Der Römerbrief - Kapitel 14

Aus Bibelwissen
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Abschrift: Der Römerbrief I - IV (2001)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Römerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Römerbrief - Kapitel 14

Die Verantwortung des Gläubigen
Das Beste für den Nächsten suchen
Tut alles zur Ehre Gottes

Die Verantwortung des Gläubigen

Röm 14:1

"Nehmt euch aber des Schwachen im Glauben an, doch nicht zur Beurteilung von Folgerungen."

Mit Abschluss des 13. Kapitels hat Paulus seine Ausführungen betreffend Dienst und Wandel nicht abgeschlossen, sondern gibt ihnen einen weiteren Akzent: Wie haben wir uns in ganz bestimmten Situationen anderen Gläubigen gegenüber zu verhalten. Paulus hatte zu seiner Zeit viele unterschiedliche Gemeinden betreut, und es gab viel Aufregung, wie das praktische Leben der Gläubigen anzusehen hat. An diese Gemeinden gab Paulus zuerst einmal seine Anweisungen. Doch wenn wir die Verse lesen, so merken wir schnell, dass es zwischen damals und heut nicht viele Unterschiede gibt; der eigentliche Punkt, auf den Paulus hier abzielt, betrifft uns in gleichem Maße.

Die erste Aufforderung heißt, sich der "Schwachen im Glauben" anzunehmen. Dazu müssen wir uns aber als Erstes im Klaren sein, was der "Glaube" überhaupt ist. Ein kurzer Streifzug durch dieses Gebiet ist also nicht nur nützlich, sondern angebracht.

Wenn wir von "Schwachen im Glauben " lesen, kommt sehr schnell die Meinung auf, dass dies an den Betreffenden selbst liegt. Wer diese Richtung dann weiter verfolgt, kommt letztendlich zu dem Schluss, dass der Glaube generell vom Menschen aufgebracht werden muss. Die Folge hiervon: Der größte Teil der Menschheit wird von Gott zu einer unendlichen Höllenqual verdammt, weil sie nicht an Ihn glauben wollten. Damit wäre die Erschaffung des Menschen wohl der größte Fehlschlag im ganzen A ll geworden! Kann solch eine Meinung Gott in Seiner Allmacht verherrlichen? Gott gliche damit einem Baumeister, der die Planung eines Bauwerkes macht und nach Fertigstellung des Gebäudes erleben muss wie dieses einstürzt. Zu Recht würde die Menschheit solch einen Baumeister vor Gericht stellen und ihn wegen seiner Unfähigkeit verurteilen.

Doch Gott segnete das erste Menschenpaar (1Mo 1:28), was ja "Wohl-Wort" beinhaltet, Sein Ziel war nicht Vernichtung, sondern ist das Wohl des Menschen!

Nach 1Kor 1:22 entsteht tatsächlich der Eindruck, der Glaube müsste vom Menschen aufgebracht werden. Der Glaube wäre damit eine reine Willensfrage, weil es vom Wollen oder Nichtwollen des Menschen abhinge. Doch in Röm 10:17 lesen wir: "Demnach kommt der Gaube aus der Kunde". Hier wird uns zunächst gezeigt, wodurch der Glaube überhaupt entsteht. Dabei wollen wir festhalten, dass der Glaube nicht aus dem Menschen, sondern aus der Kunde kommt. Und "die Kunde" ist ja nichts anderes als "das Gehörte".

Den nächsten Schritt machen wir in Fortsetzung von Röm 10:17: "... die Kunde aber durch einen Ausspruch Ch risti". Es ist also das von uns gehörte (oder gelesene) Wort Christi, welches wir in uns aufnehmen und das in uns den Glauben bewirkt. Es ist so, wie wenn Christus Selbst zu uns spräche. Genau dies bestätigt uns Paulus in 2Kor 5:20: "Daher sind wir Gesandet für Christus, als ob Gott durch uns zuspräche". Das Wort Gottes, welchem wir durch Hören oder Lesen begegnen, spricht uns also mit Kraft an, und die Kraft kommt von Seinem Geist, der das Wort erfüllt. "Alle Schrift ist gottgehaucht ..." (2Tim 3:16), also durch Seinen Geist entstanden und auch mit diesem erfüllt. Wenn wir trotzdem lesen, dass die Kunde durch einen "Ausspruch Christi" kommt, dann deshalb weil Gott alle Seine Taten durch Seinen Sohn ausführen lässt. Des Vaters Wort redet durch den geist Christi zu uns.

Wir lassen uns heute gerne belehren, dass die Kunde durch einen Ausspruch Christi kommt, die zentral "das Wort vom Kreuz" beinhaltet. Und dieses Wort ist kein leeres Geschwätz, sondern vielmehr "Geist und Leben", wie es Joh 6:63 bezeugt. Es bewirkt also etwas in uns, weil es "in Kraft und in heiligem geist und vieler Vollgewissheit" zu uns kommt (siehe 1Thes 1:5).

Wir sind noch auf dem Weg. zu der Feststellung, dass der uns innewohnende Glaube keine Willensentscheidung des Menschen ist, sonder eine Gabe Gottes. Dieses Erkennen ist die Grundlage im Umgang mit anderen Glaubensgeschwistern. Wir fahren also in unserer Beweisführung noch etwas fort.

Die sichtbaren Tatsachen lehren uns, dass nicht der Mensch von sich aus das Wort vom Kreuz, was Rettung bedeutet, aufnehmen kann, vielmehr muss dies der dem Wort innewohnende Geist tun. Bevor wir den Glauben erhielten, waren wir geistlich "tot". In solch einem Zustand ist kein Mensch von sich aus in der Lage, den Glauben selbst anzunehmen, denn das einzige Aufnahmeorgan hierfür, "der Geist", ist ja tot! Der Anstoß muss also von außen kommen!

Der Geist jener, denen Glauben geschenkt wird, muss lebendig gemacht, d.h. mit göttlichem Leben erfüllt werden. Dies geschieht wohl in jenem Augenblick, wenn ein Mensch die Botschaft vom Kreuz hört (oder liest) und er plötzlich das Gehörte glauben kann! Jeder von uns muss dies in irgendeiner Form erlebt haben. Wenn also Gottes Zeit für einen Menschen gekommen ist, so kommt mit der Kunde vom Kreuz der Geist Christi in ihn, berührt seinen bis dahin für Gott toten Geist und erfüllt ihn mit Leben aus Seinem Geist. Jetzt erst ist der Geist des betreffenden Menschen lebendig gemacht, der Geist Christi hat des Menschen Geist mit der Kraft zum Glauben erfüllt.

Wir halten fest: Jeder, der heute an die Botschaft des Kreuzes glauben kann, ist ein in Christus Berufener und Auserwählter Gottes. Wer zu dieser Auswahl gehört, den hat Gott schon lange vorher bestimmt, weil Er uns "in Christus vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat, damit wir Heilige und Makellose vor Seinem Angesicht seien" (Eph 1:4).

Wir wollen als letzten Beweis, dass kein Mensch aus sich selbst heraus zum Glauben kommen kann noch auf das bereits behandelte Wort in Röm 9:16 hinweisen: "Demnach liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Rennenden, sondern an dem Sich erbarmenden Gott"

So klar uns dieses Wort zeigt, wer der Handelnde ist, so lässt es doch die Möglichkeit offen, dass ein Mensch schon gerne glauben möchte, ja sich sogar danach ausstreckt - es wären dies die "Wollenden" und "Rennenden". Doch ob er ein Auserwählten Gottes ist, zeigt sich erst, wenn Gott tin sein Leben eingreift und er glauben kann.

Wir wollen an dieser Stelle unbedingt dem Eindruck wehren, als ob wird, die Berufenen, ein Elitetruppe Gottes darstellen und die übrige Menschheit minderwertig ist. "Berufung" ist keine Belohnung, sondern dient der Rettung aller! Es entspricht dem Ratschluss Gottes, dass Er mit einer vorgezogenen Segnung Einzelner die ganze Menschheit, ja das gesamte All segnen wird. Wir, die berufenen Glieder am Körper Christi, sind nicht die einzig Geretteten, sondern lediglich die Werkzeuge, die Gott zur Rettung aller benutzt. In 1Kor 15:23-24 lesen wir in Bezug auf die Lebendigmachung aller: "Jeder aber in seiner besonderen Abteilung. der Erstling Christus, darauf die Christus Angehörenden, bei Seiner Anwesenheit; danach die übrigen bei der Vollendung, wenn Er die Königsherrschaft Seinem Gott und Vater übergeben wird ..." Die Kunde vom Kreuz wird also so lange geheroldet werden, bis das letzte Geschöpf Gottes seine Knie beugt und mit der Zunge huldigt: "Herr ist Jesus Christus, zu Verherrlichung Gottes, des Vaters" (Phil 2:11).

Es ist die Aufgabe Israels, bei der Erreichung dieses Zieles das irdische wErkzeug Gottes zu sein, so wie wir Werkzeuge in den überhimmlischen Regionen sein dürfen (siehe Eph 1:10).

Wir werfen heute einen Blick in Eph 1:13, wo uns im Telegrammstiel der Vorgang beim Glaubensanfang gezeigt wird: "In Ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung, hört - in Ihm seid auch ihr, die ihr glaubt, versiegelt mit dem geist der Verheißung, dem heiligen" Wir haben hier den bekannten Werdegang: Hören - glauben - versiegelt werden, wobei die Versiegelung bedeutet, dass unsere Rettung niemand mehr antasten kann! Wir haben dieses Wort heute gewählt, weil darin deutlich "das Evangelium eurer Rettung" genannt ist. Dieser Glaubensanfang bezieht sich also auf das Fundament, unsere Rettung. Hier darf und kann es keinerlei Glaubensunterschiede geben! Wir betonen also nochmals, Wer an Jesus Christus als seinen persönlichen Retter glauben kann, ist in der heute laufenden Verwaltung der Gnade ein zur Körperschaft Christi Jesu Berufener!

Doch auf diesem Glaubensgrund muss ein Wachstum erfolgen, wie es Paulus den Korinthern unterstellt: "... wir haben aber die Zuversicht, wenn euer Glaube gewachsen ist". Der uns geschenkte Glaube an unsere Rettung ist somit unsere Grundlage, doch das weiter Glaubenswachstum hat auch etwas mit unserem Wandel zu tun! Worin soll nun unser Glaube wachsen? Eine Antwort finden wir in Kol 1:10: "... in der Erkenntnis Gottes wachsend".

Ein gewaltiger Schritt in der Erkenntnis ist es, wenn wir erkennen, dass es gar nicht unser Glaube ist, der die Rettung bewirkt! Lesen wir doch hierzu bitte noch einmal aufmerksam Röm 3:21-23. Wir sehen, der Glaube wird hier differenziert, es ist hier die Rede vom Glauben Jesu Christi, der die Gerechtigkeit Gottes bewirkt. Sein Glaube bewirkt also die Rettung, indem er uns die Gerechtigkeit Gottes bringt. Zum andern ist die Rede von den Glaubenden, auf welche die Gerechtigkeit Gottes kommt. Es kling zwar kompliziert, ist aber ganz einfach: Unser Glaube ist abhängig von Seinem Glauben!

Wir hoffen, dass es Sie, liebe Leser, nicht verdrießlich macht, wenn wir so viele Tage "dem Glauben" widmen. Aber vielleicht kann dadurch doch mancher mehr Licht erhalten.

Unsere vertiefte Erkenntnis besagt, dass unsere Rettung, im Glauben an den Glauben Jesu Christi besteht! Wir können also auch hier wieder in gewissem Sinn die Unterscheidung zwischen unserer Stellung und unserem Wandel erkennen: Im Glauben Jesu Christi ruht unsere Rettung, dies ist unsere unverrückbare Stellung. Unser Glaube an diese Rettung ist das Werk Gottes. Diesen Glaubensgrundsatz kann uns niemand rauben. Aber - dieser Glaube soll wachsen, soll gestärkt werden, ja soll sogar las Kampfmittel eingesetzt werden (siehe Eph 6:16). Wenn wir in 2Tim 4:7 lesen, wie Paulus am Ende seiner Laufbahn aufatmend bekennen kann "... den Glauben habe ich bewahrt", so müssen wir hier erkennen, dass Paulus nicht den Glaubensgrund an Gott meint, sondern von dem spricht, was er auf diesem Glaubensgrund aufgebaut ha t. Seine Worte an Timotheus haben somit ein großes Gewicht: "Ringe den edlen Ringkampf des Glaubens" (1Tim 6:12). Der Glaube gewinnt also für uns eine neue Dimension, er wird ein Stück Wandel, der uns etwas abverlangt.

"Glauben" beinhaltet ja "Vertrauen", und dies im Hinblick auf das Wort Gottes. Und dem Wort Gottes auch in unserer gefährlichen Frist mehr zu vertrauen als z.B. all den klugen Wissenschaftlern, die uns durch ihre menschliche Weisheit nur zu oft verunsichern, ja Gottes Wort als unglaubwürdig darstellen möchten, dies ist unser Glaubensteil! Die Schrift spricht oft von solchen Glaubenden, denken wir nur an die Glaubenshelden, die uns in Hebr 11 aufgezählt sind. Es ist also für uns überaus wichtig, unseren Glauben in unserem Wandel einzusetzen und uns an jenen zu orientieren, die uns als Vorbild gesetzt sind.

Wir lassen jetzt den rettenden Glauben unseres Herrn hinter uns, ebenfalls den durch den heiligen Geist in uns gewirkten Glauben an diese Rettung und widmen uns jenem Glaubensteil, der wachsen soll, der in edlem Ringkampf von uns immer mehr errungen werden soll, der aber auch stillstand erfahren kann, im schlimmsten Fall lesen wir von "Schiffbruch am Glauben" (1Tim 1:19) und von der Tatsache, dass in nachmaligen Fristen etliche vom Glauben abfallen werden (1Tim 4:1 ff).

Herrscht auf dem Grund des Glaubens, unserer Rettung in Jesus Christus, völlige Einigkeit, so sehen wir beim Wachstum des Glaubens gravierende Differenzen. Wir werden von Paulus auf das Vorhandensein von "Starken" (in Röm 15:1 werden sie "Kraftvolle" genannt) und "Schwachen" im Glauben aufmerksam gemacht. Deshalb die Ermahnung: "Nehmt euch aber des Schwachen im Glauben an".

Wir haben stets betont, dass diese "Schwachheit" keine Ungläubigen sind, dass sie genauso wie die Kraftvollen in Christus gerechtfertigt sind. Aber - durch gewisse Umstände sind sie im Glauben schwach, d. h., ihr Vertrauen ist sehr gering. Dies können, so paradox es sich anhört, gerade die menschlich Starken sein. Wer viel einege Willenskraft besitzt, wer auch sonst körperlich stark ist, wird sich darin schwer tun, dass er zu seiner eigenen Rettung nicht hinzufügen kann. Er wird also ständig von seinem Fleisch versucht sein, dies oder jenes zu tun. Doch Paulus meint auch jene Schwachen, die aufgrund ihrer Veranlagung schwer etwas allein tun können; sie suchen ständig Hilfe oder einen Rat bei anderen. Hilfe kann für solche Schwachen auch durchaus in Teilen des Worte Gottes liegen, die für Israel bestimmt sind, also Teile des Gesetzes, der Vorschriften. und Gebote. Ihre Schwäche kommt aber dadurch ungehindert zum Vorschein, weil sie (noch) nicht erkannt haben, dass zwar alle Schrift gottgehaucht und nützlich zur Belehrung ist, dass aber das Wort auch richtig geschnitten werden muss, indem die irdische Berufung Israels und unsere überhimmlische Berufung auseinander gehalten wird.

Bevor Paulus auf die näheren Umstände unseres Dienstes eingeht, mahnt er uns, keine Beurteilung von Folgerungen. zu machen. Was meint er damit?

"Folgerungen" sind das Ergebnis von Gedankengängen, die wir uns über andere machen. Wenn wir "Schwachen" im Glauben begegnen oder sie in unserer Nähe haben, dann sollen wir helfen, aber nicht urteilen oder beurteilen. Da gibt viele Gläubige, die den alleinigen Glauben nicht als ausreichend ansehen, sie fühlen sich verpflichtet, dies z.B. mit einem öffentlichen Akt der Wassertaufe bezeugen zu müssen. Andere halten an der Verpflichtung des "Sabbathaltens" fest. Die Reihe kann beliebig fortgesetzt werden. Nun sagt Paulus aber nicht, dass wir eine Gemeinschaft abbrechen oder verlassen sollen, wenn sie nicht unseren Erkenntnissen entspricht, er fordert vielmehr zur Hilfe auf.

Es ist gut, wenn wir uns darüber im Klaren sind, dass die Gemeinschaft der Gläubigen nicht auf umstrittenen Lehren über Gottes Wort gedeihen kann, sondern auf dem, was uns Eph 4:11-16 sagt: "Eine Körperschaft, ein geist, ein Erwartungsgut, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller." All diese Punkte lassen keinerlei unterschiedliche Auslegungen zu, hier besteht also völlig Einigkeit. Im übrigen muss noch gesagt werden, dass die Einheit des Geistes nicht durch uns, sondern eben durch den Geist besteht, unser Teil ist es nur noch, diese bestehende Einheit durch das Band des Friedens zu halten. (Es sei hier vorsichtshalber angemerkt, dass Paulus mit " eine Taufe" niemals die Wassertaufe meinte, diese Thema hat er längst abgehandelt und geklärt; gemeint ist hier selbstverständlich die Taufe in Christi Jesu Tod, wie es Röm 6:1 ff lehrt).

"Frieden halten" bedeutet, nicht erst zu überlegen, ob der Andersdenkende unseres Friedens wert ist, sondern es ist das "aufeinander Zugehen", Helfen und Zusprechen ohne Folgerungen.

Röm 14:2

"Der eine glaubt, alles essen zu dürfen, der Schwache aber isst nur Gemüse."

Paulus wird nun konkret, d.h., er bringt praktische Beispiele. Es ist anzunehmen, dass in jenen römischen Gemeinden viel Unsicherheit über das Essen bestand. Durch die vielen Judenchristen, die ihre altjüdischen Essgewohnheiten nicht abgelegt hatten, wurden die Christus aus den Nationen verunsichert. Ein klares Wort war notwendig. Und heute?

Es ist gut, wenn wir ein grundsätzliches Wort über das Essen sagen. Man kann aus Glaubensgründen seine Essgewohnheiten zwar ändern, was Paulus aber nicht fordert, ja es sogar als Schwachheit bezeichnet; aber man kann auch aus gesundheitlichen Gründen sein Essen z.B. auf Gemüse umstellen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn ein Mensch feststellt, dass er sich bei Essen von Gemüse körperlich wohler fühlt als bei Fleischspeisen. Wir halten es ganz im Gegenteil für ein Zeichen von Vernunft, das Essen dem individuellen Körperbefinden anzupassen.

Ein kurzer Abstecher in die Tage des ersten Menschenpaares im Garten Eden zeigt uns, dass Gott ihnen nicht gebot, Fleisch zu essen, sondern pflanzliche Kost (1Mo 2:16). Das Schlachten. und Essen von Tieren wurde erst außerhalb des Paradiesgartens praktiziert, also nach dem Sündenfall.

Interessanterweise sehen wir bei Paulus eine Veränderung in seiner Haltung zum Essen. Noch in Apg 15, auf jenem denkwürdigen Apostelkonzil in Jerusalem, lesen wir, wie Paulus durchaus mit Jakobus einig war, dass sich die Gläubigen aus den Nationen von Götzenopfern, Blut und Ersticktem fernzuhalten hätten (Apg 15:28-29). Doch schon im ersten Brief an die Korinther (und der Römerbrief wurde ja von Korinth aus geschrieben) schreibt Paulus: "Alles ist mir erlaubt, doch nicht alles fördert mich! Alles ist mir erlaubt, doch ich werde mich durch nichts unter deren Vollmacht stellen lassen" (1Kor 5:12).

Wir sahen gestern, dass im Leben des Paulus auch in Bezug auf das Essen wachstümliche Veränderung stattfanden. Der im Wort Gottes noch Ungereifte wird sich wahllos jenes Wort herauspicken, welches ihm gerade in die jeweilige Situation passt. Er findet Worte für und gegen bestimmtes Essen. Doch der Gereifte Weiß, dass die Briefe im Anfang der Wirkungszeit des Apostels sogenannte "Übergangsbriefe" sind, die noch. n icht das Vollkommene beinhalten. Sol weist Paulus in 1Kor 13:10 auf eine kommende Zeit der Reife hin. Diese Reife wurde Paulus im Gefängnis in Rom enthüllt, er dokumentiert sie mit den Worten: "... bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zum gereiften Mann, zum Maß des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus, damit wir nicht m ehr Unmündige seien, von jedem Wind der Lehre wie von brandenden Wogen hin und her geworfen und umhergetragen durch die Unberechenbarkeit der Menschen, durch die List, die darauf ausgeht, den Irrtum planmäßig auszubreiten" (Eph 4:13-14). Und im Reifebrief an die Kolosser lesen wir dann die unzweideutigen Worten: "Wenn ihr nun zusammen mit Christus den Grundregeln der Welt gegenüber gestorben seid, was stellt ihr euch wie in der Welt Lebende unter Erlasse: Rühre das nicht an! Koste das nicht!" (Kol 2:20-21).

Wir wollen hier nochmals ausdrücklich festhalten: Nicht derjenige wird als "Schwacher im Glauben" bezeichnet, der sich aus gesundheitlichen Gründen seine Kost auswählt, sondern jener, der sich unter bestimmte Erlasse stellt und somit aus gesetzlichen Gründen seine Essgewohnheiten einhält.

Paulus zählt sich offensichtlich zu den Starken, also zu jenen, die sich kein Gewissen mehr in Bezug auf ihr Essen machen. Aber er mahnt, uns der Schwachen im Glauben anzunehmen, sie nicht links liegen zu lassen, ihnen nicht unsere Stärke vorzuführen, sondern ihnen vor allem unsere Liebe zu zeigen. Und Liebe ist vorurteilsfrei, sie git nur, ohne zu fordertn!

Röm 14:3

"Wer alles isst, verschmähe nicht den, der nicht alles isst; und wer etwas nicht isst, richte nicht den, der es isst. Denn Gott nahm Sich seiner an."

Es gibt verschiedene Stadien oder Etappen im Leben eines Gläubigen, die normalerweise durchlaufen wird. Das Ziel haben wir gestern in Eph 4:13 gelesen: "... bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zum gereiften Mann". Der Glaube hat also ein Fundament, welches allen ohne Unterschiede geschenkt ist: Die Rettung in Christus Jesus. Im Wachstum des Glaubens gibt es allerdings Unterschiede, doch auch hier ist ein Ziel vorgegeben: Die Einheit in der Erkenntnis des Sohnes Gottes, die wiederum in der Erkenntnis des Vaters mündet.

Eine sehr interessante Aussage macht Johannes in punkto Wachstum: "Ich schreibe euch, ihr Kindlein, ich schreibe euch, ihr Jünglinge, ich schreibe euch, ihr Väter" (1Jo 2:12-13). Und er liefert auch gleich die Kennzeichen des jeweiligen Standes mit: Die Kindlein haben den ersten Stand der Sündenerlassung bekommen, die Jünglinge sind kämpferisch, sie haben den Bösen überwunden, und die Väter ... ja sie strahlen die göttliche Ruhe aus, weil sie den erkannt haben, der von Anfang an ist.

Nun ist leicht erkennbar, dass viele Gläubige den stand der Kindlein nicht verlassen, ihr Glaubensleben bewegt sich ständig im bereich der Sündenerlassung. Sie rennen und laufen, umso viele wie möglich zur Buße und Umkehr zu Gott zu bewegen. Die Jünglinge hingegen haben den Kampf gegen das Böse gekämpft, sie haben offensichtlich die richtige Waffenrüstung gefunden und benutzt. Die Väter haben die Einheit des Glaubens erlangt, sie haben, wie Hiob, den Vater erkannt.

Es ist ein Zeichen von reife, wenn wir stille sein können, wenn wir unterschiedliche Erkenntnis ertragen können, wenn es uns nichts ausmacht, wenn einer alles oder der andere nur weniges isst.

Wir lesen heute zu Beginn noch ein Wort aus 1Tim 2:8: "Ich beschließen nun, dass die Männer an jedem Ort beten, huldreiche Hände aufheben, ohne Zorn und Folgerungen". Hier wird uns die iedeale Handlungsweise von solchen, die im Glauben gereift sind, vorgestellt. Wie wäre es, wenn wir, anstatt zu kritisieren, im Stillen beten würden? (Wobei unser Gebet nicht in die Richtung gehen sollte, dass unser Gegenüber so werden möge wie wir!).

Es muss unser Anliegen sein, unseren Gegenüber nicht über sein (in unseren Augen) Fehlverhalten aufzuklären, sondern ihn zu tragen und ihn, wie Paulus es vorgemacht hat, in den Gebeten zu erwähnen, indem wir um gesitliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst bitten (siehe Eph 1:15 ff).

Wir haben nicht zu folgern, wir haben nicht zu richten, wir haben aber zu bedenken, dass jeder Gläubige von Gott angenommen wurde, und dies heißt: Er ist in Christus vor dem Niederwurf der Welt auserwählt worden, er ist durch Christus zum Sohnesstand vorherbestimmt, er hat die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen, um nur einige Punkte aufzuzählen, die in Eph 1:3 ff genannt sind. Dabei ist besonders zu beachten, dass uns diese Gnadengaben nicht gegeben wurden, weil wir besser waren als die anderen, sondern "Zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade". Diese Gnade ist es, die wir in den herankommenden Äonen von der überhimmlischen Welt bezeugen dürfen (Eph 2:7), und hier bleibt keinerlei Raum für irgendeine eigene Stärke, im Gegenteil: Gerade der Schwache wird die Gnade zu schätzen wissen und wird ein kraftvoller Zeuge sein.

Wir können niemand aus eigener Kraft in seiner Ansicht ändern, aber wir können tragen, wir können lieben, und wir können beten, wissend, dass jeder Glaubende ein Kind Gottes ist!

Röm 14:4

"Wer bist du, der du einen fremden Haussklaven richtest? Seinem eigenen Herrn steht er oder fällt er; er wird aber stehend erhalten werden, denn sein Herr ist mächtig, ihn stehend zu erhalten."

Es war offensichtlich die Gefahr zur Zeit des Apostels, und ist auch die vielfach zuu beobachtende Praxid heute, dass der im Glauben Schwache schnell bereit ist, über jene zu richten, die eine Freiheit angenommen haben, die er noch nicht verstehen kann. Im Gegenzug neigen die Kraftvollen dazu, überheblich zu sein, sich von den Schwachen abzusondern und diese gering zu schätzen.

Im Mittelpunkt steht heute der "Haussklave", den wir etwas näher betrachten wollen. Die konkordanten Studienblätter weisen hier das griechische Wort "oiketen" aus, was besser mit "Hausknecht" (Baader: "Wohnungsbediensteter") wiedergegeben werden sollte. Ein Sklave (griechisch "doulos" - siehe Stichwortkonkordanz Seite 575) hat normalerweise keinen Familienanschluss, er ist Leibeigener und damit nur Arbeitswerkzeug seines Herrn. Ein Hausknecht bzw. Wohnungsbediensteter hingegen hat einen stand als Glied in der Hausgemeinschaft. Und genau dies möchte ja unser Leitvers ausdrücken.

Wir haben es bei unseren Glaubensgeschwistern egal welchem stand sie angehören und egal auf welcher Wachstumsstufe sie stehen, niemals mit gewöhnlichen Sklaven zu tun, die wir in irgendeiner Weise zu richten oder anzuweisen haben, sondern alles sind "Wohnungsbedienstete" also Glieder einer Hausgemeinschaft. Der Unterschied zwischen einem Sklaven und einem Hausbediensteten liegt darin, dass bei dem Letzteren ein größeres Vertrauensverhältnis zu seinem Herrn besteht. Und da dieses Vertrauensverhältnis auf Gegenseitigkeit beruht, wird sich auf der Herr für seinen Hausknecht einsetzen, wenn dieser zu Unrecht angegriffen wird.

Der erste Punkt, um den es in den ersten vier Versen ging, war das Essen. Verschiedene Gründe hatte Paulus angeführt, die uns veranlassen sollen, im Umgang mit Schwachen zurückhaltend im Folgern und Richten zu sein, aber überfließend im Gebet und in der Fürbitte. Fast schon als hart empfinden wir nun die Worte, die Paulus benutzt, um diejenigen zurückzuhalten, die trotzdem meinen, ihr Urteil abgeben zu müssen.

An dem für uns zwar ungewöhnlichen, aber trotzdem treffenden Bild eines Hausknechtes im Verhältnis zu seinem Herrn macht uns Paulus klar, wer alles in der Hand hat. Nicht wir müssen die anderen voranbringen, oder, wenn dies nicht funktioniert, sie richten - dies bleibt dem Herrn vorbehalten.

Es ist ein überaus trostreiches Wort, dass der Herr mächtig ist, sindKnechte stehend zu erhalten; und darin sind ja auch wir mit eingeschlossen. Wie oft waren wir selbst am straucheln? Und wie hat uns der Herr immer wieder aufgerichtet? Es ist doch so, dass nicht wir den Herrn, sondern der Herr uns erwählt hat, und dies noch bevor diese gegenwärtige Erde bestand. Er, unser Gott und Vater, wusste also ganz genau, wen Er im Sohn auserwählt hat. Gott kennt den Anfang und das Ziel. In Offb 22:13 lesen wir die abschließenden Worte in Bezug auf den Herrn: "Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Ursprung und die Vollendung". Und wie machtvoll wird Er doch gerade jene stehend erhalten, die Er als Werkzeuge dazu auserwählt hat, jene Vollendung mit der ganzen Schöpfung zu erreichen.

Lasst uns also heute mit großer Freude den Tag beginnen, denn: "Wenn Gott für uns ist, wer kann wider uns sein?! Oder: "Wer wird die Auserwählten Gottes bezichtigen?" Und noch herrlicher: "Was wird uns von der Liebe Gottes scheiden, die in Christus Jesus ist?

Röm 14:5

"Der eine achtet einen Tag höher als den anderen Tag; der andere aber achtet jeden Tag gleich; jeder soll in seinem eigenen Denksinn vollgewiss sein."

Ein zweiter Punkt steht an, nämlich das Höherachten von gewissen Tagen. Auch hier gilt einwandfrei, was im ersten Vers überschrieben ist: "Nehmt euch aber des Schwachen im Glauben an, doch nicht zur Beurteilung von Folgerungen." Damit wird deutlich, dass auch dieser zweite Punkt, das Halten von Tagen, keine stärke, sondern eine Schwäche im Glauben darstellt, obwohl Paulus am Schluss dieses Verses gewissermaßen eine zweite Überschrift setzt: "jeder soll in seinem Denksinn vollgewiss sein". Warum Paulus hier ein gewisses Verständnis für jene aufbringt, die offensichtlich Glaubensschwäche demonstrieren, soll uns die nächsten Tage beschäftigen.

Wir möchten aber gleich zu Beginn eine Warnung aussprechen: Nur zu oft werden die obigen Worte Pauli, "jeder soll in seinem Denksinn vollgewiss sein", total missbraucht, indem man sie bei auseinandergehenden Ansichten auf jede beliebige. Bibelstelle zum eigenen Schutz einsetzt. In der Welt würde man dies als "Missbrauch" bezeichnen. Wollten wir wirklich bei jeder abweichenden Auslegung der Schrift dieses Wort anwenden, dann wäre dem Irrtum tatsächlich Tür und Tor weit geöffnet! Halten wir also fest: Diese Aussage bezieht sich lediglich auf diesen Zusammenhang!

Es fällt auf, dass Paulus in diesem Vers zwar nicht die Aussage in Vers eins widerruft (sie gilt also weiterhin), dass er ab er beide Einstellungen, nämlich zum einen das Halten und zum anderen das Nichthalten von Tagen, mit dem oben besagten Wort bestätigt. Um dies zu verstehen, müssen wir uns in die damalige Zeit hineinversetzen. Es bestanden zwei Heilsträger nebeneinander, einmal die schon lange etablierte Königreichs, damals die Pfingstgemeinde, und die noch junge, von Paulus ins Leben gerufene Körpergemeinde Christi Jesu... Paulus musst nun darüber wachen, dass von seiner ins Leben gerufenen Gemeinde nicht wahllos alles übernommen wurde, war für die Pfingstgemeinde Gültigkeit hatte.

Zur Zeit der Niederschrift des Römerbriefes war der Übergang von der durch Petrus gegründeten Königreichsgemeinde zu der Körpergemeinde, die Paulus gründen durfte, in vollem Gang. Der Unterschied bestand darin, dass die Königreichsgemeinde einen irdischen, die Körpergemeinde hingegen einen überhimmlischen Auftrag hatte. die eine war den sichtbaren, die andere den unsichtbaren Geschöpfen übergeordnet. Daraus resultiert eine unterschiedliche Zubereitung.

Die Gefahr für die junge Körpergemeinde kam von den Gesetzeseiferern der Pfingstgemeinde, die jenen aus den Nationen ihre für sie gültigen Formen, wozu ja das Halten von Tagen auch gehörte, aufzwingen wollten. Es war keine leichteAufgabe für Paulus, die Vermischung mit jüdischen Gebräuchen bei seinen Gemeinden zu verhindern. Und wie schnell eine junge Gemeinde durch jüdische Gesetzeseiferer beeinflusst wurde, zeigt der dramatische Brief Pauli an die Galater.

In diesem Kampf stand Paulus, als er diese Verse an die Römer schrieb. Dabei stand wohl die "Sabbatfrage" im Vordergrund. Wir müssen bedenken, dass die junge Körpergemeinde in Rom aus Juden wie auch aus Gliedern der Nationen bestand. Die jüdischen Glieder der Körpergemeinde hielten zur Recht den Sabbat weiter, aber nicht mehr gesetzlich als ein Werk, das ihnen Gerechtigkeit vor Gott einbringen sollte, sondern im Sinne ihres Messias, der ja ein Diener der Beschneidung für die Wahrheit Gottes war, um die Verheißung der. Väter zu bestätigen (Siehe Röm 15:8). Mit der Beachtung des Sabbats wollten jene zur Körperschaft Christi Jesu gehörenden Juden in Rom zum Ausdruck bringen, dass sie an ihres Volkes bedeutendsten Auftrag glaubten und dass noch ein großer Sabbat aussteht, jener des irdischen Tausenjahrreiches, an welchem ihr Messias durch das Volk Israel die Nationen in den Völkerfrieden einführen soll.

Die Judenchristen in Rom, die der Körpergemeinde zuzurechnen sindm, hatten mit rechtem Verständnis erkannt, dass dieser Teil des Gesetzes, das Halten von ÖSabbattagen, den ÖSchatten einer großen, zukünftigen Heilsgabe darstellt (Hebr 10:1). Paulus zeigte großes Verständnis dafür, dies kommt im ersten Satz unseres Leitvereses zum Ausdruck. "Der eine achtet einen Tag höher als den anderen Tag ...", dies scheint somit der Tag des S abbats zu sein, den die jüdischen Mitglieder der paulinischen Gemeinde noch einhalten durften, Ihnen galt also an erster Stelle der Ausspruch: "jeder soll in seinem eigenen Denksinn vollgewiss sein". Paulus gab damit jener Zeit des Übergangs seine Zustimmung.

Wir sahen jetzt die Lage im Hinblick auf die jüdischen Glieder und merken, wie unser Leitvers damit eine ganz besondere Auslegung erfährt. Wie sah es aber im Hinblick auf jene aus den Nationen aus?

Schwierig war es insofern, als auch in Rom Königreichsgemeinden bestanden, die ja Petrus betreute. Das Problem war überall gleich: Fromme Juden wollten die Nationenchristen unter das Gesetz jochen. Doch die Gläubigen aus den Nationen in Rom hatten Paulus gut verstanden. Was Paulus in Röm 1:5 als Aposteltum erhielt, den Glaubengehorsam unter allen Nationen aufzurichten, lebten die Nationenchriaten in Rom aus. In Röm 6:19 hebt der Dankende hervor, dass sie dem Vorbild der Lehre gehorchten; und in Röm 16:19 hebt er ihren Glaubensgehorsam hervor. Zum Inhalt der Lehre, denen sie Gehorsam leisteten, gehörte nun aber im Gegensatz zu den Juden, dass jeder Tag gleich heilig ist!

Damit haben wir die zweite Gruppe, denen Paulus zuruft "Jeder soll in seinem eigenen Denksinn vollgewiss sein."

Wir verstehen jetzt in einem ganz anderen Licht, wie Pauli Worte zu sehen sind. Damals, als die Gläubigen in Rom berufen wurden, fanden sie ja ein festes Sabbatsystem vor. Aber Paulus unterrichtete sie, dass der Sabbat eine Gabe an Israel ist, wie dies eindeutig Hes 20:12 belegt. Unter diesem dem Volk Israel gegebenen Sabbat müssen sich aber auch die Proselyten sowie im kommenden Königreich die Nationen stellen; nicht jedoch die Glieder der Körpergemeinde Christi Jesu! Letzter sind durch ihre überhimmlische Berufung allen gesetzlichen Verordnungen enthoben!

"Jeder soll in seinem eigenen Denksinn vollgewiss sein" ... wie wunderbar wird diese Aussage, wenn wir sie dort belassen, wo sie hingehört!

Damit würe dieser Vers im Grunde abgeschlossen,wenn da nicht no ch die Frage nach dem christlichen Sonntag oder anderen Feiertagen wäre. Die Frage, die nun sicher manchen von. uns bewegen wird, ist die: Wurde uns anstelle des Sabbats als besonderer Tag "der Sonntag" gegeben? Auch diese Frage wollen wir Raum geben, weil hier noch viel Unklarheit besteht.

Vorab eine. kurze und klare Antwort: Der Körpergemeinde Christi Jesu wurde in der heutigen Verwaltung der Gnade kein besonderer Tag gegeben; vielmehr lautet unsere Anweisung heute: "Der andere aber achtet jeden Tag gleich!"

Es ist eine Tatsache, dass die Königreichsgemeinde völlig von Gott beiseite gestellt wurde. Eingeschlossen ist hierin das Halten von besonderen Tagen. Für uns sind die Worte Pauli, die den Gläubigen in Rom galten, eine interessante und wichtige Belehrung, werden wir doch darüber aufgeklärt, dass wir keinen bestimmten Tag den anderen Tagen vorziehen sollen, sondern dass wir in völliger Freiheit vom Gesetz jeden Tag gleich achten und heiligen dürfen. Wir verweisen auf die Aussage in Kol 2:16-17.

Es ist eine Tatsache, dass die gestern zuletzt gemachte Aussage bis heute von der christlichen Tradition nicht beachtet wird, im Gegenteil! Angefangen beim Sonntag gibt es eine stattliche Zahl an christlichen Feiertagen, sehr zur Freude der Berufstägigen. Wer es da wagt, diese Tage anzuzweifeln, stößt vielfach auf harten Widerstand.

In besonderer Weise wird von der Christenheit der Sonntag als der höher. zu achtende tag hochgehalten. Nun ist es eine geschichtliche Tatsache, dass der Sonntag ein heidnischer Feiertag zu Ehren des Sonnengottes im römischen Reich gewesen ist, der, als das Christentum zur römischen Staatsreligion erhoben wurde, einfach in einen christlichen Feiertag umgewandet wurde. Dies wurde nun von den Adventisten ausgenützt, aber nicht um der Wahrheit willen, sondern um ihre eigene Sabbatheiligtung zu stützen. So ließ sich schon mancher von seiner falschen Sonntagsheiligung überzeugen, dafür aber in eine für uns ungültige Sabbatheiligen hineinziehen. Ein Mangel an Aufklärung zeigt sich hier deutlich!

Nun muss aber auch gesagt werden, dass gegen das Halten des Sonntags generell nichts einzuwenden ist, es kommt aber darauf an, wie es getan wird. Wir, die Körpergemeinde, halten den Sonntag weder als den ersten Tag der Woche, wie es viele zu Unrecht verstehen, noch feiern wir ihn als vermeintlichen Auferstehungstag Jesu, und noch viel weniger feiern wir ihn als heidnischen Feiertag. Aber es liegt in Gottes Schöpfungsordnung, dass der Mensch nach sechs Tagen Arbeit am siebten Tag ruhen soll. Es ist bezeichnend, dass Gott das Wachen über diesen Ruhetag der weltlichen Obrigkeit übergeben hat. Sie wacht darüber, dass es eine Sonntagsruhe gibt und ahndet Verstöße. Wir müssen eigentlich dankbar sein, dass in unserer immer tiefer in die Gesetzlosigkeit absinkenden Zeit dieses Gesetz noch Gültigkeit hat und dem Arbeiter einen freien Tag in der Woche zusichert. Und schließlich sollen wir der Obrigkeit untertan sein.

Es geht, wie wir gestern sahen, nicht um die Bekämpfung eines Sonntags als Ruhetag in der Gemeinde, sondern um das Halten eines starren Tages, der höher als die anderen Tage zu achten wäre. Und höher geachtet bedeutet ja in der Christenheit auch, dass an jenem Tag Gottesdienst abgehalten wird.

Nun hat aber die Körpergemeinde eine andere Stellung als die Königreichsgemeinde. Durch unsere besondere Stellung "in Christus" ist jeder Tag für uns heilig; wir brauchen keinen besonderen tag mehr, um an Ihn, unseren Herrn, zu denken, wir tun dies täglich! Jeder Tag und jedes Tagwerk ist in unserer Gnadenverwaltung ebenso geheiligt wie der Sonntag mit dem sonntäglichen Gang zur Kirche. "In Christus" sind wir immer mit Ihm verbunden, dies ist. unsere ganz besondere Gnadenstellung. Deshalb ruft Paulus den Kolossern zu: "Daher richte euch niemand in Speise oder Trank oder in Einzelheiten eines Festes, Neumonds oder Sabbats, die ein Schattenbild zukünftiger Dinge sind; der Körper aber ist Christi!" (Kol 2:16-17).

Durch Paulus wurden viele Gemeinden gegründet, allesamt auf dem Grund seiner ihm vom erhöhten Herrn gegebenen Lehre. Doch kam es immer wieder vor, dass das Gesetzeswesen in einer Gemeinde Einlass fand, wobei auch das Höherachten von Tagen eine Rolle spielte. Sol musste Paulus die Galater mit den Worten rügen: "... wieso wendet ihr euch wieder zu den schwachen und armseligen Grundregeln um, denen ihr nochmals von neuem verklavt sein wollt! Ihr haltet auf Tage und Monate ..." (Gal 4:9-10).

Und in Gal 5:1: "Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht. Stehet nun fest in ihr und lasst euch nicht wieder im Joch der Sklaverei festlegen"!

Nun wäre alles klar für uns, wenn wir nicht noch einen Auftrag an den Schwachen und an unsere Umwelt hätten. Nachdem wir klargestellt haben, dass wir keinen besonderen Tag höher achten sollen, könnte mancher Gläubige dies als Aufforderung ansehen, auch am Sonntag zu arbeiten. Abgesehen davon, dass dies, wenn es in der Öffentlichkeit geschieht, von der Obrigkeit unterbunden werden kann, haben wir auch eine Verpflichtung dem Gewissen der Schwachen im Glauben gegenüber. Diese könnten schweren Anstoß an solcher Arbeit eines Gläubigen nehmen.

Es ist also ein Annehmen des Schwachen im Glauben, wenn wir unser Verhalten so gestalten, dass es niemand zum Anstoß wird. Den Korinthern schreibt Paulus deshalb: "Doch hütet euch, dass diese eure Vollmacht nicht etwa zum Anstoß werde!" (1Kor 8:9). Dieser Weisung liegen zwar die besonderen Verhältnisse zugrunde, die sich aus dem gleichzeitigen bestehen der Königreichs- und Körpergemeinde zu jener Zeit ergaben. Hier muss man sagen: Wenn zwei dasselbe tun, so ist es doch nicht dasselbe! Die Königreichsgemeinde stand unter dem Gesetz, die Körpergemeinde war frei davon. Die Korinther waren hier ganz besonders gefordert, weil die Schwachen. und die Anfänger im Glauben erst in diese Freiheit "in Christus" hineinwachsen mussten. Heute jedoch, wo es keine Köngreichsgemeinde gibt (sie ist noch beiseite gestellt - wobei wir nicht radikal ausschließen wollen, das es vielleicht heute bereit schon Anfänge gibt), ist war vieles für uns einfacher geworden, doch die im Glauben Schwachen haben wir durch unser Verhalten trotzdem. zu stützen.

Halten wir also fest, dass wir alle in Christus ein Körper sind, dass wir aber auch ständig bereit sein müssen, inniges Mitleid, Güte, Demut, Sanftmut, Geduld anzuziehen, einander ertragend. und uns gegenseitig Gnade erweisend (siehe Kol 3:12-13).

Röm 14:6

"Wer etwas auf den Tag hält, der hält für den Herrn darauf; und wer alles isst, der isst für den Herrn, denn er dankt Gott dabei. Wer etwas nicht isst, der isst es für den Herrn nicht, denn er dankt Gott dabei."

Wir haben bisher viel über die ersten Verse in Kapitel 14 gehört und wollen uns heute wieder an den sogenannten roten Faden erinner lassen, der ja auch dieses Kapitel durchläuft: Der Umgang der Gläubigen untereinander und die gegenseitige Rücksichtnahme.

Mit unserem Leitvers stellt Paulus das Thema "Tage" und "Essen" auf eine etwas höhere Ebene. Er stellt fest: Alle Gläubigen, die gewisse Tage halten, und jeder, der bestimmte Essgewohnheiten hat, tut dies ja für den Herrn! Wir könnten jetzt die Worte des Apostels etwas verändern und so wiedergeben: Beobachtet weniger die anderen, kritisiert weniger die anderen, denn sie tun es für ihren Herrn und danken Ihm dafür!

Ob wir nun bestimmt Speisen essen oder ob wir alles essen, ob wir gewisse Tag höher oder alle Tage gleich achten - für alles dürfen wir danken und im Dank sind wir uns alle einig! Der Dank wird also zum wunderbaren Bindemittel. zwischen unterschiedlichen Ansichten und Meinungen. Können wir mit anderen Geschwister danken? (Wir meinen hier den gemeinsamen öDank mit solchen, die nicht ganz genau in unserer Erkenntnislinie stehen).

Danken ist ja keine angeborene Eigenschaft, sondern muss erst geweckt und entwickelt werden. Dazu bedarf es eines Grunde. Adam und Eva hatten nicht die Fähigkeit zum Danken. Sie hatten alles, und alles war selbstverständlich. Erst nach dem Sündenfall, als sie außerhalb des Gartens Eden auch Mangel litten, begann ihr Verständnis für die paradiesische Herrlichkeit und die zuvor erlebte Güte Gottes. "Danket in allem! Denn dies ist er Wille Gottes in Christus Jesus für euch", ruft Paulus den Thessalonichern und auch uns zu (1Thes 5:18).

Lasst uns noch einen tag bei dem "Dank" verweilen, ist es doch ein herrliches und dem Willen Gottes entsprechendes Thema.

Wenn wir gestern auch zum ersten Menschenpaar kamen, dann muss dazu gesagt werden, dass "Dankbarkeit" in den Nachkommen Adams kaum vorhanden war und ist. Röm 1:21 beklagt ja die Undankbarkeit der Menschen. Der Grund: Die Menschen wurden in ihren Folgerungen eitel, ihr unverständiges Herz verfinstert. Und so wird es auch bis zum Abschluss dieses Äons bleiben.

Damit wir Gläubigen nicht auch in einen Zustand der Undankbarkeit verfallen Ö(und dies ist nur zu schnell möglich), werden wir in Gottes Wort immer wieder zum Danken aufgefordert. Als herrliches Vorbild darf unser Herr auf Erden dienen. Seine uns überlieferten Gebet haben immer die Danksagung zum Inhalt, ob dies z.B. bei der Auferweckung des Lazarus oder bei der Verteilung der Brote und Fische oder beim letzten Abendmahl war. Immer klingt diese Dankbarkeit zum Vater und dessen Verherrlichung durch.

Danken in allem? Kann man dies überhaupt? Wie oft drücken uns Plagen und Leiden, wie oft machen uns Sorgen zu schaffen? Im Guten zu danken fällt nicht schwer, doch in Drangsal zu danken erfordert "Erkenntnis Seiner Selbst". Wir dürfen erkennen, dass unser Erdenleben nicht uns selbst dient, sondern lediglich eine kurze Zeit der Zubereitung ist. Wir haben ja große herrliche Aufgaben in der Zukunft zu erwarten. Nur so ist es möglich, dass Paulus sagen kann: "Denn ich rechne damit, dass die Leiden der jetzigen Frist nicht wert sind, der Herrlichkeit, die im Begriff steht, in uns enthüllt zu werden" (Röm 8:18).

Röm 14:7

"Denn keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst."

"Leben" und "Tod" sind die beiden Extreme eines jeden Menschen. Jeder muss sie erfahren, und jeder muss einmal vor seinem Gott Rechenschaft ablegen, wobei Gott berücksichtigen wird, wieviel göttliches Licht Er jedem in sein Leben mitgegeben hat. Ausgenommen sind Gläubige, die bei der Entrückung noch leben, sie werden den Tod nicht erfahren.

Nun gilt obiges Leitwort ja den Gläubigen, denn nur sie sind in der Lage, Leben oder Tod in geistlicher Weise zu sehen und auch durchzustehen. Unser Leitwort, so sehr wir es im Zusammenhang mit den bisherigen Versen sehen müssen, sagt aber auch viel mehr aus, ja es beinhaltet im tiefen Grund generell den Sinn unseres Erdendaseins.

Für die ungläubige Welt ist das Leben vielleicht ein kurze Zeit Freude und Spass, eine mehr oder weniger lange Zeit der Leiden, und dann folgt die Angst vor dem alles beendenden Tod. Doch die Gläubigen sind durch Gottes Wort belehrt worden, dass das Leben Sinn und Inhalt hat und dass der Tod Abschluss und Anfang zugleich ist. Was alle Menschen einmal erkennen werden, ist uns heute schon geschenkt: Gott ist Liebe! Welch herrliche Erkenntnis! Sie bezeugt sich in der Dahingabe des Sohnes. Dieses einmalige Ereignis kann von uns nicht oft genug bedacht und im Herzen bewegt werden. Der allmächtige Gott, der Schöpfer Himmels und der Erde, der Gott aus dem alles ist, hat Seinen einzig gezeugten Sohn, den Sohn Seiner Liebe, in die Hände Seiner Geschöpfe gegeben und Ihm durch diese auf schmählichste Weise zu Tode bringen lassen. "Warum? Um Seine unendliche und unfassbare Liebe aufzuzeigen!

Was Adam und Eva in der Selbstverständlichkeit des Gartens Eden nie hätten erkennen können, das ist dem Menschen außerhalb zu der ihm gegeben zeit möglich, weil er die Finsternis und Gottesferne erfährt. "Leben" wird so kein Eigenleben mehr, sondern ein Leben für den Herrn, weil wir heute schon Seine Liebe erkennen durften. Und der Tod? Er ist der Abschluss unseres Erkennens, danach folgt die Herrlichkeit bei Ihm!

Röm 14:8

"Denn wenn wir auch leben, so leben wir dem Herrn; wenn wir auch sterben, so sterben wir dem Herrn. Folglich, ob wir auch leben oder ob wir auch sterben, sind wir des Herrn."

Wir sind im Grunde bei dem Thema Wandel und Dienst, und wir behandeln speziell das Thema "Tage halten" und "Essen" - doch auf welche geistliche Höhen werden wir hierbei durch Paulus geführt!

Ein mehr oder weniger weites Stück unseres Lebens hat uns Gott in Finsternis gehen lassen, doch dann kam der beglückende Augenblick, wo uns der Glaube geschenkt wurde und wir nach und nach den Sinn unseres Lebens erkennen durften: Wir sind des Herrn! Es wurde Paulus erst später in der Gefangenschaft in Rom enthüllt, dass die Körpergemeinde nicht nur "des Herrn" ist, sondern "in Ihm" ist! Ist uns schon aufgefallen, wie oft diese Wortverbindung "in Ihm " im ersten Kapitel des Epheserbriefes angeführt ist?

Das wir im Leben "des Herrn" sein dürfen, ist eine wunderbare Tatsache, dass wir aber "in Ihm" sind, enthüllt uns die innige Verbindung, die wir mit unserem Herrn und Haupt haben dürfen. "Inniger" geht es nicht mehr! Wir sind "des Herrn" und wir sind "in Ihm", weil wir "in Ihm mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen gesegnet sind", und dies Segnungen umfassen unser Erdenleben mit all seinen Geschehnissen, ob Freude oder Leid. Es hat dem Vater gefallen, gerade uns auszusuchen, und mancher hat sich schon wiederholt tief beschämt gefragt: "Vater, warum gerade ich?" Und wenn dann im Herzen des Fragenden klar wird, dass Gott gerade in der Schwachheit und dem Unvermögen Seine Kraft erzeigen möchte, wenn der Einzelne erkennt, dass er gerade wegen seiner Schwäche "in Ihm" erwählt wurde - welch ein Jubel! Welch ein Dankbarkeit und Freude darf da zum Vater emporsteigen!

Im Leben "des Herrn", welch ein Segen darf es sein, und wieviel Lobpreis und Dank darf heute schon aus unseren Herzen kommen.

Unser Leben, so sehr es Höhen und Tiefen beinhaltet, ist zu einem Leben für unseren Herrn geworden. Dies kennzeichnet unseren Wandel. "Ich spreche euch nun zu - ich der Gebundene im Herrn, würdig der Berufung zu wandeln, zu der ihr berufen wurdet" ruft auch uns Paulus in Eph 4:1 zu. Und dann nennt der Apostel ganz konkret "Demut, Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend, die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens zu halten".

Ein Leben "dem Herrn" bedeutet vertieft, das wir auch unsere Glaubensgeschwister mit den Augen des Herrn sehen. Und wie sah Er sie? Mit den Augen des Vaters, mit unendlicher Liebe!

Wie schön wäre es, wenn unser Wandel perfekt und unsere Liebe überall sichtbar wäre. Doch in der Praxis des Alltags sieht es leider nur zu oft anders aus. De werden bis ans Lebensende Grabenkriege um Erkenntnisfragen geführt, da übertönt Neid und Missgunst alle Liebe, da gibt es Gekränkte, die plötzlich jeglichen Kontakt abbrechen und und und ...! Wird in solchen Lagen überhaupt noch nach dem Herrn gefragt? Wird bei solchen Wandel überhaupt noch bewusst, wem man lebt? Dies mögen grobe Fälle von unwürdigem Wandel sein, es gibt sich noch mehr feine Fälle, so fein wie Nadelstiche, die genau so unwürdig sind. Es ist des Apostels Anliegen, uns immer wieder zu ermahnen, uns immer wieder wachzurütteln, uns immer wieder zuzusprechen. Denn auch der Gekränkte braucht Zuspruch, um von sich aus einen ersten Schritt zu machen. Dies ist in dem Wissen möglich, dass unser aller Leben "ein Leben dem Herrn" ist. Die innere Frage, die wir uns selbst in gewissen Situationen stellen können, ist daher gar nicht so falsch: "Herr, wie würdest Du jetzt handeln!" Und wie tief darf die Freude sein, wenn wir dann auch in unserem Wandel "in Ihm" Überwinder sein können!

Wenn es für uns schon ein herrliches Gefühl ist, im Leben "des Herrn" zu sein, wieviel mehr im Sterben. Und doch, keiner von uns kann sich dem bangen Gefühl des Todes entziehen. Die Hoffnung aller Gläubigen zu allen Zeiten, nicht sterben zu müssen, sondern zu Lebzeiten dem Herrn entgegen entrückt zu werden, ist somit gut verständlich. Doch auch unser Herr musste durch den Tod hindurch, und dies noch unter entsetzlichen Qualen.

Was ist nun, was uns ein so banges Gefühl verursacht? Was uns den Tod so gerne durch die Entrückung umgehen lassen möchte? Oft ist es die Unsicherheit über den Todeszustand oder die Vorstellung, in einem dunklen Grab zu verwesen, nicht mehr am Leben auf der erde teilhaben zu können - es gibt noch manche solcher Gründe. Nun gibt es ja eine geteilte Meinung, was n ach dem Tod geschieht. Die einen sehen den Menschen gleich nach seinem leiblichen Tod beim Herrn, die anderen sehen ihn im Grabe schlummern, bis er bei der Entrückung vom Herrn gerufen wird. Wir haben für die erste Meinung sehr viel Verständnis, wiewohl wir für die zweite plädieren müssen. Es gibt nämlich keine eindeutige Aussage der Schrift, die ein sofortiges "beim Herrn sein" nach dem Tod belegt. Unzweideutig hingegen ist die Aussage der Schrift, dass die Toten erst durch die Entrückung beim Herrn sein werden! Wer aufmerksam 1Thes 4:13-18 liest, kann zu keinem anderen Schluss kommen. Die Entrückung ist es, welche die Toten mit den Worten beim Herrn sein lässt: "... und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein" (V. 17b).

Doch auch die Furcht vor einem langen Liegen im Grab ist unbegründet. Denn die Toten schlummern und fühlen nichts. Die Zeit spielt bei ihnen keine Rolle! Ihr Bewusstsein. setzt erst wieder ein, wenn die Posaune erschallt, und dann erfolgt buchstäblich die Vereinigung mit dem geliebten Herrn!

Wir sind gestern auf die Frucht vor dem Sterben und dem Tod eingegangen, doch unser Leitvers möchte uns diese Furcht nehmen! Wir wollen uns also heute mit jenem Ereignis zusprechen, welches uns gedanklich in unserer Todesstunde begleiten darf: Unsere Entrückung!

Zuvor sei mir, dem Verfasser ein banales Erlebnis zugestanden. Vor vielen Jahren musste ich mich einer Operation mit Vollnarkose unterziehen. Es ist mir ein lebendiges Erlebnis geblieben, wie ich nach ca. 4 Stunden aus der Narkose aufwachte: Ein freundliches Gesicht war über mich gebeut und nannte meinen Namen. Es hätten auch 10 Stunden oder 10 Jahre sein können, ich wusste nur um die letzten Minuten vor der Betäubung und dann wieder um jenen Moment, als ich erwachte.

Geliebte Geschwister, genauso wird es sein, wenn wir buchstäblich sterben müssen. Wir werden den letzten Augenblick erleben, und dann kommt der Moment, wo wir erwachen und die Posaune Gottes hören werden. Aber es wird nicht nur ein freundliches Menschengesicht sein, welches wir dann schauen, sondern das Antlitz unseres Herrn! Und wie schnell dies gehen wird, können wir uns kaum vorstellen. In 1Kor 15:51-52 lesen wir, dass unsere Verwandlung bei der Entrückung "in einem Nu" geschehen wird. Im griechischen Text steht "atomos", und dies beinhaltet den kleinsten Teil einer Zeitmessung.

Lange bevor der Mensch das Atom erforscht hatte, geb rauchte es Gott in Seinem Wort, und auch noch an einer für uns so bedeutsamen stelle, wie sie unsere Auferstehung betrifft. Heute dürfen wir im Glauben jubeln, doch dann buchstäblich : "Verschlungen wurde der Tod im Sieg" (1Kor 15:54); und: "Gott aber sei Dank, der u ns den Sieg gibt, durch unseren Herrn Jesus Christus" (1Kor 15:57).

Röm 14:9

"Denn dazu starb Christus und lebt, damit Er der Toten wie auch der Lebenden Herr sei."

Paulus führt seine Leser in den bisherigen Versen immer höher. Der Schwache darf in all seinen Mühen und Ängsten getrost sein, dass er "des Herrn" ist, der Starke im Glauben weiß, dass bereits alles getan ist, dass er nichts mehr zu seiner Rettung hinzufügen kann, er hat den Vater erkannt. Alles sind "des Herrn", was bleibt da noch viel Irdisches übrig?

Heute kommt Paulus zum Höhepunkt seiner Ausführungen: Christus starb, damit Er der Tote wie auch der Lebenden Herr sei. Dies klingt erst einmal ungewohnt, würden wir doch zuerst sagen, dass Christus für unseres Sünden starb. Doch wenn wir hier tiefer nachdenken, dann wird uns klar, dass Christus, bevor Er uns zum Retter wurde, Selbst etwas tun musste: Er musste "Mensch" werden, d.h. Er musste das irdische Leb en durchlaufen, und Er musste den Tod besiegen.

Bei dem ersten Adam fand der Tod den Eintritt durch dessen eigene Sünde, beim letzten Adam, dem Sohn Gottes, fand der Tod keine Sünde, er konnte Ihn deshalb auch nicht antasten. Dies konnte er erst, als Jesus die Sünden der Welt auf. Sich nahm, ja direkt zur Sünde gemacht wurde (2Kor 5:21). Der Tod bekam also für eine kurze Zeit die Herrschaft über Christus. Können wir uns vorstellen, was dies für unseren Herrn bedeutet hat? Hebr 2:9 nimmt Bezug auf diese Schmach; Jesus musste für jeden den Tod schmecken!

Wir dürfen zu obigem auch noch anfügen, dass Christus nicht nur die Herrschaft des Todes über Sich ergehen lassen musste, sondern auch die Vollmacht der Finsternis (Lk 22:53). Im umgekehrten Fall sehen wir den Herrn mit Vollmacht über die Finsternis gebietend (z.B. Lk 4:36). Nun hat aber gemäß Hebr 2:14 der Widerwirker die Gewalt über den Tod, er hatte somit auch Gewalt über den am Kreuz hängenden Herrn. Mit der Annahme des Todes hatte der Herr auch dem Widerwirker den Zutritt und die Herrschaft über. Sich gegeben - vielleicht können wir hier erahnen, warum der Herr in Gethsemane erschauerte und niedergedrückt wurde (Mk 14:33).

Es regt immer wieder unsere Dankbarkeit an, wenn wir uns vor Augen führen lassen, was unser Herr für uns durchleiden musste. Wie ein dunkler schwerer Schatten lag ja über Seinem kurzen Erdenleben das Wissen um die Leiden innerhalb Seines Auftrages. Mit Demut dürfen wir sogar heute noch, nach über zweitausend Jahren, Anteil an dem haben, was damals in unserm Herrn vorging. So sehen wir Ihn, wie er kurz vor Seiner Ergreifung im Garten Gethsemane auf Sein Angesicht niederfiel und zum Vater betete: "Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Becher an Mir vorüber!" (Mt 26:39). In diesem Ausruf wird uns das für uns kaum fassbare Ausmaß der Leiden spürbar, die auf den Herrn zukamen.

Wie muss Ihn all die Jahre Sein schwerer Auftrag bedrückt hab en! Einen kleinen Einblick verschafft uns Hebr 5:7: "Der in den Tagen Seines Fleisches sowohl Flehen wie auch inständige Bittrufe mit starkem Geschrei und Tränen dem darbrachte, der Ihn aus dem Tode retten konnte." Hier ist nicht nur vom Tag Seines Todes die Rede, sondern von "den Tagen Seines Fleisches". Seine Leiden begannen also schon an dem Tag in Seiner Jugend, als Er Sich Seines Auftrages bewusst wurde.

Sein Aufschrei im Garten Gethsemane entsprach dem Zustand Seines Inneren, doch - Er hatte durch Seine Leiden auch "Gehorsam" gelernt (Hebr 5:8). Und so wartete Er erst gar nicht die Antwort des Vaters ab, sondern sagte Selbst die fast schon siegreich klingenden Worte: "Indes nicht wie Ich will, sondern sie Du willst!" (Mt 26:39).

Aus der Bitte Jesu spricht aber nicht der Zweifel oder ein Zurückweichen vor Seinem übermenschlichen Auftrag, sondern sie zeigt uns, dass der Herr nicht gezwungenermaßen, sondern freiwillig, aus Liebe den Weg ans Kreuz ging. Wie übergroß steht doch hier Sein Gehorsam vor uns, und wie dankbar macht uns Seine unfassbare Liebe, die Ihn zum Gehorsam bis zum Tod, ja zum Kreuzestod trieb!

Wir können nur unzureichend wiedergeben, was unser Herr in Seinen Erdentagen und zum Abschluss am Kreuz erdulden musste. Dass Sich der. Sohn Gottes, der Fürst des Lebens, am Kreuz in die Hand des Todes begab und diesem praktisch die Vollmacht über Sein Leben erteilte, war ja nur. möglich, weil Er schon zuvor die Last der Sünde einer ganzen Schöpfung auf Sich genommen hatte. Als am Kreuz Hängender war Er nach 5Mo 21:22-23 ein Fluch Gottes geworden! Und indem Er diesen grauenvollen Tod und dessen Qualen für uns auskostete, glich dies dem Leertrinken eines mit bitterstem Getränk gefüllten Kelches!

Jesus Christus ging Selbst diesen Weg des Todes, damit Er der Toten Herr sei. Nun wissen wir, dass der Sohn Gottes schon vor seiner Erniedrigung "Herr" war. Er war "ebenso wie Gott" (Phil 2:6). Wir dürfen also hinter dieser Bezeichnung "Herr der Toten" mehr sehen, weil sie mit dem Namen zusammenhängt, den Gott Ihm nach dem Erlösungswerk gegeben hat: "Jesus"! Lesen wir hierzu aufmerksam Phil 2:9, so erkennen wir, dass Christus zwar schon vor dem Kreuzestod den Namen "Jesus" (was hebr. Retter bedeutet) hatte, dass der Name ab er erst nach dem Kreuz seine Wirksamkeit bekam. Gott hat Seinen Sohn überaus hoch erhöht und Ihn mit dem Namen begnadet, der über jedem Namen ist. Jetzt ist Christus Jesus der Herr der Toten, dessen Name rettet!

Christus ist aber nicht nur Herr und Retter jener Toten, die gläubig verstorben sind, sondern Er ist Herr aller Toten, wir werden dies in Kürze in Vers 11b weiter ausführen.

Auch dazu starb Christus, dass die Bedeutung Seines Namens "Jesus" aktiviert wurde, dass Er Herr der Toten wie auch der Lebenden sei, dass in Seinem Namen alle lebendig gemacht werden, allerdings: "Jeder aber in seiner besonderen Abteilung" (1Kor 15:23).

Wir schließen heute an 1Kor 15 an, und zwar mit den Worten: "Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt worden: Der Erstling der Entschlafenen! Denn weil ja doch durch einen Menschen der Tod kam, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn ebenso wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werde" (1Kor 15:20-22).

Christus hat das Gebiet des Lebens und des Todes durchschritten, Er hat den Tod besiegt, Er ist mit dem Namen "Jesus-Retter" überaus hoch erhöht und begnadet worden, nun ist er buchstäblich Herr der Toten wie auch der Lebenden geworden.

Was darf es uns doch für ein kostbares Wissen sein, Ihn schon zu unseren Lebzeiten als Herrn zu haben.

Schon in Vers 4 lasen wir ja, dass der Herr mächtig ist, die Seinen stehend zu erhalten, d.h. sie in jedem Fall zu retten! Es soll uns dabei weniger beschäftigen, ob wir den Herrn buchstäblich noch zu unseren Lebzeiten erwarten können, sondern vielmehr, dass wir unserem Herrn jederzeit wohl gefallen, und dies durch unseren Wandel. Christus ist auferstanden und lebt. Er sitzt heute zur Rechten Gottes. Im Glauben sind wir heute schon inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus niedergesetzt (Eph 2:6). Doch mit unserem Körper leben wir noch auf der Erde. Wir, die herausgerufene Körpergemeinde, dürfen diejenigen sein, die zuerst unter Seiner Herrschaft stehen dürfen, und dies im Leben wie auch im Tod.

Nehmen wir doch alle das herrliche Wort mit in den Tag: "Christus Jesus ..., der den Tod aufhebt und dafür Leben und Unvergänglichkeit ans Licht bringt" (2Tim 1:10).

Röm 14:10

"Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder auch du, was verschmähst du deinen Bruder? Werden wir doch alle vor der Preisrichterbühne Gottes dargestellt werden;"

Wieder greift Paulus das "Richten" des Bruders auf. Wi sehr liegt ihm doch dieses Thema am Herzen. Er weiß nur zu gut, wie schnell der Mensch bereit ist, andere zu richten und im umgekehrten Fall, wie großzügig der Mensch die Richtschnur bei sich selbst anlegt. Dabei legt der Mensch ja immer nur seinen eigenen menschlichen Maßstab zugrunde.

Aber wie will der Mensch richten, was Recht und Unrecht ist? Wo liegen die Grenzlinien zwischen Gut und Böse? Welches Laster ist nur eine übertriebene Tugend? Kann nicht eine gute Tat, an der falschen Stelle ausgeführt, verderblich werden? Kann nicht auch Gnade, wenn nicht mit Wahrheit verbunden, mehr schaden als nützen? Oder wann wird Festigkeit zum Starrsinn? Wir könnten hier noch lange weiter aufzählen und verdeuztlichen, wie schwer, ja unmöglich es uns ist, nach menschlichen Maßstäben richten zu können. Deshalb warnt uns ja Gottes Wort auch so eindringlich davor.

Wir müssen aber an dieser Stelle auch hervorheben, dass es, im Gegensatzu zu dem lieblosen verkehrten Richten des Bruders, auch ein rechtes und von Gott gefordertes Richten gibt. welches der Gemeindezucht gilt und heute leider kaum noch beachtet wird. So macht Paulus in 1Kor 5:13 den dortigen Brüdern den Vorwurf, nicht mehr die Kraft aufzubringen, drinnen (in der Gemeinde) zu richten! Einen ähnlichen ÖVorwurf lesen wir in 1Kor 6:1. Die Heiligen selbst sollen hier das Richteramt ausführen, und nicht die Welt! In Kol 3:13 lesen wir, so jemand einen Tadel verdient, sollen wir ihm Gnade erweisen, in Sanftmut und Geduld ertragen, und in 1Tim 5:20 den Gegensatz: Der Sünder soll vor aller Augen überführt werden. Wir sehen, liebe Geschwister, wie notwendig hier nicht nur eine Teil-, sondern eine Gesamtkenntnis der Aussagen in Gottes Wort ist.

Die gestrigen Aussagen sollen uns vor Augen führen, dass eine einseitige Sicht der Dinge leicht auf verkehrte Wege. führen kann. So mag da, wo Gnade geboten ist, Gericht gehalten werden; im umgekehrten Fall wird ein gefordertes gericht aus falscher Nachsicht unterlassen. Und wie oft besteht die Gefahr, anstatt eines offenen und ehrlichen direkten Wortes hinter dem Rücken des Betroffenen harte und lieblose Urteile zu fällen.

Wir möchten aber hier unbedingt auch aufzeigen, wie sehr Paulus, wenn er schon zu richten hatte, die Gnade bereitheilt. Die Gemeinde in Kokrinth dient uns hier wieder als Beispiel. In 1Kor 5:1 ff lesen wir von einer besonders schweren verfehlung eines Gemeindegliedes. Paulus übergab dieeen dem Satan zum Ruin des Fleisches. Dass Satan unser Fleisch beschädigen kann, sehen wir schon bei Hiob, und auch Paulus weiß aus eigener Erfahrung davon zu berichten (siehe 2Kor 12:7). Bei jenem Korinther übergab Paulus zwar dessen Fleisch dem Satan, doch verbindet Paulus dieses Gericht mit dem Heilszweck:; "damit der Geist am Tage des Herrn Jesus gerettet werde". Damit könne die Sache abgeschlossen sein - doch wir werden in 2Kor 2 nochmals an jenes Gemeindglied erinnert. Es darf uns schon innerlich bewegen, wenn wir miterleben dürfen, wie sehr Paulus gerade jenem so tief Gefallenen "Gnade" erwies. indem er ihm übermäßig Trügsal ersparen wollte (siehe 2Kor 12:5-8). Und tatsächlich, das vom Apostel ausgesprochen schwere Gericht ging dem Gefallenen so zu Herzen, dass er zur Besinnung kam, seine Verfehlung einsah, bereute und ablegte.

Wir lernen, dass unter gewissen Umständen Gericht durchaus notwendig ist, dass aber Gnade stets in bereitschaft gehalten werden muss. Es gilt stets auch uns, was Paulus den übrigen Gliedern der Gemeind in Korinth schrieb: "... so dass ihr im Gegenteil ihm nun vielmehr Gnade erweisen und zusrpechen könnt ..." (2Kor 2:7).

Die Ausführungen der letzten zwei Tage sollen uns helfen, mit unseren Geschwistern richtig umzugehen, vor allem, dass wir nicht in falscher Art und Weise richten und uns damit ins Unrecht setzen. Unduldsamkeit, wenn uns jemand lieblos begegnet, führt schnell. zur Entzweiung; dies kann aber kein würdiger Wandel sein, weder vor der sichtbaren, noch vor der unsichtbaren Welt. Richten, wenn es nicht um Dinge wie Zucht und Ordnung in der Gemeinde geht, müssen wir also stets Gott überlassen. Und einen Bruder verschmähen, nur weil er vielleicht eine andere Sicht hat oder weil er rein äußerlich nicht unserem Geschmack entspricht, kann niemals der Liebe entspringen, sondern unserem Hochmut und unserer Überheblichkeit.

Da keiner von uns von gewissen Eigenschaften, wie sie z.B. oben genannt sind, völlig frei ist, muss eine Bereinigung erfolgen, und zwar bei jedem von uns. Damit kommen wir zu dem großen Feld der "Preisrichterbühne". Es ist hier notwendig, erst einmal klarzustellen, was die Preisrichterbühne nicht ist: Sie ist kein Gericht über uns, wo über "gerettet" oder "nicht gerettet" entschieden wird! Wir haben nämlich alle schon längst die Verheißung, dass wir in 0,der Gnade gerettet sind, durch Glauben (gem. Eph 2:8). Und erklärend lesen wir in Eph 2:8-9 weiter: "... und dies nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme." Deutlicher kann es eigentlich nicht gesagt werden!

Halten wir also ein für allemal fest: Wir sind in Christus überreich Gesegnete, wir sind in Ihm durch Sein Blut freigelöst, wir dürfen wissen, dass wir Ihm gehören und dass keine Macht im gesamten All uns jemals von der Liebe Gottes scheiden kann, die in Christus Jesus ist - welch wunderbare Tatsache für uns alle!

ES gällt schwer, in der deutschen Sprache das griechische Wort "bema" richtig wiederzugeben. Es weist von seiner griechischen Wurzel her auf ein "Podium", eine Plattform" oder eine "Empore", auf welcher in der damaligen Zeit die Herrscher oder auch Richter zu sitzen pflegten. Heute denken wir mehr an ein Podium, auf welchem z.B. die Richter einer Sportveranstaltung sitzen.

Wenn Gottes Wort "bema" mit uns, der Körpergemeinde, in Zusammenhang begracht wird, dann nicht, wie schon gesagt, um über uns zu richten, sondern um über unseren Wandel zu befinden und gewisse, auf Erden noch unbereinigte Dinge, zu klären. Die "bema" ist also kein Gericht über uns, sondern hat eine reinigende Aufgabe an uns. Der Gläubige muss erkennen, was in seinem Wandel auf der Erde falsch und was richtig war.

Den Ausdruck "bema" finden nur in 2Kor 5:10, allerdings in der Verbindung mit "Christus". Wir lesen dort, dass wir alle vorne vor der "bema" des Christus offenbar gemacht werden, "damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübt, sei es gut oder schlecht."

Wir bekommen also etwas "wieder", und dies kann für uns positiv wie auch negativ ausfallen. Wir führen jetzt einige Schriftstellen an, welche einen positiven Inhalt haben: "... doch wird jeder seinen eigenen Lohn gemäß seiner eigenen Mühe erhalten" (1Kor 3:8); "Wenn jemandes Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn erhalten" (1Kor 3:14); "Jeder Wettkämpfer ist in allem enthaltsam: ... für einen unvergänglichen Kranz" (1Kor 9:25); "Wenn wir nun das Edle tun, so lasst uns nicht entmutigt werden; denn zu seiner gebührenden Zeit werden wir auch ernten" (Gal 6:9); "Wenn wir erdulden, werden wir auch mit herrschen" (2Tim 2:12); "... wenn wir nämlich mit Ihm (dem Christus) leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden" (Röm 8:17).

Nachdem wir gestern an einigen Beispielen gesehen haben, dass uns vor der "bema" des Christus "Lohn ein unvergänglicher Kranz, eine entsprechende Ernte, das Mitherrschen und die Mitverherrlichung mit Christus" verheißen sind (wobei wir hier noch lange nicht alle diesbezüglichen Schriftworte aufgezähtl haben), müssen wir auch auf die für uns negative Seite achten.

Es fiel uns vielleicht auf, dass die meisten gestrigen Verheißungen mit "wenn" angefangen haben. Wenn wir etwas tun, erhalten wir etwas zurück lim anderen Fall werden wir nichts erhalten: "Keinen Lohn, keinen Kranz, keine Ernte, keine besonder Mitverherrlichung", um bei den gestrigen Beispielen zu bleiben. Gemäß 2Tim 2:15 können wir aber auch "beschämt" werden, weil wir keine guten Arbeiter Gottes waren und versäumten, das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden. Ein drastisches Beispiel lesen wir in 1Kor 3:12-15. Hier wird uns gezeigt, dass der Gläubige in seinem Wandel vergängliche (Holz, Gras, Stroh) wie auch unvergängliche Werke (Gold, Silber, kostbare steine) aufbauen kann. Ein jedes Werk wird das Feuer (der "bema") prüfen. Es kann also Bestand haben, aber auch verbrennen; wobei wir hier auf die tröstenden Worte hinweisen wollen: "er selbst aber wird gerettet werden, jedoch nur so wie durch Feuer hindurch".

Aus dem bisher Gesagten erkennen wir, dass es in gewisser Weise um einen Preis geht, den wir erringen können (oder auch nicht!). Die konkordante Wiedergabe des Wortes "bema" mit "Preisrichterbühne" ist somit durchaus richtig. Müssen wir uns nun vor dieser Preisrichterbühne fürchten? Wir meinen "Nein"! Zwar wird unser Wandel einer Prüfung unterzogen, jedoch nicht mit dem Ziel der Verurteilung, sondern um uns von allem auf Erden Unbereinigten zu säubern, um uns makellos und rein zu machen, aber auch, um einen guten Wandel entsprechend anerkannt und belohnt zu bekommen!

Wir sahen gestern, dass die Preisrichterbühne Christi einen ordnenden und ausgleichenden Charakter hat. Wir werden als Entrückte, also als in Gnaden gErechtfertigte und Versöhnte vor dieser Preisrichterbühne Christi stehen. Si eist deshalb notwendig, weil wir Geschöpfe in unserem Dienst und Wandel stets unvollkommen. Dies muss bereinigt werden. Ohne Neid werden wir dann auch demjenigen seinen Lohn zuerkennen, der ihn sich durch manches Leiden in seinem Erdenleben erkämpft hat. Und ohne von den anderen spöttisch angesehen zu werden, wird aber auch so mancher beschämt sein, weil er die Lehre des Apostels Paulus zu wenig beachtet hat, weil er nicht anerkennen wollte, dass gerade diesem Apostel die Gnade gegeben war, "den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkünden und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft" (Eph 3:8-9).

Es besteht kein Zweifel, dass wir eine "überhimmlische" Berufung haben. Und es besteht auch kein Zweifel darüber, dass unser Erdenleben auch eine Zubereitung auf das Zukünftige ist. Schließlich ist uns ja klar verheißen, dass wir in unserem überhimmlischen Losteil auch Aufgaben wahrzunehmen haben. Für diese Aufgaben legen wir einen "trefflichen Grund", wenn wir gem. 1Tim 6:18-19 entsprechend würdig wandeln. Eine ganz große und herrliche Aufgabe dürfen jene wahrnehmen, die "erduldet" haben - sie werden auch "mitherrschen" (2Tim 2:12).

Wer sich in seiner Erdenzeit nicht beständig von dem berufenen Apostel Paulus erleuchten lässt (Eph 3:9), bleibt zwangsläufig im Dunklen, zumindest was die überhimmlische Berufung betrifft. Wer sich überwiegendmit den vier Evangelien und dem AT befasst, der sollte wissen, dass er sich damit den Aufgaben Israels zuwendet; und Israel hat als Bundesvolk Gottes ein "irdische" Berufung!

Auf eine ganz große, zukünftige Aufgabe wollen wir heute noch hinweisen, sie wird uns in 1Kor 6:2-3 beschrieben: "Oder wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? ... Wisst ihr nicht, das wir Boten richten werden". Dieses gewaltige Amt, das uns hier verheißen ist, dürfen wir in der völligen Gesinnung Christi Jesu ausführen, wobei Er immer das Haupt bleibt.

Wichtiger wird uns die obige Aussage vor allem auch im Hinblick auf unseren Leitvers. Auch die Korinther hatten Probleme mit Streitigkeiten untereinander und suchten ihr Recht vor weltlichen Richtern. Anscheinend erhofften sie sich von diesen mehr Vorteile als von den eigenen Glaubensgeschwistern. War es die Angst vor der Lieblosigkeit der Geschwister?

Wie wichtig darf es uns bei solchen Aussagen werden, schon hier auf Erden unseren Teil beitragen zu dürfen. Dies kann dadurch geschehen, dass wir uns nicht vor der Gemeinschaft Seiner Leiden drücken wollen, dass wir immer bereit sind, untere Wege zu gehen, denn wer sich auf Erden erniedrigt, wird auch mit Ihm in der Herrlichkeit verherrlicht werden. Die Schule des irdischen Lebens darf uns lehren, in Liebe miteinander umzugehen.

Wir betrachteten bisher, dass Paulus den Korinthern (und damit auch uns) eine recht anschauliche und beachtenswerte Schilderung der Preisrichterbühne Chriti Jesu gemacht hat. Unser Wandel wird also offenbar werden, wobei auch die tiefsten Beweggründe unserer Herzen aufgedeckt werden. Die Gerechtigkeit Gottes fordert diese Prüfung, sind uns doch von Ihm viele Gaben anvertraut worden. Lasst uns alle diese Gaben nicht zu unserem Eigenruhm, sondern zu Seiner Verherrlichung einsetzen, indem wir Liebe üben.

Nehmen wir heute die Worte mit in den Tag hinein: "Euer alles geschehe in Liebe!"

Wer jetzt glaubt, das Thema der "Preisrichterbühne" sei abgehandelt, täuscht sich - jetzt kommen wir erst richtig auf unseren Leitvers zu sprechen. Das bisher zu diesem Thema Gesagte basierte auf den Schriftstellen im Korintherbrief. Diese Aussagen bilden ja das Fundament zu dem jetzt Folgenden, und hier geht es nicht mehr um die "bema" des Chrsitus, vor der wir gemäß 2Kor 5:10 offenbar gemacht werden, sondern um die "bema" Gottes, vor welcher wir dargestellt werden.

Für viele mag zwischen der Preisrichterbühne des Christus im Korintherbrief und der Preisrichterbühne Gottes im Römerbrief kein oder kaum ein Unterschied bestehen. Wenn wir aber genau die entsprechenden Worte überlegen, wird uns sehr schnell ein sehr großer Unterschied klar. Wie wichtig und wie vielsagend kann also ein einziges Wort werden, wenn wir es nur richtig bedenken! Wir meinen das Wort "dargestellt"!

Vergleichen wir also: Vor der Preisrichterbühne werden wir offenbar gemacht. Die letzten Tage haben wir uns damit ausführlich beschäftigt. Jetzt aber, vor der Preisrichterbühne Gottes, werden wir dargestellt, wie könnten auch sagen: "Vorgeführt!" Merken wir den Unterschied?

Wir müssen hier im Römerbrief das griechische Wort "Bema" besser mit "Podium" wiedergeben, denn mit eine "Preisverleihung" hat diese "Darstellung" vor Gott nichts zu tun! Hier wird auch nichts mehr offenbar dies ist ja schon geschehen, hier wird vielmehr etwas ganz Wunderbares vor Gott dargestellt werden, die herausgerufene Körpergemeinde Christi Jesu, und zwar gereinigt und durch Feuer geläutert!

Es ist. hoch interessant, wie Paulus, fast wie nebenbei, dein Aussage macht, die wohl einen der Höhepunkte unserer zukünftigen Erwartung darstellt! st uns klar, geliebte Geschwister, was dieses "Darstellen vor dem bema Gottes" bedeutet? Möge uns Gottes Geist hier in besonderer Weise Klarheit geben und tiefste Freud im Herzen schenken!

Wie sehr können sich die Menschen auf bestimmte Höhepunkte in ihrem Leben freuen. Einer dieser Höhepunkte stellt beispielsweise auch die Hochzeit mit dem geliebten Partner dar. Mit wieviel Liebe, Aufwand und Mühe wird solch ein Fest vorbereitet! Und wie groß ist die Vorfreude! Und wenn sich die Menschen schon mit solch ungeheurer Freude auf irdische Feste freuen, wieviel mehr sollten und dürfen wir uns auf ein Ereignis freuen, von dem eigentlich kaum gesprochen wird: Unsere Darstellung vor dem "bema" Gottes!

Unser Leitvers hat eine Parallelstelle in 1Kor 4:5. Dort lesen wir im Anschluss an die Ermahnungen in Bezug auf das Richten: "Dann wird jedem der Lobpreis von Gott zuteil werden."

Nachdem ein jedes Glied der Körpergemeinde vor der Preisrichterbühne Christi durchleuchtet, gereinigt und zurechtgerückt ist, erfolgt der große Auftritt vor dem Vater. Es sind wohl menschliche Gedanken, doch sie entspringen dem Herzen, wenn wir jetzt anfügen: Unser Herr und Haupt wird uns voller Stolz und Freude dem Vater darstellen! Es ist nichts mehr an uns, was ein Gegenüberstellen mit Gott verhindert. In Christus vollkommen gemacht wird es uns ermöglicht, den Vater zu schauen!!!

Es ist wohl jener Augenblick, geliebte Geschwister, wo sich der Vater der Geist und Liebe ist, Menschenkindern zeigt und wo umgewandelte Menschenaugen Gott schauen werden! Welch ein Ereignis!

Gott ist Geist, und kein menschliches Auge vermag Ihn zu schauen. Wenn wir trotzdem in Seinem Wort scheinbar von solchen Begegnungen lesen, dann stellen diese keine Widersprüche dar, sondern müssen mit dem vollkommenen Wort Gottes gemessen werden. So lesen wir in Kol 1:15: "Er (Christus) ist das Abbild des unsichtbaren Gottes". In diesen wenigen Worten ist die ganze scheinbare Problematik, die sich mit diesem Thema verbindet, gelöst!

Die Worte sagen uns zu einen, dass Gott unsichtbar ist, dies galt für Adam wie für Abraham und alle anderen möglichen Menschen. Wenn Menschen Gott schauten, dann nicht den unsichtbaren Gott, sondern Sein Abbild den Sohn Seiner Liebe.

Wir führen diese kurze Beweisführung hier an, um möglichen Einwänden zuvorzukommen, die jenen Augenblick vor der "bema" Gottes mit der Behauptung schmälern könnten, dass ja nach Seinem Wort doch schon etliche Menschen Gott Selbst gesehen haben.

Wir lassen uns also die Freude auf jenen zukünftigen Moment nicht nehmen, wo wir den Vater sehen dürfen, ja mehr noch: Wo uns von Ihm Lobpreis zuteil werden wird! Es ist dies wohl eine Sache unseres Herzens, wie wir Geschöpfe uns diesen Lobpreis vom Schöpfer vorstellen mögen. Aber gut können wir heute schon die Freude heraushören, die der Vater Selbst haben wird, wenn "die Christus angehörenden" als Erstlinge vor Ihm stehen und in völliger Einheit mit ihrem Herrn und Haupt Ihm jene gereinigte köstliche Frucht der Liebe entgegenbringen können, die dem Sohn eigen ist.

"Makellos und heilig" werden wir sein im Angesicht Gottes, des Vaters - welch eine Aussicht für uns!

Es fällt immer wieder schwer, wenn wir von geistlichen Höhen in Gotts Wort wieder herab in die Niederungen des Erdenlebens steigen müssen. Doch die innerlich erlebte Freude darf, ja soll uns anspornen, unser irdisches Leben unserer überhimmlischen Berufung gemäß so würdig wie möglich zu gestalten.

So darf uns die zukünftige Darstellung vor dem Podium Gottes im Hinblick auf unsere Glaubensgeschwister dienlich sein. "Du aber" ... "oder auch du" - ganz direkt und ganz persönlich sprechen diese Worte jeden von uns an. Wie klein und schäbig wirkt es angesichts der unfassbaren Herrlichkeit der Preisrichterbühne Gottes, wenn wir uns gegenseitig auf Erden aus nichtigen Motiven heraus richten oder verschmähen!

Lasst uns heute z um Abschluss dieses Thema noch ein Wort in 1Thes 3:12-13 lesen: "Euch aber lasse der Herr zunehmen und überfließen in der Liebe zueinander und zu allen, gleichwie auch wir sie euch gegenüber erweisen, um eure Herzen zu festigen, damit sie vor unserem Gott und Vater untadelig in Heiligkeit seien in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus , mit all Seinen Heiligen." "Zunehmen und überfließen in der Liebe", dies ist das Anliegen des Apostels, denn wo die Liebe zunimmt, nimmt das Richten und Verschmähen ab. Noch sind wir nicht vollkommen, im Gegenteil; aber wir dürfen täglich wachsen und zunehmen. Und die Liebe in uns wächst in dem Maß, wie wir die Gnade erkennen, in welcher wir gerettet sind. Und dass es gerade die Gnade ist, in der wir gerettet sind (Eph 2:8), hat seine tiefe Bedeutung, denn: Gerade wir sollen ja in den herankommenden Äonen die Gefäße sein, in welchen Gott den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade zur Schau stellt (Eph 2:7).

Röm 14:11

"denn es steht geschrieben: Sol wahr Ich lebe, spricht der Herr: Vor Mir wird jedes Knie sich beugen und jede Zunge wird Gott huldigen."

Dass wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, die Erstlinge darstellen, die vor dem "bema" Gottes erscheinen dürfen, hab en wir auf wunderbarste Weise sehen dürfen. Doch nach den Erstlingen folgen Weitere, und dies so lange, bis das letzte Geschöpf Gott anerkennen und huldigen wird.

Wir haben zu unserem Leitvers, derja ein Zitat aus Jes 45:23 ist, eine Parallelstelle in Phil 2:10-11. Doch wie schon bei den zu differenzierenden "Preisrichterbühnen", ist auch zwischen diesen beiden Schriftstellen ein Unterschied: Im Römerbrief geht es um die Huldigung Gottes,, im Philipperbrief geht es um die Huldigung Jesu Christi. Es ist der von Gott vorgegebene Weg Seiner Schöpfung, dass alles zuerst zu dem Sohn kommen muss, bevor Ihm Selbst gehuldigt wird. Wir werfen deshalb auch zuerst einen Blick in Phil 2:9-12.

Der Text beginnt mit der überaus hohen Erhöhung Christi Jesus. Gott hat Ihn mit einem Namen begnadet, der über jedem Namen ist; der Name "Jesus" bedeutet "Retter" und durch Seine Erniedrigung bis zum Tod am Kreuz hat Sich der Sohn Gottes diesen Namen buchstäblich erworben. In 1Petr 1:19-20 lesen wir, dass der Sohn Gottes schon vor dem Niederwurf der Welt als makelloses und fleckenloses Lamm vorher erkannt war. Die bedeutet, dass lange bevor der Mensch erschaffen wurde, das Opferlamm bereit stand. Diese wunderbare Aussage kann von uns nicht hoch genug eingeschätzt und gewürdigt werden, zeigt sie uns doch deutlich, dass Gott mit SeinerÖSchöpfung kein unkalkulierbares Risiko einging, sondern dass er Anfang und Ende genau voraussah. Die Bereitstellung eines Opferlammes bedeutet, dass es dem Ratschluss Gottes entsprach, dass Seine Schöpfung den Weg der Verlorenheit gehen musste und dass jedes Geschöpf. zu seiner gegebenen Zeit das Lamm Gottes als Opfer anerkennen und annehmen wird!

Für wen die Allaussöhnung eine schriftgemäße Selbstverständlichkeit ist, dem fällt es schwer, nachzuvollziehen, was in den Herzen jener Gläubigen vorgeht, die an eine ewige Höllenpein glauben. Die Sekte der "Zeugen Jehovas" ist wenigstens so menschlich, dass sie die verstorbenen Ungläubigen als und widerruflich "tot" ansieht und keine ewige ewige Höllenqual lehrt! Doch viele in unserem Sinn Gläubige können anscheinend eine nie endende Höllenqual durchaus akzeptieren! Wie dankbar dürfen wir uns erneut darüber freuen, dass wir die absolute Gewissheit haben dürfen, dass sich in dem Namen "Jesus" jedes Knie beugen wird, und in der Beugung die Rettung erfahren darf!

Kein Geschöpf kommt also an diesem Namen vorbei, also muss sich jedes Geschöpf in diesem Namen "Jesus" retten lassen, und Gottes Wort sagt unmissverständlich, dass die auch jedes Geschöpf tun wird! Es ist kaum nachzuvollziehen, wie Gegner der Allaussöhnung dieses Schriftwort umgehen, indem sie behaupten: Die Ungläubigen werden zwar ihre Knie beugen und mit der Zunge huldigen, doch dies unter Zwang und mit versteckter Faust! Man muss sich aber bei solcher Ansicht fragen, wie Gott, der Vater, bei solchen Zwnagsmaßnahmen verherrlicht werden soll?

Wir bleiben also bei dem so trostreichen Wissen, dass sich in dem Namen "Jesus" jedes Knie beugen und jede Zunge huldigen wird, allerdings in der göttlichen Ordnung: Zuerst die Christus Angehörenden (1Kor 15:23), und damit stehen an erster Stelle Seine Herausgerufenen, die Körpergemeinde. Wir, die diese Körperschaft darstellen, dürfen aber schon zu unseren Lebzeiten unsere Knie beugen und unserem Herrn huldigen, noch bevor wir wieder in Christus lebendig gemacht werden, worauf sich dieser Vers 23 ja im Grund bezieht. Ein Wandel in der Beugung und Huldigung - dies ist ein würdiger Wandel!

Die Aussage in 1Kor 15:23 nennt uns als Zeitpunkt der Lebendigmachung aller: "bei der Vollendung".Zwar geht es hier, wie wir schon gestern sagten, um die "Lebendigmachung aller", was ja vor dem großen weißen Thron noch nicht sein wird, da die hier Erweckten zum Teil noch in den zweiten Tod gehen müssen (Offb 20:11-15). Der große weiße Thron folgt ja auf die Verwaltung des irdischen Königreiches, und erst danach folgt die uns bekannte letzte Verwaltung der Vervollständigung.

Wir müssen also schon erkennen, dass zwischen "Lebendigmachen" in 1Kor 15:23 und Phil 2:11 noch große Zeiträume liegen werden, doch die Tatsache, dass Gott in der Vollendung Seinen Ratschluss durchgeführt haben wird, ist ja für uns das entscheidende und beglückende Vorauswissen!

So wie jeder Gläubige sich erst vor der Preisrichterbühne Christi reinigen und läutern lassen muss, bevor er dann glückselig vor der "bema" Gottes stehen darf, so muss auch jedes Geschöpf zuerst in dem Namen "Jesus" Rettung annehmen und mit der Zungen huldigen: "Herr ist Jesus Christus, zu Verherrlichung Gottes, des Vaters", bevor es Gott Selbst huldigen kann.

Unser Leitvers hebt also in erhebender Weise den Besitzanspruch Gottes an alle Geschöpfe hervor, wobei bemerkenswert ist, dass sich Paulus schon auf die viel früher gemachte Aussage Jesajas beruft. Schon dort war also die Rettung aller Geschöpfe bekannt gemacht worden.

Können wir uns heute schon vorstellen, was die Verwaltung der Vervollständigung bringen wird? Laut 1Kor 15:28 folgt ihr der Zustand:"Gott alles in allen!" Gott ist Liebe und diese Liebe wird alles in- und auswendig umhüllen, es wird ein Zustand unfassbarer Glückseligkeit sein!

Wir haben bereits ausgeführt, dass die, die herausgerufene Körpergemeinde Christi Jesu, als Gereinigte, Makellose und Heilige vor dem "bema Gottes" dargestellt werden. Dass wir dort den Vater in uns heute noch in kaum vorstellbarer Art und Weise huldigen und verherrlichen werden, ist eine unserer großen Erwartungen.

Doch Paulus will uns mit unserem Leitvers ermuntern, auch heute schon die Möglichkeit auszuschöpfen, mit den uns gegebenen Mitteln, also einem geistlichen Wandel, den Vater in Christus zu verherrlichen und Ihm zu huldigen. In Kol 3:2 fordert uns Paulus auf: "Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!" Dies ist eine wichtige Weichstellung für unsere Gedankenwelt. Wer seine Gedanken auf das droben ausrichtet, kann nicht zur selben Zeit über Irdisches nachdenken Damit stehen wir praktisch wiedier vor dem Eingangsvers zu diesem Komplex: "Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder auch du, was verschmähst du deinen Bruder?"

Können wir in dem Moment den Bruder richten oder verschmähen, wo wir unsere Gedanken nach droben ausrichten? Wohl kaum! Das Rezept, das uns hier hilft, heißt also nicht, unser Fleisch verbessern zu wollen, indem wir uns mächtig ins Zeug legen, sondern indem wir uns mit dem beschäftigen, was unsere zukünftige Erwartung beinhaltet, und dies ist nur droben zu finden!

Wir können Gott in einem Wandel huldigen, indem wir dem Bruder mit dem begegnen, was uns erwarten darf. Bei solchen Begegnungen ist der Richtgeist beiseite gestellt, man freut sich vielmehr gemeinsam dessen, was uns der Vater in Seiner Liebe vorbereitet hat. Wir werden somit nicht mehr zum Anstoß und Ärgernis des Bruder oder der Schwester, sondern zum Segen.

Röm 14:12

"Demnach nun wird jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben."

Mit dem Wort "demnach" zieht Paulus für uns die Konsequenz aus dem bisher Gesagten. Er tut dies in zwei Aussagen, dem heutigen Vers 12 und dem folgenden Vers 13. Weil wir. nicht richten und verschmähen sollen, weil wir vor der Preisrichterbühne Gottes dargestellt werden, wird jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.

Das erste Augenmerk richten wir auf die Worte "für sich selbst". Niemand ist für seinen Bruder verantwortlich, sondern ausschließlich für sich selbst, deshalb auch die Mahnung, nicht zu "richten". Jeder von uns muss also für sich selbst Gott Rechenschaft geben. Und damit sind wir schon bei einem kleinen Problem, denn: Was bedeutet dieses für uns unangenehm klingende Wort "Rechenschaft"?

Im allgemeinen verstehen wir unter "Rechenschaft", dass wir etwas zu verantworten haben, was wir getan haben. Wir bringen also in der deutschen Sprache "Rechenschaft" und "Verantwortung" in Verbindung. Ein Firmenchef muss z .B. einmal im Jahr vor den Aktionären Rechenschaft ablegen, was er mit dem anvertrauten Geld gemacht hat, er wird also zur Verantwortung gezogen. Hat Gott Ähnliches mit uns vor?

Im Griechischen lautet das übersetzte Wort Rechenschaft "logon", was im Grunde ganz einfach mit "Wort" wiedergegeben werden kann. Dieses Wort, welches wir Gott geben werden, kann aber nicht mit "sich verantworten" übersetzt werden. Gott macht keinen Menschen dafür verantwortlich, dass er ein Sünder ist und folglich auch sündigt. Schließlich war Er es Selbst, der alle zusammen in die Widerspenstigkeit eingeschlossen hat (Röm 11:32). Auch liegt es nicht am Wollen und Rennen der Menschen, sondern an dem Sich erbarmenden Gott (Röm 9:16). Wenn Gott von uns trotzdem unser Wort, also gewissermaßen Rechenschaft fordert, kann dies nicht heißen, dass wir uns vor Ihm zu verantworten haben.

Wir sahen gestern, dass das Wort "Rechenschaft" nicht heißen kann, dass Gott uns zur Verantwortung zieht. Gott ist der allein Wirkende und trägt auch allein die Verantwortung. Zwar kann der Mensch sich scheinbar dem geoffenbarten Willen Gottes eine gewisse Zeit widersetzen (dies fing schon bei Adam im Paradiesgarten an), doch ist auch dieser Widerstand von Anfang an im Ratschluss Gottes enthalten, welchem sich im Blick auf das Ziel letztendlich nichts und niemand entgegen stellen kann.

Was bedeutet es nun, wenn wir Gott Rechenschaft geben müssen? Im Hinblick auf die gesamte Menschheit lesen wir in Mi 6:8 das altvertraute Wort: "Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten. und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott". Damit ist erst einmal die gesamte Menschheit angesprochen, die ja auch insgesamt ihre Knie beugen und mit der Zunge huldigen wird. Gott wird also alle Menschen zur Rechenschaft ziehen, d.h. von ihnen ein Wort verlangen, was sie mit dem "gesagten" Wort gemacht haben. Röm 1:21 zeigt uns dies ja sehr anschaulich. Die Gelegenheit dazu gibt Gott in Seinen Gerichten "wobei wir in jedem göttlichen Gericht im Hintergrund immer die "Zurechtbringung" zu sehen haben). Gottes Gericht fordern ja keine Strafe, denn: "Die Strafe liegt auf Ihm, auf dass wir Frieden hätten" (Jes 53:5 nach Luther). Es wird also vom Menschen keine Sühne mehr verlangt, wohl aber "Rechenschaft" über das ihm zwar gegebene Licht der Gotteserkenntnis und über die ausgebliebene Gottesverherrlichung (Röm 1:21). Der Schauplatz hierfür wird der große weiße Thron sein.

Wenn wir jetzt glauben können, dass jedes Gericht Gottes der Anfang zur Versöhnung für jeden Menschen ist, dann dürfen wir doch glücklich der Verheißung glauben: "Demnach nun, wie es durch die eine Kränkung für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch den einen Rechtsspruch für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens" (Röm 5:18).

Im Hinblick auf uns, die Körpergemeinde Christi Jesu, hat Paulus die Preisrichterbühne des Christus im Auge, wie sie uns in 2Kor 5:10 gezeigt wird. Nur hier wird von uns Rechenschaft verlangt, d.h. was der Einzelne von. uns durch den Körper verübte, es sei gut oder schlecht. Vor Gottes Podium stehen wir ja dann makellos und heilig.

Und ein "Wort" (Rechenschaft) müssen wir zweifelsfrei darüber abgeben, as wir mit dem empfangenen Licht gemacht haben, ob wir einen entsprechenden Wandel und Dienst geführt und ausgeübt haben. Dabei steht das köstliche Wort in Eph 4:15-16 vor uns: "Wenn wir aber wahr sind, sollten wir in Liebe alles zum Wachsen bringen, hinein in Ihn, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der gesamte Körper (zusammen verbunden und vereinigt durch jeder Einverleibung des Dargereichten entsprechend der Wirksamkeit nach dem Maß jedes einzelnen TeilsI) das Wachstum des Körpers vollzieht, zu seiner eigenen Auferbauung in Liebe."

Und im Hinblick auf diese Worte lassen wir nochmals den ganz persönlichen Vers 10 anklingen: "Du aber ... oder auch du ...". Ja, wir sind ganz persönlich angesprochen, ob wir gerichtet und verschmäht oder uns bemüht haben, in Liebe alles zum Wachsen zu bringen, hinein in Ihn, der das Haupt ist: Christus!

Hier liegt der Ort, an dem wir Rechenschaft abgeben werden und wo wir zwar nicht bestraft, wohl aber beschämt werden und Verlust erleiden können. Im Gegensatz hierzu, wenn unser. Wandel und Deinst Bestand hat, ist uns Lohn verheißen, unsere Werke halten dann dem prüfenden Feuer stand (siehe 1Kor 3:14).

Das Beste für den Nächsten suchen

Röm 14:13

"Folglich lasst uns nicht länger einander richten, sondern achtet vielmehr darauf dem Bruder keinen Anstoß oder Fallstrick zu geben."

Eine weitere Konsequenz aus dem Gelernten der zurückliegenden Verse zieht Paulus in unserem Leitvers mit dem Anfangswort "Folglich". Wir haben gelernt (und erfahren dies ja auch ständig in der Praxis des Alltags), dass es im Glauben Schwache und Starke gibt. Wir haben weiter gelernt, dass ich im Alltag jeder nach dem sTand seines Glaubens verhält, wobei durchaus Unterschiede auftreten. Als Beispiel nannte Paulus das Verhalten beim "Essen" und beim "Halten von Tagen". Jetzt sollen wir die Folge daraus ziehen, jedr ganz allein für sich.

"Nicht länger einander zu richten" ist uns eigentlich klar geworden; hinzu kommt jetzt noch die Aussage, dem Bruder keinen Anstoß oder Fallstrick zu geben. Ein "Fallstrick" war das altertümliche Stellholz in einer Falle - ein winziger Anstoß genügte, um die Falle zuschnappen zu lassen.

Nicht zu Unrecht stellt Gottes Wort dieses empfindliche Werkzeug vor unser Auge. Wie oft sind es kleinste Winzigkeiten, die zum Anstoß werden und welche die Falle der Lieblosigkeit zuschnappen lassen! In Phil 1:9-11 betet Paulus für seine Geschwister in Philippi: "... dass eure Liebe noch mehr und mehr in Erkenntnis und allem Feingefühl dazu überfließe, dass ihr prüfet, was wesentlich ist, damit ihr auf den Tag Christi aufrichtig und unanstößig seid, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist, zur Verherrlichung und zum Lobpreis Gottes."

Wollen wir doch heute besonders auf das Wort "Feingefühl" achten, denn oft meinen wir, etwas aus Liebe zu tun, und wundern uns hernach, dass es anscheinend zum Fallstrick wurde. Auch Liebe bedarf nur zu oft des "Feingefühls", sonst könnte sie oft nicht oder gar falsch verstanden werden!

Röm 14:14

"Ich weiß und bin im Herrn Jesus überzeugt, dass nichts an sich gemein ist, wenn nicht dem, der etwas als gemein einschätzt; für jenen ist es gemein."

Paulus beginnt unseren Leitvers mit der Bestärkung seines Wissen, "im Herrn Jesus" überzeugt zu sein. Wo hatte Paulus sein Wissen her? Wie bekam er es?

Noch während der damalige "Saulus" blind von seiner ersten Begegnung mit dem Herrn in Damaskus verweilte, wurde dem Zacharias der Weg des zu künftigen Apostels vorgezeichnet: "Denn dieser ist Mir ein auserwähltes Gerät, Meinen Namen vor den Augen der Nationen wie auch der Könige und der Söhne Israels zu tragen" (Apg 9:15). Wir sehen wieder einmal, wie wunderbar die Wege Gottes sind und wie Er, lange bevor Saulus es ahnte, seinen Weg vorherbestimmt hatte. Und wie intensiv wachte Gott durch Seinen Geist über diesem auserwählten Gerät, dass es Seinen Auftrag Seinem Ratschluss gemäß auch ausführte. Hätte der Apostel je etwas Falsches sagen oder gar lehren können? Hätte er je eigene Ansichten im Wort Gottes äußeren können? Wohl haben wir Aussagen, die seine persönliche Ansicht hervorheben (z.B. 1Kor 7:25), doch sein Leben stand von Anfang an unter dem Vorbild Christi (1Kor 11:1), dem er folgte.

Da Paulus bzw. Saulus den Herrn auf Erden nie persönlich kannte, musste er sich sehr intensiv mit Ihm in Gedanken beschäftig haben, wie hätte er sonst dem Vorbild Christi folgen können. Das Schriftwort in 1Kor 1:11 hat aber noch einen Aufruf, der uns gilt: "Werdet meine (des Paulus) Nachahmer ...". Das heißt, wir sollen Paulus darin nachahmen, dass auch wir unser Leben ganz auf den Herrn ausrichten, alles von Ihm erwarten und völlig die Gesinnung Christi Jesu in. uns aufnehmen.

Als ein solchermaßen "in Christus" Lebender konnte Paulus in seinen Briefen auch eigene Worte niederschreiben, sie waren trotzdem immer in der Gesinnung Christi Jesu.

Wir haben gestern an einem Beispiel gesehen, dass der Apostel an gewissen Stellen seine eigene Meinung äußert. Für manche Geschwister ist dies ein Grund, diese Aussagen skeptisch anzusehen. Doch würde Gott es zulassen, dass Sein Wort von menschlichen Meinungen durch zogen ist? Niemals! Paulus bekennt dem Timotheus: "Alle Schrift ist gottgehaucht" (2Tim 3:16), auch wenn er als auserwählter und berufener Apostel wagt, seine eigene Meinung kundzutun. Auch diese eigenen Aussagen müssen als "gottgehaucht" angesehen werden, d. h. sie wurden unter der Führung des Hauchs (Geistes) Gottes niedergeschrieben.

Wenn der Apostel jetzt wieder das Gebiet der "Speisen" anspricht, dann müssen wir uns erneut in jene Zeit zurückversetzen, wo dieses Thema viel aktueller war als heute bei uns. Es bestanden im damaligen Rom zwei Gemeinden nebeneinander, eine juden-christliche, die ihre Wurzel in Jerusalem unter der Führung der Apostel Christi Jesu hatte. Diese Gemeinde unterlag den jüdischen Gesetzten und Ritualen, wozu auch die Speiseordnungen gehörten. Daneben bestand die dem Apostel Paulus verbundene Gemeinde, die in Christi Gnade berufen wurde und die frei vom Gesetz war. Es war die große Aufgabe des Apostels, darüber zu wache, dass es keine Vermischung dieser Gemeinden gab.

Mancher mag sich fragen, ob eine Vermischung denn so schlimm gewesen wäre? War doch Christus Jesus der Herr beider Gemeinden! Nun, der Unterschied lag darin, dass die jüdisch-christliche Gemeinde dem Königreich zugeordnet werden muss, also einen zukünftig "irdischen" Auftrag hat, während die paulinische Gemeinde einen "überhimmlischen" Auftrag erhalten hat. Das Ziel, "die Aufhauptung des Alls in Christus" (gem. Eph 1:10) ist zwar immer gleich, aber die verschiedenen Ebenen, einmal "das auf der Erde" und weiter "das in den Himmeln" verlangen eine unterschiedliche Zubereitung!

Die Worte Pauli sind also, wie wir gestern sahen, in erster Linie an jene Gemeinde in Rom gerichtet, die sich ständig mit den Juden-Christlichen Gemeinden auseinandersetzen musste. Dass so manche von Paulus belehrte Gemeinde diesem Einfluss unterlag, zeigt dasBeispiel der Galater. Schnell hatte sie sich vom Evangelium der Gnade, welches sie Paulus gelehrt hatte, zu einem anderen Evangelium umgestellt, welches kein anderes als das des Königreichs sein konnte. Offensichtlich ließen sich die Galater schnell beunruhigen.

Werden nicht auch wir oft innerlich beunruhigt? Wer in einer Gemeinde lebt, weiß nur zu gut, welche Zwänge dort ausgeübt werden können. Das kann bei der Großtaufe anfangen. Wie viele Gläubige haben sich gegen ihre innere Überzeugung groß taufen lassen, weil sie von anderen beunruhigt wurden oder auch um nur nicht aufzufallen oder gegen den Strom zu schwimme. Die Zwänge, "du musst dies oder jenes tun", sind unübersehbar. Die Ursachen sind heute wie damals: Es wird nicht unterschieden, dass es zwei verschiedene Evangelien gibt.

Energisch wehrt sich der Apostel Paulus. dagegen, dass sein Evangelium der Gnade mit jenem des Gesetzes vermischt wird. Erstaunlich hart geht er in Gal 1:6-9 gegen jene vor, welche dies bei den Galatern versuchten. Selbst ein Bote des Himmels hatte kein Recht, etwas anderes zu verkündigen als der Apostel, hatte Paulus doch sein Evangelium vom erhöhten Herrn empfangen.

Lasst uns dort, wo uns der Herr hingestellt hat, mutig das bezeugen und ausleben, was zu unserer Berufung gehört. Der Unmündige lässt sich von anderen leicht beeinflussen, er gleicht einer brandenden Woge, die von jedem Wind der Lehre hin und her geworfen wird (siehe Eph 4:14).

Paulus widmete sich diesem Thema deshalb so ausführlich, weil in Rom zwei Gemeinden mit unterschiedlicher Berufung dicht beieinander lebten. Beide Gemeinden hatten ihre Berechtigung, weil Israel damals noch nicht endgültig beiseite gestellt war. Heute ist Israel (noch) beiseite gestellt, die Gefahr der Beeinflussung von dieser Seite müsste also nicht mehr gegeben sein. Doch ist dem leider nicht so. Ein Großteil der Gläubigen hat noch nicht seine überhimmlische Berufung erkannt (Eph 2:6), lässt sich noch nicht vom Lehrer der Nationen, nämlich Paulus belehren (Eph 3:8), hat noch nicht erkannt, dass Gottes Wort nicht wahllos zitiert und herangezogen werden kann, wie es gerade passt, sondern vielmehr richtig und sorgfältig geschnitten (auseinandergehalten) werden muss (2Tim 2:15). Wir sind zwar der Beeinflussung durch Königreichsgemeinden enthoben, stehen aber heute in ähnlicher Weise unter der Beeinflussung solcher Gläubigen, die Gottes Wort, und damit Gesetz und Gnade vermischen. So mahnend die Worte Paulus damals den Römern galten, so ernst müssen auch wir sie in unserer heutigen Zeit und Situation nehmen!

Nun gibt es Menschen, die von Natur aus in jeder Hinsicht stark sind, und es gibt solche, die allein kaum zurechtkommen, die immer eine Stütze brauchen Diese beiden Gruppen. sind unter den Gläubigen vertreten. Der von Natur aus Starke (wir meinen hier nicht die Muskelstärke) wird auch im Glauben schnell alleine zurechtkommen, der Schwächere braucht auch im Glaubensleben ständig eine Stütze, normalerweise den Schutz einer Gemeinschaft. Die Gefahr liegt darin, um was für eine Gemeinschaft es sich handelt: Ist sie auf der Gnade gegründet, oder auf dem Gesetz! Hier sind wir als Einzelne und xim Glauben Starke gefordert, denn an diese nPunkt will uns ja der Apostel heranführen. Keinen erhobenen Zeigefinger, keine klugen Worte, keine langen Überzeugungsvorträge - aber viel Geduld, viel Demut, viel Liebe und vor allem. das nicht aufhörende Gebet um die Erkenntnis Seiner Selbst (gem. Eph 1:15 ff).

Wir müssen heute noch die Frage klären: Was meint Paulus mit "gemein"? Wir dürfen davon ausgehen, dass es ihm, auch im Hinblick auf die folgenden Verse, um die vom Gesetz für Israel geforderte Unterscheidung von reinen und unreinen Dingen ging, hier vor allem. um Speisevorschriften. Als Beispiel könnte hier das "Schweinefleisch" genannt werden, welches generell als unrein gilt. Die Rituale, Festtage, Speisevorschriften usw. dienten überwiegend dem Zweck, die Erinnerung an die großen Taten Gottes gegenüber Seinem Volk wachzuhalten, sie in ihrem Gottesdienst zu stärken. Dabei ist durch aus bemerkenswert, dass so manches Gebot auch hygienischen, medizinischen und gesundheitlichen Nutzen hat. Generell gilt für uns, dass Gebote, Vorschriften un Ähnliches in unserer Verwaltung der Gnade ausgesetzt sind, für uns gilt nichts als "unrein" bzw. "gemein". Wer trotzdem solches lehrt, ist noch nicht darüber erleuchtet worden, in was für einer Verwaltung wir heute leben!

Wir wollen aber zum Abschluss dieses Verses auch noch auf einen Ausspruch Jesu während Seiner Erdenzeit hinweisen, der zwar an das Volk Israel gerichtet war, aber auch uns viel zu sagen hat: "Nicht was in den Mund hineingeht, macht den Menschen gemein, sondern, was aus dem Mund herausgeht, das macht den Menschen gemein" (Mt 15:11).

Wir können zwar hohe Erkenntnis haben, und doch lässt unser Wandel, der ja auch aus hörbaren Worten besteht, leider nur zu oft durchaus zu wünschen übrig. Und was kommt doch alles aus unserem Mund heraus! Wie können wir so oft mit Worten überheblich sein, kränken, Schmerz zufügen und vieles mehr. Lasst uns heute hierzu das Wort aus 1Kor 16:14b im Herzen lebendig werden: "Alles soll bei euch in Liebe geschehen!"

Röm 14:15

"Denn wenn um einer Speise willen dein Bruder betrübt wird, wandelst du nicht m ehr der Liebe gemäß. Mach durch deine Speise nicht denjenigen zunichte, für den Christus starb."

Unser gestriges Abschlusswort aus 1Kor 16:14 kann auch heute durchaus als Überschrift genutzt werden. Ob wir heute einen Bruder um einer Speise willen betrüben können, ist weniger wahrscheinlich, dafür gibt es so manch anderes, womit wir Glaubensgeschwister provozieren, ja sogar betrüben können. Wir haben schon an früherer Stelle ausgeführt, dass die Freiheit unseres Glaubens nur so weit gehen kann, dass sie anderen nicht zum Anstoß oder gar Fallstrick wird. Wir können daher die Worte Pauli auch dahingehend ergänzen, dass wir sagen: Mach durch deinen Wandel nicht denjenigen zunichte, für den Christus starb.

"Zunichte machen" könnte manchen von uns erschrecken, denn man denkt ja unwillkürlich daran, jemand vom Glauben abzubringen, ihn in Bezug auf seine Rettung zunichte zu machen - doch dies ist unmöglich! Es ist überhaupt nicht denkbar, dass Gott jemand auserwählt und beruft, der dann durch sein Verhalten diese Auserwählung und Berufung zunichte machen könnte! Wir müssen also klarstellen, was Paulus hier meint.

"Zunichte machen" ist bei einem Gläubigen nur möglich im Hinblick auf seine Werke. Dies lesen wir deutlich in 1Kor 3:10-15. Hier sind von dem Feuer beständige, sowie unbeständige Werke aufgezählt. Letztere wird das Feuer verbrennen, sie werden also buchstäblich "zunichte gemacht". "Er selbst aber wird gerettet werden" (V. 15b), diese Gewissheit wird nie widerrufen!

Wir könnten also die Aussage Pauli so formulieren: "Mach durch dein Verhalten nicht des Bruders Werke zunichte, für den Christus starb! Das Gegenteil wäre: Tue alles, um auch den Bruder zu unvergänglichen Werden anzuspornen!

Paulus legt zwar seinen Schwerpunkt auf "die Speisen", doch haben wir das Gebiet, womit wir eventuell unsere Glaubensgeschwister betrüben könnten, erweitert. Natürlich kann auch unsere Essgewohnheit Anstoß erregen, aber sicherlich weniger deshalb, weil wir nur bestimmte Speisen essen, sondern eher deshalb, weil wir zu üppig essen, und kaum mehr mit einer einfachen Kost zufrieden sind!

Wir wollen aber doch noch einen Tag darauf verwenden, was vergängliche und unvergängliche Werke sind und wie wir hier hilfreich sein können. Im Grunde ist die Unterscheidung ganz einfach: Alles, was wir um unserer eigenen Anerkennung willen tun, sind tote Werke, auch wenn sie biblisch eingefärbt sind. Demut und Sanftmut gelten in der Welt als Schwäche. Selbst viele Gläubige, die z war über diese Eigenschaften sprechen, scheinen in der Praxis wenig davon zu halten. Wehe, wenn jemand ihren Stolz angreift! Solange wir uns als "überlegen" fühlen, solange wir immer nur belehren wollen, solange wir keine andere Ansicht stehen lassen können, solange wir nur öffentliche und interessante Dienst anstreben ... solange es also nur um. unsere Anerkennung geht, werden unser Werke verbrennen.

Aber alles, was aus Lieb ezu Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus getan wird, und dies in Demut und Bescheidenheit, um Seiner Verherrlichung willen, dies werden beständige Werke sein!

Wir haben überall eine Vorbildfunktion! Wir können durch unseren Wandel und Dienst uns selbst und der Auferbauung des Körpers Christi dienen! Versuchen wir, dem Bruder ein Vorbild zum Lobpreis Gottes zu sein, wird auch dieser dazu animiert. Und es kann doch für uns selbst keinen schöneren Lohn geben, als einmal erkennen zu dürfen, dass unsere schwachen Bemühungen tatsächlich zu Verherrlichung Gottes gedient haben und auch unserem Bruder!

Röm 14:16-17

"Das Gut, das euer ist, soll nun nicht gelästert werden, weil das Königreich Gottes nämlich nicht Speise und Trank, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude in heiligem Geist ist;"

"Das Gut", welches Paulus den Römern vor Augen führt und das nicht (damals von den judenchristlichen Gemeinden) gelästert werden soll, ist "sein" Evangelium der Gnade. Dieses Evangelium hat Paulus nicht von Petrus, Johannes oder Jakobus übernommen, es ist überhaupt nicht "menschengemäß", sondern es wurde ihm durch eine Enthüllung Jesu Christi zuteil (Gal 1:11-12).

Der Ausspruch so mancher Gläubigen: "W"as Jesus auf Erden gesagt und gelehrt hat, niedergeschrieben in den vier Evangelien, sind ihnen wichtiger als die Briefe des Paulus", verliert seinen Sinn, da Paulus seine Botschaft ja auch von Jesus, mehr noch, vom erhöhten Herrn Jesus Christus erhalten hat.

Wenn Paulus sein Evangelium als "Gut" bezeichnet, dann wissen wir, dass dies unser Schatz ist, den wir in irdenen Gefäßen haben, damit das Außerordentliche der Kraft sich als von Gott und nicht als aus uns erweise (2Kor 4:7).

Das Gut, auf welches Paulus die Römer wie auch uns hinweiset und welches die Freiheit vom Zwang des Gesetzes zeigt, soll nicht von denen gelästert werden, die noch unter Gesetz stehen. Dies war damals die judenchristliche Königreichsgemeinde in Rom, und es können heute noch solche sein, die meinen, sie müssten sich freiwillig unter das Gesetz (oder Teile des Gesetzes) stellen. freuen wir uns deshalb auch über diese Worte: "Darum, Brüder (und Schwestern), sind wir nicht Kinder der Magd, sondern der Freien" (Gal 4:31).

Das Gut, das unser ist, bringt Paulus mit dem Königreich Gottes in Verbindung. Es ist nicht ganz einfach, den Begriff "Königreich" in seinem vielfältigen Vorkommen in der Schrift immer richtig einzuordnen, zumal er in wechselnder Verbindung in den Israel betreffenden Teilen der Schrift, wie auch in denen die Körpergemeinde betreffenden, genannt wird. Noch weiter erschwert wird die Unterscheidung durch die Tatsache, dass in den Evangelien der Schreiber Matthäus vielfach vom "Königreich der Himmel" spricht, die anderen Schreiber aber im gleichen Bezug den Ausdruck "Königreich Gottes" gebrauchen. Es besteht also ein Interesse daran, dass wir hier unterscheiden können, wobei wir in unserem Andachtsbüchlein dieses Thema nur streifen, aber nicht ausführlich behandeln können.

Wir wissen von einem Königreich des Vaters, einem Königreich des Sohnes und einem Königreich der Himmel. Dalle Reiche haben viele Gemeinsamkeiten und verkörpern häufig ein und denselben Gedanken, und doch hat jedes Reich seinen eigenen Charakter und seine Merkmale.

'Beginnen wir mit dem Königreich der Himmel: Gemeint ist mit diesem Begriff das von Israel erwartete Königreich der Himmel, welches von den Himmeln auf die Erde herabkommt und in welchem Christus als König und Messias tausend Jahre die Oberherrschaft haben wird. Vollmacht wird in diesem Königreich das Volk Israel haben, wobei die zwölf Apostel auf zwölf Thronen sitzen werden (Mt 19:28). Den Grundgedanken zu diesem irdischen Königreich finden win in Dan 2:44. Beachten wir hier die vier grundlegenden Unterscheidungsmerkmale:

  1. Es ist zukünftig
  2. es ist zeitlich auf tausend Jahre festgesetzt,
  3. es ist auf unsere Erde beschränkt, und
  4. es ist mit dem Volk Israel verbunden.

Wenn Paulus in. unserem Leitvers vom "Königreich Gottes" schreibt, dann meint er bestimmt nicht das gestern genannte zukünftige Königreich der Himmel. Im Gegensatz zu diesem zukünftigen irdischen Königreich besteht das "Königreich Gottes" nämlich schon immer und umfasst das ganze All. Auch wenn. Gott die Herrschaft über unsere Erde im gegenwärtig bösen Äon dem Widerwirker übergeben hat (in Mt 4:8-9 bietet der Widerwirker alle Königreich der Welt Jesus an, und der Herr widerspricht dem Besitzanspruch Satans nicht), so kann dieser nur soweit regieren, wie dies dem Ratschluss Gottes entspricht. Seine Herrschaft ist zeitlich auf diesen Äon begrenzt und wird ein zukünftiges Ende haben. Wir selbst aber, die Körpergemeinde, stehen nicht mehr under seiner Herrschaft, wiewohl wir seinen Einflüssen noch nicht enthoben sind.

Bevor wir uns auf das oben genannte Königreich Gottes konzentrieren, wollen wir noch auf ein weiteres Königreich hinweisen, welches uns die Schrift nennt, allerdings erst in den Gefängnisbriefen des Paulus: Das Königreich des Sohnes (siehe Kol 1:13). Dieses Königreich ist geistlicher Natur. Einst waren wir, die Körpergemeinde, unter der Obrigkeit der Finsternis, heute sind wir im Geist in das Königreich des Sohnes Seiner Liebe versetzt, wir müssen es also noch als "geistliches Königreich" ansehen. Sichtbar wird dieses Königreich erst in Erscheinung treten, wenn eine neue Erde die alte ersetzt hat, wenn alle Knie sich beugen und jede Zunge huldigen wird. Es wird dann sein, wenn jedes Geschöpf ein williger und anbetender Untertan des geliebten Sohnes sein wird.

Erfreuen wir uns an der Tatsache, dass wir heute schon aus der Obrigkeit der Finsternis geborgen und im Geist in dieses Königreich des Sohnes Seiner Liebe versetzt zu sein!

Das "Königreich Gottes", welche Paulus hier anspricht, kann nur im weitesten Sinn die Königsherrschaft Gottes meinen, die das ganze All umfasst und in welche die Gläubigen der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade, also wir, mit eingeschlossen sind (das gestern genannte geistliche Königreich des Sohnes Seiner Liebe wurde dem Apostel ja erst später in den Gefängnisbriefen enthüllt).

In diesem Königreich gibt es keine Speise und keinen Trank, weil es geistlich ist. Speise und Trank sind für die Bewohner der Erde lebenserhaltend, wer diesen entsagt, muss sterben. Nicht so in der geistlichen Welt. Hier herrschen andere Gesetze. Jesus Selbst nennt in Joh 6:63 die Lebensgrundlage. "Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt dabei überhaupt nichts". Zur Lebensgrundlage, die uns Jesus nannte, zeigt Paulus die Merkmale jenes Königreiches auf: Gerechtigkeit, Friede und Freude in heiligem Geist.

Ohne Zweifel sind wir, die Körpergemeinde, heute schon als einzige Erdenbewohner geistlicherweise in dieses Königreich Gottes hineinversetzt, soll doch unser Wandel im Hinblick auf die Menschen als "bewährt" bezeichnet werden können (v. 18). Und weil dies so ist, sollen wir uns nicht mehr dem irdischen Treiben zuwenden, sondern vielmehr den geistlichen Merkmalen dieses Königreiches nachjagen, nämlich der Gerechtigkeit, dem Frieden und der Freude.

Nun wird uns zwar im Hinblick auf unsere Stellung "das Gut" in Vers 16 als Eigentum bestätigt, es sind dies unsere Rechtfertigung und Aussöhnung in Christus, doch im Hinblick auf unseren Wandel sollen und können wir etwas tun -. es wäre dies ein Ausdruck unserer Dankbarkeit und Freude über das erhaltene Gnadengeschenk.

Wir haben heute gegenüber der damaligen Gemeinde in Rom den großen Vorzug, dass wir auch auf die Gefängnisbriefe des Apostels Paulus zurückgreifen können, un dsomit Wahrheiten lesen dürfen, welche den Römern noch nicht enthüllt waren. So lesen wir in Phil 3:8-13, wie der. Apostel dem nachjagt, was er noch nicht ergriffen hat. Die weiteren Verse zeigen uns sogar einen regelrechten Wettkampf, in welchem "andere überholt werden können" (Phil 3:16).

Gerechtigkeit, Friede und Freude in heiligem Geist sind Dinge, die wir in unserem Wandel und Dienst ausleben sollen, denen wir also durchaus nachjagen dürfen. Es ist leider das Paradoxe in unserem Erdenleben, dass wir Gläubigen zwar durch den Glauben Christi Jesu Gerechtigkeit vor Gott erlangt haben, aber in unserem Wandel oftmals sehr ungerecht sein können. Genauso ist es mit dem Frieden. Wir dürfen einerseits mit ÖGott Frieden haben (Röm 14:19), weil es an unserer Friedensbereitschaft oft m angelt. Und die Freude? Können wir sie auch wirklich ausleben und weitergeben? In Phil 4:4 lesen wir sehr wohl die uns bekannten Worte: "Freuet euch in dem Herrn allezeit!" In dem Herrn ist uns also Freude in höchstem Maß geschenkt, doch warum ist unser Leben trotzdem noch so oft freudlos! Und warum geben wir oft so wenig Freude weiter?

Es ist für uns äußerst trost- und hilfreich, dass wir auch bei Paulus sehen können, dass er noch Mangel hat, wie er sich nach Dingen ausstreckt, die er noch nicht ergriffen hat. Wir haben also keinen Grund zu resignieren, weil jeder Er den Tag ei neuer Tag ist, an dem wir uns üben können, in unserem Wandel und Dienst den Dingen des Königreichs Gottes nachzujagen.

Röm 14:18

"denn wer in diesem den Christus als Sklave dient, ist Gott wohlgefällig und bei den Menschen bewährt."

Unser Leitvers bestätigt deutlich, dass es um unseren Wandel und Dienst geht. In dreifacher Hinsicht soll des Gläubigen Stellung zu Gott für das geistliche und fleischliche Auge erkennbar sein.

  1. dem Christus als Sklave dienen,
  2. Gott wohlgefällig und
  3. bei den Menschen bewährt sein.

In unserer Stellung sind wir ein Teil des Christus, wir sind "in Ihm". Doch in unserem Wandel sollen wir Ihm dienen. An die Kolosser schreibt Paulus: "Und alles, was ihr auch immer tut, in Wort oder im Werk - alles geschehe im Namen des Herrn Jesus Christus" (Kol 3:17). Wenn unsere Gedanken auf Ihn ausgerichtet sind, wenn wir Ihn im Wort Gottes so oft wie möglich betrachten, wenn wir bestrebt sind, Seine Gesinnung in uns aufzunehmen, dann wird auch unser Wandel und einst immer mehr Seine Züge tragen. Wer von uns etwas zaghaft oder unsicher ist, ob er alles richtig macht, hat einen trefflichen Prüfstein, an welchem er sich ständig kontrollieren kann: "Und der Friede Christi sei der Schiedsrichter in euren Herzen " (Kol 3:15). Wenn ich bei meinem Wandel und Dienst den frieden im Herzen habe, darf ich diesem Schiedsrichter getrost vertrauen, weil ich dem Christus in richtiger Art und Weise diene.

Wie wir Gott wohlgefällig sein können, haben wir im Eingang zu Röm 12 gelesen. Dort heißt es: "... eure Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen". Wir betonen hier wiederholt, dass keine eigenmächtigen Werke von uns gefordert werden, sondern nur die "Bereitstellung" unserer Körper, damit Er uns in Seinem Sinn als Werkzeuge gebrauchen kann.

In diesem Sinn werden wir auch von den Menschen anerkannt werden. Wer wird es nicht schätzen, wenn wir allen Menschen unsere Lindigkeit bekannt werden lassen (Kol 4:5), anstatt ihnen mit Übereifer zu be gegnen!

Röm 14:19

"Demnach jagen wir nun den Dingen des Friedens und denen der Auferbauung untereinander nach."

Mit em immer wieder vorkommenden Wort "demnach" zieht Paulus die Konsequenz aus einem behandelten Abschnitt (siehe auch Vers 12). Wer also Christus in rechter Weise dienen, wer Gott wohlgefällig und bei den Menschen bewährt sein möchte, der jagt zum Ersten den Dingen des Friedens nach.

Es ist kein Widerspruch im Hinblick auf die heutige Aufforderung zum "Nachjagen", wenn wir gestern sagten, dass wir nicht eigenmächtig handeln, sondern unsere Körper nur bereitstellen sollen. Haben wir schon einmal bedacht, dass es sehr oft viel schwerer ist, in bestimmten Situationen still zu sein, als lauthals. mit vielen Worten seine Ansicht kundzutun? "Nachjagen" kann also auch durchaus "stillesein" bedeutet, mit hörendem Herzen zu warten, was Got tuns zu sagen hat!

Und wenn wir den Dingen des Friedens nachjagen sollen, dann bedenken wir doch auch wieviel Unfriede gerade durch zu viele Worte hervorgerufen wird! Warum müssen wir immer eine Antwort parat haben? WArum müssen wir uns immer rechtfertigen, wenn wir uns angegriffen fühlen? Warum müssen wir den anderen Bruder immer berichtigen, wenn er in unseren Augen etwas falsch gemacht oder gesagt hat? Damit wollen wir nicht sagen , dass "Stillesein" immer richtig sein muss; in einer entsprechenden Situation kann von uns durchaus ein klärendes oder eingreifendes Wort gefordert sein - vielleicht schauen wir in solche3n Lagen zuerst einfach auf unseren Herrn!

"Frieden untereinander" beginnt mit dem eigenen frieden im Herzen. Wer innerlich keinen Frieden hat, wird diesen auch äußerlich nicht anstreben. Ist uns schon aufgefallen, dass alle Briefe des Apostels Paulus die Anfangsworte haben: "Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!" Möge doch ein Tag voller Friede vor uns liegen - und vielleicht mehr als nur ein Tag!

Wir wollen uns heute etwas dem Wort "Nachjagen" zuwenden und sehen, wie Paulus dies in seinem Leben praktiziert hat. Dazu ist es notwendig, dass Sie, liebe Leser, die schon vor Tagen zitierten Verse in Phil 3:10-17 noch einmal durchlesen.

Die Verse fangen mit den Worten an: "Um Ihn zu erkennen"! Es geht also um die Verbindung zu unserem Herrn, die immer inniger werden soll. Unser Wandel und Dienst steht somit in engster Verbindung zu unserer Erkenntnis "Seiner Selbst". Wir wollen hier nicht die einzelnen Punkte betrachten, die haben wir schon in dem Andachtsbüchlein über den Philipperbrief getan, wie wollen mehr darauf achten, was Paulus unter "Nachjagen" versteht. Dazu ist uns die Aussage wichtig: "... ich vergessen, was hinter mir liegt und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist."

"Vergessen" ist nicht immer einfach, erst recht nicht, wenn es sich um lieb gewonnene Traditionen handelt. In dem Moment, wo wir das Geschenk des Glaubens erhielten, wo uns die Bedeutung des Namens "Jesus" (Retter) kostbar wurde, geschah etwas mit uns: "Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung: das Ehemalige verging, siehe, es ist neu geworden" (2Kor 5:17). Das "Ehemalige" ist unsere alte Schöpfung, unser Fleisch. Im Glauben gehört dieses ans Kreuz geheftet, es ist mit Christus gestorben (Röm 6:11). Wir sollen jetzt nicht mehr zurückschauen auf unser Fleisch, sondern dieses so oft wie nur möglich übergehen, es einfach hinter uns lassen. Dafür sollen wir am Bild eines Sportlers gemessen, den Dingen nachjagen, die vor uns liegen: Unsere überhimmlische Berufung, unsere wahre Heimat, unser. zukünftiges Leben in der Herrlichkeit, und dies alles in der Verbindung "um Ihn zu erkennen"!

"Werdet meine Mitnachahmer", schreibt Paulus in Vers 17; lasst uns also freudig in diesen Kampf des "Nachjagens" eintreten, auch uns winkt ein herrlicher Kampfpreis (siehe Vers 14)!

Dass wir Frieden mit Gott haben (Röm 5:1) und dass wir uns ständig an diesen Frieden erinnern lassen dürfen (Röm 1:7b,) ist unser kostbares Glaubensgut. Den Frieden auch untereinander zu halten, soll ein Stück Inhalt unseres Wandels sein, dem wir ständig nachjagen dürfen, weil wir unvollkommen sind.

Nun kommt noch ein weiterer Punkt hinzu, dem wir nachjagen sollen: Der Auferbauung untereinander. "Auferbauung" kann ja nur heißen, uns untereinander zum Wachsen zu bringen bzw. zum Wachsen anzuregen.

Worin sollen wir wachsen? Gopttes Wort gibt uns hier viel Anregung: In 2Kor 10:15 lesen wir z .B vom "Wachstum des Glaubens"; in Eph 4:15 steht geschrieben: "Wenn wir aber wahr sind, sollten wir in Liebe alles zum Wachsen bringen, hinein in Ihn, der das Haupt ist, Christus"; in Kol 1:5-6 ist vom "Wachstum in der Erkenntnis Gottes". Schon diese wenigen Punkte reichen aus, um bei Begegnungen mit Geschwistern für ausreichend Gesprächsstoff zu sorgen. Und eine Möglichkeit der gegenseitigen Auferbauung ist ja das Gespräch.

Es hat mich, den Verfasser dieser Zeilen, tief negativ beeindruckt, als ich vor Jahren in die Wohnung eines bekannten dienenden Bruders eingeladen wurde und dieser es nicht für nötig hielt, den laufenden Fernseher auszuschalten! Entsprechend oberflächlich war die Unterhaltung! So kann die Auferbauung ja nicht aussehen. Jagen wir also danach, die Begegnungen mit Geschwistern zum Austausch über Gottes Wort zu nutzen, aber nicht in Besserwisserei, nicht in Belehrung mit erhobenem Zeigefinger, sondern in Demut einer den anderen höher achtend als sich selbst, stets danach trachtend, die Einheit des Geistes, die ja längst besteht, durch das Band des Friedens zu halten (siehe Eph 4:3).

Ein wichtiges Wort wollen wir im Hinblick auf die "Auferbauung" nicht übergehen, wir finden es in Eph 4:11-14. "Derselbe", nämlich unser auferstandener Herr, gab zur Zeit des Römerbriefes noch Apostel und Propheten, weil das Wort Gottes noch nicht auf sein Vollmaß gebracht worden war (es fehlten noch die Gefängnisbriefe). Heute, wo wir das Vollmaß in Händen haben, brauchen nur noch Evangelisten, Hirten und Lehrer. Diese haben den Auftrag, die Körperschaft Christi durch Anpassung der Heiligen an ihren Dienst aufzuerbauen, und dies so lange: "... bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des sohnes Gottes gelangen..."

Eine Einheit des Glaubens unter den Gläubigen sehen wir heute bei bestem Willen kaum, wenn wir dieses Wort separat betrachten. Es gewinnt erst dann seine Bedeutung, wenn wir es mit dem Sohn Gottes in Verbindung bringen. Es geht hier nicht um unseren Glauben, sondern um den Glauben und die Erkenntnis des Sohnes Gottes! Wenn wir alle zur Einheit des Glaubens Christi Jesu streben, werden wir auch in der Erkenntnis des Sohnes Gottes wachsen.

Sein Glaube ist also das erstrebenswerte Ziel, und nur in Seinem Glauben ist die Einheit möglich!

"Auferbauung" hat also das Ziel, die Glieder des Körpers Christi Jesu in die Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes zu bringen, und dies kann nur im gegenseitigen Austausch über das geschriebene Wort Gottes geschehen. In "Seinem Glauben" gibt es keine Unterschiede mehr, keinen Streit und keine Rechthaberei. Und was beinhaltet der Glaube unseres Herrn? Es ist der einmalige, am Kreuz bezeugte und ausgelebte Glaube! Er offenbart uns die Gerechtigkeit Gottes, wie wir in Röm 3:21-22 gelesen haben. Welch kostbares Glaubensgut ist dies, und wie herrlich darf es für uns sein, diesem gemeinsamem nachzujagen und darin zu wachsen!

Röm 14:20

"Zerstöre nicht einer Speise wegen das Werk Gottes! Zwar ist alles rein, jedoch übel für den Menschen, der mit Anstoß isst."

Mit unserem heutigen Leitvers kehren wir wieder zurück in jene Zeit, in welcher der Römerbrief geschrieben wurde. Es war der Beginn der Körperschaft Christi, und es war die Zeit, in welcher die Königreichsgemeinden langsam ausliefen. Es bedarf also unseres Einfühlungsvermögens, uns in jene Zeit im geist zurück zu versetzten.

Jede Sache braucht ihre Zeit, auch das geistliche Wachstum. Jene Gemeinde in Rom stand ja noch ganz am Anfang. Dazu kam, wie wir schon sahen, die Beeinflussung durch die judenchristlichen gemeinden. Paulus hatte also nicht nur aufzubauen, sondern auch abzugrenzen.

So traten in Rom Nöte und Sorgen auf, die wir heute kaum noch verstehen können; aber es waren die Nöte von Ungereiften, die noch dringend der Auferbauung durch den Apostel bedurften. Und wir erleben heute, fast zweitausend Jahre später, mit, wie Paulus mit viel Einfühlungsvermögen auf die römische Gemeinde einging. "Wenn um einer Speise willen dein Bruder betrübt wird, wandelst du nicht mehr der Liebe gemäß", mach durch deine Speise nicht denjenigen zunichte, für den Christus starb" (Vers 15); und heute: "Zerstöre nicht einer Speise wegen das Werk Gottes!"

Es bedarf der inneren Reife, alles essen zu können, und es bedarf noch mehr Reife, dem Bruder durch diese eigene Freiheit nicht wehzutun, ihn nicht zu einem Verhalten zu verführen, wozu ihm noch die innere Reife fehlt. "Gottes Werk" kann nicht zerstört werden, wohl aber können wir als "gegen Gott kämpfend erfunden werden", dies sagte bereits der berühmte Gesetzeslehrer und Pharisäer Gamaliel im Synedrium zu seinen zur Gewalt bereiten Pharisäerkollegen (siehe Apg 5:33-39).

Röm 14:21

"Edel ist es, kein Fleisch zu essen, noch Wein zu trinken, noch sonst etwas zu tun, an dem dein Bruder sich stößt, worin er strauchelt oder schwach ist."

Das Zusammenleben von Gläubigen ist fast überall und bis zum heutigen Tag mit mehr oder weniger Spannungen belastet, weil es eben überall Starke und Schwache im glauben gibt. Waren es dortmals in Rom die jüdischen Gesetzesvorschriften, welche Spannungen hervorriefen, so sind es heute Themen wie Großtaufe, Allaussöhnung, Geistesgaben und dergleichen, welche die Gläubigen untereinander in den Gemeinschaften belasten. Wie soll man sich da verhalten?

Unser Leitwort in Bezug auf Essen und Trinken ist uns heute wenig hilfreich, denn um dieser Dinge willen gibt es ja kaum Probleme. Zu einem erheblichen Problem kann allerdings werden, wenn es um Erkenntnisfragen wie z.B. die Allaussöhnung geht. Es ist in den meisten Gemeinden nicht möglich, darüber zu reden, weil diese Erkenntnis radikal abge lehnt wird. Es macht vielen Gläubigen, welche die Allaussöhnung erkannt haben, große innere Not, wie sie im Hinblick auf ihre Glaubensgeschwister damit umgehen sollen. Habe ich die Aufgabe, darüber zu reden, oder soll ich lieber schweigen?

Es ist die praktische Erfahrung, dass mit noch so vielen klugen und überzeugenden Worten kaum ein Gegner der Allaussöhnung (wir nehmen die Allaussöhnung einfach als Beispiel) überzeugt werden kann, im Gegenteil! Oft steht am Ende solcher dispute nur noch die Trennung, und dies zumeist im Streit. Doch dies kann nie der richtige Weg sein. Paulus mahnt uns zur Rücksichtsnahe auf den im Glauben Schwachen, und dies soll auch hier gelten. Wohl sollen wir Zeugnis unserer Erkenntnis geben, aber nicht in überredender Weise. Viel ausschlaggebender wird es sein, welchen Wandel wir vor den Augen der anderen Gläubigen führen. Können wir unsere Gegner in ErkenntnisfragenI) mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld in Liebe ertragen und tragen, wie es in Eph 4:2 gefordert ist? Und können wir Gott. zutrauen, dass Er alles bewirkt, auch ohne unsere eigene Überzeugungsversuche?

Tut alles zur Ehre Gottes

Röm 14:22

"Habe du den Glauben, den du hast, für dich selbst angesichts Gottes! Glückselig, wer nicht sich selbst zu richten braucht in dem, was er für bewährt hält."

Unser Leitvers gibt uns eine weitere deutliche Antwort auf die Fragen, die wir gestern aufgeworfen und zu beantworten versucht haben. Bedenken wir doch auch einmal, wieviel innere Not es einem Gegner der Allaussöhnung machen muss, wenn er z.B. erleben muss, wie seine Mutter und sein Vater sterben, ohne gläubig geworden zu sein; oder wenn die geliebte Ehefrau und die Kinder absolut nichts vom Glauben wissen wollen. Seiner Erkenntnis nach gehen diese ihm zu Lebzeiten so nahestehenden Personen ja ewig verloren. Und mit welcher inneren Ruhe darf derjenige die Dinge sehen, der an eine Allaussöhnung glaubt!

Wenn also unser Zeugnis und unsere Hinweise auf die Aussagen im Wort Gottes scheinbar wirkungslos sind, dürfen wir das Weitere getrost dem Wirken Gottes überlassen. Uns darf dann das Wort des heutigen Leitverses ansprechen. und hilfreich sein.

Es ist für uns alle eine sichtbare Tatsache, dass es in Glaubensfragen keine Einheit gibt! Jeder Entdeckung neuer Erkenntnisse führ nur allzu oft zu Überheblichkeit und verleitet zur Unduldsamkeit den Irrtümern gegenüber. Wo trotzdem die nötige Geduld vorhanden ist, fehlt auf der anderen Seite die Bereitschaft, die biblische Wahrheit anzunehmen. Dieser Kreislauf hat es im Lauf der Zeit geschafft, das eine große und unübersichtlich Zahl an Kirchen, Gemeinschaften und Kreisen entstanden ist. Liegt es an Gott, dass Er nicht allen die rechte Erkenntnis schenkt?

Vielleicht ist manchem bisher entgangen, dass Gott längst eine Einheit geschaffen hat, die völlig unabhängig von unserer Erkenntnis und unserem Glauben ist, es ist eine rein geistliche Verbindung, nämlich "die Einheit des Geistes", wie es uns Eph 4:3 aufzeigt.

Welch ein innerer Halt darf es für jeden von uns sein, dass es die göttliche Einheit im Geist von Anfang an gab und dass diese Einheit von niemandem gestört oder gar zerstört werden kann! Es ist die Einheit des Geistes, des heiligen, wo alle, die zur Körpergemeinde Christi Jesu gehören, "in Ihm" versiegelt sind (Eph 1:13). Wir brauchen also nicht mühselig eine Einheit herzustellen, sondern nur ganz einfach die bestehende Einheit zu halten - und dies mit dem Band des Friedens!

Beachten wir also: Die Verbindung im Geist ist die wahre Einheit, niemals aber ein Glaubensbekenntnis irgendeiner Erkenntnisrichtung!

War es zur Zeit des Apostels Paulus schon schwer, die Anfangsgemeinden in die rechte Richtung zu lenken, so ist es heute auf ganz anderem Gebiet schwer, die Gläubigen möglichst bewährt ans Ziel zu bringen. In 1Tim 3:15 wird die Gemeinde Christi als "Haus Gottes" bezeichnet, als "Pfeiler und Untergrund der Wahrheit". Bereits in 2Tim 2:20 scheint sich die Lage dramatisch verschlechert zu haben. Paulus schreiben von "einem großen Haus", in welchem sich folglich nicht allein goldene und silberne, sondern auch hölzerne und irdene Gefäße befinden, die einen zur Ehre, die anderen zur Unehre Gottes. Und wie unübersichtlich groß ist dieses Haus bie heute geworden?

Wir führen dies vor Augen, weil manche von uns in ihren Gemeinschaften innerlich leiden, weil viele nicht verstehen können, warum unter Gläubigen so viel Uneinigkeit herrscht. Paulus möchte deshalb mit seinen Worten auch uns in unserer heutigen schlimmen Zeit zusprechen. Es wird in diesem Äon keine Einheit des Glaubensweg eben, aber es gibt schon längst die Einheit des Geistes; darum habe du den Glauben, den du hast, für dich selbst angescihts Gottes!

Die Vielzahl der Glaubensrichtungen macht viele von uns unsicher, weil sie selbst vielleicht gar nicht in der Lage sind, alles zu prüfen, zu ordnen und zu unterscheiden, was sie alles vorgesetzt bekommen. Diesen dürfen wir heute in besonderer Weise zusprechen und zurufen: Habe du den Glauben, den du hast, für dich selbst angesichts Gottes! So nützlich eine Gemeinschaft oder Gemeinde im Hinblick auf das Zusammenleben von Gläubigen ist, so hemmend kann sie sein, wenn sie den Mitgliedern eine Glaubenskette anlegt. Dies heißt: Die Gemeinde gibt die Glaubensrichtung vor und zeigt auch die Grenze, die nicht überschritten werden darf. Dem persönlichen Studium wird sie so zum Hindernis! Die Folgen: Die Gemeinde stumpft ab und wird unempfänglich für weiteres Licht. WEr sich trotzdem nach mehr Erkenntnis ausstreckt, rüttelt an dieser Kette, er wird zum Störenfried!

Unser Leitwort spricht uns zu, den Glauben, den wir haben und der vielleicht weiter riecht als über die gewiss köstliche Tatsache, dass wir gerettet sind, nicht einer Gemeinde wegen aufzzugeben, sondern ihn vielmehr für uns selbst zu haben, ja zu bewahren und sogar noch mehr zum Wachsen zu bringen. Und dies angesichts Gottes und nicht angesichts der Menschen! Wir stehen mit unserem Glauben immer im Angesicht Gottes, was praktisch bedeutet, dass wir in Seinem Wort um die Grundlage unseres Glaubens wissen. Wer etwas im Wort Gottes erkennt, wer darüber eine tiefe innere Freude empfindet, wer dabei den köstlichen Frieden Gottes in seinem Herzen verspüren darf, der soll sich nicht von anderen verunsichern lassen, sonder für selbst glückselig sein!

Glückselig deshalb, weil niemand für sich selbst zu richten braucht, was bewährt oder unbewährt ist. Ein wunderbarer Schiedsrichter ist uns gegeben, der alles beurteilen und richten kann: Der Friede Christi in unseren Herzen (Kol 3:15). Und jeder von uns ist in der Lage, auf diesen Schiedsrichter zu hören!

Röm 14:23

"Wer aber Bedenken hat, wenn er isst, der ist verurteilt, weil er nicht aus Glauben handelt; alles aber, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde."

"Bedenken" kommen auf, wenn uns der innere Schiedsrichter mahnt, wenn er uns im Herzen unruhig macht. Dabei muss es ja nicht immer das Essen sein, dieses Problem besteht ja bei uns heute kaum mehr, aber es sind so viele andere Dinge an die Stelle des Essens getreten.

"Bedenken" stören den inneren Frieden, der Fried wird also zu einem wichtigen Stützpfeiler und Grandmesser in. unserem Wandel, ja sogar im gesamten Glaubensleben.

Wen Paulus das Wort "verurteilt" benützt, dann bezieht sich dies auf den letzten Vers 22. Dort lasen wir von Werken, die "unbewährt sein könnten, und bewährte Werke sind in der Tat verurteilt (siehe 1Kor 3:15). Auf unseren Leitvers bezogen heißt dies: Wer trotz inneren Mahnens (Bedenkens) etwas tut, handelt nicht aus Glauben, sondern aus Eigensinn; sein Handeln (Werk) ist verurteilt!

Und dann geht Paulus noch einen Schritt weiter: Alles, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde. "Sünde" bedeutet "Zielverfehlung". Stellen wir uns einen Wettläufer. vor, der mit aller Kraft gewinnen möchte und am Ende erkennen muss, dass er in eine falsche Richtung gelaufen ist! Paulus gibt uns das Ziel klar vor, indem er sich selbst als Vorbild darstellt: "So jage ich dem Ziele zu, nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus" (Phil 3:14). Und bei diesem "Jagen" räumt Paulus ein, dass wir uns gegenseitig auch überholen können (Phil 3:15), jedoch: Und jetzt ist wieder unser Leitvers aktuell: Wir dürfen dem überholten Glaubensbruder nicht zum Ärgernis oder Anstoß werden. Wir müssen also sorgsam darüber wachen, dass wir aufgrund unseres gewachsenen Glaubens in der Liebe bleiben und stets den inneren Frieden haben.

"Der Glaube ist die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt" (Hebr 11:1). Die Ältesten, von denen in den Folgeversen dieses Zitats berichtet wird, handelten in diesem Glauben, es wurde ihnen Gutes bezeugt. Dabei ist herausragend, dass sie sich nicht auf Menschen verließen oder auf diese hörten, sondern allein auf ihren Gott.

Wir Gläubigen heute sollen zwar auf unsere Brüder und Schwestern Rücksicht nehmen, aber allein auf Gott bzw. auf Sein Wort hören. Der Glaube führt uns oft Wege, die wir nicht sofort verstehen. Aber dies ist ja gerade der Charakter des Glaubens! Sobald wir nämlich den Weg des Glaubens verlassen, weil er uns zu unsicher scheint oder weil wir ihn nicht verstehen können, ist dies "Sünde"!

Wir haben alle ein von Gott gestecktes Ziel, es ist unsere überhimmlische Berufung in Christus Jesus. Unser Erdenlauf hin zu diesem Ziel ist nicht immer einfach, er wird mehr ein Kampf sein, und zwar ein "Kampf des Glaubens", weil wir keinem sichtbaren irdischen Ziel zulaufen, sondern einem, das man nur im Geist erblickt.

Sobald wir den geistlichen Blick des Glaubens von diesem unsichtbaren Zeil wegnehmen und ein irdisches Ziel anvisieren, wird die zur "Zielverfehlung", zur Sünde, Nehmen wir uns erneut den Apostel Paulus zum Vorbild, lassen wir uns wieder von ihm belehren, wie man kämpfen soll: "Daher also laufe ich nicht wie ins Ungewisse,; vielmehr führe ich den Faustkampf so, dass ich nicht in die Luft schlage..." (1Kor 9:26). Unser Glaube führt un nach droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend. Lobpreis und Dank, dass dieser Glaube keine Zeilverfehlung ist, sondern uns in die Herrlichkeit führt.

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Der Römerbrief - Kapitel 15