Die Absicht Gottes mit Hiob

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Abschrift des Heftes: Die Absicht Gottes mit Hiob oder „Das Ende des Herrn“
Verfasser: Dr. E. W. Bullinger (1837 - 1913)

Autorisierte Bearbeitung nach dem Englischen

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis

Auszug aus dem Vorwort des Verfassers (siehe unten)

1. Die älteste Lehre für die Welt
Die Einleitung
Der Angriff des Widersachers (Hi 1:6-2:10)

2. Hiob und seine drei Freunde (Hi 3:1-31:40)
Eliphas’ Reden
Bildads Schlüsse
Zophars Ratschläge
Die Weisheit von oben

3. Der Dienst des Elihu (Hi 32-37)
Elihu spricht zu den Freunden
Elihus Elihus Reden zu Hiob
Gott ist größer als der Mensch

4. Der Dienst Jehovas selbst (Hi 38:1-42:6)
„Ich bin zu gering!“
Hiobs Antwort
Der Schluss (Hi 42:7-17)

Auszug aus dem Vorwort des Verfassers*

* Zu: „Das Buch Hiob, Teil I: Die älteste Lehre der Welt (Nachfolgend dargestellt in Deutsch) Teil II. Eine rhythmische Übersetzng des Buches, mit seinem Aufbau, kurzen erläuternden und kritischen Noten.“ - London: Eyre & Spottiswoode, 33 Paternoster Row, E.C. Geb. 7 sh. 6p.

Wenigen Bücher der Bibel ist mehr Aufmerksamkeit geschenkt worden als dem Buche Hiob, sowohl was Übersetzungen als auch was Kommentare betrifft. Die Apokalypse macht vielleicht eine Ausnahme, weil dieselbe von der Zukunft handelt, für die wir natürlicherweise mehr Interesse haben.

Das Buch Hiob führt uns zurück in die ferne Vergangenheit und enthält die erste Unterweisung für die Welt. Es ist von großer Bedeutung, dass gerade dieses älteste Buch dazu bestimmt war und ist, über das Aufschluss zu geben, ohne welches alles andere wertlos ist. Dazu bestimmt, die Lehre zu lehren, ohne welche es keinen Frieden mit Gott gibt für die Zeit, und keinen Genuss des Friedens Gottes für die Ewigkeit.

Dies darzutun, haben wir im ersten Teile unserer Arbeit uns bemüht. Im zweiten Teil liefern wir eine neue Übersetzung des Buches Hiob, worüber einige Wort nötig sind.

1. Sie ist metrisch (in gebundener Rede (im engl. Original). Das zehnsilbrige Versmaß ist gewählt worden, weil die Würde des Rhythmus mit der gewichtigen Sprache und den erhabenen Gegenständen des Originals besser übereinstimmen als ein anderes Versmaß.

2. Sie ist gegründet auf die literarische Struktur des Buches. Diese ist hier wohl zum ersten Male im Ganzen und im Einzelnen dargeboten (vollständig im engl. Original). Abgesehen von ihrer inneren Schönheit und Bedeutung ist die Struktur (Gedankenaufbau) sehr nützlich, wenn nicht notwendig, weil sie den Zweck der verschiedenen Stellen herausstellt und uns so ermöglicht, den Sinn schwieriger Worte und Ausdrücke zu erfassen.

Also: Die Struktur stellt den Zweck der Stelle fest, und die Kenntnis des Zwecks liefert den Schlüssel zu der Auslegung der Worte.

3. Sodann sind in dieser Übersetzung auch die Redebilder der Schrift nach Möglichkeit hervorgehoben. Denn dieselben sind ebenfalls eine wesentliche Hilfe zur richtigen Übersetzung des heiligen Textes; ihre Anwendung wirft Licht auf viele sonst dunkle Ausdrücke. Die Beachtung der Redefiguren ist es, welche Bengels Kommentar über das Neue Testament („Gnomon“) einen Platz unter ähnlichen Werken gegeben hat. Es ist gut, wenn wir seinem Beispiel in einer solchen Sache folgen, wie schwach und unvollkommen es auch ist.

Wird eine Redefigur wörtlich übersetzt, so wird der Hauptpunkt, zu dessen Beleuchtung sie angewandt ist, verdunkelt, der Nachdruck, den sie geben sollte, geschwächt und die Wahrheit, welche sie lehren sollte, verfehlt.

4. Daher ist es unsere Absicht gewesen, unsere Übersetzung so idiomatisch als möglich zu machen. Eine zu buchstäbliche Übersetzung der Worte führt notwendigerweise zu einer Sprache, welche keinen Zusammenhang hat und dem Leser keinen klaren Sinn gibt.

Wörtlichkeit ist freilich ein Erfordernis; aber es muss eine Wörtlichkeit sein dem Sinn, nicht bloß den Worten nach. Der Leser muss in seinem Geiste dieselbe Vorstellung bekommen, welche in dem des fremden Schreibers war, ohne Rücksicht auf die zur Übermittlung der Bedeutung gebrauchten Worte.*

* Anmerkung des Übersetzers. Wir müssen suchen, einfache Seelen in der Gottseligkeit zu erbauen und sie nicht immerfort beunruhigen durch unsere „wörtliche Übersetzung“ und „Lesarten“. Es ist eine sehr merkwürdige Tatsache, dass der Herr und die Apostel die Worte der griechischen Übersetzung des Alten Testaments (Septuaginta genannt, gefertigt 250 v. Chr. in Alexandrien, und von den dem Hebräischen entfremdeten Juden der „Zerstreuung“ und in Palästina wahrscheinlich als eine Art „Volksbibel“ gebraucht), welche gewiss nicht eine genaue Übertragung des hebräischen Urtextes und z. B. freier als die Übersetzung Luthers ist, fast ausschließlich als „Schrift“ anführten, wo dieselbe den wahren Sinn wiedergab; wo nicht, wurde der hebräische Text gebraucht! So handelt Gott in seiner unfasslichen Barmherzigkeit und Herablassung. Denn was ist denn der Zweck der ganzen Schrift? Ihn zu verherrlichen, den Sohn, den Christus, unseren Herrn und Heiland (Joh 16:14), und das geschieht vollständig z. B. durch die Übersetzungen aus der Reformationszeit, welche Gott „autorisierte“, was die dadurch geborene Wolke von Zeugen beweist.

Dies bezieht sich natürlich auf jede Übersetzung aus irgendeiner Sprache. Das erste Erfordernis einer solchen ist, dass sie deutsch (für uns) ist, hinter welchem Anspruch sogar die wörtliche Treue zurückstehen muss.

Die wörtliche Bedeutung der hebräischen Worte haben wir in unseren Anmerkungen wiedergegeben, so dass unsere Leser sehen können was getan worden ist, um den Sinn richtig zu erfassen, und sie so selbst beurteilen können, inwieweit dies erreicht worden ist. -

5. Sie ist textkritisch. Wir sind dem hebräischen Text des großen und hervorragenden Werkes von Dr. Ginsburg gefolgt. Sein kritisch-massortischer Text der hebräischen Bibel (veröffentlicht durch die Trinitarien Bible Society of London 1894) sollte hinfort die Grundlage für alle folgenden Übersetzungen bilden. -

6. Die göttlichen Namen und Titel, welche in diesem Buche vorkommen, können wie folgt erklärt und unterschieden werden:

  • Elohim ist Gott als der Schöpfer, der Seinen Willen zur Ausführung bringt; Gott in dem Verhältnis als Schöpfer zu Seinen Geschöpfen stehend.
  • El ist Gott als der Allmächtige, der Schöpfer, welcher seine Macht kundtut in der Ausführung Seines Werkes.
  • Eloah ist Gott als der, dem Anbetung und Ehrfurcht gebührt, der lebendige Gott im Gegensatz zu allen Götzen und falschen Göttern.
  • Adonai ist Gott als der Herrscher auf der Erde, und zwar mehr in Hinsicht auf die ganze Erde, als nur in der Beschränkung auf Sein eigenes Volk. Es ist dies der Unterschied von Jehova.
  • Jehova ist der ewige Gott. „Der da ist, und Der da war und Der da kommt.“ Der Gott, Der im Bundes-Verhältnis zu Seinem Volke steht, das Er Sich erwählt hat.
  • Shaddai ist Gott als der Allgütige; der Geber jeder guten Gabe; die Quelle jeder göttlichen Durchhilfe und Der, welcher jedes wahre Bedürfnis des Menschen befriedigt. Er ist nicht nur allmächtig, was Seine Macht, sondern auch allgütig, was Seine Hilfsmittel betrifft.

Diese göttlichen Titel sind im Buche Hiob angewendet und man bemerkt, dass Eloah und Shaddai die Namen sind, welche den Charakter des Buches besonders kennzeichnen.

Nach unserer Meinung hätten beim Übersetzen der Bibel in jeder Sprache alle göttlichen Namen und Titel in ihrer ursprünglichen Form bewahrt werden sollen. Sie hätten (mit Erläuterungen) so, wie sie im Hebräischen lauten, herübergenommen, nicht übersetzt werden sollen. Nicht ein Wort in irgendeiner Sprache kann je alles da sagen, was in den hebräischen Originalwörtern der Namen Gottes enthalten ist und durch dieselben gesagt wird*. -

* Die heidnischen Namen und Titel anzunehmen, und sie als Repräsentation des Gottes der Offenbarung zu gebrauchen, ist ein noch größerer Irrtum.

Wir sind uns nur bewusst, dass wir uns ehrlich bemüht haben, das Buch selbst und seine wichtige Lehre klarer zu machen.

Mögen wir alle zu der Erkenntnis der göttlichen „Weisheit“ gelangen; und indem wir Gott rechtfertigen und uns selbst verurteilen, und lernen, wie der sterbliche Mensch vor Gott gerecht werden kann; und dass, indem Gott gerecht ist, Er der Rechtfertiger aller ist, die an den Herrn Jesus glauben.

Christus ist der „Geist“ (2Kor 3:17). In dem Buche Hiob haben wir den „Leib“. Aber „wie der Leib ohne den Geist tot ist“, so ist auch der „Buchstabe“ des Wortes ohne Christus (den „Geist“) tot. Mögen Seine Worte für uns Geist und Leben, d. i. wahres, geistliches, ewiges Leben sein!

Lies weiter:
1. Die älteste Lehre für die Welt