Der Dienst des Elihu

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Abschrift des Heftes: Die Absicht Gottes mit Hiob oder „Das Ende des Herrn“
Verfasser: Dr. E. W. Bullinger (1837 - 1913)

Autorisierte Bearbeitung nach dem Englischen

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Die Absicht Gottes mit Hiob

3. Der Dienst des Elihu

E (Hi 32-37)

Wir kommen nun zu dem Dienst des Elihu. Seine Wichtigkeit wird wie schon gesagt, daran gesehen, dass er den Mittelpunkt des Buches bildet. Der Aufbau des Letzteren als Ganzes zeigt uns dies.

Elihus Dienst steht deshalb im Mittelpunkt, weil er das, was vorausgeht, zu erklären und auf das was folgt, vorzubereiten hat. Es wird uns dadurch klar gezeigt, worin Hiob und seine drei Freunde alle gleichmäßig Unrecht hatten. Der Grundfehler jeder Seite dieser Streitfrage wird durch Elihu bloß- und das wahre Heilmittel deutlich dargelegt.

Sein Dienst beansprucht nicht weniger als sechs Kapitel (Hi 32-37); und dieses große Mittelglied hat seinen eigenen Bau wie alle anderen ihn haben.

Wir müssen uns damit begnügen, die Umrisse im Großen und Ganzen zu geben ohne auf die weiteren Einzelheiten einzugehen. Es ist auch nicht nötig, hier mehr zu tun, als solche Teile auszuwählen, welche dazu dienen, den einen großen Gegenstand des Buches ans Licht zu stellen und "das Endziel des Herrn“ zu offenbaren, das „Ende“ zu dem das Buch geschrieben ist.

Der Dienst Elihus zerfällt (wie der Aufbau zeigt) in vier Abschnitte. Nach der Einleitung (Hi 32) haben wir:

  1. Seine Worte an Hiob (Hi 33:1-33).
  2. Seine Worte an Hiobs Freunde (Hi 34:2-37).
  3. Seine Worte an Hiob (Hi 35:2-16).
  4. Seine Worte für Gott (Hi 36:2-37:24).

Die den Zusammenhang herstellende Geschichte Elihus (Hi 32:1-5) ist in ungebundener Rede verfasst und ausschließlich geschichtlich in ihrem Charakter, die Tatsachen darstellend, welche man wissen muss, um ein klares Verständnis des Ganzen zu bekommen.

Mit nicht missverständlicher Deutlichkeit werden die zwei Seiten des großen Irrtums Hiobs und seiner Freunde bloßgelegt.

Gleich dem Grundton der Musik versetzen sie uns auf den wahren Standpunkt, von dem wir auszugehen und zu welchem wir zurückzukehren haben, und welcher immer im Auge zu behalten ist.

Diese zwei Seiten bilden zugleich die Ursache des gerechten Zornes Elihus und den Grund seiner Dazwischenkunft. Sie werden mit der äußersten Bestimmtheit und Bündigkeit festgestellt in Hi 32:2.3.

“Sein Zorn entbrannte wider Hiob, weil er sich selbst mehr rechtfertigte als Gott (Elohim).
Auch wider seine drei Freunde entbrannte sein Zorn, weil sie keine Antwort fanden (für Hiob) und Gott1 verurteilt hatten.“
1 Das ist eine der sogenannten (18) Emendationen (Berichtigungen) der Sopherim (der alten Hüter des heiligen Textes). Der ursprüngliche hebräische Text war „Gott“ (Elohim), und die Sopherim sagen in ihrer massoretischen Note, dass sie dieses Wort in „Hiob“ geändert haben. Diese Änderung wurde aus missverstandenem Ehrfurchtsgefühl vorgenommen und zur Beseitigung dessen, was sie als an Gotteslästerung grenzend betrachteten.

Elihu beweist dies in Hi 34:5.10 und 12; und der Kontext zeigt, dass die alte Lesart die einzig richtige ist und ganz in Übereinstimmung mit dem Text und Kontext steht. Denn Elihu fährt fort:

  1. Hiobs Freunden zu zeigen, dass sie ihm nicht geantwortet hatten.
  2. Hiob seinen großen und Grundirrtum vorzustellen: seine Selbstrechtfertigung.
  3. Gott zu rechtfertigen und für Ihn zu sprechen.

Alles dies musste dazu dienen, „das Ende des Herrn“ zu sichern. Elihus Dienst hatte das eine Merkmal, welches ihn von allen anderen, alten und neuen, scharf unterscheidet.

Alles in demselben ist für Gott!

Er steht ganz auf der Seite Gottes, nicht der des Menchen. Er ist deshalb wider Hiob und seine Freunde gerichtet (Jes 55:8). Obschon er so ganz zur Verherrlichung Gottes dient, so ist dies doch gerade der einzige Weg zum Frieden, zur Ruhe und Segnung der Menschen.

Der Name Elihu

Der Name „Elihu“ bedeutet: Mein Gott ist Er. „Baracheel"1 bedeutet: Den Gott gesegnet hat. Diese Bedeutungen dieser Namen sind in Übereinstimmung mit dem Dienst, zu welchem Elihu berufen war. Er übermittelte „an Gottes Statt“ Gottes Segnung.

1 Baracheel war, wie aus Hi 32:1 hervorgeht, ein „Busiter“, d. h. er stammte von Bus ab, dem zweiten Sohn Nahors, des Bruders Abrahams (s. 1Mo 22:20.21). Elihu scheint daher mit Abraham verwandt gewesen zu sein.

In einigen wenigen kurzen Sätzen beleuchtet er die ganze Lage und fasst sämtliche 29 Kapitel der Erörterung zusammen. Soft am anfang weist er auf Gott hin als den Einzigen, welcher allein in einer so großen Sache zu hören ist.

Dies macht sogleich all dem Wortstreit ein Ende.

Elihu vernünftelt nicht, wie die drei Freunde Hiobs es getan hatten. Er gebraucht keine auf menschliche Erfahrung, menschliche Tradition oder menschlichen Verdienst gegründet Beweise; denn in all dem konnte keine Antwort auf Hiobs große Frage gefunden werden (Hi 9:2):

“Wie könnte der sterbliche Mensch gerecht sein vor Gott?"

Nein! da war „keine Antwort!. Wie klar auch die voraussetzungen sein mochten, wie geschickt die Beweises und wie gesund die Schlüsse, wie wahr die Erfahrung oder wie verdienstlich die Werke: „da war keine Antwort“.

O welch gewichtige Worte“ Hiob war „gerecht in seinen Augen“ (Hi 32:1). Und Gott allein konnte ihm die geistliche Einnsicht geben, welche er bedurfte. Hiob konnte aller menschlichen Weisheit begegnen. Er konnte eine Antwort finden auf alles, was seine Freunde vorbrachten. Aber sie alle zusammen konnten nicht Hiobs große Frage beantworten:

“Wie könnte der sterbliche Mensch gerecht sein vor Gott?"

Elihu spricht zu den Freunden

Nachdem Elihu erklärt hatte, warum er sich in die Angelegenheit mische und warum er bis jetzt zugesehen habe, ohne etwas zu sagen, legt er sofort den Streitpunkt offen dar (Hi 32:11-14). Elihu wendet sich zuerst an die drei Freunde und sagt:

Hi 32:11: Siehe! Ich hörte auf eure Reden, auf alle eure Vernunftschlüsse; ich wartet, bis ihr träfet die rechte Rede.
Hi 32:12: Aber obgleich ich sorgfältig auf euch geachtet habe, so war doch keiner unter euch, der Hiob überführt1, kein Einziger, der wirklich seine Rede beantwortet hätte.
Hi 32:13: Sagt nur nicht: Wir haben Weisheit gefunden“2; denn nur Gott (El) kann ihn zurechtbringen, kein Mensch.
1 Siehe Hi 31:35.36
2 Vgl. Hi 2:12.20.21; Hi 15:2.3.8; Hi 12:2; Hi 13:2; d.h. wir haben nun gefunden, dass Hiob alle seine Trübsale reichlich verdient hat.

Genau so verhält es sich. Sie hatten Hiob verurteilt, aber sie hatten ihn nicht überführt. So haben es die Menschen immer gemacht von jenem Tage an bis heute. Der Weg Gottes dagegen ist ein anderer. Er überführt zuerst einen Menschen, damit derselbe sich dann selbst verurteilen möge. Solange dies nicht erreicht ist, ist nichts erreicht. Wahrlich, Gottes Gedanken sind nicht unsere Gedanken und unsere Wege sind nicht Seine Wege (Jes 55:8).

Ja, Gott allein kann dies bewirken. Er kann das härteste Herz zerbrechen und den stärksten Willen unterwerfen. Für den Menschen aber ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Das ist „das Endziel des Herrn“, welches erreicht werden soll, ehe das Buch schließt.

Nachdem Elihu seinen Finger auf diesen schwachen Punkt der Behauptungen von Hiobs Freunden gelegt, geht er weiter und tut dasselbe auch bei Hiob. Zuerst jedoch zeigt er, wie sehr wohl er dazu im Stande ist:

Elihus Reden zu Hiob

Hi 33:1: Und nun, o Hiob, ich bitte dich, höre meine Rede und merke auf alle meine Worte.
Hi 33:2: Siehe, nun habe ich meinen Mund aufgetan; meine Zunge wird bestimmt und klar reden.
Hi 33:3: Denn alles, was ich sagen werde, kommt aus meinem Herzen, meine Lippen werden sprechen, was aufrichtig und wahr ist.
Hi 33:4: Der Geist Gottes (El) hat mich gemacht1 (am Anfang) und (noch) ist es des Allmächtigen Odem, der mich am Leben erhalten muss.
Hi 33:5: Wenn du kannst, so antworte mir: Ordne deine Worte und nimm Stellung gegen mich.
Hi 33:6: Siehe, ich stehe hier - du wünschtest es - an Gottes (El) Statt.2 Aus Lehm bin ich gemacht (wie du).
Hi 33:7: Siehe, mein Schrecken wird dich nicht ängstigen, noch wird meine Hand schwer auf dir lasten.
Hi 33:8: Aber gewiss hast du gesprochen in meine Ohren und ich habe eine Stimme vonWorten gehört (wie folgende):3
Hi 33:9: „Ich bin ein Mann ohne Übertretung, ja rein bin ich, und keine Ungerechtigkeit ist an mir."
Hi 33:10: „Er ist gegen mich und sucht eine Ursache zum Streite; Er achtet mich für Seinen Feind."
Hi 33:11: „Meine Füße hat Er in den Stock gelegt, und Er beobachtet alle meine Wege."
Hi 33:12: Siehe, du hast recht, sage ich dir; denn Gott (Eloah )ist größer als der sterbliche Mensch.
Hi 33:13: Warum denn willst du mit IHM hadern, weil ER dir mit keinem Wort antwortet?4
Hi 33:14: Denn Gott (El) redet wirklich. Er spricht in verschiedener weise wieder und wieder5, obschon der Mensch es nicht beachtet.
Hi 33:15: Er redet in Träumen und Gesichten der Nacht.6 wenn die Menschen in tiefem Schlummer auf ihrem Lager liegen, da fällt auf sie ein überwältigender Schlaf.
Hi 33:16: Dann öffnet Er ihr Ohr, dass sie hören können und prägt in sie wie mit einem Siegel7 die gegebene Warnung
Hi 33:17: um den Menschen von der Sünde abzuwenden, oder ihn zu behüten8 vor dem (gefährlichen)9 Weg des Hochmuts.
1 Bezugnahme auf 1Mo 2:7
2 Siehe Hi 13:3.18-22; Hi 16:21; Hi 23:3-9; Hi 30:20; Hi 31:35.
3 Siehe Hi 9:17; Hi 10:7; Hi 11:4; Hi 16:17; Hi 23:10.11; Hi 27:5; Hi 29:4; Hi 31:1
4 Wie in Jes 36:21; Jer 42:4; Jer 44:20
5 Hebr.: einmal, zweimal. Der Ausdruck für mehr als einmal, d.h. wiederholt redet Er, oder wie wir es übersetzt haben in deutschem Idiom, wieder und wieder. Siehe Hi 33:29; Hi 40:5; Ps 42:11 und vgl. 2Kö 6:10 und denselben hebr. Ausdruck in das Neue Testament übertragen: Phil 4:16; 1Thes 2:18.
6 Vgl. 1Mo 20:3
7 Durch den Traum oder die Vision in den Geist die Warnung einprägend, wie mit einem Siegel in Wachs oder Ton ein Eindruck gemacht wird.
8 Hebr.: verbergen oder verhehlen; d. h. dass der Mensch den Weg nich sehen und so vor der Gefahr behütet würde.
9 Ein solches Wort scheint erforderlich zu sein, um die wirkliche Natur des Hochmuts zu zeigen (vgl. Spr 6:16.17; Spr 16:5; 1Tim 3:6). Hochmut kommt immer vor dem Fall, daher seine Gefahr.
Hi 33:18: Auf diese Weise hält Er ihn zurück von der Grube und rettet sein Leben von dem F allen in das Schwert.
Hi 33:19: Wiederum spricht Er1, wenn unter schweren Züchtigungen auf seinem Lager2 ein anderer liegt, gefoltert von Schmerzen,
Hi 33:20: so dass er sein tägliches Brot verabscheut und sich gegen seine Lieblingsspeise wendet.3
Hi 33:21: Sein Fleisch verschwindet4 und wird nicht mehr gesehen; seine Knochen, vorher verborgen, schauen durch seine Haut;
Hi 33:22: er nahet sich dem Verderben, und des Todes finsterer Engel5 wartet, sein Leben zu beenden.
Hi 33:23: Dann, dann redet Er mit ihm6 durch einen gesandten, welcher auslegen kann: Einen Ersten unter Tausenden, welcher dem Menschen Seine (Gottes) Gerechtigkeit offenbaren wird.7
Hi 33:24: Dann zeigt Er ihm die (göttliche) Gnade (und sagt:) „Erlöse ihn, dass er nicht ins verderben hinabfahre, denn Ich habe ein Lösegeld gefunden - den Preis der Erlösung."
Hi 33:25: Sein Fleisch wird wieder grünen wie in der Jugend, und er wird wieder jung werden.
Hi 33:26: Er wird Gott (Eloah) bitten, und Er wird ihm Gnade und Gunst erzeigen, so dass er Sein Angesicht sieht mit Freude.8 So gibt Er dem Menschen Seine Gerechtigkeit.
Hi 33:27: „Ich sündigte und verkehrte das Recht, obgleich es mir nichts nützte."
Hi 33:28: „Er hat meine Seele erlöst, dass sie nicht in die Grube fahre; mein Leben erfreut sich wieder des Lichts.
Hi 33:29: Sieh, das alles tut Gott (El) wieder und wieder mit dem Menschen,
Hi 33:30: um seine Seele vom Verderben zu retten und ihn zu erleuchten mit dem Lichte des Lebens.9
Hi 33:31: Merke auf, Hiob, höre mir zu und schweige, während ich jetzt mit Worten Weisheit lehre.
Hi 33:32: Hast du aber etwas zu sagen, so tue es jetzt. Rede, denn ich wünsche dich gerechtfertigt zu sehen.
Hi 33:33: Wenn nicht, so höre mir zu, während ich Weisheit lehre.
1 Das ist ein anderer Weg, in dem Gott zu dem Menschen redet.
2 2Kö 20:1.3.5.12-19; 2Chr 32:24-26; 2Chr 31
3 Hebr.: Speise des Wunsches.
4 Hebr.: dem Gesicht entschwinden.
5 Hebr.: das, was das Sterben macht, d. h. irgend eine Krankheit, welche sein Leben zerstört. Wir haben einen figürlichen Ausdruck gebraucht, diese Boten des Todes zu bezeichnen. Dass diese Figur schriftgemäß ist, kann aus 1Chr 21:15; Ps 78:49 gesehen werden. Vgl. Lk 12:20.
6 Ein anderes Mittel durch welches Gott mit dem Menschen redet.
7 Ein Ausleger, der die Wahrheit Gottes und Seine Wege auslegen und offenbaren kann. Das ist die Bedeutung von Joh 1:18. „Seine Gerechtigkeit“ d. h. die Gerechtigkeit Gottes.
8 Hebr.: Gejauchze der Freude.
9 Siehe oben Hi 33:28; Hi 3:16; Ps 49:9; Ps 56:13.

Als Antwort auf Hiobs Klage, dass Gott nicht rede oder ihm nicht antworte, zeigt Elihu, dass Gott auf verschiedene Weise zu den Menschen wirklich redet. Er tut dies durch Seine Vorsehung; in Visionen (Gesichten); durch Krankheit und vor allem durch Seine besonderen Boten, Engel, welche Er sendet, um Sich Selbst den Menschen kundzutun. So wurde in den letzten Tagen der Haupt-Bote gesandt, „den Vater kundzumachen."1

1 Zu „interpretieren“. Da ist die Bedeutung des griechischen exegeomai, von dem das Hauptwort Exegese (Auslegung, Erklärung) kommt.

Gott ist größer als der Mensch

In seinen weiteren Reden beseitigt Elihu viele andere falsche Vorstellungen Hiobs und seiner Freunde. Die Wahrheit stellt nach kurze Zeit die Torheit ins Licht. Hiob hatte gesagt, er sei „rein“ ohne Übertretung und „unschuldig“ (Hi 39), während er in dem selbem Atemzug ganz falsche Anklagen gegen Gott vorbringt.

In einem Satz legt Elihu die scharfe Axt der Wahrheit an diese verdorbene Wurzel, wenn er sagt: „Gott ist größer als dem Mensch“. Wie einfach und doch wie eindringlich ist das! Wenn dies so ist, so folgt daraus natürlich, dass Gott der Beurteiler dessen sein muss, was gut und böse ist, und nicht der Mensch. Er allein kann den Maßstab der Gerechtigkeit bestimmen, welche Er fordert.

Doch diese Wahrheit - die Grundlage alles dessen, was Elihu zu sagen hat - ist gerade die, von der der Mensch aller Zeiten nichts wissen will.

Ob er religiös oder ungläubig ist; ob er von der Plattform oder von der Kanzel spricht: der Mensch sitzt beständig zu Gericht über Gott, über Seine Werke, über Sein Wort, über Seine Wege. Der Mensch maßt sich an und wagt es, darüber zu urteilen, was Gott getan hat, was Gott tun will und tun sollte und was Gott gesagt hat. ER gibt diesem seinem Verhalten hochklingende Namen, welche nur seine Torheit offenbaren. Er nennt sie „Wissenschaft“, „Philosophie“ und „höhere Kritik“. Er maßt sich die Stellung des Richters an und entscheidet darüber, was Gottes würdig ist und was nicht.

Doch das alles ist uns nichts Neues. Es ist genau das, was Gott uns in diesem Buche Hiob sagt. Hier wird uns gezeigt, dass das, was wir heute sehen, immer so gewesen ist. Hiob und seine Freunde äußern dieselben Torheiten, wie wir sie heute auf allen Seiten hören. Jedoch:

“Gott ist größer als der Mensch."

Das ist die herrliche Tatsache, welche alles an seinen rechten Platz stellt.

Wenn die Zeit kommt, wo Jehova Selbst zu Hiob redet, so ist das Sein Text, das die Wahrheit, welche Er zur Geltung bringt; und damit beginnt Elihu, um das „Endziel des Herrn“ herbeizuführen.

Wir können Elihus Rede nicht Wort für Wort durchgehen, jedoch müssen wir noch zwei andere Stellen ins Auge fassen (Hi 34:31-37 und Hi 35:2-16), in welchen er Gott rechtfertigt und für Gott spricht.

Hi 34:31: Wenn Hiob zu Gott (El) (gesprochen und) gesagt hat „Ich habe meine Züchtigung getragen, und nie mehr will ich übel tun."
Hi 34:32: „Was ich nicht sehe, zeige Du mir. Wenn ich Unrecht getan habe, so will ich es nicht mehr tun."
Hi 34:33: Soll Er nach deinen Worten vergelten (und sagen): „Wie du es erwählst2 (so sei es), nicht wie Ich?“ Wenn du, Hiob, etwas weißt so rede denn!
Hi 34:34: Denn mit mir werden verständige Männer sagen1, ja jeder weise Mann, der jetzt zuhört:
Hi 34:35: „Hiob redet ohne Erkenntnis in Unwissenheit, und seine Worte sind ohne Einsicht.3
Hi 34:36: Ach dass doch Hiob geprüft würde bis zum Ende! Denn seine Antworten sind wie die böser Menschen.
Hi 34:37: Er fügt zu seiner Sünde noch die der Widerspenstigkeit; er klatscht unter uns zum Trotz in die Hände und mehrt seine Worte gegen Gott (El).
1 Hebr.: wie du verwirfst oder erwählst.
2 D. h.: Jeder einsichtsvolle Mann kann dies so gut sagen wie ich.
3 Siehe Hi 35:16.

Elihus Urteil

Dies ist Elihus Urteil über Hiob und alle, welche sich nicht beugen vor der Grundwahrheit, dass „Gott größer ist als der Mensch“. In dem Falle Hiobs wurde Elihus Wunsch erfüllt; denn Hiob wurde versucht und erprobt „bis zum Ende“ - „dem Ende des Herrn.“

Im nächsten Kapitel betont er abermals die große Wahrheit (Hi 35:2-16) und setzt seine Rede fort. Er fragt:

Hi 35:2: Erkennst du dieses wohlbegründete Urteil an? Du hast gesagt: „Meine Gerechtigkeit ist größer als die Gottes (El)."
Hi 35:3: Ja du fragst, was sie dir nütze? und: „Werde ich dadurch mehr gewinnen, als durch meine Sünde?"
Hi 35:4: Ich will dir ein Wort erwidern1 und deinen Freunden mit dir.
Hi 35:5: Schaue gen Himmel und siehe, schaue das Himmelsgewölbe an so hoch über deinem Haupt.
Hi 35:6: Wenn du sündigst, was kannst du Ihm schaden? und ob deiner Sünden viele sind, was kannst du Ihm tun?
Hi 35:7: Wenn du gerecht bist, was gibst du Ihm? oder was (für eine Gabe) wird Er aus deiner Hand nehmen?
Hi 35:8: Einem sterblichen Menschen gleich dir mag deine Sünde schaden und einem solchen mag deine Gerechtigkeit nützen.
Hi 35:9: Die Menschen schreien, wenn sie unterdrückt werden sie rufen um Hilfe, wenn sie unter der Hand der Gewalttätigen sich befinden.
Hi 35:10: Aber keiner sagt: „Wo ist Gott mein Schöpfer?“, Der uns Gesänge gibt in Sorgennächten;2
Hi 35:11: und Der uns klüger macht als die Tiere der Erde und weiser als die Vögel des Himmels.
Hi 35:12: Aber wegen des anmaßenden Hochmuts der Übeltäter antwortet Er nicht, wenn die Menschen schreien.
Hi 35:13: Auf Eitelkeit wird Gott (El) nie hören,3 noch wird der Allmächtige (Shaddai) sie ansehen.
Hi 35:14: Wie viel weniger dich, wenn du zu Ihm sagst: „Ich sehe Ihn nicht (Er hört nicht mein Schreien)“ Doch - die Rechtssache ist vor Ihm. Daher warte.
Hi 35:15: Aber nun, weil Er nicht nur bestraft hat, (sagst du): „Sein Zorn sucht die Sünde nicht heim, noch achtet Er genau auf große Ungerechtigkeit.ee
Hi 35:16: Und so hat Hiob seinen Mund mit Eitelkeit gefüllt und seine Worte ohne Erkenntnis gehäuft.
1 Hebr.: dir Worte erwidern, oder mit Worten, d. h. offen und klar.
2 Hebr.: in der Nacht oder der Nachtzeit, Metonymy für Anfechtung, ,welche so oft in der Nacht kommt und mit ihr verbundenist.
3 Siehe Hi 30:20; Hi 31:35; Hi 19:7; Hi 9:16; vgl. Hi 12:4; Hi 24:1; Ps 22:7.8; Ps 42:10.

Nachdem Elihu so zu Hiob und seinen Freunden gesprochen hat, geht er dazu über, für Gott zu reden (Hi 36:2-5).

Hi 36:2: Habe ein wenig Geduld1, während ich dir zeige, dass es noch Worte für Gott (Eloah) gibt.
Hi 36:3: Ich will mein Wissen weit her holen und meinem Schöpfer Gerechtigkeit geben.
Hi 36:4: Wahrlich keine Lüge wird in meinem Worte sein, es ist der Allwissende2, Der mit dir handelt.
Hi 36:5: Siehe, Gott (El) ist groß, und doch verachtet Er nichts; an Macht und an Weisheit ist Er groß!
1 Hebr.: Warte auf mich, oder warte einen Augenblick; als wäre Hiob unter seinen Worten ungeduldig geworden.
2 Hebr.: Vollkommen an Wissen. Aus Hi 37:16 geht klar hervor, dass Gott gemeint ist, nicht der Sprecher.

Elihu fährt dann fort, diese Wahrheit weiter auszuführen, indem er sagt, sein Wissen weit her holt und so den Weg für das Wort Jehovas Selbst bereitet.

Lies weiter:
4. Der Dienst Jehovas selbst (Hi 38:1-42:6)