Der 1. Thessalonicherbrief - Kapitel 1

Aus Bibelwissen
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Abschrift: "Die Thessalonicherbriefe" Band I - II (2005)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
derzeit als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Einführung

Die beiden Briefe an die Thessalonicher verdienen unser ganz besonderes Interesse, zählen wir sie doch zu den frühesten Briefen des Apostels Paulus. Sie spiegeln damit das Bild des beginnenden Gemeindelebens wider, wie es frischer und lebendiger nicht sein kann.

Sie unterweisen uns aber im Besonderen über die Wiederkunft unseres Herrn, ein Thema, das uns ja alle in besonderer Weise betrifft und interessieren muss. Dazu werden die Begleiterscheinungen dargelegt, die mit der Wiederkunft des Herrn in unmittelbarem Zusammenhang stehen und deshalb beine wichtige Hilfe im Erkennen der Zeit sind.

Wir müssen beim Lesen dieser Briefe aber unbedingt berücksichtigen, dass zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Briefe das Wort Gottes noch nicht auf sein Vollmaß gebracht war, es fehlten noch die anderen Briefe, vor allem jene, die Paulus in seiner Gefangenschaft in Rom schrieb. Die bedeutete für die Thessalonicher, dass in Bezug auf das Evangelium Israel immer noch den Vorrang hatte. Dieser Vorrang zeigt sich z.B. in Apg 13:46, wo Paulus aussagt: "Es ist notwendig, dass zuerst euch (den Juden in der Synagoge) das Wort Gottes gesagt wurde." Dieser Vorrang wurde erst im Brief an die Epheser aufgehoben. In der Enthüllung eines Geheimnisses machte Paulus dort (Eph 1:1-6) bekannt, dass nunmehr die Herausgerufenen aus Israel und den Nationen "gemeinsam"

  1. Losteilinhaber
  2. Körperschaft und
  3. Teilhaber der Verheißungen in Christus Jesus sind.

Israels Vorrangstellung war damit aufgehoben!

Was die Thessalonicher noch nicht wissen konnten, darf für uns heute eine beglückende und kostbare Tatsache sein: "Demnach seid ihr nun n icht mehr Gäste und Verweilende, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Glieder der Familie Gottes..." (Eph 2:19).

Möge unser Gott und Vater uns aus Seinem inspirierten Wort überreich segnen und belehren.

Bevor wir an die einzelnen Verse gehen, müssen wir uns aber auch noch kurz mit den Geschehnissen jener Zeit, also dem geschichtlichen Hintergrund befassen, dies dient unserem Einfühlungsvermögen in jene Zeit und in jedem Fall zum besseren Verständnis. Wir finden hierzu Angaben in den Kapitel 16,17 und 18 der Apostelgeschichte.

Das Kapitel 16 schildert uns die leidvollen Umstände, die Paulus mit seinen Helfern auskosten musste. Wegen angeblicher Volksverhetzung in der Stadt Philippi, kamen Silas und Timotheus ins Gefängnis, doch vorher wurden ihnen noch die Kleider vom Körper gerissen, und man peitschte sie mit Ruten aus (Apg 16:20-24). Blutbeschmiert wurden sie in innerste Zelle des Gefängnisses geworfen und ihre Füße in einem Stock gesichert. Welch schmerz- und schmachvoller Umgang!

Als sie am nächsten Tag auf wundersame weise freigelassen wurden und man sie ersuchte, Philippi zu verlassen, traten sie nicht enttäuscht und entmutigt den Rückzug an, sondern gingen weiter nach Westen vor. So kamen sie nach Thessalonich.

Thessalonich schien eine größere Stadt gewesen zu sein. Die Römer hatten sie nach der Eingliederung Makedoniens in das Reich zur Hauptstadt der Provinz und zum Sitz des Prokonsuls gemacht.

Den Anknüpfungspunkt für Paulus und seine Mitarbeiter bot wie überall die jüdische Gemeinde, die in Thessalonich sogar über eine Synagoge verfügte (im Gegensatz zu Philippi, wo sich offensichtlich nur eine Gebetsstätte am Fluss befand, wie uns Apg 16:13 berichtet).

Die Berichte der Apostelgeschichte nötigen uns nicht, den Aufenthalt der drei Männer auf kurze Zeit zu begrenzen - in drei Wochen konnte schwerlich die angeführte große Anzahl an Gläubigen gewonnen werden. Auch lesen wir in 1Thes 2:9, dass sie Nacht und Tag für ihren Unterhalt arbeiteten, was auf einen längeren Aufenthalt schließen lässt.

An drei Sabbaten unterredete sich Paulus in der Synagoge mit den Juden, indem er ihnen aus der Schrift bewies, dass Christus leiden und vom Tod auferstehen mussste, und dass dieser ihr Messias war. Wir lesen in Apg 17:4, dass einige Juden überzeugt wurden, ebenfalls eine große Menge Gott verehrender Griechen, also Proselyten.

Nun geschah das, was sich zuvor immer wieder zutrug. Die Juden wurden wegen des Zulaufs der Griechen eifersüchtig. Und da dem Paulus im Anschluss an die drei Sabbattage die Synagoge offensichtlich verschlossen blieb und er daraufhin seine Versammlungen in Privathäusern abhielt, suchten ihn die Juden in einem solchen Privathaus, welche einem Mann namens "Jason" gehörte (Apg 17:5) um ihn und seine Mitarbeiter anzuklagen.

Die Juden, die noch mir Vorrang mit dem Wort Gottes konfrontiert wurden, es aber bis auf wenige ablehnten, konnten nicht ertragen, wie plötzlich die Griechen das Wort aufnahmen und Paulus in Scharen zuströmten.

Wieviel Zeit zwischen jenen drei Sabbaten (Apg 17:2) und der erneuten Flucht n ach Beröa (Apg 17:10) verging, wissen wir nicht, aber wie schon oben erwähnt, dürfte es ein längerer Zeitraum sein.

Wenn wir jetzt mit den einzelnen Versen beginnen, lasst uns dies mit bewegtem Herzen tun in dem Wissen: So begann einmal das Gemeindeleben in der herausgerufenen Körpergemeinde Christi Jesu, und so begann das Schreiben in der jungen Christenheit, und zwar jene einfache, echt brieflich für die Gegenwart bestimmte Schreiben, das unter der Leitung des Geistes Gottes die für uns maßgebliche Belehrung darstellt.

Der 1. Thessalonicherbrief - Kapitel 1

Band I
Verfasser, Empfänger und Gruß
Der vorbildliche Glaube der Thessalonicher

Verfasser, Empfänger und Gruß

1Thes 11a

"Paulus, Silvanus und Timotheus an die herausgerufene Gemeinde der Thessalonicher in Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus."

Es war in jener Zeit üblich, einen Brief mit der Bezeichnung des Absenders, des Empfängers und einem Gruß zu beginnen. Für uns sind die beiden zuerst genannten Punkte entscheidende Merkmale, inwieweit sich der Briefinhalt an uns direkt wendet. Es ist schon richtig, dass uns das gesamte gottgehauchte Wort nützlich und dienlich ist, wie es ja Paulus auch dem Timotheus schreibt (2Tim 3:16), doch müssen wir das Wort dahingehend richtig schneiden, was nun, der Körpergemeinde Christi Jesu, direkt gilt und was an Israel gerichtet ist.

Drei Personen nennen sich als verantwortliche Absender dieses Briefes. Sie haben sich keineswegs nur vorübergehend zur Abfassung dieses Briefes zusammengefunden, sondern sie waren, wie man heute sagt, ein "Team". Sie hatten die Arbeit in Thessalonich gemeinsam getan, einer war auf den anderen angewiesen. Wer Paulus hier als einen einsamen, allein entscheidenden Mann gesehen hat, muss sein Geschichtsbild hier ändern. Die Missionsarbeit jener Zeit der Gemeindegründungen war eindeutig Mannschaftsarbeit! Wenn Paulus in seinen Briefen "wir" schreibt, haben wir das unbedingt ernst zu nehmen.

Über Paulus selbst müssen wir nicht viel schreiben, er dürfte allen von uns hinreichend bekannt sein. Es sei hier nun noch einmal betont, dass er uns, den zur Körpergemeinde Christi Herausgerufenen, in ganz spezieller Weise als Lehrer gegeben wurde. Im späteren Brief an die Epheser wird dies so bekannt gemacht: "Mir, dem bei weitem geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade als Evangelium zu verkündigen und alle. zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft...." (Eph 3:8-9).

Trotz allem Mannschaftsgeist war Paulus doch die von Gott erwählte Führungkraft, obwohl er sich in obigem Text in größter Demut und Bescheidenheit vorstellt. Die Vielzahl der recht unterschiedlich vertretenen Lehrmeinungen beruht zu einem großen Teil auf der Missachtung dieses göttlichen Auftrags. Wer sich von Paulus nicht erleuchten lassen möchte, kommt zwangsläufig in erkenntnismäßige Dunkelheit!

"Silvanus", der Zweitgenannte, ist mit dem "Silas" in der Apostelgeschichte identisch. Nach Apg 16:37-38 besaß auch Silvanus das römische Bürgerrecht, daher ist wohl die doppelte Namensführung "Silas / Silvanus" erklärbar (auch Paulus kennen wir ja unter dem zweiten Namen "Saulus").

Silas war offensichtlich ein angesehenes Glied und ein Lehrer in der jüdischen Königreichsgemeinde in Jerusalem; auch besaß er die Gabe der Prophetie. Er wird mit dem Aposteldekret nach Antiochien gesandt, kehrte dann aber nicht mit den anderen nach Jerusalem zurück, sonder wurde in Antiochien. heimisch (Apg 15:22). Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass er schon auf dem Apostelkonzil von Pauli Rede beeindruckt war und dann in Antiochien die Luft der Freiheit einatmen durfte, zu der ihn Christus berufen hatte.

Können wir uns vorstellen, was es einerseits heißt, unter einer Vielzahl an Geboten zu stehen, die uns jeden Tag unsere Unfähigkeit vor Augen stellen, und andererseits jene herrliche Freiheit von jeglicher Gesetzmäßigkeit, die gerade unsere Unfähigkeit ans Kreuz hefte und uns in Christi Blut von dem unfähigen Fleisch loslöst?

Silas wird es nicht von einem auf den anderen Tag erkannt haben, aber Schritt für Schritt wurden die Augen seines Herzens erleuchtet und ihm geistliche Weisheit und Enthüllung gegeben.

Nach der Trennung des Paulus von Barnabas trat Silas ganz in die paulinische Arbeit ein (Apg 15:40). Dass er in der Zeit des Überganges hin zur Verwaltung der Gnade auch am Königreich diente, zeit uns 1Petr 5:12, wo sein Name auftaucht. Und dass er von Petrus sogar als "teurer Bruder" bezeichnet wird, spricht bei allen Unterschieden und Spannungen für die Liebe unter all denen, die an Jesus Christus glauben konnten, egal ob sie dem Königreich oder der Körpergemeinde zugelost waren - für uns ein vorbildliches Verhalten!

Als dritter in der Gemeinschaft tritt Timotheus auf, ein Name, der uns vertrauter ist, sind doch zwei Briefe an ihn gerichtet. Und wie liebevoll wird gerade er von Paulus behandelt und umsorgt. Wieviel Gefühl klingt schon aus jener Anrede in 1Tim 2:1: "Du nun, mein Kind (im Glauben)....!"

Es ist bezeichnend, dass sich Timotheus nicht als starker Glaubensheld hervortat, sondern in mancher Schwachheit. Und wie wunderbar durfte ihm Paulus gerade in diesen beiden Briefen zusprechen.

Timotheus stammte aus Lystra und war der Sohn eines Griechen und einer gläubig gewordenen Jüdin (Apg 16:1). Er kam durch Paulus zum Glauben, weshalb ihn Paulus auch als "mein Glaubenskind rechter Art" anspricht (1Tim 1:2). Trotz seiner Jugend wurde er bei einem erneuten Besuch Pauli diesem als Reisebegleiter für seine zweite Missionsreise empfohlen und mitgenommen. Er wuchs offensichtlich zu einem immer mehr. sich bewährenden Mitarbeiter heran, taucht doch sein Name immer öfter auf (siehe u.a. Apg 17:14; Apg 18:5 usw.).

Dass er körperlich angegriffen war, zeigt uns Pauli Ratschlag: "Trinke nicht länger nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein, um deines Magens und deiner häufigen Schwächeanfälle willen" (1Tim 5:23). Und dass Timotheus auch psychisch kein Kraftprotz war, zeigt uns äußerst einfühlsam und liebevoll der Zuspruch in 2Tim 1:7: "Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft gegeben". "Verzagtheit" kennen wir sicherlich alle, geliebte Geschwister. Noch sind wir auf Erden, noch ist unser Fleisch täglich angegriffen. Da hilft eines: Den Blick weg von uns und hin auf unseren Herrn. In Ihm und in Seinem Geist sind wir kräftig, durchströmt uns Liebe, nämlich Seine Liebe, und der Geist der gesunden Vernunft lehrt uns, auf Sein Wort zu achten, es in uns aufzunehmen und gerade in unserer heutigen Zeit ihm mehr zu glauben als einer gottlosen Umwelt!

Drei Namen bilden den Anfang dieses Briefes, sie zählen alle zur Körpergemeinde Christi Jesu, und mit allen drei werden wir einmal in der Herrlichkeit vereint sein.

Es stellt sich oft die Frage, ob wir uns überhaupt in der Herrlichkeit beim Herrn wiedererkennen werden. Dies kann nur möglich sein, wenn wir unsere von Gott gegebene irdische Persönlichkeit auch in der zukünftigen Herrlichkeit beibehalten.

Wir haben in unserer Schrift: "Fragen / Antworten" hier zu lesen: - ausführlich dargelegt, mit welchem Körper wir in die Herrlichkeit eingehen werden - es wird unser umgewandelter Körper sein, wobei "umgewandelt" bedeutet, dass er dem Leben außerhalb unserer Erdatmosphäre angepasst sein wird. Da wir auch unseren Geist behalten werden (bzw. von Gott wiederbekommen werden, wenn wir vorher verstorben sein sollten), besteht kein Zweifel, dass wir in unserer Ganzheit (Körper, Geist, Seele) und damit auch mit unserer ganz eigenen Persönlichkeit in der Herrlichkeit leben werden. Ein Wiedererkennen ist damit gegeben, und ein Zusammenkommen mit biblischen Menschen wie mit Paulus, Silvanus und Timotheus ist sicher.

Die Worte dieser drei Männer erreichen. uns heute immer noch, auch wenn diese längst entschlafen sind. Sie sagen uns: Wir sind mit euch, die ihr auch zur herausgerufenen Gemeinde gehört, in Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus innig verbunden.

Und welch schönere Verbindung unter Menschen kann es geben als die "in Ihm"

Der Brief richtet sich an die "herausgerufenen Thessalonicher) ("Gemeinde" ist nur ein Hilfswort), und "herausrufen" kjann man sich ja nicht selber, vielmehr muss dies von außen geschehen. Damit wird schon in diesem frühesten Brief des Paulus klargestellt, dass sich niemand selbst zur Körpergemeinde Christi Jesu berufen kann - der Einzige, der dies kann, ist Gott der Vater! So lesen wir auch in Röm 8:28: "Wir wissen aber, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind."

Die herausgerufene Gemeinde der Thessalonicher, sowie wir alle, die wir in Christus Jesus gläubig sein können, bestehen also nicht aus Freiwilligen, son Menschen Überredeten oder Selbsternannten, sondern einzig und allein aus solchen, die Gott lange, bevor sie geboren wurden, auserwählt hat (sieh Eph 1:3-5). Die Grundlage unserer Errettung ist "die Gnade", und dies deshalb damit sich niemand rühme (siehe Eph 2:8). Und wie schnell möchte sich doch unser Fleisch rühmen! Leider unterstüzten die herkömmlichen Bibelübersetzungen wie z.B. Luther diese Selbstüberschätzung des Fleisches, indem sie das Wort "Ekklesia" lediglich mit "Gemeinde" wiedergeben, was den eigentlichen Sinn und die genaue Übersetzung - nämlich "Herausgerufene" - verschleiert. Wir dienen unseren Glaubensgeschwistern, wenn wir uns für bessere Wiedergaben der Bibel einsetzen, wie dies unsere "Konkordante Übersetzung" darstellt.

Es ist für viele von uns ein großer Zuspruch, dass Gott uns nicht auserwählt hat, weil wir uns so tüchtig und stark fühlen, sondern vielmehr, weil wir absolut schwach sind, weil wir nichts aus uns heraus bringen können und somit vollständig auf Seine rettende Gnade angewiesen sind. Dazu lesen wir das herrliche Zeugnis Gottes in 2Kor 12:9: "Denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht." Unsere Schwachheit kann unserem Gott und Vater dienen, Ihn zu verherrlichen, indem Seine Kraft an uns sichtbar wird ....welch wunderbarer Grund, Ihm täglich zu danken, dass wir z u diesen Schwachen gehören und damit Schausteller Seiner Kraft sind!

1Thes 1:1b

"Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!"

Die Urtextworte lauten eigentlich nur: "Gnade euch", was bedeutet, dass uns die Gnade nicht gewünscht werden kann, wir haben sie längst erhalten, sie ist der absolute Grundpfeiler unserer Rettung in Christus.

Wenn Paulus nicht nur hier, sondern vielmehr in all seinen Briefen diese Gnade an den Anfang stellt, dann stellt er vor alles Ermahnen und Zusprechen erst einmal die Freude, welche uns die empfangene Gnade täglich bereiten darf.

Erfreut sie uns wirklich? Empfinden wir diese Freude auch tief in unserem Herzen? Oder ist sie längst zur Gewohnheit geworden? Bedenken wir doch täglich aufs Neue, dass wir in ihr bedingungslos gerettet sind, und die mit all unseren Fehlern, mit all unseren Kränkungen Gott gegenüber, mit all unserem oft unwürdigen Wandel! Gnade ist die starke Hand Gottes, die uns schon lange bevor wir geboren wurden, ergriffen hat, die uns heute schon zusammen inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus niedersetzte (siehe Eph 2:6), was bedeutet, dass wir uns im g eist heute schon in unserer zukünftigen Heimat bewegen dürfen. Deshalb sollen wir ja immer mehr auf das sinnen, was droben ist (Kol 3:2).

Unser Schwachheit, von der wir gestern sprachen und die Gnade bilden zusammen eine einzigartige Kombination! Was würde denn Gnade bewirken, wenn wir stark wären? Wenn wir aus eigener Kraft zu Gott hingefunden hätten? Wenn wir von Kind an fromm und gesetzmäßig gelebt hätten? Wenn wir also nur fromme und anständig lebende Menschen wären? Unsere Dankbarkeit und Freude über die empfangene Gnade würde sicherlich nur mäßig ausfallen!!! Doch welche Freude und Dankbarkeit steigt in einem Menschen auf, dem täglich seine Schwachheiten und sein Unvermögen vor Augen stehen! Wenn ihm durch den Geist Gottes bestätigt wird, dass diese Gnade nicht nur einmalig begnadigt, sondern in überwältigender Art und Weise täglich "überströmend" ist wie es uns Röm 5:20 bestätigt! Da muss uns ganz einfach Freude erfüllen! Und welch gewaltige Schausteller Seiner Gnade werden wir in den herankommenden Äonen also in der Herrlichkeit, vor der unsichtbaren Welt sein (siehe Eph 2:7).

Das Grußwort unserer drei Glaubensmänner enthält neben der Gnade auch den Frieden von Gott und unserem Herrn. Und wie wunderbar darf es sein:

Der Freude über die in Christus erhaltene Gnade folgt der Friede. Hier sind nicht der Friede zwischen Menschen angesprochen - der kann nur zu oft so schnell weggewischt sein, wie er kam - gemeint ist vielmehr der Friede mit Gott in unserem Herzen, den uns niemand nehmen kann und der während unseres irdischen Lebens unverbrüchlich Bestand hat.

Wenn wir trotzdem einen Unfrieden in uns spüren, dann liegt dies einzig und allein an uns, weil wir nicht bereit sind, Ihm alles anzuvertrauen, Ihn allein wirken zu lassen, und weil wir noch nicht über allem Geschehen stille sein können. Trefflich lesen wir in Phil 4:6-7: "Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allem eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott bekannt werden. Dann wird der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren."

Nun kann dieser Friede in unseren Herzen nicht einfach eingeredet werden, vielmehr dient unser irdischer Weg mehr oder weniger lange der Schule des Glaubens, dass wir in allen Lebenslagen lernen, Ihm zu vertrauen. Friede in uns ist also wachstümlich, er wächst in dem Maß, wie wir lernen, Ihm zu vertrauen, und dies nur zu oft wider allen Schein!

Schauen wir doch nur den Weg Hiobs an. Mit Sicherheit wurde er uns nur deshalb in allen Einzelheiten dargelegt, dass wir ihn zum Vorbild nehmen. Was Hiob am Anfang seines Leidensweges noch nicht konnte, nämlich erkennen, dass sein Gott wirklich alles vermag (siehe Hi 42:2), das konnte er am Ende seines Schulungsweges.

"Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus" darf uns in dem Maße immer mehr ausfüllen, als wir in unserem Herrn und mit Seinen Augen immer mehr den Vater erkennen dürfen!

Es fällt in dem ersten Vers des Briefes auf, dass gleich zweimal die Verbindung : "Gott der Vater und der Herr Jesus Christus" genannt ist.

Wenn wir jetzt diese segensreiche Verbindung betrachten, müssen wir weit in die Vergangenheit zurückgehen, denn diese Verbindung, sie im gesamten All einzigartig ist, besteht von jenem Moment an, wo Gott uns durch sein Wort sagt: "Mein Sohn bist Du! Heute habe Ich Dich gezeugt" (Hebr 1:5; Ps 2:7).

Uns fehlen die Worte, um das zu beschreiben, was wir in unseren menschlichen Herzen nur ganz klein und schwach erahnen können, als Gott der Schöpfer des Alls sagte: "Mein Sohn bist Du!" Alleine über diesen Ausspruch lohnt es sich einmal einen Tag nachzudenken!

Aber Gott hat in jenem Moment noch mehr über Seinen Sohn gesagt: "Ich werde Ihm Vater sein, und Er wird Mir Sohn sein" (Hebr 1:5b). Was für eine nicht fassbare Liebe wird hier vor die Augen unserer Herzen gestellt!

Die Einzigartigkeit besteht schon einmal darin, dass Gott im Hinblick, auf den Sohn von einer "Zeugung" spricht, jedoch im Hinblick auf das All von "Erschaffung" (1Mo 1:1). Man kann über diese Aussage ohne Gefühl hinweggehen, was Gott uns hiermit aus der Tiefe Seines Herzens heraus sagen möchte - und je mehr wir dieses Wort in unseren Herzen bewegen, je mehr bewegt es uns.

Wen wir in 1Mo 1:1 Im Anfang" lesen, dann führt uns obiges Wort an den für uns Menschen kaum mehr fassbaren Anfang. Noch bevor irgend ein Geschöpf erschaffen war, noch bevor das All überhaupt bestand, gab es die wunderbarste und innigste Beziehung: Vater und Sohn! Und diese Verbindung läuft als roter Faden durch die gesamte Schrift, überall ist sie sichtbar, überall spricht sie uns an und überall wird sie dem, der sie erkennt, zum Segen!

Vielleicht haben wir gestern schon bemerkt, welch unausforschliche Tiefe und Herrlichkeit in der Verbindung "Vater / Sohn" liegt. Und je mehr wir uns von dem Wort über die Anfänge belehren und ansprechen lassen, umso kostbarer wird sie uns.

Dass es vor dem Sohn Gottes noch keine Schöpfung gab, bezeugt Kol 1:15 b "Christus ... der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung". Auch Offb 3:14 belegt dies eindrucksvoll: "Christus ... der Ursprung der Schöpfung Gottes".

Erst nach der Zeugung des Erstgeborenen und Ursprung der Schöpfung Gottes, dem Sohn Seiner Liebe, beginnt Gott mit der Ausführung Seines Vorsatzes: "Denn aus Ihm (Gott) und durch Ihn und zu Ihm hin ist das All!" (Röm 11:36). Dass sich diese Aussage auf Gott den Vater bezieht, geht unbestritten aus dem Zusammenhang hervor. In Kol 1:17 finden wir eine ähnliche Aussage, hier allerdings in Bezug auf den Sohn: "Das All ist durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen." Der Vater, aus dem das All ist, hat dieses folglich dem Sohn übergeben, mehr noch, er hat es in Ihn gepflanzt. Belegt wird dies durch die Fortsetzung von Kol 1:17: "...und das All besteht zusammen in Ihm".

Mit welcher Herrlichkeit hat doch der Vater Seinen geliebten Sohn umhüllt, indem Er Ihm das All übergab! Und Er hat es so geschaffen, dass es nicht nur durch den Sohn, sondern auch zu Ihm hin erschaffen ist (was letztlich ja auch auf den Vater zutrifft). Alles ist also von Anfang an auf dem langen Weg zurück zum Sohn.

Wunderbar beschreibt dies Hebr 1:2-3: "... den Sohn, den Er (Gott) zum Losteilinhaber von allem gesetzt und durch den Er auch die Äonen gemacht hat. Er ist die Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit und das Gepräge Seines Wesens und trägt das All durch Sein machtvolles Wort."

Wie kostbar durfte uns doch nach den wenigen Ausführungen der beiden letzten Tage die Verbindung Vater / Sohn werden! Die Übergabe des Alls an den Sohn war nicht nur eine Liebesbezeugung des Vaters zum Sohn, es war auch eine Liebesbezeugung zum ganzen All!

Von Anfang an schuf Gott das All zu Sich hin, wie es uns ja Röm 11:36 lehrt. Verglichen mit einem großen Kreis nimmte es einen Anfang und kommt in großem Bogen, wenn sich der Kreis schließt, wieder an den Anfangspunkt zurück. Es entsprach dem Ratschluss Seines willens, mit Seinen Geschöpfen diesen weiten Weg zu gehen, sollten sie doch auf diesem Licht und Dunkelheit, Gut und Böse erfahren. Dabei hat Gott jeden Menschen so geschaffen, dass er unweigerlich in die Macht der Finsternis gerät. Und weil Er Seine Geschöpfe in diese Dunkelheit führte und noch immer führt, wirkte Er auch von Anfang an die Herausführung aus allem Dunkel der Sünde: "...das kostbare Blut Christi als eines makellosen und fleckenlosen Lammes, vorher erkannt zwar, vor dem Niederwurf der Welt ..." (1Petr 1:19-20). Der Grund für diesen Weg Gottes: Nur in der Dahingabe Seines geliebten Sohnes konnte Er uns Seine grenzenlose Liebe zeigen!

Es war die große Aufgabe des Sohnes, das All von den Sünden zu reinigen, wie wir es in Hebr 1:3b lesen. Wir können aber den Opfertod des Herrn nicht vom Wirken des Vaters trennen, die innige Verbindung Vater / Sohn war immer gegeben und nie unterbrochen. In Joh 3:16 lesen wir die altbekannten Worte: "Denn so liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einziggezeugten Sohn gibt, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe."

Am Kreuz auf Golgatha dürfen wir den Wendepunkt des Kreises sehen, von da bewegte sich das All wieder zurück, das Opfer war vollbracht. Und wie tief dürfen wir miterlben, wie die Verbindung bzw. Einheit "Vater / Sohn" auch am Kreuz bestand, ja gerade hier, "denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend" (2Kor 5:19), und diese Versöhnung fand im Opfertod Jesu statt, also am Kreuz!

Noch einen abschließenden Tag wollen wir uns der Verbindung "Vater / Sohn" widmen.

Wir entnehmen diesem ersten Vers, dass unser Stand als herausgerufene Gläubige "in Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus" unwiderruflich besteht. Diese Stand haben wir nicht aus uns heraus erworben, er ist das Geschenk Seiner Gnade. Und weil es Sein Geschenk an uns ist, kann ihn uns auch niemand mehr rauben, und genauso wenig können wir ihn durch einen unwürdigen Wandel verlieren. Wenn schon in Bezug auf Israel gesagt ist; dass "Gottes Gnadengaben unbereubar sind" (Röm 11:29), dann gilbt dies auch für uns! Von dem Zeitpunkt ab, wo wir glauben konnten, wurden wir mit dem Geist der Verheißung, den heiligen, versiegelt (siehe Eph 1:3), was für alle Herausgerufenen die endgültige Tatsache der Rettung bedeutet.

Wie sind wir doch in dieser Verbindung "Vater / Sohn" unendlich beschenkt und reich gemacht worden! Dabei wollen wir aber auch darauf hinweisen, dass dieser Reichtum uns nicht hochmütig machen darf, er wurde uns im Hinblick auf die große Masse der Einheit lediglich früher gegeben, damit wir mit diesem Reichtum Seiner Gnade anderen zum Segen werden. Wir sind sozusagen nur Vorgezogene und dürfen schon zu unserer Erdenzeit im Geist in der Herrlichkeit leben.

Gnade und Frieden darf uns jetzt, nachdem wir sie in der Verbindung "Vater / Sohn" genauer betrachtet haben, noch kostbarer werden. Dabei wollen wir immer vor Augen haben, dass wir in unserem Herrn nicht nur leben dürfen, sondern auch "Leben" haben, dass aber unser Herr und Haupt uns auch immer zum Vater hinführen möchte. Ein Kindlein im Glauben spricht nur vom Herrn Jesus, weil es in Ihm erste einmal erkennen darf, dass seine Sünden um Seines Namdens willen erlassen sind - doch die Väter im Glauben dürfen den erkennen, der von Anfang an ist, "Gott!" (siehe hierzu 1Jo 2:12-13).

Der vorbildliche Glaube der Thessalonicher

1Thes 1:2

"Wir danken Gott allezeit für euch alle, indem wir euch in unseren Gebeten erwähnen."

Haben wir den erkannt, der von Anfang an ist, wie es uns Johannes zeigt? Haben wir erkannt, dass Gott alles vermag, wie es uns Hiob lehrt? Können wir glauben, dass dieser Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, wie uns der Brief an die Epheser unterrichtet? Und nehmen wir ernst, dass es nur einen Gott und Vater aller gibt, der über allen ist und durch alle und in allen wirkt, wie wir weiter im Epheserbrief lesen?

Wie groß und herrlich, wie erhaben und souverän darf uns doch dieser Gott und Vater werden und sein!" Ihm allezeit Dank und Anbetung darzubringen , ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit! Nur - wie sieht das im Alltag aus?

Oft helfen ganz einfache und anschauliche Erlebnisse aus der Praxis mehr als viele kluge Worte. Ein solches Erlebnis möchte ich, der Verfasser, hier anführen.

Vor vielen Jahren machte meine Familie Urlaub in der Lüneburger Heide. Ein Bruder aus Hamburg besuchte uns, wir luden ihn zum Essen in ein Lokal ein. Als das Essen serviert wurde, senkte meine Mutter, die auch dabei war, den Kopf und betete zu Tisch, wobei sie uns mehr oder weniger nötigte, dies auch zu tun. Der Bruder aus Hamburg sprach danach meine Mutter an, warum sie dies tue? Meine Mutter entgegnete daraufhin sichtlich irritiert über solche Frage: "Wir müssen doch unserem Gott und Vater für das Essen danken, das ist doch selbstverständlich!" Darauf entgegnete der Glaubensbruder: "Das tue ich die ganze Zeit! Ich bin nicht nur kurz vor dem Essen mit Ihm verbunden, sondern allezeit! Und gedankt habe ich Ihm auf der ganzen Hinfahrt zu euch für alles! Ich habe keine festgelegten Zeiten zum danken!

Wie tief mich diese Begebenheit beeindruckt hat, zeigt, dass ich sie bis heute nicht vergessen habe. Es ist mir damals dort klar geworden, dass wir nicht nur zu bestimmten Zeiten ein kurzes Gebet sprechen sollen, sondern mit Gott allezeit in Verbindung stehen sollen. Und "allezeit" heißt, dass wir uns ständig bemühen sollen, Ihn unseren Gott und Vater, auch wirklich im Geist in all unser Tun einzubeziehen, wobei ständiger Dank an erster Stelle stehen darf.

Wir wollten mit unserer gestrigen Ausführung erst einmal das allzeitige Danken bzw. die ständige Verbindung mit Gott im Allgemeinen aufzeigen. Es war uns hier wichtig, dass wir nicht nur zu bestimmten Anlässen ins Gebet gehen, sondern uns vielmehr bemühen sollen, die Verbindung zu Gott allezeit zu halten.

In diesem Brief gehen Paulus und seine zwei Mitarbeiter aber ganz speziell auf die junge Thessalonichergemeinde ein, was wir jetzt auch berücksichtigen wollen. Obwohl bestimmt heiße Sorgen die Herzen der drei Männer bewegt haben (wie wir später in 1Thes 3:1.5 noch lesen werden), brach doch am Anfang dieses Briefes zuerst der allzeitige Dank durch. Es ist der Dank an Gott für alles, was Er an der jungen Gemeinde der Thessalonicher getan hat.

Wie anders wurde das Leben der drei Männer - und mit ihnen darf es nachahmend auch unser Leben sein - wenn bei allen Sorgen und Nöten des Lebens und der Arbeit zuerst mit inbrünstigem Dank gesehen wurde, was Gott bisher alles gegeben hat. Es ist das aus tiefem Herzen kommende Danken, das seinem Wesen nach immer einer handelnden und schenkenden Person gilt. "Wir danken Gott allezeit für euch alle". Das, was den Alltag der drei Männer ausfüllte, was der Inhalt ihrer Gespräche war, kommt in diesem Brief zum Ausdruck. Gott wirkt nich tnur einmal oder zu bestimmten Zeiten, Er wirkt immer und allezeit! Deshalb darf auch das Danken allezeit sein.

Wir dürfen davon ausgehen, dass dieser Brief in der Gemeinde vorgelesen wurde. Selbst der Kleinmütigste, der Schwächste oder auch der Unordentlichste in der Gemeinde in Thessalonich durfte sich durch diese Wort eingebunden und zugesprochen wissen: Diese drei Männer danken auch für mich!

Hier dar uns heute besonders wichtig werden, was Gemeinschaft bzw. Gemeinde ist: Es ist die Bruderschaft (Schwestern eingeschlossen), die auch die Geringsten mit allzeitigem Dank umschließt und keinen ausschließt: "Wir danken Gott allezeit für euch alle..."

Das allzeitige Danken für diese Gemeinde ist aber keine Pflichtübung der drei Brüder, sondern entspricht der Herzensliebe, welche sie für die Thessalonicher hegen. Nur wer wirklich liebt, denkt auch unablässig an den anderen. Vielleicht kann sich der eine oder andere von unseren Lesern noch daran erinnern, als er seine erste große Liebe fand, wie diese Person all sein Denken in Anspruch nahm. Und so wie die Liebe zwischen Mann und Frau etwas Wunderbares ist, so darf es auch die Liebe in Christus zu den Glaubensgeschwistern sein.

Allzeit für die Geschwister zu danken, ist damit gerade für jene dienenden Geschwister wichtig, die in einer Gemeinde Aufgaben erfüllen, also mit Menschen zu tun haben. Dieser Dank entspringt der innigen Liebe, die eine herrliche Frucht des Geistes ist, wie es Gal 5:22 aufzählt.

Was aber steht vor den Herzen der drei Männer, wenn sie so sehr an Thessalonich denken und allezeit alle vor Gott bringen und ihre Namen nennen dürfen. Was erweckt ihr so spürbar frohes Danken?

Mit Sicherheit ernthalten ihre Gebete keine Bitten an Gott, wie Er dies oder jenes tun könnte, sondern unser Text sprich nur vom "Danken". Viel Freude müssen die Thessalonicher Paulus und seinen Getreuen gemacht haben. Sie durften erleben, wie die junge Gemeinde aufblühte, wie ihr innerer Stand beständig war, wie die drei Grundbegriffen "Glaube, Erwartung und Liebe" in der Gemeinde fest verankert waren.

Wie schön darf es sein, wenn wir danksagend Glaubensgeschwister vor Gott nennen können. Auf unser Fleisch gesehen, wird es immer Grund zum "Bitten" geben, doch auf unseren geistlichen Menschen gesehen, gibt es viel Grund zum Danken, angefangen damit, dass Gott jeden von uns aus der großen Masse herausgerufen hat, dass Er mit jedem von uns ein Ziel hat und jeden von uns gemäß der eigenen Persönlichkeit als Werkzeug gebrauchen wird, spätesten in den herankommenden Äonen, also in der zukünftigen Herrlichkeit.

1Thes 1:3

"Unablässig gedenken wir dabei vor unserem Gott und Vater eurer Arbeit im Glauben, eures Mühens in der Liebe und eurer Beharrlichkeit in der Erwartung unseres Herrn Jesus Christus;"

Wenn Paulus, Silvanus und Timotheus vor Gott unablässig der Thessalonicher Arbeit im Glauben gedenken, dann ist die noch eine unverfälschte Aussage. Unverfälscht deshalb, weil im Verlauf der Kirchengeschichte unendliche Debatten über Werke und Glauben geführt wurden. Luther übersetzt ja "Arbeit im Glauben" mit "Werke im Glauben", und bei Baader lesen wir "des Gewirkten des Treuns"

Die Lutherübersetzung ist dahingehend irreführend, weil wir z.B. im Brief des Jakobus lesen, dass erst durch "Werke" der Glaube lebendig ist (Jak 2:26). Und weiter: "Daraus seht ihr, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein" (Jak 2:24). Wenn wir diese Aussagen auf uns beziehen, kommen wir in starke Bedrängnis, denn Paulus sagt ja in Röm 3:24 dass Gegenteil aus: "Umsonst gerechtfertigt in Seiner Gnade...".

Nun hat die Kirche unter Missachtung der Tatsache, dass nur Paulus der Apostel der Nationen ist (Eph 3:1-2 u. 8 ff) auch jene Aussagen des Jakobus, die ja an Israel gerichtet sind (Wie schon die Überschrift des Jakobusbriefen "Jakobus an die zwölf Stämme" zeigt), auf sich bezogen. Es gab also keine Unterscheidung mehr zwischen den Aussagen, die Gott in Seinem Wort an Israel gerichtet hat und jenen, die der Körpergemeinde Christi Jesu gelten. Glaube und Werke wurden zusammengemischt, und bis heute leiden viele Gläubige der verschiedenen Kirchen und Gemeinden unter den Zwängen, Werke aufbringen zu müssen!

Von diesen später folgenden Verwirrungen waren die Thessalonicher noch völlig unberührt. Ihr Glaube musste keine Werke erbringen, um sich als "lebendig" zu erweisen, sondern bestand im absoluten Vertrauen auf das, was Paulus sie als unverfälschtes Wort Gottes lehrte - und dies war die köstliche Wahrheit, die auch uns bis heute glückselig machen darf: "Umsonst gerechtfertigt in Seiner Gnade durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist" (Röm 3:24).

Wenn wir versuchen (was gar nicht einfach ist), an eine biblische Aussage unvoreingenommen heranzugehen, sind viele umstrittene Aussagen oft ganz leicht zu verstehen - ein Hindernis für uns ist leider nur zu oft die Tradition, die uns eine gewisse Voreingenommenheit auferlegt hat.

Für die Thessalonicher war es ohne die Last der Tradition einfach! Sie waren belehrt, dass ihre Rettung und Rechtfertigung vor Gott nicht durch Arbeit bzw. Werke zu verdienen war. Es konnte bei ihnen keine Fehldeutung dieser Aussage geben!

Wenn Paulus und seine MItarbeiter trotzdem von "ihrer Arbeit (ihrem Gewirkten) im Glauben" sprachen und sich darüber freuten, dann waren die die sichtbaren Auswirkungen ihres Glaubens. Es ist ein ganz wesentlicher Unterschied, ob wir etwas tun müssen, um etwas zu bekommen, oder ob wir etwas bekommen haben und dann aus Freude darüber etwas tun!

Die Thessalonicher haben erkannt, dass sie das größte Geschenk , das einem Menschen zuteil werden kann, erhalten haben: Den Glauben an ihre Rettung in Christus Jesus! Dieser Glaube blieb aber nicht tatenlos, vielmehr äußerte er sich bei den Thessalonichern in "Arbeit im Glauben", wie es Gal 5:6 beschreibt: ",...der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist." Und diese Liebe wurde in dieser jungen Gemeinde sichtbar, indem sie sich einander und untereinander annahmen, sich zusprachen und Dienste erbrachten. Dies glat ganz besonders, als auch Trübsal und Leiden um Christi willen über sie kam.

Für die Thessalonicher wie auch ungeschmälert für uns galt und gilt: Ein Glaube, der keinerlei sichtbare Auswirkung hat, muss in seiner Echtheit angezweifelt werden! Und wie sehr wird der Name unseres Herrn verherrlicht, wenn der Glaube durch die Liebe wirksam und damit sichtbar wird!

Neben "der Arbeit im Glauben" heben die Briefschreiber einen zweiten Punkt bei den Thessalonichern hervor: Ihr Mühen in der Liebe! Und was ist doch die Liebe für eine Macht! Sie füllt das ganze All, weil der Schöpfer, aus dem das All ist, Selbst "Liebe" ist (1Jo 4:8). Und wie konnte der Schöpfer Seinen Geschöpfen eindrucksvoller demonstrieren, was Liebe ist, als derart, wie wir es in Röm 5:8 lesen: "Gott aber hebt uns gegenüber Seine Liebe dadurch hervor, dass Christus für uns starb". Und einfühlsam schreibt Johannes: "Denn so liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einziggezeugten Sohn gibt" (Joh 3:16). Die Liebe, die Gott ist, gibt! Und sie gibt das Kostbarste, was Gott geben konnte - welch eine Demonstration Gottes in einem Ausmaß, welche wir nur schwach erahnen können!

Und nun geschieht das fast Unbegreifliche: Diese Liebe ist durch den uns gegebenen heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen (gem. Röm 5:5). Verspüren wir etwas von ihrer Gegenwart?

Und so wie Gottes Liebe sichtbar werden musste, soll auch bei uns die Liebe durch den Glauben wirksam werden; allerdings: Wir lesen in unserem Leitvers vom "Mühen in der Liebe".

Es ist Wahrheit, dass wir die Liebe durch Ausgießung in. unsere Herzen erhalten haben. Wir können sie nun, eingeschlossen in unsere Herzen, wie eine Ikone umhertragen und anbeten. Wir können dabei auch voller Inbrunst singen: "Ich bete an die Macht der Liebe..." Aber dies ist völlig ungenügend! Die Thessalonicher mühten sich in der Liebe, und in 1Kor 13:13 sind wir aufgefordert: "...jaget der Liebe nach!"

Liebe dar nicht eingeschlossen werden, sie muss von uns freigelassen werden, muss sich entfalten, möchte wirksam werden - dazu möchten wir uns mühen, dieser möchten wir nachjagen, um damit unseren Gott und Vater zu verherrlichen.

Lasst uns noch einen Tag beim "Mühen in der Liebe" stehenbleiben, einer Eigenschaft, welche die Herzen des Paulus und seiner Mitarbeiter so sehr erfreute, dass sie unablässig ihrer gedachten. Und wenn wir gestern sagten, dass Liebe nicht in uns eingeschlossen werden darf, dass wir sie vielmehr zum "Entfalten" bringen sollen, dann wollen wir dies noch etwas vertiefen.

Es ist ja gerade die Verbindung von Mühe und Liebe, die hervorgehoben wird. In 1Kor 13:2 lesen wir: "Und wenn ich all meinem Besitz aufteile und wenn ich meinen Körper dahingeben würde, um mich dessen zu rühmen, aber keine Liebe hätte, so würde es mir nichts nützen". Die können schwere Worte für werden! Ist es dennkeine Liebe, wenn wir von unserem Geld verteilen? Wenn wir für andere rennen und laufen? Wenn wir all unsere Kraft einsetzen und oftmals sogar unseres Gesundheit aufopfern? Das Wort an die Korinther sagt klar "Nein", wenn dabei die Liebe fehlt!

Liebe wird oft mit einem warmen Gefühl definiert, welches wir bestimmten Menschen entgegenbringen. Doch wie oft erleben wir, wie dieses Gefühl nur zu rasch verglüht, ja sogar ins Gegenteil umschlagen kann. Die ist unsere menschliche Liebe. Doch es gilt eine Liebe zum Erblühen zubringe, die nicht an Stimmungen gebunden ist und die nicht erlöscht, wenn sich unser Gegenüber anders verhält, als wir es uns wünschen. Dazu müssen wir aber zu allererst von uns Menschen wegsehen und unser Herz auf unseren Herrn Jesu Christus ausrichten. Und wenn wir Ihn anschauen, wenn wir Seine Liebe erkennen und diese uns erreicht, umhüllt und ausfüllt, dann sind wir in der Lage, dauerhaft und unvermindert Seine Liebe auch auf andere Menschen abzustrahlen. Mühen in der Liebe ist nötig, aber es muss das richtige Mühen sein. Schauen wir also zuerst Ihn an, unseren Herrn, die ist unser erstes und wichtigstes Mühen!!! Lassen wir uns dann weiter bewusst werden, dass Er uns unendlich liebt und Seine Liebe in unseren Herzen als kostbarer Besitz ausgegossen ist! Und mühen wir uns dann, diese göttliche Liebe durch unser Herz auch anderen durch alle möglichen Dienste zu erzeigen.

Ein dritter Punkt gibt Paulus und seinen beiden getreuen Grund, unablässig an die junge Gemeinde der Thessalonicher zu denken: "Ihre Beharrlichkeit in der Erwartung ihres Herrn Jesus Christus."

Die Gemeinde in Thessalonich hatte mit Sicherheit ein klares biblisches Zukunftsbild über das Wiederkommen des Herrn, im Gegensatz zu dem blassen und nur zu oft falschen nebelhaften Hoffnungsschimmer, der vielen Gläubigen noch verblieben ist. Aber konnte nicht gerade eine so glühende Zukunftserwartung von der Gegenwart mit ihren Aufgaben und Nöten ablenken und zum. Träumen und Schwärmen verleiten? Diese Frage ist nicht unberechtigt, wie uns später der zweite Thessalonicherbrief zeigen wird! Ganz leise Anzeichen hierfür könnten bereits erkannt werden. In 1Thes 4:11-12 scheint es, als ob einige schon ihren Brotverdienst aufgegeben haben, um die vermutete kurze verbleibende Zeit vollständig dem Dienst für den Herrn zu widmen. Das Wort Gottes stellt deshalb ein Wort dazu, welches zunächst im Gegensatz zur Erwartung zu stehen scheint: "Beharrlichkeit!"

Die "Erwartung" eilt voraus, dem Kommenden entgegen, was schnell zu Schwärmerei führen kann. Doch die "Beharrlichkeit" bleibt fest stehen, sie verlässt nicht den gegenwärtigen Platz mit all seinen Pflichten, Aufgaben und Lasten. Beide Begriffe stehen deshalb ganz bewusst in engem Zusammenhang, ein Wort erhellt das andere.

Wie innig und sehnsuchtsvoll dürfen wir uns also auf Sein Kommen freuen und wie herrlich ist unsere Erwartung. Dich diese Erwartung soll nicht in ein unrealistisches Wunschdenken führen, sondern uns in der Beharrlichkeit stärken, vor allem, wenn unser Weg in den Leidens- und Sterbensweg führt.

1Thes 1:4

"wissen wir doch, von Gott geliebte Brüder, um eure Auserwählung;"

Mit obiger Aussage schneidet Paulus ein Thema an, um welches viele Gläubige einen großen Bogen machen oder es nur mit Misstrauen betrachten, ja für manche ist es sogar zu einem Reizwort geworden. Die Scheu vor dem Thema "Auserwählung" entspringt zum großen Teil der Unkenntnis über das Los der Nichtauserwählten. Wer glaubt, dass es eine ewige Verdammnis gibt, kann an eine göttliche Auserwählung nur schwerlich glauben, denn dies würde ja bedeuten, dass Gott die einen zu ewiger Seligkeit, die anderen zu ewiger Verdammnis bestimmt hätte!

Wir sehen, auch im Hinblick auf die biblischen Aussagen über die Auserwählung hat die lieblose Lehre einer endlosen Qual in einer vermeintlichen Hölle großer Schaden angerichtet. Lasst und deshalb heute, liebe Geschwister, zuerst einen ganz kurezen Blick auf das Los der Nichtauserwählten werfen:

Es entspricht der überschwänglichen Liebe des Herzens Gottes, dass Er auch für die Nichtauserwählten ein herrliches Heil bereit hält und sich (wenn auch erst am Ende der Äonen) Sein Wort an diesen erfüllt: "....damit Gott alles in allen sei (1Kor 15:28 b). Wir sehen, wenn den Nichtauserwählten auch schmerzvolle Gerichtswege nicht erspart bleiben, so ist ihr Ziel doch etwas ganz anderes als Untergang. Wie verheißungsvoll und herrlich leuchten uns die Worte im Römerbrief auf: "Denn Gott schließt alle zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme" (Röm 11:32).

Es entspricht dem Willen Gottes, dass wir, seine Auserwählten, uns auch um das zukünftige Geschick jener kümmern, die nicht auserwählt sind, indem wir Ihm für die Heilverheißungen danken, die jenen gelten, die ihr Leben noch ohne Hoffnung und Erwartung verbringen müssen!

Wie wunderbar ist es dass sich das Herz des Vaters nicht nur nach unserer Gegenliebe sehnt, sondern auch nach jener der Nichtauserwählten; dies sind nämlich genauso ein Teil Seiner Schöpfung wie wir.

Es ist für uns eine große Lektion, was wir gestern in Kurzform angeschnitten haben, dass wir, die Auserwählten, lernen müssen, dass Gottes Gnade und Barmherzigkeit auch über die Nichtauserwählten kommen wird, wenn auch zeitlich später. Damit kommen wir zu der Frage, warum Gott überhaupt zuerst "auswählt" und nicht alle zugleich in den Stand der Herrlichkeit versetzt.

Gerade uns Europäern sollte die Antwort auf obige Frage leicht fallen, werden wir doch immer wieder an die Wahlurnen gerufen, um Gemeinde - und Staatsoberhäupter zu wählen. Niemand kommt hier auf den Gedanken, dass die Nichtgewählten Ausgestoßene oder Verworfene wären - im Gegenteil: Die Gewählten sollen dem Volk, den Nichtgewählten, dienen.

Damit kommen wir zu einer grundsätzlichen Antwort: "Auserwählung" ist kein Selbstzweck oder eine Belohnung für gutes Verhalten, sondern ist eine Aufgabe, den Nichtauserwählten zu dienen! Und "dienen" heißt hier, dass die Auserwählten Gottes Werkzeuge sein dürfen. Dabei müssen wir unterscheiden, wo unser Einsatzgebiet liegt, denn Gott hat zweigroße Gebiete benannt: "das in den Himmeln und das auf der Erde" (Eph 1:10). Für die Erde hat Gott Sein Volk Israel berufen. Noch seinen elf Jüngern gab der auferstandene Herr den Auftrag: Daher geht hin, macht alle Nationen zu Jünger..." (Mt 28:19). Dass dieser Auftrag ein zukünftiger ist, sehen wir daran, dass bis heute noch kein einziges Volk zu Jüngern gemacht werden konnte. Und wenn sich seit Jahrhunderten Scharen von sogenannten christlichen Missionaren in alle Winkle der Welt aufmachten, um zu missionieren, so ist ihr Erfolg, gemessen an dem Auftrag Jesu an Seine Jünger, verschwindend klein, ja fast unbedeutend.

Im Gegensatz zu Israel liegt unser Auftrag in den Himmeln, also an den Geschöpfen der unsichtbaren Welt. Dort dürfen wir einmal Schaugefäße Seiner Gnade sein - ein köstlicher Dienstauftrag! Trefflich beschreibt dies Paulus so: "... um in den kommenden Äonen den alles überragenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen" (Eph 2:7).

Paulus spricht das Thema Auserwählung vor der noch ganz jungen Gemeinde in Thessalonich offen und frei an und zeigt damit, dass diese Lehre von der Auserwählung nicht nur göttlich inspiriert ist, sondern auch gleich an den Glaubensanfang und damit zu den ersten Erkenntnissen des Heils gehört.

Die gesamte Lehre der Auserwählung ist gewaltig und wird Paulus nur stufenweise vom erhöhten Herrn enthüllt. Und stufenweise gibt sie Paulus auch den Thessalonichern bekannt, wie wir noch sehen werden (die nächste Stufe erfolgt ja schon in 1Thes 2:12). Die höchste Stufe mit dem herrlichsten Ausblick wurde Paulus allerdings erst im Brief an die Epheser offenbart.

Was heißt nun für die Gemeinde der Thessalonicher "Auserwählung"? Zuerst einmal , dass ihr Glaubensstand ohne ihr eigenes Zutun geschah, also allein auf göttlichem Wirken beruhte. Diese Erkenntnis führt dazu, dass sich jeder sagte: Wenn schon mein Glaubensanfang ohne meinen Willen, ohne meine Kraft und ohne mein Zutun geschah, muss auch mein weiterer Glaubensweg in dieser Richtung verlaufen - alles wird von oben bewirkt!

Hier wird gleich von Anfang an dem Eigenruhm vorgebeugt. Im Epheserbrief klingt dies so: "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme" (Eph 2:8-9). Wie dringend werden wir doch immer wieder daran erinnert, dass Gott der allen und alles Wirkende ist! Tatsache ist jedoch, dass unser seelisches Empfinden genau entgegengesetzt ist. Aber gerade das dient zur Festigung der Erkenntnis, dass alles Gnade ist.

"Auserwählung" wirkt sich also nicht hemmend auf das Glaubensleben und den Glaubenseifer aus, sondern verherrlicht Gott den Vater, als den, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt. Der Eigenruhm wird ausgeschaltet, Ihm und nur Ihm allein gebührt aller Ruhm und alle Ehre. Welch wunderbares Resultat der Auserwählung!

Da wir gestern von der stufenweise Erkenntnis der Auserwählung sprachen, wollen wir auch einen kurzen Blick in den Verlauf der Auserwählung, die Gemeinde Christi Jesu betreffend, werfen.

Der Lehrgang von unserer Auserwählung nimmt seinen Anfang schon in der Apostelgeschichte. So lesen wir in Apg 13:48: "Als dies die Nationen hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn; und alle die zu äonischem Leben verordnet waren, kamen zum Glauben." Hier leuchtet uns der erste Strahl von unserer Auserwählung entgegen. "Verordnet" bedeutet ja, dass eine über u ns stehende Kraft einen Beschluss umsetzt und wirkungsvoll werden lässt, eine treffliche Erklärung für "Auserwählung"! Und welche Freude und Dankbarkeit darf das Wissen auch um unserer Auserwählung in uns hervorrufen!

Wir sehen, schon in der Apostelgeschichte, bei der Gründung der ersten Herausgerufenen, wird die Auserwählung hervorgehoben!

Immer wieder lesen wir, wie Paulus vom erhöhten Herrn belehrt wurde (sieh Gal 1:12; Eph 3:1-3), ja dass er in Verzückung den zu ihm sprechenden Herrn sogar wahrnehmen konnte (Apg 22:17). Auf diesem Weg wurde ihm in zwar kurzen, aber inhaltsreichen Worten die Auserwählung stufenweise enthüllt. Den Höhepunkt, die Auserwählung betreffend, finden wir in Eph 1:3-14. In diesen Verse fallen or allem die Wortverbindungen "in Christus - in Ihm - durch Christus Jesus - in dem Geliebten" auf. Dabei ist hier neben der ersten Aussage, dass wir "in Ihm" mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen gesegnet sind, die Auserwählung "in Ihm" in der Reihenfolge der Aufzählungen an den Anfang gesetzt: "...so wie Er uns in Ihm vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat...".

Es ist für uns eine gewaltige Tatsachen, dass uns Gott, der Vater, immer nur in Christus Jesus sieht! In Ihm sind wir auserwählt, mit Ihm sind wir am Kreuz bunserer Sünde gestorben mit Ihm leben wir, und in Ihm werden wir auch in die Herrlichkeit eingehen - welch innige und herrliche Verbindung mit unserem Herrn und Haupt!

Wir dürfen uns immer wieder dankbar jener Brüder erinnern, die nach der langen Zeit des dunklen Mittelalters, wo viele biblische Wahrheiten verschüttet wurden, diese Wahrheiten wieder ausgruben und auf den Leuchter stellten. In ihren Reihen steht auch aus jüngster Zeit Bruder A.E. Knoch, dem wir die Übersetzung des "Konkordanten Neuen Testaments" verdanken. Gerade in dieser Übersetzung kommen die oben genannten Wahrheiten verständlich zur Geltung.

Eine dieser Wahrheiten ist, dass wir von Gott nicht spontan auserwählt wurden, sondern vielmehr lange vor unserer Geburt, nämlich vor dem Niederwurf der Welt (Eph 1:4). Es lohnt sich, einmal im Verlauf eines tages über diese Aussage nachzudenken!

Lange bevor Gott die von Satan verdorbene Welt niederwarf, also noch zum Zeitpunkt, als die Erde schön und rein war, sah Gott jeden Einzelnen von uns in Seinem Sohn. Und Sein Sohn wiederum stand ebenfalls schon vor dem Niederwurf der Welt als ein makelloses und fleckenloses (Opfer-)Lamm bereit, bzw. war von Gott dazu vorher erkannt (siehe 1Petr 1:20). Gott hat, wie wir dankbar sehen dürfen, nichts dem Zufall überlassen. Alles wurde von Ihm als dem weisen Verfüger bis ins letzte Detail geplant und vorbereitete, nichts konnte schief bzw. aus der Bahn laufen! Auch Satan in seiner Rolle als Widerwirker war von Gott erschaffen, dies bezeugt klar und eindringlich Jes 45:7. Das Geschöpf Mensch wurde von Gott so erschaffen, dass es aus seiner Erfahrung lernt. Und erfahren musste es die Finsternis und das Böse, um auf diesem schwarzen Hintergrund die unfassbare Liebe Gottes kennen zu lernen.

Einer vermittels des Geschöpfes Satan in Sünde und Finsternis gezogenen Welt stand von Anfang an ein Opferlamm gegenüber, und auch für dieses standen bereits Seine Glieder fest: die zur Körperschaft Christi gehörenden Auserwählten aus allen Nationen. Was wird es einmal für ein unvorstellbarer Jubel sein, wenn Gott mit Seiner Schöpfung das Ziel erreicht hat, wenn Er von allen geliebt wird und alles in allen ist.

Wie schon erwähnt, spricht Paulus ganz frei und selbstverständlich die Auserwählung der Thessalonicher an und beginnt mit den Worten: "Wissen wir doch...". ER will damit sagen, ass er und seine Mitapostel über die Auserwählung Bescheid wussten, während die Thessalonicher und mit ihnen alle, die am Glaubensanfang stehen, darüber belehrt werden mussten bzw. heut noch müssen.

Woher Paulus wusste, dass die junge Gemeinde der Thessalonicher Auserwählte waren, geht aus den weiteren Versen hervor. Dort wird uns der äußere Grund und die offen zutage liegende Seite der Auserwählung genannt (wir werden sie ja in den kommenden Tagen behandeln). Aber neben diesen sichtbaren Gründen fußte Pauli Wissen um die Auserwählung noch auf einer tieferen Quelle: Es waren die Enthüllungen Christi, wie wir z.B. in Gal 1:12 und Eph 3:1-3 lesen. Christus war Paulus persönlich erschienen, um dem von Ihm erwählten Apostel für die Nationen die Geheimnisse über die neue Körperschaft, die außerhalb der Paulusbriefe nicht enthüllt sind, mitzuteilen.

Hier muss jetzt angemerkt werden, dass auch Johannes eine Enthüllung Jesu Christi erhielt, die fälschlich als "Offenbarung des Johanne" bekannt ist. Es gibt demnach zwei charakteristische Enthüllungen, zwischen den denen wir grundsätzlich unterscheiden müssen. Dem Apostel Johannes erschien Christus, um ihm zu enthüllen, was geschieht, wen Er zu Seinem Volk Israel wiederkommt, um Sein irdisches Königreich aufzurichten, was unter schrecklichen Gerichten geschehen wird. Paulus hingegen erschien Christus, um ihm den Auftrag zur Gründung der neuen Körperschaft Christi Jesu zu übertragen und die damit verbundenen Aufgaben zu enthüllen. Anstatt schwerer Gerichtsankündigungen, wie es Johannes niederschreiben musste, ist Pauli Enthüllung eine Botschaft reinster Gnade. Christus kam im Geist. zu den Auserwählten, um eine Auswahl für die überhimmlische Aufgabe zu berufen und vorzubereiten. Und die Aufgabe lautet: "Um in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen (Eph 2:7).

1Thes 1:5

"denn das Evangelium unseres Gottes ist nicht allein im Wort zu euch gekommen, sondern auch in Kraft und im heiligen Geist und vieler Vollgewissheit."

Wir kommen jetzt zu den für die Apostel sichtbaren Zeichen der Auserwählung. es ist der Weg, den normalerweise ein zur Körperschaft Christi Auserwählter durchläuft. Paulus schrieb ihn später in Eph 1:3 nieder: "...die ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung, hört.... glaubt... versiegelt".

"Hören" setzt die Verkündigung voraus, es ist der Dienst der Evangelisten, welche die Kunde vom Kreuz herolden; in unserem Leitvers heißt es "das Evangelium unseres Gottes". Auf "Hören" folgt das "Glauben" und durch den Glauben lässt Gott den Menschen seine Rettung erkennen. In Röm 1:16 bezeugt der Apostel Paulus: "Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Gotteskraft zur Rettung für jeden Glaubenden".

Obiges Wort könnte den Anschein erwecken, dass der Mensch die gläubige Annahme der ihm gebotenen Rettung aus sich selbst vollbringen könnte. Aber im Licht anderer göttlicher Aussagen wird schnell offenbar, dass der Mensch in seinem unerneuerten Zustand gar nicht fähig ist, aus sich selbst heraus zu glauben. Es bedarf des Wirkens von außen, und dies ist das Werk des heiligen Geistes. Und so lesen wir auch in Röm 9:16: "Demnach liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Rennenden, sondern an dem Sich erbarmenden Gott". Wir sehen, nicht der Wille des Menschen, sondern Gottes Erbarmen bringt die in Vorherbestimmung liegende Rettung zur Ausführung. In 2Tim 1:9 wird dies bestätigt: ".... Gott, der uns gerettet und berufen hat mit heiliger Berufung, nicht nach unseren Werken, sondern nach Seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist." Auch dieses Wort lehrt uns, dass wir unsere Rettung allein Gottes Vorsatz und Gnade verdanken und in keinster Weise mit eigenen Werken, bzw. unserem eigenen Willen dabei mitwirken konnten.

Es ist den Glieder der Körpergemeinde Christi Jesu vorbehalten, die Rettung durch Glauben zu erhalten, also fassen zu können, dass sie in der Gnade Gerettete sind durch den Glauben!

Zu unserer gestrigen Ausführung müssen wir heute noch anfügen, dass es im Wort Gottes auch eine andere Art von Rettung gibt, wie wir sie z.B. in der pfingstlichen Zeit nach Jesu Auferstehung lesen. So belehrt Petrus seine Volksgenossen in Apg 2:38: "Sinnet um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung eurer Sünden taufen, so werdet ihr das Geschenk des heiligen Geistes erhalten." Wir sehen, dass hier eindeutig der einzelne Mensch etwas tun, also aktiv werden muss. Umsinnung und Taufe sind Werke, zu denen gefordert wird. Erst danach erhalten sie den heiligen Geist und damit die Rettung.

Obigem Wort völlig entgegen lesen wir in Röm 4:4-5: "Wer nun Werke wirkt, dem wir der Lohn nicht aus Gnaden angerechnet, sondern aus Schuldigkeit. Wer aber solche nicht wirkt, jedoch an den glaubt, der den Unfrommen rechtfertigt, dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit angerechnet". Und weiter in Röm 4:16: "Deshalb ist es auch Glauben (nicht aus Werken), damit es der Gnade gemäß sei."

Wir sehen zwei Rettungsprinzipien, einmal werden vom Menschen eindeutig Vorleistungen (Werke) gefordert und dann wieder völlig ausgeschlossen. Dies voneinander abweichenden Rettungsprinzipien sagen uns, dass die Körpergemeinde Christi Jesu nicht die Fortsetzung von Pfingsten sein kann, sondern vielmehr eine Neuschöpfung darstellt, in welche die Gnade der stützende Pfeiler ist.

Wir sehen also die Unterschiede, und wir wollen sie auch sicher dort, wo uns Gott hinstellt, so oft wie möglich hervorheben. und betonen, denn nur durch Hinweis auf Gottes Wort können wir jene erreichen, die noch keine Unterscheidung zwischen den beiden Heilsträger Gottes, dem Volk Israel einerseits und der Körpergemeinde Christi Jesu andererseits haben. Möge uns hierzu und der noch verbleibenden Zeit viel göttliche Weisheit gegeben werden.

Vom gegenwärtigen Stand der Gemeinde in Thessalonich, der so viel Grund zum Danken gibt, schauen Paulus und seine Mitarbeiter zurück auf die Entstehung der Gemeinde. Unvergesslich ist es für die drei Männer, was sie damals erlebten, und unvergesslich sollte es auch der Gemeinde bleiben. In Thessalonich, in dieser brodelnden Hafenstadt mit all ihrem Glanz und ihrem Elend, hat Gott Menschen auserwählt, indem Sein Wort zu ihnen kam. Und es kam in der From von ausgewählten Männern, die Gott dorthin sandte, wo Er sie haben wollte, um Sein Wort zu verkünden, in unserem Fall nach Thessalonich.

Und so durften Paulus und seine Mitarbeiter erleben, wie ihr Wortdienst Frucht brachte und aus dem "Hören" ihrer Botschaft auch "Glaube" erwuchs. Wir dürfen uns hier auch einmal fragen, wie der rettende Glaube überhaupt entsteht!

Es ist eine köstliche Tatsache, dass Gottes Wort, sei es durch Hören oder Lesen lebendig ist. Schon Jesus sagte zu Seinen Jüngern: "Die Worte, die Ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben" (Joh 6:63). Und Paulus schreibt in Röm 1:16: "Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Gotteskraft zur Rettung für jeden Glaubenden". Wir sehen, das Wort ist von Geist erfüllt und dieser vollbringt die Tat, dass der hörende Mensch glauben kann. Gemäß Kol 2:13 waren wir in unserem einstigen Leben im Unglauben tot in den Kränkungen und der Unbeschnittenheit unseres Fleisches. Die Todesbezeicnung bezieht sich hier natürlich auf unseren Geist, und dies in der Beziehung zu Gott. Kein Mensch, auch kein Auserwählter könte in diesen Zustand den Glauben aus sich heraus aufbringen. Das Aufnahmeorgan des Menschen für das rettende Evangelium, der menschliche Geist ist tot!

Wenn nun Gotte Zeit für einen Auserwählten gekommen ist, so kommt mit der Botschaft vom Kreuz der Geist Christi in ihn, berührt seinen bis dahin für Gott toten Geist und erfüllt ihn mit Leben aus Seinem Geist. Jetzt erst ist der Menschliche Geist des Betroffenen befähigt, die Botschaft in lebendigem Glauben anzunehmen - der Geist Christi hat des Menschen Geist mit Kraft zum Glauben erfüllt, welch wunderbarer Vorgang!

Wir durften uns gestern noch einmal zurückbesinnen, wie, gleich den Thessalonichern, auch in unserem Leben der Geist Christi unseren Geist mit der Kraft zum Glauben erfüllt hat. Doch damit ist sein Wirken noch nicht beendet. Der Geist Christi erleuchtet auch das Herz des Menschen und vertreibt die bis dahin in ihm herrschend Finsternis. In Eph 1:18 lesen wir hierzu: "...nachdem die Augen eures Herzens erleuchtet wurden". Der Mensch erkennt seinen sündigen und verlorenen Zustand, aber zugleich offenbart Gott dem innerlich Erweckten und Erleuchtete Seinen Sohn im Herzen.

Welch ein beglückendes Gefühl im Herzen eines jeden Auserwählten, wenn er mit der freudigen Gewissheit erfüllt wird: Jetzt ist Christus auch mein persönlicher Herr und Heiland geworden! Und für diejenigen, die immer noch von Zweifel geplagt werden, sei auf 1Kor 12:3 hingewiesen: "Auch kann niemand sagen: Herr ist Jesus, außer im heiligen Geist"! Wenn Du, lieber Leser, in deinem Herzen Jesus als Herrn erkannt hast, dann bist du auch ein geisterfülltes Gotteskind!

Aber zu allem wirkt der Geist auch noch die sichere Erwartung auf das zukünftige, herrliche und unvergängliche Leben und befreit durch diesen Ausblick unser Herz von der Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit des vergänglichen Daseins. Röm 8:16 beschreibt dies so: "Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind."

Zusammenfassend können wir sagen, dass die Annahme Jesu Christi die erste Tat des lebendigmachenden Geistes ist. Aber vergessen wir nicht, dass der Geist Christi nur zu denen kommt, die nach Gottes Vorsatz berufen sind, "Denn die hat Er auch vorherbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden" (Röm 8:29).

'Wir haben gestern im letzten Absatz absichtlich von der ersten Tat des lebendig machenden Geistes gesprochen - es folgt gemäß Eph 1:14 noch eine weitere, nämlich: "... in Ihm seid auch ihr, die ihr glaubt, versiegelt mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen".

Gleichzeitig mit der Lebendigmachung unseres Geistes vollzieht sich etwas für uns Entscheidendes: Eine Versiegelung! Wenn Gott dieses Wort benutzt, dürfen wir seinen Sinn auch aus dem menschlichen Gebrach ziehen: Im früheren Alltagesleben wurde ein Brief, Dokument oder ähnliches versiegelt, um es for fremdem Eingriff zu schützen. Heute vollzieht sich solches meist nur noch bei einem Notar, um z.B. ein Testament vor vorzeitigen Einblicken und Angriffen zu schützen.

Genau in diesem Sinn sind wir, die Glieder der Gemeinde Jesu Christi, versiegelt worden, und dies "für den Tag der Freilösung" (Eph 4:30). Damit gibt Gott jedem Auserwählten und Gläubigen die absolute Gewähr, dass er bei der Vereinigung mit Christus dabei sein wird. Der "Tag der Freilösung" wird uns ja in 1Thes 4:15 ff beschrieben. Kein Einziger wird an der von Gott vorherbestimmten Zahl der Auserwählten fehlen, Gott hat mit der Versiegelung jedes G läubigen die Bewahrung der ihm geschenkten Heilsgaben, nämlich der Rechtfertigung, Versöhnung und Heiligung, garantiert! In Röm 11:29 lesen wir hierzu: "Denn unbereubar sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes." Auch wenn sich diese Aussage zuerst einmal an Israel richtet, dürfen wir sie getrost auch auf uns münzen.

Dass auch die im Glauben noch jungen Thessalonicher hierüber belehrt wurden, zeigt Pauli Aussage ihrer "Vollgewissheit". Für uns jedoch, die wir zum großen Teil nicht nur gereift sind, sondern auch am Ende dergegenwärtigen Gnadenverwaltung stehen, ist es eine unschätzbare Gewissheit:

Keiner von uns wird zurückbleiben!


Nun muss zu dem Gestrigen aber noch etwas angemerkt werden, um vor einer falschen Sicherheit zu warnen. Der Widerwirker kann zwar nicht unsere Berufung und Rettung, also unsere Stellung in Christus, rauben, sehr wohl aber unseren Wandel und Dienst beeinträchtigen.

So lesen wir in Eph 4:30, woraus wir bereits zitiert haben, die vorangehenden Worte: "Und betrübt nicht den Geist Gottes, den heiligen...". Die Versiegelung schützt uns also nicht automatisch auch vor den Angriffen Satans, vielmehr ist es unsere Aufgabe, in unserem Wandel vorsichtig zu sein und bewusst die Waffenrüstung Gottes anzulegen, die uns in Eph 6:10-18 dargereicht ist. Wer von uns hier nachlässig ist, wer nicht ständig auf der Hut ist, kann sehr schnell weltlichen Versuchungen anheim fallen und in die schlau gelegten Fallen des Widerwirkers geraten. Und welchen großen Schaden hat dieser unter den Gläubigen schon angerichtet!

In der Gemeinde in Korinth kommen die Angriffe Satans gut sichtbar zur Schau, doch ganz besonders tragisch ist wohl der W andel eines engen Mitarbeiters des ApostelsPaulus zu nennen: "Demas"! Mit bewegtem Herzen fühlen wir heute noch mit Paulus mit, als sein Hilferuf an Timotheus erschallt: "Befleißige dich, schnell zu mir zu kommen; denn Demas verließ mich aus Liebe zum jetzigen Äon..." (2Tim 4:9-10). Achten wir deshalb auf die Ermahnungen unseres Apostels, wovon wir einige anführen wollen:

  • Wir sind geheiligt (1Kor 6:11), sollen aber unsere Heiligung in der Furcht Gottes vollenden (2Kor 7:1).
  • Wir sind zusammen mit Ihm gekreuzigt (Röm 6:6), sollen aber das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden kreuzigen (Gal 5:24).
  • Wir sind gerettet und berufen (2Tim 1:9), sollen aber unsere Rettung mit Furcht und Zittern auswirken (Phil 2:12).
  • Wir dürfen Frieden von Gott haben (Röm 1:7), sollen aber den Dingen des Friedens nachjagen (Röm 14:19).

Wir möchten heute gerne noch ein echtes Problem anschneiden, weil wir aus Erfahrung wissen, wie wichtig es ist, darüber zu reden und womöglich zu helfen. Das Problem sind wir selbst!

Wir Menschen sind nicht nur im Aussehen sehr unterschiedlich, auch unser Charakter, unsere inneren Werte, unsere Stärken und Schwächen sind sehr verschieden. Es ist daher nur selbstverständlich, dass diese Unterschiede auch bei Gläubigen vorhanden sind. So gibt es Starke im Glauben wie auch Schwache und geradezu letzteren möchten wir heute zusprechen.

Du, lieber Glaubensbruder oder Schwester, siehst so viele Mitgeschwister um dich herum, denen offensichtlich alles gelingt. Sie sind immer fröhlich, haben immer und überall das passende Wort parat, sind überall in der Gemeinde bliebt und gern gesehen, haben alle Problem im Griff - kurzum die idealen Gläubigen.

Wenn du jetzt dich selbst anschaust, magst du schon verzagen. Es gelingt dir im Gegensatz zu den obigen nicht sehr viel, dur bist auch nicht der fröhliche, sondern eher der ernste und zurückgezogene Typ, es fällt dier schwer, die rechten Worte zu finden und du bist wenig beachtet. Auch machen dir so mancherlei Erbeigenschaften zu schaffen, über die du nicht Herr wirst ... wir könnten hier noch fortfahren. Jetzt kommen auch noch all die vorbildlichen Gläubigen, und predigen dir, wie du zu wandeln hast. Im Lauf der Zeit verzagst du, und Zweifel nagen an dir, ob du überhaupt berufen bist!

Ein Blick in 1Kor 1:26-31 mag dir zusprechen. Nicht die Starken in der Gemeinschaft bilden das Rückgrat der Gemeinde Christi Jesu, sondern vielmehr die Schwachen und Elenden wie du! Und wenn du, lieber Bruder oder Schwester gar nichts kannst, wenn due verzagt bist, eines ist auch dir immer möglich: Vers 31 der obigen Bibelstelle schießt damit ab: "Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn!"

Wir wollen heute die Vielfalt dieses Verse noch einmal zusammenfassen: Paulus hält eine Rückschau auf den Vorgang beim Glaubensanfang der Thessalonicher, es ist derselbe Weg wie bei uns.

Vor der Werdung eines Menschen im Mutterleib stand über diesem schon die göttliche Auserwählung, sie vollzog sich, indem uns Gott gemäß Eph 1:4 in Christus vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat.

Als die von Gott bestimmte Zeit im Leben des Auserwählten gekommen war, traft die Thessalonicher wie auch uns das. Wort Gottes, bei den Thessalonicher durch Paulus und seine Mitstreiter dargereicht. Und wie groß mag die Freude bei den Werkzeugen Gottes gewesen sein, als sie sahen, dass ihr Dienst Frucht brachte. Das Wort blieb nicht allein, sondern fiel in die Herzen der Hörenden und erweckt neues Leben, gewirkt in Kraft und im heiligen Geist.

Wir verspüren noch heute, nach fast zweitausend Jahren, die große Freude der Apostel über die junge Gemeinde in Thessalonich, und wir verspüren in gleichem Maß die Freude der Thessalonicher, indem ihnen "viel Vollgewissheit" bescheinigt wird (wobei wir beachten wollen, dass Vollgewissheit ja noch eine Steigerung von Gewissheit ist).

Auserwählung bedeutet aber auch "Zubereitung" auf künftige Dienste (für uns jene in den Überhimmeln), und Zurbereitung ist nicht immer ein Spiel, sondern oft hart und schmerzhaft. Es bedarf deshalb der Gemeinschaft mit anderen Glaubensgeschwistern, wo gegenseitiges Zusprechen, Fürbitte im Gebet, Dienst am Wort und vieles mehr gefordert sind. Und wie schön ist es, wenn wir uns dabei nich tselber irgendwo einsetzen, wo es uns passt, sondern wenn wir uns einsetzen lassen, wo es unser Herr u nd Haupt bestimmt hat, auch wenn es weniger öffentlich ist. Nehmen wir Paulus Wort mit in den Tag:; "Dankbarkeit habe ich gegenüber dem, der mich mächtig macht, Christus Jesus, unserem Herrn, weil Er mich für treu erachtet und in den Dienst eingesetzt hat..." (1Tim 1:12).

1Thes 1:5b

"Wie ihr ja selbst wisst, wurden wir derartige Herolde unter euch um euretwillen."

Was wird doch in unserer heutigen Welt der Technologie auch von den vielen Gemeinden nicht alles unternommen, um Menschen zum Glauben zu bringen. Doch mögen wir in erfinderischer Liebe immer mehr nach neuen Wegen der Evangelisation suchen, indem wir die Technik der Massenmedien einsetzen oder alle möglichen Dinge veranstalten - entscheidend bleibt einzig und allein, ob das vernommene Wort auch in Kraft und heiligem Geist ankommt.

Wo dies geschieht, da kann man getrost auch all jene Zeugen anrufen, die es miterlebt haben, so wie es unser Leitvers heute aufzeigt. Doch das Zeugnis betrifft nicht nur die Lehre der Apostel, sondern umfasst auch ihre Person. Paulus, Silvanus und Timotheus wurden in den Dienst gerufen, um etwas in damalige Zeit ganz Neues, die Körpergemeinde Christi Jesu, zu gründen. Dafür wurden sie berufen und von Gott befähigt, und dieser Dienst füllte ihr ganzes Leben aus. Doch im Gegensatz zu vielen heutigen Evangelisten, die doch im Grunde ein recht passables Leben führen, war der Dienst damals dort mühsam und schwer, ja er ging bis an die Grenze des Todes.

Beachten wir doch, wie die drei Männer in Thessalonich ankamen, Kurz zuvor, wie wir aus der Apostelgeschichte (Apg 16) wissen, waren sie noch im Gefängnis in Philippi, ihre Kleider waren zerrissen und ihre Körper von Peitschenhieben blutverschmiert. Und in diesem Zustand trafen sie auch in Thessalonich ein! Hätte wir solche Männer aufgenommen? Hätten wir ihrem Zeugnis geglaubt?

Dem in besonderer Weise zum Apostel der Nationen berufenen Apostel Paulus bezeugt der große Gott und Vater: "... denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:9b). Und welch herrliches Zeugnis, dass die Thessalonicher, von der äußerlichen Schwachheit der drei Männer, von ihrem sicherlich nicht gerade ästhetischen Aussehen unbeeindruckt, zum Glauben kamen. Ist das nich tauch wieder ein herrlicher Zuspruch für all jene unter uns, die sich schwach und ungeegnet fühlen?!

1Thes 1:6

"Und ihr seid unsere und des Herrn Nachahmer geworden, weil ihr das Wort trotz vieler Drangsal mit der Freude heiligen Geistes annahmt,"

Das gute Zeugnis das die Thessalonicher bekommen haben, wird erweitert: sie sind zu Nachahmern Pauli und seiner zwei Mitarbeiter, sowie des Herrn geworden. Die Auserwählung und die Wirksamkeit des Wortes in Kraft und heiligem Geist zeigt bei den Thessalonichern ganz offensichtlich auch eine äußere Wirkung.

Es war, menschlich gesehen, ja schon erstaunlich, dass die Thessalonicher die fremde und dazu anstößige Botschaft, das Wort vom Kreuz, überhaupt angenommen haben, war sie doch gemäß 1Kor 1:18 ff den Menschen, die umkommen, eine Torheit und dazu ein Ärgernis für jüdische Ohren. Dazu kommt, dass dieses Wort ja nicht nur die Gedanken beschäftigt, sondern die ganze Existenz des Glaubenden fordert.

Dass Predigten und Evangelisationsvorträge gern gehört werden und die Gedanken und Gefühle der Menschen ein Stück bewegen, ist nicht selten! Aber das eigentliche und wirkliche Annehmen des Wortes Gottes als das hinfort die ganze Existenz Bestimmende, das war das Wunderbare - bei den Thessalonichern damals sowie heute bei uns. Die Echtheit des Annehmens wurde ja sofort auf die ernste Probe gestellt: Es kostete etwas, diese Botschaft anzunehmen, sie brachte von Anfang an viel Drangsal!

Aber nun geschah an der jungen Gemeinde etwas, was man menschlich in keiner Weise hätte erwarten können: In den Drangsalen sank die Freude am Wort nicht rasch in sich zusammen, das Drangsal verursachende Wort wurde nicht weggeworfen, sondern vielmehr trotz vieler Drangsal mit der Freude des heiligen Geistes angenommen!

Es bewahrheitete sich in der Gemeinde etwas, was man menschlich in keiner Weise hätte erwarten können: In den Drangsalen sank die Freude am Wort nicht rasch zusammen, das Drangsal verursachende Wort wurde nicht weggeworfen, sondern vielmehr trotz vieler Drangsal mit der Freude des heiligen Geistes angenommen!

Es bewahrheitete sich in der Gemeinde, was Paulus schon den Korinthern bezeugte: "Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung: Das Ehemalige verging, siehe, es ist neu geworden" (2Kor 5:17) - und diese neue Schöpfung ist durchaus befähigt, auch durch Drangsal und leiden zu gehen!

Wir müssen heute dem vielleicht fälschlichen Eindruck vorbeugen, unser Leitvers würde beinhalten, dass der Mensch doch eben selbst das Wort annehmen, also etwas tun müsse. Hier müssen wir, wie so oft im Wort Gottes, eine klare Unterscheidung vornehmen: Unsere Auserwählung und Berufung ist allein das Wirken Gottes. Damit werden wir in der Gnade in Christus versetzt. Die ist unsere Stellung! Ein andere Sache ist jedoch unser Wandel, er hängt größtenteils von uns ab. Ein unwürdiger Wandel kann uns nicht unsere Auserwählung und die damit verbundene Rettung in der Gnade nehmen, aber - er kann uns zukünftige Belohnungen schmälern oder wegnehmen, und er kann uns vor Preisrichtebühne des Christus beschämen.

DAmit wären wir bei den Stichwort "Preisrichterbühne" In 2Kor 5:10 lesen wir: "Denn wir alle müssen vorne vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübt hat, sei es gut oder schlecht." Es ist eine n otwendige Wahrheit zu erkenne, wofür Christus Lohn und Lob austeilt. Niemand wird etwas dafür empfangen, dass er sich, wie man sagt, bekehrt habe; es wird auch niemand Lob empfangen, weil er einmal aus den Toten auferstehen wird -. dies sind allein Werke Seiner Gnade. Wer aber wie Timotheus mit Paulus wie ein trefflicher Krieger Christi Jesu Übles mitleidet (2Tim 2:3), wer wie Paulus den edlen Ringkampf gerungen hat und dabei unentwegt auf Christus gewartet und Sein Erscheinen lieb hat, wer wie die Thessalonicher das Wort trotz vieler Drangsal mit der Freude im heiligen Geist aufnahm, der wird vor Seiner Preisrichterbühne ganz gewiss nicht leer ausgehen, sondern ob und einen Siegeskranz der Gerechtigkeit aus Seiner Hand empfangen dürfen.

Merken wir uns: Rettung ist für uns die eine Sache, sie geschieht in der Gnade und ist Gottes Nahegabe. Doch bleibende Werke in Form eines entsprechenden Wandels (wozu auch das Erdulden von Drangsalen gehört) sind die andere Sache, sie werden gem. 1Kor 3:14 Lohn nach sich ziehen.

1Thes 1:7

"...so dass ihr allen Gläubigen in Mazedonien und Achaja Vorbilder wurdet."

Wenn wir von "Drangsal lesen, welche die Thessalonicher erdulden mussten, dann dürfen wir davon ausgehen, dass diese nicht nur seelischer, sondern auch körperlicher Art waren. Erinnern wir uns, was Paulus in Philippi durchgemacht hat - die römischen Folterknecht waren nicht gerade zimperlich. Und nur zu oft genügte eine falsche Anschuldigung, um im Gefängnis zu landen. In 2Kor 11:23-28 bekommen wir einen Einblick, was Paulus an körperlichen Drangsalen durchlaufen musste. Und der Leidensweg unseres Herrn ist uns allen ja bestens bekannt.

Die Nachahmung in Drangsalen war von den Thessalonichern sicherlich nicht gewollt - wer jagt schon der Drangsal und den Leiden nach - aber als sie vor der möglichen Frage standen, sich zwischen der Welt oder dem Glauben zu entscheiden, war ihre Entscheidung klar, der heilige Geist erfüllte sie mit viel Freude und Kraft.

Als Nachahmer Pauli und seiner Mitarbeiter sowie des Herrn Selbst wurden die Thessalonicher nun ihrerseits selbst zum Vorbild, und zwar allen Gläubigen in Mazedonien und Achaja. Was in Thessalonich geschah, nämlich eine mächtige Herausrufung, verbunden mit bleibender Freue in allen Drangsalen, hatte viele Blicke auf sich gezogen. Die Gemeinde in Thessalonich war wirklich eine Stadt auf dem Berg, die nicht verborgen bleiben konnte.

Wo es nun Gläubige gab, in Mazedonien selbst oder bis hinunter nach Achaja (Griechenland war in diese zwei römische Provinzen aufgeteilt), sprachen diese über Thessalonich und stärkten sich an diesen Vorbildern. Und "Vorbilder" sind im Wort Gottes ein wichtiger Faktor. Vielleicht darf. uns heute ein ganz besonderes Vorbild zusprechen, nämlich der Sänger Asaph. Dieser rang um die rechte Erkenntnis, als er von Leiden und Drangsal angefochten wurde: "Denn mein Herz gärt, und meine Nieren wanken, ich bin ein dummer Tor uns weiß nichts, wie die Tier bin ich bei Dir geworden. Doch ich bin bei Dir allezeit; Du ergreifst mich bei meiner rechten Hand. Nach Deinem Rat wirst Du mich leiten und nimmst mich hernach mit Herrlichkeit auf" (Ps 73:21-24).

Es gibt gerade heute Gemeinschaften (zumeist pfingstlich ausgerichtet), die jegliche Art von Leiden ablehnen. Wenn Leiden auftreten, z.B. auch in Form von Krankheit, muss der Betroffene gesündigt haben. Dies ist aber pure Unkenntnis über das Wort Gottes, denn in diesem haben wir nirgends die Verheißung, dass wir gegen Drangsal gefeit seien, im Gegenteil! Typisch ist für uns ja das Vorbild und Muster unseres Apostels Paulus und sein Werdegang (siehe 1Tim 1:16). Dem Ananias, der Paulus von seiner Blindheit heilen sollte, sagte der Herr: "Geh hin! Denn dieser ist Mir ein auserwähltes Gerät, Meinen Namen vor die Augen der Nationen wie auch der Könige und Söhne Israels zu tragen; denn Ich werde ihm anzeigen, wieviel er um meines Namens willen leiden muss" (Apg 9:15-16). Und wie schnell sich diese Leidensverheißung verwirklichte, erlebte Paulus schon bei seiner ersten MIssionsreise wo er gesteinigt wurde, dass man meinte er sei gestorben (Apg 14:19).

Wie bewusst Paulus sich der auf ihn wartenden Drangsale gewesen ist und wie er sich nicht der törichten Illusion hingegeben hat, mit dem Gläubigwerden sei er gegen alle Leiden gefeit, ersehen wir aus seinen Worten in Apg 22:2: "Und nun siehe, ich als ein im Geist Gebundener, ich gehe nach Jerusalem und weiß nicht, was mir dort begegnen wird, außer dass der Geist, der. heilige, mir von Stadt zu Stadt bezeugt: Was mir bleibt, sind Bande und Drangsale.

Der Mensch ist von Gott so erschaffen worden, dass er aus Erfahrung lernt. Nicht anders ist es bei den Gläubigen in Bezug auf die Drangsale und Leiden; sie sind Erprobungsmittel für den Glauben. Sie ermitteln, wie weit der Gläubige im Glauben Wurzeln gefasst hat, d.h. ob er vermag, in allen Lagen seinem Herrn und dessen Führung restlos zu vertrauen und Ihn durch dieses Vertrauen zu verherrlichen.

Schon die ersten gemeinden, zu denen die Thessalonicher zählten, wurden früh solchen Bewährungsproben in Drangsal und Leiden ausgesetzt. Und wie freuten sich der Apostel, wenn er sehen durfte, dass diese Bewährungsproben bestanden wurden und wie diese den Herrn verherrlichte!

Um Leiden anzunehmen, müssen wir zumindest in groben Zügen Bescheid darüber wissen, welche Aufgaben und welchen Sinn sie haben. Lasst uns einen Tag darüber nachdenken.

In Phil 1:29 lesen wir hierzu: "Denn in Gnaden ist es euch für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden". Drangsale und Leiden sind also Gnadengaben, die wir abaer nur fassen können, wenn wir auch den Sinn und Zweck kennen. Wie wir schon gestern sagten, sind Leiden ein Erprobungsmittel des Glaubens. Hierzu lesen wir in Röm 5:3-4: "Nicht allein aber das, sondern wir mögen uns auch in den Drangsalen rühmen, wissend, dass die Drangsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Erwartung."

Nach obiger Aussagen haben den positiven, für Gläubige normalen Verlauf: Drangsal - Ausharren - Bewährung - Erwartung - und die Erwartung lässt nicht zuschanden werden! Wir sehen h ier den bedeutungsvollen Erziehungswert der Drangsale für unseren Glaubensstand. Die ganze Glückseligkeit unserer Stellung in Christus würde uns nie so recht bewusst werden, weil wir Seine Kraft an uns nie erproben könnten: Kann ich wirklich in Drangsal ausharren? Stehe ich wirklich in der Bewährung fest? Halte ich meine Erwartung auch wirklich fest?

Drangsal und Leiden sind aber auch bestens geeignet, unser Gebetsleben zur fördern, denn sie zwingen uns, unsere Anliegen vor dem Herrn auszubreiten. So lesen wir denn auch in Röm 12:12: "In der Erwartung freudevoll, in der Drangsal ausharrend, im Gebet anhaltend".

So nützlich und notwendig uns die Drangsale jetzt auch erscheinen, so sind sie in tieferem Sinn doch nicht um unser selbst, sondern um Seines Ratschlusses willen, ein herrliches Thema, dem wir morgen noch einen Tag widmen möchten.

Wir sind ja auserwählt und berufen für Seinen Dienst, damit Er, unser Gott und Vater, an uns Seine Weisheit, Liebe und Kraft zur Schau stelle. Das ist nicht allein für die Zukunft gesprochen, sondern betrifft schon unser irdisches Leben.

Als Gott durch Christus eine neue, bisher geheim gehaltene Verwaltung mit Seinem eigens dafür berufenen Apostel Paulus anfing, nämlich die Herausrufung und Zubereitung der Gemeinde des Körpers Christi Jesu, da umriss Er auch ihre Aufgabe: "....damit nun durch die herausgerufene Gemeinde den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten inmitten der Überhimmlischen die mannigfaltige Weisheit Gottes bekannt gemacht werde, entsprechend dem Vorsatz der Äonen, den Er in Christus Jesus, unserem Herrn, gefasst hat."

Diese Worte lehren uns: Wir leben nach einem göttlichen Plan. Gottes Wort drücvk dies so aus: "Gott.... der alles nach dem Ratschluss seines Willens bewirkt" (Eph 1:11). Zu diesem Wirken schafft Sich Gott Seine Werkzeuge, zu denen wir zählen dürfen.

Ist es kein herrliches Gefühl in uns, wissen zu dürfen, dass wir nach Seinem göttlichen Plan getragen werden, dass unser Leben Tag für Tag geplant ist und Seinem Ratschluss gemäß verläuft? Und Gott erreicht mit uns wie auch durch uns Sein großes die Allaussöhnung umfassendes Ziel!

Deshalb ist auch unser Leben mit all den Drangsalen und Leiden nicht nur ein Glaubenskampf, sondern auch die fortschreitende Erfüllung einer göttlichen Bestimmung. Und diese Wissen, dass jede Kind Gottes ein Werkzeuge Seiner Gnade und Liebe sein darf und als solches einen göttlichen Plan auslebt, bringt Würde und Kraft auch in das scheinbar unbedeutendste Leben! Es gibt unseren Drangsalen und Leiden erst den klaren Sinn, der uns ohne dieses Wissen verborgen bliebe!

Wäre es nun nach dem bisher Gesagten weise zu versuchen, den Drangsalen und Leiden auszuweichen oder sie wegbeten zu wollen? Sicher nicht! Wir würden damit unseres köstliche Aufgabe, nämlich ein Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade zu sein, doch wesentlich schmälern. Denken wir also stets daran: "Denn alles geschieht um euretwillen, damit die Gnade gemehrt durch die zunehmende Anzahl, in Dank überfließe zur Verherrlichung Gottes" (2Kor 4:15). Seine Herrlichkeit ist unser Ziel, sowohl in uns wie auch durch uns in Christus Jesus, wobei Drangsal und Leiden wertvolle Helfer sind.

Wir wollen an dieser Stelle einen kurzen Abstecher zu einer Frage machen, die viele Menschen beschäftigt, vor allem auch Ungläubige. Es ist ein Blick auf das namenlose Elend vieler Menschen auf dieser Welt, die durch Kriege, Hungersnöte, Katastrophen u.s.w. gequält werden. Kann das ein Gott der Liebe sein, der solches zulässt? Wir müssen wissen, dass nicht nur wir, sondern die gesamte Erde den Plan Gottes ausleben muss. Die gesamte Welt ist demnach ein Schauspiel für die unsichtbaren Mächte, um die Weisheit, Macht und Herrlichkeit Gottes zu demonstrieren. Hierzu dient, so widersinng es zuerst einmal scheint, auch das Wirken Satans, dem Gott nach Seinem Ratschluss gestattet, sein böses Werk zu vollführen. Fast alle Drangsale dieser Welt sind auf Satans totale Misswirtschaft zurückzuführen.

Und so wie Hiob von Gott dem Satan in begrenzter Weise zur Verfügung stand, so steht ihm die ganze Welt zur Verfügung, und Gott wird einmal alle Opfer Satans herrlich entschädigen. Es war und ist notwendig, dass Satan sich so böse auslebt, denn auch vor den furchtbaren Qualen der Menschheit wird Gott Seine Herrlichkeit und Liebe demonstrieren, und der Mensch wir durch diese Gegensätze lernen und Gott richtig erkennen und würdigen können. Wir sehen, der ganze Jammer dieser Welt ist zwar Satans Werk, aber dieser ist nicht die letzte Ursache, sondern der allein weise Gott, der diesen schweren Weg mit Seiner Schöpfung geht, um sie von Seiner Herrlichkeit zu überzeugen. Auch für die noch Ungläubigen wird es einmal wahr werden: "Dass die Leiden der jetzigen Frist nicht wert sind der Herrlichkeit, die im Begriff steht, in uns enthüllt zu werden" (Röm 8:18).

Die Schrift ist voll von Vorbildern in Drangsal und Leiden, die uns zur Nachahmung dienen und uns anreizen sollen. Schon Jakobus sagt aus: "Nehmt euch, meine Brüder, als Beispiel des Erleidens des Üblen und der Geduld (die ihr habt), die Propheten, die im Namen des Herrn gesprochen haben" (Jak 5:10). Oder denken wir an die Glaubenshelden in Hebr 11; sie aller erhielten im Ausleben des Planes Gottes ein gerütteltes Maß an Drangsalen und Leiden, und sie verherrlichten darin ihren Herrn, obwohl sie es, nach menschlicher Weise, oft leichter hätten haben können. So lesen wir von Mose, dass er es vorzog, lieber mit dem Volk Israel, welches in ägyptischer Gefangenschaft war, Übles zu erdulden, als ein kurzes Leben in Reichtum., Ansehen und Macht auszuleben, da er die Schmach des Christus für größeren Reichtum erachtete als die Schätze Ägyptens, denn er blickte davon fort auf die Belohnung hin.

Und das Erstaunlichste an diesen Glaubenshelden ist, dass sie noch nicht entfernt so tiefe Einblicke in das liebende Herz Gottes hatten, als wir sie heute durch das von Paulus vervollständigte Wort Gottes haben dürfen!

Unser herrlichstes Vorbild ist natürlich unser Herr, wir haben Ihn hier absichtlich nicht an den Anfang gestellt, weil wir Ihn nicht in allen Teilen Seines Leidens zum Vorbild nehmen und auch nicht nachahmen können. Der Sinn und Zweck Seiner Leiden ist absolut einmalig und unnachahmbar. Aber an Seiner Haltung im Leiden dürfen wir uns sehr wohl ein Beispiel nehmen. Petrus fordert seine Volksgenossen auf, Seinen Fußstapfen nachzufolgen (1Petr 2:21).

In Hebr 5:8 allerdings darf Christus uns zu einem besonderen Vorbild werden. "Obgleich Er der Sohn ist, lernte Er den GEhorsam durch das, was Er litt." Wir haben es in unseren Drangsalen und Leiden im Grunde nur mit unserem Herrn zu tun, der uns durch diese Erziehungsmittel zum Gehorsam und zur besseren Tauglichkeit für Seinen Dienst zubereitet.

1Thes 1:8

"Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erklungen, nicht allein in Mazedonien und Achaja, sondern an jedem Ort ist euer Glaube an Gott ausgegangen, so dass wir nicht nicht davon zu sprechen brauchen."

ES war für die Thessalonicher schon ein herausragendes Zeugnis, als Paulus sie in ihren Drangsalen und Leiden als seine und des Herrn Nachahmen vorstellte. Eine Steigerung dieses Lobes wurde sichtbar, dass die Thessalonicher selbst zu Vorbildern wurden. Solche Vorbilder sind für die Körpergemeinde Christi Jesu zu allen Zeiten dringend nötig - und es gab sie auch!

Wenn wir in unserer heutigen Wohlstandszeit einmal einen Blick zurückwerfen und uns mit der Kirchengeschichte der letzten Jahrhunderte beschäftigen (z.B. in dem Buch "Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt" v. E.H. Broadbent) so sind die Tatsachen, die wir dort lesen, für uns kaum fassbar. Es treibt einem die Tränen in die Augen, wenn man liest, was die wahren Christen alles um des Namens Christi willen erleiden mussten!

Wir sehen tatsächlich so etwas wie eine Kette, die vom Herrn Selbst über Seinen Apostel Paulus und über die Mitarbeiter in die Menschheit hineingeht. Es ist aber keine Kette sakramentaler Handlungen, sonder eine Kette lebendiger Geisteswirkungen, wo Drangsal und Leiden bis hin zum Tod, oft sogar unter brutalsten Qualen, mit der Freude heiligen Geistes angenommen wurden.

In der Zeit der Thessalonicher gab es kein Radio oder Fernsehen, auch keine Zeitungen. Alles wurde mündlich verbreitet - die Menschen sprachen noch miteinander! Dazu lag Thessalonich an einer römischen Reichsstraße, der "Via Egnatia" und war eine lebhafte Handels- und Hafenstadt. Wie wird es da Paulus, Silvanus und Timotheus gefreut haben, wenn sie in fremden Orten das Gespräch suchten und dann erleben mussten, wie man ihnen ins Wort feil und sagte: "Ach sie sind das, die in Thessalonich so Seltsames gewirkt haben!" Und dann vielen die Worte aus unserem Leitvers: "... so dass wir nichts davon zu sprechen brauchen".

Die Thessalonicher waren sicherlich keine klugen Lehrer, sondern haben das Wort ausgelebt - darin waren sie Vorbild, und das gab den Gesprächsstoff!

So innig das Verhältnis des Apostels und seiner Mitarbeiter zu Philippi zeitlebens war, so kam jene Gemeinde nicht zu so starken Auswirkungen, wie jene in Thessalonich. Nicht von Philippi, der ersten europäischen Gemeinde Christi Jesu, sondern von Thessalonich aus ist das Wort des Herrn erklungen, und die nicht allein in Mazedonien und Achaja, also dem heutigen Griechenland, sondern an jedem Ort.

Dabei ist hier bemerkenswert, dass die Tatsache, nämlich die herzliche Verbundenheit mit Philippi , durch essen offensichtlich geringere Wirkungskraft nicht getrübt wurde. Es geht in der Zeit der Gemeinde Christi Jesu nicht um Größe, auch nicht um Leistung für den Herrn! Die weit ausstrahlende wirkung konnte die Gemeinde der Thessalonicher nur deshalb haben, weil das Wirksamwerden des Wortes nicht nur zu seiner Annahme führte, sondern mit der Annahme auch eine totale Wende im Leben der Thessalonicher sichtbar war.

Es erregte die Gemüter der Menschen jener Zeit, dass die Gläubiggewordenen nicht vom Glauben abließen, als ihnen im Alltagsleben Nachteile erwuchsen, als sie ausgelacht und verspottet wurden, als ihnen von den dort lebenden frommen Juden sicherlich auch körperliche Schäden nicht nur angedroht wurden.

Wir nehmen heute einige Verse mit in den Tag, die Paulus an Timotheus schrieb und die uns doch nachdenklich machen können. "Du aber bist meiner Lehre vollends gefolgt, auch meinem Beweggrund, Vorsatz und Glauben, meiner Geduld und Liebe, meinem Ausharren, meinen Verfolgungen und Leiden, derart wie es mir in Antiochien, in Ikonium, in Lystra widerfahren ist: doch ich überstand derartige Verfolgungen, und aus ihnen allen barg mich der Herr. Aber auch alle die fromm leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden. Böse Menschen aber und Gaukler werden zu Ärgerem fortschreiten, irreführend und selbst irregeführt" (2Tim 3:10-13).

1Thes 1:9

"Denn sie selbst verkünden von uns, war für einen Eingang wir bei euch hatten, und wie ihr euch von den Götzen zu Gott umgewandt habt, um dem lebendigen und wahrhaften Gott zu sklaven"

Der auffallende Punkt im Leben der Thessalonicher, und davon berichten ja auch offensichtlich die Reisenden, war die Abkehr von den Götzen und die Umkehr zu dem lebendigen wahrhaften Gott. Es waren also hier nicht die tiefen Erkenntnisse, nicht ausgefeilte Vorträge, sondern einfach das nach außen sichtbare Verhalten der Gläubigen in Thessalonich, welches den anderen Menschen Gesprächsstoff lieferte.

Das sichtbare Zeichen der Umkehr war damals wie heute wichtig. Dabei sin die Götzen im Grunde dieselben wie damals. So intensiv das erste Menschenpaar, Adam und Eva, eine Gottesbeziehung hatten, so intensiv ging diese durch den Sündenfall verloren; und mehr noch: sie wurde verfälscht und zu einer satanischen Fratze. Es ist im Menschen drin, dass er ohne Gott nicht leben kann, selbst das entfernteste Urwaldvolk hat zwar nicht den wahrhaftigen Gott, aber eben doch seine Götter. Da der Menschen seinen lebendigen Gott nicht mehr kennt, macht er sich zwangsläufig etwas anderes zum Gott - dies ist der Ursprung aller Götzen. dabei müssen die Götzen keine goldenen Kälber, keine geschnitzten Holzfiguren oder Ähnliches sein, in unserer heutigen Zeit verführt Satan den Menschen auf viel feinere Art - da kann z.B. auch "das Essen" zu einem Götzen werden, in ganz besonderer Art aber "das Geld, der Reichtum und die Macht"!

Es ist das rettende Wunder in einem Menschenleben, wenn Gott in Seinem mächtigen Wort dem Menschen begegnet und ihm die Befreiung von den Götzen und die Rückkehr zu Ihm Selbst schenkt. Das ist die Bekehrung, die der anständigste und edelste Mensch ebenso notwendig braucht wie der schmutzigste und verkommenste. Mit solcher Kehrtwendung ist sein Leben tatsächlich im Zentrum, nämlich in Christus, es ist Neues geworden.

Wie herrlich, wenn ein Mensch in die offenen Arme und an das sehnsüchtig wartende Herz des Vaters zurückkehrt!

Wohn wie kein anderer hat Paulus als Sklave Gottes mit äußerster Hingabe seinem Gott gedient (siehe 1Kor 15:10) und musste trotzdem alles, was in 1Kor 4:9-13; 2Kor 4:9-10 und 2Kor 11:22-23 aufgezählt ist, erleiden. Er verfiel dabei nicht der menschlichen Denkweise: "Ist das ein Gott der Liebe?" , sondern er demütigte sich unter die Hand Gottes, nachdem dieser ihn wissen ließ: "...das Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt, denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind" (Röm 8:18). In diesem köstlichen Ringkampf des Glaubens ertrug er auch den Splitter in seinem Fleisch und ordnete sich seinem Gott mit Dank unter, erkennend, dass ihn nur dieser Weg vor Überheblichkeit bewahren würde (siehe 2Kor 12:7ff).

In all dem war Paulus auch den Thessalonichern Vorbild, und diese wiederum wurden seine Nachahmer.

Eine gefährliche Art von "Götze" ist auch die "Religion". Gefährlich deshalb weil sie fast immer ein gutes Teil Wahrheit enthält. Man beschäftigt sich viel mit ihr, ja si ekann zu einer Nebenbeschäftigung werden. Das Ziel der Religion ist das Glück der Menschen. Wir merken also bereits den Unterschied! Gott im Geist und in der Wahrheit zu suchen, ist etwas anderes als das eigene Glück und die eigenen Befriedigungen.

Ein drastischen Beispiel lesen wir in Phil 3:18: "Denn viele andere, wie wandeln (ich sagte es euch schon oft von ihnen und sage es nun unter Schluchzen), sind Feinde des Kreuzes Christi, deren Abschluss der Untergang, deren Gott der Leib und deren Herrlichkeit in ihrer Schande ist, die. nur auf das Irdische sinnen." Hier spricht Paulus von keinen , die fernab stehen, sondern. die "nur" dem Kreuz feindlich gesinnt waren, denn sie waren in keinem Fall bereit, ihre alte Menschheit, die irdisch gesinnt war, am Kreuz mitzukreuzigen!

1Thes 1:10

"und auf Seinen Sohn aus den Himmeln zu harren, den Er aus den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns aus des Zornes Kommen birgt."

Die Botschaft von dem, was kommt, ist in keiner weise ein letztes Kapitel für Fortgeschrittene im Glauben, sondern gehört wie wir bei der jungen Gemeinde in Thessalonich sehen, genauso wie die Auserwählung und die Leiden zum Anfang der Verkündigung. Dabei nimmt die Tatsache, dass der auferstandene und zur Rechten sitzende Sohn Gottes wiederkommt einen breiten Raum ein.

Es ist erstaunlich, dass trotz klarer Aussagen in der Schrift viele Gläubige immer noch nicht das Kommen Jesu zu Israel von dem zu Seiner Körpergemeinde unterscheiden können. Dabei ist klar, dass das ganze AT, sowie jene Teile des NT, die nicht von Paulus stammen, vom Wiederkommen Jesu zur Aufrichtung des irdischen Königreiches berichten, welches tausend Jahre dauern wird. Nur Paulus enthüllt uns in seinen Briefen unsere im Hinblick auf Israel frühere Erwartung, die in der Entrückung erfüllt wird. Wir werden im verlauf der beiden Thessalonicherbriefe noch ausführlich auf dieses Thema zu sprechen kommen.

Zu dem vorbildlichen Wandel, den die Thessalonicher führten und der zum Gesprächsstoff der Menschen führte, gehörte auch ihr Ausharren auf dem Sohn. Hier sehen wir einen direkten Zusammenhang von Drangsal und Ausharren, wie er uns in Röm 5:3 gezeigt ist: "...wissend, dass die Drangsal Ausharren bewirkt". Es ist die Kraft der Leiden um Christi willen, die das Ausharren steigerte und verstärkt, denn gerade in der Vielzahl der Leiden wächst die Sehnsucht nach Ihm und Seinem Kommen. Aber auch in unseren körperlichen Leiden, die wir mit zunehmendem Alter zu tragen haben, sehnen wir uns nach Ihm. Ein wunderbares Wort finden wir hierzu in 2Kor 4:16:

"Darum sind wir nicht entmutigt; sondern wenn auch unserer äußerer Mensch verdirbt, so wird doch unser innerer Mensch Tag für Tag erneuert." Und so innig die Verbindung unseres inneren Menschen mit Christus ist, so innig sehnen wir uns nach der buchstäblichen Vereinigung mit Ihm - ja Herr, komme bald.

Ja, welch eine Sehnsucht ist im Herzen eines jeden echten Gläubigen, mit seinem Herrn und Haupt für immer in Seiner Herrlichkeit vereint zu sein! Diese Erwartung zeugt von einem zielbewussten Glauben und von einer geistgewirkten im Herzen wohnenden Liebe. Glaube und Erwartung sind zeitlich begrenzt, sie werden in der Anwesenheit unseres Herrn überflüssig. Die Liebe jedoch ist von diesen Dreien die Größere, denn sie ist das Herz von allen (sieh 1Kor 13:13).

Es ist eine freudige Erwartung, die wir alle haben dürfen. Deshalb erwarten wir auch kein Zorngericht, weil wir, gerechtfertigt durch das Blut Christi Jesu, aus dessen Kommen geborgen werden.

Der Zorn gottes nimmt in der Schrift einen breiten Raum ein. Schon die alttestamentlichen Propheten beschreiben ihn vielfältig und eindrucksvoll. Im Kalender Gottes folgt er als "Verwaltung des Gerichts" unserer gegenwärtigen Verwaltung, der "Verwaltung des Geheimnisses". Und da der Abschluss dieser gegenwärtigen Verwaltung unsere Entrückung sein wird, kann sich der Zorn Gottes erst dadurch entfalten.

Nun gibt es aber ein kleines Problem. Unser Leitwort sagt aus, dass wir "aus des Zornes Kommen" geborgen werden, andere Aussagen wie Röm 5:9 sagen, dass wir "vor" dem Zorn gerettet werden. Letzter Aussage unseres Leitverses hingegen erweckt leichtes Unbehagen in uns; dies muss nicht sein! Wir müssen hierzu wissen, dass der Zorn Gottes unmittelbar auf den Abschluss unserer gegenwärtigen Verwaltung folgt. Wir werden ja auch nicht aus dem Zorn direkt, sondern nur aus dem Kommendes Zorns geborgen! Wir werden den Zorn wie am Horizont aufsteigende Gewitterwolken noch erleben und auch das ferne Grollen des Donnerst als Vorboten des Zorns vielleicht noch vernehmen können, was uns zuerst auch erschrecken mag - doch dann muss die Freud überwiegen: "Wenn aber Christus, unser Leben, geoffenbart wird, dann werdet auch zusammen mi Ihm in der Herrlichkeit geoffenbart werden" (Kol 3:4).

1Thes 1:10b

".... Jesus, der uns aus des Zornes Kommen birgt."

Wir haben gestern zu erklären versucht, dass uns das obige Leitwort nicht zu ängstigen braucht, auch wenn es im ersten Moment den Eindruck erweckt, als ob wir doch noch ein Stück in den Zorn kommen und dann aus diesem geborgen werden. Geborgen, und dies möchten wir hier noch einmal betonen, werden wir nicht aus dem Zorn selbst, sonder aus dem Kommen. Wir müssen wissen, dass sich am Ende alles lawinenartig, also sehr schnell, abwickeln wird. Die Ereignisse werden dich aufeinander folgen, ist doch die Zeit des Zorns sehr eng begrenzt, um dann der Aufrichtung des irdischen Königreiches zu weichen.

Für uns ist es in jedem Fall eine freudige Tatsache, dass unser Herr wiederkommt, ja es ist ein glückseliges Warten auf Ihn. Wie sehr muss Er uns lieben, dass Er den unnachahmlichen Weg ans Kreuz ging und die gesamte Sündenlast der Menschheit auf Sich lud. Ein Leidensweg, den wir in seinem ganzen Ausmaß wahrscheinlich erst in der Herrlichkeit so richtig erkennen und würdigen können.

Und weil Er uns so liebt , dürfen wir Ihn auch lieben. Und. wenn unser Herz nach Ihm und Seiner Anwesenheit verlangt, so dürfen wir sicher sein, dass Sein Herz noch vielmehr nach uns, Seinen Gliedern und Seiner Vervollständigung verlangt, wie es Eph 1:23 sagt: "die herausgerufene Gemeinde, die Seine Körperschaft ist, die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt."

Wenn diese Erwartung als eine lebendige Tatsache in uns lebt, so wird sie immer den Grundton unseres Herzens und Wandels sein. Dann steht unser Leben unter diesem Einfluss. Dies bewirkt der Geist in uns, der sich ja immer selbst mit unausgesprochenem Ächzen für uns verwendet (siehe Röm 8:26).

Sein Kommen, Seine Anwesenheit ist das Fanal, das über unserem Edenleben leuchtet, bis dass Er kommt!

Lies weiter:
Der 1. Thessalonicherbrief - Kapitel 2