Der Philipperbrief - Kapitel 1

Aus Bibelwissen
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Abschrift: Der Philpperbrief Band I - II (1990)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
als Schrift nicht mehr erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Philipperbrief - Kapitel 1

Band I
Verfasser, Empfänger und Gruß
Dank und Fürbitte für die Gemeinde
Förderung des Evangeliums durch die Leiden des Apostels
Aufforderung zum Glaubenskampf

Einleitung

Mit dem vorliegenden Buch (in 2 Teilen) wollen wir unseren Geschwisstern dienen, in fortlaufender Weise den Philpperbrief zu betrachten, und dies täglich, in kurzen Schritten. Das am Morgen Gelesene kann dann tagsüber bewegt und in uns wirksam werden.

Der Philipperbrief hat unseren Wandel und Dienst zum Inhalt, dies ist eine sehr wichtige Feststellung; alle Aussagen des Briefes sind von diesem Thema geprägt und ordnen sich ihm unter.

Wandel und Diensts darf und kann jedoch nicht im Sinne von gesetzlichem Gehorsam gewirkt werden, sondern muss der Freude entspringen, was uns in Gnaden alles geschenkt wurde und was wir in Christus sind. Damit wird das Wissen und Erkennen des Inhaltes der ersten drei Kapitel des Epheserbriefes zur Grundlage und Voraussetzung für alles Folgend, denn dort wird in vollkommenster Art und Weise aufgezeigt, was uns an geistlichen Segnungen erfreuen darf.

Somit kann der Philipperbrief gewissermaßen als Anhang zum Epheserbrief gesehen werden, als Fortsetzung jener Kapitel 4-6, die mit der Generalermahnung Pauli beginnen, würdig der Berufung zu wandeln, mit der wir berufen wurden.

Möge doch durch diesen Dienst etwas in unserem täglichen Leben bewegt werden, denn: Das Wort Gottes ist lebendig, wirksam und schneidender als jedes zweischneidige Schwert (Hebr 4:12).

Verfasser, Empfänger und Gruß

Phil 1:1

"Paulus und Timotheus"

Zwei Namen sollen uns zu Anfang zu Beginn des Briefes an die Philipper bewegen; es sind dies einmal Paulus Apostel und Lehrer der Nationen, sowie Timotheus, sein (geistliches) Kind rechter Art im Glauben.

Was uns auffällt, ist die innige Gemeinschaft, die trotz des großen Altersunterschiedes besteht. Mit liebevoller und einfühlsamer Art nimmt Paulus den Jüngling auf und führt ihn immer tiefer in sein Evangelium ein. Timotheus dankt es ihm, indem er willig und bereit ist zu lernen. Er geht dabei ganz auf seinen Lehrer ein, und dies bewirkt in ihm eine frühe geistliche Reife und macht ihn dem Paulus immer ähnlicher. Trotz seiner Jugend kann ihm Paulus schon verantwortungsvolle Dienste übertragen, wobei er ihm zuspricht: "Niemand verachte deine Jugend!" (1Tim 4:12).

Wie muss doch dieser Timotheus das Herz des Paulus erfreut haben! Seine Freude kommt zum Ausdruck in dem Lob, das er dem Timotheus ausstellt: "...denn ich habe niemand, der ebenso empfindet ..." (Phil 2:20).

Wenn wir bedenken, wie in den Gemeinschaften die Jugend immer mehr unter sich sein möchte und sich von den Älteren nichts mehr sagen lassen will, so zeigt sich hier für uns ein vorbildlicher Zusammenschluss zwischen Jung und Alt zum Wohl und Segen aller Gläubigen.

Ein Brieftaubenzüchter erklärte einmal, dass er bei entsprechenden Wettflügen immer eine alte und eine junge Taube zusammen fliegen lasse. Auf diese Weise sei seine Verlustquote wesentlich niedriger als wenn er z.B. 2 junge Brieftauben zusammen getan hätte. Mögen wir lernen, dass Jung und Alt zusammengehören, denn das Alter erfreut und erquickt sich an der Jugend, und die Jugend profitiert von der Weisheit des Alters.

"... Sklaven Christi Jesu"
Die Stellung der Absender

Das Sklaven oder Dienen unter einem Herrn ist uns schon aus den Anfängen des AT wohlbekannt. Nirgends prangert die Schrift den Sklavendienst als unwürdig an, im Gegenteil, dieser wird als ein bestehender Dienst ohne Kritik als völlig normal beschrieben (Eph 6:5; Kol 3:22; 1Tim 6:1; Tit 2:9 u.a.) Heute ist die sogenannte Sklaverei abgeschafft, der Mensch möchte größtmögliche Freiheit haben und merkt nicht, wie er andererseits völlig versklavt dem Fürsten dieses Äons dient.

Paulus und Timotheus scheuen es nicht, sich als Sklaven auszugeben, allerdings als Sklaven Christi Jesu. Damit sagen sie aus, dass ihr Leben und ihr Dienst ihrem Herrn gehören. Ein Sklave Christi Jesu sollte kein Gelegenheitsarbeiter sein, sondern vielmehr ein in seiner Stellung "in Christus" wohl bewusstes, freudiges und immerdar bereites Werkzeug seines Herrn.

Der Brief Pauli an Philemon zeigt uns, dass ein Sklave brauchbar, aber auch unbrauchbar sein kann (Phim 1:1) Ma kann unter Zwang (Gesetz) dienen, aber auch in freiwilliger Hingabe als ein von Gnade Überwältigter (1Tim 1:14).

Wie änderte sich doch das Verhältnis des entsprungenen Sklaven Onesimus zu seinem Herrn. Nach seinem Gläubigwerden empfiehlt ihn Paulus dem Philemon nicht mehr nur "als Sklaven" sondern weit mehr als das, nämlich als "einen geliebten Bruder" (Phim 1:16). Wenn schon unter Menschen diese Stellung eines Herrn zu seinem Dienenden möglich ist, um wieviel mehr dann erst bei unserem Herrn im Blick auf unser Sklaven unter Ihm.

Lassen wir uns doch von Paulus in diesen herrlichen Sklavendienst einführen: "Ein Sklave aber des Herrn soll nicht zanken, sondern gegen alle sanft sein, lehrtüchtig, Übles nachsichtig ertragend, die Widerstrebenen in Sanftmut erziehen ... (2Tim 2:24).

"...an alle Heiligen in Christus Jesus..."
Die Anschrift

Obwohl die Anschrift des Briefes den persönlichen Zusatz "die in Philippi sind" trägt, sind doch gleichsam alle Gläubigen angesprochen, da wir in derselben Lehre des Apostels Paulus stehen wie die Philipper.

Nun sind die Philipper und auch wir alle keine Heiligen aufgrund unserer Verdienst, sondern wir sin des einzig und allein in Christus, unserem Herrn und Haupt. Er ist uns von Gott zur Heiligung gemacht (1Kor 1:30), und Gott sieht uns nur in Ihm!

Heiligung hängt auch mit unserer Auswahl zusammen. In Eph 1:4 lesen wir: "So wie Er uns in Ihm vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat, damit wir Heilige und Makellose vor Seinem Angesicht seien." Dies ist unseres hohe Stellung in Christus, die uns ohne verdienst allein durch Gnade geschenkt wurde.

Unser Wandel kann nun Ausdruck unserer Freude und Dankbarkeit für das uns in Gnaden Geschenkte werden. Das Köstliche für uns ist dabei, dass wir einerseits in Christus schon alles haben, und sind, andererseits, auch im Blick auf die Preisrichterbühne des Christus, das im Glauben Erfasste in einem edlen Wettkampf hier unten schon etwas sichtbar werden lassen.

In 1Thes 4:3-6 wird uns ein Teil des göttlichen Willens kundgetan: Denn dies ist der Wille gottes, eure Heiligung,

a) euch fernzuhalten von aller Hurerei,
b) sein eigenes Gefäß zu erwerben in Heiligung und Ehrbarkeit,
c) keine leidenschaftlichen Begierden,
d) nicht den Bruder in einer Sache zu übergreifen oder zu übervorteilen.

Oh, möge doch unser Wandel würdig sein gemäß unserer hohen Berufung, mit der wir berufen wurden.

"... in Christus Jesus..."
Unsere Stellung

Ein kleines Wort wollen wir nicht übersehen, im Gegenteil, es soll uns heute genügend Stoff zum Nachdenken liefern, es heißt: "in".

Unser einzigartiger Stand, unsere Gerechtigkeit, alles was wir sind und haben - es ruht in Ihm, dem Christus., In überströmender Weise zeigt uns das erste Kapitel des Epheserbriefes dieses "in Ihm" auf:

  1. Geistlicher Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus (Eph 1:3).
  2. Auserwählt vor dem Niederwurf der Welt in Ihm (Eph 1:4).
  3. ...Gnade, die uns in dem Geliebten begnadet (Eph 1:6).
  4. a) In Ihm haben wir die Freilösung durch Sein Blut. b) In Ihm haben wir die Vergebung der Kränkungen (Eph 1:7).
  5. In Ihm hat auch uns das Los getroffen, die wir vorherbestimmt sind ... (Eph 1:13)

Es ist für uns eine beglückende Tatsache, glaubensmäßig völlig in unserem Herrn zu ruhen. Dieses Wissen bewirkt in unseren Herzen einen göttlichen Frieden und gibt uns die Kraft, für den täglichen Kampf des Glaubens.

"... samt den Aufsehern und Dienern"

In der Anrede sind zwei Dienstgruppen besonders erwähnt, folglich wollen wir sie auch mit betrachten. Die zusätzliche Erwähnung dürfte darin begründet sein, dass gerade die Aufseher und Diener in besonderer Weise achtgeben müssen, einen entsprechenden Wandel zu führen, sind sie doch allen Gläubigen in ihrer Umgebung ein sichtbares Vorbild.

Das Amt eines Aufsehers wird von Gott als köstliche (ideale) Arbeit bezeichnet (1Tim 3:1). Für diejenigen, die in diesem Amt stehen, gelten nun auch gewisse Voraussetzungen und Bedingungen. Diese sind uns in 1Tim 3:7 aufgezählt. In derselben Weise auch die Diener. Für sie gelten die Verse 1Tim 3:8-13.

Wir ersehen aus der Aufzählung das hohe Niveau, auf dem diese Amtsinhaber stehen sollten.

Aber auch das ungläubige Umfeld beobachtet die Aufseher und Diener oft besonders kritisch. WEiter sind sie ganz besonders Zielscheibe und Angriffspunkt für den Widerwirker. Somit bedürfen diese Brüder eines ständigen Platzes in unserer Fürbitte.

Sind sich nun diese Brüder gewiss, vom Herrn eingesetzt zu sein, so darf auch ihr Lobpreis zum Herrn aufsteigen: "Dankbarkeit habe ich gegenüber dem, der mich mächtig macht, Christus Jesus, unserem Herrn, weil Er mich für treu erachtet, und in den Dienst eingesetzt hat...." (1Tim 1:12).

Phil 1:2

"Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!"
Der Segensgruß: Gnade sei euch

Es sind dies die Grußworte, die uns in jedem Brief von Paulus zu Anfang begegnen und uns auch gleich an die Grundlage unseres Glaubens hinführen: Gnade, die uns rettet, und der Friede von Gott, der unsere Herzen aufgrund dieses Wissens erfüllt.

Wenn wir heute eine Kurzbetrachtung über das anstellen, was Gnade bedeutet, so darf uns ein Wort aus Eph 2:8 leiten: "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe ..."

Gnade stellt also die absolute Grundlage unserer Rettung dar. Sie soll von uns im Glauben ergriffen werden. Sie ist mit nichts von uns aus zu erwerben, sondern ist Gottes Geschenk an uns.

Als solchermaßen Beschenkte kann uns Gott in den herankommenden Äonen als "Schaugefäße Seiner Gnade" benutzen (Eph 2:7). Nur dort, wo unser eigenes Wirken völlig unterbunden ist, kann die Gnade Gottes voll erstrahlen.

So soll uns täglich die empfangene Gnade ein Quell der Freude und Anbetung sein, und sie soll uns täglich neu bewusst machen, dass aus uns heraus nichts kommen kann, womit wir uns diese Gnade in irgendeiner Art und Weise verdienen können.

Hier sind wir also klar die Empfangenden - in unserem Wandel und dienst jedoch die Überströmenden!

"... und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus"
Friede

Wenn Paulus von "Friede" spricht, so meint er nicht den Weltfrieden unter den Völkern, sondern den Frieden, der die Herzen der Gläubigen erfüllt. Dieser Friede ermöglicht es uns, durch alle Wirrnisse hindurch ruhig und still zu bleiben in völligem Vertrauen auf den Herrn.

Wie wichtig dieser Friede für uns ist, merken wir dann, wenn er durch gewisse Dinge gestört wird. Solche Störungen können vielfältiger Art sein, immer aber beruhen sie auf einem Mangel an Vertrauen. Die ganze Größe Gottes ist uns noch nicht bewusst geworden. Auch Sorgen können Friedensbrecher sein. Wie trostreich spricht uns hier Paulus zu, uns doch um nichts. zu sorgen, sondern in allem und mit allem zum Vater zu kommen (Phil 4:6).

Auch begangenes Unrecht kann den Frieden rauben. Erst ein sich Darunter-beugen lässt den friedvollen Zustand wieder zurückkehren.

Im Umgang mit Geschwistern soll das einander Ertragen und Gnade erweisen unser Bemühen sein. Der Friede wird hier zu einem Gradmesser unseres Handelns. So lesen wir in Kol 3:15: "Und der Friede Christi sei der Schiedsrichter in euren Herzen..."

Bringen wir doch alles Beunruhigende und Störende im Gebet vor Ihn, und unter aufrichtiger Beugung erleben wir so diesen wunderbaren Frieden jeden Morgen neu, wie er uns durchströmt und dann auch unser Tagwerk wesentlich beeinflusst.

"...von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus"
Der Geber aller Dinge

Gehen wir über die uin unserem Vers angeführten "Gnade und Friede" hinaus, so dürfen wir erfassen dass alles einen Geber hat: Unseren Gott und Vater! Alles bewirkt Er nach dem Ratschluss Seines Willens (Eph 1:11b). Je mehr uns diese Tatsache bewusst wird, desto größer und herrlicher wird Er uns, und damit wächst auch unser Vertrauen und unsere Hingabe an Ihn.

Im Sohn Seiner Liebe führt Gott Seinen Ratschluss aus. So lesen wir in 1Kor 8:6: "..der Vater aus dem das All ist (und wir sind zu Ihm hingewandt), und nur Einer ist Herr, Jesus Christus, durch den das All geworden ist (und wir sind es durch Ihn)."

Das ganze All war also ursprünglich in Gott und somit ein Teil von Ihm. Wenn wir hier nachdenken, so verstehen wir auch die unsagbar und unfassbar große Liebe Gottes zu Seiner Schöpfung.

Aus Sich heraus übergab Er sie dann dem Sohn, durch welchen alles geworden ist.

So stehen Vater und Sohn in der Liebe zu Ihrer Schöpfung vereint, und wir, die Erstlinge, dürfen erkennen, dürfen danken, preisen und anbeten.

Dank und Fürbitte für die Gemeinde

Phil 1:3

"Ich danke meinem Gott..."
Dankgebete

Dank setzt immer voraus, dass wir etwas empfangen haben. Wenn wir am gestrigen Tag in unserem Gott und Vater den Geber alle Dinge erkennen durften, so gebührt IHM auch unser Dank aus tiefstem Herzen.

In ergreifenden Worten offenbart uns der. Vater die Tiefe Seiner Liebe: "So liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einziggezeugten. Sohn gibt" (Joh 3:16). Nun wartet Er auf unser Echo.

Unser Gebet zu Gott sollte mehr in Loben und Danken bestehen, denn Loben zieht nach oben - Danken schützt vor Wanken. Viel zu oft besteht der Hauptinhalt unserer Gebete aus allem möglichen Forderungen und Bitten, die überdies auch noch unser Wohlergehen fördern sollen. Aber - prüfen wir uns eigentlich vor jedem Gebet, ob wir in Übereinstimmung mit Seinem Willen sind? Oder, wenn wir hierin im Zweifel sind, fügen wir dann am Schluss noch an: "nicht mein, aber Dein Wille geschehe"?

Dank ist unser Echo auf Seine Liebe; Dank ist unsere Antwort auf das, was Er uns alles geschenkt hat. Es ist der Ausdruck unserer Freude, und Freude ist das Zeichen einer lebendigen Verbindung.

Lasst uns heute froh vor unserem Gott auf die Knie gehen und bedenken: "So liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einziggezeugten Sohn gibt..."

und vergiss nicht!

Nach einem vollbrachten Tag sollte uns der Dank bewegen, indem wir. uns von dem Psalmwort Ps 103:2: "Lobe den Herrn meine Seele, und vergiss nicht, was Er dir Gutes getan hat" leiten lassen.

Zwei Worte stehen hier im Blickpunkt: Lobe und vergiss nicht! Ach wie schnell vergessen wir, was Menschen uns im Leben Gutes getan haben. Wer selbst schon die schmerzliche Erfahrung machen musste, dass all sein aufopferungsvolle Mühen am Ende in kalte Vergessenheit geraten war, der kann ermessen, was unser Gott empfinden muss, wenn man all Sein Wohltun schnell vergessen hat, vergessen, als wären Seine Gnadengaben niemals gewesen. Sehen wir unseren Herrn an auf Erden. Mit wieviel Liebe hatte Er Tag für Tag Seine Jünger getragen und war dann, in Seiner schwersten Stunde - verraten, verleugnet und alleingelassen! Alle Seine Liebe hatten sie vergessen, und alles drehte sich nur um ihr eigenes Wohl und ihre Rettung.

SEhen wir Paulus an. Die herrlichsten Offenbarungen hatte er kundgetan, war unermüdlich im Dienst für die Geschwister. Und dann, im Gefängnis in Rom, klagt er dem Timotheus, dass ihn alle in der Provinz Asien verlassen haben. Und wieviele sind es heute, die seiner Lehre folgen?

Besonders Israel ist ein Beispiel im Vergessen. Was hat Gott über dieses Volk an Wohltaten ausgeschüttet, und in kürzester ZHHeit war alles vergessen.

Vergiss nicht - das ist ein Aufruf an unseren Willen, sich gegen die sonst übliche Vergesslichkeit zu stellen. Erinnern wir uns doch z urück, und entdecken wir immer wieder neu, wo der Herr und vielleicht andere Menschen Gutes an uns getan haben.

Lobe den Herrn meine Seele, und vergiss nicht, was Er dir Gutes getan hat!

Der Satz könnte in der Umgangssprache lauten:; "Immer wenn ich an euch (die Philipper) denke, muss ich Gott danken!

Wenn wir in Gedanken all unsere Geschwister, mit denen wir Begegnungen hatten oder ständigen Kontakt haben, an unserem inneren Auge vorüberziehen lassen, wie ist uns dann zumute? Können wir gleich Paulus Gott danken; oder erinnern wir uns manchmal nur sehr ungern? Oder umgekehrt - wie denken die Geschwister an uns?

Nicht immer macht die Wahrheit wohlgesonnen, vor allem nicht diejenigen, die von der Wahrheit überführt werden. Auch müssen wir oft gewisse Erkenntnisse klar aussprechen und w erden damit in den Augen anderer zu Sektierern. Wenn wir den Weg Pauli in der Apostelgeschichte verfolgen, so sehen wir, wie auf das Verkündigen göttlicher Wahrheit oft übelste Verfolgung folgte. Wir werden es also nicht immer allen Geschwistern, mit denen wir zusammengeführt werden, recht machen können - hier ist der Friede Christi der Schiedsrichter in unseren Herzen ausschlaggebend (Kol 3:15). So sollte dort, wo wir in göttlichen Wahrheiten beharren müssen, dies stets in der nötigen Demut, nie aber in der Stellung der Besserwisser geschehen.

Wenn auch die Wahrheit oft verschleiert werden kann, so ist doch eines unbestechlich - unser Wandel! Spiegelt unser Wandel den Herrn wider, so dürfen wir sicher sein, dass wir auch Segen hinterlassen.

Die Philipper zeigen uns, wie ihr Verhalten auch im Leben des Paulus Segen bewirkte und diesen zumDank veranlasste. Sie werden hier für uns zu einem nachahmenswerten Ansporn.

Phil 1:4

"...indem ich immer, in all meinem Flehen für euch, dieses Flehen mit Freuden tue..."
Der Gebetsringkämpfer

Gebete können zu einer Kraftentfaltung werden, wenn sie dem Willen Gottes gemäß sind. Das Gedenken und die Fürbitte für Geschwister ist ein ganz wichtiger Dienst, der leider nur zu oft verkannt wird, weil er meist im Verborgenen getätigt wird und nicht im Rampenlicht steht. Trotzdem sollte dieser Dienst zu unserem Tagesablauf gehören.

Wenn wir einen Blick in den Epheserbrief werden (Eph 1:16-17), so erkennen wir die Wichtigkeit solchen Flehens. Geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Gottes sind keine Selbstverständlichkeit. Hier setzt der Dienst des Gebetes an, der zu einem köstlichen Gebetsringkampf werden kann.

Auch im Kolosserbrief finden wir zwei passende Stellen, die uns den Dienst des Gebetes nahebringen:

Kol 4:2-3 Hier bittet Paulus um anhaltendes Gebet, damit Gott ihm eine Tür für das Wort auftue, um über das Geheimnis Christi. zu sprechen.
Kol 4:12 Epaphras steht vor uns als einer, der allezeit in seinen Gebeten für die Glaubensgeschwister ringt, damit diese gereift dastehen und in allem Willen Gottes vollgewiss sind.

In besonderer Weise wollen wir auch jener gedenken, die ihren buchstäblich in Ketten vollbringen. Möge uns Gott Ausdauer und Freude zu einem Flehen geben, wie es uns von Paulus immer wieder dargestellt wird und wie wir es bei Epaphras sehen.

Phil 1:5

"... wegen eurer Beisteuer zum Evangelium von dem ersten Tage an bis nun."
Beisteuer allgemein

In Gal 2 wird uns von dem gewichtigen Konzil in Jerusalem berichtet, auf welchem Paulus als Apostel für die Nationen von den übrigen 12 Aposteln anerkannt wurde. Jakobus, Kephas und Johannes, die als Säulen galten, besiegelten diese Tatsache mit Handschlag, d.h. sie gaben sich die rechte Hand der Gemeinschaft. Eines wurde jedoch dem Paulus noch auferlegt:

"Nur, dass wir der Armen gedenken sollten..." (Gal 2:10).

Als der Verfasser dieses Buches im Jahre 1983 die Verlagsarbeit der Schriften von Bruder Mathias Jaegle übernahm und später dann auch die schriftlichen Ausarbeitungen von dem 90jährigen Bruder übertragen bekam, war es ein mächtiger Ansporn, erleben zu dürfen, wie größtenteils fremde Geschwister liebevoll und helfend unter die Arme griffen un mit ihren Gaben zum Gelingen beisteuerten. Ähnlich erleben es ja auch die anderen Glaubenswerke.

So dürfen wir uns daran erinnern lassen, dass Gemeinschaft in Christus ja auch Gemeinschaft mit allen Körpergliedern ist, ob diese einem bekannt oder unbekannt sind. Dort, wo wir die Möglichkeit haben, Beisteuer zu leisten und damit die Körperschaft geistlich und auch, wo nötig, körperlich aufzuerbauen, sollten wir uns durch dieses Wort zusprechen lassen.

Über allem menschlichen Dank hinaus wird dann der Vater in rechter Weise unser Vergelter sein.

Eine weitere Art der Beisteuer

Haben wir gestern die finanzielle und materielle Beisteuer angesprochen, so erinnern wir heute an eine Art der Beisteuer, die vielleicht noch wichtiger ist, die sich auf das geistliche Gebiet bezieht. Beisteuer zum Evangelium - und hier dem Evangelium des erhöhten Christus, dargebracht durch Paulus - kann auch geistlicher Beistand derer sein, die gleich Paulus für dieses Evangelium eintreten und an vorderster Front lehren. So bittet schon Paulus in Kol 4:2-3 um Gebetsbeistand "... und betet zugleich auch für uns, damit Gott uns eine Tür für das Wort auftue, um über das Geheimnis Christi zu sprechen..."

Nicht immer sind die Lehrer und Diener an diesem Evangelium Menschen, die unsere Sympathie besitzen. Aber ist dies ein Grund, ihnen unseren geistlichen Beistand zu entziehen? Auch Paulus war nicht allen angenehm, zumindest was seine äußeren Umstände betraf. Seine Gefangenschaft in Rom war für die ganze Provinz Asien Anlass, sich von ihm abzuwenden (2Tim 1:15). Das Gegenteil dieses unedlen Verhaltens zeigt uns dann Onesimus (2Tim 1:16), der sich trotz aller beschämenden Umstände für Paulus einsetzte.

Schauen wir also nicht auf die Person, schauen wir nicht auf äußere Umstände, für die der Betroffene oft nichts kann, steuern wir vielmehr bei zum Evangelium des. Christus, indem wir alle, die hier dienen, mit Gebet und Danksagung einhüllen. Gleich Paulus wird es ihnen eine Erfrischung sein: "Der Herr erzeige dem Haus des Onesiphorus Erbarmen, weil er mich oftmals erfrischt hat und sich meiner Kette nicht schämte..."

Phil 1:6

"Und ich habe eben dies Vertrauen"
Vertrauen

Vertrauen kann als ein theoretisches Wissen vorhanden sein. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Wie sieht es bei Krankheit, Todesfall, Schicksalsschlägen und dergleichen aus, die uns treffen können? Hier erst muss sich unser theoretischens Erkennen bewähren, indem wir uns - oft durch größten Kampf - zu Gott durchringen und ein "Ja" zu Seinen Wegen finden.

Wenn wir in Eph 1:11 lesen: "... der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt", so gilt das ja auch für uns. Als Auserwählte dürfen doch gerade wir wissen, dass alles in unserem Leben nach dem Ratschluss Seines Willens abläuft. Dieses freudige Wissen darf in einem auf Gott vertrauenden Wandel ausgelebt werden. Gerade dort, wo wir oft ratlos, verzweifelt und nicht mehr begreifend dastehen, soll unser Vertrauen zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit werden.

Lassen wir uns zurückführen in den Garten Gethsemane. Wir sehen den Sohn Gottes in Seiner schwersten Stund. Ein Sündenberg von unermesslichem Umfang steht vor Ihm, dem Sündlosen! Ein grausamer Martertod am Fluchholz wartet auf Ihn! Ein furchtbarer Kampf tobt in Seiner Seele, der Seinen Schweiß zu Blutstropfen werden lässt! "Wenn es möglich ist, Vater..." Er, der Mensch Jesus, fühlt Seine Schwäche - aber dann folgt der herrliche Vertrauensbeweis zum Vater: nicht Mein, sondern Dein Wille geschehe!

Vertrauen muss nicht immer überströmende Freude sein, es kann auch durch schwersten Kampf, unter größtem Leid und Schmerz errungen sein. Möge uns hierin unser Herr und Haupt ein leuchtendes Vorbild sein.

"dass Er, der unter euch das gute Werk angefangen hat...."

Mit diesen Worten hält Paulus eine Rückschau, die uns zeigt, dass nicht die Philipper aus eigenem Antrieb und aus freiem Willen ihre Entscheidung für Christus trafen, sondern dass es Gott, der Vater, war, der schon vor dem Niederwurf der Welt eine Auswahl getroffen (Eph 1:4) und die Philipper (und mit ihnen alle in Christus Gläubigen) für Sich. zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt hat - nach dem Wohlgefallen Seines Willens!

Die Vorherbestimmung hat einen Grund, er uns in der weiteren Folge von Eph 1:4-6 auch genannt wird: "Zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade!"

Wie unrichtig stehen vor solch hehren Worten die Vertreter des sogenannten "freien Willens" da, nicht mehr zum Lobpries der Herrlichkeit Seiner Gnade, sondern zur Manifestation des menschlichen Willens, eingeflößt durch die uralte Schlange: Wir wollen sein wie Gott!

Schon bei Aufleuchten der ersten Körperglieder in Apg 13 lesen wir in Apg 13:48 die Tatsache, dass nur so viele zum Glauben kommen konnten, wie zu äonischem Leben verordnet waren.

Er ist es, der verordnet, Er ist es, der auch auserwählt, und Er ist es, der uns als Schaugefäße Seiner Gnade gebrauchen wird (Eph 2:7), allerdings erst in den kommenden Äonen.

"...es auch vollenden wird"

Wenn Gott eine Sache beginnt, so vollendet Er sie auch. Dies ist bei der kleinen Schar Auserwählter so und wird auch bei der gesamten Schöpfung so sein, allerdings in Seiner zeitlichen Ordnung. So lesen wir in 1Kor 15:22-24: "Denn ebenso wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden. Jeder aber in seiner besonderen Abteilung: Der Erstling Christus, darauf die Christus Angehörenden, bei Seiner Anwesenheit; danach die übrigen bei der Vollendung, wenn Er die Königsherrschaft Seinem Gott und Vater übergeben ...".

Es ist den Philippern klar verheißen (und mit ihnen auch uns), dass Er ihren Stand in Christus auch vollenden wird. Was wir heute im Glauben festhalten dürfen, wird in der Zukunft (vielleicht sehr bald) zur Wirklichkeit werden. "Vollenden" heißt unser buchstäbliches Zusammensein mit Christus, heißt, dem Bilde des Sohnes gleichgestaltet zu sein (Röm 8:29), heißt, dass unser Vergängliches und Sterbliches Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit anziehen wird (1Kor 15:53). "Vollenden" heißt weiter, dass wir dann buchstäblich niedergesetzt sind inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus (Eph 2:6) und dass uns nichts mehr mehr von Ihm, unserem Haupt trennen kann.

Unser Lauf auf Erden ist vollendet, wenn uns der Herr zur Entrückung abholt. Nach dem Durchlaufen der Preisrichterbühne sind wir dann befähigt, unseren Dienst in den Überhimmeln aufzunehmen, mitzuhelfen an dem großen und herrlichen Ziel: "um in Christus das All aufzuhaupten" (Eph 1:10).

Haben wir uns gestern mit unserer Vollendung beschäftigt, so sei uns heute ein blick auf die Gesamtschöpfung vergönnt. Gemäß 1Kor 15:22-24 (Text siehe Vortag) sind uns 3 Abteilungen genannt. An erster Stelle steht die Lebendigmachung des Christus. Halten wir hier fest: Vor Ihm gab es keine Auferstehung aus den Toten zu unauflöslichem Leben. Die konnte erst nach Christi Auferstehung geschehen. Die zweite Abteilung sind die Ihm Angehörenden. Es sind dies zuerst die Erstlinge Seines Körpers, dann die Ihm zugehörenden Israeliten im Königreich auf Erden.

Die 3. Abteilung umfasst dann die ganze übrige Schöpfung: "Wenn Er jede Oberherrschaft, jede Obrigkeit und Macht aufheben wird. Denn Er muss als König herrschen, bis Er alle Seine Feinde unter Seine Füße legen wird. Der letzte Feind, der abgetan wird, ist der Tod. Denn alles ordnet Er Ihm unter: unter Seine Füße.

Bis an das Ende der Äonen wird hier unser Geist geführt, und wenn wir die ganze Bandbreite bedenken, die sich hier vor unserem inneren Auge auftut, von den Anfängen bis zur Vollendung, so dürfen wir ehrfürchtig erkennen, wie wir heute schon an des Vaters Rat- und Liebesschlüssen Mitteilhaber sein dürfen, als geliebte Söhne Gottes um des einen geliebten Sohnes willen, Christus Jesus.

Die 3 Tage

Der gestrige Tag führte uns bis hin zum Abschluss der Äonen, die Vollendung. Heute gehen wir wieder zurück in. unsere eigene Abteilung, die der Körperschaft Christi. Die Vollendung wird uns verheißen "bis zum Tage Jesu Christi."

Die Schrift zeigt uns insgesamt drei Tage auf, die aber keinen 24-Stundentag darstellen, sondern mehr oder weniger große Zeitabschnitte beinhalten.

Als erstes kennen wir den "Menschentag". Paulus erwähnt ihn in 1Kor 4:3. Er beginnt mit der Austreibung aus dem Paradies und endet vor der Entrückung der Körperglieder Christi. Seine Merkmale sind, dass die Menschen das Sagen haben; hier können sie zeigen, was sie ohne Gott zustande bringen.

Der Tag des Herrn löst den Menschentag ab. Den Thessalonichern schreibt Paulus, dass der Tag des Herrn wie "ein Dieb in der Nacht" kommen wird (1Thes 5:2). Fälschlich wird hier immer wieder gelehrt, der Herr Selbst kommen wie ein Dieb in der Nacht; man übergeht hier, dass es der Tag des Herrn ist. Sein Beginn ist die Entrückung, und er endet mit Ablauf des Tausendjahrreiches.

Ihm folgt dann als dritter Tag "der Tag Gottes" gem. 2Petr 3:12. Er währt für die Dauer des 5. Äons und beinhaltet die Verwaltung der Fristen (Eph 1:10). Er ist die Frist der Zurechtbringung alle Dinge (Hebr 9:10), und dieser herrliche Tag mündet in den Zustand ein: "Gott alles in allem" (1Kor 15:28).

"...bis zum Tage Jesu Christi"

Es soll uns heute beschäftigen, was denn dieser zweite Tag, der Tag Jesu Christi, speziell für uns bedeutet und beinhaltet.

Das für uns wichtigste und naheliegendste Ereignis dieses Tages Jesu Christi ist unsere Entrückung dem Herrn entgegen in die Luft (1Thes 4:13-18). Ihr folgt das Stehen vor der Preisrichterbühne des Christus. Sehr genaue Einblicke gibt uns hier das Wort in 1Thes 3:10-15. Paulus legt den Grund "Jesus Christus", und jeder baut nun auf diesem Grund auf:

"Ob jemand auf diesem Grund Gold, Silber und kostbare Steine baut oder ob Holz, Gras und Stroh: eines jeden Werk wird offenbar werden; denn der Tag (Jesu Christi) wird es offenkundig darlegen, weil es im Feuer enthüllt wird. Und welcher Art eines jeden Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn erhalten. Wenn jemandes Werk verbrennen sollte, so wird er ihn verwirken: er selbst aber wird gerettet werden, jedoch nur so wie durch Feuer hindurch."

Eines steht fest: Der Rettung gehen wir nicht verlustig, auch wenn all unser Werk verbrennen sollte. Doch machen wir es uns nicht so einfach: Wo von Feuer die Rede ist, wird es auch für den Betreffenden nicht ohne Schmerz abgehen. Denjenigen, die in rechter Art und Weise geglaubt haben, winkt jedoch vielfältiger Lohn.

Vor der Preisrichterbühne

Einige Gedanken zum gestrigen Text wollen wir uns doch noch machen: Was bedeuten Gold, Silber, kostbare Steine, und was ist Holz, Gras und Stroh?

Vor allem gilt es, 1Kor 3:10 zu beachten:

Paulus legt den Grund, nicht Petrus oder ein anderer Apostel! Ausschlaggebend ist die "ihm von Gott gegebene Gnade". Damit ist schon eine erste wichtige Weichenstellung erfolgt!

So dürfen wir in Gold, Silber und kostbaren Steinen jene Werke sehen, die die von Paulus verkündete Gnade zum Hauptelement haben. Es sind unser Dank und unsere Freude über das, was wir gem. Eph 1 in Christus sein dürfen, und diese sollen ihren Ausfluss in entsprechenden Werken haben. Dies sind keine gesetzlichen Werke ... du musst! nein, es sind wahrer Glaube, heilige Liebe und gewisse Hoffnung, empfangen in Christus Jesus, ausgelebt in einem würdigen Wandel entsprechend unserer Berufung.

Dem gegenüber steht eine Scheinfrömmigkeit, die stets nur den anderen beobachtet und ihn mit der eigenen hohlen Gesetzlichkeit zu umketten versucht. Verbrennen wird alles fleischliche, seelische Wirken, denn es dient im Grunde unserem Genuss. Auch jeder Glaube, der in Form eine suggestiver Bindung an irgendeinen Menschen bestand, wir verbrennen. Entscheidend wird sein, ob wir dem reinen Wort Gottes in uns Raum gegeben haben, ob wir der uns betreffenden Lehre Pauli gefolgt sind, auch wenn wir dabei alle sichtbaren fleischlich-seelischen Wege aufgeben mussten.

"Die Vollendung der Anweisung ist Liebe aus reinem Herzen, guten Gewissen und ungeheuchelten Glauben..." (1Tim 1:5).

Wir wollen noch einen weiteren Tag dieses wichtige Ereignis behandeln, indem wir betrachten, wie unser Lohn aussehen könnte. Hierbei sollten wir bedenken, dass ein Sportler, der in einem Wettkampf auftritt, auch den festen Willen braucht, gewinnen zu wollen. Auch unser Wille sollte es sein, den Lauf unseres Wandels erfolgreich abzuschließen. Ein Ansporn hierzu ist, dass unser Kampf auf Erden ja durchaus entscheidend für unseren Einsatz in den überhimmlischen Räumen sein wird.

So winken dem erfolgreichen Kämpfer folgende Preise (1Kor 3:14):

Losteilinhaber zusammen mit Christus, wenn wir mit ihm leiden (Röm 8:17);
ein unvergänglicher Kranz dem enthaltsamen Wettkämpfer (1Kor 9:25);
zur gebührenden Zeit Ernte, wenn wir Edles tun (Gal 6:9);
Kampfpreis der Berufung, wenn wir dem Ziel nachjagen (Phil 3:14);
ausgezeichneten Rang, wenn wir trefflich dienen (1Tim 3:13); ein Kranz bei richtigem Wettkampf (2Tim 2:5);
Mitherrschen bei Erdulden (2Tim 2:21);
unbeschämt sein, wenn wir das Wort richtig schneiden (2Tim 2:15).

Das für uns sicherlich Freudenvollste wird dann am Ende sein, dass wir alle heilig, makellos und unbeschuldbar vor Seinem Angesucht dargestellt werden (Kol 1:22), ohne Flecken und ohne Runzeln (Eph 5:27). Darin dürfen wir den übergeordneten Sinn der Preisrichterbühne des Christus sehen.

Phil 1:7

"so wie es für mich gerecht ist, für euch alle darauf zu sinnen...."

Eine warme Herzensbeziehung hatte Paulus zu den Philippern und natürlich auch zu den anderen Gemeinden. So finden wir immer wieder in seinen Briefen, wie er mit Dank und Gebet über das, was Gott durch Seinen Geist in den Gemeinden gewirkt hat, vor seinen Vater tritt.

In unserem obigen Vers schaut Paulus zurück auf die mannigfache Beisteuer der Philipper zum Evangelium, auf ihren guten Anfang und auf ihr geistliches Wachstum bis hin zur gewissen Vollendung. So könnte man obigen Vers auch beginnen: in Anbetracht all dessen, was ihr mir getan habt, ist es doch ganz selbstverständlich, dass ich euer gedenke ... (oder: dass ich euch im Herzen habe).

So wie Jesus für Seine Jünger priesterlich eintrat (Joh 17:9-21), so steht auch Paulus im Dienst der Fürbitte.

Für wen üben wir Fürbitte, täglich, wöchentlich, gelegentlich? Wenn man für andere betet, muss man auch etwas von ihnen wissen. So standen die Philipper mit Paulus in dauernder Verbindung, auch als er als Gefangener nach Rom abgeführt wurde.

Wir stehen heut mit allen Gläubigen unter dem Wort aus Eph 4:4-6: Eine Körperschaft, ein Geist, ein Erwartungsgut, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch alle und in allen wirkt.

Dieser Einheit dürfen wir uns, trotz mancher irdischen Gegensätze, erfreuen, und diese Einheit führt uns auch in die gegenseitige Fürbitte.

"weil ihr alle (da ihr mich im Herzen habt, in meinen Fesseln wie auch in der Verteidigung und Bestätigung des Evangeliums)"

Die herzliche Beziehung ist gegenseitig, wie wir oben sehen. Sie wächst auch über alle Anfechtung hinaus, denn sicherlich war es auch für die Philipper nicht ganz so leicht mitzuerleben, wie Paulus in Ketten abgeführt wurde. War das noch jener Mann, vor welchem, als er sich mit Silas im Gefängnis befand, die Erde erbebte und die Tore des Gefängnisses sich öffneten? Wo sind seine Kraft und Vollmacht geblieben?

Es ist für die Philipper und für uns ein Lernprozess, dass Gottes Kraft heute, in der Verwaltung der Gnade, in "Schwachheit" vollkommen gemacht wird (2Kor 12:9). So durfte der in äußerer Schwachheit gebundene Apostel in seinen Ketten die tiefsten und herrlichsten Offenbarungen von dem erhöhten Herrn empfangen und niederschreiben.

Lassen wir uns auch heute nicht irremachen durch charismatische Blender. Stehen wir fest zu Pauli Fesseln, indem wir uns auch unserer eigenen Schwachheit rühmen, indem wir genauso fest in Pauli Evangelium stehen und es gegen jegliche Art Verwässerung in Schutz nehmen und indem unser Wandel und Dienst er unangreifbare Beweis der heute überströmend wirksamen Gnade ist.

"und ihr ... Mitteilnehmer an meiner Gnade seid."

Ein weiteres Wort aus Eph 3:1-2 wollen wir obigem Text vorausstellen: "Mithin bin ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen - wenn ihr nämlich von der Verwaltung der Gnade Gottes gehört habt, die mir für euch gegeben ist...".

Durch Enthüllungen wurde Paulus Stück für Stück in das Wissen und Erkennen um die alles überragende Gnade eingeführt. Sie ist einer der absoluten Stützpfeiler in seinem Evangelium. Für die Zeit der Verwaltung - anfangend mit der Berufung des ersten Körpergliedes und endend mit der Entrückung aller Körperglieder - ist die Gnade das beherrschende Element. Ausschließlich in dieser Gnade geschieht unsere Rettung (Eph 2:8), Nichts ist ihr von uns aus hinzuzufügen. Der Grund hierzu ist klar: "Damit sich niemand rühme!"

Wenn wir in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau stellen sollen (Eph 2:7), so kann dies in der Tat nur Gottes Nahegabe sein. Jedes eigene Werk, das aus uns kommen würde, wäre ein dunkler Fleck auf dem Schaugefäß der Gnade, welches wir darstellen.

"weil ihr ... Mitteilhaber an meiner Gnade seid"

Die 4. Auflage der Konkordanten Übersetzung übersetzt Eph 3:2 noch wie folgt: "Wenn ihr überhaupt hört von der Verwaltung der Gnade Gottes...".

Wir finden diese ältere Übersetzung hier treffender, da sie genau den Punkt berührt, der heute vor unser alle Augen steht. Man ist an den Herrn Jesus gläubig, und nimmt die gesamte Schrift für sich persönlich, ohne zu bedenken, dass Gott in verschiedene Epochen verschiedene Empfänger angeschrieben hat; man lässt als 2Tim 2:15 ganz außer acht und rückt anstelle der Paulusbriefe von Kind auf bekannte Texte. wie z.B. aus den Psalmen und den 4 Evangelien in den Vordergrund.

Wie bedeutungsvoll werden hier Pauli Worte an uns "wenn ihr überhaupt hört!"

Beim Gleichstellen aller Schriftaussagen fehlt die Unterscheidung des Berufungsgutes Israels von demjenigen der aus den Nationen. So wird auch Gnade und Gesetz schriftwidrig vermischt; die eigene Rettung ist dann nicht mehr ein Akt göttlicher Gnade, sondern hängt letztlich von unserem eigenen Willen und unseren Werken ab.

Doch wie sagt Paulus? "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und die nicht aus euch....".

Aus der Gnade fallen?

Wir finden dieses häufig z itierte Wort in Gal 5:5. Hart geht hier Paulus mit den Galatern ins Gericht, weil sie sich von seinem Evangelium, nämlich dem der Gnade, zu einem andersartigen Evangelium haben umstellen lassen. ES gab damals neben dem des Paulus keine anderes Evangelium als das des Petrus, und dieses war, wie Jakobus richtig zitiert, mit Gesetzeswerken verbunden (Jak 2:24). Nun hält Paulus den Galatern vor, im Geist zwar einen richtigen Anfang gemacht zu haben (setzend auf die Gnade), nun aber im. Fleisch (Gesetz) vollenden zu wollen (Gal 3:3).

Es gibt für uns nur Gnade, ein Vermischen mit dem Gesetz - und sei es noch so gering - hat zur Folge, was Paulus den Galatern vorwirft: "Ihr seid aus der Gnade gefallen" (Gal 5:5).

Da aber Gottes Gnadengabe unbereubar ist (Röm 11:39), kann zwar der Mensch diese Gnade missachten, sie fallen lassen bzw. aus ihr fallen, seiner Rettung in der Gnade geht er aber nicht verlustig.

So darf Paulus den Galatern wie auch uns zurufen: "Werdet doch frei davon wie ich!" (Gal 4:12).

Phil 1:8

"Denn Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen mit innerster Regung Christi Jesu sehne."

Mitteilnehmer an der herrlichen Gnade haben den gemeinsamen Wunsch, sich dieser Gnade auch zu rühmen und dafür zu danken. So ist es verständlich, wenn solche Geschwister zusammenfinden, die gemeinsam in dieser Gnade stehen. Sie haben die gleiche Sehnsucht, wie wir sie auch hier bei Paulus sehen, Gemeinschaft untereinander zu haben und ihren Gott und Vater angesichts dieser großen Gnade gemeinsam anzubeten und zu verherrlichen. Dabei grenzen sie andere Gläubige nicht aus, sondern sie schließen sie in ihre Liebesgemeinschaft und ihre Gebet mit ein.

Die Sehnsucht, die Paulus mit "innerster Regung" beschreibt, hat ihre Wurzeln tief in Christus Jesus. Seine Liebe hat Ihn getrieben, den angestammten Sitz in der Herrlichkeit zu verlassen und Sich als Opferlamm dahinzugeben. Er wurde der Erstgeborene unter vielen Brüdern (Röm 8:29), und nur in Ihm sind wir in der Lage, diese innerste Regung der Sehnsucht zu den Brüdern aufzubringen, weil es Seine ureigenste Sehnsucht ist. So kann das Wesen Christi in uns Raum gewinnen, indem wir, Ihn anschauend, Seine Herrlichkeit widerspiegeln.

Phil 1:9

"Und dafür bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr in Erkenntnis und allem Feingefühl dazu überfließe..."
Für uns aktuelle Gebete

Wir finden in den Gefängnisbriefen eine kleine Anzahl von Gebeten, die Paulus niedergeschrieben hat und die für uns nachahmenswert sind, d.h. die dort ausgesprochenen Gebetsanliegen sollen auch zu unseren Anliegen werden.

Ein ganz kurzer Streifzug soll uns in gekürzter Form die Schwerpunkte der jeweiligen Gebete aufzeigen:

Eph 1:15-17
Gebet um geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst.

Eph 3:14-19
Gebet um Standhaftigkeit am inneren Menschen, damit Christus durch den Glauben in den Herzen wohne; in Liebe gewurzelt und gegründet, damit wir erstarken mögen, um die Breite, Länge, Tiefe und Höhe zu erfassen; um die aller Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus zu erkennen; um zur gesamten Vervollständigung Gottes vervollständigt zu werden.

Kol 1:9-11
Gebet um das Erfülltwerden mit geistlicher Weisheit und geistlichem Verständnis, um würdig zu wandeln und um Ihm zu gefallen; um in guten Werken Frucht zu bringen; um in der Erkenntnis Gottes zu wachsen; um gekräftigt zu werden zu aller Ausdauer und Geduld mit Freuden.

Kol 4:2-3
Fürbitte, damit Gott eine Tür für das Wort auftue, um über das Geheimnis Christi zu sprechen.

Bevor wir das o. g. Gebet in unserem Philipperbrief betrachten, muss uns doch noch ein kurzer Rückblick auf die gestern aufgezählten vier Gebete im Epheser- und Kolosserbrief beschäftigen. Merken wir Pauli Ansinnen?

Keine Gebete um körperliches Wohlbefinden, keine Bitten um irdische Güter oder um irdische Bewahrung. Auch keine Bitte um irdischen Frieden erkennen wir. Dafür ist alles auf die Verherrlichung Gottes ausgerichtet und auf geistliches Wachstum.

War wir als Körpergemeinde heute brauchen, ist in der Tat gegenseitige Gebetshilfe und Fürbitte um geistliches Verständnis, Ihn, den Gott und Vater, in Seiner kaum fassbaren Herrlichkeit zu begreifen. Dort, wo dies geschieht, tritt alles kleinliche, irdische Trachten und Streiten zurück. Wer sich noch daran klammert, dass Gott all ungläubigen Menschen ewig in der Folterkammer einer eingebildeten Hölle quält, hat Gottes Lieb enoch kaum erkannt. Wer bei jedem brüderlichen Zusammentreffen immer nur gewisse Streitpunkte hervorkehrt, der weiß nichts von der Möglichkeit, Gott selbst durch unseren Lobpreis zu segnen. Hier tut sich ein großes Arbeitsfeld für uns auf, indem wir Nachahmer Pauli werden und seine Gebetsanliegen zu den unseren machten.

"Und dafür bete ich" schreibt Paulus an die Philipper, und dies Gebet soll auch für uns Anreiz und Gegenstand unserer Betrachtung sein.

Gemäß Röm 5:5 ist die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen; sie ist also unser! Aber - sie soll nicht brach in uns liegen, sondern sie will zur Anwendung kommen. Liebe muss sich aber nicht immer nur in der Beziehung zu unserem Nächsten erschöpfen; Paulus spricht hier eine Liebe an, die voraussetzt, dass der Christus in unseren Herzen Gestalt angenommen hat, dass Er darinnen wohnt (Eph 3:17), "und dass in uns die Sehnsucht nach mehr Erkenntnis und allem Feingefühl geweckt wird."

Ist es nicht normal, wenn ein junger Mann, der sein Mädchen für's Leben kennenlernt, mehr bzw. alles von ihr wissen möchte? Es ist unnormal wenn er sich damit begnügen würde, dass sie z.B. Ruth heißt, dass sie 25 Jahre alt ist und in Stuttgart wohnt.

So gilt es also zu bedenken, dass wir zwar Gott liebenkönnen, dass aber wachsende Erkenntnis, gepaart mit innigem Feingefühl, diese bis dahin vorhandene Liebe. zum Überfließen bringen kann. Ohne Erkenntnis kann ich Gottes Größe nicht bewundern, geschweige denn, Ihn gebührend lobpreisen und anbeten.

Daraum beherzigen wir das wort an die Kolosser: "Lasst das Wort Christi euch reichlich innewohnen, belehrt und ermahnt euch gegenseitig in aller Weisheit ..." (Kol 3:16).

Phil 1:10

"dass Ihr prüfet, was wesentlich ist ...."
Prüfen

Erkenntnis und Feingefühl benötigen die Philipper, um zu prüfen, was wesentlich ist. Wie wichtig ist doch das Prüfen! Bedenkenlos übernehmen wir oft Satzungen und Tradition, nur weil sie in unserer Heimatgemeinde so gelehrt werden. Aber zählen wir einmal, wieviel Gemeinschaften und Kirchen gibt es an unserem Ort? Jede dieser Gruppen hat einen Lehrzaun um sich herum gebaut und hält sich für "richtig stehend". Die Frage bleibt trotzdem, wer hat nun recht?

Wir sollten weniger glauben, was uns fromme Leute sagen, vielmehr sollten wir uns mühen, uns im Wort zu grünen, darin zu wurzeln und am Wort das Gehörte zu prüfen.

Die Beröer in der Apostelgeschichte wurden von Paulus besucht (Apg 17:11). Sie hörten ihm bereitwillig zu, und dann prüften sie das Gehörte anhand der Schriften. Es steht von diesen Beröern noch geschrieben, dass sie vornehmer waren als die anderen. Wir dürfen diese hervorgehobene Charaktereigenschaft so deuten, dass sie sich nicht gleich von jedem Wind der Lehre mitreißen ließen, dass sie nicht emotional mitliefen, wo etwas los war, sondern ernstlich im Wort der Wahrheit um Erkenntnis rangen und sich so einen guten Stand aneigneten.

Nicht unser Gefühl, nicht unsere Meinung, nicht dieser oder jener Bruder hat richt, sondern einzig und allein Gottes Wort ist unsere Richtschnur.

"Was wesentlich ist"

Wer prüfen will, muss in seinen Prüfungsunterlagen Bescheid wissen. Dies ist eine Voraussetzung.

Der erste Maßstab, der angelegt werden muss, ist der, dass wir im Worte Gottes die beiden Berufungsempfänger erkennen einmal Israel mit irdischer Berufung und weiter die herausgerufene Körperschaft Christi mit einer überhimmlischen Berufung. Das Wort Gottes will also richtig geschnitten werden (2Tim 2:15).

In der Wohlbotschaft des Paulus an die Körpergemeinde sehen wir daher ganz klar das für die heutige Zeit der Gnadenverwaltung Wesentliche. Auch alle in der pfingstlichen Übergangszeit hervorgetretenen Gaben rücken in den Hintergrund (1Kor 12:31). Im ersten Kapitel des Epheserbriefes ist das für uns Wesentliche genau aufgeführt. Es beinhaltet unsere geistlichen Segnungen in Christus. Dies muss in die Mitte der Betrachtungen gerückt werden.

"Suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzen! Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Eren!" (Kol 3:1-2). Alles, was uns also hier unten auf der Erde binden will, kann nicht das Wesentliche sein. Alles, was unsere Gedanken nach oben führt, zu unserem Herrn und unserem überhimmlischen Losteil, dies gilt es festzuhalten, darin zu stehen und es gegen alle Angriffe zu verteidigen. Hierfür ist uns auch die Waffenrüstung Gottes gegeben (Eph 6:10-17).

"damit ihr auf den Tag Christi aufrichtig und unanstößig seid..."

Im vorhergehenden Vers 6b haben wir gesehen, dass Gott das gute Werk vollenden wird, und zwar bis zum Tage Jesu Christi. Hier ist unsere Rettung angesprochen, zu welcher wir nichts aus uns heraus zufügen können. Unser heutiger Vers, der ebenfalls den Tag Christi anspricht, lässt dagegen ein klares Mitwirken unsererseits zu, es betrifft unseren Wandel.

Aufrichtig und unanstößig werden wir sein, wenn wir ständig prüfen und uns dann auf das Wesentliche konzentrieren. Wer zum Beispiel an seiner überhimmlischen Berufung vorbeigeht, wer dem Irdisch-Seelischen mehr Raum gibt, wird für unaufrichtig befunden werden, ebenso wer ein Losteil für sich beansprucht, das ihm nicht zugesprochen ist, nämlich das irdische Berufungsgut Israels. Ganze Denominationen erklären sich als das geistige Israel. Bedenkenlos übergehen sie Gottes auserwähltes Volk und bezeichnen es als für immer verworfen. Viele Gemeinschaften folgen diesem Weg oft unwissentlich, indem sie die Botschaft Pauli gering achten, dafür aber die Briefe der Beschneidung ganz klar bevorzugen und auf sich beziehen. Dies muss Auswirkungen haben, spätestens vor der Preisrichterbühne des Christus. Dazu wird dann n och die Beschämung kommen, die Gnadenbotschaft Pauli nicht beachtet zu haben.

Es ist Pauli Herzenswunsch für die Philipper und es ist unsere für uns alle, dass wir die Wohlbotschaft der heutigen Verwaltung erkennen, dass wir darin leben und sie im Wandel ausleben.

"...erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist"

Eine Frucht besteht nicht von Anfang an, nein, sie wird erst als Samenkorn gesät und ist einem mehr oder weniger langen Reifeprozess unterworfen.

Im 3. Kapitel des Römerbriefes wird das Samenkorn in uns ausgesät: "Nun aber hat sich, getrennt vom Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart ... eine Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben Jesu Christi, die für alle ist und auf alle Glaubenden kommt" (Röm 3:21.22).

In 2Tim 4:7-8 zeigt uns Paulus wie die gereifte Frucht der Gerechtigkeit am Ende seines Lebens aussieht: "Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt, Hinfort ist mir der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, es mir an jenem Tag vergelten wird."

Ganz klar zeigt unser Leitwort, dass die Frucht der Gerechtigkeit durch Jesus Christus ist. Jesu Christi Glaube ist es, der Gerechtigkeit vor Gott wirkt. Sein Glaube darf zu unserem Glauben werden; und Seine Gerechtigkeit wird die unsere. Wir dürfen dieses Wissen für die Dauer unseres Erdenlebens fest in unseren Herzen bewahren und verankern, und dabei gilt es auch, viele Angriffe auf dieses Glaubensgut abzuwehren. Dies bewirkt dann als Frucht einen Wandel, den Paulus in seinem Leben als "edlen Ringkampf" bezeichnet hat.

Unedel würde der Ringkampf werden, wenn wir die Frucht der Gerechtigkeit nicht in dem Glauben Jesu Christi allein suchen würden, sondern wenn wir von uns heraus zu unserer Gerechtigkeit mitwirken wollten.

Phil 1:11

"Zur Verherrlichung und zum Lobpreis Gottes"

Wir sahen gestern, wie durch Christi Glauben Gerechtigkeit vor Gott gewirkt wird und wie diese Gerechtigkeit die unsere wird, indem wir uns in Seinen Glauben stellen.

Nun darf sich auch unsere Frucht der Gerechtigkeit (seiend in Christus) wie ein duftender Blütenkelch nach oben öffnen, und es strömt Verherrlichung und Lobpreis zu Gott empor.

Diese Verherrlichung beschließt auch den ersten Abschnitt des Briefes an die Philipper, und wir wollen diesen Lobpreis heute mit in den Tag hineinnehmen, indem wir bedenken, was Er alles für uns getan hat!

Tragen wir doch unserem Vater nicht ständig unsere Wünsche und Sonderwünsche vor, unterlassen wir es auch, Ihm täglich z u sagen wie, was und wo etwas gemacht werden soll; vertrauten wir IHm umso mehr und bringen all unsere Anliegen mit Danksagung vor Ihn, denn:

Loben zieht nach oben,
Danken schützt vor Wanken.

Förderung des Evangeliums durch die Leiden des Apostels

Phil 1:12

"Ich beabsichtige aber, Brüder, euch erkennen zu lassen, dass meine Angelegenheiten eher zur Förderung des Evangeliums geführt haben..."

Es lag in Gottes Absicht, dass der Weg Pauli in die Gefangenschaft nach Rom führte. Was menschlich gesehen dem Dienst Pauli hätte schaden müssen, führte gerade ins Gegenteil. Das Evangelium wurde durch seine Band gefördert.

Schon zu Beginn seines Briefes hebt Paulus die Treue der Philipper hervor: "Da ihr mich im Herzen habt, in meinen Fesseln wie auch in der Verteidigung und Bestätigung des Evangeliums" (V. 7). Die sicherlich bange Frage, was werden wohl meine Fesseln für Reaktionen bei den Gläubiggewordenen auslösen, findet eine erfreuliche Antwort: Nicht zum Schaden des Evangeliums - nein, eher zur Förderung!

Diese Auswirkungen der Bande Pauli sollen auch uns heute Mut machen, wenn wir oft meinen, uns unserer Schwachheit schämen zu müssen, oder versuchen, diese zu vertuschen. Bedenken wir auch, dass Gott Seine tiefsten Wahrheiten dem Paulus erst enthüllen konnte, als dieser menschlich an seinem tiefsten Punkt angelangt war.

Auch uns kann Gott in unserer Schwachheit benutzen, um den Lichtglanz des Evangeliums des Christus durch uns aufleuchten zu lassen; oft merken wir es selbst nicht einmal.

Vertrauen wir Ihm nur in allem aus ganzem Herzen!

Phil 1:13

"...so dass bei dem ganzen Prätorium und allen übrigen meine Fesseln als um Christi willen ofenbar geworden sind."

Gemäß Apg 28:30 konnte Paulus trotz seiner Gefangenschaft zwei Jahre lang in einer Mietwohnung bleiben und von da aus auch ungehindert seinen Dienst am Evangelium wahrnehmen. Nun scheint er unmittelbar vor seiner Gerichtsverhandlung zu stehen, und damit ist seine relativ große Freiheit vorbei; er scheint von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, nur noch an einen römischen Soldaten gekettet. Nach menschlichem Ermessen ist damit sein mündlicher Dienst am Verkündigen des Evangeliums vorbei.

Doch wessen Herz voll ist, dem läuft der Mund über. Pauli neue Zuhörer wurden zuerst seine ständig wechselnden Bewacher. Da diese sehr bald merkten, dass dieser Gefangene ganz anders war als die übrigen, die zu bewachen waren, sprach sich das Verhalten des Häftlings Paulus sehr schnell herum. Damit wer ein neuer Kreis gefunden, in welchem das Evangelium wirksam werden konnte.

Was die Soldaten an Paulus sahen und hörten, machte also schnell die Runde. Es mag diese erstaunt haben, dass Paulus kein Bösewicht, sondern um eines Menschen willen gefangen war, der vor Jahren von dem Statthalter Pontius Pilatus in Jerusalem hingerichtet wurde. Wie mag es diese abgehärteten Männer berührt haben, als sie einen Mann bezeugen hörten: Dieser damals Gekreuziugte ist aus den Toten auferstanden und sitzt heute in den Überhimmeln zur Rechten Gottes, des Vaters!

"...als um Christi willen..."

Die gesamte Schöpfung (einschließlich der Menschen) ächzt und leidet Wehen unter der Sklaverei der Vergänglichkeit (Röm 8:21-23). Unser damit verbundener Alterungs-. und Leidensprozess stellt aber nicht jene Leiden dar, die wir als "um Christi willen" bezeichnen.

Wenn wir uns einerseits einen Saulus vorstellen, der als zufriedener Zeltmacher in Tarsus arbeitete, und andererseits den Paulus, der um Christi willen in Fesseln liegt, so sehen wir leicht, was Leiden "um Christi willen" bedeuten. "Er" muss der Anlass sein.

Oft steht uns die Möglichkeit offen, solche Leiden zu umgehen; ein weit bequemerer Weg liegt daneben, der scheinbar genauso ans Ziel führt. Doch zeigt uns Röm 8:17, dass wir im Blick auf unsere Zukunft in der überhimmlischen Welt, durch das Beschreiten des irdisch bequemen Wegen Nachteile haben werden: "... Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir nämlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden."

Losteilinhaber Gottes sind wir durch unsere Kindschaft. Losteilinhaber aber zusammen mit Christus nur, wenn wir auch mit Ihm leiden. Der Inhalt Seines Losteils ist Verherrlichung, die wir im 2. Kapitel noch betrachten werden.

Möge uns Paulus in diesem für unsere Zukunft nicht unwichtigen Teil der Leiden zu einem Vorbild werden.

Phil 1:14

"Durch meine Fesseln ermutigt, wagt es nun die Mehrzahl der Brüder umso mehr, im Vertrauen zum Herrn gestärkt, furchtlos das Wort Gottes zu sprechen."

Wir können das damalige Geschehen anhand von drei konzentrischen Kreisen erblicken. Im inneren kleinsten Kreis befindet sich Paulus in Fesseln um Christi willen. Im mittleren Kreis sehen wir Brüder, die, im Vertrauen zum Herrn gestärkt, furchtlos das Wort Gottes sprechen. Den äußeren Kreis bildet das gottferne Rom, die macht- und prunkvolle Welt der Reichen und Mächtigen mit all ihren Freuden und Begierden.

Aus menschlicher Sicht gesehen erscheint der äußere Kreis mit all seiner Macht das absolute Schwergewicht zu haben. Mit weitem Abstand folgen die Brüder mit ihrer Verkündigung und fast unsichtbar, verborgen, kommt innen Paulus, der Gebundene.

Anders ist das Bild aus geistlicher Sicht: Paulus, der um Christi willen Leidende, ist der Mittelpunkt! Um iahn bewegt sich alles, weil we "in Christus" ist. Bis heute stehen noch Brüder in der Nachfolge seines Evangeliums und sorgen dafür, dass die herausgerufene Körpergemeinde wächst und heranreift. Längst ist der Glanz des alten Rom erlöschen, aber der Lichtglanz des Evangeliums des Christus leuchtet immer mehr.

Was menschlich einer "Lahmlegung" gleichkommt, ist also geistlich ein großer Gewinn. Die Frucht der Leiden Pauli sind Brüder, die durch sein schweres Los gestärkt werden die neues Vertrauen zum Herrn gewinnen und die nun furchtlos das Wort Gottes bekennen.

Wir sehen, wo ein Mensch ein volles "Ja" zu Gottes Wegen hat, auch wenn diese in Gefangenschaft, zu Verzicht auf Weltliches, ja, unter Umständen auch in Krankheit (siehe 2Kor 12:7) führen, da fallen wichtige Entscheidungen!" Beobachtende Menschen werden gestärkt und ermutigt, Herzen öffnen sich für die Wohlbotschaft der Gnade und werden erfüllt mit einem neuen Lebensinhalt.

Wie neu wird uns hier wieder gezeigt, dass Gottes Wahl nie auf das Mächtige fällt, sondern stets auf das Geringe und Schwache.

"Seht doch nur eure Berufung an, Brüder ... und das Schwache der Welt erwählt Gott, damit Er das Starke zuschanden mache ..." (1Kor 1:26-28).

Phil 1:15-16

"Einige zwar herolden den Christus aus Neid und Hader; etliche aber doch aus gutem Willen: die einen aus Liebe, weil sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums bestimmt bin."
Neid und Hader

Was Paulus an die Philipper schrieb, hat auch heute noch Bestand. Wer in den Christlichen Blättern liest, verschiedene christliche Konfessionen beobachtet oder Gemeinschaften kennt der weiß, dass neben aufrichtigem Glauben auch vielfach die bittere Wurzel des Neides und Hader wächst; der Widersacher streut seinen zerstörerischen Samen aus, wo immer er nur kann. Wenn wir als Beispiel bedenken, was die Bekenner der Allaussöhnung oftmals erdulden müssen. Die "Unaussöhnlichen" schauen argwöhnisch auf sie, die anstelle einer Drohbotschaft die wahre Wohlbotschaft der letztendlichen Errettung aller Menschen verkünden, und Neid und Hader werden Tür und Tor geöffnet.

Als Paulus in Gefangenschaft geriet, mögen manche Brüder sich eine Chance auf seine Nachfolge ausgerechnet haben. Wenn heute ein entsprechendes Amt in einer Gemeinde frei wird, kommt es oft zu peinlichem Gerangel. Dort, wie heute bringt das Streben nach Ansehen Neid und Hader mit sich. Man übersieht leicht, dass ein Weg immer frei ist: der unterste.

Die ist ein Gedanke, den wir ruhig einmal einen Tag lang in unserem Herzen bewegen sollten: Kann ich um Christi willen verzichten, bin ich bereit, auch untere Wege zu gehen?

"Etliche aber doch aus gutem Willen: die einen aus Liebe, weil sie wissen, dass ich. zur Verteidigung des Evangeliums bestimmt bin."

Gott weiß genau, wie weit die Seinen belastbar sind, und so - um Paulus nicht über die Maßen zu beschweren - gab er ihm auch Brüder zur Seite, die erkannten, worum es ging und deren Verhaltensweise durch guten Willen geprägt war.

Halten wir uns an diejenigen, die aus Liebe den Christus verkündigen, und seien wir dessen eingedenk, dass dieses Stehen im Wort der Wahrheit Angriffe nach sich zieht. Seinem geistlichen Kind Timotheus sagt Paulus: "Diese Anweisung vertraue ich die an... damit du in derselben den edlen Krieg ausfechten mögest..." (1Tim 1:18)

Verteidigung des Evangeliums setzt voraus, dass dieses angegriffen wird. Dort, wo auch heute ein klares Evangelium verkündigt wird, wie es uns Paulus gelehrt hat, erfolgt Angriff in Form von Ablehnung und Verächtlichmachung; der gefährlichste Angriff ist aber die Verdrehung oder Vermischung des Wortes. Anstatt die Wohlbotschaft Pauli anzuerkennen, wie dies ja die Apostel der Beschneidung taten (Gal 2:7-10), wird daneben ein andersartiges Evangelium gepredigt (Gal 1:6-9).

Mit der Verkündigung dieses für die Beschneidung gültigen Evangelium (darum handelt es sich ja bei dem andersartigen Evangelium, durch das die Galater beunruhigt wurden) entfernt man sich dann weit von dem, was Paulus in 2Tim 2:15 sagt: "Schneide das Wort der Wahrheit richtig!"

Phil 1:17

"Die anderen verkündigen den Christus aus Ränkesucht und nicht mit lauterer Absicht, in der Meinung, mir zu meinen Fesseln weitere Drangsal zu erwecken."

Obiges Wort mag uns erschrecken, und doch ist es eine Tatsache. Wo guter Samen aufgeht, da ist auch das Unkraut zur Stelle. Sicher gab es Brüder, die sich an dem, was sich im Gefängnis abspielte, stießen. Vielleicht fürchteten sie um ihre eigenes Ansehen. In jedem Fall gewann der Widerwirker Raum in ihrem Herzen und konnte sie zu solchen Taten anstacheln.

Auch heute gibt es solche Brüder, die in ihren Worten immer wieder scharfe Spitzen einbauen, mit denen sie andere treffen wollen. Anstatt sich darauf zu konzentrieren, wie kann ich die Geschwister auferbauen, lauert man darauf, dem Bruder eines auszuwischen. Dies kann soweit gehen, bis es z ur Trennung kommt.

Auf der anderen Seite wollen wir aber auch jenen Geschwistern zusprechen, die unter derartigen Angriffen zu leiden haben. Hier könnte das Wort, das schon Jesaja dem Volk Israel zugerufen hat, hilfreich und gewinnbringend werden:

Im Stillesein und im Vertrauen liegt eure Macht (Jes 30:15).

Sollte es trotz allem guten Willen doch zu einer Trennung kommen, so dürfen wir uns hier die Situation in Korinth vor Augen führen. Paulus hörte, dass es in jener Gemeinde Spaltungen gegeben hat. Doch: "Es muss ja auch bei euch Sektenbildung geben, damit die Bewährten unter euch offenbar werden" (1Kor 11:19).

"zu meinen Fesseln weitere Drangsal zu erwecken"
Die Bewährten

Wir schlossen gestern mit 1Kor 11:19, worin Paulus kundtat, es müssen auch Sektenbildung geben... Der Grund: Damit die Bewährten unter euch offenbar werden. Wer sind die Bewährten?

Sicherlich ist es Apelles, denn er ist n Christus bewährt (Röm 16:10); sicher sind es auch diejenigen, die sich befleißigt haben, als unbeschämte Arbeiter das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden (2Tim 2:15).

Es sind aber auch all jene, die gemäß Eph 2:8-10 ihre Errettung ganz auf die Gnade setzen und sich selbst keinerlei Ruhm anmaßen, es sind jene, die als Schaugefäße. Seines Erbarmens den Reichtum Seiner Herrlichkeit zur Schau stellen (Röm 9:23), und dazu gehört, dass das "Ich" mit Christus gekreuzigt wurde.

Wer diesen wichtigen Schritt der Kreuzigung des "Ich" nicht vollzogen hat, bleibt ein seelisch Ich-bezogener Mensch und nimmt nichts von den Tiefen des Geistes Gottes an - ja sie sind ihm sogar Torheit (1Kor 2:14). Der seelische Ich-Mensch denkt nur an sich. und an seinen Vorteil und merkt nicht mehr, wie sein V erhalten dem nächsten Bruder schadet, ja, wie im Falle des Paulus, diesem sogar weitere Drangsale erweckt werden.

Am Schluss von 1Kor 2 kann dann Paulus sagen: "Wir aber haben den Sinn des Christus!"

Phil 1:18

"Was tut es denn? Indessen, da doch auf jede Weise, ob als Vorwand oder in Wahrheit, Christus verkündigt wird, freue ich mich auch darüber."
Die Freiheit des Paulus

Hier sehen wir die Stellung eines Mannes, der wahrhaftig sein "Ich" in den Tod gegeben hat. Als Frucht offenbart sich Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit, Treue, Sanftmut, Selbstzucht (Gal 5:22). Wie hätte Paulus doch gekränkt sein können, beleidigt und hätte sich zur Wehr setzen können. Auch hätte er sicherlich noch Mittel. und Wege gefunden, die Unart gewisser Brüder namentlich anzuprangern, sich vielleicht sogar zu rächen.

Nichts von allem finden wir bei Paulus - im Gegenteil, er freut sich! Da er in Christus ruht, machen ihm alle Stiche und Anspielungen, die seine Person betreffen, nichts mehr aus. Freude kommt auf, dass überhaupt über den Christus gesprochen wird.

Sicher benutzen manche den Namen "Christus" nur als Vorwand, um ihr eigenes "Ich" ins rechte Licht zu rücken. Paulus gleitet über solch Tun hinweg, Hauptsache bleibt, dass ER verkündigt wird.

Wenn wir diese Haltung Pauli überdenken, so gilt es auch unsere eigene Haltung zu prüfen. Können wir uns überhaupt noch an der Tatsache erfreuen, dass Christus verkündigt wird - oder sehen wir nur die Lehrfehler und Meinungsunterschiede der anderen? Freuen wir uns überhaupt noch, wenn wir an einer Straßenecke ein Häuflein Heilsarmisten sehen, die sicher nicht immer in allem genau im Sinne unserer Erkenntnis verkündigen, dafür aber Christus Jesus?

Freuen wir uns heute mit Paulus, wenn überhaupt noch jemand den Mut hatm öffentlich Christus zu predigen!

Die Freiheit des Wortes

Sahen wir gestern die Freiheit des Apostels Paulus von seinem "Ich", so betrachten wir heute die Freiheit des Wortes Gottes. So schreibt Paulus an Timotheus: "Sei eingedenk Jesu Christi, der aus den Toten erwacht ist, der aus dem Samen Davids stammt, meinem Evangelium gemäß, für das ich Übles leide bis zu diesen Fesseln wie ein Verbrecher, jedoch das Wort Gottes ist nicht gebunden" (2Tim 2:8-9).

Es ist für uns das Bewundernswerte, dass sich Gottes Wort durch menschliche Schwachheit nicht aufhalten lässt. Dort, wo Gott es will, wird es in die Herzen tre ffen, ob es nun von mehr oder weniger guten Rednern dargereicht wird, ob aus lauteren oder unlauteren Motiven.

Wie dankbar sind wir, dass Gott alle unsere Schwachheiten benützen kann, um Seine Herrlichkeit aufzuzeigen. Den wohl tiefstgehendenen Gegensatz stellt der dunkle Hintergrund der Sünde dar, vor dem Gott uns das Licht Seiner Liebe so richtig aufleuchten lässt.

Wir lernen, wie Gott auch dunkelste Wege benutzt, um an Sein Ziel zu kommen. Vertrauen wir Ihm daher grenzenlos!

Was Paulus lange vor dem Philipperbrief an die Römer schrieb, wird nun Wirklichkeit: "Wir aber wissen, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammen wirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind" (Röm 8:28).

Zwei Kraftquellen sind am Wirken:

1. Die macht des Flehens, die Fürbitte, und
2. die Darreichung (Beistand) des Geistes Jesu Christi.

Angesichts dieser Segensfülle kann, trotz äußerer Bedrängnis, das Herz Pauli in Freude überfließen. Noch erfährt er rein äußerlich keine Auswirkungen, ausschlaggebend sind hier die Worte "denn ich weiß". Dieses Wissen, welches dem tiefen und festen Glauben entspringt, soll uns heute wichtig werden.

Wissen auch wir uns in den täglichen Nöten und Bedrängnissen geborgen? Können wir in Vollgewissheit alles Ihm überlassen? Oder nagen Sorge und Angst in. unserem Inneren? Oder nehmen wir manche Sache vorsorglich selbst in die Hand ... man kann ja nicht wissen, wie Gott reagiert?

Werdet meine Nachahmer! ruft uns Paulus immer wider zu, und hier besteht eine gute Möglichkeit dazu.

Phil 1:20

"..., dass ich in nichts zuschanden werden soll."

Noch ist das Schicksal Pauli ungewiss, das Gericht hat noch nicht über ihn entschieden. Somit beschäftigen ihnm und mit ihm alle seine Anhänger, die schwere Frage: Wie wird es wohl ausgehen; zum Leben oder zum Tod?

Hier findet Paulus auch für uns eine herrliche Antwort, die in jedem Falle Gültigkeit hat: "in nichts zuschanden werden". Mag uns einmal in schweren Situationen oder Krankheit die Frage überkommen: was wird aus mir?, so darf dies Wort Pauli vor uns stehen, dass alles zum Heil, zur Rettung ausschlagen wird, dass wir in nichts zuschanden werden!

Die Stichwortkonkordanz (Seite 561) weist uns noch eine andere Richtung auf: Anstatt "zuschanden werden" "sich schämen" Dies zeigt uns auf, dass wir zwar um der Sache des Herrn willen in missliche Lagekommen können, was für uns aber kein Grund ist, sich dessen zu schämen. Scham ist dort angebracht, wo unsere eigene Unaufrichtigkeit sichtbar geworden ist; für tiefe Wege, die uns der Herr führt, liegt kein Grund vor, uns zu schämen - im. Gegenteil! "Darum ist mir wohl zumute selbst in Schwachheiten, unter Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, unter Druck um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll" (2Kor 12:10).

"Sondern dass mit allem Freimut wie allezeit, so auch nun, Christus in meinem Körper hoch erhoben werden, sei es durch Leben oder durch Tod."

Paulus ist sich seiner großen Aufgabe längst bewusst geworden. Er wurde als Apostel der Nationen eingesetzt um als weiser Werkmeister den Grund für die Körperschaft Christi zu legen (1Kor 3:10). Der Grund, auf den gebaut wird, ist Jesus Christus (1Kor 3:11).

Es ist Pauli ständiges Anliegen, dass sein Wandel und Dienst Christus verherrlicht bzw. Ihn hoch erhebt. Auch im Gefängnis, in dem Bangen zwischen Leben und Tod, ist dies sein größter Wunsch. Wir erleben hier einen Gottesmann, der sein Leben ganz dahingegeben hat, der nur n och ein Trachten kennt, seinem Herrn zu dienen und diesen groß zu machen.

Dieser Stand braucht viel Reife, und zum Reifen gehört wiederum Opferbereitschaft in jeglicher Richtung.

Lassen wir uns heute fragen, inwieweit sind wir überhaupt zu Opfern bereit? Inwieweit ist uns das Verherrlichen des Christus wichtiger als unser Genuss?

Wir wissen um viele Märtyrer, die auch den Weg Pauli gingen und noch gehen, die sich in den Gefängnissen foltern lassen, oft bis zum Tod, und dabei ihren Herrn im Herzen tragen und Ihn verherrlichen.

Je mehr der Christus in uns Raum gewinnt, je mehr Er in unserem Herzen durch den Glauben wohnt, umso mehr erstarken wir auch und sind bereit, Paulus in seiner obigen Stellung nachzuahmen.

Phil 1:21

"Denn mir ist das Leben Christus, und das Sterben Gewinn."
Das Leben ist Christus

"Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt; ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus. Was ich aber von nun an im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben, dem des Sohnes Gottes, der mich liebt und Sich Selbst für mich dahingegeben hat" (Gal 2:20).

Schöner kann Paulus uns das Wort aus Phil 1:21 nicht erklären, als er es uns in seinem Brief an die Galater schreibt. Doch wie sieht die Verwirklichung dieses Wortes in unserem Leben aus?

Es ist ein sehr großer Unterschied, ob wir an den Herrn Jesus glauben oder ob wir unser Leben Ihm ausgeliefert haben bzw. Er mein Leben ist. So sollten wir uns jeden Tag aufs Neue bewusst werden, dass mit Christus unser alter, sündiger Mensch gekreuzigt ist. Wohl ist die alte Natur noch da und erinnert uns (oft nur zu lebendig), dass wir das neue Leben in Christus vorerst nur im Glauben, dem des Sohnes Gottes, ausleben können. Der Kolosserbrief zeigt uns in Kol 3:1-17, wie dieser tägliche Glaubenskampf aussieht: "Ertöten, ablegen, abstreifen und - anziehen!" Hier ist also unser. Wandel stark gefordert.

Paulus kann mit Recht sagen: Mir ist das Leben Christus! Sein altes, adamitisches Leben ist gekreuzigt, sein neues Leben lebt er in Ihm. Christus ist die Quelle allen Lebens und vor allem des unauflöslichen Lebens. Wer diese Quelle heute schon in sich hat, der hat auch die Gewissheit, das ihm Sterben Gewinn ist.

Das Sterben Gewinn

Sahen wir gestern, dass, wie bei Paulus, unser Leben Christus ist, so müssen wir heute sagen, auch im Sterben sind wir des Christus, denn: "keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst. Denn wenn wir auch leben, so leben wir dem Herrn; wenn wir auch sterben, so sterben wir dem Herrn. Folglich, ob wir auch leben oder ob wir auch sterben, sind wir des Herrn" (Röm 14:7-8).

Die furchtbare Angst vor dem Tod wird uns genommen, wenn wir uns dieses Wort tief in unser Herz eingraben. Ob wir nun betagt oder noch jüngeren Alters sind, je früher uns diese Wort im Glauben völlig eigen ist, umso mehr werden wir der Stunde des Sterbens in Ruhe und Frieden entgegensehen, wissend, dass wir in Ihm geborgen sin dund dass sich das Wort erfüllen wir: "Verschlungen wurde der Tod im Sieg!" (1Kor 15:54).

Eine andere Seite, die wir hier auch anklingen lassen wollen, wäre die, dass wir durch die nahegekommene Wiederkunft Christi heute eine berechtigte Hoffnung haben dürfen, als noch Lebende verwandelt und Ihm entgegen in die Luft entrückt zu werden (1Thes 4:13-18). Diese Verse enden mit folgendem Satz: "Daher sprechet einander zu mit diesen Worten!"

So darf heute unsere gewisse Hoffnung sein, dass wi rim Sterben des Herrn sind un ddarüber hinaus, dass wi ralle, ob jung oder alt, dem Herrn täglich - stündlich entgegensehen und sagen dürfen: Ja, Herr - komme bald!

"und das Sterben Gewinn"
Der Gewinn

Die Frage bedarf noch einer Antwort: Worin sieht Paulus im Sterben den Gewinn?

Da wir aus biblisch fundierter Erkenntnis ein sofortiges "beim Herrn sein" nach dem Tode ablehnen - vielmehr schlummern, bis die in Christus Gestorbenen bis zum Zeitpunkt der Entrückung ohne Bewusstsein in der Erde (auch Paulus) - muss. hier der Gewinn, von dem Paulus spricht, unmittelbar mit dem Vorgang des Sterbens in Verbindung stehen.

Bedenken wir, dass Paulus schon des öfteren den Märtyrertod vor Augen hatte, es sei nur an Apg 14:19 erinnert, wo Paulus unter dem Steinhagel einer Volksmenge zusammenbrach. Nun stand auch in Rom wiederum der Schatten des Todes vor ihm, und er wusste, dass die römischen Henkersknechte im Töten nicht zimperlich sein würden.

So sah es Paulus im Blick auf seinen Herrn als eine be sondere Ehre an, auch in der Art des Sterbens Ihm ähnlich zu werden, indem er Ihm in einem qualvollen Tod nachfolgte.

Wenn Paulus also sein Sterben unter diesen Voraussetzungen als Gewinn bezeichnet, so zeigt diese Gesinnung sein absolutes Ruhen in Ihm und seine Sehnsucht, Ihm in allem ähnlich zu werden. Aber auch in seinem Wandel - d.h. in seiner Verhaltensweise beim Sterben, konnte er seinen Gott in höchster Weise verherrlichen; also für Paulus ein zweifacher Gewinn. Vielleicht dachte Paulus hier an Stephanus, an dessen Tod er ja nicht unbeteiligt war (Apg 7:59-60). Wir können erahnen, dass damals tief in seinem Herzen eine Saite angeklungen ist, als er diesen Mann furchtlos sterben sah, bis zuletzt die Gesinnung Jesu offenbarend.

"Wie zu den Schlachtschafen werden wir gerechnet", konnte Paulus schon viel früher an die Römer schreiben (Röm 8:36b) und im nächsten Satz: "Jedoch in all diesem sind wir überlegene Sieger durch den, der uns liebt."

Phil 1:22

"Wenn es aber das Leben im Fleisch ist, so bedeutet dies für mich Frucht in der Arbeit."

Paulus steht förmlich den beiden Fragen -Sterben ein Gewinn, oder Leben im Fleisch, um Frucht in der Arbeit zu bringen. Er weiß wohl, dass viele Aufgaben noch nicht beendet sind und dass er in vielen Gemeinschaften, die er gründen durfte - menschlich gesehen - , unentbehrlich ist.

Beachten wir bitte jenes wunderbare Gleichgewicht bei Paulus, welche bei uns oft gestört ist: Einerseits sein Wünschen und Wollen in der F rage des Sterbens und andererseits sein. Blick für die Aufgaben im Fleisch an den Geschwistern. Beide Seiten sollten an uns in ausgewogenem Verhältnis sichtbar werden. Im Fleisch sollen wir unsere Aufgaben treu erfüllen, wie klein sie auch sein mögen, und auch im Sterben möchte es uns geschenkt werden, ein Zeugnis für unseren Herrn zu sein.

Frucht in der Arbeit heißt für Paulus als Wichtigstes nicht soziale Werke, sondern: ... in allem guten Werk Frucht bringen, indem wir

a) des Herrn würdig wandeln,
b) in der Erkenntnis Gottes wachsen u nd
c) mit aller Kraft nach der Gewalt Seiner Herrlichkeit gekräftigt werden zu aller Ausdauer und Geduld mit Freuden (Kol 1:10b -11)

"und was ich vorziehen werden, mache ich nicht bekannt."

Wir stehen immer noch zwischen den beiden Möglichkeiten, die auf Paulus zukommen. Freiheit durch Entlastung vor dem Kaiser oder Verurteilung und Tod.

Es gab für Paulus eigentlich in dieser Lage nur eine Antwort, und die kann er uns nicht sagen, weil er sie dem überlässt, der längst über ihn entschieden hat: Seinen Herrn!

Auch dieser hatte in Seiner Erniedrigung in Gethsemane einen schweren Kampf zu kämpfen. Einerseits wusste er um Seinen schweren Auftrag, den es nun unmittelbar zu erfüllen galt, andererseits - da Er wie ein Mensch fühlte und empfand - überkam Ihn so kurz vor dem Ziel, den riesigen Berg einer ganzen Menschheit vor Augen, doch eine Bangigkeit, und die Last wollte Ihn schier niederdrücken.

"Vater, wenn es Dein Beschluss ist, trage diesen Becher von Mir weg!"

Aber dabei beließ es der Herr nicht. Er überließ die endgültige und letzte Entscheidung dem Vater: "Indessen, nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe!" (Lk 22:42-43).

Wenn wir vor Situationen stehen, wo wir nicht wissen, wie es weitergeht, brauchen wir keine Entscheidungen zu fällen, wir dürfen es Ihm überlassen. Dabei sollten unsere menschlich-seelischen Wünsche zurücktreten und dem glaubensvollen Wort Platz machen: Dein Wille geschehe auch in meinem Leben!

Phil 1:23

"Ich werde aber aus den zweien gedrängt, indem ich das Verlangen nach der Auflösung und dem Zusammensein mit Christus habe; denn das wäre bei weitem das Beste für mich."

Eigentlich wäre das Thema "Leben oder Tod" mit dem gestrigen Tag beendet gewesen - wenn uns Paulus im obigen Vers nicht noch weiter damit beschäftigen würde. "Ich werden aus den zweien gedrängt", und es tut sich eine weitere, dritte Möglichkeit vor unseren Augen auf: Verlangen nach Auflösung und dem Zusammensein mit Christus.

Da aber dies Möglichkeit der "Auflösung" auf den ersten Blick doch das Sterben beinhaltet (und damit waäre die dritte Möglichkeit ja nur Wiederholung), müssen wir diese Worte genauer untersuchen. Dazu ist etwas Mühe nötig, und wir bitten den Leser sich diese Mühe mit uns zu machen. Wir fangen an, indem wir heute 6 Bibelübersetzungen zitieren, jeweils mit unserem obigen Leitvers.

1. Luther: "Denn es liegt mir beides hart an: ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein, was auch viel besser wäre."
2. Elberfelder: "Ich werde aber von beidem bedrängt: Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser."
3. Bruns: "Nur wäre beides recht: Auf der einen Seite habe ich Lust abzuscheiden und mit Christus vereint zu sein, und das wäre auch viel schöner."
4. Albrecht Zwei Wünsche halten mich gefangen: Ich habe Sehnsucht, abzuscheiden und vereint zu sein mit Christus; dies wäre mir am allerliebsten."
5. Mühlheimer Mich bewegt nämlich zweierlei: Einerseits hätte ich Lust abzuscheiden und bei Christus zu sein; und das wäre bei weitem das Beste für mich."
6. DaBhaR: "Ich werde aber zusammengedrückt ausgrund der zwei, die Begierde habend, hinein in das Hinauflösen und das Samt-ChRISTOo-Sein."

vergleiche weitere Übersetzungen (Pfleiderer; Schlachter; Münchner NT; H. Schumacher NT; W. Einert NT) hier: Phil 1:23


Ein in früherer Zeit beziehbares konkordantes Studienblatt des griechischen Grundtextes gibt die wörtliche Übersetzung: "Ich werde gedrängt aber aus zweien das verlangen habend in das Auflösen und mit Christo sein viel denn eher besser."

Unser Andachtsbüchlein soll kein Buch sein, in dem Streitfragen erörtert werden, aber es ist für uns wichtig, dass wir ein gutes Handwerkszeug besitzen, und da kann es doch eine Anregung sein, einmal tagsüber zu bedenken, ob eine Übersetzung, die frei und mit modernen Worten übersetzt, dafür aber den Sinn gar nicht erfasst, richtig sein kann?

Wem diese kleine Mühe des Vergleiches nicht zu viel war, der hat erkannt, dass einige Übersetzer gar nicht erkennen, das Paulus aus der Entscheidung "Leben/Tod" heraus gedrängt wird, andere sehen dann zwar, dass es für Paulus doch hart wird, der eigentliche Sinn ist aber nicht erkennbar. Neben unserer Konkordanten Wiedergabe lässt nur noch die DaBhaR- Übersetzung von F.H. Baader den Sinn der Aussage für den Leser erkennen.

Damit verlassen wir den Abstecher in andere Übersetzungen und gehen über zu der Tatsachen, dass Paulus die Wahl-Frage verlassen hat, bzw. aus ihr gedrängt wurde durch eine dritte Möglichkeit, die wir morgen betrachten wollen.

"indem ich das Verlangen nach der Auflösung und dem Zusammensein mit Christus habe; denn das wäre bei weitem das Beste für mich."

Paulus wird also bildlich heraus gedrängt aus zwei Möglichkeiten hin zu einem anderen Verlangen. Sein Verlangen gilt der Auflösung , im Griechischen "analusai". Der erste Teil des griechischen Wortes "ana" deutet auf "hinauf" (im Gegensatz zu "kata" als "herab") Dasselbe griechische Wort (analuo) finden wir in Lk 12:36 im Zusammenhang mit "aufbrechen" (von einer Hochzeit). Damit ergibt sich für uns eine sehr feine und in der Tat neue Möglichkeit: Paulus verlangt nach dem Aufbruch hinauf, und dies zielt ganz klar hin auf die Entrückung dem Herrn entgegen in die Luft.

Fassen wir zusammen: Paulus überlässt die Frage "Tod oder Leben" seinem Herrn, sein Verlangen gilt der Hinauflösung, der Entrückung. Damit wird dieses Thema für uns, die wir ja Paulus nacheifern wollen, zu einer ganz persönlichen Frage, auch für unseren Wandel und Dienst.

Ist auch unsere Sehnsucht von diesem Verlangen geprägt stehen auch wir jederzeit in Bereitschaft, unseren Herrn zu erwarten? Jederzeit bedeutet im Blick auf unseren Wandel, diesen voll auf das große Ereignis der baldigen Entrückung auszurichten.

Wir wissen vielleicht aus Erfahrung, dass es Zeiten geben kann, wo wir lieben sagen möchten: "Herr - warte noch kurz! Erst muss ich noch etwas in Ordnung bringen." (Wohl dem, der überhaupt noch etwas ordnen kann, da viele ihre verworrenen Wege gar nicht mehr erkennen.) Doch mühen wir uns, dass auch in solchen Situationen uns nie der Blick auf das Kommen unseres Herrn verdunkelt wird.

Stellen wir uns in unserem Denksinn und im praktischen Diensts und Wandel ganz darauf ein, dass Er jederzeit kommen kann, so wird Er uns auch mit freudigem Herzen bereit finden, Ihm entgegen gerückt zu werden.

Phil 1:24

"Aber das Verbleiben im Fleisch ist notwendig um euretwillen."

Nach den vorangegangenen, für uns etwas verwirrenden Erwägungen Pauli - Tod, Leben oder eine weitere Möglichkeit. - sehen wir den Apostel nun jenen entscheidenden Schritt machen, der seiner Einstellung zu seinem Dienstauftrag entspricht: Ihr braucht mich noch, das Verbleiben im Fleisch ist notwendig!

Eine schwere und qualvolle Zeit liegt hinter Paulus, und unter diesem Aspekt ist es viel höher zu bewerten, dass er zwar den ewigen Frieden beim Herrn herbeisehnt, aber doch seinem irdischen Dienst den Vorrang einräumt.

Wohl hatten die Philipper einen guten Stand im Glauben, und wie wir ja anfangs sahen, bereiteten sie ihrem Apostel viel Freude. Nun aber gilt es, die Gemeinde weiter zu fördern. Sicher hat Paulus immer das negative Bild der Gemeinde in Korinth vor Augen, wo Streit und Hader vorherrschten und ein geistliches Wachstum unterblieb. Auch lag ihm das Fallen aus der Gnade bei den Galatern sehr schwer auf dem Herzen, sah er doch über all die gleiche Gefahr für die anderen jungen Gemeinden.

So sehen wir hier einen Paulus, der zwar Sehnsucht nach Christus hat, Sterben als Gewinn ansieht und Verlangen nach der Hinauflösung hat, der aber über alle diese Sehnsüchte hinaus die Notwendigkeit seines irdischen Dienstes erkennt, und als treuer Sklave seines Herrn, Ihm zum Ruhme, weiter dient.

Phil 1:25

"Und in diesem Vertrauen weiß ich, dass ich bleiben und euch allen zu eurer Förderung und Freude im Glauben erhalten bleiben werde...."

Diese Aussage lässt vermuten, dass Paulus tatsächlich aus seiner Gefangenschaft frei wurde und seinen irdischen Dienst fortsetzen konnte.

Förderung und Freude im Glauben, dies sind die Schwerpunkte seines Dienstes an die Philippern. Glaube hängt mit Erkennen zusammen. Nur soweit, wie erkannt wird, kann ja auch geglaubt werden. Wer also Erkenntnis gering achtet oder sie nur wenigen überlässt, wird sich auch nur über wenig freuen können. Freude im Glauben ist aber gerade jenes belebende Element, welche aus der wachsenden Erkenntnis kommt: Alle Ängste, alle Sorgen, alle Nöte und Zweifel darf ich getrost dem überlassen, "der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt" (Eph 1:11b).

Solches Erkennen, welches ja "geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst" voraussetzt, bedarf des Dienstes der Fürbitte.

Wieviel Härte und Unkenntnis erleben wir bei solchen Menschen, die in Gott einen Schöpfer sehen, der ohnmächtig hinnimmt, wie der Großteil Seiner Geschöpfe in die ewige Hölle wandert, weil sie sich erfolgreich Seinem Willen widersetzen konnten. Aber welche Freude darf doch unser Herz erfüllen, wenn wir die Tiefen der Gottheit erkennen dürfen, wenn wir den Ratschluss Gottes bis zum Ende erschauen, ja sogar daran aktiv teilnehmen dürfen.

Phil 1:26

"...damit euer Rühmen in Christus Jesu um meinetwillen aufgrund meiner nochmaligen Anwesenheit bei euch überfließe."

Hier zeigt uns Paulus eine innere Einstellung die wirklich mustergültig ist: Seine zukünftige Anwesenheit bei den Philippern soll einzig dem Rühmen in Christus Jesus dienen. So sehen wir also fast einen Kreislauf: Pauli Dienst bringt Förderung und Freude im Glauben, und dies wiederum bewirkt in den Herzen der Philipper Dankbarkeit. Dankbarkeit aber führt in die Anbetung und in das Rühmen in Christus Jesus.

"Dankbarkeit habe ich gegenüber dem, der mich mächtig macht, Christus Jesus, unserem Herrn, weil Er mich für treu erachtet und in den Dienst eingesetzt hat, der ich zuvor ein Lästerer, Verfolger und Frevler war" (1Tim 1:12-13). So kann sich Paulus seines Herrn rühmen. Schauen wir zurück auf all die Wege und Führungen des Herrn in unserem Leben, so dürfen auch wir uns in Ihm rühmen, und gar im Blick auf. unsere herrliche Zukunft sollte unser Rühmen überfließen.

Aufforderung zum Glaubenskampf

Phil 1:27

"Nur wandelt als Bürger, würdig des Evangeliums des Christus."

Mit diesem Vers beginnt auch ein neuer Abschnitt im Philipperbrief. Paulus beendet den Bericht über sein eigenes Ergehen und wendet sich nun mit der Ermahnung an die Philipper, selbst auch einen entsprechenden Wandel zu führen. Dies erinnert uns an den Epheserbrief, wo wir ja in den ersten drei Kapiteln mit unserer Stellung in Christus bekanntgemacht und dann, im vierten Kapitel zu einem würdigen Wandel entsprechend unserer Berufung aufgefordert werden.

Der Vers aus Eph 4:1 sowie unser obiger Vers aus Phil 1:27 haben eine gemeinsame Grundlage:

Die ersten drei Kapitel des Epheserbriefes zeigen uns unsere überhimmlische Berufung auf, und unser heutiges Wort führt ebenfalls zu dem Überhimmlischen hin. Wenn Paulus hier die Philipper auffordert, als Bürger zu wandeln, so erklärt er wenig später (Phil 3:20), das unser Bürgertum ja in den Himmel ist. Bestätigt wird diese Aussage noch generell durch Kol 3:1-2, wo uns klar gesagt wird, dass wir das suchen sollen, was droben ist, wo Christus ist."Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!"

Durch das Betrachten von Eph 2:6: "Er erweckt uns zusammen und setzt uns zusammen nieder inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus", sowie von Kol 3:1-2 und Phil 3:20 (oben zitiert) wollen wir uns heute erneut ermuntern und ermahnen lassen, dass wir uns weniger mit dem Irdischen, sondern vielmehr mit dem Überhimmlischen beschäftigen.

"als Bürger"

Wenn wir so klare Aussagen wie die des gestrigen Tages, dass unser Bürgertum in den Himmeln ist, ernst nehmen, so taucht die berechtigte Frage auf: Was sind wir dann hier unten auf Erden?

Nun, wir führen hier unten ein wahres Doppelleben. Einerseits im Fleisch sind wir noch Erdenbewohner, im Geiste jedoch bereits in Christus Jesus Niedergesetzte inmitten der Überhimmlischen (Eph 2:6). Unsere wahre Heimat ist also droben bei Christus, und im Glauben haben wir diese bereits eingenommen. Die Folgerung hieraus ist, dass wir hier unten, auf Erden, Fremdlinge sind.

Unser Wandel sollte also dieser Tatsache - ein Fremdling zu sein - entsprechen. In Röm 13:1-8 werden unsere Pflichten dem Staat gegenüber aufgezählt. Darüber hinaus sollte sich ein Gläubiger zurückhalten. Wer nach höheren Ämtern, Ansehen, Ehre usw. strebt, ist im Grunde auf das Irdische und nicht auf das Überhimmlische ausgerichtet.

Für die heute (aus welchem Grund auch immer) Reichen gibt Paulus in 1Tim 6:17-19 klare Anweisungen: "Die Reichen in dem jetzigen Äon weise an, nicht auf Hohes zu sinnen, noch sich auf die Ungewissheit des Reichtums zu verlassen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich zur Annehmlichkeit darbietet, um Gutes zu wirken, reich zu sein in edlen Werken, freigebig zu sein, gemeinschaftlich gesonnen, und sich damit selbst einen trefflichen Grund für das Zukünftige hinterlegend, damit sie das wirkliche Leben ergreifen mögen."

Wer begriffen hat, dass unser Erdenleben nur eine Vorbereitung auf die "das All umfassenden" überhimmlischen Aufgaben ist, der wird sich hier unter gerne bescheiden und unterordnen.

"würdig des Evangeliums des Christus"

Im Epheserbrief heißte es "würdig gemäß eurer Berufung", hier im Philipperbrief steht: "würdig des Evangeliums des Christus". Beides steht in engelm Zusammenhang. Was verstehen wir unter dem Evangelium des Christus?

Es ist jenes Evangelium, welches in äonischen Zeiten als Geheimnis verhüllt war (Röm 16:25) und nur durch Paulus bekanntgemacht wurde. Es ist auch jenes Geheimnis, für das Paulus in besonderer Weise um Gebetshilfe bittet, dass ihm bei Auftun seines Mundes der rechte Ausdruck, gegeben werde (Eph 6:19).

Seinen Inhalt beschreibt Kol 1:21: "Auch euch, die ihr in Denkart und bösen Werken einst Fremde und Feinde gewesen seid, hat Er nun im Körper Seines Fleisches durch Seinen Tod ausgesöhnt, um euch heilig, makellos und unbeschuldbar vor Seinem Angesicht darzustellen...."

Etwa 70 n. Chr. hörte der dienst der Beschneidungsapostel auf, Israel kam in die Verstockung. Damit trat ein neuer, bis dahin völlig geheimer Heilsträger auf die Weltbühne - die Körperschaft Christi. Eine göttliche Auswahl aus allen Nationen (einschließlich Israels) wurde durch das Evangelium des Christus berufen, dessen Apostel Paulus war. Es ist das Evangelium der. Aussöhnung und der Gnade, die uns rettet.

Auf dieses Evangelium, welche uns von dem erhöhten Christus durch Paulus überliefert wird, soll sich unser Wandel stützen.

"damit ich, was euch betrifft, höre (ob ich nun komme und euch sehe oder abwesend bin), dass ihr in einem Geist feststeht..."
In einem Geist

"Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in den nachmaligen Fristen etliche vom Glauben abfallen werden, weil sie auf irreführende Geister und Lehren von Dämonen achtgeben" (1Tim 4:1).

Paulus beginnt die Beschreibung des würdigen Wandels, indem er mit Blick auf die Philipper die Hoffnung hebt, dass sie "in einem Geist feststehen". Die ist also keine Selbstverständlichkeit. Unser Wort aus dem Timotheusbrief zeigt uns, wie groß die Gefahr gerade in der Endzeit (und als solche können wir die heutige Zeit wohl mit Recht bezeichnen) ist. Der eine Geist, in dem wir feststehen sollen, führt uns alle unfehlbar in die gleiche Richtung - nur steht dieser Führung oft die Gesinnung des Einzelnen im Wege. So lassen sich die einen Gläubigen vom Geist Gottes im Glauben emporführen in ihre überhimmlisches Losteil, während die anderen in irdischer Gesinnung verharren.

Es ist die Absicht des Widerwirkers, die Gläubigen durch Uneinigkeit zu verwirren, sie zu zersplittern und in irdischer Gesinnung gefangen zu halten. Ein Heer von Geister und Dämonen wirkt hierbei in seinem Auftrag amit und, wie wir leider feststellen können, nicht erfolglos.

Prüfen wir uns daher immer wieder (gerade auch an den folgenden Versen von 1Tim 4:2 ff), ob wir auch wirklich in dem "einen Geist" stehen, der uns glaubensmäßig emportragen möchte dorthin, "wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend!" (Kol 3:1).

"wie aus einer Seele gemeinsam im Glauben des Evangeliums wettkämpft"

Die Seele des Menschen ist ganz auf das Irdische ausgerichtet. Sie ist der Sitz der Empfindungen. Im Leben des Gläubigen muss sich die Seele, d. h. das Empfindungs- und Gefühlsleben, dem Geist unterordnen. Wo dies nicht geschieht und der Gläubige mehr auf Gefühl als auf Geist (Glaube) aufbaut, kann kein geistliches Wachstum eintreten. Treffend schreibt deshalb Paulus an die Korinther: "Der seelische Mesnch abe rnimmt nichts von den Tiefen des Geistes Gottes an; denn sie sind ihm Torheit" (1Kor 2:14). Das Wort teilt, wie ein zweischneidiges Schwert, Seele und Geist (Hebr 4:12).

Dort aber, wo sich die Seele dem uns innewohnenden Geist Gottes unterordnet, ist, wie es unser obiger Leitvers zeigt, gemeinsamer Wettkampf der Gläubigen - in einem Geist feststehend und gemeinsam wie aus einer Seele - möglich.

Es ist also für uns entscheidend, dass der Geist Gottes die Herrschaft in unserem Leben ausübt. Epaphroditus wird uns später noch beschäftigen; es heißt von ihm in Phil 2:30, dass er "seine Seele riskierte, um euren Mangel an Dienstleistung für mich auszufüllen".

Geist und Seele gemeinsam, jedes an seinem gottgewollten Platz, ergeben dann jene Wärme, die wir bei Geschwistern so oft vermissen: Erkenntnis bläht auf, Herzenswäre baut auf!

"...gemeinsam im Glauben des Evangeliums wettkämpft"

An Timotheus schreibt Paulus (2Tim 4:7): "Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt."

Jene Brüder, die uns in der Versen Phil 1:15+17 bereits vorgestellt wurden, haben unedel gekämpft. Ihre Motive waren Neid, Hader und Ränkesucht. Und wie segensreich ist es doch, wenn Brüder gemeinsam, gleich Paulus, den "edlen" Kampf ausfechten.

Paulus fordert hier zum Wettkampf im Glauben des Evangeliums auf, und später schreibt er Timotheus (fast wie ein Aufatmen) "den Glauben habe ich bewahrt!"

Wir wollen unser Hauptaugenmerk heute auf das "Bewahren" richten. So könnte ein edler Wettkampf darin Ausdruck bekommen, dass sich Brüder gemeinsam bemühen, die Lehre Pauli ernst. zu nehmen, sie im gemeinsamen Studium auszulegen und darin zu wachsen, sich gegenseitig, wo nötig, korrigieren zu lassen.

Wenn wir sehen und erleben, wie stark heute das Evangelium des Paulus für uns, die Nationen, verwässert wird, wie es nach Gutdünken mit dem der Beschneidung vermischt wird und wie dann die Grenzen von Gesetz und Gnade verschwommen und verwischt werden, dann muss uns klar werden, wie wichtig das "Bewahren" des Glaubens ist. So durfte Paulus am Ende seines Lebens freudig bezeugen: "den Glauben habe ich bewahrt."

Hier ist die ganze Kraft unseres Wandels und Dienstes gefordert, damit wir seinen zum Lobpreis der Gnade Seiner Herrlichkeit.

Phil 1:28

"... und euch in nichts durch die Widerstreitenden hemmen lasst."

Wer der Lehre Pauli folgt, wird geistlich mit ihm nach oben in die Überhimmel geführt. Verschiedene Schriftstellen sind ja diesbezüglich schon in den letzten Tagen angeklungen. Es ist nun leider eine Tatsache, dass uns auf diesem Weg nach oben nur sehr wenige Geschwister folgen. So hört man dann Sätze die etwas so lauten: Wir sind doch noch auf der Erde ... was da oben einmal sein wird, werden wir sicher noch früh genug erfahren....!

Aber nicht genug solche Worte, es wird versucht, uns auch von diesem Weg wieder abzubringen. "Es ist soviel Elend auf dieser Erde.. Wir sollten lieber hier wirken, anstatt uns mit irgendwelchen überhimmlisch Dingen zu beschäftigen...!

Es ist einfach eine Tatsache, je ernsthafter wir Pauli Worten folgen, umso einsamer werden wir.

Ein klarer Aufruf unseres Apostels gibt uns neuen Mut: "und euch in nichts durch die Widerstrebenden hemmen lasst" Oft wird uns das Zurückziehen von solche Widerstrebenden als Lieblosigkeit vorgeworfen - der andere kann einfach nicht verstehen, dass wir uns nicht aufhalten lassen wollen durch weltliches Gerede, durch seelisches Gefühl und irdische Dinge.

Aber wir dürfen erleben, je einsamer wir im Glauben des Evangeliums kämpfen, desto inniger wird die Gemeinschaft mit unserem Herrn!

Noch ein Tag sei diesem so wichtigen und immer aktuellen Thema gewidmet. So schreibt Paulus in Eph 4:14 von solchen, die mit List darauf ausgehen, den Irrtum planmäßig zu verbreiten.

Der Widerwirker benützt seine ganze Kraft und seine Hilfstruppen, um uns aus dem herrlichen Stand in Christus heraus zu drängen. Leider sind hierbei auch viele G läubige seine Werkzeuge. So ist es nicht verwunderlich, dass es immer wieder Spaltungen in den Gemeinschaften gibt, weil sich die Wahrheit nicht mit dem Irrtum verträgt.

Der planmäßige Irrtum besteht in der Vermischung der beiden Evangelien, einmal dem für Israel mit dem Ziel des irdischen Tausendjahrreiches und zum anderen dem für die Nationen mit der überhimmlschen Berufung. Gelingt es dem Widerwirker, diesen Irrtum planmäßig zu machen, so sind auch die Augen der Gläubigen stark getrübt, und sie gleiten über den Lichtglanz des Evangeeiums des Christus hinweg.

Halten wir uns fest an Paulus, den Lehrer der Nationen, lassen wir uns von ihm erleuchten, was da sei die Verwaltung des Geheimnisses; lasset uns in der herrlichen Botschaft gegründet sein, wurzeln und erstarken, nicht mehr von jedem Wind der Lehre wie von brandenden Wogen hin und her geworfen und umhergetragen durch die Unberechenbarkeit der Menschen.

"das bringt für sie den Erweis des Untergangs..."

Schon zu Zeiten des Apostels gab es diesem Evangelium Widerstrebende - und sie gibt es bis heute. Da der Philipperbrief unter dem Thema "Wandel und Dienst" geschrieben wurde, betrifft der oben angesprochene Untergang nicht den Verlust der Rettung in Christus, sondern den Untergang ihres Wandels und Dienstes, und dies ist dann eine Sache, die vor der Preisrichterbühne des Christus abgehandelt wird.

Im Korintherbrief lesen wir: "eines jeden Werk wird offenbar werden; denn der Tag wird es offenkundig darlegen, weil es in Feuer enthüllt wird" (1Kor 3:13). In Vers 15 heißt es dann weiter: "Wenn jemandes Werk verbrennen sollte, so wird er ihn. (den Lohn) verwirken: er selbst aber wird gerettet werden, jedoch nur so wie durch Feuer hindurch."

Wir wollen unsere Geschwister nicht in eine falsche Sicherheit wiegen. Unser Wandel und Dienst wird einer Feuerprobe unterzogen werden, und alle eigenen Werke werden verbrennen und damit untergehen. Gehen wir also unseren Wandel und Dienst als gesetzliches Werk - du musst - an, sondern stets als eine Frucht der Freude und des Dankes, dass wir in Christus Jesus in der Gnade Gerettete sind. Solcher Wandel wird stets den Ruhm des Herrn zum Inhalt haben, nie unseren eigenen.

"...für euch aber den der Rettung, und dies von Gott."

Haben wir gestern den Untergang der eigenen Werke betrachtet, so darf sich heute unser Herz an der Rettung erfreuen, die unser Wandel und Dienst erfahren darf: er wir dim Feuer nicht verbrennen, sondern Bestand haben, weil wir Gottes Tatwerk sind, und in den von Ihm vorbereiteten Werken wandeln (Eph 2:10).

Wir müssen bedenken, dass der Lohn, der uns vor der Preisrichterbühne verheißen ist, weitreichende Auswirkungen auf unsere späteren Aufgaben in den Überhimmeln hat. So ist uns in Röm 8:17 für den Fall verheißen, dass wenn wir mit Ihm leiden, wir auch mit Ihm verherrlicht werden. Auch Lob, Kränze und sogar die Möglichkeit des "Mitherrschens mit Ihm" stehen auf dem Spiel.

Wir wollen aber nicht die letzten Worte vergessen, "und dies von Gott". Sie führen uns immer wieder an den Punkt, wo wir erkennen, aus uns heraus kann nichts kommen, alles nur aus Gott. So lasset uns den Vers aus Eph 2:10 mit in den Tag nehmen: "Denn wir sind Sein Tatwerk, erschaffen in Christus Jesus für gute Werke, die Gott vorher bereitet, damit wir in ihnen wandeln."

Phil 1:29

"denn in Gnaden ist euch für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden, indem ihr denselben Ringkampf habt, derart wie ihr ihn an mir gewahrt und nun von mir hört."

Das erste Kapitel endet mit einem Höhepunkt besonderer Art: Paulus bezeichnet es als eine Gnade, auch für Christus zu leiden. Ein am Wort dienender alter Bruder erzählte einmal von einem Erlebnis, welches uns zu obigen Text sehr helfen könnte:

Er hatte mit einem Wortdienst über Jes 53:4 - "So hat unsere Leiden Er getragen und unsere Schmerzen hat Er Sich aufgebürdet" - zu dienen. Am Ende seines Vortrages stand ein älterer Zuhörer auf und rief mit lauter Stimme zum Redner vor: "Seit 40 Jahren habe ich unablässig Schmerzen. Wie verträgt sich die mit deiner Botschaft?"

Der am Wort dienende Bruder bekannte, wie ihm in diesem Moment der Schweiß ausbrach und er - menschlich ratlos - nur noch zum Herrn aufschauen und beten konnte: Herr, gib jetzt eine richtige Antwort! Und dann bekam er auch die Antwort und gab sie dem Bruder weiter: "Wir hörten, dass Christus unser Krankheit und Schmerzen trug - wir glauben dies. Nun hören wir auch laut von deinen schmerzvollen Leiden! Wie stellst du dich nun dazu, wenn du bedenkst, dass du ein Stück, ein Teil von diesem Christus bist?"

Der fragende Bruder soll sich daraufhin still hingesetzt haben, und vielleicht gibt auch uns diese Antwort Stoff zum Nachdenken für diesen Tag.

"... sondern auch für Ihn zu leiden"

Der gestrige Tag kann uns gelehrt haben, dass sehr wohl ein Unterschied zwischen den Gläubigen besteht, die Jesus an Sonn- und Feiertagen ein paar Stunden nachfolgen, und jenen, die Ihm ihr Leben ausgeliefert haben und sich auch glaubensmäßig als ein Teil von Ihm wissen. Paulus führt uns an diesen Glauben heran: "Wisst ihr nicht, dass eure Körper Glieder Christi sind?" (1Kor 6:15) oder "bis wir alle ... gelangen zum Maß des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus..." (Eph 4:13).

Wir sind Glieder an Seinem Körper und dienen zu Seiner Vervollständigung. Dieses Wissen ist ein Teil des "gereiften Mannes", und nur in diesem Stand bin ich auch fähig, für Ihn, das Haupt, zu leiden.

Dass wir Leiden aus dem Weg gehen können, sehen wir im Galaterbrief: "Alle die im Fleisch ein gutes Ansehen haben wollen, diese nötigen euch, beschnitten zu werden, nur um nicht wegen des Kreuzes Christi verfolgt zu werden" (Gal 6:12).

Wer Paulus konsequent nachfolgt - "Werdet meine Nachahmer, wo wie auch ich Christi Vorbild folge!" (1Kor 11:1) - wird stets mit Leiden zu rechnen haben. Auch wenn wir hier in unserem Lande keine Verfolgung und Gefängnis wegen unseres Glaubens erdulden müssen, so sind doch die Leiden in mannigfacher Form vorhanden: Ausstoßung aus Gemeinschaften, Verruf als Irrlehrer, Verleumdung, Einsamkeit im Glauben usw. Sind wir bereit, dies alles auch als eine besondere Gnade anzusehen?

Phil 1:30

"... indem ihr denselben Ringkampf habt, derart wie ihr ihn an mir gewahrt und nun von mir hört."

Schaut mich an, ruft Paulus den Philippern zu, und diese sehen ihren Apostel, wie er durch Schmach, Mühen, Schläge und Steinigung, durch Schiffbruch und Ketten und vieles mehr seinen Dienst am Evangelium des Christus ausführt. Er berichtet ihnen weiter von den Ränken und alle dem Hader, die er vom Gefängnis aus bei den Brüdern beobachten muss, und wie er dennoch dankbar ist, wenn doch nur Christus verkündigt wird.

So stellt er sich ihnen also als Beispiel vor Auben und b ereite sie darauf vor, dass auch ihnen dieser Ringkampf angesagt ist. Dieser Ringkampf ist Bestandteil ihres würdigen Wandels als Bürger mit überhimmlischer Erwartung.

Am Ende kann Paulus ausrufen: "Den edlen Ringkampf habe ich gerungen..." (2Tim 4:7), und es soll auch unser Bestreben sein, treu in allem zu sein und besonders auch anzunehmen, was an Leiden um Christi willen auf uns zukommt.

"Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater des Mitleids und Gott allen Zuspruchs, der uns in all unserer Drangsal zuspricht ..." (2Kor 1:3-4).

Lies weiter:
Der Philipperbrief - Kapitel 2