Das Johannes-Evangelium Kapitel 7

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Abschrift: Das Johannes-Evanglium in täglichen Andachten: Band I - IV
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen
Band III und IV als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

7. Das Johannes-Evangelium Kapitel 7

(Band II)
Reise nach Jerusalem zum Laubhüttenfest
Reden und Auseinandersetzung mit den Juden auf dem Laubhüttenfest
Meinungen des Volkes und des Hohen Rates über Jesus

Reise nach Jerusalem zum Laubhüttenfest

Joh 7:1-23

'"Danach zog Jesus in Galiläa umher; denn Er wollte nicht durch Judäa gehen, weil die Juden Ihn zu töten suchten. Es war aber das Laubhüttenfest der Juden nahe."'

Galiläa ist jener nördliche Landesteil von Israel in dem Jesu Geburtsort, Nazareth liegt. Hier wohnte und lebte Seine leibliche Familie.

Wir erinnern uns an Joh 5., wo uns die Heilung des Hinfälligen am Teich Bethesta geschildert wurde, und lasen in Joh 5:16: "Deshalb verfolgten die Juden Jesus und suchten Ihn zu töten, weil Er dies am Sabbat tat!. Es entsteht der Eindruck, als ob Jesus vor den Juden Furcht, also Menschenfurcht, gehabt hätte - dem war mit Sicherheit nicht so. Schreibt doch Johannes selbst in seinem 1. Brief "Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht hinaus, weil die Furcht es mit Strafe zu tun hat" (1Jo 4:18). Zur Genüge hatte Jesus Seine Kraft über Mensch und Natur unter Beweis gestellt, kein Jude hätte Ihn gegen Seinen Willen auch nur anrühren können! Wenn Jesus den Juden aus dem Weg ging, dann nur deshalb weil Er ihnen Seine innewohnenden Krafte nicht mehr in dem Maße zur Schau stellen wollte, wie bisher. Sprach er doch bereits von der Notwendigkeit Seines Opfertodes (Joh 6:51).

Im Gegensatz zu Jesus kennen wir diese "Menschenfurcht" sehr gut, vor allem, wenn uns jemand in mancher Art und Weise überlegen ist. Dies ist aber nicht jene Furcht, die wir gemäß Gottes Wort haben sollen und wie sie uns Paulus vielfältig anbefiehlt (2Kor 7:1; Eph 5:21; Eph 6:5; Phil 2:12 u.a.). Hier dürfen wir schon eher die Worte auch 1Jo 4:18 hören und überzeugt sein, dass uns keine Mensch schaden kann, wenn dies nicht Gottes Ratschluss entspricht!

Das Laubhüttenfest der Juden war nahe. Wir finden den Grund dieses Festes in 3Mo 23:33ff. niedergeschrieben: "... auf dass eure Geschlechter wissen, dass Ich die Kinder Israel in Laubhütten habe wohnen lassen, als Ich sie aus dem Lande Ägypten herausführte" (3Mo 23:43).

Joh 7:3-5

"Daher sagten Seine Brüder zu Ihm: Ziehe fort von hier und gehe nach Judäa, damit Deine Jünger auch dort Deine Werke schauen, die Du tust; denn niemand tut etwas im Verborgenen, wenn er selbst öffentliche Geltung sucht. Wenn Du dies tun willst, dann offenbare Dich der Welt! - Denn nicht einmal Seine Brüder glaubten an Ihn."

Wenn wir an solche Aussagen wie heute kommen, wo zweifelsfrei von Jesu leiblichen Brüdern die Rede ist (und dies nicht nur an dieser einen Stelle), so muss man sich doch nur wundern, was die katholische Volkskirche aus Maria, der Mutter Jesu, gemacht hat! Maria war zwar eine "unbefleckte Jungfrau", als Jesus durch den heiligen Geist gezeugt wurde, doch danach bekam sie auf normalen Weg weitere Kinder, die somit leibliche Brüder Jesu waren.

Wir spüren förmlich, wie den leiblichen Brüdern Jesu Seine Anwesenheit in ihrer unmittelbaren Nähe peinlich war. Mit Sicherheit waren sie über all Sein Wirken und die Ereignisse um Seine Person bestens informiert. Ihr Vorschlag an ihren "berühmten" Bruder muss darum als eigennützig gesehen werden - vielleicht schämten sie sich sogar für Ihn.

In einer anderen, vielleicht feineren Art, müssen aber auch wir uns fragen, ob wir uns öffentlich für unseren Glauben (für Jesus) schämen. Es ist in unserer heutigen Gesellschaft, die in erschreckender Weise immer gottloser wird, nicht mehr einfach, seinen Glauben öffentlich zu bezeugen und auszuleben. Da wird man sehr schnell als Sektierer und Sonderling abgestempelt - im besten Fall gemieden, im schlimmsten Fall wird man zur Zielscheibe von Hohn und Spöttelei oder in entsprechenden Ländern auch noch eingekerkert!

Das "Leiden für Christus" bekommt hier eine hohe Bedeutung und damit auch die entsprechende und gerechte Belohnung vor der Preisrichterbühne des Christus (2Tim 2:12).

Die leiblichen Brüder Jesu, die Ihn offensichtlich gerne aus ihrer Nähe weg gehabt hätten, argumentieren geschickt, um Ihn nach Judäa loszuwerden. Die Art, wie sie Jesus herausfordern, erinnert uns in etwa an den Versucher, der ja auch Jesus zur öffentlichen Schaustellung Seiner Macht verführen wollte (Mt 4:5-6).

Bemerkenswert ist, dass Jesu Brüder offensichtlich um Seine Machttaten wussten, aber dennoch nicht an Ihn glaubten. Da sie aber selbst nicht glaubten, haben sie sicherlich diesen Glauben auch nicht von der Welt erwartet, in die sie Jesus loshaben wollten - es war also doch nur ein Täuschungsmanöver, das ihre wahren Gedanken verhüllen sollte.

Wir stoßen damit nochmals auf den Widerwirker, der ja der Urheber der Lüge ist und es meisterhaft versteht, diese zu verhüllen. Aber nicht nur das! Durch Paulus wissen wir, dass dies nichts Erstaunliches ist: "Denn Satan selbst verstellt sich zu einem Boten des Lichts. Daher ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener als Diener der Gerechtigkeit verstellen..." (2Kor 11:14-15).

Unser Leitvers lehrt uns, dass wir oft mit gut und richtig erscheinenden Ratschlägen bedacht werden, ja oft sogar noch untermauert mit Worten aus der Schrift, dass wir aber nicht in jedem Fall vertrauensvoll sein sollten. Wir haben alles zu prüfen, und immer zu beachten, ob das Geforderte auch zeitlich harmoniert.

Joh 7:6

"Nun antwortete ihnen Jesus: Für Mich ist die rechte Zeit noch nicht da; für euch aber ist die rechte Zeit immer da und bereit."

War es falsch von den leiblichen Brüdern, dass sie Jesus drängten, Seine Werke auch vor den Jüngern in Judäa zur Schau zu stellen?

Wenn wir uns an den gestrigen Tagesabschluss erinnern, so wurden wir dort aufgefordert, auch die zeitliche Richtigkeit von Aussagen zu beachten. Wie viele Gläubig lesen im Wort Gottes, ohne dies zu tun. Sie beziehen die ganze Schrift auf sich und auf die momentane Zeit. Die vielen Probleme, die sich daraus fast zwangsläufig ergeben, übergehen sie derart, dass sie unangenehme Aussagen einfach überspringen bzw. nicht beachten. Mit solcher Vorgehensweise stellen sie sich aber teilweise auf die gleiche Ebene mit vielen Sekten, die ja - unter Weglassung bestimmter Schriftstellen - jeden Irrglauben beweisbar machen.

Erst wenn wir erkennen, dass Gott im größten Teil der Gesamtschrift ausschließlich zu Seinem Volk Israel spricht und diese Aussagen nicht mehr egoistisch auf uns beziehen, sondern sie dort belassen, wo Gott sie hingesprochen hat - und erst wenn wir erkennen, dass dieses an Israel gerichtete Wort heute zeitlich ausgesetzt ist - und erst wenn wir erkennen könnten, dass nur der Apostel Paulus der von Gott berufene Apostel der Nationen ist (Eph 3:8-9) und damit uns ganz persönlich anspricht, haben wir auch die Gewähr, zeitlich richtig zu liegen!

Wenn Jesus Seinen Brüdern kundtut, dass Seine "rechte" Zeit noch nicht da ist, so lernen wir auch hier, dass vor Gott nicht alles zur gleichen Zeit geschieht, sondern vielmehr alles Seine Zeit hat. Die "rechte" Zeit, die Jesus meint, ist nicht das Erkennen des Volkes, dass Er ihr Messias sei, sondern dass Er auf diese Erde kam, um die Sünde der Welt auf Sich zu nehmen, do dass Seine "rechte" Zeit erst am Kreuz auf Golgatha kommt!

Joh 7:7

"Die Welt kann euch nicht hassen; Mich aber hasst sie, weil Ich von ihr bezeuge, dass ihre Werke böse sind."

Wenn Jesus von "der Welt" spricht, so müssen wir diese Beziehung genauer definierten. Im griechischen Urtext steht dafür das Wort "Kosmos", und dieses Wort hat den Sinn von "Weltordnung, Weltsystem", also von etwas "Geordnetem". _Es ist hier also nicht die Rede von dem, was man gewöhnlich unter "Welt" versteht, sondern hier geht es um die im Wort Gottes angeführten großen uns bekannten Weltsysteme, in unserem Leitvers um das dritte und gegenwärtige Weltsystem.

Nach 2Petr 3:6 gab es eine damalige Welt, nach 2Petr 2:5 eine ehemalige Welt, und gemäß unserem Leitvers (aber auch vielen anderen, zu.B. auch bei Paulus: Röm 5:12; 1Kor 11:32) gibt es eine heutige Welt, in der wir leben. Weiter wissen wir um eine zukünftige Welt in der von Jesus benannten Wiederwerdung (Mt 19:28), die das Königreich umfasst, und danach folgt eine fünfte neue Welt, die dann in die Vollendung führt (Offb 21:1).

Die nicht ganz leichte Unterscheidung zwischen "Welt" und "Erde" erkennen wir am besten an einem Beispiel. Jesus sagt zu Seinen Jüngern: "Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt euch wie ihr Eigenes liebhaben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern Ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt" (Joh 15:19). Hier sehen wir ganz deutlich, was mit "Welt" gemeint ist. Die Jünger waren zwar von der Erde, aber nicht mehr von dem System der Welt. Aus diesem hat sie Jesus herausgelöst.

Wenn Jesus Seinen leiblichen Brüdern entgegenhielt, dass sie von der Welt nicht gehasst wurden, so erkennen wir diese Worte jetzt so: Seine Brüder waren noch dem damaligen Weltsystem und seiner Weltordnung verbunden, sie gehörten noch nicht ihrem Herrn! Und solange letzteres nicht der Fall war, wurden sie von dem System der Welt auch nicht gehasst, ja sie konnten gar nicht gehasst werden, weil sie sich diesem System voll unterordneten!

Wer sich in dieses Weltsystem und seine Ordnung einpasst und sich ihm unterordnet, wird in der Regel keine Probleme haben. Wer sich beispielsweise an seinem Arbeitsplatz der Ordnung und den Gepflogenheiten seiner Firma unterordnet und anpasst, wird nicht unangenehm auffallen. Die war der Stand der leiblichen Brüder Jesu - die Welt hatte keinen Grund, sie zu hassen.

Ganz anders war es bei Jesus. Er war zwar auf dieser Erde, und Er kam auch in diese Welt bzw. in dieses Weltsystem hinein, und doch war Er nicht von dieser Welt, weil Er ihrem System und ihrer Ordnung nicht untergeordnet war!

Mit dem Kommen Jesu in diese Welt prallten zwei "Systeme" aufeinander: Das Licht und die Finsternis! Schonungslos deckte Jesus die Blöße der Finsternis auf und bezeugte ihre bösen Werke; was ganz natürlich den Hass auf Jesus nach sich zog.

Gemäß Gal 1:4 leben wir in dem "gegenwärtigen bösen Äon", der parallel zu der gegenwärtigen dritten Welt verläuft. Beide, dieser Äon und diese Weltordnung, begannen nach der Sintflut und enden bei der Wiederkunft Christ. "Böse" ist dieser Äon bzw. diese Welt, weil die große Masse der Menschen Gott fern ist, und sich selbst zu erhöhen sucht. Hinter der Bosheit der Menschen und ihrem System steht der Fürst dieser Welt, Paulus nennt ihn den "Fürsten des Vollmachtgebietes der Luft, des Geistes, der nun in den Söhnen der Widerspenstigkeit wirkt" (Eph 2:2), es ist der Widerwirker persönlich. Als mächtigem Fürsten der unsichtbaren Welt ist ihm unsere Erde als Vollmachtsgebiet übertragen worden. Wem dies zu unglaublich erscheint, der lese noch zu Eph 2:2 die Worte in Mt 4:8-9, wo der Satan dem Herrn alle Königreiche und ihre Herrlichkeit zeigt und sie Ihm anbietet. Anbieten kann sie aber nur, wer sie auch besitzt. Jesus widerspricht diesem Besitzanspruch Satans nicht!

Wir sahen gestern, dass Satan als "Fürst" über diese Welt herrscht und in den Bewohnern wirkt. Paulus nennt folglich die Erdenbewohner "Söhne der Widerspenstigkeit" (Eph 2:2). Da dieser Fürst von Grund auf böse ist, können die, die er beherrscht, nicht anders sein als er!

Wenn Jesus aussagt, dass Ihn die Welt hasst, dann steht hinter dem Hass der Erdenbewohner immer ihr Fürst als Anstifter. Wie mag dieser sich in seinem Tun gestört gefühlt fühlen, als plötzlich das personifizierte Licht auf der Erde erschienen und seine dunklen Machenschaften ausleuchtete!

In Eph 2:2 lesen wir im Anschluss an die bereits zitierten Worte, dass "auch wir alle einst in den Begierden unseres Fleisches einhergingen, den Willen des Fleische und unserer Denkart ausführten und von Natur aus Kinder des Zorns waren wie auch die übrigen (V. 3) Auch wir waren also einst unter der Herrschaft des Widerwirkers, aber durch den Glauben sind wir in eine neue Welt (-ordnung) versetzt worden, in die des Lichts.

Wenn Jesus von dieser Welt gehasst wird, so werden auch alle diejenigen gehasst, die Ihm gehören. Dazu gehörten damals seine Jünger, und dazu gehören heute wir! Dieser Hass muss aber nicht immer so sein, dass wir ihn unangenehm zu spüren bekommen. Wenn wir uns stets vor Augen halten, dass dahinter stets der Widerwirker steht, so müssen wir auch immer damit rechnen, dass sein Hass in feinster Form der Versuchung und Verlockung an uns herantritt. So wie Satan schon Jesus von einem Berg aus all die Schönheiten seines Vollmachtsgebietes zeigte (und wer will bestreiten, dass unsere Welt von ihrer Schöpfung her wunderbar ist) und Ihn damit locken wollte, so versucht er es heute auch bei uns - und oft sogar mit Erfolg! Neben unseren eigenen Niederlagen, die wir nicht verschweigen wollen zeigt uns die Schrift das Beispiel "Demas" einen Mitarbeiter des Paulus, von dem letzterer sagen musste: "Demas verließ mich aus Liebe zum jetzigen Äon"! (2Tim 4:10).

Joh 7:8-10

"Zieht ihr zu dem Fest hinauf. Ich ziehe noch nicht zu diesem Fest hinauf, weil Meine Frist noch nicht erfüllt ist. Dies sagte Er zu ihnen und blieb in Galiläa. Als aber Seine Brüder zum Fest hinaufgezogen waren, da zog auch Er hinauf, nicht öffentlich, sondern im Verborgenen."

Jesus spricht immer noch zu Seinen ungläubigen Brüdern, die Ihn aus ihrer Nähe weghaben wollten. Nun fordert Er sie selbst auf, nach Jerusalem zu ziehen, um dort das Laubhüttenfest zu feiern. Es scheint, dass die Brüder Jesu Worte so verstanden, dass Er nicht zu diesem Fest hinaufziehen würde, und unter diesem Gesichtspunkt traten sie die Reise an, in der Annahme, nicht. mit Ihm konfrontiert zu werden.

Jesus begründet Seine Absage: "... weil Meine Frist noch nicht erfüllt ist." Immer wieder lasen wir in diesem Evangelium, dass Jesus beteuerte, den Willen des Vaters auszuführen. Jesus wusste von Anfang an, dass sich Sein Auftrag in Jerusalem erfüllen würde,, dass Er dort sterben musste. Sein Zögern, hinauf nach Jerusalem zu ziehen, lässt sich damit erklären, dass er noch Zeit brauchte und sicher auch haben wollte, um mit dem Vater zu sprechen. Dass Er dann doch nach Jerusalem ging, und zwar im Verborgenen, zeigt uns. Dass Er dabei nicht erkannt werden wollte.

Vielleicht kann uns das heutige Wort zusprechen, nicht immer allzu schnell Dinge anzupacken, sondern lieber noch etwas zu warten und dabei zu versuchen, vertieft auf die Worte Gottes zu lauschen. Jakobus, einer jener noch ungläubigen leiblichen Brüder Jesu (es darf angenommen werden, dass er durch die Auferstehung Jesu zum Glauben kam), schreibt im Hinblick auf das Kommen des Herrn: "Siehe, der Landmann wartet auf die kostbare Frucht der Erde und geduldet sich auf sie, bis sie den Regen, den frühen und den späten erhält" (Jak 5:7).

Wie wunderbar ist es, dass bei Gott alles seine Zeit hat und dass alles im Zeitplan Seines Ratschlusses verwirklicht wird - und dies bis in die kleinsten Einzelheiten!

Joh 7:11-13

"Die Juden suchten Ihn daher auf dem Fest und fragten: Wo ist jener? Und unter der Volksmenge war viel Gemurmel über Ihn die einen sagten: Er ist gut, andere aber meinten: Nein, Er führt die Volksmenge irre. Aus Furcht vor den Juden sprach allerdings niemand öffentlich über Ihn."

Eine Person wie Jesus erregte immer das Interesse der Massen, war es doch eine angenehme Unterbrechung des normalen Alltags. Für die Volksmasse war es wohl eine Art Unterhaltung, heimlich über Ihn zu reden und zu hören und dabei zu wissen, dass Er von den Oberen des Volkes gehasst wurde. Unser Textwort führt uns ein Bild vor Augen, das wir sicher alle aus eigener Erfahrung kennen: Es ist die "Gerüchteküche"!

Auffallend ist, dass die Volksmenge offensichtlich Furcht hatte, öffentlich über Jesus zu reden. Hier wäre zu fragen: Furcht wovor?

Eine Erfahrung, die der Schreiber dieser Zeilen (und sicher die meistern unserer Leser auch) im Lauf seines Lebens, und hier vor allem im Berufsleben immer wieder gemacht hat, ist folgende: Es war während des Arbeitstages üblich, sich in den Pausen im Aufenthaltsraum zu treffen. Dabei ging es oft hoch her - man sprach über alles Mögliche, manchmal recht ernsthaft, manchmal lustig und oft recht spöttisch. Jeder Gesprächsstoff, der Unterhaltung versprach, wurde dankbar aufgenommen, nur bei einem Thema entstand sofort eine eisige Atmosphäre: Wenn die Sprache auf geistliche Dinge kam!

Ich habe mich oft gefragt, warum über jeden Dreck geredet, gelacht und gespottet wird, warum aber sofort die Gesichter starr werden, wenn ein christliches Wort fällt. Ja, der Fürst dieser Welt hat die Kinder der Widerspenstigkeit fest im Griff! Über alles darf geredet werden, nicht aber über den Glauben! Hier sehen wir auch den Hintergrund der Furcht unter der Volksmenge. Fromm sein - "Ja"; aber Jesus beim Namen nennen, gut von Ihm reden, Ihn gar anerkennen - "Nein"!

Reden und Auseinandersetzung mit den Juden auf dem Laubhüttenfest

Joh 7:14-16

"Als die Mitte der Festwoche schon vorüber war, ging Jesus zur Weihestätte hinauf und lehrte. Da erstaunten nun die Juden u nd sagten: Wieso weiß´dieser in der Schrift Bescheid, obwohl er ungelehrt ist? Da antwortete Jesus nun: Meine Lehre ist nicht von Mir, sondern von dem, der Mich gesandt hat."

Dass Jesus im Wort Gottes lebte und dieses kannte, konnte nur jene in Erstaunen versetzen, die nicht an Ihn zu glauben vermochten. Jesus weist in Seiner Antwort nicht auf Sich, sondern auf den Vater.

Christi größte Herrlichkeit besteht in Seiner völligen Unterordnung unter Seinen Vater. Die Juden versuchten, Ihn zu töten (Joh 5:18), weil Er Gott Seinen eigenen Vater hieß; sie folgerten daraus, dass Er Sich mit solchen Worten "Gott gleich" mache. Jesus antwortete ihnen: "Der Sohn kann nichts von Sich Selbst aus tun, außer dem, was Er den Vater tun sieht" (Joh 5:19); oder "Ich kann gar nichts von Mir Selbst aus tun... weil Ich nicht Meinen Willen suche, sondern den Willen dessen, der Mich gesandt hat (Joh 5:30). In Joh 6:65 lasen wir: "Niemand kann zu Mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist." Überein mit unserem heutigen Textwort lesen wir in Vers 28: "Doch nicht von Mir Selbst aus bin Ich gekommen, sondern Er ist wahrhaft, der Mich gesandt hat." Weiter steht in Joh 8:28: ",,,werdet ihr erkennen, dass Ich es bin und dass Ich nichts von Mir Selbst aus tue, sondern wie Mich Mein Vater gelehrt hat, so spreche Ich". Und in Joh 8:54: "Wenn Ich Mich Selbst verherrliche, so ist Meine Herrlichkeit nichts; es ist Mein Vater, der Mich verherrlicht...". Zum Schluss noch ein Wort aus Joh 12:49: "Ich spreche nichts aus Mir Selbst, sondern der Vater, der Mich gesandt hat, Er hat Mir Anweisung gegeben, was Ich sagen und was Ich sprechen soll."

Überein mit unserem Leitvers zeigen uns diese Schriftworte aus dem Johannesevangelium, dass Sich Jesus nicht zu einem Gott erhöht, sondern das vollkommene Vorbild für uns Menschen darain ist, dass Er allezeit den Willen des Vaters tut. Wenn wir Seinem Beispiel folgen, werden wir stets unsere Wege in denen Gottes aufgehen lassen.

Joh 7:17-19

"Wenn jemand dessen Willen tun will, wird er erkennen, ob die Lehre von Gott ist oder ob Ic h von Mir Selbst spreche. Wer von sich selbst spricht, sucht eigene Verherrlichung. Wer aber die Verherrlichung dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahr, und es ist keine Ungerechtigkeit in ihm. Hat nicht Mose euch das Gesetz gegeben? Doch keiner von euch erfüllt das Gesetz! Warum sucht ihr Mich z u töten?"

Wir werden in diesem Johannesevangelium in einem großen Maß dahin geführt, den Vater zu verherrlichen - den Weg hierzu ist der Sohn Gottes Selbst! Immer wieder musste Sich Jesus zurückziehen, als das Volk Ihn erheben wollte (siehe Joh 6:15), eigene Verherrlichung lehnte Er vollständig ab!

Es berührt immer wieder etwas ungut, wenn auf Glaubensversammlungen oder Konferenzen die jeweils dienenden Brüder mit allen irdischen Titeln angekündigt werden. Da leist man dann nicht, dass "Bruder X" spricht, sondern "Herr Prof. Dr. Dr. X", oder "Herr Oberkirchenrat Y" usw.! Warum nicht einfach "Bruder"? Hier entsteht der Eindruck, dass mit der Aufzählung solcher Titel die Inahber geehrt werden und dass solche ein Titel den Zuhörern imponieren soll. Sehen wir hier nicht ein stück menschliche Verherrlichung, die Jesus entschieden von Sich weist? Damit wollen wir keinem Menschen seine Titel, die er sich erworben hat, in Abrede stellen; wir meinen nur, dass diese im geistlichen Bereich ohne Wert und damit doch eigentlich überflüssig wären.

Beachten wir bei den Worten Jesu "Selbstverherrlichung" und "Ungerechtigkeit" stehen in einem Zusammenhang. Es ist die leidvolle Erfahrung. von. uns alle, dass unser Fleisch auf alle erdenkliche Art und Weise versucht, Anerkennung zu erlangen, was ja letztendlich Selbstverherrlichung isst. Wie wichtig ist es da für uns, immer wieder unseren Herrn als Vobild im Auge zu behalten, wissend, dass alles, was wir haben und sind, eine Gabe Gottes ist!

Joh 7:19

"Hat nicht Mose euch das Gesetz gegeben? Doch keiner von euch erfüllt das Gesetz! Warum sucht ihr Mich zu töten?"

Paulus hat den Sinn und Zweck des mosaischen Gesetzes, inspiriert durch den Geist Gottes, aufgedeckt. So lesen wir in seinem Brief an die Galater: "Verflucht ist jeder, der nicht bei allen in der Rolle des Gesetzes geschriebenen Geboten bleibt, um sie zu erfüllen. Dass aber vor Gott niemand durch das Gesetz gerechtfertigt wird, ist offenkundig; denn der Gerecht wird aus Glauben leben. Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben; sondern wer alle Gebote erfüllt, wird in ihnen leben. Christus hat uns aus dem Fluch des Gesetzes erkauft, weil Er um unseretwillen zum Fluch wurde" (Gal 3:10-13). Dazu lesen wir noch den Vers Gal 3:24: "Daher ist das Gesetz unser Geleiter zu Christus geworden...".

Obiger Text setzt folgende Schwerpunkte:

  1. Jeder Gesetzesbruch zieht Fluch nach sich!
  2. Niemand kann vor Gott durch das Gesetz gerechtfertigt werden!
  3. Christus hat uns aus diesem Fluch des Gesetzes erlöst!
  4. Christus Selbst wurde für uns zum Fluch!
  5. Das Gesetz ist ein Geleiter hin zu Christus!

Das obige Wissen hatte das Volk Israel damals noch nicht. Es mühte sich mehr oder (meist) weniger, das Gesetz zu halten, merkte ab er bald, dass es dieses gar nicht vollständig halten konnte, was dann zur Heuchelei führte, die Jesus ganz besonders den Schriftgelehrten und Pharisäern vorwarf.f

Auch Israel wird einmal durch dieses Gesetz zu seinem Herrn geleitet - vorerst ist ihnen aber dieser Weg verdunkelt. Der Vorwurf Jesu "keiner von euch erfüllt das Gesetz!" , versetztes sie in Zorn, doch einmal wird auch dieses Volk umsinnen und in Ihm, der den Fluch des Gesetzes auf Sich nahm, Heil und Rettung finden!

Joh 7:20-24

"Die Volksmenge antwortete: Einen Dämon hast Du! Wer sucht Dich zu töten? Jesus antwortete ihnen: Das eine Werk habe ich getan, und deshalb staunt ihr alle. Mose hat euch die Beschneidung gegeben (nicht, dass sie von Mose ist, sondern von den Vätern), und so beschneidet ihr einen Menschen auch am Sabbat. Wenn nun ein Mensch die Beschneidung am Sabbat erhält, damit das Gesetz des Mose nicht aufgelöst wird, warum seid ihr voll Galle gegen Mich, weil Ich einen ganzen Menschen am Sabbat gesund machte? Richtet nicht nach dem Äußeren, sondern richtet gerechtes Gericht!"

Gemäß 1Mo 17:9-14 musste jedes Knäblein, wenn es acht Tage alt war, beschnitten werden, die war das Zeichen des Bundes Gottes mit Abraham. Zwangsläufig fiel dieser achte Tag immer wieder auch auf den Sabbat, wobei dann die Ruhe des Sabbats aufgehoben wurde, um diesem Gebot nachzukommen.

Die Beschneidung umfasst ein winziges Stücken Fleisch, Jesu Heilung umfasst den ganzen Menschen - das Volk sollte nicht nur Verständnis dafür haben, sondern sich vielmehr über diese Wundertat am Teich Bethesta freuen. Aber wir sehen, wie der Zorn (Jesus bezeichnet das Volk "voll Gall") blind und ungerecht macht.

Allein Gottes Zorn, von dem wir in Seinem Wort mehrfach lesen, dürfen wir als "gerecht" erkennen, deshalb sind auch Seine Gerichte gerecht (Röm 3:5-6). Der Mensch kann nur nach dem Äußeren richten und urteilen, weil er, im Gegensatz zu Gott, in keines Menschen Herz zu schauen vermag. Schon zu Samuel sprach Gott: "Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an. (1Sam 16:7).

Gottes Beweggrund, Gericht zu halten, ist unabänderliche Liebe! Darum ist alles, was Er tut, immer das Gute! Jeder Mensch muss bis in seine verborgensten Tiefen zurechtgebracht werden. Bei den Ungläubigen durch die Gerichte Gottes, bei den Gläubigen geschieht dies, soweit sei im Selbstgericht auf ihren Erlöser und Rechtfertiger schauen.

Joh 7:25-27

"Einige der Jerusalemiten sagten nun: Ist das nicht der, den sie zu töten suchen? Und siehe, Er spricht öffentlich, und man sagt Ihm nichts? Die Oberen haben doch nicht etwas wahrhaftig erkannt, dass dieser der Christus ist? Jedoch von diesem wissen wir, woher Er ist; wenn aber der Christus kommt, ist niemandem von Ihm bekannt, woher Er ist."

Jesus steht öffentlich im Herzen Judas, in der Weihestätte in Jerusalem, u nd wieder erleben wir Seinen Dialog mit dem Volk. Das Volk schien wenig von Seiner Antwort in Betreff der Krankenheilung an einem Sabbat beeindruckt zu sein. Im Gegenteil, ihre Sorge geht dahin, dass die Oberen von ihrer harten Linie gegen Ihn umgeschwenkt seien und Ihn gar für Christus halten könnten. Der Ausgan ihres Denkens ist der, dass sie genau wussten, woher Jesus kam, wer seine Eltern waren und wo Sein Geburtsort lag. Solch ein Mensch kann doch nie"der Christus" sein!

"WEnn aber Christus kommt, ist niemandem von Ihm bekannt, woher Er ist" so sagten einige Jerusalemiten! Doch diese Leute irren gewaltig. Viele Jahrhunderte vor der Menschwerdung Jesu hatte Gott dieses Ereignis durch seine heiligen Schreiber prophezeien lassen! Jesaja wurd etwa 740 Jahre vor Christi Geburt als Prophet berufen und. musste niederschreiben: "Siehe" Das Jungweib wird schwanger und gebiert einen Sohn" (Jes 7:14b). Bei der Geburt Jesu wird dieser Ausspruch zitiert und als erfüllt erklärt (Mt 1:22-23). Sogar der Ort Seiner Menschwerdung wurde vorhergesagt: "Und du, Bethlehem-Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein, aus dir wird MIr hervorkommen, der Herrscher über Israel sein soll; und Seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her" (Mi 5:1).

Die Jerusalemiten konnten mit obigen Prophetenworten offensichtlich nichts anfangen, für uns hingegen sind sie ein gewaltiges und herrliches Zeugnis für die Wahrheit der Schrift, denn wer könnte schon so lange vorher diese exakten Aussagen machen, wenn nicht der Geist Gottes!

Joh 7:28-29

"Daher rief Jesus in der Weihestätte, ,wo Er lehrte, laut aus: Mit Mir seid ihr vertraut und wisst, woher Ich bin. Doch nicht von Mir Selbst aus bin Ich gekommen, sondern Er ist wahrhaft, der Mich gesandt hat, mit dem ihr nicht vertraut seid. Ich aber bin mit Ihm vertraut, weil Ich von Ihm bin und derselbe Mich ausgesandt hat."

Das Wort "Christus" entspricht den hebräischen "Messias" und ist ein Titel, der mit "Salbung mit Öl" im Zusammenhang steht. Es ist wichtig zu wissen, dass solche Salbung notwendig war, um König in Israel zu werden; nur ein Christus - ein Gesalbter - durfte über Israel herrschen (siehe die Salbung Davids zum König 1Sam 16:13).

Jesus war von keinem Propheten zum König gesalbt worden wie z.B. David. Das Volk sah also keinen äußeren Grund, warum gerade Er "Christus" sein sollte. Dass Jesus eine Salbung besaß, die nicht von Menschenhand ausgeführt war, blieb dem Volk verborgen.

Jesu Antwort an die Zweifler musste diese noch mehr reizen, denn wiederum hob Er Seinen Anspruch hervor, von Gott gesandt, mit Gott vertraut zu sein. Unsere konkordant übersetzten Worte "weil Ich von Ihm bin". Diese Worte zeigen u ns nicht nur die Herkunft Jesu auf, sie zeigen uns vielmehr, nämlich die ständige "innerliche" Verbindung Jesu mit dem Vater. Diese Worte sind ungemein inhaltsreich, denn so wie Jesus ständig "innerlich" beim Vater ist, so ist auch unsere Stellung als Glieder am Körper des Christus "in Ihm"!

Wunderbar zeigt uns Paulus im ersten Kapitel des Epheserbriefes diese unsere Stellung "in Ihm" auf. Dies beginnt schon in Vers 4 damit, dass wir "in Ihm" vor dem Niederwurf der Welt auserwählt wurden und endet mit Vers Eph 1:13-14 mit der Tatsache, dass wir "in Ihm" glauben und mit dem Geist der Verheißung versiegelt sind, d.h. in dieser Stellung unantastbar geworden sind. Ein herrlicher Grund, heute fröhlich und dankbar in den Tag zu gehen!

Joh 7:29

"Nun suchten sie, Ihn festzunehmen, doch niemand legte die Hand an Ihn, weil Seine Stunde noch nicht gekommen war."

Alle äußeren Umstände waren gegeben, damit Jesus hätte festgenommen werden können. Die wenigen Jünger um Ihn hätten es sicherlich nicht verhindern können. Doch eine stärkere Macht lähmte die Hände jener, die Ihn gerne ergriffen hätten.

Die heilige Schrift lehrt uns immer wieder, dass vor Gott alles seine Zeit hat, dass Ihm nichts aus den Händen gleitet, dass sich alles nach dem Ratschluss Seines Willens erfüllt. Ein kurzer Streifzug durch die Schrift zeigt uns, dass Gott überall Zeiten gesetzt hat, nach denen alles abläuft.

In Dan 9:24 lesen wir: "Siebenzig Siebener sind für dein Volk und für deine heilige Stadt abgetrennt, um der Übertretung zu wehren, die Sü nde zu beenden, die Verwerflichkeit zu sühnen, die Gerechtigkeit der Äonen herbeizuführen, die Vision und das prophetische Wort zu versiegeln und um das Heilige der Heiligen zu salben". Im Mk 1:15 lesen wir: "Erfüllt ist die Frist, und genaht hat sich das Königreich Gottes." An die Galater schreibt Paulus: "Als die Zeit der Erfüllung kam, sandte Gott Seinen Sohn..." Gal 4:4). In Tit 1:3 lesen wir: "Sein Wort aber hat Er zu den eigenen Fristen offenbart..."

Die Schrift ist mit solchen Beispielen reichlich angefüllt. Und so , wie sich in der Vergangenheit alles nach dem göttlichen Zeitplan erfüllt hat, so wird sich der Rest der Menschheitsgeschichte auch noch zeitlich ganz exakt erfüllen. Dieses Wissen darf uns immer wieder unseren inneren Frieden und die nötige Ruhe verleihen, alle Schwernisse, Schicksalsschläge, Nöte und Leiden, die ja auch uns treffen, tragen zu können. Besonders gilt dies dort, wo wir einen geliebten Menschen zu Grabe tragen müssen. Unser "warum gerade er" verstummt vor dem Wissen, dass Gott auch unserem Leben Seine göttliche Zeit gegeben hat, und keine Macht in der Lage ist, diese Zeit zu verkürzen oder zu verlängern!

Joh 7:31

"Viele aus der Volksmenge glaubten an Ihn und sagten: Wenn der Christus kommt, wird Er etwa mehr Zeichen tun als dieser."

Es erstaunt, dass trotzdem ein Teil der Volksmenge an Jesus glaubte - sie waren von den Zeichen, die Er tat, beeindruckt.

Es fällt auf, dass Johannes, im Vergleich zu den anderen Evangelisten, nur wenig Wunder und Machttaten anführt, die Jesus im Verlauf Seines Erdendaseins vollbracht hatte. Das mag daran liegen, dass Johannes in besonderer Weise in Seiner Herrlichkeit als Sohn Gottes darstellt, Lukas hingegen, bei dem wir ungleich mehr Zeichen Jesu finden, Ihn als "Mensch" herausstellt.

Wenn wir von "vielen" lesen, die an Ihn glaubten, so ist hier zu fragen, was für ein Glaube dies war. Lehrt doch der Hebräerbrief (Hebr 11.), dass der Glaube die zuversichtliche Annahme dessen isst, was man nicht erblickt. Auch lehrte Jesus, wie wir vor wenigen Tagen sahen, dass "niemand zu Mir kommen kann, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist" (Joh 6:65). Wenn wir uns dazu. noch vorausschauend vergegenwärtigen, wie schnell die Anhängerschaft in Feindschaft umwandelte: Bei Jesu Einzug in Jerusalem jubelte Ihm das Volk zu, und wenige Stunden später verlangte es Seinen Tod - so müssen wir wohl berechtigte Zweifel am Glauben dieser Volksmenge haben, der sich auf Seine sichtbaren Zeichen stützte.

Es gibt gerade in unserer Zeit viele Gemeinschaften, die auch nur von solchen Zeichen und Wundern leben. Sie haben einen großen Zulauf! In solch einer Versammlung sagte einmal vor Jahrzehnten ein am Wort dienender Bruder zum Verfasser dieser Zeilen: "Wirf deine Bibel weg, du liest zu viel darin - erzähle uns lieben, was du mit Jesus erlebt hast!" Wie groß ist doch in vielen Gemeinschaften schon die Gier nach dem Sichtbaren geworden, dass sie das lautere Wort der Schrift nicht mehr hören willen! Doch gerade dieses vom Geist Gottes inspirierte Wort soll. unsere tägliche Speise sein!

Joh 7:32-34

"Als die Pharisäer dieses Murmeln der Volksmenge über Ihn hörten, schickten die Hohenpriester und Pharisäer ihre Gerichtsdiener, damit sie Ihn festnehmen sollten. Daher sagte Jesus: Nur noch kurze Zeit bin Ich bei euch, dann gehe Ich zu dem, der Mich gesandt hat. Ihr werdet Mich suchen und nicht finden; und dorthin, wo Ich bin, könnt ihr nicht kommen."

Diejenigen aus dem Volk, die meinten, die Oberen könnten Jesus wahrhaftig erkannt haben, irrten insofern, als die Oberen dem Handeln Jesu jetzt energisch ein Ende bereiten wollten. Dass es aber auch solche aus der Pharisäerschaft gab, die in Jesus durchaus mehr sahen als nur einen Menschen, zeigte uns ja Nikodemus. Doch hier ging es um ihre Machtstellung, und diese sahen die Oberen durch das Auftreten Jesu in Gefahr. Wäre Er tatsächlich der Christus, dann wäre es ja mit ihrer eigenen Vorrangstellung vorbei.

Es ist erschreckend, wohin diese Gier nach Macht führen kann - nicht nur damals, sondern auch durchaus heute!

Jesu Antwort, unterlässt jeglichen Aufruf zur Umkehr und Umsinnung, vielmehr verkündigt Er deutlich, dass Er zum Vater zurückgehen werden. Das Königreich das so nahe war, wurd mit diesen Worten in die ferne Zukunft verschoben.

kWir können im Verlauf von Jesu Erdenleben vier Stationen erkennen:

  1. Station: Die Proklamation des Königs und Seines Reiches. "Er kam in Sein Eigentum..." (Joh 1:11); "Sinnet um! Denn das Königreich der Himmel hat sich genaht!"" (Mt 3:2).
  2. Station: Die Verstockung des Volkes. "Mit dem Gehör werdet ihr hören und keinesfalls verstehen..." (Mt 13:15).
  3. Station: Die Verwerfung des Königs. "...weil die Juden Ihn zu töten suchten" (Joh 7:1).
  4. Station: Der Tod am Kreuz!

Joh 7:34

"und dorthin, wo Ich bin, könnt ihr nicht kommen."

Obige Aussage unseres Herrn soll uns heute ganz besonders bewegen. Wie wir wissen, ist Israels Berufung irdisch, sein ganzes Sinnen und Trachten ist auf die Herrlichkeit im irdischen Königreich ausgerichtet.

Wer von uns ein Naturfreund ist, der weiß, wie schön unsere Erde auch heute noch ist, obwohl sie durch Menschenhand immer mehr verschandelt und zerstört wird. Und wie herrlich wird sie sein, wenn Gott alle eingetretenen Mängel beheben und Mensch und Tier zum Frieden führen wird.

Wer sich schon mit einem "Zeugen Jehovas" unterhalten hat, hat sicher erlebt, mit welcher Begeisterung diese Menschen das Königreich erwarten. Israels Sehnsucht ist also vollkommen berechtigt, und all ihre Hoffnungen werden im Überfluss Erfüllung finden. Wir dürfen und wollen uns heute schon aus ganzem Herzen mit diesem Volk mit freuen!

Wir möchten die Aussage unseres heutigen Leitverses aber auch dazu nützen, um unsere eigene Erwartung derjenigen Israels gegenüber zu stellen. Was Israel nämlich verwehrt ist - "dorthin, wo Ich bin, könnt ihr nicht kommen" - gerade dies ist unsere eigene Erwartung.

Wenn ihr nun zusammen mit Christus auferweckt wurdet, suchet das droben, wo Christus isst, zur Rechten Gottes sitzend! Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden. Denn ihr starbet, und euer Leben ist zusammen mit Christus in Gott verborgen. Wenn aber Christus, unser Leben, geoffenbart wird, dann werdet auch ihr zusammen mit Ihm in Herrlichkeit geoffenbart werden" (Kol 3:1-4). Dies herrllchen Worte zeigen uns auf, dass wir dort sein werden, wo unser Herr und Haupt ist. Was einmal buchstäblich unser sein wird, dürfen wir schon heute geistlich im Glauben betreten: "Er weckt uns zusammen und setzt uns zusammen nieder inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus" (Eph 2:6).

Joh 7:35-36

"Die Juden fragten sich nun untereinander: Wohin will dieser demnächst gehen, dass wir Ihn nicht finden werden? Er hat doch nicht etwa vor, in die Zerstreuung zu den Griechen zu gehen, um die Griechen zu lehren! Welche Bedeutung hat dieses Wort, das Er gesagt hat: Ihr werdet Mich suchen und nicht finden; und dorthin, wo Ich bin, könnt ihr nicht kommen?"

Das Volk suchte, die Worte Jesu auf menschliche Weise zu interpretieren, und gelangte zu der Deutung, die unser heutiger Leitvers aufzeigt. Wir wollen die Gedanken des Volkes dazu nutzen, uns selbst mit jenen Griechen (besser Hellenisten) in der Zerstreuung etwas vertrauter zu machen - spielen sie doch in der Apostelgeschichte sowie in den Briefen des Paulus immer wieder eine Rolle.

Die Hellenisten (wir nehmen hier die passendere Bezeichnung) waren wie die Hebräer Israeliten vom Stamm Juda. Sie werden z.B. auch in Apg 6 genannt, wo zwischen den Witwen der Hellenisten und denen er Hebräer unterschieden wird. Wenn auch beide die gleiche Abstammung hatten, so war die Kultur und Lebensführung der Hellenisten jenem Land angepasst, in dem sie lebten. Hellenisten waren also größtenteils solche, di ein fremden Ländern lebten und griechische Sitten und Gebräuche angenommen hatten.

Teile des Wortes Gottes sind an solche Auswanderer bzw. Juden in der Zerstreuung gerichtet. Sehen wir uns doch einmal die Anschrift des Jakobusbriefes an: "An die zwölf Stämme in der Zerstreuung" (Jak 1:1); oder die beiden Petrusbriefe "an die Auswanderer in der Zerstreuung". Und wie oft werden Aussagen dieser Briefe heute von Gläubigen gedankenlos auf sich bezogen, obwohl sie keinesfalls zu den Angeschriebenen gehören. Wir sollten anerkennen, dass Gottes Wort nie von anderen zwölf Stämmen redet als den Stämmen Seines auserwählten Volkes!

Joh 7:37-39

"Am letzten Tag, dem großen Tag des Festes, stand Jesus da und rief laut aus: Wenn jemand dürstet, komme er zu Mir und trinke! Wer an Mich glaubt, wie die Schrift sagt, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte Er aber von dem Geist, den künftig die erhalten sollen, die an Ihn glauben, denn noch war heiliger Geist noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war."

Wir sahen, dass das Volk seinen König verworfen hatte, es wollte Ihn töten. Trotzdem stellt sich Jesus öffentlich hin, und zwar am "großen" Tag des Festes (nach Luther: der am herrlichsten war); wir würden heute sagen: Am Höhepunkt des Festes.

Neben der Hauptbedeutung dieses Festes, dass Gott die Nachkommen Seines Volkes erinner will, wie Er die Kinder Israel in Hütten wohnen ließ, da Er sie aus Ägypten führte (3Mo 23:43), lesen wir in 5Mo 16:9-11a) noch einen weiteren Festanlass, nämlich den der "Einsammlung der Ernte", und Israel sollte dabei "fröhlich sein".

Mit diesem Fest der "Einbringung" schatte Gott die Rettung "Ganz-Israel" im voraus ab und zeigt, wie Ihm diese am Herzen liegt! Es ist eine deutliche und positive Antwort auf die Frage in Röm 11:1: "Gott verstößt doch nicht Sein Volk?" Die Feste der Erstlingsgarbe, Erstlinge der Weizenernte, und das Laubhüttenfest schatten also eindrucksvoll die große Wahrheit ab, wie Gott stufenweise dieses herrliche Ziel mit Seinem irrenden u nd verblendeten Volk doch noch erreichen wird. Außerdem liegt in diesen Festen ein Muster für die verschiedenen Ordnungen Seines großen universalen Heilsplanes, mittels welchem Er noch Seinen Liebesratschluss ausführen wird (Vgl. hierzu 1Kor 15:22-24).

Wir sprachen gestern vom Liebesratschluss, den Gott auch mit Israel zu einem herrlichen Abschluss führen wird. Ursache und sichere Gewähr hierfür ist die Auferstehung Jesu Christi, unseres hochgelobten, herrlichen Retters.

Wir müssen hier noch dick unterstreiche, dass all diese Feste nur Israel zum feiern gegeben sind! Eine kleine Auswahl an Bibelstellen untermauert dies, wobei wir besonders auf die "Fürwörter" achten sollten: "Dreimal im Jahr sollst du MIr ein Fest feiern" (2Mo 23:14). "Du sollst das Fest der Wochen Jewe, deinem Gott, feiern (5Mo 16:10); "Die Feste Jewes, die ihr als heilige Versammlungen ausrufen sollt, Meine Feste sind diese..." (Jewe hatte sie also als Seine Feste Israel zu eigen gegeben) (3Mo 23:2) usw.!

Die Stellung der "Nationen" war damals ganz klar "draußen"! Sie hatten keinerlei Anteil an diesen Festen!" Daran änderten auch jene nichts, die sich aus den Völkern dem Volk Israel anschlossen und zum Judentum übertraten, die sog. Proselyten.

Wir führen dies hier so ausführlich an, weil uns Jesu Rede in unserem Leitvers in die Zeit nach Seinem Tod und Seiner Auferstehung führt - in die Zeit von Pfingsten. Und wenn wir schon hier, bei den vorschattenden Festen, klar erkennen, wem dies Gott gegeben hat, dann erkennen wir viel leichter, dass auch Pfingsten allein dem Volk Israel gehört.

Gottes Wort weist uns mit den Worten Jesu - von damals aus gesehen - in die Zukunft. Zwar steht die Erfüllung des Laubhüttenfestes, nämlich die Einbringung der ganzen Ernte, bis heute noch aus, aber dafür hat sich das Fest der "Erstlinge" bereits erfüllt. Die Auferstehung und Verherrlichung Jesu Christi war die Erfüllung des Festes der Erstlingsgarbe. Da genau 50 Tage nach der Einbringung derselben ein anderes Fest stattfand, das Fest "der Erstlinge" (oder der Wochen), musste folgerichtig, auch im Zyklus der Erfüllung dieser Schattenbilder, nach Jesu Auferstehung, ein weiteres wichtiges Ereignis stattfinden, auf welches Jesus in unserem Leitvers Bezug nimmt.

Die Antwort auf die Frage, ob der zeitliche Verlauf von 50 Tagen in der Vorschattung der Feste auch tatsächlich eintraf, oder ob die genannten 50 Tage nur eine nebensächliche, unbedeutende Angabe waren, lässt uns Pfingsten in einem anbetungswürdigen Licht erstehen: Einmal erfüllte sich das Schattenbild des Festes der Erstlinge, und weiter haben wir ein beeindruckendes Musterbeispiel, wie genau und minutiös Gott Seine Verheißungstermine einhält! Denn genau n ach 50 Tagen löste Gott mit dem Pfingstgeschehen das Fest der Webbrote ein. (lies Apg 2:1 ff).

Jesu Verheißung, "aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen", fand mit dem "Brausen aus dem Himmel, wie ein daherfahrendes gewaltiges Wehen" (Apg 2:2), seine Erfüllung - der heilige Geist war den Erstlingen, nach dem absoluten Erstling Jesus Christus, gegeben!

Meinungen des Volkes und des Hohen Rates über Jesus

Joh 7:40-44

"Da sagten nun einige aus der Volksmenge, als sie diese Worte hörten: Dieser ist wahrhaftig der Prophet! Andere sagten: Dieser ist der Christus! Wieder andere meinten: Nein, denn der Christus kommt nicht aus Galiläa. Sagt die Schrift nicht, dass der Christus aus dem Samen Davids und aus Bethlehem kommt, dem Dorf, wo David war? Daher entstand um Seinetwillen eine Spaltung unter der Volksmenge. Einige von ihnen wollten Ihn festnehmen, niemand legte jedoch die Hand an Ihn."

Die Worte Jesu, die ja über Seinen Tod hinaus in die Zukunft wiesen, brachten das Volk in einen Zwiespalt. Etliche glaubten an Ihn, andere zum Teil, un dder große Rest des Volkes glaubte gar nicht, sie wollten Ihn töten. Wenn Johannes schreibt, dass "um Seinetwillen eine Spaltung unter der Volksmenge entstand", so wollen wir diese an sich traurige Tatsache zum Anlass nehmen, in dieser Hinsicht auch einen Blick auf uns zu werfen.

Nicht nur damals in Jerusalem entstanden um "Seinetwillen" Spaltungen - dies setzte sich durch alle Generationen bis in unsere Zeit fort. An die Korinther schreibt Paulus: "Mir wurde offenkundig dargelegt, dass Hader unter euch sei. Ich meine damit dies, dass jeder von euch anders aussagt: Ich stehe zu Paulus! Ich aber zu Apollos! Ich aber zu Kephas! Ich aber zu Christus! Ists der Christus denn zerteilt worden?" (1Kor 1:11-13). Und einige Kapitel weiter: "Denn erstens höre ich nämlich, dass bei euren Zusammenkünften in der herausgerufenen Gemeinde Spaltungen unter euch vorkommen; und zum Teil glaube ich es. Denn es muss ja auch bei euch Sektenbildung geben, damit die Bewährten unter euch offenbar werden" (1Kor 11:18-19).

Wenn Spaltungen unter dem Volk entstanden, so ist dies ein betrübliches Bild; wenn Spaltungen unter den Gliedern der Körpergemeinde Christi Jesu auftreten, dann ist dies mehr als betrüblich. Am menschlichen Körper zeigt 1Kor 12:24b-26 auf, wie es an dem geistlichen Körper der Herausgerufenen sein sollte!

Joh 45-49

"Die Gerichtsdiener kamen nun zu den Hohenpriestern und Pharisäern zurück; jene aber fragten sie: Warum habt ihr Ihn nicht abgeführt? Die Gerichtsdiener antworteten: Noch nie hat ein Mensch so gesprochen! Da antworteten ihnen nun die Pharisäer: Habt etwa auch ihr euch irreführen lassen? Glaubt etwa jemand von den Oberen oder von den Pharisäern an Ihn? Nein, nur dieser Pöbel, der das Gesetz nicht kennt - verwünscht sind sie!"

Die Gerichtsdiener, die Jesus abführen sollten, waren sicherlich keine übermäßig empfindsamen Menschen, denn in der Regel wurden ja Straftäter abgeführt, mit denen man nicht allzu zimperlich sein konnte. Die Worte Jesu muss dies abgehärteten Schergen also schon tief getroffen haben, dass sie ihre Aufgabe vernachlässigten! "Noch nie hat ein Mensch so gesprochen!" dies war ihre Verteidigung.

Jesu Erdenweg war ja den Menschen bekannt, entweder persönlich oder durch Berichte von Mund zu Mund. Man wusste, das Er keine höhere Ausbildung hatte - Er wurde dem gemeinen Volk zugerechnet. Umso mehr erstaunte es alle, was für Worte Jesus sprach! Dagegen verblasste offensichtlich alle Bildung und Gelehrsamkeit jener, die damals den "Hohen Rat" verkörperten.

Was nicht nur die Gerichtsdiener, sondern auch alle Zuhörer Jesu in Staunen versetzte, waren Seine offensichtlich geistgewirkten Worte. Hier prallten zwei Welten aufeinander. Einmal die Weisheit und Gelehrsamkeit dieser Welt, vertreten durch die Oberen des Volkes, und. zum anderen Gottes Weisheit.

Wenn jemand unter uns heute zwischen zwei Möglichkeiten zu wählen hätte, so möge er lieber auf die Weisheit dieser Welt verzichten und auf Gottes Weisheit setzen, die allen zur Verfügung steht, die wirklich lernen wollen!

Joh 7:46-49

"Die Gerichtsdiener antworteten: Noch Nie hat ein Mensch so gesprochen! Da antworteten ihnen nun die Pharisäer: Habt etwa auch ihr euch irreführen lassen? Glaubt etwa jemand von den Oberen oder von den Pharisäern an Ihn? Nein, nur dieser Pöbel, der das Gesetz nicht kennt - verwünscht sind sie!"

Die Mitglieder des Hohen Rates in Jerusalem wären sicher nicht so erstaunt über das Auftreten und über die Ausdrucksweise Jesu gewesen, wenn sie an die Worte in Sach 4:6 gedacht hätten: "Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch Meinen Geist, spricht Jehova der Heerscharen".

In Mt 7:28-29 lesen wir: "Als Jesus diese Worte vollendet hatte, geschah es, dass die Scharen sich über Seine Lehre verwunderten; denn Er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat und nicht wie ihre Schriftgelehrten."

Obige Worte haben heute auch uns etwas zu sagen, da sie uns an ein Wort erinnern, das Paulus einst schrieb: "Unser Brief seid ihr, uns ins Herz hineingeschrieben, von allen Menschen erkannt und gelesen, da es offenbar ist, dass ihr ein Brief Christi seid, durch unseren Dienst vermittelt und ins Herz hineingeschrieben, nicht mit Tinte, sondern durch den Geist des lebendigen Gottes..." (2Kor 3:2-3).

So wie sich die Menschen damals über Jesus verwunderten und sehr wohl verspürten, dass hier keine irdische Weisheit preisgegeben wurde, so soll unsere Umwelt auch bei uns heraushören und sehen, dass wir anders sind, dass uns ein anderer Geist lenkt und führt.

"Ein Brief Christi" sollen wir sein, in uns geschrieben durch den Geist des lebendigen Gottes! Dieser heilige Geists kann dort wirken und in unser Herz schreiben, wo wir uns mit dem beschäftigen, was Gottes ist - mit Seinem kostbaren Wort!

Joh 7:50-53

"Einer von ihnen, Nikodemus, der zuvor zu Ihm gekommen war, sagte zu ihnen: Richtet etwa unser Gesetz einen Menschen, es sei denn, man hätte zuerst von ihm selbst gehört und erkannt was Er getan hat? Sie antworteten ihm: Bist du etwa auch aus Galiläa? Forsche doch nach und sieh, dass sich aus Galiläa kein Prophet erhebt! Dann gingen sie fort, ein jeder in sein Haus."

Der Pharisäer Nikodemus ist uns schon aus Joh 3:1ff bekannt. Er bezeugte dort Jesus "Rabbi, wir wissen, dass Du als Lehrer von Gott gekommen bist." Da Nikodemus in der Mehrzahl von "wir" sprach, war er offensichtlich nicht der einzige unter den Pharisäern, der diese Meinung über Jesus hatte.

Doch war er der einzige, der jetzt öffentlich vor den andern für Jesus eintrat und zumindest auf die Einhaltung des Gesetzes verwies. Damit trat er aus der Reihe jener heraus, die zwar wie er dachten, ab er keinen Mut hatten, ihre Meinung auch offen zu vertreten - Nikodemus zeigte, wie wir heute sagen: "Zivilcourage"!

Wir gehen davon aus, dass alle unsere Leser die göttliche Wahrheit der "Allaussöhnung" erkannt und fest im Herzen verankert haben. Aber - und dies ist heute die Frage an uns - sind wir auch bereit, für diese so überaus wichtige Wahrheit jederzeit offen einzutreten? Oder hüten wir dieser Erkenntnisschatz heimlich in unseren Herzen? Wir glauben, dass deshalb heute immer noch so heftig gegen die sogenannte "Allversöhnler" gepredigt wird, weil diese in vielen Fällen zu wenig "Zivilcourage" zeigen, für ihre Erkenntnis offen einzutreten, oder Angst vor den Konsequenzen haben, wie z.B. Ausschluss aus der Gemeinde!

Wir möchten aber hier nicht anprangern, sondern Mut machen, wie Nikodemus für die Wahrheit einzutreten, auch wenn es vielleicht menschliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte!

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8. Das Johannes-Evangelum Kapitel 8