Das Johannes-Evangelium Kapitel 6

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Abschrift: Das Johannes-Evanglium in täglichen Andachten: Band I - IV
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen
Band III und IV als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

6. Das Johannes-Evangelium Kapitel 6

(Band II)
Speisung der Fünftausend 1-15
Jesus geht auf dem See 16-21
Vom Brot des Lebens 22-59
Ablehnung der Rede Jesu – Bekenntnis des Petrus – Hinweis auf den Verräter 60-71

Speisung der Fünftausend

Joh 6:1-3

"Danach begabe Sich Jesus an das jenseitige Ufer des Sees Tiberias in Galiläa: und eine große Volksmenge folgte Ihnen wenn sie die Zeichen schauten, die Er an den Hinfälligen tat. Jesus ging dann auf den Berg hinauf und setzte Sich dort mit seinen Jüngern."'

Die Popularität Jesu ist gestiegen, wir lesen von einer "großen Volksmenge" die Ihm folgte. Der Grund: "Weil sie die Zeichen schauten, die Er an den Hinflälligen tat". Dies ist in keiner Weise negativ zu sehen, denn wir müssen immer bedenken, dass Gottes Wort zu jener Zeit ja erst aus den alten Schriften, dem heutigen AT bestand, das Volk Israel also nicht unsere heutige vollständige Schrift hatte, außerdem musste Jesus Zeichen und Wunder vollbringen, um Sich als Sohn Gottes zu beweisen. Letztendlich sollte ja auch Seine Werke von Ihm zeugen, wie wir in Joh 5:36 schon sahen.

Waren Zeichen und Wunder für Israel durchaus normal, so gilt dies für unsere jetzige Verwaltung der Gnade nicht. Paulus sagt dies mit den Worten "...denn wir wandeln hier durch Glauben und nicht durch Wahrnehmung" (2Kor 5:7). Die Körpergemeinde Christi Jesu braucht keine irdischen Zeichen und Wundertaten, weil ihr zukünftiges Aufgabengebiet außerhalb der Erde liegt, in den Überhimmeln, und wir es dort mit der unsichtbaren Geisterwelt zu tun haben, die keine stofflichen Zeichen und Wunder benötigt. Israel hingegen hat die Erde als Aufgabengebiet, und die stofflichen Erdenbewohner brauche sichtbare Zeichen und Wunder.

Leider wird auch hier das Wort der Wahrheit nicht überall so geschnitten wie Paulus dies lehrt. Nach wie vor haben gerade die sog. Pfingstbewegungen einen großen Zulauf, und dies, weil dort großen Wert auf Zeichen und Wunder gelegt wird. Es ist unser Fleisch, das uns verleitet, mehr auf das Sichtbare als auf das Unsichtbare zu achten, und der Widerwirker kennt diese Schwäche in uns und nützt sie weidlich aus! Beachten wir doch immer weniger unseren äußeren Menschen, unser Fleisch, und pflegen dafür umso mehr den inneren Menschen, der nicht auf sichtbare Dinge angewiesen ist! Die beste Pflege ist hierbei das Lesen im Wort und die geistliche Aufnahme göttlicher Wahrheit.

Joh 6:4-6

"Das Passah, das Fest der Juden, war nahe,. Als Jesus nun die Augen aufhob und schaute, dass eine große Volksmenge zu Ihm kam, sagte Er zu Philippus: "Woher sollen wir Brot kaufen, damit diese zu essen haben? Das fragte er aber, um ihn auf die Probe zu stellen; denn Er Selbst wusste, was Er vorhatte zu tun."

Das Passahfest wird am 14. Tag des Monats Nissan (April) gefeiert. Es dient der Erinnerung an den Auszug aus Ägypten (2Mo 13:6). Nahe davor war Jesus am See Tiberias und sah eine große Volksmenge zu Ihm kommen. Er stellte nun den Philippus betreffs der Ernährung dieser vielen Menschen auf die Probe. Damit stehen wir vor einer Aussage der Schrift, die sicher nicht nur den Philippus in Verlegenheit brachte, sondern auch heute noch vielen von uns zu schaffen macht. Wir wollen deshalb diesem nicht unwichtigen Thema mehr Raum schenken.

Viel Unklarheit herrscht nämlich unter den Gläubigen über die Begriffe "versuchen", "erproben" bzw. "auf die Probe stellen". Einem Teil der Gläubigen ist nur "die Versuchung" bekannt, und dabei sind diese Gläubigen meist geneigt, alles Widrige in ihrem Leben als "Versuchung" zu sehen - Versuchung hätte damit nur einen negativen Charakter. Hier müssen wir aber gleich einen göttlichen Grundsatz aufstellen:

Gott erprobt Seine Geschöpfe nur, führt sie aber nie in Versuchung! Als Beweisführung dient und Jak 1:13: "Niemand, der versucht wird, sage: Von Gott werde ich versucht; denn Gott ist vom Üblen unversucht, und Er Selbst ve sucht niemand."

Gott hat es nicht nötig, Seine Geschöpfe zu versuchen, dies wäre mit Seinem Wesn unvereinbar! Er, als der Schöpfer und Allwissende weiß von Anfang an das Ende und den Ausgang allen Geschehens. Selbst das Böse veranlasst Ihn nicht, jemanden zu versuchen, weil Er auch hier weiß, dass selbst das Böse Seinen Plänen und Seinem Ziel dient. Nichts kommt für Ihn unvorhergesehen oder entgleitet gar Seiner Hand - ein herrlicher Zuspruch für diesen Tag!

Joh 6:6

"Das fragte Er aber, um ihn auf die Probe zu stellen."

Das Verständnis für das Verhältnis Gottes zur Versuchung ist von großer Bedeutung für unser tägliches Leben. Unerwartete Schicksalsschläge sind dazu angetan, das Vertrauen so mancher Gläubigen zu Gott zu erschüttern. Sie beginnen dann, mit Gott zu hadern und fragen nach dem "Warum", anstatt sich mit Geduld zu rüsten und voller Dankbarkeit zu sein, dass Er stets den Ausgang aus allen Schwierigkeiten bereit hält!

Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie schwer es sein kann, gerade diesen letzten Satz im Alltag auszuleben. Doch wir sind ja ständig in der göttlichen Schulde und das Erkennen des Wesens Gottes, das ganz und gar Liebe ist, sollte uns immer wieder anspornen, bei entsprechenden Schicksalsschlägen nicht nur eine passive Haltung im Erdulden einzunehmen, sondern vielmehr Ihm ein freudiges "Ja" entgegen zu bringen, ein "Ja", das sich den Worten des leidenden Herrn im Garten Gethsemane anschließt: "Indessen, nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe" (Lk 22:42).

Auch Paulus ist uns in dieser Gott verherrlichenden Haltung ein Vorbild. Er war in Schwachheit, unter Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgung und unter Druck um Christi willen - aber dies aller veranlasst ihn zu dem Bekenntnis: "Darum ist mir wohl zumute... denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll (2Kor 12:10). Und einen Vers zuvor bekennt Paulus, dass die göttliche Kraft in menschlicher Schwachheiten vollkommen gemacht wird.

Um uns alle vermehrt auf diesen Weg zu führen, damit wir auf diesem Weg innerlich wachsen, wollen wir einen Blick in die Worte und Wege Gottes tun, um zu erkennen, was eine Prüfung für uns bedeutet und dass diese nicht nur zu unserem Besten geschieht, sondern auch zum Segen für andere und letztlich zur Verherrlichung Gottes!

Leider ist häufig eine ungenaue Übersetzung daran schuld, wenn Gläubige meinen, dass eine Versuchung von Gott kommen müsse - die herkömmlichen Übersetzungen vermitteln oft diesen Eindruck. So lesen wir z.B. in der Lutherbibel, dass Gott Abraham versuchte (1Mo 22:1). Es ist anzunehmen, dass selbst Luther damals bei seiner Übersetzung Bedenken kamen, denn er übersetzte das griechische Wort "peirasmos" 11 mal mit "Versuchung" und "versuchen" und 10 mal mit "Anfechtung"; letzteres in richtiger Erkenntnis der Tatsache, dass "Anfechtung" weniger den Gedanken an eine "Verleitung zur Sünde" enthält, sondern mehr an Prüfung und Leid erinnert, durch die der Mensch erprobt werden soll. So lesen wir deshalb in der konkordanten Wiedergabe, dass Alueim Abraham erprobte...".

Hilfe gibt dem Forschenden auch die konkordante Stichwortkonkordanz S. 618/619 unter dem Stichwort "versuchen". Hier wird als Variante "auf die Probe stellen" und "Anfechtung" genannt, wobei "Anfechtung" allein nicht genügend zum Ausdruck bringt, was die Erprobung bezweckt. In dem Wort "Versuchung" liegt ja das verwandte Wort "Versuch", nämlich ein Verfahren, mit dem z.B. wissenschaftlich etwas erprobt werden soll (z.B. chemische Versuche). "Versuchung". so verstanden hat nichts Negatives an sich, sondern im Gegenteil, sie dient einem guten Zweck und hat ein sehr positives Ziel.

Wenn wir uns jetzt diese Denkweise aneignen, dann verliert das Wort "Versuchung" seinen düsteren Sinn. Als bestes Beispiel dient uns hier unser Leitwort. Jesus wusste ja längst, was Er vorhatte zu tun. Keinesfalls wollte Er den Philippus zum Bösen verleiten oder ausforschen, wie er denkt. Jesus kannte den Philippus bestens, auch seinen Charakter. Dies war vielmehr eine Möglichkeit, um Philippus selbst das Maß seines Glaubens vor Augen zu führen, eine Erprobung, die ihm nach dem Wunder der Brotvermehrung zum Wachstum im Glauben gereichen sollte!

Sprachen wir gestern von der "Versuchung" im überaus positiven Sinn, so muss auch die negative Bedeutung angesprochen werden, die stets direkt oder indirekt vom Widerwirker veranlasst wird. Der Ursprung aller Versuchung geht ja auf den Widerwirker zurück, wird er doch in Mt 4:3 direkt "Versucher" genannt. Er brachte die Sünde und den Tod durch das Versagen Adams in diese Welt. Das Erbe Adams spüren wir alle täglich an den Reizungen des Fleisches. Jakobus betont ja in Jak 1:14, dass der Mensch nur durch seine eigenen Begierden versucht wird, und anschließend beschreibt er den ganzen Prozess der Versuchen, dem der alte Mensch nicht zu widerstehen vermag und an dessen Ende dann der Tod steht.

Die Feststellung des Jakobus in Jak 1:13, dass Gott niemand versucht, scheint ein Widerspruch zu dem Gebet zu sein, welches der Herr Seinen Jüngern empfahl: "Bring uns nicht in Versuchung hinein, sonder birg uns vor dem Bösen!" Dieses Gebet erweckt, oberflächlich gesehen, den Eindruck, als ob Gott doch in Versuchung führt, doch verliert diese Aussage sofort seine Widersprüchlichkeit, wenn wir uns den Bericht über Hiob vor Augen halten. Es besteht ja ein Unterschied zwischen "versuchen" und "Versuchung zulassen". Gott hat Hiob nie selbst versucht, doch ließ Er ihn zu seiner eigenen Prüfung von Satan versuchen. Gott kannte Hiob und wusste genau, wie er sich verhalten würde. Doch Seine Geschöpfe brauchen diese Erlebnisse, nicht nur, um sich selbst kennen zu lernen, sondern vor allem, um Gott und Sein Wesen zu erkennen.

Satan, der Hiobs Haltung nicht vorhersehen konnte, machte sich nach seiner seit Adam bewährten Art ans Werk, indem er Zweifel säte, und hiter Gottes Aussagen ein Fragezeichen setzte. Gott wollte, indem Er die Versuchung Hiobs zuließ, nicht das Böse bei Hiob bloßstellen, im Gegenteil, Hiobs Glaube sollte alle beschämen, seine Freunde wie auch den Versucher selbst!

Hiobs Glaube sollte alle beschämen. Aber nicht nur die Freunde Hiobs und der Versucher selbst wurden beschämt; Gott gab der gesamten unsichtbaren Welt ein eindrucksvolles Beispiel: Denn bei der Ratsversammlung im Himmel waren alle Söhne Gottes anwesend (Hi 1:6). Vor diesen hatte Satan seinen Hochmut und seine Siegesgewissheit hinsichtlich des Versagens Hiobs zur Schau gestellt. Doch wie vernichtend war dann seine wiederholte Niederlage - Hiob bestand alle Versuchungen bzw. Prüfungen! Es muss für die Söhne Gottes beeindruckend gewesen sein, mit der Weisheit Gottes und Seinem unausspürbaren Wegen konfrontiert zu sein. Und wie verherrlichte Hiob seinen Gott, obwohl er sich vielleicht gar nicht der Tragweite seiner Erprobung bewusst war. "Jewe hat gegeben und Jewe hat genommen, der Name Jewes seinm gepriesen!" (Hi 1:21), die waren seine Worte.

Hiobs Versuchungen und Prüfungen waren aber gewissermaßen auch eine Vorschattung auf den Einen, der makellos war und durch Seinen unerschütterlichen Glauben zu Seinem Vater allen Versuchungen widerstehen sollte.

Diese Gesinnung und Glaubenshaltung sollte Hiob nach Gottes Vorsatz zur Schau stellen. Es war für ihn eine große Würdigung, für ein derartiges Zeugnis erwählte zu werden. Nach solcher Treue sehnt sich das Herz Gottes!

Hiob wird mit seiner Haltung aber auch ein Vorbild für uns, die Körpergemeinde Jesu Christi. Denn uns ist es ja ebenfalls in Gnaden gewährt, für Ihn zu leiden, um Ihm darin. zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit zu sein. Und letztendlich ist Hiobs Haltung sogar im Ausblick auf den fernen Abschluss, wenn Gott alles in allen sein wird und Er diese Treue von jedem Seiner Geschöpfe rückhaltlos und vollkommen erfahren wird!

Wenn ein Mensch Versuche anstellt, so zeigt dies, dass er noch in Ungewissheit über den Ausgang ist. Wenn die Menschen zur Zeit Jesu auf Erden Ihn immer versuchten, so erwiesen sie damit ihre eigene Blindheit und ihren Unglauben. Wenn Philippus von Jesus "auf die Probe" gestellt wurde, Jesus aber andererseits schon wusste, wie er reagieren würde, so zeigt dies deutlich, dass Gott niemand in Versuchung zu führen braucht, weil dies mit Seinem Wesen und Seiner Allmacht unvereinbar wäre. Gott erprobt zur Belehrung der Menschen und was er lernen muss ist dies, dass er von seinem Schöpfer abhängig ist und ohne Christus nicht zu seinem Schöpfer zurückfinden kann - Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben!

Als Bilanz können wir festhalten:

"Prüfen" bedeutet festzustellen, welches Wissen, welche Erkenntnis vorhanden ist. In der Welt müssen Schüler, Lehrlinge, Bewerbende usw. solche Prüfungen ablegen. Gläubige werden ebenfalls geprüft, aber nicht deshalb, weil Gott erfahren möchte, wie groß ihr Wissensstand ist (dieser ist Ihm ja bekannt), sondern damit sie selber und andere erfahren, wie weit ihre Erkenntnis reicht.

"Erproben" bedeutet, das theoretische Wissen praktisch anzuwenden. In der Welt muss jeder Lehrling das Erlernte an einem Gesellenstück erzeigen. Der Gläubige hingegen wird in der Bewährung seines Wandels und Glaubens auf die Probe gestellt, zum Zeugnis für ihn selbst, für seine Mitmenschen und für die überhimmlischen Scharen.

"Versuchen" hat einen Doppelsinn - einmal bezieht es sich auf "einen Versuch machen", das andere Mal bedeutet es "zum Bösen verleiten". Letztere Versuchungen kommen nicht von Gott, sondern vom Widerwirker, oft über Menschen und durch fleischliche Begierden.

Es sollte uns heute ein Zuspruch sein, d ass Gott in Seiner erhabenen Weisheit zu jeder Versuchung einen Abschluss hat, wie uns die Jak 5:10-11 zeigt und wie4 uns insbesondere Paulus zuspricht: "Keine Anfechtung hat euch ergriffen als nur menschliche. Und Gott ist getreu, der euch nicht über das hinaus anfechten lassen wird, wozu ihr befähigt seid, sondern zusammen mit der Anfechtung wird Er auch den Ausgang schaffen, so dass ihr sie überstehen könnt" (1Kor 10:13).

Wie überaus trostreich ist es für uns, wie wir durch dieses Wort erkennen dürfen, dass wir nicht zu Fall gebracht werden sollen, sondern lernen dürfen. Gott ficht niemand über seine Kräfte an, die Er jedem zugeteilt hat. Und an Hiob lernen wir, dass auch dem Satan genaue Grenzen gesetzt sind, die er nicht überschreiten darf!

Wollten wir solchen Anfechtungen ausweichen, würden wir uns selber schaden, denn unser Glaubensstand wäre uns dann verhüllt, was uns eventuell zu selbstsicher machen könnte - Trägheit im Glauben könnte eine der Folgen sein. Seien wir uns deshalb immer bewusst, dass Gott stets das Maß und den Ausgang vorgesehen hat, und dass wir Ihm in allen Stürmen rückhaltlos vertrauen dürfen - Er erwählt für unser geistliches Wachstum immer das Allerbeste!

Das Bewusstsein, Ihn in unserem treuen Ausharren zu verherrlichen, und dies auch noch vor den zuschauenden Mächten sollte uns über alles Leid, das uns trifft, erheben. Welch eine Würdigung ist es doch für uns, etwas für Gott demonstrieren, glaubend für Ihn zeugen zu dürfen und Ihn dadurch zu verherrlichen. Wie sonst sollte diesen geistlichen Mächten die von Gott beabsichtigte Wirkung des Leidens vor Augen geführt werden, wenn nicht durch uns?

Abschließend zu diesem Thema wollen wir noch einer Frage nachgehen: Können oder dürfen auch wir Menschen Gott "auf die Probe" stellen?

Wenn wir Mal 3:10 aufschlagen, dann lesen wir, dass Gott selbst Sein Volk auffordert, Ihn zu prüfen: "Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus, damit Speise in Meinem Hause sei; und prüft Mich doch dadurch, spricht Jewe der Heerscharen, ob Ich euch nicht die Fenster des Himmels auftun und euch Segen ausgießen werde bis zum Übermaß."

Dies Art von Prüfung ist ganz in Übereinstimmung mit Seinem Wesen und Seiner Absicht. Von einer verwerflichen Versuchung Gottes kann aber hier keine Rede sein. Die erstere geschieht aus Vertrauen, die letzter aus Unglauben. Es ist völlig töricht, Gottes Liebe und Allmacht jemals in Frage zu stellen, im Gegenteil! Wir sollen danach trachten, dass wir Ihm viel Gelegenheit geben Sich uns zu offenbaren. Nehmen wir Ihn bei Seinem Wort, indem wir aus Glauben Täter des Wortes werden. Dabei werden wir dann Seine Wahrheit und Seine in Christus geoffenbarte Liebe mehr und mehr erfahren.

Allerdings müssen wir auch beachten, dass wir, im Gegensatz z um Volk Israel keine materiellen Güter und sichtbaren Dinge erwarten dürfen, sondern uns immer wieder klar werden müssen, dass unser Glaubens- und Erwartungsgut geistlicher Art und wir dem entsprechend Seine Wahrheit und Liebe auch nur geistlich erfahren können. Aber, geliebte Geschwister, ist es nicht ein kaum zu beschreibendes herrliches Erleben, wenn wir z.B. gewisse Hindernisse überwinden, die uns vom Lesen der Schrift abhalten wollen, und dann aber in der Stille erleben dürfen, wie Gott unser Herz mit tiefer Freude erfüllt, einer Freude, die alles Leid überklingt und alle Traurigkeit hinwegträgt!

Was sich für Israel im Sichtbaren abspielt, geschieht uns im Unsichtbaren, in unserem Inneren - wie groß und herrlich ist doch unser himmlischer Vater!

Joh 6:7-11

"Philippus antwortete Ihm dann: Für zweihundert Denare Brot genügt nicht für sie, damit jeder auch nur ein kleines Stück bekommt. Da sagte einer von seinen Jüngern, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, zu Ihm: "Es ist ein kleiner Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Speisefische. Jedoch was ist das für so viele? Jesus aber sagte: Ordnet an, dass die Menschen sich niederlassen! (Es war nämlich viel Gras an der Stelle). Nun ließen sich die Menschen nieder, etwa fünftausend Männer an der Zahl. Dann nahm Jesus die Brote, dankte und ließ sie an die sich Lagernden verteilen, in gleicher Weise auch von den Speisefischen, soviel sie haben wollte."

Hat Philippus die Probe verstanden? Man muss hier zunächst sagen: Nein! Sein Denken war rein menschlich und entsprechend auch seine Antwort. Vielleicht hätte er in dieser Lage an den Bericht über die Wüstenwanderung des Volkes Israel denken sollen. In einer ähnlichen Lage war auch Mose, als dieser anzweifelte, dass der Herr sechshunderttausend Mann Fußvolk mit Fleisch versorgen könne (4Mo 11:21-23). "Ist denn die Hand des Herrn zu kurz?" war damals die göttliche Antwort an Mose.

Noch in Joh 1:45 verkündet Philippus dem skeptischen Nathanael, dass sie den gefunden haben, von dem Mose im Gesetz, und die Propheten geschrieben haben - also ein klares Zeugnis für den Sohn Gottes. Philippus kannte folglich die alten Schriften. Jetzt, wo er doch bereits andere Wunderkräfte Jesu miterlebt hatte, erzeigt sich sein Glaube als sehr gering!

Wie muss sich Philippus geschämt haben, nachdem alle fünftausend Mann satt waren und sogar n och Brot und Fisch übrig blieb, als er an seine kleingläubige Antwort auf die Frage des Herrn zurückdachte! Aber, der Herr wollte ihn ja nicht beschämen, Er wollte ihm den Stand seines Glaubens aufzeigen, und für Philippus war dies mit Sicherheit ein großer Lernprozess!

Joh 6:12-14

"Als sie dann befriedigt waren, sagte Er zu Seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nicht umkomme! Sie sammelten nun und füllten von den fünf Gerstenbroten zwölf Tragkörbe bis zum Rand mit Brocken, die übrig geblieben waren bei denen, die gespeist hatten. Als die Menschen nun das Zeichen gewahrten, das Jesus getan hatte, sprachen sie: Dieses ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommt!"

Wir lasen vorgestern im Propheten Maleachi, wie das Volk in der Wüste immer wieder die Hand Gottes erlebte, die sie mit der nötigen Nahrung versorgte. Heute lesen wir 2Kö 4:43-44 von einem Wunder, das sehr viel Ähnlichkeit mit unserem Leittext hat. Zwanzig Gerstenbrote für hundert Mann - der Diener Elisas zweifelt zu Recht an, dass diese Zahl an Broten ausreicht, um den Hunger zu stellen. Doch Elisas Glaube ist stark, und er vertraut dem Wort des Herrn, das zu ihm sagt: Man wird essen, und es wird noch übrig bleiben."

Wir sehen also erneut, dass die alten Schriften durchaus Beispiele aufzeigen, wie Gott auch in Bezug auf die Ernährung immer wieder Zeichen Seiner Allmacht gab. Wir weisen darauf hin, dass dies aber immer innerhalb des Bundesvolkes Israel geschah und mit der Zubereitung dieses Volkes in Zusammenhang stand. Da aber Israels Zubereitung als Ziel einen irdischen Auftrag hat (nämlich die Aufhauptung des Alls auf der Erde), die Gemeinde Christi Jesu hingegen diesen Auftrag für das Gebiet außerhalb der Erde, in den Überhimmeln, erhielt, ist es eigentlich klar, dass die Zubereitung dieser beiden Aufgabenträger unterschiedlich sein muss. Israel hat es mit Menschen zu tun, wir haben es mit den Geschöpfen der unsichtbaren Welt zu tun.

Wenn Gott Israel segnet, dann sind es vorrangig materielle Segnungen irdischer Natur (5Mo 28:1-13), wenn Er uns segnet, dann sind dies geistliche Segnungen (siehe Eph 1:3-14). In unseren Gebeten, die wir Gott vortragen, sollten wir diese immer wieder berücksichtigen.

Joh 1:14

"Als die Menschen nun das Zeichen gewahrten, das Jesus getan hatte, sagten sie. Dies ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommt!"

Der Mensch spricht auf äußerliche Wahrnehmungen wie Zeichen und Wunder an. Wenn wir gestern betonten, das wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, vom sichtbaren Erleben nicht abhängig sein sollten, so gilt dies auch für unsere Gebete. Wir sollten deshalb weniger um körperliches Wohlergehen beten, dafür mehr um innere Werte z.B. geistliches Wachstum am inwendigen Menschen, und dies verbunden mit steter Danksagung für alles. Dies trennt uns nicht von Israel, sondern unterscheidet lediglich zwei Zubereitungen zu verschiedenen Dienstaufträgen.

Schon in 5Mo 18:15.18 wird der Sohn Gottes als zukünftiger "Prophet" angekündigt, der Gottes Wort an das Volk weitergibt. Das Volk ist von dem Wunder Jesu beeindruckt, es erinnert sich an die obigen Worte aus 5Mo 18 und sieht in Ihm diesen angekündigten Propheten. Doch wie wankelmütig ist doch das menschliche Herz, und wie schnell lässt es sich beeinflussen!

In Israel sind die Pharisäer und Schriftgelehrten, die gegen Jesus hetzen, weil sie um ihre Vorteile bangen, die sie sich als geistliche Führer des Volkes geschaffen haben. Bei uns sind es die Fürstlichkeiten, Obrigkeiten, Weltbeherrscher dieser Finsternis, die geistlichen Mächte der Bosheit inmitten der Überhimmel, die uns verführen und an unserem geistlichen Wachstum mit aller Macht hindern wollen.

Eines der besonders raffinierten Verführungsmittel dieser geistlichen Mächte der Bosheit ist es, dass sie uns auf den Boden Israels locken wollen. Die Hinterlist besteht darin, dass sie dabei Gottes Wort, die heilige Schrift, zitieren, sich darauf berufen. Aber hat dieses Mittel der Versucher nicht auch persönlich bei Jesus ausprobiert und Ihm Gottes Wort vorgehalten? Die Antwort Jesu bestand darin: "Wiederum steht geschrieben..." (Mt 4:7). Er stellt ein Schriftwort dem anderen gegenüber und lehrt uns, Gottes Wort nicht wahllos anzuwenden, sondern zu beachten wem, wo und wann es gilt!

Wir knüpfen am Abschluss des gestrigen Tages an. Der Versucher hält Jesus Gottes Wort vor Augen (Mt 4:6) und nötigt Ihn, entsprechend diesem Wort auch zu handeln! Es ist ein Wort aus Ps 91:11-12. Nun hätte Sich Jesus im Grunde gar nicht der Prozedur dieser Versuchung zu unterziehen brauchen, sondern schon gleich am Anfang dem Versucher sagen können: "Hebe dich hinweg!" Dass er diesen trotzdem gewähren ließ, ist uns zum Zeugnis geschehen, denn die Taktik des Versuchers hat sich nicht geändert.

So sehen wir heute eine große Zahl Gläubiger, die sich alle auf die Schrift berufen, und nicht bemerken, dass sie dabei auf dem Boden Israels stehen. Satan hat sie in eine falsche Schulde gelockt, wo sie weniger das lernen, was ihr späterer Beruf sein wird, dafür aber Israels Zubereitung auf das Irdische im Auge haben.

Jesus zeigte uns doch überdeutlich, dass Gottes Wort die absolute Wahrheit ist, dass es aber nicht zu jeder Zeit gelten und gleicherweise nicht auf jedermann bezogen werden darf.

Jesus schnitt das Wort der Wahrheit richtig, indem Er erkannte, dass das von Satan zitierte Wort seine Gültigkeit erst im kommenden Königreich haben kann, wo Sich der Sohn Gottes in Macht und Würde erzeigen wird. Während Seiner Erniedrigung musste Er dieser Schriftstelle eine andere entgegensetzen. Dies muss uns zu denken geben!

Lernen wir also aus der Versuchung Jesu, dass zwar das ganze Wort Gottes Wahrheit ist, dass aber zwei Dinge beachtet werden müssen: Einmal, an wen das Wort gerichtet ist, und weiter, für welche Zeit es Gültigkeit hat!

Wir möchten dem Thema der Wortteilung noch einen Tag widmen, weil es so überaus wichtig ist, dass wir klar erkennen, dass Israels Zubereitung nicht die unsere ist. Paulus hebt die wie folgt hervor: "...um in Christus das All aufzuhaupten: beiden, das in den Himmeln und das auf der Erde" (Eph 1:10).

Zwei Ebenen zeigt Paulus in obigem Wort auf, und für die zwei Ebenen hat Sich Gott zwei Aufgabenträger erwählt, einmal Sein Bundesvolk Israel und weiter die Körpergemeinde Christi Jesu. WEr heute z.B die vier Evangelien (auch unser Johannes-Evangelium) auf sich persönlich bezieht, wird damit auf jene Aufgabe vorbereitet, die das auf der Erde betrifft! Sein eigenes Aufgabengebiet, das in den Himmeln, wird ihm verdunkelt - der Versucher hat sein Ziel erreicht! Was bei Jesus nicht gelang - bei vielen Gläubigen gelingt es ihm heute. Hätte Jesus dem Satan nachgegeben, so hätte Er von der Tempelzinne in Jerusalem springen müssen - die Folgen wären entgegen Gottes Ratschluss gewesen!

Halten wir also auch für heute fest: Wer Israels irdische Königreichserwartung (geheroldet durch die 12 Apostel) mit dem überhimmlischen Erwartungsgut der Körperschaft Christi (geheroldet durch den Apostel Paulus) vermischt, der verdunkelt die Tiefen der heutigen Wahrheit. Paulus schreibt diesbezüglich klar, dass es ihm gegeben ist, die Nationen betreffs des Geheimnisses zu erleuchten (Eph 3:8-9). Wer sich also von ihm, dem Lehrer der Nationen nicht erleuchten lassen will oder seine Lehre mit jener der 12 Apostel vermischt, dem werden folglich viele Fragen in Dunkelheit verhüllt bleiben, was Paulus als "Bann" bezeichnet (Gal 1:8-9).

Joh 6:15

"Da Jesus nun erkannte, dass sie vorhatten zu kommen, um Ihn zhu entführen, damit sie Ihn zum König machen, zog Er Sich wieder auf den Berg zurück. Er ganz allein."

Bis zum Auftreten des Täufers Johannes sprach Gott zu Seinem Volk durch das Gesetz und die Propheten. Johannes der Täufer wurde der Vorläufer für eine andere Form göttlicher Enthüllung: "Das Wort wurde Fleisch und zeltete unter uns, und wir schauten Seine Herrlichkeit - wie die Herrlichkeit des einzig Gezeugten vom Vater - voller Gnade und Wahrheit."

Die frohe Botschaft, die der Täufer ankündigte und die nun mitten unter dem Volk war, bewirkte aber dort keine Buße unter dem Volk und erst recht nicht unter den Oberen, vielmehr zeigt unser Textwort, dass man den Herrn mit Gewalt zum König machen wollte. Der Grund hierfür ist einfach und dem menschlichen Fleisch eigen: Man streckte sich begierig nur nach den äußerlichen Segnungen des Königreiches aus, ohne eine wirklich auch innere Umkehr vollzogen zu haben.

Johannes hat zwar die Nähe des Königreiches geheroldet, aber immer die innere Umkehr vorausgesetzt. Das irdische Königreich wird in der Tat kommen, aber nur in Übereinstimmung mit all dem, was Gottes Wort schon darüber gesagt hat. Es wird nicht eher anbrechen, als bis das gesamte Volk und all seine Führer bekennen: "Wir alle - wie Kleinvieh gingen wir irre; jedermann von uns schaute auf seinen eigenen Weg" (Jes 53:6).

Eigene Wege sind meist egoistische Wege, wo man nur den eigenen Vorteil, verbunden mit möglichst viel Annehmlichkeiten, sucht. Gleichen wir nicht auch zu oft dem Volk Israel, indem wir zwar alle Annehmlichkeiten des Glaubens anstreben, aber den Unannehmlichkeit aus dem Weg gehen möchten?

Fünftausend Menschen waren gekommen, um Jesus zu hören, auch aus heutiger Sicht eine riesige Volksmenge. Was ging im Innern unseres Herrn vor sich?

Als Er sie alle gespeist hatte und ihnen zeigte, dass Gottes Güte und Barmherzigkeit im Überfluss vorhanden ist, wollten sie Ihn zum König machen. Gestern zeigten wir auf, dass hierzu die innere Umkehr Voraussetzung gewesen wäre. Heute betrachten wir unseren Leitvers von einer anderen Seite: Zu diesem Zeitpunkt vom Volk zu König gemacht zu werden, war Seinem Programm völlig entgegen. So entzog Er Sich einfach der Menge, um Sich in die intime Gemeinschaft mit dem Vater auf dem Berg zu begeben. Dort wird Er dem Vater vor allem für die Kraftzuwendung gedankt haben, die es Ihm ermöglichte, dem Volksbegehren auszuweichen, so dass Sein weiterer Leidensweg frei war.

Dieses hehre Vorbild Christi darf uns immer wieder dienen, Seine Gesinnung nachzuahmen. Jesus stand hier vor der Wahl zwischen zwei Wegen, einem äußerlich angenehmen und einem Leidensweg! Wir wissen, dass Er den Weg der Leiden, der Selbstentsagung und der Selbsterniedrigung ging - Er ging den Weg des Gehorsams dem Vater gegenüter.- Dieser wiederum musste den Gehorsam des Sohnes allezeit stärken, sollte das Werk gelingen!

Wir wollen hier einfach stehen bleiben und auch uns wieder fragen, ob wir selbst bei solchen Entscheidungen unserem Herrn ähnlich sind? Sollten nicht auch wir um Seinetwillen Erniedrigung und Demütigung hinnehmen?

Aus Liebe und Gehorsam zu Ihm Schweres auf uns zu nehmen, heißt, die Gesinnung Christi in uns zur höchsten Stufe zu erheben, nur - ohne aktive Willensbestätigung sind solche Wege für uns nicht möglich; unser Wandel ist hier gefordert.

Die wenigen obigen Worte sprechen uns ganz besonders tief an, wir willen ihnen noch einen Tag widmen.

Wir sehen unseren Herrn, wie Er am Ende eines langen Tages sich von den Menschen zurückzieht, ja selbst von Seinen Jüngern, und die absolute Stille sucht; Sein inniger Wunsch ist, mit dem Vater Gemeinschaft zu haben. Jesus wirkte am Tage, doch Sein Gebetsleben fand vor allem nachts statt, wenn die natürlichen Verhältnisse dem geistlichen Zustand Israels glichen. Selbst wenn Er nach einem anstrengenden Tag Schlaf nötig gehabt hätte, lesen wir in Mk 1:35, dass ER sehr früh am Morgen, als es noch Nacht war, aufstand, um an einer einsamen Stätte zu beten.

Wie sehr widerspricht doch dieses Gebetsleben Jesu vielfach den heutigen Gebräuchen, wo man lieber in Massenversammlungen weilt, sich seelisch aufpuschen lässt und dann in Ekstase gerät. Hinterher behauptet man dann auch noch, dies wäre das Wirken des heiligen Geistes gewesen! Auch die feinere Form der öffentlichen sogenannten "Gebetsversammlungen" ist oft weit entfernt von dem, was uns Jesus als "Gebetsleben" aufzeigte. Ob es wohl dem Herzen Gottes entspricht, wenn wir reihenweise im Gebet auswendig gelernte Bibelverse aufsagen?

Bruder A. E. Knoch schrieb einmal, dass er die Worte "Gebet zu Gott" nicht liebt, weil im Grunde wahres Gebet seinen Ursprung in Gott hat. Wahres Gebet besteht nicht darin, dass wir Gott sagen, was Er schon viel besser weiß als wir (hierzu gehört das Zitieren vom Bibelversen), sondern vielmehr, dass wir "Gemeinschaft mit Ihm in Betreff Seines Willens" haben. Unser Herr war im Gebet, um ständig den Willen des Vaters zu erfahren und ihn Sich bestätigen zu lassen - vielleicht ein ganz neues Gebetserleben auch für uns!

Jesus geht auf dem See

Joh 6:16-19

"Als es dann Abend wurde, gingen Seine Jünger an den See hinab und stiegen in ein Schiff, um so jenseits des Sees nach Kapernaum zu kommen. Schon war die Finsternis hereingebrochen, doch Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen; auch war der See aufgewühlt, da ein heftiger Wind wehte. Als sie nun etwa fünfundzwanzig oder dreißig Stadien gerudert waren, schauten sie Jesus auf dem See wandeln und nahe an das Schiff herankommen; da fürchteten sie sich."

Wir wollen heute auch die Paralleltexte in Anspruch nehmen, die wir in Mt 14:22-33 und Mk 6:45-52 finden (und bitten unsere geliebten Leser, diese Stellen selbst zu lesen). Sie erweitern die Aussagen des in Joh 2. wichtigen Punkten:

  1. Matthäus berichtet noch von Petrus, der auf Geheiß des Herrn ebenfalls das Wasser betrat, und
  2. macht Markus die betrübliche Feststellung, dass die Jünger das Wunder mit den Broten nicht verstanden, da ihr Herz weiterhin verstockt war.

Bei dem Wunder der Brotvermehrung stand bei den Jüngern die Sorge um das Sattwerden von fünftausend Mann im Vordergrund. Wenige Stunden später sahen sie ihren Herrn auf dem Wasser gehen, und wieder ergriff sie Angst, diesmal nur viel schlimmer, denn wir lesen: "und sie schrieen vor Furcht" (Mt 14:26).

Wir wollen uns heute, im Stand der Zurückschauenden, nicht überheblich zeigen, denn mit Sicherheit hatte die dortige Situation etwas Furchterregendes an sich, und gewiss hätten wir alle genauso aufgeschrieen wie die Jünger. Doch im Grunde sollten sie längst gelernt haben, dass Jesus nicht nur Herr über die menschlichen Bedürfnisse wie den Hunger ist, sondern auch über die Natur und deren Gewalt, ja mehr noch, dass Er alle diese Vollmacht vom Vater erhielt. Die Jünger stehen daher wieder einmal vor der Probe, wieweit ihr Glaube an Jesus als den Sohn Gottes gewachsen ist.

Joh 6:20-21

"Er aber rief ihnen zu: Ich bin es; fürchtet euch nicht! Nun wollten sie Ihn in das Schiff aufnehmen, doch sogleich befand sich das Schiff an dem Land, auf das sie zugefahren waren."

Wir erinnern uns heute an Petrus (Mt 14:28-31), der, als die schlimmste Furcht überwunden war, doch schnell wieder Glaubensmut fand, indem er sich zutrautet, auf ein Wort seines Herrn hin, diesem auf dem Wasser entgegen zu eilen. Doch Petrus machten einen entscheidenden Fehler: Anstatt ununterbrochen auf seinen Herrn zu schauen, der ihn ja tatsächlich auch auf dem Wasser gehen ließ, schweifte sein Blick ab, und "er sah den starken Wind". Sofort überfiel ihn wieder die Angst, sein Glaube schwankte und er begann zu versinken.

Gleicht Petrus hierin nicht auch uns allen? Hier dürfen wir in der Tat lernen, dass immer Gefahr im Verzug ist, wenn wir den Blick von Jesus wenden. Und wie oft schauen wir daneben? In der Verwaltung der Gnade, in der wir heute leben, wird das Absinken, wie es Petrus erlebte, kein Ertrinken in der Form einer Strafe zur Folge haben, aber es wird uns mit Sicherheit Verlust oder Schaden einbringen3. GErne lassen wir uns hier an die zusprechenden Worte des Paulus an die Philipper erinnern: "Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allem eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott bekannt werden. Dann wird der Friede Gottes, der allen Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren" (Phil 4:6-7).

Die Parallele zu Petrus ist unübersehbar. Das Wegsehen vom Herrn hin auf die irdischen Dinge weckt unsere Sorgen und Ängste. Das völlige Vertrauen in Ihn, wird uns mit einem tiefen Frieden ausfüllen (und hätte Petrus vor dem Absinken bewahrt). Und doch - wie rührend ist es, dass der Herr sofort Seine Hand ausstreckte, als Petrus schrie: "Herr, rette mich!".

Ganz ohne Ermahnung bewahrte der Herr den Petrus aber nicht vor dem Absinken. Nachdem Er seine Hand ergriffen hatte und Petrus in Sicherheit war, sagte Jesus zu ihm: "Kleingläubiger, warum zauderst du?"

"Kleingläubiger" will sagen, dass der Glaube des Petrus viel größer hätte sein müssen, schließlich erlebte er ja mit, wie Jesus erst vor wenigen Stunden das Wunder der Brot- und Fischvermehrung vollbrachte.

Es ist wohl immer unser größter Kampf, uns von nichts beirren zu lassen, was uns vom Herrn ablenken möchte. Und wie oft sind es banalste Alltagsdinge, die sich in uns schleichen, uns Sorge und Angst bereiten.

Niemand hjat von Anfang an einen unerschütterlichen Glauben, vielmehr soll dieser ständig wachsen. Die Rüge des Herrn war für Petrus mit Sicherheit ein Anstoß zu vermehrtem Vertrauen in seinen Herrn. Auch wir brauchen immer wieder, wenn nicht die Rüge, so doch den Zuspruch aus dem Wort Gottes, das uns immer wieder auf Ihn hinweist und uns zeigt, dass, wenn wir Seine Hand halten (uns in Ihm wissen), wir nicht absinken können. Wir bleiben im Frieden Gottes, der unsere Herzen und Gedanken wie in einer Feste in Christus bewahrt!

Wir schließen diesen Tagesspruch, indem wir uns an das köstliche Wort des Apostels Paulus erinnern lassen: Wir alle aber, mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd, werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist" (2Kor 3:18)

Wir haben vor zwei Tagen noch einen zweiten Punkt bei Markus festgestellt, worin ausgesagt ist, dass die Jünger ganz offensichtlich das Wunder mit den Broten nicht verstanden hatten, da ihr Herz weiterhin verstockt war. Es ist uns hier dienlich, wenn wir noch Mk 8:14-21 dazu lesen. Wieder geht es um das Brot, und wir folgern die Jünger nur all zu menschlich. "Begreift ihr noch immer nicht? Versteht ihr es auch nicht? Habt ihr jetzt noch euer Herz verstockt? Frage über Frage stellt. ihnen Jesus, und am Schluss in Vers 21 noch abschließend: "Wie kommt es, dass ihr es noch nicht versteht?"

Wir finden hier eine Antwort, wenn wir uns wieder an die "Offenbarungsstufen" führen lassen, die wir immer wieder in unseren Schriften erwähnen. Wir sehen hierin eine Leiter, die uns Stufe um Stufe höher führt, hinaus aus dem menschlichen Denken und immer näher hin zu den göttlichen ge danken. Auf der untersten Stufe ist es der Mensch, der nicht will und der sein Herz verstockt - auf der oberen Stufe sehen wir den Vater, der auch die Herzen wie Wasserbäche lenkt und der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt (Eph 1:11). Der Vorwurf Jesu ist deshalb berechtigt, weil die Jünger Lernende sind, die nur (wie jeder Mensch) durch Erfahrung lernen.

Petrus musste lernen, dass der Herr, der fünftausend Mann mit einige wenigen Broten und Fischen sättigen kann und dabei noch übrig hat, auch auf dem Wasser laufen kann, dass Er auch der Herr über die Natur ist; und er musste lernen, dass er nur auf Ihn schauen darf, und nicht daneben. Durch Verstockung machten die Jünger ihre Erfahrungen, und wie freudig wird am Ende ihr Lobpreis sein, wenn sie erkennen dürfen, wie herrlich und weise sie geführt wurden und wie groß ihr Gott und Vater doch ist!

Joh 6:21

"Nun wollten sie Ihn in das Schiff nehmen, doch sogleich befand sich das Schiff an dem Land, auf das sie zugefahren waren."

Wenn wir bei den Parallelstellen in Mt 14. und Mk 6. nochmals nachschlagen, so berichten unsd dort die Schreiber, dass Jesus in das Boot trat und dass sich der Sturmwind daraufhin legte. Es ist müßig, zwischen den beiden obigen Evangelisten und Johannes einen Widerspruch zu suchen, hat doch jeder der Schreibe seine Warte, von der aus er vom heiligen Geist zur Darlegung angeleitet wurde. So dürfen wir in den verschiedenen Berichten erkennen, dass sie unterschiedliche Schwerpunkte haben und sich gegenseitig ergänzen.

So gesehen befand sich das Schiff, in welchem sich die Jünger zuvor verzweifelt gegen den Sturm und die Wellen gestemmt hatten, bei der eingetretenen Windstille in kürzester Zeit dort, wo sie hinfahren wollten!

Wir wollen aber auch noch einen Moment bei jenem Wunder stehen bleiben, von dem nur Matthäus und Markus berichten: Das Abflauen des Windes, nachdem Jesus bei seinen Jüngern war.

Wir lesen in Mk 6:51, dass die Jünger "über alle Maßen entsetzt und sehr erstaunt waren". Der Grund war einmal, dass Jesus mitten im Sturm, auf dem Wasser wandelnd, auf sie zukam und sie dachten, Er wäre ein Gespenst, und weiter war es die sofort eintretende Windflaute, als Er bei ihnen war.

In einem zwar anderen Zusammenhang sagt Jesus einmal Seinen Jüngern: "Mir ist alle Vollmacht im Himmel und auf Erden gegeben" (Mt 28:18). Doch diese Vollmacht, die Er vom Vater erhalten hat, befähigte Ihn auch, die Kräfte der Natur für Seine Zwecke einzusetzen; und Sein Ziel war bestimmt nicht, die Jünger zu ängstigen oder in Gefahr zu bringen, sondern vielmehr setzte Er die Naturgewalten ein, um einmal Seine Vollmacht sichtbar unter Beweis zu stellen, dann aber auch, um eine Situation zu schaffen, in welcher die Jünger lernen mussten - speziell hier, dass auch Naturkräfte das Vertrauen in den Herrn nicht erschüttern dürfen!

Vom Brot des Lebens

Joh 6:22-25

"Tags darauf wurde die Volksmenge, die jenseits des Sees Stand gewahr, dass dort außer dem einen kein anderes Boot gewesen war, und dass Jesus nicht mit Seinen Jüngern das Schiff bestiegen hatte, sondern Seine Jünger allein hinübergefahren waren. Jedoch kamen andere Botte von Tiberias nahe an die Stelle, wo sie das Brot nach dem Dankgebet des Herrn gegessen hatten. Als die Volksmenge nun gewahrte, dass Jesus nicht dort war, noch Seine Jünger, stiegen sie in die Boote und fuhren nach Kapernaum und suchten Jesus. Als sie Ihn jenseits des Sees fanden, fragten sie Ihn: Rabbi, wann bist Du hier angekommen?"

Das Volk ist auf der Suche nach dem, der sie auf so wunderbare Weise satt gemacht hat. Das war damals so und ist heute nicht viel anders! Dort, so verheißen wird, menschliche Bedürfnisse zu stillen, sind immer viele Menschen zu finden. Der Verfasser dieser Schrift wuchst glaubensmäßig in sogenannten Pfingstkreisen auf. Der Schwerpunkt der Versammlungen lag dort auf den angesprochenen menschlichen Bedürfnissen wie z.B. Krankenheilung. Alle Versammlungen waren in der Regel brechend voll von Menschen. Doch als ihm der Herr das Herz für das paulinische Evangelium öffnete, und es dadurch letztendlich zum Bruch mit den Pfingstkreisen kam (der Verfasser wurde aus diesen Kreisen ausgeschlossen), führt ihn der Herr mit anderen Geschwistern zusammen. Zahlenmäßig waren diese neuen Geschwister allerdings im Vergleich zu vorher sehr gering.

Dieses eigene Zeugnis soll vielen von uns, die durch ähnliche Umstände einsam geworden sind, Mut machen, weil die ganze Wahrheit nicht immer dort zu finden ist, wo viele Menschen sind! Je mehr wir uns unserer Stellung "in Christus" bewusst werden, und je mehr wir spüren, dass wir "in Ihm" nie allein sind, umso weniger vermissen wir die Menschen; und hier vor allem jene, die nur auf irdischen Dinge ausgerichtet sind.

Joh 6:26-27

"Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Ihr sucht Mich nicht auf, weil ihr Zeichen gewahrt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Wirket nicht für die Speise, die vergänglich ist, sondern für die Speise die bis in das äonische Leben bleibt, die der Sohn des Menschen euch geben wird; denn diesen hat Gott, der Vater, versiegelt."

Wir können uns sicher lebhaft vorstellen, wie aufgeregt die Volksmenge war, als Jesus auf unerklärliche Art verschwunden war, zumal sie beobachtet hatten, dass Er nicht in das Boot Seiner Jünger gestiegen war und alle anderen Boote unbenutzt im Hafen lagen. Jetzt suchten sie den, der sie auf so wunderbare Weise überreichlich gesättigt hatte und fanden Ihn am anderen Ufer. Ihr Staunen drückt sich in der Frage aus: "Rabbi, wann bist Du hier angekommen?"

In Seiner Antwort, die unser heutiger Leitvers ist, geht Jesus nicht auf die Frage der Menschen ein, wie Er über den See gekommen sei, sondern wirft ihnen vor, dass die Zeichen, die sie gewahrt haben, in ihnen keinen Glauben bewirkt haben, sondern nur das Verlangen, erneut am fleischlichen Körper gesättigt zu werden! "Wirket nicht für die Speise, die vergänglich ist" fährt Jesus weiter fort. Diese Worte erinner uns an Röm 8:5-8, wo Paulus schreibt.

"Denn die fleischgemäß sind, sinnen auf die Dinge des Fleisches, aber die geistgemäss sind, auf die Dinge des Geistes. Denn die Gesinnung des Fleisches ist Tod, die Gesinnung des Geistes ist Leben und Frieden. Deswegen ist die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott, weil sie sich dem Gesetz Gottes nicht unterordnet; denn sie kann es auch nicht. Die aber im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen."

Den Worten Pauli ist nicht viel hinzuzufügen! Das Volk ist in der Tat fleischlich gesinnt und damit in Feindschaft gegen Gott. Jesus weist sie auf die andere Speise hin, die eine Gesinnung des Geistes voraussetzt.

Joh 6:27

"Wirket nicht für die Speise, die vergänglich ist, sondern für die Speise, die bis in das äonische Leben bleibt, die der Sohn der Menschen euch geben wird; denn diesen hat Gott der Vater versiegelt."

Wir haben zwar schon bei der Unterredung mit Nikodemus dargelegt, was "äonisches Leben" beinhaltet, möchten es aber an dieser Stelle erneut aufgreifen und es uns nicht verdrießlich sein lassen, etwas zu wiederholen, weil es für manche sicher hilfreich sein wird.

So wie bei der Stiftshütte die Außenwelt, das Lager, der Vorhof, das Heilige und das Allerheiligste fünf unterschiedliche Teile bilden, so gibt es auch fünf Äonen oder Zeitalter. Zwei davon sind vergangen, der gegenwärtig dritte Äon, in welchem Christus auch gekreuzigt wurde, entspricht dem Vorhof mit dem ehernen Altar. Die nächsten beiden Äonen entsprechen den beiden eigentlichen heiligen Stätten innerhalb der Stiftshütte.

Das äonische Leben, von dem Jesus spricht, ist ein Leben für Heilige aus Israel, während dieser beiden letzten Äonen, wo mit sie Christus auf der Erde herrschen werden (wir lassen hier das zu selben Zeit auf einer anderen Stufe gültige äonische Leben der Körperschaft Christi einmal außer acht). Der verstorbene Ungläubige wird nicht leben, wenn das Königreich errichtet wird; er aufersteht zum Gericht vor dem großen weißen Thron und geht darauf als Übeltäter in den zweiten Tod, oder aber als Guttäter in das Leben des letzten Äons. Der Gläubige aus dem Volk Israel aber darf bald nach des Messias Ankunft auf dem Ölberg zum Leben erwachen und mit Ihm herrschen, nicht nur während der tausend Jahre, die dieser nächste Äon umfasst, sondern auch in dem folgenden fünften Äon, dem Tag Gottes.

Während dieses letzten und fünften Äons wird dann das vervollständigt, was noch unvollständig ist, damit das Ziel Gottes erreicht wird: "Wenn Ihm aber das All untergeordnet ist, dann wird auch der Sohn Selbst dem untergeordnet sein, der Ihm das All unterordnete, damit Gott alles in allen sei" (1Kor 15:28).

"der Sohn des Menschen"

Nachdem Jesus das Volk auf die "unvergängliche" Speise, die in das äonische Leben führt, hingewiesen hat, bezeichnet Er Sich selbst als "der Sohn des Menschen".

Diese Bezeichnung hat in der Vergangenheit schon namhafte Brüder zu der Auslegung geführt: Gott, der Vater, sei der "Urmensch" (der Originalmensch), und Christus, als das Abbild Gottes, sei folglich der "Sohn des Menschen". Ohne diese Ansicht abtun zu wollen, meinen wir aber, dass Gott ja "Geist" ist und damit kaum als der "Originalmensch" gesehen werden kann. Wir meinen, dass Jesus Sich eher als "Sohn der Menschheit" bezeichnet hat - für beide Begriffe (Mensch/Menschheit) hat der Urtext nur ein Wort!

Unser Herr bestand dauernd auf Seiner engen Beziehung zur Menschheit, ganz abgesehen von der Erlösung. "Sohn des Menschen" bezeichnet nicht nur Seine wahre Menschlichkeit, denn im Hebräischen müsste es heißen: "Der Sohn Adams"!

Damit haben wir den Schlüssel zum rechten Verständnis für diesen Namen. Christus erhielt vom Vater die Hauptschaft über die ganze menschliche Rasse. Alles, was des Adam war (der Sünder ausgenommen), ist nun Sein. Und da Er sündlos und mehrwertiger ist als Adam, kann Er auch mehr Autorität beanspruchen, als sie dem Adam je zustand.

Da Adam seine Bestimmung nicht erfüllte, seinen Pflichten der Menschheit gegenüber nicht nachkam, musste der Sohn Adams ins Mittel treten und diese auf Seine eigenen Schultern nehmen. Als "Sohn des Menschen" kam Er in die Welt, als solcher litt und starb Er, stand auf aus den Toten und wird als Sohn des Menschen auch in Macht und Herrlichkeit wiederkommen. Adam versagte, doch "der Sohn des Menschen" stieg herab, nicht nur um Adams Versäumnis wieder gut zu machen, sondern um eine völlig neue Schöpfung zu erwirken!

"denn diesen hat Gott, der Vater, versiegelt".

Im Wort Gottes ist das Siegel (oder die Versiegelung) stets ein Symbol der Sicherheit. Auch die menschlichen Machthaber ahmten diese Sicherheit nach. Hinter dem kaiserlichen Siegel auf dem Stein, der die Gruft unseres Herrn verschloss, stand die gesamte Macht des römischen Reiches. Wer es gewagt hätte, dieses Siegel aufzubrechen, musste nicht nur mit dem Landpfleger Pilatus rechnen, sondern mit dem römischen Senat, ja mit dem Kaiser selbst. Dass dann das Siegel auf der Gruft des Herrn doch gebrochen wurde, ist auf keine menschliche Tat zurückzuführen, sondern auf die Kraft Gottes.

Wenn nun aber schon das menschliche Siegel derart unantastbar war, wieviel mehr, wenn Gott Selbst versiegelt!

Es ist hochbedeutsam, dass in allen Berichten vom Leben unseres Herrn sowie in der Apostelgeschichte niemals von einer Versiegelung der Gläubigen aus der Beschneidung die Rede ist, um sie zu bewahren, wie dies ja die Aufgabe eines Siegels ist. Dafür lesen wir in unserem Leitvers, dass Gott, der Vater, den Sohn des Menschen versiegelte. Wenn wir jetzt die Bedeutung des "Versiegelns" auf unser Leitwort übertragen, so steht die Frage vor uns: Wozu hat der Vater den Sohn des Menschen versiegelt?

Die Antwort, die wir hier geben möchten, wird manchem von uns ein Ärgernis sein, aber vielen auch einen tiefen Lobpreis entlocken - wir sehen die Antwort indem Ausruf, den unser sterbender Herr am Kreuz ausgestoßen hat:

"Mein Gott, Mein Gott, wozu Du Mich übrig gelassen hast!"

Wir wissen, dass fast ausnahmslos das unterstrichene Wort "verlassen" übersetzt wurde; wie dankbar sind wir unserem verstorbenen Bruder Jaegle, dass er mutig und ohne Menschenfurcht in seiner Schrift "Christi Schrei am Kreuz" aus einem "fragenden Schrei" einen "Gott verherrlichenden Schrei" gedeutet und veröffentlicht hat.

Wir müssen natürlich der gestern gemachten Aussage n och etwas Raum geben, wobei wir vorab dafür werben möchten, dass die Schrift "Christi Schrei am Kreuz" bei uns kostenlos abgerufen werden kann. In dieser Schrift führt Bruder Jaegle eine gründliche und urtextgetreue Beweisführung seiner der Tradition widersprechenden Erkenntnis aus, was uns hier in diesem Büchlein ja nicht möglich ist.

Was bedeutet nun der Schrei Christi am Kreuz? Die Worte "Mein Gott, Mein Gott, wozu Du mich übrig gelassen hast" sind kein Verzweiflungsschrei eine verlassenen Gottessohnes, sonder vielmehr ein tiefstes Ergriffensein unseres Herrn am Kreuz, als Er ganz kurz vor der Vollendung Seines göttlichen Auftrags stand, nämlich das Lösegeld für das All zu zahlen! Damit stand Ihm bereits auch das herrliche Endziel "Aussöhnung" zum Zeitpunkt des angesprochenen Schreiens als unverrückbare Tatsache vor Augen. Jetzt, da Ihn nur noch ein winziger Moment vom erlösenden Tod trennt, bricht, trotz furchtbarster Schmerzen, dieser Jubelschrei aus Ihm heraus.

Wie tief des Vaters Vertrauen in Seinen Sohn betreffs der Erfüllung Seines Vorsatzes der Rettung aller Seiner Geschöpfe war, tat der Sohn vielfach kund (erinnern wir uns nur an Joh 3:35). Und wiesehr der Sohn bedacht war, des Vaters Willen in allem zu erfüllen, hat Er mit Seinem Ausspruch bekundet, den wir in Joh 4:34 behandelt haben. Wir machen hiermit eine wichtige Aussage:

Die Erfüllung des Retterwillens Gottes war demnach Zweck und Ziel des ganzen Lebens des Sohnes!

Triumphierend spricht ja Jesus kurz vor Seiner Ergreifung noch die Worte: "Ich verherrliche Dich auf Erden, indem Ich das Werk vollende, das Du Mir zu tun gegeben hast".

"Mein Gott, Mein Gott, wozu hast Du Mich übrig gelassen hast!" - wir können diese hehren Worten auch so formulieren: "Du hast Mich zum Vollbringen des Allerherrlichsten übrig gelassen!"

Wenn wir mit den obigen Worten den Bogen zur "Versiegelung" spannen, und uns zu dem Symbol der Versiegelung, nämlich Sicherheit, vergegenwärtigen, dann erkennen wir, was die Worte Jesu in unserem Leitvers aussagen:

Des Sohnes unverbrüchliches "Ja" zu des Vaters Vorherbestimmung (1Petr 1:20) war für den Vater die Gewähr, dass Sein Sohn auch ohne jedes Zurückweichen das größte Opfer bringen will. Auf diesem "Ja" gründete der ganze Ratschluss des Vaters - dieses "Ja" bewirkte die göttliche Versiegelung! Diese war fortan die Sicherheit, dass der Vater den Sohn auch unter Versuchungen und beim Erlernen des Gehorsams auf menschlicher Stufe festhalten werde!

Die Versiegelung des Menschensohnes bedeutet also Gottes Sicherung für das gewaltigste Rettungswerk, welches sich im All jemals zugetragen hat. Der Grund des Siegels sind einmal das "Ja" des Sohnes und weiter das Vertrauen des Vaters in den Sohn.

Dabei wollen wir nicht das Band übergehen, das alles umschließt, es ist die Liebe! Was uns Paulus in 1Kor 13. über die Liebe Gottes schreibt - in Christus Jesus, unserem Herrn, wird sie sichtbar. Liebe hat den Vater im Anfang bewogen, seinen Sohn zu zeugen, und Liebe hat Ihn bewogen, gemeinsam mit dem Sohn die Schöpfung zu erschaffen, und die größte Sehnsucht des Vaters ist es, von Seinen Geschöpfen wiedergeliebt zu werden. Die Verleihung äonischen Lebens von Johannes spricht, ist nur ein Tiel dieser Liebe, erst später wurde dem Paulus in einem Geheimnis der ganze Umfang der Liebe Gottes offenbart, eine Liebe, die im Sohn des Menschen durch den Vater versiegelt ist.

Joh 6:28-29

"Sie sprachen nun zu Ihm: Was sollen wir tun, damit wir die Werke Gottes wirken? Jesus antwortete ihnen: Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat!"

Der Dialog zwischen dem Volk und Jesus geht weiter. Die fleischliche Gesinnung des Volkes und das Vertrauen auf ihre fleischliche Kraft wird in der Frag an Jesus deutlich. Was sollen wir tun, damit wir die Werke Gottes wirken? Zwar noch mit einem Fragezeichen versehen, aber unüberhörbar selbstsicher klingt ihre Frage. Sie hätten auch sagen können: "Sag uns, was wir tun sollen, und wir tun es!"

Doch gab es schon früher solche auf die eigene Kraft setzende Worte des Volkes, als es durch die Wüste geführt wurde und ständig die Gnade Gottes erfahren hatte. Am Fuß des Berges Sinai ließ Jewe durch Mose Seine Erwählung und Berufung dem Volk erkennbar werden, und Er zeigte diesem den Bund, den Er mit ihm schließen wollte. Israel stand nun vor der Wahl: Entweder wie ihr Vorvater Abraham und eingedenk der Lektion in der Wüste in der Gnade Jewes zu bleiben oder wieder in den alten Fehler. zu verfallen, auf die eigene Kraft zu bauen. Doch das ganze Volk antwortete dann mit einer Stimme und versichert: "Alle Worte, die Jewe gesprochen, wollen wir tun!"

Die Antwort Jesu in unserem Leittext war dem entsprechend klar: "Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat." Überdeutlich wird dem Volk hier ge sagt, dass nur Gott der Wirkende ist und nicht der Mensch. Gott wirkt den Glauben - wenn dies schon zu Israel gesagt wird, wieviel mehr dann zu uns, die wir heute ein Wort Gottes im Vollmaß besitzen und in einer Verwaltung stehen, in der die Gnade überfließend ist!

Joh 6:30

"Daher fragten sie Ihn: Was für ein Zeichen tust Du denn, damit wir es gewahren und Dir glauben? Was wirkst Du?"

Der gestrigen Forderung des Volkes nach Zeichen setzt dieses Wort in unserem heutigen Text noch eines drauf: Die Brotvermehrung vom Tag z uvor war dem Volk offensichtlich zu wenig; jetzt forderte es mehr oder weniger Brot "aus dem Himmel", wie es ihre Urväter erlebt hatten. und wie es niedergeschrieben ist.

Es ist richtig, dass Gott Seinem Volk Israel verheißen hat, dass Er über ihm den Himmel auftun wird, damit Segen von oben in mannigfacher Weise auf diese herabströmt (5Mo 28:1 ff); und tatsächlich hat das Volk diese Art von Wundern in der Wüste auch erlebt, nu - waren diese Segnungen an Bedingungen geknüpft. Bei Nichteinhaltung dieser Bedingungen war dann auch das Gegenteil möglich, die Segnungen verkehrten sich in "Fluch" (Vers 15 ff).

Das Volk praktiziert hier eine Vorgehensweise, die wir in der Umgangssprache als "Rosinenpickerei" bezeichnen. Man hat einen Text vor sich, pickt aber nur das heraus, was einem persönlich schmeckt, der Rest bleibt unbeachtet liegen. Das Volk Israel fordert in Anlehnung an 5Mo 12. Segnungen aus dem Himmel, aber es beachtet nicht, was Gott fordert, ehe Er diese Segnungen ausgießt.

Ist uns diese Art von Schriftbetrachtung in der heutigen Zeit auch bekannt? Man spricht über Lieblingsverse, die man aus der Bibel herausgreift und lässt außer Acht, in welchem Umfeld diese stehen. Wieviel Unheil, wieviel Irrglaube, ja wieviel Unsinn ist auf diese Art schon produziert worden . Wer sich immer nur einzelne Verse der Schrift herausgreift, kann im Grunde wirklich jeden Unsinn beweisen. Wir appellieren deshalb heute an unsere Leser, stets bemüht zu sein, immer auch den Zusammenhang zu erkennen, in dem ein Wort Gottes eingebettet ist! Die beste Vorgehensart und der beste Schutz vor Irrungen ist immer noch, einen ganzen Brief von Anfang an zu lesen!

Joh 6:32-33

"Da sagte Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot aus dem Himmel gegeben, sondern Mein Vater gibt euch das wahrhafte Brot aus dem Himmel; denn das Brot Gottes ist der, der aus dem Himmel herabsteigt und der Welt Leben gibt."

In Seiner Antwort an das Volk stellt Jesus zuerst dar, dass zwar Mose das Werkzeug war, durch das Gott dem Volk das notwendige Brot gab, dass der Geber jedoch nicht der Mensch Mose, sondern ausschließlich der Vater sein konnte.

Wenn wir die Segnungen betrachten, die Israel im Verlauf seiner Geschichte erhalten hat, so führt der Weg zum Ursprung stets nach oben. Selbst die Taufe, die Johannes der Täufer ausführte, war eine Taufe aus dem Himmel (Mt 21:25). Generell stellt Jakobus den Grundsatz auf: "Jedes gute Geben und jede vollkommene Schenkung ist von oben, kommt vom Vater der Lichter herab" (Jak 1:17).

Das allergrößte Geschenk aus dem Himmel, das Israel und letztendlich alle Geschöpfe erhielten, war ihr Messias und Erlöser, wie es in unserem Leitvers durch den Mund des Herrn Selbst bekundet wird. Er ist das wahrhafte Brot, das in das äonische Leben führt (V. 27) oder "der Welt Leben gibt."

Auch das kommende irdische Königreich, mit welchem ja das äonische Leben anfängt, kommt aus dem Himmel. Mit einem gewaltigen Bild beschreibt der Prophet Daniel dessen Vorgang (Dan 2:34.35.44). Der eigentliche Kern dieses Königreiches besteht im kommenden König, Christus, und Seiner Vollmacht über alle Nationen (Dan 7:13-14). Dies gibt diesem R eich einen himmlischen Charakter, obwohl es seinen Bestand auf dieser Erde haben wird.

Nach dem vergänglichen Brot bietet Sich Jesus jetzt als "Brot des Lebens an" Wie reagiert Israel auf diese Herausforderung?

Joh 6:34-35

"Da sagten sie zu Ihm: Herr, gibt uns dieses Brot allezeit! Jesus erwiderte ihnen: Ich bin das Brot des Lebens! Wer zu Mir kommt, wird keinesfalls hungern, und wer an Mich glaubt, den wird nie mehr dürsten."

Die Reaktion des Volkes Israel ist menschlich. Nie mehr Hunger und Durst zu haben - dies ist eine verlockende Aussicht für das Volk, welches sicherlich nicht in solch einem Wohlstand lebte, wie wir ihn augenblicklich kennen. "Herr, gibt uns dieses Brot allezeit!" ist demnach ihre verständliche Antwort.

Geistlich gesehen musste Israel damals das im Gesetz Geforderte tun, um zu leben. Fleischlich gesehen musste Israel sein tägliches Brot hart erarbeiten. Immer wieder wurde und wird Israel vor die Wahl gestellt, fleischlich oder geistlich zu handeln. Am Bild des Brotes, welches ja in dem gemahlenen Korn die wichtigsten Grundsubstanzen zum Leben enthält, möchte Jesus das Volk darauf hinweisen, dass Er auch geistlich gesehen die Grundsubstanz zum Leben ist. Aller geistliche Hunger wird gestillt, wenn der Mensch zu Ihm kommt und an Ihn glaubt.

Vierzig Tage und Nächte fastete Jesus in der Wüste, dann trat der Versucher an Ihn heran und forderte Ihn auf, aus den Steinen Brot zu machen (Mt 4:1ff). Doch Jesus antwortete ihm: "Es steht geschrieben: Nicht vom Brot allein wird der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch Gottes Mund ausgeht." Und in Joh 4:34 lasen wir bereits die Worte Jesu: "Meine Speise ist die, dass Ich den Willen dessen tue, der Mich gesandt hat, und Sein Werk vollende."

Das leibliche Brot ist nur für kurze Zeit sättigend, dann kommt erneut der Hunger, und am Ende steht sowieso der Tod. Das geistliche Brot, welches Jesus verkörpert, ist das Wort Gottes, das geschriebene Wort, welches auch unsere tägliche Speise sein muss. Und da es "Worte des Lebens" sind, genügen sie uns, durch sie werden wir ausreichend ausgerüstet und zubereitet zu jedem guten Werk.

Joh 6:36

"Jedoch sagte Ich euch schon, dass ihr Mich wohl gesehen habt, aber Mir doch nicht glaubt."

Wie schwer mögen die obigen Worte unserem Herrn gefallen sein! Trotz aller Zeichen und Wunder findet Er beim Volk keinen Glauben. Sie wollten Ihn lediglich zu ihrem Brotkönig machen.

Obwohl Jesus wusste, wie sich das Volk entscheiden und wie Sein Weg sein würde, litt Er doch darunter. In Lk 19:41 erleben wir, wie Er seine Gefühle offen zeigte und über Jerusalem schluchzte, weil Er auch hier die Ablehnung und die schweren Tage sah, die über Jerusalem hereinbrechen würden.

Wie sehr sich alles im göttlichen Ratschluss des Vaters bewegt, und wie alles, was geschieht, voraus geplant ist, sehen wir schon bei Mose, als dieser dem. Volk das Gesetz vorlegt, obwohl Gott ihm anvertraute: "... und es wird Mich verlassen. und Meinen Bund brechen" (5Mo 31:16).

Dem Vok musste das Königreich angeboten werden, auch wenn Jesus schon vorher wusste, dass es ablehnt. Wäre es nicht angeboten worden, so könnte das Volk ja später behaupten, sie hätte es bestimmt angenommen, wenn sie die Chance bekommen hätten! Wir sehen hier wieder einmal sehr deutlich Gottes geoffenbarten Willen, der das Volk auffordert, Seinen Sohn als Messias anzunehmen und Ihm zu glauben - und andererseits Seine geheime Absicht, dass das Volk ja ablehnen musste, weil sonst der wahre Auftrag Christi Jesu nicht zur Ausführung gekommen wäre, Sein Opfertod am Kreuz von Golgatha.

Joh 6:37

"Alles, was der Vater Mir gibt, wird bei Mir eintreffen und bleiben, und wer zu Mir kommt, den werde Ich keinesfalls hinaustreiben;"

Nachdem Jesus dem Volk vorgeworfen hat, dass es Ihn zwar sieht, aber Ihm doch nicht glaubt, spricht Er in unserem Leitvers eine andere Gruppe aus dem Volk an: Solche, die Ihm der Vater gegeben hat!

In Joh 10:27-28 lesen wir: "Meine Schafe hören auf Meine Stimme, Ich kenne sie, und sie folgen Mir. Ich gebe ihnen äonisches Leben, und sie werden für den Äon keinesfalls umkommen; auch wird sie niemand aus Meiner Hand rauben."

Neben der großen Volksmenge, die nur Zeichen und Wunder begehrte, und die sich von Ihm abwandte, als diese nachließen, sehen wir jene Gruppe von Jüngern, die Ihm der Vater gegeben hat. "Nicht ihr habt Mich erwählt, sondern Ich habe euch erwählt und euch dazu gesetzt, dass ihr hingeht und viel Frucht bringt" (Joh 15:16).

Nicht nur die Körpergemeinde Christi Jesu ist erwählt; Erwählung trifft auch auf Israel zu, einmal als Bundesvolk insgesamt (5Mo 7:7), dann auf einzelne Personen wie z.B. die Jünger (einschließlich Judas!). Doch das Prinzip der Erwählung durch Gott reicht noch viel weiter zurück, fast bis an die Anfänge der Menschheit.

Das Thema "Erwählung - Auserwählung" ist leider ein vielfach gemiedenes Gebiet, weil ein großer Teil der Gläubigen überzeugt ist, der Mensch müsse aus eigenem Willen zu Gott finden, und wer dies nicht will, ginge für immer verloren. Diesem unbiblischen Dogma steht die Wahrheit gegenüber, dass Gott schon immer Menschen auserwählt hat, und zwar deshalb, damit diese Erwählten zum Segen der Nichterwählten werden! Erwählung bedeutet also für den einzelnen, dass er zum "Mitarbeiter Gottes" berufen wird.

Da die "Auserwählung" auch in den folgenden Versen. und Kapiteln des Johannes-Evangeliums immer wieder angesprochen wird, wollen wir die Gedanken, mit dem wir gestern abschlossen, noch etwas vertiefen.

"Auserwählte" sind keine göttliche Elitetruppe, die aufgrund herausragender Vorzüge belohnt werden, sie sind einzig und allein dazu erwählt worden, um ein Segen für die Nichtauserwählten zu sein. Als bestes Beispiel dient uns der erste deutlich Auserwählte Gottes, nämlich Abraham. Von Anfang an war er von Gott ausersehen worden, dies geht aus Apg 7:2 hervor. Gottes Ruf ging an Abraham (damals noch Abram), als er noch in Ur in Chaldäa wohnte. Lange Jahre wurde er in der göttlichen Schule zubereitet, bis ihm Gott offenbaren konnte: "... und segnen will Ich dich. und deinen Namen groß machen, und werde du ein Segen" (1Mo 12:2).

Bevor Gott Seine Auserwählten zum Segen für die Nichtauserwählten einsetzen kann, muss Er sie ausrüsten und mit Seinen Gaben beschenken. Mit Recht zitiert Paulus in Röm 11:35 das Wort aus Hi 41:2: "Wer hat Ihm etwas zuerst gegeben, damit es ihm vergolten werden wir?" Und in enger Beziehung zu obigem Wort lesen wir in 1Kor 4:7: "Was hast du aufzuweisen, das du nicht erhalten hättest?" Beide Schriftworte, in der Frageform gehalten, offenbaren klar und deutlich, dass Auserwählung nie ein menschliches Verdienst ist, im Gegenteil! Gemäß 1Kor 1:26-31 ist es gerade das Törichte der Welt, das Schwache, das Niedriggeborene und das Verschmähte, welches Gott erwählt, damit Er die Weisheit und das Starke der Welt zuschanden mache, und - damit sich kein Fleisch rühme. Vielmehr muss gelten: "Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn."

Da auch wir, die Glieder des Körpers des Christus, Auserwählte sind, dürfen wir dieses Prinzip der Auserwählung auch voll auf uns zutreffend sehen, sind wir doch zum Segen für die Bewohner der überhimmlischen Räume gesetzt!

Schon an früherer Stelle sahen wir, dass Jesus Seine Jünger ausgewählt hat, und nicht sie Ihn! In Mk 3:13-14 lesen wir darüber Folgendes: "Dann stieg Er auf den Berg hinauf und rief die herzu, die Er um Sich haben wollte, und sie gingen zu Ihm. Er bestimmte zwölf, die Er auch Apostel nannte, damit sie mit Ihm seien und Er sie aussende, um zu herolden."

Diese Erwählung hatte also den Zweck, dass Jesus mit ihnen Gemeinschaft pflegen konnte - Gemeinschaft, nach der Sich Sein und des Vaters Herz sehnt. Die Aussendung zur Verkündigung der Wohlbotschaft war der Dienstauftrag, der zum Segen Israels, ja zum Segen aller Völker werden wird - allerdings erst in der Zeit des irdischen Königreiches.

Joh 6:38

"denn Ich bin nicht aus dem Himmel herabgestiegen, dass Ich Meinen Willen tue, sondern den Willen dessen der Mich gesandt hat."

Auch dieses Wort bestätigt uns eindrucksvoll, dass Jesus keine persönliche Auswahl Seiner Jünger vornahm, sondern diese längst zuvor vom Vater ersehen waren. und Ihm jetzt auf Erden gegeben wurden.

Aber unser Leitvers beinhaltet noch eine Aussage, die wir vor einigen Tagen kurz anführten, es ist das Problem mit dem sogenannten "freien Willen"! Ein Problem deshalb, weil ein großer Teil unserer gläubigen Geschwister leider immer noch davon überzeugt ist, dass der Mensch aus eigenem "freien Willen" zu Gott kommen müsse - die Entscheidung über Rettung oder Nicht-Gerettetsein folglich allein in seiner Hand liegt. Diese Geschwister argumentieren, dass der Mensch"ohne" freien Willen dann ja nur eine Marionette in Gottes Hand bliebe - was für das Geschöpf "Mensch" unwürdig sei!

Hinter solcher Argumentation liegt aber die ganze Verführungsmacht der Finsternis. "So sein wie Gott", diese Verlockung wirkte schon bei dem ersten Menschenpaar im Paradiesgarten und brachte seine todbringende Frucht.

Neben all den vielen biblischen Schriftbeweisen, die dem "freien Willen" der Menschen widersprechen (dies tut ja auch das Thema "Auserwählung"), finden wir eine überdeutliche Antwort in unserem Leitvers. Die Antwort ist Jesus Christus selbst, der von Sich bezeugt: Ich tue nicht Meinen Willen, sondern den Willen dessen, der Mich gesandt hat." Hier verkündigt Jesus keinen freien Willen, sondern bekennt klar und deutlich, dass Er Seinen Willen dem des Vaters unterordnet!

Man müsste nun diese hartnäckigen Verfechter des "freien Willens" fragen, ob sie denn mehr oder höher stehen als Jesus Selbst? Ist diesem Gläubigen unbekannt, dass Paulus uns alle auffordert, die Gesinnung Christi Jesu anzunehmen (gem. Phil 2:5), und damit der satanischen Verlockung eines freien menschlichen Willens endgültig abzusagen?!

Joh 6:39

"Dies ist der Wille dessen, der Mich gesandt hat, dass Ich nichts von alldem verliere, was Er Mir gegeben hat, sondern es am letzten Tag auferstehen lasse"

In den Versen 39 und 40 führt Jesus zweimal an, was der Wille des Vaters ist. Unser heutiger 39. Vers macht diesen Willen an 2 Punkten deutlich: Erstens, dass nichts verlorengeht, was Ihm der Vater gegeben hat, und zweitens die Auferstehung am letzten Tag.

Wenn wir diese Aussage heute nach fast zweitausend Jahren betrachten, dann sehen wir, dass Ihm nur ein winziger Teil vom Volk, das Ihm vom Vater gegeben wurde, auch nachfolgte; Israel, als auserwähltes Bundesvolk Gottes, versagte jedoch bis heute hartnäckig den Glauben. Wenn wir aber in die Zukunft schauen, ,dann wissen wir aus Gottes wunderbarem Wort, dass sich auch dieses hartnäckige und widerspenstige Volk tief beugen wird. Der Prophet Sacharja sagt dies wie folgt: "Und Ich werde über das Haus Davids und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen; und sie werden auf Mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über Ihn wehklagen gleich der Wehklage über den Eingeborenen und bitterlich über Ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt (Sach 12:10). Dies wird kurz vor dem Tag sein, an dem sich der Sohn Gottes seinem Volk in Herrlichkeit offenbaren wird, wo Seine Füße auf dem Ölberg stehen werden (Sach 14:4). Dies betrifft aber nur das dann lebende Volk! Die große Masse der inzwischen im Unglauben Verstorbenen wird vor dem großen weißen Thron auferstehen und der letzten Zubereitung zugeführt werden.

So verliert der Sohn Gottes in der Tat nichts - dies ist ein köstliche Aussage - nur hat bei Gott alles seine Zeit.

Dem göttlichen Willen, "dass Ich nicht von alledem verliere, was Er Mir gegeben hat", steht eine Person entgegen: Judas Iskariot! Denn entgegen der heutigen Aussage, dass der Herr nichts von dem Ihm Übergebenen verliert, lesen wir später in Joh 17:12 dennoch vom Verlorengehen des Judas. Dort sagt der Herr zum Vater, dass Er alle bewahrte und behütete. Keiner ging verloren außer dem Sohn des Untergangs, damit die Schrift erfüllt werde!

In Apg 1:15-26 lesen wir dazu von der Wahl eines Ersatzmannes und nehmen nur zwei Zitate heraus: Apg 1:20: "Sein Aufseheramt erhalte ein anderer"; und Apg 1:26: "das Los fiel auf Matthias, der fortan den elf Aposteln zugerechnet wurde."

Hier wird deutlich, dass sich Judas "Verlorengehen" auch auf sein Amt erstreckt. In den kommenden Äonen wird er folglich kein Aufseheramt mehr bekleiden. Doch sein "Verlorensein" wird ein Ende haben, wenn er vor seinem gerechten Richter stehen wird!

Wer jedoch Judas weiter unter die Zwölf einreihen möchte, müsste den rechtmäßig gewählten Matthias wieder absetzen. Wer aber für den Judas nur noch ein endgültiges Verlorengehen (oder gar die Hölle) bereit hat, widersetzt sich dem Willen des Vaters in unserem Vers!

Hüten wir uns vor Extremen, welche die Grundlage des Wortes Gottes verlassen!

Gestern sprachen wir über das "Nicht-Verlieren", heute betrachten wir nochmals den zweiten Punkt in Betreff des göttlichen Willens: Die Auferstehung am letzten Tag.

Gegeben wurden dem Sohn. vom Vater an erster Stelle Seine zwölf Jünger, sowie all jene aus dem Volk Israel, denen es vom Vater gegeben war, an Ihn zu glauben. Man ist v ersucht, diesen "letzten" Tag mit jenen drei großen Tagen im Heilsplan Gottes in Verbindung zu bringen:

  1. Dem Tag des Menschen
  2. dem Tag des Herrn un
  3. dem Tag Gottes.

Der "letzte" Tag wäre dem zufolge der Tag Gottes, der aber erst nach dem irdischen Königreich und nach dem Gericht vor dem großen weißen Thron beginnt und einen neuen Himmel und eine neue Erde beinhaltet. Doch mit dieser Ansicht würden wir ja auch die zwölf Apostel aus dem irdischen Königreich ausschließen, was ja niemand ernsthaft in Erwägung ziehen kann. Der "letzte Tag" muss also mit dem Beginn des irdischen Königreiches identisch sein, es ist die in Offb 20:5 genannte "erste Auferstehung", der letzte Tag dieser Welt (dieses Weltsystems).

Wenn wir von der "ersten" Auferstehung sprechen, dann müssen wir bedenken, dass wir auf dem Boden Israels stehen und dass diese Worte nicht an uns, die Körperglieder Christi Jesu, gerichtet sind. Uns gilt, was Paulus in Eph 1:12 niederschrieb: "...die wir eine frühere Erwartung in Christus haben." Unsere frühere Erwartung ist die, dass wir vor dem Kommen des Zorns entrückt werden, dem Herrn entgegen (1Thes 4:13-18).

Freuen wir uns von ganzem Herzen auf unsere herrliche Entrückung, aber freuen wir uns auch mit denen, die nur kurze Zeit später auferstehen werden und dann einen segensreichen Auftrag an den Nationen zu erfüllen haben. (siehe Mt 28:19).

Joh 6:40

Denn das ist der Wille Meines Vaters, dass jeder, der den Sohn schaut und an Ihn glaubt, äonisches Leben habe; und Ich werde ihn am letzten Tag auferstehen lassen.

In unserem heutigen Vers wird der Wille Gottes dahingehend ergänzt, dass der Glaube an Jesus äonisches Leben bewirkt.

Zuvor möchten wir aber einem weit verbreiteten Irrglauben widersprechen, der den Gläubigen einreden will, sie kämen nach ihrem Entschlafen sofort in den Himmel oder zumindest in eine Art Zwischenstation. Unser Herr bezeugt aber überdeutlich - auch in unserem Textwort - dass Er die Toten auferweckt (siehe neben unserem Leitvers auch Joh 5:21; Joh 6:44.54), aber nicht sofort nach dem Tod, sondern alle zum festgelegten Zeitpunkt: Sei dies bei der ersten Auferstehung zu Beginn des Millenniums oder bei der letzten am großen weißen Thron. Selbst die Heiligen, die nach Jesu Auferstehung vorübergehend aufwachten (Mt 27:52), mussten wieder in ihre Gräber zurück. Keiner der biblischen Schreiber bezeugt uns einen Zwischenzustand, in welchen die gläubig Verstorbenen kommen, weder Jesus Selbst noch seine Apostel und vor allem nicht Paulus, der Apostel der Nationen, dem ja die höchsten Offenbarungsstufen direkt vom erhöhten Herrn gegeben wurden.*

*Anmerkung des Abschreibers: vgl. 2Kor 5:1-4; Joh 11:25; Lk 20:38; Lk 16:19-31 u.a.

Glauben, von dem unser Leitvers spricht und der dem Willen Gottes entspricht, bedeutet ganz einfach vertrauen, und dies auf Ihn und Sein Wort. Noah glaubte (vertraute) dem Wort Gottes und baute die Arche, obwohl nicht die geringste Notwendigkeit dazu sichtbar vorhanden war. Abraham glaubte (vertraute) Gott und war bereit, seinen Sohn zu opfern. Groß ist die Zahl der in Hebr 11 aufgeführten Glaubenshelden. Gott möchte also nicht nur den nackten Glauben, er möchte vielmehr, dass wir Ihm in allem vertrauen. Bedenken wir hier, dass ja auch Satan an Gott glaubt - aber er vertraut Ihm nicht, weil er eigene Wege geht. Doch wie sehr sehnt sich Gottes Herz nach dem vertrauen seiner Geschöpfe, einem Vertrauen, welches auch nicht wider allen Schein glaubt und auch in aussichtslosen Situationen aufrecht bleibt!

Joh 6:41-44

Da murrten nun die Juden über Ihn, weil Er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das aus dem Himmel herabgestiegen ist -, und sie fragten: Ist dieser nicht Jesus, der Sohn Josephs, dessen Vater und Mutter uns vertraut sind? Wieso behauptet Er nun: Aus dem Himmel bin Ich herabgestiegen -? Daher antwortete ihnen Jesus: Murrt nicht untereinander! Niemand kann zu Mir kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht; und Ich werde ihn am letzten Tag auferstehen lassen."

Wenn wir das Verhalten der Juden von der menschlichen Seite betrachten, kann man ihr Murren schon verstehen. Zwar sahen sie einerseits die Zeichen und Wunder, die Jesus tut, aber sie kannten auch Seine menschliche Abstammung. Die Worte Jesu, Er sei aus dem Himmel. herabgestiegen, mussten ihnen verständlicherweise unglaubwürdig erscheinen.

Das Volk sah in Jesus einen Menschen, der Wunderkräfte besaß, aber es weigerte sich, in Ihm den verheißenen Messias zu sehen. Da die alten Schriften aber beide Kommen des Messias bezeugten - in Niedrigkeit wie auch in Herrlichkeit - pickte sich das Volk jenes Kommen ihres Messias heraus, welches ihnen angenehm war: Jenes im Herrlichkeit! Damit war ihnen allerdings die Sicht auf das Verständnis für das Erscheinen Jesu in Niedrigkeit verborgen.

Die Jünger Jesu und die wenigen, die Ihm nachfolgten, hatten sicher ein "warum" im Munde: Herr, "warum" erkennt Dich das Volk nicht? Warum offenbarst Du Dich nicht in Herrlichkeit?

Wenn wir heute, fast zweitausend Jahre später, zurückschauen dürfen, so wissen wir, dass das Wort "warum", welches wir Menschen so gerne und so schnell den Ereignissen entgegen halten, überflüssig war. Lernen wir hier aus der Geschichte Israels, dass Gottes Wege immer richtig sind, auch wenn dies erst viel später bestätigt wird.

Joh 6:44

"Niemand kann zu Mir kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht; und Ich werde ihn am letzten Tag auferstehen lassen."

Wir sahen gestern die menschliche Seite des Verhaltens der Juden, und menschlich ist ebenfalls die so oft auch von Gläubigen gestellte Frage des "warum"! Der obige Leittext gibt uns die geistliche Antwort, die jegliches "warum" verstummen lässt.

Die Antwort Jesu ist also mehr an die Jünger gerichtet als an das ungläubige Volk, welches mit dieser Antwort sowieso nichts anfangen konnte. Aber seine Jünger sollten erkennen, dass auch die Ablehnung des Volkes dem Willen Gottes entspricht - könnte doch der Vater schon jetzt das Volk zum Sohne hinziehen!

Unser Textwort offenbart uns also eine tiefe Wahrheit: Nicht der Mensch muss von sich aus zu dem Retter Jesus finden, es ist vielmehr der Vater, der hier allein wirkt und die Herzen lenkt wie Wasserbäche.

Wir sprachen die letzten Tage von dem sogenannten "freien Willen" des Menschen und brachten biblische Beweise für seine Unmöglichkeit. Auch obiges Wort belegt eindrucksvoll, dass es so nicht darauf ankommt, was der Mensch will, sondern dass Gott der einzig und allein Handelnde und nur Sein Wille maßgebend ist.

Auch die Herzen des Volkes Israel werden wie Wasserbäche gelenkt. Noch ist die Zeit nicht da, dass sie erkennen sollen, wer vor ihnen steht; n och sind ihre Herzen verstockt, ihre Augen blind und ihre Ohren taub. Noch zieht Gott sie nicht hin zu Seinem Sohn, im Gegenteil. Aber wir dürfen uns heute schon vorstellen, wie groß die Freude sein wird, wenn ihre Herzen, Augen und Ohren frei sein werden u nd sie der Vater zum Sohne zieht, zu ihrem ersehnten Messias!

Wenn der Vater zieht und der Mensch diesem Ziehen nichts hinzufügen, sich aber auch nicht widersetzen kann - welche Rolle spielt dann der Glauben?

Was der Glaube ist, finden wir in Hebr 11:1 niedergeschrieben. "Die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet" ist ja im Grunde nichts anderes als das bereits erwähnte "Vertrauen" auf Gottes Wort. Der Glaube wird nicht vom Menschen aufgebracht, sondern ist ein Geschenk Gottes. Dies gilt für Israel wie für uns. Die Jünger, die dieses Geschenk erkannt hatten, baten darum auch verständlicherweise ihren Herrn um "mehr Glauben" (Lk 17:5).

Die menschliche Seite des Glaubens ist die, dass der Glaube erprobt werden muss (siehe bei Philippus)! Wenn alles um uns herum hell und licht ist, ist es nicht schwer zu glauben (zu vertrauen); wenn es aber finster ist, wenn uns Dunkelheit umhüllt, dann beginnt die Prüfung des Glaubens. Und mit jeder Glaubensprüfung ist auch ein Wachstum des Glaubens verbunden. Hiob hatte schon vor seinen schweren Prüfungen Gott in überwältigender Weise vertraut, doch nach seinen Prüfungen ist sein Glaube noch mehr gewachsen, sein Zeugnis belegt dies: "Nun weiß ich, dass Du alles vermagst" (Hi 42:2).

Der Glaube, den Gott uns schenkt, ist also das Vertrauen in Sein Wort, bei den Jüngern ist es das Vertrauen in ihren Herrn. Und wie sehr dieser Glaube (Vertrauen) in den Jüngern wachsen muss, zeigte ihnen Jesus bei der Brotvermehrung und bei seinem Gang über die Wellen des Meeres.

Wir haben immer die Gelegenheit, uns zu prüfen, wo wir uns glaubensmäßig befinden; in allem aber sei unser Hauptanliegen: "Vater..., verherrliche Deinen Sohn, auf dass Dein Sohn dich verherrliche."

Unser Leitwort führt uns aber noch mehr in die Tiefe; das Ziehen Gottes hin zum Sohn ist schon in Kol 1:16-17 wunderbar zu erkennen: "Denn in Ihm ist das All erschaffen: das in den Himmeln und das auf der Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften, Fürstlichkeiten oder Obrigkeiten. Das All ist durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen..."

In diesem Worten ist die Einsetzung Christi in Seine höchsten Würden enthalten. Sie bestehen darin, dass Gott eine Anzahl Seiner Beziehungen zum All auf den Sohn überträgt. Das All, das von Anfang an in Gott war, überträgt der Vater in den Sohn - durch den Sohn wird es erschaffen und - alles Erschaffene trägt das Siegel "hin zu Ihm"!

Wie die helle Morgensonne am Himmel erstrahlt, so leuchtet uns Christi voräonische Herrlichkeit in diesen Schriftworten auf. Bedenken wir, liebe Geschwister, dass es kein Geschöpf gibt, welches sich nicht zuvor in Gott wie auch in Christus befand! Und bedenken wir weiter, welche unlösbaren Bande der Liebe diese Herkunft alle mit dem Vater und dem Sohn verbindet!

So wie einst jedes Geschöpf die Veranlagung erhielt: "Zurück zum Schöpfer", so hat es nun auch den Zug in sich: "Zurück zu Christus!" Bevor alles zum Vater zurückkehrt, wird der Vater alles zum Sohn ziehen, und durch Christus wird dann jedes Geschöpf zum Vater zurückgebracht werden, wie es unser Leitvers aussagt.

In diesem Rettungsprinzip offenbart Gott wieder in gewaltiger Weise das Mittleramt Christi. Der Weg zu Gott zurück führt nur über Christus!

In einer Welt, in welcher der Name "Jesus Christus" immer mehr verdunkelt, ja beiseite geschoben wird, ist es für uns umso wichtiger, dass wir diesen Namen hochhalten und Seinen Inhalt betonen.

Wenn wir in Eph 1:10 das Geheimnis Seines Willens erfahren dürfen: "... um in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde", so ist diese Aussage weit mehr als die allgemeine Auferstehung am Ende des tausendjährigen Reiches vor dem großen weißen Thron - es ist die Tatsache, dass jedes Geschöpf "zu Ihm hin" erschaffen wurde und gar nicht anderes kann, als in Ihn aufgehauptet zu werden. Unterschiedlich sind bei jedem Geschöpf nur die Zeiten, wann sich dieses Wort erfüllt.

Die Hinaufhauptung des Alls durch Christus offenbart die große Rettungstat Christi. Lasten aus der Tiefe in die Höhe z u heben erfordert ungeheure Kraftentfaltung. Aber ein in Sünde und Tod versunkenes All in die höchste Höhe zu heben, daran wird enthüllt, was Christus geleistet hat, als Seine Seele Mühsal hatte, wie es schon Jes 53:11 vorausgesagt hatte.

Mag es in unserer Welt auch immer dunkler werden, mag es Satan gelingen, die Menschen immer weiter von dem Retter Christus Jesus abzubringen - es geht dennoch aufwärts! Die Aufwärtsbewegung hat in Christus ihren Anfang genommen und wird noch alle erfassen. Wie wunderbar erstrahlt der Name "Jesus", wenn wir in Phil 2:9-11 lesen, dass sich jeden Knie beugen und jede Zunge huldigen wird: "Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters."

Nehmen wir auch noch das hier passende Wort Pauli mit in den Tag: "Demnach liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Rennenden, sondern an dem Sich erbarmenden Gott" (Röm 9:16).

Joh 6:45

"In den Propheten ist geschrieben: Sie werden alle von Gott gelehrt sein. Jeder nun, der vom Vater hört und die Wahrheit lernt, kommt zu Mir."

Jesus fährt in Seiner Antwortrede - die ja im Grunde Seinen Jüngern gilt - mit obigen Worten fort. Sie gründen auf einem Wort aus Jes 54:13: "Alle deine Söhne werden von Ieue belehrt, und groß sei der Wohlstand deiner Söhne.

Noch ist hier die Rede allein von den Söhnen Israels, die Nationen haben noch keinen Ruf erhalten - dieser erfolgte erst später durch den eigens dafür berufenen Apostel Paulus (siehe Eph 3:8-9). Doch wie später bei Paulus, so beginnt der Glaubensanfang auch bei Israel mit dem "Hören". Und bei Israel muss auf das "Hören" die "Umsinnung" folgen. Immer wieder lesen wir diese Forderung an das Volk. Auch Petrus erklärt später dem Volk, nachdem er klargestellt hatte, dass der gekreuzigte Jesus ihr Messias war, und nachdem das Volk ihn gefragt hatte, was sie tun sollten: "Sinnet um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung eurer Sünden taufen...(Apg 2:38).

"Umsinnen" ist also nach dem "Hören" die göttliche Forderung an Israel. Ihm hat Gott Seine Aussagen anvertraut (Röm 3:2; Ps 147:19-20). Deshalb konnte Er diesem Volk sagen: "Er (Gott) hat dir kundgetan, o Mensch, was gut ist; und was fordert Ieue von dir, als Recht zu üben und Güte zu lieben u nd demütig zu wandeln mit deinem Gott (Mi 6:8). Israel wusste also, wozu es umsinnen sollte!

"Hören und Umsinnung" zieht sich wie ein roter Faden durch die alten hebräischen Schriften, über Johannes den Täufer, über den Herrn Selbst bis in die Apostelgeschichte hinein - es ist der Weg Israels, um in das irdische Königreich eingehen zu können!

"Jeder nun, der vom Vater hört und die Wahrheit lernt, kommt zu Mir."

Obwohl Jesus den schwersten Teil Seines Erdenweges noch nicht erfüllt hatte, konnte Er zu Recht sagen: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch Mich" (Joh 14:6). In Röm 10:17 schreibt Paulus: "Demnach kommt der Glaube aus der Kunde (bei Luther: Predigt), die Kunde aber durch einen Ausspruch Christi."

Nach der wörtlichen Übersetzung des Urtextes heißt "Kunde" "Gehörtes". Unser Wort aus Röm 10:17 sagt im zweiten Teil aus, dass die Kunde durch einen Ausspruch (durch die Rede) Christi erfolgt. Christus ist also immer der Urheber jeder Rede an die Menschen. Selbst in Hinblick auf die Propheten des AT bezeugt Petrus, dass es der "Geist Christi" war, der zu ihnen sprach (1Petr 1:11). Auich in Mt 1:22 und Lk 1:70 wird hervorgehoben, dass der Herr durch die heiligen Propheten gesprochen hat. In diesem Sinne verstand auch Paulus sein Reden und Schreiben, wenn er sagte: "Denn ich möchte nicht wagen, von etwas zu reden, was nicht Christus durch mich ausgeführt hat..." (Röm 15:18).

Der Weg ist also klar vorgegeben: Der Mensch hört - das Gehörte fällt in sein Herz - er erkennt und lernt, dass er göttliche Hilfe benötigt - der Vater zieht ihn zum Sohn.

Die Jünger, die Jesu Worte hören und die Wahrheit erkennen durften, waren vom Vater Auserwählte. Das Volk insgesamt hörte zwar auch, aber es fehlte der "Zug" von Gott hin zu dem Sohn. Erneut und immer wieder stehen wir vor der Tatsache, dass nicht der Mensch die Entscheidung trägt, sondern dass diese allein in Gottes weisheitsvollem Ratschluss enthalten ist!

Joh 6:46-47

"Nicht, dass jemand den Vater gesehen hätte, wenn nicht der, der bei Gott ist, dieser hat den Vater gesehen. Wahrlich, wahrlich Ich sage euch: Wer an Mich glaubt, hat äonisches Leben."

Mit obigem Textwort bestätigt Jesus Seinen Ausspruch: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben". Es ist der vom Vater Gesandte, Er ist es, der bei Gott ist - heute, nach Seinem Opfertod sogar "überaus hoch erhöht und mit dem Namen (JESUS) begnadet, der über jedem Namen ist (Phil 2:9). Außer dem Menschensohn hat kein anderer Mensch den Vater je gesehen, die obige Aussage erhärtet unsere diesbezüglich schon früher gemachten Aussagen.

Der Name "Johannes" weist hin auf die Zukunft; er bedeutet: "Es wird sein Gnade" (nach Knoch). Deshalb sollen wir auch alle Andeutungen von Zeitumständen beachten, und gerade das, was in der damaligen Gegenwart geschah. Die Aussage Jesu: "Wer an Mich glaubt, hat äonisches Leben" ist hier besonders anschaulich; denn buchstäblich konnte diese Aussage nicht sein, weil alle, zu denen der Herr diese Worte sprach und die Ihm Glauben schenkten, gestorben sind, sogar die Apostel selber. Die Schrift bestätigt ausdrücklich, dass zwei der Führenden, Jakobus und Petrus, sterben mussten (Apg 12:2; 2Petr 1:14).

Die Aussage "...hat äonisches Leben" weist uns also in die Zukunft, genauer an den Anfang des nächsten Äons - den Beginn des irdischen Königreiches. In diesem Sinn dürfen - ja müssen wir auch die Aufforderung Jesu an das Volk verstehen: "Wer an Mich glaubt...", oder all die anderen Verheißungen, die allesamt an ein "wenn", also an eine Bedingung gebunden sind. In der Zukunft, im verheißenen Königreich, wird das Volk die Bedingungen einlösen bzw. einhalten und wird in das äonische Leben eingehen, allerdings wird der einzelne bei Ungehorsam auch Strafe erleiden müssen (siehe Ananias und.Saphira).

Joh 6:48-51

"Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter aßen das Mann in der Wildnis und starben. Dies ist das Brot, das aus dem Himmel herabsteigt, damit man davon esse und nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgestiegen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben für den Äon. Das Brot aber, das Ich für das Leben der Welt geben werden, ist Mein Fleisch."

Unser heutiger Text verstärkt im Vergleich zu gestern die Möglichkeit, die Worte Jesu misszuverstehen: "... damit man davon esse und nicht sterbe." Diese Worte können in der Tat derart verstanden werden, dass der Mensch, der nach Jesu Wort handelt, nicht mehr sterben muss! Doch, wie wir gestern sahen, starben alle ohne Ausnahme. Aber Jesus sagt nichts Unwahres!

Alle Gerechten des AT und alle, die durch Jesu irdischen Dienst glauben durften, werden auferstehen und für den Äon leben, genau wie Er es verhieß: "Nicht sterben" bezieht sich auf den Übergang vom nächsten auf den übernächsten Äon, wo jeder, der das Brot isst, ohne Tod den Übergang der Äonen miterleben wird.

Unser Textwort beinhaltet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das Manna, das die Väter in der Wildnis aßen, war Vergangenheit. Das Brot des Lebens war damals unter den Juden gegenwärtig, also die Gegenwart, das äonische Leben war Zukunft, wie dies der Name des Johannes andeutet. Nur wenn wir diese zeitliche Ordnung beachten, bleiben wir hier vor Trugschlüssen bewahrt. Der Tod ist für uns Menschen immer ein Furcht einflößender Gedanke, erst recht, wenn er noch mit körperlichen Leiden verbunden ist. Wenn sich also viele Gläubige wünschen, sofort beim Tod in die Arme Jesu hinüber gleiten zu können, so ist dieses Wunschdenken durchaus zu verstehen - nur entspricht es nicht der biblischen Wahrheit. Es ist nur jenen Menschen verheißen, die nicht sterben, die

  1. zur Körperschaft Christi gehören und die
  2. beim Kommen Jesu zur Entrückung noch leben.

Alle anderen Menschen gelangen nur durch den Tod zu einer späteren und gleichzeitigen Auferstehung.

Joh 6:51

"Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben für den Äon."

Wir wollen unser heutiges Textwort benützen, um auf die Unterschiede hinzuweisen, die ja zweifelsohne zwischen Johannes und Paulus vorhanden sind. Das Evangelium des Johannes ist nämlich mit einer Vielzahl von Bedingungen verbunden, die großenteils - wie unser obiger Leitvers - mit "wenn" anfangen. Erst wenn jemand isst, erhält er die Verheißung äonischen Lebens! Hier fehlt ganz offensichtlich die siegesgewisse Sicherheit, die wir bei Paulus finden. Keine Stelle bei Johannes können wir mit folgender Aussage Pauli vergleichen:

"Denn ich bin überzeugt, das weder Tod noch Leben, weder Boten noch Fürstlichkeiten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendeine andere Schöpfung uns werden scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn" (Röm 8:38-39).

Bei Johannes, wie auch den anderen Schreibern der Beschneidung, finden wir viele "wenn" und damit Nachdruck auf menschlichen Wandel, der dann durchaus für das äonische Leben entscheidend ist. Auch unser Wandeln soll in jeder Beziehung unserer Berufung entsprechend würdig sein, aber er entscheidet nicht über unsere Rettung, diese geschieht nämlich "in der Gnade" (Eph 2:8).

Wer also heute, in der Verwaltung der Gnade, Johannes über Paulus stellt, muss sich auch zu jenen Werken bekennen, die gefordert sind und die eine Bedingung für das verheißene Leben sind. Solches Leben steht allerdings ständig unter der Furcht zu versagen, steht ständig unter der Drohung: Wenn du nicht... dann erfolgt Strafe!

Geliebte Geschwister, wie dürfen wir heute doch aufjubeln, dass wir nicht mehr die Schwachheit des Fleisches fürchten müssen, sondern vielmehr unter der überströmenden Gnade stehen!

Es ist wichtig, an dieser Stelle vertieft die Unterschiede zwischen Johannes und Paulus heraus zu kristallisieren. Wollten wir alle "wenn", die wir bisher gelesen haben, überdenken, dann müssten wir zugeben, dass kein gewissenhafter Christ behaupten kann, diese Bedingungen erfüllen zu können. Und keiner, der die Schwachheit des Fleisches kennt, würde auch nur den Versuch dazu unternehmen.

Die Vereinigung mit Christus ist das köstliche Vorrecht bei Johannes und bei Paulus. Das Band jedoch, das diese Vereinigung herstellt, ist bei beiden sehr unterschiedlich. Bei Johannes z.B. ein Weinstock mit vielen Reben - bei Paulus ist es ein menschlicher Körper mit Haupt und Gliedern! Beim Weinstock lesen wir immer wieder, dass die unfruchtbaren und dürren Reben abgeschnitten werden, wenn sie nicht in Ihm bleiben! Haben die unfruchtbaren Glieder am Körper Christi dasselbe zu erwarten? Wir dürfen hier ein klares "Nein! sagen! Nun ihre unfruchtbaren Werke werden vor der Preisrichterbühne verbrennen, aber niemals sie selbst (siehe 1Kor 3:10-15). Wer vor der Preisrichterbühne des Christus steht, ist ein Entrückter und somit ein Geretteter! Nicht Israel, sondern den Nationen schreibt Paulus: "Nichts demnach ist nun denen zur Verurteilung, die in Christus Jesus sind" (Röm 8:1). Lauheit wird unseren Dienst negativ beeinflussen, Unversöhnlichkeit, Eitelkeit usw. wird uns Verlust vor der Preisrichterbühne bringen udn selbst wenn wir Ihn verleugnen, so können wir zwar sicherlich nicht erwarten, dass Er uns dafür ein Herrscheramt in der Zukunft gibt, aber dies alles greift nicht in geringstem Maß in unsere Rettung oder unser Leben in der Herrlichkeit ein, weil die Rettung und das damit verbundene unauflösliche Leben durch Seine Gnade unser ist!

"Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe ist es" (Eph 2:8).

Die Christenheit ist heute in zwei Lager gespalten; das eine beruft sich auf Johannes, das andere auf Paulus. Beide Lager berufen sich jedoch auf die Bibel. Der Unterschied liegt darin, dass Johannes das Leben von dem "wenn" abhängig macht und damit den menschlichen Wandel und die eigene Verantwortlichkeit anspricht, Paulus hingegen den Nachdruck auf die Auserwählung und Vorherbestimmung legt und die Gnade als alleinige Säule zur Rettung erhebt. Leider wird nur in geringstem Umfang bei den Gläubigen ein klarer Strich zwischen diesen beiden Aposteln gezogen, man versucht vielmehr, die Aussagen der beiden zu einer Botschaft zusammen zu mischen, wodurch die heute allgemein verbreitete Verwirrung entsteht. Wir können dies zwar nicht als "unbiblisch" bezeichnen, denn beide - Johannes stehend für die Beschneidung und Paulus für die Nationen - sind in der Bibel enthalten. Wir können aber auf die Unterschiede hinweisen und sie auseinanderhalten, und wir können uns auch für die andere Seite mitfreuen, ohne dies gleich auch noch für uns zu beanspruchen.

Hat Israel die Kraft, diese vielen "wenn" einzuhalten? Wir könnten auch fragen: Hat die Rebe in sich die Kraft, im Weinstock zu bleiben? Jesus fordert offensichtlich einen Preis, den das Fleisch nicht geben kann. Wir verstehen somit diese Bedingungen Jesu nur, wenn wir in die Zunkuft schauen, nicht aber in die damalige Gegenwart; denn das Fleisch des Volkes zeigte sich in der Tat unfähig, das zu tun, was Jesus forderte. Erst in der Zukunft, wenn Israel erkannt und gelernt hat, wie ohnmächtig das Fleisch ist, wird es sein Vertrauen völlig in Ihn setzen.

Die Worte Jesu in unserem Leitvers müssen dem hörenden Volk völlig unbegreiflich gewesen sein - aber vernehmen wir morgen seine Reaktion auf diese provozierenden Worte Jesu.

Joh 6:52-55

"Daraufhin zankten sich nun die Juden untereinander, und sagte: Wie kann denn dieser uns Sein Fleisch zu essen geben? Daher sagte Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Sohnes der Menschen nicht esst und Sein Blut nicht trinkt, habt ihr kein äonisches Leben in euch. Wer mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, hat äonisches Leben, und Ich werde ihn am letzten Tag auferstehen lassen; denn Mein Fleisch ist wahre Speise und Mein Blut ist wahrer Trank."

Die Reaktion der Juden ist nur zu verständlich, nahmen sie Jesu Worte doch buchstäblich, was ja dann Kannibalismus bedeutete.

Jesu erneute Antwort an das über Seine Worte zankende Volk musste dieses aber noch mehr aufbringen, denn zu der Aufforderung: "Sein Fleisch zu essen" fügte Er jetzt noch hinzu: "Sein Blut zu trinken!"

Wir lesen zum Verständnis Mt 13:14-15; wo Jesus Seinen Jüngern erklärt, warum Er in Gleichnissen redet, und dann den Propheten Jesaja zitiert: "So wird an ihnen (dem Volk) das Prophetenwort des Jesaja erfüllt, das besagt: Mit dem Gehör werden ihr hören und keinesfalls verstehen. Sehend werdet ihr sehen und keinesfalls wahrnehmen; denn das Herz dieses Volkes ist verdickt, mit ihren Ohren hören sie schwer und ihre Augen schließen sie, damit sie mit den Augen nicht wahrnehmen, noch mit den Ohren hören, noch mit dem Herzen verstehen und sich umwenden und Ich sie heilen könnte."

Der Zank unter den Juden, also ihr Unverständnis für Jesu Worte, hatte seine Ursache in der Verstockung ihrer Herzen, in der Blindheit ihrer Augen und der Verdickung ihrer Ohren. In der Gleichniserklärung in Mt 13. sehen wir diese Verstockung als "gottgewollt" damit Er sie nicht heile! Wieder wird uns vor Augen geführt, dass die Zeit des Erkennens für das Volk erst im irdischen Königreich kommen wird, zuvor aber muss es seinen Messias ans Kreuz heften.

Joh 6:56-59

'"Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, bleibt in Mir und Ich in ihm. So wie Mich der lebendige Vater ausgesandt hat und Ich um des Vaters willen leben, so wird auch jener, der Mich isst, um Meinetwillen leben. Dies ist das Brot, das aus dem Himmel herabgestiegen ist: keines, wie es die Väter aßen und starben. Wer dieses Brot isst, wird für den Äon leben. Das sagte Er, als Er in die Synagoge zu Kapernaum lehrte."'

Es ist ja immer einfacher, von der Gegenwart in die Vergangenheit zu schauen, als in die Zukunft. So mysteriös die Worte Jesu dem Volk damals vorgekommen sein müssen, so einfach ist es heute für uns, sie zu verstehen. Wir stellen bei diesen Worten fest, dass Jesus bereits von Seinem Opfertod redet, dass Er das Volk nicht mehr zur Umsinnung aufruft, sondern ihm in verhüllter Weise sagt, dass Er sterben muss, dass Sein Fleisch gekreuzigt und Sein Blut dahin gegeben werden muss.

Wir können uns nicht oft genug die Frage stellen, was wohl geschehen wäre, wenn das Volk Ihn erkannt und als seinen Messias angenommen hätte. Dies wäre dann der Beginn des irdischen Königreiches gewesen - allerdings ohne das Sühneopfer Christi Jesu!

Deutlicher wird Jesus, als Er mit seinen Jüngern das Abendmahl einnimmt "Nehmt, esst! Dieses ist Mein Körper... Trinkt alle daraus! Denn dieses ist mein Blut des neuen Bundes, das für viele zur Erlassung der Sünden vergossen wird" (Mt 26:26-28). Und Jahre später schrieb Petrus: "...da ihr wisst, dass ihr nicht mit Vergänglichem, Silber oder Gold, von eurem eitlen Verhalten nach väterlicher Überlieferung losgekauft wurdet, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines makellosen und fleckenlosen Lammes..." (1Petr 1:18-19). Im Hinblick auf den alten und den neuen Bund lesen wir in Hebr 9:13-14: "Denn wenn das Blut der Böcke und Stiere und die Asche der Färse, womit man die Gemeingemachten besprengte, zur Reinheit des Fleisches heiligt, wieviel mehr wird das Blut des Christus, der Sich Selbst durch äonischen Geist makellos Gott darstellte, euer Gewissen von toten Werken reinigen...".

Ablehnung der Rede Jesu – Bekenntnis des Petrus – Hinweis auf den Verräter

Joh 6:60-63

"Viele nun von Seinen Jüngern, die es gehört hatten, sagten: Dieses Wort ist hart; wer kann es anhören? Weil Jesus bei Sich Selbst wusste, dass Seine Jünger darüber murrten, sagte Er zu ihnen: Nehm ihr das zum Anstoß? Was nun, wenn ihr schaut, wie der Sohn des Menschen dahin aufsteigt, wo Er zuvor war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt dabei überhaupt nichts. Die Worte, die Ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und Leben."

DA offensichtlich auch die Jünger Seine Worte nicht verstanden, ja sogar Anstoß an ihnen nahmen, gibt ihnen Jesus, unter Auschluss des Volkes, eine Erklärung. Das Schwergewicht Seiner Aussage liegt darauf, dass Seine Worte nicht buchstäblich zu verstehen sind, sondern einen geistlichen Sinn haben und daher auch nur geistlich zu verstehen sind.

Jesus lehrt in unserem Leitvers eine bedeutende und grundlegende Wahrheit der Schrift: Der Geist ist die Quelle des Lebens." Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützt dabei überhaupt nichts! Paulus beschreibt dies in Röm 8:6 so: "Denn die Gesinnung des Fleisches ist Tod, die Gesinnung des Geistes aber ist Leben und Friede." Eine Seele lebt zwar, aber si ekann. n icht ohne Geist lebendig sein. Deshalb wurde der erste Mensch, Adam, zu einer lebendigen Seele, der letzte Adam aber zu einem lebendig machenden Geist (1Kor 15:45). Sogar dem Bild des wilden Tieres wird einmal Geist verliehen, so dass es sprechen kann (Offb 13:15).

Leben in allen seinen Möglichkeiten ist immer abhängig vom Odem oder Geist, der eine Gabe Gottes an Seine Geschöpfe ist. In Ihm leben und bewegen wir uns und sind wir (Apg 17:28). Und wenn Gott Seinen Geist und Seinen Odem zurückzieht, so wird alles Fleisch miteinander umkommen, und der Mensch wieder zum Erdreich zurückkehren (lies Hi 34:14-15).

Joh 6:63

"Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt dabei überhaupt nichts. Die Worte, die Ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben."

Gott ist Geist, und Sein Wort (sein Odem), das Er von Sich gibt, ist die Grundlage jeglichen Lebens. Dies war bei Adam so und wird sich durch alle Äonen durchziehen. Bei Adam und seinen Nachkommen sehen wir, dass sie bis zum heutigen Ta alle sterben mussten und müssen. Doch Israel verheißt Gott: "Ich will euch einen neuen Geist geben" (Hes 11:19), einen Geist, der in das äonische Leben führt. Aber nicht nur Israel wird dieser neue Geist geschenkt; auf uns schauend dürfen wir wissen, dass die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist, durch den uns gegebenen heiligen Geist (Röm 5:5), welch wunderbare Kraftwirkung!

Aber das größte aller Beispiel von der lebendig machenden Kraft des Geistes Gottes ist Christus Selbst! Dem Fleisch nach war Er der Same Davids, aber dem Geist der Heiligkeit nach wurde Er in Kraft als Gottes Sohn erwiesen (Röm 1:3-4). Sein Leben entspran nicht nur der direkten Wirkung des heiligen Gottesgeistes, sondern durch diesen Geist hatte Er auch Macht, Tote. zu erwecken. Dies war es, was klar bewies, dass Er der Sohn Gottes ist! Und als Er Selbst auferstanden war, wird uns gesagt, dass Er der Sohn Gottes ist! Und als Er Selbst auferstanden war, wird uns gesagt, dass Er "im Geist" lebendig gemacht wurde (1Petr 3:18).

Lassen wir uns hier nochmals an Joh 5:26 erinnern: "Denn ebenso wie der Vater in Sich Selbst Leben hat, so hat Er auch dem Sohn gegeben, in Sich Selbst Leben zu haben." Er, der Herr, ist das wahre Brot des Lebens. Bei der Auferstehung werden die Toten, die Seine Stimme hören, leben. Auch wir, die wir als Glieder am Körper Christi vielleicht noch sterben müssen, werden Seinen Befehlsruf mit der Stimme des Botenfürsten und mit der Posaune Gottes hören und auferstehen, um mit den noch Lebenden in Wolken entrückt zu werden, dem Herrn entgegen in die Luft und "werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein" (siehe 1Thes 4:13-18). Welch ein köstlicher Zuspruch!

Wir lasen in Joh 5:21, dass der Vater Tote auferweckt und lebendig macht. Warum in diesem Vers der Zusatz "und lebendig macht", sind denn "Auferweckte" nicht schon lebendig? Mit dieser Frage kommen wir zu einer feinen Unterscheidung im Wort Gottes, die wir beachten sollten. Man kann nämlich zu bewusstem und emfindendem Leben auferweckt werden, wie z.B. Lazarus, ohne aber im wahren Sinn "im Geist" lebendig gemacht zu sein. Dieser Art ist auch das Leben eines Teiles derer, die zum Gericht des großen weißen Thrones auferweckt werden. Ihre Körper stehen auf, ihre Seelen erwachen, aber sie haben nicht das überströmende geistliche Leben, das sie dem Tode entrückt - sie gehen in den zweiten Tod! (so wie auch Lazarus wieder sterben musste).

Aber alle Guttäter, die zu derselben Auferweckung auch lebendig gemacht werden, haben das unauflösliche Leben im letzten Äon.

"Auferstehen" oder "Auferwecken" bezieht sich in der Hauptsache auf unser irdisches Leben, auf unseren Körper und unsere Seele! Es bedeutet noch kein unauflösliches Leben. Wenn aber das Wort "lebendig machen" gebraucht wird, welches den Nachdruck auf den "Geist des Lebens" legt, dann dürfen wir nach wahrem, überströmenden Leben Ausschau halten.

Jedes Auferstehen und Auferwecken bedeutet Leben, ein Leben allerdings, das auch wieder in den Tod gehen kann. Aber der feine Unterschied "lebendig machen" verleiht Unsterblichkeit. Hier werden das Leben und der Körper für den Tod unantastbar.

Wir haben die letzten Tage das "Lebendigmachen" auf die buchstäblich Toten bezogen, heute betrachten wir es in einem anderen Zusammenhang "Lebende Menschen werden lebendig gemacht!"

Die Worte unseres Leitverses richtet Jesus nicht an Tote, sondern an Lebend. Es gab also ein Leben, das sie nicht erhalten konnten, wenn sie nicht glaubten. Jesus bot ihnen ein Leben an, von dem sie nichts wussten: Ein besonderes oder höheres Leben wird dem gewöhnlichen Leben hinzugefügt. Wir sprechen hier von dem Leben, dessen sich alle, die des Christus sind, jetzt schon erfreuen, weil Sein Geist ihnen innewohnt. Durch Seine Kraft reagieren ihre Körper auf den Willen Gottes, und Seine Glieder können das tun, was Ihm wohlgefällt.

Denselben Gedanken finden wir, wenn der Giest dem Gesetz entgegen steht. Der Buchstabe (das Gesetz) tötet, der Geist macht lebendig (2Kor 3:6). Der Mensch muss noch lebendig sein, bevor der Geist ihn lebendig machen kann - und er muss auch als ein Lebender dasein, bevor der Geist ihn lebendig machen kann. In diesem Sinn weist dieses "Lebendigmachen" auf eine geistliche Lebensverleihung hin, die weit über das von Adam ererbte Leben hinausgeht. Dieses Leben bleibt zwar vorerst auf den Geist beschränkt, denn der Körper ist ja noch seelisch und wird erst später in einen geistlichen Körper verwandelt!

Im gleichen Sinn spricht auch Paulus in Phil 3:11 von der "Ausauferstehung aus den Toten" oder in Eph 5:14: "Erwache, der du schlummerst, stehe auf aus den Toten, und aufleuchten wird dir der Christus". Beide Schriftstellen im Zusammenhang gelesen, zeigen uns Lebende, die nach einem höheren geistlichen Leben streben bzw. zu diesem geistlichen Leben angespornt werden.

Neben dem neuen "geistlichen Leben" macht Jesus noch eine wichtige grundlegende Aussage: "Das Fleisch nützt überhaupt nichts."

Hier wäre zu fragen, warum Gott uns Menschen solch einen Körper aus Fleisch überhaupt gibt, wenn das Fleisch nichts nützt. Die Antwort ist einleuchtend: Gott gab uns Menschen diesen Fleischeskörper des Todes, damit wir darin die Finsternis und Gottferne spüren und erfahren. Und diese dunkle Erfahrung ist es, auf welcher dann Gott den Lichtglanz Seiner Herrlichkeit und Liebe erstrahlen lässt. Gott benutz also den dunklen Hintergrund, um davor Sein Licht umso heller erstrahlen zu lassen!

Um dieser oben geschilderten Aufgabe gerecht zu werden, kann und darf sich unser Fleisch nicht ändern. Dies ist für uns Menschen eine äußerst schwierige Lektion, weil der Mensch erst einmal über das Fleisch (durch eigene Kraft) versucht, Gott wohlgefällig zu sein, um damit geistliches Leben zu erhalten. Auch der Satan weiß darum, und seine Pfeile zielen deshalb immer auf unser Fleisch, indem er. uns ermuntert, durchaus nichts Böses zu tun - im Gegenteil, wir sollen unser Fleisch bemühen, es kasteien, es besser machen! All diese Bemühungen laufen ins Leere, sind nutzlos. Diese Erkenntnis macht uns oft verzagt, macht uns mutlos und müde. Wir wollen das Gute, und tun meist das Gegenteil - der Widerwirker hat sein Ziel erreicht.

Aber es gab schon einmal jemand, dem es so erging: Paulus! Lesen wir doch seinen Bericht in Röm 7:14-24. Er zieht in V. 24 die traurige Bilanz: "Ich elender Mensch! Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?" Und dann erfolgt - ohne Übergang - die Antwort, bestehend aus nur einem Wort: Gnade! Auch uns soll diese Antwort genügen, es ist die schönste Antwort, die es hierauf geben kann!

Wir wollen heute nur auf uns, die Körperglieder Christi, schauen, denn unser Leitvers hat ja grundlegende Bedeutung, die auch uns betrifft.

Wir sind zusammen mit Christus lebendig gemacht worden, was unseren Geist be trifft (Eph 2:5; Kol 2:13). Wir wurden mit Ihm zusammen auferweckt, was unsere Seele betrifft (Eph 2:6; Kol 2:12) - aber unsere Körper sind n och nicht mit Ihm auferstanden. Im Geist sind wir aufgefahren und sitzen mit Ihm bereits zur Rechten Gottes, aber im Fleisch sind unsere Glieder noch auf der Erde. Noch sündigen wir und kränken das Vaterherz. Es ist aber unsere großes Vorrecht, dieses Fleisch in Bezug auf unsere Sünden in den Tod zu geben. Dieser Vorgang geschieht glaubensmäßig "im Geist". Paulus schreibt hierzu im Römerbrief:

"Dies erkennend, dass unsere alte Menschheit (eine Bezeichnung für das Fleisch) zusammen mit Ihm gekreuzigt wurde..." (Röm 6:6).

Wir sollen uns glaubensmäßig so fest wie nur möglich daran halten, dass am Kreuz auf Golgatha auch unser Fleisch mit gekreuzigt wurde und mit gestorben ist. Dieser Akt des Glaubens fällt uns insofern schwer, als wir ja täglich das Gegenteil sehen: Unser sehr aktives Fleisch! Aber gerade hier muss ja unser Glaube einsetzen! Glaube ist ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt (Hebr 11:1). Wir erblicken zwar unser Fleisch, das sich sehr lebendig zeigt - aber glauben sollen wir dem Wort Gottes, das uns bezeugt, dass dieses Fleisch mit gekreuzigt ist!

Wenn Paulus bekennt, dass er täglich stirbt (1Kor 15:31), so will er. uns damit sagen, dass der oben geschilderte Glaubensakt unser täglicher Kampf sein sollte, dass wir also täglich unser Fleisch ans Kreuz verweisen müssen, dass wir uns täglich aufs Neue auf Gottes Verheißung stützen dürfen - und dies wider allen sichtbaren Schein!

Noch einen Tag widmen wir diesem Thema, weil es den Kern unseres praktischen Glaubenslebens betrifft.

Beim Kommen des Herrn werden die Seinen lebendig gemacht. Dann werden sie überströmende Kräfte erhalten - im Fleisch sowohl als im Geist. Heute, ind der Gegenwart, wird nur dem Geist direkt Leben durch Sein Wort mitgeteilt. Dies verursacht die Spannung zwischen Fleisch und Geist - was zumeist unser größtes Problem ist! "Das Fleisch gelüstet gegen den Geist, der Geist aber gegen das Fleisch" (Gal 5:17); "Die Gesinnung des Fleisches ist Tod, die Gesinnung des Geistes aber ist Leben und Friede" (Röm 8:6).; "Der Geist zwar hat das Verlangen, das Fleisch aber ist schwach" (Mt 26:41); "Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist" (Röm 8:9); "...die wir nicht fleischgemäß wandeln, sondern geistgemäß" (Röm 8:4); "denn wer in sein Fleisch sät, wird aus dem Fleisch Verderben ernten; wer aber in den Geist sät, wird aus dem Geist äonisches Leben ernten" (Gal 6:8).

Die Sünde im Menschen ist ein Produkt des Todesprozesses. Unser Fleisch ist diesem Todesprozess unterworfen, nicht aber unser Geist! Adam hat seinen Nachkommen nicht nur eine sündige Natur hinterlassen, sondern hat auch allen den Tod vererbt. Die Menschen sündigten, weil sie Sterbende sind - unser Fleisch sündigt, weil der Geist Gottes es noch nicht lebendig gemacht hat (dies geschieht erst bei der Entrückung). Mit unserem Geist ist dies allerdings anders - er ist heute schon lebendig gemacht! Deshalb ist er dem Fleisch entgegen, deshalb ist Feindschaft zwischen Fleisch und Geist!

Unser Wandel und Dienst auf Erden sollte folglich nicht fleischgemäß, sondern geistgemäß (im Wort Gottes) sein, dies hat dann auch Folgen auf das Fleisch. Es wird zwar nicht verbessert, aber - es kann zurückgedrängt werden!

Joh 6:64

"Jedoch sind einige unter euch, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und wer es war, der Ihn verraten würde."

Nachdem Jesus die grundlegende Beziehung zwischen Geist und Leben aufgezeigt hat, offenbart Er sich erneut als derjenige, aus dem das All geschaffen wurde. Da sich dem gemäß jedes Geschöpf zuvor in Ihm befunden hat, kennt Er auch jedes einzelne dieser Geschöpfe - Er wusste also auch bei der Schar Seiner Jünger, zu der ja nicht nur die Zwölf zählten, wer nicht glauben konnte, und wer es war, der Ihn verraten würde.

Es gab bei Jesus, und es gibt bis heute in allen Gemeinschaften und Kreisen der Gläubigen sogenannte "Mitläufer", die nicht immer sofort als solche erkannt werden. Sie gehen ein Stück des Weges mit den Gläubigen, bleiben dann aber plötzlich stehen. Abrahams Vater Thara ist ein interessantes Vorbild eines solchen Mitläufers. Der Name "Thara" hat schon die Bedeutung von "Gib Geist" oder "Zurückbleibender". Thara hatte nicht die Kraft, mit seinem Sohn das Land Kanaan zu betreten - er blieb einfach stehen "Gib Geist" mag als ein Ruf zu Gott verstanden werden, aus dem Bewusstsein heraus, nicht mehr genügend Kraft (Glaubenskraft) zu haben, um weiterzugehen.

Wie also Thara ein stück mit seinem Sohn Abraham wandelte und dann stehen- bzw. zurückblieb, so wandeln heute Menschen ein Stück weit zusammen mit Auserwählten mit. Es sind Nichtauserwählte, aber sie sind bestimmt "gottesfürchtig", sonst wären sie Jesus sicherlich nicht nachgefolgt. Solche wären auch nicht in unseren Gemeinschaften - wir sehen also, dass diese Mitläufer von uns leicht falsch. und ungerecht beurteilt werden!

Das Mitgehen dieser Menschen mit den Erwählten ist der unbewusste Ausdruck des verborgenen Suchens und Sehnens nach "Gib Geist"! Aber wie Thara, so wird diese Kraft auch den späteren Mitläufern versagt - sei werden Zurückbleibende sein, wenn der Herr die Seinen sichtet.

Anstatt diejenigen, denen Jesus den Glauben absprach, zu verurteilen, legten wir gestern für sie "ein gutes Wort" ein. Wir wollen diesen Gedanken noch etwas vertiefen, weil ja nur zu oft diesen Menschen Schuld zugewiesen wird. Die vielleicht bis dahin vollbrachten guten Werke werden dann als wertlos erachtet, man hat oft kein anderes Los für sie als endlose Verdammnis.

Diese von uns Gläubigen oft ungerechte und harte Beurteilung beruht auf der Unkenntnis der biblischen Aussage, dass Gott auch solche Menschen belohnt, die Ihn zwar suchen und gute Werke vollbringen, ohne dass ihnen der Glaube geschenkt wird; es handelt sich hier um die Guttäter (sieh Röm 2:7.10). Auch ohne die Gabe des Glaubens hat Gott diesen einen Weg bereitet, auf dem sie iHm wohlgefällig leben können und dereinst für ihre Guttaten belohnt werden (siehe hierzu unsere Schrift "Guttäter und Übeltäter in Gottes Heilsvorsatz"

Wenngleich Thara nicht zu den Auserwählten gehörte, die an den Segnungen mit Abraham im Königreich teilnehmen (Mt 8:11); wird Gott ihn dennoch zu einem späteren Zeitpunkt segnen.

Bei dem Gericht vor dem großen weißen Thron, wo die Menschen ihren Werken entsprechend gerichtet und verurteilt werden (Offb 20:11-15), wird Thara (und wir sehen Thara hier als Vorbild für die übrigen Mitläufer) für sein Mitgehen mit dem erwählten Sohn Abram sicher eine gerechte Beurteilung erfahren und als Guttäter das äonische Leben erhalten!

Nur mit dieser Sicht können wir auch die andere Aussage Jesu richtig verstehen, die sich auf den Judas bezieht, indem sein Verrat von Ihm vorhergesagt wurde .

"....und wer es war, der Ihn verraten würde."

Wir haben uns schon mir Verlauf dieses Johannesevangeliums mit dem Judas Iskariot beschäftigt, wir werden es heute und in der Folge weiter tun.

Heute wollen wir versuchen, etwas Grundsätzliches in der Beziehung Gottes zu Seinen Geschöpfen zu sagen:

Gott ist der wahre Gegenstand göttlicher Offenbarung, nicht der Mensch, wie es viele meinen. Alles, was Gott uns in Seinem Wort über irgend eines Seiner Geschöpfe sagt, ist in erster Linie eine Enthüllung Seiner Selbst! Der Wert der biblischen Gestalten wird durch ihre Beziehung zu Gott be stimmt, Seine Herrlichkeit strahlen sie wieder und nicht die ihre!

Obiges ist leicht bei jenen zu verstehen, die der große Töpfer als Gefäße der Gnade bildet. Aber unsere Gotteserkenntnis wird auf die härteste Probe gestellt, wenn wir Sein Verhältnis zu den Gefäßen des Zorns betrachten oder zu jenen, die Ihm Unehre bereiten. Neben dem Satan ist hier kein Geschöpf so bezeichnend wie Judas Iskariot.

Gott hat uns viel über ihn gesagt, das uns zu einer besseren Würdigung Seiner Selbst führen sollte. Allerdings wird Judas gerne umgangen, weil er einen dunklen Schatten auf die Herrlichkeit Gottes zu werfen scheint. Es lässt sich zwar nicht abstreiten, dass Judas Schwierigkeiten aufwirft, aber diese haben zumeist ihren Grund in falschen Lehren und im Mangel des rechten Verständnisses für Gottes Wort.

Fragen wir uns heute einfach einmal, ob es irgendein Geschöpf gibt, das Gott letztendlich in Seiner Herrlichkeit verunehren kann? Auch wir müssen diese Frage gerechterweise mit einem ganz klaren "Nein" beantworten! Und wenn wir dieses Wissen auf den Judas anwenden, dann haben wir einen guten Grund, auf dem wir diesen tragisch erscheinenden Menschen besser verstehen können.

Lange vor der Geburt des Judas hat David, getrieben durch Gottes Geist Voraussagen über Judas gemacht. In Ps 109:8 lesen wir, dass sein Aufseheramt ihm genommen und einem anderen gegeben wird - die Erfüllung dieser Prophezeiung haben wir in Apg 1:16 ff.

Es ist unwahrscheinlich, dass Judas die Psalmworte auf sich bezogen hat. Und wenn, dann dürfen wir in aller Aufrichtigkeit die Frage stellen: Wäre es ihm möglich gewesen, das Erfüllen dieser Weissagung zu verhindern? Hätte Judas Gottes Wort zunichte machen können?

Hätte sich diese Bibelstelle auf dich, lieber Leser, bezogen, wie wäre dir dann zumute?

Wir fragen weiter: Ist es recht, dass Gott einen Menschenunter einem solchen Unstern in die Welt treten lässt? Jahrhunderte vor Judas Geburt war sein Fall unabänderlich beschlossen; weder Judas selbst, n och das Volk, das er verkörperte, noch alle Mächte der Himmle und der Erde konnten den Verrat verhindern. Gott hat geredet, Judas konnte seinem Verhängnis nicht entgehen! Jesus Selbst bekennt Sich in unserem Leitvers zu der Vorherbestimmung.

Da Jesus um den Verrat des Judas wusste, warum hat Er ihn nicht vor dieser Gefahr gewarnt? Warum hat Er Judas nicht Selbst aus dem Kreis der Zwölf entfernt? Hat er, soweit wir wissen, überhaupt irgend etwas getan, um Judas zu bewahren? Zu alledem war der Bissen, den Jesus beim Abendmahl dem Judas reichte, nach dortiger Landessitte eine Auszeichnung und Ehre!

Dass keiner der zwölf Jünger ahnte, wen Jesus als Verräter meinen könnte, zeigt uns, dass Judas auch menschlich nicht unangenehm bei den übrigen Jüngern aufgefallen sein muss. Wir sehen - Fragen über Fragen, die noch lange kein Ende hätten. Aber diese Fragen führen dazu, dass wir uns mehr als bisher gedanklich mit der Figur des Judas beschäftigen und auseinandersetzen - und dies derart, dass der Vater verherrlicht wird!

Judas Iskariot war ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Doch woher kam der Antrieb, Seinen Meister zu verraten - kam er aus Judas Innerem oder kam er gar von außen?

Nach Joh 13:2 ist als Anstoß und Ursache klar der Widerwirker genannt, der den Verrat dem Judas ins Herz gelegt hatte und gemäß Lk 22:3 fuhr Satan persönlich in ihn! Wieder ist hier zu fragen, ob sich Judas dem hätte entgegenstemmen können? Wir meinen: Gerade weil sein Herz nicht schlecht genug war, musst der Anstoß von außen kommen!"

Es ist hier überhaupt beachtlich, dass es nicht das Heer der dämonischen Helfer war, sondern Satan selbst, der direkt von Judas Besitz ergriff, in ihn fuhr und sein Handeln lenkte. Dies führt zu dem Schluss, dass Judas von sich aus den Herrn nicht verraten hätte!

Es ist hier nicht unser Ziel, die Tat des Judas rein zu waschen, noch ihn als anständigen Menschen aufzuzeigen, unser Ziel ist vielmehr aufzuzeigen, dass auch ein Judas letztendlich Gott verherrlichen kann, wenn auch durch einen Irrweg.

Wir lesen, dass Judas auch ein "Dieb" war, die angebotene Summe an Silberlingen für den Verrat weckte also sicher seine Begehrlichkeit. Doch woher kam diese Begehrlichkeit in Judas? War sie ihm angeboren? Lag es in seiner Macht, ihr zu entgehen? Wie jeder von uns war Judas ein Sohn Adams, und, ohne wählen zu können, erbte er wie wir alle die Sterblichkeit mit ihren Folgen wie Sünde und Verdammung. Könnte sich irgendein Leser dieser Zeilen von seinem adamitischen Erbteil befreien? Wenn "Ja" so werfe er ruhig den ersten Stein auf Judas, wenn "Nein", so habe er lieber Geduld, so wie es Jesus ja auch mit ihm hatte.

Joh 6:65-66

"Weiter sagte Er: Deshalb habe Ich euch versichert, dass niemand zu Mir kommen kann, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Aus diesem Grund gingen nun viele Seiner Jünger davon und zogen nicht mehr mit Ihm umher."

Jesus wusste, wer die waren, die nicht glaubten, und Er wusste um den Verräter Judas. Er weist hier jedoch keine Schuld zu, wie es leider so viele Gläubige tun, vielmehr sagt er noch einmal, dass niemand zu Ihm kommen kann, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Damit wird die Entscheidung ganz klar nicht dem Menschen überlassen, sondern Gott ist der allein Bestimmende und Platzanweisende!

Dies muss doch für alle Menschen eine wunderbare Botschaft sein! Wie viele unserer Eltern, Ehepartner, Kinder, Verwandten oder sonstigen Lieben sterben, ohne zum Glauben gekommen zu sein. Und haben wir nicht nur zu oft all unsere Kräfte und Überzeugungsmöglichkeiten eingesetzt, sie zum Glauben zu bewegen? Für die Gegner der Wahrheit über die Allaussöhnung muss der Tod dieser Angehörigen, die nicht zum Glauben kamen, doch eine schreckliche Qual sein, sind sie doch in dem Irrglauben, ihre Lieben seien nun in einer endgültigen Verdammnis. Wie kann es dazu kommen, dass solcher Irrglaube solche eine weite Vorbereitung fand und auch heute n och hartnäckig in vielen Herzen verwurzelt ist?

Es ist hier bezeichnend, dass solche Worte, wie sie unser Leitvers beinhaltet, total übergangen werden (ebenso wie jene Verse, die über die Auserwählung sprechen). So wie Satan das Herz des Judas ergriff, so verfinstert er die Herzen dieser Gläubigen und macht sie blind für die herrliche Wahrheit der Worte Jesu: "Niemand kann zu Mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist!" Hier ist es dem Widerwirker gelungen, selbst bei Gläubigen die Herrlichkeit Gottes z u schmälern; deshalb muss es unser Gebetsanliegen sein, dass diese Wahrheit, dass Gott der Retter aller Menschen ist (gem. 1Tim 4:10), noch viele gläubige Herzen erreichen möge.

Joh 6:66-68

"Aus diesem Grund gingen nun viele Seiner Jünger davon und zogen nicht mehr mit Ihm umher. Daraufhin fragte Jesus nun die Zwölf: Ihr wollt doch nicht auch weggehen? Simon Petrus antwortete Ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen?"

Die "Mitläufer", die wir ja schon vor etlichen Tagen charakterisiert haben, konnten die Worte Jesu nicht fassen und verstehen, im Gegenteil, sie erschienen ihnen wie Barbarei (weil sie das Essen Seines Fleisches nicht geistlich, sondern nur fleischlich / menschlich verstehen konnten). Das Verständnis, und vor allem der Glaube, wurde ihnen vom Vater nicht gegeben - sie verließen Jesus!

In der Folge unseres heutigen Textwortes ist es wichtig, dass wir in Jesus auch den "Menschen" sehen. Paulus beschreibt dies so: Jesus wurde nicht nur den Menschen gleichgestaltet, Er war vielmehr auch "in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden" (Phil 2:7). An vielen Stellen kommt die Seele unseres Herrn zum Ausdruck: Er empfand Mitleid, hatte Erbarmen, ja Er konnte weinen (z.B. über Jerusalem) - und dies, obwohl Er ja schon im Voraus um alles wusste.

Seine Frage an die Zwölf: "Ob sie nun auch weggehen wollten", entsprach nicht Seiner Unkenntnis über deren Zukunft, sondern offenbart uns vielmehr Sein inneres Empfinden über jene Jünger, die wohl ein stück mit Ihm mitgingen, dann aber zurückblieben, weil ihnen bestimmte Dinge nicht passten! Jesus wusste um die Rettung aller Menschen, aber es schmerzte Ihn dennoch, dass nicht alle schon von Anfang an solchen Glauben in sich hatten. Ist solches Empfinden nicht ebenso erstrebenswert wie die Dankbarkeit für unsere Auserwählung (Eph 1:4-5)?

Joh 6:68-69

"Simon Petrus antworte Ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte äonischen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass Du der Heilige Gottes bist!"

Gläubige, die der Vater gezogen hat bzw. denen der Glaube vom Vater gegeben wurde, haben keinen anderen Weg als den ihres Herrn. Auch Petrus hatte erkannt, dass es für ihn und die anderen Elf nur noch diesen Weg geben konnte.

Kann es für uns je einen anderen Weg geben? Könnten wir uns vorstellen, weg von unserem Herrn und Haupt hin zu einem Buddha, einem Mohammed oder einem sonstigen Götzen abzugleiten? "Unmöglich", sagen wir zurecht, weil wir gar nicht anders können, als "in Ihm" zu bleiben!

Die Zwölf durften mit den Augen ihrer Herzen erkennen, dass dieser Jesus von Nazareth kein gewöhnlicher Mensch war, sondern "der Heilige Gottes", der ihnen "Worte äonischen Lebens" gab.

"Heiligkeit" ist eine Beziehung zu Gott! Die Aktivität, also das Handeln, geht dabei von Gott aus. Heilig ist alles, was Gott für Sich beansprucht und als Sein Eigentum erklärt, ebenso alles, was Ihm dargebracht wird. Gott nennt Sich darum Selber "heilig", weil Er Sich Seinen Heiligen als ihr Gott und Vater zum Eigentum gibt.

In Kol 3:12 werden auch wir, die Körperglieder Christi, Heilige genannt, doch lange vor uns stand diese Bezeichnung bereits Christus zu - Er muss ja in allem "der Erste" sein (Kol 1:18b). Darum ist Er auch als "Erster" der "Auserwählte Goltes", und in gleicher weise der "Heilige Gottes". Dies ist das Zeugnis des Simon Petrus.

"...dass Du der Heilige Gottes bist"

Gestern sagten wir, dass Heiligkeit eine Beziehung hin zu Got ist, wobei die Aktivität von Gott ausgeht. Wir wollen uns heute darüber freuen, dass auch wir in Gottes Augen als "Heilige" gelten, schreibt Paulus doch in Bezug auf unsere Auserwählung: "...damit wir Heilige und Makellose vor Seinem Angesicht seien" (Eph 1:4).

Wir scheuen uns oft, diese Bezeichnung auf uns anzuwenden, weil wir gemäß der Tradition noch denken, Heiligkeit sei dasselbe wie moralische, sittliche oder geistliche Vollkommenheit. Heiligkeit ist auch nicht ein besonders hoher Grad des Glaubens - sie ist überhaupt nicht unsere Errungenschaft!

"Heilig" bedeutet eine Bereitstellung für Got. Dies kann neben einer Person auch durchaus eine Sache wie ein berg oder eine Stadt (z.B. Jerusalem) sein. Das AT ist voll von solchen Beispielen. Mit "Sündlosigkeit" hat "heilig" also nichts zu tun, es ist eine Weihe für Gott. Doch unser Herr zeigt uns noch eine andere Seite der Heiligkeit. In Joh 10:36 lesen wir, dass der V ater den Sohn geheiligt und in die Welt ausgesandt hat. In Joh 17:19 wird der Sohn Selbst aktiv und sagt: "Für sie heilige Ich Mich, damit auch sie in Wahrheit Geheiligte seien."

Wir sehen also einmal den Vater als den Handelnden, und danach handelt der Sohn Selbst!

Daraus ergibt sich für uns die wunderbare Wahrheit: Die Heiligkeit Christi Jesu ist auch die Quelle unserer Heiligung und Heiligkeit. Deshalb werden wir auch "Geheiligte in Christus Jesus" und "berufene Heilige" genannt (1Kor 1:2). Und in der Folge dieses Kapitels (1Kor 1:30-31) lesen wir die zusprechenden Worte "Aus Ihm aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott her zur Weisheit gemacht worden ist, wie auch zur Gerechtigkeit, Heiligung und Freilösung, damit es so sei, wie geschrieben steht: Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn!"

Joh 6:70-71

"'Jesus antwortete ihnen: Habe nicht Ich euch Zwölf erwählt? Und einer von euch ist ein Widerwirker. Damit meinte Er Judas, den Sohn des Simon Iskariot; denn dieser sollte Ihn demnächst verraten,

und er war einer von den Zwölf."

Jesus stellt klipp und klar fest, dass nicht die Zwölf Ihn, sondern Er die Zwölf erwählt hat. "Erwählung" trifft also nicht nur auf uns, die Körperglieder Christi Jesu zu, sondern auch auf die Jünger Jesu und letztlich auf das Gesamtvolk Israel (5Mo 7:7).

Doch wenn wir unseren Leitvers lesen, stellen wir einen wichtigen Punkt fest: Die Erwählung der Zwölf traf auch einen Mann, der Jesus keine Ehre machte, ja, der Ihn verraten sollte. Wäre solche eine Erwählung auch heute unter uns möglich?

Die zuletzt gestellt frage mag uns zuerst erschrecken, doch sie ist sehr schnell mit einem "Nein" beantwortet. Im Gegensatz zu der Verwaltung der "Fleischwerdung" , in der sich unser Leitvers abspielte, leben wir heute in der Verwaltung "der Gnade" wo alles eigene Wirken ausgeschaltet ist und alles tatsächlich Gnade ist. Im Hinblick auf Israel lesen wir in Röm 9: "Jakob habe Ich geliebt, aber Esau habe Ich gehasst" (Röm 9:13); die Erklärung steht in Vers 11-12: "denn als sie noch nicht geboren waren, noch etwas Gutes oder Schlechtes verübt hatten (damit Gottes Vorsatz als Auserwählung bleibe, nicht aus Werken, sondern aus Ihm, der beruft)..." Gott aber macht Sich Gefäße zur Ehre und Gefäße zur Unehre (Röm 9:21), Er erbarmt Sich, wessen Er will, und Er verhärtet auch, wen Er will (V. 18). - und dies alles mit Blick auf Israel.

Wenn wir aussagten, dass solche Auswahl wie die des Judas bei uns nicht möglich ist, so deshalb, weil unsere Erwählung, unsere geistlichen Segnungen, ja unsere ganze Stellung in Ihm ist (Eph 1:3 ff), wir sind ein Teil von Ihm, und Er ist unser Haupt - und jedes von diesen Gliedern wird entrückt und gerettet sein, ja im Glauben sind wir sogar heute schon niedergesetzt inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus (Eph 2:6).

Lies weiter:
7. Das Johannes-Evangelium Kapitel 7