stufe der Erniedrigung Judas in jener langen Zeit der Entfremdung von Gott, von der Zeit an, da Israel die "erste Liebe" verließ, bis zu seinem Verlöbnis, als es aus Ägypten geführt wurde, bis tief hinab zu den Gräueln des Götzendienstes und zu den Schrecken des Gerichts; bis wir das Volk so finden, wie es in dem Sendschreiben an die Versammlung zu Laodizea geschildert wird, in einem Zustand geistiger Verkommenheit wie zur Zeit der kleinen Propheten.

In der Tat ist die Übereinstimmung eine soll vollständige, dass wir sie erst ganz erkennen werden, wenn wir das Sendschreiben Satz für Satz durchgehen und die Stellen aus den Propheten betrachten, die wir ihm zur Seite stellen. Wir geben einige davon als Beispiel:

Offb 3:17: "Du sprichst, Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts; und weißt nicht, dass du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß."

Hos 2:7.10.11.12: "Denn ihre Mutter ist eine Hure und spricht: Ich will meinen Buhlen nachlaufen, die mir geben Brot, Wolle, Flachs, Öl und Trinken... Denn sie will nicht wissen, dass Ich's sei, der ihr gibt Korn, Most und Öl, und ihr viel Silber und Gold gegeben habe, das sie haben Baal zu Ehren gebracht. Darum will Ich Mein Korn und Most wieder nehmen zu seiner Zeit, und Meine Wolle und Flachs entziehen, damit sie Ihre Blöße bedeckt. Nun will Ich ihre Schande aufdecken vor den Augen ihrer Buhlen" usw.

Man muss Hos 2.-5. und Hos 12:8 lesen, um die beständige Bezugnahme auf dieses Stadium in Israels Zustand zu erkennen. Man vergleiche auch Hag 1:6; Jer 13:25.26; Jer 5:27; Sach 11:5.13-18.

Offb 3:18: Ich rate dir, dass du Gold von Mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, dass du reich werdest; und weiße Kleider, dass du dich antust und nicht offenbart werde die Schande deiner Blöße; und salbe deine Augen mit Augensalbe, dass du sehen mögest.

Damit vergleiche man Jes 55:1.2; Hos 2:3; Jer 13:25.25; Jes 59:10; Jes 66:17. Siehe auch Mal 3:3.

Offb 3:19: "Welche Ich lieb habe, die züchtige Ich. So sei nun fleißig und tue Buße."

Jes 43:4: "Weil du so wert bist vor Meinen Augen geachtet, muss du auch herrlich sein, und Ich habe dich lieb". Ebenso 5Mo 7:8 und 5Mo 8:5: "So erkennst du ja in deinem Herzen, dass der Herr, dein Gott dich gezogen hat, wie ein Mann seinen Sohn zieht."
Mal 3:7: So bekehrtet euch nun zu Mir, so will Ich Mich zu euch auch kehren", ist eine andere Form für Offb 3:1.

Offb 3:16 spricht der Herr davon, dass Er den Engel ausspeien will auch Seinem Munde. Derselbe Ausdruck ist 3Mo 18:25-28 in der Weissagung von Israel gebraucht; dort warnt Jehova, dass "das Land seine Einwohner ausspeie", wenn sie in die Gräuel heidnischen Götzendienstes fallen würden (vgl. Jer 9:19; Hes 13:17).

Aus alledem sehen wir, dass die Bezüge in diesem Sendschreiben keineswegs auf die christliche Kirche passen; in jeder Einzelheit aber aufs genaueste mit Israels Geschichte übereinstimmen. Israel soll durch seine eigene Geschichte belehrt werden und sich so vor den Gefahren warnen lassen, die es in kommender Zeit noch bedrohen werden.

Wenn die Gemeinde entrückt ist, und Gott sich wieder Israel zuwendet, so wird der religiöse Zustand des Volkes ganz ähnlich sein wie beim ersten Kommen des Herrn. Es wird dann viel von Religion die Rede sein, gerade so wie damals. Jes 1:10-15 schildert ausführlich den Zustand der Dinge, der damals herrschte, und der in Zukunft wieder eintreten wird.

Da wird sich die Prophezeiung erfüllen: "Du sprichst: Ich bin reich und habe far satt und bedarf nichts".

Das Gebet des Pharisäers (Lk 18:11.12) ist ein Beispiel dafür. Die Gleichnisse vom großen Abendmahl, vom hochzeitlichen Kleid usw. schildern diesen Zustand. Das Volk war blind. Die Antwort auf die Frage: "Sind wir denn auch blind?" (Joh 9:40.41) ist ein Beweis davon.

Die Einladung zur Hochzeit wird wie damals an jeden Einzelnen ergehen. Matthäus wurde eingeladen, Zachäus wurde eingeladen und so viele andere und wer den Ruf hörte, konnte Seiner gebietenden und erweckenden Macht nicht widerstehen.

Auf das große Hochzeitsfest Offb 19:9 weisen die Gleichnisse hin.

Die "Knechte", an die dieses Sendschreiben gerichtet ist, werden die eindringliche Warnung verstehen: "Siehe,Ich stehe vor der Tür und klopfe an." Es war "den zwölf Stämmen, die da sind hin und her", verkündig worden: "Der Richter ist vor der Tür" (Jak 5:9).

Die Ankündigung enthält den Gedanken an die Nähe des Richters, der alsdann bereit sein wird, sich zu offenbaren.

Wir wissen wohl dass die Mahnung in Offb 3:20: "Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an" allgemein so ausgelegt worden ist, als wäre die Rede vom Heiland, der in Gnade denen nahe ist, die in der jetzigen Gemeindehaushaltung leben. Diese Missdeutung ist verbreitet worden durch die Darstellung der Maler, die so häufig dem Auge Verdrehungen der Schrift vorgeführt haben.

Es ist eine Fälschung, die dem alten Menschen gerade zusagt, denn sie setzt den Menschen an die Stelle des allmächtigen Gottes und macht den Herrn Jesus zu einem hilflosen Bittenden. Das alles ist den Lehren der Gnade fremd und dazu geeignet, sie wirkungslos zu machen.

Außerdem steht auch diese allgemein verbreitete Auslegung nicht im Zusammenhang mit dem Text. In allen sieben Sendschreiben nämlich belohnt der Herr als Richter Seine "Knechte" nach ihren "Werken". Denen, die Ihn suchen und bereit sind, Ihn zu empfangen, erscheint Er nach Seinem Versprechen Lk 12:35-40: "Lasset eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen; und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wenn Er aufbrechen wird von der Hochzeit, auf dass, wenn Er kommt und anklopfet, sie Ihm alsbald auftun. Selig sind die Knechte, die der Herr, so Er kommt, wachend findet. Wahrlich, Ich sage euch: Er wird sich schürzen, und wird sie zu Tisch setzen, und vor ihnen gehen, und ihnen dienen. Und so Er kommt in der anderen Wache und in der dritten Wache, und wird's also finden: selig sind diese Knechte. Das sollt ihr aber wissen, wenn ein Hausherr wüsste, zu welcher Stunde der Dieb käme, so wachte er und ließe nicht in sein Haus einbrechen. Darum seid auch ihr bereit; denn des Menschen Sohn wird kommen zu der Stunde, da ihr's nicht meinet." Hier finden wir "des Menschen Sohn", "die Knechte", das Gleichnis vom "Dieb", das "Wachen", das "Anklopfen", das "Auftun" und das "Zu-Tisch-setzen". Offb 3:20 haben wir es mit der Erfüllung dieser Weissagung zu tun.

Wie einfach ist alles, wenn wir dieses Sendschreiben als von dem abtrünnigen Israel handelnd lesen, im Licht der Propheten und Evangelien!" Wie viel mehr befriedigt es uns, die Erklärungen dazu in den Schriften des Alten Testaments zu finden, anstatt sich mit den widersprechenden und phantastischen Verweisen auf gewisse Phasen der Kirchengeschichte einzulassen, die gar keine biblische Begründung haben, und nur aus der menschlichen Einbildungskraft hervorgehen. Die ganze Auslegung ist ein Wirrsal, die Lehre eine Irrlehre, sobald wir die Gemeinde oder die gegenwärtige Gnadenzeit in diese Sendschreiben hinein bringen.

Wir haben bei der Betrachtung dieses vierzehnten Punktes zur Genüge sehen könne, dass hier ein weiterer Beweis dafür vorhanden ist, dass die Gemeinde nicht der Gegenstand der Apokalypse ist.

Dasselbe erkennen wir, wenn wir auf unseren letzten Punkt eingehen. Die Anordnung der in diesen Sendschreiben enthaltenen Verheißungen.

Verheißungen an die Versammlungen

Wie in den Sendschreiben die Bezugnahme auf das Alte Testament mit der geschichtlichen Aufeinanderfolge der Ereignisse übereinstimmt, so ist es auch in Bezug auf die Verheißungen, die in denselben enthalten sind. Auch da richtet sich die literarische Reihenfolge nach Israels Geschichte.

Sie sind an ein Volk geschrieben, das wohl bewandert sein muss im Alten Testament, unterrichtet in allem, was seine Väter erlebt haben, und was zu seiner Belehrung geschrieben ist. So wird es sogleich die Beziehung verstehen zwischen den Prüfungen und Gerichten der Vergangenheit mit denen es vertraut ist, und jenen ähnlichen Verhältnissen, in denen es sich in Zukunft befinden wird.

Während die geschichtlichen Ereignisse, die mit dem Tadel Gottes in Beziehung stehen, vom 2. Buch Mose bis zu den kleinen Propheten reichen, beginnen die Verheißungen mit dem Aufenthalt in Eden und enden mit der Zeit Salomos.

Die Reihenfolge der Anklagen richtet sich nach den Graden der Entfernung des Volkes von Jehova. In den geschichtlichen Bezugnahmen der Sendschreiben ist Israels Abfall von Gott nachgewiesen.

Aller Segen hing ab von dem nationalen Festhalten des auserwählten Volkes an dem Bund, den Gott beim Auszug mit Israel geschlossen hatte, und der bis zur Zeit der kleinen Propheten dauerte.

Wir sehen Israel in der Geschichte immer tiefer herabsinken, bis wir es alles nationalen Segens beraubt finden, arm, elend und blind. Die ganze Hoffnung des Volkes sind einige wenige, die miteinander reden von dem, der da kommen soll, und die über den Messias nachdenken (Mal 3:16). Später lernen wir diese kennen als Zacharias und Elisabeth (Lk 1:5.6), Simeon (Lk 2:25) und Hanna (Lk 2:36-38) und andere, die "auf den Trost Israels" und die "Erlösung in Jerusalem" warten (vgl. Mk 15:43 und Lk 24:21).

In den sieben Sendschreiben an die Versammlungen ist, wie wir gesehen haben, dieselbe geschichtliche Reihenfolge eingehalten.

Wenden wir uns aber den Verheißungen zu, so finden wir, dass sie in umgekehrter Reihenfolge fortschreiten. Anstatt uns hinabzuführen von Israels Gnadenstellung (2. Mose) bis zum tiefsten Standpunkt des Gartens bis zum Teilhaben an Seinem Stuhl.

Wir werden das sogleich sehen, wenn wir den Verheißungen Offb 2. und Offb 3. nachgehen.

Zunächst müssen wir aber bemerken, dass sie alle durchaus individuell sind. Eine Gemeinde als solche wird nicht anerkannt. Jede der sieben Verheißungen beginnt mit den Worten: "Wer überwindet". Die stimmt überein mit der Sprache der vier Evangelien und der Epistel an die Hebräer. "Wer bis an das Ende ausharrt" und der ganzen Macht des Bösen, die ihn umgeben wird, widersteht, der wird selig.

Solche Ausdrucksweise ist der Sprache der Briefe Pauli an die christlichen Gemeinden fremd.

Die ganze Periode, die "den Tag des Herrn" umschließt, wird bezeichnet als das endliche Zusammentreffen der Zeiten oder ist synteleia; aber die Krisis, in der sie ihren Höhepunkt erreicht, wird telos, das Ende der Zeit genannt.

Beide Ausdrücke sind im Neuen Testament durch "Ende" übersetzt; doch muss der Gebrauch dieser beiden Wörter auseinandergehalten werden.

Syntelia bezeichnet ein Aufhören oder Enden in Verbindung mit anderen Dingen. Weltende ist wohl die beste Übersetzung *1). Es schließt in sich, dass verschiedene Ereignisse zusammentreffen und in derselben Zeit ihr Ende erreichen, während telos der Zeitunkt am Ende dieser Periode ist *2). Mit Mt 24:3 fragen die Jünger z. B. "Welches wird das Zeichen sein Deiner Zukunft und der synteleia, der Zeit?

  • 1) Das Wort kommt nur in Mt 13:39.40.49; Mt 24:34; Mt 28:20 vor, woraus hervorgeht, dass dieser Vers sich auf eine noch kommende Zeit bezieht. Hebr 9:26 spricht von der synteleia einer früheren Zeit. In der Septuaginta findet sich das Wort in Dan 12:4.13.
  • 2) Telos ist in dieser Verbindung bedeutsam Mt 10:22 und Offb 2:26.

In der Antwort auf diese Frage spricht der Herr von dem ganzen Zeitabschnitt und umschließt die ganze synteleia. Dreimal aber erwähnt er das telos: 1. um zu sagen, dass "noch nicht das telos da" ist (Mt 24:6); 2. um den selig zu preisen, der "ausharrt bis an das telos" (Mt 24:13); 3. in Mt 24:14, um die Krisis zu bezeichnen, die gleich nach dem Aufhören der Predigt des "Evangeliums vom Reich" eintritt. "Dann wird das telos kommen." Das Zeichen des telos ist der Beginn "der Gräuel der Verwüstung (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel)". Wer bis dahin ausharrt, der wird selig und wird unter den Überwindern sein, denen die Verheißung in den sieben Sendschreiben gelten.

Der Zahl nach sind es, wie wir wissen, sieben; doch haben wir zu beachten, dass, wie auch anderweitig, die sieben hier in drei und vier zerlegt ist.

Jedes Sendschreiben endet mit zweierlei: mit einer Mahnung zu "hören" und mit einer Verheißung für den, der "überwindet". In den ersten drei Sendschreiben steht die Verheißung nach der Mahnung. In den letzten vier geht sie voraus.

Die drei ersten stehen nämlich in Verbindung mit den göttlichen Verordnungen des 1. u. 2. Buches Mose (dem Garten und der Wüste), während die vier letzten in Beziehung stehen zu dem Land und den Thronen Davids und Salomos. Die Zahl Drei bezeichnet himmlische oder göttliche Vollkommenheit, die Zahl Vier hat mit der Erde zu tun.

Wir wollen die Verheißungen der Reihe nach betrachten.

Die erste Verheißung (Ephesus)

bezieht sich auf 1Mo 2.; sie lautet: "Ich will zu essen geben von dem Holz des Lebens, das im Paradies Gottes ist" (Offb 2:7).

Die Apokalypse handelt nicht nur von Israel, sondern auch von der Erde; und die erste Verheißung führt zurück nach Eden und zum "Baum des Lebens".

Der Weg zu jenem Baum war verloren gegangen; er war "bewahrt" durch die Cherubim (1Mo 3:24). Sodann werden die Cherubim wieder in Verbindung mit dem Weg zu dem Lebendigen, bei der Bundeslade erwähnt, und sind so mit Israel in Beziehung gesetzt.

Nur bei der Wiederherstellung Israels kann der Weg zu dem "Baum des Lebens" wieder aufgetan werden.

Regiment und Herrschaft über die Erde ist das große Thema der Apokalypse. Darum führt die Verheißung auf jene Zeit zurück, wo die Herrschaft unbekannt und die Regierung gestürzt war. Dies wird der Ausgangspunkt. Aus diesem Grund erscheinen die Cherubim wieder in der Apokalypse, in enger Verbindung mit dem Werk der Wiederaufrichtung der Herrschaft Gottes über die Erde. Ihr Lied singt von der "Schöpfung" (Offb 4:11), deren Symbole sie sind. Sie singen von der Erlösung Israels (nicht von ihrer eigenen: Siehe die Bemerkungen darüber in Offb 4. und Offb 5.)

Die zweite Verheißung (Smyrna)

bezieht sich auf 1Mo 3. und lautet: "Sei getreu bis in den Tod, so will Ich dir die Krone des Lebens geben." "Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem anderen Tod." (Offb 10:11). Hier wird auf 1Mo 3. Bezug genommen, wo der Tod zuerst eindringt. Aber die Verheißung geht darüber hinaus, denn sie spricht nicht nur von dem Tod, der durch die Sünde kam, sondern von dem "anderen Tod", von dem Offb 20:14; Offb 21:8 spricht.

Die dritte Verheißung (Pergamus)

bezieht sich auf 2. Mose. Die Verheißung lautet: "Ich will zu essen geben von dem verborgenen Manna, und will ihm geben einen weißen Stein, und auf dem stein einen neuen Namen geschreiben, welchen niemand kennt, denn der ihn empfängt." (Offb 2:17).

In diesem dritten Sendschreiben, das auf die Zeit in der Wüste und Bileams Rat zurückgreift, ist die Rede von dem Manna, der Speise in der Wüste, von dem in 2. Mose berichtet wird. "Himmelsbrot" und "Engelsbrot" (Ps 78:24.25) werden die Lüsten des Fleisches und der geistlichen Abgötterei gegenübergestellt. Das Manna sollte in der Bundeslade "verborgen werden", "dass man sehe das Brot, damit Ich euch gespeist habe in der Wüste, da Ich euch aus Ägypterland führte.... Also ließ es Aaron daselbst vor dem Zeugnis, dass er erhalten bleibe". (2Mo 16:32-34). Diese "verborgene" Speise soll Israel daran erinnern, dass Gott die Übriggebliebenen Seines Volkes in jener zukünftigen Zeit zu versorgen vermag, wo "niemand kaufen oder verkaufen" (Offb 13:16.17), also auch keine Speise kaufen kann, er habe denn "das Malzeichen des Tieres."

Gott erhielt Sein Volk in der Wüste, wo alle Nahrung fehlte. Warum sollte Er es hier nicht tun? Die falschen Propheten werden sich am Tisch einer anderen Isabel satt essen. Warum sollte Gott in der Wüste für die Seinen an jenem Tage nicht "einen Tisch bereiten" können (Ps 78:19), wohin sie ihr Zuflucht nehmen werden (Offb 12:14)? Ist das eine buchstäblich zu verstehen, warum nicht das andere? Warum von der Sache abgehen und nach einer seltsamen Auslegung suchen, die dem Gegenstand fremd ist, wenn sich uns in den attestamentlichen Schriften, auf die Bezug genommen wird, von selbst eine Auslegung darbietet? Jenes Manna sollte "verborgen" und "aufbewahrt" werden, um Israel zu mahnen, dass Gott noch immer "einen Tisch in der Wüste bereiten" kann, dass es "ernährt würde eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit (Offb 12:14).

Noch eine andere Verheißung wird gegeben, die vom "weißen Stein" und dem "neuen Namen". Wieder fragen wir: Warum sollen wir uns an unsere Einbildungskraft oder an heidnische Gebräuche wenden, um eine Auslegung für diese Stellen zu finden, da wir doch in demselben Buch, dem 2. Buch Mose (in dem hebräischen Kanon heißt das 2. Buch Mose das Buch der "Namen") von den Steinen lesen, auf welche die Namen der Stämme eingegraben waren? Der Hohepriester hatte auf den Schultern zwei Steine mit sechs Namen auf jedem (die Gesamtheit der Stämme versinnbildlichend), und zwölf Steine auf dem Amtsschild mit einem Namen auf jedem (an jeden einzelnen Stamm erinnernd). Die einzelnen Namen trug er auf dem Herzen (dem Sitz der Liebe), und die Gesamtheit der Namen trug er auf den Schultern (dem Sitz der Stärke), 2Mo 28:8-30.

Außer diesen Steinen gab es auch die Steine "Urim und Tumim" (Licht und Recht), über welche wenig oder nichts bekannt ist. Diese mögen "weiß" gewesen sein, wir wissen es nicht; wir wissen aber, dass sie in Verbindung standen mit einem hörenden und erhörenden Gott, der da wohnte inmitten Seines Volkes.

Hier in der Prüfung und Trübsal, wo Gottes Volk wieder in einer Wüste sein wird, wird es durch diese Verheißung aus dem 2. Buch Mose an Jehovas Gegenwart gemahnt, an die segensreiche Tatsache, dass Er an die Namen der Seinen gedenkt, dass Seine Liebe ewig, dass Seine Kraft allmächtig ist, und sie speisen kann, wenn ihre Feinde triumphieren und menschliche Hilfsquellen versiegen.

Die vierte Verheißung (Thyatira)

bezieht sich auf das 4. Buch Mose und die beiden Bücher Samuels. Sie lautet: "Dem will Ich Macht geben über die Heiden; und er soll sie weiden mit einem eisernen Stab, und wie eines Töpfers Gefäße soll er sie zerschmeißen, wie Ich von Meinem Vater empfangen habe; und Ich will ihm geben den Morgenstern" (Offb 2:26-28).

Hier schreitet wieder die literarische Anordnung in der Apokalypse in derselben Weise wie die Geschichte weiter: denn in dem 4. Buch Mose finden wir die Grundlage dieser Verheißung, die demselben Volke gilt, dem sie auch dort gegeben wurde. Denn "es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Szepter aus Israel aufkommen und wird zerschmettern die Fürsten der Moabiter, und zerschlagen alle Kinder des Getümmels. Edom wird er einnehmen, und Seir wird seinen Feinden unterworfen sein; Israel aber wird Sieg haben. Aus Jakob wird der Herrscher kommen, und umbringen, was übrig ist von den Städten" (4Mo 24:14-19).

Diese Verheißung und Prophezeiung hatte eine erste auf Christum weisende Erfüllung in David. Sie zeigt, was dem bevorstand, welcher die "Wurzel" und der "Sohn Davids" ist.

Lk 1:31-33 ist die Rede von Christi Sieg und Seiner Herrschaft auf Davids Thron.

Davids Regiment ist das Symbol von Christi Herrschaft. Er konnte in seinem Lied sagen: "Du kann mich rüsten mit Stärke zum Streit; Du kannst unter mich werfen, die sich wider mich setzen. Du schlägst meine Feinde in die Flucht, dass ich zerstöre, die mich hassen... Ich will sie zerstoßen wie Staub auf der Erde, wie Kot auf der Gasse will ich sie zerstieben und zerstreuen" (2Sam 22:40.41.43).

Dies war das Thema von Davids Lied "zur Zeit, da ihn der Herr errettet hatte von der Hand aller seiner Feinde".

Und dieses Lied ist der Herold des noch herrlicheren Liedes zu Ehren von Davids Herrn, wenn die Reiche der Welt unseres Herrn und Seines Christus geworden sind, und Er regieren wird von Ewigkeit zu Ewigkeit (Offb 11:15).

Die Verheißung wird in dem vierten Sendschreiben gegeben, weil die Weissagung von 4Mo 24:17-19 dahin noch nicht wirklich erfüllt worden ist. "Der Aufgang aus der Höhe" (der Morgenstern) hat Sein Volk besucht (Lk 1:78); aber Er wurde verworfen und darum steht die Erfüllung noch aus, wie auch die von Lk 1:31-33.

Offb 2:26-28 ist die Zeit der Erfüllung nahe herbeigekommen. Darum wird die Verheißung wiederholt; und in Offb 20:4 sehen wir die Verwirklichung, denn der "Morgenstern" wird dann aufgegangen (Offb 22:16) und die Weissagung von Ps 2. erfüllt sein.

Die fünfte Verheißung (Sardes)

bezieht sich wieder auf die Zeit Davids - nicht auf den Anfang, sondern auf das Ende seiner Regierung.

Es ist eine doppelte Verheißung, eine negative und eine positive, und beide haben mit den Namen von einzelnen Persönlichkeiten zu tun.

"Ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und Ich will seinen Namen bekennen vor Meinem Vater und vor Seinen Engeln" (Offb 3:5).

Hier wird Bezug genommen auf die "letzten Worte Davids 2Sam 23.. Sie folgen auf die "Worte dieses Liedes" im vorhergehenden Kapitel.

Diese "letzten Worte" sprach David, als er Thron und Reich dem Salomo übergeben wollte, als der Streit zu Ende, und seine Macht fest gegründet war; als er eine glorreiche Friedensherrschaft geführt hatte, eine Vorbedeutung der Zeit, wo die Verheißung Offb 3:5 sich erfüllen wird, und die apokalyptischen Gerichte der Herrlichkeit des tausendjährigen Reiches enden werden:

"Ich werde seinen Namen bekennen."

So lautet die doppelte Verheißung, die sich der Geschichte, auf die hier Bezug genommen wird, genau anpasst.

David bekennt die Namen seiner Überwinder und hebt an: "Dies sind die Namen der Helden Davids" (2Sam 23:8).

Sie "versammelten sich zu ihm", als er bei Saul in Ungnade gefallen war, denn obwohl er zum König gesalbt war, saß er doch noch nicht auf seinem Thron, sondern war in der Höhle Adullam oder dem Ort des Zeugnisses. (Adullan bedeutet: ihr Zeugnis).

Sie waren zu ihm gekommen in "Not und Schulden und betrübten Herzens" (1Sam 22:1.2), und David "war ihr Oberster". Sie waren an seiner Seite geblieben durch alle Kämpfe hindurch, und nun, am Abend seiner Ruhmes- und Friedensherrschaft, bekennt er ihre Namen vor allen Menschen.

Ihre Heldentaten waren verkündigt, ihre Kriegstaten berichtet. Aber einige Namen sind "ausgetilgt".

Joab ist nicht darunter, wohl aber "Abisai, Joabs Bruder" (2Sam 23:18) und Asasel, der Bruder Joabs (2Sam 23:24) genannt werden; auch "Naharai, ... der Waffenträger Joabs " ist dabei (2Sam 23:37), aber nicht Joab selbst. Er war "ein Held". Er war der Oberbefehlshaber von Davids Streitkräften gewesen, ein großer Staatsmann und weiser Ratgeber; aber mochte er das alles und noch mehr sein, so war er doch kein Überwinder, denn sein Herz war nicht ganz bei David. Er blieb treu bei Absaloms Aufruhr; aber er nahm an Adonias Verrat teil.

Ahithophel ist nicht darunter, obwohl wir lesen von "Eliam, dem Sohn Ahithophels" (2Sam 23:34). Er war Davids größter Ratgeber; "wenn Ahithophel einen Rat gab, das war, als wenn man Gott um etwas gefragt hääte" (2Sam 16:23), so weise waren seine Worte. Aber er war kein Überwinder, und David bekennt seinen Namen nicht. Er nahm teil an Absaloms Aufruhr, und sein Name fehlt bei dieser Aufzählung.

Auch Abjathar ist ausgetilgt; sein Name wird hier gar nicht erwähnt. Er war Davids geliebter Freund (s. 1Sam 22:20-23), aber er war kein Überwinder, Bei Absaloms Verrat blieb er treu; aber er stand Adonia bei.

Die übrigen Namen werden genannt.

Die Szene ist unaussprechlich feierlich, und wenn wir sie auf uns und unsere Zustände anwenden, so mag sie uns allen zur Warnung dienen. Wenn wir sie aber auslegen, so wendet sie sich mit ihrer Verheißung in gewaltiger Kraft an die Versammlung zu Sardes und hält uns die Erfüllung von Mt 10:32-33 und Lk 12:8-9 vor: "Wer nun Mich bekennt vor den Menschen, den will Ich bekennen vor Meinem himmlischen Vater". So weisst die Verheißung zurück auf jene feierliche Szene aus Israels Geschichte.; sie steht in enger Verbindung mit den vier Evangelien, und deutet hin auf die Gerichte am Ende der Tage und auf die Herrlichkeit von Davids Herrn, der "mehr ist als Salomo"

Die sechste Verheißung (Philadelphia)

bezieht sich, wie auch die siebte (Laodizea) auf Salomo. Die eine redet vom "Tempel" und der "Stadt", die andere vom "Thron".

Die Verheißung lautet (Offb 3:12): "Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel Meines Gottes, und soll nicht mehr hinausgehen; und Ich will auf ihn schreiben, den Namen Meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt Meines Gottes, die vom Himmel hernieder kommt von Meinem Gott, und Meinen Namen, den neuen.

Es ist nich zu verkennen, dass hier auf Salomo hingewiesen wird. Er baute den Tempel und setzte vor der Halle jene geheimnisvollen Säulen "Jachin und Boas" (1Kö 7:13-22 u. 2Chr 3:17),

"Und er richtete die Säulen auf vor der Halle des Tempels. Und die er zur rechten Hand setzte, hieß Jachin (d.h. Er gründet fest), und die er zur linken Hand setzte, hieß er Boas (d.h. in Ihm ist Stärke).

Kraft und Dauer wurden auf diese Weise allen kundgetan, die in den herrlichen Tempel eingingen.

Der Tempel Gottes wird in diesem Sendschreiben der Schule des Satans gegenübergestellt, zu der diejenigen gehören, die da "sagen sie seien Juden, und sind's nicht". Jene Schule hat weder Kraft noch Dauer. Die Überwinder aber sind mit göttlicher Kraft ausgestattet; sie werden das ewige Erbe erlangen, denn sie "werden nicht mehr hinausgehen."

Die Verheißung sagt ferner, dass der Name des Überwinders in der "Stadt Meines Gottes" geschrieben sein soll.

Es ist nur eine einzige Auslegung dieser Verheißung möglich. Wer mit der Redeweise des Alten Testaments vertraut ist, wird sofort an Psalmen, wie Ps 48., Ps 122. und Ps 87. denken. In Ps 48. heißt es:

"Groß ist Jehova und hochberühmt,
in der Stadt unseres Gottes, auf Seinem heiligen Berge.
Schön raget empor der Berg Zion,
des sich das ganze Land tröstet;
an der Seite gegen Mitternacht liegt die Stadt des großen Königs.
Wie wir gehört haben, so sehen wir's
an der Stadt des Herrn Zebaoth,
an der Stadt unseres Gottes;
Gott erhält dieselbe ewiglich." (Ps 48:1.2.9)
Sie ist fest gegründet auf den heiligen Bergen.
Jehova liebt die Tore Zions über alle Wohnung Jakobs.
Herrliche Dinge werden in dir (o. von dir) gepredigt, du Stadt Gottes!
Ich will predigen lassen Rahab und Babel,
dass sie Mich kennen sollen.
Siehe die Philister und Tyrer samt den Mohren
werden daselbst geboren.
Man wird zu Zion sagen, dass allerlei Leute darin geboren werden
und dass Er, der Höchste, sie baue.
Jehova wird zählen, wenn er aufschreibt die Völker:
Diese sind daselbst geboren.
Und die Sänger wie die am Reigen
werden alle in dir singen eins ums andere." (Ps 87.)

Die Kapitelüberschriften der englischen Bibelübersetzung bezeichnen diese Psalmen: das Wesen und die Herrlichkeit der Kirche (die deutsche Übersetzung enthält diesen Fehler nicht. Hier lautet die Übersetzung: "Verherrlichung Zions"). Wir halten uns lieber an Gottes Wort bei einer so klaren und deutlichen Schilderung "der Stadt Gottes"; und die, für welche die Verheißung gilt, werden wissen, was es bedeutet, geschrieben zu sein in "der Stadt Meines Gottes."

Hes 13. wendet sich ebenfalls an Israel; da er aber nicht von Verheißungen und Segen spricht, so wird es nicht auf die Kirche ausgelegt, sondern den Angeredeten überlassen, obwohl sie hier nicht deutlicher als in dem eben erwähnten Psalm bezeichnet sind. Hes 13:9 lesen wir, dass sie "nicht in der Versammlung Meines Volkes sein sollen, und in der Zahl des Hauses Israel nicht geschrieben stehen, noch ins Land Israel kommen werden, und ihr sollt erfahren, dass Ich Adonai Jehova bin" (Hes 13:9).

Die Verheißung Offb 3:12 bezieht sich auf das neue Jerusalem (Offb 21. und Offb 22.). Wenn von der Stadt Davids und Salomos "herrliche Dinge" gepredigt wurden als der "Stadt Gottes", wie groß wird dann die Herrlichkeit jener Stadt sein, "die vom Himmel hernieder kommt von Meinem Gott"? Und wie groß wird der Segen Zions und Jerusalems sein, wenn die Zeit da ist, dass, wie Jes 62:1 geschrieben steht, "auf dass ihre Gerechtigkeit aufgehe wie ein Glanz, und ihr Heil entbrenne wie eine Fackel"? Von dieser Zeit gilt die Verheißung: "Du sollst mit einem neuen Namen genannt werden, welchen des Herrn Mund nennen wird" (vgl. Jes 60:14). Jes 62:4.12 werden wir weiter belehrt über den "neuen Namen", auf den Offb 3:12 hingewiesen hat.

Die siebte Verheißung (Laodizea)

nimmt Bezug auf den Thron, dessen Vorbild Salomons Thron ist.

Diese größte Verheißung wird den Überwindern während der tiefsten Erniedrigung Israels zuteil, das in Gefahr steht, "ausgespien zu werden".

Was das Wort vom Ausspeien bedeutet, haben wir schon gesehen, und nun folgt die höchste aller Verheißungen, denn die Überwinder in jenem letzten und schrecklichen Zustand der Dinge bedürfen die stärkste göttliche Hilfe und Ermutigung.

"Wer überwindet, dem will Ich geben mit Mir auf Meinem Stuhl zu sitzen, wie Ich überwunden habe und bin gesessen mit Meinem Vater auf Seinem Stuhl zu sitzen, wie Ich überwunden habe und bin gesessen mit Meinem Vater auf Seinem Stuhl (Offb 3:21).

Salomo empfing durch David die große Verheißung des Thrones: " Wenn nun deine Zeit ist, dass du mit deinen Väter schlafen liegst, will Ich deinen Samen nach dir erwecken..., dem will Ich sein Reich bestätigen. Der soll Meinem Namen ein Haus bauen, und Ich will den Stuhl seines Königreichs ewiglich bestätigen." (2Sam 7:12.13).

Dass Salomos Nachfolger abfallen würden, hatte die göttliche Allwissenheit vorhergesehen und Vorkehrungen getroffen. Nur im Zusammenhang hiermit ist der ganze Ps 89. verständlich; er ist eine Erklärung, wie und warum der Thron herrenlos wurde. Nachdem 2Sam 7:14 darauf hingewiesen hat, lautet die Verheißung weiter:

"Aber meine Barmherzigkeit soll nicht von ihm entwendet werden..."
"Aber dein Haus und dein Königreich sollen beständig sein, ewiglich vor dir."
"Dein Stuhl soll ewiglich bestehen" (2Sam 7:15.16)

Wie und wann diese Verheißung nach Beendigung der Zeit der Trübsal (2Sam 7:14) erfüllt werden soll, das lesen wir Dan 7.. Dort wird ausführlich dargetan, wie des "Menschen Sohn" Reich und Thron empfängt, und wie die "Heiligen des Höchsten" den Thron mit Ihm teilen werden gemäß der Verheißung in dem Sendschreiben.

Der Dan 7. gebrauchte Titel "Der Höchste" ist äußerst bezeichnend, und gibt kund, dass sich die ganze Szene auf die Erde bezieht. Wo dieser Titel vorkommt, lehrt er uns stets diese Bedeutung. 1Mo 14:18-24, wo wir ihn zum ersten Mal antreffen, sehen wir, dass er dem zukommt, "der Himmel und Erde geschaffen hat." Als der "Allerhöchste" verteilte Gott die Völker auf der Erde (5Mo 32:8), wozu Er allein als Besitzer der Erde Recht und Macht hat. In Ps 83:18 wird Er "Der Höchste in aller Welt" genannt. So verhält es sich bei allen 36 Stellen, wo der Titel im Alten Testament vorkommt. (1Mo 14:18.19.20.22; 4Mo 24:16; 5Mo 32:8; 2Sam 22:14; Ps 7:17; Ps 9:2; Ps 18:13; Ps 21:7; Ps 46:4; Ps 47:2; Ps 50:14; Ps 57:2; Ps 73:8; ps 77:10; Ps 78:17.35,56; Ps 82:6; Ps 83:18; Ps 87:5; Ps 89:27; Ps 91:1.9; Ps 92:1; Ps 97:9; Ps 107:11; Jes 14:14; Kla 3:35.58; Dan 7:18.22.25.27 = 2x)

Der Ausdruck "die Heiligen des Höchsten" sagt uns, dass das Volk, von dem hier die Rede ist, ein irdisches Volk ist, dem ein irdischer Thron und ein irdisches Reich verheißen wird. Es kann also nicht die christliche Kirche sein, deren Stand, Hoffnung und Bestimmung himmlisch ist.

Viermal ist der Ausdruck in Dan 7. gebraucht. Dan 7:18 heißt es: "Die Heiligen des Höchsten werden das Reich einnehmen und werden es immer und ewiglich besitzen.

In Dan 7:21.22 sehen wir das vierte Tier "streiten wider die Heiligen, und es behielt den Sieg wider sie (wie Offb 13:7) berichtet wird); bis der Alte kam, und Gericht hielt für die Heiligen des Höchsten, und die Zeit kam, dass die Heiligen das Reich einnahmen."

In Dan 7:25 heißt es, das Tier "wird den Höchsten lästern" usw. (wie auch 2Thes 2:4 und Offb 13:5.6)

In Dan 7:26 lesen wir, dass "das Reich, Gewalt und Macht unter dem ganzen Himmel wird dem heiligen Volk des Höchsten gegeben werden, des Reich ewig ist und alle Gewalt wird Ihm dienen und gehorchen."

Dies sind die "Auserwählten", von denen Mt 24:30.31 gesagt wird: "Sie werden sammeln Seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu dem andern", wenn der "Menschensohn" zur Erde hernieder kommen wird (Mt 24:30.31). Dann wird Sein "Ruf" ergehen: "Versammelt Mir Meine Heiligen". Dann wird Er rufen der "Erde, dass Er Sein Volk richte" (Ps 50:4.5; man lese den ganzen Psalm.)

Im nächsten Kapitel Mt 25. heißt es: Mt 25:31: "Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in Seiner Herrlichkeit und alle heiligen Engel mit Ihm, dann wird Er sitzen auf dem Stuhl Seiner Herrlichkeit". Es werden dann andere vor Ihm versammelt sein, nicht Seine Auserwählten (s. Mt 24:31), sondern es "werden vor Ihm alle Völker versammelt werden (Joe 4:1.2.11.12).

Der Stuhl des Gerichts für die "Völker" wird endlich in den ewigen Thron der Herrschaft verwandelt werden nach Jer 3:17.

Dann wird die den Überwindern gegebene Verheißung erfüllt werden:

"Dem will Ich geben mit Mier auf Meinem Stuhl zu sitzen, wie Ich überwunden habe und bin gesessen mit Meinem Vater auf Seinem Stuhl" (Offb 3:21)

Diese Verheißung ist also, ebenso wie die übrigen, nicht der christlichen Kirche gegeben. Die Glieder jenes herrlichen Körpers sind schon "entrückt in den Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft" und sind "versammelt worden zu Ihm", ehe der Ruf von Ps 50:5 der "Erde, dass Er Sein Volk richte", ertönt, und ehe Er Seine (irdischen) Heiligen zu Sich versammelt.

So sind wir nun mit den sieben Verheißungen der Sendschreiben emporgestiegen. Wir haben gesehen, wie sie auf Israel zu deuten sind, dessen tiefer Fall in denselben Sendschreiben so erschütternd gezeigt ist.

Damit schließen wir unsere fünfzehnt einleitenden Punkte. Ihr vereinigtes Zeugnis stellt unseren Fundamentalsatz fest, dass nicht die "Kirche" den Gegenstand der Apokalypse bildet. Unser Auslegung beschränkt den Gegenstand auf "Juden und Heiden" (1Kor 10:32). Ob das Wort der Wahrheit so recht geteilt ist mögen unsere Leser gemäß dem Zeugnis, das wir ihnen bieten werden, selbst entscheiden.

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Einleitung 4. Teil