Der Römerbrief - Kapitel 8

Aus Bibelwissen
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Abschrift: Der Römerbrief I - IV (2001)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Römerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Römerbrief - Kapitel 8

Der neue Stand in Christus Jesus
Der Geist streitet wider die alte Natur
Wenn Kinder, dann auch Losteilinhaber
Befreiung der gesamten Schöpfung
Der Geist verwendet sich für uns
Das unverfehlbare Ziel des Gläubigen
Die Gewissheit des Gläubigen

Der neue Stand in Christus Jesus

Röm 8:1

"Nichts demnach ist nun denen zur Verurteilung, die in Christus Jesus sind; sie wandeln ja nicht fleischgemäß, sondern geistgemäß."

Mit den Worten "folglich" und "demnach" schaute Paulus im letzten Vers zurück auf sein Leben als Saulus von Tarsus, es war ein Leben ohne Christus und ohne Gnade. Jetzt, in Kapitel 8, und hier vornehmlich in den ersten beiden Versen, zeigt uns Paulus den neuen Stand in Christus Jesus auf. Diese neue Stellung bezieht er aber nur auf diejenigen, die "in Christus Jesus" sind. Bevor wir uns den kostbaren Aussagen widmen, muss dieser Empfängerkreis klar umrissen werden. Deutlich muss sein, dass sich Paulus mit seinen jetzigen Worten von der Menge seines Volkes abwendet, die, im Gegensatz zu ihm, keine überhimmlische Berufung haben. Auch lässt er jene widerspenstigen Menschenscharen von Röm 1 zurück. Es geht jetzt ausschließlich um eine kleine und zahlenmäßig begrenzte Auswahl von Menschen aus allen Nationen. Dazu lesen wir in Eph 1:4, dass diese von Gott schon vor dem Niederwurf der Welt (also schon lange vor der Erschaffung des ersten Menschen Adam) in Christus auserwählt und gemäß Vers 5 auch zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt wurden. Diese beiden Aussagen sind für manche Gläubige, die einen freien menschlichen Willen propagieren, ein rotes Tuch. Sie würden ja ihr eigenes Bauwerk, "der Mensch muss selbst entscheiden, ob er in den Himmel oder in die Hölle kommt", zerstören. Dass sie durch ihr Festhalten an solchen Thesen Gottes Wort nicht nur missachten, sondern diesem auch widersprechen, scheint ihnen nicht klar zu sein.

Wir halten fest: Den Stand "in Christus" erwerben wir uns nicht durch unseren eigenen Willen, durch guten Wandel oder edle Werke, sondern wir erhalten ihn aufgrund der souveränen Entscheidung Gottes, ohne unster geringstes Zutun! Bedenken wir auch nochmals, dass die Auswahl Gottes stattfand, als es noch keine Menschheit gab (was aber nicht heißt, dass Gott uns nicht längst vor Seinen geistlichen Augen sah). Für die vermeintlich "Starken" ist dies "eine Irrlehre", für die "Schwachen" hingegen ist es ein Wonnebotschaft!

Wir knüpfen an dem Gestrigen an: Wer sind die "in Christus Jesus" Angesprochenen? Dabei sagte uns Eph 1:4 und 5, dass die Auswahl und Vorherbestimmung allein Gottes Entscheidung ist. Wenn Gott aber Selbst auswählt, dann muss auch Er Seine Auserwählten berufen und diesen klarmachen, dass sie Auserwählte sind. Dies göttliche Verfahrensweise lesen wir wiederum im Epheserbrief (Eph 1:13): "In Ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung, hört - in Ihm seid auch ihr, die ihr glaubt, versiegelt mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen".

Der Weg Gottes, Seine Heiligen zu berufen, beginnt also mit dem "Hören". In jedem Leben hat Gott einen Zeitpunkt gesetzt, wo Er Seine Auserwählten mit Seinem Wort konfrontiert. Und dann folgt der nächste Schritt: Der Hörende ist mittels des Geistes Gottes auch in der Lage, dem Gehörten "zu glauben". Dass dies ohne das Wirken des Geistes Gottes nicht möglich ist, beweisen die vielen Menschen, die sehr wohl Gottes Wort schon hörten, aber nicht zum Glauben kamen. Als dritter Schritt erfolgt die "Versiegelung" durch den Geist der Verheißung, dem heiligen, für die gläubig Gewordenen.

Der Kreis derjenigen, die "in Christus Jesus" sind, ist damit umrissen. Aber wie ist es nun zu verstehen, dass wir "in Christus Jesus" sind? Klar ist, dass wir nicht buchstäblich "in Ihm" sein können, solange unser Körper noch sterblich ist. Dies kann nur geistlich vollzogen werden. Sein uns innewohnender Geist (siehe Vers 9) versetzt uns in jene herrliche Lage "in Ihm" zu sein!

Wer von. uns also in seinem Herzen glauben kann, darf auch wissen, ein Auserwählter Gottes. zu sein. In seinem Denksinn darf er fest darauf vertrauen, dass sein Stand "in Christus Jesus" ist, und dies ohne jeglichen Verdienst aus eigener Kraft - es ist alles Gnade!

Einer Frage wollen wir n och kurz nachgehen: Gibt es auch Gläubige, die nicht in Christus Jesus sind? Pauli Eingrenzung in unserem Leitvers lässt diese Frage ja zu. Dazu können wir generell sagen, dass jeder, der in der heutigen Verwaltung der Gnade von Gott berufen wird, auch "in Christus Jesus" ist. Die Erkenntnisstufe, auf welcher der Einzeln steht, ist dabei unerheblich! Allerdings lässt Paulus auch die Möglichkeit offen, dass nur "zum Schein" geglaubt wird (1Kor 15:2). Wir sprachen deshalb in unseren Schriften wiederholt von "Mitläufern", die, sei es aus persönlichen, familiären oder sonstigen Gründen, eine Zeit lang mitlaufen, sich dann aber wieder zurückziehen und ihre eigenen Wege gehen.

Dann gibt es ja noch die große Zahl von Kirchenchristen. Der Einzelne kann hier nicht beurteilt werden, weil wir nur das Äußere vor Augen haben. Doch fällt auf, dass die Kirchenlehre mit Paulus als Apostel der Nationen noch nie viel anfangen konnte. Ihre Lehre stützt sich zum großen Teil auf die Kirchenväter, Lehrvorschriften, Sakramente und fromme Werke. Paulus schreibt an Timotheus von solchen, "die einen Schein von Frömmigkeit haben, die Kraft derselben aber verleugnen" (2Tim 3:5); und weiter: "Von diesen kehre dich ab". Es gibt inzwischen moderne Bibelübersetzungen, die auffallend den Namen "Jesus Christus" ignorieren und diesen einfach mit "Gott" wiedergeben. Passt das Opfer Christi Jesu nicht mehr in die kirchliche Landschaft? Deutlich ist, dass der Geist Christi nicht in der Masse der sogenannten Frommen ist, sondern in einzeln Herausgerufenen, die Gott Selbst zu Seiner Zeit beruft.

Es ist aber, und dies wollen wir deutlich machen, jetzt nicht unsere Aufgabe, zu sortieren und zu beurteilen, sondern auf uns bzw. auf unseren Herrn zu schauen und uns in Ihm allezeit zu freuen!

Nach unseren mehrtägigen Einleitungen kommen wir heute zum freudigen und beglückenden Hauptthema unseres Leitverses. Das Wort "Verurteilung" ist uns aus der irdischen Welt der Gerichte bekannt. Ein Übeltäter wird aufgrund seiner Taten verurteilt. Vor Gott jedoch sind alle Menschen schuldig, dies haben wir ja in den ersten Kapiteln dieses Briefes gesehen. Doch in Christus Jesus sind wir vollständig gerechtfertigt. Bedenken wir, nichts aus der Vergangenheit und nichts aus unserer (noch) irdischen Zukunft kann uns jemals anklagen, geschweige denn zur Verurteilung werden! Auch wenn wir täglich mit unseren fleischlichen Schwächen zu kämpfen haben, wenn wir täglich spüren, wie unser Fleisch vom Bösen angefochten wird - nichts kann unseren Platz "in Ihm" verrücken, nichts mehr kann uns unsere Rettung streitig machen. Unser Platz ist ein für allemal in Ihm, heute noch im Glauben festhaltend, bald, sehr bald vielleicht, buchstäbliche Glückseligkeit! Wie herrlich sagt uns dies Paulus in Eph 1:7: "In Ihm haben wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt."

Fortan ist unser Wandel nicht mehr fleischgemäß, sondern geistgemäß. Beim "fleischlichen" Wandel bestimmt das sündhafte Fleisch unser Tun, beim "geistlichen" Wandel ist Christi Geist in uns die Triebkraft.

In Röm 7 standen Sünde, Fleisch und Gesetz im Vordergrund, jetzt ist es der in uns wohnende Geist Christi. Dazu schreibt Paulus an die Korinther: "Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung: das Ehemalige verging, siehe, es ist neu geworden" (2Kor 5:17). Wie dürfen wir uns doch glücklich preisen, dass uns alles eigene Mühen abgenommen wurde, dass alles Seufzen über unser Ehemaliges vorbei sein darf, dass eine ganz neue Schöpfung in uns geworden ist, der wir auch hier auf Erden schon leben dürfen ... Anbetung, Dank und Lobpreis sei Dir, Du großer und herrlicher Gott und Vater in Christus Jesus, unserem Herrn!

Röm 8:2

"Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus befreit dich vom Gesetz der Sünde und des Todes."

Mit dem Wörtchen "denn" schlägt Paulus eine Brücke von Vers 1 zu 2. "sie wandeln ja nicht fleischgemäß, sondern geistgemäß". Unser geistlicher Wandel ruht auf der Grundlage, dass das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus vom Gesetz der Sünde und des Todes befreit.

Paulus spricht hier wiederum von einem neuen Gesetz (das Gesetz der Sünde und des Todes ist uns ja hinreichend bekannt), was aber nichts mit dem Aufstellen von Geboten zu tun hat, sondern, wie schon in Röm 7:25, mit Dingen, die sich regelmäßig wiederholen.

Beachten wir hier zuerst einmal, dass alle zurückliegend genannten Gesetze es nicht schafften, aus einem "elenden" einen "triumphierenden" Menschen zu machen. Dazu war ein machtvolleres Gesetz notwendig - es wird uns heute vorgestellt!

Das Gesetz des Geistes des Lebens finden wir ja schon bei der Erschaffung Adams: "Und es bildet Ieue Alueim den Menschen aus Erdreich vom Ackerboden und haucht in seine Nase den Odem der Lebenden, und der Mensch wird zu einer lebenden Seele" (1Mo 2:7), wobei wir unter "Odem" den Geist Gottes erkennen dürfen. Und so wie Gott generell Leben durch Seinen Geist vermittelte, so vermittelt Er weiterhin geistliches Leben in Christus Jesus durch dessen Geist.

Ein geistlicher Wandel ist also deshalb möglich, weil das neue Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus mächtiger ist als alle anderen Gesetzesformen. Für uns, die wir Glieder am Körper Christi sind, bedeutet dies Befreiung von allen vorherigen Bindungen, di eKraftqeulle Christi macht uns fei -welch ein Triumph, welch eine Freude, welch eine Glückseligkeit schon hier unten trotz unserem (noch) irdischen Gewand!

Röm 8:3

"Denn das dem Gesetz Unmögliche, worin es durch das Fleisch schwach war, vollbrachte Gott: Seinen eigenen Sohn in der Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und um der Sünde willen sendend, verurteilte Er die Sünde im Fleisch,"

In den Versen 3 und 4 berichtet uns die Schrift davon, was das Christentum grundsätzlich von allen anderen Weltreligionen unterscheidet: Nicht der Mensch muss etwas tun, um dem jeweiligen Gott zu gefallen, sondern umgekehrt: der Alleinige Gott Selbst hat etwas Einmaliges für die Menschheit getan!

Zunächst jedoch fasst Paulus noch einmal das zusammen, was er bisher ausführlich über das Gesetz dargelegt hat: Es ist zwar einerseits heilig, und das Geb ot ist heilig, gerecht und gut, doch andererseits ist es machtlos, weil es uns nicht vom Gesetz der Sünde und des Todes befreien kann. Seine Aufgabe ists die, uns von unserer eigenen Schwachheit zu überzeugen und uns daraufhin zu Christus zu geleiten. Es war Gottes Ratschluss, dem Menschen das Gesetz zu geben (wobei das Bundesvolk. Israel das mosaische Gesetz erhielt, die Nationen hingegen das in ihre Herzen geschriebene Gesetz - siehe Röm 2:15), obwohl niemand - auch des sterblichen Körpers wegen - es halten konnte. Wie wunderbar wird hier Gottes Heilsplan sichtbar! Niemals überließ Er Sein Geschöpf "Mensch" sich selbst, sondern alles zielte darauf ab, dem Menschen Seine Liebe zu offenbaren. Gottes Wege, um dieses Ziel auch sicher zu erreichen, mögen ungläubige Menschen kritisieren; doch wenn Gott einmal mit allen Menschen am Ziel angelangt ist, wird auch der schlimmste Kritiker glücklich seine Knie beugen und mit der Zunge huldigen und bekennen: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters (Phil 2:10-11).

Gott gab also dem Menschen etwas mit auf den Weg, was dieser nicht einhalten konnte, mit der Absicht, Sich Selbst zu offenbaren. Dazu sandet Er Seinen eigenen Sohn in der Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und um der Sünde willen. Damit erstrahlt auf wunderbarste Weise, was göttliche Liebe ist: Sie fordert nicht, sondern gibt!

"Seinen eigenen Sohn in der Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und um der Sünde willen sendend, verurteilte Er die Sünde im Fleisch,"

Die Antwort Gottes auf den Aufschrei Seines Geschöpfes: "Ich elender Mensch ..." ist der Sohn Seiner Liebe, der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung. Dabei dürfen wir Phil 2:5-8 entnehmen, welchen Weg Christus auf Sich nahm, um den Willen des Vaters auszuführen. Anmerken möchten wir hier, dass der Vater nicht erst dann beschloss, den Sohn zu senden, Als Er merkte, dass die Menschheit in die Sünde abglitt, sondern dass lange, bevor der Mensch überhaupt geschaffen war (vor dem Niederwurf der Welt), Christus bereits als makelloses und fleckenloses Lamm zur Verfügung des Vaters stand (siehe 1Petr 1:19-20). Dies zeigt uns einmal mehr, dass dem weisen Baumeister nichts misslingen oder aus der Hand gleiten konnte, sondern sich vielmehr alles nach seinem Plan gestaltete und ablief.

Christus kam in der Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und Phil 2:7 ergänzt: "... nahm die Gestalt eines Sklaven an, wurde den Menschen gleichgestaltet und in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden" -wie dürfen wir dies verstehen? War Er in allem dem Menschen gleich?

"In allem" mit Sicherheit nicht. Wäre Christus "in allem" zu.B. wie Saulus gewesen, dann hätte man Ihn sicherlich als einen edlen Menschen bezeichnen können, doch Er wäre auch dem Gesetz der Sünde unterworfen gewesen und wäre damit zwangsläufig zu demselben Verzweiflungsschrei gekommen, wie Paulus ihn ausstieß. Damit aber wäre das Erlösungswerk nicht mehr möglich gewesen. Christus musste sich also doch in einem ganz wesentlichen Punkt vom Menschen unterscheiden, dem wir morgen nachgehen möchten.

Erfreuen dürfen wir uns heute an einem früheren Wort aus Röm 5:8: "Gott aber hebt uns gegenüber Seine Liebe dadurch hervor, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren."

Wir gehen der gestern gestellten Frage nach: Worin unterschied Sich der ins Fleisch gekommene Sohn Gottes vom Menschen? Der wichtigste Punkt ist wohl der, den Johannes bezeugt (Joh 5:26): "Denn ebenso wie der Vater in Sich Selbst Leben hat, so hat Er auch dem Sohn gegeben, in Sich Selbst Leben zu haben." Christus war der Fürst des Lebens, auch in Seiner Niedrigkeit! Dieses "Leben in Sich Selbst konnte und wollte Er als Sohn Gottes hingeben; Er kam freiwillig in die Sterblichkeit eines menschlichen Körpers.

Damit stellt sich die Frage: War Jesus als Mensch unsterblich? Die Antwort muss "Nein" lauten, denn Seine Entäußerung (Phil 2:7-8) schloss auch das Anziehen eines sterblichen Körpers mit ein. Wir wissen, dass Jesus als Kind geboren wurde und wie ein normaler Mensch wuchs und damit auch "alterte". Ist dieser "Alterungsprozess" auch Todesprozess? Jeder Mensch stirbt normal an Alterschwäche. Krankheit, Unfall, Naturereignisse, falsche Lebensweise usw. können freilich jedes Leben verkürzen. Methusala starb sicherlich an Alterschwäche und wurde (möglicherweise) so alt durch das anhaltenden Nachwirken der Frucht vom Lebensbaum im Garten Eden. Dass auch Jesus sterblich war, zeigt ja auch, dass Sein himmlischer Vater die Flucht n ach Ägypten anordnete, damit Herodes den Knaben "Jesus" nicht töten konnte!

Jesu Unterschied zu den Menschen war auch Seine Geistesfülle, mit der Er jeder Sünde und allen Versuchungen Satans widerstehen konnte, die Ihn in völligem Gehorsam dem Vater gegenüber hielt und die Ihn Wundertaten bis zum Erwecken Toter vollbringen ließ!

Sterblich (bzw. sterben) heißt nicht automatisch auch sündig sein! Sterblichkeit und Sündhaftigkeit stehen also in keiner Wechselwirkung, sonst wäre Jesus nicht das makellose fleckenlose Lamm gewesen - hier liegt also der große Unterschied zu uns Menschen.

Gestern sahen wir, wie bzw. in welcher Gestalt der Sohn Gottes in die Niedrigkeit kam, heute beschäftigen wir uns mit den gründen. Sie lauten: "Um der Sünde willen" und "um deren Verurteilung im Fleisch".

Durch den einen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, und dies zu allen Menschen. Äußerliche Ursache war zwar das Fehlverhalten Adams, doch hinter allem stand der Wille Gottes. Gott stellte Seine Geschöpfe auf einen schweren und leidvollen Weg, doch das Maß, welches der ins Fleisch gekommene Sohn Gottes tragen musste, war ungleich schwerer als jenes der einzelnen Menschen. Ein Mensch steht nur für die eigene Sünde zur Verurteilung an, Jesus Christus hingegen starb für die Gesamtheit der Sünden; und weiter: Er wurde für uns (für alle) zur Sünde gemacht (2Kor 5:21).

Gott Selbst war der Urheber dafür, dass der Mensch zur Verurteilung kam, doch der Sohn Seiner Liebe ist gem. Offb 20:11 nicht nur der Richter auf dem großen weißen Thron, sondern nahm auch die Verurteilung im Fleisch auf Sich. Dabei ist nicht unerheblich, dass Gott Sich nicht beiseite stellte, als das Todesurteil an Seinem Sohn vollzogen wurde und diesen in Seiner Todesstunde Sich Selbst überließ, sondern "Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend" (2Kor 5:19). Die von der Tradition geprägte Übersetzung hält leider immer noch daran fest, dass Gott Seinen Sohn nicht für etwas "übrig gelassen" sondern "verlassen" hätte. Nur - wie könnte Gott etwas "verlassen", was Er Selbst bewirkt?

Was liegt doch für eine Glückseligkeit in der Tatsache, dass Gott Seinen Sohn gesandt hat und gerade im Sohn Seiner Liebe das größte Opfer gebracht hat, das Er aufbringen konnte, um uns damit Seine Liebe zu offenbaren und zu demonstrieren!

Röm 8:4

"damit die Rechtsforderung des Gesetzes in uns erfüllt werden, die wir nicht fleischgemäß wandeln, sondern geistgemäß."

"... verurteilte Er die Sünde im Fleisch, ...", dieser Teil des gestrigen Leitverses muss unserem heutigen vorangestellt werden.

Mit "Rechtsforderung" möchte Paulus in keinem Fall das bereits behandelte und abgelegte Gesetz neu ins Spiel bringen, sondern es geht um den geistlichen Gehalt des Rechts, das Gott Selbst aufgestellt hat. Und das göttliche Recht fordert die Verurteilung der Sünde im Fleisch.

Als Christus Fleisch geworden war, erlebte er die Ungeheuerlichkeit der Sünde, wie kein anderer Mensch zuvor und danach. Er besiegte sie aber endgültig am Kreuz, indem Er ihr ein für allemal starb. Damit erfüllte Er die Rechtsforderung des Gesetzes. Wie wird nun diese Erfüllung der göttlichen Rechtsforderung die unsere?

Sie wird unser, weil wir "in Ihm" sind!

Allein in Ihm sind wir dem Wirkungsbereich des Gesetzes enthoben, allen in Ihm sind auch in. uns die Rechtsforderungen erfüllt, allein in Ihm ist auch unsere Sünde im Fleisch verurteilt! Wo immer wir auf Sünde stoßen, sollen wir daran denken, dass Christus sie bereits überwunden und vom Thron gestoßen hat. Wir sind nicht nur von ihrer Verurteilung, sondern auch von ihrer Herrschaft über uns befreit, weil wir mit Christus gestorben sind und wir fortan ein geistgemäßes Leben führen dürfen. Nicht mehr das Fleisch ist der bestimmende Faktor in unserem Leben, sondern der Geist.

Bedenken wir fortan: Wir sind nicht im Fleisch gerechtfertigt, sondern "in Ihm". "In Ihm" aber sind wir heute nu r im Geist und nur im Geist können wir damit rechnen, dass uns demnach nichts mehr zur Verurteilung ist.

Der Geist streitet wider die alte Natur

Röm 8:5

"Denn die fleischgemäß sind, sinnen auf die Dinge des Fleisches, aber die geistgemäß sind, auf die Dinge des Geistes."

Fehlendes geistliches Wachstum war der erste Vorwurf des Apostels Paulus an die Korinther. Die Folge hiervon lesen wir in der Fortsetzung: Eifersucht und Hader untereinander, menschliche Bevorzugung (dies kann heute so aussehen, dass man nur wegen einem ganz bestimmten Prediger zur Bibelstunde geht oder gewissen Wortverkündigern, die einem seelisch liegen, förmlich hinterher reist). In Korinth ware es Sympathiebekundungen für gewisse Lehrer - dies alles nennt Paulus "fleischliche Gesinnung".

Die fleischgemäß gesinnt sind, sinnen stundenweise, tageweise oder gar noch länger auf fleischliche, weltliche Dinge und befinden sich damit in dieser Zeit in der Sphäre des Todes, denn die Gesinnung des Fleisches ist ja Tod! Eine weitere erschreckende Aufzählung fleischlicher Gesinnung finden wir in Gal 5:19-21. Wer von uns der Meinung ist, solches gäbe es unter den Körpergliedern des Christus nicht, der täuscht sich gewaltig. Warum sollte denn der Apostel Paulus gerade dem Wandel so viel Raum, in seinen briefen geben (z. B. Eph 4-6; der gesamte Philipperbrief, Kol 3:1 ff und noch vieles mehr)?

Die geistlich Gesinnten sinnen auf die Dinge des Geistes. Und so wie das Fleisch vom Irdischen gelockt wird, so wird unser Geist vom Himmlischen angesprochen. Ein gutes Anregungsmittel finden wir in Kol 3:1-2: "Wenn ihr nun zusammen mit Christus auferweckt wurdet, suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend! Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!" Diese Empfehlung ist unmissverständlich. Wir sinnen auf das droben, wenn wir uns mit Gottes Wort beschäftigen, wenn wir das Gelesene auf uns wirken lassen, wenn wir ihm Raum in uns geben, wenn wir mit anderen Geschwistern darüber reden oder Versammlungen besuchen. In dieser Zeit können wir nicht gleichzeitig an die weltlichen Dinge denken, denn niemand kann gleichzeitig zwei Herren dienen. Die Aufforderung zu einem geistlichen Wandel kann also nur so verstanden werden, dass wir uns so viel wie nur irgend möglich mit unserem Gott und Vater, mit unserem Herrn, mit dem Wort beschäftigen.

Röm 8:6

"Denn die Gesinnung des Fleisches ist Tod, die Gesinnung des Geistes aber ist Leben und Friede."

Ein entsprechender Wandel muss einen Anreiz haben. Diesen gibt uns die Tatsache, dass Gott Seinen Sohn um der Sünde willen in die Welt sandte und in Ihm die Sünde verurteilte. Wenn wir jetzt schreiben würden, wir sollten aus Dankbarkeit würdig wandeln, so wäre dies nicht in jeder Hinsicht richtig ausgedrückt! Wohl sollen wir dankbar sein, und Dankbarkeit ist ein edles Gut, aber Dankbarkeit kann auch eine Pflichtübung sein und wäre damit eine reine Floskel. Es muss uns, über die Dankbarkeit hinaus, ein tiefes inneres Verlangen sein, würdig zu wandeln, d.h. geistlich gesinnt zu sein. Es darf keine Pflichtübung werden, zu gewissen stunden (oder Minuten) sich mit seinem Wort zu beschäftigen oder eine Andacht zu lesen; es soll uns ein inneres Sehnen sein, ein geistlicher Hunger, den es so oft wie möglich zu stillen gilt!

Wir möchten an dieser Stelle nochmals betonen, dass ein schlechter (fleischlicher) Wandel uns nicht unsere Stellung in Christus rauben kann (dann hättes sich Gott ja in Seiner Auswahl geirrt!!!), uns aber sehr wohl vor der Preisrichterbühne des Christus Verlust bringen wird. Wir sollen uns also ständig vor Augen halten, dass jegliche fleischliche Gesinnung Tod bedeutet, wobei hier nicht der sofortige buchstäbliche Tod gemeint ist, sondern das Verharren in "toten Werken". Paulus definiert dies in 1Kor 3:10-15, indem er diese Werke mit "Holz, Gras und Stroh" bezeichnet, alles Dinge, die dem läuternden Feuer nicht standhalten - sie verbrennen! Im Gegensatz zu diesen nennt er die Bestand habenden Dinge: "Gold, Silber und kostbare Steine". Für uns bedeutet ein fleischlicher Wandel das Produzieren toter Werke, wir können es auch als "pure Zeitverschwendung" bezeichnen. Hingegen bedeutet der geistliche Wandel Leben und Friede. Leben in Christus bedeutet auch in der Stunde des buchstäblichen Todes das feste Wissen um das zukünftige Leben, ein Hinübergleiten in die Arme des Herrn, wenn Er zur Entrückung kommt, und es bedeutet schon zu Lebzeiten, den tiefen Frieden in sich zu spüren: "Nichts demnach ist nun denen zur Verurteilung, die in Christus Jesus sind"!

Röm 8:7

"Deswegen ist die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott, weil sie sich dem Gesetz Gottes nicht unterordnet; denn sie kann es auch nicht."

Der ungläubige Mensch braucht weder zu wählen noch sich zu entscheiden er ist im Fleisch geboren, und lebt in der Fleischesgesinnung, die Feindschaft gegen Gott bedeutet. Und wie offen zeigt sich gerade in unseren heutigen Tagen, die wohl den Abschluss dieses Äons darstellen, diese Feindschaft!

Der Gläubige hingegen kann sehr wohl wählen, nämlich ob er sich weiterhin von seinem Fleisch beeinflussen lässt, oder ob er immer mehr dem Geist Raum in sich gibt. Praktisch sieht das für uns so aus, wie es Paulus den Galatern schreibt: "Die aber Christus Jesus angehören, kreuzigen das Fleisch samt dem Leidenschaften und Begierden" (Gal 5:24). "Kreuzigen" bedeutet, dass wir unser Fleisch mit Christus als gekreuzigt erachten, was ein Akt des Glaubens ist. An diesem Punkt wird es dramatisch, weil sich viele Gläubige weigern, diesen Akt zu vollziehen. So lesen wir in Phil 3:18-19: "Denn viele andere, die wandeln (ich sagte es euch schon oft von ihnen und sage es nun unter Schluchzen), sind Feinde des Kreuzes Christi, deren Abschluss der Untergang, deren Gott der Leib und deren Herrlichkeit in ihrer Schande ist, die nur auf das Irdische sinnen".

Der oberflächliche Leser ordnet diese Gruppe schnell den Ungläubigen zu, ohne zu merken, dass Paulus hier sehr wohl Gläubige anspricht, denn sie "wandeln" ja auch! Das Problem liegt darin, dass diese Gläubigen sehr gerne ihre Sünden am Kreuz abladen und Jesus annehmen, aber nicht bereit sind, sich von ihren guten und schlechten Eigenschaften zu scheiden, ihr Fleisch zu kreuzigen. Sie huldigen noch großzügig ihrem Leib und pflegen diesen, anstatt zu erkennen, dass dieser in Feindschaft gegen Gott ist. So widersinnig es also erscheinen mag, sind dies Gläubigen zwar Freunde Christi, aber "Feinde Seines Kreuzes". Ihr Untergang ist allerdings nicht der Verlust ihrer Rettung, sondern der Untergang all ihrer Werke, alle ihres ungekreuzigten Fleisches, all ihrer Selbstgerechtigkeit! "Wenn jemandes Werk verbrennen sollte, so wird er ihn verwirken (den Lohn): er selbst aber wird gerettet werden, jedoch nur so wie durch Feuer hindurch" (1Kor 3:15).

Röm 8:8

"Die aber im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen."

Der Wandel jener Feinde des Kreuzes, der ja ganz offensichtlich noch in ihrem Fleisch ist, kann Gott nie gefallen, weil sich das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht unterordnen kann. Damit hat Gott die Auserwählten mit keinem Mangel ausgestattet, sondern es entspricht voll Seinem Willen, dass der Mensch, der zum Glauben kam, von Ihm in eine Kampffeld gestellt wird, in dem er sich üben und bewähren soll. Den Sinn dieses Kampfes verstehen wir nur, wenn uns klar ist, dass unseres überhimmlische Berufung auch überhimmlische Aufgaben nach sich zieht.

Viele Gläubige haben keinerlei Vorstellung, was später sein wird; ihnen genügt das Wissen, einmal in den Himmel zu kommen. Es hat den Verfasser dieser Zeilen tief bewegt, als der verstorbene Bruder Mathias Jaegle ihm im Alter von 91 sagte: "Schreiben kann ich jetzt nicht. mehr, aber in meinen Gedanken bereite ich schon das vor. was ich in der Herrlichkeit den überhimmlischen Bewohner bezeugen werde!"

Was für eine gewaltige und vielseitige Aufgabe wird es sein, das All in Christus aufzuhaupten, und zwar beides: das in den Himmeln, wo wir, die Körperglieder Christi Jesu, mitwirken dürfen, und das auf der Ersade., was vornehmlich Israels Aufgabe sein wird (siehe Eph 1:10).

Fleisch kann Gott nicht gefallen, dies demonstrierte Er schon an seinem ersten Auserwählten "Abraham", indem Er an ihm und durch ihn die Beschneidung einführte. Gott tat damit schon an Abraham kund, dass im Fleisch Vollbrachtes Ihm nicht genügt, sondern sinnbildlich abgeschnitten werden sollte. Wir sind zwar nicht beschnitten, dafür geben wir unser Fleisch ans Kreuz. Nur auf diesem Weg können wir Gott gefallen, kann Er uns zubereiten, und wir werden von einem tiefen inneren Frieden erfüllt.

Nehmen wir dankbar in uns auf: Das Kreuz befreit uns aus der Gefangenschaft unseres Fleisches der Sünde und des Todes und macht uns frei zur Zubereitung auf künftige Aufgaben, die Gott wohlgefällig sind.

Röm 8:9

"Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn nämlich Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, so ist dieser nicht Sein."

Die Zubereitung auf unsere zukünftigen Aufgabe in der überhimmlischen Welt kann nicht im Fleisch geschehen, weil sich dieses den geistlichen Bestrebungen widersetzt. Pauli Zuspruch geht also immer in die Richtung, uns von fleischlichen, irdischen Dingen abzubringen und unsere Gedanken auf das Überhimmlische auszurichten, wie es in Kol 3:1-2 zu lesen ist.

Niemand von uns kann behaupten, mit seinem Fleisch nichts mehr zu tun zu haben, es haftet uns an bis zum buchstäblichen Tod. Auch ist unser Fleisch in besonderer Weise Zielpunkt der Angriffe der geistlichen Mächte der Bosheit, die uns zwar nicht mehr unseren stand in Christus Jesus rauben können, wohl aber auf unseren Wandel negativ einzuwirken in der Lage sind. Wozu wäre wohl sonst die Waffenrüstung in Eph 6:10-18 notwendig?

Unser heutiger Leitvers lässt uns nicht mehr zurück, sondern vorwärts schauen. Praktisch hat uns Paulus dazu immer wieder mit den Worten: "Denn wir rechnen damit ..." (Röm 3:28) "Rechnet damit..." (Röm 6:11), aufgefordert. "Mit etwas rechnen" bedeutet, dass wir eine göttliche Aussage in unserem Denksinn für eine unverrückbare Tatsache verankern. Wenn wir nun unser Fleisch mit Christus Jesus gekreuzigt haben, dann sollen wir dies im Geist als eine andauernde Tatsache festhalten.

Unser Stand in Christus ist im Geist, nie kann er im Fleisch sein. Allerdings macht Paulus eine Einschränkung: "Wenn nämlich Gottes Geist in euch wohnt." Dieses "wenn" ist zwar eine Voraussetzung, doch niemand kann von sich aus diese Voraussetzung erfüllen, sie ist immer eine souveräne Tat Gottes, die sich an jenen vollzieht, die Er in Seinem Sohn vorherbestimmt und auserwählt hat. Wir selbst können also lediglich prüfen, ob dies auf uns zutrifft, wobei das Kriterium ist, ob wir Gottes Wort glauben können, insbesondere ob wir den Sohn Gottes als unseren Retter angenommen haben!

Wir können Gottes Geist nicht von uns aus erwirken, sondern lediglich prüfen, ob wir diesen erhalten haben, wobei "unser Glaube" der Prüfpunkt ist. Ist es uns wirklich möglich, von Herzen glauben zu können (was ja ein wunderbarer Grund zum Danken ist), dann dürfen wir im Glauben wachsen, d.h. wir sollen uns mehr und mehr auf das ausrichten, was uns für die Zukunft verheißen ist. Unsere Gedanken sollen auf das sinnen, was droben ist, wo Sich Christus zur Rechten Gottes befindet. Dies ist unser neues Leben in Christus.

Der Geist Gottes wird uns als Auserwählte und Berufene nie mehr verlassen, er ist vielmehr das Angeld unseres Losteils bis zur Freilösung desselben (Eph 1:14). Allerdings können wir den uns innewohnenden Geist Gottes durch unseren Wandel auch betrüben (Eph 4:30), indem wir anstatt geistgemäß fleischgemäß wandeln. Das Umfeld von Eph 4:30 bietet hier genügend Anschauungsmaterial.

Nun nennt Paulus neben dem Geist Gottes mit den Worten "wenn aber" eine weiteres Voraussetzung: den Geist Christi. Kann jemand Gottes Geist haben, aber Christi Geist nicht? Es ist gut, wenn wir Gottes und Christi Geist nicht auseinander definieren, wohl aber Gottes Geist grundsätzlich als Ausgangsquelle aller anderen Bezeichnungen sehen. Gott tritt heute mit Seinen Berufenen nur über Christus in Kontakt. Gottes Geist, wirkend im Geiste Christi, gibt uns das Leben, von dem schon Vers 2 sprach: "... des Geistes des Lebens in Christus Jesus..." Wer also durch Gottes Geist berufen wird, hat fortan neues Leben im Geist Christi, beide gehören. zusammen.

Jesus Selbst bezeugte in Joh 10:30: "Ich und der Vater - Wir sind eins." Und so wie der Sohn durch den geist mit dem Vater auf Erden verbunden war, so sind wir heute in Christus, d.h. in Christi Geist mit dem Geist Gottes verbunden - eine wunderbare Einheit!

Röm 8:10

"Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Körper zwar tot der Sünde wegen, der Geist aber ist Leben der Gerechtigkeit wegen."

Ein krasser Gegensatz ist in allen in Christus Gläubigen zur gleichen Zeit vorhanden: Tod und Leben! Der Tod ist mit unserem Körper verbunden, das Leben mit dem Geist Christi in uns. Die Frage dabei ist immer die gleiche: Wem gebe ich mehr Raum in mir? Tatsache ist, dass auch ein Gläubiger sich falsch, d.h. fleischlich, verhalten kann. Und weil dem so ist, widmet der Apostel so viele Verse, ja ganze Kapitel, dem Wandel des Gläubigen.

Das Bewusstsein, dass wir neues Leben in uns haben, darf in unserem Wandel zum Ausdruck kommen. Da soll keinerlei Platz mehr für irgendwelche äußerliche fleischlichen Anstrengungen, für Eigensucht, Ruhm oder Anerkennung, sein; als im Geist Lebendiggemachte sind wir dem Fleisch gegenüber nichts mehr schuldig. Christus allein ist unser Lebensvermittler und unsere Lebensmitte, und dies von. unserem Glaubensanfang an bis zur herrlichen Vollendung. Dass in unserem Wandel aber nicht alles so glatt abläuft, merken wir jeden Tag. Doch wie hilfreich dürfen wir Gottes Wort auch täglich die Rezepte zu einem entsprechenden Wandel entnehmen.: "Jage vielmehr der Gerechtigkeit nach, dem Glauben, der Liebe und dem frieden m it allen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen" (2Tim 2:22). Wieviel ungepflügtes Ackerland liegt schon in diesen wenigen Worten vor uns!

Aber Gottes Wort ist mehr als ein Rezept. Jesus sagt in Joh 6:63: "Die Worte, die Ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben". Hier haben wir die wichtigste Bedeutung des Wortes "Geist" für uns. Die Worte bzw. das Wort, stärken und beleben uns. Sie haben zwar keine unmittelbare Wirkung auf unseren Körper, aber sie füllen unseren Geist mit neuem Leben, und dies der Gerechtigkeit wegen. Wo Sünde und Tod zusammengehören, da gehören auch Gerechtigkeit und Leben zusammen. Gerechtigkeit bzw. Rechtfertigung für uns ist aber allein in der Gnade möglich - dies ist paulinische Botschaft. Mögen wir Pauli Aufforderung zu einem gerechten Wandel in Christus in unserem Geist gerade in diesem achten Kapitel täglich neu vernehmen und aufgreifen!

Röm 8:11

"Wenn aber der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, dann wird Er, der Christus Jesus aus den Toten auferweckte, auch eure sterbenden Körper durch Seinen euch innewohnenden Geist lebendig machen."

Es ist schon auffallend, in welcher Häufigkeit Paulus in den Versen 9, 10 und 11 nur solche Menschen ansprechen möchte, in welchen Gottes Geist wohnt . Der Grund hierfür liegt darin, dass es in diesen Versen um das Leben, d.h. um den Wandel im Geist, ausschließlich jener geht, die zur Körperschaft Christi berufen sind. Hier sind alle religiösen Menschen ausgeschlossen, sie stiften auf diesem Gebiet nur Unruhe und Verwirrung.

Wer unseren Leitvers durchliest, denkt bei seiner Aussage vielleicht erst einmal an die buchstäbliche Entrückung, wie sie uns in 1Thes 4:13-18 angekündigt ist. Doch Paulus schwenkt hier nicht plötzlich zu einem anderen Thema um, sondern bleibt bei dem, was er uns bisher sehr eindringlich beschrieb. nämlich unser neues Leben im Geist, verbunden mit einem entsprechenden Verhalten. Es geht also hier um ein neues, höheres Leben, das unserem sterbenden Körper hinzugefügt wird. Auf dieses neue Leben sollen wir unsere Aufmerksamkeit richten, wir sollen dieses hegen und pflegen, es täglich mit neuer Speise versorgen, es also zum Wachstum bringen. Geschwister, die Gottes Geist haben, können hier sehr hilfreich sein, scheingläubige oder religiöse Menschen hingegen halten uns auf diesem Weg nur auf!

Unser Vers handelt vom "Lebendigmachen unserer sterbenden Körper", dabei wollen wir uns an Röm 6:13 erinnern lassen, wo wir schon lasen: "Stellt eure Glieder nicht als Werkzeuge der Ungerechtigkeit für die Sünde bereit, sondern stellt euch selbst für Gott bereit, als Lebende aus den Toten, und eure Glieder für Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit" (siehe hierzu auch Röm 12:1-2). Wir merken hier gut, dass diese Worte nicht von der Entrückung handeln, sondern vielmehr von unserer praktischen Heiligung, von unserer Zubereitung, vom Zuspruch zu einem Wachstum unseres neuen Lebens im Geist!

Es ist wohl für jeden Gläubigen ein Höhepunkt, wenn er lesen darf und glauben kann, dass Gottes Geist Jesus aus den Toten auferweckt hat. In Eph 1:19-20 gebraucht Paulus für dieses Ereignis solch gewaltige Worte, dass man sie öfters lesen muss, um sie zu begreifen:; "... was die alles übersteigende Größe Seiner Stärke, die in Christus gewirkt hat, als Er Ihn aus den Toten auferweckte ...".

Geschwister, was sind das doch für Worte, die hier auf uns einwirken dürfen! Mögen sie uns in jeder Lebenslage gegenwärtig sein!

Kein Sterblicher war Zeuge der buchstäblichen Auferstehung Jesu (diese fanden nur das leere Grab), wohl aber die unsichtbare Welt. In Kol 2:15 lesen wir ein aussagekräftiges Wort: "Oberherrschaften und Obrigkeiten abstreifend, hat Er sie öffentlich zur Schau gestellt und in die und in demselben im Triumph einhergeführt": Dieses Wort spricht zuerst einmal von dem Kampf des m Kreuz hängenden Sohnes Gottes. Die Oberherrschaften und Obrigkeiten waren die Mächte der Finstern, die bei der Kreuzigung nicht nur zugegen, sondern aktiv daran beteiligt waren. Das Wort "abstreifend" weist darauf hin, dass diese Mächte Ihn dich umschlangen und Seine Qualen zum Höhepunkt trieben. Der Tote Christus war für diese Mächte ein Triumph. Doch welch ein Triumph entstand durch Christi Auferstehung! Er streifte diese boshaften Mächte nicht nur ab und schlüpfte aus ihrer Umklammerung, Er stellte sie auch noch öffentlich zur Schau. Der Sieg selbst war die Tat Christi, doch die Kraft der Auferstehung war die oben beschriebene Tat Gottes.

Und diese alles übersteigende Größe Seiner Kraft wird uns nicht nur vor Augen geführt, sondern deren Wirksamkeit auch unseren sterbenden Körpern verheißen, und dies zu unseren Lebzeiten.

Mit schwachen Worten haben wir versucht, die gewaltige göttliche Kraft zu beschreiben, die Christus aus den Toten auferweckte. Nun bringt Paulus diese Kraft mit unserem sterbenden Körper in Verbindung.

Ein "sterbender" Körper lebt noch - "lebende" Menschen sollen also hier lebendig gemacht werden, und dies durch Gottes Geist. Was ist das für ein neues Leben durch Seinen uns innewohnenden Geist?

Hier kann es sich, wie wir schon gesagt haben, nur um ein höheres, neues Leben handeln, das parallel zu unserem alten Leben hinzugefügt wird. Unser Fleisch kann dieses höhere (oder neue) Leben nicht fassen, weil in ihm das Gesetz der Sünde und des Todes herrscht, wohl aber der Geist. Im Geist, (und hier runter verstehen wir unseren schwachen Geist, der aber in Gottes Geist ruht) leben wir ein neues Leben. In 2Kor 5:17 lesen wir von einer "neuen Schöpfung", wo etwas "neu geworden ist". In Röm 7:22 lasen wir bereits von einem inneren Menschen" - alles Bezeichnungen für die Auswirkung der Kraft Gottes durch Seinen Geist in uns.

Unser Fleisch hat an dieser Kraftauswirkung keinen Anteil, wohl aber unser sterbender Körper, weil auch ein neues Leben stets aus Geist, Seele und Körper besteht. Es ist also hilfreich, wenn wir zwischen Körper und Fleisch einen Unterschied machen. Sehr wohl können wir gemäß Röm 6:13 unsere Glieder für Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit darstellen, doch über das Fleisch vernahmen wir bereits vielfach, dass es Gott nie gefallen kann, dass es in Feindschaft gegen Gott ist, dass es nichts nützt, ja dass sein Ende der Tod ist. Dies mag uns recht kompliziert erscheinen, aber vielleicht ist uns hier Kol 3:5 etwas hilfreich: "Ertötet daher in euren Gliedern ..." Wir sollen nicht unsere Glieder ertöten, diese sind ja ein Teil unseres Körpers, wohl aber etwas in unseren Gliedern. Hier kann uns der Unterschied deutlich werden.

"wird Er ... auch eure sterbenden Körper durch Seinen euch innewohnenden Geist lebendig machen."

Fassen wir diese nicht leicht zu verstehende Aussage zusammen: Hier ist nicht vom buchstäblichen Tod die Rede, sondern Paulus benutzt den Tod als Bild für lebende Menschen einerseits, denen andererseits ein

Unser Leitvers bezieht sich somit auf die Lebendigmachung unseres Körpers, um dessen Glieder für Gott "brauchbar zu machen"! Unsere Ohren z.B., die früher für Gottes Wort unempfänglich waren, sollen hörend werden, unsere Augen, die früher auf die Welt gerichtet waren, sollen auf Gottes Wort schauen, mit unserem Mund sollen wir jetzt Zeugnis geben, kurz, wir sollen willig und freudig dem Geist Gottes in uns mit unserem Gliedern zur Verfügung stehen. Damit sehen wir klar, dass hier unser Wandel angesprochen ist!

Nun ist dieses "Lebendigmachen" aber kein einmaliger, plötzlicher Zustand, sondern ist wachstümlich zu verstehen. So wenig wie wir die ganze Fülle des Geistes Gottes in uns haben, sondern dieser nur ein Angeld ist bis zur Freilösung des uns Zugeeigneten (Eph 1:14), so wenig werden wir die Fülle des Lebens hier auf Erden erhalten.

"Lebendig machen" ist also ein wachstümlicher Prozess, bei dem Gottes Gesit in uns wirkt, um uns für Gott brauchbar zu machen. Haben wir also Vertrauen zu dieser gewaltigen Kraft in uns. Gott ist auch hier zwar der alles Bewirkende, doch unser Teil ist es, Sein Wirken nicht nur anzuerkennen, sondern auch freudig und willig Ihm unseren Körper bereitzustellen (siehe Röm 12:1).

Röm 8:12

"Folglich, Brüder; sind wir es demnach nicht dem Fleisch schuldig, fleischgemäß zu leben;"

Viel ist uns an Wissen über unsere Stellung "in Christus" anvertraut worden. Mit den Worten "Folglich, Brüder" (und die Schwestern sind hier mit eingeschlossen) möchte uns Paulus erkennen lassen, dass dieses geschenkte Wissen auch Verpflichtungen unsererseits nach sich ziehen sollte.

Als größtes Hindernis erwies sich in der Vergangenheit unser Fleisch, in welchem das Gesetz der Sünde und des Todes herrscht. Lange hat Paulus dieses Thema behandelt; jetzt ist das Fleisch dort, wo es hingehört, "am Kreuz", es muss nicht mehr in uns herrschen!

Doch trotz dieser Tatsache, die wir im Glauben festhalten, verspüren wir immer noch die Wirksamkeit des Fleisches in uns. Wir wurden also nicht vom Dasein der Sünde befreit, sondern von ihrer Macht. Als von der Macht der Sünde Befreite sollen wir nun lernen, mit dem neuen Leben in uns umzugehen. Auch dies ist "Wandel in Christus"!

Gott könnte mittels Seiner Macht alles so ändern, dass wir mit uns selbst keinerlei Probleme mehr hätten. Doch dies entspricht offensichtlich nicht Seinem Willen, vielmehr will Er, dass wir auf unserem Erdenweg Lernende und Erkennende sind und bleiben. Erkennen sollen wir immer wieder, wie verdorben unser unser Fleisch durch die Sünde ist, und lernen und erfahren sollen wir, dass wir nur in Christus das wahre Leben und den tiefen Frieden haben.

Das Fleisch ist entthront, wir sind ihm nichts mehr schuldig, wir brauchen seinen Forderungen nicht mehr nachgeben, obwohl wir sie täglich in uns spüren. Folglich, Brüder: "Die aber Christus angehören, kreuzigen das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden" (Gal 5:24), wobei zu beachten ist, dass "kreuzigen" in der Zeitform des Aorist steht, was soviel wie Vergangenheit und Gegenwart bedeutet; in unserem Fall also ein tägliches "Kreuzigen"!

Röm 8:13

"denn wenn ihr dem Fleisch gemäß lebt, seid ihr im Begriff zu sterben; wenn ihr aber im Geist die Handlungen des Körpers zu Tode bringt, werdet ihr leben."

Zu letzten Mal in diesem achten Kapitel führt Paulus das Fleisch an und warnt vor einem fleischlichen Wandel. Es ist demnach nichts ausgeschlossen, dass Gläubige nach wie vor oder wiederum dem Fleisch gemäß leben, d.h. den Leidenschaften und Begierden des Fleisches nachgeben. Demas verließ Paulus aus Liebe zum jetzigen Äon (2Tim 4:10), was nichts anderes heißt, als dass er von einem Wandel im Geist zu einem Wandel im Fleisch zurückkehrte. Er wurde damit "sterbend".

"Sterbend" bedeutet aber für Demas (um bei diesem Beispiel zu bleiben) nicht den buchstäblichen Tod, sondern den Abbruch seines geistlichen Wachstums in Christus. Sein fleischliches Leben nahm seine Gedanken derart in Besitz, dass sich diese n icht oder kaum mehr auf geistliche Dinge richten konnten. Das "Sterben" bezieht sich folglich in. unserem Leitvers auf den Geist. Ähnlich wie bei Demas erlebte es ja auch das erste Menschenpaar im Paradiesgarten. Sie starben ja beide nicht sofort nach dem Sündenfall, sondern wurden "zum Sterben sterbend" (1Mo 2:17), was auch ein geistliches Absterben und langsames Entfernen von Gott bedeutet. Die Folge war, dass durch die Sünde auch der Tod in die Welt eindrang und damit zu allen Menschen durchdrang (Röm 5:12).

Ging Demas seiner Rettung verlustig? Sicherlich nicht, denn "unbereubar sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes" (Röm 11:29). Dass aber ein fleischlicher Wandel k einen Lohn vor Gott bringen kann, sondern Verlust, werden uns die nächsten Verse zeigen.

Demas soll uns hier in keinster Weise eine Beruhigung bei einem fleischlichen Wandel sein, im Gegenteil. Aber etwas ganz anderes darf uns an seinem Fall auch aufleuchten: Die Kraft der überströmenden Gnade, die uns in Christus zuteil geworden ist!

"wenn ihr aber im Geist die Handlungen des Körpers zu Tode bringt, werdet ihr leben."

Was jetzt folgt, sind wichtige Anweisungen zu einem Gott wohlgefälligen Wandel, der aber nur von jenen geführt werden kann, die Gottes Geist haben. Dabei ist es sehr wohl möglich, dass unser Wandel zu wünschen übrig lässt, wie wir ja gestern sahen.

Unsere Anweisung lautet: Die Handlungen des Körpers zu Tode bringen. Hier müssen wir wiederum zwischen Körper und Fleisch unterscheiden. Vom Fleisch lesen wir nirgendwo in der Schrift, dass es ein Werkzeug der Gerechtigkeit werden soll, wohl aber von den Gliedern unseres Körpers. Unser Körper steht von Natur aus unter der Herrschaft des Fleisches, wenn er von dieser befreit wird, ist er für andere, bessere Aufgaben brauchbar.

Unsere Aufgabe ist es, gemäß Gal 5:24 unser Fleisch zu kreuzigen. Wenn uns klar geworden ist, dass über dieses schon längst das Urteil gesprochen ist, dann mühen wir uns nicht mehr selbst ab, das Fleisch zurückzudrängen, sondern gehen auf unsere Knie und danken unserem Gott und Vater, dass wir von seiner Herrschaft wirklich frei sind! "Im Geist" beinhaltet ja keine praktische Handlung, sondern einen geistlichen Vorgang, d.h. ich glaube Gottes Wort bedingungslos. "Im Geist" bedeutet auch, dass wir uns mit dem beschäftigen, was uns geistlichen Nutzen bringt.

"Leben" ist uns in unserer Stellung in Christus schon lange zugesprochen, dies dürfen wir im Glauben festhalten. Wenn unser Leitvers aussagt, "werdet ihr leben", so bezieht sich dies auf unseren Wandel. Hier geht es um das Wachstum des geistlichen Lebens in unseren sterbenden Körpern. Ein Baum, der im Herbst seine Blätter abwirft, trägt bereits an seinen Zweigen das neue Leben in Form von kleinen Knospen. Vertrauen wir also der alles bewirkenden Kraft des Geistes Gottes, dass dieser auch in uns mit gewaltiger Kraft wirken kann, wenn wir ihm nur den Raum geben!

Wenn Kinder, dann auch Losteilinhaber

Röm 8:14

"Denn alle, die vom Geist Gottes geführt werden, dies sind Söhne Gottes."

Wir schlossen gestern mit der Aussage: "wenn wir ihm (dem Geist Gottes) nur den Raum in uns geben". Unser heutiger Leitvers vertieft diese Aussage dahingehend, dass er uns direkt den Weg weist, wie wir die Handlungen des Körpers zu Tode bringen: Indem wir vom Geist Gottes geführt werden.

Nachdem Paulus lange und ausführlich über das Fleisch geschrieben hat, konzentriert er sich jetzt auf alle, die vom Geist Gottes geführt werden. "Geistesführung" ist keine Zwangsführung, sondern ein sanftes Führen und Mahnen, wobei der Gläubige immer einen gewissen Spielraum innehat. An Timotheus schreibt Paulus über drei Eigenschaften des Geistes Gottes: "Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft gegeben" (2Tim 1:7).

Über "die Kraft" des Geistes sprachen wir schon in Vers 11. Dass der Geist ein "Geist der Liebe" ist, bedeutet für uns, dass auch wir in die Auswirkung der Macht der Liebe geführt werden, wie sie uns in 1Kor 13:4-7 geschildert wird. Dabei ist es wohl die hehrste Aufgabe des Geistes der Liebe, unsere Liebe mit der Liebe Gottes zu vereinen, und dies nicht unter Zwang, sondern freiwillig! Und wie wird es erst einmal sein, wenn in dem Namen Jesu sich jedes Knie beugen und jede Zunge huldigen wird zur Verherrlichung Gottes des Vaters" Dies wird nie unter Zwang möglich sein (wie könnte Zwang den Vater verherrlichen!!!), sondern einzig und allein in tief empfundener Liebe. Die gesunde Vernunft soll uns fernab von seelischer Schwärmerei halten, die auch in gläubigen Kreisen leider noch weit verbreitet ist. Wer von uns jemals in pfingstlichen Kreisen verkehrt hat, weiß, wovon die Rede ist! Nicht seelische Wunschvorstellungen sollen uns leiten, sondern der Geist der gesunden Vernunft, der unseren Geist vom seelischen Gefühl auf das nüchterne Wort Gottes ausrichtet.

Lassen wir uns doch von diesem Geist führen, dann werden die Handlungen des Körpers auch durch ihn zu Tode gebracht!

Unser Leitvers knüpft den Stand "Söhne Gottes zu sein" an eine Bedingung: Alle, die vom Geist Gottes geführt werden! Wir stellen diesem Wort ein anderes aus Gal 3:26 gegenüber: "denn ihr seid alle Söhne Gottes durch den Glauben an Jesus Christus". Die erste Aussage mag manchen von u ns n och beuruhigen, die zweit hingegen strahlt Gewisshait und Ruhe aus. Haben wir es hier mit einem Widerspruch zu tun? Dies sei ferne! Aber es gilt hier wiederum, zwischen unserem Stand in Christus und unserem Wandel zu unterscheiden!

Gal 3:26 beschreibt unseren. unverrückbaren Stand in Christus Jesus. Es geht im Umfeld dieser Aussage um die Freiheit vom GEsetz. "Seit der Glaube gekommen ist" (Gal 3:25), d.h. seit die gegenwärtige geistliche Verwaltung, die im Glauben besteht, mit Paulus in Kraft trat, sind alle Gläubigen "Söhne Gottes". Dies ist, wie gesagt, unser gesegneter Stand in Christus Jesus.

Unser Leitvers handelt aber von unserem Wandel, und in Bezug auf diesen sind wir nicht mehr automatisch "Söhne Gottes", sondern nur dann, wenn wir vom Geist Gottes geführt werden. In Phil 2:5 mahnt uns Paulus: "Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist". Damit spricht der Apostel uns zu, unsere Stellung als Söhne Gottes auch in unserem Wandel sichtbar zu machen! Unser Wandel kann unwürdig unserer Berufung sein, wenn wir uns noch von seelisch/fleischlichen Dingen leiten lassen; er wird aber in dem Augenblick würdig, wo wir dem Geist Gottes Raum in uns geben. und uns bewusst unter seine Führung stellen. Es wird dann ein geistlicher Wachstumsprozess einsetzen, der uns mehr und mehr die Gesinnung dessen annehmen lässt, in welchem wir sind - Christus Jesus, unserem Herrn und Haupt.

Vom Wandel her gesehen sind also solche. Söhne Gottes, die vom Geist Gottes geführt werden, die ein geistgewirktes Leben führen und so den Vater ihres Herrn Jesus Christus verherrlichen!

Röm 8:15

"Denn ihr erhieltet nicht den Geist der Sklaverei, wiederum zur Furcht; sondern ihr erhieltet den Geist des Sohnesstandes, in welchem wir laut rufen: Abba, Vater!"

Ein Gegensatz steht uns heute vor Augen: Sklavenstand und Sohnesstand. Man könnte diese auch so umschreiben. Knechtschaft und Freiheit. Dies führt uns zu einer Parallele im Galaterbrief, denn dort zeigt Paulus auch den Unterschied zwischen jenen auf, die noch unter dem Gesetz stehen und jenen, die frei davon sind. Der Römerbrief behandelt zwar nicht die Sklaverei unter dem Gesetz, sondern redet von der Macht der Sünde, doch in beiden briefen sind Ähnlichkeiten vorhanden.

In Gal 4:1 lesen wir: "Solange der Losteilinhaber unmündig ist, besteht kein wesentlicher Unterschied gegenüber einem Sklaven, wiewohl er Herr von allem ist". "Unmündigkeit" ist Unreife, es fehlt das Wachstum. Der Sklave ist stets ein Untertan, er kann sich nicht frei entfalten, sondern ist auf die Anweisungen seines Herrn angewiesen. Dies geschieht meist in der Furcht, ja keinen Fehler zu begehen, um dann für diesen auch noch bestraft zu werden. Der Sohn hingegen ist frei, er hat gelernt, selbst zu entscheiden, Furcht braucht er keine mehr zu haben. Wir sehen in beiden Briefen, dass der Kernpunkt das "Wachstum" darstellt; die Galater sollen das Gesetz hinter sich lassen, bei den Römern geht es um die Macht der Sünde.

"Furcht" hatten wir unter der Macht der Sünde, weil sie uns ständig unsere Rettung in Christus in Abrede stellen wollte. Vernahmen wir nicht oft die quälende Stimme in uns: "Wie kann solch ein schlechter Mensch ein Gotteskind sein?" Dies war der Stand der Sklaverei, der Unmündigkeit, der Unreife und der Furcht. Wer sich unter den Gläubigen umschaut, der staunt, wie noch viel Unmündigkeit auch unter an Jahren altgewordenen Gläubigen vorhanden ist. Hier ist für uns ein reiches Betätigungsfeld vorhanden, nicht nur uns selbst zuzusprechen, sondern auch andere in Liebe zu belehren und weiterzuführen.

"Wiederum zur Furcht" ist der Blick zurück in die Unmündigkeit der Unreife. Dort war noch eine Ungewissheit vorhanden, weil der Glaube noch keine Bewährung zeigte. Der Stand der Reife braucht keine Furcht mehr zu haben, felsenfest ruht er in Christus, sein Ziel ist fortan ein würdiger Wandel.

Nun wollen wir hier ein Wort in Phil 2:12 nicht unterschlagen: "... mit Furcht und Zittern wirket eure Rettung aus!" Diese fort fordert direkt zu Furcht, ja sogar zu Zittern auf - wie ist dies mit dem Obigen zu vereinbaren? Wer die Aussage genau liest, stellt fest, dass hier die Rettung ein fester Besitz ist! Wir sollen aber diese Rettung "auswirken"! das heißt nicht anderes, als würdig unserer Berufung gemäß zu wandeln! In der Übersetzung von F.H. Baader lesen wir in der Anmerkung zu "Wirken" den hilfreichen Zusatz: "schaffet die Voraussetzung für das Wirken von oben her". Dies ist eine treffende Aussage. Das Wirken kommt allein von oben, doch die Voraussetzungen können nur wir schaffen, und dies im Geist. Furcht und Zittern soll uns nur dann befallen, wenn wir unwürdig wandeln, wenn wir den Geist Gottes betrüben, mit dem wir für den tag der Freilösung versiegelt sind (gem. Eph 4:30).

Heute haben wir nur "den Geist" des Sohnesstandes. Dieser Geist wirkt auf die buchstäbliche Erfüllung hin, wenn wir, mit unserem Herrn und Haupt vereint, vor den Vater treten dürfen! In diesem Geist dürfen wir die Handlungen des Körpers zu Tode bringen, wir dürfen laut "Abba, Vater" rufen. Welch ein Vorrecht ist dies heute schon für uns Auserwählte und Berufene! "In Liebe hat Er uns für Sich zum Sohnesstand durch. Christus Jesus vorherbestimmt, nach dem Wohlgefallen Seines Willens, zum Lopbreis der Herrlichkeit Seiner Gnade, die uns in dem Geliebten begnadet" (Eph 1:5-6).

Röm 8:16

"Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind;"

Ein zweifaches Zeugnis des Geistes steht uns in Vers 16-und 17 bevor. Heute geht es um die Gotteskindschaft. Wir wollen hier gleich auf einen sehr wichtigen Punkt hinweisen, der in den herkömmlichen Übersetzungen vielfach falsch wiedergegeben wird. So übersetzt Luther unser Leitwort: "Derselbe Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind." Merken wir den Unterschied? Luther übersetzt, dass Gottes Geist unserem G eist bezeugt ...; unsere konkordante Übersetzung, die dem Urtext viel genauer Rechnung trägt, sagt uns, dass der Geist Gottes zusammen mit unserem Geist bezeugt, wobei der Schwerpunkt auf dem Wörtchen "mit" liegt.

Wir haben es also hiermit einem "Doppelzeugnis", nämlich dem des Geistes Gottes und unserem Geist, zu tun. Mit diesem Doppelzeugnis wird unsere Kindschaft dokumentiert, und dies ist der biblischen Forderung durch "zwei oder drei Zeugen" gemäß., Wie froh darf uns doch dieser hohe Stand täglich machen!

Es fällt auf, dass Paulus einmal von "Söhnen" und jetzt von "Kindern" Gottes redet. Um dies richtig einzuordnen, müssen wir unseren heutigen Leitvers mit den folgenden Versen in Verbindung bringen, wo es um die Losteilinhaberschaft geht, was wiederum mit entsprechenden "wenn und aber" verbunden ist. Alles, was Gläubige in Christus als zukünftige Erwartung haben, ist in dem Begriff "Sohnschaft" zusammengefasst. "Sohnschaft" ist das erfüllte Ziel, welches wir heute erst als Angeld im Glauben erhalten haben. Auf dem Weg zum Ziel sind wir allerdings mehr oder weniger noch Kinder, je nach dem, wie wir wandeln, d.h. wie wird die Voraussetzung für das Wirken von oben in uns schaffen. Fest steht jedoch, dass Kinder wie Söhne denselben sTand haben, sie gehören in selbem Maß und Umfang ihrem Vater!

Röm 8:17

"wenn aber Kinder, dann auch Losteilinhaber, und zwar Losteilinhaber Gottes;"

Schon in unserem normalen Erdenleben ist es unter den Menschen Recht,dass jedes geborene Kind auch eine Anwartschaft auf das väterliche Erbe hat. Allerdings erst dann, wenn der Vater gestorben ist. Im Gegensatz hierzu kann Gott ja nicht sterben, weshalb die Bezeichnung "Erbe" irreführend wäre. Wir sind keine "erben" Gottes, sondern "Losteilinhaber", was ein deutlicher Unterschied ist. Der gesamte Vers 17 spricht von zwei Losteilen, das erste ist lediglich an die Kindschaft geknüpft, das zweite hingegen ist mit einem "aber" und "wenn" versehen, womit zusätzliche Bedingungen gestellt sind.

Mit dem. Wort "Losteilinhaber" lenkt Gottes Wort unsere Augen auf das Volk Israel. Das Land Kanaan, welches Jewe gehört, wurde unter die Volksglieder zum Genuss und zur Verwaltung durch das Los verteilt, daher auch der Name "Losteil". Wenn Christus zur Aufrichtung des irdischen Königreiches wiederkommt, so geschieht in Israel wieder Ähnliches (siehe Lk 19:15) ff). Die Empfänger werden nicht Eigentümer, sondern nur Nutznießer desselben. Für uns besteht insofern eine Parallele, als auch wir das uns von Gott Zugeloste nicht selbst erwerben oder kaufen können, es kann uns ab er auch nicht verloren gehen, weil alles Gottes ist. Losteilinhaber Gottes sind wir also allein aufgrund der Gnade.

Was ist nun unser Losteil? Zum Ersten ist es, im Gegensatz zu Israels irdischem Losteil, überhimmlischer Art. In Phil 3:20 lesen wir, dass unser Bürgertum in den Himmeln ist. Damit bekommt jedes Kind Gottes einen Grundstock an Herrlichkeit, nämlich die göttliche Urkunde, dass wir. nicht als Fremdlinge oder Gäste droben ankommen, sondern als berufene, die Bürgerrecht in Gottes überhimmlischen Königreich haben - wir kommen in unsere Heimat!

Welche Herrlichkeit liegt doch in dem kurzen Ausspruch von Phil 3:20, zumal wenn wir bedenken, dass dieses Bürgertum nie mehr enden wird!

Gott hat aber in Seiner väterlichen Fürsorge noch weit mehr für uns vorgesehen als unser Bürgerrecht in den Himmeln. Wenn schon Israels Sklave (die treu gedient haben) im irdischen Königreich Vollmacht über mehrere Städte erhalten (Lk 19:15 ff) und das Volk Vollmacht über die Nationen bekommt (Jes 60:12), dann dürfen wir davon ausgehen, dass Gott n ach diesem Muster auch den Gliedern Christi Jesu Vollmacht über gewisse überhimmlische Losteile geben wird, und dies in den unermesslichen Weiten des Alls. Wir gründen dies auch auf die Tatsache, das Gott das All durch Seinen Sohn verwalten lässt, denn als von Gott eingesetztes Haupt über alles besteht ja das All im Sohn (Kol 1:17), und Er trägt es durch Sein machtvolles Wort (Hebr 1:3). Somit fällt das gesamte All dem Sohn als Losteil zu. Es ist unvorstellbar, dass wir, Seine Glieder, daran nicht teilhaben dürfen, vielmehr lesen wir ja in Eph 1:11, dass in Ihm auch uns das Los getroffen hat! Dies bedeutet, dass Christus Sein hohes Amt und die damit verbundene Freude und Glückseligkeit mit uns teilt!

Ergeben alle Städte dieser Erde schon eine ungeheuer hohe Zahl, so stellt diese noch gar nichts da r, im Vergleich zu der Zahl der Gestirne in der Himmelswelt, die in die Milliarden von Milliarden geht. Gott hat also eine unvorstellbar große Zahl an Reichtümern zur Verfügung, die Er als Losteile für Seine Kinder zu vergeben hat. Dabei ist auch erwähnenswert, dass wir mit Sicherheit davon ausgehen können, dass Gott keine toten, leeren Himmelskörper geschaffen hat. Wo sollen denn den Fürsten, Obrigkeiten, Throne usw. exisistieren, von denen wir z.B. in Kol 1:16 oder Eph 3:10 lesen, wenn nicht auf den Gesirnen der Himmel? Und wo Obrigkeiten, Fürsten und Throne genannt werden, gibt es doch auch Völker! Dies ist keine Spekulation, sondern ganz einfache Logik. Und diese Losteile sind uns zugelost, weil wir Kinder Gottes sind. Ist uns wirklich klar, liebe Geschwister, was für ein Reichtum an Herrlichkeit uns in der nahen Zukunft erwartet?

"Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir nämlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden."

Wir kommen heute zu dem z weiten Losteil, welches mit den Worten "aber" und "wenn" eine Bedingung stellt: "wenn wir mit Ihm leiden". Allerdings folgt dieser Bedingung auch eine zusätzliche Verheißung: "damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden". Diese Aussagen wirft Fragen und Bedenken auf. Sind wir im Ihm in der Herrlichkeit alle gleich? Gibt es auch dort oben wieder die unbeliebten Unterschiede wie zwischen den Menschen auf der Erde? Ist es nicht genug Herrlichkeit, wenn wir "in Ihm" sind? Was ist, wenn ich den gegebenen Umständen gemäß nicht zu leiden habe? Muss ich mir Leiden suchen, um in den Genuss dieser Verheißung zu kommen? Wir sehen, liebe Geschwister, es gibt Fragen über Fragen.

Wir gehen das Thema an, indem wir vorweg auf Röm 8:30 schauen, wo wir (im Zusammenhang mit Vers 29) u. a. lesen: "Die Er aber vorherbestimmt ... diese verherrlicht Er auch". Hier ist also auch von "Verherrlichung" die Rede, aber diesmal ohne Bedingung! Wenn wir jetzt schon auf diesen Vers schauen, so deshalb, weil wir den Sachverhalt leichter verstehen, wenn wir beide Aussagen im Auge haben. Dazu vergegenwärtigen wir uns noch Phil 2:5-11 (bitte lesen), wo wir unseren Herrn vor und </u> nach Seiner Erniedrigung sehen. Wichtig ist für uns, dass wir erkennen, das Christus schon vor Seiner Erniedrigung unvorstellbar herrlich war, es heißt in Phil 2:6b, dass Er ebenso wie Gott war. Dies ist die eine Herrlichkeit, die Christus von Anfang an besaß und die I hm der Vater verlieh. An dieser Herrlichkeit werden alle Glieder Seines Körpers teilhaben, sie ist an k einerlei Bedingung geknüpft, sie entspricht der Verheißung des noch zu behandelnden Verses 30.

Es ist keine Frage, dass diese Herrlichkeit so gewaltig sein wird, dass es uns heute noch nicht möglich ist, die passenden Worte dafür zu finden - aber freuen darf sich jeder von uns darauf, ob er nun Leidensweg hinter sich hat oder nicht!

Gibt es noch größere Herrlichkeit, als "wie Gott zu sein" (Phil 2:6)? In Phil 2:9 lesen wir das Unfassbare: "Darum hat Gott Ihn auch überaus hoch erhöht und Ihn mit dem Namen begnadet, der über jedem Namen ist". Nich tnur "erhöht", auch nicht nur "hoch erhöht", nein, "überaus hoch erhöht" wurde Christus, verbunden mit einem Namen, der über jedem Namen ist: Es ist der Name Jesus! Dieser Name bedeutet "Retter" und beinhaltet die Rettung des ganzen Alls! Vor unseren Augen und Herzen steht die geoffenbarte Herrlichkeit der Liebe Gottes.

Damit kommen wir zu dem Losteil unseres Leitverses. Wurde nun die "überaus hohe Erhöhung" Christi, die ja wesentlich mehr Herrlichkeit beinhaltet als der Stand vor Seiner Erniedrigung, erst durch Seine Erniedrigung möglich, so möchte uns das heutige Wort anspornen: "Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist".

Damit wird uns der Sachverhalt klar! Christi Weg war ein Weg der Erniedrigung und - der Leiden. Wenn wir diesen Weg mitgehen, dann, und erst dann, trifft auch uns die Verheißung unseres Leitverses. Es geht also wieder um unseren Wandel!

Es ist wohl müßig, hier die möglichen Leiden aufzuführen, jeder Gläubige wird an irgendeiner Form schon mit solchen konfrontiert worden sein. Entscheidend ist nur, dass wir ihnen nicht ausweichen, sondern dort, wo es sein muss, diese um Seinetwillen auf uns nehmen. Wer von uns solche Leiden um Christi willen auf sich nimmt (hier ist nicht die Rede von den natürlichen Leiden, die jeder Mensch zu tragen hat), der hat die Verheißung, an dem Losteil der "überaus hohen Erhöhung" Christi beteiligt zu sein. Dieses Wissen darf jeden von uns aufrichten, der sich nicht gescheut hat, um Christi willen auch untere Wege zu gehen, sich demütigen zu lassen, ausgelacht zu werden, Opfer zu bringen u. v. m. !

Befreiung der gesamten Schöpfung

Röm 8:18

"Denn ich rechne damit, dass die Leiden der jetzigen Frist nicht wert sind der Herrlichkeit, die im Begriff steht, in uns enthüllt zu werden."

Manches Gotteskind fragt sich, wozu Leiden überhaupt gut sein sollen. Eine erste Antwort finden wir bei unserem fleischgewordenen Herrn Selbst: "Er lernte den Gehorsam durch das, was Er litt" (Hebr 5:8). Dass Jesus leiden musste, ist sicher, aber dass Er den Gehorsam erst durch Leiden lernen musste, mag uns seltsam erscheine, und doch ist es eine biblische Wahrheit! Der Sohn Gottes kam in das Fleisch und wurde in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden, einzig, dass Er die Sünde Adams nicht in Sich trug. Doch war Er genauso anfällig für die Versuchungen Satans wie jeder andere Mensch auch.

Leiden, und diese Erfahrung haben wir mit Sicherheit alle schon gemacht, haben (so widersprüchlich es klingen mag) eine heilende Wirkung - sie erziehen, sie bringen zum Nachdenken, sie machen gehorsam, um nur einige Punkte zu nennen. Ein ganz einfaches Beispiel,: Solange ein Gläubiger alle Annehmlichkeit hat, die unsere Welt bietet, wird er weniger geneigt sein, sich ausschließlich mit geistlichen Dingen zu beschäftigen, als wenn er krank daniederliegt. Ein Leidender wird immer nach Hilfe, bzw. Rettung Ausschau halten. Leiden bewahren gewissermaßen davor, den Verlockungen dieser Welt nachzugeben, sie führen vermehrt zum Wort Gottes.

Wenn Paulus von "Leiden der jetzigen Frist" redet, so brauchen wir uns heute nicht in die Zeit Pauli zurückzuversetzen, sondern dieses Wort ganz buchstäblich auf unsere heutige Zeit münzen. Fernsehen, Multimedia, Computer, die Mode und der damit verbundene Zwang, sich anzupassen ... wie groß sind doch einerseits die Gefahren der Verlockung, und wieviel Leiden gibt es andererseits, wenn wir verzichten, wenn wir uns nicht anpassen, anders sind als die anderen! Aber wissen wir in dieser Jetztzeit auch, wie nahe die Wiederkunft Christi gekommen ist? Wie Seine Herrlichkeit wirklich und wahrlich im Begriff steht, sich buchstäblich in und an uns zu enthüllen?

Röm 8:19

"Denn die Vorahnung der Schöpfung wartet auf die Enthüllung der Söhne Gottes."

Wie schnell vergeht ein Menschenleben, man merkt dies meist erst dann, wenn ein reiferes Alter erreicht ist. Wie tröstet da der Zuspruch Pauli in so mancherlei Leiden, dass diese nicht wert sind der kommenden Herrlichkeit.

Heute bringt Paulus die kommende Enthüllung unserer Herrlichkeit in Christus Jesus mit der gesamten Schöpfung in Verbindung. Ahnt die Schöpfung etwas von dem, was auf uns, die Gläubigen, zukommt?

Wir lesen in Röm 11:36: "Denn aus Ihm und durch Ihn und zu Ihm. hin ist das All!" Wir sehen hier eine gewisse Kreisbewegung, die immer nur ein einziges Ziel hat, nämlich den Ausgangspunkt, obwohl sich die Linie des Kreises anfänglich vom Ausgangs- und Zielpunkt zu entfernen scheint. Das ganze All, die ganze Schöpfung ist also in dieser Kreislinie hin zum Schöpfer eingeschlossen. Es ist ganz natürlich, dass, je mehr sich der Kreis schließt, auch die Schöpfung das gewaltige Zukünftige als Vorahnung spürt, ja sogar unbewusst herbeisehnt!

Werden die Menschen unserer Zeit nicht spürbar von einer immer stärkeren Hektik erfasst? Wohin man schaut, nur noch Unruhe, Nervosität, kaum mehr Zeit. Im Gefolge hiervon erleben wir heute eine nie dagewesene Unmoral und Unehrlichkeit, das Böse überrollt die Menschheit in unheimlichem Ausmaß, es scheint zu triumphieren. Beachtenswert ist auch, wie Israel immer mehr in den Blickpunkt der Medien rückt und Jerusalem in der Tat zum Laststein der Völker wird.

Noch unbewusst, aber die Vorahnung in sich tragend, wartet die Schöpfung auf unsere Enthüllung. Es ist das verborgene Wissen, dass in dem Namen Jesus nicht nur uns, sondern letztendlich der gesamten. Schöpfung verheißen ist!

Röm 8:20

"denn die Schöpfung wurde der Eitelkeit untergeordnet (nicht freiwillig, sondern um des Unterordners willen)"

In drei Punkten enthüllt uns Paulus den Zustand der Schöpfung: Sie ist der Eitelkeit unterworfen (V. 20), sie befindet sich in der Erwartung der Befreiung (V. 21), und sie ächzt und leidet Wehen (V. 22). Heute schauen wir den ersten Punkt an: "der Eitelkeit untergeordnet". Was ist überhaupt Eitelkeit?

Meyers Konversationslexikon definiert "Eitelkeit" wie folgt: "Dasjenige Selbstgefühl, welches in der Bewunderung der eigen (wirklichen oder eingebildeten) persönlichen Vorzüge seine Befreiung findet". Eine biblische Definition finden wir im Buch "Der Prediger". Weit über vierzig Mal lesen wir dort etwas über "Eitelkeit" bzw. "eitel", vielfach in Verbindung, dass all des Menschen Tun, selbst alles scheinbar Gute, "Eitelkeit" ist, "ein Haschen nach Wind". Das "Haschen nach Wind" ist eine sinnlose Tätigkeit, die nichts einbringt als Enttäuschung und innere Not. "Eitelkeit" bringt der Schöpfung somit keinen Gewinn, wohl aber mehr oder weniger "Leiden". Damit besteht ein Zusammenhang mit unseren zurückliegenden Versen: Die Kinder Gottes leiden mit Christus, weil durch Leiden Gehorsam gelernt wird, und die Schöpfung leidet, weil all ihr Tun nichtig und der Vergänglichkeit unterworfen ist. Diese Unterordnung umfasst aber nicht nur die Menschheit, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt, im Grunde alles von Gott Geschaffene.

Unser Leitwort sagt eindrucksvoll, dass es Gott Selbst ist, der Seine Schöpfung diesem Zustand unterordnete. Wie oft hören wir bei entsprechendem Unglück, Schicksalsschlag oder ähnlichem von Ungläubigen, dass es keinen. Gott geben könne, oder von Zweiflern die Frage, warum Gott all das Schrecklich zulässt. Eines sagt unser Leitwort hierzu klar aus: Die Schöpfung kann nicht selbst bestimmen, was sie will, Gott ist der alles Bewirkende. Diese Wahrheit widerspricht dem vielfach propagierten freien Willen des Menschen! Nicht der Wille des Geschöpfes entscheidet, sonder der souveräne Wille Gottes allein. Manche Gläubige ärgern sich merkwürdigerweise an dieser Wahrheit, uns jedoch darf sie Sicherheit und Freude schenken.

Röm 8:21

"in der Erwartung, dass auch die Schöpfung selbst befreit werden wird von der Sklaverei der Vergänglichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes."

Der zweite Punkt über den Zustand der Schöpfung enthüllt uns den Grund, warum die Schöpfung der Eitelkeit untergeordnet ist: "Um einer Erwartung willen".

Einst sprach Alueim zu dem ersten Menschenpaar: "Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet die Erde und unterwerft sie euch! Und waltet ... über die ganze Erde". Der Mensch als Krone der Schöpfung sollte herrschen und walten, doch dann kam der Sündenfall und wieder sprach Gott: "... verflucht sei der Boden, wenn du ihn bedienst, um deinetwillen". Des Menschen Sünde kam nicht nur über ihn, sie griff vielmehr als Fluch auf den ganzen Boden über.

Wie wirkte sich diese Dahingabe aus? Von jeher bekriegten und vernichteten sich die Menschen, sie machten sich das Leben in jeder Beziehung schwer. Den tieferen Grund finden wir in der Eitelkeit. Wie oft in der Geschichte der Menschheit wurden Kriege nur wegen der Eitelkeit einer einzigen Person geführt. Kennt nicht auch unsere deutsche Geschichte Ähnliches aus jüngster Vergangenheit? Aber auch die Tier- und Pflanzenwelt ist betroffen. Viele Tiere lauern sich gegenseitig auf, um zu töten und zu fressen, bei manchen Tierarten ist auch das Töten aus reiner Lust zu beobachten. Schädlinge aller Art bevölkern die Erde, giftige Reptilien und Insekten liegen auf der Lauer, wohin man schaut ist das Verderben zu sehen. Und der Erdboden selbst ächzt spürbar unter dem Fluch. Weite Teile der Erde sind Wüsten, in denen kein Wasser zu finden ist, im Gegensatz hierzu sind große Landflächen unter ständigem Eis und Schnee begraben, Erdbeben erschüttern die Erde, sintflutartige Regenfälle verbreiten Angst und Schrecken, ungeheure Wirbelstürme verheeren alles, was sie überqueren. Und wenn wir dazu von gewaltigen Explosionen ganzer Sterne im Weltenall lesen, dann ahnen wir etwas von der Tragweite der Vergänglichkeit der Schöpfung.

Wir bleiben noch einen Tag bei Punkt zwei stehen, nachdem wir gestern nur die Schattenseiten der Eitelkeit aufgezeigt haben. Doch wo Schatten bzw. Dunkel ist, da muss auch Licht vorhanden sein, und dies ist auch der Grund, warum Gott mit Seiner Schöpfung diesen Weg geht.

Von Anfang an hat Gott in Seine Schöpfung die Erwartung in Form einer Vorahnung auf Befreiung von diesem Fluch gelegt. Wir wissen aus der Offenbarung des Johannes, dass läuternde Feuer die Erde reinigen und verwandeln werden. Aus den Trümmern der alten geht eine neue Schöpfung hervor. "Siehe, Ich mache alles neu" lesen wir in Offb 21:5. Und dieses Neue umfasst nicht nur die Er de, sondern auch den Himmel (siehe Offb 21:1).

Diese gewaltigen Vorgänge in der Schöpfung finden heute schon bei den Gläubigen statt, die ihre alte Menschheit abstreifen und eine neue anziehen.

Die Schöpfung hat also eine herrliche Erwartung, sie wird von der Vergänglichkeit befreit und in die Unvergänglichkeit geführt. Aus Chaos wird Ordnung werden, aus Schmerz Freude, aus Tod Leben. Die Unterordnung unter die Eitelkeit mit all den schlimmen Folgen wird die Schöpfung dazu befähigen, den Schöpfer in Seinem Licht und in Seiner Herrlichkeit nicht nur zu erkennen, sondern Ihn auch zu loben und zu preisen. Wie wird dies wohl sein, wenn nicht nur die Menschheit, sondern auch die gesamte Schöpfung in den. Chor des Lobpreises mit einstimmt!

Können wir erahnen, geliebte Geschwister, wie es sein wird, wenn alles befreit ist und zur Freiheit der Kinder Gottes gelangt? Wie dürfen wir doch unserem Schöpfergott danken, dass Er nichts zurücklässt, dass Er eimal alles zu Sich zieht, um am Ziel alles in allen zu sein!

Röm 8:22

"Denn wir wissen, dass die gesamt Schöpfung bis nun mit uns ächzt und Wehen leidet."

Heute behandeln wir den dritten und letzten Punkt der Aussage Pauli über die Schöpfung: Sie ist nicht nur in Erwartung einer Befreiung, sie ächzt und leidet auch Wehen bis zum heutigen Tag. Dieses Wort muss uns in Erstaunen setzen, denn demnach spürt und äußert nicht nur der Mensch seine Empfindungen, sondern auch die übrige Schöpfung, indem sie ächzt und Wehen leidet. Paulus setzt dies als Wissen bei uns voraus, aber haben wir dieses Wissen wirklich?

Wir rechnen die Pflanzenwelt der seelenlosen Schöpfung zu, da die Seele der Sitz von Gefühlen und Empfindungen ist, sie wäre demnach empfindungs- und gefühllos. Doch dieser Ansicht widerspricht Paulus. Etwas, was ächzen kann, muss eine Empfindung haben! Es ist ab und an von besonderen Naturfreunden zu hören, dass z.B. Blumen viel besser gedeihen, wenn man mit ihnen spricht. Ohne die näher ausführen. zu wollen dürfen wir getrost dem Wort Gottes auch hier glauben, dass sogar über das Pflanzenreich hinaus jegliche Art von Materie ein Empfinden hat, d.h. sie leidet unter dem momentanen Stand der Unterordnung unter die Eitelkeit.

Nun gibt es Leiden, die, menschlich gesehen, hoffnungslos sind, weil sie in den Tod führen (z.B. eine unheilbare Krankheit), und es gibt Leiden, die eine freudige Erwartung haben - hierzu zählen die "Wehen". Eine Schwangere, die Wehen erlebt, leidet zwar sicher unter starken Schmerzen, doch die Erwartung auf das kommende Kindlein lässt sie die Schmerzen ertragen. Die Schöpfung, die heute noch ächzt und Wehen leidet, trägt in ihrem Schoß von Anfang an den Keim zu einer neuen Schöpfung, die, wenn die Zeit erfüllt ist, in vollkommener Herrlichkeit erstrahlen wird.

Christus ist das Band, das die gesamte Schöpfung zusammenhält. ER ist der von Gott eingesetzte Losteilinhaber von allem (Hebr 1:2), alles, was für immer verloren gehen würde, und sei es nur ein Winziges, wäre Sein Verlust!

Röm 8:23

"Aber nicht sie allein, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir selbst ächzen in uns, den Sohnesstand erwartend, die Freilösung unseres Körpers."

Wir haben im gestrigen Vers die Worte "mit uns" übergangen, heute stehen sie im Mittelpunkt. Auch wir, die Berufenen Jesu Christi, die Geliebten Gottes und berufenen Heiligen, ächzen in uns und sind in Er wartung des Sohnesstandes. Wir unterscheiden uns zwar darin von der Schöpfung, dass wir ein klares Ziel vor Augen haben, die Schöpfung hingegen nur eine Vorahnung, doch in Bezug auf Leiden und das damit verbundene "Ächzen" sind wir mit ihr eins.

Aber warum ächzen wir, wenn wir uns doch der kommenden Herrlichkeit so klar bewusst sind? Unser "Ächzen" ist zweifach, einmal im Hinblick auf uns selbst, und weiter auf die uns umgebende Schöpfung. Im Hinblick auf uns ächzen wir, weil wir körperlich noch nicht von den Fesseln der Verderblichkeit befreit sind. Noch sind wir buchstäblich auf der Erde in unserem Staubgewand, nur im Geist haben wir "in Ihm" bereits unsere überhimmlische Heimat betreten. Es besteht also ein Missklang zwischen unserem leiblichen und geistlichen Leben. Wir ächzen. unter diesem Missklang und sehnen uns nach der buchstäblichen Harmonie.

Aber wir ächzen auch im Hinblick auf die uns umgebende Schöpfung. Sie hat keinen Teil an der Sünde, muss aber trotzdem unter ihren Folgen leiden. Und wenn wir so oft von der "geschundenen Natur" hören und gerade weil wir um die Zusammenhänge wissen, darf uns das Ächzen der Natur nicht gleichgültig sein. Unser Mitgefühl darf in etwa den Tränen unseres Herrn über Jerusalem gleiche: "Als Er näher gekommen war und die Stadt sah, schluchzte Er über sie und sagte: Wenn doch auch du, und zwar an diesem Tage erkennen würdest, was zu deinem Frieden dient! Nun aber ist vor deinen Augen verborgen" (Lk 19:41-42).

Unser "Ächzen" erfolgt, obwohl wir die Erstlingsgabe des Geistes haben. Das eine schließt also das andere nicht aus. Bedenken wir hierzu, dass ja gerade die Gabe des Geistes es ist, die den Gegensatz zwischen alter und neuer Menschheit erkennbar macht.

Die Erstlingsgabe des Geistes ist im Grund der Geist selbst. "Erstlinge" gibt es im Hinblick auf eine Menschenschar, die später das erhalten wird, was der Erstling, Christus, schon hat. In Kol 1:15 lesen wird, dass Christus der Erstgeborenen vor einer jeden Schöpfung ists, und in Vers 18 "der Erstgeborene aus den Toten", und als Krönung: "So dass Er in allem der Erste werde". Der Geist nun, der ein Angeld unseres Losteils ist (Eph 1:14), bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Da unsere Segnungen aber alle nur "in Christus" (siehe Eph 1:3-14) und wir bekanntermaßen Glieder an Seinem Körper sind, haben wir damit Anteil an Seiner Erstlingsschaft: er das Haupt, wir die Glieder! Darüber hinaus ist uns in der Entrückung die erste Auferstehung aus den Toten und Unsterblichkeit verheißen (alle früher aus den Toten Auferstandenen - z. B. Lazarus - bekamen nur Lebensverlängerung und mussten dann erneut sterben). In Eph 1:12 betont Paulus deshalb, dass wir "eine frühere Erwartung in Christus haben", eine vorgezogene vor allen anderen.

Wir leben also auf dem Hintergrund der Gegensätze zwischen Adam und Christus: Wir sehen unsere Unvollkommenheit und Vergänglichkeit an. unserem Körper und haben gleichzeitig das Zeugnis höchster Herrlichkeit im Geist. Unser "Ächzen" ist also keine Klage oder Auflehnung gegen Gott, sondern Ausdruck unserer Sehnsucht nach der kommenden Herrlichkeit und der damit verbundenen buchstäblichen Vollkommenheit.

Unsere Erwartung ist die des Sohnesstandes, verbunden mit der Freilösung unserer Körper. Zwar dürfen wir uns im Glauben schon als Söhne Gottes wissen, doch die tatsächliche Einsetzung in diese Stellung ist noch zukünftig. Was wird dies für uns für ein Ereignis sein, wenn uns der Vater öffentlich vor dem ganzen All als Seine Söhne darstellt. Dann sind wir auch bereits in das Bild Seines Sohnes umgestaltet, welche Herrlichkeit für uns!

Doch zur Volleinsetzung in den Sohnesstand gehört auch unser Körper, dessen Freilösung wir erwarten. Es wäre ein großer Irrtum zu meinen, wir hätten in der Herrlichkeit keinen Körper mehr, vielmehr hat Gott den Menschen nur in der Einheit von Geist, Seele und Körper geschaffen, und diese Einheit besteht auch für unsere Zukunft. Bedenken wir, dass auch der auferstandene Sohn Gottes Seinen Körper nicht im Grab zurückließ, vielmehr berichten alle entsprechenden Schriftstellen, dass die Grabtücher aufgewickelt und das Grab leer war. Sein Körper wurde nur dem Überhimmlischen angepasst. Paulus sagt über unseren Körper , dass dieses Vergängliche Unvergänglichkeit und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anzieht (1Kor 15:54); hier ist nicht die Rede vom Zurücklassen des Körpers, sondern von einem "Anziehen". Und in Phil 3:21 heißt es, dass unser Körper "umgewandelt" wird!

Unser Körper muss freigelöst werden, u nd dies geschieht durch Macht. In Christus haben wir mehr als die Erlösung durch Sein Blut, wir warten auf Sein Machtwort, wenn Er kommt, um alle zu Sich zu holen, die "in Ihm " sind. "Denn der Herr Selbst wird mit dem Befehlsruf, mit der Stimme des Botenfürsten und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabsteigen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Darauf werden wir, die wir übrig bleiben, zugleich mit ihnen zusammen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein" (1Thes 4:16-18).

Röm 8:24

"Denn auf diese Erwartung hin wurden wir gerettet."

Die Verse 1Thes 4:13-18, die unsere Entrückung betreffen, enden: "Daher sprecht einander zu mit diesen Worten!" Zuspruch war sicherlich zu allen Zeiten wichtig und notwendig, doch je mehr wir uns dem Ende dieser Gnadenverwaltung nähern, und damit auch der Wiederkunft unseres Herrn, desto größer wird die Not rings um uns herum, das Ächzen der Schöpfung ist für jedermann spürbar geworden. Und wenn wir sehen, wie die Menschen immer hektischer werden, so kommt noch das Aufbäumen der Natur, das alle Meteorologen ratlos macht, in bisher ungeahnter Unberechenbarkeit hinzu. Die Prognosen der. zuständigen Wissenschaft für die Zukunft der Erde sind mehr als düster, ihr stehen handlungsunfähige Politiker gegenüber. Aber was gerade für uns Gläubige besonders auffällig ist, ist ein allgemeiner Zerfall des Glaubens an den einen Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, verbunden mit einer weitreichenden neuen Toleranz anderen Religionen gegenüber. Inzwischen ist das, was Gott ein Gräuel ist, nämlich Beziehungen gleichgeschlechtlicher Art, nicht nur von den evangelischen Kirchen erlaubt, sondern vom Staat anerkannt worden. In der Balinger Stadtkirche darf der evangelische Pfarrer offen predigen, dass die Bibel über weite Teile nicht glaubwürdig ist. Dabei führt er einen akademischen Titel! Wir führen dies an, weil manche von uns bei dem allem ein banges Gefühl beschleicht, was wohl werden wird; doch mit der zunehmenden Not dürfen wir vermehrt Zuspruch erhalten und geben.

So wollen wir uns heute vertieft zusprechen lassen, unsere Augen weniger auf das irdische Elend zu richten (das ja kommen muss!), dafür vermehrt nach unserem Herrn Ausschau zu halten, wobei wir uns mit erwartungsvollem Herzen vorstellen dürfen, wie es sein wird, wenn unser Körper, gemäß unserer Erwartung, umgewandelt, angepasst, dem Körper unseres Herrn gleichgestaltet wird. Was wir heute als Angeld im Geist haben, kann sehr bald vollkommen gemacht werden, dann ist unsere Erwartung eingelöst! Darum lasst uns freudig in den Tag gehen, ja in die Tage, die noch vor uns liegen, denn: "Freut euch in dem Herrn allezeit!" (Phil 4:4).

"Erwartung aber, die erblickt wird, ist keine Erwartung; denn das, was jemand erblickt - erwartet er das etwa noch?"

Dem heutigen Wort wäre im Grunde nichts hinzuzufügen, ist sein Inhalt doch für jedermann klar und leicht verständlich, wenn - ja wenn nicht im praktischen Wandel vieler Gläubiger manches dagegen sprechen würde.

Über ein Jahrzehnt bewegte sich der Verfasser dieser Zeilen in sogenannten pfingstlichen Glaubenskreisen, sodass er aus der eigenen Erfahrung spricht. In diesen Kreisen wurde unser Leitvers umgedreht, indem man darauf bestand, dass Gläubige bereits heute einen umgestalteten Körper besitzen. So durfte es z.B. keine Krankheit mehr geben; wo diese trotzdem offensichtlich auftrat, wurde der Erkrankte bedrängt, er habe gesündigt und müsse Buße tun, um von seiner Krankheit befreit zu werden. Zu diesem Zweck reisten monatlich bekannte Krankenheiler an, um die sündigen Kranken zu heilen. Dieses Beispiel könnte noch seitenweise fortgesetzt werden, doch es soll hier ja nicht diffamiert, sondern belehrt und aufgeklärt werden.

Warum haben gerade charismatische Kreis so starken Zulauf, die schlichte Wortverkündigung hingegen findet kaum noch Beachtung? Gewiss gab es zu allen Zeiten glaubensmäßige Verirrungen, doch gerade unsere Zeit bietet durch das Massenmedium "Fernsehen" derart viel Nerven- und Sinneskitzel an, dass der so verwöhnte "Christ" sich diesen Nervenkitzel auch in den Versammlungen wünscht. Gewisse christliche Kreise bieten dies an, deshalb der starke Zulauf.

Darum dieses klare Wort in einer verworrenen Zeit: Erwartung, die man erblickt, ist keine Erwartung mehr! Wer heute schon meint, Zeichen und Wunder erleben zu müssen, nimmt etwas vorweg, was erstens nicht ihm gehört und zweitens von Gott in eine spätere Zeit hinein verordnet ist. Zu Timotheus sagt Paulus: "Du aber sei nüchtern in allem" (2Tim 4:5). Paulus sagt dies nicht im Hinblick auf Alkoholmissbrauch, sondern auf "Wortmissbrach", denn "nüchtern" bedeutet hier das Gegenteil von "seelisch, überschwänglich, euphorisch"!

Röm 8:25

"Wenn wir aber erwarten, was wir nicht erblicken, so warten wir mit Ausharren darauf."

Auch dieser Vers ist ein wunderbarer Zuspruch, ermuntert er uns doch, in. unserer Erwartung nicht abgelenkt, im Ausharren nicht müde zu werden.

Bereits in Röm 5:3-5 lasen wir: "Nicht allein aber das, sondern wir mögen uns auch in den Drangsalen rühmen, wissend, dass die Drangsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Erwartung. Die Erwartung aber lässt nicht zuschanden werden, weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen ist durch den uns gegebenen heiligen Geist." Mit diesen Worten schlagen wir die Brücke zu den Leiden, die Gläubige durchzustehen haben, allerdings mit einer herrlichen Verheißung. Am Anfang stehen die Drangsale, am Ende die sichere Erwartung, und dies aufgrund der Liebe Gottes in unseren Herzen.

Gottes Liebe in unseren Herzen bewirkt unsere Gegenliebe. Dies ist aber kein Zwang, sondern eine Herzensangelegenheit! Dort, wo ein Geschöpf direkt mit Gottes Liebe konfrontiert ist, muss es einfach wiederlieben! Unser wiederliebendes Herz sehnt sich aber danach, den Vater zu verherrlichen - welche Möglichkeiten haben wir dazu?

Den Vater verherrlichen wir. mit Sicherheit, wenn wir Ihn auch in unseren Drangsalen rühmen. Dies führt dann über Ausharren und Bewährung zur Erwartung. Und wie muss sich das Vaterherz freuen, wenn es die Erwartungshaltung seiner Kinder sieht! Noch nichts erblicken, und doch felsenfest im Ausharren verweilen!

Und wir verherrlichen unseren Gott und Vater auch über uns selbst hinaus darin, dass wir auch der leidenden Schöpfung ihre Erwartung zuerkennen. Dies lässts uns dann all das Schreckliche. um uns herum nicht nur ertragen, sondern führt uns vertieft hinein in jenen Frieden Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, und der unsere Herzen und Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahrt.

Der Geist verwendet sich für uns

Röm 8:26

"In derselben Weise aber hilft auch der Geist unserer Schwachheit auf; denn das, was wir beten sollten (in Übereinstimmung mit dem, was sein muss), wissen wir nicht; sondern der Geist selbst verwendet sich für uns mit unausgesprochenem Ächzen."

Unser heutiger Leitvers erinnert den Verfasser dieser Zeilen stark an den Umgangmit seinem 2 1/2-jährigen Enkelchen. Natürlich weiß ich ganz genau, was es will (es kann seine Wünsche schon erstaunlich gut zum Ausdruck bringen), doch ist es in seinem Alter noch nicht in der Lage, zu erkennen, was gut, weniger gut oder überhaupt nicht gut ist. Hier muss ich mich dann weise verhalten, um die weniger guten Wünsche abzublocken, was auch für mich nicht immer leicht ist, zumal wenn dann die Enttäuschung in den Kinderaugen zu sehen ist.

In unserem irdischen Körper gleichen wir dem Kindchen, das noch gar nicht in der Lage ist, zu erkennen, was sein muss. Paulus bezeichnet unseren Zustand mit "Schwachheit",. Schwach sind wir weil unser Fleisch, welches ja in Feindschaft gegen Gott steht, unsere Lebenskraft schwächt, ja diese immer wieder in die falsche (seelische) Richtung zu drängen sucht. Die Augen unserer Herzen sind somit verdunkelt. Doch so wie das Kleinkind Erwachsene zur Seite hat, so haben wir Gläubige einen starken Helfer, der unserer Schwachheit aufhilft: Den uns innewohnenden Geist, wobei. es sich hier um den Geist Christi handelt (siehe Vers 9)! Und so wie dieser Geist uns im Ausharren auf unsere Erwartung stärkt, so hilft er uns in Bezug auf unser Gebetsleben.

Wir möchten hier niemandem vorschreiben, wie er beten soll, letztlich ist ja das Gebet immer die ganz persönliche Zwiesprache zwischen Kind und Vater, und wir dürfen gewiss sein, dass sich unser Gott und Vater über jedes Gebet freut, welches zu Ihm emporsteiget, und sei es noch so kindlich und ungenau! Gerade hier haben wir ja die Verheißung und den Zuspruch, dass all unsere Mängel durch den Geist ausgeglichen werden, wenn auch oft mit unausgesprochenem Ächzen!

Gott geht mit jedem Seiner Geschöpfe Seinen Weg, und dieser gottgewollte Weg ist immer richtig! Es ist eine biblische Wahrheit, dass wir in unserem irdischen Umfeld nicht wissen, was sein muss, bzw. was Gott in unser Leben alles hinein verordnet hat. Wenn wir aber glauben können, dass Gott alles bewirkt, auch die kleinsten Dinge unseres Lebens, dann dürfen wir lernen, die uns unangenehmen Dinge nicht loszuwerden (sie wegbeten. zu wollen), sondern sie anzunehmen.

Das "Ächzen" des Geistes, der sich für uns vor Gott verwendet, deutet ja schon an, dass die Gebetsanliegen mit Leiden verbunden sind. "Leiden" deshalb, weil uns Dinge anhaften, die für uns unangenehm sind, und im anderen Fall uns solche versagt bleiben müssen, die wir uns aus menschlicher Sicht zwar wünschen, die aber nicht mit dem Weg, den Gott uns bestimmt hat, übereinstimmen. Und wie oft st eigen inbrünstige Gebete zum Vater empor, die unsere körperliche Gesundheit betreffen. Wir möchten an dieser Stelle aber noch einmal betonen, dass wir keinerlei. Gebete, auch die zuletzt genannte Art, abwerten, be- oder verurteilen wollen. Aber vielleicht können wir etwas Zuspruch geben, wenn so viele Gebetswünsche nicht erfüllt werden und sich Verzagtheit ausbreiten möchte. Gott hört jedes leiseste Wort von uns,, Er freut Sich über den kleinsten Anruf! Und wenn sich unsere Anliegen nicht so erfüllen, wie wir es gerne hätten, dann sollen wir lernen, Ihm trotzdem zu vertrauen, ganz einfach, weil wir eben nicht wissen, was mit uns sein muss, bzw. wie Gott uns führen wird!

Aber vielleicht dürfen wir hier anregen, vermehrt füreinander einzutreten, dass uns auch vermehrt geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gegeben werden, wie uns Eph 1:15 lehrt; dies wird sich auch auf unser Gebetsverhalten auswirken.

Röm 8:27

"Der aber die Herzen erforscht, weiß, was die Gesinnung des Geistes ist, weil er sich gottgemäß für Heilige verwendet."

Der Herzenserforscher und Herzenskenner ist Gott allein. Von Ihm ist in unserem Vers als erstem die Rede. Weiter lesen wir von der Gesinnung des Geistes, der sich für uns gottgemäß verwendet - hier dürfen wir den geist Christi Jesu sehen, denn Christus ist ja der alleinige Mittler zwischen Gott und den Menschen (1Tim 2:5).

Wenn unser Vers von "erforschen" spricht, dann sollten wir dabei nicht an einen Forscher denken, der ein unbekanntes Gebiet betritt. Gott ist der Schöpfer aller Dinge, auch unserer Herzen. Wir dürfen das Wort in dem Sinn verstehen, dass einmal die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist (Röm 5:5) und Gott darauf achtet, wie wir in unserem Wandel diese Liebe ausleben; und das Ausleben beginnt in unseren Herzen.

Der uns innewohnende Geist Christi ist der einzige Geist, der zwischen Gott und Menschen ein zuverlässiger Vermittler unserer Herzensempfindungen ist. Gott hat uns in Seiner Liebe den Geist gegben, weil der Sohn in allem wie der Vater ist, weil die Gesinnung Gottes auch die des Sohnes ist. Nur Christi Geist allein kann sich gottgemäß für Heilige verwenden.

Es ist die Gesinnung des Geistes Christi, die in uns ausgegossene Liebe Gottes zu aktivieren, damit sie nicht nur als Brachland in uns ruht. Der Geist sucht also immer unser geistliches Wohl.

"Für Heilige" bedeutet, dass sich Christi Geist in dieser heutigen Verwaltung der Gnade ausschließlich mit jenen beschäftigt, die. heilig, d.h. von Gott abgesondert sind. Als zur Körperschaft Christi Jesu Abgesonderte sind wir diejenigen, die für die gewaltige Aufgabe der "Aufhauptung des Alls" in Christus zubereitet werden. Christi Geist nimmt sich also unserer Schwachheit im gEbet an, und Er verwendet sich für uns in wunderbarster Weise vor dem Vater. Ist uns klar, welch einen Reichtum wir "in Ihm" haben?

Das unverfehlbare Ziel des Gläubigen

Röm 8:28

"Wir aber wissen, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind.."

Manches, was von Gott her sein muss, bleibt uns, wie wir die vergangenen Tage sahen, in. unserem irdischen Dasein verborgen; doch jetzt folgt all das, was wir aufs Gewisseste wissen dürfen! "Wir aber wissen...", und hierunter stehen alle noch folgenden Verse dieses Kapitels, sie dürfen der herrliche Abschluss dieses Bandes II sein und stellen die Krönung unserer Stellung in Christus dar. Es ist pure Herrlichkeit!

Doch, wie schon so oft in diesem Kapitel, begrenzt Paulus den Kreis jener, die Empfänger dieser Worte sind. Nachdem schon Eingrenzungen wie:; "denen, die in Christus Jersus sind" (V. 1), "die geistgemäß sind" (V. 5), "wenn nämlich Gottes Geist in euch wohnt" (V. 9), "wenn aber jemand Christi Geist nicht hat" (V. 9) "Wenn aber Kinder Gottes" (V. 17) gemacht wurden, nennt er heut zwei weitere Begrenzungsmerkmale: Jene, "die Gott lieben" und "nach Seinem Vorsatz berufen sind".

Über die Liebe zu Gott lesen wir trefflich bei Johannes: "Geliebte, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der Gott liebt, ist aus Gott gezeugt und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe. Darin ist die Liebe Gottes an uns offenbar geworden, dass Gott Seinen einzig gezeugten Sohn in die Welt ausgesandt hat, damit wir durch Ihn leben. Darin besteht die Liebe, nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Er uns liebt un Seinen Sohn zur Sühne für unsere Sünden gesandt hat" (1Jo 4:7-10).

Paulus bringt die Liebe zu Gott mit dem uns innewohnenden Geist in Verbindung, sie ist nicht von uns bewirkt, sondern gem. Gal 5:22 eine Frucht des geistes, das Echo auf Seine in uns ausgegossene Liebe! Und wie gerne und aus tiefstem Herzen möchten wir unserem Gott und Vater dieses Echo emporsenden!

Unsere Liebe zu Gott bestätigt, dass Gottes Liebe in uns ausgegossen ist und der Geist in uns diese Frucht hervorrufen kann. Sie ist damit auch eine Bestätigung dafür, dass wir nach Seinem Vorsatz Berufene sind!

Wie klar wird hier zum Ausdruck gebracht, dass nicht des Menschen Wille entscheidend ist, sondern einzig und allein Gottes Vorsatz gilt und zur Auswirkung gelangt. Er allein hat uns schon vor dem Niederwurf der Welt in Christus auserwählt und zu Seiner Zeit in unserem Leben berufen, indem Er uns den Glauben schenkte. Gewiss stellt diese Berufung eine Bevorzugung dar, doch wir müssen sie immer im Zusammenhang mit der Rettung aller Geschöpfe sehen. Gottes Vorsatz hört ja nicht bei uns auf, sondern umfasst das ganze All. So lesen wir in Eph 3 von einem Vorsatz der Äonen, der offensichtlich alle uns bekannten Äonen durchzieht und erst im letzten Äon sein vorgesetztes Ziel erreicht. Dies kann nur der alles umfassende Vorsatz der Aufhauptung des Alls in Christus sein. Wir selbst sind darin ein Glück des göttlichen Vorsatzes, aber nicht der Vorsatz selbst. Unsere Aufgabe und Berufung ist die, ein S egen für die Nichtberufenen in den Überhimmeln zu werden! Denselben Auftrag hat das Bundesvolk Israel, nur ist dessen Wirkungsgebiet die Erde und umfasst die nicht berufene Menschheit.

Uns Berufenen gilt das Wort Gottes, das uns alles zum Guten zusammenwirkt. Welch eine herrliche Aussage ist dies, und wie weitreichend darf sie auf unser Leben einwirken. Das Wort "zusammenwirken" fasst in der Tat alles zusammen, was es in unserem Leben gibt, sei es Freude oder Schmerz, Glück oder Leiden, Gesundheit, Krankheit - man könnte hier unendlich aufzählen - alles muss uns zum Guten dienen. Bedenken wir, dass wir hier unten in der Schuld Gottes stehen und für unsere zukünftigen Aufgaben zubereitet werden sollen. Und dass Gott Sein Ziel mit uns erreicht, steht außer Frage. Alles, was im Leben der Berufenen vorkommt, ist gut, weil es der Zubereitung hin auf das große Ziel der Aufhauptung des Alls dient!

Röm 8:29

"Denn die Er zuvor erkannte, die hat Er auch vorherbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit Er der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei."

Unser heutiges Wort bezieht sich zwar nur auf uns, die Körperglieder Christi Jesu, doch muss Gottes Vorhersehung über uns hinaus im Blick auf das ganze Alll gesehen werden, weil ansonsten sehr schnell Vorurteile und falsche Ansichten entstehen. Wir Menschen können zwar für die Zukunft planen und berechnen, doch am Ende kann es dann ganz anders kommen, als wir es wollten. Es gibt nur den Einen, der schon zuvor Anfang und ende kennt: Gott! "Gott ist Liebe", dies bezeugte Johannes, und Liebe braucht ein Gegenüber, um sich zu offenbaren. Gott schuf Seine Schöpfung, um an ihr Seine Liebe zu erzeigen. Deshalb ist das All auch nicht nur "aus" und "durch Ihn", sondern in besonderer Weise von Anfang an schon "zu Ihm hin" geschaffen (Röm 11:36). Gott sieht das Zeil, und deshalb ist Sein Vorsatz stets zum Guten, ob dies der Mensch erkennt oder nicht!

"Zuvor erkannt und vorherbestimmt" sagt unser heutiger Leitvers, und ergänzend lesen wir in Eph 1:4-5, dass Gott uns in Christus schon vor dem Niederwurf der Welt auserwählt, ja uns für Sich zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt hat. Hier ist jegliche menschliche Entscheidung oder Mitwirkung ausgeschlossen! Erkannt und vorherbestimmt sind wir, um dem Bild des Sohnes gleichgestaltet zu werden. Unser neues Leben in Christus isst heute noch "zusammen mit Christus in Gott verborgen" (Kol 3:3). Obwohl Christi Geist in uns ist und wir zwar auf mancherlei Art Christi Gesinnung in uns wachsen lassen können, sind wir doch noch nicht dem Bild des Sohnes gleichgestaltet. Noch tragen wir das Bild des ersten Menschen Adam, der von Erdreich genommen ist, das Bild des z weiten Menschen, Christus Jesus, werden wir erst erhalten, wenn Er als Retter zu uns kommt.

"Brüder" sind wir nicht durch Geburt, sondern durch Gnade! Ohne Brüder könnte Christus nicht der "Erstgeborene" sein, doch unterscheidet Er sich von uns darin, dass Er der einzig gezeugte Sohn Gottes ist, das originale Ebenbild Gottes.

Röm 8:30

"Die Er aber vorherbestimmt, diese beruft Er auch; und die Er beruft, diese rechtfertigt Er auch; die Er aber rechtfertigt, diese verherrlicht Er auch."

Auserwählt und vorherbestimmt wurden wir zu einer Zeit, als unsere Erde in der jetzigen Form noch gar nicht bestand; dies geschah noch, bevor sie in ein Chaos niedergeworfen wurde.

Unsere Berufung aber erhielten wir zu unseren Lebzeiten, es war jener Moment, als Gott uns mit Seinem Wort konfrontierte und uns den Glauben schenkte. Kein Vorherbestimmter kann sich seiner Berufung entziehen und kein Berufener kann die Annahme des Glaubens verweigern oder später wieder ablegen. Die Berufung und das damit verbundene Geschenk des Glaubens ist einzig und allein eine Gnadengabe, und diese ist für Gott nicht nur unwiderrufbar, sondern auch unbereubar (Röm 11:29).

Nach unserer Berufung werden wir von Gott gerechtfertigt, wie dies im Einzelnen geschieht, lasen wir ja ausführlich in Kapitel drei und vier.

Als letztes dieser Aufzählungsreihe folgt unsere Verherrlichung, sie stellt unseres absolute Krönung dar. Es stockt uns hier fast der Atem, wenn wir schon gestern lasen, dass wir dem Bild des Sohnes gleichgestaltet werden sollenm, dass Er uns nur um die Erstgeburt voraus ist. Aber Gottes Wort führt uns in noch tiefere Herrlichkeit. Dies zeigt uns Eph 1:22-23, wo uns verheißen ist, dass wir, die Körpergemeinde, auch Seine vervollständigung sind, dass Er Selbst, der ja das All in allem vervollständigt, demnach ohne uns "unvollständig" wäre!

Geliebte Geschwister, was wartet doch für eine unvorstellbare Herrlichkeit auf uns, wenn wir m it einem geistlichen Körper auferweckt werden (1Kor 15:44), wenn unsere Vergängnlichkeit Unvergänglichkeit anzieht und unsere Sterblichkeit Unsterblichkeit (1Kor 15:53).

Röm 8:31

"Was sollen wir nun dazu vorbringen? Wenn Gott für uns ist, wer kann wider uns sein?"

Die Frage, die Paulus in unserem Leitvers an den Anfang stellt, ist kein Bollwerk gegen falsche Folgerungen, sondern zeigt die Überwältigung eines Menschen im Blick auf die kommende Herrlichkeit. Es ist wie ein Innehalten des Glaubens, um tief Luft zu holen, weil es kaum fassbar ist, was Gott uns zubereitet hat!

Es ist aber immer noch eine Tatsache, dass wir in dieser Welt leben, die immer offener ihre Feindschaft gegen Gott zeigt. Angestachelt von den Weltbeherrschern dieser Finsternis, von den geistlichen Mächten der Bosheit inmitten der Überhimmlischen geht die Welt um uns herum auch immer ungeduldiger mit jenen um, die sich mit dem Zeitgeist hingen, die nicht die neue Toleranz gegenüber anderen Religionen. und Göttern akzeptieren oder unterstützen, die es noch wagen, den Namen "Jesus" in den Mund zu. nehmen. Seinen wir uns alle darüber im Klaren, dass die Feinde Gottes auch unsere Feinde sind!

Und doch, "wenn Gott für uns ist, wer kann wider uns sein?" Wir verstehen dieses Wort in Verbindung mit Vers 28, wo zu lesen war, dass Gott denen, die Ihn lieben, alles. zum Guten zusammenwirkt. Aller Hass, alle Feindschaft, alle Beleidigungen - es vermag uns zu treffen, beleibt aber im Rahmen dessen, dass uns alles z um Guten zusammenwirkt."Wider uns" kann ni chts sein, weil Gott für uns ist, Hier ist täglich unser Glaube gefordert.

Aber bedenken wir hier auch, dass nur in der Lebensgemeinschaft mit Christus Gott für uns ist. In Christus haben und sind wir alles, darum heißt die wichtigste Lebensverbindung für uns: "In Ihm"! Und dies alles zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade, zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit, wie wir es in Eph 1:6.12 und 14 lesen können.

Röm 8:32

"Er, der doch Seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte Er uns nicht auch mit Ihm dies alles in Gnaden gewähren?"

Wieder steht ein Vers voll kostbarer Aussagen vor uns! Gott ist Liebe und Er liebt jeden Einzelnen von uns so sehr, dass Er Seinen eigenen Sohn nicht verschont, ja gerade Ihn für uns alle dahingegeben hat. Welch für uns Menschen unbegreifliche Liebe!

Einst forderte Alueim Abraham auf, seinen einzigen Sohn als Aufsteignahung darzubringen. Und Abraham gehorchte ohne Widerrede. Doch gerade als er das Messer erhob, hielt ihn der Bote Gottes zurück. Was mag im Herzen des Vaters Abraham vorgegangen sein. Wir lesen zwar, dass er Gott für mächtig erachtete, auch aus den Toten aufzuerwecken (Hebr 11:19), doch dies schmälerte seine Vatergefühle wohl kaum. Was Abraham nicht zu Ende führen musste, dies tat Gott später an Seinem Sohn für uns. "Gott ist Geist", dies ist eine biblische Wahrheit, doch damit ist Er nicht empfindungs- und gefühllos; Gott ist auch "Liebe", und dies setzt ein fühlendes und empfindendes Herz voraus. Dies kann der einfühlsame Gläubige auch in Offb 15:8 erkennen, wo Gott Sich während der sieben Plagen, die über die Menschheit hereinbrechen werden, in den Tempel zurückziehen wird und niemand in dieser Zeit hineingehen kann. Das Vaterherz leidet in ungeahntem Maße mit Seiner Schöpfung mit, welch tiefster Einblick für uns Kinder Gottes!

Das Einzigste, was Gott nicht geschaffen, sondern direkt gezeugt hat, Seinen geliebten Sohn, das verschonte Gott nicht, um uns Seine Liebe zu erweisen! Ist das noch fassbar? Und mit "nicht verschont" ist ja auch das Wort "dahingegeben" verbunden. Dahingegeben hat der Vater den Sohn unter die Last der gesamten Sünde der Welt (Joh 1:29), unter den Fluch des Gesetzes (Gal 3:13), unter die Herrschaft des Todes (Hebr 2:9), unter die Vollmacht der Finsternis (Lk 22:53). Dies war kein schneller Tod, wie ihn Isaak bei Abraham erlitten hätte, sondern ein langsames, qualvolles Auskosten unvorstellbarer Qualen und Leiden - und dies alles für uns.

Es gibt im gesamten All keine größere Tat als die, die Gott für uns aus Liebe vollbracht hat: Er gab Seinen eigenen Sohn für uns alle dahin. Alle, die in Christus Jesus berufen sind, dürfen heute schon diese Dahingabe des Sohnes Gottes ganz persönlich für sich in Anspruch nehmen. Es ist wohl für alle Zeiten das größte und kostbarste Gnadengeschenk, welches die Schöpfung erhielt.

Wenn Paulus im zweiten Teil unseres Leitverses weiterfährt: "wie sollte Er uns nicht auch mit Ihm dies alles in Gnaden gewähren?" so möchte er uns mit diesen Worten ans Herz legen: Wenn wir bereits das Größte erhalten haben, dann brauchen wir uns um die kleineren Gnadengaben keine Sorgen zumachen. Man könnte auch sagen: Das große Gabengeschenk schließt alle kleineren in sich ein.

Man muss hier nachhaken und fragen, ob wir uns dessen auch wirklich bewusst sind, dass wir mit und in Ihm alles haben? Was das Wort Gottes hier aussagt, ist so gewaltig und weitreichend, dass wir ein Leben brauchen, um immer neu zu verstehen und um uns entsprechend zu verhalten!

In Kol 1:17b lesen wir, dass das All zusammen in Ihm besteht! Es gibt kein Leben außer durch Ihn. In Ihm leben auch wir, und unser Leben darf ein einziges Erkennen und staunen sein. Lassen wir uns doch durch diesen herrlichen Vers immer mehr dahin führen, dass wir auch wirklich alles, was uns noch auf eRden widerfährt, in Seine Hand legen. Der geringste Zweifel, die kleinste Frage, die winzigste Sorge - mit all dem schmälern wir Seine Verherrlichung. Alles, aber auch wirklich alles, ist uns in Gnaden gewährt, nicht haben wir zu bringen, aber alles, Herr bis Du!

Röm 8:33

"Wer wird die Auserwählten Gottes bezichtigen? Etwa Gott, der Rechtfertiger?"

Unter "bezichtigen" verstehen wir noch nicht Gericht oder Verurteilung, sondern erst die Vorstufe dazu. Ein Mensch, der einen Diebstahl verübt hat, wird erste einmal des Diebstahls "bezichtigt", dies kann durch den Bestohlenen oder einen Zeugen des Diebstahls geschehen, erst danach erfolgt Gericht und Urteil. Gibt es jemand, der Grund oder Anlass hätte, uns zu bezichtigen?

Paulus macht diese Aussage nicht grundlos, denn es gibt in der Tat jemand, der uns dies einreden möchte: Satan, der Widerwirker. Warum fällt es uns manchmal so arg schwer, die. herrlichen Aussagen der letzten Tage in gewissen Lebenslagen auch auszuleben? Eine Antwort hierauf ist sicherlich die: Weil wir ständig mit dem Widerwirker konfrontiert, d.h. dem Beschuss durch seine glühenden Pfeile ausgesetzt sind. Mit Kriegslist versucht dieser, uns unsicher zu machen, indem er uns immer wieder auf unser sündhaftes Fleisch schauen lässt. Dass dies Taktik nicht erfolglos ist, zeigt sich immer wieder unter Kinder Gottes. Anstatt das Fleisch dorthin zu verweisen, wo es hingehört, nämlich ans Kreuz, versuchen viele, ihr Fleisch zu verbessern, und erleben dabei eine Niederlage nach der anderen. Zweifel treten auf, Unsicherheit und letztlich die beklemmende Frage, ob Gott sie in solch sündhaftem Zustand überhaupt annimmt? Die Frage Pauli wird damit zur Realität.

Wir möchten hiermit all jenen zusprechen, die von solchen Zweifeln heimgesucht werden. Wer in Christus ist, wer sein Fleisch mit Ihm in den Tod gegeben hat, braucht sich nie mehr Sorge zu machen und innere Unruhe aufkommen zu lassen, ob er jemals noch betreffs seiner sündhaften alten Natur bezichtigt werden könnte! Bedenken wir doch: Wir sind vor Gott "Gerechtfertigte", und dies in Christus Jesus ! Damit läuft jede Bezichtigung, egal wer sie gegen uns erheben will, ins Leere! Gott Selbst ist der Rechtfertiger, wie sollte Er Seine Auserwählten, die Er gerechtfertigt hat, bezichtigen!

Röm 8:34

"Wer sollte sieverurteilen? Etwa Christus Jesus, der gestorben, ja vielmehr auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist, der Sich auch für uns verwendet?"

Gott hat Sich lange, bevor je ein Mensch von seiner Existenz wusste, eine bestimmte Anzahl Menschen auserwählt, mit denen Er als Erstlingen Seinen Heilsplan ausführen wird. Diese Auserwählten hat Er berufen (und beruft Er immer noch), indem Er ihnen den Glauben schenkte. Von Gott Auserwählte können glauben, dass Christus Jesus ihre Schuld am Kreuz abgegolten hat, dass sie in Christus ein neues geistliches Leben erhalten haben, dass sie in Ihm von Gott gerechtfertigt sind, dass sie von niemandem mehr ihrer Sünden wege bezichtigt werden können, dass ihnen folglich auch nichts mehr zur Verurteilung ist.

Wer sollte sie, die Auserwählten Gottes verurteilen? Nachdem wir gestern gesehen haben, dass es ja schon gar keine Bezichtigung, also keine Anklage gegen uns geben kann, ist eine Verurteilung ja noch weniger möglich!

Es ist Wahrheit, dass Gott alles Gericht Seinem Sohn übertragen hat (Joh 5:22+27), und es ist wahr, dass dieser auch der von Gott ausersehene Richter über Lebende und Tote ist (Apg 10:42). Die bewahrheitet sich vor dem großen weißen Thron (Offb 20:11), auf dem Christus sitz en wird. Doch muss uns, den Auserwählten Gottes und Gliedern am Körper des Christus, klar sein, dass wir bei jenem zukünftigen Ereignis nicht mehr als zur Richtende vor Christus stehen werden, sondern vielmehr als Seine Glieder mit Ihm dort weilen dürfen In 1Kor 6:2 lesen wir dazu die Verheißung: "Oder wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden?" Und Vers 3: "Oder wisst ihr nicht, dass wir Boten richten werden, ...?"

Nie wird und kann uns Christus Jesus, unser Herr und Haupt, verurteilen. Im Glauben dürfen wir uns ja heute schon selbst "in Ihm" sitzend zur Rechten Gottes sehen, sind wir doch "in Ihm" inmitten der Überhimmlischen niedergesetzut (Eph 2:6) - wiederum eine Herrlic hkeit, die für uns kaum fassbar ist!

Wir wissen, dass bei solchen Themen unter Gläubigen immer wieder durch falsche Wortteilung und ungenaue Übersetzungen Unsicherheit entsteht, im schlimmsten Fall meint man sogar, Widersprüchlichkeiten entdecken zu können. Ein Anlass wäre z.B. das Wort aus 2Tim 4:8, wo Paulus von dem Herrn als seinem "gerechten Richter" spricht. Wenn Paulus hier am Ende seines Lebens weiß, dass Christus sein gerechter Richter sein wird, mu ss dies ja auch uns betreffen, d.h., auch wir kommen offensichtlich vor unseren Richter.

Hier besteht aber in keinem Fall ein Widerspruch, vielmehr werden zwei völlig verschiedene Vorgäng in einen Topf geworfen. Es ist wahr, dass wir alle vorne vor der Preisrichterbühne (nach Luther: Richtstuhl) des Christus offenbar gemacht werden, damit ein jeder das Wiederbekommt, was er durch den Körper verübte, es sei gut oder schlecht (gem. 2Kor 5:10). Doch dieses Gericht ist nicht jenes vor dem großen weißen Thron, sondern findet viel früher statt, und. zwar kurz nach unserer Entrückung. Es umfasst auch nicht eine Verurteilung, sondern die Beurteilung. "Beurteilt" wird wie es aus allen diesbezüglichen Wortaussagen hervorgeht, unser Wandel auf Erden!

Bedenken wir also, dass Paulus in 2Tim 4:8 von einem Siegeskranz spricht, den ihm sein Herr, der gerechte Richter, vor der Preisrichterbühne zusprechen wird, und dies aufgrund seines Wandels. Die Preisrichterbühne ist kein Ort, an dem über unsere Sünden verhandelt wird, sondern wo unser Mühen um einen würdigen Wandel zur Sprachekommt. Hier kann es Lohn geben, wie wir oben bei Paulus sahen (siehe auch 1Kor 3:14), aber auch Beschgämung (siehe 2Tim 2:15). In jdem Fall dürfen wir uns unseres Leitverses ungetrübt erfreuen, denn es gibt im gesamten All nichts, was uns je von unserem Herrn und Haupt trennen kann!!!

Die Gewissheit des Gläubigen

Röm 8:35

"Was wird uns von der Liebe Gottes scheiden, die in Christus Jesus ist? Drangsal oder Druck und Verfolgung, Hunger oder Blöße, Gefahr oder Schwert?"

Die Welt um uns herum feiert Weihnachten, wobei zumeist weniger des Kindleins in der Krippe, als mehr der vielen Geschenke gedacht wird. Trotzdem wollen wir dort, wo bei der Feier noch Gottesehrfurcht vorhanden ist, diese. nicht besser wissend abtun, sondern uns freuen, dass überhaupt noch von Gott und Christus gesprochen wird!

Unser herrliches Geschenk, welches wir heute erneut intensiv betrachten dürfen, ist die Wahrheit, dass uns nichts von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, scheiden kann. Gibt es etwas Größeres, als sich geliebt zu wissen? In dem Sohn kam die Liebe Gottes sichtbar für die ganze Schöpfung auf unsere Erde. Sie offenbarte sich nicht in schönen Worten, sondern in der sichtbaren Großtat, dass Gott Seinen eigenen Sohn für uns alle dahingab. Die göttliche Liebe offenbarte sich durch Opfer, durch Leiden des Sohnes und Leiden des Vaterherzens. Dies göttliche Liebe umfängt die ganze Schöpfung doch nur wir, als Erwählte, können sie schon jetzt in uns aufnehmen und widerspiegeln!

Jeder von uns hat auf seine ganz persönliche Art auch die Bekanntschaft mit Drangsal und Druck gemacht. Verfolgung gibt es zwar zur Zeit in unserem Land nicht, auch wird kaum einer von uns an Hunger oder Blöße leiden, doch zur selben Zeit, als der Verfasser diese Worte schreibt, werden in anderen Ländern, z.B. China, Indonesien usw. Christen um ihres Glaubens willen verfolgt und auch getötet. Auch wissen wir um schlimmste Hungersnöte in den afrikanischen und asiatischen Ländern, wo mit Sicherheit auch Gläubige betroffen sind. Danken wir also dafür, dass wi rin einem relativ wohlhabenden Land leben dürfen, wo bis jetzt auch unser Glaube zumindest noch geduldet wird, und danken wir, dass wir in den Drangsalen und dem Druck, den Gott uns zumutet, Ihm unsere Liebe beweisen dürfen, indem wir Ihn auch darin verherrlichen, wissend, dass uns Druck und Drangsale nur zum Guten dienen müssen!

Ist es nicht so, geliebte Geschwister, dass dort, wo der Mensch in Schwierigkeiten, Gefahr oder gar Todesangst gerät, er sich plötzlich eines Gottes erinnert und anfängt, Gebete zu sprechen? Und dies nicht selten auch bei sogenannten hartgesottenen Menschen?

Wenn Gott uns in Drangsale geraten lässt, wenn Er uns äußerlichem und innerem Druck aussetzt, wenn Er es wirkt, dass wir in Gefahr geraten, dann werden wir, im Gegensatz zu ungläubigen Menschen, nicht er Gott suchen müssen, sondern können Ihn vielmehr sofort durch bestimmtes Verhalten verherrlichen. Wenn z.B. ein Gläubiger schwer erkrankt, dann hat er verschiedene Möglichkeit:

  1. Er kann Gott bitten, ihm dieses körperliche Leiden abzunehmen, wobei er womöglich auch andere Geschwister in die Fürbitte um Gesundheit einspannt.
  2. Er kann sich in sein Schicksal fügen und geduldig sein Ende herbeisehnen.
  3. Er wird Gott. auch in seinen Leiden danken, weil er glauben kann, dass ihm gemäß Vers 28 alles, also auch diese Krankheit zum Guten zusammenwirken muss. Er ruht in dem Wissen, dass ihn auch in seinen körperlichen Drangsalen nichts mehr von der Liebe Gottes trennen kann.

Es ist schön, wenn wir in guten Tagen unseren Gott und Vater in Christus loben und verherrlichen können - doch es ist um ein Vielfaches größer, wenn wir dasselbe auch in schweren Tagen tun können. Hier darf sich unser Glaube bewähren.

Unser Zuspruch heute gilt all jenen, die unter irgendwelchen Drangsalen stehen und leiden: Du bist in allen Lebenslagen von der Liebe Gottes umgeben und eingehüllt, nichts kann dich, liebe Schwester, lieber Bruder, jemals mehr von ihr trennen. Gott hat in Seinem Sohn aus Liebe zu dir unendlich gelitten, jetzt darfst du aus Liebe ein klein wenig auch Ihn in deinen Leiden verherrlichen!

Röm 8:36

"So wie geschrieben steht: Deinetwegen werden wir den ganzen Tag zu Tode gebracht, wie zu den Schlachtschafen werden wir gerechnet."

Paulus greift heute auf ein Wort aus Ps 44 zurück, in welchem der Psalmist einerseits zu Anfang hervorhebt, wie machtvoll Elohim in den Tagen der Vorzeit an Seinem Volk handelte, andererseits aber darüber klagt, wie Er jetzt Seinen Arm von diesem zurückgezogen hat. Offensichtlich wurden in jener Zeit den ganzen Tag Menschen hingeschlachtet, obwohl sie nach den Worten des Schreibers Gott nicht vergessen, nicht fälschlich an Seinem Bund gehandelt hatten, ihr Herz nicht abwandten noch ihre Schritte Seine Pfade verlassen hatten.

Warum zitiert Paulus gerade hier dieses Psalmwort? Wir denken, dass er uns hier zweierlei sagen möchte: Zum einen das negative Bild, wo das Bundesvolk in diesem Zustand der Klage seinen Gott nicht unbedingt verherrlicht hat. Anstatt aus der Vorzeit zu lernen und sich der Liebe Gottes auch in schwersten Leiden sicher zu sein, geriet es in den weniger schönen Zustand der Klage und der Vorwürfe gegen Gott. Zum zweiten möchte uns Paulus die positive Seite aufzeigen, dass er in einem anderen Geisteszustand betet als damals sein Volk. Was Israel nicht wusste, bekam Paulus vom erhöhten Herrn übermittelt: Denen, die Gott lieben, wirken alle Dinge, auch Leiden, z m Guten zusammen! Auch Paulus benutzt in 1Kor 15:31 die Worte: "Tag für Tag sterbe ich", und dies in Verbindung mit den gEfahren, in denen er sich ständig befand. Sein Sterben ist hier nicht buchstäblich, sondern bildlich gemeint, vergleichbar mit "Todesangst". Trotzdem rühmt er sich auch darin seines Gottes! In 2Kor 4:10+11 schreibt der Apostel: "Allezeit tragen wir so die Tötung Jesu in. unserem Körper umher ..." und weiter: "Denn wir, die wir leben, werden stets um Jesu willen in den Tod dahingegeben ..." Hier ist das Kreuzigen des Fleisches angesprochen, was durchaus auch Leiden bewirken kann. in beiden Fällen verherrlichten der Apostel und seine Mitarbeiter den Vater im Sohn, und darum geht es einzig und allein auch bei uns. Mögen wir es doch immer und allezeit als unsere schönste Aufgabe betrachten, Ihn in allen Lebenslagen zu verherrlichen!

Röm 8:37

"Jedoch in all diesem sind wir überlegene Sieger durch den, der uns liebt."

Diese Aussage, die Paulus heute macht, konnte der Psalmist noch nicht niederschreiben, noch war die Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, nicht so offenbar gemacht, wie wir sie seit dem Kreuz auf Golgatha kennen.

"Sieger" zu sein ist immer ein schönes Gefühl, auch wenn der Sieg manchmal nur knapp ausfiel. Jedoch "überlegene Sieger" zu sein, bei denen der Sieg "haushoch" (und noch höher) ausfällt, also von Anfang an vollkommen sicher ist, ist überwältigend!

Es ist für uns eine siegreiche Erkenntnis, dass all unsere Gegner, auch Drangsal und Druck, alle Gefahren und Nöte, nur einem einzigen Ziel dienen müssen, uns Seine Liebe zu zeigen. Dies ist nicht von Anfang an erkennbar, bedeutet es doch, dass all die feindlichen Dinge, die uns Mühsal bereiten, im tiefen Grunde für uns kämpfen und Gottes Ratschluss fördern.

Alles Finstere und das Böse, das Gott erschaffen hat (wer dem widersprechen möchte, lese Jes 45:6-7), dient Ihm dazu, dass Er auf einem dunklen Hintergrund das Licht Seiner Liebe und Herrlichkeit für uns aufleuchten lassen kann. Der Sieg über die Finsternis. und das Böse, worin ja all unser Leid eingeschlossen ist, muss alle möglichen Siege übertreffen, es wird ein einzigartiger Triumph sein, wie wir ihn uns heute nicht vorstellen können.

Dabei ist das Herrliche für uns, das wir nicht nur ü berlegende Sieger sind, sondern auch nicht mehr um diesen Sieg zu kämpfen haben; vielmehr ist alles schon getan! Und dies durch den, der uns liebt! Er ist der überlegene Sieger, und "in Ihm" sind es auch wir!

Und wiederum, welch herrliche Botschaft ist dies für uns am Ende dieses Jahres! Die Geschichte der Körperschaft Christi ist oftmals Leiden, doch die Erfahrung derselben ist die durch nichts zu erschütternde Liebe Gottes, die in unsere Herzen ausgegossen ist!

Röm 8:38

"Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Boten noch Fürstlichkeiten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, ..."

Und noch einmal holt der Apostel, gewissermaßen als Schlusswort dieses Kapitels, zu einem gewaltigen, umfassenden Zuspruch aus, indem er detailliert all jenes aufzählt, was uns auf unserem irdischen Weg Leiden verursacht, uns zu stören sucht, uns in irgendeiner Weise Schaden zufügen möchte, und dies in tiefstem Grunde doch gar nicht kann, im Gegenteil: Solches bindet uns immer stärker an den, der uns von Anfang an liebt!

Von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, können uns weder Tod noch Leben scheiden. Welch krasse Gegensätze! In das Leben wurden wir hineingestellt, ohne gefragt zu werden. Es stellt vielfach einen großen Leidensweg dar, und manches menschliche Zeugnis klingt in unseren Ohren: "Wenn ich nur nicht geboren worden wäre!" Und so feindlich das Leben nur zu oft verläuft, so feindselig erscheint uns der Tod, auch wenn er in so manchen Fällen eine Erlösung darstellt. In Röm 5:12 lasen wir ja schon, dass der Tod durch die Sünde in die Welt eindrang und so zur Herrschaft gelangte - also ein Machtfaktor wurde. Doch so wenig er den Sohn Gottes in seiner Macht halten konnte, so wenig uns. Und noch weniger kann er uns von der göttlichen Liebe scheiden, weil wir heute schon im Glauben den Tod überwunden haben und m it unserem Herrn auferstanden sind.

Aber auch Boten, Fürstlichkeiten und Mächte - und hierunter fallen erst einmal jene geistlichen Mächte der Bosheit, die uns in Eph 6:12 aufgezählt sind, haben am Ende nur eine Niederlage, denn unser ab Vers 13 genannten Waffenrüstung wurde uns zum "Siegen" dargereicht, nicht zur Niederlage!

Dass auch die Zeit, und dies in Vergangenheit und besondern sin der Zukunft, uns nichts anhaben kann, ist gerade in unseren Tage, die wir wohl als die letzten dieser Gnadenverwaltung, aber auch als die gefährlichsten ansehen müssen, ein herrlicher Zuspruch. Mag die Welt um uns herum noch so tief im Elend versinken - es mag uns zu schaffen machen, aber es kann uns nichts scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist!

Röm 8:39

"weder Höhe noch Tiefe, noch irgendeine andere Schöpfung uns werden scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn."

Nachdem Paulus gestern die zeitliche Dimension ansprach, nennt er heute die räumlichen Maße, wobei wir bei "der Tiefe" an die Kräfte des Widerwirkers denken. Von einer "Höhe" lesen wir in 2Kor 10:3-5; es sind die Vernunftschlüsse, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erheben. Vielleicht sind es jene immer neuen Erkenntnisse, die unsere Ohren kitzeln, die aber, da leider nur zu oft nicht biblisch belegbar, abzulehnen sind. Fast einsam und unbeachtet steht da die Mahnung Pauli an Timotheus: "Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und womit du bet raut wurdest, da du weißt, von wem du es lerntest" (2Tim 3:14). Und doch gilt trotz dieser Mahnung: Auch solche Irrungen (Höhen wie Tiefen) können Kinder Gottes nicht von Seiner Liebe scheiden!

Noch ein Letztes zählt Paulus auf, welches es nicht schaffen wird, uns von Gottes Liebe zu trennen: "irgendeine andere Schöpfung". Wir wissen um unsere Heimaterde, die der Mensch inzwischen sehr weit er forscht hat, und wir wissen um die Gesamtschöpfung, zu der auch alles außerhalb unserer Erde gehört. Auch hier ist es dem menschlichen Forschergeist gelungen, gewisse Einblicke zu gewinnen. Doch auch von dort her wird es nichts geben, was eine Trennung von Gottes Liebe bewirken kann. Halten wir also daran fest und gehen mit einem freudigen und erwartungsvollen Herzen in ein neues Jahr; freudig, weil uns wirklich nichts mehr von Gottes Liebe scheiden kann, die in Christus Jesus ist, und erwartungsvoll, weil sich unsere Herzen buchstäblich nach Ihm sehnen, unserem Herrn und Haupt!

Du wendest ganz zu Dir mein Leben,
Und durch des Lebens Not erziehst Du. mich.
Von Gnade bleibe ich umgeben
unwandelbar und. unerschütterlich;
und nichts schöpft jemals Deine Liebe aus,
an Deinem Herzen bin ich nun zu Haus.

(E. U. A. )


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Der Römerbrief - Kapitel 9