Der Philipperbrief - Kapitel 4

Aus Bibelwissen
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Abschrift: Der Philpperbrief Band I - II (1990)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
als Schrift nicht mehr erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Philipperbrief - Kapitel 4

Band II
Mahnung zu geistlichen Tugenden
Freude des Apostels über die Gabe der Philipper
Grüße und Segenswunsch

Mahnung zu geistlichen Tugenden

Phil 4:1

"Daher meine Brüder, Geliebte und Ersehnte, meine Freude und mein Siegeskranz, steht also fest in dem Herrn, meine Geliebten."

Das 4. Kapitel beginnt mit dem Wort "daher", und dies hält uns dazu an, Rückschau zu halten, die dann das Skelett für das Feststehen im Herrn bildet.

So lassen wir heute einfach nochmals die wichtigsten Punkte des 3. Kapitels an uns vorüberziehen, es beginnt mit der Ermahnung: Hütet euch vor den streunenden Hunden / den üblen Werken / der Zerschneidung. (Phil 3:2). Daraufhin zählt Paulus seine irdischen Vorzüge auf, die er aber allesamt für Abraum erachtet, um Christus zu gewinnen (Phil 3:4-8). Es folgt die Betrachtung der für uns einzig gültigen Gerechtigkeit, nämlich der durch den Glauben Christi (Phil 3:9b-10). Dann führt uns Paulus auf den Hochweg der Ausauferstehung, der er nachjagt (Phil 3:10-14). Ab Vers 14 werden wir mit unserem Kampfpreis konfrontiert, und es folgt die Mahnung zur Beachtung der Richtschnur sowie der Grundregeln in der Kampfbahn (bis Phil 3:16). Von den Feinden des Kreuzes sprechen die Verse Phil 3:17-19, und dann wird unser Blick nach oben gelenkt zu unserer überhimmlischen Heimat und den uns in diesem Zusammenhang erwartenden Herrlichkeit. Abschluss des Kapitels ist die Hinführung zum 5. Äon, wo die Vollendung, d.h. die Aufhauptung des Alls gemäß Eph 1:10, stattfinden wird.

Dies alles darf nochmals an unserem inneren Auge vorüberziehen, es sind Warnungen, die uns vor den besonderen Verirrungen bewahren sollen, welche unseren Lauf behindern könnten.

Welch innige Liebe spricht aus den Bezeichnungen, mit denen Paulus die Philipper anredet. Eine gesegnete Gemeinschaft bedarf liebender Herzen. Wo die Kälte reiner Erkenntnis weht, herrscht wenig Wärme.

Jeder, zu dem Pauli Wahrheiten durchdringen, darf sich gleich den Philippern angeredet fühlen, denn auch über uns wird sich Paulus später in der Herrlichkeit freuen, und auch wir stellen dann ein Teilchen in seinem Siegeskranz dar (Phil 2:16).

Pauli Siegeskranz bilden alle, die durch sein Evangelium von Gott berufen wurden. Aus ganzem Herzen müssen wir ihm diesen Siegeskranz gönnen, trug er doch nach unserem Herrn das größte Maß an Leiden:

"Ich werde ihm anzeigen, wieviel er um Meines Namens willen leiden muss" (Apg 9:16) stand schon von Mutterleib an über seinem Leben.
Er ist "der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen" (Eph 3:1). In seinem Leiden ergänzt er an Christi Statt in seinem Fleisch, was noch mangelt an Drangsalen des Christus (Kol 1:24).
Er erduldet alles um der Auserwählten willen (2Tim 2:10).
Er leidet Übles bis zu diesen Fesseln wie ein Verbrecher (2Tim 2:9).

Paulus musst nicht die Leiden unseres Herrn um unserer Sünde willen ergänzen - diese sind ein für allemal allgenugsam dargebracht. Aber damit alle Berufenen durch das Evangelium des erhöhten Christus erreicht wurden, musste Paulus das Höchstmaß an Leiden auf sich nehmen, er war die. tragende Säule der Auserwählten. WEr möchte Paulus um diese Aufgabe beneiden?

"stehet also fest in dem Herrn, meine Geliebten."
Worin stehen wir fest?

Unsere Frage heißt heute, worin sollen wir feststehen. Die Frag muss sich aus dem Zusammenhang des bisher gelesenen Philipperbriefes ergeben. Es kristallisieren sich so gesehen zwei Kernpunkte heraus.

  1. Der feste Stand im Kampf gegen die irdische Gesinnung,
  2. der feste Stand in unserem überhimmlischen Bürgertum.

Beide Punkte stehen in engem Zusammenhang zueinander, da der Widerwirker alles daransetzt, uns von unserem Streben nach oben, von der Inbesitznahme unseres überhimmlischen Losteils, abzubringen und uns in irdischer Gesinnung festzuhalten bzw. uns in diese wieder zurückzudrängen.

Wie wir schon früher sahen, fiel Demas, ein Mitarbeiter Pauli, den Verlockungen dieses Äons zum Opfer. Die Folge war: Er verließ Paulus! (2Tim 4:10). Wir sehen, auch engste Nachfolge in der Lehre Pauli schützt uns nicht vor Angriffen solcher Art, in denen wir den Verlockungen dieses Äons ausgesetzt sind. Hier gilt Pauli Zuspruch, festzustehen, sich nicht umlenken zu lassen, weg vom Geistlichen - hin zum Irdisch/Sichtbaren.

Laut Eph 2:6 sind wir heute schon im Glauben in Christus Jesus Niedergesetzte, und zwar inmitten der Überhimmlischen. Es ist unser Losteil, von welchem Gal 4:7 und Röm 8:17 sprechen. Dort oben sollen sich unsere Gedanken bewegen und sich nicht mit dem Irdischen beschäftigen (Kol 3:1-2). Auch hier gilt wieder Pauli Wort: Stehet also fest - und dies immer und nur in dem Herrn!

Gegen wen stehen wir fest?

Unsere 2. Frage lautet: Gegen wen haben wir zu stehen? Die Beantwortung dieser wichtigen frage hat eine grundlegende Bedeutung: Nicht gegen Fleisch und Blut, also in keinem Fall gegen Menschen, sondern unsere Gegner sind Fürstlichkeiten, Obrigkeiten, Weltbeherrscher dieser Finsternis, geistliche Mächte der Bosheit inmitten der Überhimmlischen (Eph 6:12). Anmerken müssen wir aber hier, dass der Widerwirker sehr oft auch Menschen als Werkzeuge benützt um uns zu schaden.

Es ist für uns auch sehr wichtig zu beachten, dass der Widerwirker nicht in der Gestalt oder Form an uns herantritt, in welcher wir ihn sofort erkennen. Seine Tarnung ist äußerst geschickt! so kann er uns viel Wahrheit, mit einem winzigen Schuss Unwahrheit gemixt, servieren, und wir merken nicht, wie wir ein wenig von der Wahrheit abgerückt sind. Sehr anfällig sind wir auch auf dem sozialen Sektor. Vielfach opfern wir unsere ganz Kraft dafür, menschlich gesehen, für gute und edle Zwecke und haben dann keine Kraft mehr für das, was uns wirklich fördert - im Sinne unserer überhimmlischen Berufung.

Ein Schriftwort sollte es wert sein, einen Tag darüber nachzudenken:

'"Denn Satan selbst verstellt sich zu einem Boten des Lichts. Daher ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Helfer als Diener der Gerechtigkeit verstellen" (2Kor 11:14-15).

Wie stehen wir fest?

Die entscheidende Antwort auf obige Frage gibt der Text selbst: "In dem Herrn!" Je mehr wir mit Ihm verbunden sind, umso fester stehen wir. Ein nachahmenswerte Gebet Pauli gibt uns hier eine große Hilfe: "... dass Er es euch gebe - dem Reichtum Seiner Herrlichkeit entsprechend - durch Seinen Geist in Kraft standhaft zu werden am inneren Menschen, damit Christus durch den Glauben völlig in euren Herzen wohne und ihr, in Liebe gewurzelt und gegründet, erstarken möget..." (Eph 3:16-17).

Wir erkennen, dass ein Ausstrecken nach dem Feststehen nötig ist - durch Gebet; es ist ja Pauli Flehen mit gebeugten Knien: Ein Frucht, die reifen soll, braucht Sonne. Unsere Sonne ist der Herr, aber eine Hinwendung zu Ihm ist nötig, beachten wir hier das Wort aus 2Kor 3:18.

Ein weiteres Wort gibt Antwort auf die Frage, wie wir feststehen sollen: "Deshalb nehmt die gesamte Waffenrüstung Gottes auf, damit ihr befähigt werdet, an dem bösen Tag zu widerstehen und (wenn ihr sämtliches ausgeführt habt) standzuhalten " (Eph 6:13).

Der böse Tag. umfasst die heutige Zeit, den Tag des Menschen. Es gilt also zu widerstehen sowie standzuhalten - und dies in unserem überhimmlischen Losteil. Von dort will uns Satan vertreiben, zurück zu dem Irdischen. Möge uns die Waffenrüstung Gottes (die wir näher in unserer Schrift gleichen Namens geschildert haben siehe hier: [1] ) hier beste Dienst leisten.

Phil 4:2

"Der Euvodia spreche ich zu und der Syntyche spreche ich zu, doch in dem Herrn auf dasselbe zu sinnen."

Von Tiefen und Höhen, in die uns Paulus in den vergangenen Tagen führte, geht jetzt der Blick wieder hin nach Philippi, und wir werden gleich mit einer recht menschlichen Seite konfrontiert. Nicht nur streunende Hund und üble Werker bedrohten die Gemeinde von außen (gem. Phil 3:2), auch von innen, aus dem Kern der Gemeinde heraus, gab es Gefahren. Die beiden genannten Frauen waren offensichtlich emsige Mitarbeiterinnen Pauli innerhalb der Gemeinde, und - wie so oft - gab es Streit zwischen ihnen. Paulus ergreift keine Partei, meist haben ja beide Parteien an einem Streit schuld, er spricht nur beiden zu.

Dies kann auch uns hilfreich sein, in ähnlichen Fällen nicht unbedingt den Schuldigen ausfindig machen zu wollen, sondern die einzelnen von sich weg und hin zum Herrn zu lenken. Wer in Ihm ist, wird sich auch in Ihm mit dem zerstrittenen Teil wiederfinden können. In der Gesinnung Christi gibt es keine Differenzen mehr!

Wir wissen nicht, woran sich der Streit entzündet hat, aber wir dürfen dem Zusammenhang entnehmen, dass die irdische Gesinnung, das Nichtbereitsein zum Ablegen, Hintergrund des Streits war. Wie wohltuend ist es zu wissen, dass man sich im Herrn immer wieder finden darf, dass in Seiner Gesinnung jeder Anspruch auf Rechthaberei verblasst, dass Er auch Kraft gibt, Unrecht zu erdulden und zu ertragen.

"Weshalb lasst ihr euch nicht eher Unrecht tun? Weshalb lasst ihr euch nicht eher benachteiligen?" (1Kor 6:7).

Phil 4:3

"Ja, ich ersuche auch dich, mein Jochgenosse rechter Art, nimm dich ihrer an!"

Paulus weiß, wie schwer es oftmals fällt, den ersten Schritt zu tun, wenn ein Streit Geschwister trennt. Auch wenn man im Herzen längst bereit ist, den Frieden wieder herzustellen, steht doch eine fast unüberwindlich erscheinende Schranke vor einem; man fühlt sich im Recht, und der andere muss folglich den ersten Schritt tun.

Als guter und erfahrener Hirte kennt Paulus diese menschliche Schwäche nur zu gut, und so bittet er einen Bruder, sich der beiden streitenden Frauen anzunehmen.

Wie weise Paulus gehandelt hat, zeigt die Bezeichnung des schlichten Bruders: "Jochgenosse rechter Art". Diese ungewöhnliche Anrede lässt uns an ein Doppelgespann denken. Die solchermaßen Arbeitenden müssen gelernt haben, miteinander zu ziehen. Keiner darf dem anderen voraneilen, sonst verschiebt sich das Gleichgewicht, was gezogen werden muss. Gegenseitige Rücksichtnahme ist hier Voraussetzung für die erfolgreiche gemeinsame Arbeit.

Auch wir verlieren sehr schnell das Ziel aus den Augen, dass es nämlich gar nicht um uns, sondern letztlich um Gott, den Vater geht. Hierbei gibt es dann keine Einzelinteressen mehr, sondern nur ein gemeinschaftliches Ziel. Diese Einstellung wird auch einen bedeutenden Punkt in unserem überhimmlischen Beruf darstellen. Lassen wir uns also darin willig zusprechen und uns darin üben: Ein Körper, ein Geist, ein Erwartungsgut, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch alle und in allen wirkt (Eph 4:4-5).

"Beide wettkämpfen zusammen mit mir am Evangelium,"
Die Frauenfrage

In den Familien brodelt es, an den Arbeitsplätzen, in der Politik, in den Kirchen - überall sind die Frauen im Aufstand; Emanzipation, Frauenfrage, Frauenquote sind die Schlagworte. Uns soll heute nur interessieren, welche Rolle ds Wort Gottes der Frau in der Gemeinschaft zugewiesen hat.

Oberflächlich gesehen ergeben sich bei dieser Frage Gegensätze. So haben wir zu einen die Aussagen in 1Kor 14:34 und 1Tim 2:12, dass die Frauen üblicherweise in der Gemeinde schweigen und sich unterordnen sollen; auch ist ihnen nicht gestattet, zu lehren, noch den Mann selbstherrisch zu behandeln.

Dem oben Gesagten steht unser Textwort scheinbar entgegen, wo die Euodia und Syntyche wie selbstverständlich als Pauli Mitkämpferinnen am Evangelium bezeichnet werden. Auch Stellen wie Röm 16:1-3+12 zeugen deutlich vor der Mitarbeit verschiedener Schwestern.

Der scheinbar Widerspruch löst sich leicht, wenn genau auf den Text geachtet wird. Wenn Gott in Seinem Wort der Frau das Lehramt untersagt hat, wenn Er ihr weiter die anführende Rede in der Gemeinde verbietet, so ist ja damit die Arbeit nicht ausgeschöpft. Eine Fülle von Gemeindearbeit bietet sich den Frauen, die nicht machthungrig gerne vorne stehen wollen, sondern die bereit sind zu deinen. Eine Aufzählung dieser Dienste sollte eigentlich überflüssig sein.

Es liegt ein tiefer Segen auf der Stellung der Unterordnung, ja diese wird sogar in ein Geheimnis gekleidet (Eph 5:22-33). Wer in Christus ist und Seine Gesinnung hat, wird sich gerne unterordnen (der Mann de mChristus, die Frau dem Mann), weil sich auch Christus dem Vater unterordnen wird, "damit Gott alles in allen sei" (1Kor 15:28).

"Beide wettkämpfen zusammen mit mir am Evangelium, wie auch Klemens und meine übrigen Mitarbeiter, deren Namen in der Rolle des Lebens sind."
Die Rolle des Lebens

Weitreichende Konsequenzen ergeben sich aus der Beantwortung der Frage: Wie verhält es sich mit der Rolle des Lebens? Im Rahmen dieser Schrift ist uns nur eine sehr grobe Auslegung möglich, doch soll zu späterer Zeit eine Schrift dieses Problem gründlicher beleuchten. Heute sollen uns erst einmal 3 Schriftworte zu etwas Klarheit verhelfen:

"Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern umhüllt werden, und keinesfalls werde Ich seinen Namen aus der Rolle des Lebens auslöschen...." (Offb 3:5).
"Das wilde Tier, ... Es schickt sich an, aus dem Abgrund heraufzusteigen ... Dann werden die auf Erden Wohnenden staunen, deren Namen nicht auf die Rolle des Lebens geschrieben sind von dem Niederwurf der Welt an..." (Offb 17:8).
"Und alle auf Erden Wohnenden werden es anbeten (das wilde Tier), jeder, dessen Name nicht in der Rolle des Lebens geschrieben steht ..." (Offb 13:8).

Wenn wir zu den obigen Aussagen der Schrift noch Stellen aus dem AT wie z.B. Ps 69:29 hinzunehmen, so gewinnt der unvoreingenommene Leser die klare Erkenntnis, dass es sich hier in keinem Fall auf dem Boden der herausgerufenen Körperschaft Christi befindet.

a) Die Namen in der Rolle des Lebens können gelöscht werden, je nachdem, ob die betreffende Person ein Überwinder ist oder nicht; es hängt also von dem Verhalten des einzelnen ab.
b) Die in der Rolle des Lebens Stehenden sind zur Zeit des wilden Tieres noch auf Erden, nur werden sie es nicht anbeten.
c) Die Rolle des Lebens besteht von dem Niederwurf der Welt an.

Den gestern in den Punkten a, b und c gemachten Aussagen stellen wir heute Worte von Paulus gegenüber:

zu a) Unsere Erwartung und damit unsere ewiges Leben hängt nicht von unserem Verhalten ab, sondern von der Gnade: "Denn in Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe..." (Eph 2:8).

zu b) "Wieviel mehr folglich werden wir, nun in Seinem Blut gerechtfertigt, durch Ihn vor dem Zorn gerettet werden! (Röm 5:9). "Jesus, der uns aus des Zornes Kommen birgt" (1Thes 1:10) "...denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt..." (1Thes 5:9). Diese 3 Aussagen belegen zweifelsfrei, dass wir mit dem Zorn, wie er uns in der Offenbarung enthüllt wird, nichts mehr zu tun haben; wir werden vorher entrückt.

zu c) Unsere Auserwählung besteht schon früher: "...so wie Er uns in Ihm vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat..." (Eph 1:4). Beachten wir hier den feinen aber in seiner zeitlichen Auswirkung gewaltigen Unterschied: Einmal von dem Niederwurf der Welt an die Rolle des Lebens und zum anderen vor dem Niederwurf der Welt (die Körperschaft Christi).

Der gestrige und heutige Tag sollte uns nun das klare Bild vermittelt haben, wer mit der Rolle des Lebens nichts zu tun hat. Wir, die herausgerufenen Körperglieder, wurden früher berufen, sind von der Gnade abhängig, was das ewige Leben betrifft, und werden aus dem Kommen des Zorns (nicht aus dem Zorn) gerettet.

Wenn wir heute die Frage stellen: Wer sind diese, die in der Rolle des Lebens stehen?, so könne uns auch zu dieser Frage die Schriftworte oben hilfreich sein. Danach können wir feststellen,dass in der Rolle des Lebens steht:

Gemäß Offb 3:5 wer überwindet (angesprochen sind hier die Empfänger der sieben Sendschreiben), wir stehen hier auf dem Boden Israels!


Gemäß Offb 17:8 Kein Überwinder wird das wilde Tier anbeten.
und Offb 13:8 auch sind sie über dessen Heraufsteigen aus dem Abgrund nicht erstaunt, weil ihnen Gottes Wort Wegweisung gab. und hier insbesondere die Offenbarung des Johannes.


Die hier angesprochenen Israeliten sind solche, die in das Tausendjahrreich eingehen werden und dessen Segnungen genießen dürfen. Sie wurden vom Niederwurf der Welt an in diese Rolle eingetragen, mussten und müssen sich aber stets mühen, diese Stellung auch zu erhalten. Die 7 Sendschreiben in der Offenbarung belegen dies in sehr dramatisch-anschaulicher Weise.

Wenn wir also den Weg Israels in das Königreich betrachten, so sehen wir, wie ungleich schwerer dieser Weg ist als der unsere, der die überhimmlische Berufung zum Inhalt hat. Unsere Fürbitte sollte also auch stets Israel mit einschließen, insbesondere jene messianischen judenchristlichen Gemeinden, die heute bereits auf dem Boden Israels entstanden sind und sich gegen starke Widerstände seitens der orthodoxen Juden behaupten müssen.

Mit gutem Recht ordnen wir diese Gemeinde dem Königreich auf Erden zu und nicht der Körperschaft Christi!

Eine Sache wollen wir hier n och klarstellen: Wir halten es nicht für möglich, dass jemand vor dem Niederwurf der Welt von Gott auserwählt wurde und gleichzeitig von dem Niederwurf der Welt an in die Rolle des Lebens eingeschrieben wurde. Dies bedeutet: Paulus als Israelit, stand nie in der Rolle des Lebens, weil er eine überhimmlische Berufung hatte, lange schon vor Bestehen der Rolle des Lebens. Im Gegenzug hierzu kann auch keiner, der in der Rolle des Lebens steht, zur Körperschaft Christi gehören, weil man isch diese Zugehörigkeit nicht selbst verdienen kann oder durch Erkenntnis hineinwächst; es ist die souveräne Auswahl Gottes! Auch in diesem Punkt muss das Wort der Wahrheit klar geteilt werden!

Unser Textwort stellt uns also vor die Tatsache, dass sich in der Begleitung Pauli auch solche Mitarbeiter befinden, di ein der Rolle des Lebens stehen und damit Königreichsevangelium verkünden bzw. dem Königreich auf Erden zugelost sind. Erhärtet wird diese Aussage mit Kol 4:10-11: Aristarchus, Markus und Justus sind Mitarbeiter für das Königreich Gottes, die den andersartigen Dienst Pauli nicht abgelehnt haben, sondern vielmehr Hand in Hand mit Paulus arbeiteten, wohl aber jeder an seinem Evangelium.

Wenn wir zu obigem Text noch Kol 4:12 lesen, so sehen wir den Unterschied, den Paulus bei Epaphras macht, im Gegensatz zu den anderen 3 Namen: "Epaphras..., der einer der euren ist, ein Sklave Christi Jesu..."; er war eindeutig ein Körperglied Christi.

Wir möchten heute nochmals unsere lieben Leser gedanklich damit beschäftigen, dass selbst zur Zeit der Gefangenschaft Pauli in Rom, also zum Zeitpunkt der Abfassung der Briefe an die Philipper und Kolosser, in Pauli Begleitung Mitarbeiter waren, die am Königreich dienten. Damit sehen wir auch zu diesem späten Zeitpunkt immer noch zwei Verwaltungen nebeneinander bestehen.

Wenn uns Paulus in Kol 4:11 berichtet, dass ihm allein Aristarchus, Markus und Justus (alle drei sind Mitarbeiter für das Königreich Gottes) zur Erquickung geworden sind, so zeigt uns dies die Spannung, die zwischen den Inhalten der beiden Evangelien besteht. Es zeigt aber auch, dass trotzdem ein gemeinsames liebevolles Mit- und Nebeneinander möglich ist.

Diese Gedanken sollen uns heute anregen, von unserer vielleicht selbst hoch erhöhten eigenen Berufung herabzusteigen und zu erkennen, dass wir wohl eine Sonderstellung in Christus haben, damit aber in keinem Fall besser, höher oder erhabener sind als jene, die eine irdische Berufung haben, denn wir haben alle denselben Herrn und sind alle mit derselben Aufgabe beschäftigt.

Wie mag wohl die gemeinsame Arbeit verschiedener Handwerker am Bau eines Hauses aussehen, wenn sich ständig eine Handwerkergruppe über die andere erhebt und die anderen als minderwertig ansieht. Letztlich schlägt sich die darauf entstehende schlechte Stimmung der Arbeiter auf die Qualität des Hausbaus nieder - zum Schaden des Bauherrn.

Möge uns Israels Berufung doch lieb und wert sein und ständiger Anlass, dieses Volkes in unserer Fürbitte zu gedenken.

Phil 4:4

"Freut euch im Herrn allezeit! Nochmals will ich betonen: Freut euch!"

Es würde am Inhalt und Thema dieses Briefes völlig vorbeigehen, wenn wir den Philipperbrief nur als einen "Brief der Freude" bezeichnen würden, wie es einige aufgrund dieser Versstelle tun. Wenn wir zurückschauen auf die behandelten drei Kapitel, so sehen wir wohl die Schwere des Wandels und Dienstes, sie besteht kurz gesagt in Verzicht und Abstieg. Trotzdem ist die fFreude das tragende Element, und so vergönnt uns der Herr auch immer wieder sozusagen Verschnaufpausen, in den wir uns der Freude vergewissern dürfen und somit nicht in einen gesetzlichen Wandel fallen.

Es ist fast schon paradox, wenn wir hier bedenken: Der in Gefangenschaft gehaltene Paulus ermuntert die in Freiheit befindlichen Philipper zur Freude, ja er gebietet diese direkt in zweifacher Betonung, allerdings mit dem wichtigsten Zusatz: "in dem Herrn"! Nur in Ihm ist Pauli Forderung auch erfüllbar, und nur in Ihm ist diese Freude auch dauerhaft.

Stimmungen, Launen, Hochgefühle - sie kommen und gehen, manchmal schneller als uns lieb ist. Die Freude im Herrn ist unwandelbar, sie gründet auf dem Sieg Christi am Schandpfahl. Auf dem Grund daran nun auch an der Freude weitergebaut werden, indem wir uns vom Worte Gottes führen lassen. Die Gipfel der Freude erreichen wir hier auf Erden darin, dass wir mit jedem überhimmlischen Segen Gesegnete sind - und dies durch Gott, unseren Vater. Wer zu diesen Höhen geistlicher Freude durchgedrungen ist, wird Pauli Zuspruch auch verstehen und sich gleich ihm freuen, auch im tiefsten Leid.

Wir schlossen gestern mit der Aussage, dass die Freude im Herrn auch in tiefstem Leiden unverbrüchlich ist. Wenn Paulus in Kol 1:24 schreibt: "Nun freue ich mich in meinen Leiden für euch....", so sehen wir dies Unverbrüchlichkeit der Freude in seinem Leben bestätigt. Gegen diese Freude im Herrn ist auch der Widerwirker machtlos; es gelingt ihm höchstens, unser Ausgenmerk von dieser Freude abzulenken!

Es fällt den zivilisierten Völkern schwer, ihre Freude zu zeigen - im Gegensatz zu den Naturvölkern. Auch die Gläubigen sind vielfach von dieser Zivilisationskrankheit befallen. So werden viele Wortdienste mit unbeweglicher Miene verrichtet, so dass man meint, Puppen vor sich zu haben. Auch der Umgang untereinander lässt oftmals jegliche Freude vermissen, dafür hüllt man sich lieber in Würde und Hoheit. Wo bleibt die Freude, die doch unser Wesen prägen sollte? Wo bleibt die Freude, den den anderen mitreißt, ihm zusprechen möchte?

Freude, gepaart mit Liebe, ist doch eine jener Geistesfrüchte, die uns in Gal 5:22 genannt sind. Eine Frucht aber muss erst einmal reifen, und dies geschieht bei uns unter der Sonne des Wortes Gottes. Je mehr wir uns diesn Strahlen aussetzen, desto reifer werden wir, je schöner wird unsere Farbe, und umso mehr leuchtet unsere Freude auf.

Oh, Brüder und Schwestern, lassen wir uns doch nicht abhalten, im Wort der Wahrheit zu forschen, in dieser Freude im Herrn zu reifen, damit wir nach außen und n ach innen Ihn verherrlichen!

Phil 4:5

"Lasst eure Lindigkeit allen Menschen bekannt werden: der Herr ist nahe!"

Jeder einzelne Mensch ist vor Gott ein Original. Er ist mit mehr oder weniger guten bzw. schlechten Veranlagungen ausgestattet für die er nicht verantwortlich gemacht werden kann. Wenn nun ein Gläubiger der von Natur aus schon sanft ist Lindigkeit ausstrahlt, so ist dies ja nichts Besonderes, er bleibt in jeder Lage ein sanfter Mensch. Anders ist es bei einem Gläubigen mit entsprechend rohen Wesenszügen. Oft mag er unter seiner eigenen Rohheit leiden, aber dann geschieht das Gewaltige: Erfüllt mit der Freude im Herrn, macht er an sich selbst die Erfahrung, wie seinemenschlichen Eigenschaften von der Freude im Herrn verdrängt werden und wo vielleicht vorher Sturheit, Rechthaberei, Streitsucht und Fanatismus vorgeherrscht haben, macht sich Nachgiebigkeit, Nachsicht, Milde, Güte Wohlwollen breit. Aber - wie es ja auch unser Text zeigt - voran geht die Freude im Herrn!

Beachten wir auch, dass unser Text über den Rahmen der Gläubigen hinausgeht und alle Menschen umfasst; alle (soweit möglich) sollen unsere Lindigkeit spüren. Wenn dann der Ungläubige erstaunt wahrnimmt, wie aus einem Rauhbauz ein Gelinder wird (zumindest ab und. zu), so darf dies auch ein Zeugnis für den Herrn sein.

Lindigkeit also ein Abglanz unserer Freude im Herrn! Mögen recht viele Menschen (vielleicht gleich heute?) unsere Lindigkeit verspüren dürfen!

"der Herr ist nahe!"

Die Aufforderung zur Lindigkeit wird in Verbindung gebracht mit den Worten: "der Herr ist nahe!" Dies kann auf zweierlei Weise ausgelegt und gesehen werden:

  1. Im Blick auf die Lindigkeit: Die nahe Wiederkunft des Herrn bedeutet für uns, wir sollen lind sein und haben niemand zu beurteilen oder zu verurteilen - dies geschieht bei der Wiederkunft durch den Herrn selbst. Richtungsweisend sind hier für uns Pauli Worte aus 1Kor 4:5. Nicht richten vor der Zeit sondern Lindigkeit ausstrahlen so gilt es uns heute.
  2. Im Blick auf die Freude schließt sich der Kreis wieder mit dem 1. Kapitel des Epheserbriefes: Der ist uns nahe, indem wir in Ihm sind! Die innerliche Nähe des Herrn drückt sich in diesen zwei Worten aus. Die vielfache Wortverbindung "in Ihm" im Epheserbrief ist also die Grundlage unserer Freude.

Ob nun der Herr so oder so nahe ist für uns ist es eine wunderbare Tatsache, dass wir, auf Ihn wartend, in Ihm geborgen sind.

Das Nahen der Wiederkunft Christi lenkt unseren Blick weiter auf ein Ereignis, auf welches wir immer wieder hinzuweisen haben: Die Preisrichterbühne Christi.

"Darum setzen wir auch unsere Ehre darein, ob wie daheim sind oder außerhalb des Heims, Ihm wohlgefällig zu sein. Denn wir alle müssen vorne vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder schlecht." (2Kor 5:9 -10).

Wohlgefällig sind wir Ihm, wenn wir u.a. unseren Leitvers schauen und unsere Ehre darein setzten, unsere Lindigkeit allen Menschen bekannt werden zu lassen. Ganz besondern anspornen sollte uns zudiesem wohlgefälligen Verhalten das nahe Bevorstehen der Preisrichterbühne.

Der obige Vers sollte uns doch nachdenklich werden lassen, vor allem wenn wir uns am Tagesende fragen, was wir alle hätten tun können, was wir aber nicht taten, sei es aus Bequemlichkeit oder sonstigen Gründen. Hier ist nicht von geistlichen Dingen wie z.B. Erkenntnisfragen die Rede, sondern von den ganz praktischen Dingen daheim im Hause, im Zusammenleben mit der Familie oder außerhalb des Heimes, auf der Straße, im Bus, bei Besuchen, auf der Arbeitsstelle. Überall können wir unsere Lindigkeit zeigen, und vor dem Herrn wird dann alles ein gerechtes Urteil finden.

Möge es doch jeder von uns ganz wörtlich nehmen und wirklich seine Ehre darein setzen, unserem Herrn und Haupt zu dienen, in Ihm Lindigkeit auszustrahlen, Ihm wohlgefällig zu sein. Unser Verhalten hierin ist ein Gradmesser, wie weit wir Ihn wirklich lieben.

Phil 4:6

"Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allem eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott bekannt werden."

Sorgen können eine vielfältige Ursache haben, da sind die finanziellen Sorgen, Sorgen im Berufsleben oder in der Familie, Krankheit oder der zwischenmenschliche Bereich. Immer sind es Dinge, die wir nicht mehr überblicken, die uns kräftemäßig überfordern oder denen wir hilflos oder ohnmächtig gegenüber stehen. Im Anfang beunruhigen sie uns, dann verursachen sie Angstgefühle, sie lähmen unsere Kraft und können letztlich der tiefere Grund körperlicher und psychischer Krankheiten werden.

Eine weitere folge der Sorgen ist die, dass sie unser Herz mehr und mehr ausfüllen, unsere Gedanken beherrschen und auf diese Weise unser geistliches Leben nachhaltig zu stören vermögen. Unser Leben wird freudlos, die Sinne sind düster, und der innere Frieden ist dahin.

Die bisherigen Aussagen zeigen uns eines ganz deutlich: Sorgen sind äußerst gefährlich! Ein Verharren in ihnen kann schwere Konsequenzen nach sich ziehen. Es ist also sicher nicht verfehlt, wenn wir einmal einen Tag lang Bilanz ziehen, wo unsere Sorgen liegen, welcher Art sie sind und inwieweit sie uns beherrschen bzw. von unserem geistlichen Leben abhalten.

Der richtige Umgang mit unseren Sorgen wird auch zu einem Ausdruck unseres Wandels. Wenn wir sehen, wieviel Sorge auch unter Gläubigen gegenwärtig ist, so wird es uns ein wichtiges Anlegen, den biblischen Weg aufzuzeigen.

Auch die Gläubigen werden von den Sorgen nicht verschont, wir können nur verhindern, dass sie sich bei uns einnisten. Das Rezept besteht im Offenlegen der Sorgen vor Gott.

Paulus meint hier sicherlich nicht nur den gelegentlichen Notschrei eines Gläubigen, dem das Wasser bis zum Hals steht, nein, er will uns zu einem täglichen Gebetsleben führen, in dem das Sprechen, ja sogar das Flehen mit und vor Gott gepflegt wird.

Es wäre unehrlich, wollten wir hier sagen, mit einem einmaligen Gebet verschwänden die Sorgen. Im Gegenteil, sie kommen immer wieder, und nur ein tägliches Bitten und Flehen wird hilfreich sein. Es ist der tägliche Gebetskampf des Glaubens, dass Gott weit mehr kann, als ich bitte und verstehe, dass Er auch alle meine Sorgen längst weiß und ich es also ruhig Ihm überlassen kann, wie alles kommen wird.

Ein richtiger Umgang mit der Sorge besteht also nicht in der Erwartung, ein Gebet vor Gott könne diese zunichtemachen; vielmehr ist es ein "Ihm vertrauten", dass Er alles recht machen wird, auch wenn der Anlass zur Sorge nach wie vor besteht.

Je mehr wir Gott in Seiner Größe und Herrlichkeit erkennen, umso mehr trauen wir Ihm zu, umso mehr können wir umladen ... von uns auf Ihn.

Wir wissen um das Problem von Theorie und Praxis - wir wissen, dass man viel und schön schreiben kann, dass aber im Alltag manches anders aussieht. Du, lieber Leser, stehst hier nicht allein. Unsere gestern gemachte Aussage, dass das Ablegen der Sorgen mit dem Erkennen der Größe Gottes zu tun hat, also mit dem Vertrauen, führ uns zu Eph 1:17, wo Paulus um geistliche Weisheit und Enthüllung der Größe Gottes betet. Dies sollte uns auch im Blick auf die Sorgen ein neues und regelmäßiges Anliegen werden ... für uns und für unsere Geschwister.

Ein würdiger Wandel und ein entsprechender Dienst beansprucht also auch Zeit für ein Gebetsleben gem. Eph 1:17, und zwar ein regelmäßiges! Vielleicht liegt hier der Grund für Dein Verzagen, für Dein weiteres sorgenerfülltes Leben. Aber das Wunderbare ist doch, je größer Gott wird, je mehr Er sich uns enthüllen kann, desto mehr erkenne ich, dass Er handelt und nicht ich.

So kann uns noch ein weiteres Wort Zuspruch geben, wir finden es in Röm 8:28: "Wir wissen aber, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind." Möge dieses Wort stets vor uns stehen, wenn uns Sorgen bedrücken wollen, und wenn wir es richtig verstanden haben, dann darf als eine Verherrlichung Gottes unsere Danksagung emporsteigen: Du Vater, bis so herrlich, so groß, Du machst alles wohl, auch in meinem Leben, Du hast mich berufen vor dem Niederwurf der Welt, hab tausend Dank, dass auch all meine. Sorgen vor Deiner Herrlichkeit verblassen, ja grundlos werden. Sei gelobt und gepriesen in alle Ewigkeiten ...

Phil 4:7

"Dann wird der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren."

Vielfach wird obiger Vers ohne die Verbindung zu Vers 6 zitiert. Man reißt ihn aus dem Zusammenhang, ohne zu beachten, dass ja erst der richtige Umgang mit den Sorgen diesen Vers 7 ermöglicht, nämlich in dem Frieden Gottes zu leben. Hier ist allerdings nicht jener Friede aus Röm 5:1 gemeint, der die Trennung von Gott beendet und der uns im Anfang unseres Glaubenslebens erfreue durfte, nein, es ist jene Ruhe im Herzen, die auf Röm 11:36 fußt: "Denn aus Ihm und durch Ihn und zu Ihm hin ist das All!"

Der feste Glaube an obiges Wort lässt uns alles ganz anders sehen, nicht mehr irdisch, sondern schon überhimmlisch. Alles Beunruhigende wird kleiner, unwichtiger, wir lassen es zurück, lasses es unter uns, schon können wir etwas darüber lächeln - nicht erhaben, sondern friedevoll, eben weil uns Gottes Friede kraftvoll durchströmt.

Dieser Friede ist wahrlich jedem irdischen Denksinn überlegen, weil er auf unsichtbaren, noch nicht greifbaren Tatsachen beruht, auf Glauben. Hierin können wir heute schon der sichtbaren und unsichtbaren Welt ein Zeugnis von Gottes Weisheit sein (Eph 3:10), einer Weisheit, die dem Zuschauer zeigt, wie inmitten einer Welt voll Unruhe, Sorge, Angst, Hetze, Lüge, Tod, Menschen leben, die in ihrem Herzen tiefsten Frieden haben dürfen.

Möge uns auch diese Seite unseres Wandels bewusst werden: Heut schon Schaugefäße der Weisheit Gottes zu sein!

Das Herz und die Gedanken sind jene Teile, die von den Sorgen am meisten betroffen sind. Das sorgenerfüllte Herz löst dann die physischen und die von Sorgen gefangenen Gedanken lösen die psychischen Krankheiten aus.

Welch liebliches Bild steht heute vor uns: Der Friede Gottes, verglichen im Bild einer Feste in Christus Jesus. Eine Feste zeigt uns einen starken Mauerwall, der alle feindlichen Angriffe einmal abgewehrt und zum anderen die Dahinterstehenden völlig schützt. Herz und Gedanken sind also völlig bewahrt und geschützt, sofern ich die Sorgen ablegen kann. Ein Bild steht vor uns, welches den Thessalonichern geschrieben ward:

"Er Selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch ganz und gar, und möge euer Geist unversehrt und die Seele und der Körper tadellos bewahrt werden in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus" (1Thes 5:23).

Hier sehen wir unsere Ganzheit (Geist, Seele und Leib), die wir mit in diesen Frieden hineingeben dürfen und die in der Feste in Christus Jesus bewahrt wird.

Was könnte wir in. unserer heutigen Zeit und Welt, in der alles im Um- und Aufbruch begriffen ist, deren Ängste und Probleme immer größer werden, dringender brauchen als diesen Frieden Gottes, der alles Fressen. und Nagen der Sorgen in unserem Inneren zum Stillstand bringt, ja mehr, der uns vor all diesem bewahrt wie in einer Feste in Christus Jesus.

Wir wollen heute noch ein Wort zu obigem Text betrachten, welche auf eine ganz bestimmt Art von Sorgen abzielt - die Beziehung der Gläubigen untereinander. Dass hier Probleme auftretgen können, di euns Sorgen bereiten, wissen wir sicher aus eigener Erfahrung.

"Und der Friede Christi sei der Schiedsrichter in euren Herzen..." (Kol 3:15)

Sorgen stören nachhaltig unseren Frieden. Hier zeigt uns Gottes Wort einen Gradmesser, an dem wir immer ablesen können, wie unser Stand ist.

Zusammenfassend können wir sagen: Es ist Glaubensgehorsam, wenn wir dem Wort folgen "Sorgt euch um nichts". Hier ist kein Aufruf zu leichtsinniger Sorglosigkeit zu verstehen, sondern der kindlicher Glaube, der dem Vater über alles eigene Begreifen hinweg vertraut. Unsere Gebete und Flehen sind kein ängstliches Warten, ob Gott wohl auch unsere Bitte erhört oder die Dinge in unserem Sinn erfüllt - nein, es ist Bitte und Danksagung, dass Er alles richtig macht, egal wie es kommt. Röm 8:26 schiebt ja in jedem Fall dem zu hartnäckigen erbitten einen Riegel vor, indem uns dies gesagt wird, dass wir eh nicht wissen, was wir beten sollen, da wir nicht wissen, was (aus Göttlicher Sicht) sein muss.

Möge Er selbst, der Herr des Friedens, uns allezeit und in jeder Weise Frieden geben (gem. 2Thes 3:16), denn Er, Christus Jesus, ist unser Friede (Eph 2:14)!

Phil 4:8

"Im übrigen, Brüder, alles was wahr ist ... zieht in Betracht."

Ein griechischer Philosoph wurde von einem Bekannten aufgesucht, der ihm eine interessante Neuigkeit erzählen wollte. Bevor der Bekannte zu reden anfangen konnte, frage ihn der Philosoph: "Hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?" "Durch welche Siebe?" fragte der andere. "Nun, erstens hast du das, was du mir erzählen willst, mit deinen eigenen Augen gesehen?" "Nein!" gestand der Bekannte. "Zweitens, hast du deine Neuigkeit mit deinen eigenen Ohren direkt von der Quelle gehört?" "Nein, das nicht..." "und hast du drittens alles, was du mir sagen möchtest, durch das Sieb der Wahrheit gesiebt?" "Nicht direkt..." meinte der Mann! Daraufhin winkte der Philosoph ab und sagte: "Dann will ich deine Geschichte auch nicht hören!"

Wenn wir bedenken, mit was für Tratsch und Gerede Gläubige oft ihre so kostbare Zeit vergeuden und wie manche gerade solche Art von Unterhaltung dem Wort Gottes vorziehenm, so gewinnt Pauli Mahnung eine große Berechtigung. Es ist feststellbar, dass Ungläubige oft edler mit der Wahrheit umgehen als Gläubige.

Über diesen irdischen Wahrheit steht auf einer höheren Stufe die göttliche Wahrheit. Es ist die Wahrheit, von der Jesus spricht, z.B. in Joh 8:32; Joh 14:6 und Joh 18:37, oder Paulus in 2Tim 2:15 anführt. Hierunter fällt auch der erste Teil der Waffenrüstung Gottes, "eure Lenden umgürtet mit Wahrheit" (Eph 6:14).

Es ist oft recht schwer die göttliche Wahrheit in Betracht zu ziehen, wenn dieser unsere irdische Vernunft im Wege steht. Denken wir nur an die Frage über den "Ursprung des Bösen". Hier wird der Wahrheit des Wortes (z.B. Jes 45:7) weniger geglaubt, als dem eigenen Gefühl "aus Gott kann doch nichts Böses kommen!" Ziehen wir doch das, was wahr ist, in Betracht -. indem wir unsere Aussagen immer wieder am Maßstab der Schrift prüfen.

"... alles was ehrbar ... zieht in Betracht."

Wir leben heute in einer Zeit, die Paulus als "eine gefährliche Frist" bekanntgemacht (2Tim 3:1). Es folgt dieser Aussage eine Charakterisierung des Endzeitmenschen: "Selbstsüchtig, geldgierig, hoffärtig, stolz, Lästerer, gegen die Elter widerspenstig, undankbar, huldlos, lieblos, unversöhnlich, Widerwirker, ahltlos, zügellos, dem Guten feind, Verräter, voreilig, dünkelhaft, mehr Freunde des Genusses als Freunde Gottes, die eine Form der Frömmigkeit haben, die Kraft derselben aber verleugnen". Ein. Blick rundum zeigt uns, dass Pauli Voraussage in vollem Umfang eingetroffen ist. Vom höchsten Staatsmann bis z um sogenannten "kleinen Mann" wird geschoben und betrogen, wird um Posten und Stellung gerangelt, wird heute so gesagt und am nächsten Tag das Gegenteil behauptet ... man hat den Eindruck, die Menschheit hat sich an dies alles schon gewöhnt.

Fast tragisch ist es, dass auch die Gläubigen von diesem Sog der Unehrbarkeit nicht verschont bleiben.

Ehrbar ist all das, dessen wir uns nicht schämen müssen. Ehrbar ist, wenn wir den geraden WEg dem verschlungenen vorziehen; da ist dann ein offenes und direktes Wort mehr wert als jenes feige und gemeine Gerede hinten herum! Ein klärendes Gespräch, ein offenes Bekennen eventuell eigener Schuld, ein Stillesein, auch wenn man sich im Recht fühlt, sich lieber Unrecht antun lassen, als zurückschlagen, dem anderen den Vortritt lassen, selbstlos, freigebig....

Ein Prüfstab für unser Tun ist das Wort Pauli: "Darum setzen wir auch unsere Ehre darein, ob wir daheim sind oder außerhalb des Heims, Ihm wohlgefällig zu sein" (2Kor 5:9).

"alles was gerecht ... zieht in Betracht".

Mit dem Wort, Gott immer und überall wohlgefällig zu sein, schlossen wir den gestrigen Tag ab. Dieses Wort gilt aber auch heute, und darüber hinaus sollte es stets unserem Dienst und Wandel begleiten und beeinflussen.

Es ist immer einfach, für eine gerechte Sache einzustehen; oft lassen wir uns von äußeren Dingen blenden und beeinflussen. Ein schöner und ästhetischer Mensch besitzt schneller unsere Sympathie als ein unansehnlicher, und hiervon hängt dann auch unser Urteil ab, wenn wir etwas in Betracht zu ziehen haben. Dazu kommt die unüberhörbare Stimme unseres Fleisches, die sich gerne über das, was gerecht ist, hinwegsetzt, wenn es nur der Bequemlichkeit oder dem "Ich" dienlich ist. Doch das Urteil der Schrift über das Fleisch ist klar bezeugt: Es wohnt nichts Gutes in ihm (Röm 7:18); es kann Gott nicht gefallen (Röm 8:8); es nützt überhaupt nichts (Joh 6:63); es ist in Feindschaft gegen Gott (Röm 8:7).

Dieses, unser Fleisch (unsere alte Natur) darf uns also nicht leiten, wenn es gilt, gerecht zu sein. Ohne Ansehen der Person, ohne Rücksicht auf persönliche Bindungen, ohne unser eigenes "Ich" zu befriedigen, sollten wir dort gerecht handeln, wo wir gefordert werden. Hierzu zählen alle zwischenmenschlichen Beziehungen es sind die vielen Gelegenheiten im Berufsleben, kurz, es sind unzählige Möglichkeit, die uns täglich begegnen.

Wenn wir mit wachen Augen (Augen, die auf den Herrn gerichtet sind), unser Leitwort beachtend, durch den Tag gehen, so düren wir es uns jedesmal von Ihm schenken lassen, das Gerechte in Betracht zu ziehen, wie es die jeweilige Situation erfordert.

"...alles was lauter... zieht in Betracht".

Um dem Wort "lauter" mehr Inhalt zu geben, könnten wir es sinngemäß auch mit weiteren Begriffen wie z.B. "keusch, rein, arglos, aufrichtig" umschreiben.

Die Korinther, die uns so manches negative Beispiel geben, dürfen heute zu einem Vorbild der Lauterkeit werden. In 2Kor 7 sehen wir Paulus, der sich viel Gedanken machte ob sein erster Brief an die Geschwister in Korinth nicht zu hart ausgefallen sein könnte. Doch dann erlebt er wie sein Mitarbeiter Titus trotz des harten Briefes von ganzem Herzen aufgenommen wurde. Wohl gab es Betrübnis über den Inhalt des Briefes, wohl gab es Eifer und sicherlich manche Diskussion, doch ihr Verhalten erfreute Paulus zutiefst, und er kann ihnen das schöne Zeugnis ausstellen: "Denn siehe gerade dies, euer gottgemäßes Betrübtsein, wieviel Fleiß hat es bewirkt, sogar Verteidigung, sogar Entrüstung, sogar Furcht, sogar Sehnsucht, sogar Eifer, sogar Rache! In allem habt ihr euch in dieser Sache als lauter erwiesen" (2Kor 7:11)

Man muss sich in dieses 7. Kapitel hineinlesen, um Pauli große Freude über die Korinther zu verstehen. Würden wir einen ähnlichen Brief von einem Bruder erhalten, wie wäre unsere Reaktion? Könnte sie auch als "lauter" bezeichnet werden? Wären wir wir in unserem Verhalten eventuell sogar ein Vorbild, wie Paulus dem Timotheus in 1Tim 4:12 zuspricht?

Gerade Timotheus wurde von Paulus immer wieder zur Lauterkeit angehalten, sei es im Verhältnis zu den älteren Brüdern sowie zu den jüngeren Schwestern. Auch im dienst wird ihm Lauterkeit anbefohlen (1Tim 5:2; 1Tim 5:22).

Wir nehmen heute Pauli Wort mit in den Tag: "Keinen Anstoß geben wir, in keiner Weise, damit kein Makel an dem Dienst befunden werde,; sondern in allem empfehlen wir uns selbst als Diener Gottes; in vielem Erdulden, in Drangsal, in Nöten, unter Druck, unter Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mhsal, im Wachen im Fasten, in Lauterkeit.... (2Kor 6:3-10)

"...und alles was freundlich... zieht in Betracht".

Gerade dieser 8. Vers mit seinen verschiedenen Punkten, die wir in Betracht ziehen sollen, macht es erneut erforderlich zu betonten, dass wir hierin keine gesetzliche Aufforderung zu sehen haben. Alles muss der Freude entspringen, dass wir in Christus Jesus dem Vater ganz nahe geworden sind. Wo keine solche Freude da ist, wird auch kein entsprechender Dienst und Wandel sein, im höchsten Fall ein gesetzlicher.

Auch Freundlichkeit entspringt der Freude, sie soll ihren Anker in unseren Herzen haben. Wie wohltuend ist diese Wärme, die nicht auf purer Erkenntnis und Besserwisserei aufbaut, sondern auf Freundlichkeit, und wie kalt wirkt jeder, der stets den Lehrer spielen möchte, hier kann man in der Tat sagen: Erkenntnis bläst auf, Herzenswärme baut auf!

Auch womit wir uns beschäftigen, spielt eine große Rolle, soll von uns in Betracht gezogen werden. Eine Schwester schrieb uns einmal, dass sie sich viel mit Streitthemen bestimmter Brüder befasse. - nun sei sie schon ganz krank vor lauter Aufregung und Ärger über das, was sie alles entdecken musste! Auch in diesen und ähnlichen Dingen wäre es besser und nützlicher, die freundlichen Dinge in Betracht zu ziehen, die uns nützlich sind, uns fördern und den Vater verherrlichen. In negativen Dingen herumzuwühlen, bringt aber das Gegenteil von Freude, es macht uns krank oder zumindest griesgrämig und unfreundlich.

So sind wir also in mannigfacher Weise angesprochen, das Freundliche in Betracht zu ziehen. Auch unsere Rede soll. unter dieser Kontrolle stehen. "Kein faules Wort gehe aus eurem Mund hervor,m sondern nur ein gutes (freundliches), wenn es der Auferbauung bedarf, damit es den Hörenden Gnade gebe" (Eph 4:29).

"alles was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend oder wenn es irgendeinen Lobpreis gibt, so zieht diese in Betracht."

Wohllautend sollte das sein, was aus uns herauskommt, also in Form der Sprache - und Wohllautendes sollten wir bei dem in Betracht ziehen, was wir aufnehmen, also mit den Ohren hören. Mit dem ersteren können wir unsere Mitmenschen abstoßen, mit dem anderen schaden wir uns selbst.

Die von Paulus in diesem 8. Vers aufgezählten Charakterzüge sind edel, sie stehen uns wohl an, ja sie sind die Schmucksteine der Berufenen. Wenn sich die Welt mit metallenen Klunkern jeglicher Schattierung behängt, ist es da zu viel verlangt, wenn sich der Gläubige auch schmücken soll, nur eben mit Gott wohlgefälligen Dingen?

Es ist heute sehr schwer und wird immer schwerer, gegen den Strom des Zeitgeistes zu schwimmen. Aber gerade in einer Zeit des Abfalls sollen wir uns abheben, sollen auffallen, sollen wir Lichter in dunkelnder Nacht sein. Es ist in der Tat eine ernste Frage, die wir uns stellen müssen: Ziehen wir geistliche Tugend und den Lobpreis unseres Gottes den weltlichen Dingen vor? Sind Wahrheit, Ehrbarkeit, Gerechtigkeit, Lauterkeit, Freundlichkeit, alles was wohltuend ist, unsere Tugend, unser Lobpreis und Schmuck?

"Wenn wir nun das Edle tun, so lasst uns nicht entmutigt werden; denn zu seiner gebührenden Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht ermatten. Demnach wirken wir nun, wie wir Gelegenheit haben, für das Gute an allen, am meisten aber an den Gliedern der Familie des Glaubens" (Gal 6:9-10).

Phil 4:9

"Was ihr auch von mir gelernt und erhalten, gehört und an mir gewahrt habt, das setzt in die Tat um;"

DAs Leben unseres Apostels Paulus, abgesondert von Muterleib an (Gal 1:15), steht heute noch vor uns und fordert uns zum Nachahmen auf. Angesprochen sind unser Geist (er soll lernen), unsere Ohren (was ihr gehört habt) und unsere Augen (was ihr an mir gewahrt habt); hier sollen wir wiss- und lernbegierige geistliche Schüler sein.

Gott sonderte Paulus von Mutterleib an dazu ab, dass er Christus Jesus als Evangelium unter den Nationen verkündigte (Gal 1:16). Er schenkte ihn uns auch als Typus eine Menschen in Christus. so dürfen wir Paulus in allem nachahmen, wie ja auch er Christi Vorbild in unverbrüchlicher Treue folgte.

Der Philipperbrief ist voll von Aufforderungen und Zusprüchen, aktiv zu sein, zu handeln - auch unser obiges Leitwort besteht aus solch einer Aufforderung. Wenn wir hier von Grund auf keine richtige Einstellung zum Philipperbrief haben, kommen wir sehr schnell in ein gesetzliches Handeln (siehe unser Vorwort zu Band I).

Wir haben immer wieder betont, unser Wandel und Dienst muss der Freude entspringen. Weiter wissen wir, dass unser Wandel und Dienst vor der Preisrichterbühne des Christus beurteilt werden wird - er muss also einen tieferen geistlichen Sinn haben, genauso wie auch unser ganzes Erdenleben.

Wenn wir einmal erkannt haben, dass vor uns eine überhimmlische Berufung steht, die einen das All umfassenden Beruf beinhaltet, wenn wir erkannt haben, dass unser irdisches Leben - und darin eingebettet auch Wandel und Dienst - eine Vorbereitung, ja eine Ausbildung für diesen Beruf ist, müsste doch dieses Wissen unsere Freude zu einem würdigen Wandel noch mehr steigern!

Das Leben des Apostels Paulus

Die Vorbereitung auf das überhimmlische Leben begann bei Paulus schon von Mutterleib an. Was unser Leben betrifft, so sind wir vielfach der Ansicht, dass Gott in uns erst von dem Zeitpunkt an zu wirken begann, als wir gläubig wurden. Hier sollten wir unser eigenes Leben neu überdenken und den Versuch unternehmen, Gottes Wirken in unserem Leben von Anfang an zu erkennen.

Pauli Jugend, seine Ausbildung zu einem Mitglied in den Reihen der Pharisäer, sein Eifer für das Gesetz, der ihn auch nicht von der Ermordung der Heiligen Jesu Christi abhielt (denken wir hier nur an Stephanus gem. Apg 8:1-3), all das Furchtbare und Schreckliche seiner Taten lag mit eingebettet in Gottes Plan. Dies mag manchem kaum glaubhaft erscheinen, und doch ist es so! Der Mench ist von Gott so geschaffen, dass er durch Erfahrungen lernt. Auch Paulus musste durch Erfahrungen lernen. So führte ihn Gott in der ersten Etappe seines Lebens zuerst einmal bis auf die unterste Stufe eines Mörders, sogar eines Mörders der Heiligen. Als Paulus dann vor den Toren von Damaskus sein falscher Eifer und seine schändlichen Taten schlagartig klar wurden, war die für ihn ein vernichtender Schlag.

Auf Dunkel folgt Licht, folgte für Paulus die überwältigende Barmherzigkeit Gottes. Diese Erfahrung war notwendig, denn nur mit dieser Erfahrung konnte er ein glaubhafter Zeuge der damals anbrechenden "Verwaltung der Gnade Gottes" sein (Eph 3:2).

Vielleicht gibt uns dieses Wissen die Möglichkeit, auch in unserem Leben manches anders zu sehen, manchen Punkt, in dem wir bisher mit Gott haderten, in einen Lobpreis umzuwandeln - möge dies zu Seiner Verherrlichung geschehen!

Was ihr gelernt

Die Erfahrung, die wir gestern im Leben Pauli sahen, lässt uns auch seine Worte an Timotheus erst richtig verstehen; wollen wir sie doch so richtig mit den Augen des Herzens lesen:

"'Dankbarkeit habe ich gegenüber dem, der mich mächtig macht, Christus Jesus, unserem, weil Er mich für treu erachtet und in den Dienst eingesetzt hat, der ich zuvor ein Lästerer, Verfolger und Frevler war. Ich habe jedoch Erbarmen erlangt, weil ich es unwissend tat, im Unglauben. Überwältigend aber ist die Gnade unseres Herrn, mit Glauben und Liebe, di ein Christus Jesus ist" (1Tim 1:12-14).

Wir sehen, wie wichtig die Erfahrung des Üblen ist, damit uns die Gnade auch wirklich überwältigen kann. Hier lernen wir von Paulus eine ganz wichtige Lektion.

Generell sehen wir unter diesem Gesichtspunkt auch Gottes Handeln in der gesamten Schöpfung. Auf dem dunklen Hintergrund der Sünde, die jeder Mensch erfahren muss, lässt Gott ihnen Seine unermessliche Liebe erstrahlen. Diese Erklärung weist uns den Weg zum Verständnis, warum der Mensch dieses Erdenleid überhaupt durchlaufen muss und nicht sofort in die Herrlichkeit Gottes versetzt wird. Letzteres wäre ein Zustand, wie ihn Adam und E va im Paradies erlebten.

Als glaubhafte Gefäße Seiner Gnade, die wirklich aus der Erfahrung lernten, was Gnade heißt, werden wir in den herankommenden Äonen, also in der überhimmlischen Welt, den dortigen Bewohnern dies überwältigende Gnade zur Schau stellen (Eph 2:7), und die in Christus, unserem Haupt!

erhalten und gehört

Wir zitieren ein Wort aus Eph 3:2 - allerdings nach der 4. unrevidierten Auflage der Konkord. Wiedergabe, deren Wortlaut hier treffender erscheint: "Wenn ihr überhaupt hört von der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir für euch ist gegeben..." Dieser aus tiefstem Herzensgrund kommende Seufzer Pauli offenbart so richtig die Not, die schon damals bestand und heute einen negativen Höhepunkt erreicht hat.

Die Verwaltung der Gnade Gottes ist untrennbar mit Paulus verbunden (Eph 3:7-8). Jeder Kompromiss mit dem Evangelium, welches unter Petrus verkündigt wird, wäre eine Schmälerung der hier angesprochenen Gnade. Wohl gibt es Gnade, solange wir von Gott wissen, nur, diese Gnade, die überströmend ist, die alles bedeckt und hinweg nimmt, die keinerlei Hinzutun von Menschen fordert, ist absolut einmalig.

Bezeichnenderweise hat es der Widerwirker verstanden, die Ohren der Gläubigen auf anderes auszurichten, und so sehen wir heute die große Zahl der Gläubigen einem Evangelium nacheifern, welche ihnen gar nicht gehört - und nur von wenigen erfasst, verhallen Pauli Worte: "Wenn ihr überhaupt hört...!"

Das richtige Hören braucht viel Zeit, es ist ein Hineinhören in Gottes Wort und eben besonders in den Teil des Wortes, der uns durch Paulus vermittelt wird. So können stille hörende Stunden über der Bibel Stunden der tiefsten Freud und des Glücks werden, und dieser Freud gibt die Kraft zu Pauli weiterer Aufforderung: "das setzt in die Tat um".

Mir für euch

Wir gehen nochmals zu Eph 3:2, wo wir gestern die wehmütig klingenden Worte vernahmen: "Wenn ihr überhaupt hört...", doch soll uns heute der 2. Teil jenes Verses beschäftigen, "die Verwaltung der Gnade Gottes, die mir für euch ist gegeben".

Wie schnell wird Paulus als 13. Apostel in die Reihe der Zwölf gestellt oder gar als 12. Apostel anstelle des Verräters Judas angesehen. Solche Zuordnungen sin dnicht nur falsch, sondern auch verhängnisvoll, weil damit die Botschaft Pauli mit derjenigen der Zwölf inhaltlich gleichgestellt wird. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt, in Pauli Anfangsphase, war dies auch der Fall - Paulus verkündigte, gleich den Aposteln in Jerusalem, Königreichsbotschaft. Doch der Herr führte Paulus in die Stille und offenbarte ihm dort Zug um Zug das Evangelium der Gnade. Paulus schildert dies so: "Denn ich mach euch bekannt, Brüder: Das von mir verkündigte Evangelium ist nicht menschengemäß. Denn ich erhielt es weder von einem Menschen, noch wurde ich es gelehrt; vielmehr wurde es mir durch eine Enthüllung Jesu Christi zuteil" (Gal 1:11-12).

Warum lernte Paulus nicht von Petrus? Warum betont er, dass sein Evangelium nicht menschengemäß sei? Hier wird uns so recht vor Augen geführt, dass sich das Evangelium der Zwölf in wesentlichen Punkten von dem des Paulus unterschied. In völliger Abgeschiedenheit, fern vom Einfluss aus Jerusalem wurde Paulus die Verwaltung der Gnade Gottes bekannt und vertraut gemacht. Er wurde sich dieser Sonderstellung unter den Aposteln bewusst und so ist es keine Überheblichkeit, wenn er sich als den bezeichnet, der als Apostel Christi Jesu den Nationen jenes Evangelium zu verkündigen hat, das die Verwaltung des Geheimnisses betrifft (Eph 3:8-9).

"Mir für euch", darf Paulus sagen, und wir sind die Erhaltenden und Hörenden.

Falsches Hören

Unser Ohr ist vielen Einflüssen ausgesetzt, manchem können wir entfliehen, manchem sind wir einfach ausgesetzt. Für den. Widerwirker ist das Gehör ein wichtiges Einfallstor in unser geistliches Leben. Sein Hauptbegehren ist ja, uns in irdischer Gesinnung gefangen zu halten, seine Hauptwaffe stellt dabei jenes andere Evangelium des irdischen Königreiches dar, welches den 12 Aposteln in Jerusalem übergeben wurde. Dieses Evangelium ist mit irdischen Aufforderungen und Tätigkeiten verknüpft, also mit gesetzlichen Elementen, von denen uns das Evangelium der Gnade, verkündigt durch Paulus, frei machen will.

Die Galater sind hier das Musterbeispiel. Bestens von Paulus geschult und nach einem guten Anfang im Geist, liehen sie alsbald ihr Ohr auch anderen Stimmen, welche ihnen einflüsterten: Es ist ja alles gut, was Paulus sagt, nur - ganz ohne Werke geht es nicht ...! und damit wurde das Fleisch angesprochen, das so gerne tätig sein und der von Gott geschenkten Gnade ein Gegengeschenk machen möchte. Dass damit die überwältigende Gnade geschmälert, ja in ihrem Inhalt zunichte gemacht wird, dieses Erkennen weiß der Widerwirker geschickt zu verhindern. Hart muss Paulus deshalb mit allen ins Gericht gehen, die etwas anderes sagen als er oder seine beauftragten Mitarbeiter.

So sehen wir heute mit Schmerz ein Heer von Gläubigen, die ihre Kraft in irdischen Aktivitäten verbrauchen und die sich dabei auf das Evangelium des irdischen Königreiches (u. a. auf die 4 sogenannten Evangelien und die Bergpredigt) berufen und nicht merken, dass ihnen dabei das Köstlichste verdunkelt bleibt, die überhimmlische Berufung in Christus Jesus.
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Was ihr an mir gewahrt habt

Paulus selbst ist eine praktische Auslegung all seiner eigenen Anweisungen, alles was wir aus dieser Zeit seines Lebens erfahren können, ist also von besonderer Wichtigkeit. Eine besondere Auswirkung wollen wir heute ins Licht stellen, die der Gnade:

"In der Gnade Gottes aber in ich, was ich bin; und Seine Gnade, die in mir wirkt, ist nicht vergeblich gewesen; sondern weit mehr als sie alle mühe ich mich, jedoch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die in mir ist" (1Kor 15:10).

Die Wirksamkeit der Gnade in Paulus war in der Tat nicht vergeblich; seine persönlichen. Dinge gingen schief (wir denken an Gefängnis, Schläge, Peitschenstreiche, Steinigung, Schiffbruch und zuletzt gefangen in Rom und vieles mehr (gem. 2Kor 11:23 ff), in Wirklichkeit diente alles zum Besten; sein Werk schien in jeder Weise gehemmt. zu sein, tatsächlich fand es einen krönenden Abschluss; trotz Schmerz, Leid und Enttäuschung war seine Freude im Herrn überströmend, und er ruhte im Frieden Gottes.

Dies alle bedenkend, erscheint uns das obige Wort "in der Gnade Gottes aber bin ich, was ich bin" in einem besonderen Licht.

Wir können nicht all die gleichen Wege und. Schläge suchen, die Paulus widerfahren sind, um sie nach zu erleben, dies hängt ja auch mit der Zeit zusammen, in welcher wir gerade leben; aber uns gleich Paulus bewusst unter die Gnade stellen, ihre wirksame Kraft an und in uns zu erkennen, dies ist wahrlich nachahmenswert!

"...das setzt in die Tat um;"

"Denn die fleischgemäß sind, sinnen auf die Dinge des Fleisches, aber die geistgemäß sind, auf die Dinge des Geistes" (Röm 8:5).

Wenn Paulus uns nun ganz direkt auffordert, das Gelernte, Gehörte und an ihm Gewahrte in die Tat umzusetzen, so müssen wir von uns dem vorangestellten Wort aus dem Römerbrief leiten lassen. Dies bedeutet für uns, nicht aus eigener Kraft (aus der Kraft des Fleische) Gott wohlgefällig sein zu wollen, sondern ein geistliches "in-die-Tat-Umsetzen" zu praktizieren und Ihm dann derart wohlgefällig zu sein, indem wir Ihm in <allem als den Ursprung und den Geber erkennen.

Geistlich gesinnt sein heißt; unsere Gedanken auf Ihn auszurichten, Ihn, den Herrn, zu betrachten, indem das geschriebene Wort. zu uns spricht. Gott hat den Menschen mit einem Geist begabt, der es ihm ermöglicht, irdische Dimensionen zu verlassen. So könne wir uns geistlich an Dingen erfreuen, die weit in der Zukunft liegen, wir können im Geist die Enge der Erde verlassen. und uns im überhimmlischen Raum bewegen, in unserem Losteil in Christus Jesus, wir können auf Dinge sinnen, die unseren künftigen Beruf betreffen - alles, wovon ein Astronaut nur träumen kann.

Wer Gottes Geist in sich hat, wird auch zu solcher Gesinnung angeregt, sie wird dem Berufenen kostbar und heilig und erfüllt ihn mit Freude. Damit sind wir dann bei dem Anporn (der Freude), der uns so handeln lässt, wie Paulus gehandelt hat - und alles Ihm zum Ruhm!

"dann wird der Gott des Friedens mit euch sein."

Den Schwerpunkt legen wir heute auf das Wörtchen "dann". Wenn wir uns an die gestrigen Aussagen erinnern, so wären eine falsche Auslegung des "in-die-Tat-Umsetzens" die fleischlichen Bemühungen; diese führen uns jedoch von einem Fehlschlag zum anderen, und es folgen Enttäuschung, Mutlosigkeit, Zweifel, Resignation und im schlimmsten Fall Gewöhnung an diesen ungeistlichen Zustand. In jedem Fall ist aber bei solchem fleischlichen Verhalten kein Friede in uns!

"Dann", dieses Wort führt uns dahin, dass nur das rechte geistliche Verhalten in den Zustand hineinführt, dass wir erfahren dürfen, der Gott des Friedens ist mit uns.

Glaubenstaten, die wir vollbringen, sind stets die Früchte von Gottes eigenem Geist; so darf uns nicht nur der göttliche Friede erfüllen, mehr noch, wir dürfen in die Gemeinschaft mit diesem Gott des Friedens eintreten - und dies ist ein köstliches Vorrecht!

Mögen uns jene Stellen, die uns Paulus als Mensch so nahebringen, immer wieder vor Augen stehen, und mögen wir in der rechten Weise von ihm lernen, der alles für verwirkt erachtet, um Christus zu gewinnen.

"Nichts demnach ist un denen zur Verurteilung, die in Christus Jesus sind; sie wandeln ja nicht fleischgemäß, sondern geistgemäß" (Röm 8:1).

Freude des Apostels über die Gabe der Philipper

Phil 4:10

"Ich freue mich aber sehr im Herrn, dass ihr endlich einmal aufgeblüht seid, auf dass zu sinnen, was mich betrifft..."

Erst am Schluss seines Briefes kommt Paulus auf sein ganz persönliches Ergehen zu sprechen. Zwar spricht er schon in Phil 1:12 auch von "seinen Angelegenheiten", doch stand dort die Auswirkung seiner Haft auf das Evangelium im Vordergrund.

Das Verhältnis der Gläubigen zum Geld kommt ganz offen zur Sprache. Es gibt ja Verschwender, Geizige und Weise. Der in Christus Jesus Stehende betrachtet sein Vermögen als anvertrautes Gut, dessen Eigentümer Gott ist. Deshalb darf er sich weder daran binden, noch verantwortungslos damit umgehen, noch unrechtes Gut in Besitz behalten.

Das Leben in unserer Welt macht das Geld unentbehrlich, dies gilt ja auch für uns. Viele Glaubenswerke leben von der Opferbereitschaft der Gläubigen. Wer hier mithilft, darf sicher sein, ohne jedoch darauf. zu spekulieren, dass Gott alles reichlich vergilt.

Durch Epaphroditus sandten die Philipper ihre Gabe an Paulus. Wir hören kein verschämtes "das wäre aber nicht nötig gewesen", sondern sehen ganz einfach die Freude im Herrn. Im weiteren benützt Paulus das schöne Wort "aufgeblüht"; er sieht die Philipper im Bild einer Blume, deren Blütenkelch sich geöffnet hat und die ihren Duft in Form von Gaben verströmt.

Vielleicht könnte uns dieses liebliche Bild anregen, gleich einer aufblühenden Blume auf das zu sinnen, was jene betrifft, die im Werk des Herrn dienen und die sich über jede Gabe freuen. Eine feine Verheißung ist uns hier gegeben: "... sich damit selbst einen trefflichen Grund für das Zukünftige hinterlegend, damit sie das wirkliche Leben ergreifen mögen" (1Tim 6:19).

"auf das zu sinnen, was mich betrifft, worauf ihr auch bedacht wart, aber keine Gelegenheit hattet."

Wir schlossen gestern mit der Verheißung aus 1Tim 6:19, heute wollen wir die dazu gehörenden vorherstehende Worte lesen: "Die Reichen in dem jetzigen Äon weise an, nicht auf Hohes zu sinnen, noch sich auf die Ungewissheit des Reichtums zu verlassenm sondern auf Gott, der uns alles reichlich zur Annehmlichkeit darbietet, um Gutes zu wirken, reichc zu sein in edlen Werken, freigebig zu sein, gemeinschaftlich gesonnen, un dsich damit selbst einen trefflichen Grund...".

Die irdische Gesinnung ist dem Egoismus unterworfen - erst komme ich, dann die anderen! Die Körperschaft Christi stellt mit allen Gliedern eine Einheit dar; keiner darf hier nur an sich oder zuerst an sich denken, sondern an erster Stelle steht das Haupt - Christus, dann kommt Sein Körper als Einheit. Dieses Einheitsdenken will uns Paulus in Eph 4:1-6 vermitteln, indem er zu einem würdigen Wandel gemäß unserer Berufung aufruft: "Eine Körperschaft, und ein Geist, so wir ihr auch zu einem Erwartungsgut eurer Berufung berufen wurdet; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der über allen ist un durch all und in allen wirkt."

Oh, möge uns doch diese Einheit heute groß werden, einer ist für den anderen da, einer hilft oder stützt den anderen - dies ist eine lohnenswerte Schulung auf unsere künftige Berufung;M das Haupt für alle, alle für das Haupt, welches ist Christus Jesus, unser Herr!

Phil 4:11

"Nicht dass ich dies eines Mangel wegen sage; denn ich habe gelernt, in der Lage, in der ich bin, genügsam zu sein."

Man trifft immer wieder Weltmenschen, die aus innerer Veranlagung oder aus ideellen Gründen in großer Bescheidenheit und äußerster Genügsamkeit leben. Wenn dies also bei Weltmenschen möglich ist, wie steht es dann hiermit bei uns?

Genügsamkeit soll sich bei uns als eine innere Freiheit zeigen, die wir immer besser praktizieren lernen, je geistlicher wir eingestellt sind. Wohlgemerkt, wir können uns diese Haltung nicht von heute auf morgen aneignen - da würden wir schnell Schiffbruch erleiden - sie muss gelernt werden, wie es uns auch Paulus oben sagt.

Geistliche Weisheit über dieses Thema finden wir u.a. in den Sprüchen Salomos: "Besser wenig mit der Furcht Jehovas, als ein großer Schatz und Unruhe dabei. Besser ein Gericht Gemüse und Liebe dabei, als ein gemästeter Ochse und Hass dabei" (Spr 15:16-17) oder "Bemühe dich nicht, reich zu werdenm, lass ab von deiner Klugheit. Willst du deine Augen darauf hinfliegen lassen, und siehe, fort ist es" (Spr 23:4).

Ein Bruder fertigte vor Jahren folgende Spruchkarte: Einfache Sitten, einfache Leute, oh wie selten sind sie doch heute lieber 10-fache Bürden, 10-fache Pein, als einfach leben und glücklich sein!

Wir wissen, es ist unglaublich schwer, genügsam zu sein, gerade in. unserer so konsumfreudigen Welt, wo auch der Gläubige zeigen will, wer er ist; möge unser geistliches Auge immer mehr, gleich Paulus, erfassen: "Mächtig aber ist Gott, jede Gnade in euch überfließen zu lassen, damit ihr in allem allezeit Genüge habt, ja Überfluss habt für jedes gute Werk..." (2Kor 9:8). Beachten wir in diesem Wort das 3-fach "alle"!

Phil 4:12

"Ich weiß auch, wie es ist, erniedrigt zu werden,"

Eine Frau rief bei einem Bruder an und weinte bitterlich. Sie war Verkäuferin und seit einem Jahr gläubig. Ihre Erfahrungen mit dem Herrn waren bisher erstaunlich; alles, was sie vom Herrn erbat, gelang! Doch an jenem Tag wendete sich das Blatt. Ihre Chefin schimpfte sie, blamierte sie vor allen Kunden und machte ihren Glauben lächerlich. Zutiefst gekränkt und gedemütigt stiegen Selbstmordgedanken in ihr auf. Dann kam jenes Telefongespräch zustande (der Herr hatte zuvor alle Wege geebnet, denn jener angerufene Bruder war der Verfasser dieser Zeilen, und der Anruf erfolgte just in dem Augenblick, als dieser mit obigem Thema ausgearbeitet werden sollte); die Schwester durfte Zuspruch empfangen und der Bruder Stoff für die Ausarbeitung dieses Tages.

Es tut so weh, wenn unser Ich getroffen wird, es tut so weh, wenn wir in unserer Ehre gekränkt werden oder wenn unser Ansehen geschmälert wird. Erniedrigung, in welcher Form auch immer, widerstrebt uns zutiefst. Aber nun beginnt die Schule, in der wir stehen. Es ist keine Gottverlassenheit, wie obige Schwester anfangs noch meinte, wenn wir erniedrigt werden, es sind Wege des Herrn, und es sind Segenswege, meist erkennen wir den Segen solcher Wege erst hinterher!

Glernt werden soll das absolute Vertrauen in den Herrn, auch auf schwereren, ja schwersten Wegen. Dabei darf uns wie ein helles Licht stets das Wort an die Römer vor Augen stehen: "Wir aber wissen, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind." (Röm 8:28).

In der Schule Gottes

Um im irdisch-menschlichen Bereich ein guter Schüler zu sein, hilft zunächst eine natürliche Begabung und Intelligenz, die aber auch durch Umwelt, Erziehung, praktische Erfahrungen usw. gefördert werden können. Dazu sollte der Schüler noch Fleiß an den Tag legen und sich mühen, um seine Lektionen wissensmäßig oder praktisch zu erfassen und zu erlernen.

Was brauchen wir nun, um ein guter Schüler in der Schule Gottes zu werden? Hier geht es auf jeden Fall um geistliches Leben und Wachstum. Grundlage dazu sind keine menschlichen Fähigkeiten, sondern unser Glaube an unseren Gott und Vater und an unseren Erretter Jesus Christus, Seinen Sohn. Aus Gnaden wurde uns dieser Glaube geschenkt, ohne unser Dazutun. Doch nachdem wir nun gläubig geworden sind - greift Gott mit mehr oder weniger schwierigen Lektionen in unser Leben ein. Wir machen neue Erfahrungen in unserem Glaubensleben.

Wie schon gestern an einem Beispiel geschildert, läuft auf einmal nicht mehr alles so glatt, wie wir es uns als junge Gotteskinder vorgestellt haben, es kommen Demütigungen, und wir lernen, wie es ist, erniedrigt. zu werden. Möchten wir doch die göttlichen Lektionen solcher Art von ganzem Herzen annehmen, als von Ihm kommend, als Zeichen Seiner Liebe zu uns, die uns erzieht.

In Hebr 12:11 lesen wir: "Jede Züchtigung aber scheint uns für die Gegenwart zwar nicht Freude zu sein, sondern Betrübtheit, hernach aber vergilt sie denen eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit, die durch sie geübt sind."

So können wir durch die Erniedrigungen, durch die wir geführt werden, im Glauben wachsen. Das ganze Erdenleben unseres Herrn war ein Weg der Niedrigkeit, und auch Paulus musste durch viele Erniedrigungen gehen. In 1Kor 11:1 ermuntert er uns: Werdet meine Nachahmer, so wir auch ich Christi Vorbild folge." Dieses Wort sollte uns gerade in Zeiten der Erniedrigung vor Augen stehen, so dass die Freude im Herrn in unserem Herzen lebendig bleibt und wir - wenn vielleicht auch einmal unter Seufzen oder gar Tränen - Ihm für seine Erziehungswege mit uns danken können. "Freuet euch allezeit! Betet unablässig! Danket in allem! Denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch." (1Thes 5:16-18). Es ist eine Gnade, ind er Schule Gottes lernen zu dürfen!

Einer ging uns auf diesem Weg der Erniedrigung voran: Unser Herr! Von Ihm sollen wir in jeder Art und Weise lernen, ja mehr noch, "die Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist!" Wir dürfen uns hierbei an Phil 2:5-8 erinnern lassen, indem wir nochmals alle Stufen der Erniedrigung an unserem inneren Auge vorbeiziehen lassen. Wenn wir dabei noch bedenken, dass Er Sein göttliches Dasein ablegte und sich in die Gestalt der sterblichen Menschen begab, so ist Er uns in der Tat das herrlichste Vorbild.

Auch Paulus darf uns in vorbildlicher Weise dienen, Wege der Erniedrigung zu gehen. Dabei weist er uns darauf hin, dass er und wir alle der Welt, den himmlischen Boten und den Menschen ein Schauspiel geworden sind (1Kor 4:9). Im weiteren Text der eben genannten Schriftstelle heißt es: Wir sind Toren um Christi willen... wir sind schwach ... wir sind ungeehrt! Auch hungern und dürsten wir bis zu jetzigen Stunde..."

Und dann erfahren wir die Reaktion auf diese Erniedrigungen: "Beschimpft man uns, so segnen wir, verfolgt man uns, so ertragen wir es; läster man uns, so sprechen wir zu. Wie der Auskehricht der Welt, wie der Abschaum aller Menschen sind wir bis jetzt geworden" (1Kor 4:12b-13).

Im Anschluss an obige Worte an die Korinther schreibt Paulus: "Daher spreche ich euch zu: Werdet meine Nachahmer!" (1Kor 4:16), und dies gilt auch uns. Erniedrigung gehört zu unserem Erdenweg, und Erhöhung ist das herrliche Ziel in Christus Jesus!

Hiob

Ein weiterer Mann soll uns heute Vorbild zu unserem Leitvers werden, Hiob. Obwohl er anfänglich in großem Reichtum lebte, kam folgendes Geständnis über seine Lippen: "Ich fürchtete einen Schrecken, und er traf mich, und vor dem mir bangte, das kam über mich" (Hi 3:25). Mit dieser schmerzlichen Vorahnung lieferte er den Beweis, dass irdische Glück niemals restlos zu befriedigen vermag. Es fehlte ihm eine wichtige Erfahrung: Erniedrigungen sind Segenswege! Er musste lernen, dass Gott selbst mit Leidenswegen und schwersten Prüfungen nur Liebesabsichten verfolgt, zum Wohl Seiner Geschöpfe.

Hiob stand damals ja noch auf der elementaren Glaubensstufe und auch heute zeigt sich die bei unmündigen Gläubigen so, dass sie wohl dankbar sind für die von Gott erhaltenen Wohltaten, aber dann auch mehr an diesen Wohltaten hängen als am Geber. Hiob musste sich also von den Wohltaten wegbewegen, hin zum Geber - zu Gott: einem Leben in Gott, in dem er sein volles Genüge finden würde.

Auch er musste also lernen, was es heißt, erniedrigt zu werden, blamiert und beschämt dazustehen.

Es ist immer wichtig, dass wir auf das Ende sehen und dadurch erkennen (durch die Erfahrung lernen), dass Gottes Wege Herrlichkeit sind. Der Vorsatz Gottes für Hiob war ein neues und viel reicheres Leben. Dass Gott auch dieses Ziel erreichte, lesen wir in Hi 42:12-16: "Und Jewe segnete das Ende Hiobs mehr als seinen Anfang...". Sein Vermögen verdoppelte sich, 7 Söhne und 3 Töchter wurden ihm neu geboren und 140 glückliche Lebensjahre hinzugefügt als Wiedererstattung für die leidvolle Lebensspanne, die ja ungleich kürzer war war.

Dürfen wir hier nicht auch gewisse Parallelen zu unserem Dasein und zu unserer Erwartung sehen?

Noch einen Tag solluns die Gestalt Hiobs bewegen. Hiob wurde zu der Erkenntnis geführt, dass nicht seine Werke und sein tadelloser Wandel das Fundament dieses vermehrten Segens waren, sondern allein der gnadenvolle und an Liebe so unsagbar reiche Gott. Von Gott so überströmend reich gesegnet zu werden, nachdem er in Unglauben und Unkenntnis tadelnde Worte über Ihn ausgesprochen hatte, war das Neue, überwältigend Große, das Hiob erleben durfte.

So dürfen wir heute Hiobs Lebenserfahrung mit bewegtem Herzen vernehmen: "Ich weiß, dass Du alles vermagst, uind kein Vorhaben Dir verwehrt werden kann. Wer ist es, der den Rat (Gottes) verhüllt ohne Erkenntnis? So habe ich denn beurteilt, was ich nicht verstand, Dinge zu wunderbar für mich, die ich nicht kannte... Mit dem Gehör der Ohres hatte ich von Dir gehört, aber nun hat mein Auge Dich gesehen. Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche. (Hi 42:1-6).

Aus dem selbstsicheren Hiob ist ein demütig Fragender und Erkennender geworden, der bereit ist, sich in allem Gott unterzuordnen. In Gethsemane ordnete sich unser Herr - ebenfalls gedemütigt und erniedrigt - in völligem Gehorsam dem göttlichen Willen Seines Vaters unter, und im Brief an die Philipper hebt auch Paulus seine ständige Erniedrigung hervor!

Lernen wir, geliebte Geschwister, und sind wir dankbar, wenn wir das Vorrecht haben, gleiche Wege gehen zu dürfen.

Überfluss bringt die Gefahr, in Fallstricke zu geraten. Die mahnenden Worte an Timotheus sollen deshalb hier am Anfang stehen: "Die aber beabsichtigen, reich zu werden, fallen in Versuchung und eine Falle und in viele unvernünftige und schändliche Begierden, welche die Menschen in Ruin und Untergang versumpfen. Denn eine Wurzel aller Über ist die Geldgier; nach der etliche streben, dadurch vom Glauben abgeirrt sind und sich unter vielen Schmerzen von allen Seiten versuchen lassen. Du aber, o Mensch Gottes, entfliehe diesem allen..." (1Tim 6:9-11).

Es liegt kein Grund vor, dass wir. uns des Überflusses schämen, nuir sollen wir das rechte Maß halten. Gott geht mit jeder Generation seinen Weg. Während in den Jahren 1942-1947 die Entbehrung unter Trümmern und Tod auf dem Lehrplan Gottes stand, steht seit der Zeit des Wirtschaftswunders Wohlstand und Überfluss als Lektion auf dem göttlichen Programm. Wir im Überfluss Lebenden haben uns zu fragen, wie gilt uns eigentlich heute Pauli Wort an Timotheus: "Haben wir aber genug Nahrung und Wetterschutz, so sollen uns diese genügen" (1Tim 6:8).

Paulus prangert nicht den besitz an, sondern das Festhalten und die Abhängigkeit davon, sowie die Gier nach immer noch mehr. Es ist leider eine feststellbare Tatsache, dass, je mehr man hat - je mehr man will. Wer Überfluss hat, sollte diesen nicht auch noch horten, sondern abgeben und zwar dort, wo er gebraucht wird. Im rechten Moment wird uns dies immer vom Herrn gezeigt.

Das Bedauerlichste ist, dass der Geldgierige in der Gefahr steht, vom Glauben abzuirren; hier ist wiederum nicht der Abfall vom Herrn zu verstehen, sondern das Trachten nach Irdischem, welches ohne Zweifel ein Nachlassen im Trachten nach dem Geistlichen nach sich zieht. Im Geistlichen geschwächt sind wir aber auch viel anfälliger gegen alle möglichen Irrungen und Angriffe des Widerwirkers.

"in alles und in jedes bin ich eingeweiht: sowohl satt zu werden als auch zu hungern, Überfluss zu haben wie auch Mangel zu leiden."

Im Leben des Apostels Paulus war das Ich so gestorben, dass er zu allen Führungen Gottes ja sagen konnte. Das galt bei ihm nicht bloß im Bezug auf das Geld, sondern auch für sein ganzes körperliches Wohlbefinden und erst recht für seinen Auftrag, das Evangelium des erhöhten Christus zu verbreiten.

Eingeweiht sein heißt, gelernt zu haben, und lernen ist ja immer die Voraussetzung dafür, später etwas damit anfangen zu können. Im Erdenleben wäre es ein Beruf, der uns ausfüllt, um die Familie zu ernähren; im geistlichen Leben bedeutet es Vorbereitung auf ein äonisches Leben als Evangelist, Lehrer und Hirte in den unvorstellbaren Weiten des Alls unter den für uns Erdenmenschen noch unvorstellbaren Scharen der Allbewohner. Wem dieser Gedanke zu utopisch erscheint, der möge bedenken, dass, wenn die Schrift von Fürstlichkeiten und Obrigkeiten der Überhimmel spricht (Eph 3:10), es ja auch demzufolge Völker geben muss, über welchen dieses Fürstlichkeiten und Obrigkeiten (in der Mehrzahl) stehen!

In der Herrlichkeit, in einem Körper, der dem unseres Herrn gleichgestaltet sein wird (Röm 8:29), werden natürlich die gewohnten irdischen Dinge keine Rolle mehr spielen; aber geübt sein sollen wir darin, uns in jeder Lage und in jeder Situation zurechtzufinden, nachdem wir vor allem gelernt haben, dass ein siegreiches Glaubensleben stets ein Leben "in Christus" ist - dies gilt hier u ntern auf ERden und wird seine herrliche Fortsetzung in der Zukunft haben, wenn wir vom Glauben zum Schauen gelangen.

Lernen wir, geliebte Geschwister, und sind wir dankbar, wenn wir das Vorrecht haben, gleiche Wege gehen zu dürfen.

Phil 4:13

"Alles vermag ich in Ihm, der mich kräftigt, Christus."

Wer die einzelnen Lebenssituation Pauli mitgegangen ist, der versteht auch diesen jubelnden Ausruf: Höhen und Tiefen, Enttäuschung und Freude, Hunger und Sattsein, Mangel und Überfluss - in der Kraft Seiner Auferstehung und in der Gemeinschaft Seiner Leiden hat Paulus erkannt, alles vermag ich in Ihm, der mich kräftigt, Christus.

In Christus liegt die verborgene Quelle, denn unser Leben ist. zusammen mit Christus in Gott verborgen (Kol 3:3). Offenbar wird unser im. Glauben festgehaltendes Leben erst, wenn der Christus geoffenbart wird - und dies geschieht, wenn Haupt und Glieder sichtbar vereint werden. Es ist das Vorrecht eines im Geist lebenden Gläubigen, dass er heute kein sichtbaren Krafterweise von seinem Herrn erwartet, sondern mittels des geistlichen Zustroms - der Kraftquelle des Wortes - geistliche Speise bekommt, die ihn zu dem befähigt, was notwendig ist. Dem Timotheus darf Paulus froh bezeugen, dass ich dieser mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre ernährt hat (1Tim 4:6). Die köstliche Lehre ist das Evangelium des erhöhten Christus, niedergeschrieben durch Paulus.

Wer diesen festen Grund hat, wer in dem Leben des Christus lebt, der überwindet die Ichhaftigkeit, die Sorgengeister und alle irdische Geschäftigkeit des Lebens und kann, von Freude erfüllt und mit Dank im Herzen, mit Paulus einstimmen:

"Dankbarkeit habe ich gegenüber dem, der mich mächtig macht, Christus Jesus, unseren Herrn" (1Tim 1:12).

Phil 4:14

"Indessen, ihr handelt trefflich, an meiner Drangsal mit teilzunehmen."
Pauli Drangsale für uns

Die Drangsale, von denen Pauli hier spricht, sind Leiden, die aus der Zugehörigkeit zu Christus erwachsen. Es ist gut, wenn wir immer wieder die besondere Stellung erkennen, die Paulus in dieser Hinsicht auferlegt wurde. So sehen wir ihn einmal als einen, der "für die Gemeinde Christi Jesu" für euch steht (Eph 3:1); "Deshalb bitte ich darum, nicht entmutigt zu werden in meinen Drangsalen um euretwillen" (Eph 3:13); "Deshalb erdulde ich alles um der Auserwählten willen" (2Tim 2:10).

Nur wenn wir verstehen, warum Paulus für uns so viel erdulden und leiden musste, sehen wir auch das Opfer der Philipper im rechten Licht, und auch unsere innere Bereitschaft wird wachsen, mit den uns gegebenen Gaben in unserer Zeit Mitteilnehmer zu werden.

Unsere zuletzt genannte Stelle aus 2Tim 2:10 hat noch eine Fortsetzung, ie uns tiefer in den Grund der Leiden Pauli schauen lässt:" "...damit auch sie (die Auserwählten) die Rettung erlangen, die in Christus Jesus ist, samt äonischer Herrlichkeit."

Vor Paulus gab es eine Rettung durch Wassertaufe und Halten der Gebote (Mt 28:19-20) zu äonischem Leben im irdischen Königreich. Für diese Rettung, die durch sein Evangelium (Eph 3:8) wirksam wurde, dem Evangelium der Gnade. Wir sehen jedoch einen Apostel Christi Jesu, der gerade bei der V erkündigung dieser Rettung durch Gnade auf alle denkbare Weise behindert wurde (siehe 2Kor 6:4-10; 2Kor 11:23-33).

Paulus wusste, dass er seinen Auftrag ausführen mussste, er wusste, dass er ein von Gott auserwähltes Werkzeug war, dieses Evangelium auch unter größten Drangsalen unter die Nationen zu bringen, damit diese Gnade alle Auserwählten finden konnte" Auch uns hat diese Gnade gefunden. und überwältigt - Ihm sei Lobpreis und Anbetung!

Pauli Drangsal für Christus

Unsere gestrige Ausführung bedarf noch einer Fortsetzung. Wie ist es zu verstehen, dass dieses Evangelium derart behindert wird?

Wenn wir gestern den für uns Drangsal erduldenden Paulus sahen, so betrachten wi rihn heute als Leidenden für Christus, und ndie bedeutet tiefer gesehen "Leiden mit Christus!" Es war eine göttliche Notwendigkeit, dass Christus leiden musste (Lk 24:26). Den Leiden, die Christus erdulden musste, ist jedoch nichts mehr hinzuzufügen, sie sind vollbracht und vor Gott vollkommen genügend.

Das heutige "Leiden mit Christus" hat einen anderen Stellenwert: Es ist das Leiden um Christi willen, das uns zubereitet für unsere herrliche Zukunft, es gehört zum Mitgekreuzigtsein und Mitgestorbensein, zur Gemeinschaft Seine Leiden.

Leiden um Christi willen bilden eine bestimmte Summe von Leiden, die durchlitten werden müssen, bis zur Wiederkunft des Herrn. An dieser Summe fehlt noch etwas, das erfüllt werden muss. Paulus, als Apostel der Nationen, darf für die Gemeinde eintreten. In seiner Eigenschaft als göttlicher Beauftragter konzentrierte sich der Hass des Widerwirkers voll auf Ihn. So verstehen wir auch seine Worte aus Kol 1:24: "... und was noch an Drangsalen des Christus mangelt, ergänze ich an Seiner Statt in meinem Fleisch für Seine Körperschaft, welche die herausgerufene Gemeinde ist, deren Diener ist wurde.... "

Dass Paulus auf diesem schweren Weg auch noch aussagen konnte. "Nun freue ich mich in meinem Leiden für euch", zeigt uns wie tief er in seinem Herrn verwurzelt war und wie er so ganz in seinem Herrn aufging.

Die Philipper hatten den Sinn der Drangsale und Leiden erkannt. So ist es verständlich, dass sie auch nicht erschüttert oder verzagt wurden, als Paulus gefangen nach Rom abtransportiert wurde. Mit den ihnen möglichen Mitteln zeigten sie ihrem Apostel, dass sie auch an seinen Leiden im Gefängnis teilnahmen. Die überbrachte Gabe des Epaphroditus war das äußere Zeichen ihrer Teilnahme, der inneren Bereitschaft zur Teilnahme an Drangsalen war sich Paulus bei den Philippern bewusst.

Ihr Handeln wird als "trefflich" und damit für. uns vorbildlich bezeichnet. Dieses Wort stellt auch für uns eine Aufforderung dar, uns zu prüfen, inwieweit wir selbst zu Teilnehmern an der Drangsal anderer geworden sind. Ein ganz konkretes Beispiel der Teilnahme wären z.B. die Geschwister in den östlichen Ländern. Auch wenn sich in den heutigen Tagen manche politische Kruste zu lösen beginn, so ist das Leid und die Qual unzähliger Märtyrer davon kaum gemildert. Wie zur Zeit Jesu ist der Mensch eher bereit, einen Schwerverbrecher zu begnadigen als einen Zeugen Jesu.

Vielleicht könnte gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit unser Herz vor solche Menschen geöffnet werden, die buchstäblich um Jesu Namen in Ketten liegen. deren Familien oft unter dem Existenzminimum dahin vegetieren. Das Gebet und die Fürbitte sind gewaltige Machtfaktoren, aber auch unsere Gabe sind trefflich und bringen bleibenden Segen.

Phil 4:15-16

"Aber auch ihr Philipper wisst, dass im Anfang der Evangeliumsverkündigung, als ich von Mazedonien auszog, keine herausgerufene Gemeinde mir etwas zu der Rechnung des Gebens und Nehmens beisteuerte als nur ihr allein; denn auch als ich in Thessalonich war, sandtet ihr mir einmal oder zweimal etwas für meinen Bedarf".

Jede Gemeinde hat ihre Stärken und Schwächen, und dementsprechend war auch Pauli Haltung ihnen gegenüber. So sehen wir ihn den Thessalonichern vorhalten, dass er bei ihnen des Nachts und des Tags arbeitete, um keinem beschwerlich z u sein (1Thes 2:9); seine Anweisung an sie lautete: "Wenn jemand nicht arbeiten will, dann soll er auch nicht essen!" (2Thes 3:10). Ähnlich war es in Korinth; den dortigen Gläubigen schreibt er, andere Gemeinden beraubt zu haben, indem er von diesen Kostration (Kost-Ration) nahm, um ihnen zu dienen, ohne jemanden zur Last zu fallen (2Kor 11:8-9). Anders war es dann bei den Philippern. Dankbar hebt er ihre Freudigkeit zum Geben hervor und dankbar lässt er sich beschenken.

Trotz der vorbildlichen Haltung der Philipper hören wir aus Pauli Worten den Schmerz heraus, dass eben doch die überwiegende Zahl der Gemeinden nur "Nehmende" waren und anscheinend nicht daran dachten, für all das Empfangene auch etwas zu geben. Pauli gebraucht hier das Bild einer Rechnung des Gebens und Nehmens - dies mag uns zuerst befremdlich erscheinen, doch bei einigem Überdenken wird uns klar, dass Paulus hier weniger sein eigenes Wohl im Auge hat, als das jener Egoisten, die stets nur an sich denken. Ihnen wird ihre Haltung einmal aufgerechnet werden, und damit wird unser Auge fast zwangsläufig wiederum zu der Preisrichterbühne des Christus gelenkt und hier, fast am Ende des Philipperbriefes, sicherlich nicht zufällig.

"Denn wir alle müssen vorne vor der Preisrichterbüne des Christus offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, es sei gut oder schlecht" (2Kor 5:10).

Die Preisrichterbühne

Wohl wissend, dass wir manche in diesem Büchlein gemachte Aussage wiederholen, muss doch das Thema Preisrichterbühne am Ende des Philipperbriefes nochmals durchdacht werden, ist es doch zu bedeutsam im Hinblick auf 1Kor 3:10-15 und 2Kor 5:10, jenen aussageträchtigen Stellen.

Aber zuerst ein Abschnitt über den Begriff "Preisrichterbühne", im Griechischen "bêma", eine Bühne, ein erhöhter Platz, auf dem Regenten, Richter oder Preisrichter bei sportlichen Wettkämpfen saßen. Wenn wir erkennen, wie oft Paulus zur Veranschaulichung gerade das Bild des Sportlers benutzt (1Kor 9:24-27; Phil 3:14; 2Tim 4:7-8), so fällt es uns doch eigentlich leicht, die hier angesprochene Bühne als eine "Preisrichterbühne" zu sehen, die unserem mit einem Wettkampf verglichenen Wandle und Dienst zur Beurteilung dient.

Obwohl es dem einfachsten Ungläubigen leicht fällt, den sportlichen Kampfrichter von einem Richter in juristischem Sinn zu unterscheiden, tun sich im geistlichen Sinn hier manche G läubige im Verständnis anscheinend recht schwer. So meinte eine Schwester nach Erscheinen von Band I, uns sagen zu müssen, dass die Gläubigen nach Joh 5:24 in kein Gericht mehr kommen. Damit hat sie zweifellos recht, doch auch wir sagten nie etwas anderes. Oft fehlt uns die geistliche Vorstellungskraft, um die in der Schrift gebrauchten Bilder z u verstehen; eigentlich sollten wir für die an dieser Stelle gegebenen Hilfsworte in der konkordanten Wiedergabe dankbar sein, und gut erkennen können, das "Preisrichter" (-Bühne) ebennur ein Hilfswort ist.

Eines wollen wir immer wieder betonen: "Nichts demnach ist nun denen zur Verurteilung, die in Christus Jesus sind; sie wandlen ja nicht fleischgemäß, sondern geistgemäß" (Röm 8:1). Dieses Wort zieht eine klare Grenze zwischen dem, was wir in Christus bereits sind, und jenem, worin wir von Ihm noch beurteilt werden, nämlich vor der Preisrichterbühne des Christus.

Das Bild der Preisrichterbühne zeigt uns also keinen Ort, an dem wir gerichtet werden, wie es Joh 5:24 beschreibt, sondern es zeigt uns den erhöhten Herrn, der uns (die wir als Entrückte und mit äonischem Leben Ausgestattete vor Ihm stehen) nach unserem irdischen Wandel und Dienst beurteilt. Hier ist kein Abschluss, sonder ein Anfang zu sehen, ein Anfang zu neuem, wunderbaren Leben zusammen mit unserem Herrn und Haupt.

In 1Kor 5:10 ist die Rede von "wiederbekommen, was durch den Körper verübt wird, sei es gut oder schlecht". Vor dem Wort "wiederbekommen" schrecken wir verständlicherweise zurück, weil es sich auf den ersten Blick fast drohend anhört. Doch der griechische Sinn dieses Wortes (komizo) ist nicht der Sinn von Strafe oder Heimzahlung, sondern wie es uns die Stichwortkonkordanz zeigt, von holen, davontragen; die kann, wie wir wissen, in Form von einem Kranz, einem Preis oder auch Tadel und Beschämung sein.

Es mag manchem schwerfallen zu glauben, dass wir einen Preis erhalten können. Hier wird oft von Gläubigen vorgehalten: "Nur einer kann den Preis empfangen, Christus, wir sind doch nichts und können nichts hervorbringen!" Auch wer so argumentiert, mag dies zwar aus einem guten Herzen heraus so sehen, doch er hat die Worte wie z.B. Phil 3:14 sicher übersehen - denn gerade dort peilt ja Paulus einen solchen Preis an, den "Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus!" Wir sehen hier keinen Paulus, der uns lehrt, "ihr habt ja alles im Herrn - Er wirkt ja alles - ihr könnt eh nichts tun..." nein , wir sehen einen Sklaven Christi Jesu, der etwas nachjagt der etwas ergreifen möchte, der sich ausstreckt! und im Anschluss die Aufforderung an die, die gereift sind, auch auf dieses bedacht. zu sein...!

Eine sehr wichtige Frage macht uns immer wieder zu schaffen: Wie verhält es sich, dass einerseits alles durch Gott bewirkt wird, dass Er uns auch. zu unserem Dienst und Wandel ausrüstet, dass wir ja nichts haben, was wir nicht von Ihm empfangen haben, dass aber andererseits eine Beurteilung stattfinden soll? Man möchte fasst versucht sein zu überlegen, ob nicht der uns belastende Tadel oder Beschämung vor der Preisrichterbühne letztlich Ihn als den alles Bewirkenden treffen müsste?

Wr stoßen hier zu der tiefsten Antwort auf die Frage unseres Erdendaseins überhaupt vor. Wären wir von Gott geschaffene Marionetten, die keine Bewegung aus sich heraus zu tun vermögen, so wäre die Preisrichterbühne in der Tat überflüssig. Aber will Gott solche Marionetten? Wärest du, lieber Bruder, liebe Schwester, mit einem automatischen Roboter als Ehepartner zufrieden?

Wie leicht kann dieses Thema missverstanden werden. Wir wagen dennoch an einem banalen Beispiel etwas Licht in diese Frage zu bringen. Ein Student absolviert bei einem Professor sein Studium. Am Ende des Studiums wird der Student von seinem Professor geprüft. Auf die Prüfungsfragen antwortet der Student jedesmal nur: "Herr Professor, warum fragen Sie mich überhaupt - das Sie mich alles gelehrt haben, dürfen Sie doch davon ausgehen, dass ich alles weiß. Ihre Fragen sehe ich somit als überflüssig an!"

Sicherlich würde uns eine Beurteilung dieses Beispiels nicht schwer fallen: Der Student könnte ja beim Lernen faul gewesen sein, gleichgültig oder bequem - also muss er zeigen was er kann! In jedem Fall wird sich aber der. prüfende Professor über jeden Studenten freuen, ja sogar stolz sein, wenn sein Student in seinem Fach glänzend besteht.

Wer uns bis hierher gefolgt ist, dem mögen Pauli Worte an dieser Stelle etwas sagen: "Darum setzen wir auch unsere Ehre darein, ob wir daheim sind oder außerhalb des Heims, Ihm wohlgefällig zu sein" (2Kor 5:9).

Wir leben ohne Zweifel in den letzten Tagen einer gefährlichen Frist, die auch auf die heute Gläubigen in besonderer Weise einwirkt. Deutlich wird dies an den Aussagen vieler Um- und Übersiedler aus den Ostblockstaaten, die seit der Öffnung der Grenzen im Jahre 1989 in den Westen strömen. Erstaunen und Unverständnis äußern sie über die lasche und bequeme Haltung des West-Gläubigen. Weiter vermissen sie die tiefe Ehrfurcht vor Gott, statt dessen erleben sie ein fast kumpelhaftes Verhalten - ein respektloses Du-Verhältnis zu Gott. Ähnliches war in der Zeitschrift "idea" zu lesen. Diese Stimmen sollten auch von uns sehr ernst genommen werden, Hier sollen keine fremden Gebräuche oder Rituale eingeführt werden, sondern hier trifft uns die Beurteilung von Geschwistern, die fern von flimmernden Fernseh-Video-Geräten, fern von der Lust des Essens und Trinkens gelebt haben, dafür aber ständig unter dem Druck standen, als Christen. unerwünscht zu sein, ja sogar Unbill und Benachteiligung bis zum Gefängnis in Kauf genommen haben.

Wenn wir also heute schnellfertig alles dem Herrn zuschieben, wenn wir erkenntnisreich argumentieren, wir seien Nichtse, alles bewirkt ja Er, wir können nicht tun und diese Haltung auch mit der Preisrichterbühne in Verbindung bringen, so sollten wir uns wirklich prüfen, ob diese Haltung nicht etwa Wurzeln in unserer Trägheit und Bequemlichkeit hat?

Eins darf das andere nicht aufheben, und alles hat seine Ordnung an dem göttlich bestimmten Platz. Es ist ohne Zweifel ein beseligendes Wissen, dass Gott alles nach dem R atschluss seines Willens bewirkt, dass wir nichts sind ohne Ihn; aber einen festen Platz hat auch die Preisrichterbühne des Christus, und die Worte aus 2Kor 5:10 haben ebenfalls ihre wichtige Bedeutung - und die eben dort, wo es um unseren Wandel und Dienst geht.

Die Frage, was wir durch den Körper Gutes oder Schlechtes verübt haben, bedarf noch einer besseren Antwort. In Eph 6:8 lesen wir, dass jeder, was er an Gutem tut, dies vom Herrn wiederbekommt. Es ist dies alles, was wir durch und in Ihm gewirkt haben, oder besser gesagt, wo wir von Ihm als Werkzeuge benutzt werden konnten. Gold, Silber, edle Steine sind es, die jedem Feuer standhalten (1Kor 3:10-15).

Unter dem Schlechten müssen wir Holz, Gras und Stroh verstehen, jene Produkte unseres Dienstes und Wandels, die eigenem Ruhm dienten - sie werden im Feuer verbrennen. Wie oft kränken wir durch dünkelhafte Selbstgefälligkeit andere Brüder, indem wir meinen, wir müssten ständig nur belehren. Kein Zuhören, kein Lob, kein Anerkennen - dies hinterlässt Wunden; Eifersucht und Neid tun oft das Ihrige dazu! Dies muss vor der Preisrichterbühne ausgeglichen werden.

Jeder selbstgerechte Wandel und dienst wird einen Abschluss im Untergang (im. Verbrennen) finden, und jede gute Tat, bewirkt durch Ihn, findet ihren Lohn. Jeder wird vor dem Herrn dieses Beurteilen als gerecht empfinden, und jeder wird froh und dankbar auf diesen reinigenden Anfang seines neuen Lebens zurückblicken können.

Als krönender Abschluss des Stehens vor der Bühne des Christus erfolgt das Stehen vor der Bühne Gottes (Röm 14:10). Es ist wohl der glückseligste Moment für alle, vereint mit dem Haupt, untadelig vor dem Vater zu stehen. Möge u ns diese Aussicht mit Freude erfüllen, und möge sie das Verlangen stärken: "Herr komme bald!"

Phil 4:17

"Nicht dass ich die Gabe suche, nein, ich suche die Frucht, die für eure Rechnung zunimmt."

Die Christenheit feiert weltweit die Geburt Christi. Man kann sich zwar daran aufhalten, dass dies mehr zu einem Tag ausufernder Geschenke geworden ist, auch wissen wir, dass dieser 24. Dezember recht wenig mit der tatsächlichen Geburt Jesu zu tun hat, doch was hält uns davon ab, uns mit denen zu freuen, für die dieser Tag eine tiefere Bedeutung hat? Gegebenenfalls unserer eigener Hochmut - wir stehen doch über diesen verweltlichten Christen!

Es ist richtig, wir hängen nicht mehr an dem Kindlein, ja wir dürfen sogar mit Paulus sagen, dass wir Christus nicht mehr dem Fleische nach kennen (2Kor 5:16), wir sind in Ihm eine neue Schöpfung, und diese neue Schöpfung orientiert sich nicht an irdischen Gebräuchen, sondern ist geistlich ausgerichtet und sucht der erhöhten Christus, zur Rechten des Vaters sitzend (Kol 3:1). Diese geistliche Haltung bewirkt einen geistlichen Wandel. Dieser bringt keine eigenen Werke hervor, kein krampfhaftes Gott-wohlgefällig-Sein, sonder es ist das "Ihn suchen" im Gebet und im Hören, was uns aus Seinem Wort zufließt. Die Folge hiervon ist wiederum, dass wir mehr und mehr in Sein Bild umgestaltet werden, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist (2Kor 3:18).

Hier wachsen dann auch die Früchte, die den Vater verherrlichen. Bei den Philippern sehen wir eine Frucht in der herzlichen Liebe zu Paulus und derselbstverständlichen Bereitschaft zur Beisteuer und Unterstützung. Dabei ist für Paulus das Entscheidende, dass er ihre innere Einsstellung sieht, die eine Frucht seines Dienstes ist. Lasse wir uns gerade heute die köstliche Reife eines Gläubigen am Bild der Frucht des Geistes vor Augen führen: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit, Treue, Sanftmut, Selbstzucht (Gal 5:22).

Phil 4:18

"Ich habe nun alles vollständig erhalten, ich habe sogar Überfluss; mein Mangel ist ausgefüllt, seit ich die Gabe von euch durch Epaphroditus empfangen habe: einen duftenden Wohlgeruch, ein wohlangenehmes, Gott wohlgefälliges Opfer."

Wer ein Bäumchen gepflanzt hat, der weiß, dass er nicht gleich nach dem Anwachsen Früchte erwarten darf. Auch ein frisch gläubig Gewordener wird noch keine Früchte bringen können, außer seine eigenen. Die Gott wohlgefälligen Früchte brauchen ihre gute Zeit und je länger sie reifen, desto süßer werden sie. Auch am Bild eines Apfels können wir lernen. Die der Sonne zugewandte Seite leuchtet in herrlichen Farben, die im Schatten liegende Seite des Apfels ist hingegen in der Regel grün. Ist unsere Frucht der Bestrahlung des Herrn ausgesetzt, so wird auch sie in Gott verherrlichender Weise leuchten.

Gott liebt den freudigen Geber, ein erzwungenes oder gesetzmäßiges Opfer gereicht dem Gebenden nicht zum Segen, und Gott Selbst will solches nicht. Als reife Frucht quoll in den Philippern die Liebe auch zu Paulus über, und Gott konnte sie als Seine Werkzeuge benutzen. Gott hat reiche Gaben in Fülle und Er ist mächtig, dass wir in allem allezeit Genüge haben, ja sogar Überfluss für jedes gute Werk (2Kor 9:8); dazu benutzt Er Menschen als Seine Werkzeuge - vielleicht gerade auch Dich, lieber Leser!

Der köstlichste Wohlgeruch, der als Opfergabe zu Gott emporstieg, war das Opfer unseres Herrn. Er gab Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahin - zu einem duftenden Wohlgeruch (Eph 5:2). Diesem hier genannten Schriftwort geht etwas voran: Wir werden angehalten, Nachahmer Gottes zu sein und "in Liebe" zu wandeln, so wie auch Christus uns liebt.

Damit sind wir bei der wichtigsten Antriebsfeder zu einem würdigen Dienst und Wandel angelangt, der Liebe! Nur sie allein kann jenen duftenden Wohlgeruch verbreiten, der Gott so wohlgefällig ist.

"einen duftenden Wohlgeruch, ein wohlannehmbares, Gott wohlgefälliges Opfer."

Wenn wir verspüren dürfen, wie unser Herz "in Liebe zu Gott" schneller pocht, dann ist es offenbar, dass die nur auf das Wirken des heiligen Geistes zurückzuführen ist. Alles Wirken des Geistes führt zu Gott, der der Urquell der Liebe, ja die Liebe selbst ist. In 1Kor 13 wird Paulus vom Geist gedrängt, das Wesen unseres Gottes zu charakterisieren, Gott, der die Liebe ist. Im Grunde ist hier nicht unserer, sondern von Gottes Liebe die Rede. Und wenn nun aus Gnaden diese Gottesliebe, Gottes Wesensart, in eines Erwählten Herz ausgegossen ist, dann, ja nur dann gestaltet sich ein Wandel in den Werken der Liebe. Das sind dann die Werke, die Gott vorher bereitet hat, dass Seine zuvor Erwählten nunmehr darin wandeln. Es ist nicht ein Wandeln können, sondern ein Wandeln müssen, weil die zuvor Erwählten von der in ihnen wirkenden Liebe zu einem solchen Wandel getrieben werden. Nur auf dieser Linie wird der Wandel und Dienst ein duftender Wohlgeruch, ein wohlannehmbares, Gott wohlgefälliges Opfer darstellen.

In 2Tim 4:7 berichtet Paulus am Ende seines Lebens: "den. Glauben habe ich bewahrt." Diese Aussage führt zu 1Kor 13:2: "...ja wenn ich all den Glauben hätte, so dass ich Berge versetzen könnte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts." Zurückgehend zu 2Tim 4 lesen wir in 2Tim 4:8: "nicht allein aber mir (dem Paulus), sondern auch allen, die Sein Erscheinen geliebt haben." Jesus Christus liebhaben, ist das entscheidende Kriterium. Es ist der Ausweis einer göttlichen Vorauserwählung, der Beweis einer neuen Schöpfung, der Besitz unverlierbaren Lebens.

Diese Frucht sah Paulus bei den Philippern, und diese Frucht hebt er hervor. Bedenke, lieber Leser, dass die Liebe Gottes auch in Dein Herz ausgegossen ist, durch den uns gegebenen heiligen Geist (Röm 5:5) und dass diese Liebe auch in Deinem Wandel ausgelebt werden möchte, als ein duftender Wohlgeruch!

Phil 4:19

"Mein Gott aber wird all euren Bedarf ausfüllen nach Seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus."

Die Gaben der Philipper, dargebracht in der Liebe zu ihrem Herrn, fließen in großer Herrlichkeit, von Gott gegeben, zurück. Hier kann man nur sagen: Glückselige Gaben!

Bei diesem Bedarf müssen wir jedoch an geistliche Segnungen denken, nicht an das Materielle. Was zeigt unseren Bedarf hier auf Erden an? Ist es die Bitte und das Flehen um Gesundheit, ist es die Bitte um ein angenehmes Leben? Ist es die Bitte um Weltfrieden, wie er gerade in der Weihnachtszeit so gefühlvoll anbefohlen wird?

Für die zuvor Erwählten ist das Irdische unwichtig geworden. Paulus bezeugt dies ständig, unzählige Märtyrer bezeugen es bis zum heutigen Tag als Gefolterte und Gequälte in allen möglichen Gefängnissen dieser Erde. Christus gewinnen, in Ihm erfunden zu werden, dies ist unser Bedarf. In unserem Herrn und Haupt sind uns alle jene gaben gegeben, die uns befähigen, auf Erden ein Leben zu führen, welches das Erringen des Kampfpreises der Berufung Gottes droben in Christus Jesus zum Inhalt hat.

Unser Bedarf richtet sich nach dem, was wir erwarten, wonach wir uns ausstrecken. Erkennen wir unsere großen Aufgaben in den Weiten des alls, so wird es uns Bedürfnis sein, uns darauf hier unten zubereiten zu lassen und in einem Wandel und Dienst das zu üben, was in der Herrlichkeit auf uns zukommt. Dies hat einerseits zwar körperliche Drangsale und Mühen zur Folge, andererseits aber, im Geist, tiefste Freude und Glückseligkeit.

"'Der Herr aber richte eure Herzen auf die Liebe Gottes und auf das Erdulden des Christus hin" (2Thes 3:5).

Phil 4:20

"Unserem Gott und Vater aber sei die Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!"

Am Ende des Philipperbriefes und am Ende dessen, was auch uns darin immer in großer Fülle angesprochen hat, wird unser Geist dem höchsten Ziel zugeführt, der Verherrlichung Gottes, unseres Vaters! Nicht wir sind es, um die es sich dreht, sondern wir sind für Ihn da, geschaffen zu Seiner Verherrlichung. Dies führt. uns zuerst zurück in die Anfänge alles Geschaffenen und von dort in großen Schritten hin zum herrlichen Ziel.

So entsteht als erstes vor unseren inneren Augen das Bild des Uranfangs: "Gott der Vater, aus dem das All ist" (1Kor 8:6 und Röm 11:36). Diese Aussage erlaubt das kostbare Wissen, dass zuvor allen in Gott war, ja an Seinem Herzen ruhte. Nahe und verständlich werden lässt uns Gott diese Tatsache am Bild der irdischen Schöpfung. Wir sehen, wie aus einem Samenkorn unzählige weitere Samenkörner kommen, ja auch der Mensch - Adam lehrt uns dieses Prinzip, denn in Adam sind alle Menschen eingeschlossen.

Wir stark die göttlichen Liebesbande zu Seiner Schöpfung (zum gesamten All) sind, können wir wiederum am irdischen Bild der Eltern sehen, die ihrem Kind, ihrer Leibesfrucht, in einzigartiger Liebe zugetan sind.

Gottes Ziel und der dahin führende Weg lag in Seinem Herzen als fester Plan vor. So ersteht dann auch vor uns das Erstlingswerk Seiner Schöpfung, die Zeugung des Sohnes Gottes. Dies Zeugung - und nun kommt das Gewaltige - ist das Fundament, auf welcher Er weiter aufbaut, ein Fundament, welches nie wankt und mit dem es nie eine Enttäuschung geben wird; in der Zeugung des Sohnes entstand der Garant, dass alles ein herrliches Ende finden wird.

Nachdem das Fundament der Errettung stand - das kostbare Blut Christi als eines makellosen und fleckenlosen Lammes, vorher erkannt zwar, vor dem Niederwurf der Welt (1Petr 1:20) - machte Gott den nächsten Schritt: das All wird aus Ihm heraus in Ihn,k. den Sohn Seiner Liebe hineingelegt. Nicht anders zu verstehen ist, denn die Fortsetzung lesen wir in Kol 1:16: "Denn in Ihm (Christus) ist das All erschaffen.

Hatte Gott schon die alles übersteigende Liebe zu dem, was in Ihm war, dem All, so bekommt diese Liebe zum All nun auch der Sohn, indem das All in Ihn hinein gepflanzt wird und durch Ihn geschaffen wird; Seine Bereitschaft, als Opferlamm mit seinem Blut zu dienen, zeigt dies an (1Petr 1:20).

Am Kreuz stellt Gott dann dem ganzen All Sein Herz durch den sterbenden Sohn zur Schau. "Denn so liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einzig gezeugten Sohn gibt, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe" (Joh 3:16). In Phil 2:5-11 haben wir ja schon in diesem Büchlein den einzigartigen Abstieg un ddie Erhöhung unseres Herrn betrachtet. Das ganze All, das durch Ihn , den Sohn geschaffen ist, befindet sich in einer Zurückbewegung hin zu Ihm - "dsa All ist durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen" (Kol 1:16-17).

Damit sehen wir, wie Got tin einem gewaltigen Kreis in Christus alles wieder zurück zum Ausgangspunkt holt - an Sein Herz. Wie sehr sind wir doch geadelt, dass der Vater uns diese tieffsten Gedanken offenbart, uns daran teilnehmen lässt, ja uns sogar zu Seinen Mitwerkern erhebt. Dies ist wahrlich Grund zur Anbetung!

Wir fanden uns gestern an dem Punkt, wo das gesamte All zu Christus Jesus zurück kommt, nicht zwangsläufig, nicht mit unterdrücktem Widerstand, nein, freiwillig, glücklich, in Herrlichkeit, mit gebeugten Knien und Ihm huldigend (Phil 2:11).

Damit könnte man einen Abschluss im Heilsplan Gottes erwarten, doch dann geschieht etwas ganz Großes: "Wenn Ihm aber das All untergeordnet ist, dann wird auch der Sohn Selbst dem untergeordnet sein, der Ihm das All unterordnete, damit Gott alles in allen sei" (1Kor 15:28).

Dies ist wohl die höchste Glückseligkeit für den Vater, dies ist Seine schönste Verherrlichung, nach der Sein Herz sich sehnt. Keine Überhebung, keine eigene Macht neben Ihm, nein, völlige Unterordnung im Sinne von liebender Hingabe verstanden.

So sehen wir einen Anfang: "Das All in Gott",
und wir sehen einen Abschluss: "Gott alles in allen."

Dies sind die beiden Pole auf denen die Gesamtschöpfung sicher ruht und durch welche ihre gesamte Entwicklung zu einem herrlichen Ausgang führt.

Uns, die wir in Christus Jesus verbunden sind, führt dieses Wissen zur Verherrlichung des Vaters, und so jubeln. unsere Herzen am Schluss eines Jahres froh und glücklich mit Paulus in unserem Leittext: Unserem Gott und Vater aber sei die Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!

Grüße und Segenswunsch

Phil 4:21-23

"Grüßt jeden Heiligen in Christus Jesus! Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind. Es grüßen euch alle Heiligen, vor allen aber die aus des Kaisers Haus. Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist! Amen!"

Der Schluss des Briefes erinnert an den Anfang. Dort lesen wir als Briefempfänger "alle Heiligen in Christus Jesus", hier, am Ende, sind es die Grüßenden. Grüße der zuvor Erwählten, der Heiligen in Christus Jesus, sind den damit angesprochenen auch jedesmal eine Erinnerung an ihre Aufgabe, füreinander zu beten, sich in Ihm eins zu wissen. Auch unser Dienstkreis möchte sich diesen Grüßen an alle unsere geliebten Leser anschließen. Es soll ein aufbruchhaftes Grüßen sein, der Herr ist nahe!

Möge die kostbare Gnade, uns stets vor Augen stehen, denn in der Gnade sind wir Gerettete (Eph 2:8), möge sie mit unserem Geiste sein! Amen!

Gott, du gibst den Geist der Stärke
und der Liebe und der Zucht.
Schöpfer aller Deiner Werke
wirke in uns Geistesfrucht,
wie es einst bei heilgen Männer
in des Gottesvolkes Schar,
bei Aposteln und Bekennern
Frucht zu Deiner Ehre war.

Habe Dank, mit Deinen Gaben
rüstet Du auch heute aus,
alles in dem Herrn zu haben,
führst uns Selber dann hinaus,
Deinen Friedensruf zu melden,
die Versöhnung kundzutun.
Lasst uns wie die Glaubenshelgen
In der Kraft des Geistes ruhn.
E. U. A.