Das Johannes-Evangelium Kapitel 8

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Abschrift: Das Johannes-Evanglium in täglichen Andachten: Band I - IV
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen
Band III und IV als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

8. Das Johannes-Evangelium Kapitel 8

(Band II)
Jesus und die Ehebrecherin
Das Licht der Welt
Der Gesandte des Vaters
Wahre Freiheit
Wahre Nachkommen Abrahams

Jesus und die Ehebrecherin

Joh 8:1

"Jesus aber ging auf den Ölberg"

Nicht jedem von uns ist es gegeben, vor Menschen öffentlich zu reden. So locker dies manche zu tun scheinen, so gehemmt ist sicher der Großteil von uns. Wir wissen nicht, was Jesus empfand, als Er öffentlich auf den Tempelplatz trat, der ja wegen des Laubhüttenfestes noch mehr als sonst bevölkert war, und mit lauter Stimme zu dem Volk rief! Wir gehen einmal einfach davon aus, dass es Ihn auch viel innere Überwindung und Kraft kostete, zumal er die Reaktion des Volkes ja schon vorher wusste! Auch sah Er sicher die Gerichtsdiener, die in Seiner Nähe standen, um Ihn auftragsgemäß festzunehmen, und hinter diesem Auftrag wußte Er ja die Oberen, die gegen Ihn hetzten und Seinen Tod wünschten.

Wir können uns also gut vorstellen, wie erschöpfend diese öffentlichen Auftritte für Jesus waren.

Wir lasen von den Pharisäern, dass sie nach ihrem Handel über Jesus gingen, "ein jeder in sein Haus". Und dann folgt der schnell überlesene Nachsatz: "Jesus aber ging auf den Ölberg!" Es ergreift uns einfach innerlich, wenn wir unseren Herrn in der Vergangenheit begleiten, wie Er, sicher mit schwerem Herzen, den Ölberg aufsuchte, jenen Ort, wo Er allein mit Seinem Vater war, wo Er, ungestört, Zwiesprache mit Ihm halten konnte.

Der Name "Ölberg" rührt ja von jenen Olivenbäumen her, die dort in üppiger Pracht gedeihen und aus denen das wertvolle Olivenöl gewonnen wird. Doih bevor das Öl gebrauchsfertig ist, muss es ja erste einmal aus den Oliven "gepresst" werden. Auch unser Herr musste gepresst werden, musste auf unsagbare Art gequält und gemartert werden, bis das kostbarste aller Heilmittel entstand, die freilösung der Menschheit von Sünde und Tod.

Die Menschen in ihren Häusern bei ihren Familien - unser Herr auf dem Ölberg in Zwiesprache mit dem Vater, welches bewegende Bild!

Joh 8:2-6

"Frühmorgens jedoch kam Er wieder in die Weihestätte, und das gesamte Volk trat. zu Ihm; dann setzte Er Sich und lehrte es. Da führten die Schriftgelehrten und Pharisäer eine Frau herbei, die man beim Ehebruch ergriffen hatte, stellten sie in die Mitte und sagten zu Ihm: Lehrer, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. Mose gebietet uns im Gesetz, solche Frauen zu steinigen. Was sagst Du dazu? Dies aber sagten sie, Ihn versuchend, damit sie einen Grund hätten, Ihn zu verklagen."

Es scheint, dass Jesus die Nacht auf dem Ölberg verbracht hat - wir würden die eine "Gebetsnacht" nennen. In aller Frühe zieht es Ihn offensichtlich zur Weihestätte zurück und wir lesen, dass Er das ganze Volk lehrte.

Mancher von uns mag sich schon gewünscht oder vorgestellt haben, von solche einem Lehrer wie dem Sohn Gottes persönlich gelehrt zu werden. Doch haben wir in Gottes vervollständigtem Wort im Grunde dieselbe Quelle, aus der auch Jesus schöpfte, wir müssen sie nur richtig gebrauchen!

Die Oberen von Jerusalem, die mit ihren Vorhaben, Jesus durch die Gerichtsdiener festnehmen zu lassen, einen Fehlschlag erlitten, ersannen neue Möglichkeiten, um Seiner habhaft zu werden. Eine auf frischer Tat ertappte Ehebrecherin schien ihnen hier das geeignete Mittel, um Jesus in Verlegenheit z u bringen. Ih Plan war folgender: Da Jesus öffentlich Seine Macht zu Schau stellte, Sünden zu erlassen, erwartete das Volk von Ihm solches barmherziges Handeln auch bei der Ehebrecherin. Dem gegenüber stand aber das mosaische Gesetz, welches auf Ehebruch den Tod durch Steinigung vorschrieb.

War Jesus barmherzig, dann hatte Er das Gesetz gegen Sich; zeigte Er Sich jedoch gesetzestreu, dann handelte Er entgegen Seinem bisherigen Auftreten. In jedem Fall erhofften sich die Oberen, einen Grund zu bekommen, um Ihn endlich festnehmen zu können.

Joh 8:7-9

"Da bückte Jesus Sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie aber fortfuhren, Ihn zu fragen, richtete Er Sich auf und sagte zu ihnen: Wer unter euch sündlos ist, werfe zuerst einen Stein auf sie! Und Er bückte Sich wiederum nieder und schrieb auf die Erde. Als sie das hörten, gingen sie hinaus, einer nach dem anderen, angefangen bei den Ältesten bis zu den Letzten."

Jesus tat so gar n icht das, was die Oberen von Ihm erwarteten. Anstatt einer Antwort auf ihre Frage, was sie betreffs der Ehebrecherin tun sollten, schrieb Er mit dem Finger auf die Erde.

Es gab und gibt manchen von uns, der sich brennend dafür interessierte, was Jesus wohl auf die Erde schrieb. Die Antwort können wir in Jer 17:13 nachlesen. "Denn Herr, du bist die Hoffnung Israels. Alle, die Dich verlassen, müssen zuschanden werden, und die Abtrünnigen müssen in die Erde geschrieben werden, denn sie verlassen den Herrn, die Quelle lebendigen Wassers."

Wir dürfen also davon ausgehen, dass Jesus in Erfüllung dieser Aussage des Propheten Jeremia, die Namen der Abtrünnigen in den Staub der Erde schrieb, also die Namen derer, die Ihn hinterlistig zu einer Entscheidung drängen wollten.

Erst auf weiteres Drängen der Oberen gibt Ihnen Jesus die bekannte Antwort: "Wer unter euch sündlos ist, werfe zuerst einen Stein auf sie!" Dieses Wort machte die Versucher sprachlos, und wir sehen, dass sie alle gingen! Die Antwort Jesu gilt aber auch uns. Wie oft klagen wir andere an und verurteilen sie, wo wir besser zuerst mit dem Finger auf uns weisen sollten, und wie oft werfen wir einen Stein und übersehen, dass er im Grunde uns selber treffen müsste. Halten wir uns vor, dass wir Menschen immer nur das Äußere sehen - Gott aber sieht unser Herz.

Joh 8:9b-11

Und Jesus wurde mit der Frau, die in der Mitte war, allein zurückgelassen. Da richtete Jesus Sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie? Verurteilt dich keiner? Sie antwortete: Keiner, Herr! Darauf erwiderte Jesus: Auch Ich verurteile dich nicht; gehe hin, sündige von nun an nicht mehr!"

Die Antwort Jesus führt uns zu Röm 2:1: "Darum bist du unentschuldbar, o Mensch - jeder, der richtet; denn worin du den anderen richtest, verurteilst du dich selbst; denn du, der du richtest, verübst dasselbe."

Zwei Kategorien von Menschen stehen vor uns: Einmal ist es die Klasse der Oberen des Volkes, die sich für gerecht und anständig hielten, und dann ist es jene Klasse der Sünder, wie sie die Ehebrecherin darstellte. Doch Jesus stellte Sich nicht auf die Seite der scheinbar anständigen und gerechten Menschen, nein, Er stand auf der Seite der Sünder und der Geringen!

In Mt 9:12-13 lesen wir die Antwort Jesu auf die frage der Pharisäer, warum Er mit Zöllnern und Sündern isst: "Nicht die Starken bedürfen des Arztes, sondern die mit Krankheit übel dran sind! Gehet nun und lernet, was das ist: Barmherzigkeit will Ich und nicht Opfer. Denn Ich kam nicht, Gerechte zu berufen, sondern Sünder."

Solche Worte Jesu müssen wie eine Bombe in die bisherige Gesinnung des Volkes eingeschlagen haben, und wen von uns diese Worte heute treffen, der empfindet es nicht minder so. Wo gab es das jemals im Verlauf der Menschheitsgeschichte, dass die Gerechten hinten angestellt und die Geringen un ddie Sünder bevorzugt wurden. Und doch erkannte Jesus frei, dass Seine Berufung den Sündern galt! Und so wie der Herr dort für das Königreich berufen hat, so beruft Er heute für die überhimmlischen Regionen - und wieder sind es auch hier nicht die Hochanständigen und Gerechten, sondern die Geringen, die Schwachen, die in Sünde Verstrickten. Erkennen wir uns wieder?

Joh 8:11

"Sie antwortete: Keiner, Herr! Darauf erwiderte Jesus: Auch Ich verurteile dich nicht; gehe hin, sündige von nun an nicht mehr!"

Versuchen wir heute einmal, uns in die ertappte Ehebrecherin hineinzudenken. Nach dem Gesetz drohte ihr der Tod durch Steinigung, einer nach heutigen Maßstäben schlimmen Qual. Nach unserem Empfinden muss sie innerlich furchtbar gelitten haben, wird sie die Vorstellung, was auf sie zukommt, doch fast erdrückt haben!

Wir wissen nicht, inwieweit sie etwas von Jesus gehört hatte. Nun wurde sie plötzlich vor Ihn gestellt, unter den Augen des ganzen Volkes. Und dieser in ihren Augen sicherlich seltsame Mensch hatte offensichtlich Macht über ihre Ankläger, denn die Oberen wichen im Verlauf des Gespräches zurück, ja sie gingen wortlos allesamt hinweg. Sind wir in der Lage, geliebte Leser, innerlich nachzuempfinden, was diese Frau empfunden haben mag, als ihre Verkläger zurückwichen?

Nun stand sie mit diesem Mann plötzlich allein da, und es war kein Ankläger mehr zu sehen. Un d dann sagte ihr dieser Mensch auch noch, dass Er sie auch nicht verurteilt, und weiter: "Gehe hin, sündige nicht mehr!"

Vor wenigen Augenblicken noch schwerste Todesangst, und plötzlich frei zu sein ...welch ein herrliches Gefühl mag diese Frau durchflutet haben!!! Nur wenige konnten so drastisch Finsternis und Licht erleben wie diese Frau. Wir dürfen davon ausgehen, dass sie in diesem Augenblick überglücklich war!

Was für die Frau sichtbare Realität war, ist für uns ein Akt des Glaubens. Auch uns wurde auf ähnliche Art eine Todeslast abgenommen, auch wir wurden bei unserem Glaubensanfang von der Finsternis ins Licht gerückt - war unser Jubel über diese Befreiung auch so überwältigend? Ist uns auch heute immer noch ganz nahe, woraus wir befreit wurden? Können wir uns darüber heute immer noch zutiefst freuen und unserem Erlöser danken?

Die Behandlung der Ehebrecherin durch Jesus zeigt uns in sehr anschaulicher Weise, worüber auch wir sehr oft reden und schreiben, nämlich was einerseits Stellung und andererseits Wandel ist.

Die Frau war als Sünderin dem Tod geweiht, nach menschlichen Maßstäben gab es für sie kein Entrinnen. Nun wurde sie durch die Gegenwart des Sohnes Gottes frei; ihre Verkläger wichen vollständig zurück, und Jesus spricht zu ihr: "Ich verurteile dich nicht!" Wir dürfen hier ganz klar erkennen, dass die Frau ohne ihr eigenes Zutun in den Stand der Freiheit versetzt wurde - und dies von einem Augenblick zum anderen!

Wir bleiben an diesem Punkt noch etwas stehen und fragen: Hat die Ehebrecherin auch nur das Geringste zu ihrem Freispruch beigetragen? Unsere Antwort ist ein klares "Nein!" Und genau diesen Stand bezeichnen wir, auch auf uns bezogen, als "unsere Stellung", denn auch wir wurden nach dem gleichen Prinzip wie die Ehebrecherin ohne das geringste Zutun freigesprochen, und das Urteil gegen uns wurde aufgehoben. Lesen wir doch Kol 1:13+14: "...der uns aus der Obrigkeit der Finsternis birgt und uns in das Königreich des Sohnes Seiner Liebe versetzt, in welchem wir die Freilösung haben, die Vergebung der Sünden". Liebe Geschwister, erkennen wir die Parallele zur Ehebrecherin?

Doch nun sagte Jesus zu ihr: "Gehe hin, sündige von nun an nicht mehr!" Nachdem die Frau ohne eigenes Zutun in die Stellung der Freiheit versetzt wurde, forderte sie Jesus jetzt zu etwas auf, was ihre Mitarbeit verlangt - wir sprechen hier vom Wandel! Und so wie Jesus zur Ehebrecherin sprach, so spricht Er auch uns heute durch Paulus zu, "würdig der Berufung zu wandeln, zu der ihr berufen wurdet..." (Eph 4:1). Und wenn uns immer noch die gleiche Freude wie an unserem Glaubensanfang beflügelt, dann werden wir auch stets aus ganzem Herzen solche einen würdigen Wandel anstreben.

Das Licht der Welt

Joh 8:12

"Dann sprach Jesus wieder zu ihnen: Ich bin das Licht der Welt: Wer Mir folgt, wird keinesfalls in der Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens haben."

Zwischen dem Geschehen um die Ehebrecherin und dem erneuten Reden Jesu zu dem Volk gemäß unserem Leitvers lag sicherlich eine Spanne von mindestens einem Tag. Wir dürfen davon ausgehen, dass sich die freigesprochene Ehebrecherin unter den Zuhörer Jesu befand, und eine der wenigen war, die Seine Worte verstehen konnte, denn es gibt wohl kaum einen Fall, wo ein Mensch derart hautnah Finsternis und Licht erlebte wie diese Frau!

Damit ist sie für uns wohl auch das eindrucksvollste Beispiel von dem, was wir unter "Herausgerufene" verstehen! Mit der Ehebrecherin steht sicherlich kein Mensch vor uns, der fromm geboren, fromm erzogen war, fromm lebte und auch noch fromm gestorben ist - hier wurde ein Mensch buchstäblich aus dem Schmutz der Finsternis herausgerufen und in das Licht gestellt!

Wie hell mussten doch die Worte Jesu in das Herz der Sünderin gestrahlt haben: "Ich bin das Licht der Welt!" Und obwohl das Kommen Jesu zuerst nur Israel galt, so verhießen Seine Worte in unserem Leitvers weiter, dass das Licht auch über die Grenzen Israels hinaus scheinen, ja dieses ganze Weltsystem durchleuchten würde.

Christus ist das Licht der Welt, und ebenfalls wurden es Seine Jünger (Mt 5:14). Heute sind wir "Licht in dem Herrn" (Eph 5:8), und unser Losteil liegt ebenfalls im Licht. Und in all diesem ist Gottes Geist die Quelle des Lichts! Zwar bedeckt heute noch allerorts Finsternis diese Erde, und es wird auch so bleiben, bis die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht. Christus wird bei Seinem KOmmen alle Dunkelheit vertreiben, und das Licht wird heller und heller leuchten, bis zu der Zeit, wo es weder Meer noch Nacht geben wird (Offb 21:1+25).

Joh 8:13

"Da sagten nun die Pharisäer zu Ihm: Du legst über Dich Selbst Zeugnis ab; Dein Zeugnis ist nicht wahr!"

Wenn wir einmal nachprüfen, was Jesus (zu dem heutigen Vorwurf des falschen Zeugnisses) sonst noch alles vorgeworfen wurde, so staunen wir über die Vielzahl und Verschiedenheit der Vorwürfe.

In Mt 9:11 wird Ihm der Umgang mit Zöllnern und Sünder vorgeworfen! In Mt 11:9 wird Jesus als "Fresser und Weinsäufer" bezeichnet und als "Freund der Zöllner und Sünder"!
In Mt 26:65 wird Jesus als "Lästerer" gebrandmarkt!
In Mk 3:22 wird Ihm Besessenheit durch Beezheboul, den Obersten der Dämonen vorgeworfen!
Auch in Joh 7:20 wurde Jesus der Dämonie angeklagt!
In Joh 9:16 wird Er angeklagt, den Sabbat nicht zu halten!
Und in Joh 19:12 wird Jesus gar Widerstand gegen den Kaiser vorgeworfen.

Wir ersehen aus den oben angeführten Beispielen, wie vielfältig die Anklagen waren und mit welchen Mitteln versucht wurde, Jesu Worte zu beschmutzen und unglaubwürdig zu machen. Hinter allen menschlichen Hass Ausbrüchen müssen wir allerdings den Drahtzieher erkennen, der in den Söhnen der Widerspenstigkeit wirkt, Satan! Er war es, der die Verleumdungen gegen den Sohn Gottes immer mehr steigerte und sie in unseren heutigen Tagen auf ein kaum noch zu überbietendes Maß getrieben hat. Wie weigern uns an dieser Stelle, jene Dinge auch nur auszugsweise niederzuschreiben, die an theologischen Fakultäten ausgesprochen und gelehrt werden - es ist geradezu ekelhaft! Die Art der Verblendung, Verspottung und Verhöhnung des Sohnes Gottes treibt dem absoluten Höhepunkt zu!

Für uns kann dieser negative Höhepunkt aber auch das Zeichen und die Hoffnung sein, dass dann, wenn eigentlich kaum mehr eine Steigerung möglich ist, unser Herr sehr bald kommen muss!

Joh 8:14

"Da antwortete ihnen Jesus: Auch wenn Ich über Mich Selbst Zeugnis ablege, ist Mein Zeugnis wahr, weil Ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin Ich gehe. Ihr aber wisst nicht, woher Ich komme und wohin Ich gehe."

Die menschliche Weisheit prallt hier auf die göttliche Weisheit, das menschliche Zeugnis auf das göttliche, und wo immer dies geschieht, gibt es Spannung. Vordergründig sehen wir die Oberen des Volkes agieren - sie fürchten um den Besitz ihrer Macht über das Volk. Doch hintergründig sehen wir den Kampf der Finsternis gegen das Licht, sehen wir als obersten Fürsten der Finsternis den Satan, der mit allen Mitteln wider Gottes Volk wirkt.

Wie muss diesem Widerwirker zumute gewesen sein, als der Sohn Gottes in seinem Vollmachtsgebiet geboren wurde und anfing zu wirken. Wusste er wohl um den wirklichen Auftrag des Sohnes Gottes? Wir meinen "Nein"! In Joh 8:44 wirft Jesus den Oberen vor: "Ihr seid von dem Vater, dem Widerwirker, und wollt nach den Begierden eures Vaters handeln". Hätte der Widerwirker um den wirklichen Auftrag Jesu gewusst, hätte er sicher alles getan um Ihn nicht zu töten. In Mk 15:11 hetzen die Priesterfürsten - inspiriert von ihrem Vater, dem Widerwirker - die Juden auf, für die Freigabe des Mörders Barabbas zu schreien - für Jesus aber: Kreuzige Ihn! Hätte nun Satan die Kreuzigung vereiteln wollen, weil er um deren herrliche Bedeutung wusste, so wäre der schreckliche Ausruf: "Kreuzige Ihn" nicht über die Lippen des Volkes gekommen. Hier wird vielmehr offenbar, dass Satan von blindem Hass getrieben wurde, alles daran zu setzen, um Jesus zu töten, Ihn ans Fluchholz zu bringen!

Jesus wusste, woher Er kam und wohin Er ging, weil Sein Vater Gott Selbst war! Die Pharisäer waren Söhne des Widerwirkers, wie wir oben ausführten, und wussten ihrem Vater gemäß nicht, wohin Er ging (wiewohl Satan immerhin genau wusste, woher Jesus kam).

Joh 8:15-15

'"Ihr richtet dem Fleisch gemäß, Ich nicht! Ich verurteile niemand. Doch auch wenn ich richte, ist Mein Gericht wahrhaft; denn hierin bin Ich nicht allein, sondern Ich bin es und der Vater, der Mich gesandt hat."

Die Worte Jesu: "Ihr richtet dem Fleisch gemäß" sind kein Vorwurf an die Pharisäer. Der Mensch hat ja keine andere Möglichkeit, als dem Fleisch gemäß zu richten, und Gericht ist ja von Gott nicht verboten, sondern geboten, wenn auch n ach mosaischen Regeln. Insofern stellt Jesus lediglich fest, dass Er nicht auf das Äußere, das Sichtbare, angewiesen ists, da auch Er in die Herzen der Menschen sieht.

Wichtig ist Seine Aussage: "Ich verurteile niemand." Die praktische Bestätigung dieser Aussage fanden wir in Vers 11 bei der Ehebrecherin. Doch Jesu Worte haben noch einen viel tieferen Sinn, den wir erst später bei Paulus vernehmen: "Demnach nun, wie es durch die Kränkung für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch den einen Rechtsspruch für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens" (Röm 5:18).

Der Brief an die Römer, inspiriert durch den Geist, lehrt uns, dass schon "in Adam" alle Menschen verurteilt sind! Aber so wie es durch einen Menschen zur Verurteilung alle kam, so kam auch die Rechtfertigung des Lebens durch den einen Rechtsspruch für alle Menschen! Unser Blick wird damit zum Kreuz gelenkt, wo das Urteil über aller zur Rechtfertigung des Lebens verwandelt wird. Schon Jesaja weissagte die bewegenden Worte:

"Die Züchtigung - uns zum Frieden - lag auf Ihm, und in Seinen Striemen ist uns Heilung geworden" (Jes 53:5).

Noch lag der schwerste Teil der Erfüllung des Jesajawortes vor Jesus. Was mag in unserem Herrn innerlich vorgegangen sein, als Er - in vollem Wissen um das Gesamturteil, das Ihm auferlegt werden sollte - diese Worte zu den Pharisäern sprach!

Joh 8:16

"Doch auch wenn Ich richte, ist Mein Gericht wahrhaft; denn hierin bin Ich nicht allein, sondern Ich bin es und der Vater der Mich gesandt hat."

Gericht ist nicht nur Verurteilung, aber Sein Gericht ist wahrhaftig! Gerichte sind ein unentbehrlicher Teil der göttlichen Offenbarung; sie sind bedingt durch Seine Heiligkeit und Gerechtigkeit angesichts der Sünde von Adam her. Durch Gericht, welches ja Christus übergeben wurde (siehe Joh 5:22), macht Er dem Sünder das Empfinden Seines Herzens für seine Ihn kränkenden Taten kund. So erhält der vor dem Gericht Stehende. einen drastischen Beweis dafür, dass Sünde nicht nur Gottes Zorn erregt, sondern dass Er auch die angedrohte Strafe in ihrer ganzen Strenge ausführt.

Sähe Er dem ruchlosen Treiben Seiner Geschöpfe tatenlos zu, so würde in Seiner Offenbarung nicht nur eine große Lücke klaffen, sondern Seine Heiligkeit und Gerechtigkeit wären infrage gestellt! Die Folge davon wäre nämlich ein solches Übermaß von Gesetzlosigkeit, dass das ganze Universum dem Ruin verfallen müsste. Doch Gott beugt einer solchen Katastrophe durch die Aufrichtung eines Gesetzes des Rechts und der Gerechtigkeit vor. Wer es verletzt, zieht sich schwere, göttliche Strafe zu. Diese Wahrheit lesen wir schon in Ps 89:15 und Ps 97:2: "Gerechtigkeit und Gericht sind Deines Thrones Grundfeste." Hier wird uns aufgezeigt, dass zu Seinem Regieren auch "der Gerechtigkeit entsprechende Gerichte" gehören und diese Seinem Thron Festigkeit und Halt verleihen.

Jeder Sünder, der einmal vor dem Richterstuhl Christi stehen wird, wird Sein Gericht als wahrhaft erkennen, denn er wird mit unsagbar glücklichem Herzen erfahren, dass er nicht nur vor Seinem Richter steht, sondern auch vor Seinem Erlöser.

Joh 8:17-18

"In eurem Gesetz aber ist geschrieben, dass das Zeugnis von zwei Menschen wahr ist. Ich bin es, der Ich über Mich Selbst Zeugnis ablege, und auch der Vater, der Mich gesandt hat, legt für Mich Zeugnis ab."

In 5Mo 17:6 finden wir die Aussage, die unser Leitwort anführt: "Auf die Aussage zweier Zeugen oder dreier Zeugen soll getötet werden, wer sterben soll; er soll nicht auf die Aussage eines einzelnen Zeugen getötet werden."

Jesus führt den Pharisäern vor, dass das Zeugnis zweier vorliegt, so dass sie ihrem Gesetz entsprechend kein Recht haben, Hand an Ihn zu legen.

Es ist überaus dienlich, wenn wir uns über dieses Wort auch im Hinblick auf uns Gedanken machen, denn wieviel wird überall und immer wieder über Geschwister geurteilt und gerichtet, und wieviel Herzeleid wird sehr oft damit bei den Betroffenen angerichtet. Sicherlich dürfen wir das obige Wort auch so auslegen, dass wir, wenn der Fall einer Anklage eintritt, zwei Seiten anhören, also nicht nur eine Seite, die anklagt, sondern auch jene Seite, die angeklagt wird! Alles hat ja bekanntlich zwei Seiten, und nur wer beide angehört hat, ist überhaupt in der Lage ein einigermaßen gerechtes Urteil zu finden, wobei auch dann immer n och das Wort Gewicht hat: "Ihr richtet dem Fleisch gemäß" und dies soll heißen, dass auch unter Berücksichtigung der Anhörung beider Seiten ein Irrtum bzw. Fehlschluss nicht ausgeschlossen ist!

Wie schon gesagt, kommt durch das fleischgemäße Richten immer wieder viel innere Not auf, die oft nicht bereinigt wird. Hier hilft bei den Betroffenen nur noch der innige Blick auf unseren Herrrn. Als "ein Teil von Ihm" müssen wir dann bereit sein, ungerechtfertigte menschliche Verurteilung zu ertragen, so wie Er sie ja auch ständig ertragen musste!

Joh 8:19-20

"Sie fragten Ihn nun: Wo ist Dein Vater? Jesus antwortete: Weder mit Mir noch mit Meinem Vater seid ihr vertraut. Wenn ihr mit Mir vertraut wäret, würdet ihr auch mit Meinem Vater veretr aut sein. Diese Reden sprach Er in der Schatzkammer, als Er in der Weihestätte lehrte; doch niemand nahm Ihn fest, weil Seine Stunde noch nicht gekommen war."

Den Fragestellern war längst die irdische Abstammung Jesu bekannt, sie mussten Joseph für Seinen rechtmäßigen Vater halten. Man muss also auch Verständnis für die Zweifel der Menschen haben, die dies wussten und die nun mit den Worten Jesu konfrontiert wurden, als Er von einem "anderen" Vater sprach.

"Wenn ihr mit Mir vertraut wäret, würdet ihr auch mit Meinem Vater vertraut sein" - diese Worte zeigen uns die innige Verbindung zwischen Vater und Sohn. Der Sohn Seiner Liebe ist das Abbild des unsichtbaren Gottes (Kol 1:15). Ein Abbild, und noch dazu ein lebendiges, ist in jeder Beziehung eine genaue Darstellung seines Urbildes! Wer Christus anschaut, erblickt Gott! Jede Handlung des Sohnes entsprang nicht Seinem Willen, sondern dem des Vaters. Es ist unmöglich, Ihn zu kennen, ohne zugleich mit dem Vater bekannt zu werden. Zwar ist Gott Selbst unsichtbar, aber wir können Ihn in Seinem Abbild sehen - dies lehrt unser Leittext.

Weil wir dieses lebendige Abbild Gottes haben, verstehen wir auch, warum Gott alle anderen Abbildungen. und Darstellungen Seiner Gottheit verurteilt. Auch wenn ein Künstler einige Seiner Eigenschaften hervorzuheben vermag, so sind solche Darstellungen trotzdem einseitig, verzerrt und ungenügend. Allen gebricht es an Leben, Licht und Liebe, die ja das Wesen Gottes ausmachen. Nur in Ihm, dem lebenden, lichten liebenden Abbild, das uns Gottes Wort nahebringt, kann die ganze Fülle der göttlichen Wesensart vor uns entfaltet werden!

Der Gesandte des Vaters

Joh 8:21

"Wieder sprach Er nun zu ihnen: Ich gehe hin, und ihr werdet Mich suchen und werdet in eurer Sünde sterben. Wohin Ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen."

Schon an früherer Stelle (Joh 7:34) vernahmen wir diese Worte Jesu; heute ergänzt Er sie mit der Aussage: "...und werdet in eurer Sünde sterben".

Die eigentliche Grundbedeutung des Wortes "Sünde" ist, "das Ziel verfehlen", es nicht erreichen, am Ziel vorbeitreffen. Wir zeigen dies an 7 Punkten auf:

  1. Übertreten des Gesetzes, der göttlichen Grenzen zwischen Gut und Böse (Röm 7:7; Röm 2:23).
  2. Unrecht, eine Handlung, die in sich selbst falsch ist, ob sie nun ausdrücklich verboten ist oder nicht (Röm 1:21-23).
  3. Fehler, ein Abweichen vom Recht (Röm 1:18; 1Jo 3:4).
  4. Das Ziel verfehlen, ein Versagen im Einhalten der göttlichen Norm (Röm 3:23).
  5. Vergehen, des Eindringen des Eigenwillens in den Bereich der göttlichen Autorität (Eph 2:1-2).
  6. Gesetzlosigkeit oder geistliche Anarchie (1Tim 1:9).
  7. Unglaube, oder eine Beleidigung der göttlichen Wahrheit (Joh 16:9).

Die Sünde hat ihren Ursprung in Satan (Joh 8:44), sie kam durch Adam in die Welt (Röm 5:12), sie umfasst alle Menschen, Christus Jesus ausgenommen (Röm 3:23; 1Petr 2:22); sie zieht die Strafe des geistlichen und körperlichen Todes nach sich (1Mo 2:17; 1Mo 3:19; Röm 6:23), und es gibt kein Mittel gegen die Sünde außer in dem Namen "JESUS" (Apg 4:12; Phil 2:9-11).

Die Pharisäer lehnten Jesus ab, und die wenigen wie Nikodemus konnten sich nicht durchsetzen - sie verfehlten damit ihr Ziel - ihr vorläufiges Ende war der Tod in ihren Sünden.

Joh 8:22-23

"Die Juden sagten daher: Er wird sich doch nicht etwa Selbst töten wollen, weil Er sagt: Wohin Ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen? Er erwiderte ihnen: Ihr seid von unten her, Ich bin von oben her; ihr seid von dieser Welt, Ich bin nicht von dieser Welt."

Wenn unser Herr von "dieser Welt" spricht, dann dürfen wir hierin mehr die Bedeutung von einer "Weltordnung", einem "Weltsystem" sehen. Zu Seinen Jüngern sagte Jesus: "Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt euch wie ihr Eigenes lieb haben, weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern Ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt" (Joh 15:19).

Die Jünger waren selbstverständlich auf der Erde geboren und lebten auf der Erde, aber Jesus hat sie "aus der Welt erwählt", d. h. Er hat sie aus dieser Weltordnung herausgeholt und in eine andere Ordnung hineingestellt. Die Ordnung bzw. das System dieser Welt ist "Finsternis", weil ihr Beherrscher der "Fürst der Finsternis" ist. Im Gegensatz hierzu steht "das Licht", in welches die Jünger durch Jesus erwählt wurden.

Unser Leitvers bezeichnet die beiden oben genannten Ordnungen auch "von unten" und "von oben", wobei der Begriff "von oben" ganz klar außerhalb des Machtbereiches der Finsternis liegt.

So wunderbar es für die Jünger sein musste, nicht mehr der Finsternis zuzugehören, so erhebend darf dieses Wissen auch heute für uns sein, ja, es darf uns zutiefst beglücken. Im Brief an die Kolosser lesen wir im Glauben zu erfassende Tatsache: "Wenn ihr nun zusammen mit Christus den Grundregeln der Welt gegenüber gestorben seid,..." (Kol 2:20a).

Es ist für uns alle ein gewaltiger Akt des Glaubens, mit dem Herrn sagen zu dürfen: "Ich bin nicht von dieser Welt!" Im Geist sind wir dort schon mit Ihm vereint!

Joh 8:24

"Ich habe euch daher gesagt, dass ihr in euren Sünden sterben werdet; denn wenn ih Mir nicht glaubt, dass Ich es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben."

Den Pharisäern sagt Jesus, dass sie in ihren Sünden sterben werden, "wenn ihr Mir nicht glaubt!" Und zuvor lesen wir von Ihm diese Worte: "Dies ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat" (Joh 6:29), oder "Niemand kann zu Mir kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht" (Joh 6:44). Es kann uns schon zu schaffen machen, wenn wir einerseits lesen, dass Jesus von den Pharisäern etwas fordert, was ihnen, nach Seinen früheren Aussagen, nur der Vater geben kann. Ist daher Seine Forderung, an Ihn zu glauben, gerechtfertigt?

An dieser Frage müssten eigentlich all jene Gläubigen verzweifeln, die an keine Allaussöhnung glauben! Wer jedoch diese biblisch bezeugte Wahrheit erkannt hat, dem löst sich der scheinbare Widerspruch in Herrlichkeit auf, denn wieder einmal stehen wir vor dem geoffenbarten Willen Gottes: "Wenn ihr mir glaubt..." und vor Seiner geheimen Absicht: "Dies ist Gottes Werk"!

Nur vor dem Hintergrund, dass Gott der Retter aller Menschen ist (1Tim 4:10), erscheint alles im hellen Licht! Gott wird alle Menschen ziehen, nur nicht. zur selben Zeit! Wenn zur Zeit Jesu auf Erden die Jünger vom Vater gezogen wurden, so bilden diese nur eine Erstlingsschar, die wiederum mit dem Ziel erwählt wurde, weiteren Menschen den Weg aufzuzeigen.

Damit haben wir den Grundsatz: Erstlinge werden erwählt, um weiteren Menschen zum Segen zu werden.

Und so, wie die Erstlinge aus Israel, allen voran die Jünger Jesu, einmal zum Segen des Gesamtvolkes, und darüber hinaus der übrigen Nationen, werden, in gleichem Maß werden wir Erstlinge, die herausgerufene Körpergemeinde Christi Jesu, als Erstlinge aus den Nationen von Gott als Mitarbeiter zum Segen der überhimmlischen Bewohner eingesetzt.

Joh 8:25

"Sie fragten Ihn dann: Du, wer bist Du? Jesus nun erwiderte ihnen: Ich bin durchaus das, was Ich auch zu euch rede."

Auch diese egoistischen und hartherzigen Pharisäer waren letztlich Geschöpfe Gottes, die einmal in dem Namen JESUS Rettung erfahren werden. Jesus wusste, dass diese aber erste einmal den von Ihm angedrohten "Tod in ihren Sünden" sterben würden - ihr blindes Fragen nach Seiner wahren Identität ging deshalb sicherlich nicht ohne innere Regung an Ihm vorbei.

Es hat unter den Gläubigen immer wieder schärfsten Widerspruch erregt, dass Gott offensichtlich einen (kleinen) Teil der Menschen mit Glauben beschenkt, während der Rest leer ausgeht (für viele Gläubige geht dieser Rest ja in die ewige Verdammnis). Den gleichen Widerspruch fordern wir heraus, wenn wir zitieren, dass Gott Sich Gefäße zur Ehre wie auch Gefäße zur Unehre macht (Röm 9:21-22). Wenn Gott solche Unterschiede bei Seinen Geschöpfen in alle Ewigkeit fortsetzen würde, müsste man sich mit Recht dagegen auflehnen, denn dann wäre es die Schaustellung allmächtigen Hasses anstelle alles überwindender Liebe! Nur wenn wir erkennen können, dass die Zeit, wo die Gefäße des Zorns sind, nur auf eine bestimmte Periode begrenzt ist, und sie danach dennoch Gefäße Seiner Barmherzigkeit werden, erst dann können wir Gott auch als das erkennen, was Er Seinem Wesen nach ist: Liebe!

Doch so, wie schon ein irdischer Vater mitleidet, wenn er seine Kinder im Zuge ihrer Erziehung züchtigen muss, so leidet auch der himmlische Vater, wenn Seine Geschöpfe leiden. Aber wiederum: So wie der irdische Vater weiß, dass auch schmerzliche Züchtigung der Kinder letztendlich nur deren späterer Gewinn ist, so weiß auch der himmlische Vater, dass diese uns oft schwer verständlichen Wegen jedem zum Besten dienen.

Joh 8:25-27

"Sie fragten Ihn dann: Du, wer bist Du? Jesus nun erwiderte ihnen: Ich bin durchaus das, was Ich auch zu euch rede. Viel habe ich über euch zu reden und zu richten; jedoch, der Mich gesandt hat, ist wahr, und was Ich von Ihm gehört habe, das spreche Ich zur Welt. Doch erkannten sie nicht, dass Er vom Vater zu ihnen sprach."

Der Sohn Gottes sprach göttliche Wahrheiten aus - Er ist ja das, was Er redet, nämlich das Abbild Gottes - aber Seine Zuhörer waren mit den Augen blind und mit den Ohren taub, "sie erkannten nicht, dass Er vom Vater zu ihnen sprach."

Jesus bekräftigte vor den Pharisäern Seine göttliche Herkunft, obwohl Er um ihre Verstockung wusste. Viel hat Er über sie zu reden und zu richten - mit diesen Worten schaute Jesus in die ferne Zukunft, wo diese Männer wieder vor Ihm stehen werden, dann allerdings nicht mehr als Blinde und Taube, sondern als Erkennende. Sie werden vor dem großen weißen Thron stehen und mit bebendem Herzen sehen, dass nicht nur der auf dem Thron Sitzende der Sohn Gottes ist, sondern dass Er es auch war, der schon vorher auf Erden vor ihnen stand!

In Vers 15 lasen wir die Worte Jesu: "Ich verurteile niemanden! Und in der Tat steht in unserem Leitvers auch nichts von "Verurteilung", wohl aber von "richten". Und wenn wir unter "richten" (oder auch "Gericht") das verstehen, was es wirklich ist, nämlich "Zurechtbringung", dann dürfen wir dankbar erkennen, dass Gott, der Seinen geliebten Sohn gesandt hat, "wahr ist"! Und dies ist die Wahrheit, dass Gott jedem Seiner Geschöpfe auf dem dunklen Hintergrund der Sünde und der Verlorenheit Seine göttliche Herrlichkeit aufleuchten lässt - nur eben, wie wir wiederholt gesagt haben, zu unterschiedlichen Zeitpunkten.

So schmerzlich es einerseits für Jesus war, dass Er zu Menschen sprach, die "nicht erkannten", so wusste Er doch auch um das Ziel, das einmal alles Leid in Freude und Herrlichkeit umwandeln wird.

Joh 8:28

"Jesus sagte nun zu ihnen: Wenn ihr den Sohn Gottes erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass Ich es bin und dass ich nichts von Mir Selbst aus tue, sondern wie Mich Mein Vater gelehrt hat, so spreche Ich."

In Joh 3:14-16 lasen wir die Verse: "So wie Mose die Schlange in der Wildnis erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe. Denn so liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einzig gezeugten Sohn gibt, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe."

Die obigen. Worte richtete Jesus an Nikodemus, einen Pharisäer, der Ihn heimlich bei Nacht aufsuchte. Ob Nikodemus den Vergleich mit der ehernen Schlange verstand, geht aus dem Wort nicht hervor. Nun spricht Jesus wieder von Seiner Erhöhung, und diesmal vor einer größeren Pharisäerschaft.

Die Pharisäer konnten Jesus festnehmen (als Seine Zeit gekommen war), sie konnten auch durchsetzen, dass Er ans Kreuz genagelt und, am Kreuz hängend, erhöht wurde -. die Folge war Sein Tod. Aber - sie konnten nicht verhindern, dass der überdimensionale Grabstein weggewälzt wurde, und sie konnten noch weniger verhindern, dass gemäß der Wirksamkeit der Gewalt der Stärke Gottes Christus aus den Toten auferweckt wurde und schließlich zu Seinem Vater aufstieg.

"Dann werdet ihr erkennen...." wie mag es in den Herzen der Pharisäer ausgesehen haben, als sie erkennen mussten, dass sie keinen gewöhnlichen Menschen, sondern den "Sohn des Menschen" getötet hatten, und wie mag es in ihnen ausgesehen haben, als sie sich an dieses Worte Jesu erinnerten!

"Gott aber hebt uns gegenüber Seine Liebe dadurch hervor, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren" (Röm 5:8). Am Kreuz erhöht stellt Jesus das hehrste Abbild des Vaters dar: Liebe, die auch größtes Leid und Schmerz auf sich nimmt!

Joh 8:29-30

"Der Mich gesandt hat, ist mit Mir. Er lässt Mich nicht allein, weil Ich immer das Ihm Wohlgefällige tue. Als Er dies sprach, glaubten viele an Ihn."

Johannes stellt in seinem Evangelium den Herrn im Charakter des Sohnes Gottes dar. Jesu Worte in diesem Evangelium bestätigen uns dies laufend. Immer wieder wiederholt Jesus Seine Herkunft und Verbindung vom und zum Vater - es sind dies die vom Geist gewirkten Worte der heiligen Schrift, an die wir durch den in uns wirkenden Geist glauben dürfen.

Auch die Worte unseres heutigen Leitverses haben grundlegenden Charakter: Einmal vernehmen wir, dass der Vater mit dem Sohn ist, und weiter, dass der Vater den Sohn nie allein lässt! Jesus sagt auch, warum dies so ist: "Weil ich immer das ihm Wohlgefällige tue!"

Jesu Blick ist bei diesen Worten auf das Kreuz gerichtet, Er sprach ja im letzten Vers von Seiner "Erhöhung" an diesem Kreuz. Man müsste den Worten unseres Leitverses Gewalt antun, wollte man sie schmälern oder umdeuten. Wir wiederholen Jesu Aussage: Auf Seine bevorstehende Kreuzigung blickend, sagt Er, dass der Vater mit dem Sohn ist, der Vater den Sohn nie allein lässt!" Wir betonen hier, dass diese Aussage keine andere Deutung oder Auslegung zulässt, im Gegensatz zu jenen Worten, die Jesus, am Kreuz hängend, ausgesprochen hätte, wenn sie in herkömmlicher Weise so wiedergegeben werden: "Mein Gott, Mein Gott, wozu Du Mich verlassen hast!" (Mt 27:46; Mk 15:34); nach Luther: "Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?"

Sollte Jesus sich im Wortlaut unseres Leitverses geirrt haben? Hat Er Sich unklar ausgedrückt? Im Gegensatz zu den Worten unseres Leitverses kann die traditionsgemäße Übersetzung von Mt 27:46 sehr wohl auch so wiedergegeben werden: "Mein Gott! Mein Gott! Für was Du Mich übriggelassen hast!"

Es ist keine Frage, die Tradition hat sich darauf festgelegt, dass Gott Seinen Sohn am Kreuz "verlassen" hat! Doch so, wie in diesem Jahrhundert viele verschüttete Wahrheiten wieder ausgegraben wurden und ans Licht der Wahrheit kamen (denken wir nur an die Allaussöhnung), so veranlasste der Geist Gottes auch eine Richtigstellung in Bezug auf die "Verlassenheit" Jesu am Kreuz.

Jesus Aussage, dass Ihn der Vater nicht verlässt, ist nicht umdeutbar! Ich Gegensatz hierzu sind aber die Worte Jesu am Kreuz sehr wohl auch anders übersetzbar: stall verlassen kann ebensogut "übriggelassen" übersetzt werden. F.H. Baader hat diese Möglichkeit in seiner Übersetzung in der Fußnote unter "2)" berücksichtigt.

Die Worte unseres Leitverses stehen also im Widerspruch zu der traditionsgemäßen Übersetzung von Mt 27:46, und der Widerspruch löst sich erst - und dies sogar in beglückender Weise - wenn wir von der zweiten Übersetzungsmöglichkeit Gebrauch machen, nämlich der, wo Jesu letzte Worte keine anklagende Frage an den Vater waren, sondern vielmehr ein Jubel- und Siegesschrei! (Die genaue Beweisführung ist nachlesbar in unserer Schrift "Christi Schrei am Kreuz" von Br. M. Jaegle, die bei uns vorrätig ist).

Dass der Vater den Sohn nicht allein lässt, hat Jesus n ach Seinen eigenen Worten ja nicht aus Sich Selbst bezeugt, sondern: ""Was Ich von Ihm (vom Vater) gehört habe, das spreche Ich zur Welt" (V. 26). Immer wider hebt Jesus gerade diese Wahrheit hervor, dass Er völlig vom Vater abhängig ist und nichts von Sich Selbst tun und reden kann.

Vielleicht ist gerade dieses Thema ein Prüfstein für uns alle, ob wir noch korrekturfähig oder schon festgefahren sind.

Wahre Freiheit

Joh 8:31-32

"Jesus sagte daher zu den Juden, die an Ihn glaubten: Wenn ihr in Meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaftig Meine Jünger. Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen."

Trotz der allgemeinen Ablehnung, die Jesus entgegenschlug, haben Seine Worte doch auch viele aus dem Volk erreicht, so dass sie an Ihn glaubten. An diese Menschen richtet Jesus jetzt Sein Wort.

An früherer Stelle sprachen wir in dieser Andachtsbuchreihe schon über die sogenannten "Mitläufer". Wir verstehen darunter solche Menschen, die im Grunde ihres Herzens nicht böse sind und das Gute suchen, aber - sie sind nicht auserwählt! Sie gehen zwar ein gutes Stück mit den Gläubigen mit, erwecken auch den Anschein, als wären sie ebenfalls gläubig, aber plötzlich bleiben sie stehen, und ihr Weg ist zu Ende (siehe Tharah, Abrahams Vater). Es bestätigt sich im Verlauf der weiteren Rede, dass dies "vielen, die an Ihn glaubten", keine echten Gläubigen, d.h. Auserwählte, waren. Ihr Glaube entsprang nur ihrem Gefühl, er war nicht durch den heiligen Geist gewirkt! Und dies ist eben der entscheidende Punkt!

Deshalb setzte ihnen Jesus auch ein untrügliches Erkennungszeichen vor, an dem sie die Echtheit ihres Glaubens messen konnten: "Wenn ihr in Meinem Wort bleibt, dann seid ihr wahrhaftig meine Jünger".

Der gefühlsmäßig Bekehrte und der durch Gottes Geist zum Glauben Geführte unterscheiden sich in ihrer geistlichen Speise. "In Seinem Wort bleiben", bedeutet, dass der wirklich Gläubige das tägliche Verlangen nach Seinem Wort hat - es wird ihm zur täglichen Speise. Der gefühlsmäßig Bekehrte wird weniger Verlangen nach dieser geistlichen Speise in sich spüren, er wird sich mehr auf Äußerlichkeiten beschränken. Er wird damit weniger ein "Jünger" (= Lernender) sein, als vielmehr ein "Guttäter"!

"In Seinem Wort bleiben", bedeutet, sich nicht wie ein Halm im Winde hin und her bewegen, heute hier und morgen dort zu sein; es bedeutet "Beständigkeit"! Jesus wusste aber um die "Unbeständigkeit" des Volkes. Es jubelte Ihm beim Einzug in Jerusalem, gefühlsmäßig aufgepeitscht, euphorisch zu, und schon wenig später verlangte es Seinen Tod!

Wer beständig in Seinem Wort bleibt, wem dieses Wort zur geistlichen Nahrung geworden ist, der erkennt die Wahrheit, und diese Erkenntnis wird ihn frei machen.

Der sich frei wähnende Mensch ist im Grunde nicht frei, er ist vielmehr dem Fürsten dieses Äons unterstellt, und von Adam her der Sünde versklavt. Der Fürst dieses Äons tut allerdings alles, um dem Menschen auch weiterhin seine vermeintliche Freiheit vorzugaukeln. Er setzt dabei auf die Schwachheit und Verführbarkeit unseres Fleisches. Mit allen Mitteln lockt und reizt er dieses Fleisch, und wenn der Mensch in den Genüssen seines Fleisches aufgeht, hält er das für "Freiheit"!

Wer hingegen durch Gottes Wort die Wahrheit erkennt - und Wahrheit war damals und ist heute die, dass nur durch und in Christus Jesus der Weg zur echten Wahrheit liegt - der wird durch diese Wahrheit tatsächlich frei werden, und zwar frei von den Ketten der Sünde und der Finsternis. Erst wenn ein Mensch in das Licht getreten ist, wird er erkennen können, wie furchtbar die Ketten der Finsternis waren. und welch erbärmliches Leben er zuvor in dieser vermeintlichen Freiheit, der "Finsternis" geführt hat.

Welch Glück ist's erlöst zu,
Herr durch Dein Blut!
Ich tauche mich tief hinein
in diese Flut.

Joh 8:33

"Da antworteten sie Ihm: Wir sind Abrahams Same und waren niemals jemandem versklavt; wieso sagst Du: Ihr sollt frei werden?"

Die Antwort jener aus dem Volk, die an Jesus glaubten, fiel eher trotzig und herausfordernd aus. Gewiss, nach 3Mo 25:42 war die Knechtschaft verboten, doch hat das Volk offensichtlich die Tatsache verdrängt, dass sie vor Mose eben doch in der Knechtschaft waren, und zwar in Ägypten. Dass sie "niemals jemandem versklavt waren" - diese Antwort entsprach nicht ganz den geschichtlichen Tatsachen!

Jesus verhieß den hörenden Juden eine Freiheit, die an ein "wenn" gebunden war: "Wenn ihr in Meinem Wort bleibt...". Ihre verheißene Freiheit wird also an ein eigenes Werk gekoppelt. Der Unterschied der damaligen Verwaltung der Fleischwerdung, die Gnade und Wahrheit als ihr Kennzeichen hatte, zur heutigen Verwaltung des Geheimnisses, die nur Gnade, ja sogar überströmenden Gnade beinhaltet, wird deutlich.

"Frei machen" ist ja nach Jesu Worten ein Stellungswechsel, nämlich den von der Finsternis ins Licht. Dieser Stellungswechsel erfordert von den Juden ein eigenes Mitwirken: "Wenn....!" Schauen wir hingegen im Wort Gottes n ach, wie dies bei uns, der Körpergemeinde Jesu Christi, aussieht, so fehlt dieses "wenn" vollkommen. In Eph 1:3-14 lesen wir ja die schon oft zitierten Worte, mit denen der Apostel Paulus unsere "Stellung in Christus" aufzeigt. Immer wieder lesen wir, was wir "in Ihm" alles haben, aber wir lesen kein einziges Mal ein "wenn"!

Unsere Stellung in Christus ist also mit keinerlei eigenem Zutun verbunden, sie beruht vielmehr auf reiner und überströmender Gnade! Und diese Gnade, liebe Geschwister, umhüllt uns so lange, bis wir buchstäblich bei Ihm, unserem Herrn und Haupt, sind!

Joh 8:34

"Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Jeder, der Sünde tut, ist ein Sklave der Sünde."

Der Herr sah nicht nur das Äußere Seiner Zuhörer, Er sah auch in ihr Herz; und Glaube ist auch ein Gehorsam des Herzens! Und dieser Gehorsam des Herzens bewirkt auch das "Sich-Ausliefern" an einen neuen Herrn oder, wie wir gestern betonten, einen Stellungswechsel von der Finsternis zum Licht.

Jesus sah in den Herzen Seiner Zuhörer eine Sorte von Gläubigen, deren Glaube nicht von Herzen war, die Ihm nicht trauten und denen auch Er Sich nicht anvertraute (Joh 2:24-25)! Es waren Scheingläubige, deren Vater der Verleumder war, die Zeichen und Wunder forderten, die nur glaubten, was sie sahen, aber nicht was Jesus sagte.

Es gibt Leute, die glauben, was vernünftig erscheint, anderer verfechten mit glühendem Eifer ihre Erkenntnisliebhabereien - alle aber werden durch die Schrift mancher scharfen Prüfung unterzogen. Besonders im ersten Johannesbrief heben wir eine Vielzahl von Prüfungen.

Herzensgehorsam erweist den wahren Glauben, denn mit dem Herzen wird zur Gerechtigkeit geglaubt. Man kann vieles, was man sieht und was wahr ist, annehmen, ohne mit dem Herzen zu glauben. Und gerade dies war der Punkt, den Jesus bei Seinen Zuhörern erkannte.

WEnn zum Beispiel ein Mann um eine Frau wirbt, dann möchte er sicherlich nicht, dass sie nur aus Gründen der Vernunft "Ja" sagt, weil er vielleicht reichlich über Besitztümer verfügt - er will vielmehr ihre Liebe, und zwar die aus ihrem Herzen. Auch der Herr, und in Ihm der Vater, wollen keine Vernunftsliebe von dem Volk, sondern das Herz. So lesen wir in Mt 22:37: "Lieben sollst du den Herrn, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen..." und damit ist nicht nur Israel, sonder sind auch wir angesprochen!

Joh 8:34-35

"Jeder, der Sünde tut, ist ein Sklave der Sünde. Der Slave aber bleibt nicht für den Äon im Haus, jedoch der Sohn bleibt für den Äon."

Lassen wir uns heute durch unseren Leitvers in der biblischen Geschichte zu Sara und Hagar zurückführen. Dies zeigt uns wunderbar die Sklaverei im Gegensatz zur Freiheit.

Hagar war die Magd, Sara war die Herrin: Hagar war gebunden, Sara war frei!" Ismael, der Sohn Hagars, war das Produkt von Abrahams Unglaube, seine Geburt beruhte auf dem Missverständnis der Verheißung Gottes an Abraham u nd dessen Unterschätzung der Kraft Gottes. Doch die Verheißung nahm keine Rücksicht auf Ismael, und als sie sich in der Gestalt Isaaks enthüllte, musste Ismael weichen.

Ismaels Charakter war hauptsächlich knechtisch. Er ererbte die wilde, unbeherrschte, zänkische Art seiner Mutter. Die Unverschämtheit, die Hagar bei der Aussicht, Mutter zu werden, ihrer Herrin Sara entgegenbrachte, war ebenso charakteristisch bei ihrem Sohn Ismael. Sein Spotten bei dem festlichen Anlass der Entwöhnung des Isaak verriet seine Eifersucht und die Verachtung seines Halbbruders.

"Der Sklave aber bleibt nicht für den Äon im Haus, jedoch der Sohn bleibt für den Äon", früher oder später musste Ismael, der Sohn der Sklavin, gehen. Ohne Geburtsrecht, fremd den Verheißungen, hatte er nicht ein dauerndes Aufenthaltsrecht im Hause.

Sara und Hagar sind zwei Bündnisse, das ein, Hagar, zeugt vom Berge Sinai zur Sklaverei, das andere, Sara, die Fürstin, Abrahams Weib, hat ihr Gegenbild in der ursprünglichen Verheißung, die in Christus erfüllt ist.

Joh 8:36

"Folglich, wenn euch der Sohn frei macht, werdet ihr wirklich frei sein."

Jesus räumte den Juden ein, dass sie der Abstammung nach Abrahams Same waren - aber die Nachkommen Ismaels und Esaus waren dies gleichfalls! Doch im Gegensatz zu den Nachkommen Ismaels rühmten sich die Juden als Nachkommen Abrahams in einem viel tieferen Sinn, und dies wollte Jesus nicht anerkennen. Sie waren nämlich in ihrem Wandel anders als Abraham, denn sie suchten, den Messias zu töten! Dadurch erwiesen sie sich als Söhne des Verleumders.

Jesus bot ihnen eine "Freiheit" an, die sie schon zu besitzen wähnten. Das Angebot Jesu schien ihnen aber eher eine Aberkennung ihres scheinbaren Standes zu sein als eine Hilfe in einen neuen Stand.

Erst durch das Gesetz wird Sünde auch wirklich Sünde. Hätte Gott der Eva nicht verboten, von jenem Baum zu essen, hätte es keine Übertretung gegeben. Aber durch die Übertretung kam die Sünde in die Welt und versklavte alle Nachkommen Adams. Seit der Erwählung Israels als Volk Gottes steht dieses Volk in der Schule Gottes und soll lernen, dass es keine Kraft gibt, die es aus der Sklaverei der Sünde befreit, als nur die in Christus Jesus, ihrem Messias. Und so wie damals das Volk noch nichts gelernt hatte, so hat es auch bis heute nicht gelernt, mit Ausnahme weniger Einzelner.

Es ist immer wieder bewegend, wenn wir heute, nach fast zweitausend Jahren, miterleben, wie diesem Volk durch ihren Messias persönlich die Freiheit angeboten wurde und sie dies nicht erkannten. Und wie bewegt haben wir selbst diese Freiheit in Empfang nehmen dürfen, als uns Sein Wort ergriff und in das Licht stellte. Und doch darf auch dieses Volk einmal erkennen und ergreifen, und dies gleich uns mit jubelndem Herzen!

Wahre Nachkommen Abrahams

Joh 8:37-38

"Ich weiß, dass ihr Abrahams Söhne seid, jedoch sucht ihr Mich zu töten, weil Mein Wort in euch keinen Raum gewinnt. Was Ich bei Meinem Vater gesehen haben, das spreche Ich; folglich tut auch ihr, was ihr von eurem Vater gehört habt."

Wir sehen, Jesus bestätigt ihre Abstammung von Abraham, es folgt aber ein "jedoch"! Abraham hätte seinen Messias nie getötet, das Volk will dies aber tun, damit ist ihrer charakteristische Abstammung nicht identisch mit Abraham.

Obwohl wir ja in Vers 30 lasen, dass Jesus zu jenen sprach, die an Ihn glaubten, sehen wir jetzt die Oberflächlichkeit ihres Glaubens aufgedeckt: "weil Mein Wort in euch keinen Raum gewinnt!" Ihr Glaube ging nicht einmal so weit, dass sie sich von ihrem Vater, dem Verleumder, lossagten.

Das Wort Gottes muss in dem Gläubigen Raum gewinnen - diese Aussage gilt allen Gläubigen zu allen Zeiten. Wir alle kennen die Bedürfnisse unseres Körpers, allem voran das Bedürfnis nach Nahrung - und dies in der Regel dreimal am Tag. Versäumen wir eine oder gar zwei Mahlzeiten, dann meldet sich das Hungergefühl überstark, und wir können ihm nicht ausweichen. So wie der Körper sein Recht auf Nahrung von uns fordert, so fordert es auch der Geist. Von dem Moment an, wo wir gläubig wurden, braucht auch der geistliche Mensch seine Nahrung, um leben zu können. Und so wie der fleischliche Mensch durch die tägliche Nahrung wächst und lebt, so muss auch der geistliche Mensch durch Gottes Wort wachsen und leben - das Wort muss Raum in uns gewinnen!

Haben wir täglich Verlangen nach dem Wort? Pflegen wir unser geistliches Wachstum mindestens im selben Maß wie unseren fleischlichen Körper? Können wir ein Wachstum an unserem inneren Menschen feststellen?

Joh 8:39-41

"Da antworteten sie Ihm: Unser Vater ist Abraham! Jesus erwiderte ihnen: Wenn ihr Kinder Abrahams wäret, täte ihr auch die Werke Abrahams. Nun aber sucht ihr Mich zu töten, einen Mann, der Ich zu euch die Wahrheit gesprochen habe, die Ich von Gott höre; das hat Abraham nicht getan. Ihr tut die Werke eures Vaters!"

Jesus spricht ihnen das Recht ab, Abraham als ihren Ahnherrn zu nennen. Zwar bestreitet er nicht die leibliche Abstammung, aber ihr Wandel war anders als der Abrahams. Wohl waren sie am achten Tag beschnitten worden, aber sie hatten nicht den Glauben, den diese Beschneidung eigentlich symbolisieren sollte. Weiter fehlten ihnen die Werke, die den Glauben vollkommen machen sollten, wie dies Jak 2:22 fordert. Vielmehr kreuzigten sie ihren Messias aus Unglauben!

Abraham wurde der Vater zweier unterschiedlichen Klassen. Die eine Klasse stellt Abraham dar, als er n och unbeschnitten war; sie verkörpert die ihm angerechnete Glaubensgerechtigkeit und umfasst die Gläubigen aus den Nationen, zu denen auch wir uns rechnen. Bei der zweiten Klasse ist Abraham der Vater der Beschneidung, also des Volkes Israel, allerdings nicht derer, die nur das äußre Zeichen der Beschneidung tragen, wie Jesus es ja in unserem Leitwort sagt. Abraham ist tatsächlich nur der Vater jener aus der Beschneidung, die auch in seinen Fußstapfen die Grundregeln des Glaubens beachten, die Abraham als Unbeschnittener hatte. Dieser Unterschied ist wichtig, wenn wir verstehen wollen, worin das Evangelium der Beschneidung von dem unsrigen abweicht.

Die Unbeschnittenen kennen Abraham allein auf dem Glaubensgrund als ihren Vater, die Beschnittenen (Israel) dürfen ihn als Vater nur dann in Anspruch nehmen, wenn sie den Glauben, das Zeichen. und den Wandel haben (lies Röm 2:25 - Röm 3:1).

Alle aus der Beschneidung, die das Gesetz nicht halten, sind so gut wie unbeschnitten! Sie gleichen einem leeren Gefäß mit einer Aufschrift die aber trügt, wenn der Inhalt fehlt! Ein anderes Gefäß, das gefüllt ist, ist das wahre Gefäß, selbst wenn es keine Aufschrift trägt. Deshalb sind wir,,,die Unbeschnittenen, die Gott glauben, die wahre Beschneidung, so wie es in Phil 3:3-5 zu lesen ist.

Doch berechtigte das äußere Zeichen der Beschneidung Israel zu Vorteilen, die auch sehr beachtlich waren. Da war das Gravierendste, dass Israel der Träger der Gottenoffenbarungen wurde.

Beschneidung legt denen, die sich ihr unterziehen, eine ihre Kraft weit übersteigende Verpflichtung auf: Sie müssen das Gesetz halten! Br. Knoch schrieb einmal, dass Beschneidung "das wahre Fallen aus der Gnade" sei (Gal 5:2-5), und in der Tat, sie ist eine schreckliche Last, die jeder auf sich lädt, der die Beschneidung begehrt. Denn niemand kann diese Forderung erfüllen!

Die Nutzlosigkeit der Beschneidung für die Nationen wird in den Briefen des Paulus wiederholt hervorgehoben. Jeder sollte so bleiben wie er war, als Gott ihn rief - beschnitten oder unbeschnitten. "In Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas" (Gal 6:15) "sondern nur der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist" (Gal 5:6). In Christus ist da eine neue Schöpfung.

Wer heute der Beschneidung nacheifern möchte, stellt sich unter das Gesetz und lehnt die Gnade ab - er ist, wie Israel, von Anfang an zum Scheitern verurteilt!

Joh 8:41-42

"Ihr tut die Werke eures Vaters. Sie entgegneten Ihm: Wir wurden nicht in Hurerei gezeugt; wir haben einen einzigen Vater, Gott! Darauf sagte nun Jesus zu ihnen: "Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr Mich lieben, weil Ich von Gott ausgegangen und von Ihm hier eingetroffen bin; denn nicht von Mir Selbst bin Ich gekommen, sondern Er hat Mich ausgesandt."

Der Dialog mit jenen, die zwar an das Äußerliche glaubten, denen aber der Herzensglaube fehlte, ging weiter. Sie merkten, dass Jesus ihnen einen anderen Vater zuschrieb, als Er Selbst offensichtlich hatte, und dies reizte ihren Unwillen. In Vers 39 beriefen sie sich noch auf Abraham als ihren Vater, jetzt ist ihr einziger Vater Gott!" Doch Jesus setzt ihnen eine treffsicheren Prüfstein vor: "Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr Mich lieben!"

Die Liebe zu dem Sohn Gottes ist der Prüfstein, der die Echtheit des Glaubens ans Licht bringt. Der Geist Gottes, der im Herzen eines Menschen den Glauben zeugt, erweckt selbstverständlich auch die Liebe zum Sohn Gottes - dies kann gar nicht anders sein! In der Schrift lesen wir immer wieder von der Liebe des Vaters zum Sohn. Wer den Vater liebt, muss ganz einfach den Sohn auch lieben, sonst ist kein geistgewirkter Glaube vorhanden.

Jesus ist von Gott ausgegangen -. dies ist eigene Aussage. Die Schöpfung ist nicht aus "Nichts" entstanden, alles hat einen Ursprung - und dieser Ursprung ist Gott Selbst. In Offb 3:14 bezeugt Johannes, dass Christus der "Ursprung der Schöpfung Gottes" ist und in Kol 1:15-16 wird Christus als der "Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung" beschrieben. In Ihm, dem Sohn, begann Gott die Herstellung der Schöpfung, und - durch Ihn wird Er diese auch zu einem herrlichen Ziel führen.

Joh 8:43-44

"Warum erkennt ihr Meine Sprache nicht? Weil ihr Mein Wort nicht hören könnt! Ihr seid von dem Vater, dem Widersacher, und wollt nach den Begierden eures Vaters handeln."

Jesus stellt Seinen Zuhörern eine Frage und gibt dann auch sofort Selbst die entsprechende Antwort. Die Sprache, Seine Worte, sind vom Geist Gottes gewirkt. Um sie verstehen zu können, ist derselbe Geist notwendig, der sie dann in dem jeweiligen Herzen aufschließt. Ein Wissenschaftler kann zwar das Wort Gottes nach allen Richtungen hin. untersuchen und analysieren, aber wenn der Geist Gottes nicht in ihm wirkt, kann er es trotzdem nie verstehen und erst recht nicht glauben.

Wenn wir in unserer heutigen Zeit miterleben, wie selbst Theologen Gottes Wort. zerpflücken und ganze Teile davon infrage stellen, ja sogar rundweg ablehnen, dann graust uns vor der Tatsache, dass unser jungen Studenten von Theologen gelehrt werden, die den Geist Gottes nicht mehr haben!

Aber noch eine weitere Antwort gibt Jesus: "Ihr seid vom Vater, dem Widerwirker, und wollt nach den Begierden eures Vaters handeln". So wie Got Sein Wesen im Sohn Seiner Liebe zur Schau stellt, so verkörpert sich Satan, der Fürst dieses Äons in der Volksmenge. Sie tut genau das, was er begehrt. Er will den Tod Jesu!

Nachdem es Satan nicht gelungen war, die Heilslinie von Adam bis Maria zu unterbrechen, nachdem er nicht verhindern konnte, dass der Sohn Gottes Mensch wurde, und nachdem all seine Verführungskünste nichts nutzten und Jesus all seinen Versuchungen widerstand, wollte er in blindem Zorn nur noch eines: Seinen Tod! Diese Begierde legte er in die Herzen derer, die ihm als KInder gegeben waren, und diese Kinder des Widerwirkers konnten gar nicht anders" Was Satan allerdings nicht wusste: Auch sein böses Handeln musste letztlich dem Ziel Gottes dienen, denn Gott bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens! (Eph 1:11).

"Derselbe war ein Menschenmörder von Anfang an und hat nicht in der Wahrheit gestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er Lügen redet, dann spricht er aus dem, was ihm eigen ist; denn er ist ein Lügner und der Vater derselben."

1Jo 3:8 ergänzt die obigen Worte: "Denn der Widerwirker sündigt von Anfang an." Damit haben wir ein klar umrissenes Bild von jenem Geschöpf Gottes, das Vielen in jeder Hinsicht schwer zu schaffen macht.

Durch die Reihen der Gläubigen geht ein tiefer Spalt, was die Herkunft Satans betrifft. Ein Teil behauptet, er sei von sich aus böse geworden, ohne dass Gott dies gewollt oder mitgewirkt hätte, weil aus Gott nichts Böses kommen kann; wieder andere sehen in ihm einen gefallenen Engelfürsten, der sich aufgrund seiner Schönheit und Macht über Gott erheben wollte und daraufhin gestürzt wurde; und eine dritte Gruppe, zu der wir uns zählen, glaubt einfach dem Wort unseres Leitverses: "ein Menschentöter von Anfang an"; "hat nicht in der Wahrheit gestanden"; "es ist keine Wahrheit in ihm"; er ist ein Lügner"; "er ist der Vater der Lüge"; "er sündigte von Anfang an". Dies Worte sagen uns, dass Satan nie anders war als er heute noch ist: ein Lügner, ein Sünder, ein Widerwirker!

Jene Meinung, dass Gott nichts Böses schaffen würde, wird durch Sein Wort selbst entkräftet. So lesen wir in Jes 45:6-7: "Ich bin Ieue Alueim, und da ist sonst keiner. Der Ich bilde das Licht und erschaffe das Finstere, bewirke das Gute und erschaffe das Böse, Ich Ieue Alueim, mache all dieses." Wenn wir hierzu nochmals wie gestern Eph 1:11 lesen, wo uns Paulus sagt, dass Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, dann haben wir wohl beweiskräftig genug jene Meinung entkräftigt, die meint, Satan wäre aus sich selbst heraus böse geworden.

Haben wir die erstgenannte Ansicht über Satans Ursprung gestern leicht widerlegt, so ist dies bei der zweiten Gruppe schon schwieriger, die in Satan einen gefallenen Engelfürsten sieht, wie es Jes 14:1ff beschreibt. Doch einmal beschreibt Jesaja hier den Fall des Weltherrschers von Babel (siehe schon Jes 13.), und weiter ist zu bedenken, dass, wenn Jesaja hier tatsächlich von Satan spräche, dieser folglich nicht von Anfang an gesündigt hätte, wie dies in 1Jo 3:8 zu lesen ist. Jesaja und Johannes würden sich also widersprechen, Gottes Wort wäre unglaubwürdig! Beziehen wir also die entsprechenden Aussagen des Propheten Jesaja auf jenes Ereignis, das uns auch buchstäblich genannt wird, nämlich auf den Fall Babels!

Damit hat nur noch die letzte Ansicht über Satans Ursprung Gültigkeit und hält auch jeder biblischen Kritik stand: Satan wurde so, wie er ist, von Gott erschaffen. Er hatte nie einen eigenen Willen, und er hatte noch viel weniger die Kraft, etwas aus sich heraus zu schaffen, was gegen Gottes Ratschluss gewesen wäre. Hätte er dies gekonnt, müsste ihm eine eigenständige Schöpfungskraft zugestanden werden - dann wäre er tatsächlich wie Gott! Es würde Gott in höchster Weise verunehren, wollten wir an einen Fall Satans glauben.

Es gibt nur einen Gott und einen Schöpfer, aus dem alles kommt! Und alles wird nach Gottes Ratschluss bewirkt! Wie einfach und wie Gott verherrlichend wird alles, wenn wir dem Wort Gottes auch Glauben schenken!

(Eine ausführliche Beweisführung ist in unserer 6-teiligen Schriftreihe "Satan als Engel des Lichts" enthalten.)

Joh 8:45-46

"Weil Ich euch aber die Wahrheit sage, glaubt ihr Mir nicht. Wer von euch kann Mich einer Sünde überführen? Wenn Ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr Mir nicht?"

Nach den letzten beiden Tagen, die uns mit dem dunklen Kapitel des Bösen beschäftigen, schauen wir heute wieder auf Christus Jesus, den Gesalbten Gottes.

Seit fast zweitausend Jahren steht Er im Mittelpunkt des Menschheitsgeschehens, ist Er der überragende Felsen, der umbrandet wird. Doch wie Ihm das Volk Israel damals Unverständnis entgegenbrachte, so ist es auch noch heute, trotz Seines qualvollen Opfertodes und Seiner herrlichen Auferstehung. Zu Seinen Jüngern sprach Jesus: "Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit leiten; ...Derselbe wird Mich verherrlichen" (Joh 16:13-14). Im Wort Gottes spricht der Geist der Wahrheit zu uns, und nur wenn wir dieses befragen, wird un seine Ahnung von der wahren Erhabenheit Seiner Person aufgehen.

Ohne Christus hat die Schöpfung keinen Sinn, hat die Weltgeschichte keinen Sinn und hat das einzelne Leben keinen. Sinn - aber Christus macht alles verständlich, Er ist als der Logos der allgenugsame Urgrund, Zweck, Ziel und Abschluss aller Dinge; in Ihm finden alle Dinge und alles Erschaffene ihre Bestimmung!

Wenn wir bedenken, wie winzig und versteckt unser Planet Erde im. unfassbar großen Universum liegt und dass Sich Gott gerade dieses dunkle Staubkorn Erde ausersah, um Seine Liebe zu offenbaren, und wenn wir bedenken, wie wunderbar das Material in diesen Erdboden hineingelegt wurde, aus dem auch jener Körper gebildet wurde, der diese Liebe vorlebte, der den Thron des Vaters mit Seinem Opfertod verherrlichte - wie groß muss uns im Sohn der Vater werden!

Zu unserem Leitvers lesen wir noch ein Wort des Petrus: "Er hat keine Sünde getan, n och wurde Betrug in Seinem Mund gefunden" (1Petr 2:22). Können Worte treffender den Charakter Jesu beschreiben? Von keiner Tat, die Er getan, keinem Wort, das Er gesprochen hat, könnte gesagt werden, es war nicht die lautere Wahrheit!

Sein Anspruch, der Sohn Gottes zu sein, und Sein praktisches Leben waren in voller Harmonie und Übereinstimmung! Er war tatsächlich alles, was Er zu sein behauptete!

"Wer bist Du" fragte Ihn das Volk, und sofort konnte Er antworten: Ich bin ganz und gar das, was Ich euch gesagt habe! Da war kein Misston zwischen Behauptung und Wirklichkeit! "Wer von Euch kann Mich einer Sünde überführen, und sie verstummten. Die einfachen Gerichtsdiener, die Ihn im Auftrag der Pharisäer festnehmen sollten, konnten Ihn nicht antasten. Vor ihren Auftraggebern gaben sie an: "Noch nie hat ein Mensch so gesprochen!" (Joh 7:46). Und später, als Er gekreuzigt wurde, hören wir des Hauptmanns Zeugnis: "Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn!" (Mt 27:54).

Vor dem Volk Israel stand einer, der um ihretwillen alles ablegte was Er an Majestät und Glorie in Seiner vorweltlichen Herrlichkeit hatte, um ihnen als Knecht zu dienen, ja, um letztlich die Schöpfung zu erlösen. Wie groß war die Liebe, die Er, am Kreuz verblutend, allen aufzeigte! Es ist eine Liebe, die in die tiefsten Tiefen, aber auch auf die höchsten Höhen führt - eine unvergleichliche Liebe, die zu dem Opfer auf Golgatha führte und einmal alle Geschöpfe ergreifen wird!

Wahrheit und Lüge prallen in unserem Leitwort aufeinander - die Lüge muss ausreifen und dann verbrennen, aber die Wahrheit hat für immer Bestand!

Joh 8:47

"Wer aus Gott ist, der hört die Worte Gottes. Ihr hört deshalb nichts, weil ihr nicht aus Gott seid!"

Immer wieder haben wir die göttliche Wahrheit hochgehalten, dass das All aus Gott ist und damit alles umfasst wird. Unser heutiger Leitvers könnte, oberflächlich gelesen, das Gegenteil beweisen: Jesus Selbst behauptet, dass Seine Zuhörer nicht aus Gott sind!

Im Grunde ist es sehr einfach, obige Worte richtig einzuordnen, und doch sind im Lauf der Zeit aufgrund solcher falschen oder oberflächlich ausgelegten Ausssgen viele große Sekten entstanden.

Gottes Werk ist vollkommen, unseres ist voller Fehler. Es ist deshalb notwendig, dass wir beide auseinanderhalten und nicht Seine großen Taten mit unserem schwachen Bemühen vermischen. Dies ist besonders dort wichtig, wo gleiche Ausdrücke verschiedene Dinge nennen, wie es in unserem Leitvers praktisch gegeben ist. Von göttlicher Seite ist alles aus Gott, wie es in Röm 11:36 zu lesen ist. Doch der Herr, als Er von der menschlichen Seite sprach, stellte die Tatsache fest, dass diejenigen, welche die Worte Gottes nicht hören, auch nicht aus Ihm sind.

Die Beweisführung ist einfach: So lesen wir schon in 5Mo 29:4, dass Gott es ist, der dem Volk (und damit auch den Zuhörern Jesu) einen Geist der Betäubung gibt - ihr Herz ist unverständig, ihre Augen Blind und ihre Ohren taub! In gleichem Sinn schreibt der Prophet Jesaja (Jes 29:10). Denken wir diese Aussagen durch, dann kommen wir zu dem Ergebnis, dass es auch gottgewirkt war, dass jene Leute nicht aus Ihm waren!

Die Seite behandelt die grundlegende Stellung Gottes in Seinem Universum , die andere das vorübergehende Verhältnis des Menschen zu Ihm. Beide Seiten sind wahr, aber sie gehören an den richtigen Platz! Reißt man sie aus ihrem Zusammenhang, so ergeben sich Widersprüche.

Joh 8:48

"Da antworteten Ihm die Juden: Sagen wir nicht trefflich, dass Du ein Samariter bist und einen Dämon hast?"

Diejenigen aus dem Volk, von denen wir in Vers 30 lasen, dass sie an Ihn glauben, scheinen sich wieder mit der Schar jener vereint zu haben, die Jesus ablehnten. Ihr äußerlicher Glaube hatte keinen Bestand, weil er nicht ihr Herz ergriffen hatte.

Zwei harte Vorwürfe schleudern sie Jesus entgegen, einmal, Er sei ein Samariter, und weiter, Er habe einen Dämon! Die Samariter wurden nach der gleichnamigen Provinz benannt, in der sie wohnten. Nachdem der König von Assyrien die 10 Stämme weggeführt hatte, schickte er Kolonisten aus seinem eigenen Land nach Samaria. Diese vermischten sich mit den zurückgebliebenen Juden (2Chr 20:6.10; 2Chr 34:9). Als die Juden aus der Gefangenschaft zurückkehrten, erkannten sie die Samariter nicht an und gestatteten ihnen keinen Anteil am Tempel.Die Samariter wurden zwar im Land geduldet, aber wegen ihrer Mischabstammung verachtet. Der Vorwurf, Jesus sei ein Samariter, war also nicht nur eine Verachtung der Person Jesu, es war auch eine Verleugnung Seiner Abstammung aus dem Volk Israel und damit Seines ganzen Stammbaumes!

So wie es in der unsichtbaren Welt des Lichts eine Hierarchie gibt, gibt es diese auch in jener der Finsternis, wobei hier an oberster Stelle Satan als "Fürst der Finsternis" regiert. Die Welt der Dämonen ist dem Beezeboul unterstellt, der als "Oberster der Dämonen" bezeichnet wird (Mt 12:24). Dämonen sind offenbar die aller untersten unreinen Geisteswesen, die uns bekannt sind.

Äußerlicher Glaube schlägt in Hass um, und Hass macht bekanntlich blind - dieser Spruch bewahrheitet sich im wahrsten Sinn bei den Zuhörer Jesu. Ihn einen Samariter zu nennen, war schon reichlich dumm, da ja Seine irdische Abstammung offensichtlich bekannt war; Ihn aber auch. noch einen Dämon unterstellen zu wollen, die war schon totale Blindheit!

Joh 8:49

"Jesus antwortete: Ich habe keinen. Dämon, sondern Ich ehre Meinen Vater, doch ihr verunehrt Mich."

Jesus weiß, wer hinter den Anschuldigungen der Juden steht, nämlich ihr Vater, der Verleumder und Widerwirker, der Lügner von Anfang an.

"Ich habe keinen Dämon" entgegnete Jesus dieser kolossalen Verunehrung Seiner Person, wie sie nur Satan hervorzubringen vermag. Aus Lk 4:34 entnehmen wir, dass Dämonen die Gottheit Jesu erkennen und anerkennen und Ihm auch die gebührende Ehre geben. Sie fürchten Seinen Namen und bilden sich nicht ein, es mit Ihm aufnehmen z u können, im Gegensatz zu Satan, wie wir es in Mt 4:1 ff. miterlerben können.

Wenn die Menschen nur ebenso viel Glauben an Christus hätten, wie die Dämonen, könnten mehr von ihnen ausgetrieben werden. Die Dämonen glauben und schaudern, die Jünger Jesu aber zweifelten. und versagten. Als sie ihren Herrn fragten: "Weshalb konnten wir den Dämon nicht austreiben?" antwortete ihnen Jesus: "Wegen eures Kleinglaubens!" (Mt 17:19-20). Sie hatten offensichlich Vollmacht, aber nicht genug Glauben!

Nun muss Sich Jesus von dem Volk bezichtigen lassen, einen Dämon zu haben jener Art von Geistwesen, die vor Ihm zitterten und Ihn fürchteten. Er fühlt Sich mit R echt von dieser Anschuldigung verunehrt! Er weist die Juden auf Seinen wahren Vater hin, Ihn zu ehren ist Sein größtes Anliegen und sein Herzenswunsch. Und wie könnte Er den Vater mehr ehren, als wenn Er Sich Ihm völlig unterordnet, Seinen Willen sucht und Sich diesem mit ganzem Herzen unterzuordnen wünscht.

Wenn wir heute zurückschauen - wie sehr hat Er doch den Vater geehrt! Keinen Millimeter ist Er von dem abgewichen, was Ihm vom Vater aufgetragen war. In herrlichster Weise hat Er Gottes Liebe zur Schau gestellt, als Er am Kreuz auf Golgatha Sein Leben für uns gab!

Joh 8:50

"Ich suche nicht Meine Verherrlichung. Es gibt Einen, der sie sucht, und Er richtet."

Jesus ehrt den Vater, indem Er keine Verunehrung Seinerseits duldet, wie wir es gestern sahen, aber er lehnt auch jegliche Verherrlichung Seiner eigenen Person ab - auch darin ehrt Er den Vater, weil Verherrlichung allein dem Vater gebührt.

Verherrlichung des Vaters kann nur durch Seine Geschöpfe geschehen, und hier, nach Christus Jesus, am ersten durch die auserwählten Erstlinge, die der Königreichsgemeinde sowie die der Körpergemeinde. Am Ende der Äonen wird auch das letzt Geschöpf seine Knie beugen und in Christus Jesus den Vater verherrlichen, selbst der Sohn Gottes, wird, wenn das ganze All untergeordnet ist, Sich dem Vater Selbst unterordnen und Ihn so in hehrster Weise verherrlichen. (1Kor 15:28).

Es ist unsere große Freude, das wir, die Körperglieder Christi Jesu, in Ihm den Vater verherrlichen dürfen. In Eph 2:10 lesen wir hierzu: "Denn wir sind Sein Tatwerk, erschaffen in Christus Jesus für gute Werke, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln." Verherrlichung des Vaters leigt also in unserem Wandel, wobei wir feststellen, dass auch hier alles von Gott vorher bereitet ist, wir also nichts von uns aus zu erbringen haben, sondern ganz einfach das, was uns in Gnaden geschenkt wurde, auch in Anspruch nehmen - und dies heißt in erster Linie danken!

Danken schützt vor Wanken - loben zieht nach oben! Dieser Ausspruch beinhaltet viel, ja er zeichnet unseren Wandel geradezu vor. Wie freut Sich das Vaterherz, wenn wir Ihm danken - und in der Tat liegt im Danken eine mächtige Kraft. Wir bestätigen darin das Empfangene! Im Lob erhebt sich unsere Seele und richtet sich nach oben aus, sie löst sich vom Irdischen und verbindet sich mit Gottes Geist - eine wunderbare Art, den Vater zu verherrlichen!

Joh 8:51

"Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wenn jemand Mein Wort bewahrt, wird er keinesfalls für den Äon den Tod schauen."

Die Worte "wahrlich, wahrlich" unterstreichen die Wichtigkeit der folgenden Aussage. Sie beginnt mit einem "Wenn...". Wir sehen hier wiederum die Forderung an Israel, etwas zu tun, wenn sie in den Genuss der Errettung kommen wollen.

"Gehet ein durch die enge Pforte; denn. breit ist die Pforte und geräumig der Weg, der zum Untergang hinführt, und und viele sind es, die durch sie hineingehen. Wie eng aber ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben hinführt! Doch wenige sind es, die ihn finden (Mt 7:13-14). Israel ist. zum Halten des Gesetzes verpflichtet worden, es ist die enge Pforte und der schmale Weg, den sie mühevoll gehen müssen. Wir hingegen, die Körperglieder Christi Jesu, sind frei vom Gesetz, der gesamte Brief an die Galater hat dieses Thema zum Inhalt.

Für Israel gilt: Sinnesumkehr (Buße), Glaube, Taufe; dann ein Wandel mit entsprechenden Werken, und wer keine Werke (Früchte) erbringt, wird gemäß Mt 7:19 umgehauen und ins Feuer geworfen; weiter ist die Berufung und Erwählung selbst festzumachen (2Petr 1:10), kann kann also den Sündenerlass erwirken (siehe das Handeln und die darauf folgende Strafe des Schuldners in Mt 18:21-35), Man kann straucheln (Mt 13:22), man kann abfallen (2Petr 2:20-22; Hebr 3:12-13; Hebr 6:4-6; Hebr 10:39), und man kann abgeschnitten werden (Joh 15:2).

Wir sehen, wie viele "wenn" es bei Israel gibt und wie unsicher ihre Errettung bis zum Schluss bleibt. Wieviel mehr haben wir Grund, für unsere Stellung "in Christus" zu danken, die uns unsere Rettung unwiderruflich zusichert!

Wer in einer herkömmlichen Bibel, wie z.B. der Luther- oder Elberfelder Übersetzung die obigen Worte Jesu liest, kommt in schwere Bedrängnis, denn dort wird übersetzt: ".... der wird den Tod nicht sehen ewiglich". Wie kommt aber ein Gläubiger mit solcher Aussage Jesu zurecht, wenn er heute, fast zweitausend Jahre später, feststellen muss, dass alle gestorben sind, einschließlich der zwölf Apostel, und dass alle den Tod doch sehen bzw. erfahren mussten! Aufgrund dieser geschichtlichen Tatsache müsste Jesus doch eine unrichtige aussage gemacht haben!

Da aber niemand die Aussagen der Schrift anzweifeln darf, müssen spätestens hier jedem aufrichtigen Gläubigen Zweifel an der Übersetzung seiner Bibel kommen, denn - nur hierin kann ja der scheinbare Widerspruch zwischen Aussage und Wirklichkeit liegen!

Gottes Geist hat es bewirkt, dass in diesem Jahrhundert lange verschüttet gewesene göttliche Wahrheiten neu ans Tageslicht kamen, zu ihnen zählt u. a. auch das griechische Urtextwort "aion", welches Luther und die Elberfelder mit "ewig" bzw. "Ewigkeit" übersetzt haben, was sich hier zweifelsohne als unmöglich erweist! In der "Konkordanten Übersetzung, die wir jedem forschenden Gläubigen wärmstens empfehlen können, ist diese irreführende Übersetzung richtiggestellt worden "Aion" ist keine Ewigkeit und dauert nicht ewig, sondern ist ein von Gott festgelegter Zeitabschnitt mit einem Anfang und Ende!

Nur mit dieser Übersetzung, die sich so genau wie nur möglich am Urtext orientiert, ist uns auch ein widerspruchsloses Verständnis unseres Leittextes möglich. Wie dankbar dürfen wir sein, dass gott uns in dieser Zeit der Wirren Männer geschenkt hat, die durch Seinen Geist das Wort der Wahrheit richtig stellten!

Nachdem wir gestern die Unmöglichkeit gesehen haben, obiges Wort mit einer herkömmlichen Übersetzung harmonisch zu erläutern, klären wir dieses heute durch die richtige Übersetzung.

Wenn wir in dem Begriff "für den Äon" keine Ewigkeit mehr sehen, sondern vielmehr einen von Gott festgelegten Zeitabschnitt, so löst sich das gestern aufgezeigte Problem von selbst. Zum besseren Verständnis kann uns die Priesterschaft Christi nach der Ordnung Melchisedeks dienen, wie sie uns in Hebr 5:6; Hebr 6:20; Hebr 7:17.21.24 u. 28 aufgezeigt wird.

"Du bist Priester für den Äon nach der Ordnung Melchisedeks", dieses Zeugnis Gottes über Seinen Sohn entspricht in der "Zeitangabe" unserem Leitvers. Melchisedek, der König und Priester war, schattet voraus, dass auch Christus zur gleichen Zeit sowohl König als auch Priester sein wird. Doch wir wissen, dass der Herr jetzt noch nicht als König herrscht (vgl. Offb 11:15). Demnach wird auch Seine Priesterschaft erst an jenem herrlichen Tag in Kraft treten, wenn Er als König auf Seinem Thron sitzt. "Priester für den Äon" bezieht sich also ganz klar auf den kommenden Äon des irdischen Tausendjahrreiches!

Damit zeigt uns der Zusammenhang, dass sich der Ausdruck "für den Äon" auf den nächsten Äon bezieht.

"Leben für den Äon" ist gleichbedeutend mit dem Ausdruck "äonisches Leben", beides bezieht sich auf den kommenden Äon, es kann erst beginnen, wenn die Auferstehung stattgefunden hat, und es verliert in der Vollendung seinen Charakter, weil dann alle unauflösliches Leben erhalten. Vorher haben nur die Auserwählten dieses "äonische Leben", die anderen sind derweil im "äonischen Tode."

Joh 8:52-53

"Die Juden entgegneten Ihm: Nun haben wir erkannt, dass Du einen Dämon hasts. Abraham starb und auch die Propheten, und Du sagst, Wenn jemand Mein Wort bewahrt, wird er keinesfalls für den Äon den Tod schmecken. Bist Du etwa größer als u nser Vater Abraham, der doch starb? Und ebenso starben die Propheten. Wen machst Du aus Dir?

Auch die Zuhörer des Herrn hatten das Problem, das wir die letzten beiden Tage besprochen haben. Es bestand ja kein Zweifel, dass Abraham sowie die Propheten das Wort Gottes mit aller menschlichen Kraft bewahrten und doch alle starben. Warum verhieß Er jetzt etwas, was die Väter des AT offensichtlich nicht erringen konnten? Die Zweifel in den Herzen des Volkes wurden durch diese Worte Jesu bestärkt und veranlassten es zu obigen harten Worten.

Martha hat den Herrn damals offensichtlich besser verstanden als die Zuhörer in unserem Leitvers, als Er sagte: "Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an Mich glaubt, wird für den Äon leben, wenn er auch stirbt. Und jeder, der dann lebt und an Mich glaubt, wird für den Äon keinesfalls sterben"! (Joh 11:25-26). Wir wiederholen diese Aussage noch einmal mit klärenden Zusatzworten: "Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer (gegenwärtig) an Mich glaubt, wird für den (kommenden) Äon leben, wenn er auch (jetzt) stirbt. Und jeder, der dann lebt und an Mich glaubt, wird für den (kommenden) Äon keinesfalls sterben!"

Beachten wir auch die Reihenfolge in Jesu Worten an Martha: "Ich bin die Auferstehung und das Leben"; vor dem (äonischen) Leben spricht Jesus von der "Auferstehung", und diese setzt ja den Tod voraus!

Was das Volk damals nicht verstehen konnte, liegt heute als göttliche Kostbarkeit vor uns - mit erleuchteten Augen des Herzens unter Leitung des uns innewohnenden Geistes Gottes dürfen wir Sein Wort verstehen.

Joh 8:54-55

"'Jesus antwortete: Wenn Ich Mich Selbst verherrliche, so ist Meine Herrlichkeit nichts; es ist Mein Vater, der Mich verherrlicht, von dem ihr sagt, dass Er euer Gott ist. Doch ihr habt Ihn nicht erkannt. Ich aber bin mit Ihm vertraut; und wenn Ich swagen würde, dass Ich nicht mit Ihm vertraut sei, würde Ich euch gleich sein, nämlich ein Lügner. Ich bin jedoch mit Ihm vertraut, und Ich bewahre Sein Wort.'

"Selbstverherrlichung" - ein Wort, das wir alle kennen, das in. unserem fleischlichen Wesen tief verankert ist und auch Gläubige nicht verschont! Hier bleibt uns nur immer wieder der. Blick auf unseren Herrn, von dem auch der Hebräerbrief bezeugt: "So verherrlichte Christus nicht Sich Selbst, als Er Hoherpriester wurde, sondern der, der zu Ihm sprach: Mein Sohn bist Du! Heute habe Ich Dich gezeugt!" (Hebr 5:5). Was uns fehlt, ist die Gesinnung Christi Jesu, die Gesinnung des Lammes. Anstatt den unteren Weg zu gehen, drängeln wir nach oben; anstatt still zu sein, rechtfertigen wir uns; anstatt bescheiden zu sein, leben wir fast in allen Bereichen über das hinaus, was wir wirklich benötigen; anstatt uns nach dem Wort auszurichten, richten wir uns nach der weltlichen Art .... wir könnten hier beliebig fortfahren. Und wer von uns sich hier empört ausschließen möchte, der merkt schon gar nicht mehr wie sehr er von dieser "Selbstverherrlichung" gefangen ist, der doch im Grunde alles dient!

Die Worte, die Jesus vor dem Volk spricht, sind nicht Seine Worte, sondern die des Vaters. Deshalb verherrlicht dieser auch Seinen Sohn. Es erschüttert auch uns noch im nach hinein, auf welche Art und Weise das Volk Jesus mit Vorwürfen und Schmähungen attackierte und nicht verstehen oder gar glauben konnten, was Jesus aussprach. Dieser jedoch bewahrte das Wort Seines Vaters d.h. Er stand in ständiger Verbindung mit Ihm und wich keinen Millimeter von Seinem vorgeschriebenen Weg ab.

Joh 8:56

"Abraham, euer Vater, frohlockte, dass er Meinen Tag gewahren sollte, und er gewahrte ihn und freute sich."

Von Gotte Geist inspiriert berichtet der Schreiber des Hebräerbriefes neben den anderen Glaubenshelden auch über Abraham (Hebr 11:13-16): "Im Glauben starben dies alle und haben die Verheißung nicht davongetragen, sondern haben sie lediglich von weitem gewahrt und freudig begrüßt und bekannt, dass sie nur Fremdlinge und Auswanderer auf der Erde sind. Denn die solches sagen, offenbaren, dass sie ein Vaterland suchen. Wenn sie dabei an jenes gedacht hätten, von dem sie ausgezogen waren, so hätten sie Gelegenheit gehabt, zurückzukehren. Nun aber streben sie nach einem besseren, das heißt, nach einem überhimmlischen. Darum schämt Gott Sich ihrer nicht, als ihr Gott angerufen zu werden; denn Er hat ihnen eine Stadt bereitet."

In unserem Leitvers sagt Jesus in Bezug auf Abraham, dass er "Meinen Tag" gewahren sollte, und damit ist nach unserem Verständnis der "Tag des Herrn" gemeint, also jener Tag, der dem heutigen "Tag des Menschen" folgt. Der Tag des Herrn umfasst die Zorngerichte Gottes sowie die Dauer des irdischen Königreiches. Abraham schaute also das Königreich Christi auf Erden. Damit wäre unser Leitvers ausgelegt, wenn... ja wenn nicht unser ebenfalls zitiertes Wort aus Hebr 11:13-16 wäre! Hier hält Abraham nach einer "überhimmlischen Heimat Ausschau, die Gott Selbst bereitet hat (siehe auch V. 10), und dies kann ja nur das "überhimmlische" Jerusalem sein. Da dieses überhimmlische Jerusalem aus dem Himmel herabkommen wird (Offb 21:2), wäre der Begriff "überhimmlisch" geklärt. Problematisch scheint, dass dieses überhimmlische Jerusalem erst am dritten Tag, nämlich "dem Tag Gottes" auf die Erde herabkommt, nachdem Himmel und Erde vergangen und neue Himmel und eine neue Erde sein werden. In Hebr ll strebt Abraham also nicht nach dem Tag des Herrn, sondern nach dem Tag Gottes. Wir versuchen morgen, dieses Problem zu klären.

Wir haben heute zu klären, dass, einmal gemäß unserem Leitwort, Abraham den Tag des Herrn gewahrte und sich freute, und zum anderen, dass gemäß Hebr 11:10.13-16, Abraham nach einer überhimmlischen Heimat strebte, nach dem Jerusalem in den Himmeln, das im Tag Gottes auf die neue Erde herabkommen wird (Offb 21:2)!

Um hier zu ordnen, müssen wir uns zuerst wieder vergegenwärtigen, zu wem Jesus damals sprach und welchen Erkenntnisstand das Volk hatte! Seine Zuhöhrer waren aus dem Volk Israel, ihre Erwartung entsprach den Verheißungen der Propheten, und dies war das irdische Königreich. Wir müssen also berücksichtigen, dass es noch gar keinen Hebräerbiref gab, auch hatte Johannes noch lange nicht seine Enthüllung Jesu Christi (Offenbarung) niedergeschrieben. Der Hebräerbrief wurde ja erst ungefähr im Jahre 68 n.Chr. geschrieben, also nach Pauli Briefen an die Epheser, Philipper und Kolosser.

Damit gibt es zu beachten, dass zu Jesu Erdenzeit das Thema des Überhimmlischen noch unbekannt war bzw. vom Volk nicht geglaubt worden wäre (siehe Joh 3:12). Jesu Worte über Abaraham entsprachen also dem Erkenntnisstand des Volkes.

Dass Abraham sich auf den Tag des Herrn freute, ist klar. Gemäß dem Hebräerbrief wusste Abraham aber auch schon von dem Ende des irdischen Königreiches, der neuen Erde und dem aus den Himmeln kommenden Jerusalem. Hier wird nun deutlich, dass er sich auch auf diese neue Erde freute, ja dass er in ihr seine eigentliche Heimat erkannte. So wie wir Menschen uns auf zwei hintereinander liegende schöne Ereignisse freuen können, so freute sich Abraham über den Tag des Herrn ebenso wie über den darauf folgenden Tag Gottes!

Joh 8:57-59

"Da sagten nun die Juden zu Ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und willst Abraham gesehen haben? Jesus entgegnete ihnen: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Ehe Abraham geboren wurde, war Ich. Nun hoben sie Steine auf, um damit auf Ihn zu werfen. Jesus aber verbarg Sich und entkam aus der Weihestädtte. (Er schritt mitten durch sie hindurch und entging ihnen so)."

Es verwundert uns erst einmal, dass das Volk den Herrn altersmäßig anscheinend nahe bei fünfzig, als bei dreißig Jahren einschätzte; dies Einschätzung beruhte offensichtlich auf Seinem äußerlichen Erscheinungsbild.

Viele klassische Künstler haben den Herrn immer wieder auf ihren Gemälden dargestellt, auf den meisten Bildern ist ein jüngeres Gesicht gemalt. Seinem tatsächlichen Alter entsprechend. Doch die Wirklichkeit war offensichtlich anders.

Es ist hier notwendig, dass wir uns mit unserem Empfinden in unsern Herrn hineinversetzen, als Er auf Erden war. Bedenken wir also, dass Sein ganzes Leben Tag für Tag eine Konfrontation mit der Sünde war. Überall, wo Er Sich befand, sah Er Sich der Sünde gegenüber, um derentwillen Er gekommen war; und fortgesetzt wurde Er von ihr angegriffen. Sein Leben war da durch ein dauerndes Leiden. Mehrere Male sprach Er von der Taufe, mit der Er getauft werden musste, von dem Druck auf seinem Geist und der Beunruhigung Seiner Seele. Aber sicher noch schwerer lag die Kreuzigung auf Ihm, die ja täglich dunkler ihren Schatten auf Ihn warf. Jesus wusste ganz genau, was Ihn an diesem Kreuz erwartete, es war eine von keinem Menschen fassbare Qual. Es war der Sündenberg der gesamten Menschheit, es war der milliardenfache Fluch, der auf jeder einzelnen Sünde lag, es waren die Qualen des Todes und damit des Widerwirkers Scheinsieg, die Ihm stets gegenwärtig waren und immer näher kamen. Können wir verstehen, dass solche Leiden und Qualen u nseren Herrn vorzeitig äußerlich altern ließen!

Man kann das Verhalten des Volkes, das ja noch keine erleuchteten Herzensaugen hatte, im Grunde gut verstehen. Jesus war für sie ein Mensch wie jeder andere auch, sie erkannten Ihm im höchsten Fall besondere Kräfte zu, die Er aber, ihrer Meinung nach, durch Ihm innewohnenden Dämonen erhielt. Seine Worte, schon vor Abrahams Geburt gewesen zu sein, war für sie so ungeheuerlich, dass sie spontan zu Steinen griffen, um das auszuführen, was den Oberen des Volkes bisher nicht gelang.

Die folgenden Worte unseres Leitverses übersetzt F.H. Baader etwas anders: "Jesus aber wurde verborgen und kam aus der Weihestätte heraus". Auch die Übersetzung von Pfr. Pfleiderer lautet: "Jesus aber ward verborgen und ging heraus aus dem Heiligtum." Wir meinen hier auch, dass Sich Jesus nicht verbergen musste, es war Sein Vater, der Ihn vor den Steinwürfen verbarg und Ihn unbeschadet aus der Weihestätte führte.

Wieder einmal wird uns hier deutlich vor Augen geführt, dass die Macht der Finsternis nur dort tätig sein kann, wo dies dem Ratschluss Gottes gemäß ist. Jesu Auftrag war noch nicht erfüllt, die Stunde Seines Todes war erst auf einen späteren Zeitpunkt festgelegt.

So wenig die Finsternismächte bei unserem Herrn eigenmächtig handeln konnten, so wenig können sie es auch bei uns - dies muss uns allen ein überaus großer Trost und Zuspruch sein. In allem Leid, wie auch wir es allzuoft erfahren, darf uns dieses Wissen und der Glaube an Gottes Wirken stets eine unversiegbare Kraftquelle sein!

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9. Das Johannes-Evangelium Kapitel 9