Der Römerbrief - Kapitel 9

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift: Der Römerbrief I - IV (2001)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Römerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Römerbrief - Kapitel 9

Band III
Das Problem des jüdischen Unglaubens
Die Vorrechte Israels
Natürliche und geistliche Nachkommenschaft
Israel und Gottes Verheißungen
Gottes Gerechtigkeit gemäß Seinem Willen
Das Zeugnis der Propheten

Einführung zu Band III

In Christus geliebte Geschwister,

auch diesen dritten Band dürfen wir durch die Gnade und Führung unseres Gottes in Ihre Hände legen. Nun sei es Seinem heiligen Geist überlassen, jeden Einzelnen so zu leiten und zu segnen, wie Er es will.

Dank möchten wir an dierser Stelle auch wieder all jenen aussprchen, die un sin ihren Gebeten getragen und uns die finanziellen Mittel geschenkt haben. Wir sin dnach wir vor bestrebt, unsere Schriften generell kostenlos abzugeben, weil wir immer wieder erfahren dürfen, wie dies vielen unseren Lesern hilft, di emit seh rgeringem Einkommen leben und wirtschaften müssen. Umso mehr freuen wir uns, wenn jene Geschwister mittrage helfen, die es können.

Noch ein Wort zum Inhalt: Die Kapitel 9-11, die den Hauptanteil dieses Bandes III beinhalten, befassen sich ja mit Israel. Die Aussagen, die der Apostel hier macht und die wir ja Vers für Vers abgehandelt haben, mägen manchen Enthusiasmus für das Bundesvolk Gottes dämpfen, was aber nicht heißen soll, dass wir nicht ständig auch für dieses Volk im Gebet und in der Fürbitte eintreten sollen. Wir haben uns bemüht, bei entsprechenden Versen immer wieder auf grundlegende frühere Aussagen des Apostels hinzuweisen und diese zu wiederholen. Wir wollen an dieser Stelle auch nicht verhehlen, dass es sehr wohl von uns abweichende Auslegungen gibt, und dies gleich zu Beginn bei den Versen Röm 9:1-3. Wir sind aber der Ansicht, dass wir, sehr unser Verstand eingesetzt werden muss, auch auf unser Herz hören sollen. Und bei Paulus meinen wir, dass gerade diese Verse uns in sein Herz hineinschauen lassen.

Möge uns gerade das Beschäftigen mit Israel viel Segen und inneren Ewinn einbringen, dies wünschen wir allen unseren in Christus verbundenen Lesern.

Das Problem des jüdischen Unglaubens

Röm 9:1

"Wahrheit rede ich in Christus (ich lüge nicht, mein gewissen bezeugt es mir in heiligem Geist):"

Die folgenden drei Kapitel heben sich deutlich von den vorherigen ab, das Bundesvolk Israel tritt in den Vordergrund. Sie zeigen uns, wie die Versöhnung der Welt dadurch ermöglicht wird, dass Gott Sein auserwähltes Volk bis auf einen Überrest verwirft. Wir tun gut daran, den Inhalt dieser Kapitel nicht auf uns als Einzelpersonen zu beziehen, sondern darin Israel als Bundesvolk Gottes zu sehen, dies bewahrt uns vor falschen Schlüssen. Unklug wäre es, das Interesse am Römerbrief mit Kapitel 8 abschließen und die folgenden Kapitel mit dem Argument zu übergehen: Sie gehen uns ja nichts an! Solche Ansichten fördern eine Art von Überheblichkeit, die sich so äußern kann: "Die Körpergemeinde Christi Jesu habe eine viel höhere und herrlichere Erwartung als Israel". Wir sind hier der Meinung, dass von den beiden Heilsträgern - zum einen das Volk Israel mit irdischer und zum anderen die Körpergemeinde mit einer überhimmlischen Berufung - weder die eine noch die andere Berufung höher oder herrlicher ist, vielmehr dürfen beide unter demselben Herrn und an derselben Aufgabe tätig werden, nämlich das All in Christus aufzuhaupten, beides, das in den Himmeln und das auf der Erde (Eph 2:10). Zwar sind die Berufungsebenen Himmel und Erde in der Tat sehr unterschiedlich, doch werden alle gemeinsam an dem einen großen Ziel arbeiten und dabei das höchstmögliche Glück empfinden! Wir willen also am Weg des Bundesvolkes Israel genauso Anteil nehmen, als wäre es der unsere - es wird uns nur zum Segen gereichen!

Paulus weiß sich als Herausgerufener aus allen Nationen (in seinem Fall aus der Nation Israel) der Körperschaft Christi Jesu zugehörig. Als solcher konnte er uns glaubensmäßig in ungeahnte Höhen führen. Doch jetzt geht sein Blick hin zu seinem Volk. Dabei wundern wir uns erst einmal über seine merkwürdige Einleitung. Hat es der Apostel nötig, sich derart bezüglich des Wahrheitsgehalts seiner Worte zu rechtfertigen? Wir müssen uns jetzt in seine Lage zurückversetzen, denn seine Landleute waren ihm alles andere als wohl gesonnen. In Apg 21:28 lesen wir, wie die Volksmenge Hand an ihn legte und ihn beschuldigte, gegen das Volk, das Gesetz und die heiligen Stätten zu lehren. Seine Worte bedurften also vermehrt einen Nachtdruck zum Zeichen ihrer Glaubwürdigkeit.n

Röm 9:2

"Große Betrübnis ist in mir und unablässiger Schmerz in meinem Herzen"

Wir zeigten gestern anhand von Apg 21:28, dass Paulus innerhalb seines Volkes viele Gegner hatte, man betrachtete ihn als Abtrünnigen. Aber auch viele Judenchristen, die, gleich den zwölf Jüngern um Jesus, dem irdischen Königreich zugerechnet werden müssen, begegneten ihm misstrauisch, weil er die "Freiheit vom Gesetz" lehrte (unser Römerbrief brachte hierzu bisher schon genügend Beweismaterial). Diese Judenchristen verstanden Paulus deshalb nicht, weil sie nicht wie die Körpergemeinde vom Gesetz befreit waren; wir lesen über jene in Apg 21:10, dass sie alle zu den Eiferern für das Gesetz zählten.

Paulus möchte seinen Worten Gewicht verleihen, deshalb greift er zu einer ungewöhnlichen Aufzählung von Zeugen, die seine Aufrichtikeit unterstützen sollen:

  1. "Wahrheit rede ich in Christus - dies ist seine absolute Grundlage;
  2. ich lüge nicht - dies beteuert Paulus, weil man ihn ja zuvor der Lüge bezichtigt hatte;
  3. mein Gewissen bezeugt es mir - damit weist Paulus auf die intakte Kontrollstation in seinem Inneren hin, die ihm den Wahrheitsgehalt seiner Worte bezeugt (diesen Zeugen haben gem. Röm 2:15 alle Nationen;
  4. in heiligem Geist - welcher sein Gewissen in besonderer Weise zu Gott hin schärft.

Mit Vers 2 lässt uns Paulus tief in sein Herz schauen. Trotz höchster Freuden im Hinblick auf seine eigene Berufung ist im Hinblick auf sein Volk große Betrübnis und unablässiger Schmerz in seinem Herzen. Wie sind solche in krassem Gegensatz zu Röm 8 stehenden Gefühle möglich? Paulus hat auch uns immer wieder darauf hingewiesen, dass Mitleid mit den anderen durchaus seinen Platz in unseren Herzen haben soll. In Phil 2:1-2 spricht er von "innerster Regung und Mitleid", und in Kol 3:12 werden wir direkt aufgefordert, "innigstes Mitleid" anzuziehen, was bedeutet, dass wir unsere Herzen auch für jene öffnen, die zum einen überhaupt noch nicht glauben können, zum andern zwar gläubig sind, aber einer anderen Berufung Gottes angehören, nämlich hier der zum irdischen Königreich.

Röm 9:3

" - denn ich wünschte selbst von Christus hinweg verbannt zu sein - für meine Brüder, meine Stammesverwandten dem Fleische nach, die Israeliten sind,"

Manche Gläubige lehnen die im Grunde klare Aussage dieses Verses ab: Es ist undenkbar, dass Paulus einen Wunsch äußert, der nie erfüllt werden kann! Wir widersprechen dieser Meinung, weil sich ja auch in solchen Wünschen (wenn sie dem Herzen entspringen) die innere Gesinnung des Herzens offenbart. Ist nicht auch unser normales Alltagsleben sehr oft von solchen Bekundungen des Herzens geprägt? Wenn z.B. liebe Verwandte oder freunde uns telefonisch mitteilen, dass sie gerade eine sehr schwere Arbeit vor sich hätten, entspringt dann nicht oft unserem Herzen der laut geäußerte Wunsch, dass wir gerne helfen würden, wenn wir nicht so weit entfernt wären? Der Anrufe am anderen Ende der Telefonleitung wird dann unsere Worte gewiss nicht als "Unsinn" abtun, sondern sich mit Sicherheit über unser Mitgefühl, auch wenn es nur ein Wunsch ist, freuen!

Wenn Paulus spricht: "ich wünschte", so können wir diese Worte durchaus auch im Sinne von "ich würde wünschen" sehen; in der englischen Sprache heißt es: "I wished", was mit beiden Ausdrücken übersetzt werden kann). Es geht Paulus hier um einen gegenwärtigen Wunsch, in welchem er sein inneres Gefühl zum Ausdruck bringt, auch wenn er weiß, dass sich dieser nicht erfüllen kann. Hätte Paulus hier einen Wunsch aus seiner Vergangenheit geäußert (man unterstellt ihm, er hätte dies Worte in seine Vergangenheit als Saulus von Tarsus und als Verfolger der Jünger gesprochen), so hätte wenigstens ein kleiner Hinweis wie etwa "damals" oder "seinerzeit" angegeben sein müssen.

Pauli Wunsch, für seine Brüder von Christus hinweg verbannt zu sein, zeigt uns seine Gesinnung und wird für uns vorbildlich! Es ist die Gesinnung Christi Jesu, die auch in uns sein soll (Phil 2:5). Sie besteht aus Liebe und Opferbereitschaft. Paulus würde seine Stellung "in Christus" gerne opfern, wenn er seinem Volk damit helfen könnte - welch eine Herzensgröße zeigt sich uns hier!n

Wir wollen uns heute noch einmal mit den inneren Wunsch Pauli beschäftigen. "Von Christus hinweg verbannt zu sein". In unserer Zeit wird das Gefühl der Zusammengehörigkeit von Familie und das Gefühl der Heimat vor allem in den jungen Menschen systematisch zerschlagen - die Welt steuert ja mit riesigen Schritten auf ein Einheitssystem hin! Bei Paulus galten die Bande der Familie des Stammes, ja der ganzen Nation noch sehr viel, sie bedeuteten die irdischer Heimat. Diese Liebe und Verbundenheit ist, trotz ihrer Vergänglichkeit, ein schwacher Abglanz unserer unvergänglichen überhimmlischen Heimat. Bei Paulus war diese Verbundenheit voll intakt.

Nun war bei Paulus im Hinblick auf seine Berufung manches anders als bei uns., denn er wurde buchstäblich aus der besonderen Berufung seines Volkes - nämlich der für das irdische Königreich - herausgerufen und in eine bis dahin in ein Geheimnis gehüllte unbekannte Berufung hineingestellt, welche die Zugehörigkeit zur Körperschaft Christi beinhaltet und eine überhimmlische Zielsetzung hat. Dies trennte ihn gewissermaßen von seinem Volk, seinen Stammverwandten. Sein Wunsch, von Christus hinweg verbannt zu sein, hat nichts mit "Fluch" oder "Verdammnis" zu tun, sondern Paulus würde hier auf die Gemeinschaft mit Christus verzichten, könnte er damit das kommende Los seiner Landsleute ändern. Was stand Israel denn bevor, wovor Paulus es gerne bewahren wollte, auch wenn es seine eigene Berufung kosten würde?

Paulus hat wohl schweren Herzens erkennen müssen, dass Israel als Heilsträger des Evangeliums langsam beiseite gestellt wird und ein neuer Heilsträger erwächst, die Herausgerufenen aus den Nationen. Dazui kommt für das später noch lebende Israel der schwere Gang durch den tag des Zorns Gottes, wie ihn Dan 9 und die Offenbarung des Johannes schildern. Es schmerzt Paulus, dass sein Volk nicht an den herrlichen Verheißungen der Körpergemeinde und an der früheren Erwartung teilhaben kann - sein Herzenswunsch wird für uns somit sehr gut innerlich nachvollziehbar.n

Die Vorrechte Israels

Röm 9:4

"die Israeliten sind, denen der Sohnesstand und die Herrlichkeit gehören, die Bündnisse und die Gesetzgebung, der Gottesdienst und die Verheißungen"

Es steht Paulus zu, in gewisser Weise auf sein Volk stolz zu sein, zumindest auf das, was diesem von Gott aus gegeben ist. Und so zählt er eine Reihe von Segnungen auf. Dabei wollen wir beachten, dass diese, gemäß der irdischen Berufung, dem Fleische nach sind (im Gegensatz zu unseren Segnungen, die gem. Eph 1:3 geistlicher Art sind, weil wir eine überhimmlische Berufung haben).

1. "Der Sohnesstand": Wir wollen also gleich hier beachten, dass dieser Titel nicht Einzelne aus Israel, sondern, im Gegensatz zu den einzeln herausgerufenen Körpergliedern, das gesamte Volk Israel umfasst. Gott gab diese Auszeichnung Seinem Volk beim Auszug aus Ägypten. Dort lesen wir: "So spricht Jewe: Mein Sohn, Mein Erstgeborener ist Israel!" (2Mo 4:22). Was bedeutet nun Sohn, Sohnschaft oder Sohnesstand?

Als Erstem steht dieser Titel unserem Herrn zu, Er ist in allem der Erste (Kol 1:18b). Doch trotzdem Er im einzigartigem Sinn der "Sohn Gottes" ist, teilt Er diesen Titel mit anderen, die allerdings nur in begrenztem Sinn als Söhne eingesetzt sind. So lesen wir in Ps 82:6 von Göttern, die "Söhne des Allerhöchsten" sind; in Hi 1:6 und Hi 2:1 wird unter anderen Geistwesen selbst Satan ausdrücklich als einer der Söhne Gottes genannt. Sie sind mit dieser Bezeichnung aber in keinster Weise dem Sohn Gottes gleichgestellt! Im oben besagtem "begrenztem Sinn" ist auch Israels Ehrentitel "Sohn" zu sehen, der steht in Verbindung mit seiner zukünftigen königlichen Stellung unter den Nationen (siehe Hos 2:1-2), wobei Christus die Herrschaftsrolle innehat. Die zusätzliche Bezeichnung "Mein Erstgeborener" hebt in besonderer Weise Israels Stellung unter den übrigen Nationen hervor.

Es wird also einmal alle Israeliten zutiefst ehren und erfreuen, dass Gott sie als Volk "Mein Sohn, Mein Erstgeborener" nennt; zu Recht empfindet schon Paulus diese Bezeichnung ehren voll und setzt sie an die erste Stelle seiner Aufzählung.

Wir wollen auch heute voranstellen, dass wir Israels Segnungen nicht den unseren gleichstellen dürfen. Israels Segnungen sind generell irdischer Art und damit sichtbar und erlebbar; unsere Segnungen sind überhimmlisch und damit geistlicher Art, wir können sie also nur im Glauben fassen. Dies müssen wir auch auf das anwenden, was Paulus weiterführt:

2. "Die Herrlichkeit": Die Herrlichkeit die Israel gegeben ist, ist Jewe Selbst, ihr Gott. Was hat das Bundesvolk in seiner Geschichte schon an sichtbarer Herrlichkeit Gottes erleben dürfen. denken wir nur an die vielen Wundertaten Gottes allein in Ägypten und in der Wüste. Da lesen wir z.B. in 2Mo 16:10, dass dem hungernder Volk in der Wüste die Herrlichkeit Jewes in einer Wolke erschien. Sechs Tage lang bedeckte die Wolke mit der Herrlichkeit Jewes den Mose auf dem Berg Sinai und am siebten Tag bot sich die Herrlichkeit Jewes vor den Augen der Söhne Israels wie ein verzehrendes Feuer auf dem Gipfel des Berges dar (2Mo 24:15-17). Oder denken wir an die Bundeslade, welche die Herrlichkeit Gottes darstellte. Und als die Lade von den Philistern geraubt wurde, lese4n wir die trauernden Worte: "Die Herrlichkeit ist von Israel gewichen, denn die Lade Gottes ist genommen" (1Sam 4:22). Wir könnten hier lange fortfahren - es bleibt unbestritten, dass Gottes Herrlichkeit tatsächlich von Seinem Volk erstrahlte, wobei wir die Wolke auch als Dämpfungsmittel Seiner Herrlichkeit sehen müssen, damit Menschen dieses Licht auch ertragen konnten. Können wir uns überhaupt vorstellen, was es für einen Menschen bedeutet, solche Art von Herrlichkeit mit eigenen Augen zu erblicken? Auch hier darf Paulus zu Recht sein Volk hervorheben.

Doch die größte Herrlichkeit wird Israel einmal erfahren, wenn es in den verheißenen Stand, für Gott ein "königliches Priestertum und eine heilige Nation" zu werden (2Mo 19:6(, eintreten darf. Dies wird geschehen, wenn Christus, der Messias, zu Seinem Volk zurück auf den Ölberg kommt (Sach 14:4), um das verheißene Königreich auf Erden aufzurichten.

Es kann nicht eindringlich genug hervorgehoben werden: Alle hier durch Paulus angeführten Puna kte sind einzig und alein Israel gegeben! Es ist überaus traurig, wenn Menschen, ja. ganze Gemeinschaften. und sogar die großen Kirchen, meinen, sich diese Segnungen selbst aneignen zu dürfen. Da wird argumentiert, Israel sei ja von Gott verworfen und Er habe sich ein neues Volk erwählt, z.B. die "Zeugen Jehovas". Da staunt man zu Recht über so viel Schriftunkenntnis. Paulus spircht aber nicht vom "angehörten" in der Vergangenheit, sondern von "angehpren" zu aller Zeit! Wohl hat Gott Sein Volk für eine bestimmte Zeit beiseite gestellt, doch sind Seine Segnungen dabei nicht aufgehoben, vielmehr wird Er Sich zu Seiner Zeit wieder Seinem Volk zuwenden - wir werden hierauf noch im Verlauf der drei Kapitel 9-11 zu sprechen kommen.

3. "Die Bündnisse": Über diese lesen wir in 1Mo 17:1-14, es sind die Bündnisse Gottes mit Abraham. In 2Mo 19:5 ff lesen wir von Gottes Bund mit Israel, der aber seine Verwirklichung erst im Königreich auf. Erden erfahren wird, denn Israel konnte die dortmalige Bedingung, die Gott stellte, nicht einhalten. Mit bewegenden Worten schildert Jer 31:31 ff. diese Situation uns weist darauf hin, wie liebevoll Sich Gott Seinem Volk in der Zukunft wieder zuwenden wird.

4. "Die Gesetzgebung": Nur Israel allein empfing die Gesetze, vom Sinai.

5. "Der Gottesdienst": Paulus denkt hier an den nur Israel gegebenen Gottesdienst, angefangen im Heiligtum in der Wüste, dem Zelt, und später im Tempel in Jerusalem. Der Inhalt des Gottesdienstes war das Opfer, eine Vorschattung auf das einzig wahre Opfer. Was maßen sich doch hier die Kirchen und Gemeinden an, wenn sie großartige Kirchen oder Dome mit Altären bauen, geschmückt mit Prunk und Pracht - doch ohne Opfer! Das große Opfer fand längst auf Golgatha statt, wir brauchen keine Abschattungen mehr! Nur Israel wird in der Zukunft seinen Tempel wieder aufrichten, um darin seinem Gott zu dienen.

Röm 9:4-5

"... und die Verheißungen, denen die Väter angehören und aus denen Christus dem Fleisch nach stammt, der über allen ist, Gott, gesegnet für die Äonen! Amen!"

6. "Die Verheißungen": Alle Punkte, die Paulus bisher aufgezählt hat, sind Verheißungen an Israel, die Gott. zwar aussetzen kann, aber niemals aufheben wird, weil Gott in allem zu SeinemWort steht (siehe Röm 3:3).

7. "denen die Väter angehören, aus denen Christus dem Fleische nach stammt". Hier kommen wir wohl zum Höhepunkt der Segnungen Israels, Christus. Es hat Gott gefallen, Seinen Sohn gerade in diese Nationen hineinzugeben, Ihn in ihr Leben und mitten in ihr sterben zu lassen. Das Heil geht von Jerusalem aus!

Paulus betont hier: "Christus dem Fleische nach". Als solcher kam dieser ausschließlich zu Israel. Eindringlich betont dies Jesus Selbst in Mt 15:24: "Ich wurde lediglich zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel gesandt!" Christus dem Fleisch nach ist also der Messias der Juden, als solcher trug Er den Namen "Jesus".

Wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, haben es aber nicht mit dem Christus dem Fleische nach zu tun, diesen kennen wir nicht m ehr nur so (2Kor 5:16), sondern als den erhöhten Christus, der dem Saulus von Tarsus vor Damaskus erschien.

Wenn Paulus hier trotzdem stolz auf Christus dem Fleische nach hinweist, dann weiß er, welche Rolle sein von Gott auserwähltes Volk hier spielen musste: Einerseits zwar eine traurige Rolle, denn sie kreuzigten ihren Messias doch andererseits aber eine Role, die Gott nur einem, nämlich Seinem Volk, überlassen hatte. Paulus weist also nicht auf die dunkle, sondern auf die helle Seite hin, die besagt: Wir, Israel, waren auserkoren, das Schlachtopfer auszuführen, welches sein musste, um der Welt das Heil zu bringen! Und so konnte Johannes bezeuge: "... weil die Rettung von den Juden kommt" (Joh 4:22).

"der über allen ist, Gott, gesegnet für die Äonen! Amen!"

Mit diesem die Segnungen Israels abschließenden Wort möchte Paulus doch auch seine Stellung als Apostel und Lehrer der Nationen betonen, denn den Nationen ist Christus ja nicht dem Fleisch nach gegeben, sondern dem Geist nach als der erhöhte Christus, zur Rechten Gottes sitzend (Eph 1:20). Er spricht damit auch all jene Gläubigen aus den Nationen an, die Christus leider nur dem Fleisch nach kennen wollen, Ihn auch hauptsächlich in den sog. Evangelien suchen und die Briefe des Apostels Paulus weitgehend geringer achten.

Es mag zuerst irritieren, ob hier überhaupt Christus angesprochen ist, oder ob Christus mit den Worten unseres Leitverses Gott gleichgestellt, ja Er sogar Gott selbst ist (Versuche, Christus und Gott als eine Person zu sehen, wurden ja schon oft unternommen)(. Wir möchten hier deutlich klarstellen, dass es nur einen wahren Gott gibt, "Der Vater, aus dem das All ist" (1Kor 8:6). Und derselbe Text bezeugt weiter: "Und nur einer Herr, Jesus Christus, durch den das All geworden ist".. Gott, der Vater ist also die Quelle, aus der alles ist, und Christus ist der Kanal, durch den alles fließt. Wenn Christus in unserem Leitvers "Gott" genannt wird, dann darum, weil Er in göttlicher Vollmacht wirkt, weil Er das Abbild des unsichtbaren Gottes ist.

Trefflich schildert Kol 1:15-20 Seine herausragende Stellung "über allen". Für Israel ist Er der König, für uns ist Er das Haupt, in Bezug auf die Schöpfung ist Er der Erstgeborene und im Hinblick auf die Toten ebenfalls - Er ist also nicht nur in allem der Erste, Er ist auch "über allen"!

Ja, gesegnet sei der Messias Israels und unser Herr und Haupt für die Äonen! Amen! "Die Äonen" geben uns Wegweisung durch die Zeitläufe Gottes hindurch, win welchen Gott nicht nur die Auserwählten rettet, sondern letztlich das ganze All. Wenn wirklich alles in Christus aufgehauptet ist, dann werden auch die Äonen ihren Abschluss finden, es folgt die nie mehr endende Herrlichkeit an deren Beginn der Sohn dem Vater das untergeordnete All darbringt und Sich Selbst dem Vater unterordnet, "damit Gott alles in allen sei" (1Kor 15:28).

Natürliche und geistliche Nachkommenschaft

Röm 9:6

"Es ist aber nicht so, als ob das Wort Gottes hinfällig geworden sei;"

Wiederholt bezeugt Paulus, dass er ein Pharisäer, ja sogar ein Sohn von Pharisäern ist (Apg 23:6). Als solcher war er in den alten Schriften schon von Haus aus belehrt und forschte als Erwachsener selber darin. Paulus musste also ein umfassendes Wissen aus den alten Schriften haben. ER kannte alle Verheißungen, die Gott im Verlauf der Geschichte Seinem Volk gegeben hat, das AT ist ja voll davon. Ein Beispiel hiervon ist die herrliche Aussage: "Glückselig bist du, Israel! Wer ist wie du, ein Volk, gerettet durch Jewe, den Schild deiner Hilfe, und der das Schwert deiner Hoheit ist? Und es werden dir schmeicheln deine Feinde, und du wirst einher schreiten auf ihren Höhen" (5Mo 33:29).

Mit dem Kommen Jesu ins Fleisch schienen all die Verheißungen in greifbare Nähe gerückt zu sein, zumindest für die Israeliten, die an Jesus glaubten. Auch als Paulus vor Damaskus den Herrn erkennen durfte, mag er anfangs ähnliche Hoffnungen gehabt haben. Noch war keines der Geheimnisse Gottes enthüllt, welche die Beiseitestellung Israels und die Hinwendung Gottes zu den Nationen beinhaltete. Es brauchte erst lange Jahre der Einsamkeit in der Wüste und der Zwiesprache mit dem erhöhten Herrn, bis auch Paulus langsam erkennen musste, dass die Hoffnung, Israel betreffend, wohl doch noch nicht so schnell eintreffen würde, wie auch er es sich gewünscht hätte. Jetzt muss er miterleben, wie das Volk immer mehr im Hintergrund verschwindet. Sein Herz ist zerrissen - es schlägt zum einen für sein Volk, zum anderen für jene Herausgerufenen aus den Nationen, zu deren Apostel er berufen wurde. Aber es treffen ihn auch noch zornige Worte seiner Stammesgenossen, die in ihm längst einen Abtrünnigen sehen, ja sogar die an Jesus gläubigen Juden misstrauen ihm, weil sich seine Lehre stark von denen der zwölf Apostel abhebt. Selbst Petrus bekennt, dass etliches des geliebten Bruders Paulus schwer zu begreifen ist (2Petr 3:16).

Ist Gottes Wort hinfällig geworden? Vor diesem Hintergrund baut Paulus seine Worte auf. Niemals kann auch nur ein Wort Gottes hinfällig werden, dies ist nicht nur eine Tatsache, sondern ein beglückendes Wort auch für uns!

"... denn nicht alle, die aus Israel stammen, sind Israel;"

Hat Gott Seine Absichten mit Israel geändert? Sind Seine Verheißungen ungültig geworden? Kann man sich überhaupt noch auf Sein Wort verlassen? Solches und Ähnliches mag in den Gedanken des ungläubigen Volkes, zum Teil auch in den der Gläubigen aus Israel, vorhanden gewesen sein, denn schließlich wurden Letzter von ihren eigenen Landsleuten verfolgt.

Die Antwort des Paulus auf solche Fragen zielt auf eine neue Personengruppe innerhalb Israels ab. Mit den zuletzt genannten sieben Verheißungen sprach Paulus das Volk dem Fleisch nach an. Doch jetzt, da er Gottes Wort rechtfertigen muss, wendet er sich an eine bestimmte Auswahl, an das Israel dem Geist nach.

Mit "Gottes Auswahl" spricht Paulus ein Thema an, welches im Verlauf unserer Kapitel 9-11 noch dramatische Formen annimmt, und welches, wie wir nur zu gut wissen, bis zum heutigen Tag auch unter den heute Gläubigen heiß umstritten ist. Wir wollen deshalb auf zwei göttliche Grundsätze hinweisen:

1.) Gottes Auswahl ist nie eine Wertschätzung, eine Belohnung für gutes Verhalten oder dergleichen, im Gegenteil: Israel wurde von Gott als Bundesvolk ausgewählt, weil es das geringste unter allen Völkern ist (5Mo 7:7). An die Korinther schreibt Paulus: "Das Törichte der Welt erwählt Gott, damit Er das Starke zuschanden mache, Das Niedriggeborene der Welt und das von ihr Verschmähte erwählt Gott ..." (1Kor 1:27 ff), und dies tifft auf uns, wie auf Israel zu. Warum Gott so handelt, sagt uns der Abschluss obiger Verse: "Damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen könne".

Es ist merkwürdig: Den einen ist diese Begründung ein Dorn im Auge, für sie ist es anscheinend nicht akzeptabel, dass Gott der allein und alles Wirkende ist, doch für die anderen ist es Grund zum Jubel und zur Freude, und sie geben aus tiefstem Herzen Gott allen Ruhm und jede Ehre.

Wir weisen heute auf einen weiteren Punkt hin, warum Gott Auswahlen trifft:
2.) Um mit einer kleinen Auswahl die große Masse zu retten!

In 2Mo 19:3-6 tritt dieser Vorsatz Gottes im Verhältnis zur Völkerwelt deutlich zum Vorschein: Israel soll für Gott ein königliches Priestertum und eine heilige Nation sein, wobei ja die Aufgabe des Priesters immer die Vermittlerrolle zwischen Gott und Mensch ist. Die Auswahl des Volkes Israel traf also ein Volk, welches, menschlich gesehen, wohl das total verkehrteste unter allen Völker war. Doch gerade mit diesem Volk führt Gott in der Zukunft Seinen Vorsatz herrlich ans Ziel. und Israel wird erkennen, dass dabei aller Ruhm Gottes ist!

Wir dürfen an dieser Stelle auch einen kurzen Blick auf uns, die Körpergemeinde werfen, trifft doch auch für uns Gleiches zu. Eine kleine Auswahl aus allen Nationen (wobei die Qualität dieser Auswahl ja schon in 1Kor 1 beschrieben wurde) wird Gottes werkzeug srein, um das All in den überhimmlischen Regionen aufzuhaupten. Dabei wird es in den kommenden Äonen eine unserer herrlichen Aufgaben sein, der unsichtbare Welt "den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen" (gem. Eph 2:7). Und auch hier gilt: "Damit sich niemand rühme" (V. 9).

Gottes Auswahl besteht also niemals in der Bevorzugung der einen Seite und der Verdammung der anderen, sondern stets zum Wohl aller, mit dem Ziel der Hinführung zu Christus Jesus und der damit ver bundenen Rettung.

Es wird kein Zwang oder sonstiger Druck dahinter stehen, wenn sich einmal "in dem Namen Jesus jedes Knie beugen, der Überhimmlischen, Irdischen und Unterirdischen, und jede Zuge huldigen wird: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters" (Phil 2:10-11), vielmehr dürfen die Auserwählten Gottes an diesem herrlichen Ziel als Werkzeuge mitwirken!

Röm 9:7-8

"denn nicht alle, die aus Israel stammen, sind Israel; auch sind sie nicht alle Kinder, weil sie Abrahams Same sind; sondern es heißt:; In Isaak wird dir Same berufen werden. Dies bedeutet: Nicht die Kinder des Fleisches, nicht diese sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung rechnet Er als Samen."

Immer, wenn Gottes Wort von "Auswahl" redet, legen die Menschen gerne ihre menschlichen Maßstäbe an. Doch gerade in diesem neunten Kapitel zeigt Paulus an Israel auf, wie der Mensch zwar denkt, wie Gott aber doch ganz anders handelt und damit alles zu Seiner Verherrlichung hinführt.

Paulus zieht in den obigen Versen zum einen eine Scheidung durch das Volk Israel selbst und zum anderen eine Scheidung durch Abrahams Same, wobei die beiden Söhne Ismael und Isaak die entscheidende Rolle spielen.

Die erste Scheidungslinie be trifft Israel, sie geht mitten durch das Volk. Auch hier trifft Gott nur eine Auswahl, mit welcher Er Seinen Vorsatz ausführen wird. Sahen wir bisher das Gesamtvolk Israel als Bundesvolk Gottes, so offenbart Paulus hier einen neuen Aspekt: Die Verheißungen Gottes beziehen sich nicht auf alle, die aus Israel stammen. Die Auswahl sehen wir deutlich, als Jesus noch auf Erden war. Eine geringe Zahl an Menschen bekannte sich zu Ihm. Nach Seinem Tod und Seiner Auferstehung wuchs die Zahl zwar erheblich, wie wir aus der Apostelgeschichte ersehen, doch immer noch waren es wenige im Verhältnis zum Gesamtvolk. Mit diesen auserwählten Israeliten geht Gott Seinen Weg im künftigen Königreich auf Erden.

Im Weiteren spricht Paulus die Kindschaft an, bezugnehmend auf Abrahams nSame. Neben den anderen Kindern Abrahams nehmen seine beiden Söhne, der Erstgeborene Ismael von der Hagar und der Zweitgeborene Isaak von der Sara, besondern Raum in Gottes Wort ein. Sie symbolisieren "das Fleisch" und "die Verheißung". Gerade an diesen beiden Söhnen stellt Gott das Prinzip Seiner Auswahl und Seiner absoluten Souveränität besonders markant zur Schau, wobei wir beachten müssen, dass dort "vom Fleisch" die Rede ist, wo menschliche Entscheidungen vorliegen, bei "der Verheißung" aber immer Gottes Geist im Vordergrund steht.

Wir richten unser Augenmerk auf die beiden Söhne Abrahams, Ismael und Isaak. Beide sind Abrahams Same und damit, menschlich gesehen, seine Kinder. Und doch macht Gottes Wort einen dramatischen Schnitt indem es den Erstgeborenen die offizielle Kindschaft abspricht und diesen als ein "Kind des Fleisches" bezeichnet, den Zweitgeborenen hingegen, das "Kinder der Verheißung", als Same rechnet.

'Warum wird Ismael die Kindschaft abgesprochen? Dazu müssen wir einen Blick weit zurück werfen. In hohem Alter sah sich Sarai, die Frau Abrahams, unfähig den verheißenen Sohn zu bekommen. Sie machte in ihrer Ungeduld ihrem Mann den Vorschlag, zu ihrer Magd Hagar zu gehen. Es war Sarai verhüllt, dass Gott über Bitten und Verstehen hinaus mehr tun kann. Sarai und Abraham wollten damit in fleischlicher Weise Gott zuvorkommen.

In Geduld auszuharren ist eine Probe, die uns wohl allen schon in irgendeiner Form gestellt wurde. Wer von uns hat nicht schon in mehr oder weniger ge wichtigen Dingen Gott vorgegriffen? Und wie oft waren dann die Folgen für uns auch recht bitter? Daher bittet Paulus in Kol 1:11 für die Heiligen, dass sie "mit aller Kraft nach der Gewalt Seiner Herrlichkeit gekräftigt werden zu aller Ausdauer und Geduld mit Freuden".

Die Folge der Ungeduld Sarais und Abrahams war Ismael, ein Sohn der Magd. Hagar, ein Kind des Fleisches. Noch ehe Ismael geboren wurde, musste Hagar in die Wüste fliehen. Sie glich damit der noch nicht auserwählten Menschheit, die sich in der Wüste des heutigen Menschentages verirrt hat. Doch so wie Hagar von dem Boten Gottes auch in der Wüste gefunden und getröstet wurde (1Mo 16:7) so wird auch die verirrte Menschheit einmal vom Sohn Gottes gefunden und an das Vaterherz Gottes zurückgeführt werden.

Es ist gut, wenn wir trotz der negativ erscheinenden Aussage über das Kind des Fleisches, den Ismael, schon hier erkennen dürfen, dass Gottes Wege nie ins Verderben, sondern letztlich immer zu Ihm zurückführen. Die Wege, die Er hierbei geht, sind uns nur zu oft unbegreiflich. Doch gerade hier muss sich unser Glaube beweisen!

Und wie wunderbar erging es der verstoßenen Hagar! Ergreifend lesen wir in 1Mo 16:13 ihre Worte: "Du, Al, siehest nach mir". Ist es nicht wunderbar, wenn wir aus Gottes Wort entnehmen dürfen, dass Er nicht nur auf die verstoßene Hagar, sondern auch auf jeden einzelnen verirrten Menschen schaut? Ps 33:13-14 berichtet uns, wie Jewe all die Menschensöhne sieht, auf alle Bewohner der Erde schaut. Und mehr noch: "Er bildet ihnen allesamt das Herz, Er versteht alle ihre Taten" (Ps 33:15). Und weil Er ihre Taten versteht, muss Er zuerst eine gerichtsmäßige Zucht voranstellen, bevor Er sie zu Sich zu Sich zurückbringen kann.

Aber auch schon über dem ungeborenen Kind des Fleisches wacht Jewes Auge, obwohl sich vordergründig dessen Weg erst einmal von Ihm zu entfernen scheint. In 1Mo 16:10 lesen wir, dass Hagar einen Sohn gebären wird, und dass dieser sich zu einer unzählbaren Menge vermehren wird. Aber wir lesen auch, dass er und sein Same ein Wildesel von Mensch sein wird (also überaus störrisch) und seine Hand gegen alle erheben wird, was zur. Folge hat, dass sich die Hände aller auch gegen ihn erheben. Ist dieses Bild nicht ganz lebendig vor unser aller Augen, wenn wir an die Palästinenser denken, die gegen Israel und die westliche Welt ankämpfen? Doch in dem von Gott gegebenen Namen "Ismael" liegt schon die Rettung verborgen, denn er heißt verdolmetscht: "Es hört der Unterordner". Gott hat sich also nicht von diesem Wildesel von Mensch abgewandt, sondern schon mit seinem Namen zugesagt, ihn und seine Nachkommen anzuhören, was ja nur Segen bedeuten kann!

Röm 9:9

"Denn ein Verheißungswort ist dieses Wort: Zu dieser Frist werde Ich kommen, und Sara wir einen Sohn haben."

Wir möchten, um den roten Faden nicht aus den Augen zu verlieren, nochmals kurz die wesentlichen Aussagen zusammenfassen: Paulus leidet mit seinem Volk, weil er ihren Weg sieht, der in die Beseitestellung führt. Er zählt alle Vorzüge auf, die sein Volk von den anderen unterscheidet. Da aber viele Segnungen offen stehen, erfolgt die Frage, ob Gottes Verheißungen deshalb hinfällig seien. Als Antwort macht Paulus zu einen die Aussage, dass nicht alle, die aus Israel stammen, Israel sind (was ja bedeutet, dass nicht die fleischliche Geburt das Entscheidende ist), und zum anderen, dass die Verheißungen Gottes nur "die Kinder der Verheißung" betreffen. Unser Leitvers nennt nun ein Verheißungswort, welches dem in 1Mo 18:10 entspricht.

Neben Ismael, den Abraham mit der Hagar zeugte, wissen wir noch um weitere sechs Söhne, gezeugt mit der Ketura (1Mo 25:1), doch von allen acht Söhnen war nur Isaak der Verheißungsträger, wie unser Leitvers aussagt. Wir sehen, dass fleischliche Geburt nicht dazu berechtigt, ein " Kind Gottes" genannt zu werden, sondern Gott ist es, der die Berechtigung zum Tragen dieses Namens erteilt, und dies durch Verheißung und Berufung. Doch wie erfüllt sich dieses Verheißungswort?

Wir wissen um Abrahams wachsenden Glauben, seinem Gott in allen Situationen auch in aussichtslosen, zu vertrauen. Aber auch Sara musst lernen! Als sie, am Zelt horchend, die Ankündigung ihrer Niederkunft vernahm, lachte sie (der Name Isaak bedeutet ja "Lachenmacher"). Doch Jewe wandelte das anfängliche Lachen des Zweifels zu einem Lachen frohlockenden Glaubens um. Ihre Zweifel waren nur ein Durchgangsstadium, das Ziel, das Gott mit Sara erreichte, ist maßgebend. Und so stellt die Schrift der Sara letztendlich ein gutes Zeugnis aus: "Durch Glauben erhielt Sara Kraft zum Niederwurf von Samen, und sie gebar über die Frist ihres Höhepunktes hinaus, weil sie den Verheißenden für glaubwürdig erachtete" (Hebr 11:11).

Gotts Fahrplan ist meist anders als der unseres,, doch kommt Er immer an Ziel und dies zu Seiner vorgesetzten Zeit.

Röm 9:10

"Aber nicht nur ihr, sondern auch der Rebekka wurde Kraft verliehen, ehe sie von einem, unserem Vater Isaak, ihre Niederkunft hatte."

Wir sahen schon in Hebr 11:11, dass Sara, nach ihrem anfänglichen Lachen über Gottes Verheißung, doch noch den Glauben aufbrachte, welcher ihr wiederum die Kraft zum Niederwurf von Samen gab. Der Glaube ist ein Geschenk Gottes, und Er gibt ihn, wem Er will!" Von Adam an hat Gott eine Abstammungslinie auserwählt und diese bis zur Geburt Christi unter Seinen besonderen Schutz gestellt. Abraham mit Sara, sowie Isaak mit Rebekka, sind darin nur einzelne Glieder, doch für uns sind sie überaus lehrreich, denn welch herausragendes Wirkungsvermögen stellt in beiden Fällen der Glaube dar!

Wir lernen, dass Gottes Auswahl nicht menschlicher Logik entspricht, Seine Souveränität steht über allem hoch erhaben. Wir lernen weiter, dass Seine Auswahl zumeist das Kleine und Geringe trifft, und darunter auch noch so hoffnungslose Fälle wie die unfruchtbare Sara. Und damit sich kein Mensch rühme, gab Gott der Sara, nachdem sich zuerst ihr Unglaube offenbaren musste, Sein gEschenk des Glaubens, und durch ihn erhielt Sara die Kraft zum Niederwurf.

War nun die Auswahl Gottes über Abraham. und Sara hin zu Isaak noch verständlich, so wird sie im Folgenden immer schwerer verständlich. Wieder stellt Paulus eine Frau vor unsere Augen, die Rebekka. Auch über sie lesen wir in 1Mo 25:21, dass sie unfruchtbar war. Doch scheint Isaak von seinem Vater gelernt zu haben, denn er lässyt sich zu keinem voreiligen fleischlichen Schritt hinreißen, sondern fleht zu Ieue um die Kraftverleihung an Rebekka. Die Folge seines Flehens nennt unser Leitvers: "... auch Rebekka wurde Kraft verliehen", was nichts anderes als "das Geschenk, des Glaubens" war.

Isaaks flehen zu Gott stand mit Seinem Willen in Einklang, sein Flehen wurde erhört. Wenn so viele Gebete unsererseits keine Erhörung finden, dann nur deshalb weil sie nicht Gottes Ratschluss gemäß sind, weil wir nicht wissen, was sein muss (Röm 8:26), doch unser Glaube gibt uns die Kraft zu wissen, dass uns auch die nicht erbetenen Wege zum Guten zusammenwirken müssen!

Israel und Gottes Verheißungen

Röm 9:11

"Denn als sie noch nicht geboren waren, noch etwas Gutes oder Schlechtes verübt hatten (damit Gottes Vorsatz als Auserwählung bleibe,"

Wir deuteten gestern schon an, dass die Art der Auswahl Gottes uns, im Gegensatz zu Abraham und Sara, bei Isaak und Rebekka glaubensmäßig etwas mehr abverlangt.

Bei Abraham und Sara konnten wir Gottes Auswahl noch folgen. Hagar war nicht Abrahams Frau, sein fleischlicher Fehltritt geschah nicht aus Böswilligkeit oder Fleischeslust, sondern aus Ungeduld, dazu unter Beratung seiner Frau Sara. Isaak war der einzige gemeinsame Sohn von Abraham und Sara, über ihm stand auch die alleinige Verheißung Gottes schon vor seiner Geburt.

Ganz anders ist die Sachlage bei Isaak und Rebekka. Da gab es keine verschiedenen Mütter und keinen Fehltritt, vielmehr lief alles nach geordneten menschlichen Normen ab. Wir wissen, dass Rebekka Zwillinge in ihrem Mutterleib trug. Über ihnen stand, noch ehe sie geboren waren, Gottes Vorsatz der Auserwählung. Damit sind wir wohl an dem Punkt angelangt, wo der Glaube vieler unserer Geschwister nicht folgen kann, also offensichtlich noch zu schwach ist. Wir wollen deshalb kurz beim "Glauben" stehenbleiben, aber nicht die Glaubernsinhalte betrachten, die ja innerhalb der einzelnen Verwaltungen Gottes sehr unterschiedlich sind, sondern den Glauben allgemein, der ob bei Abraham, Sara oder bei uns einen Wachstumsprozess unterliegt.

So lasen wir schon in Röm 4:19-20, dass Abraham im Glauben gekräftigt wurde. In 2Kor 10:15 sehen wir, dass der Glaube wachsen muss und in 2Tim 3:8 sehen wir Menschen, deren Glaube "unbewährt" ist. Diese wenigen Aussagen zeigen uns deutlich, dass der Glaube dort von Gott gekräftigt wird, wo es heilswirksam ist, dass unser Glaube in jedem Fall wachsen muss, was klar mit der Erkenntnis Gottes zusammenhängt (siehe (Eph 1:17), und dass sich die Starken (Gereiften) der Schwachen im Glauben annehmen sollen (Röm 14:1) - in allen Fällen ein weites Betätigungsfeld für uns alle!

Die göttliche Wahrheit, die uns heute beschäftigen soll, ist die, dass Gott Seine Geschöpfe nicht erst nach ihrer Geburt, sondern offensichtlich schon vorher ganz genau kennt. Unser Leitvers bestätigt diese Tatsache. Eine weitere Bestätigung dieser Tatsache lesen wir in Ps 139:13: "Du sorgtest für mich im Leib meiner Mutter."

Nun sag uns aber Gott, dass Er Seine Geschöpfe nicht erst im Mutterleib, also nach der Zeugung erkannt hat, sondern schon vorher. In Jer 1:5 lesen wir: "Ehe Ich dich im Mutterleibe bildete, habe Ich dich erkannt". Die ist eine gewaltige Aussage mit weitreichender Konsequenz, denn wenn Gott einen Menschen schon vor der Bildung im Mutterleib erkannt hat, dann auch alle anderen! Nun steht in Röm 11:36 das gewaltige Wort: "Denn aus Ihm ... ist das All". Diese Aussage setzt die kostbare Tatsache voraus, dass das All zuvor "in Gott" war. Damit enthüllt sich uns das köstliche wie liebliche Bild: Das All am Vaterherzen ruhend.

Wem diese Aussage zu gewagt erscheint, weil die Größe des Alls für uns unabschätzbar ist, der bedenke, dass uns ja schon die Natur dies anschaulich zeigt. Aus einem winzigen Apfelkern sprießt ein Keimling und wird zu einem riesigen Apfelbaum, der im Verlauf seines Lebens gewaltige Mengen an Äpfeln hervorbringt. Auch im Menschengeschlecht wird uns dieses Prinzip vorgeführt, sind doch alle Menschen aus ihrem Stammvater Adam hervorgegangen, waren also zuvor in diesem eingeschlossen.

Die Gesamtschöpfung war demnach lebensmäßig von den Anfängen an mit ihrem Schöpfer verbunden. Wie sollte nun der Schöpfer das, was aus Ihm kommt, nicht ganz genau kennen? Es ist wohl eine der wunderbarsten Tatsachen, dass wir Menschen ein winziges Teilchen der Schöpfung, dass wir aber auch ein Teilchen "von Ihm, dem Schöpfer" sind! Wie sollte Er da nicht jeden von allem Anfang her durch und durch kennen!

Röm 9:12

"... nicht aus Werken, sondern aus Ihm, der beruft), da wurde ihr versichert: Der Größere wird dem Geringeren sklaven."

Gottes Vorsatz: "nicht aus Werken, sondern aus Ihm, der beruft", wird uns deutlich, wenn wir die gestrigen Aussagen verstehen konnten. Wie groß und unendlich erscheint unser Gott und wie klein ist hingegen der Mensch. Gott geht nicht nur Seine Wege mit uns, Er kennt auch den Anfang und das Ende derselben, und dies schon von Urzeiten an. Vor solch nichtmehr fassbaren Dimensionen wirkt es schon lächerlich, wenn der Mensch meint, Gott durch Werke in irgendeiner Sache beeinflussen zu können. Es gibt nur den Einen Gott, aus dem das All ist, und es gibt nur den Einen, zu dem alles zurückfließt.

Haben nun bei solchen Aussagen menschliche Werke überhaupt keine Bedeutung vor Gott? Im Hinblick auf die generelle Rettung der Menschen mit Sicherheit nicht! Kein Mensch kann sich durch irgendein Werk die Herrlichkeit verdienen, der einzige Weg ist Jesus Christus, und dieser hat bereits alles getan. Jedes Werk, welches dem etwas zufügen möchte, ist eitel und nutzlos. Aber - was der Mensch, und wir wollen hier einmal speziell auf uns selbst schauen, tun kann, ist, Gott durch einen würdigen Wandel für die Rettung in Christus Jesus zu danken. Hierbei sind edle Werke vor Gott durchaus angenehm, ja sie erfreuen Sein Vaterherz. Unsere menschlichen Werke können also nie die Ursache dessen sein, was wir von Gott bekommen haben, aber sie können Ausdruck unseres Dankes für das sein, was wir empfangen haben, der dann wie ein edler Duft zu Ihm emporsteigt. Damit werden die Werke nicht wertlos, sondern sie ehren Gott, wenn sie in rechter Weise dargebracht werden und vor alle auf dem richtigen Grund aufgebaut sind: auf Jesus Christus! (1Kor 3:12).

Was nun über Esau und Jakob, die beiden Söhne der Rebekka, ausgesagt ist bestätigt die oben gesagte Wahrheit. Keiner der Zwillinge konnte in irgendeiner Weise durch Werke den vorbestimmten Weg Gottes beeinflussen, Gott allein wählte aus, und dies, als sie noch nicht geboren waren.

In der Geschichte Israels spielte der "Erstgeborene" immer eine besondere Rolle. Ihm wurde in der Regel die Erbnachfolge und damit die Führung innerhalb einer Familie verheißen. Dies verhinderte eine Zersplitterung des Vermögens und eine damit verbundene Schwächung der Familie. '"Der Größere", von dem heute die Rede ist, meint den noch. ungeborenen Esau - er wurde der "Erstgeborene" der Zwillinge.

Gottes Auswahl dreht die menschliche Ordnung um. und stellt den Größeren '(den Erstgeborenen ) an die. zweite Stelle. Esau wird dem Jakob sklaven.

Ist damit die menschliche Ordnung falsch oder verkehrt? Generell nicht, denn die übliche Regelung hat ja mit Sicherheit ihre Berechtigung unter Menschen. Wer Macht hat und Intelligenz besitzt, wird in der Regel kaum einem Schwachen dienen, weil er diese menschlichen Mittel und Eigenschaften zum Wohl seiner Familie, aber auch zu seiner eigenen Anerkennung, seiner Ehrung und seinem Ruhm einsetzen wird.

Wenn wir jetzt diese durchaus akzeptable irdische Handlungsweise auf Gott übertragen wollten, dann merken wir selber, dass dies nicht möglich ist, ja mehr noch, wir können plötzlich verstehen, dass Gott oft die menschliche Ordnung umdreht. Nicht nur der Mensch soll vorsorgen, soll geehrt werden und im Mittelpunkt stehen, sondern Gott! Wir können jetzt ganz leicht einen göttlichen Grundsatz erkennen und diesem Recht geben: Gott erwählt meist das Geringe der Welt aus, um Sich zu verherrlichen! In 1Kor 1:18-31 lehrt Paulus anschaulich dieses Prinzip, es endet mit den Worten: "Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn!"

Warum ist dieses göttliche Prinzip so vielen Gläubigen ein Stein des Anstoßes? Weil dem fleischlichen Verlangen nach Anerkennung, eigenem Ruhm und Ehre immer noch zu viel nachgegeben wird, man möchte doch immer noch "jemand sein!!!"

Röm 9:13

"So wie geschrieben steht: Jakob habe Ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst."

Konnten wir anhand unserer Ausführungen das bisherige Prinzip der göttlichen Auswahl noch verstehen, ja sogar gutheißen, so stehen wir jetzt vor einer menschlich kaum mehr fassbaren Aussage Gottes! Ohne eine gründliche Auslegung könnten diese wenigen Worte sogar das ganze Bild der Liebe Gottes ins Wanken bringen.

Wenn wir jetzt einen Blick auf die beiden Brüder werfen, so wird uns dies nicht viel weiterhelfen, denn beide reichen sich, was ihren unrühmlichen Wandel betrifft, die Hand! Esau war nach dem Herzen des Vaters ein Jäger, Jakob war dem Herzen der Mutter näher, er war so etwas wie ein "Muttersöhnchen". Mit einem listigen Trick handelte Jakob das Erstgeburtsrecht dem Esau ab; von Esaus lesen wir , dass er sein Erstgeburtsrecht verachtete und für ein Essen an seinen Bruder verkaufte. Eine weitere Hinterlist Jakobs erleben wir beim väterlichen Segen kurz vor Isaaks Tod. Und wieder erschleicht Jakob, diesmal offen und heimtückisch, den Segen, der Eau gebührt hätte. Es entstand hierdurch Feindschaft zwischen den beiden Brüdern. Dies und vieles mehr lesen wir in 1Mo 25 und weiteren Kapiteln. Wir ersehen aber aus den wenigen Angaben, dass keiner der beiden Brüder einen Anlass zur Bevorzugung gab - warum also die göttliche Aussage über Hass und Liebe?

Wir spüren, dass wir hier tiefer graben müssen! Doch bevor wird dies tun, wollen wir alle Zweifel an Gottes Urteil in uns ausräumen! Niemals kann und wird Gott ungerecht sein, niemals kann Seine Liebe, wie sie uns in 1Kor 13:4 ff dargestellt wird, in Zweifel gezogen werden dort, wo wir auf uns zuerst unverständlich erscheinende Aussagen stoßen, müssen wir unter der Leitung Seines Geistes den richtigen Weg finden, der führt immer zur Verherrlichung Gottes! Wenn wir uns diesen Grundsatz aneignen und ihn vor allem bei uns unklaren biblischen Aussagen anwenden, dann sind wir immer auf dem richtigen Weg! Lasst uns also im Weiteren Gottes Herrlichkeit und Ruhm suchen, auch wenn es uns gedanklich etwas fordert!

Gott kann, in menschlichem Sinn, keines seiner Geschöpfe hassen, weil ein jedes "aus Ihm" und "zu Ihm hin" ist. Gott hasst ab er in der Tat etwas, und dies ist "die Sünde", weil diese Seine Geschöpfe von Ihm trennt.

Die Behauptung, dass Gott Esau hasst und Jakob liebt, muss somit relativ und nicht absolut gesehen werden. Esau und seinen Nachkommen waren, wie wir in 1Mo 27:38-40 sehen, auch Segnungen gegeben worden, er ging also nicht ganz leer aus. Allerdings standen diese in keinem Verhältnis zu denen, di eJakob erhielt. In Hebr 12:16-17 wird uns ja interessanterweise Esaus Hauptschuld genannt: Er gab sein Erstgeburtsrecht und damit seine geistlichen Segnungen einer Speise wegen ab, d.h., er gab den weltlichen Gelüsten den Vorzug vor den geistlichen Segnungen. Damit wurde er zum Hurer und Unheiligen. Was Esau von Gott trennte, war nicht "der Mensch Esau", sondern die ihm innewohnende Sünde - und diese Sünde hasst Gott!

Aber hat Jakob nicht auch gesündigt, indem er seinen Bruder und seinen Vater überlistete? Gott wertet Jakobs Verhalten offensichtlich anders, weil Jakob nach jenem trachtete, was Esau verschmähte - nach den geistlichen Dingen. Der Unterschied zwischen dem Tun Esaus und dem Jakobs waren so groß wie der Unterschied zwischen Hass und Liebe.

Eine ähnlich problematische Aussage machte ja Jesus Selbst: "Wenn jemand zu Mir kommt und nicht seinen Vater und seine Mutter, seine Frau und seine Kinder, seine Brüder und seine Schwestern, dazu auch noch seine eigene Seele hasst, der kann nicht mein Jünger sein" (Lk 14:26). Wenn wir diesem Wort die bekannte Aussage gegenüberstellen, der uns befiehlt, Vater und Mutter zu ehren. und zu leiben, so haben wir hier die gleiche Lösung zu suchen wie bei E sau und Jakob. Die Liebe zu Jesus, d.h. das Trachten nach geistlichen Dingen, soll so groß sein, dass im Vergleich dazu die Liebe für Vater und Mutter fast wie Hass erscheinen mag.

Gottes Barmherzigkeit gemäß Seinem Willen

Röm 9:14

"Was sollen wir nun vorbringen? Doch nicht, es gebe Ungerechtigkeit bei Gott! Möge das nicht gefolgert werden!"

Pauli Aufforderung, keine Folgerungen obiger Art. zu treffen , geben uns die Möglichkeit, die gestrigen Gedanken zu festigen und zu vertiefen.

Esau war ein Sünder, dies ist klar, aber: Lasen wir nicht in Röm 5:8, dass Gott Seine Liebe uns gegenüber dadurch hervorhob, dass Christus starb, als wir noch Sünder waren? Gott liebt also den Sünder, Er liebt uns, und Er liebte Esau. Aber Er hasste die Sünde in Esau! Diese Sicht verherrlicht unseren Gott und Vater, die Richtung kann also nicht verkehrt sein!

Aber wir wollen noch einen weiteren Gedanken anklingen lassen: Wenn Esau die Sünde darstellt, dann ist auch Jakob Darsteller von etwas Höherem. Unser roter Leitfaden hierbei ist das Thema der göttlichen Auswahl.

Der Erstgeborene, der Größere, den Esau darstellt, ist der Mensch der Sünde. Der Geringere, den Jakob vorschattet, ist der Sohn Gottes. Der Geringere "im höheren Sinn" ist der Geliebte, dem alles untergeordnet wird und dem auch der größere Gehasste sklaven muss! Dabei dürfen wir uns von der Tatsache leiten lassen, dass Christus sich so weit erniedrigte (gering wurde), dass ihn der Mensch der Sünde ans Kreuz brachte und öffentlich hinrichtete. Lesen wir doch einmal Jes 53, welche Gestalt der Sohn Gottes dort abgab! Es erschüttert doch zutiefst, wenn wir z .B. Jes 53:3 lesen, dass Er so verachtet war, dass wir Ihm für Nichts hielten. "Für Nichts gehalten werden" ... kann man noch geringer se in?!

Und doch musste der Größere dem Geringeren sklaven, und "sklaven" bedeutet ja die völlige Hingabe und Unterwerfung unter den Herrn. Die Sünde, so riesig und groß sie erscheinen mag, muss letztendlich dem dienen, der durch Seine Niedrigkeit zu höchsten Höhen aufgestiegen ist. Wie wunderbar: Gott hat die Größe Seines Sohnes zuerst in Seinem geringen Stand, in Seiner Niedrigkeit verborgen, um sie dann umso herrlicher aufleuchten zu lassen - die Darsteller Esau und Jakob ergeben so ein Bild von weit Höherem!

Röm 9:15

"Denn zu Mose sagte Er: Erbarmen werde Ich Mich, wessen Ich Mich erbarmen möchte; und Mitleid werde Ich haben, mit wem Ich Mitleid haben möchte."

Wir kommen wieder zurück zum Thema der göttlichen Auswahl. War es nicht ungerecht, den einen zu erniedrigen, den anderen zu erhöhen. Warum war Esau der Sünder, und nicht Jakob? Ist Gott ungerecht? Pauli Antwort auf solche Fragen lasen wir im letzten Vers: "Möge das nicht gefolgert werden!"

Wir müssen verstehen lernen, dass "Auswahl". und "Ziel" zusammengehören. Jeder Geschäftsmann hat normalerweise ein Ziel vor ÖAugen: Er möchte möglichst gute Gewinne erzielen. dazu sucht er sich logischerweise die Mitarbeiter aus, die ihm am qualifiziertestesn erscheinen. Er wählt also unter den bewerbern aus, um sein Ziel zu erreichen. Was bei Menschen als ganz normal hingenommen wird, wird Gott, leider nur zu oft auch von Gläubigen , übergenommen. Die Ursache liegt offen vor uns: Man hat das Ziel Gottes vergessen oder falsch benannt!" Wer nur von einer Auswahl redet, ohne das Ziel zu nennen, erntet Unverständnis; wer von Auswahl redet und ein falsche Ziel nennt, nämlich eine angeblich ewige Höllenqual, kommt mit solchen Aussagen auch nicht zurecht, er wird das Thema der Auswahl Gottes in Abrede stellen oder einfach stillschweigend übergehen.

Das Ziel Gottes, um es hier noch einmal deutlich zu neenne, ist in 1Kor 15:28 beschrieben: "... damit Gott alles in allen sei." Gottes Wort sagt nicht, dass Gott alles in nu r wenigen Auserwählten ist, es sagt klar und deutlich "in allen!" Gott wird dieses Ziel am Ende der Äonen erreicht haben, wobei seine Auserwählten lediglich Seine Werkzeuge waren, um alle zu retten! Ist dieses Ziel nicht überzeugend? Rechtfertigt es nicht zur Genüge, dass Gott eine Auswahl trifft? Und steht es Ihm dabei nicht frei, souverän Seine Auswahl zu treffen? Wir stehen oft sprachlos Gläubigen gegenüber, die mit einer eisklaten Hartherzigkeit jegliche Aussprache über Gottes wahres Ziel ablehnen. Doch auch der unbarmherzigste Mensch wird einmal von Gottes Liebe überführt werden und wird mit S chaudern erkennen müssen, wie wenig er in Gottes Wort geforscht hat und wie wenig Liebe und Barmherzigkeit er seinem Gott. zugetraut hat!

Wir greifen noch einmal auf das Beispiel des gestern genannten Geschäftsmannes zurück, der, um sein Geschäftsziel zu erreichen, sich sein Personal auswählt. Keiner käme noch auf den Gedanken, ihm später Vorhaltungen zu machen, warum er gerade den Herrn "X", und nicht den Herrn "Y" ausgesucht hat. Doch merkwürdig - Gott werden genau diese Vorwürfe gemacht, erste einmal von Israels selbst, aber auch von Gläubigen der heutigen Gnadenverwaltung.

Paulus möchte Gott aber zuerst vor seinem eigenen Volk rechtfertigen. Israel behauptet schon lange vor Paulus in Mal 1:1-5, dass es von Gottes Liebe nichts gemerkt haben, und der Prophet Maleachi muss sie anhand der beiden Brüder Esau und Jakob vom Gegenteil überzeugen. Jetzt spricht auch Paulus zu. seinem Volk und weist auf die Worte Moses hin.

"Gott, der so reich an Erbarmen ist - um Seiner vielen Liebe willen", lesen wir in Eph 2:4. Es drängt Gott, Sein Erbarmen und Sein Bitleid allen Seinen Geschöpfen zu vermitteln. Da aber Gottes Erbarmen nur von erbarmungswürdigen.und bemitleidenswerten Geschöpfen angenommen wird, muss Gott sie zuerst zu solchen machen - und dies durch Einschluss in die Widerspenstigkeit (Röm 11:32). Die Ersten, die aus dieser Widerspenstigkeit befreit werden, sind die Auserwählten. Ihre inneren Augen werden aufgetan und erleuchtet, und dies durch Seinen Geist (Apg 26:28).

Wir sehen, Gottes Erbarmen und Mitleid er eicht erst einmal jene, die schwach sind und Seine Darreichungen von Herzen dankbar annehmen. Dass dabei auch die Herzen von Gott gebildet werden, bezeugt uns schon David in Ps 33:15 im Hinblick auf alle Bewohner der Erde: "Er (Jewe) bildet ihnen allesamt das Herz - und Er hat auch unser Herz so gebildet, dass es heute schon erkennen kann, ; es ist alles Gnade!

Röm 9:16

"Demnach liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Rennenden, sondern an dem Sich erbarmenden Gott."

Zwar berichten die Kapitel 9-11 über Israel, doch haben wir im Verlauf dieses Kapitels auch immer wieder auf uns, die herausgerufene Körperschaft Christi geschaut. Obwohl in keinem Fall die beiden Berufungsträger Israel als Bundesvolk und die Körpergemeinde vermischt werden dürfen, sind doch Berührungspunkte vorhanden, was ja auch durchaus normal ist. Eine solcher Berührungspunkte ist unser heutiger Leitvers. Paulus spricht diese Worte ja im Blick auf sein Volk, und trotzdem passen sie sinngemäß auch auf uns.

Auf Israel gesehen geht es um die gesamte Geschichte dieses Volkes. Es soll lernen, sich ganz seinem Gott hinzugeben, so wie geschrieben steht "Jewe wird für euch streiten, und ihr, ihr sollt stille schweigen" (2Mo 14:14). Nun war es von Anfang an für den Menschen schwer, sein aktives Fleisch zu unterdrücken und Gott wirken zu lassen. Dies ist auf die maßlose Selbstüberschätzung zurückzuführen, die dem Menschen schon m Paradiesgarten eingeimpft wurde: "... und ihr werdet sein wie Alueim ..." (1Mo 3:5). Auf Israel gesehen wirkte sich diese Selbstüberschätzung so aus, dass sich das Volk immer wieder kräftig genug fühlte, aus eigener Kraft zu wirken. Nach der langen Wüstenwanderung mit all den wunderbaren Eingriffen Gottes hätte das Volk eigentlich einsehen müssen, wie wenig die eigene Kraft, das eigene Wollen und Rennen wert ist. Doch kaum hatte das Volk die Wüste hinter sich, wuchs das Selbstvertrauen und der damit verbundene Hochmut.

Auswahl Gottes, und dies muss Israel noch lernen, hat nie etwas mit eigenem Verdienst zu tun, auch nicht mit Wollen oder mit Rennen, sondern ist einzig und allein die souveräne Entscheidung Gottes! Er ist es, der die Erstlinge auswählt, die Er Sein Erbarmen zuerst spüren lässt; der Mensch ist hier nur der Empfänger.

Röm 9:17

"Denn die Schrift sagt zu Pharao: Eben deshalb habe Ich dich erweckt, damit Ich an dir Meine ganze Kraft zur Schau stelle und damit Mein Name auf der gesamten Erde kundgemacht werde."

Ee fällt auf, dass unser Leitvers mit den Worten beginnt: "Denn die Schrift sagt zu Pharao", um dann in der "Ich-Form" fortzufahren, was also nur eine Person sein kann. "die Schrift" ist das geschriebene Wort, und das Wort der Schrift ist ja wesenhaft Christus Selbst. Wenn Paulus hier (und an verschiedenen andern Stellen) seinen Herrn Selbst sprechen lässt, dann muss der Inhalt auch eine entsprechend große Bedeutung haben.

Und in der Tat stellt schon der Auszug des Volkes Israel aus der Knechtschaft Ägyptens einen ganz besonders markanten Punkt in der Geschichte dieses Volkes dar, er offenbart die Handlungsweise Gottes an Seinen Auserwählten und zeigt auf, wie Er Menschen als Seine Werkzeuge gebraucht.

Aber zuerst müssen wir auf eine untere Stufe des Glaubens zurückgehen, die dem Menschen noch einen eigenen Willen einräumt. Viele Gläubige sehen in Pharao den willensstarken Herrscher, der sich lange Zeit erfolgreich Gott entgegenstemmen und Seinem Willen trotzen konnte. Ihr biblisches Argument stütz sich auf die wiederholte Aussage: "Doch der Pharao ließ sein Herz auch dieses Mal selbstherrlich werden und entließ das Volk nicht (2Mo 8:32). Luther übersetzt hier hier"Aber Pharao verhärtete sein Herz auch dieses Mal und ließ das Volk nicht". Wenn wir von der "unteren" Glaubensstufe sprachen, dann meinen wir damit, dass hier der Mensch Pharao mit seinem Handeln im Vordergrund steht. Doch wir sollen ja auch im Glauben wachsen, und dies heißt praktisch, dass wir mehr und mehr erkennen dürfen, dass nicht der Mensch im Vordergrund steht, sondern Gott, dass nicht des Menschen. Wille Gott in irgendeiner Weise aufhalten kann, sondern dass Gott den Menschen benutzt, um Seinen Ratschluss ans Ziel zu führen. Wir haben dieses Glaubenswachstum schon mit "Offenbarungsstufen" verglichen, auf denen der Gläubige hinaufschreiten darf, und je höher er gelangt, umso uneingeschränkter wird seine Rundumsicht - das Menschenwerk verschwindet in der Tiefe, und Gott wird immer herrlicher und größer!

Wie schwer es manchen. Gläubigen fällt, von seinem "Ich" wegzukommen, zeigt leider nur zu oft die Hartnäckigkeit einer Überbewertung des eigenen menschlichen Willens. Der Hinweis auf weiterführende Schriftstellen, wie z.B. unseren Leitvers, wird ignoriert. Hier müssen auch wir, die wir schon etwas höher geführt wurden, lernen, dass keine noch so klugen Menschenworte überzeugen könne, sondern allein Gottes Geist. Dabei muss auch das eigene "höher Geführtsein" nicht als als eigener verdienst, sondern als Gottes Führung gesehen werden.

Wenn wir auf den Offenbarungsstufen die Höhe erreicht haben, wo unser Blick nicht mehr von irdischen Dingen behindert und eingeengt wird, dann werden uns auch all jene Schriftzeugnisse aufleuchten, die uns zuvor gar nicht aufgefallen sind, weil unser Herz dafür noch nicht geöffnet war, wie z.B. unser Leitvers. Wir werden zur Erkenntnis geführt, dass der menschliche Wille letztlich nur Werkzeug Gottes ist, dafür leuchtet Gottes Kraft und Herrlichkeit immer mehr auf.

Schon ganz am Glaubensanfang zeigt Gott Abraham (damals noch Abram) an, dass sein Same in einem fremden Land unter einem fremden Volk wohnen und dienen müsse. Es wird ihm dabei übel und elend ergehen, und dies 400 Jahre lang (1Mo 15:13). Wenn Gott schon so lange im Voraus wusste, was Israel bevorstand, und Er dies alles nicht verhinderte, so muss es in Seinem Vorsatz gelegen haben. Wenn wir dazu in Ps 105:25 lesen: "Er (Jewe) wandte ihr (der Ägypter) Herz, Sein Volk zu hassen, Anschläge zu ersinnen gegen Seine Diener", so hat Gott Selbst die Versklavung in Ägypten festgelegt. Hierbei verkündigt Gott auch von Anfang an den Ausgang: "Der Ich kundtue von Anfang an den Ausgang und von alters, was noch nicht getan; der Ich sage:; Mein gesamter Ratschluss soll bestätigt werden,; und alles, was Mir wohlgefällt, will ich tun" (Jes 46:10). Wie winzig, ja unbedeutend, wird bei solchen Aussagen der menschliche Wille, und wie gewaltig der Seine!

Wenn die Schrift sagt, dass Pharao von "Ihm" erweckt wurde, so dürfen wir hierunter in der Regel ein Erwecken "der Seele" verstehen. Die Seele ist ja der Sitz unseres Bewusstseins, unserer Empfindungen, Gefühle und unseres Begehrens. Bei dem geistlich toten Menschen (wozu ja Pharao zählte) werden diese Eigenschaften vom Fleisch beherrscht. Nicht Pharaos eigener Wille, sondern seine von "Ihm" erweckte Seele wurde das Werkzeug, um Gottes Kraft zur Schau zu stellen.

Gott stellte Seine Kraft zur Schau, indem Er Sein auserwähltes Volk 400 Jahre lang in die Hand eines fremden Volkes gab, wo es geknechtet und geschunden wurde. Damit wird uns wiederum ein göttliches Prinzip vor Augen gestellt, dass Gott Seine Werkzeuge (Seine Auserwählten) nicht nur angenehme Wege führt, sondern auch äußerst leidvolle. Doch das Leid Seiner Auserwählten dient einmal diesen selbst, denn es ist die Schulde der Zubereitung (und Israel musste lernen, seine Götzen abzulegen und allein seinem Gott zu vertrauen)m und letztendlich dient es der Zurschaustellung Seiner Kraft - und wie machtvoll geschah dann nicht nur der Auszug aus Ägypten, sondern auch die lange von Wundern und Zeichen geprägte 40-jährige Wanderung durch die Wüste. Waren es nicht gerade jene Ereignisse, die durch die Jahrhunderte hindurch auch den lauesten Christen im Gedächtnis haften blieben?

Pharao diente Gott als Werkzeug, um mit Seinem Volk Seinen Ratschluss weiterzuführen. Der Widerwirker, von Gott als solcher geschaffen, dient ebenfalls als Gottes Werkzeug, um die ganze Schöpfung in die Widerspenstigkeit, ins Chaos zu stürzen. Gott will auf diesem dunkeln Hintergrund Seine Kraft und Herrlichkeit aufzeigen. Wie undurchsichtig auch Gottes Wege für uns winzige Menschlein erscheinen mögen - eins dürfen wir in tiefstem Glauben festhalten,: sie führen immer in das herrliche Ziel!

Röm 9:18

"Demnach erbarmt Er Sich nun, wessen Er will; aber Er verhärtet auch, wen Er will."

Es gibt machtvolle Geschöpfe innerhalb der unsichtbaren Welt. In Eph 6:12 lesen wir von Fürstlichkeiten, Obrigkeiten, Weltbeherrschern dieser Finsternis, geistlichen Mächten der Bosheit inmitten der Überhimmlischen. Es gibt aber auch auf der Erde Menschen, die viel Macht in ihrer Person vereinen, Pharao ist solche ein Beispiel. Nun hat es Satan verstanden, eine Vielzahl von Menschen so zu beeinflussen, dass sie ihm, den Widerwirker ähnliche schöpferische Macht beimessen, wie Gott Selbst. Das für Gott unehrenhafteste Beispiel: Sie meinen,Satan wurde von Gott zwar als ein Lichtengel geschaffen, hat sich dann aber von sich aus gegen Gott erhoben und ist böse geworden. Im Verlauf der Geschichte ist es ihm dann sogar gelungen, den größten Teil der Menschheit auf seine Seite zu zeihen. In gleicher Weise wird dem Geschöpf "Mensch" die Macht zugesprochen, gegen Gottes willen zu handeln, dem Pharao wird diese Macht zumindest über eine längere Zeit eingeräumt.

Menschen, und hier vor allem. Gläubige, die solches vertreten, haben kaum eine Ahnung von Gottes Größe und Macht. Es ist eine unserer wichtigen Aufgaben, für solche Gläubige im Gebet einzutreten, dass gem. Eph 1:17 "der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe". "Erkannt" werden soll, dass es im gesamten Weltall nur einen einzigen Willen gibt, von dem alles gelenkt und gesteuert wird, der Wille Gottes! Gott bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens; niemand und nichts kann gegen Seinen Ratschluss handeln.

Einst hatt Hiob versucht, Gott in seinen Reden zu tadeln, bis er durch schwere Wege am Ende die Größe Gottes erkennen durfte und sprach: "Ich weiß, dass Du alles vermagst!" (Hi 42:2). "Alles" beinhaltet Gut und Böse, Hoch und Tief, Hell und Dunkel, Erbarmen und Verhärtung. Gott ist Liebe, deshalb sind alle Seine Wege "Liebeswege", auch wenn sie manchmal auf den ersten Blick das Gegenteil zu sein scheinen.

Um Sein Ziel zu erreichen, bedient Sich Gott der Gegensätze. Nichts wirkt auf den Menschen eindrucksvoller als diese. In der Natur kennen wir Tag und Nacht, als hell und dunkel, wir kennen die Bergspitzen und die Täler als hoch und tief, wir kennen die Farbgegensätze von schwarz und weiß. Aber wir kennen auch aus unserer seelischen Gefühlswelt Gegensätze wie Liebe und Hass, Freude und Leid.

Hiob musste auf einem langen und schweren Leidensweg erkennen, das Gott wirklich alles vermag, dass Ihm nie etwas aus der Hand gleiten und nie etwas gegen Seinen Ratschluss geschehen kann. Gott kam mit Hiob auch durch krasse Gegensätze an Sein Ziel. Wir sollen also erkennen, dass Gottes Handeln auch wenn wir es erst einmal nicht verstehen können, immer richtig ist; und "richtig" heißt: Es führt ans Ziel!

An der Person des Pharao lernen wir, dass dieser, ohne es zu wollen, doch den göttlichen Willen ausführen musste. Pharao war das Werkzeug Gottes, um das in der Schule befindliche Volk Israel ein Stück näher an das Ziel zu führen. Das "Verhärten" des Herzens von Pharao war keine willkürliche Handlung Gottes, sondern weise Absicht. Israel muss lernen, sich in allen Lebenslagen auf seinen Gott zu verlassen. Auf das verhärtete Herz des Pharao folgte das Erbarmen Gottes, durch den Auszug aus Ägypten. Auf das später verhärtete und verstockte Israel folgte die Vervollständigung der Körpergemeinde, wie wir später in Röm 11:25 noch sehen werden. So unwahrscheinlich hart uns die Gegensätze auch erscheinen mögen, an Pharao wird uns deutlich gemacht, dass Gott die Gegensätze nicht missbraucht, sondern stets zum Heil benützt!

Welchen Schatz an Glauben tragen wir in uns, wenn wir sagen können: Gott kann wirklich alles tun, was Er will, weil alles Seinem vorgesetzten Ziel dient: Einmal alles zu Seiner Zeit an Sein Herz zu ziehen!

Röm 9:19

"Nun wirst du mir erwidern, Was tadelt Er dann noch? Wer hat denn je Seiner Absicht widerstanden?"

Zwei mögliche Fragen hat Paulus schon aufgeworfen: Ist das Wort Gottes hinfällig geworden? (V. 6); gibt es Ungerechtigkeit bei Gott? (V. 14). Heute behandelt der Apostel eine dritte sich ergebende mögliche Frage: "Was tadelt Er dann noch?"

Wir haben vielleicht alle verstanden, dass Gott durch Gegensätze zum Ziel kommt, dass es Ihm zusteht zu handeln, wie Er will. Die schwere Frage ist jetzt: Wenn Er Menschen als Seine Werkzeuge benutzt, sie dabei, wie z.B. Pharao, verhärtet, der Mensch also im Grunde gar nicht anders kann, warum dann der Tadel? Wir können die Frage auch anders formulieren: Wenn der Mensch schon keinen freien Willen hat, wenn er in jedem Fall das tun muss, was Gottes Absicht ist, warum spricht Gottes Wort dann von Sünde, von Verurteilung und Gericht?

Wir können jetzt wieder einmal ganz an den Anfang der Menschheit gehen, zu Adam und Eva. Wenn es Gottes Absicht war, sie durch den baum der Erkenntnis in Ungehorsam zu führen, warum dann Gottes Vorwurf an das Menschenpaar, warum die Strafandrohung der Trübsal und des Seufzens in der Schwangerschaft des Weibes, warum die Verfluchung des Bodens und letztlich die Ausweisung aus dem Garten Eden? Also wiederum: Warum dann Sünde, Verurteilung und Gericht?

Wir wollen uns hier gerne erinnern lassen, dass Paulus diese Frage erste einmal seinem Volk Israel stellt, doch ist sie auch für uns durchaus denkbar. Bevor wir in den kommenden Versen die Antwort Pauli an sein Volk hören, sei hier vorab zu uns gesagt: Gott hat auf alle menschlichen Fragen nur eine einzige Antwort: Christus Jesus, der Sohn Seiner Liebe! In Ihm finden wir immer die richtige Antwort auf unsere Fragen, auch auf die heute aktuelle. Er, der Sohn war es, der die Sünde Adams auf Sich nahm, auf Ihm ruhte der Fluch und die gerichtsmäßige Verurteilung. Alles was uns Menschen betriff, führt hin zu Christus, Er spricht: "Ich bin das Alpha und das Omega, der erste und der Letztem der Ursprung und die Vollendung" (Offb 22:13).

Röm 9:20-21

"O Mensch, in der Tat, wer bist denn du, Gott gegenüber eine solche Antwort zu geben? Das Gebilde wird doch nicht dem Bildner erwidern: Warum hast Du mich so gemacht? - Hat der Töpfer nicht Vollmacht über den Ton, aus derselben Knetmasse das eine Gefäß zur Ehre und das andere zur Unehre zu machen?"

Warum tadelt Gott einen Menschen, den Er so geschaffen hat? Unsere Antwort ist: "Christus Jesus!" Als Glieder am Körper des Christus ist uns durch die Enthüllungen des Paulus ein wesentlich weitreichenderer Blick gegeben als Israel. Israels Aufgabe beschränkt sich auf die Erde, unser Aufgaben gebiet umfasst die ganze Weite des Alls. Wenn wir, die wir vielleicht ganz nahe am Abschluss unserer irdischen Zubereitung stehen, erkennen dürfen, dass Gottes Tadel an dem Menschen immer in "dem einen Menschen Jesus Christus" seine zutiefst bewegende Antwort findet, weil Er letztendlich damit Seine Liebe und Sein Erbarmen zur Schau stellt, so lehnt Israel heute ja noch zum größten Teil Jesus als "Sohn Gottes" ab; Israel wartet auf keinen Märtyrer, sondern auf seinen König in Kraft und Herrlichkeit. Pauli Antwort an Israel trägt dieser Tatsache Rechnung. Seine Antwort ist zweiteilig.

Die erste Antwort umfasst unsere beiden Leitverse. Paulus stellt am Bild eines Handwerkers klar, dass dieser mit seinem Werkstoff machen kann, was er will und wie er es will. Er weist sein Volk zuerst einsam auf die absolute Souveränität Gottes hin, der ds Geschöpf so schafft, wie es Ihm beliebt! Und kein Geschöpf hat jemals die Berechtigung, den Schöpfer zur Rede zu stellen oder Ihm gar Vorwürfe zu machen.Selbst wenn die Werke des Schöpfers sehr gegensätzlich sind (das eine zur Ehre, das andere zur Unehre), besteht daraus noch lange kein Recht zum Hinterfragen oder zur Anklage. Gerade Israel hat ja im Verlauf seiner dramatischen Geschichte immer wieder erleben dürfen, dass sein Gott ein "Gott des Erbarmens" ist, dass Er immer einen guten Ausgang geschaffen hat, selbst wenn es für das Volk hoffnungslos aussah.

Es ist der bedingungslose Glaube an seinen Gott, den Paulus von seinem Volk einfordert. Es ist der Glaube, der nicht an menschlichen Denkvorgängen hängenbleibt, und diese zum Maßstab menschlichen Urteils macht, sondern das kindliche Vertrauen - ohne "Wenn und Aber".

Röm 9:22

"Wie aber, wenn Gott (willens, Seinen Zorn zur Schau zu stellen und bekannt zu machen, was Er vermag) die dem Untergang angepassten Gefäße des Zorns mit viel Geduld trägt,"

Paulus kommt zum zweiten Teil seiner Antwort an Israel. Dabei verweist er sein Volk zuerst einmal an die Nationen. In Röm 1:18-20 lasen wir, dass die Menschen wegen ihrer Unfrömmigkeit und Ungerechtigkeit unentschuldbar sind, der Zorn Gottes wird vom Himmel her über sie enthüllt. Allerdings trifft der Zorn Gottes nur den kleinsten Teil dieser Menschen, und z war diejenigen, die nach unserer Entrückung noch auf der Erde sind (der größte Teil ist ja schon längst verstorben).

Mit dem Hinweis auf die Nationen beantwortet Paulus aber nicht nur die Frage des Tadels, sondern bereitet gleichzeitig sein Volk auf einen bervorstehenden schweren Weg vor. Dabei weist der Apostel. zuerst auf die schwer zu fassende Tatsache hin

a) dass Gott auch "Zorn" in Sich trägt, und weiter,
b) diesen Zorn sogar (vor der gesamten Schöpfung) zur Schau stellt und
c) dass Er durch Seinen Zorn bekanntmachen wird, "was Er vermag".

Der menschliche Zorn ist zumeist ein Zeichen von Unbeherrschtheit und Erregbarkeit, der Grund kann vielfältiger Art sein. In Spr 12:16 lesen wir (nach Luther): "Ein Narr zeigt seinen Zorn alsbald", und Pred 7:9 schreibt: "Sei nicht vorschnell in deinem Geist zum Zorn, denn der Zorn ruht im Busen des Toren". Und noch ein Wort aus Spr 27:3: "Schwer ist der Stein, und der Sand ist eine Last. Aber der Zorn des Narren ist schwere als beide". Aber der menschliche Zorn ist nicht nur ein Zeichen der Narren, er richtet auch furchtbares Unheil an. Dies war schon in der frühesten Menschheitsgeschichte bei Kain der Fall, der, wie wir wissen, im Zorn seinen Bruder Abel erschlug.

Da kein Mensch frei von Zorn ist, fordert Paulus gerade uns auf: "Nun aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Grimm, übles Wesen, Lästerung, Schimpfworte aus eurem Mund" (Kol 3:8)., was aber nur in der Folge des "mit Ihm zusammen Gestorbenseins" möglich ist!

Bevor wir zum "göttlichen Zorn" kommen, sei noch angemerkt, dass es in seltenen Fällen bei den Menschen einen von Gott gewirkten Zorn geben kann, wobei wir an erster Stelle an die Erdenzeit unseres Herrn Selbst denken. Über Ihn lesen wir in Mk 3:5: "Dann blickte Er sie ringsumher mit Zorn an, betrübt über die Verstockung ihres Herzens". Sein Zorn war in diesem Fall keine Unbeherrschtheit oder Torheit, sondern entsprang der Betrübnis Seines Herzens.

Auch Mose ergrimmte in seinem Zorn gegen das abtrünnige Volk, welches durch seine lange Abwesenheit durch Unglauben gedachte, sich einen neuen Gott zu machen. und dazu das goldene Kalb aufrichtet. Als er in diesem Zorn die Gesetzestafeln zertrümmerte und unter den Götzenanbetern ein Blutbad anrichtet, lesen wir nirgends, dass Gott ihn deswegen getadelt hätte. Sein Zorn war offensichtlich "gottgemäß". Als Mose später eigenmächtig, anstatt mit dem Felsen zu reden, diesen in "scheinbar gerechtem" Zorn schlug und dabei den Zweifel aussprach, ob dem undankbaren Volk daraus Wasser zufließen sollte, versündigte er sich. Sein Zorn war hier nicht gottgemäß, er musste dafür Gottes Strafe über sich ergehen lassen. Wir sehen, dass es einerseits im seltenen Fall wie bei Mose einen durchaus von Gott bewirkten, aber andererseits auch einen eigenmächtigen Zorn geben kann. An Israel gerichtet sagt Jakobus: "Jeder Mensch sei schnell zum Hören bereit, säumig zum Sprechen, säumig zum Zorn" (Jak 1:19). An die Körperschaft Christi gerichtet schreibt Paulus: "Zürnet ihr und sündigt nicht dabei?" (Eph 4:26), und "Alles an Bitterkeit, Grimm und Zorn ... sei von euch genommen" (Eph 4:31).

Es ist Gott allein vorbehalten, in Seinem Zorn gerecht und völlig in der Liebe zu bleiben. Dies muss dort mit Nachtdruck gesagt werden, wo der Mensch den göttlichen Zorn (in seiner beschränkten menschlichen Sicht) anklagt und als Unrecht empfindet.

Wir Menschen begehen oft den Fehler, dass wir kleinste Bruchteile der Wege Gottes so verstehen, als wären sie charakteristisch für den gesamten Heilsweg Gottes. Wenn das geschriebene Wort auch vom Zorn Gottes redet, dann heißt das ja noch lange nicht, dass Gottes Wesen Zorn beinhaltet, sondern vielmehr, dass Gott auch innere Regungen wie Zorn äußern kann, der sich aber grundlegend von dem der Menschen unterscheidet!

Gottes Zorn ist nicht nur gerecht und in der Liebe, er dient auch Seinem vorgesetzten Ziel. Dazu muss ihn Gott aber "zur Schau stellen", um an diesem bekannt zu machen, was Er vermag. Um dies fassbar zu machen, muss Paulus die Blicke seines Volkes erst einmal auf die Nationen lenken - hier führt Gott vor, wie Er die dem Untergang angepassten Gefäße des Zorns mit viel Geduld trägt. Wir erinnern nochmals an die in Röm 1:18 ff angeführte Menschheit. Gott hätte sie doch, wie zur Zeit Noahs, allesamt ausrotten können. Und doch trug und trägt Er sie immer noch mit viel Geduld! Er zwischen unserer Entrückung und dem Beginn des Königreiches auf eRden, in jenen bekannten sieben Jahren, wird Sein Zorn in. ungeahntem Ausmaß sichtbar und verheerend. Doch trifft Er dann, wie schon erwähnt, nur den geringsten Teil der schuldigen Menschheit, nämlich jene, die zu diesem Zeitpunkt noch am Leben sind.

Was möchte Gott bekanntmachen? Schon bei Pharao lasen wir, dass Gott an ihm Seine Kraft zur Schau stellt (Röm 1:17). Nicht anders ist es bei den Gefäßen des Untergangs (wobei "Untergang" immer als "Gericht" zu sehen ist, in diesem Fall das Gericht vor dem großen weißen Thron). Sein Zorn gilt der Sünde, Seine Liebe gilt dem Sünder. Wie groß und herrlich wird sich Gottes Kraft erzeigen, wenn er auch den letzten Sünder aus Tod und Finsternis zum Leben auferstehen lässt. Hier wird das ganze Ausmaß Seines Erbarmens für das gesamte All sichtbar. Gottes Zorn ist ein Mittel, um mit den Gefäßen des Untergangs ans Ziel zu kommen und damit kundzutun, was Er vermag!

Röm 9:23

"um zugleich den Reichtum Seiner Herrlichkeit an den Gefäßen des Erbarmens bekannt zu machen, die Er zur Herrlichkeit vorher bereitet hat"

Die beiden Anfangsworte "um zugleich" umschließen die Gefäße des Zorns wie auch jene des Erbarmens, was uns zeigt, dass es nichts gibt, was Gott nicht dienlich wäre, auch wenn es zu Anfang krasse Gegensätze sind.

Wir sahen in den zurückliegenden Versen über die nationalen Grenzen Israels hinaus, dass Gottes Zorn ja nicht nur Israel trifft. Doch wir wollen nicht vergessen, dass Israel im Mittelpunkt steht. Auch dieses Volk befindet sich als Tonklumpen in der Hand des Töpfers, und auch aus ihm entstanden und entstehen zweierlei Arten von Gefäßen, wie die Geschichte Israels aufweist. Immer wieder erleben wir Gottes Zorn, aber auch Gottes Erbarmen an Seinem Volk. Dabei profitieren die dem Untergang angepassten Gefäße des Zorns ja immer auch von dem Erbarmen, das Gott mit den anderen Gefäßen hat. Doch an der Geduld mit den Gefäßen des Zorns erzeigt sich in wunderbarer Weise zugleich auch der Reichtum Seiner Herrlichkeit an jenen Gefäßen, die Er zur Herrlichkeit vorher bereitet hat.

Wir wissen alle um die herrlichen irdischen Verheißungen des AT, das Volk Israel betreffend. Fast alle Propheten beschreiben sie in den schönsten Farben. Gott wird Sich vor allen Nationen an Seinem Volk herrlich erzeigen, ja Er wird diese zum Haupt über alle Nationen machen. Doch auch hier ist die Hand des Töpfers entscheidend, welche Er dem Untergang (= Gericht vor dem großen weißen Thron) anpasst und welche Er als Gefäße des Erbarmens vorher bereitet. Dabei müssen wir bei den Letzteren nochmals einen Schnitt erkennen, denn Gott hat einen (größeren ) Teil zur Herrlichkeit in seinem irdischen Königreich vorher bereitet und einen kleinen Zeil (wozu Paulus gehört) der Körpergemeinde Christi Jesu zugeordnet. Dabei steht fest: Für beide Gruppen hat Gott den unvorstellbaren Reichtum Seiner Herrlichkeit bereitgestellt, und beide Gruppen sind auch Schausteller dieser Herrlichkeit, die einen auf der Erde, die anderen in den überhimmlischen Räumen.

Es macht vielen Gläubigen große Mühe, die gestern zuletzt noch angeführte Teilung zwischen den Gefäßen des Erbarmens, Israel betreffend, zu machen, an denen Gott den Reichtum Seiner Herrlichkeit bekannt machen möchte. Eine mögliche Ursache ist darin. zu sehen, dass immer nur von der Herrlichkeit "im Himmel" gesprochen wurde, die Herrlichkeit auf der Erde, wie sie im kommenden irdischen Königreich verheißen ist, wurde übersehen. Aus diesem Mangel heraus konnte sich auch bis heute die Sekte der "Zeugen Jehovas" über Wasser halten, welche gerade dieses irdische Königreich zu ihrem Steckenpferd machte.

Aber bedeutet es für einen Menschen nicht höchstes Glück, wenn ihm verheißen wird, in einem Land zu wohnen, in welchem Milch und Honig fließen, welches ein Kleinod unter allen Lande, ja welches sogar der Mittelpunkt der Erde ist (siehe Hes 20:6 und Hes 38:12)? Vierzig Tage lang belehrte der auferstandene Herr Seine auserwählten Apostel über dieses zukünftige irdische Königreich (Apg 1:1-4). Gerade sie sollen ja darin eine zentrale Rolle spielen. Es ist ein schwerer Fehler, wenn wir gerade diese führenden Apostel Israels dem kommenden Königreich wegnehmen und der Körpergemeinde Christi zuordnen. Diese werden vielmehr auf der Erde unter ihrem Messias größtes Glück und größte Freude erleben und mit dem übrigen Volk das verheißene königliche Priestertum und eine heilige Nation sein (2Mo 19:6). Hier gilt also erst einmal dasWort unseres Leitverses, und wir dürfen sicher sein, dass der Gott Israels an Seinem Volk den Reichtum sEiner Herrlichkeit in schönsten Farben aufleuchten lassen wird.

Hüten wir uns also davor, Israel wegzunehmen, was ihm verheißen ist, und es uns als "das Unsere" einzuverleiben. fReuen wir uns vielmehr heute schon, dass Gott Sich an Seinem Volk herrlich erweisen wird, weil Er auch Sein Volk zur Herrlichkeit vorher bereitet hat.

Röm 9:24

"... uns, die Er auch beruft, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Nationen."

Mit dem Gedankenstrich am Anfang unseres Leitverses wird uns signalisiert, dass jetzt eine Einschiebung folgt. Mit den Worten "uns, die Er auch beruft" bezieht sich Paulus nichtm ehr ausschließlich auf Israel, sondern bringt für seinejüdischen Zuhörer sicher etwas dortmals Ungeheuerliches ins Spiel: Auch aus den Nationen gibt es "Berufene"!

Es wird hier nirgends gesagt, dass Gott eine bisherige Berufung aufhebe, und eine neue ins Leben ruft, sondern dass neben der bestehenden Berufung Israels eine zusätzliche aus Israeliten und Nationen besteht, zu welcher sich auch Paulus mit dem Wort "uns" zählt. Und diese Berufenen gehören im weitesten Sinn ja auch zu den Gefäßen Seiner Barmherzigkeit, wenn auch in einer anderen Verwaltung nämlich "der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade".

Gemeinsam haben beide Gruppen, dass sie ein und demselben Herrn haben, und dass sie an derselben Aufgabe, nämlich der Aufhauptung des Alls, als Werkzeug Gottes eingesetzt werden. Unterschiedlich hingegen ist das Aufgabengebiet, es umfasst für die dem Königreich zugeordneten Israeliten "die Erde", für die Körperglieder des Christus aus allen Nationen "das in den Himmeln" (gem. Eph 1:10).

Auch im Hinblick auf die Nationen muss Israel lernen, dass der Töpfer entscheidet und nicht Seine Gefäße. Vor allem aber muss Israel noch lernen, dass auch seine "Berufung" nie einen Eigenzweck dient, der egoistisch gegen alle anderen Nationen abgeschirmt werden muss, sondern gerade dem Wohl aller übrigen Nationen dienen soll.

Wie sehr hat uns doch unser Gott und Vater geadelt, indem Er gerade aus uns Menschen Seine Werkzeuge aussucht und an uns Seinen Reichtum der Herrlichkeit zur Schau stellen wird!

Das Zeugnis der Propheten

Röm 9:25

"Wie Er auch in Hosea sagt: Was nicht Mein Volk war, werde Ich 'Mein Volk' heißen, und die Nichtgeliebten werde Ich 'Geliebte' nennen."

Im weiteren Verlauf unseres Textwortes zitiert Paulus die Propheten Hosea und Jesaja, es geht also wieder ausschließlich um Israels Geschichte in der Vergangenheit und Zukunft.

Unser Leitvers wird für solche Gläubige, die keine Unterscheidung zwischen den beiden Heilsträgern Israel und Körpergemeinde machen, eine Versuchung darstellen, in ihm fälschlicherweise die Körpergemeinde sehen. Doch nirgendwo in den Briefen des Paulus und nur in diesen wird ja die Körpergemeinde als ein Geheimnis enthüllt und beschrieben) finden wir für die Körperglieder die Bezeichnung "Mein Volk"; diese Anrede ist allein Israel vorbehalten.

Hoseas Auftrag war, die Untreue Israels bloßzustellen, das Leiden Gottes über dieses Verhalten aufzuzeigen, aber auch Seine nie aufhörende Liebe darzustellen. Dabei ist zu beachten, dass zu jener Zeit das Gesamtvolk schon in das Nordreich "Israel" und das Südreich "Juda" geteilt war. Mit dem Namen "Israel" werden also bei Hosea nur die zehn Stämme des Nordreiches angesprochen, im anderen Fall spricht er von "Juda".

Hoseas Auftrag war, die Untreue Israels bloßzustellen, das Leiden Gottes über dieses Verhalten aufzuzeigen, aber auch Seine nie aufhörende Liebe darzustellen. Dabei ist zu beachten, dass zu. jener Zeit das Gesamtvolk schon in das Nordreich "Israel" und das Südreich "Juda" geteilt war. Mit dem Namen "Israel" werden also bei Hosea nur die zehn Stämme des Nordreiches angesprochen, im anderen Fall spricht er von "Juda".

Es ist schon in Hos 1 interessant, wie Hosea von Gott geführt wurde. ER musste eine Hure heiraten, seine Ehe wurde damit das Zeichen für Israels Untreue und die aus dieser Verbindung entstandenen Kinder trugen symbolische Namen, die eine Botschaft an Israel darstellte, wobei "Lo-Ami" (Wörtlich: nicht mein Volk) das verworfene Nordreich Israel darstellt. Zurückschauend hat sich Israel tatsächlich so weit von Gott entfernt, dass es von Gott verstoßen wurde (siehe Jer 2:5; Hes 14:5). Schuld war die Hurerei mit anderen Göttern. Doch über all diesem Übel steht die wunderbare Verheißung der Wiederannahme des Volkes. Und dies ist wieder eine der so trostreichen und zusprechenden Wahrheiten in Gottes Wort: Dort, wo Finsternis angekündigt und verhängt wird, ist gleichzeitig Ankündigung von Licht und Hoffnung!

Röm 9:26

"Und es wird so sein: An dem Ort, wo man ihnen angesagt hatte, Ihr seid nicht Mein Volk, dort wird man sie 'Söhne des lebendigen Gottes' heißen."

Es ist ein göttliches Prinzip, dass alles, was Gott scheinbar von Sich weist, in einem großen Kreis wieder zu Ihm zurückkehrt, allerdings in einem geläuterten Zustand. Der Kreisbogen, der zuerst von Ihm wegführt, sind Seine Erziehungs- aber auch Gerichtswege.

Israel wird von Gott in ganz besonderer Weise in die Schule genommen. "Auserwählung" bedeutet ja nicht nur Bevorzugung zur Herrlichkeit, sondern auch vermehrt Strenge in der Ausbildung. Und wie schwer tut sich Israel bis zum heutigen Tag! Doch Paulus weist sein Volk auf die tröstenden Worte des Propheten Hosea (Hos 2:1) hin.

Gott wird am selben Ort, wo Lo-Ami nicht mehr Sein Volk heißt, Sein Wort umkehren und dieses wieder "Sein Volk'" heißen, ja mehr noch: Aus Nichtgeliebten werden wieder "Geliebte", ja sogar "Söhne des lebendigen Gottes".

Es mag uns ungewohnt erscheinen, dass nicht nur wir, die Körperglieder, den Sohnesstand erhalten, sondern dass dieser auch Israel verliehen ist. Schon in Röm 9:4 stellte Paulus klar, dass seinem Volk zuerst einmal der Sohnesstand gehört. In Röm 8:14 lasen wir ein Merkmal des Sohnesstandes: "Alle, die vom Geist Gottes geführt werden, diese sind Söhne Gottes". Der Nachdruck liegt auf dem Geist, er steht an erster Stelle. Und selbstverständlich wird auch jenes Israel, das in das kommende Königreich eingehen wird, vom Geist geführt werden, was ihn Jesus schon in Apg 1:5 vorhersagte und wie dieser als Angeld auf das Königreich an Pfingsten den Jüngern Jesu gegeben wurde (Apg 2:1 ff).

Israel hat seine Aufgabe, nämlich Gottes Herrlichkeit auf Erden darzustellen noch nicht erfüllt. Statt dessen ruft Gott aus allen Nationen Menschen heraus, denen Er den Sohnesstand verleiht, und diese Herausrufung dauert so lange, bis man Israel an dem Ort, wo es verworfen wurde, "Söhne des lebendigen Gottes" heißen wird.

Röm 9:27

"Jesaja aber ruft laut über Israel aus: "Wenn auch die Zahl der Söhne Israels wie Sand am Meer wäre, so wird doch nur der Überrest gerettet werden;"

Nach dem Propheten Hosea führt Paulus Jesaja (Jes 10:22-23) an. Seine erste Aussage gründet auf 1Mo 22:15-18. Nachdem Abraham die Bereitschaft, seinen Sohn Isaak zu opfern, gezeigt hatte, verhieß ihm Ieue, dass sein Same vermehrt wer de wie die Sterne der Himmel und wie der Sand der da ist auf dem Meeresgestade. Nach der Ankündigung an Abraham bezeugt der Hebräerbrief (Hebr 11:12) später die Erfüllung: "Darum sind auch von einem, und dies von einem bereits Abgestorbenen, Kinder gezeugt worden, so viele, wie die Gestirne des Himmels an Menge und wie der unzählbare Sand am Ufer des Meeres."

Nun kann man sich darüber streiten, dass es mit Sicherheit mehr Sterne am Himmel und mehr Sandkörnchen an den Meeren gibt, als jemals Menschen insgesamt auf dieser Erde gelebt haben. Rechnerisch gesehen wäre die Aussage des Hebräerbriefes gar nicht erfüllbar. Gottes Wort benützt die Sterne und den Sand also nur als ein Bild, um die große Zahl zu illustrieren. Jesaja trägt diesem Bild Rechnung, indem er die Aussage dahingehend relativiert: "Wenn auch die Zahl der Söhne Israels wie der Sand am Meer wäre ..", und setzt gleichzeitig den Schwerpunkt nicht mehr auf die große Zahl, sondern auf den "Überrest", der gerettet wird.

"Gerettet" wird man normalerweise aus einer Gefahr. Zwar war das Volk Israel schon immer von Gefahren durch seine Feinde umgeben und ist es, sichtbar für uns alle, heute noch. Doch die ganz große Gefahr, in die das Volk hineinkommt, steht noch bevor. Jesaja weist mit seiner Prophezeiung auf die große Abrechnung Gottes mit Seinem abtrünnigen Volk hin, die vor der Aufrichtung des messianischen Königreiches stattfindet. Wir finden sie in der Offenbarung des Johannes. Allerdings enthüllt Gott Seinen Zorn dort nur über die noch lebenden Israeliten, aber auch über die übrigen Menschen, wie es in Röm 1:18 angekündigt ist. Die Wiederannahme als "Söhne Gottes" trifft also nicht das ganze Volk, sondern nur den geretteten Überrest, sowie all jene, die in diesem Königreich aus den Toten auferweckt werden.

Die etwas veränderte Aussage Jesajas könnte lauten: Israel mag noch so zahlreich sein, in den tagen des Zorns Gottes wird nur ein Überrest des Volkes gerettet, der dann auch in das messianische Königreich eintritt. Der Zorn Gottes wird uns ausführlich in der Offenbarung des Johannes beschrieben, aber auch die Propheten des AT weisen auf diese kommende Zeit der Drangsal für Israel hin, wobei jeder Prophet seine eigene Sicht darlegt. Daniel beschreibt diese Drangsal als eine, wie n och keine war, seitdem Israel als Volk besteht (siehe Dan 12:1). Im NT macht Johannes der Täufer die erste Ankündigung des Zornes Gottes und des damit verbundenen GEeichtes über Israel. Furchtlos sagte er den nicht umsinnenden geistlichen Führern des Volkes, dass sie diesem zukünftigen Zorn nicht entrinnen werden (Mt 3:7). Er stell dieses Gericht als eine Ernte dar, bei welcher das Getreide (die Gerechten) in Gottes Scheune eingesammelt, die Spreu (die Bösen) hingegen von Ihm mit unauslöschlichem Feuer verbrannt werden (Mt 3:12). Wir sehen wie auch Johannes ganz im Sinne der Propheten von diesem Zorngericht spricht (wobei das "unauslöschliche" Feuer nicht den Sinn von "nie mehr löschbar" hat, sondern den klaren Sinn, dass es nur während der von Gott bestimmten Zeit des Zorns unauslöschlich brennen wird!)

Das in den Tagen des Zorns lebende Volk Israel wird durch die Nationen furchtbar leiden müssen, denn diese werden die heilige Stadt Jerusalem zweiundvierzig Monate treffen (Offb 11:1-2). Nach Offb 17:6-17 werden sie das Volk, das untreue Weib, wie ein wildes Tier zerfleischen und mit Feuer verbrennen. Ee wird die größte und schlimmste Verfolgung sein, die Israel je erlebt hat. Und zu welcher Brutalität auch heute immer noch Mitteleuropäer fähig sind, zeigte der jüngste Krieg in Jugoslawien. Doch Gott wird einen "Überrest" durch diese schweren Tage hindurch retten, wir denken hier zuerst einmal an jene 144 000 Versiegelten aus Offb 7:4 ff. "Versiegelt" bedeutet, sie sind für den fein unantastbar. Weiter lesen wir in Offb 7:9 von "einer zahlreichen gemischten Schar". Die alle gehören zu dem Überrest, der gemäß unserem Leitvers gerettet wird.

Röm 9:28

"denn abschließend und ab kürzend wird der Herr auf Erden Abrechnung halten."

Auf dem Ölberg sitzend gab Jesus Seinen Jüngern eine detaillierte Beschreibung jener Drangsal. Dabei äußerte Er Sich ähnlich wie Jesaja,: "Denn dann wird eine derartig große Drangsal sein, wie sie seit Anfang der Welt bis nun noch nicht g ewesen ist, noch je sein wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt wären, so würde keinerlei Fleisch gerettet werden; jedoch um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden, so würde keinerlei Fleisch gerettet werden; jedoch um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden" (Mt 24:21-22).

Der Zorn Gottes, der ja nichts anderes als Gericht ist, hat, wie alles von Gott Gewirkte, einen ganz bestimmten Zweck auch in Bezug auf Sein Volk. Eine genaue Angabe macht einer der zwei Boten, welche Daniel sah (Dan 12:5-6). Auf die Frage des Einen: Bis wann ist das Ende der Wunder, von denen du sprichst?" antwortete ihm der andere mit einer Zeitangabe und dem so bedeutungsvollen Nachsatz: "... und wenn die Zertrümmerung der Hand des heiligen Volkes vollbracht sein wird, dann werden alle diese Dinge vollendet sein" (Dan 12:7). Es war dieses Volkes eigene und nicht von Gott kommende Kraft, die sich dauernd in Wideirspenstigkeit gegen Ihn äußerte. Darum musste Gott sie abtun, wie einst bei ihrem Vater Jakob, dort am Jabok (1Mo 32:22-32).

Die Gericht der großen Drangsal zeigen ergreifend, mit welcher Wucht Gott auf Sein Volk einschlagen muss, bis dieses gelernt hat!

Doch diese schweren Gerichte zeigen auch, dass Gott in Seinem Zorn wohl zeitweise schonungslos, aber nie ziellos eingreift. Er beseitigt mit seinen Gerichten Hindernisse, was der Zurechtbringung dient.

Tröstend wird in jener Zeit auch sein, dass Gott Seine Abrechnung verkürzt. Schon der Psalmist schreibt: "Denn eine kleine Weile nur dauert Sein Zorn, doch lebenslang währt Seine Gunst" (Ps 30:6). An dieses Wort dürfen sich jene Israeliten klammern, die in jener Zeit auf das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel warten, dass Er Sich mit Macht und großer Herrlichkeit erzeige (Mt 24:30).

Röm 9:29

"So wie Jesaja auch vorher angesagt hatte: Wenn nicht der Herr Zebaoth uns Samen übrigließe, wären wir wie Sodom geworden und hätten Gomorra geglichen."

Die Zeit des Zornes Gottes, die sich uns als die "Verwaltung des Gerichts" darstellt, muss beim Hause Gottes anfangen (1Petr 4:17). Es beginnt mit den Gemeinden aus Israel, die wir aus Offb 2 und 3 kennen und endet mit Israel in den sieben letzten Plagen und dem Geschick Babylons. Satan wird aus seiner himmlischen Behausung verstoßen und verführt alle Welt dazu, den Antichristen anzubeten, Donner, Blitz, Hagel und Erdbeben begleiten die furchtbaren Gerichte, welche den Schauplatz für das irdische Königreich zubereiten. Dies ist der Hintergrund zu Jesajas zweitem Zitat.

Die Verführung Satans wird so umfassend sein, dass Zustände wie Sodom und Gomorra eintreten werden.

Einst flehte Abraham zu seinem Gott, Er möge die zwei dem Untergang geweihten Städte u m der Gerechten willen verschonen. Von 50 Gerechten ließ sich Gott auf zehn herunterhandeln, doch auch diese zehn fand Abraham nicht. Es war sicherlich sehr edel von Abraham, in dieser Weise Fürbitte zu tun, aber sie erwies seinen mangelhaften Einblick in Gottes Pläne. Wir selbst sollten klarer als Abraham erkennen, ist uns doch Gottes Wort in seinem Vollmaß enthüllt worden. Wir dürfen also erkennen, dass damals wie heute diejenigen, welche Gott verschonen möchte, von Ihm herausgerufen werden! Wir können die drohenden Gerichte dieser Welt nicht abwenden, ganz gleich wie viel wir Fürbitte tun, aber wir dürfen wissen, dass Gott die Ihm gehörenden stets auf Seine Weise retten wird.

Abraham dachte, es würden sich doch zehn Gerechte finden, tatsächlich waren es nur vier, "Lot und die Seinen", die um ihrer verhältnismäßigen Gerechtigkeit willen errettet wurden. Sie wurden dann fast gewaltsam aus dem verfluchten Ort herausgeführt. Dies ist Gottes Rettungsmethode während der Äonen. Beim Abschluss derselben werden dann alle gerettet, wie es uns 1Tim 2:4 ankündigt.

Abraham irrte, wie wir gestern sahen, weil er zu wenig über Gottes Endziel wusste. Er meinte, eine kleine Minderheit von Gerechten könne die Masse der Ungerechten retten. Die Lektion, die das Gericht über Sodom und Gomorra lehrte, war vor allem für das Volk Israel bestimmt. Es sollte auf dem Weg seines Gottes bleiben. Es gab ja innerhalb Israels alle Zeit hindurch stets einen verhältnismäßig gerechten Überrest. Sogar in den Tagen Elias gab es einen Überrest von Siebentausend, obwohl dieser Prophet meinte, er wäre der Einzige.

Wir sehen immer wieder einen göttlichen Grundsatz:; Rettung erfolgt nie durch Minder- oder Mehrheiten, sondern allein durch Gott. Viele Jünger folgten ihrem Herrn auf Erden nach, und in der pfingstlichen Nachperiode stieg ihre Zahl auf viele Tausend, doch sie alle konnten ihr Volk nicht retten, es wurde vielmehr beiseite gestellt. Erst wenn für Gott der Zeitpunkt gekommen ist, wird Er Sein Volk, und letztlich auch die gesamte Menschheit retten.

Selbst Sodom und Gomorra kehren dann wieder in ihren früheren Stand zurück, der Herr wird ihre Gefangenschaft wenden (Hes 16:53-55), wobei wir gerade an diesem Schriftwort sehr schön erkennen könne, dass die beiden sündhaften Städte bildlich auf Israel deuten.

Es ist immer wieder das göttliche Erbarmen, welches in den Vordergrund gerückt wird und an dem auch wir uns zutiefst erfreuen dürfen. Gott ist aber nicht nur reich an Erbarmen ums Seiner vielen Liebe willen, mit der Er uns liebt (Eph 2:4), Er rettet auch nach Seiner Barmherzigkeit (Tit 3:5).

"Gott aber sei Dank" durfte schon Jesaja sagen, weil Gott Samen übrig ließ, was auf den bereits genannten Überrest von Offb 7:2-10 hinweist; ab err über Jesaja hinaus wissen wir um das Erbarmen Gottes auch über die Bewohner der beiden Städte, was auf ein Erbarmen über das ganze Volk Israel hinweist.

Röm 9:30

"Was wollen wir nun vorbringen? Dass die Nationen, die nicht der Gerechtigkeit nachjagten, Gerechtigkeit ergriffen haben, nämlich die Gerechtigkeit aus Glauben."

Zurückblickend ging es ja um die Frage der göttlichen Auswahl. Ist es ungerecht bei Gott, wenn Er Seine Gefäße so formt, wie Er will? In vielen Versen handelte Paulus die absolute Souveräntät Gottes beim Formen Seines Volkes ab. Jetzt kommt er zu einer weiteren Frage, Er muss sein Volk Israel den Nationen gegenüberstellen, und dazu bedarf es wieder einer gründlichen Auseinandersetzung.

Über all die vielen Jahrhunderte hinweg, in welchen Israel sich als Gottes Bundesvolk auserwählt wusste, war von den Nationen wenig die Rede. Das Volk hütet seine Auserwählung in kindlich egoistischer Weise, Gott war ihrer Meinung nach ausschließlich der Gott Israels. Bestärkt wurde diese Annahme selbst noch durch den fleischgewordenen Sohn Gottes, der von sich sagte: "Ich wurde lediglich zu den verlorenen Schafen vom Haus Israel gesandt" (Mt 15:24); und noch Seinen Jünger befahl Jesus: "Geht nicht auf den Weg zu den Nationen hin und geht nicht in eine Stadt der Samariter hinein! Geht vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel" (Mt 10:5-6). Wenn wir jetzt hierzu noch Vers 7 lesen, erfahren wir den Grund dieser Aussagen: ""Wo ihr geht, da heroldet: das Königreich der Himmel hat sich genaht!" Es ging also in jener Zeit (und auch in allen Zeiten zuvor), wie schon von Johannes dem Täufer angekündigt, um das Königreich der Himmel (wobei die Bezeichnung "Der Himmel" nicht den Ort des Königreiches angibt, sondern die Herkunft. Es kommt aus dem Himmel auf die Erde, gleich dem Messias). Nun musste Israel erfahren und lernen, dass Gott auch ein Gott der Nationen, also aller Menschen, ist und das Königreich auch für diese Platz hat - Israel muss plötzlich teilen! Und wie schwer dies fiel, sehen wir an dem Beispiel der Petrus. Es brauchte eine Zeit, bis es bereit war, das Haus eines römischen Hauptmannes überhaupt zu betreten (siehe Apg 10:1 ff).

Wir Auserwählten Gottes, egal ob Königreichs- oder Körpergemeinde, müssen einfach lernen, nicht alles für uns allein zu beanspruchen, sondern auch für andere loszulassen. Und diese Lektion ist besonders für das Volk Israel sehr schwer.

Man muss sich in die Sicht und Denkweise eines Israeliten hinein vertiefen: Seit der Existenz des Volkes müht sich dieses (zumindest ein Teil davon) mehr oder weniger, seinem Gott zu dienen. Im Gegensatz zu diesem Verhalten stehen die übrigen Nationen, die von Gott nichts wissen wollten und von Ihm dahin gegeben wurden (Röm 1:24.26.28). Und gerade diesen Nationen sollte sich jetzt Gott zuwenden? Eine kaum fassbare Vorstellung für Israel. Aber wie sollte das Volk auch erkennen können, dass Gott gerade auf diesem Weg der Dahingabe etliche aus den Nationen auserwählt, um Sich diesen in ganz besonderer Weise zuwenden. Denken wir doch hier einmal an den Zeitpunkt unseres eigenen "Gläubigwerdens". Haben wir irgendwelche Vorleistungen erbracht? Haben wir uns in irgendeiner Form bei Gott als würdig erwiesen? Waren wir besser als die anderen Menschen? Keines von allem! Wir standen doch alle mit leeren Händen vor Gott, als Er uns rief.

Doch genau diesen Zustand wollte Gott. Israel rühmt sich seiner Leistungen, wir haben dem nichts entgegen zu setzen als ein brennenden Herz. Jakobus müsste seinem Volk sagen, dass der Glaube, getrennt von Werken, tot ist (Jak 2:20) und der Mensch folglich aus Werken gerechtfertigt wird, und nicht aus Glauben allein (Jak 2:24). Dabei gibt es zu beachten, an wen Jakobus geschrieben hat: "an die zwölf Stämme in der Zerstreuung" (Jak 1:1). Keiner aus den Nationen kann sich zu den zwölf Stämmen zählen, folglich kann er diese Aussagen auch nicht auf sich beziehen. sTatt dessen sagt uns Paulus in Röm 3:22: ".. ein Gerechtigkeit Gottes aber durch den glauben Jesu Christi ..." Werke gibt es hier keine mehr - wo sollten sie auch herkommen!

"Was sollen wir nun vorbringen?" fragt Paulus im Hinblick auf sein Volk. "Nicht" gibt es vorzubringen, statt dessen muss das Volk lernen, die Handlungsweise Gottes mit den Nationen nicht nur zu akzeptieren, sondern auch richtig und gut zu heißen! Und wir? Wir dürfen dieses Volk segnen und ihm bzw. den Herausgerufenen den Weg des Verstehens in jeder Weise durch Fürbitte erleichtern!

Röm 9:31

"Israel aber, das einem Gesetz der Gerechtigkeit nachjagt, läuft nicht, jene überholend, ins Gesetz der Gerechtigkeit ein."

Nachdem Paulus den Glaubensweg der Nationen aufgezeigt hat, stellt er diesem den Weg Israels gegenüber. 'Dabei sahen wir, zurückblickend auf den Römerbrief, dass Paulus wiederholt den Begriff "Gesetz" auch dort anwandte, wo bestimmte Dinge regelmäßig wiederholt werden. Im Fall unseres Leitverses bedeutet das: Das "Gesetz der Gerechtigkeit" ist kein göttliches Gesetz, sondern ist von dem Volk selbst aufgestellt bzw. praktiziert worden. Gestern zitierten wir die von Gott geoffenbarte Gerechtigkeit aus Röm 3:22. Sie wurde schon vom Gesetz und den Propheten bezeugt. Was ist "Gottes Gerechtigkeit"? Es ist die "Darstellung des Sünders als Gerechter"! Gott Selbst gibt uns, was wir nie aufbringen können, Er erfüllt für uns alle Voraussetzungen, damit wir Teilhaber an Seiner Gerechtigkeit werden.

Das Gesetz und die Propheten, die Paulus als Zeugen der göttlichen Gerechtigkeit anführt (Röm 3:21), umfassen die gesamte, schriftlich niedergelegte Gottesoffenbarung des AT. Gott hat darin Seinen Plan zur Rechtfertigung des Sünders in der vorgeschriebenen Ritualen vorgeschattet, angefangen mit der Bekleidung des gefallenen nackten Adams bis zu dem umfassenden Gebiet der Opfervorschriften im Zelt bzw. Tempel. Vorgeschattet wird die Gerechtigkeit Gottes in dem einzig wahren Sühnemittel "Jesus Christus". Gott hat also Sein Volk ständig damit konfrontiert, dass Sünde ein Opfer verlangt. Verstehen konnte dies das Volk allerdings erst, als das wahre Opfer erschienen ist. Deshalb lasen wir in Röm 3:21 auch die Worte: "Nun aber ... hat sich offenbart" (Was lange zuvor vom Gesetz und den Propheten bezeugt wurde). Israel aber glaubte nach wie vor, die göttliche Gerechtigkeit aus eigener Kraft erlangen zu können. Daher sahen wir im Römerbrief, dass Paulus wiederholt den Begriff "Gesetz" auch dort anwandte, wo bestimmte Dinge regelmäßig wiederholt werden. Israel machte aus der göttlichen Gerechtigkeit eine eigene Gerechtigkeit, die ins Leere führte.

Das wahre Gesetz hat nur ein Ziel: Christus! Nur wer sich Seine Gerechtigkeit zu eigen macht, läuft richtig! Doch noch hat das Volk als ganzes seinen Messias weder erkennen noch annehmen können - es kann somit niemals jene überholen, die "in Christus" bereits gerechtfertigt sind!

Es ist auch für uns interessant zu wissen, was die Aufgabe der verschiedenen Bündnisse und Gesetze an Israel war. Dabei wollen wir besonders auf einen Punkt hinweisen:

Israels unzählbare Bündnisbrüche und Gesetzesverstöße konnten nur an den mit Forderungen verbundenen Bündnissen und Gesetzes verübt werden! Die Aufgabe der Bündnisse und Gesetze war es, Israel zu erproben und den Erweis zu erbringen, dass mit Werken des Gesetzes und in eigener fleischlicher Kraft kein unvergängliches Leben und keine vollgültige Gerechtigkeit. zu erlangen waren.

Dieser Beweis wurde offensichtlich erbracht. Zwar stellte Paulus seinem Volk das Zeugnis aus, einem Gesetz der Gerechtigkeit nachzujagen, doch geschieht dieses Nachjagen nicht aus Glauben. Sobald der neue, bessere Bund, dessen Bürge und Mittler Jesus Christus ist (Hebr 7:22 und Hebr 12:24), in Kraft getreten sein wird, werden sie ganz anders reden. Und wie wunderbar ist es, dass uns Gottes Wort schon heute eine Vorschau dieses neu en Redens aufgrund ihrer erneuerten Herzen gibt. So werden sie sagen: "Jewe, bringe uns zu Dir zurück, damit wir umkehren; erneuere unsere Tage wie vor alters" (Kla 5:21); oder: "... bekehre mich, damit ich mich bekehre, denn Du bist Jewe, mein Gott" (Jer 31:18b). Wie anders klingen doch diese Worte! Sie, deren Herzen vormals weit weg von Ihm genug zu haben meinten, werden dann ihr volles Genüge in Ihm gefunden haben.

Israel konnte und kann uns auf diesem Weg nicht überholen, im Gegenteil. In Phil 3:16 schreibt Paulus, an uns gerichtet, auch vom "Überholen anderer", zwar in einem anderen Zusammenhang. Und doch haben auch wir, die Körpergemeinde, das Bundesvolk Israel überholt. Für uns ergibt sich daraus, nicht denselben Fehler wie Israel zu machen, nämlich. hochmütig zu werden und auf Israel herabzuschauen, sondern die Grundregeln zu befolgen: Die Zurückgebliebenen in Liebe zu tragaen!

Röm 9:32

"Weshalb? Da es nicht aus Glauben, sondern aus Gesetzeswerken geschieht, stoßen sie sich an dem Stein des Anstoßes"

Wir dürfen bei den dem Königreich zugeordneten Herausgerufenen aus Israel nicht übersehen, dass die Werke des Gesetzes ja nicht aufgehoben werden, im Gegenteil! Wir haben schon öfters auf Jak 2:18-24 hingewiesen. Als Führer der ersten christlichen, aber dem Königreich zugeordneten Gemeinde in Jerusalem (er war keiner der z wölf Jünger Jesu, sonder Sein leiblicher Bruder), schrieb er seinen Brief ausschließlich an die dem Königreich zugeordneten zwölf Stämmen in der Zerstreuung, also nicht an uns. Dieser Jakobus schreibt, dass Glaube und Werke zusammengehören, dass der Glaube ohne Werke tot ist. Der Unterschied liegt darin, dass Israel bis jetzt zwar versucht, Werke zu erbringen, aber nicht aus Glauben, sondern aus eigener Kraft.

Israel muss in der zukünftigen Zeit des irdischen Königreichs Werke erbringen, weil sein Dienst den Nationen gilt. Der Mensch kann aber nicht in das Herz sehen, sondern sieht nur das Äußere. Israels Zeugnis kann also nicht nur ihr für die Nationen unsichtbarer Glaube sein, sondern muss sich auch in sichtbaren und Gott verherrlichenden Werken bezeugen! Im Unterschied hierzu dient unser Zeugnis in den herankommenden Äonen der unsichtbaren Welt, die nicht auf äußre Bewweise angewiesen ist. Wir dürfen diesen Geistgeschöpfen Schaugefäße des alles übersteigenden Reichtums Seiner Gnade sein (Eph 2:7), und dazu benötigen wir keine menschlichen Werke.

Israel hat bis heute zwar mehr oder weniger Gesetzeswerke aufzuweisen, aber diese aus eigener Kraft und ohne Glauben. In Jesus Christus sieht die Masse des Volkes nur einen Störenfried, der ihnen den eigenen Ruhm streitig machen möchte. Warum sollten sie einem Zimmermannssohn all ihr eigenes Mühen überlassen? Christus, der diesen Anspruch erhebt, wird für sie zum Stein des Anstoßes.

Röm 9:33

"so wie geschrieben steht: Siehe, Ich lege in Zion einen Stein des Anstoß es und einen Felsen des Strauchelns; und wer an Ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden."

Unser Leitvers stützt sich auf zwei Aussagen in Jes 8:14 und Jes 28:16. Beim ersten Wort lesen wir von einem "Stein des Anstoßes und einem Felsen des Strauchelns", im zweiten heißt es "Grundstein, den auserwählten Stein, den kostbaren Eckstein". Das Schlüsselwort ist somit "der Stein", der einmal zum Störfaktor, und dann zu einem köstlichen Stein wird - ein krasser Gegensatz.

Gott hat es so gewirkt, dass wir Menschen in unseren Veranlagungen sehr unterschiedlich sind. Die einen sich psychisch stark und widerstandsfähig, die anderen sind schwach und labil. Daraus ergibt sich, dass die einen immer erst ihre eigene innere Kraft einzusetzen versuchen, die anderen wiederum sind froh, wenn sie von Anfang an Helfer finden. Des Volkes Veranlagung war wohl die erste, denn "störrisch" und "widerspenstig" zu sein, setzt ja schon eine innere Stärke voraus. Gott hat sich also in diesem Volk ganz gezielt zwar das Kleinste und Geringste unter allen Völkern ausgesucht, aber auch ein Volk mit der inneren Kraft, sich Seinem geoffenbarten Willen entgegen zu stemmen. Es lief also alles so ab, wie es der weise Baumeister von Anfang an bestimmt hatte. Israels Widerspenstigkeit fand seinen Höhepunkt, als es den auf die Erde gekommenen Messias ablehnte und ans Kreuz brachte.

Wenn wir oben von dem "geoffenbarten" Willen Gottes sprachen, so muss hier auch der "geheime" Wille Gottes beachtet werden. Der geoffenbarte Wille sprach Israel an, in Jesus den Sohn Gottes zu erkennen; der geheime Ratschluss Seines Willens jedoch war der, dass Israel seinen Messias ablehnen musste! Denn hätte es dies nicht getan, wäre Jesus. nicht gekreuzigt worden, es hätte kein Opferlamm gegeben, auch keine Rechtfertigung aus Glauben, und das Evangelium wäre nicht in der Form einer "Verwaltung der Gnade" zu den Nationen gekommen. Das irdische Königreich hätte mit der Anerkennung Jesu z war aufgerichtet werden können, aber die Sühnung der Sünden des Alls wäre nicht erfolgt!

Es ist sicherlich eines der schwer fassbaren Gebiete der Schrift, dass Gott vordergründig vom Menschen etwas fordert, was insgeheim gar nicht Seinem Ratschluss entspricht. Israel war aufgefordert, Jesus als Sohn Gottes anzunehmen, doch tatsächlich musste Israel, wie wir gestern schon sahen, ablehnen! Christus den Gott bildlich als Grundstein legte, wurde zum Stein des Anstoßes. "Wir brauchen diesen Menschen nicht, wir machen es aus eigener Kraft!", und Er wurde zum Stein des Straucheln: Israel wurde verworfen, und das Evangelium ging an die Nationen. Doch dieser Stein steht in gewisser Weise auch für die Trennung, die durch Israel geht, denn nicht allen wurde der Stein zum Anstoß. Eine Minderheit, und zwar jene, die gleich uns eine Auswahl darstellen, erkannten in Jesus den auserwählten Stein, den kostbaren Eckstein. Damit er füllt sich das Wort aus Röm 9:6-8: "Nicht alle, die aus Israel stammen, sind Israel", und "Nicht die Kinder des Fleisches, nicht diese sind Kinder Gottes, sonder die Kinder der Verheißung rechnet Er als Samen".

Wir denken hier an 1Kor 1:23-24, wo Paulus schreibt: "... herolden wir dagegen Christus als gekreuzigt, für die Juden etwas Anstoßerregendes, für die Nationen eine Torheit. Ihnen aber, den Berufenen, Juden wie auch Griechen, herolden wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit."

In den Briefen des Paulus kommen abwechselnd die Begriffe "Juden" oder "Israeliten" vor. Paulus selbst gehörte ja dem Stamm Benjamin an und bezeichnete sich als "Israelit" (z.B. Röm 11:1). Man kann sagen: Wenn Paulus von seinem Volk als Heilsträger und Auswahlvolk redet, gebraucht er gewöhnlich das Wort "Israeliten", spricht er hingegen ganz einfach von seinen Landsleuten, gebraucht er das Wort "Juden", und dies vorzugsweise, wenn er sie den Nationen gegenüberstellt.

Wir dürfen mit in den Tag nehmen, dass uns Christus wirklich Gottes Kraft und Weisheit geworden ist, denn in Ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen (gem. Kol 2:3).

Lies weiter:
Der Römerbrief - Kapitel 10