Der Hebräerbrief - Kapitel 7

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Abschrift: Der Hebräerbrief I - IV (2014/15)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Hebräerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Hebräerbrief - Kapitel 7

Melchisedek und der Sohn Gottes
Die Verzehntung Abrahams
Die Herkunft des Herrn
Eine höhere Werdelinie
Vorrang des Priestertums Jesu
Das Wesen des Anfangspriesters

Melchisedek und der Sohn Gottes

Band II

Hebr 7:1

"Denn dieser Melchisedek, König von Salem, Priester Gottes, des Höchsten, der Abraham entgegen kam, als er von dem Gefecht mit den Königen zurückkehrte, und ihn segnete,"

Wir kommen heute, sowie in den nächsten Versen, zuu Melchisedek, einer fast schon geheimnisvollen Figur im Alten Testament. Wir begegnen ihm zum ersten Mal in 1Mo 14:18 in Verbindung mit Abram, und hierauf bezieht sich auch unser Leitvers. In diesem Bibelvers (und seinem Umfeld) geht es um Folgendes: Lot, Abram Bruder, kam im Zuge von Kriegen unter mehreren Königen in Gefangenschaft, und als die Abram gemeldet wurde, jagte er den siegenden Königen nach und befreite Lit aus deren Hand (1Mo 14:12-16). Bei seiner Rückkehr trat ihm der König von Salem mit Brot und Wein entgegen, und segnet Abram! Dabei lesen wir die hochinteressante Aussage: Melchisedek wird als "Priester Gottes, des Höchsten" bezeichnet.

Das Obige führt uns zu dem Schluss, das Melchisedek in dem Rang und der Würde als Priester Gottes selbst den durch Auserwählung hoch erhöhten Abram übertraf, denn er segnete ihn! Damit sehen und erkennen wir:

Noch bevor Israel als Gottes Heilswerkzeug an den Nationen existierte, wirkte bereits ein Priester Gottes unter den Nationen - und sicherlich segensreich! Gottes Heilswirken reicht also nicht nur in die Zukunft, sondern auch weit zurück in die Vergangenheit. Da dürfte man eigentlich schon fragen: wer waren jene offenbar von Gott bevorzugten Glücklichen, die den Dienst Melchisedeks genossen und durch ihn gesegnet wurden?

Hebr 7:2

"... dem Abraham von aller Beute den Zehnten zuteilte, dessen Name zuerst mit 'König der Gerechtigkeit' übersetzt werden kann, darauf aber auch mit 'König von Salem', was 'König des Friedens' bedeutet,"

Heute erfahren wir, dass Abram dem ihn segnenden Melchisedek den Zehnten seiner Beute zuteilte, was dieser offensichtlich auch ohne weiteres annahm. Die entsprach der späteren Ordnung des Gesetzes, wovon den Leviten gemäß 4Mo 18:21 der Zehnte gegeben werden musste und die Leviten wiederum gemäß 4Mo 18:26 von diesem Zehnten je den Zehnten als Hebopfer dem Herrn gaben).

Erstaunlich ist, wie selbstverständlich Abram den Zehnten gibt und Melchisedek diesen auch annimmt, obwohl sie sich ja kaum kennen konnten. Hat es mit den zwei Namen Melchisedek zu tun?

Unser Leitvers hebt zwei Bezeichnungen hervor: "König der Gerechtigkeit" und "König des Friedens". Spätestens hier müssen wir darauf hinweisen, dass Melchisedek ein Vorbild des Sohnes Gottes ist, oder, wie der noch folgende Vers 3 unseres Kapitels sagt, mit dem Sohn Gottes verglichen wird. "Gerechtigkeit und Frieden" sind uns im Hinblick auf das kommende irdische Tausendjahrreich bekannt, wo der Sohn Gottes als König in Gerechtigkeit herrschen und den Frieden herstellen wird. Während dieser tausend Jahre (es beginnt dort der 4. Äon nach unserem gegenwärtigen 3. Äon) wird Christus Priester nach der Ordnung Melchisedeks sein, was beinhaltet, dass, gleich wie Melchisedek den Nationen zum Segen war, auch Christus (mit Israel) zum Segen der Nationen sein wird.

Hebr 7:3

"... im Bericht vaterlos, mutterlos, ohne Geschlechtsregister, der dort weder einen Anfang seiner Tage noch einen Abschluss seines Lebens hat und daher mit dem Sohn Gottes verglichen wird, indem er Priester bis zur Durchführung bleibt."

Wenn wir vorgestern im Blick auf Melchisedek von einer geheimnisvollen Figur des AT sprachen, dann erkennen wir spätestens in. unserem heutigen Leitvers, wie schnell wir bei ihm an unsere Grenzen stoßen. Vaterlos, mutterlos, ohne Anfang und Ende ... kann dies noch auf einen Menschen bezogen werden?

Unser Leitvers gibt an, dass Melchisedek mit dem Sohn Gotte verglichen wird, womit schon einmal ausscheidet, dass er selbst Christus gewesen sei (was auch schon behauptet wurde), er muss demnach ein Mensch gewesen sein, allerdings ein ganz besonderes Werkzeug Gottes, denn er diente schon lange vor der Berufung Israels als Priester unter den Völkern. Da uns Gottes Wort aber einen gewissen Schleier über diesen Mann legt, sollten wir nicht mit Spekulationen versuchen, diesen Schleier zu durchdringen, sondern uns mit dem begnügen, was Gott uns in Seinem Wort bestätigt. Es geht ja auch weniger um den vergleich (mit Jesus) als um das Original - "Jesus" ist es, den wir im Augen (und Herzen) behalten sollen! Dies gilt auch für den Schluss unseres Leitverses, wo Melchisedek Priester bis zur Durchführung bleibt, was aber menschlich nicht möglich gewesen sein kann. Zum einen war er offensichtlich nicht mehr unter den Lebenden (man hat nie mehr etwas von Melchisedek gehört), zum anderen wäre zu fragen, "was er durchgeführt hat" bzw. Was mit "Durchführung" gemeint ist?

Wir beschäftigen uns heute mit der Aussage, dass Melchisedek "Priester bis zur Durchführung bleibt", was aber nur im Vergleich mit Christus Wirklichkeit werden kann. Schon in Ps 110:4 konnte David durch den Geist Gottes schreiben: "Jewe hat geschworen, und Er wird es nicht bereuen; Du bist Priester für den Äon nach der Weise Melchisedeks." Diese Aussage wiederholt sich im Hebräerbrief immer wieder. Für uns wird hier deutlich: Es ist von dem Christus die Rede! Und wenn an anderer Stelle noch dazu geschrieben steht: "... für den Äon", dann besagt dies zusammengefasst: Christus wird als König für den Äon im Tausendjahrreich als Hoherpriester zwischen Gott und den Nationen dienen, bis all das durchgeführt ist, was dem Ratschluss Seines Willens entspricht.

"Durchführung" bedeutet ja, dass etwas Angefangenes zu Ende gebracht wird, also einen Abschluss findet - und den erbrachte nicht Melchisedek, sondern Christus wird ihn erb ringen, und dies spätestens, wenn sich gemäß Phil 2:10-11 in dem Namen "Jesus" jedes Knie beugen und jede Zunge huldigen wird: Her ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters. In diesem großen Ziel sind allerdings nicht nur die irdischen Menschen, sondern auch die Unterirdischen und die Himmlischen mit eingeschlossen, wobei uns dann 1Kor 15:28 bis an das letzte große Ziel Gottes führt: ".. damit Gott alles in allen sei"! Die Schöpfung in Liebe mit dem Schöpfer vereint - das ist Herrlichkeit pur!

"... und daher mit dem Sohn Gottes verglichen wird, indem er Priester bis zur Durchführung bleibt."

Wer unter uns noch in einer herkömmlichen Übersetzung (z.B. Luther oder Elberfelder) liest, wird sich verwundert die Augen reiben, den n dort wird die zweite Hälfte unseres Leitverses völlig anders wiedergegeben: ".. .und bleibt Priester in Ewigkeit" (Luther); oder "... und bleibt Priester auf immerdar" (Elberfelder). Obige zwei angeführt Übersetzungen geben also an, das Priestertum Melchisedeks (der ja auf das Priestertum Christi hinweise) würde ewig bzw. immerdar andauern, was zur Folge hätte, dass Gottes Heilsplan niemals zum Abschluss käme!!! Der Priester hat ja die Aufgabe, zwischen Gott und den Menschen zu vermitteln - wäre dies ewig bzw. immerdar, so würde Christus Seine Aufgabe nie zur Durchführung bringen.

In Offb 21:3 lesen wir: "Siehe, Gottes Zelt ist bei den Menschen, und Er wird bei ihnen zelten; sie werden Seine Völker sein und Er, Gott Selbst, wird bei ihnen sein." Aus diesem Textwort geht klar hervor, dass es keinen Mittler zwischen Gott und den Menschen bedarf, das Amt eines Priester ist überflüssig geworden!

Im Obigen haben wir aufgezeigt, wie eine falsche Übersetzung die Wahrheit in Gottes Wort verdunkelt, indem man aus einem Äon, der zeitlich begrenzt ist, einfach "ewig" bzw. "immerdar" macht! Doch gerade das Zeugnis, dass Christus nicht ewig Priester bleibt, sondern dass Sein Priestertum das von Gott gesetzte Ziel einmal erreichen wird, ist eine der wichtigen Aussagen gerade auch im Hebräerbrief, und hier besonders im Vergleich mit Melchisedek!

Die Verzehntung Abrahams

Hebr 7:4

"Schaut nun, wie erhaben dieser ist, dem sogar Abraham, der Urvater, den Zehnten von der besten Beute gab."

Wir haben gestern darauf hingewiesen, wie mittels einer wortgetreuen Übersetzung die Aussage "Priester bis zur Durchführung" einen ganz neuen Aspekt bekommt, weil zu einem zukünftigen Zeitpunkt Christi Aufgabe als priesterlicher Mittler. zwischen Gott und den Menschen erfüllt sein wird, wobei wir heute noch über die Aussage in Offb 21:3 hinausweisen: "Wenn Ihm (Christus) aber das All untergeordnet ist, dann wird auch der Sohn Selbst dem untergeordnet sein, der Ihm das All unterordnete, damit Gott alles in allen sei" (1Kor 15:28).

Unser neuer Leitvers weist zwar vordergründig auf Melchisedek hin, doch wir schauen heute auf das Original, auf Christus, zumal wir die letzten zwei Tage von Seiner Erhabenheit als Hoherpriester bis zur Durchführung des Heilsplanes Gottes gehört haben. Und so steht Er nun vor unseren Augen (und Herzen), unser Herr und Haupt, und wir dürfen Ihn anschauen, wie wunderbar Er ist! Seine Hauptaufgabe, nämlich Sein Tod am Kreuz, hat Er schon vor über zweitausend Jahren erfüllt, nun muss nur noch die Zeit ausreifen, bis auch das Letzte noch zum Abschluss kommt.

Und wir: Wir werden durch das "Schauen auf Ihn" in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist - so lesen wir in 2Kor 3:18. Darf uns das nicht zutiefst beglücken?

Wir kehren heute zu der Aussage unseres Leitverses zurück, und der spricht das Verhältnis zwischen Melchisedek und Abraham an. Auf der einen Seite steht der Priester Gottes, des Höchsten, der König der Gerechtigkeit und König des Friedens, ihm gegenüber Abraham, aus dessen Lenden das später von Gott auserwählte Volk Israel entsteht. Und die Rangfolge ist klar: Abraham beugt sich vor Melchisedek und dieser segnet ihn, wie wir in Vers 7 noch lesen werden.

Interessant wird es mit dem heute ins Spiel kommenden "Zehnten", gerade auch deshalb, weil er in verschiedenen Gemeinden bis heute eine wichtige Rolle spielt. Aber gehen wir zuerst zu Abraham, was hat ihn bewogen, den besten Teil seiner Beute abzugeben?

Abraham war ein von Gott überreich gesegneter Mann! In ungeheurem Vertrauen auf die Worte Gottes verließ er seine Heimat in Ur, was dahin führte, dass Gott ihm verhieß, dass in ihm (in seinem Samen) letztendlich aqlle Sippen des Erdbodens gesegnet seien (siehe 1Mo 12:3). Das vertrauen, welches Abraham in Gott setzte, zeigte seine Auswirkung in dem freudigen Geben des Zehnten, es war also ein Ausdruck von Dankbarkeit und Freude!

Und wenn in Abrahams Samen alle Sippen des Erdbodens gesegnet wurden, dann sind auch wir angesprochen, sind wir doch nach 1Mo 22:17 jener Same "wie die Sterne der Himmel"!

Hebr 7:5

"Zwar haben auch diejenigen von den Söhnen Lewis, die das Priesteramt erhalten, ein Gebot, vom Volk den Zehnten zu nehmen, gemäß dem Gesetz; das heißt also, von ihren Brüder, obgleich diese aus der Lende Abrahams hervorgegangen sind."

Schwer auszulegende Worte stehen heute vor uns, die ja im Grunde den Hebräern der damaligen Zeit galten ... was wollte der Schreiber dieses Briefes seinen Stammesbrüdern dem Fleische nach sagen?

Wir können dies wahrscheinlich nur so verstehen, indem wir einen ganz groben Überblick gewinnen: Das Priestertum Melchisedeks wird dem später folgendeWir haben gestern mit einer gdffdfafm gegenübergestellt, und dies derart, indem unser Leitvers Lewi und seine Söhne anführt.

Bedenken wir einmal, liebe Geschwister, dass sich ja Lewi und seine Söhne, die später das Amt des Priesters ausführen mussten, noch in den Lenden Abrahams befanden, als dieser Melchisedek gegenüber stand. Und indem Abraham sich vor dem Priester Melchisedek beute, beugten sich ja auch symbolisch schon die später folgenden aaronitischen Priester vor Melchisedek, und dies zeigt eine Rangfolge ab:

Melchisedeks Priestertum war dem späteren aaronietischen Priestertum überlegen! Damit können wir einen Schritt weiter gehen: Christus (im Vergleich mit Melchisedek) ist als der wahre göttliche Hohepriester dem aaronitischen Priestertum haushoch überlegen. Lewi und seins Söhne konnten ihr Amt nicht zur Durchführung (zum Ziel) bringen, Christus hingegen wird es zur Verherrlichung Gottes, des Vaters, tun!

Hebr 7:6

"Er aber, der sein Geschlecht nicht von ihnen herleitet, hat von Abraham den Zehnten genommen und den, der die Verheißungen hat, gesegnet."

Wir haben gestern mit einer groben Übersicht einen Grund gelegt, um diese Verse zu verstehen. Ein wichtiger Punkt ist der: Als Abraham dem Melchisedek begegnete und von diesem gesegnet wurde, traf dieser Segen auch die Nachkommen (insbesondere Lewi uns eine Söhne), die sich noch in Abrahams Lenden befanden. Gleiches betraf "den Zehnten", auf den wir noch in den kommenden Versen zu sprechen kommen.

Unser Leitvers betont, dass derjenige, der die Verheißung hat (= Abraham), von dem, der mit Abrahams Geschlecht nichts zu tun hatte (= Melchisedek), gesegnet wurde. Bisher haben wir Melchisedek als "König der Gerechtigkeit" und "König des Friedens" kennen gelernt, aber noch eine weitere Übersetzung seines Namens ist möglich: "König-Rechtfertiger"! Da Melchisedek mit dem Sohn Gottes verglichen wird, wird gerade diese Übersetzung zu einem wichtigen Hinweis auf die zukünftigen königlichen Aufgaben, durch Seinen Rechtsspruch einmal alle Menschen in die eRechtfertigung des Lebens hineinzuführen. Die Grundlage zu dieser Aussage finden wir in Röm 5:18.

Der erste Mensch war ungehorsam und alle ihm Folgenden wurden (ob sie dies wolten oder nicht) Sünder - doch "der König-Rechtfertiger" war gehorsam bis zum Kreuz, und durch Ihn werden zuerst viele (= die herausgerufenen Körperglieder Christi Jesu, danach die aus Israel), dann alle Menschen (1Tim 4:10) durch Ihn als Gerechte eingesetzt werden.

Hebr 7:7

"Ohne jeden Widerspruch aber wird das Geringere von dem Besseren gesegnet."

Wir stehen heute erneut vor einem der vielen Worte "besser" in unserem Hebräerbrief, die ja in Hebr 1:4 damit begannen, dass der Sohn so viel besser ist als die Boten. In Hebr 6:9 sahen wir unsere bessere Rettung, und heute lesen wir, dass der Segensträger Abraham von einem Besseren gesegnet wurde. Die Hebräer, denen ja dieser Brief in erster Linie galt, sahen sich also ständig damit konfrontiert, dass die überhimmlische Berufung besser ist als die irdische, was aber nicht heißt, dass wir als Herausgerufene besser seien! "Besser" ist nur die Berufung!

Setzen wir heute einmal die Figuren anders, nämlich das Geringere (Abraham) sind wir und der Bessere (Melchisedek) ist Christus, dann kommen wir unweigerlich wieder zu unseren Versen in Eph 1:3-14, wo wir des öfteren schon empfohlen haben, die Wortverbindung "in Ihm" bzw. "in Christus" rot zu markieren. Hier wird uns in aller Deutlichkeit gesagt, dass wir mit jedem (!) geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus gesegnet sind ... und dann wird jeder Segen angeführt, es ist dies unser Schatz in irdenen Gefäßen!

Und dass wir nicht die Besseren, sondern die Geringeren auch von den auserwählten Menschen sind, zeigt uns Paulus in 1Kor 1:26-31 überdeutlich: das Törichte der Welt, das Schwache, das Niedriggeborene, das Verschmähte, was nicht in der Welt gilt ... damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen könne. Und dann die wunderbaren Worte in 1Kor 1:30:

"Aus Ihm aber seid ihr in Christus Jesus..."!

Hebr 7:8

"Und hier erhalten sterbliche Menschen die Zehnten, dort aber einer, dem bezeugt wird, dass er lebt."

Die Welt feiert heut "Heilig Abend", man müsste eher sagen "Geschenkeabend"! Für uns ist dies ein Anlass, etwas mehr über "den Zehnten" bzw. über "das Geben" nachzudenken. da ja auch bis heute unter uns das Geben eines Zehnten manche Frage aufwirft:

Vom Geben eines Zehnten lesen wir zum ersten Mal in 1Mo 14:20, wo Abram Melchisedek den Zehnten seiner Beute gab, später verankerte sich der Zehnte im Gesetz Gottes an Israel. So wird in 3Mo 27:30-34 gefordert, allen Zehnten von jenen Früchten abzugeben, die das Land erbrachte. Beachtenswert ist, dass kein Geld gefordert wurde, sondern Werte, welche mit dem Land Kanaan verknüpft waren. Dabei hatte Gott vorgesorgt, dass eine gleichmäßige Verteilung des Landes stattfand (siehe 4Mo 26:52 ff). Es gab also keine Armen und Reichen (wie dies heute weltweit der Fall ist), sondern eine einheitliche Vermögensstufe. Wofür wurde nun dieser Zehnte verwendet?

Es war für den Stamm Levi bestimmt. Lewi hatte kein Land als Losteil erhalten, sondern den Dienst im Zelt der Zusammenkunft (Stiftshütte), was zur Folge hatte, dass Lewi nicht von einem stück Land leben bzw. ernten konnte. Wir sehen, dieser Zehnte war ein von Gott wohlgeordnetes Gebe-System, welches mit dem Priesterdienst des Stammes Levi zu tun hatte und diesem den Lebensunterhalt garantierte. Allerdings musste Lewi und seine Nachkommen wiederum den Zehnten dem Priesterfürsten geben, wovon 4Mo 18:25-30 berichtet.

Wir führen das angefangene Thema "Zehnter" heut fort, wobei wir zuerst darauf hinweisen, dass dem treuen Geber des Zehnten auch Segen verheißen ist, was sehr schön in Ml 3:10-11 beschrieben ist. Wir müssen aber auch beachten, dass dieser Segen völlig der Stellung Israels angepasst ist!

Überhaupt ist die Gesetzesordnung zum Geben des Zehnten unlösbar mit dem Volk Israel verbunden, wobei ja, wie wir sahen, die gerechte Landverteilung die absolute Grundlage bildet - jeder sollte die gleich Gebemöglichkeit haben. Und die Gabe kam ja insofern dem Priesterstamm Lewi zugute, wie wir es gestern beschrieben haben.

Nach dieser Kurzdarstellung muss gefragt werden, ob dieser Zehnte auch heute innerhalb der Körpergemeinde Gültigkeit hat? Die Antwort ist ein klares "Nein"! Es gibt heute - und wir sprechen damit von der "Verwaltung der Gnade" - weder eine gerecht Landverteilung, noch einen Priesterdienst im Sinn des Stammes Lewi. Während Israel als auserwähltes Volk Gottes in einem Land wohnte, welches es von seinem Gott erhalten hatte, leben die Glieder am Körper Christi Jesu überall auf der Erde zerstreut und bilden weder ein Volk noch sind sie Nutznießer von einer Landfläche, vielmehr sind sie Untertanen einer weltlichen Obrigkeit. Die Vermögensverhältnisse liegen weit auseinander, von ganz reich bis ganz arm! Ein Geben des Zehnten, wie es heute in manchen Gemeinden erwartet wird, ist damit nicht nur hinfällig, sondern auch völlig unbiblisch, es wird allein von dem Volk Israel gefordert und hat in der Verwaltung der Gnade nichts zu suchen!

Wir haben in Kürze dargestellt, dass das Geben bzw. Fordern eines Zehnten innerhalb der Verwaltung der Gnade (die in totalem Gegensatz zur Verwaltung des Gesetzes unter Mose steht) keine biblische Grundlage hat! Wir finden deshalb auch keinerlei Hinweise in den Briefen des Apostels Paulus, der ja gemäß Eph 3:1 und 8 der Apostel der Nationen ist, und nicht derjenige der Beschneidung. Damit sind wir aber nicht vom Geben befreit, vielmehr lehrt uns Paulus auch ein Geben, welches aber unserer gegenwärtigen verwaltung der Gnade würdig ist. Auch hierüber wollen wir uns etwas Gedanken machen:

Bei Israel war die Grundlage des Zehnten, den Lebensunterhalt der Lewiten zu sicher - bei uns hingegn ist die Grundlage eines würdigen Gebens die Dankbarkeit Gott gegenüber, denn: "Er, der doch Seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte Er uns nicht auch mit Ihm dies alles in Gnaden gewähren" (Röm 8:32).

Vielleicht bedarf es einmal eine Zeit des Nachdenkens, dass Gott uns unsagbar reicht beschenkt hat, Er war es, der uns zuerst gab! Wir lesen noch in 2Kor 8:9: "Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass Er, wiewohl Er reicht ist, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch dessen Armut reich würdet." Nicht mehr das Gesetz regelt unser Geben, sondern die uns gegebene überströmende Gnade! Dankbarkeit und Freude soll unsere Herzen erfüllen, und aus dieser Dankbarkeit heraus darf dann auch die Bereitschaft zum Geben in uns wachsen.

Wir haben gesehen, dass die Grundlage unseres Gebens "die Gabe Gottes" ist - der Sohn Seiner Liebe! Aus Liebe z u uns hat Gott Ihn uns gegeben! Und so muss es auch umgekehrt sein: Nicht auf der Grundlage des Gesetzes geben wir, sondern auf dem Grund der Liebe Gottes, die in unsere Herzen ausgegossen ist! Schauen wir einmal in die korinthische Gemeinde hinein, wie es dort gehandhabt wurde:

"Was nun die Kollekte für die Heiligen betrifft, so haltet auch ihr es ebenso, wie ich es für die herausgerufenen Gemeinden Galatiens angeordnet haben: Jeweils an einem der Sabbattage lege jeder von euch für sich das zurück, worin es ihm gut gegangen sein mochte, und hebe es auf, damit die Kollekten nicht erst dann, wenn ich kommen, vorgenommen werde" (1Kor 16:1-2).

Vernehmen wir in Pauli Worten irgendeine Gesetzlichkeit? Im Gegenteil - eine wohltuende Freiheit, die den Gemeindeverhältnissen angepasst ist, strömt uns hier entgegen. Einfühlsam, wird h ier mit der Gebervorlage auf die ärmeren Gemeindeglieder eingegangen: "... worin es ihm gut gegangen sein mochte ..." Wir finden nicht den geringsten Hinweis auf einen Zehnten, alles unterliegt dem Dank daraus, wie gut es einem gegangen sein mochte! Der Zehnte erpresst auch von einem Armen eine (wenn auch kleine) Abgabe, bei Paulus sollen aber gerade die Armen unterstützt werden, das heißt, ihr Mangel soll mit dem Überfluss der anderen ausgefüllt werden (sieh 2Kor 8:12).

Wir sind auch heute immer noch beim "Geben", und dies in der Verwaltung der Gnade. So gehörte es auch zum Dienst des Apostels Paulus, der Armen zu gedenken, wie er es in Gal 2:10 zum Ausdruck bringt. In 1Kor 9:14 verordnet der Herr denen, die das Evangelium verkündigen, vom Evangelium zu leben, womit wiederum die Gläubigen aufgefordert sind, so bereitwillig zu geben, dass der Dienst am Wort ausgeführt werden kann. Obwohl hier durchaus eine Parallele zum Dienst der Lewiten gesehen werden kann, ist dies in keinem Fall mit dem Zehnten unter Aaron gleichzustellen - bei Aaron war das Gesetz die Antriebsfeder, bei uns ist es die Gnade!

Auf eine andere Ähnlichkeit wollen wir aber doch auch hinweisen: Das Volk Israel hatte die Verheißung, wenn sie die Abgabe des Zehnten treu ausführen, wird ihnen auch ein großer Ackerertrag gegeben - also auf treue Arbeit erfolgt Lohn. Damit kommen wir zu Paulus und dem ihm eingehauchten Wort Gottes, und da finden wir gleich in 1Kor 3:8 die Aussage: "... doch wird jeder seinen eigenen Lohn gemäß seiner eigenen Mühe erhalten", oder "Wenn wir nun das Edle (wozu ja das 'Geben' gehört) tun, so lasst uns nicht entmutigt werden; denn zu seiner gebührenden Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht ermatten" (Gal 6:9). Wir sehen, dass wir durchaus tätig sein dürfen, ja sollen, nur wird "unsere Ernte" nicht, wie beim Volk Israel, irdischer Natur sein, sondern es ist uns eine Ernte in der überhimmlischen Herrlichkeit verheißen, die unsere Mühe auf Erden angepasst sein wird. Lassen wir uns mit diesen Worten durchaus zusprechen!

Wir sind noch nicht auf den Wortlaut unseres Leitverses eingegangen, dies tun wir heute: Es wird den Hebräern (und uns) gesagt, dass auf der einen Seite die Israeliten den Zehnten gemäß dem mosaischen Gesetz den sterblichen Lewiten, die das Priesteramt innehatte, abgeben mussten, dass aber schon lange vorher Abraham den Zehnten jemand gab, der lebt - was ja wohl nicht Melchisedek sein kann, sondern der, mit dem er verglichen wird. Christus! Und damit kommen wir zu unserem "schönsten Geben", unserem Geben dem Herrn!

Als ich, der Verfasser dieser Zeiten, die obigen Worte schrieb, kam mir der Liedrefrain in den Sinn: "...nichts hab ich zu geben (bringen) alles Herr bis Du!" Damit ist einerseits unser "Geben dem Herrn" schon erledigt - doch es gibt doch etwas, was wir Ihm geben können: "Unser Herz"!

Unser Herz (und wir meinen jetzt nicht das buchstäbliche organische Herz, sondern in bildlicher Weise den Kern unserer geistlichen Mitte) ist der zentrale Ort, wo unsere Gedanken entstehen und zur Tat heranreifen; es ist also das Zentrum unserer Denk- und Wesensart. Und in diesem Herz bewahren wir einen Schatz: "Die Liebe Gottes" (Röm 5:5)! Nur ... gebrauchen wir sie?

Was nützt uns ein warmer Mantel, der in unserem Kleiderschrank hängt, wenn wir zwar frieren, diesen aber nicht rausholen und anziehen? Was nützt uns die Liebe Gottes in unseren Herzen, wenn wir sie nicht aktivieren?

Wir können diesen zweiten Band unseres Hebräerbriefes mit dem herrlichen Thema abschließen: "Wie (und was) können wir unserem Herrn und Haupt etwas geben, wobei wir gestern auf die Liebe Gottes hingewiesen haben, die wir in unseren Herzen tragen, aber sie auch zum Wirken bringen sollen, was dadurch geschieht, indem wir die Augen gerade unserer Herzen auf Ihn richten, der lebt, und zur Rechten Gottes, des Vaters sitzt!

Gehen wir also wieder zu meinem (des Verfassers) so oft angeführten Lieblingsvers in 2Kor 3:18 (den hoffentlich bald alle meine lieben Leser auswendig können: "Wir alle aber, mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd, werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist."

Bevor wir Ihn widerspiegeln, müssen wir die Spiegel unserer Herzen auf Ihn ausrichten, und das darf durch Liebe und in Liebe geschehen! Wenn wir unseren Herrn im Herzen tragen, wenn wir uns mit Ihm beschäftigen, wenn wir über Ihn nachdenken, wenn wir im Geist mit Ihm reden ... all das darf unsere Liebe Ihm gegenüber tun! Doch dann vollzieht sich noch etwas: Wir geben nicht nur, vielmehr empfangen wir dabei etwas ganz Wunderbares: Wir werden, indem wir Ihn anschauen, in Sein Bild umgestaltet - und das bezeichnet Paulus "von Herrlichkeit zu Herrlichkeit"!

Christus, der Sohn Gottes, unser Herr und Haupt lebt, das darf auch unser ständiges Zeugnis sein!

Gedicht

Christus, Herr, Deine Gesinnung,
schenke sie mir, sprich mir zu,
dass ich erniedrigt, in Demut,
glaubend gehorche wie Du.
Lass mich mit allen, die Dein sind
jubelnd Dich preisen wie sie:
Herr ist mein Herr Jesus Christus!
Einst beugt Dir alles die Knie.

Christus, Dir huldige ich,
tief, Herr, verneige ich mich
zur Herrlichkeit Gottes, des Vaters,
Der alles rettet durch Dich.

Wohne mir, Christus, im Herzen,
wurzel in Liebe Dich ein,
um an dem inwend'gen Menschen
standhaft und kraftvoll zu sein.
Lass mich die Liebe erkennen,
die alles sonst übersteigt:
Dass auch im Licht deiner Liebe
völlig mein Herz sich Dir neigt.

Zeige Dich mir unverhüllt,
bilde mich ganz in Dein Bild.
Es sei zur Vervollständ'gung Gottes
alles mit Christus erfüllt!

(EUA)


Band III

Hebr 7:9-10

"Und sozusagen ist durch Abraham auch von Levi, der den Zehnten nimmt, der Zehnte genommen worden; den er war noch in der Lende des Vaters, als Melchisedek ihm entgegenkam,"

Unser Text geht zwar nahtlos von Band II in diesen neuen Band über, doch wir möchten zum Anfang zuerst noch einen kurzen Überblick und eine Rückschau geben, damit das Hauptthema in unserem Hebräerbrief nicht von anderen Dingen überlagert wird, und dieses Hauptthema ist Christus Jesus, unser aller Heer und Haupt!

Deshalb lasen wir gleich am Anfang des Hebräerbriefes, dass Gott heute in dem Sohn z u uns spricht (Hebr 1:2), der die Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit und das Gepräge Seines Wesens ist, und das All durch Sein machtvolles Wort trägt (Hebr 1:3). Und dann kommt das Herrliche: Er hat die Reinigung von den Sünden vollbracht! Somit steht unser Herr hoch erhaben über allen Geschöpfen Gottes, niemand ist Ihm auch nur ansatzweise gleich!

Doch das Volk Israel konnte in diesem "Jesus", der die Rettung durch Leiden vollkommen machte (Hebr 2:10), Jahren Messias nicht erkennen, es erwartete einen macht- und kraftvollen König. Nur wenigen Auserrwählten war es gegeben, wie Petrus zu bezeugen: Du bist Christus, der Sohn Gottes! Und aus diesen Wenigen gab es noch einmal eine Auswahl, nämlich jene aus Israel, die keine irdischen. sonder eine überhimmlische Erwartung hatten und damit zur Körpergemeinde Christi Jesu gezählt werden mussten, und diese relativ kleine Zahl hatte unter den Einflüssen ihrer Stammesgenossen einen schweren Stand!

Eine relativ kleine Schar von Hebräern, die durch den Dienst des Paulus zu einer überhimmlischen Erwartung gerufen wurden, kämpften gegen die Einflüsse der alten Überlieferungen, wobei an erster Stelle das Gesetz stand, und wo himmlische Boten (Engel) eine wichtige Rolle spielten. Dazu erlebten sie, wir ihr eigenes Volk, ihre Stammesverwandten dem Fleische nach, mehr und mehr in die göttlich verordnete Verstockung gerieten, ein Schmerz, den auch Paulus in Röm 9:1 ff durchleben musste.

Und nu n müssen wir uns , liebe Geschwister, einmal vorstellen: Wenn sich sogar bis heute ein Großteil der Gläubigen aus den Nationen. unter das Gesetz stellt und Pauli mahnende Worte offensichtlich wirkungslos verhallen: "Mithin bin ich, Paulus, der Gebunden Christi Jesu für euch, die Nationen - wenn ihr überhaupt hört von der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir ist für euch gegeben..." (Bewusst nach der älteren 4. Auflage der Konkordanten Wiedergabe zitiert) - um wieviel schwerer muss es den Hebräern fallen, sich von all den gesetzlichen Elementen zu trennen, die von alters her dem Volk Israel gegeben waren und mit denen sie von jung an vertraut waren.

Dazu umgab sie noch eine Pfingstgemeine unter Petrus, die zwar in Jesus den Sohn Gottes erkennen durften, aber nach wie vor "Eiferer für das Gesetz" waren (siehe Apg 21:20). Die überströmende Gnade, die Paulus verkündigte, war für sie schwer verständlich, wie Petrus (2Petr 3:15-16) bezeugt.

Wir kommen nach unserem kurzen Rückblick zum gegenwärtigen Kapitel 7, und hier lasen wir ja bereits in Vers 4 die für uns wegweisenden Worte: "Schaut nun, wie erhaben dieser ist..."! Damit wird zwar vordergründig auf Melchisedek hingewiesen, doch dieser sit, wie wir ja schon vielfältig sahen, das Bild Christi Jesu. "Ihn", unseren Herrn und unser Haupt müssen wir anschauen!

Unser Leitvers richtet unsere Blicke erneut auf "den Zehnten", der ja einzig und allein Israel geboten war. Auf der treuen Abgabe dieses Zehnten lag die Verheißung eines großen Ackerertrages - uns hingegen ist eine überhimmlische Herrlichkeit zugelost, wobei aber auch wir uns als "Geber" betätigen sollen, allerdings nicht auf dem Grund des Gesetzes, sondern auf dem Grund der Gnade, die uns zur Dankbarkeit führen darf. So lesen wir in 2Kor 9 nicht nur, dass, wer kärglich sät (gibt), auch kärglich erntet; doch wer im Segen sät, wird auch im Segen ernten (2Kor 9:6), sondern, dass Gott den freudigen Geber liebt (2Kor 9:7b). All das, was uns "in Ihm" reich werden lässt, bewirkt Dank Gott gegenüber (2Kor 9:10-11), ja Dank all jener, die Hilfe erhielten.

Und in 2Kor 9:13 ist zu lesen, dass jene, die freudig Hilfeleistungen und Beisteuer gaben, Gott verherrlichten! Und das ist das Schönste, liebe Geschwister!

Die Herkunft des Herrn

Hebr 7:11

"Wenn es nun eine Vollendung durch das levitische Priestertum gäbe (denn das Volk wurde von ihm. unter das Gesetz getan), warum wäre es dann noch nötig, dass ein Priester anderer Art, nach der Ordnung Melchisedeks, auftrete und nicht einer nach der Ordnung Aarons benannt würde?"

Abraham war Melchisedek unterlegen und gab ihm deshalb den Zehnten seiner Beute, und dieses Geben übertrug sich auf die Nachkommen Abrahams, auf das Priestervolk der Leviten, die sich zu dem Zeitpunkt ja noch in Abrahams Lende befanden. Damit wird schon zu Abrahams Zeit dokumentiert, dass auch d a s später entstehende levitische Priestertum der Ordnung Melchesedeks unterlegen war, was mit anderen Worten heißt: Aaron und all seine Nachkommen konnten niemand endgültig zum Ziel, nämlich. zu Gott führen!

Es gilt jetzt für uns zu bedenken, dass es für die Hebräer fast schon ungeheuerlich klang, dass das seit Mose bestehende Priestertum nicht zum Ziel der Vollendung führen sollte! Da fragte sich doch mancher dieser Hebräer: "Ja warum gab dann Gott Seinem Volk so ein Gesetz? Wenn es nicht zum Ziel führt ist es doch wertlos?

Schauen wir angesichts obiger zwei Fragen auf das durch die wüste irrende Volk Israel. Wundersam und voller Gnade hat Gott Sein Volk 40 lange Jahre getragen und ihm alles gegeben, was zum Leben notwendig war, und dies in einer total lebensfeindlichen Wüste. Hatte Israel gelernt? Hat es verstanden, dass seine eigene Kraft nichts vermag, aber alles die Gnade Gottes, die vierzig Jahre mit ihnen war?

Am Fuß des Berges Sinai ließ Gott durch Mose Israels Erwählung und Berufung erkennen und zeigte dem Volk Seinen Bund, den Er mit ihm schließen wollte. Israel hatte nun zu wählen, ob es wie sein Vorvater Abraham und eingedenk der Lektion während der 40-jährigen Wüstenwanderung in der Gnade Gottes bleiben, oder lieber wieder in den alten Fehler verfallen wollte, auf das Fleisch (die eigene Kraft) zu vertrauen; die Entscheidung fiel eindeutig:

"Alle Worte, die Jewe gesprochen hat, wollen wir tun" (2Mo 19:8). Damit war die Entscheidung gefallen, Israel stellte sich, im Vertrauen auf seine eigene Kraft, unter das Gesetz!

Wenn wir erkannt haben, dass Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, dann war auch diese Entscheidung letztendlich von Gott - und Er verfolgte damit die Absicht, dass Sein Volk weiterhin erkennen und sich ständig belehren lassen sollte, dass es unfähig ist, trotz allem Eifer das Gesetz zu halten! Damit wird klar, dass das Gesetz tatsächlich nicht an das Ziel führen kann, aber - es hat eine Aufgabe:

"Denn durch das Gesetz kommt ja nur Erkenntnis der Sünde" (Röm 3:20), und wird damit gemäß Gal 3:24 unser Geleiter zu Christus!

Wir haben gesehen, dass das mosaische Gesetz von dem Volk trotz bestem Wollen nicht gehalten werden konnte, was Gott von Anfang an wusste; hat Er doch Seinem Knecht Mose bereits geoffenbart, als das Volk noch gar nicht im verheißenen Land war: ".. und es wird Mich verlassen und Meinen Bund brechen" (5Mo 31:16). Zwar konnte das levitische Priestertum durch entsprechende Sühnopfer die Sünden des Volkes zudecken, was aber immer nur zeitlich begrenzt war - also eine unvollkommene Sache! Es bedurfte eines Priesters, der mit der Sünde endgültig abrechnete ... und dies tat der Priester Melchisedek als Vorschattung auf Christus.

Das von Gott gegebene Gesetz hielt den Menschen praktisch gefangen, wie es Röm 7:6 zum Ausdruck bringt, und nur "Einer" konnte diese Fessel endgültig lösen. Jeder Israeli, der die fesseln des Gesetzes spürte, sehnte sich nach Befreiung - und hier wird den Hebräern vorgehalten, dass kein Priester aus dem Stamm Levi in die Vollendung führen kann, sondern ein Priester aus dem Stamm Juda.

Für uns darf heute genügen, was wir schon oben in Röm 7:6 angedeutet haben: "Nun aber sind wir, als Gestorbene, des Gesetzes enthoben (in welchem wir festgehalten wurden), so dass wir in Neuheit des Geistes sklaven und nicht in Altheit des Buchstabens (des Gesetzes)."

Hebr 7:12

"Denn wenn das Priestertum umgestellt wird, wird auch eine Umstellung des Gesetzes notwendig:"

Es ist gut, wenn wir immer wieder die damalige Situation vor Augen gestellt bekommen, und die sah so aus: Es gab drei Arten von Juden; und zwar

  1. jene, die zwar das Gesetz versuchten einzuhalten, aber Jesus als ihren Messias ablehnten; dann gab es
  2. die Pfingstgemeinde um Petrus, die wie die erste Gruppe auch Eiferer für das Gesetz waren, aber in. Jesus den Christus, den Sohn Gottes erkennen durften; und dann gab es noch
  3. die Gruppe, der in diesem Brief angeschriebenen Hebräer, die nicht mehr unter Gesetz standen und zur Körpergemeinde Christi Jesu zählten. Dass dies drei Gruppierungen nicht friedvoll zusammen lebten, zeigt uns vor allem die Apostelgeschichte - die Hebräer befanden sich in einem gewissen Spannungsverhältnis.

Wir haben zurückliegend über den Sinn und die Aufgabe des Gesetzes gesprochen, heute lesen wir in unserem Leitvers von "Umstellung" des Priestertums und des Gesetzes ... und wenn wir das Wort "Umstellung" hören, werden wir fast automatisch zu Gal 1:6 hingeführt, wo Paulus den Galatern vorwirft, dass sie sich sehr schnell umstellen ließen, und zwar hinweg von dem Evangelium in Christi Gnade berufen hat, hin zu einem andersartigen Evangelium, das aber nicht ein anderes ist, weil es von Mose her mit dem Gesetz verknüpft war.

Die Galater wurden durch Paulus mit dem Evangelium der Gnade vertraut, ließen sich aber von gesetzestreuen Juden "umstellen", zurück zum Gesetz! Hier sehen wir, was Gotte Wort mit "umstellen" meint, ein Vor- oder Zurückgehen, weg oder wieder zurück vom bzw. zum Gesetz!

Hebr 7:13

"denn der, auf den sich dies bezieht, gehörte zu einem anderen Stamm, von dem niemand Atlardienst zu tun hatte."

Wir haben gestern anhand von den Aussagen in Gal 1:6 ff gesehen, was "Umstellen" bedeutet; nun wird den Hebräern gesagt, dass das seit Mose bestehende Priestertum, mit welchem der Stamm Levi betraut wurde, umgestellt wird, was. zur Folge hat, dass damit auch mit dem Gesetz eine Umstellung erfolgen muss.

Den Grund für die Umstellung wissen wir auch schon: Das levitische Priesterum konnte nie zu einem Abschluss führen, weil das Priestertum nach der Ordnung Aarons ständig neue Opfer verlangte und die Sünden des Volkes nur zeitweilig zudeckte; es konnte somit nicht endgültig zu Gott führen! Aber dann kam "Einer", den Melchisedeck vorschattete, der nicht aus dem Stamm Levi, sondern aus dem Stamm Juda kam. Laut Gesetz durfte "Er" keinen Altardienst verrichten - "Er" brauchte dies auch gar nicht, denn "Er" brachte Sich Selbst als einmaliges und endgültiges Opfer dar, den Altar stellte der Hügel Golgatha dar! Dieses Opfer musste nicht wiederholt werden, auch galt es nicht nur ein Volk (Israel), sondern umfasste alle Nationen der Erde, ja die ganze Schöpfung Gottes!

Einst war die Feuersäule über dem Zelt der Zusammenkunft, aber über dem am Kreuz hängenden Christus war diese Feuersäule nicht mehr da! Doch deswegen hing da kein verlassener Jesus, vielmehr dürfen wir lesen: "Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend" (2Kor 5:19)!

Hebr 7:14

"Denn es ist allseitig offenkundig, dass unser Herr aus Juda aufgegangen ist, zu welchem Stamm Mose nichts die Priester Betreffendes gesprochen hat."

Kein Aaron. und keiner seiner Nachkommen aus dem stamm Levi konnte das vollbringen, was der Sohn Gottes, der als fleischgewordener "Jesus" aus dem stamm Juda kam, vollbrachte - nämlich die Welt mit Gott zu versöhnen. Das Priestertum, zu dem Mose sprach, war dazu nicht in der Lage. Da unser Leitvers auf gewisse Stämme Israels weist, kann es ganz interessant für uns sein, hier einen kurzen Einblick zu nehmen, zumindest in die für uns relevanten Stämme.

Da wäre als erste Sohn Jakobs "Ruben" zu betrachten, dem als Erstgeborener nach dem Fleisch der Vorrang gebührte (weshalb wir ihn hier auch anführen). Doch in 1Mo 49:4 erfahren wir, dass er überwallend wie Wasser war und seines Vaters Schlafstätte entweihte, was zur Folge hatte, das er zurückgestuft wurde (was für Juda interessant wurde). Beachtlich war, dass er Josephs Leben rettete. Er gehörte zu jenen zehn Stämmen, die sich später erhoben und unter dem König Jerobeam das abgesonderte Nordreich bildeten.

Der weite für uns interessante Stamm ist "Levi", der dritte Sohn Jakobs. Er erhielt, wie wir schon gesagt haben, ein eigenes Losteil von Jakob, weil er an einem Blutbad beteiligt war. Doch was zuerst ein Fluch war (kein Losteil im Lande), wurde später. zum Segen, denn Levi wurde das Priesteramt übertragen, welche im Heiligtum Gottes dienen durfte. Interessant ist hier noch für uns, dass Levi zuerst zum abtrünnigen Nordreich "Israel" gehörte, sich aber später dem Südreich "Juda" anschloss.

Wir fahren heute mit dem gestern begonnenen Thema fort und kommen zu "Juda", dem nach Levi vierten Sohn Jakobs. "Juda" bedeutet hebräisch: zujauchzen" und "Huldiger", was uns zu der Mutter Juda's führt, zu Lea, die ihrem Gott deswegen huldigte und zujauchzte, weil sie mit ihrem Sohn Juda ihrem Mann Jakob so viele Söhne gebar, dass sie nicht mehr missachtet werden konnte, selbst wenn sie von Jakob nichtmehr geliebt wurde. Hier muss der Schlüssel

  1. zu Juda's späterer Führerrolle unter seinen Brüdern,
  2. zu seinem großen Losteil und
  3. vor allem zu der Würde, der Stammvater, unseres Herrn zu sein, gesucht werden.

Juda wurde aus obigen Gründen von seinem Vater Jakob, als dieser seine Söhne segnete, bevorzugt - das Zepter wird Ruben als Erstgeborenem genommen und Juda gegeben (deshalb führten wir gestern auch Ruben an).

Juda bzw. der Stamm Juda wurde der Höchste, als David den Thron bestieg und als die schon gestern erwähnte Reichtssteilung in ein Nord- und Südreich erfolgte, blieb Juda Gott treu und bildete mit dem Stamm Benjamin und den später hinzukommenden Leviten das Südreich "Juda"! Dieses Südreich überlebte seine Gefangenschaft und kehrt nach 70-jähriger Gefangenschaft unter Serubabel wieder in sein Land zurück (wogegen die zehn Stämme des Nordreichs bis heute verschollen sind). Nach dem Namen "Juda" werden bis heute alle Israeliten auch "Juden" genannt. Und "aus Juda", so unser Leitvers, "ist unser Herr ausgegangen"!

Eine höhere Werdelinie

Hebr 7:15-16

"Und dies wird darüber hinaus noch unverkennbarer, wenn in der Gleichheit Melchisedeks ein Priester anderer Art aufgestellt wird, der es nicht n ach dem Gesetz eines fleischernen Gebotes geworden ist, sondern nach der Kraft unauflöslichen Lebens."

Wir möchten zu den Stämmen Israels, über welche wir die letzten zwei Tage sprachen, doch n och ganz kurz "Benjamin" erwähnen, den jüngsten der zwölf Söhne Jakobs; aus diesem Stamm entspross ein wütender Verfolger Jesu, "Saulus vor Tarus", der später von dem erhöhten Christus überwunden und zu seinem besonderen Werkzeug gerufen wurde. Als Apostel Paulus durfte er die tiefsten Geheimnisse Gottes offenbar machen.

Wir kommen zurück zu unserem Textwort, und hier geht es ja darum, dass der Stamm Juda von Mose keine Anweisungen hatte, Altardienste zu verrichten oder Priester zu stellen. Aus diesem Stamm konnte demnach niemand entsprechend den fleischernen Geboten von Mose zum Priester ernannt werden - sollte dennoch aus dem sTamm Juda ein Hoherpriester kommen, müsste die gesamte bis dahin gültige Ordnung umgestellt werden, was ja auch geschah. Und genau dieses "Geschehen" wurde durch Melchisedek vorgeschattet, der lange vor Mose wirkte und somit nicht unter einem mosaischen fleischernen Gebot stand. Jetzt wird den Hebräern vor Augen gehalten: Aus Juda kam ein Priester anderer Art, der nicht einem unvollkommenen levitischen Priester gleichgestellt werden konnte, weil er nicht auf dem Grund eines fleischernen Gebotes aufgestellt wurde, sondern nach der Kraft unauflöslichen Lebens, die von oben kam und mit der wir uns morgen beschäftigen dürfen.

Nach den doch vielen von uns langatmig wirkenden Versen kommen wir heute zu den Worten, die uns zusprechen. dürfen, ist doch von "unauflöslichem Leben" die Rede. Dieses unauflösliche Leben betraf zwar. zuerst einmal den Sohn Gottes, der von seinem Vater als Erstling aus den Toten lebendig gemacht wurde, jedoch sind wir Seine Körperglieder so eng und innig mit Ihm verbunden, ja gemäß 2Kor 3:18 sogar in Sein Bild umgestaltet, dass wir dieses Leben auch für uns im Glauben ergreifen dürfen.

Was ist unauflösliches Leben? In 1Mo 2:7 lesen wir von der Erschaffung des Menschen, der durch den Odem der Lebenden. zu einer lebendigen Seele wurde. Hatte damit Adam unauflösliches Leben? Wir lesen in der Fortsetzung von zwei Bäumen, einer davon war "der Baum des Lebens". Von diesem Baum durfte, ja musste ADam essen, denn erhielt offensichtlich den ihm innewohnenden Sterbensprozess auf. Dies wird damit belegt, dass aber von dem Moment an, wo ihm der Zutritt zu diesem Baum des Lebens verwehrt wurde, er "zum Sterben sterben" wurde (2Mo 2:17), das heißt: Adam (und mit ihm alle ihm folgenden Menschen) konnte durch die Austreibung aus dem Garten Eden den Baum des Lebens nicht mehr erreichen, der durch dessen Früchte aufgehaltene Alterungsprozess begann und Adam wurde sterben. Er hatte also bei Erschaffung kein unauflösliches Leben bekommen, sondern im Grunde war er von Anfang an sterblich!

Wir sind bei dem Thema "unauflösliches Leben" und durften gestern anhand Gottes Wort sehen, dass Adam von Anfang an sterblich war, dass aber im garten Eden sein Sterbensprozess (die Alterung) durch das beständige Essen der Früchte von dem Baum des Lebens aufgehalten wurde. Nur so können die Worte Gottes verstanden werden, dass Adam, falls er vom verbotenen Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen isst, "zum Sterben sterben" sein wird, weil er aus dem Garten Eden ausgetrieben wird.

Obiges entsprach voll dem Willen Gottes! Gott wollte, das Adam ungehorsam wird, dass er den lebensspendenden Baum, nicht mehr erreichen konnte; sein Fallen in die Sünde war von Gott (wenn wir es so sagen dürfen) vorprogrammiert. Das mag für manchen harter Tobak sein! Doch wird es leichter verstehbar, wenn wir bei Petrus (1Petr 1:19-20) lesen, dass Christus als makelloses und fleckenloses (Opfer-) Lamm schon vor dem Niederwurf der Welt erkannt war, also noch bevor Adam erschaffen wurde!!!

Gottes Heilsplan war und ist, dass der Mensch in Sünde fällt, dass er seine Verlorenheit erkennt und Rettung sucht. Diese Rettung stand von Anfang an, noch bevor der erste Mensch ins Leben gerufen wurde, fest: Das kostbare Blut Christi! Auf dem dunklen Hintergrund von Finsternis und Verlorenheit sucht die Liebe Gottes nach der Widerliebe Seiner Geschöpfe!

Die durch die Sünde von Gott getrennte Menschheit wurde erst einmal innerhalb des Volkes Israel durch ein schwaches Priestertum Gott wieder näher gebracht, doch die war keine endgültige Lösung. IN Seiner kaum fassbaren Liebe zu Seinen Geschöpfen gab Gott aber schon früh (zur Zeit Abrahams) eine Vorschattung Seiner endgültigen Rettung in Melchisedek, und wies auf Sei ne Kraft hin, weit über Adam hinaus "unauflösliches Leben" zu geben, und dies in dem Erstling vor allem, in Christus Jesus! Damit kommen wir zu der Antwort auf unsere Frage, was ist unauflösliches Leben:

Was Adam noch vorenthalten war, entfaltete und erwies sich an dem im Grab liegenden Christus: Die alles übersteigende Größe der Kraft Gottes, gemäß der Wirksamkeit der Gewalt Seiner Särke, die in Christus gewirkt hat, als Er Ihn aus den Toten auferweckte ... (lies Eph 1:19 ff).

Christus kam als der Mensch Jesus auf die Erde, unterwarf Sich freiwillig der Sünde und dem Tod, und bekam vom Vater unauflösliches Leben, welches wir als Seine Körperglieder auch auf uns übertragen dürfen! Das heißt mit schwachen menschlichen Worte: Es gibt für uns in der Herrlichkeit keinen Tod mehr, kein Altern, keine Krankheiten und Schmerzen, sondern nur noch unauflösliches Leben in der Gemeinschaft mit dem Vater - Gott ist dann gemäß 1Kor 15:28b "allen in allen"!

Der Sohn Gottes war vor Seiner Menschwerdung nicht nur in der Gestalt Gottes, sondern gemäß Phil 2:6 "wie Gott" (aber er w a r nicht "Gott"). Für uns bedeutet dies, dass Christus schon dort unauflösliches Leben besaß. Aber dann wurde Er den Menschen gleichgestaltet und in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden - doch auch in diesem Zustand hatte der Tod noch kein Anrecht an Ihm, weil die Kostration der Sünde Tod ist (Röm 6:23), und es war keine Sünde in Jesus, da die adamitische Erbsünde durch die direkte Geisteszeugung übergangen wurde. Außerdem lehrt uns Joh 5:26, dass, "ebenso wie der Vater in Sich Selbst Leben hat, so hat Er auch dem Sohn gegeben, in Sich Selbst Leben zu haben". Unser Herr war also auch in Seiner Niedrigkeit der Fürst des Lebens!

Und nun kommt der Heilsplan Gottes in unser Gesichtsfeld: "Wir flehen für Christus: Lasst euch mit Gott versöhnen! Denn den, der Sünde nicht kannte, hat Er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit in Ihm würden" (2Kor 5:20b-21). Christus lud unsere Sünden auf Sich und von jenem Moment an hatte der Tod Anrecht an Ihm - er raubte Ihm am Kreuz Sein Leben. Beachten wir hier: "Gott" hat Ihn für uns zur Sünde gemacht! Und Gott war es, der Ihn am dritten Todestag wieder ins Leben zurückrief und uns Menschen demonstrierte, dass Er dies auch bei uns allen vollziehen wird, wenn der Herr uns gemäß 1Thes 4:17 in Wolken zu Sich ruft und entrückt!

Noch einen letzten Tag darf uns unser Leitvers fesseln, wobei wir unsere Blicke wieder auf jene Hebräer richten, denen dieses Wort ja in erster Linie galt; ihnen wird zugerufen:

Schaut nicht auf jene Priester, die keine Vollendung bewirken könne, schaut vielmehr auf "jenen", der in der Gleichheit Melchisedeks und vor allem in der Kraft unauflöslichen Lebens zu euch spricht: Lasst euch mit Gott versöhnen! "Denn so liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einzig gezeugten Sohn gibt, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkommen, sondern äonisches Leben hab" (Joh 3:16). Und wenn der Herr hier nur(!) von "äonischem Leben" spricht, dann meint Er dies in Blick auf Seine damaligen Zuhörer, auf Israel und dessen Erwartung auf das irdische Königreich. Wir, die Körpergemeinde Christi Jesu h ab en eine überhimmlische Berufung, die über alle Äonen hinweg geht, bis in der Vollendung "Gott alles in allen" sein wird. Dort gibt es keinen Tod mehr, sondern nur noch Leben in Herrlichkeit!

Kommen die Hebräer weg von ihrem Zweifeln? Erkennen sie, dass das levitische Priestertum nur ein Amt "auf Zeit" war? Dass aber mit Jesus Christus ein Priester erstand, der weit über jedem levitischen Priester stand, weil Gottes Kraft in Ihm wirkte, und diese Kraft war unauflösliches Leben? Wie dankbar dürfen wir sein, liebe Geschwister, dass unser Herr sagte "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben...!"

Hebr 7:17

"Denn Ihm wird bezeugt: Du bist Priester für den Äon nach der Ordnung Melchisedeks."

Wir sind wieder zurück bei Melchisedek, dem Bild für den Christus und wir merken, dass sich viele Aussagen wiederholen, was sich auch in den vor uns liegenden Versen nicht ändert. Dies soll uns aber nicht verdrießen, denn es ist ja das Wort Gottes, und Ihm hat es gefallen, gerade in diesem Brief an die Hebräer so viele Aussagen zu wiederholen! Gehen wir also die Verse in aller Ruhe an und versuchen, immer wieder auf Neue etwas zu entdecken und zu lernen.

Auch unsere heutige Aussage kennen wir schon, aber sie gibt die Gelegenheit, uns vermehrt mit dem zu beschäftigen, was die Worte "Priester für den Äon" bedeuten: Zuerst muss klar sein, dass sich diese Aussage

  1. an Israel richtet,
  2. gemeint ist mit dem "Priester für den Äon" natürlich allein Christus, und angesprochen ist
  3. jener Zeitraum, wo tatsächlich nur Christus der Hohepriester sein kann, nämlich im Äon des irdischen Königreichs. Hier herrscht Christus in Gerechtigkeit als König und als einzig wahrer Mittler zwischen Gott und dem Volk Israel. Hier muss noch angefügt werden, dass die Herausgerufenen des Königreichs aus Israel, an der Spitze Seine Jünger, ebenfalls priesterliche Aufgaben übernehmen werden, wie es ja Mt 28:18-19 beschreibt.

Wir müssen hier beachten: Nur Israel hat diese Erwartung, einen "Priester für den Äon nach der Ordnung Melchisedeks" auch wirklich zu erleben! Wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, sind ja in diesem Äon des irdischen Königreichs längst entrückt, befinden uns also in unserer überhimmlischen Heimat!

"Priester für den Äon" heißt nicht, wie es leider die herkömmlichen Übersetzungen wiedergeben "Priester in Ewigkeit"... dies ist eine völlig unüberlegte Übersetzung! Wäre Christus "Priester in Ewigkeit" gäbe es niemals einen Abschluss in Gottes Heilsplan, und die Worte in 1Kor 15:28 könnten sich nie erfüllen. Wir haben hierauf schon an früherer Stelle hingewiesen. Es ist durch Gottes Gnade geschehen, dass diese total in die irreführende Übersetzung des Worte "Äon" mit "Ewigkeit" durch berufene Brüder (letztendlich auch durch Bruder A.E. Knoch) richtiggestellt wurde, indem man erkannte, dass ein Äon eben nicht (!) ewig dauern kann, sondern einen Zeitabschnitt darstellt mit einem Anfang und einem Ende! Im Blick auf unseren Leitvers bedeutet dies:

Christi Dienst als "Priester für den Äon" hat einen Anfang und ein Ende!

Damit kommen wir zu einem Kurzlehrgang über die Äonen (Mehrzahl), die gemäß Hebr 11:3 durch einen Ausspruch Gottes zubereitet wurden. Sie geben uns Orientierung und Wegweisung, in welcher Zeit wir leben und was in dem "Zeitabschnitt für Zeitabschnitt" noch alles geschieht.

Nehmen wir heut mit in den Tag, was Paulus den Korinthern schrieb. "Dies alles widerfuhr jenen vobildlicherweise und wurde uns zur Ermahnung geschrieben, zu denen die Abschlüsse der Äonen gelangt sind" (1Kor 10:11) - wir leben also nicht mehr in den Anfängen, sondern in den Abschlüssen, in den letzten Tagen dieser Verwaltung der Gnade!

Unser Streifzug durch "die Äonen" beginnt mit einer Zeit "vor den Äonen", die in 1Kor 2:7 genannt wird, also noch bevor Gott etwas erschaffen, aber ... geplant hatte! Und da sagt uns Paulus doch etwas kaum Fassbares im Blick auf uns: Die Glieder am Körper Christi waren schon vor den Äonen in Gottes Weisheit in einem Geheimnis verborgen!

Über solch eine Aussage, wie wir sie oben lesen, kann man nicht einfach schnell weiterlesen _ hier ist Einhalt geboten, liebe Geschwister, "Einhalt" zum Nachdenken! Noch bevor es eine "Urschöpfung" gab (die in 1Mo 1:1 genannt wird und von der Jes 45:18 spricht), und die wohl gemäß den Ausgrabungen der Archäologie Millionen von Jahren zurückliegt, sah uns Gott bereits in Seiner Weisheit und dies in Verbindung zu einer für uns vorherbestimmten Herrlichkeit. Diese Herrlichkeit führte Paulus in 1Kor 2:9-10 weiter: "Was kein Auge gewahrt und kein Ohr gehört hat und wozu kein Menschenherz. hinaufgestiegen ist, all das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben. Uns aber enthüllt es Gott durch Seinen Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes."

Werfen wir zu diesem Thema noch einen Blick in 2Tim 1:9, wo es um unsere Berufung geht: "... Gott, der uns gerettet und berufen hat mit heiliger Berufung, nicht nach unseren Werken, sondern nach Seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist ..." Gottes Vorsatz und die Gnade sind die zwei maßgeblichen Faktoren, die Paulus anführt, und die uns "in Ihm", unserem Herrn und Haupt, gegeben sind.

Mit dem ersten uns bekannten Äon markiert Gott seine Urschöpfung auf die Petrus in 2Petr 3:6 (die damalige Welt) Bezug nimmt. Sie wurde mit Wasser überflutet und wurde ein Chaos und inhaltslos, unbd Finsternis war auf der Fläche des überfluteten Chaos, wie es in 1Mo 1:2 zu lesen ist.

Der zweite Äon umfasst die heutige Erde ab 1Mo 1:3 bis zur uns bekannten sogenannten Sintflut, woraus Noah und seine Familie gerettet wurden.

Wir selbst leben bis heute im gegenwärtig dritten Äon, von dem Gal 1:4 sagt, dass er "böse" ist. Dass "das Böse" tatsächlich gegenwärtig ist, brauchen wir hier nicht betonen! Dieser gegenwärtige böse Äon endet und jetzt wird es spannend - nach unserer Entrückung und dem Beginn des Zornes Gottes. In einem Gleichnis weist Jesus auf diesen Abschluss des gegenwärtigen Äons hin (Mt 13:39).

Mit Obigem kommen wir zum nächsten vierten Äon, womit wir bei unserem Leitvers angelangt sind, denn dieser Äon umfasst das irdische Königreich, in welchem der Sohn Gottes bezeugt wird, dass Er darin (in dem Königreich) Priester für den Äon sein wird, und dies nach der Ordnung Melchisedeks, womit die Ordnung, die Mose dem Stamm Levi gab, hinfällig wird.

Wir reden bei dem Obigen von der Zeit nach unserer Entrückung, und dort entfaltet sich erst einmal der Zorn Gottes, der in der Enthüllung (Offenbarung) des Johannes beschrieben wird, danach erfüllt sich Sach 14:4-21 (bitte lesen).

Wir schließen heute die Äonen ab, indem wir noch eine Vorschau auf den letzten Äon vornehmen, der den Abschluss des Heilsplans Gottes bringen wird. Hier muss beachtet werden, dass Gottes Wort im Blick auf das Kommende (abgesehen von unserem Leitvers) von Äonen in der Mehrzahl redet, zum Beispiel in Eph 2:7. Hier ist also der vierte Äon des irdischen Königreiches, sowie ein zwangsläufig folgender fünfter Äon genannt.

Nach dem Abschluss der tausend Jahre dauernden Königsherrschaft Christi folgt das Gericht vor dem großen weißen Thron, wovon uns Offb 20:11 ff berichtet. Danach ab Offb 21:1 ff, sah Johannes einen neuen Himmel und eine neue Erde, wo Gottes Heilsplan vervollständigt wird und die Zeitabläufe der Äonen enden! Nach den Äonen, wird sich jenes erfüllen, was Paulus in 1Kor 15:24-28 prophetisch niederschreiben durfte: Gott alles in allen!

Unser Abstecher in die Welt der Äonen ist der Kürze wegen unvollkommen, und viel wäre noch anzumerken; doch er zeigt uns, dass unser Gott und Vater von Anfang an alles bis ins Detail geplant und vorbereitet hat und dass Ihm nichts aus der Hand gleitet. Und ganz besonders beeindruckend ist, dass gemäß 2Tim 1:9 schon "vor äonischen Zeiten" unsere Rettung in der Gnade angeführt wird, eine Gnade, die uns in Christus Jesus gegeben ist! Dieses selige Wissen darf uns immer wieder zusprechen, darf uns aufrichten, und dies gerade heute in einer Zeit, wo sich mehr und mehr der Abfall vollzieht, wie ihn 2Thes 2:1 ff voraussagt.

Hebr 7:18

"Denn damit tritt eine Ablehnung des vorhergehenden Gebotes wegen seiner Schwachheit und Nutzlosigkeit ein;"

War das vorhergehende Gebot (das Gebot vom Sinai) wirklich nutzlos? Diese Aussage muss relativiert werden, weil Gott nichts Nutzloses bewirkt! Im Brief an die Galater stellt Paulus die Rolle des Gesetzes und seine zeitlich begrenzte Aufgabe dar und fragt in Gal 3:19: "Was soll nun das Gesetz?" Und die Antwort ist klar und unmissverständlich: "Zugunsten der Offenbarmachung der Übertretungen wurde es hinzugefügt." In Gal 3:24 lesen wir: "Daher ist das Gesetz unser Geleiter zu Christus geworden, damit wir aus Seinem Glauben gerechtfertigt würden." Hier sehen wir den Sinn und Zweck des Gesetzes! Es hat die gottgewollte Aufgabe, uns unsere Sünden vor Augen zu führen, und weiter unsere Unfähigkeit, es zu erfüllen. Es führt uns daher zwangsläufig zu Christus, der als Einziger dieses Gesetz erfüllen konnte. Maßgeblich war "Sein Glaube"!

Seit nun, wie Gal 3:24 sagt, Sein Glaube gekommen ist, brauchen wir kein Gebot mehr, wir stehen nicht länger unter einem Geleiter, weil wir ja längst zu Christus hingeführt sind ... wir sind "Sein"! Ein Beispiel: Jemand ruft ein Taxi, um sich zum Flughafen fahren zu lassen. Als der Fluggast an seinem Ziel, dem Flughafen, angekommen ist und aus dem Taxi steigt, ruft er sofort erneute nach einem Taxi ... und genau dies tun jene Gläubige, die sich heute unter das Gesetz stellen, obwohl sie längst bei Christus sind (sein sollten)! Das Gebot kann uns nicht retten, aber "Sein Glaube" tat und tut es. Daher bist du nicht länger Sklave, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann auch Losteilinhaber Gottes durch Christus (Gal 4:7).

Hebr 7:19

"denn das Gesetz konnte nichts vollenden. Es ist aber die Einführung einer besseren Erwartung, durch die wir Gott nahekommen."

Unsere gestrige Aussage lässt den Schluss zu, dass auch wir, die Herausgerufenen aus den Nationen, zuvor unter dem Gesetz standen - das ist nicht richtig, weil wir keine Hebräer sind! Richtig ist, dass wir aus den Nationen von Anfang an in der Gnade gegründet wurden, und dies, wie wir ja sahen, vor äonischen Zeiten! Wir müssen uns hier also besonders in den Stand der Hebräer hineinversetzen!

Wenn nun zu den Hebräern im gestrigen Leitvers (Vers 18) von "Schwachheit und Nutzlosigkeit" im Hinblick auf das Gebot vom Sinai gesprochen wurde, so ist dies so zu verstehen, dass Gott dieses Gebot sehr wohl und weisheitsvoll gab, aber auch genau wusste, dass Sein Volk dieses Gebot nie halten konnte (5Mo 31:16). Es führte also nie in eine Vollendung, wie der heutige Leitvers es sagt, und war im Blick auf diese Vollendung tatsächlich nutzlos (ohne Nutzen). Doch Israel musste nach dem Willen Gottes mit diesem Gebot leben und sich ständig von diesem belehren lassen, wie untauglich es ist, trotz großem Eifer, dieses zu halten! Insofern ist es also nicht. nutzlos, sondern wird zum Geleiter zu Christus, der als einziger in die Vollendung führen kann.

Halten wir hier inne und lassen uns erneute bewusst werden, was das Volk Israel einst seinemGott vollmundig in der Wüste versprach: "Alle Worte, die Jewe gesprochen hat, wollen wir tun" (2Mo 19:8)! Das Volk wandte zwar viel Eifer an, doch es ging nicht! Und äahnlich mühen sich auch heut enoch viele Gläubige und verzagen, weil es auch bei ihnen nicht geht!!!

Jene Gläubigen, von denen wir gestern am Schluss sprachen, haben sich freiwillig unter das Gesetz gestellt, und dies wegen falschen Lehren bzw. aus Mangel an von Gott berufenen Lehrern. Ihr großes Manko ist, dass sie keine Vollgewissheit ihrer Rettung haben! Stets leben sie in der Angst, ob es ihnen am Schluss wohl reichen würde, in den Himmel zu kommen. Gibt diese Ungewissheit Freude und Frieden in den Herzen? Wohl kaum!

Einst gab es einen Mönch namens Martin Luther, der auch diese Angst in seinem Herzen spürte, obwohl er sich mit aller Kraft mühte, Gott zu gefallen. Doch im Gegensatz zu vielen heutigen Christen gab er sich mit dieser Angst nicht zufrieden, er suchte und forschte nach einem Weg aus dieser Angst heraus, und er suchte im Wort Gottes! Ließ ihn Gott umsonst suchen und forschen?

Und auf einmal standen zwei Aussagen vor Luther: "Daraus sehr ihr, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein" (Jak 2:24) ... das hatte Luther bisher ohne Erfolg praktiziert; die andere Aussage: "Nun aber hat sich, getrennt vom Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart Ö(vom Gesetz und den Propheten bezeugt), eine Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben Jesu Christi, die für alle ist und auf alle Glaubenden kommt" (Röm 3:21-22). Uns weiter Röm 3:24: "Umsonst gerechtfertigt in Seiner Gnade durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist..." Wie ging Luther mit diesen zwei Aussagen wohl um?

Wir zitieren heute, was Martin Luther vor vielen hundert Jahren schrieb, was aber seine Nachfolger in der protestantischen Kirche völlig außer acht ließen:

"Es ist zweierlei Wort in der Schrift. Eines geht mich nicht an, betrifft mich auch nicht. Das andere betrifft mich, und auf dasselbige, das mich angeht, mag ich kühnlich wagen und mich darauf als auf e nen starken Felsen verlassen" (Zitat Luther)!

Was Luther erkannte, nämlich, dass Jak 2:24 das totale Gegenteil von Röm 3:21 ff. aussagt, merken die meisten Gläubigen nicht mehr, weil sie durch das Lesen der ganzen Bibel im Zusammenhang abgehalten werden (zu Beispiel auch von sogenannten Losungsbüchlein). Die tiefe Ursache hierfür ist die Bequemlichkeit des Fleisches, die Satan ausnutzt, indem nur solche Verse aus dem Wort Gottes gelesen werden, die auf die Erde abzielen - doch genau davon will uns das Evangelium der Gnade, dessen Apostel einzig Paulus ist, abhalten. Mehr als deutlich lesen wir in Kol 3:1-2, auf das droben zu sinnen, und nicht auf das auf Erden!

Jakobus verpflichtet den Gläubigen zu einigen Werken, und dies deshalb, weil er ausschließlich an die zwölf Stämme Israels schreibt - und Israel steht unter dem gesetz! Dieses Evangelium, das hat Luther erkennen dürfen, kann ihn nicht betreffen! Paulus hingegen verkündigt das Evangelium der Gnade, und diese überströmende Gnade rettet ohne Werke! Was ist nun die bessere Erwartung?

Wir bleiben n och etwas bei "Jakobus contra Paulus" stehen, denn genau hier geht es ja um die in unserem Leitvers genannte "bessere Erwartung"! Der ganze Brief des Jakobus hat das Hauptthema, dass der Glaube ohne Werke tot ist, und die Beweisführung hierzu zieht sich durch alle Kapitel. Selbst Abraham wird herangezogen um dies zu beweisen (Jak 2:21). Doch Jakobus übergeht stillschweigend, dass er auch einen Abraham gab, der nur aus Glauben gerechtfertigt wurde - und er überging diese Seite Abrahams deshalb weil hier der "Sternensamen" Abrahams angesprochen wurde, der auf das sinnt, was droben ist! Merken wir, liebe Geschwister, worum es hier geht?

Jakobus steht für das Volk Israel, welches eine "irdische Berufung" hat und hier spielen Werke durchaus eine wichtige Rolle. Die Erwartung Israels ist das irdische Königreich, welches für tausend Jahre von Jerusalem aus aufgerichtet wird. Die zur Körpergemeinde berufenen Hebräer hatten aber eine überhimmlische Berufung! Sie mussten den schweren Prozess durchlaufen, sich von dem überlieferten Gesetz zu lösen, und sich der Gnade zuwenden, die keine Werke mehr forderte, die kein Priestertum mehr benötigt, die keinerlei Rituale verlangt, sondern nur das eine: Richtet eure Sinne nach droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend! Haltet euch dafür, m it Christus am Kreuz gestorben zu sein, euer neues Leben ist zusammen mit Christus in Gott verborgen (lies Kol 3:1 ff). Ertötet alles, was an die Erde bindet, und seid glücklich in der Gnade, die euch bedingungslos rettet!

Wir sind mit unserem Leitvers immer noch nicht fertig ... ist es nicht erstaunlich, wie viele Kostbarkeiten er enthält? Und noch ein köstlicher Punkt wird genannt, nämlich "wie wir Gott nahekommen"! Und das "wie" ist die bessere Erwartung.

Es ist mir, dem Verfasser dieser Zeilen, ein Anliegen, die "bessere" Erwartung nicht derart zu sehen, dass wir über Israel stehen oder uns sogar noch über Israel erheben - das wäre falsch! Mit "besser" dürfen wir eben die von Paulus verkündigte "nach droben" zielende Erwartung sehen, die ja schon anders ist als die irdische Erwartung und "besser" insofern, als jegliches fleischliche Mühen ausgeschlossen wird. "Besser" ist auch jene Tatsache, dass wir als Glieder am Körper Christi Jesu "in Ihm" eine vertrautere und tiefere Beziehung zum Vater haben dürfen, womit wir zu unserem Leitvers kommen. Nicht dem auserwählten Volk Israel, sondern uns, den berufenen Heiligen, schreibt Paulus in Röm 8:15-17a:

"denn ihr erhieltet nicht den Geist der Sklaverei, wiederum. zur Furcht; sondern ihr erhieltet den geist des Sohnesstandes, in welchem wir laut rufen: Abba, Vater! - Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind; wenn aber Kinder, dann auch Losteilinhaber, und zwar Losteilinhaber Gottes;"

Israel, unter dem Gesetz stehend, hat dieses Nahekommen Gottes nicht - sind wir also nicht überheblich, sondern freuen wir uns und sind glücklich, Kinder Gottes sein zu dürfen!

Vorrang des Priestertums Jesu

Hebr 7:20-21

"Und insofern das nicht ohne Eidschwur geschah (denn diese sind ohne Eidschwur Priester geworden, Er dagegen mit einem Eidschwur durch den, der zu Ihm sagt: Der Herr hat geschworen, und Er wird es nicht bereuen: Du bist Priester für den Äon nach der Ordnung Melchisedeks -),"

Gott, der Schöpfer von allem, hat Seinem einzig gezeugten Sohn eine kaum fassbare Fülle an Macht übergeben, die sehr ausdrucksvoll in Kol 1:15-17 dargelegt ist. Die Aufzählung beginnt damit, dass Christus das Abbild des unsichtbaren Gottes ist und als "Jesus", der Christus, für uns Menschen sichtbar wurde. Vor jeder Schöpfung wurde Er als absoluter Erstling gezeugt, in Ihm erschuf Gott das All und Er erschuf es "zu Ihm hin" .- das All besteht folglich "in Ihm"! Wenn wir diese knappen Worte auf uns einwirken lassen, verspüren wir in uns etwas von der unendlichen Machtfülle, die Ihm gegeben wurde!

Die Aussage, "das All ist zu Ihm h in erschaffen", bedeutet ja nichts anderes, als dass Er das ganze All zum Vater zurückführt, und zwar "ausgesöhnt"! Die Etappe "Priester für den Äon" ist dabei nur ein kleiner, wenn auch wichtiger und bedeutsamer Zeitabschnitt. Durch Seinen Tod am Kreuz hat Er Seine unantastbare Stellung als Priester erwirkt und weil Er auferstand und lebt, kann nur Er auch völlig retten! Das Gesetz rettete für einen kurzen Zeitraum, Er, Christus Jesus, rette ein für allemal, und diese Rettung umfasst alle, weil das All zu Ihm hin erschaffen ist!

Sehen wir Gottes Eidschwur als unumstößliche Tatsache, dass Gott der Retter aller Menschen ist, vor allem (bzw. "zuerst") der Gläubigen (1Tim 4:10b).

"... Der Herr hat geschworen, und Er wird es nicht bereuen... ".

Wir wollen aus den beiden gestrigen Versen noch eine Aussage herausgreifen, die vielen Gläubigen zu schaffen macht: Kann Gott etwas bereuen? Unser Leitvers ließe diese göttliche Reue ja zu und viele Aussagen der Schrift wie z.B. 1Mo 6:6; 1Sam 15:11; Ps 106:44-45 und mehr bestätigen dies. Aber ... wenn Gott etwas bereut, würde dies ja auch bedeuten, dass Sein erstes Handeln korrigierbar wäre, was wiederum unvorstellbar ist. Wir können dieses Problem nur lösen, wenn wir um die göttlichen Offenbarungsstufen Bescheid wissen, welche wir in unserer Schrift "Fragen / Antworten" (Seite 8) dargelegt haben. Hier geht es darum, dass Gott uns Menschen erkenntnismäßig Stufe um Stufe höher führt, wobei ER Sich auf der untersten Erkenntnisstufe den menschlichen Gedanken anpasst - Sein göttliches Handeln ist auf dieser Stufe noch verhüllt! Erst ganz oben auf dieser Leiter der Offenbarung schenkt uns Gott volle geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung Seiner Selbst, wo wir erkennen dürfen, dass Er alles nach dem ratschluss Seines Willens bewirkt, und dass an Seinem Wirken nichts bereubar ist!

Der Priester für den Äon, Christus, stand schon vor der Schöpfung Adams, ja vor dem Niederwurf der Welt fest (1Petr 1:20), die Schöpfung des ganzen Alls war von Gott als weisem Baumeister bis ins letzte Detail festgelegt - wenn Gott einen Eidschwur ablegt und sagt, dass Er nichts bereuen wird, so geht Gott in seiner Liebe auf uns schwache Menschen ein, passt Sich uns an; doch tiefer gesehen haben wir einen Gott und Vater, der das All souverän und sicher ans Ziel führt ... an Sein Herz!

Hebr 7:22

"... um so viel mehr ist Jesus auch eines besseren Bundes Bürge geworden."

Die Verbindung unseres Leitverses sind die Verse 18-21a, an welche er anknüpft. Das Gesetz konnte nichts vollenden, es ist die Einführung einer besseren Erwartung, und jetzt folgt unser neues Textwort, Jesus ist Bürge eines besseren Bundes geworden.

Wir Gläubigen aus den Nationen können mit dieser Aussage wenig anfangen, weil Gott nie mit uns bzw. unseren Vorfahren einen vormaligen Bund geschlossen hat - die Hebräer hingegen wussten sehr wohl um den Bund, den Gott mit Seinem auserwählten Volk Israel abgeschlossen hat. Ihnen (den Hebräern) wird jetzt gesagt, dass, so wie es eine bessere Erwartung für sie gibt, Jesus auch der Bürge eines besseren Bundes ist, dass Er der Garant in diesem besseren Bund wurde. Dieser bessere Bund lautet:

"Ich, Jesus, habe am Kreuz auf Golgatha die Forderung des alten Bundes erfüllt - es gibt jetzt einen neuen besseren Bund, der euch Hebräer von allen Forderungen freimacht! Als Erfüller und damit als Bürge für diesen besseren Bund rufe ich euch zu, mir in diesen besseren Bund hinein zu folgen!"

Die Hebräer mussten umdenken, weg von dem Bund der Väter, hin zu einem besseren Bund. Wir aus den Nationen werden von Anfang an in diesen besseren Bund, "das Evangelium der Gnade", hineinversetzt, wenn ... ja "wenn ihr nämlich von der Verwaltung der Gnade Gottes gehört habt, die mir für euch gegeben ist" (Eph 3:2)! Nicht Petrus, nicht Jakobus, nicht Johannes, sondern allein Paulus erhielt die Enthüllung.

Viele unserer geschätzten und in Christus geliebten Leser haben erkennen dürfen, was wir gestern am Schluss geschrieben haben, doch einige jüngere Leser unter uns sind irritiert, wenn nur noch die Aussagen von Paulus gelten sollen - hierzu in Kürze Folgendes:

Die Bibel, Gottes Wort, ist eine wunderbare Einheit, und Paulus selbst bezeugt in 2Tim 3:16, dass jedes Wort dieser Einheit gottgehaucht ist und von jedem Gläubigen in vielfältiger Weise gelesen werden muss! Doch beim Lesen muss auch beachtet werden, dass Gott Sein Wort in verschiedne Zeiten und an verschiedne Menschen richtete. Dazu mu ss erkannt werden, dass die Briefe des Apostels Paulus Geheimnisse Gottes enthüllen, die nirgendwo anders in der Schrift zu finden sind (sonst wären es ja keine Geheimnisse). Eines dieser Geheimnisse haben wir gestern schon angesprochen, es ist in Eph 3:8 ff zu lesen und beinhaltet das "Geheinis der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade", welches von den Äonen an in Gott verborgen war, doch nun durch Paulus bekannt gemacht wurde. Wo anders als in den briefen des Paulus kann es folglich von uns gefunden werden?

Gefunden wird es aber nie, wenn nur wahllos einzelne schöne Verse aus der Bibel gelesen werden, sondern nur durch das kontinuierliche Lesen der Bibel im Zusammenhang!!! Hören wir also, wenn Paulus uns schreibt: "Mithin bin ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen ..." (lies weiter Eph 3:1 ff).

Dieser bessere Bund, dessen Bürge Jesus ist, hat gewissermaßen auch eine Heimat, und hier unterscheidet sich Paulus wiederum von den anderen Schreibern der Bibel, denn er stellt klar: "Wenn ihr nun zusammen mit Christus auferweckt wurdet, suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend" (Kol 3:1). Und in Vers 2 wiederholt er: "Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!"

Die vier Evangelien berichten vom Leben Jesu auf Erden und verheißen dem gläubigen Israel die Erfüllung des irdischen Königreichs. Das Evangelium des Matthäus endet mit dem Auftrag an die Jünger, in diesem zukünftigen KÖnigreich alle Nationen zu Jüngern zumachen .. ein klarer Auftrag auf der Erde! Auch in diesem Königreich wird Jesus Bürge (Garant) sein, dass das Ziel erreicht wird, "Er wird König und Priester sein!" Doch dies umfasst lediglich. unseren kleinen Planeten "Erde". Durch die Enthüllungen, die allein Paulus offenbart wurden wird eine neue Dimension eröffnet, die überhimmlische Welt, in welcher Jesus zur Rechten Gottes sitzt. Uns wir, Seine Körperglieder?

Gemäß Eph 2:5-6 sind wir, zusammen mit den Herausgerufenen aus Israel, im Geist lebendig gemacht in Christus, in der Gnade Gerettete zusammen erweckt - zusammen niedergesetzt inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus! In Ihm sind somit auch wir (samt den angeschriebenen Hebräern) Bürger eines besseren Bundes, nämlich dem in den Überhimmeln!

Ein Wort soll uns heute noch bewegen, nämlich "Bürge", was auch mit "Garant" wiedergegeben werden kann. Wir kennen diese Bezeichnung aus dem Alltag, wo z.B. jemand für die Kreditwürdigkeit einer anderen Person bürgt, das heißt, er haftet dafür, wenn etwas schiefläuft. In unserem Leitvers lesen wir, dass Jesus eines besseren Bundes Bürge ist und notfalls auch dafür haftet, wenn ...? Man müsste den Satz vollenden: ".. wenn etwas schief läuft"; aber kann bei Ihm etwas schief laufen?

Für einen erheblichen Teil der Gläubigen hängt die Rettung von dem eigenen menschlichen Willen ab - will ein Mensch nicht an Gott bzw. Jesus glauben, so ist er eben für ewig verloren! In diesem Fall hätte es ein Bürge wahrlich mehr als schwer, denn der Ausgang ist damit unkalkulierbar! Ist Gott bei Seiner Schöpfung dieses Risiko eingegangen? Könnte Jesus unter Umständen für etwas bürgen?

Es ist kaum fassbar, wie Satan auch Gläubigen ihren Denksinn derart vernebelt hat, dass sie offensichtlich unfähig geworden sind, solche Gedanken überhaupt noch zu bewegen!

In 1Kor 3:10ff wird uns ein weiser Baumeister vor Augen gestellt, der einen Grund gelegt hat, auf dem aufgebaut wird. Für uns steht unverbrüchlich und unmissverständlich fest, dass Gott in Seiner Weisheit voer der Schöfung des Alls einen Grund gelegt hat: Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, und der ist Jesus Christus! Und Er ist Bürge, dass alles (!!!) letztendlich ans Ziel kommen wird!

Hebr 7:23

"Von jenen sind mehr als viele Priester geworden, weil ihnen vom Tod zu bleiben verwehrt wurde;"

Der Mensch wurde von Gott von Anfang an "sterblich" erschaffen - dies gilt auch für das er ste Menschenpaar im Paradiesgarten. Lediglich durch das beständige Essen der Früchte vom Baum des Lebens wurde ihr Sterbeprozess aufgehalten. Als sie durch die Austreibung aus dem Garten von diesem Baum getrennt wurden, traf das ein, was Gott vorhergesagt hatte: "... denn an dem Tage, da du von ihm isst, wirst du zum Sterben sterbend sein" (1Mo 2:17). Von da ab wirkte der Tod in den Menschen, wie wir es in Röm 5:12 lesen können.

Schon am ersten Menschen demonstriert Gott also die Vergänglichkeit. Und diese Vergänglichkeit war nur auf der untersten Stufe unserer bekannten Offenbarungsleiter ein versagen Adams - je höher wir klettern, je tiefer wir unseren Gott und Vater erkennen dürfen, desto mehr sehen wir Sein absolutes Wirken nach dem Ratschluss Seines Willens. Hier gibt es keine Panne, und erst recht nicht kann Satan, als Schlange getarnt, gegen Gottes Ratschluss wirken. Alles muss sich so vollziehen, wie der weise Baumeister es geplant hat. Adams Ungehorsam, und Fall musste folglich geschehen ... weshalb hätte sonst Gott direkt vor den Augen Adams und Evas den tödlichen "Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen" gesetzt?

Vergänglich ist der Mensch, vergänglich ist das aaronitische Priestertum samt seinen Priestern, vergänglich ist folglich auch der erste Bund Gottes mit Israel - auf diese Vergänglichkeit weist unser Leitvers hin.

Hebr 7:24

"Er aber hat, weil Er für den Äon bleibt, ein. unantastbares Priestertum,"

Nach der Vergänglichkeit allen irdischen Lebens, was wir ja gestern kurz gestreift haben, wird unse rBlick auf den "Einen" gerichtet, von dem unser neuer Leitvers sagt: "Er aber hat ...!" Und angesprochen ist erst einmal Sein unantastbares Priestertum für den gesamten verlauf des Äons des irdischen Königreiches; ab er in weiterem Sinn wird gesagt, dass Er, der Sohn Gottes und unser Herr und Haupt, bis heute als Einziger unauflösliches Leben hatte und hat! Dazu muss gesagt werden:

Vor Seiner Erniedrigung war Christus in der Gestalt Gottes, ja, Er erachtete es nicht für ein Rauben, wie Gott zu sein (Phil 2:6), was ja bedeutet, dass Er unsterblich war! Selbst als Er Sich erniedrigte und auf die Erde kam, hatte Er bei Seiner Zeugung durch Gottes Geist göttliches und natürlich auch sündloses Leben erhalten, was Joh 5:26 b ezeugt. Er, Christus, war der Fürst des Lebens, auch in Seiner Niedrigkeit!

Und dennoch musst der Christus am Kreuz dem Tod Einlass gewähren und ihn zur Herrschaft über Sich gelangen lassen, was ja Röm 5:12 anschaulich beschreibt. Ab jenem Moment, wo der Sündenberg der ganzen Menschheit auf Ihn gelegt wurde, bekam der Tod die Oberhand über Ihn und durfte sein Werk ausführen. Doch nach drei Tagen geschah das, was uns Paulus in Eph 1:15-23 in gewaltigsten Worten schildert: Gott, der Vater, erweckte Seinen Sohn aus den Toten, das Erlösungswerk war vollbracht! Gott war (auch am Kreuz) in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend (2Kor 5:19) - der Weg. zum Herzen des Vaters war in Jesus Christus frei.

Hebr 7:25

"... weswegen Er auch die völlig retten kann, die durch Ihn zu Gott kommen, weil Er immerdar lebt, um Sich für sie zu verwenden."

In Joh 14:6 sagt Jesus: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater außer durch Mich." Und an früherer Stelle (Joh 6:29) sagt Er: "Die ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat!" Dazu noch Joh 6:44: "Niemand kann zu Mir kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht!"

Drei im Grunde klare Aussagen Jesu, die deutlich widerlegen, dass ein Mensch aus sich heraus zu "dem Weg, Jesus" finden kann. Es ist einzig und allein das Werk Gottes, der den Menschen hin zu Jesus zieht! Wo bleibt also der menschliche Ruhm? Es gibt ihn nicht (lies Eph 2:8-9)! Und dennoch behaupten so viele Gläubige: "Ich" habe mich bekehrt. "Ich" habe diesen oder jenen Menschen zu Jesus geführt ... hier spricht nicht der Geist, sondern das Fleisch, welches eigentlich gekreuzigt werden müsste. Solche Gläubige nennt Paulus unter Schluchzen "Feinde des Kreuzes" (Phil 3:18-19); ihr Wanden gleicht "Holz, Gras und Stroh!" (siehe 1Kor 3:12-15), und wird im Feuer geprüft werden müssen.

Wir stellen heute im Blick auf unseren Leitvers erst einmal fest, dass kein Mensch etwas bewirken kann, vielmehr, dass Gott alles bewirkt nach dem Ratschluss Seines Willens (Eph 1:11). Und wenn wir erkennen dürfen, dass Gott auch an und in uns gewirkt hat, dann deshalb "damit wir zum Lopreis Seiner Herrlichkeit seien" (Eph 1:12)!

Ein Kindlein im Glauben mag nach unseren gestrigen Ausführungen fragen: ja, dann brauche ich ja gar nichts mehr zu tun! Richtig! Es ist uns einzig gegeben, in jenen guten Werken zu wandeln, die Gott vorher bereitet - dazu sind wir in Christus Jesus erschaffen!

Und noch eine Frage kann aufkommen: Wenn schon der Vater die Menschen zu Jesus zieht, warum zieht Er nicht alle? Warum sterben so viele Menschen in Unglauben und Sünde?

Eine Antwort auf die obige Frage kann nur mit dem wiederum schwierigen Gebiet der Auserwählung und Vorherbestimmung erklärt werden, die Paulus in Eph 1:4 und 5 anführt. Es ist Gottes erklärter Wille, dass alle Menschen gerettet werden (1Tim 4:10). Allerdings steht hier noch ein Zusatz : ".. vor allem der Gläubigen." Dieses Wort an Timotheus sagt sehr deutlich, dass zwar alle Menschen gerettet werden, dass aber zuvor nur jjene die Rettung erhalten, die Gott vor dem Niederwurf der Welt (also noch vor Erschaffung des ersten Menschen Adam) auserwählt und vorherbestimmt hat.

Hier wird klargestellt, dass es in der Rettung aller Menschen eine Rangfloge gibt, Paulus nennt dies in 1Kor 15:22-24 "Abteilung". Nach dem Erstling Christus, den Gott aus den Toten auferweckte, sind erst einmal jene an der Reihe, die Christus angehören (= die Glieder Seines Körpers), danach die Auswahl aus Israel, und dann die übrigen bei der Vollendung. Gott ist also in der Tat der Retter aller Menschen!

Ist es nicht wunderbar, wie unser Leitvers uns führt? Eine kurze Aussage kann uns tief in den Heilsplan Gottes blicken lassen!

Wir haben gestern die Rettung aller Menschen aufgezeigt, wobei die Gäubigen

  • a) aus allen Nationen und
  • b) aus Israel einen Vorrang haben.

Und unter diesen beiden "Vorranghabenden" hat die Körpergemeinde aus allen Nationen gemäß Eph 1:12 wiederum die frühere Erwartung als die Auswahl aus Israel, weil, noch bevor die Gläubigen aus Israel bei Jesu Wiederkommen auf dem Ölberg gerettet werden (siehe Sach 14:4 ff), Er uns, Seine Körperglieder, in der Entrückung zu Sich holt, wie es 1Thes 4:13-18 beschreibt.

Nun muss sehr klar gesagt werden, dass diese offensichtliche Bevorzugung der Körpergemeinde und der Auswahl aus Israel nur dem Zweck dient, als Werkzeuge Gottes alle Menschen, ja das ganze All zu Jesus zu führen, bzw. das All in Christus aufzuhaupten, wie es Eph 1:10 wunderbar darlegt, wobei auch die zwei Ebenen genannt werden, aus denen sie diese Aufhauptung vollzieht: "... beides, das in den Himmeln und das auf der Erde." Und weil Paulus diese beiden Ebenen anführt, hat Gott auch zwei Werkzeuge vorherbestimmt: Für die Himmel die Glieder am Körper Christi Jesu - deshalb unsere überhimmlische Berufung - und für die Erde die Auswahl aus Israel, welcher ja die sogenannte Missionsauftrag in Mt 28:19-20 gilt. So vollzieht sich Gottes Heilsplan nach Seiner Ordnung, bis alles zu Ihm zurückgekehrt ist und "Gott alles in allen sei"!

So weit, wie wir in den zurückliegenden Tagen geblickt haben, geht unser Leitvers nicht, sondern verengt sich auf " den Priester für den Äon", und dies im kommenden irdischen Tausendjahrreich, im vergleich zu dem aaronitischen Priestertum. Das Letztere wurde von sterblichen Priestern ausgeführt, Christus hingegen lebt immerdar, und gibt dieses Leben an jene weiter, die Er rettet.

Wen spricht unser Leitvers nun direkt an? Uns, die Körperglieder Christi Jesu bestimmt nicht, denn wir sind zum Zeitpunkt des Tausendjahrreiches längst entrückt und in der Herrlichkeit! Es betrifft also erst einmal die Berufenen aus Israel, die auch die Braut des Lammes darstellen, sowie al jene, die gemäß Mt 28:19 zu Jüngern gemacht werden. Die Grundlage der Rettung sind "Gnade und Werke". Dabei werden natürlich auch all jene auferstehen, die längst verstarben, an der Spitze die zwölf Apostel Christi Jesu.

Den Hebräer wird der "bessere" Bund vor Augen gestellt, ihr Rettung ist nicht von Gnade und Werken abhängig, sondern ist bereits in der Gnade vollzogen! Und weil sie in Christus zum Vater kamen, leben sie auch in Ihm in unmittelbaerer Nähe des Vaters. Gemäß Hebr 3:1 haben sie keine irdische, sondern eine überhimmlische Berufung und ihnen wie auch uns gilt die herrliche Zusage in Röm 8:33: "Wer wird die Auserwählten Gottes bezichtigen?" Es gibt nichts mehr, was uns belasten kann, weil Er, unser Herr und Haupt, alles restlos am Kreuz verbüßt hat!

Das Wesen des Anfangspriesters

Hebr 7:26

"Denn ein solcher Hoherpriester kommt uns auch zu, der huldreich ist, unberührt von üblem Wesen, unentweiht, von den Sündern geschieden und höher als die Himmel erhöht worden,"

Wir müssen uns beim Lesen des Hebräerbriefes immer auch vergegenwärtigen, dass die Hebräer nicht die Möglichkeit wie wir hatten, jederzeit eine komplette Bibel zur Hand zu nehmen, wo sie schnell alles nachschlagen und lesen konnten. Wohl hatte Paulus zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Briefes, der auf 68 n.Chr. datiert wird, alle seine Briefe geschrieben und Gottes Wort vervollständigt, doch es gab damals noch keine Druckereien oder Zeitungen, die etwas schnell verbreiten konnten; man war auf mündliche Überlieferung oder mühselige Abschriften angewiesen. Das Wissen der Hebräer über ihre überhimmlische Berufung war also noch sehr bescheiden im Verhältnis zu uns heute! Und wenn wir jetzt einmal bedenken, liebe Geschwister, wie wenige Gläubige heute bereit sind, trotz vorhandener Bibel auf ihre eigentliche Berufung zu achten und lieber auf das Evangelium der Beschneidung hören, wo ja noch fleischliche Werke gefordert werden, so ahnen wir, wie schwer es die Hebräer hatten! Fest verankert in den Gesetzen ihrer Väter sollten sie sich jetzt umstellen auf ein anderes Evangelium, jenes der reinen Gnade ... in diese Situation hinein ruft der Hebräerbrief jene, die Gott in Christus auserwählt und vorherbestimmt hat!

Lassen wir uns heute erneut tief bewusst werden, dass uns jenes Evangelium, das in Christi Gnade beruft, gilt; es richtet unsere Sinne nach droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend! Dort ist unsere Heimat und unser Bürgertum.

Wir haben diesen neuen Leitvers bewusst mit der gestrigen Situation der Hebräer begonnen, um Geduld und Verständnis mit den vielen Wiederholungen zu haben, die aber für die Hebräer hilfreich waren.

Nun erklingt erneut der Aufruf an die Hebräer: Wollt ihr lieber einen vergänglichen Priesterdienst, der unzulänglich ist, wollt ihr einen Hohenpriester, der selbst von Sünden behaftet und sterblich ist? Oder wollt ihr einen Hohenpriester, wie ihn unser Leitvers beschreibt?

Dass Christus alle oben aufgezählten Eigenschaften in Sich vereinte, wissen wir, aber ist uns auch so richtig bewussst, dass Er höher als die Himmel erhöht wurde?

Im Philipperbrief (Phil 2:5-11) lesen wir von Seiner Erhöhung, wobei in Phil 2:6 gesagt wird, dass Er vor Seiner Erniedrigung "wie Gott" war - gibt es hier überhaupt eine Steigerung? Die mögliche Steigerung lag in einem Namen: "Jesus"! "Jesus" ist die griechische Form des hebräischen "Joschua", was "Jewe-Retter" bedeutet. Am Kreuz auf Golgatha erfüllte Er den Inhalt dieses Namens, und jetzt lesen wir in Phil 2:9: "Darum hat Gott Ihn auch überaus hoch erhöht ..." "Überaus hoch" heißt, der Name "Jesus" wurde zu einem "begnadeten" Namen, weil sich nun, nach dem Kreuz, Schritt für Schritt Gottes Heilsplan erfüllt. In diesem Namen "Jesus" beugen sich einmal alle Knie, und jeder Zunge wird huldigen: "Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters."

Hebr 7:27

"... der nicht täglich genötigt ist, wie die Hohenpriester, zuvor für die eigenen Sünden Opfer darzubringen, darauf für die des Volkes; denn dies hat Er ein für allemal getan, indem Er Sich Selbst darbrachte."

Was für uns heute ein selbstverständliches Wissen ist, war für die Hebräer (wie wir vorgestern ausgeführt haben), ein neues überwältigendes Glaubensgebiet. Sie brauchten nicht mehr auf sterbliche und sündige Priester schauen, die erst einmal für sich selbst Opfer darbringen mussten, um hernach für das Volk eintreten zu können ... nein ihr Blick wurde auf "Jene" gelenkt, der, von jeder Sünde geschieden, Sich Selbst als Opfer darbrachte.

Schauen wir heute erneut auf Ihn, wie Er Sich Selbst darbrachte, aber übersehen wir nicht das Wichtigste, worauf Jesus einst Sinen Jünger Philippus hinwies: "Wer Mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen (Joh 14:9). Dies ist eine Generalaussage, die zu wenig beachtet wird. Immer wieder weist Jesus Seine Jünger und Zuhörer auf den hin, der Ihn gesandt hat ... Ihm, dem Vater gebührt die Ehre, aller Ruhm und Herrlichkeit. Auch Paulus wurde vom Geist in seinen Briefen derart inspiriert, dass am Ende immer auf den Vater gewiesen wurde. Bedenken wir, wie zum Beispiel nach all den herrlichen Versen in Eph 1:1-14 zu lesen ist: "... zum Lobpreis Seiner (Gottes) Herrlichkeit."

Der Vater war im Anfang, Er war es, der den Sohn Seiner Liebe zeugte. Er erstellte einen Heilsplan für Seine Schöpfung, Er stellte das Opferlamm bereit, Er war in Christus am Kreuz, die Welt mit Sich Selbst versöhnen - und Er, der Vater, wird am Ende alles in allen sein.

Was Jesus am Kreuz dar- und vollbrachte, steht in engstem Zusammenhang mit dem Vater, bzw. mit dem Ratschluss Seines Willens, und vor allem mit Seinem Wesen, denn "Gott ist Liebe" (1Jo 4:8). Es ist heiligster Boden, den wir betreten, wenn wir hier sagen dürfen, dass vor aller Schöpfung Gottes Liebe" war. Und "diese Liebe" war es, die den Vater veranlasste, die Schöpfung ins Leben zu rufen, weil Liebe 8und das wissen wir alle) ein Gegenüber braucht, um sich zu erzeigen.

Wenn wir nun fragen, was "Liebe" ist, brauchen wir nur in 1Kor 13 nachzulesen. Sind wir Menschen zu dieser hier beschriebenen Liebe fähig? Wohl kaum!!! Aber Gott, zu dem wir Abba, Vater, sagen dürfen, ist diese Liebe!

Doch nun kommt das selbst für viele Gläubige schwer Fassbare: Warum geht Gott solch furchtbare Wege über das Böse, die Finsternis, die Sünde und schließlich über das blutige Opfer am Kreuz, um ein Gegenüber für Seine Liebe zu finden? Hätte Er dieses Gegenüber nicht allein durch ein einziges Machtwort bewirken können?

Bewegen wir heute einmal 1Mo 1:27: "Und es erschafft Alueim den Menschen in Seinem Bilde" - und dieses göttliche Bild, ist ja "Liebe"! "Liebe" wurde also von Anfang an in den Menschen hineingelegt, quasi als Samenkorn!"

Scheinbar sind wir mit unseren gestrigen Gedanken weit von unserem Leitvers entfernt, und doch sind wir ihm ganz nahe, denn das ganze Geschehen im All hat seinen Mittelpunkt in dem Opfer auf Golgatha, wo Sich Jesus Selbst darbrachte. Aber ... die Triebfeder zu allem war die Liebe Gottes, die ein Gegenüber sucht, um sich zu erweisen; und so wurde Adam, der erste Mensch im Bilde Gottes erschaffen und dabei die göttliche Liebe samenkornartig in ihn gelegt. Nur - ein Samenkorn allein bringt nichts! Es muss wachsen und reifen!"

Es ist ein schweres Thema, welches wir hier in dem uns gegebenen Rahmen behandeln sollen, wir können also nur stichwortartig vorgehen, überdenken und bewegen müssen wir es in unseren Herzen selber.

Gottes Wille war, dass dieses Samenkorn im Menschen schwierigsten Umständen ausgesetzt wurde. Der Mensch durfte (musste) von der Schlange verführt werden und damit in Sünde gegen Gott fallen Die erste Folge: Tiere mussten sterben um ihre Felle zur Bekleidung der Menschen zu opfern (1Mo 3:21) Es floss also hier schon Blut. Das nächste Blut floss dann bereits bei dem Brudermord Kains an Abel; und fortan zeichnete die folgende Menschheit eine blutige Spur des Bösen. Wie sollte nun das Samenkorn "Liebe" unter solchen Umständen im Menschen reifen? Oder gar Gegenliebe (was ja Gottes Ziel war, erzeugen?

Wir gehen die gestern am Schluss gestellte Frage derart an, indem wir zuerst einmal Jes 55:8 lesen: "Denn Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht Meine Wege, so erklärt Ieue." Wir wählen dieses Zitat bewusst aus, weil immer wieder von Ungläubigen zu hören ist, sie könnten nicht an einen Gott glauben, der Seinen Sohn auf brutale Weise von Menschen abschlachten lässt! Doch gerade dies sind die Wege Gottes, die nur schwer und allmählich verständlich werden!

Als Gott den Menschen in Seinem Bilde erschuf und en Odem der Lebenden einhauchte, pflanzte Er diesem nicht nur das Samenkorn "Liebe" ein, sondern auch die Fähigkeit, aus Gegensätzen zu lernen. Durch all die Generationen seit Adam trug nun der Mensch das Samenkorn "Liebe" in sich, es war und ist bei heute die mehr oder weniger zum Vorschein kommende ganz zarte sehnsucht nach Liebe. Aber wi ekommt sie zum Erblühen?

Der Gegensatz von Liebe ist "Hass", "Brutalität" ... und so schuf Gott auch diese Gegensätze, nämlich das Licht und das Finstere, das Gute und das Böse (gem. Jes 45:7). Und Er schuf die Gegensätze einzig und allein, um daran Seine göttliche Liebe aufzuzeigen. Der Mensch musste und muss im Bösen und Finsteren total untergehen, um zu der von Gott gegebenen Zeit zu erkennen, dass Gott wirklich "Liebe" ist!

Wir dürfen heute einen unseren Gott und Vater verherrlichenden Schluss ziehen: Das Finstere und Böse in Gestalt Satans ist nicht (!!!) durch den Aufstand eines gefallenen Engels entstanden, wie uns eine irrende kirchliche Lehre glaubend machen will, sondern ist gezielt von Gott erschaffen worden, mit dem einen Vorsatz: Von diesem finsteren und bösen Hintergrund Seine Liebe aufleuchten. zu lassen - und Er hat den Menschen so erschaffen, dass dieser aus diesen Gegensätzen Seine Liebe auch erkennen, ja erwidern kann! Das Finstere und Böse wird damit zu einem göttlichen Werkzeug! Damit wandelt sich die menschliche Frage: "Warum all das Finstere und Böse" in eine den Vater verherrlichende Antwort: "Um Seine Liebe zu erkennen und sie zu erwidern!"

Die Sünde kam seit Adam in alle Menschen, und mit ihr der Tod (Röm 5:14), und die Gewsalt über den Tod hat gemäß Hebr 2:14 der Widerwirker. Nun hat es Gott gewirkt, dass gemäß 1Petr 1:19-20 von Anfang an ein Gegenspieler zu der Sünde und dem Tod vorhanden war, der das Verlorene zurückbringt: "Denn ebenso wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden. Jeder aber in seiner besonderen Abteilung ..." (1Kor 15:22-23a).

Wir merken, liebe Geschwister, wie langsam das Kreuz Christi in den Mittelpunkt rückt und uns ganz nahebringt, was die Liebe Gottes beinhaltet!

Wir kommen heute fast schon zwangsläufig zu dem herrlichen Wort in Joh 3:16: "Denn so liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einzig gezeugten Sohn gibt, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe." Mit den in den vergangenen Tagen gemachten Gedanken gewinnt dieser Vers mehr und mehr an Leuchtkraft! Merken wir dies?

Die Dahingabe des Sohnes und dessen freiwillige Unterordnung unter den Vater führten zu jenem einerseits blutigen, aber andererseits herrlichsten Ort im gesamten All: Dem winzigen Planten "Erde" mit seinem "Kreuz auf Golgatha"! Indem Sich der Sohn Selbst darbrachte, zeigte Er nicht nur "wie sehr Gott die Welt liebt", sondern auch den Weg aus Sünde, Verlorenheit und Tod herauszukommen - durch den Glauben an Ihn!

Doch wie sollte ein Mensch aus sich heraus diesen Glauben aufbringen? Gott wusste, dass der in Sünde gefallene Mensch dies nicht konnte! Und so macht Jesus klar und deutlich: Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat" (Joh 6:29). Und einige Verse weiter, in Joh 6:44: "Niemand kann zu Mir kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht"! Diese Worte sagt Jesus zu Seinen Jüngern. Wer dies immer noch nicht verstehen will, lese Eph 2:8-9: "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies ist nicht (!) aus euch, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme."

Hebr 7:28

"Denn das Gesetz setzt Menschen zu Hohenpriestern ein, die mit Schwachheit behaftet sind, das Wort des Eidschwurs dagegen, der erst nach dem Gesetz kam, setzt den Sohn ein, der für den Äon vollkommen gemacht ist."

Unser neuer Leitvers setzt im Grunde jenes fort, was uns die zurückliegenden Tage beschäftigt hat: Gott ist der allein Wirkende und Er wirkt nach Seinem göttlichen Grundsatz! Lesen wir unseren Leitvers aufmerksam durch, dann ist unüberhörbar: Zuerst war die Schwachheit, und dann erzeigte sich die Kraft Gottes. Unserem Text gemäß: Zuerst war das Gesetz, von schwachen Menschen gehandhabt, es konnte nie zu einem Ziel führen - doch dann erzeigte Sich Gott indem Wort des Eidschwurs, um dem im gGesetz untergehenden Volk Seine Liebe in dem Mensch gewordenen Sohn "Jesus" (= "Jewe-Retter") zu erzeigen.

Von Anfang an wusste Gott, wie das Verhalten des ersten Menschen paares im Paradiesgarten ablaufen würde, in 1Mo 3:15 sehen wir schon den ersten Hinweis auf den "Jewe-Retter". In 5Mo 31:16 offenbart Gott Seinem Knecht Mose, dass Sein Volk Ihn verlassen und den Bund brechen würde ... wobei wir lernen müssen, dass Gott auf den unteren Stufe der Offenbarungsleiter den Menschen wirken lässt, doch je höher wir diese Leiter erklimmen, desto mehr wird klar, dass Gott sicher und fest alle Fäden in der Hand hält - alles ist geplant und festgelegt und nichts läuft schief. Selbst der Widerwirker (dem von der menschlichen Kirchenlehre eine irrige Selbstständigkeit eingeräumt wird) darf nur jenes tun, was Gott ihm einräumt, wozu Hiob ein Paradebeispiel ist. Doch auch Hiob musste am Ende zugeben, dass Gott alles vermag (Hi 42:2).

Lies weiter:
Der Hebräerbrief - Kapitel 8