Der Galaterbrief - Kapitel 1

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Abschrift: Der Galaterbrief I - II (2012)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Galaterbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Galaterbrief - Kapitel 1

(Band I)
Verfasser, Empfänger und Gruß
Abweichung der Galater vom Evangelim der Gnade
Paulus verteidigt sein Amt als Apostel

Vorwort:
Zuerst geht unser tiefer Dank nach oben, denn von dort kam die Kraft, das auch dieser erste Band des Galaterbriefes über

Der Galaterbrief hat ein Thema zum Inhalt, von dem der Großteil der Christenheit keine Ahnung hat. Es schmerzt, die hier so zu sagen! Überhaupt schmerzt es nicht nur, sonder es ist zudem bedauerlich, wie ahnungslos und unwissend die Gläubigen sind, und hier vor allem, wie wenig sie die Zusammenhänge der. Schrift interessieren. Aber vielleicht darf diese Schrift doch etwas mithelfen, darauf hinzuweisen, dass die Gläubigen der Körpergemeinde Christi Jesu keine Gesetzeswerke bringen müssen, sondern vollständig in der Gnade getragen werden!

Wir möchten uns an dieser Stelle entschuldigen, wenn hin und wieder ein Fehler in unseren Schriften aufgetaucht ist und noch auftaucht. Aber mein (des Verfassers) Mitarbeiterstab ist von sechs auf "eine" geschrumpft, und die ist meine liebe Gattin Cläre! Treu macht sie trotz ihrer heftigen chronischen Schmerzen die vollständige Lektorenarbeit - ich möchte ihr hier an dieser Stelle auch einmal von Herzen danken!

Über die Zeit, in welcher wir uns befinden, muss wohl nicht mehr viel gesagt werden; dem Leuten müssen eigentlich längst die Augen aufgegangen sein, dass die Verwaltung der Gnade ziemlich abgelaufen ist!" So lasst uns gemeinsam in Liebe unseren Herrn erwarten, Sein Kommen ist mehr als nahe geworden!

In großer Dankbarkeit
Gerhard Groß mit Cläre

Zum Brief an die Galater

Bevor wir mit den einzelnen Versen beginnen, möchten wir einen ganz kurzen Überblick über diesen Brief geben:

Wir kennen die römische Provinz "Galatien" noch aus der Apostelgeschichte. Pauli erste Missionsreise ging ja vom syrischen Antiochien aus über Zypern an die heute türkische Küste nach Perge, dann Antiochien (in Pisidien), sowie die Städte Ikonium, Lystra und Derbe - alles Orte im südlichen Galatien. Wenn Paulus an die Galater schrieb, einte er diese Orte! Wir finden die entsprechenden Berichte in Apg 13 und Apg 14. Wir haben auf dieser ersten Reise miterlebt, wie Paulus zusammen mit Barnabas die ersten herausgerufenen Gemeinden der Körpergemeinde Christi Jesu ins Leben gerufen hatte und dies unter größtem Widerstand und Verfolgung der dortigen Juden.

Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass auch Petrus, wenn auch viel später, an die Galater geschrieben hat (siehe 1Petr 1:1), wobei hier die "ausgewanderten jüdischen Galater" gemeint waren, die sich der Pfingstgemeinde in Jerusalem angeschlossen hatten. Es gab also in Galatien

a) die gesetzlichen Juden, die Jesus als ihren Messias ablehnten, und
b) eine kleine Schar ausgewanderter Herausgerufener der Pfingstgemeinde, an die Petrus schrieb.

Zu diesen zwei Gruppierungen entstand durch Paulus eine dritte Gruppe, es waren Gläubige aus den Nationen, die zur Körpergemeinde Christi Jesus berufen wurden. Wir müssen uns jetzt in diese damalige Situation hineinversetzen: Die Glieder dieser ganzen jungen Körpergemeinde hatten nichts in der Hand als die mündliche Botschaft des Paulus! Und diese Botschaft hatte die Rechtfertigung durch Glauben, also "die Freiheit vom Gesetz" zum Inhalt. Der ganze Brief an die Galater könnte somit auch als Überschrift tragen: "Frei vom Gesetz!"

Diese jungen Gemeinden waren aber, als Paulus weiterzog, den jüdischen Einflüssen ausgesetzt, und wir dürfen davon ausgehen, dass diese Einflüsse seht massiv waren!!! Paulus hörte von den Beeinflussungen durch die gesetzestreuen Juden, er hörte vom Abfall der Galater, und so entstand dieser "Brief an die Galater".ÖDas Datum, das heißt der Zeitpunkt der Niederschrift ist nicht genau zu bestimmen, aber sicher wurde er vor dem Römerbrief und zumindest vor dem zweiten Korintherbrief geschrieben, es könnte sogar generell der erste Brief des Apostels Paulus gewesen sein.! Da sich der. Römerbrief intensiv mit diesem Thema auseinandersetzt, könnte der Galaterbrief wie eine Skizze für das vollendet Bild des Römerbriefes gesehen werden.

Schwerste Beeinflussung der jungen galatischen Gemeinden durch Juden, nur Anfangskenntnisse über das paulinische Evangelium der Gnade ... das war der Stand der Galater, an die unser Brief gerichtet ist! Unter diesem Gesichtspunkt gehen wir an die Arbeit und betrachten den ersten Vers.

Verfasser, Empfänger und Gruß

Gal 1:1

"Paulus, Apostel (nicht von Menschen beauftragt, noch durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott den Vater, der Ihn aus den Toten auferweckt hat)"

Wie es damals üblich war, stellt sich der Briefschreiber erst einmal vor, und diese Vorstellung galt natürlich zuerst den Galatern, dann aber auch uns. Schon in diesem ersten Vers sind Aussagen enthalten, die einem großen Teil der heutigen Gläubigen gar nicht bekannt sind (leider!) Die Ursache ist eigentlich "tragisch" zu nennen, es ist das unmündige Herauspicken einzelner angenehmer Verse, anstatt das Lesen des Wortes Gottes im Zusammenhang!

Lasst uns im Hinblick auf das Obige diesen ersten Tag mit einer Frage. und einer sehr ernsten Warnung beginnen. Warum lesen so viele Gläubige nur in ihrem Losungsbuch bzw. einem Bücherzettel, wo für jeden Tag ein schöner Vers aus der Bibel herausgesucht wurde? Ist es nicht merkwürdig, dass kaum jemand seine Bibel im Zusammenhang liest? Fällt es nicht auf, dass nur ganz wenige Gläubige Kenntnis über den Heilsplan Gottes und die zeitlichen Abläufe haben? Und fast völlige Unkenntnis herrscht über den Ratschluss Seine (Gottes) Willen, wie er in Eph 1:9 ff enthüllt wird!

Es gibt im All nur eine Macht, die ein Interesse hat, die Gläubigen auf dem Stand eines Kindleins festzuhalten: "Satan"! Und der Stand eines Kindleins ist der: "... denn die Sünden sind euch um Seines Namens willen erlassen" (1Jo 2:12). Er ist des Widerwirkers größte List, die Gläubigen jeden mit einem schönen Bibelvers zu befriedigen - sie werden damit vom Lesen im Zusammenhang und damit vom Wachsen in der Erkenntnis abgehalten ! Satan kann keinem berufenen Gläubigen seine Rettung in der Gnade rauben, aber er kann als Engel des Lichts (siehe 2Kor 11:14) die Gläubigen auf dem Stand der Unmündigkeit festhalten und sie jeden Tag mit einem angenehmen Bibelvers abspeisen - nur: Auf solche Art Bibellese kann Gott nie erkannt werden, wie es die zu "Vätern" Gereiften in 1Jo 2:13 taten. Setzen wir uns dafür massiv ein, "im Zusammenhang" zu lesen, das ist unseres heutige ganz dringliche Botschaft und Aufgabe.

Wenn wir heute den Großteil der Gläubigen fragen, wie sie Paulus einstufen, was sie über ihn wissen, hören wir im besten Fall, dass er eben auch ein Apostel gewesen sei! Im Vergleich mit den zwölf Aposteln in Jerusalem wird Paulus dann zumeist hinten angestellt, ,weil ja die Zwölf direkt von Jesus berufen wurden und lange Zeit mit Ihm zusammen waren; Paulus hingegen hatte Jesus auf Erden nie persönlich gesehen! Damit ist klar: Pauli Briefe sind nicht soooo (!) wichtig wie die Botschaft des Matthäus, Markus, Lukas, Johannes oder des Petrus. Dies, liebe Geschwister ist der Glaubensstand der meisten Gläubigen - Satan als Engel des Lichts hat einen listigen Sieg errungen, er konnte erfolgreich das Evangelium unserer überhimmlischen Berufung verdunkeln!

Wir merken vielleicht schon hier, liebe Geschwister, wohin wir in diesem Brief an die Galater abzielen, wo die ganz große Gefahr liegt, und wer unser Gegner ist! Wer nur einzelne Verse aus diesem Brief herausholt, wird niemals erkennen, welchen Auftrag der Apostel Paulus erhalten hat, er wird auf dem unterstem Glaubenssstand gehalten (= deine Sünden sind dir vergeben!), er wird nie den unausforschlichen Reichtum des Christus erkennen, von welchem Eph 3:8-9 berichtet. Wir wiederholen hier unseren Aufruf von gestern: Es ist unsere vordringliche Aufgabe, unsere Glaubensgeschwister zum "Lesen im Zusammenhang" anzuregen und ihnen den Sonderauftrag des Apostels Paulus nahe zu bringen!

Das Erste, was Paulus den Galater sehr eindringlich schrieb, ist die Tatsache, dass er sich sehr deutlich von den anderen Aposteln in Jerusalem, an ihrer Spitze "Petrus" abheben wollte. Er war zwar ein "Apostel", aber keiner der Zwölf in Jerusalem! Paulus möchte somit von Anfang an, dass die berufenen Gläubigen aus allen Nationen seine Berufung und Vollmacht richtig erkennen und verstehen.

Wenn Paulus in unserem ersten Vers hervorhebt, dass er nicht von Menschen noch durch einen anderen Menschen beauftragt warm, so ist dies keine Abwertung der anderen Apostel in Jerusalem, sondern er möchte damit sagen, dass er seinen Auftrag weder in Jerusalem geholt, noch diesen von den Zwölfen bekommen hatte.

Dies ist schon einmal eine ganz wichtige Feststellung, die eigentlich jeden Lesenden zum Nachdenken anregen muss! Warum betont Paulus dies hier? Wäre es denn falsch gewesen, von Petrus belehrt und beauftragt worden zu sein? Und überhaupt: Petrus wurde doch auch vom Herrn beauftragt! Wo liegt also der Unterschied? Damit stehen wir, liebe Geschwister, von Beginn an mitten drin in dem Konflikt, mit dem sich der ganze Brief auseinandersetzt! Warum Paulus? Warum nicht Petrus?

Die Betonung des Apostels Paulus, seinen Auftrag nicht von Menschen, noch durch einen Menschen erhalten zu haben, kann nur bedeuten, dass sich Paulus nicht mit den Zwölfen, Petrus an der Spitze, identifiziert! Aus dieser Tatsache ergibt sich der weitere Schluss, dass Pauli Auftrag auch mit dem Inhalt der Botschaft des Petrus nicht übereinstimmt! Sonst wäre ja die Feststellung in unserem Leitvers sinnlos! Allein aus unserem ersten Leitvers in diesem Brief können wir erkennen, dass Paulus etwas anderes erhalten hat, als die zwölf Apostel in Jerusalem!

Gehen wir noch einen Schritt weiter: Die Zwölf erhielten ihren Auftrag vom Herrn, als Er noch auf der Erde war, Sein Auftrag an Seine Jünger betrifft die Erde (Mt 28:19-20). Paulus bekam seinen Auftrag vom erhöhten Herrn aus den Himmeln, der Inhalt seines Auftrags (seines Evangeliums) betrifft die Himmel (Eph 1:10).

Wir verweilen noch etwas bei diesem ersten Vers, weil es notwendig ist, dass wir eine gesunde Grundlage zum rechten Verständnis dieses Briefes haben. Wir wiesen gestern auf Eph 1:10 hin und dies deshalb, weil hier die beiden Aufgabengebiete benannt sind:

  1. Die Himmel, und
  2. die Erde!

Das große Ziel Gottes ist es, Seine vollständige wunderbare Schöpfung an Sein Herz zu ziehen, bzw. alles in allen zu sein, wie es 1Kor 15:28 aussagt - und dies ohne Verlust! Nun gibt es ja, wie wir alle wissen, Geschöpfe auf der Erde, die Menschheit, und Geschöpfe in den überhimmlischen Räumen, die zumeist als "Engelwelt" bezeichnet wird. Was viele nicht wissen, ist die Tatsache, dass auch diese überhimmlischen Geschöpfe zu Jesus geführt werden müssen, das heißt, sie müssen "in Christus aufgehauptet werden" - damit sind wir wieder bei Eph 1:10. Gerade in diesem Vers werden wir belehrt, dass diese Aufhauptung auf zwei Ebenen geschieht: "... das in den Himmeln und das auf der Erde"! Damit steht die klare Aussage Gottes vor uns, dass es zwei Aufgabenbereiche gibt, die ja in sich schon sehr unterschiedlich sind. Und jetzt kommt das Wichtige: Für jedes der zwei Aufgabengebiete beruft Gott ein Werkzeug: Das auserwählte Volk Gottes, Israel, ist für die Erde, die Glieder der Körpergemeinde Jesu Christi sind für die Himmel zuständig! Dies ist die ganz einfache Auslegung von Eph 1:10: "... um in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmel und das auf der Erde."

Halten wir aber auch fest: Es ist der gleiche Herr und Auftraggeber und es geht um ein gleiches Ziel! Wer ein Haus baut, braucht unterschiedliche Handwerker, die sehr unterschiedliche Ausbildungen haben; ein Maurer kann wohl kaum einen Zimmermann ersetzen! Und doch gibt es nur einen Bauherrn und ein Ziel: Die Fertigstellung des Hauses. Dieses Bild müssen wir stets vor Augen haben, wenn wir Paulus richtig verstehen wollen!

Berufen und beauftragt wurde Paulus, wie wir schon gesehen haben, nicht von Jesus, als dieser noch auf Erden verweilte, sondern vom auferweckten und erhöhten Herrn, und dies vor den Toren von Damaskus, wo ihm Ananias seinen Auftrag grob umriss (Apg 9:15-16).

Auffallend in unserem Leitvers ist, dass zuerst Jesus Christus als Auftraggeber genannt ist, und dann Gott an zweiter Stelle - das ist nicht unbedeutend. In Joh 14:6 sagt Jesus: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch Mich." Deutlicher kann es nicht ausgedrückt werden: Wer zu Gott, dem Vater kommen möchte, muss zuerst zum Sohn Gottes finden, der am Kreuz auf Golgatha die Sünden jedes Einzelnen trug und damit erst den Weg zum Vater freigemacht hat!

Wenn Menschen behaupten, sie seien gläubig, weil sie an Gott glauben, aber von Jesus nichts wissen wollen, dann belügen sich diese Menschen selbst, sie sind ein Opfers Satans (Satan glaubt schließlich auch an Gott)! Nur über das Kreuz Jesu kann sich ein Mensch dem Vater nähern! Er, Jesus, ist der (einzige) Weg!

Die Machtverhältnisse (wenn wir hier überhaupt von "Macht" reden wollen) sind trotzdem klar: Nur "Einer" hatte die Macht, den am Kreuz gestorbenen Jesus aus den Toten aufzuerwecken: Gott, der Vater! Und alle Macht, die der Sohn hat, bekam Er vom Vater! Da Gott unsichtbar ist, hat Er Sich für uns in Seinem Sohn sichtbar gemacht - Er, Jesus, ist das Abbild des unsichtbaren Gottes (Kol 1:15). Damit steht Gott als Vater im Hintergrund, Er hat, wie Kol 1:16 ff weiter zeigt ungeheure Macht auf Seinen Sohn übertragen, und doch wird am Ende, wenn das All unserem Herrn untergeordnet ist, auch der Sohn Sich dem Vater Selbst unterordnen (1Kor 15:28), um das Endziel zu erreichen: ".... damit Gott alles in allen sei".

Gal 1:2

"... und alle Brüder, die bei mir sind, an die herausgerufenen Gemeinden Galatiens."

Wir wissen zwar, welche Brüder mit Paulus waren, als er auf seiner ersten Missionsreise die galatischen Städte durchzog, aber wir erfahren nicht die Namen der Brüder, die bei ihm waren, als er diesen Brief schrieb. Doch dürfen wir annehmen, dass diese Brüder mit Paulus eines Sinnes und Geistes waren, und die Sorgen um die Galater mittrugen. Wenn Paulus im Eingang seines Briefes diese Brüder zumindest anführt, weist er die Galater darauf hin, dass er kein "Einzelgänger" war. Seine jüdischen Gegner hatten ja seine Abwesenheit ausgenutzt, um seine Lehre zu widerlegen und glauben, leichtes Spiel mit den Galatern zu haben.

Diese Galater gehörten den "herausgerufenen Gemeinden Galatiens" an und bestanden wohl zum größten Teil aus Gläubigen "aus den Nationen" (also nicht aus Juden). Es ist wichtig, dass wir dies erkennen, denn die Geschichte des Paulus als "Apostel der Nationen" ist im Grunde die Geschichte der Beiseitestellung Israels, bzw. des Geheimnisses der Verstockung Israels, wie es Röm 11:25 ff beschreibt. Hätte Paulus seinen Auftrag von den Zwölfen oder von Petrus erhalten, hätte es kein Evangelium der Gnade für die Nationen gegeben, keine überhimmlische Berufung, also keine Körpergemeinde Christi Jesu! Die einzige Hoffnung und Erwartung wäre dann das irdische Königreich gewesen! Vergessen wir dies nie, liebe Geschwister!

Zum ersten Mal im Galaterbrief erscheint das bekannte Wort "Ekklesia", was beinhaltet, dass eine Gemeinde, bestehend aus Einzelnen, aus der übrigen Masse herausgerufen wurde. Schon allein dieses Wort zeigt, dass nicht der Einzelne sich selber berufen kann, sondern der Ruf von außen kam! Das bedeutet: Kein Glied am Körper Christi Jesu kann sich selber berufen, es ist einzig und allein Gott der Vater, der jedes einzelne Körperglied in Christus Jesus auserwählt und vorherbestimmt hat, und dies nach dem Wohlgefallen Seines Willens... (lies Eph 1:3 ff).

Wer unsere Auserwählung und Vorherbestimmung erkannt hat und diese vertritt, stößt immer wieder auf heftige Gegenwehr anderer Gläubigen. Das Gegenargument lautet: Dann brauchen wir ja nichts mehr tun, als die Hände in den Schoß legen und warten, bis wir gerufen werden! Untermauert wird dies mit dem einen Vers aus 5Mo 4:29, der dann so zitiert wird: Wir müssen Gott selber mit ganzem Herzen suchen, dann wird Er Sich auch von uns finden lassen! "Wir" müssen also etwas tun! Dass dieser Vers in einem ganz bestimmten Zusammenhang steht, interessiert solche Gläubige nicht!

Wir wollen das Obige nicht weiter vertiefen, weil wir nur zu gut wissen, dass sich kein Mensch ohne das Eingreifen Gottes aus der Macht der Finsternis befreien kann! So sagte Jesus in Joh 6:29 ganz deutlich: "Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat!" Und parallel dazu lesen wir in Joh 6:44: "Niemand kann zu Mir kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht!" Dies sagte Jesus zu Seinen Jüngern! Vertieft gilt dies uns, wir haben dies gestern zum Schluss schon in Eph 1:3 ff angeführt. Die herausgerufene Körpergemeinde Christi Jesu ist schon vor dem Niederwurf der Welt auserwählt worden, und das heißt: Jeden Einzelnen von uns sah Gott schon vor der Erschaffung des Adam! Und in Eph 1:4b begründet Gott dies so: "...damit wir Heilige und Makellose vor Seinem Angesicht seien"! In Eph 1:5 lesen wir dann weiter: "In Liebe hat Er uns für Sich zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt" - und in der Fortsetzung folgt wieder die Begründung: "... nach dem Wohlgefallen Seines Willens, zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade, die uns in dem Geliebten begnadet."

Lasst es uns heute so richtig bewusst werden, dass es allein Gott war, der uns vorherbestimmt hatte und zu Seiner Zeit aus der Masse herausrief, und dies in herrlichster Weise, "zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade"!

Gal 1:3

"Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus,"

Wir haben den gestrigen Tag mit den Wort "Gnade" abgeschlossen, und wir beginnen heute mit diesem herrlichen Wort "ÖGnade sei euch!" Es ist ein Gruß, der in allen Briefen des Paulus enthalten und zum Kennzeichen des Apostels geworden ist.

"Gnade" hat in Gottes Wort eine mehrfache Bedeutung, es kommt also auch hier immer auf dem Zusammenhang an! Als Beispiel dient uns "unsere Rettung in der Gnade" (Eph 2:8) - dies ist eine Tatsache, welche wir uns nicht wünschen brauchen, weil wir sie alle bereits besitzen! Auch Petrus schreibt von "Gnade" (1Petr 1:2b), ebenso Johannes 2Jo 1:3) und viele andere Aussagen an die Beschneidung (an Israel). Doch wenn Paulus von "Gnade" schreibt, hat dies einen anderen Stellenwert wie bei den Zwölfen; bei Paulus ist die Gnade der Hauptinhalt seines Evangeliums, ja sie ist das Kennzeichen der gegenwärtigen Verwaltung (lies Eph 3:1-3).

Wenn Paulus den Galatern "Gnade sei euch..." wünscht, so heißt dies, dass das Gesetz abgetan ist und die Gnade herrschen soll! Wir merken hier den Unterschied: Unsere Rettung in der Gnade braucht nicht gewünscht werden, weil wir sie längst besitzen; doch dass die Gnade das Gesetz abgelöst hat, ist etwas, was die Galater er lernen müssen (allerdings auch ein Großteil der heute Gläubigen).

"Gnade sei euch" will besagen, dass die Herausgerufenen der Körpergemeinde Christi Jesu aus Glauben gerechtfertigt sind, und dies ohne Gesetzeswerke, wie es Röm 3:28 und Röm 5:1-2 beschreibt. Und dies ist der springende Punkt bei den Galatern: Gesetzestreue Juden halten den Galatern vor, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird un dnicht aus Glauben allein (Jak 2:24) - Paulus lehrt das Gegenteil! "Gnade sei euch..." gewinnt damit eine ganz andere Dimension!

Wir wollen bei dem Grußwort in unserem Leitvers ganz speziell auf die Galater eingehen, und wir haben gestern bereits rauskristallisiert, worum es in diesem Brief generell geht. So wunderbar wir von der rettenden Gnade im Epheserbrief lesen dürfen, wollen wir nicht außer acht lasse, dass dieser Brief erst im Gefängnis in Rom geschrieben wurde und hier bei den Galatern noch nicht existierte. Es ging bei den Galartern um die ersten Anfänge, nämlich "Gerechtfertigt aus Glauben, dürfen wir mit Gott Frieden haben durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir auch im Glauben den Zugang in diese Gnade erhalten haben, in der wir stehen ... Jesus Christus!" Wir haben in den letzten Tagen schon Joh 14:6 zitiert, wo Jesus sagt: "Ich bin der Weg ..."; diese Worte treffen auch bei unserem Leitvers zu. Er ist der "Zugang" in diese Gnade, Sein Blut ist unsere Freilösung, und "frei sein" bedeutet: Gott ist mit uns versöhnt, es steht nichts mehr zwischen Gott und uns! Schauen wir noch in Eph 1:7, wo dies dokuzmentiert ist; hier lesen wir vom "Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt". Wir haben also freien Zugang zu einem Schatz, den wir weder ermessen noch ausschöpfen können - ist uns das so richtig tief bewusst?

"Gnade" ist Versöhnung von Gott her - die Folge davon ist tiefster Fried in. uns. Wir alle wissen, wie schwankend und trügerisch menschlicher Friede ist, doch das obige Wissen, dass wir alle aus Glauben gerechtfertigt sind, bringt uns dahin, dass wir gemäß Röm 5:1 "mit Gott Frieden haben" - und dies wiederum "durch unseren Herrn Jesus Christus"! Und dieser Friede, der in unsere Herzen einziehen darf, ist, wie Phil 4:7 sagt, "allem Denksinn überlegen".

"Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus..." - wie inhaltsreich und herrlich sind schon diese ersten Grußworte des Apostels Paulus!

Gal 1:4

"... der Sich Selbst für unsere Sünden hingegeben hat, damit Er uns aus dem gegenwärtigen bösen Äon herausnehmen, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters."

Was heute für die Gläubigen selbstverständlich ist, war für die jungen Gemeinden in Galatien noch ganz neu: Jesus, der Sohn Gottes, starb für unsere Sünden! Natürlich hatte sie Paulus, wie wir in der Apostelgeschichte sahen, schon persönlich belehrt, und doch war gerader diese Hingabe Jesu etwas Ungeheurliches, was mit dem normalen Verstand nicht fassbar war, deshalb stellt Paulus sie an den Anfang dieses Briefes. Er ruft damit den Galatern zu: Behaltet es ständig in euren Herzen, was Jesus für euch tat!

Wir wissen aus dem Brief des Petrus (1Petr 1:20), dass der Sohn Gottes schon vor (!) dem Niederwurf der Welt als Opferlamm bereitstand, das bedeutet, bevor der erste Mensch Adam erschaffen wurde, bestand der vollständige Plan Gottes, wie Er mit der entstehenden Menschheit verfahren wird. Das Ziel Gottes ist, "Gemeinschaft" mit seinen Geschöpfen zu haben, die Er liebt und die auch Ihn aus ganzem Herzen lieben. Wir erfassen dieses Sehnen Gottes noch besser, wenn wir uns vergegenwärtigen, was 1Jo 4:8 uns sagt: "... denn Gott ist Liebe"! Und diese Liebe Gottes umfasst die Weiten des Alls!

Nun hat Gott zwar den Menschen in seinem Bild erschaffen (1Mo 1:27), was aber die Grundlage Seines Wesens beinhaltet, nämlich "Liebe", aber dieser "Keimling Liebe" musste erst Erfahrungen machen, musste sich zuerst durch dunklen Boden des Erdreichs (oder aus dem Dunkel einer engen Schale) hindurch an das Licht der Sonne kämpfen, wo der Keimling sich dann endlich entfalten kann. Denken wir hierüber einmal nach, liebe Geschwister! Wir erkennen dann, dass Gott zwei Pfeiler brauchte:

  1. Das Werkzeug des Dunkels (Satan) und
  2. das Opferlamm des Lichts (unseren Herrn Jesus)!

Es entspricht dem Ratschluss Seines Willens, dass Gott mit diesen beiden Hilfen Sein hehres Ziel erreicht: "... damit Gott alles in allen sei" (1Kor 15:28).

Wir setzen das gestern begonnene Thema fort, wo wir weit ausgeholt haben; aber nur so verstehen wir, warum und wozu Jesus sterben musste! Wir Menschen wissen aus Erfahrung, dass schon unsere kleine zwischenmenschliche Liebe dort viel anhaltender ist, wo etwas Erlebtes vorausging. Um wieviel mehr trifft dies auf unsere Beziehung zu Gott zu! Wir Menschen müssen erfahren und erleben, wie wir nach einem harten Kampf aus der Dunkelheit in das Licht des Kreuzes Jesu vordringen, wo uns das Licht der Liebe umstrahlt, uns zu herrlichem Wachstum fördert, hin zu der Liebe des Vaters, welche gemäß Röm 5:5 bereits in unseren Herzen ausgegossen ist durch den uns gegebenen heiligen Geist.

Was selbst uns Gläubigen viel Not bereitet, ist die Tatsache des Kampfes, der Gott uns (und allen Menschen) verordnet hat. Es bedeutet ganz einfach ausgedrückt: Ohne Kampf kein Licht. So konnte schon Johanne schreiben, dass der Kampf, das Überwinden des Bösen ein Glaubenswachstum ist, nämlich heraus aus dem Stand eines Kindleins hin zum Jüngling im Glauben (1Jo 2:12-14). Paulus gab uns in Eph 6:10 ff eine komplette Waffenrüstung in die Hand, weil es Gottes Wille ist, dass wir von den Mächten der Finsternis angegriffen werden. "Kampf" hat immer "Überwindung" zum Ziel, dass wir zu "Vätern im. Glauben" heranreifen, die den erkannt haben, der wie 1Jo 2:13 sagt, "von Anfang an ist". Und so wie wir, die Körperglieder Christi Jesu, heute schon durch die Dunkelheit hindurch das Licht der Liebe Gottes in dem Namen "Jesus" erkennen konnten, so werden einmal alle Menschen in dem herrlichsten aller Namen "Jesus" ihren Retter erkennen können und alle werden begreifen, was am Kreuz auf Golgatha geschah: Gott hat in der Dahingabe Seines Sohnes "Seine Liebe" offenbar gemacht!

Die Notwendigkeit, dass Sich Jesus Christus für unsere Sünden hingegeben hat, resultiert daraus, dass in dieser "Dahingabe" Gottes Liebe sichtbar wird! Hier liegt der tiefe Sinn von Sünde und Rettung, deshalb erschuf Gott auch das Licht und das Finstere, das Gute und das Böse, wie Jes 45:7 bezeugt. Und dieses Zeugnis in Vers 7 endet mit den Worten: "Ich, Ieue Alueim, machte all dieses." Diese klare Aussage macht die Legende von einem gefallenen Engelfürsten zunichte; kein Geschöpf könnte sich jemals erfolgreich gegen Gott erheben bzw. gegen den Willen Gottes handeln!

Nun richten sich die Worte unseres Leitverses aber an die Galater, wir kommen also wieder zurück zu unserem Thema: Mit dem Hinweis, dass Jesus Christus Sich für ihre (der Galater) Sünden hingegeben hat, öffnet Paulus ihren Blick für die Rettung am Kreuz, welcher nichts mehr hinzuzufügen ist, am wenigsten armselige Gotteswerke!

Nun nennt Paulus aber zwei Gründe für die Dahingabe, zum einen wegen unserer Sünden, und zum anderen, um uns aus dem gegenwärtigen bösen Äon herauszunehmen! Ersteres haben wir geklärt, kommen wir zum Zweiten:

Paulus bezeichnet die Zeit, in der wir heute leben, den "gegenwärtigen bösen Äon". Wir wollen uns. nicht lange mit jener unseligen Übersetzung befassen, die aus einem Äon eine "Ewigkeit" macht, nur soviel möchten wir hierzu sagen: Satans Angriffe richten sich darauf, uns in völliger Unmündigkeit festzuhalten! Dazu gehört, dass er uns Gottes Liebe verdunkelt. Die gelang ihm, indem er aus einem zeitlich begrenzten Äonen "die Ewigkeit" werden ließ. Wer nicht zu Lebzeiten an Gott Glaubt, soll ewig verloren sein - was für eine infame Lüge! Gott ist Liebe, und was Gottes Liebe beinhaltet, lesen wir in 1Kor 13:4-7. Jesus sagt in Mt 5:44: "Liebet eure Feinde..." sollte Gott das Gegenteil tun und Seine Feinde hassen und ewig bestrafen?

"Äonen" sind in Gottes Heilsplan Zeitabschnitte mit einem jeweiligen Anfang und einem Ende, sie sind uns quasi als "Kalender Gottes" gegeben, um die Zeit zu erkennen und zu erfassen. Es ist mehr als erstaunlich, dass der größte Teil der Gläubigen hiervon kaum oder gar keine Ahnung hat! So gibt es eine Zeit vor den Äonen (1Kor 2:7), wo Gott bereits unsere Herrlichkeit vorherbestimmt hat. Es folge der erste Äon der Urschöpfung, die damalige Welt (2Petr 3:6), dann der zweite (Ehemalige) Äon, der mit der Sintflut endete, und ihm folgte der dritte gegenwärtige und böse Äon, in welchem wir heute leben. Aus diesem Äon sind die Galater und wir alle herausgenommen - was erklärt werden muss!

Zuerst sei erklärt, was Paulus mit "böse" meint: Er (der gegenwärtige Äon) ist böse, weil Satan gemäß 2Kor 4:4 der Gott dieses Äons ist und die Gedanken der Ungläubigen blendet. Der gegenwärtige Äon steht also unter der Herrschaft Satans.

Wenn Paulus schreibt, dass wir alle aus diesem Äon herausgenommen sind, so ist das nicht buchstäblich zu verstehen, noch leben wirja alle auf dieer Erde! Die Lösung der Frage kann sich nur auf das geistliche Gebiet erstrecken, und Paulus erklärt dies den Galatern noch ausführlich in diesem Brief. Greifen wir heute aus Gal 2:20a voraus, wo unter anderem die Antwort zu finden ist: "Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt; ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus." Hier wird deutlich, wie unsere Herausnahme aus diesem gegenwärtigen bösen Äon zu verstehen ist.

Zum Schluss lesen wir noch dass dies alles nach dem willen unseres Gottes und Vater geschieht, was uns wiederum zu jener Generalaussage in Eph 1:11 führt "Gott, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt..."! Es gibt im All nur Einen, der alle Fäden in der Hand hält, und wir dürfen Ihn "Vater" nennen!

Gal 1:5

"Ihm sei die Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!"

Überall in in Pauli Briefen stoßen wir auf eine Fülle von Hinweisen und Aufforderungen, welche die Herrlichkeit Gottes betreffen; heute lesen wir: "Ihm sei die Verherrlichung..."! Lasst uns heute einmal vertieft dieser Verherrlichung Gottes nachgehen:

Paulus fordert zu dieser Verherrlichung ja im Anschluss an Vers 4 auf, und die Mitte von Vers 4 ist "die Dahingabe Jesu Christi" für uns. Der Tod Jesu Christi ist aber mehr, er ist die Mitte von Gottes gesamtem Heilsplan, er ist die Mitte das Alls!" Und da sich Gottes Liebe in der Dahingabe Seines Sohnes offenbart, ist dies auch für uns Gottes sichtbare Herrlichkeit! Wie könnten wir Gott als unseren Vater besser verstehen als in Seinem Sohn!

In Röm 11:36 finden wir eine wunderbare Aussage, die ähnlich unserem Leitvers endet: "Denn aus Ihm und durch Ihn und zu Ihm hin ist das All! Ihm sei die Verherrlichung für die Äonen! Amen!" Richten wir unser Auge auf die Worte: "... zu Ihm hin ist das All". Diese Aussage beinhaltet, dass das ganze All wie ein Kreis einen Ausgangs- und einen Endpunkt hat: "Gott!" Alles kommt zu Ihm zurück, weil es "zu Ihm hin" erschaffen ist. Und jedes Geschöpf, welches Seine Liebe erkannt und im Herzen aufgenommen hat, verherrlicht Gott! Es ist also die Botschaft vom Kreuz. die jedes Geschöpf rettet und das Kreuz ist die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes.

Im Verlauf der Äonen vollzieht sich die Rettung aller; die Ersten dürfen wir, die Glieder am Körper Christi Jesu sein; es folgen im vierten und fünften Äon im irdischen Königreich die Herausgerufenen aus Israel, dann jene vor dem großen weißen Thron, die in der Rolle des Lebens stehen, und am Ende in der Vervollständigung wird jedes Geschöpf in dem Namen "Jesus" seine Knie beugen, und dies gemäß Phil 2:9-11 wiederum (oder gerade) zur Verherrlichung Gottes, des Vaters!

Wir haben gestern versucht, die Mitte der Verherrlichung Gottes herauszustellen und zu erkennen. Nun ist es aber mit dem bloßen Erkennen, also mit der Erkenntnis, so eine Sache! In 1Kor 13:2 lesen wir die schweren Worte: "Und wenn ich ... alle Erkenntnis hätte ... aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts"! Im Bezug auf das Götzenopfer lesen wir in 1Kor 8:2: "Doch bloße Erkenntnis macht aufgeblasen, die Liebe aber erbaut". Wir möchten damit sagen, dass es Gott nicht genügt, wenn wir große Erkenntnis haben, wenn wir sogar die Dimensionen der Aussagen im Epheserbrief verstandesmäßig begreifen können - Gott möchte mehr, Er möchte unser Herz! Was wir mit unserem Denksinn in Gottes Wort erfassen, soll, ja muss unsere Herzen erfüllen, muss uns überwältigen, und muss uns Jenen "widerlieben" lassen, der alles für uns getan hat, um uns an Sein Herz zu ziehen!

Alles, was Gott je getan hat, soll in unseren Herzen einen Widerhall finden, und dieser Widerhall heißt "Liebe"! Wie könnten wir Gott je verherrlichen, wenn nicht durch unsere Liebe? Wie könnten wir Ihm "Verherrlichung" geben, wenn nicht durch unsere Freude, dass wir in dem Namen "Jesus" Gerettete sind?

In Eph 3:17 beugt Paulus auch für uns seine Knie und betet unter anderem dafür, dass "Christus durch den Glauben völlig in unseren Herzen wohne" - und dies bewirkt (auch wieder unter anderem), dass wir gemäß Eph 3:19 die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus erkennen, "damit ihr zur gesamten Vervollständigung Gottes vervollständigt werdet". Ob wir auf Erden jemals erfahren können, was diese Worte beinhalten? Herausgenommen aus diesem gegenwärtigen bösen Äon, in der überströmenden Gnade Gerettete, und dann auch noch der Vervollständigung Gottes dienen .... das ist die höchste Verherrlichung, die wir dem Vater bringen können.

Abweichung der Galater vom Evangelium der Gnade

Gal 1:6

"Ich staune, dass ihr euch so schnell umstellt, hinweg von dem Evangelium, das euch in Christi Gnade berufen hat zu einem andersartigen Evangelium,"

Normalerweise folgen in den Briefen des Paulus nach dem Grußwort die Danksagung und die positiven Eigenschaften der jeweiligen Gemeinde, siehe Röm 1:8; 1Kor 1:4 usw.! Diese Worte fehlen im Galaterbrief gänzlich; dafür erleben wir Paulis Erstaunen darüber, dass sich die Gemeinden der Galater sehr schnell umstellen ließen und zwar von einem Evangelium zu einem andesrartigen Evangelium! Wir möchten hier als Erstes feststellen, dass Paulus von "zwei" Evangelien spricht, wobei "Evangelium" ja überlicherweise eine "Frohbotschaft" ist, im Grund eine "Botschaft von Gott"! So gesehen klagt Paulus an, dass sich die Galater von einer Botschaft Gottes umstellen ließen, hin zu einer andersartigen Botschaft Gottes! Die ganz einfache und logische Konsequenz hieraus ist: Paulus spricht (und wir wiederholen dies hier bewusst) von zwei sich unterscheidenden Frohbotschaft (Evangelien) Gottes.

Wir haben gemeinsam zuletzt die Apostelgeschichte durchgearbeitete und miterlebt, wie Gott neben der pfingstlichen Königreichsgemeinde unter der Führung des Petrus,, den Saulus (später Paulus) berufen hat und diesem den Auftrag gab, die Körpergemeinde Jesu Christi ins Leben zu rufen. Waren die Glieder der Königreichsgemeinde alle "Eiferer für das Gesetz" (siehe Apg 21:20b), was bedeutet, dass dies nicht allen durch Glauben, sondern aus Werken vor Gott gerechtfertigt waren und sind (Jak 2:24), so sind die Glieder am Körper Christi Jesus ohne Werke, allein durch Glauben gerechtfertigt (Röm 3:28).

Wir stellen damit gleich zu Beginn des Galaterbriefes die Aussagen des Petrus und Jakobus denen des Paulus gegenüber, diese beiden total gegensätzlichen Aussagen werden uns im ganzen Galaterbrief begleiten, ja sie sind das Hauptthema!

Als Erstes umschreibt Paulus sein Evangelium: "... das euch in Christi Gnade berufen hat". Schauen wir uns zuerst einmal dieses Evangelium an, wobei wir es nur skizzenhaft darstellen, weil wir immer wieder darauf zu sprechen kommen.

"Gnade" (charis) bedeutet ja wörtlich "etwas. das Freude verursacht" Gott möchte also mit dem "Evangelium der Gnade" in uns Freude verursachen. Und "Freude" kommt in uns auf, wenn wir glauben können, dass Jesus Christus für uns am Kreuz gestorben ist - das Kreuz wird zum Mittelpunkt der Freude! Wir können dies auch anders formulieren:

Die Freude verursachende Gnade erfordert unseren Glauben an die Botschaft vom Kreuz (der Glaube ist ja das Werkzeug, mit dem wir die Gnade erst begreifen können), und dieser Glaube kommt nicht aus uns, sondern ist, wie alles ein Geschenk Gottes an uns. Damit isst eigentlich klar: Niemand kann aus sich heraus den notwendigen Glauben aufbringen, vielmehr ist er (der Glaube) ein Zeichen unserer Auserwählung und Berufung!

Gott, der Vater, ruft uns in. Christi Gnade, und diese Gnade ruft uns. zu: Im Kreuz bist du frei!

Adam hat durch seinen Ungehorsam die Sünde und den Tod in diese Welt gebracht, die auf alle Geschlechter nach Adam übergingen. Aber die Gnadengabe der Vergebung durch das Kreuz hebt dieses Urteil über die Menschheit nicht nur auf, sondern "fließt über"! Erfreuen wir uns heute an Röm 5:15: "Jedoch ist es mit der Gnadengabe nicht so wie mit der Kränkung. Denn wenn durch die Kränkung des einen die vielen starben, wieviel mehr fließt die Gnade Gottes und das Geschenk in Gnaden (das von dem einen Menschen Jesus Christus ist) in die vielen Versöhnten über!

Heben wir heute noch einmal den herausragenden Punkt des paulinschen Evangeliums der Gnade heraus, der zugleich auch das Unterscheidungsmerkmal jenes andersartigen Evangeliums ist, auf welches wir noch zu sprechen kommen:

"Umsonst gerechtfertigt in Seiner Gnade durch die Freillösung, die in Christus Jesus ist" (Röm 3:24a). Und in Röm 3:27 lesen wir weiter: "... wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen! Durch was für ein Gesetz? Das der Werke? Nein! Sondern durch das Gesetz des Glaubens! Denn wir rechnen damit, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke." Wobei wir hier erneut betonen, dass auch "der Glaube" ein Geschenk Gottes ist!

"In Christi Gnade berufen" heißt, dass uns alles von oben zufließt, dass nichts von unserer Seite aus zugefügt werden kann und zugefügt werden darf! Ein Geschenk muss man annehmen - es kann nicht in geringster Weise von uns bezahlt werden!

Wenn wir das Obige so richtig tief im Herzen erfasst haben, können wir auch im Herzen voller Freude den Vers in Röm 5:1 beten: "Gerechtfertigt nun aus Glauben, dürfen wir mit Gott Frieden haben durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir auch im Glauben den Zugang in diese Gnade erhalten haben, in der wir stehen, so dass wir uns in Erwartung der Herrlichkeit Gottes rühmen mögen."

Kann man sich in obiger Weise freuen, wenn etwas von einem gefordert wird? Dieses andersartige Evangelium, welches die Galater verwirrte, forderte Werke (Jak 2:24)! Und wo vom Menschen noch etwas gefordert wird, kann es nie "Gewissheit" geben, also auch keinen tiefen Frieden. und keine beständige Freude!

Gal 1:7

"... das aber nicht ein anderes (echtes) ist, wenn da nicht etliche wären, die euch beunruhigen und das Evangelium des Christus verkehren wollen."

Unsere "Konkordante Wiedergabe" des Neuen Testamentes gibt bei diesem Vers einen Hinweis auf Apg 15:1, wo wir ganz praktisch miterleben, was Paulus meint:

In Apg 14 durch zog Paulus zusammen mit Barnabas die galatischen Orte Ikonium, Lystra und Derbe wo er freimütig das Wort Seiner Gnade bezeugte (Apg 14:3). Dann kamen sie nach Pamphylien, Perge und Attila zurück zu ihrem Ausgangspunkt Antiochien, wo sie über den Erfolg ihrer Reise unter den Nationen berichteten (Apg 14:27). In Apg 15:1 folgt dann der für uns wichtige Hinweis: Juden kamen von Judäa und belehrten die Brüder, dass es ohne Beschneidung keine Rettung gäbe!

Beachten wir hier: Es handelt sich in Antiochien um eine "Pfingst- bzw. Königreichsgemeinde", und diese war durchaus bereit, dem Bericht des Paulus Glauben zu schenken, dass die Nationen gläubigen "allein durch Glauben gerechtfertigt sind (Apg 13:38-390)! Nun kamen messianisch-gläubige Juden aus Judäa nach Antiochien, um den vermeintlichen Irrtum des Paulus richtig zu stellen.: Für einen gläubigen Juden war es unvorstellbar, ohne Beschneidung gerettet zu werden. Wir sehen im verlauf von Apg 15, wie sich die Meinungen spalteten. Dieser Vorfall ereignete sich innerhalb einer Pfingstgemeinde, wo man sich ja noch gütlich einigte, die Sache in Jerusalem entscheiden zu lassen! Um wieviel mehr musste sich solche Art von Beeinflussung in den reiner Körpergemeinden. Christi Jesu auswirken.

Das mosaische Gesetz der Beschneidung musste auch von den Nationen eingefordert werden - das war der. Grund für die Beeinflussung der Galater! Und das Evangelium der herausgerufenen Königreichsgemeinde hatte dieses Gesetz zum Fundament. Ein andersartiges Evangelium - und doch nicht ein anderes!

Wir haben heute absichtlich das Wort "echtes" in Klammer gesetzt, weil es nicht in den Urtexten vorkommt, also nur eine nicht ganz glückliche menschliche Einfügung darstellt. Wir müssen erkennen, dass das Evangelium des Königreichs jenem Evangelium der Gnade gegenübersteht, dass also beide Evangelien "Wohlbotschaften Gottes" sind, dass ihre Andersartigkeit in den zwei Empfängergruppen besteht!

Wir wissen nur zu gut um das Problem für viele Gläubige, dass es "zwei" Evangelien geben soll! Das kann doch nicht sein!!! Wir versuchen heute, dieses scheinbare Problem zu vereinfachen: Stellen wir uns einen Hausbau vor! Da sind doch ganz verschiedene Handwerker an der Arbeit. und jeder Handwerken hat seine ganze spezielle Ausbildung. Der Zimmerman, der für das Dachgebälk zuständig ist, könne wohl kaum die Maurerarbeiten fachgerecht übernehmen, weil er dafür nicht ausgebildet wurde. Umgekehrt wäre es genauso! Stört es uns hier, wenn wir von verschiedenen Ausbildungen sprechen?

Obiges Bild passt zu unserem Thema: Im Bauplan Gottes gibt es auch verschiedene Arbeitsbereiche, wo jedes Mal eine spezielle Ausbildung erforderlich ist, den Schlüsselvers hierzu finden wir in Eph 1:10. Das Ziel Gottes ist die Aufhauptung des Alls in Christus, und es gibt zwei Ebenen:

  1. "....das in den Himmeln" und
  2. "....das auf der Erde"!

Für "die Himmel" ist die Körpergemeinde Christi berufen, für "die Erde" das Volk Israel! Und jedes dieser zwei Werkzeuge Gottes hat seine ganz spezielle Zubereitung - es gibt daher ein Evangelium an Israel, welches das irdische Königreich beinhaltet und zum Ziel hat, alle Nationen auf der Erde zu Jüngern zu machen (Mt 28:19), und es gibt ein Evangelium an die Körpergemeinde, welche zum Ziel hat, die Bewohner in den Himmeln zu dem Namen "Jesus" zu führen!

Für viele von uns mag unsere Darstellung langweilig werden, weil sie längst bekannt ist, aber in gleichem Maß sind unter uns Gläubige, die einfach nicht sehen wollen, dass diese "zwei" Evangelien bestehen, und daher selbst innerhalb der Körpergemeinde Unruhe verbreiten. Wir müssen daher noch etwas fortfahren:

Schauen wir uns noch einmal die Verse 6 und 7 an: Paulus spricht von seinem (ihm vom erhöhten Herrn enthüllten) Evangelium, das in Christi Gnade beruft. Diesem Evangelium stellt er ein andersartiges (Evangelium) gegenüber, das aber nicht andersartig ist! Warum nicht andersartig? Weil es denselben Herrn und dasselbe Ziel hat - nur auf zwei unterschiedlichen Ebenen!

Gehen wir noch einmal zurück zu dem gestrigen Bild eines Hausbaus: Würde ein Zimmermann die Ausbildung eines Maurers als "falsch" bezeichnen, nur weil sie nicht seiner eigenen Ausbildung gleicht? Natürlich ist die Lehre des Zimmermanns anders als die des Maurers - aber im Hinblick auf das Ziel ist sie doch nicht anders; sie ist nur notwendig, um den Bau zu vollenden!

In Gottes Heilsplan sind zwei Ebenen (Himmel und Erde) genannt, die sehr unterschiedliche Geschöpfe haben. Ein Mensch auf der Erde muss anders bearbeitet werden, als ein Geschöpf in den Himmeln. Der Mensch braucht von Adam her das Gesetz, um zu wissen, was er tun müsste (und des doch nicht vollbringt). Israel muss also den Nationen im kommenden Königreich das Gesetz überbringen, das Evangelium des Königreichs hat somit das Gesetz zur Grundlage! wir hingegen, die wir der überhimmlischen Welt dienen sollen, brauchen kein Gesetz, hier geht es darum, diesen überhimmlischen Geschöpfen an uns zu zeigen, was überströmende Gnade an uns bewirkt hat! Deshalb ist unser Lehrmaterial "die Gnade" welche speziell Paulus enthüllt wurde (lies Eph 3:8 ff).

Wir stehen wieder am Anfang: Gesetz oder Gnade! Allerdings haben wir einen Fortschritt gemacht, wir können es jetzt so formulieren: Das Gesetz hat seine Berechtigung, wie auch die Gnade - nur muss es von den zwei entsprechenden Werkzeugen Gottes a) Israel und b) den Nationen richtig gehandhabt werden. Und "richtig gehandhabt" heißt, uns von dem Evangelium zubereiten zu lassen, welches unserer zukünftigen Aufgabe entspricht!

Die Abneigung vieler Gläubigen gegenüber der Tatsache, dass es "zwei" Evangelien gibt, beruht auf völliger Unkenntnis!!! Wer seine überhimmlische Berufung nicht erkannt hat, wer gar nicht weiß, wo er später einmal hinkommt (es gibt die pauschale Hoffnung: "ich komme in den Himmel", oder man betet das Vaterunser: "Dein Reich komme", und weiß gar nicht, welches Reich kommen soll), kann zwangsläufig auch nichts mit "zwei" Evangelien , die zwei Ausbildungsbereiche beschreiben, anfangen!

Hierzu gehört auch die Mahnung in 2Tim 2:15, das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden, was nichts anderes heißt, als das richtige zukünftige Aufgabengebiet zu erkennen und sich den dafür zuständigen Lehrstoff anzueignen. Wir wollen in Gottes Wort unterscheiden, was gehört <) uns und was gehört b) Israel! Wer dies nicht tut (oder tun will) wird einmal sehr beschämt werden, weil er das Wort der Wahrheit nicht richtig geschnitten hat! Diese "Beschämung" wird sich vor der Preisrichterbühne des Christus zutragen, wo jeder das wiederbekommt, was er durch den Körper verübte (2Kor 5:10), wozu wir schon sagten, immer nur einzelne Verse herauspickt, ohne im Zusammenhang zu lesen, wird nie erkennen, wo seine wahre Berufung liegt, aber noch schlimmer: Er wird kein brauchbares Werkzeit (Gefäß), um die überströmende Gnade zur Schau zu stellen!!!

Gal 1:8

"Aber wenn auch wir oder ein Bote aus dem Himmel euch etwas Andersartiges neben dem verkündigt, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei in den Bann getan!"

Die Galater hatten das Evangelium der Gnade durch den Mund des Apostels Paulus gehört und geglaubt, was auf das Wirken des Geistes Gottes zurückzuführen war. Dazu wurden sie, wie es Eph 1:13 beschreibt, mit dem Geist der Verheißung versiegelt - ihre Rettung in der Gnade war vollkommen gesichert und konnte von niemand mehr genommen werden, auch nicht vom Widerwirker! Und doch war etwas bei den Galatern geschehen!

Die Rettung in der Gnade war unwiderrufbar, es ist unsere "Stellung in Christus" Doch etwas anderes ist anfechtbar: Der Wandel! Es liegt in Gottes Ratschluss, dass Er Seine Auserwählten zwar beruft und ihnen den Glauben schenkt, aber dass der Wandel beeinflussbar ist. Es ist eine sichtbare Tatsachen, dass jahrzehntelang Gläubige immer noch "Kindlein im Glauben" sind, wo sie doch längst "Väter im Glauben" sein sollten! Ihr Wandel wurde beeinflusst, oder direkt gesagt: Satan hat sie im Wandel "unten" gehalten, hat ein Wachstum verhindert!

Gemäß unserem Leitvers war und ist es möglich, dass selbst "Boten aus dem Himmel" uns etwas verkündigen können, und der mächtigste und wohl entscheidende Bote ist Satan selbst. In 2Kor 11:14 wird er als "Bote des Lichts" bezeichnet, und als solcher war und ist er in der Lage, uns durch fromme Einflüsterungen von dem, wie wir wandeln sollten, abzuhalten oder uns auf einen anderen Weg zu führen. Dieser "andere Weg" wäre, wenn wir auf das Irdische sinnen, anstatt nach dem zu trachten, was droben ist (siehe Kol 3:1-4).

Paulus wusste nur zu gut um die Machtbefugnisse Satans und um dessen Einflüsterungen, deshalb die klaren Worte, die auch heute gelten: Lasst euch auch von keinem Boten aus dem Himmel von diesem wunderbaren Evangelium der Gnade umstellen!

Wir sprachen gestern nur von "dem Boten aus dem Himmel", doch Paulus spricht am Anfang unseres Leitverses erst einmal von "wir", und meint damit sich und seine Mitarbeiter. Könnte der Apostel samt seinen Begleitern diesem Evangelium der Gnade untreu werden? Könnte er seine eigenen Worte umdrehen oder abändern?

Wir sind uns ganz sicher, dass Paulus und seine Mitarbeiter Treue und Zuverlässigkeit nie in Zweifel stellte! Wir können ihn nur so verstehen, dass er gerade mit dieser völlig unrealen Vorstellung (indem er sich und seine Mitarbeiter in den Kreis der Verfälscher einbezieht) seinen Worten vermehrt "Nachdruck" verleihen möchte. Paulus bringt also zum Ausdruck, dass hinter dem von ihm verkündigten Evangelium an die Nationen der Herr steht!

Wer auch immer etwas Andersartiges neben dem Evangelium der Gnade verkündigt, "sei in den Bann getan" (anathema). Luther übersetzt dieses Worte: "... der sei verflucht!" Wir verstehen darunter speziell hier an dieser Stelle, das jemand "unter göttliches Gericht gestellt wird", was etwas anderes als "verflucht" oder "verdammt" ist! So wie die bösen Werke von Gläubigen einst vor der Preisrichtbühne des Christus verbrennen werden (siehe 1Kor 3:13-15), so wird auch der Anstifter dieser bösen Werke, Satan, durch das Gericht in den Feuersee geworfen (Offb 20:10). Und unter das göttliche Gericht werden auch einmal jene Juden gestellt, welche die Galater zu Werken verführen wollten und offensichtlich verführt haben!

Lasst uns gerade bei dieser Sachlage vertieft der Worte Pauli an Timotheus bewusst werden: "Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und mit du betraut wurdest" (2Tim 3:14).

"... er sei in den Bann getan!"

Das "Anathema" (das griechische Wort für "in den Bann getan") kommt in Gottes Wort öfters vor, auch bei Paulus, und hat jedes Mal seine eigene im Zusammenhang stehende Bedeutung. Wir beschränken uns aber speziell auf dieses Vorkommen im Galaterbrief, und wollen es heute noch etwas ausweiten. Nämlich auf uns!

Vers 8 beginnt ja: "Aber wenn auch wir ...". Wir haben dieses Wort "wir" zuerst auf Paulus und seine Mitarbeiter bezogen, heute ziehen wir den Kreis weiter, bis in unsere Zeit. Es ist eine bestürzende, für uns alle sichtbare Tatsache, dass der größte Teil der Gläubigen, Paulus "als Apostel der Nationen" nicht erkannt hat und nicht beachtet! Das Evangelium, welches diese Gläubigen haben, ist genau jenes "Andersartige" von dem Vers 8 spricht. Dabei wurde ein guter Teil dieser Gläubigen gar nicht umgestellt, sondern wuchs in diesem andersartigen Evangelium auf - sie kennen also gar nichts anderes! Die Folge. Diese Gläubigen sind 8oder werden ganz allmählich) der Gnade Christi entfremdet! Für sie gibt es nicht Glaube und Gnade, sonder "Werke und Lohn"! Damit stehen diese Gläubigen automatisch unter dem Anthema. Der Bann, den Paulus ja im Galaterbrief nur über jene aussprach, die sein Evangelium vermischten (bei den Galatern waren es gesetzestreue Juden), weitet sich auf alle Körperglieder Christi Jesus aus, dies sein (Pauli) Evangelium ablehnen oder nicht beachten. Das Anathema sieht dann so aus, dass all diese Gläubigen nicht (!!!) darüber erleuchtet werden, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, von dem Eph 3:8-13 schreibt. Die Folgen sind: Keine Ahnung von unserer "überhimmlischen Berufung, keine Zubereitung auf unsere späteren Aufgaben, totale Beschämung vor der Preisrichterbühne, untauglich, Schaugefäße Seiner Gnade zu sein!

Wohlgemerkt: Alle diese Gläubigen sind in der Gnade gerettet, jedoch nur so wie durch Feuer hindurch (1Kor 3:15); all ihr gut gemeinten Werke, all ihr Mühen, alles Eigene wird verbrennen!

Gal 1:9

"Wie wir schon zuvor betont haben, so sage ich auch jetzt wieder: Wenn jemand euch etwas Andersartiges als Evangelium verkündigt, neben dem, was ihr von uns erhalten habt: er sei in den Bann getan!"

Paulus wiederholt seine Androhung von Vers 8 - wie ungemein wichtig muss ihm diese Umstellung der Galater hinweg von seinem Evangelium gewesen sein. Diese "Umstellung" war aber keine völlige Abkehr vom Evangelium der Gnade, auch waren es keine Ungläubigen, welche die Verwirrung unter den Galatern anrichteten, es waren lediglich Gesetzeselemente, die zusätzlich übernommen werden sollten, eingebracht wurden diese von gesetzestreuen Juden, die durchaus der Pfingstgemeinde angehörten. Es war also nicht das "Wegnehmen" und mit etwas "Neuem" ersetzen, es war vielmehr das "Beiimischen" zu etwas Vorhandenem!

Man kann einer Speise Gewürze hinzufügen, sie wird dadurch verfeinert! Bei dem Evangelium der Gnade ist dies nicht möglich; sobald ihm etwas beigefügt wird, hört es auf, das wahrer echte Evangelium der Gnade zu sein! Jene gesetzestreuen Juden wollten den Galatern also nichts wegnehmen, sondern lediglich etwas beifügen: Ein fromme, von Gott Selbst zu der entsprechenden Zeit angeordnetes Werk, eine Satzung, die innerhalb der jüdischen Königreichsgemeinde durchaus zu Recht bestand. Weiter wollte man nichts! In Gal 5:9 nennt Paulus den Sauerteig, wo schon kleinste Mengen den ganzen Teig durchsäuern - dieses Bild ist treffend.

Hat durch die Androhung des "Anathema" die Beeinflussung aufgehört? Nein! Bis zum heutigen Tag ist ein "Mischevangelium" der Hauptbestandteil der meisten Bibelauslegungen, nur Wenige dringen in die Tiefe des unausspürbaren Reichtum des Christus, in das wahre und unverfälschte Evangelium der Gnade hinein und lassen sich gemäß Eph 3:9 von dem, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, erleuchten. Und wer nicht erleuchtet wird, bleibt im Hinblick auf die Erkenntnis zwangsläufig in Dunkelheit!

Gal 1:10

"Will ich denn jetzt Menschen willfahren oder Gott? Oder suche ich damit Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefallen wollte, wäre ich kein

Sklave Christi."

Was meint unsere Übersetzung mit "willfahren"? Dieses Wort ist schwer verständlich! Die ältere Auflage der Konkordanten Wiedergabe übersetzt hier "Überrede ich denn jetzt Menschen oder Gott'?" Baader übersetzt: "Mache ich denn jetzt Menschen gefügig oder gar Gott?" und in der Elberfelder Übersetzung lesen wir: "Denn rede ich jetzt Menschen zuliebe oder Gott?" Zusammen ergeben alle Übersetzungen jenen Sinn, den wir nur zu gut kennen: Passe ich meine Worte den Menschen, zu denen ich spreche, an, oder ist mir allein die Wahrheit des Wortes Gottes wichtig?

Es gab im süddeutschen Raum einen ziemlich bekannt, aber schon lange verstorbenen Bruder "Hahn", nach dem die "Hahn'schen Gemeinden" entstanden sind. Ihm wird folgende Aussage zugerechnet: "Wer die Allaussöhnung nicht glaubt, ist ein Ochse, wer sie verkündigt, ist ein Esel!" Man muss eigentlich über diese Aussage eines einst lehrenden Bruders schmunzeln! Und doch weist si auf ein Problem hin, welches in der herausgerufenen Körpergemeinde Christi Jesu allseits besteht: Man hat zwar etwas in Gottes Wort erkannt, darf es aber nicht aussprechen, weil man dann abgestraft werden könnte (zum Beispiel "Ausschluss aus der Gemeinde"). Und genau dieses Problem stellt Paulus in unserem Leitvers auch vor uns! Wollen wir Menschen nach dem Mund reden oder Gott?

Sind wir bereit, alle Wahrheiten, auch wenn sie unbequem sind, auszusprechen, auch wenn wir daraus unangenehme Konsequenzen tragen müssten?

Paulus zieht einen ganz einfachen Schluss: Wer Menschen gefallen möchte, wer Menschen nach dem Mund redet, kann kein Sklave Christi sein!

Wir geben diesem Vers 10 noch einen Tag, weil uns Paulus sagen möchte, dass es auch eine durchaus "heilige Rücksichtslosigkeit" gibt, die trotzdem in der Liebe steht! Denn was ist es für eine Liebe, wenn ernste Wahrheit verschwiegen werden, weil diese schwer zu hören sind? Oder weil sie gegen unsere menschlichen Vorstellung und wünsche stehen? Menschen zu gefallen und ein Sklave Christi zu sein gehen nicht immer Hand in Hand!

Viele Übersetzungen meiden das Wort "Sklave" und übersetzten auch hier in Gal 1:10 lieber mit "Knecht", weil ein Sklave anrüchig und in der menschlichen Werteskala wohl ganz unten angesiedelt ist. Doch genau dies meint Gottes Wort! "Sklaven" waren früher "Leibeigene" - und Paulus sieht sich als "Leibeigener" Christi"! Als solcher ist er vollkommen von seinem Herrn abhängig, und dient Ihm mit seiner ganzen Kraft. Es gibt praktisch einen eigenen Freiraum mehr! Für Paulus selbst war dieser Weg zum Sklaven Christi ein Weg von der Höhe anerkannter menschlicher Frömmigkeit (als Pharisäer) hinab bis zum Auskehricht der Welt (1Kor 4:13). Und er ging noch weiter: Nicht in die Nähe des Kreuzes, auch nicht unter das Kreuz, sondern bis "an das Kreuz"! So lesen wir später auch in Gal 2:20: "Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt"!

Und nun schauen wir noch auf unseren Herrn, von dem wir in Phil 2:7 lesen: "... Er nahm die Gestalt eines Sklaven an...". Und in dieser Gestalt konnte Er in Seiner schwersten Stunde sagen: "Indessen, nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe" (Lk 22:42b)! In der Gestalt des Sklaven, in der völligen Unterordnung unter den Willen des Vaters vollzog sich der Heilsplan Gottes in Seinem Sohn am Kreuz auf Golgatha.

Ein Knecht hat noch ein Stück Freiheit, ein Sklave nicht! Welcher wollen wir sein?

Paulus verteidigt sein Amt als Apostel

Gal 1:11

"Denn ich mache euch bekannt, Brüder: Das von mir verkündigte Evangelium ist nicht menschengemäß."

Paulus kommt mit seiner heutigen Aussage zu einem entscheidenden Punkt. "äre es denn so schlimm, wenn er sein Evangelium von Menschen, also von den Zwölfen in Jerusalem empfangen hätte? Haben nicht seine engsten Mitarbeiter wie Titus oder Timotheus das Evangeliums von ihm (also von einem Menschen empfangen?

Es wäre überhaupt nicht schlimm, ja sogar ganz normal gewesen, wenn (!) das Evangelium des Paulus mit jenem Evangelium der Zwölf in Jerusalem übereingestimmt hätte! Da aber Paulus mit Nachdruck hervorhebt, dass sein Evangelium nicht "menschengemäß" ist, kann es nur einen Grund dafür geben: Sein (des Paulus) Evangelium ist nicht identisch mit jenem der Zwölf!

Paulus ist weit davon entfernt, stolz und hochmütig zu sein, dass "sein" Evangelium nicht menschengemäß ist! Es liegt in der Natur der beiden Evangelien, dass eines davon (das der Zwölf) an Menschen (an Israel) gerichtet ist und die Erde als Wirkungsgebiet haben, während das Evangelium des Paulus nach droben führt, in unser überhimmlisches Berufungsgebiet.

"Nach Menschenart" ist der Charakterzug des Evangeliums der Beschneidung. Wo menschliches Tun hoch bewerte ist, wo das Gesetz der Maßstab für die Rettung ist, wo Zeichen und Wunder gegeben sind, dort wird der seelische Menschen angesprochen!

"Nicht menschengemäß" ist genau das Gegenteil des Obigen. Kein menschliches Tun hat noch irgendeinen Wert, damit sich niemand rühme (Eph 2:8), nicht mehr das Gesetz, sondern die Gnade ist der Grund unserer Rettung (Eph 2:8-9). Zeichen und Wunder sind, wie in 1Kor 13:8 angekündigt, abgetan, weil die Reife entsprechend Eph 4:13 gekommen ist. Angesprochen werden soll nicht mehr der seelische, sondern der geistliche Mensch!

Wir hören oft, dass das Evangelium des Paulus viel höher und köstlicher wäre als jenes an Israel - wir halten solche Aussagen für "Hochmut!" Nur weil ein Zimmermann bei einem Hausbau üblicherweise hoch oben im Dachgebälk arbeitet, ist seine Arbeit nicht minderwertiger als jene eine Maurers, der unten im Keller seine Arbeit verrichtet! Was wir gestern dargelegt haben, soll also nicht zum Hochmut führen, sondern zu der Erkenntnis, dass wir, die Glieder am Körper des Christus, zum einen ein anderes Aufgabengebiet haben als Israel, und zum anderen es nicht mit fleischlichen/seelischen Menschen, sondern mit den Geschöpfen der unsichtbaren Welt zu tun haben. Wenn wir dies bedenken und wenn wir hierüber immer mehr Klarheit gewinnen, verstehen wir unseren Apostel Paulus auch immer mehr!

"Doch was mir einst Gewinn war, das habe ich um Christi willen als verwirkt erachtete! (Phil 3:7). Was war Paulus einst ein Gewinn? Er vertraute auf sein Fleisch, er war stelz auf seine Zugehörigkeit zum Volk Israel, er rühmte sich, in Bezug auf das Gesetz ein Pharisäer zu sein ... alle menschlichen Eigenschaften mussten mehr und mehr der Erkenntnis weichen, dass als dies in den überhimmlischen Regionen nutzlos war, ja "Abraum" (Phil 3:8).

Obiges Wort an die Philipper zeigt uns, wie radikal Paulus aus der Ära des Königreichevangeliums, das menschlicher Art war, herausgenommen wurde und in jenes Evangelium hineingestellt wurde, das geistlicher Art ist. Aus menschlichem Gewinn wurde Abraum, und das Ziel war, Christus zu gewinnen, in Ihm erfunden zu werden, "indem ich nicht meine eigene Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben Christi, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens...." (lies Phil 3:9 ff). Wir sehen, liebe Geschwister, wie weitreichend Paulis Worte sind, sein Evangelium ist nicht menschengemäß!

Gal 1:12

"Denn ich erhielt es weder von einem Menschen, noch wurde ich es gelehrt; vielmehr wurde es mir durch eine Enthüllung Jesu Christi zuteil."

Paulus setzt den Galatern Fragen vor, die auch wir ernstlich bedenken sollten (müssen). Paulus bezeugt, dass er sein Evangelium nicht von einem Menschen erhalten hatte bzw. gelehrt wurde, sondern dass Jesus Christus persönlich diesem auserwählten Rüstzeug direkt durch eine Enthüllung mitteilte, was den Inhalt dieses Evangeliums betraf. Da muss in uns die Frage aufsteigen: Wozu geschah solche Enthüllung an Paulus, wenn es doch genug Zeugen (Seine Jünger) gab, denen Jesus auf Erden persönlich ihren Auftrag übergab?

Wer sich hier ersthafte Gedanken macht, kommt nur zu einem Ergebnis: Der erhöhte und verherrlichte Herr gab seinem Apostel einen Auftrag, der sich in keinster Weise mit dem Auftrag an die von Ihm erwählten Zwölf deckte, sondern vom Inhalt her "anders" sein musste!

Obiges passt zu Vers 1, wo schon darauf hingewiesen wurde, dass Paulus nicht von Menschen beauftragt wurde, sondern vom Herr, nachdem Er gen Himmel aufstieg und Sich zur Rechten Gottes setzte.

Wenn es sich also bei der Berufung des Paulus in das Apostelamt lediglich um einen Ersatzmann für Judas, der Jesus verraten hatte, gehandelt hätte, wenn also lediglich eine Personenfragen gewesen wäre, wäre es unverständlich, warum Paulus solches Gewicht auf die frage, "woher sein Evangelium kommt", gelegt hätte!

Es gibt auf alle fragen nur diese eine Antwort: Dem vom erhöhten Herrn berufenen Apostel Paulus wurden Dinge enthüllt, welche bis dahin völlig unbekannt waren! Dies allein ist die logische Konsequenz, die jeder ernsthafte Bibelleser aus diesen ersten Versen des Galaterbriefes schließen muss.

Wir versuchen, liebe Geschwister, schon in diesen ersten Versen des Galaterbriefes zu ergründen, warum es zwei unterschiedliche Evangelien geben muss! Das Ergebnis soll nicht nur uns persönlich dienen, sondern uns auch helfen, andere Geschwister aufzuklären, sie auf jenes hinzuweisen, was bei den Galatern falsch lief.

Mit der Enthüllung (es war nicht die einzige Enthüllung) des erhöhten Herrn an Paulus haben wir es mit einem "Geheimnis Gottes" zu tun, wie es Röm 16:25, und später Eph 6:19 zeigt. Dieses Geheimnis enthüllt die Wende Gottes: Für eine festgesetzte Zeit stellt Gott sein Werkzeug "Israel" beiseite, um aus den Nationen die Glieder der Körpergemeinde Christi Jesu zu berufen. Dass diese Zeit befristet ist, zeigt uns Röm 11:25b ("... bis die Vervollständigung der Nationen eingehe"); wenn das letzte Glied aus den Nationen gerufen sein wird, wird diese dann vervollständigte Körpergemeinde Christi Jesu gemäß 1Thes 4:13-18 entrückt werden, und Gott wendet Sich wieder Seinem Volk Israel zu.

Die obige Kurzdarstellung des Heilsplanes Gottes zeigt uns, dass Paulus etwas enthüllt wurde, was selbst Jesus Seinen Jüngern auf Erden noch nicht sagen durfte, weil diese zu jenem Zeitpunkt noch unfähig waren, den Ratschluss Gottes zu verstehen, nämlich: "Sein Volk für eine bestimmte Zeit beiseite zu stellen"; die Jünger hätten dies nicht ertragen können (lies Joh 16:12).

Die Enthüllung des erhöhten Hern an Paulus war die Offenbarung eines Geheimnisses, dessen Verwalter wir eigentlich sein sollten ,mehr noch: Gemäß 1Kor 4:1-2 sollten wir als solche Verwalter "für treu" erfunden werden! Wissen wir überhaupt, was wir verwalten sollen?

Es soll uns heute wichtig werden, dass alle uns betreffenden Wahrheit im Hinblick auf das uns angehende Evangelium der Gnade allein auf Erscheinungen und Enthüllungen des erhöhten Herrn. zurückzuführen sind. Empfänger war einzig und allein "Paulus"! Wir finden folglich weder im At, noch im NT etwas über die gegenwärtige Verwaltung der Gnade, außer in den Paulusbriefen und teilweise in der Apostelgeschichte, ab Apg 13. Alle Versuche, die Körpergemeinde in anderen Teilen der Bibel zu finden, müssen in die Irre führen!!!

Da wir mit dem Galaterbrief ziemlich am Anfang stehen, folgten der hier angegebenen Enthüllung noch weitere. In 2Kor 12:1 führt Paulus "Erscheinungen und Enthüllungen des Herrn" in der Mehrzahl an, was bedeutet, dass Paulus im Verlauf seines Wirkens fortwährend von seinem Herrn aufgeklärt wurde und dies in seinen Briefen weitergab. So konnte er den Korinthern das Geheimnis der Auferstehung weitergeben, den Thessalonichern jenes der Entrückung ... und dies ginge so lange weiter, bis in den. Gefängnisbriefen in Rom die Enthüllungen abgeschlossen waren, und damit das Wort Gottes sein Vollmaß erreicht hatte.

Es war generell "der erhöhte Herr", der Paulus erschien und zu ihm sprach. Es begann vor den Toren von Damaskus, als Saulus berufen wurde. Dieses Erleben blieb Paulus sein ganzes Leben lang votr Augen und in seinem Herzen lebendig. Und so real, wie der Herr zu Beginn seiner Laufbahn zu ihm sprach, so reell dauerten die Erscheinungen. und Enthüllungen auch an, bis die Enthüllungen vollendet waren. Paulus durfte in besonderer Weise den auferstandenen und erhöhten Christus sehen, er sah Ihn als das Abbild des unsichtbaren Gottes, als Strahlglanz Seiner Herrlichkeit wir hingegen werden Ihn erst sehen, wenn Er zur Entrückung kommt - möge diese Herrlichkeit heute schon in unseren Herzen aufleuchten!

Eine Frage mag viele Gläubige bis heute berühren: Haben Gläubige in Christus heute auch noch Erscheinungen und Enthüllungen?

Zumindest in charismatischen Bewegungen wird dies nachdrücklich bejaht! Man kann in solchen Kreisen hautnah miterleben, wie betende Brüder plötzlich mit den Worten beginnen: "So spricht der Herr...", und dann folgen in der Regel Mahnungen und Anweisungen, was der Einzelne tun muss bzw. wie er sich verhalten soll. Alle Anwesenden haben in solchen Fällen den Eindruck, der Herr spreche Selbst durch den betenden Bruder zu der Gemeinde (als Verfasser dieser Zeilen habe ich dies vielfach persönlich miterlebt).

In Eph 4:13 lesen wir von der Auferbauung der Körperschaft Christi, "bis wir alle. zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zum gereiften Mann, zum Maß des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus, damit wir nicht mehr Unmündige seien...; im folgenden Vers 14 führt Paulus die Merkmale der Unmündigkeit an, wobei wir die List hervorheben wollen, "den Irrtum planmäßig zu verbreiten"! Was ist der Irrtum?

In meinen oben angeführten früheren Erlebnissen, wo der Herr anscheinend Selbst durch einen betenden Bruder zur Gemeinde sprach, ging es im Grunde immer nur daraum, was getan werden soll, alsol um das Gesetz! Nie hörte ich Worte, die von der überströmenden Gnade sprachen und diese rühmten. Hier wurde also durch die List Satans als Engel des Lichts der Irrtum planmäßig gemacht!

Nehme wir heute ganz einfach mit: Wir brauchen keine Prophetenworte mehr, auch keine Erscheinungen oder Enthüllungen, weil wir bereits alles haben, weil Gottes Wort vervollständigt in unseren Händen liegt. Gemäß 1Kor 1:10^ enthüllt uns Gott diesen unausforschlichen Schatz durch Seinen Geist in unseren Herzen!

Gal 1:13

"Ihr habt doch von meinem einstigen Verhalten im Judentum gehört, dass ich die herausgerufene Gemeinde Gottes außerordentlich verfolgte und ihr nachstellte."

Wir haben es vielfach in der Apostelgeschichte erlebt und lesen es jetzt im Brief an die Galater erneute, wie sich Paulus auf sein früheres Verhalten als vorbildlicher Jude beruft, wozu ja auch die Verfolgung der messianischen Gemeinden gehörten (was in bestem Glauben geschah). Warum erinnert Paulus immer wieder an diese Geschehnisse? Was hatten diese mit den Galtern zu tun?

Der Grund, warum Paulus an seine schlimme Vergangenheit erinnert, muss mit seinem Evangelium zusammenhängen. Hier müssen wir also tiefer nachforschen. Aber wir gehen zuvor noch einem anderen Gedanken nach:

Seine Verfolgung der Gemeinden war keine stumpfer Gehorsam dem jüdischen Gesetz gegenüber, sondern kam aus tiefster Überzeugung, richtig zu handeln! So falsch sich die später herausstellte, muss doch anerkannt werden, dass aller Hass in Paulus, seinem tiefen Glauben entsprang, Gott damit zu dienen.

Bleiben wir hier einmal kurz stehen, bedenkend, dass auch diese schlimmen Wege im Leben des Saulus dem Willen Gottes entsprachen, dass Gott all dies "bewirkt" hat! Diese Tatsache mag uns erst einmal erschrecken - und doch zeigt sie uns den Weg, den Gott mit Seiner Schöpfung geht, um Sein Ziel zu erreichen "alles in allen zu sein" (1Kor 15:28).

Haben wir schon einmal bedacht, liebe Geschwister, dass Gnade, damit sie wirken kann, ein "böses Vorleben" braucht? Ein Unschuldiger kann von einem Gericht nicht begnadigt werden, weil Gnade an einem solchen nicht wirken kann! Dazu bedarf es eines Übertäters, in unserem Sinn eines Sünders! Nur ein Sünder kann Gnade empfangen und ists in der Lage, diese Gnade auch. zu schätzen und sie später zur Schau zu stellen (Eph 2:7).

Wir haben gestern am Anfang festgestellt, dass Paulus kein gleichgültiger Anhänger des Judentums war, sondern voll tiefer Überzeugung für seinen Glauben eiferte. So sehr dieser Eifer später verurteilt werden musste, so bewies er dennoch die Ernsthaftigkeit seiner Überzeugung, mehr noch : Paulus hatte darin alle anderen übertroffen! Heute wollen wir eine Antwort darauf suchen, warum Paulus diese gleich an den Anfang stellt:

Mit den Galatern fand eine traurige Entwicklung in der Körpergemeinde Christi Jesu statt: Einerseits wurde durch die mehrheitliche Ablehnung Jesu durch das Volk Israel dieses dem Verstockungsgericht übergeben, was für die Pfingstgemeinde in Jerusalem bedeutete, dass auch sie erst einmal zurückgestellt wurde, und Gott durch Paulus etwas ganz Neues beginnen wollte. Doch anstatt die Herausgerufenen aus den Nationen dieses Neue aufnahmen, versuchten und versuchen sie immer noch krampfhaft, das zurückgestellte Evangelium des Petrus fortzusetzen.

Pauli Anteil an der Beiseitestellung Israels war nicht unbedeutend - dies ist die Begründung, warum er immer wieder auf sein altes Leben zurückführt. Gerade die Steinigung des Stephanus, wo Saulus ja die führende Rolle spielte, war ein kritischer Wendepunkt in der Entwicklung des jüdischen Volkes, in der Apostelgeschichte haben wir erlebt, wie ab Apg 15 Israel mehr und mehr in den Hintergrund tritt.

Paulus hebt also hervor, wie groß sein Anteil daran war, dass Israel "Jesus" ablehnte! Und mit der Ablehnung rückte auch das messianische Evangelium des Königreichs in den Hintergrund - ein neues Evangelium trat hervor, welches nicht an das Evangelium des Petrus anknüpfen konnte!

Gal 1:14

"So machte ich in meinem Einsatz für das Judentum Fortschritte, mehr als viele Altersgenossen in meinem Geschlecht, da ich ein übermäßiger Eiferer um meine väterlichen Überlieferungen war."

Neben dem Bekenntnis seiner Verfolgung der messiasgläubigen Gemeinden hebt Paulus in unserem Leitvers hervor, dass er viele seiner Altersgenossen durch übermäßigen Eifer übertraf ... was möchten er hiermit den Galatern (und uns) sagen?

Haben wir schon einmal bedacht, warum Jesus, als Er in Seinem Erdenleben Seine Jünger auswählte, an jenem klugen, eifrigen Pharisäer Saulus vorbeiging, ihn wohl nie sehen wollte bzw. suchte? Dabei hätte gerade Saulus doch den Petrus an Wissen weit übertroffen und hätte mit all seinem Wissen mehr als jeder anderes sein Volk überreden können, Jesus als Messias anzunehmen! Doch Jesus suchte nie eine Begegnung mit Saulus! Die Antwort lautet: Weil Saulus/Paulus nicht als einer der Zwölf bestimmt war und nie zu ihnen zählen durfte!

Wir können Paulus so verstehen, dass er mit all dem erklären möchte, warum Gott in Seiner Weisheit gerade ihn auserwählte, einen Mann, der ja lange Zeit die Verblendung Israels selber verkörperte, indem er sich auf die väterlichen Überlieferungen berief und jene verfolgte und töten ließ, die in Jesus den Messias erkannt hatten. Und so wie Saulus zu Paulus wurde und seinen Herrn erkennen durfte, wird auch Israel einmal als Gesamtheit gerettet (Röm 11:26). Die Rettung des Paulus wird so zu einer Vorschattung der Rettung Israels als Gesamtheit - nur auf einer anderen Ebene: Pauli Rettung geht in die Überhimmel, Israels Rettung als Gesamtheit gilt der Erde.

Schauen wir noch in den Vers aus 1Tim 1:16 (bitte lesen): Gerade an jenem eifrigen Verfolger der messianischen Gemeinde Gottes stellt Jesus Christus sämtliche Geduld zur Schau, und zwar denen, die künftig an Ihn glauben, zu äonischem Leben - und dies trifft auf Israel zu!

Fasen wir das Bisherige zusammen, denn wir wollen nicht aus den Augen verlieren, dass Paulus beweisen möchte, dass sein Evangelium nicht mit jenem andersartigen Evangelium verwechselt bzw. gleichgestellt werden darf, dass allein an Israel gerichtet ist.

Ein. herausragender Pharisäer verfolgt erst einmal jene, die in dem Jesus von Nazareth ihren Messias erkannt haben wollen; danach wird dieser eifernde Pharisäer selbst vom Herrn berufen - aus Saulus wurde Paulus. Lange Zeit diente Paulus dem für sein Volk Israel bestimmten Königreich, daneben begann er, die Körpergemeinde ins Leben zu rufen und die ersten Gemeinden zu gründen. All dies berechtigt ihn mehr als alle anderen, von zwei unterschiedlichen Evangelien zu reden! Er kannte das Evangelium des Königreiches, er kannte dieses Königreich schon aus den alten Schriften, und da das Königreich auf dem Gesetz basierte, war Paulus auch ein übermäßiger Eiferer für dieses Gesetz; keiner konnte ihm etwas vormachen. Auf dieser Basis belehrte er nun die Galater.

Mit demselben Eifer, wie sich einst Saulus für das Gesetz einsetzte, setzt sich ein Paulus für das Evangelium der Gnade ein, er weiß sich in Christus als Träger der kostbaren Wahrheit, dass für die Körpergemeinde das Gesetz nicht mehr gelten kann, weil Gnade und Gesetz nicht zusammenpassen!

Man kann, und das ist erst einmal positiv zu sehen, großen Eifer für Gott haben und sich mit aller Kraft für seinen Glauben einsetzen. In Röm 10:2 schreibt Paulus im Blick auf sein Volk von einem Eifer in falscher Erkenntnis ... und falsch ist im Blick auf uns alles, was mit eigener Kraft gewirkt werden möchte. Unsere Rettung in der Gnade lässt keinen Raum für eigenen Ruhm: "... damit sich niemand rühme" (Eph 3:9).

Gal 1:15

"Als es aber Gott (der mich von meiner Mutter Leib an abgesondert und durch Seine Gnade berufen hat) wohlerschien,"

In. unserem heutigen Leitvers spricht Paulus ein Thema an, das bis heute unter den Gläubigen weitgehende übergangen bzw. verschwiegen wird: "Der alles bewirkende Gott" - die Betonung liegt auf dem Wörtchen "alles" (wozu auch "die Absonderung" gehört)!

Immer wieder kommt Paulus in seinen Briefen darauf zu sprechen: "Wir aber wissen, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt..." (Röm 8:28); "... alles aber ist aus Gott" (1Kor 11:12b); "Das alles aber ist aus Gott..." (2Kor 5:18); und ganz wunderbar zeigen uns die Verse in Kol 1:16-17 (bitte lesen), wie das All in Seiner Hand liegt, in diesen Versen ist es die starke Hand des Sohnes Seiner Liebe ... wir könnten diese Reihen och lange fortsetzen, doch es genügt, um. zu erkennen, dass in einem gereiften Glaubensleben die Erkenntnis vorhanden sein muss: Alles im gesamten All, und damit auch alles in meinem Leben ist aus Gott! Können wir das fassen und glauben, liebe Geschwister?

Schwierig wird es für uns, wenn auch dunkle Seiten in unserem Leben, Leiden und Trübsal, Krankheiten und Ähnliches zur Sprache kommen - können wir dies auch aus Gottes Hand nehmen? Oder wenn Gott im Leben von Gläubigen begangene Sünde nicht verhindert? Oder möchte jemand von uns behaupten, er sei frei von Sünde?

Es gibt bekanntermaßen Gläubige, die Obiges von sich behaupten, wir halten dies für "Selbsttäuschung!" In Eph 1:7 lesen wir: "In Ihm haben wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in. uns überfließen lässt." Täglich kränken wir Gottes Herz in unserem unverbesserlichen Fleisch doch gleichzeitig fließt in uns die Gnade über und schwemmt alle Kränkungen von uns weg - das ist Gnade!

Wenn Paulus angibt, dass er von seiner Mutter Leib an abgesondert war, dann dürfen wir in dieser Aussage erkennen, dass sein Leben schon vor seiner Geburt festgelegt war und alles, was sich in seinem Leben ereignet hat, "aus Gott" war! Die ganz einfache und logische Konsequenz ist daraus für uns: Alles was Paulus tat, auch sein Eifer für das jüdische Gesetz bis hin zur Tötung des Stephanus, war aus Gott! Bereits als Ungeborener in seiner Mutter Leib lag die Absonderung durch Gott über ihm!

Nun geht Paulus später im Brief an die Epheser noch einen gewaltigen Schritt weiter, er schreibt: "... so wie Er uns in Ihm vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat..." (Eph 1:4). Der Niederwurf der Welt vollzog sich vor der Erschaffung des ersten Menschen Adam, es war jenes Ereignis, als die Urschöpfung mit Wasser überflutet wurde und damit ein Chaos wurde, wie es 1Mo 1:2 beschreibt. Mit dieser Aussage stehen wir vor der göttlichen Tatsache, dass uns Gott bereits vor der Erschaffung unserer heutigen Erde, die ja ab 1Mo 1:2 begann, in Ihm, dem Sohn Seiner Liebe nicht nur bereits erkennt, sondern auch auserwählt hat! Wir stehen damit vor einer der ganz großen paulinischen Wahrheiten, die wir bei keinem anderen Schreiber des Wortes Gottes finden!

Wenn wir die obige Wahrheit erkannt haben und dafür eintreten, stoßen wir au heftige Gegenwehr, ja sogar auf Angriffe. "Dann brauche ich ja nichts mehr zu tun...", wird uns vorgehalten und genau dies ist der springende Punkt! Es ist das "Ich", welchem der Boden entzogen wird, jenes egoistische "Ich", welches nicht an das Kreuz verwiesen werden will, weil es meint, eigene Werke produzieren zu müssen! In Röm 7:24 beschreibt Paulus dieses "Ich" mit: "Ich elender Mensch"; und der Urtext lautet: "Elender Ich-Mensch!" Das "Ich" gehört ans Kreuz, dafür fließt die Gnade über!

Fassen wir die letzten zwei Tage zusammen, ergibt sich die wunderbare Tatsache: Gott hat Paulus in Christus Jesus schon vor dem Niederwurf der Welt auserwählt, von seiner Mutter Leib an abgesondert und durch Seine Gnade berufen! Und dies ist ja auch unser aller Weg! Keiner von uns kann sich selber berufen, kann aus eigener Kraft zum Glauben an Gott finden - das gilt nicht nur uns, die Körpergemeinde, sondern letztlich für alle! So stellte Jesus in Joh 6:29 und Joh 6:44 vor seinen Jüngern klar, dass es das Werk Gottes ist, dass sie an Ihn glauben konnten bzw. niemand zu Ihm (Jesus) kommen könne, wenn der Vater, der Ihn gesandt hat, ihn nicht zieht. Also auch hier: "Alles aus Gott"!

Berufen wurde Paulus "durch Seine Gnade", und hier hat "Gnade" seine ganz besondere Bedeutung! Vor einem weltlichen Gericht hören wir oft die Worte "Gnade vor Recht!", was besagen will, dass ein Gesetzesbrecher aus menschlicher Barmherzigkeit Milde erlangt. Der Makel eines Straftäters haftet ihm aber nach wie vor zu Recht an. Bei uns ist dies anders: Wir werden nicht aus göttlicher Milde begnadigt, sondern "wegen erwiesener Unschuld"! An uns haftet nicht mehr der Makel, trotz der Gnade Sünder zu sein - die Sünde liegt auf Ihm, unserem Herrn und Haupt, in Ihm haben wir die Freilösung durch Sein Blut... ist uns ganz tief im Herzen klar, was das heißt?

Es gibt keine Macht im gesamten All, die uns jemals etwas vorhalten, die uns von der Liebe Gottes scheiden könnte, di ein Christus Jesus ist, unserem Herrn (gemäß Röm 8:28).

"Berufen durch Seiune Gnade" führt uns wieder zu Röm 7:24, wo Paulus aufschreit, was ihn wohl aus dem Körper dieses Todes bergen könnte? Und die Antwort Gottes besteht aus einem einzigen Wort: "Gnade!" "Gnade" beruft, Gnade birgt, Gnade rettet - und sie ist. zu alledem auch noch "überströmend"!

Wir sind immer noch nicht mit diesem Vers 15 fertig, im Grunde liegt auch hier ein unausforschlicher Reichtum vor uns! Heute wollen wir uns auf die Worte konzentrieren: "Als es aber Gott Wohl erschien", was uns offenbart, dass bei Gott alles seine Zeit hat, was wir ja schon in Pred 3:1 lesen. Mit anderen Worten heißt dies: Bei Gott gibt es keine Zufälle, Er wartet auch nicht ab, wie sich die Menschen entscheiden, vielmehr läuft alles nach dem Ratschluss Seines Willens ab, es ist alles von Anfang an genau berechnet! Aber diese Berechnung hat Gott nicht nur für Sich Selbst gemacht, Er hat auch uns Merkmale und Punkte gesetzt, damit wir Seine Zeitabläufe erkennen und fassen können - einer dieser Zeitabläufe sind "die Äonen"!

Was ein großer Teil der Christenheit bis heute fälschlicherweise mit "Ewigkeit" gleichsetzt, sind für uns Zeitabschnitte mit einem Anfang und einem Ende. So kennen wir eine Zeit "vor" den Äonen, dann sind uns bis zu fünf Äonen aus Gottes Wort bekannt, und es gibt eine Zeit "nach" den Äonen. Wir setzen bei unseren Lesern ein Grundwissen über die Äonen voraus un dlassen uns heute zur Mitte der äonischen Zeitabläufe führen - es ist "das Kreuz!" Wenn wir den Kalender Gottes, den Bruder A.E. Knoch aufgestellt hat, betrachten, hat Gott das Kreuz tatsächlich in die Mitte Seines Heilsplanes gesetzt, ja es steht in der Mitte des gegenwärtigen bösen Äons. Man kann also sagen: Alles zielt von Anfang an hin auf das Kreuz, und von diesem Kreuz gehen alle Dinge aus! In Hebr 1:2b lesen wir im Blick auf unseren Herrn: "... durch den Er (Gott) auch die Äonen gemacht hat". Zusammenfassend steht in Kol 1:17: "... das All besteht zusammen in Ihm."

Ist es nicht gewaltig und wunderbar, dass unser Gott und Vater gerade das Kreuz in den absoluten Mittelpunkt all Seiner Zeitabläufe gestellt hat?

Gal 1:16

"... Seinen Sohn in mir zu enthüllen, damit ich Ihn als Evangelium unter den Nationen verkündige,"

So wie im Großen alles nach dem Ratschluss Seines Willens abläuft (wie wir gestern angeschnitten haben), so vollzieht sich Gottes Plan auch im Kleinen, bei jedem einzelnen Menschen. Nichts ist dem Zufall überlassen, und nichts läuft Gott zuwider! Dies trifft auf das Leben unseres Apostels Paulus zu, wie auch auf unser eigenes Leben.

Der Zeitpunkt im Leben des Apostels stand von Anfang an fest, wo Gott ihm Seinen Sohn enthüllte, es war das uns allen bekannte Erleben vor den Toren von Damaskus. Dieses Erlebnis war aber nicht einmalig, sondern hatte fortlaufenden Charakter ("fortlaufend" insofern, als dem Paulus bis hin. zum Gefängnis in Rom das Evangelium der Gnade Stück für Stück enthüllt wurde), was notwendig war, um Gottes Wort auf das Vollmaß zu bringen, es also zu vervollständigen. Das für uns Gewaltigste war die Enthüllung der Körpergemeinde Christi Jesu, in welcher Christus das Haupt, und wir Seine Glieder darstellen. Damit trat auch der große Unterschied des Dienstauftrages zwischen dem des Petrus und dem des Paulus zutage: Der Auftrag des Paulus ging zu den Nationen!

Nun kann mit Recht behauptet werden, das Jesus Selbst Seine Jünger beauftragt hat unter die Nationen zu gehen und diese zu Jünger zu machen (Mt 28:19), und dieses Recht nimmt fälschlicherweise auch ein großer Teil der Gläubigen für sich in Anspruch. Was läuft hier falsch?

Ein Blick in Apg 1:3 zeigt uns dass Jesus nach Seiner Auferstehung vierzig Tage lang Seine Jünger in Dingen unterrichtete, die das Königreich Gottes betrafen, und gemeint ist hier das kommende tausendjährige Königreich Gottes. Hier (und nur hier!) gilt auch der Auftrag in Mt 28:19! Falsch gelaufen ist das Erkennen, dass das Evangelium des Paulus eine Einschiebung in den Heilsplan Gottes war, ein Geheimnis, welches zum Zeitpunkt der. Worte Jesu an Seine Jünger in Mt 28 noch unbekannt war!

In Eph 3:1-3 und Eph 3:8 ff stellt Paulus klara, dass es allein sein Auftrag war, den Nationen die Verwaltung der Gnade Gottes zu enthüllen, und dass es ihm allein gegben war, dieses Evangelium den Nationen zu verkündigen. Dies war ein völlig anderer Auftrag als jener, den Jesus Seinen Jüngern in Mt 28 gab!

Jesu Auftrag an Seine Jünger betraf die Erde, es war das Evangelium des irdischen Königreiches, in welchem Jesus als König tausend Jahre lang herrschen wird. In diesem Zeitraum ist es Israels Aufgabe, alle Nationen zu Jüngern zu machen. Doch bevor dieses Königreich aufgerichtet werden kann, muss etwas bis dahin Unbekanntes enthüllt werden: "Die Körpergemeinde Christi Jesu", der wie es unser Leitvers ausdrückt: Jesus Christus als Evangelium unter den Nationen". Der zukünftige Auftrag an die Glieder der Körpergemeinde betrifft aber nicht mehr die Erde, sondern die überhimmlischen Räume, weswegen wir von "unserer überhimmlischen Berufung" sprechen!

Wer den Auftrag Pauli nicht erkannt hat, wer die Körpergemeinde christi Jesu auch außerhalb der Briefe des Paulus, also in anderen Teilen der Bibel, sucht, geht unweigerlich in die Irre, ja, er geht an seiner überhimmlischen Berufung vorbei! Deshalb auch die sich zweimal wiederholenden eindringlichen Worte in Kol 3:1-2, "auf das droben zu sinnen, nicht auf das auf Erden!"

Für uns erhebt sich immer wieder die spannende und auch bedrückende Frage: Warum erkennen so wenige den Sonderauftrag des Paulus? Hat Gott den Menschen (hier den Gläubigen) doch einen Spielraum eingeräumt, wo diese frei entscheiden können? Und wie ist dann dazu Phil 2:13 einzuordnen?

Es ist segensreich, wenn sich jeder einmal hierüber eigene Gedanken zu machen sucht, bevor wir morgen zu diesem Thema etwas sagen möchten.

Eine Antwort auf die gestern gestellte Frage ist nicht einfach, das haben wir vielleicht beim Nachdenken festgestellt. Auf der einen Seite sollen wir etwas erkennen, hier unsere überhimmlische Berufung, wobei ein Großteil der. Gläubigen diese Berufung offensichtlich nicht erkennt, auf der anderen Seite lesen wir, dass Gott in uns alles bewirkt, das Wollen wie auch das Wirken (Phil 2:13) ... warum bewirkt Er nicht das Erkennen?

Eine für uns alle sichtbare Tatsache ist, dass Gott den Menschen zwar in Seinem Bild erschaffen hat, aber nicht als ein Unikat, sondern - und das ist allein schon ein kaum fassbares Wunder - all die Milliarden Menschen haben ihre eigene Persönlichkeit! Das gilt auch für jedes Glied der Körpergemeinde Christi Jesus. Jeder Mensch , und dies ist das hehre Zeil Gottes, soll Seine unsagbare Liebe erkennen, mehr noch: Er soll sie erwidern! Wenn wir hierbei die riesigen Zeiträume beachten, die Gott gegeben hat, um dieses Ziel zu erreichen, nämlich dass Seine Geschöpfe Seine Liebe freiwillig und aus tiefstem Herzen erwidern, damit Er letztlich "alles in allen sei" (1Kor 15:28b), ahnen wir den Umfang dessen, was Gott Sich vorgesetzt hat, um an dieses Ziel zu gelangen. Wir möchten mit dem Obigen aufzeigen, dass gerade wegen der Verschiedenheit der Menschen jeder einzelne von Gott ganz individuell geführt wird. Diese individuelle Führung Gottes betrifft bei uns Gläubigen aber nur unseren Wandel, denn "gerettet" sind wir ja alle in der Gnade - dies ist unseres unantastbare Stellung in Christus!

Unser Wandel beinhaltete auch unser Verlangen nach Erkenntnis, und dies kommt logischerweise durch das Lesen des Wortes Gottes (der Bibel) und dem hierbei wirkenden "Geist der Erkenntnis und Enthüllung Seiner Selbst", um welche Paulus in Eph 1:16 ff im Gebet fleht. Damit stellen wir fest, dass diese Erkenntnis (die ja auch unsere Berufung beinhaltet) nicht von selber kommt!

In Eph 3:18-19 lesen wir, worum es Gott letztlich geht: "... um mit allen Heiligen zu erfassen, was die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist (um auch die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus zu erkennen), damit ihr zur gesamten Vervollständigung Gottes vervollständigt werdet." Doch dieses "Erfassen" voll zieht sich nicht automatisch! In Kol 1:9-11 sehen wir, dass Paulus und seine Glaubensbrüder dieses Erkennen Seines Willens im Gebet für die Gläubigen erfleht! Und Vers 10 beginnt: "... um des Herrn würdig zu wandeln und ihm in jeder Weise zu gefallen - als solche, die in allem guten Werk Frucht bringen, in der Erkenntnis Gottes wachsen... !" Wir sehen, es geht um unseren Wandel!

Ein Blick in die Praxis zeigt leider, dass viele berufene Gläubige an Gottes Wort kaum Interesse haben, ihnen genügt ein tägliches Losungswort. Die Bibel im Zusammenhang haben si enoch nie gelesen! Dies ändert sich bei vielen Gläubigen nicht bis an ihr Lebensende. Auch bei den Galatern wissen wir nicht, inwieweit dieser Brief Eindruck auf sie gemacht und sie zur Umkehr bewegt hat!

Bei obigem Sachverhalt kommt die "Preisrichterbühne des Christus" ins Spiel, vor welcher wir gemäß 2Kor 5:10 alle offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder schlecht! Es liegt also im Ratschluss Gottes, dass unser Wandel auf Erden durchaus schlecht sein kann, womit auch ein Desinteresse an Gottes Wort, der Bibel enthalten ist! Und dieses "Desinteresse" verhindert ein gesundes Wachstum in der Erkenntnis Gottes, und es verhindert damit auch zumeist das Erkennen unserer überhimmlischen Berufung.

Wir sehen, liebe Geschwister, dass wir immer noch keine letzte Antwort auf Phil 2:13 gegeben (gefunden) haben, deshalb sei diesem Thema im Folgenden noch einletzter Tag gewidmet.

Es wird zweifellos ein großer Teil der zur Körpergemeinde Christi Jesu Berufenen nach der Entrückung vor der Preisrichterbühne des Christus stehen, ohne auf Erden jemals ernsthaft das droben gesucht bzw. auf das droben gesonnen haben, wie es Paulus in Kol 3:1-2 fordert, also ohne die geringste Kenntnis, was ihre Aufgabe in den überhimmlischen Regionen sein wird. ES wird aber - und das mag manchem von uns nicht schmecken - ein guter Teil Gläubiger vor dieser Preisrichterbühne stehen, die zwar Erkenntnis hatten, aber die Liebe fehlte! In 1Kor 12:1 werden solche als "klingender Kupfergong oder wie ein schmetternde Cymbel" bezeichnet. Schon in 1Kor 8:1 stellt Paulus fest, dass "bloße Erkenntnis" aufgeblasen macht. Kennen wir diese Lieblosigkeit, den Hochmut und die Aufgeblasenheit unter "hohen Erkenntisträgern"?

Wir möchten mit Obigem niemanden anprangern, sondern nur feststellen, dass wir alle, mit oder ohne Erkenntnis, nicht vollkommen und perfekt oben ankommen werden, es muss mit Sicherheit bei jedem viel zurechtgerückt und zurechtgebracht werden - und dies entspricht auch dem Willen Gottes!

Das Wirken Gottes in. uns, nämlich "das Wollen wie auch das Wirken nach Seinem Wohlgefallen", dient nur dem einen großen Ziel, auch von uns geliebt zu werden! Und wenn wir hier jetzt nicht die perfekte Lösung anbieten können, warum ein großer Teil der Gläubigen die Erkenntnis, die das Evangelium des Paulus anbietet, nicht bekommt, so wäre genauso zu fragen, warum, es bei so manchen von dem anderen Teil der Gläubigen, welche die Erkenntnis bekommen habe, so oft an der Liebe mangelt?

Es ist das herrliche Wunder Gottes, dass Er mit allen ans Ziel kommt, dass Er jedes einzelne Individuum so führt und lenkt, wie es dem Ratschluss Seines Willens entspricht. Über allem steht: Denn "Gott ist Liebe!"

"... da unterbreitete ich es nicht sofort Fleisch und Blut,"

Wir könnten (müssten) das Thema der letzten Tage noch fortsetzen, denn es ist noch lange nicht zufriedenstellend beantwortet, aber vielleicht konnten wir mit diesem Abstecher neue Anreize zum weiteren Nachdenken geben. Wir kommen also wieder zurück zum Thema des Galaterbriefes und dem unseres Leitverses, wobei es um das Ziel und die Auswirkung der göttlichen Berufung geht: "Seinen Sohn in mir zu enthüllen". Diese Enthüllung geschah, wie wir schon gesagt haben, nicht einmalig, sondern fortlaufend, wie wir dies in den Briefen Paulus gut erkennen können.

Das Pauli Auftrag den Nationen galt, haben die Säulen in Jerusalem, wie sie in Gal 2:9 benannt werden, klar erkannt (klarer als viel Gläubige heute).

Es ist Paulus ganz wichtig, aufzuzeigen, dass er sein Evangelium nicht einfach von Petrus übernommen hat, sondern dass es ihm vom erhöhten Herrn enthüllt wurde. Weiter schreibt er, dass er diese Enthüllung (nämlich Christus Jesus als Evangelium) nicht sofort Fleisch und Blut unterbreitete. Anders ausgedrückt: Durchdrungen von dem einzigartigen Gepräge dieses Evangeliums bedarf es keinerlei Hinzufügungen oder Ratschläge mehr durch Fleisch und Blut! Was für Paulus "Fleisch und Blut" bedeutete, erklärt er in Phil 3:4-7 mit dem Resultat: '"... Doch was mir einst Gewinn war, das habe ich um Christi willen als verwirkt erachtet"!

In 1Kor 15:50 schreibt Paulus mit Nachdruck: "Dem Fleisch und Blut kann das Königreich Gottes nicht zugelost werden" - und er schreibt dies in Verbindung mit dem Geheimnis der Entrückung (1Kor 15:51 ff) Damit ist klar, dass mit diesem "Königreich Gottes" nicht das irdische Tausendjahrreich gemeint ist, sondern das "allumfassende" Hersschaftsgebiet Gottes, in welches wir entrückt werden. Hier spielen "Fleisch und Blut" keine Rolle mehr, im Gegenteil: "Der seelische Mensch aber nichts von den Tiefen des Geistes Gottes an, denn sie sind ihm Torheit" (1Kor 2:14).

Gal 1:17

"... noch ging ich nach Jerusalem zu denen hinauf, die schon vor mir Apostel waren, sondern ich begab mich nach Arabien, von wo aus ich wieder nach Damaskus zurückkehrte."

Mit der Aussage Pauli, seine Enthüllung nicht sofort Fleisch und Blut unterbreitet zu haben, zeigt Paulus zweierlei auf: Einmal will er auf die Unabhängigkeit von irgendeinem menschlichen Rat oder Einfluss hinweisen, Keiner der zwölf Apostel könnte in irgendeiner Art. uns Weise seinem Evangelium etwas hinzufügen oder wegnehmen! zum anderen weist Paulus darauf hin, dass sein Evangelium eine rein "geistliche" Linie hat. Vielleicht ist uns hier 2Kor 5:15-17 hilfreich.

Der seelische Mensch hätte an Pauli Stelle nichts Eiligeres tun können, als so bald wie möglich mit jenen in Verbindung zu treten, die das Ansehen in Jerusalem hatten, um mit ihnen (mit Fleisch und Blut) die neue Enthüllung zu beraten. Doch gerade das tat Paulus nicht! Die Galater sollten erkennen, dass es ein völlig anderes Evangelium war, welches er empfangen hatte! Die Zwölf in Jerusalem hätten es nicht oder kaum verstanden, was Petrus später ja auch offen zugibt (2Petr 3:15-16).

Anstatt nach Jerusalem zu gehen führte der erhöhte Herr Seinen Apostel erst einmal in die absolute stille der Wüste in Arabien. Keine Diskussion mit Menschen, kein Geschrei, kein Widerspruch, sonder allein in der Gegenwart seines Herrn wurde unser Apostel in dieser Zeit der Stille am inwendigen Menschen gefestigt. Bleiben wir an dieser Stelle heute einfach einmal stehen:

Es ist ein markantes Zeichen dieser letzten Tage der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade, dass die Menschheit immer lauter, immer unruhiger wird, und keine Stille mehr ertragen kann! dies ist auch bei Gläubigen nur zu oft der Fall. Doch gerade in der Stille kann der Geist Gottes in uns wirken. Es ist durchaus berechtigt, wenn wir uns fragen: Wie viel Stille haben wir noch über Gottes Wort

Es ist eine segensreiche Erfahrung, wenn man (wie wir es hier praktizieren) bei einem Vers stehen bleibt und sich eine Zeit am Tag nimmt, über diesen Vers nachzudenken! Zeit, Ruhe und Stille wirken oft Erstaunliches: Selbst unbedeutend erscheinende Verse werden in der Stille zu reinsten Quellen des Segens, wenn wir nur mit unseren Ohren des Herzens auf den Geist der Weisheit und Enthüllung achten.

Paulus wurde, wie er schreibt, nach Arabien geführt, wo größtenteils Wüste vorherrscht. Dort war für ihn die Schule der Vertiefung und die nötige Stille zum Empfang weiterer Enthüllungen. Dabei ist beachtenswert, dass dies alles außerhalb des jüdischen Landes stattfand; selbst seine Berufung geschah ja vor Damaskus, also in Syrien. Wenn wir in unserem heutigen Leitvers lesen, wie Paulus dann nach dem Aufenthalt in Arabien wieder nach Damaskus zurückkehrte, dann ist dies so, als sollte uns (und in erster Linie einmal den Galatern) gezeigt werden, dass es sich bei seinem Evangelium tatsächlich um etwas Neues handeln muss!

Lasst uns heute zum Schluss noch einmal auf 1Kor 2:14 schauen: Der seelische Mensch, und gemeint ist der seelisch/fleischliche Gefühlsmensch, nimmt nichts von den Tiefen des Geistes Gottes an - doch gerade da hinein möchte uns das Evangelium des Paulus führen. Wie müssen also die Forderungen unseres Fleisches (z.B. Ungeduld, Unruhe, Betriebsamkeit, Zeichen- und Wundererwartung, Leidensscheu) ignorieren und uns darin üben, unsere Seele dem Geist anzupassen, denn der Geist Gottes muss die Herrschaft in uns erlangen. So werden wir von einem seelischen, zu einem geistlichen Menschen, der auch in der Lage ist, die Tiefen Gottes zu erforschen, als erstes aber zu erkennen, welche wunderbaren Auftrag Paulus vom erhöhten Herrn für uns erhalten hat!

Gal 1:18

"Darauf (nach drei Jahren) ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kephas von mir zu berichten, und blieb fünfzehn Tage bei ihm."

Drei lange Jahre hielt sich Paulus fern von seiner jüdischen Heimat, fern von den geweihten Stätten in Jerusalem, fern von seinen Glaubensbrüdern, den Aposteln, und in dieser Zeit wurde ihm klar, dass Jesus dem Volk Israel nicht nur das irdische Königreich anbot, sondern dass er mit dem Evangelium an die Nationen etwas Neues enthüllt bekam, und dass eine Wende in Gottes Heilshandeln eigetreten war.

Aber noch etwas anderes zeigen. uns diese langen drei Jahre. Gott nimm Sich mehr Zeit, als wir Menschen dies zu tun pflegen! Seit dem ersten Menschen Adam ging und geht Er nunmehr über Jahrtausende Seinen Heilsweg, und Er geht ihn schrittweise und lässt jeden Schritt ausreifen! Ganz deutlich wurde uns dies ja im verlauf der Apostelgeschichte vor Augen geführt, wo wir von einer "Verwaltung des Übergangs" sprachen. Fast bis zum letzten Vers in Apg 28 zog sich dieser Übergang (von der Pfingstverwaltung zur Verwaltung der Gnade) hin, bis endlich die endgültige Verstockung Israels ausgesprochen wurde (Apg 28:26-28). Und seit dem römischen Prokonsul Sergius Paulus, den Paulus als Ersten aus den Nationen rufen konnte (Apg 13:7 ff), sind wiederum fast zweitausend Jahre vergangen, und sehnsüchtig schauen die Gläubigen nach der Wiederkunft ihres Herrn aus, welche stattfinden wird, wenn gem. Röm 11:25 "die Vervollständigung der Nationen eingehen", was heißt, bis der letzte in Christus Auserwählte gerufen sein wird!

Wir möchten an dieser Stelle anmerken, dass wohl noch nie eine Generation vor uns solche berechtigte Hoffnung auf Sein baldiges Kommen gehabt hat, wie wir heute! Wenn selbst ungläubige Wissenschaftler unserer Erde nur noch wenige Jahrzehnte Zeit geben, bis der Mensch sie endgültig zerstört hat, wie viel mehr dürfen wir damit rechnen, Ihm, unserem Herrn und Haupt, zu Lebzeiten zu begegnen!

Da wir ja zuletzt die Apostelgeschichte durchgearbeitet haben, fällt uns auf, dass Lukas in seinem Bericht die drei Jahre in Arabien verschweigt; nach Apg 9:26 meint man, Paulus sei gleich nach der Flucht aus Damaskus nach Jerusalem gegangen. Dies erklärt sich zum einen damit, dass Lukas den Paulus nicht überall begleitet hat und vieles nur aus dem Mund des Paulus erfahren hatte. Damit kommen wir zum zweiten: Lukas war voll auf das irdische Königreich ausgerichtet. Dazu gehörte der Dienst unter der Führung des Petrus. Die Hälfte der Apostelgeschichte ist davon geprägt; erst in der zweiten Hälfte tritt Paulus langsam auf. Da Lukas ausdrücklich über "die Taten der Apostel" berichtet, erzählte ihm Paulus nichts über seine Enthüllungen in Arabien. Die Apostelgeschichte wurde somit zu einem Übergangsbericht, weg vom abtrünnigen Israel, hin zu den Nationen.

Der Galterbrief schließt so manches auf, was in der Apostelgeschichte übergangen wurde.

Drei Jahre verstrichen, bis Paulus endlich nach Jerusalem kam, und unser Leitvers sagt, dass Paulus fünfzehnt Tage lang Kephas (Petrus) berichtete. Und dieser Bericht zeigt ganz klar, dass Paulus sich keine Unterweisung in dem Evangelium des Petrus holte, sondern dass er den Petrus darüber in Kenntnis setzte, dass ohne die Autorität in Jerusalem, Gott durch das Evangelium der Gnade zu den Nationen sprach!

Wohl war Petrus durch das Erlebnis mit Kornelius in Apg 10 darauf vorbereitet worden, dass auch die Nationen von Gott mit einbezogen werden, doch er war der Überzeugung, dass dies unter der Führung der Brüder in Jerusalem geschah! Jetzt berichtete ihm Paulus etwas für ihn kaum Fassbares - wie verhält er sich?

Es ist schon ein spannende Frage, was genau Paulus den Petrus berichtet hat, und vor allem, wie Petrus darauf reagiert hat! Wohlgemerkt: Paulus berichtete dem Petrus von einem ihm enthüllten Evangelium, das zwar Berührungspunkte mit dem Evangelium des Petrus hatte, aber auch drastische Unterschiede. Schauen wir uns dies heute einmal kurz an:

Der engste Berührungspunkt ist "der Herr" Selbst. "Er" hat den Petrus (als Felsen) wie auch Paulus dazu berufen, Führer und Träger des jeweiligen Evangeliums zu sein. Und auch die Aufgabe der beiden Evangelien ist gleich: '"... in Christus das All aufzuhaupten" (Eph 1:10). Verschieden sind allerdings die Ebenen, auf denen sich diese Aufhauptung vollzieht: "... beides, das in den Himmeln und das auf der Erden" (Eph 1:10b). Beide Evangelien haben gemeinsam, dass sie Menschen zum Glauben rufen, und dies geschieht stets unter dem Zug des Vaters (Joh 6:44 und Eph 2:8) hin zu Christus Jesus. "Er" ist der absolute Grund, auf welchem Petrus und Paulus aufbauen. Uns schreibt Pauplus in 1Kor 3:10b: "... Ein jeder aber gebe Obacht, wie er darauf baue"! Und in Vers 1Kor 3:11 lesen wir weiter: " Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, und der ist Jesus Christus".

Wir sehen, liebe Geschwister, dass viele Berührungspunkte vorhanden sind, aber jetzt kommt das Entscheidende: Um das Ziel der Aufhauptung des Alls in Christus auf den zwei Ebenen zu erreichen, hat Sich Gott auch zwei Werkzeuge auserwählt:

  1. Die herausgerufene Königreichsgemeinde aus Israel für die Erde und
  2. die Herausgerufenen der Körpergemeinde Christi Jesu für die Himmel

Und so verschieden die ist auch die Zubereitung (wir können auch sagen "der Lehrstoff"). Und dieser "Lehrstoff" sind eben die zwei unterschiedlichen Evangelien - dies sollte Petrus nicht nur erkennen, sondern auch anerkennen!

Gal 1:19

"Jemand anders als die Apostel sah ich nicht, außer Jakobus, den Bruder des Herrn."

Wir haben, um das Gestrige kurz zusammenzufassen, zwei Werkzeuge Gottes, die unter der Führung des gleichen Herrn zwei unterschiedliche Lehrstoffe lernen sollen. Dabei sollte eigentlich jedem klar sein, dass der Unterschied darin liegt:

a) Der Mensch auf der Erde sieht, was vor Augen ist, und deshalb hat Israel "das sichtbare und spürbare Gesetz" zum Inhalt seines Evangeliums.
b) Das Gesetz braucht der unsichtbaren Welt nicht mehr nahegebracht zu werden, es wurde ja von diesen Boten angeordnet, wie wir in Gal 3:19 noch lesen werden. Was die unsichtbare Welt in den Himmeln nicht begreifen kann ist, was "überströmende Gnade" bewirken kann! Und dies ist unsere Aufgabe: "... um in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum, Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesu zur Schau zu stellen" (Eph 2:7); wir sind also später einmal "Schaugefäße Seiner Gnade"! Das Fundament unseres Lehrstoffes ist damit "die überströmende Gnade".

Man könnte demnach genauso gut sagen, dass es im Grunde nur zwei unterschiedliche Ausbildungen sind, aber der Lehrstoff für diese zwei Ausbildungen ist eben einmal im Evangelium des Königreichs für die Erde festgelegt, und. zum anderen im Evangelium der Gnade für die Körpergemeinde, weswegen wir von "zwei unterschiedlichen Evangelien" sprechen! Es müsste eigentlich von Seiten der Nationen kein Grund zur Ablehnung dieser zwei unterschiedlichen Evangelien geben, sondern freudige Zustimmung - die Praxis seiht leider anders aus!

Es ist eine menschliche Eigenart, immer das haben zu wollen, was der andere hat! Trifft dies auch hier zu? Ein Großteil der heute Gläubigen will vom Evangelium der Gnade, dargelegt in den briefen des Paulus, kaum etwas oder nichts wissen, sie interessieren sich nur für das Evangelium des Königreichs - dies begann schon bei den Galatern, was Paulus zur Recht in Erstaunen setzte (Gal 1:6)!

Wir sind gestern noch nicht auf den Inhalt des Leitverses eingegangen, was aber nicht heißt, dass sein Inhalt wenig aussagt, vielmehr lag und liegt uns (wie Petrus auch) das Phänomen am Herzen, wie wenig Gläubige der Körpergemeinde Christi Jesu an ihrem eigenen Lehrstoff Interesse haben! Unser Leitvers scheint tatsächlich auf den ersten Blick wenig Aussagekraft zu haben, doch Paulus schreibt keine nebensächlichen Dinge nieder, vielmehr stehen auch diese Worte im Zusammenhang dessen, was er den Galatern erklären möchte!

So stellte Paulus in seinem Brief fest, dass er erst drei Jahre nach seiner Berufung Petrus Bericht erstattet, und dass kein anderer Apostel anwesend war als Jakobus, welcher ihm ja am allerwenigsten etwas hätte lehren können, da er keiner der zwölf Apostel war, sondern nur der leibliche Bruder des Herrn. Dass der Name des Jakobus hier erscheint, ist nicht bedeutungslos! In Apg 12:17 werden wir zum ersten Mal auf seine Führungsrolle hingewiesen, indem Petrus, der gerade aus dem Gefängnis befreit wurde, darum bat, die Jakobus und den Brüdern zu berichten. Natürlich wusste Paulus, dass Jesus persönlich den Petrus mit der durch die Enthüllung, dass diese Königreichsgemeinde zurücktreten musste, um der Körpergemeinde Platz zu machen; damit schwand auch die Führungsrolle des Felsens "Petrus", auf welchem die herausgerufene Königreichsgemeinde gemäß Mt 16:18 aufgebaut werden sollte.

Obwohl Petrus wider in Jerusalem war, war nur der Nichtapostel "Jakobus" bei dieser Berichterstattung anwesend, ein Hinweis darauf, dass es mit der pfingstlichen Königreichsgemeinde nicht aufwärts, sondern abwärts ging. Mit dem Namen "Jakobus" wird also angedeutet, dass die berufenen Führer, die Apostel immer mehr in den Hintergrund treten mussten. Paulus dafür trat in den Vordergrund.

Gal 1:20

"Was ich euch hier schreibe, siehe, vor den Augen Gottes sage ich es: ich lüge nicht."

Pauli Berufung, seine Aussage in dem Brief an die Galater vor den Augen Gottes gemacht zu haben, gleicht fast schon einem Schwur; es ist der Beweis und das Zeugnis von dem gewaltigen Ernst, mit welchem der Apostel die Verwirrung der Galater behandelt und aufgefasst haben will. Es geht um nichts Geringeres als um die Frage: Gesetz oder Gnade!

Und wenn wir hier noch einmal die Aussagen von vorgestern ansehen, dann steht ganz klar zu Disposition: Lassen wir uns in unserem zugedachten Lehrstoff (der Gnade) und von unserem zuständigen Klassenlehrer (Paulus) ausbilden, oder bewegen wir uns in einem Bereich, der uns nicht zugeeignet ist?

Dabei ist es gar keine Frage, dass wir den anderen Lehrstoff (das Gesetz) auch lesen dürfen (sollen), schließlich stellt Paulus in 2Tim 3:16 klar, dass alle Schrift gottgehaucht und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in Gerechtigkeit ist, damit der Mensch Gottes zubereitet sei, ausgerüstet zu jedem guten Werk! Nur: Wo liegt der Schwerpunkt unserer Zubereitung?

In Zusammenhang mit Obigem erhebt sich die weitere entscheidende Frage: Erkennen wir überhaupt noch, welche Rolle Israel in der Zukunft im Heilsplan Gottes spielt? Viele Gläubige haben keinerlei Gespür und Beziehung mehr für dieses auserwählte Volk - sie haben es einfach abgeschrieben und sich auch noch vielfach an deren Stelle gesetzt! Dabei sollten doch gerade hier in die Kapitel des Römerbriefes Röm 9-11 ein wichtiger Bestandteil unseres Lehrstoffes sein!"

Wenn Paulus sich auf die beschwörenden Worte einlässt: "Vor den Augen Gottes", bzw. "ich lüge nicht" - wie immens wichtig war es ihm, dass die Galater au fihn hören, und ass wir ihn als unseren Apostel erkennen und anerkennen!

Gal 1:21

"Darauf ging ich in die Landschaften von Syrien und Cilicien."

Wir möchten zuerst die gestrigen Gedanken noch etwas vertiefen, wobei uns wichtig ist, dass wir anderen Geschwistern gegenüber auch erklären können, warum gerade Paulus unser Klassenlehrer ist:

Ein gewichtiges Gegenargument, das uns immer wieder vorgehalten wird, ist "Es gibt doch keine zwei Evangelien!" Wenn wir aber darlegen, dass ja die zwei Evangelien denselben Herrn und das gleich Ziel haben, wird es einfacher! Es geht lediglich um den Lehrstoff! Ein Student, der Chemie studieren möchte, wird nie z.B. das Lehrfach Germanistik belegen, weil ihm das in der Chemie nicht hilft! Und genauso ist es bei uns: Wir sollen lernen, in den herankommenden Äonen mit den Bewohnern der unsichtbaren Welt Kontakt aufzunehmen, sie mit der überströmenden Gnade zu konfrontieren und diese letztlich "in Christus" aufzuhaupten, wie wir dies in Eph 1:10 lesen. Das Gesetz hingegen, mit welchem Israel umgehen muss, ist in den Überhimmeln überflüssig! Gläubige, welche sich nur in den sogenannten vier Evangelien bewegen, aber Paulus kaum kennen, eignen sich einen Lehrstoff an, der zwar, wie wir in 2Tim 3:16-17 gelesen haben, zu vielem nützlich ist, letztlich aber an unserem eigentlichen Beruf vorbeigeht! Diese Gläubigen werden einmal vor der Preisrichterbühne des Christus stehen, und furchtbar beschämt werden, weil sie gemäß 2Tim 2:15 das Wort der Wahrheit nicht richtig geschnitten (geteilt) haben. Denn schneiden hätten sie sollen

a) das Evangelium des Königreiches unter der Führung des Petrus ist für die Erde bestimmt und hat das Gesetz zur Grundlage,
b) das Evangelium der Gnade unter Führung des Paulus ist für die Himmel bestimmt und hat die überströmende Gnade zum Grundpfeiler.

Für die Galater war es noch ungleich schwerer als für uns, da sie noch keine vollständige Bibel in der Hand hatten. Regen wir, liebe Geschwister, andere immer wieder an, Gottes Wort im Zusammenhang zu lesen, ganz besondern die Paulusbriefe - sie sind ein unausforschlicher Schatz und unser kostbarer Lehrstoff.

Gal 1:22

"Aber den Gemeinden in Judaä, die in Christus herausgerufen sind, war ich von Angesicht unbekannt."

Wir kommen wieder zu dem eigentlichen Thema: Paulus ist erstaunt, wie schnell sich die Galater von seinem Evangelium der Gnade zu jenem des Gesetzes umstellen ließen! Mit aller Kraft legt er den Galtern dar, dass sein Evangelium keine Kopie jenes Evangeliums des Petrus ist, sondern dass es ihm vom erhöhten Herrn direkt enthüllt wurde. Er erzählt den Galatern den Verlauf seiner Berufung, dermit seiner Absonderung von Mutter Leib an begann. Unsere heutigen Verse knüpfen daran an, als Paulus nach fünfzehnt Tagen Aufenthalt bei Petrus, den Aposteln und Jakobus, Jerusalem verließ und in die Landschaften von Syrien und Cilicien ging.

Wenn wir den von Paulus beschriebenen Weg auf der Landkarte verfolgen, sehen wir, dass er von Jerusalem aus Richtung Norden ging, wo seine Heimatstadt "Tarsus" lag, die sein Ziel war, und wo er gemäß Gal 2:1 vierzehnt Jahre lang war. Doch Paulus geht noch nicht in Gal 2 über, sondern macht mit den drei Versen Gal 1:22-24 eine Einfügung, die in unserem Leitvers beginnt. Diese drei Verse befassen sich mit den Gemeinden in Judäa, denen er von Angesicht unbekannt war. Was bezweckt Paulus mit diesem Hinweis auf diese Gemeinden in Judäa?

Es gibt im Grunde nur eine Antwort auf obige Frage: In Judäa muss eine ähnliche Situation gewesen sein wie bei den Galatern, das heißt. Es müssen dort zwei verschiedene Gemeinden bestanden haben, wobei die eine Gemeinde die andere zu beeinflussen suchte!" Und jetzt kommt das Entscheidende: Die eine Gemeinde widersetzte sich den Beeinflussungen (im Gegensatz zu den Galatern, die sich ja beeinflussen ließen), und musste dafür leiden! Dies führt uns zu Phil 1:29: "... denn in Gnaden ist euch für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden...".

Gal 1:23

"Sie hatten nur gehört: Der uns einstmals verfolgte, verkündigt nun als Evangelium den Glauben, dem er einst nachstellte."

Wir wollen heute etwas in die gestern angeführten Gemeinden in Judäa einsteigen, um zu erfahren, was Paulus genau meint und was auch für uns segensreich sein könnte; das Erste, was uns wichtig wird, ist: Christus Jesus litt in der Welt für die göttliche Wahrheit - und wir leiden mit Ihm mit, wenn wir uns zu Seiner geoffenbarten Wahrheit bekennen. Wir kommen hierauf noch zu sprechen.

Wer sind nun diese Gemeinden in Judäa, von denen Paulus spricht? Der erste Hinweis in Vers 22 ist auch der entscheidende: "... Gemeinden in Judäa, die in Christus herausgerufen sind..." Diese Wortwahl "in Christus" ist bezeichnend für Paulus, seine Briefe sind voll davon! Sie (die Worte "in Christus" sind das Merkmal der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade Gottes, weil wir all unsere geistlichen Segnungen allein "in Ihm" besitzen! Und diese geistlichen Segnungen betreffen natürlich nur die Glieder der Körpergemeinde Christi Jesu - warum? Weil es gemäß Eph 1:3 "geistliche Segnungen inmitten der Überhimmlischen sind, also Segnungen, die in die Himmel führen, und nicht auf die Erde!

So führen uns die drei scheinbar eingefügten Verse im Galaterbrief zu dem kostbarsten Schatz, den wir haben dürfen: "In Ihm"! Und dies fängt schon in Röm 3:24 an, dass wir umsonst in Seiner Gnade ge rechtfertigt sind durch die Freilösung die in Christus Jesus ist; in Christus Jesus haben wir äonisches Leben (Röm 6:23); es haben keine Verurteilung mehr zu befürchten, die in Christus Jesus sind (Röm 8:1); nichts kann uns von der Liebe Gottes scheiden, die in Christus Jesus ist (Röm 8:39) ... und diese Aufzählung wird durch alle Briefe Pauli fortgesetzt, bis sie in den Versen Eph 1:13-14 ihren Höhepunkt finden. Liebe Geschwister, unterstreich einmal jedes Vorkommen "in Ihm" mit einem Rotstift (es lohnt sich)!

Bevor wir noch tiefer auf jene in Christus herausgerufenen Gemeinden in Judäa eingehen und den Grund für ihr Benennen suchen, müssen wir etwas klären, denn : Wir finden die Wortwahl "in Christus" nicht ausschließlich bei Paulus - auch Petrus benutzt sie in 1Petr 5:10 und 14. Vor allem in Vers 10 gebraucht Petrus Worte, die fast auch Paulus geschrieben haben könnte. War es also falsch, wenn wir jene Gemeinden in Judäa der Körpergemeinde zurechneten, nur weil Paulus sie mit "in Christus herausgerufen" bezeichnete?

Stellen wir zuerst fest: Petrus schreib seine Briefe eindeutig an die jüdischen Auswanderer (siehe 1Petr 2:9-10), womit diese oben angeführte zweimalige Wortwahl "in Christus" für uns keine Bedeutung hat, da wir weder ein auserwähltes Geschlecht, noch ein königliches Priestertum, noch eine heilige Nation sind, vielmehr sind wir die aus allen Nationen herausgerufene Körpergemeinde Christi Jesu. Und jetzt schauen wir auf die kaum zählbaren Vorkommen der Wortwahl "in Christus" in den Paulusbriefen! Sie stehen in keinem Verhältnis zu jenen zwei Vorkommen im Brief des Petrus an die Beschneidung! Dabei bezieht sich das Vorkommen bei Petrus auf "die äonische Herrlichkeit in Christus", womit die Herrlichkeit im irdischen Königreich angesprochen ist - Paulus bezieht seine Worte auf unseres "geistlichen Segnungen in Christus" (Eph 1:3), womit unsere überhimmlische Berufung angesprochen ist. Damit ist für die gegenwärtige Verwaltung der Gnade Gottes bezeichnend, dass gerade diese geistlichen Segnungen in Eph 1:3-14 mit den Worten zusammengefasst sind: "... in Christus!"

DA wir immer wieder hören oder lesen, dass wir angebliche eine höhere Berufung wie Israel hätten (was Hochmut ist) kann es uns hier durchaus dienlich sein, dass auch ein Petrus Worte wie "äonische Herrlichkeit in Christus" oder "Friede sei euch allen, die ihr in Christus seid" benutzen musste, weil alles Seiner Herrlichkeit dient.

Wir kommen heute zu der ursprünglichen Frage: Warum schiebt Paulus diese Verse 22-24 in seinen Brief an die Galater ein? Was möchte er den Galatern (und uns) im Blick auf diese Gemeinden in Judäa sagen? Eine Antwort gibt uns 1Thes 2:14!

Gerade diese in Christus herausgerufenen Gemeinden in Judäa nahmen eine besondere Stellung zu Paulus ein, weswegen sie durch ihre eigenen Stammesgenossen viel leiden mussten. Und diese Leidensbereitschaft fand bei den Thessalonichern Anklang und Ansporn.

Paulus weit im Blick auf Judäa darauf hin, dass hier zweierlei Gemeinden bestanden, wobei gerade jene "in Christus" herausgerufene Gemeinde zuerst wohl nur beeinflusst, und als dies nichts brachte, verfolgt wurde und leiden musste.

Die Galater sollten also erkennen, dass di ein Christus herausgerufenen Gemeinden in Judäa sehr wohl seinen (des Paulus) besonderen Dienst erkannt hatten, und sogar bereit waren, für das paulinische Evangelium der Gnade Verfolgung und Leiden auf sich zu nehmen. Damit sind wir wohl an der schwierigsten Lektion angelangt, die wir als Glieder am Körper des Christus lernen sollen:

"Denn in Gnaden is6t euch für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden..." (Phil 1:29).

Die Gemeinden in Judäa wurden hierin zum Vorbild für die Thessalonicher, die Galater taten sich offensichtlich schwer damit, es war einfacher, sich "umstellen" zu lassen - und wir?

Gal 1:24

"Und sie verherrlichten Gott im Hinblick auf mich."

Paulus schließt die Einschiebung jener Gemeinden in Judäa damit, dass er den Galatern vor Augen hält, wie wertvoll sein Dienst in Judäa angesehen wurde, so dass sie Gott im Hinblick auf ihn verherrlichten. Diese Gemeinden nahmen lieber Leiden von den eigenen Stammesgenossen auf sich, als sich dem jüdischen Gesetz zu unterwerfen, von dem sie das Evangelium der Gnade frei gemacht hatte. Wie kostbar muss ihnen diese überströmende Gnade geworden sein!

"Gerechtfertigt nun aus Glauben, dürfen wir mit Gott Frieden haben durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir auch im Glauben den Zugang in diese Gnade haben, in der wir stehen, so dass wir uns in Erwartung der Herrlichkeit Gottes rühmen mögen" (Röm 5:1-l,2).

Obiges schrieb Paulus an die Römer und beschreibt damit im Grunde, was jene Gemeinden in Judäa taten. Kann man dauerhaften Frieden mit Gott haben, wenn man ständig unter dem Gesetz steht? Wenn jedes Fehlverhalten Konsequenzen fordert? Wenn man bis an sein Lebensende bangen muss, gerettet zu sein? Kann man Gott verherrlichen, wenn man in Ihm ständig seinen Richter sehen muss?

Der Widerwirker stachelt die Gläubigen immer wieder an, auf das Fleisch zu setzen, etwas zu tun, sich den Himmel zu verdienen! Und Pauli Evangelium sagt, dass bereits alles getan ist! "Gerechtfertigt nun aus Glauben...", das ist unser Stand in Christus Jesus! Und dabei ist es nicht einmal unser, sondern des Herrn Glaube, der allein entscheidend ist. In Röm 3:21-22 lesen wir, dass Gottes Gerechtigkeit für alle "durch den Glauben Jesu Christi" ist!

Wer durch den Glauben Jesu Christi Zugang in diese Gnade gefunden hat, kann wirklich Gott aus tiefstem Herzen verherrlichen, denn nichts kann ihn mehr von der Liebe Gottes trennen, die in Christus Jesus ist!

Vielleicht isst uns gestern etwas besonders wichtig geworden: "Der Glaube!" Bevor wir in Kapitel 2 wechseln, lasst uns noch einen Tag diesem Thema widmen:

Fast alle herkömmlichen Bibelübersetzungen fügen, wenn es um den Glauben Jesu Christi geht, das irreführende Wörtchen "an" ein! So lesen wir in Röm 3:22,26; Gal 2:16; Gal 2:20b; Gal 3:22; Eph 3:12; Phil 3:9! Alle Bibelstellen vermitteln den Lesern den Eindruck, es gehe um unseren Glauben an Jesus Christus! Wenn wir jetzt dieses von Menschen eingefügte Wörtchen (an) weglassen, wie es unsere Konkordante Übersetzung getan hat, ergibt sich ein völlig anderer Sinn - nicht mehr "unser Glaube" ist maßgebend, sondern allein "der Glaube Christi Jesus"! Wir können in dieser Schrift nicht das große Gebiet des Glaubens abhandeln, sondern nur das hier angeschnittene Teilgebiet. Dazu gehört die Erkenntnis, dass der Glauben nicht im Menschen entstand, sondern als Gnadengabe Gottes zum Menschen gekommen ist (siehe Gal 3:25). Und wenn wir nachdenken, was für ein Glaube außerhalb der Menschen existierte, dann kann die nur "der Glaube Jesu Christi" sein! Damit ist im Grunde klar: Nicht einmal die Anregung oder der Trieb zum Glauben an Jesus Christus kommt aus uns, sondern es ist die Betätigung des Geistes! Dieser hat in unseren Herzen Woghnung genommen und ist zum Träger und Vermittler des Glaubens Christi geworden! Damit bewahrheitet sich erneut und immer wieder, dass ausnahmslos alles, auch unser Glaube, aus Gott ist!

Einzig und allein der Sohn Gottes war fähig, jenen Glauben aufzubringen, der nötig war, um vor Gott "Gerechtigkeit" zu bewirken. Dabei müssen wir uns immer wieder bewusst werden, dass in den sechs Leidensstunden am Kreuz der Höhepunkt des Glaubens Christi seine Erfüllung fand - Sein unerschütterlicher Glaube wurde unser Glaube ... noch viel werden wir hierüber im Galaterbrief hören!

Lies weiter:
Der Galaterbrief - Kapitel 2