Der Römerbrief - Kapitel 4

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Abschrift: Der Römerbrief I - IV (2001)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Römerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Römerbrief - Kapitel 4

Abrahams Glaubensgerechtigkeit
Rechtfertigung unabhängig von Ordnungen
Rechtfertigung unabhängig vom Gesetz

Abrahams Glaubensgerechtigkeit

Röm 4:1

"Was wollen wir. nun vorbringen, das unser Vorvater Abraham dem Fleische nach gefunden habe?"

Nachdem Paulus in den zurückliegenden Versen klar und deutlich die Lehre über die Rechtfertigung ausgeführt hat, dürfte man erwarten, dass er jetzt dieses Thema abschließt. Doch dem ist nicht so, im Gegenteil; Paulus lässt ein ganzes Kapitel folgen, um die Rechtfertigungslehre aus Glauben im Alten Testament nachzuweisen, veranschaulicht durch Abraham und David.

Da Paulus auf das Alte Testament zurückgreift, ist zu fragen, an wen er schwerpunktmäßig diese Worte richtet. Wir dürfen davon ausgehen, dass Paulus auch von gläubig gewordenen Juden-Christen angegriffen wurde, die nicht akzeptieren konnten, dass er die Rechtfertigung des Sünders vor Gott ohne Gesetz, allein durch Glauben, lehrte. Gerade diese Gruppe von Juden machte dem. Apostel immer wieder schwer zu schaffen, indem sie in die neu von Paulus gegründeten Gemeinden einbrach und versuchte, das Gesetz mit einzufügen. Nur ein gründlicher Schnitt zwischen den zwei göttlichen Berufungen schafft hier Klarheit.

Da ist zum einen die irdische Berufung, die das tausendjährige Königreich auf Erden zum Ziel und Inhalt hat. Sie gilt generell dem Bundesvolk Israel. Zum anderen besteht eine überhimmlische Berufung, der einzelne aus dem Volk Israel (wie z.B. Paulus) und viele aus allen übrigen Nationen angehören. Damit stehen sich Angehörige des Volkes Israel gegenüber, die gemeinsam zwar an Christus gläubig sind, und doch unterschiedliche Berufungen haben. Von den zwölf Aposteln, die durch Jesus berufen wurden, lesen wir nirgends, dass sie eine überhimmlische Berufung haben, im Gegenteil! Immer wieder sehen wir in den vier Evangelien, dass sie von ihrem Herrn auf das irdische Königreich vorbereitet wurden (z.B. Mt 28:16-20). Deshalb ist für Petrus, der für die übrigen Apostel und damit für die irdische Berufung steht, etliches schwer zu begreifen, was der Nationenapostel verkündigt (2Petr 3:15-16).

Wenn sich jetzt Paulus besonders an diese Juden-Christen wendet, so sind seine Ausführungen trotzdem auch für uns äußerst lehrreich.

Röm 4:2

"Denn wenn Abraham aus Werken gerechtfertigt wurde, hat er Ruhm erlangt, jedoch nicht vor Gott."

Mit den Worten "Was sollen wir nun vorbringen" verbindet Paulus das 4. Kapitel mit den vorangegangenen Versen; er wendet sich, wie wir gestern ausgeführt haben, in erster Linie an die Juden-Christen. Diese mussten sich, wenn sie über Pauli Worte nachdachten, fragen. Wenn wir als Juden unter keinen besseren Voraussetzungen vor Gott gerechtfertigt werden als die übrigen Nationen - wie war dies dann bei unserem Vorvater Abraham und seiner Rechtfertigung? Mit dieser Frage beschäftig sich der Apostel im Folgenden.

Für uns, die wir eine überhimmlische Berufung haben, stellt sich vorab schon die Frage: Wie kommt es, dass sich Paulus ausgerechnet im AT seine Lehre der Rechtfertigung bestätigen lassen will? Begann mit Paulus nicht neue Gnadenzeit? Als Antwort können wir hier vorbringen, dass es für die Juden am Beispiel Abrahams leichter war, Paulus zu verstehen, war ihnen ihr Vorvater doch in allen Einzelheiten vertraut.

Der Jude kannte einerseits die Person Abrahams als das makellose Vorbild des Glaubens, der Gesetzestreue und des Gehorsams Gott gegenüber, andererseits aber verschweigt die Schrift nicht, dass Abraham auch Schwächen hatte, weil er auch nur ein Mensch war. Paulus führt seine Landsleute an den Punkt heran, wo Abraham lernen musste, nichts in sich selbst, aber alles in Gott zu suchen. In einer sternenklaren Nacht ließt Gott den Abraham nach oben schauen und fragte ihn, ob er wohl die Sterne zählen könnte? Und dann sagte Er. zu ihm: "Also wird dein Same werden" (1Mo 15:5). Und dann lese4n wir in Vers 6: "und es glaubte Abram Ieue Alueim; und Er rechnete es ihm an zur Gerechtigkeit."

Auch an Abraham (hier noch Abram) ist zu lernen, dass Werke nur fleischlichen Ruhm zur Folge haben, der aber keine Gültigkeit vor Gott hat!

Röm 4:3

"Was sagt denn die Schrift? Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet."

Die Juden verbanden Abrahams Werke und seinen Glauben miteinander, beides zusammen gereichte ihrer Ansicht nach zu Abrahams Gerechtigkeit vor Gott. Paulus zweigt dagegen auf, dass Werke und Glaube getrennt sein müssen!

Die Juden sahen in Abraham ihren Vorvater, der neben seinem Glauben so viele gute Werke aufweisen konnte, dass er sich nich tnur derer rühmen konnte, sondern damit auch gerecht erschien. Paulus begegnet dieser Ansicht mit der Frage: "Was sagt denn die Schrift?" War Abraham wirklich so unfehlbar, dass er vor Gott gerecht sein konnte? Und die Schrift sagt hierzu ein klares "Nein!" Es gibt keinen Menschen, Abraham eingeschlossen, der aufgrund seiner Werke vor Gott gerecht wäre! Und es gibt keinen solchen Gott, der den Menschen wegen seiner Werke gerecht spricht! Damit kommen wir zur Kernaussage unseres Leitverses: "Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet." Zwei Schwerpunkte liegen in diesem Schriftwort: Einmal dass Abraham glaubte, und zweitens, wurde Abraham etwas angerechnet.

Was glaubte nun Abraham? Gal 3:16 gibt uns die Antwort: "Nun sind die Verheißungen aber dem Abraham und seinem Samen angesagt worden. Es heißt nicht: und den Samen (als von vielen), sondern: und deinem Samen (als von dem. Einen), welcher Christus ist." Zwar war zur Zeit Abrahams Christus noch nicht erschienen, doch Abraham glaubte trotz dem der Verheißung über das Kommen des Sohnes Gottes. Dieser Glaube bewirkte bei Abraham das Gewaltige, dass das, was Christus erst viel später auf Erden vollbrachte, schon damals dem Abraham angerechnet (im sinn von "gutgeschrieben") wurde. Die Verdienste Christi wurden also schon vorab dem Abraham angerechnet, weil er den Verheißungen Gottes glaubte.

In welch neuem Licht steht hier der Glaube Abrahams vor uns, und wie aussagekräftig und wunderbar wird damit die Aussage "des Lämmleins, das vom Niederwurf der Welt an geschlachtet ist" (Offb 13:8).

Röm 4:4

"Wer nun Werke wirkt, dem wird der Lohn nicht aus Gnaden angerechnet, sondern aus Schuldigkeit."

Es kann uns nicht oft genug vor Augen gestellt und es kann uns nicht groß genug werden, dass Gott dem Glaubenden die Verdienste Christi Jesu anrechnet, als wären sie seine eigenen. Wir sind in Christus Jesus Freigelöste und nicht einmal einen Hauch von Schuld sieht Gott an uns. Nichts sind wir und nichts haben wir zu bringen, dennoch haben wir alles und sind unendlich reich in unserem Herrn und Haupt!

WEr Obiges erkennt, dem wird es nicht schwerfallen, Gesetz und Gnade (oder Werke und Gnade) auseinander zu halten. Gott hat Seinen Heilisplan nicht darauf aufgebaut, dass Ihm seine G eschöpfe etwas aus eigener Kraft vorweisen, sondern Dass Er ihnen etwas schenkt, was sie unsagbar glücklich macht, nämlich Seine Gnade! Wie ein roter Faden durchläuft die Aussage des Apostels Paulus seine Briefe: "... damit sich niemand rühme" (Eph 2:9) oder "... damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen könne" (1Kor 1:29). Paulus zieht eine kompromisslose Trennungslinie zwischen jenen, die auf Werke setzten, und jenen, die sich in der Gnade gerettet wissen.

Abraham wurde nicht nach der Art eines Arbeiters gerechtfertigt, der nach verübtem Werk seinen Lohn fordert. Dies würde in der Tat die Gnade ausschalten. Und doch, wieviel Gläubige vertrauen immer noch auf ihr Fleisch und h offen darauf, dass Gott sie entsprechend belohnt. Doch Gottes Maßstab ist ein anderer als der von uns Menschen. Sein Urteil über uns haben wir ja bereits vernommen: "Es gibt keinen Gerechten, auch nicht einen!" (Röm 3:10b). Den Galatern muss Paulus vorwerfen: "O ihr unvernünftigen Galater, wer hat denn euch bezaubert ... Habt ihr den Geist aus euren Gesetzeswerken erhalten oder beim Hören von Seinem Glauben? ... Habt ihr im Geist den Anfang unternommen, ui ihn nun im Fleisch zu vollenden?" (Gal 3:1 ff).

Hüten wir uns also vor dem Zusammenmischen. Es gibt für die zur Körperschaft Christi Herausgerufenen nur Gerechtigkeit aus Gnade, niemals aber aus Werken!

Röm 4:5

"Wer aber solche nicht wirkt, jedoch an den glaubt, der den Unfrommen rechtfertigt, dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit angerechnet."

Unser heutiger Leitvers beinhaltet das Gegenteil des gestrigen Verses. Bekommt derjenige, der auf Werke setzt, seinen Lohn aus Schuldigkeit (und die Schuldigkeit setzt all diese Werker unter das Urteil: Es gibt keinen Gerechten, auch nicht einen!), so wird derjenige, der keine Werke wirkt, dafür aber an Christus Jesus glaubt, in Seinem Glauben gerechtfertigt.

Es gibt viele religiöse Menschen, die aufgrund ihrer Werke hoffen, von Gott Lohn zu empfangen. Paulus verurteilt dieses Denken und sagt das Gegenteil aus. Nicht der Mensch ist der Handelnde, sondern Gott! Greifen wir hier auf Röm 9 voraus: Was will denn die Knetmasse in der Hand des Töpfers schon bewirken? Es ist geradezu lächerlich, wollte sie auch nur ein einziges Werk vollbringen! Alles liegt doch wirklich allein in der Hand des Töpfers!

Und doch fordert unser Leitwort scheinbar ein Mitwirken: "... wer jedoch an den glaubt ...". Hier ist die Rede von einem menschlichen Glaubensakt an den, der den Unfrommen rechtfertigt. Doch können wir diesen Glauben wirklich aus uns aufbringen? Schon lange vor Paulus sagte Jesus: "Die ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat!" (Joh 6:29).

Damit wird sogar unser Glaube an Ihn zu einem Gnadengeschenk Gottes!

Gerechtfertigt wird der "Unfromme", wobei wir "unfromm" auch als "unehrerbietig, ehrfurchtslos" wiedergeben können. Abraham stellte sich unter dieses Urteil, und auch wir müssen erkennen, dass dieses Urteil Gottes vollständig gerecht ist. Dies ist der tiefere Inhalt des rechtfertigenden Glaubens. Damit, dass wir zugeben, im Grund Unwürdige zu sein, liegt alles in Gottes Hand, ja mehr noch, in Seinem Herzen! Er sehnt sich danach, uns mit Seiner Gnade zu erfreuen und zu beglücken, um uns damit Seine unendliche Liebe zu erzeigen. Wie groß ist doch unser Gott und Vater!

Röm 4:6-8

"Gleichwie auch David von der Glückseligkeit des Menschen sagt, dem Gott Gerechtigkeit ohne Werke anrechnet: Glückselig, denen die Gesetzlosigkeiten erlassen und denen die Sünden zugedeckt wurden! Glückselig der Mann, dem der Herr keinesfalls Sünde anrechnet!"

In den Versen 6-8 bringt Paulus David in unser Blickfeld und zitiert dessen Worte in Ps 32. Doch anders als bei Abraham dient diese Aussage nicht als ein erneuter Beweis für die paulinische Rechtfertigungslehre, vielmehr wird in Ps 32 lediglich der menschlichen Freude Ausdruck verliehen, dass die Sünden zugedeckt wurden. Es geht also hier nicht um den Inhalt der Rechtfertigung, sondern um die Auswirkungen im Leben des Einzelnen.

In Ps 32 geht es um "Erlassung der Gesetzlosigkeit", um "Nichtanrechnung der Sünde". Ist die gleichzustellen mit der "Rechtfertigung in Seinem Glauben aus Gnade", wie es Paulus lehrt? Niemals! Es muss uns ganz klar sein, dass Rechtfertigung, wie sie uns durch Paulus gebracht wird, im AT völlig unbekannt ist. Im AT wurde die Sünde zugedeckt, wobei der Sühnedeckel der Bundeslade eine entscheidende Rolle spielte. Auf ihn wurde das sühnende Blut des Opfertieres gesprengt.

Der entscheidende Punkt ist der, dass das Gesetz fordert, dass die Sünde gerichtet wird! Ps 32 redet aber nur davon, dass sie Sünde zugedeckt wurde. "Zugedeckt" ist aber nicht gerichtet! Solange Christus, das wahre Opferlamm die Sünde noch nicht ein für allemal ans Kreuz getragen hatte und solange Er noch nicht das Gericht über die Sünde auf Sich genommen hatte, konnte nur zugedeckt werden.

Das Zudecken der Sünde bei David bedeutet also eine zeitliche Beiseitestellung, bis in dem Sohn Gottes die Sünde endgültig gerichtet wurde. Das Erlassen der Gesetzlosigkeit und das Nichtanrechnen (Zudecken) der Sünde zielt zwar auf das Kreuz hin, doch Rechtfertigung im paulinischen Sinn konnte es erst nach Christi Jesu Tod geben!

Ps 32 spricht von der Glückseligkeit der Menschen, denen Gott Gerechtigkeit ohne Werke anrechnet, im Gegensatz zu jenen, die mit Mühsal und ständigen Enttäuschungen mit eigenen Werken Gott gefallen möchten und von Ihm Lohn erwarten.

Wie wir schon mehrfach lasen, dient das Gesetz "als Geleiter hin zu Christus". Der Mensch müht sich also erste einmal im Fleische ab, um so zu sein, wie es das Gesetz fordert. Doch irgendwann kommt er an den Punkt, wo er verzweifelt feststellen muss, dass sich sein Fleisch gar nicht verändert, dass es ihm nach wie vor zum. Sündigen treibt, und dass er in diesem Zustand Gott niemals gefallen und erst recht keine Gerechtigkeit erhalten kann. Sein innerer Zustand wird also nur Verzweiflung, Resignation und Traurigkeit sein. Doch dies ist ja nicht das Ende, im Gegenteil, es ist der Anfang, an dem er zu Christus geführt wird und in Ihm erkennen darf, dass es gar nicht von ihm selbst und seinen Werken abhängt, sondern dass Er, der Sohn Gottes, bereits alles getan hat.

Die Menschen des AT hatten zwar noch kein wahres Opferlamm, aber sie konnten sich ihre Sünde bedecken lassen, was einem Eingeständnis ihrer eigenen Unfähigkeit glich. Nicht mehr sich selbst abmühen, sondern "zudecken lassen" - schon diese bewirkte bei den Menschen Glückseligkeit! Und damit ist das innere Gefühl der Befreiung angesprochen, das Ablegen einer Last bringt, die ständig bedrückte.

Wenn es nun eine Steigerung dieser Glückseligkeit gäbe, müssten eigentlich wir sie heute haben, denn unsere Sünden wurden nicht nur zugedeckt, sondern am Kreuz gesetzgemäß gerichtet - sie existieren nicht mehr, wir sind durch Sein Blut vollkommen freigelöst!

Dass ein Zudecken der Sünde bei David keine sichere Gewissheit war, ersehen wir aus der Folge seiner Psalmen. In Ps 32 preist er noch die Glückseligkeit jener, denen die Sünden zugedeckt wurden. Doch schon in Ps 38 sehen wir bei David das krasse Gegenteil von Glückseligkeit: "Kein Heiles ist an meinem Fleisch angesichts Deines Drohens und kein Friede angesichts meiner Sünde in meinem Gebein; denn meine Verwerflichkeiten überlagern mein Haupt wie eine schwere Last, zu schwer sind sie für m ich" (Ps 38:4-5). Die Klage Davids durchzieht alle folgenden Verse und endet mit den Worten: "Verlass mich nur nicht, Jewe; mein Elohim, sei nicht ferne von mir! Eile mir zur Hilfe, Jewe, meine Rettung!" (Ps 38:22.23).

Wo blieb Davids Glückseligkeit, wo blieb sein Wissen über die Zudeckung seiner Sünden? Das Leben Davids war ein ständiges Auf und Ab, höchste Glückseligkeit und tiefste Betrübnis. Als König hatte David Vorbildfunktion für sein Volk.. Und so zeigte er in seinem Lebensverlauf die göttliche Schulde der Zubereitung, wie sie mit ihm dem ganzen Volk zuteil ward. Immer ging es um die Frage: Auf Gott oder auf das eigene Fleisch vertrauen! Schon in 2Mo 14:14 wird dem Volk gesagt. "Jewe wird für euch streiten, und ihr, ihr sollt stille schweigen." Der Marsch durch die Wüste war das Erfahrungsfeld. Hinter sich die Übermacht des ägyptischen Herres, vor sich die glutgetränkte Sandwüste - Israel konnte nicht anders, als sich auf Gott zu verlassen. Dies war die gute Erfahrung. Doch hat Israel gelernt? Kaum hatte das Volk die Wüste hinter sich gelassen, erwuchs wieder das verhängnisvolle Stützen auf die eigene Kraft und damit auch wieder Elend und Mühsal.

Doch wie wunderbar, dass Gott uns bis heute Seine im Blick auf Israel kaum fassbare Geduld offenbar macht. Und vielleicht verstehen wir damit auch die ungeheuren Zeiträume, bis das Endziel von 1Kor 15:28 erreicht ist.

Rechtfertigung unabhängig von Ordnungen

Röm 4:9

"Ist diese Glückseligkeit nur für die Beschneidung allein oder auch für die Unbeschnittenheit? Denn wir sagen: Dem Abraham wurde der Glaube zur Gerechtigkeit angerechnet."

Unsere Augen richten sich für die restlichen Verse dieses Kapitels wieder auf Abraham. Der große Raum, der ihm hier gegeben wird, zeigt, wie wichtig diese Figur des AT auch für uns ist. Bedenken wir gerade an dieser Stelle, was Paulus in Röm 15:4 schreibt:"denn all das, was vorher (im AT) geschrieben wurde, ist gerade uns zur Belehrung geschrieben worden". Diese Aussage deckt sich mit 2Tim 3:16. Damit löst uns Paulus von der Vorstellung, "wir sollen nur noch Paulusbriefe lesen" und öffnet uns auch das ganze AT als ein Segensbereich, der uns in weiten Bereichen nützlich ist!

Paulus hat in den zurückliegenden Versen die Glückseligkeit derer hervorgehoben, denen die Sünden zugedeckt wurden. Dies geschah im Blickwinkel auf das Volk Israel. Doch jetzt erhebt er die Frage, ob diese Glückseligkeit auch für die Unbeschnittenen, also für die übrigen Nationen ist; für die Römer, die ja die direkten Empfänger dieses Briefes waren, zweifellos die interessantest Frage.

Obwohl das Bundesvolk Israel Abraham als Stammvater für sich beansprucht, stellt Paulus ihn auch für die Unbeschnittenen zur Beweisführung auf. Schauen wir uns also Abraham etwas näher an:

Es mag erstauneen, dass Abrahams Väter, und somit er sicherlich auch, Götzendiener waren (Jos 24:2). Im Gegensatz zu Henoch, dem lobend zuerkannt wurde, dass er mit Gott wandelte (1Mo 5:22.24) und zu Noah, dem ebenfalls bestätigt wurde, dass er mit Alueim wandelte (1Mo 6:9) wurde Abraham von Gott kein einziges gutes Zeugnis zuteil. Doch weder Henoch noch Noah wurde die Ehre zuteil, solch ein gewaltiges Heilswerkzeug Gottes zu werden, wie die Abraham wurde. Auch hier erkennen wir, nach welchem Prinzip Gott auserwählt wurde: Nicht den Gott wohlgefälligen Henoch oder Noah wählte Er aus, sondern den tiefstehenden Abram erkor Er Sich nach dem Prinzip, dass auch auf uns angewendet ist und in 1Kor 1:26 nachzulesen ist.

Gottes erster Ruf direkt an Abraham (Abram) erfolgte, als dieser noch in Mesopotamien wohnte (Apg 7:2). Dass Gott einen Menschen ohne Vorbereitung aus dessen Sündenleben in Seine Dienste rufen kann, dafür ist neben Abraham auch Paulus ein Beweis. Das erste Wort Gottes an den Abram lautete: "Geh!" (1Mo 12:1). Was mag im Herzen dieses Mannes vorgegangen sein, als ihn dieses Wort von einem ihm fremden Gott traf? Doch wie wunderbar - schon in diesem einen Wort sind alle Vorbereitungen Gottes enthalten, damit Abram das Ziel Gottes erreichen wird.

Schon mit dem Wort "Geh!" wird Abraham auch uns ein Stück Belehrung, denn für ihn hieß dies, sein Land, seine Verwandtschaft und sogar sein Vaterhaus zu verlassen. Letzteres muss für ihn wohl am schmerzvollsten gewesen sein. Doch er musste sein dortiges altes Leben in der Sünde vollkommen aufgeben und unter Gottes Führung ein neues beginnen. Er durfte keine Blick zurück tun! Auch unser Glaubensleben bedeutet einen Bruch mit dem alten und der Beginn eines neuen Lebens in Christus Jesus (Gal 2:20). Und doch, was immer Abraham als lieb und teuer zurücklassen musste, es steht in keinem Verhältnis zu dem, was Gott für ihn bereitet hatte. Und was mussten wir aufgeben? Die einen von. uns viel, die anderen weniger! Doch was auch immer, Paulus stellt uns dafür Herrliches vor Augen: "Was kein Auge gewahrt und kein Ohr gehört hat und wozu kein Menschenherz hinaufgestiegen ist, all das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben" (1Kor 2:9).

Wenn wir bei David sahen, dass die von ihm gepriesene Glückseligkeit sehr schnell ins Gegenteil umschlagen konnte, so darf uns, die wir eine in Christus Jesus ruhende Gewissheit haben (die in Ihm für alle Zeiten fest verankert ist), bei obiger Erwartung eine viel tiefere Glückseligkeit, verbunden mit einem wunderbaren tiefen inneren Frieden, ergreifen, weil uns nichts mehr von der Liebe Gottes trennen kann, die in Christus Jesus ist (gem. Röm 8:35).

"Denn wir sagen: Dem Abraham wurde der Glaube. zur Gerechtigkeit angerechnet."

Wie oft mag sich Abraham gefragt haben, was Gott in einem fernen und unbekannten Land mit ihm wohl vorhat. Doch dann bekam er eine alle seine Vorstellungen übersteigende Antwort: "Und machen will Ich dich zur großen Nation..." (1Mo 12:2). Stellen wir uns doch einmal vor, liebe Geschwister, was mit dieser Antwort ein Mann anfangen sollte, der eine unfruchtbare Frau hatte (1Mo 11:29)? Wie sollte er, Abram, mit einer solchen Frau z u einer großen Nation werden? Dazu noch ein einfacher Sohn einer unbedeutenden Familie? Und dies ohne jede Vorleistung, ohne Prüfung, ob er auch die notwendigen Fähigkeiten dafür besitzt?

Doch bei Gott bleibt kein Ausspruch und keine Verheißung kraftlos und unerfüllt! Vergleichen wir hier den einstigen Götzendiener mit der verheißenen hohen Stellung, so können wir uns keinen größeren Kontrast vorstellen!

Wie verhält sich nun Abram? Wir lesen: "Und es geht Abram, wie Ieue zu ihm spricht ..." (1Mo 12:4). Wir lesen hier von keinem "aber" oder "von Fragen" von Seiten Abrams; er ging einfach, wie Ieue zu ihm sprach! Welch ein Glaube wurde bereits hier bei Abram sichtbar!

Und wie führte Gott seine Verheißungen mit Abram aus? Die Antwort ist die Fortsetzung unseres Zitats im ersten Absatz: "... und segnen will Ich dich und deinen Namen groß machen, und werde du ein Segen!" (1Mo 12:2). In diesem Segen Gottes ist alles enthalten, was Abram für sein späteres Leben brauchte. Es ist das, was auch Petrus seinen gläubigen Volksgenossen schreibt: "Seine göttliche Kraft hat uns nun alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, durch die Erkenntnis dessen geschenkt, der uns zu Seiner eigenen Herrlichkeit und Tugend berufen hat. Durch sie wurden uns die kostbarsten und größten Verheißungen geschenkt, damit ihr durch diese Teilnehmer der göttlichen Natur werdet und dem Verderben entflieht, das infolge der Begierde in der Welt ist" (2Petr 1:3-4).

Schon ein altes Sprichwort sagt: "An Gottes Segen ist alles gelegen!" Und wie Gott Seinen Willen im Leben Abrahams in die Tat umsetzte und noch umsetzen wird, so wird Er auch Seinen Heilsplan in Bezug auf alle Menschen in die Tat umsetzen. Denn als Er dem Abraham Segen verhieß, schor Er bei Sich Selbst, "dass Ich dich segnen, ja segnen werden und dich vermehren, ja vermehren werde" (Hebr 6:14).

Wenn wir uns fragen, woher Abraham seinen Glauben bekam, dann haben wir in dem Segen Gottes die Antwort. Es ist ein göttliches Prinzip, dass Gott von einem Menschen nie etwas verlangt, bevor Er diesen nicht ausgerüstet und mit Seinen Gaben beschenkt hat. Mit Recht zitiert also Paulus in Röm 11:35 das Wort aus Hi 41:2: "Wer hat Ihm etwas zuerst gegeben, damit es ihm vergolten werden wir?" Und passend hierzu lesen wir in 1Kor 4:7: "Was hast du aufzuweisen, das du nicht erhalten hättest?"

Nachdem Gott in 1Mo 12:2 dem Abraham verheißen hat, seinen Namen groß zu machen und ihn zum Segen zu setzen, sagt Er ihm in 1Mo 12:3 auch, wer die Gesegneten sind und was dieser Segen bewirken soll: "Und gesegnet seien in dir und in deinem Samen alle Sippe des Erdbodens." Diese dem Abraham gegebene Verheißung betrifft uns ganz direkt. Sie ist so wichtig, dass sie Paulus sogar in sein Evangelium aufnahm: "Da die Schrift aber voraussah, dass Gott die Nationen aus Glauben rechtfertigt, verkündete Er sie schon vorher dem Abraham als Evangelium: In dir sollen alle Nationen gesegnet wer den. Daher werden die aus Glauben mit dem gläubigen Abraham gesegnet" (Gal 3:8-9).

Welch eine köstliche Aussage wird uns hier mitgeteilt. Die dem Abraham gegebene Verheißung, dass Gott die Nationen aus Glauben rechtfertigen wird, war also Evangelium, Frohbotschaft oder Wohlbotschaft. doch ein Unterschied besteht: Dem Abraham wurde Glaubensgerechtigkeit zuteil, weil er den Verheißungen Gottes glaubte (1Mo 15:6), unsere Glaubensgerechtigkeit jedoch ruht in dem Glauben Christi Jesus, wie wir in Röm 3:22 sahen!

Je mehr wir uns mit der Führung Abrahams beschäftigen, desto besser verstehen wir, warum Paulus in seinem Römerbrief so ausführlich auf diesen Vorvater eingeht. Lassen wir es uns also nicht verdrießen, noch tiefer in die Geschichte Abrahams einzusteigen.

Wir hoben gestern zum Schluss den Unterschied der Glaubensgerechtigkeit zwischen Abraham und uns hervor. Lasst uns dies heute noch etwas vertiefen. Wir wissen, dass unsere Glaubensgerechtigkeit in dem Glauben Christi Jesu ruht. Dies Wahrheit finden wir nur bei Paulus! Wenn wir nun Abrahams Glauben und Christi Glauben vergleichen, so git es hier große Unterschiede: Abraham fiel es ungleich leichter, in guter körperlicher Verfassung und in stiller sternklarer Nicht der Verheißung Gottes zu glauben (wobei wir das menschlich hohe Maß seine Glaubens hier nicht schmälern wollen). Doch Christus musste seinen Glauben in ständigem Kampf gegen Sein eigenes Volk verteidigen und ihn ganz besonders in den drei finsteren Stunden der Kreuzesqualen bis in den Tod festhalten! Von Seinem Glauben hing ja die Zielerreichung des gesamten göttlichen Heilsplanes ab.

Den Segen, den Gott Abrahm gab, sehen wir in Christus auf einer viel höheren Heilsstufe, denn er besteht in der Gabe einer durch Christi Glauben geoffenbarten Gerechtigkeit Gottes, die für alle ist und auf alle Glaubenden kommt (Röm 3:22). Wie letztlich auch wirklich alle Menschen davon betroffen sind, wird uns später in Röm 5:18-19 gesagt.

In der Segensverheißung an Abraham (1Mo 12:3) wird noch ein besonderes Prinzip Gottes offenbar. Die Segensverheißung ergeht ja an alle Sippen des Erdbodens. Dazu lesen wir in Jes 51:2: "Denn er (Abraham) war nur einer, als Ich ihn rief und ihn fruchtbar machte." Gottes Prinzip lautet somit: Erst "einer", dann "alle"! Aus dem Kleinen heraus segnet Gott die große Masse, und das Kleine sind bei Gott immer die zuvor Auserwählten, wozu auch wir, die Körperschaft Christi, zählen!

Abrahams Weg als Gesegneter verlief. zwar nicht ohne Prüfungen und menschlicher Missgeschicke, aber trotzdem Gott wohlgefällig. Hatte Abraham im Vergangenen stets Gottes Wort gehorcht, so lesen wir in 1Mo 15:6iujk nach der göttlichen Aufforderung, die Sterne zu zählen und nach der Verheißung, "also wird den Same werden": Und es glaubt Abram Ieue Alueim; und Er rechnet es ihm an zur Gerechtigkeit." Damit sind wir beim Kern unseres Leitverses.

Der hohe Heilswert dieser bereits dem Abraham verliehenen göttlichen Gerechtigkeit offenbart sich darin, dass Paulus gleich in zwei Briefen (Römer und Galater) dieses Thema aufnimmt. Fast wörtlich zitiert Paulus in Röm 4:3 die obige Aussage aus 1Mo 15:6 und betont dabei, dass diese Gerechtigkeit nicht durch eigene Werke oder Wirken zu erlangen ist, sondern nur durch den Glauben. Das Anrechnen von Gottes Gerechtigkeit hat also gar nicht mit Werken und Eigenverdienst zu tun, denn auch der Glaube ist ein Gnadengeschenk Gottes. Wenn wir nun einerseits Abraham zugestehen, aus Glauben Gerechtigkeit erlangt zu haben, andererseits bei David aber nur ein geschmälertes "Nichtanrechnen" (Zudecken) der. Sünde" sehen, so hat dieser Unterschied etwas mit dem Zeitpunkt der Beschneidung zu tun.

Hierzu schreibt Paulus in Gal 3:5-9: "Der euch nun den Geist darreicht und Machttaten unter euch wirkt, tut Er das, weil ihr den Geist aus euren Gesetzeswerken oder beim Hören von Seinem Glauben erhalten habt? So wie bei Abraham: er glaubte Gott, und es wird ihm zur Gerechtigkeit angerechnet. Daraus mögt ihr wohl erkennen: Nur die aus Glauben, diese sind Söhne Abrahams. Da die Schrift aber voraussah, dass Gott die Nationen aus Glauben rechtfertigt, verkündigte sie schon vorher dem Abraham als Evangelium: In dir sollen alle Nationen gesegnet werden . Daher werden die aus Glauben mit dem gläubigen Abraham gesegnet." Mit diesem Wort kommen wir z u der wichtigen Frage nach dem Zeitpunkt des Empfangs der göttlichen Gerechtigkeit bei Abraham.

Röm 4:10a

"Wie wurde er ihm nun angerechnet, in der Beschneidung oder in Unbeschnittenheit? Nicht in der Beschneidung, sondern in Unbeschnittenheit!"

Zum Zeitpunkt, als Abraham der Glaube zur Gerechtigkeit angerechnet wurde, gab es weder ein Gesetz noch die Beschneidung, und es gab natürlich auch noch kein. Volk Israel!

Als Paulus den damaligen Juden Abraham vor Augen stellte, machte er ihnen klar, dass Abraham zwei Seiten hatte, eine vor seiner Beschneidung, die ihn den Nationen gleichstellte, und eine danach, die ihn zum Stammvater Israels werden ließ.

Es ist bezeichnend, dass uns das Wort Gottes keinen makellos wandelnden Abraham beschreibt, sondern vielmehr einen Mann, der, wie jeder andere auch, eben nur ein Mensch ist. Und wie oft hat Abraham versagt. Direkt gemein muss man es empfinden, was er mit seiner Frau Sarai machte. Schon, dass er wegen einer Hungersnot überhaupt nach Ägypten zog, zeigte sein mangelndes Vertrauen, und dass er Sarai aus Angst auch noch als seine Schwester angab, war ein schlimmer Verrat ihr gegenüber (1Mo 12:10 ff). Die Folge war, dass Sarai in das Haus des Pharao genommen wurde.

Gottes Hintergrund für Abrahams Gerechtigkeit war dessen menschliches Versagen. Dies wird oft zu wenig beachtet! Gewiss hebt Gottes Wort den Glauben Abrahams hervor, aber im selben Maß auch sein menschliches Unvermögen, damit sich kein Fleisch vor Gott rühme. Und gerade deshalb führt Paulus den Abraham auch vor unser Auge, weil Abraham als Unbeschnittener zum. Darsteller der göttlichen Gerechtigkeit wurde, die allein durch Glauben erlangt wird, ohne jegliches eigene Zutun von Werken.

Für die Juden war diese Aussage des Paulus schwer zu ertragen, spielte doch das, worauf sie so stolz waren, nämlich die Beschneidung, bei Abrahams Gerechtigkeit noch gar keine Rolle. Erst viele Jahre später, nach der Anrechnung seines Glaubens zur Gerechtigkeit, erfolgte die Beschneidung!

Röm 4:11a

"Und das Zeichen der Beschneidung erhielt er als Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, die er in der Zeit der Unbeschnittenheit hatte."

Gott schloss mit Abraham zwei Bündnisse. Den ersten Bund lesen wir in 1Mo 15:18: "An diesem Tag schließt Ieue einen Bund mit Abram und sagt: Deinem Samen gebe ich dieses Land ..." Hierbei fällt auf, dass Gott diesen Bund allein schloss, ohne von Abraham eine Gegenleistung zu verlangen. Den zweiten Bund lesen wir in 1Mo 17:7-8: "Und Ich richte Meinen Bund auf zwischen Mir und dir und deinem Samen nach dir für ihre Geschlechter zu äonischem Bunde, zu werden dir zum Alueim - und deinem Samen nach dir."

Ziel des zweiten Bundes war, dass Gott dem Abraham und seinem Samen zum Alueim, zum Unterordner und Verfüger werden wollte. Doch diesmal stellte Gott, im Gegensatz zum ersten Bund, eine Bedingung an Abraham: "Beschneidet euch jeden Männlichen! Und beschnitten sollt ihr sein an dem Fleisch eurer Vorhaut. Und es werde zum Zeichen des Bundes zwischen Mir und euch" (1Mo 17:10-11). Dabei nennt Gott auch gleich die Folgen die ein Nichtbeachten Seiner Anweisung nach sich zieht: "... jene Seele werde ausgerottet von seinem Volke" (1Mo 17:14). Der Tod war die unausbleibliche Folge für eines Bundesbruch. Abraham und sein Same wird also bei diesem Bund zur Mitwirkung verpflichtet, wie später bei der Gesetzgebung am Sinai.

Paulus deutet das Zeichen der Beschneidung Abrahams als Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, die er vor der Beschneidung hatte. Demnach war die Beschneidung die göttliche Urkunde für Abrahams Gerechtigkeit aufgrund des Glaubens. Und während Abraham sich erst beschneiden musst, nachdem er die Gerechtigkeit aus Glauben erhielt, fordert Gott bei seinen Nachkommen die Beschneidung schon vorher.

Das Volk Israel folgerte hieraus, Gerechtigkeit wäre nur aufgrund von Werken zu erlangen. Doch was will Gott mit der Beschneidung wirklich lehren? Dies wird Stoff unserer nächsten Betrachtung sein.

Was will Gott mit der Beschneidung lehren? Mit dem Wegschneiden eines kleinen Stückchens Fleisch demonstrierte Gott an Abraham das Unvermögen und die Wertlosigkeit des Fleisches für die Erlangung Seiner Gerechtigkeit. Gleich einem Mahnmal hätte dies dem Volk Israel dienen sollen. Jesus betont dies in Joh 6:63: "Das Fleisch nützt überhaupt nichts". Doch die Nachkommen Abrahams drehten den Spieß um und meinten, durch die Beschneidung das zu besitzen, was ihr Vorvater aus Glauben besessen hatte, nämlich Gerechtigkeit Gottes! Dies Fehldeutung zeigte sich am krassesten in der Haltung dem Sohn Gottes gegenüber. Israel konnte nicht glauben, dass Christus für sie der Erfüller des Gesetzes sei, sie wollten dies im Fleisch selber sein.

Und welche Bedeutung hat das Siegel für uns, die wir ja kein äußeres Zeichen am Fleisch tragen, sondern durch Gottes Geist Versiegelte und Beschnittene an unseren Herzen sind (Phil 3:3)? Gemäß Kol 2:11 wurden wir in Christus beschnitten, und zwar durch das Abstreifen des Körpers des Fleisches in der Beschneidung des Christus. Beschneidung bedeutet also für uns Sterbensgemeinschaft mit Christus Jesus.

Diese Stellung, die wir in Christus haben, sollte in unserem geistlichen Wandel ihren Niederschlag finden, indem wir täglich das Fleisch zusammen mit den Leidenschaften und Begierden kreuzigen (gem. Gal 5:24), in unserem Gliedern ertöten, was an die Erde bindet (gem. Kol 3:5) oder die alte Menschheit ablegen (gem. Eph 4:22).

Das buchstäblich Wegschneiden eines Stückchens wertlosen Fleisches bei Abraham bedeutet bei uns geistlicherweise das Ablegen, das in den Tod geben des alten Menschen, wofür der Apostel Paulus uns in Phil 3:3-9 ein großes Vorbild sein darf.

Röm 4:11b

Er sollte Vater aller in Unbeschnittenheit Glaubenden sein, damit ihnen die Gerechtigkeit angerechnet werde;"

Zweimal hebt Paulus bei Abraham hervor, dass er "Vater" sein sollte, in unserem heutigen Leitvers "aller Unbeschnittenen", im nächsten Vers "Vater der Beschneidung".

"Vater der Unbeschnittenen" ist Abraham, weil er, als Gott ihm die Gerechtigkeit aus Glauben anrechnete, ein Mann aus Mesopotamien war, also einer aus den Nationen. Er war unbeschnitten, ohne Gesetz, es gab damals noch kein Bundesvolk Israel, also hatte er auch keine besondere Erwartung, auch keine auf das Königreich. Aber er hatte einen Glauben an Gottes Wort, und dies ungeachtet der äußeren menschlichen Umstände. Darin dürfen alle Gläubigen aus den Nationen in ihm ihren Vater sehen.

Interessant ist dabei für uns auch die Tatsache, wie Abraham von Gott gerufen wurde, denn auch hier sind wichtige Parallelen mit uns sichtbar. Abrahams Familie lebte ja jenseits des Stromes Euphrat und diente anderen Götter (Jos 24:2). Da sein Vater Thara als Haupt der Familie ein Götzendiener war, ist naheliegend, dass dies auch seine ganze Familie, einschließlich Abraham, war. Nun war es aber nicht Abraham, der aus diesem Götzendienst heraus wollte, und nach dem wahren Gott suchte, sondern Gott rief ihn (Apg 7:2).

Und wie war dies bei uns? Haben wir Gott gesucht? In Eph 1:4 lesen wir, dass Gott uns in Christus vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat und uns in Liebe für Sich Selbst zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt hat, nach Seinem Wohlgefallen. Und in Eph 1:13 wird uns wiederholt, wie Gott uns Seine Berufung zukommen ließ: Indem wir das Wort der Wahrheit, das Evangelium unserer Rettung hörten, glaubten und darauf mit dem Geist der. Verheißung, dem heiligen, versiegelt wurden.

Damit ist bei Abraham und bei uns klar, dass keiner von sich aus zu Gott finden konnte, sondern dass es in jedem Fall Gott Selbst war, der Abraham wie auch u ns rief. Und dann lesen wir in Eph 1:6 dass wir vorherbestimmt sind "zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade...".

Röm 4:12

"ebenso Vater der Beschneidung all derer, die nicht allein aus der Beschneidung sind, sondern auch in den Fußstapfen des Glaubens (den unser Vater Abraham in Unbeschnittenheit hatte) die Grundregeln befolgen."

Ohne Beschneidung gehört Abraham den. unbeschnittenen Gläubigen, als Beschnittener ist er der Vater der Beschneidung, allerdings mit einer Einschränkung: Es wird in unserem Leitvers nicht gesagt, dass auch die Beschneidung die Rechtfertigung erhält, sondern nur, dass Abraham ihr Vater seil. Danach folgt eine Bedingung, die fordert, dass Israel auch in den Fußstapfen des Glaubens die Grundregeln zu befolgen hat. Paulus sagt damit, dass die Beschneidung so lange nichts mit Glaubensgerechtigkeit zu tun hat, wie sie nicht die Grundregeln befolgt. Was sind das für Grundregeln?

Schon in seinem früheren Brief an die Galater beschreibt Paulus, was er unter den Grundregeln versteht. So lesen wir in Gal 5:16: "Daher sage ic h: Wandelt im Geist...". Und dazu Gal 5:25: "Wenn wir nun im Geist leben, sollten wir auch im Geist die Grundregeln befolgen". Es geht hier um das Leben im Geist im Gegensatz zu einem Leben im Fleisch. Fleischliche Eigenschaften, wie sie in Gal 5:19-21 aufgezählt sind, stehen im Gegensatz zu den geistlichen Früchten in Gal 5:22, zu denen Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit, Treue, Sanftmut und Selbstzucht gehören.

Israel kann sich also auf Abraham als Vater berufen, aber es erhält keine Gerechtigkeit aus Glauben, solange es im Fleisch vollbringen möchte, was nur im Geist möglich ist! Erst wenn ein Israelit, wie z.B. Paulus, al das, was ihm vorher Gewinn war (nämlich die Beschneidung und das Gesetz), um Christi willen als verwirkt und für Abraum erachtet (gem. Phil 3:7-8) und in die Grundregeln des Geistes eintritt, kann ihm auch die Gerechtigkeit, wie bei Abraham, angerechnet werden.

Noch sind es erst Einzelne aus Israel, die erkennen dürfen, aber gem. Röm 11:26 wird Israel als Gesamtheit gerettet werden, wenn die Vervollständigung der Nationen eingegangen (entrückt) ist.

Rechtfertigung unabhängig vom Gesetz

Röm 4:13

"Denn nicht durch Gesetz wurde dem Abraham oder seinem Samen die Verheißung zuteil, dass er Losteilinhaber der Welt sei, sondern durch Glaubensgerechtigkeit."

Auf Abraham traf das zu, was wir in Röm 2:14 gelesen haben: "Denn wenn die Nationen, die das Gesetz nicht haben, von Natur aus das tun, was das Gesetz fordert..." Abraham hatte noch gar kein Gesetz, weil es zu seiner Zeit noch keines gab; erst Jahrhunderte nach ihm wurde das Gesetz dem Bundesvolk Israel gegeben. Er handelte also "von Natur aus" wir nannten die "instinktiv".

Die Frage ist auch hier: Hätte Abraham aufgrund dieses Instinktes von sich aus zu Gott finden und Ihm glauben können? Wir haben diese Frage schon wiederholt in dem Sinn beantwortet, dass kein Fleisch aus eigener Kraft zu Gott finden kann, dass es immer Gott Selbst ist, der den ersten Schritt auf den Menschen zu macht und ihm das schenkt, was er braucht, um den Glauben an Ihn aufzubringen. Ein Musterbeispiel aus viel jüngerer Zeit ist eine Frau aus Thyatira. Von ihr lesen wir in: "ihr tat der Herr das Herz auf". Der Glaubensanfang lag also nicht beim Menschen, sondern bei Gott. Deshalb bezeugt auch Röm 9:16: "Demnach liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Rennenden, sondern an dem sich erbarmenden Gott." Dieses göttliche Auftun von Herzen können wir auch auf Abraham übertragen, weil sich Gottes Handeln nicht ge ändert hat. In Jes 51:2 lesen wir die Worte: "Und Ich liebte ihn (Abraham) und will ihn vermehren."

Und weil Abraham eine Frucht der Liebe Gottes ist, öffnete Gott ihm das Herz, und Abraham durfte glauben. Die Verheißung, Losteilinhaber der Welt zu sein, gründet auf dem Wort: "Soll Ich verdecken vor Abraham, Meinem Knecht, was Ich tue, wenn doch Abraham werden, ja werden wird eine Nation, groß und mächtig, und in ihm sind gesegnet alle Nationen der Erde?" (1Mo 18:17-18). Abram bedeutet "Vater der Höhe", doch Abraham bedeutet "Vater hoher Schar", entsprechend der Verheißung: "du wirst Vater einer Schar von Nationen".

Röm 4:14

"Denn wenn die unter dem Gesetz Losteilinhaber würden, ist der Glaube inhaltslos, und die Verheißung ist unwirksam geworden."

Der Grundstein der Losteilinhaberschaft der Welt wurde Abraham in der Verheißung gegeben, dass er Vater einer Schar von Nationen wird, die über die ganze Erde ausgebreitet sind. Maßgebend dabei ist der Glaube und nicht die Gesetzeswerke.

Als "Losteilinhaber der Welt" schattet Abraham ein viel größeres Ereignis vorab. Dazu lesen wir einen Hinweis in 1Mo 25:5: "Und Abraham gibt alles, was sein ist, seinem ÖSohn Isaak". Die buchstäbliche Erfüllung dieser Abschattung lesen wir in Hebr 1:1-2: "Nachdem Gott vor alters vielfach und auf viele Weise zu den Vätern durch die Propheten gesprochen hat, spricht Er an dem letzten dieser Tage zu uns in dem Sohn, den Er zum Losteilinhaber von allem gesetzt hat..." Damit wird der einzig wawhre Losteilinhaber von allem vor unsere Augen gestellt, Christus Jesus, der Sohn Gottes, unser Herr und Haupt. Und in dieser Wahrheit ist für uns noch eine ganz besondere frohmachende Botschaft enthalten: Gemäß Röm 8:17 sind wir im Glauben nicht nur Kinder Gottes, sondern auch Losteilinhaber zusammen mit Christus (mit der Bedingung: "wenn wir nämlich mit Ihm leiden" - worauf wir später eingehen werden.)

Nach obiger Aussage sind wir als Glieder der Körperschaft Christi von Gott als Losteilinhaber in innigste Gemeinschaft mit unserem Haupt gesetzt. In Gal 4:7 lesen wir: "Daher bis du nicht länger Sklave, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann auch Losteilinhaber Gottes durch Christus". Dies bedeutet für uns nichts weniger als die Teilnahme mit Christus an der Aufhauptung des Alls!

Der Sklave, der unter dem Gesetz steht und diesem sklavt, kann demnach nie Losteilinhaber werden. Entweder man ist unter dem Gesetz und müht sich im. Fleisch ab, oder man ist im Glauben, dem des Sohnes Gottes, und damit in der Freiheit der Sohnschaft, die in Ihm Glaubensgerechtigkeit bewirkt.

Natürlich meint Paulus mit denen "unter dem Gesetz" erst einmal sein eigenes Volk Israel. Er möchte in unserem Leitvers hervorheben, dass Israel nie im Sinn der dem Abraham gegebenen Verheißung Losteilinhaber werden kann, solange es sich unter dem Gesetz befindet. Das Gesetz soll ja, wie wir wissen, zu Christus geleiten und dort die Erfüllung seiner eigentlichen Aufgabe finden. Würde es Israel schaffen, tatsächlich durch das Einhalten des gesamten Gesetzes die Verheißung der Glaubensgerechtigkeit zu erlangen, so wäre in der Tat der Glauben überflüssig und inhaltslos und die Verheißung unwirksam, weil sie ja den Glauben voraussetzt.

Wie wir bereits sahen, Gab Gott Abraham zwei Bündnisse, eines ohne und das andere mit einer Bedingung. Bei Letzterem lesen wir: "Die ist Mein Bund, den du halten sollst .. und deinem Samen nach dir ... " (1Mo 17:10). Wie sehr Gott um Israels Bundesbruch im voraus wusste, sagte Er dem Mose, als das Volk noch gar nicht im Lande der Verheißung war (siehe 5Mo 31:16). Dazu ist. zu sagen, dass. Israel zwar die äußre Bedingung gewissenhaft erfüllt hat, indem es konsequent den Ritus der Beschneidung ausführte. Doch die genügte nicht. Hierzu ließ Gott durch Mose verkünden: "Und Jewe, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Kinder beschneiden, damit du Jewe, deinen Gott, liebest mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, damit du am Leben bleibest" (5Mo 30:6).

Wir sehen, die äußere Beschneidung am Fleisch konnte ohne die innere Beschneidung des Herzens durch Seinen Geist Gott niemals genügen. Das lehrte ja auch schon Röm 2:29. Damit das auserwählte Volk lernen sollte, dass die Werke des Fleisches Gott nie gefallen können, gab Gott im Lauf der Geschichte Israels noch weitere Bündnisse mit immer strengeren Bedingungen wie das Gesetz vom Sinai. Diese Gesetz war im Sinn seiner Geleiterrolle zwar heilig, gerecht und gut (Röm 7:12), doch im Sinn seiner Einhaltung durch Israel war es "unerfüllbar" und enthielt Rechte, durch welche das Volk "nicht leben konnte" (Hes 20:25).

Röm 4:15

"Denn das Gesetz bewirkt Zorn; wo aber kein Gesetz ist, gibt es auch keine Übertretung."

Wir schlossen gestern mit zwei unterschiedlichen Aussagen der Schrift über das Gesetz. Widerspricht sich hier Gottes Wort?

Wir haben hier natürlich keinen Widerspruch, dafür aber zwei verschiedene Gesichtspunkte vor uns. Einerseits sind Gottes Satzungen nicht gut für den Menschen, weil sie ihm kein Leben vermitteln können. Andererseits beruht des Apostel Paulus gutes Zeugnis über Gottes Gesetz darauf, dass dieses den Menschen und vor allem Israel zur Erkenntnis seiner Sündhaftigkeit und des Unvermögens zum Halten des Gesetzes bringt; denn das Gesetz ist geistlich, der Mensch aber ist fleischlich (Röm 7:14). Paulus selbst ist dafür ein Beispiel mit seinem Verzweiflungsschrei. "Ich elender Mensch! Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?" (Röm 7:24). Doch das Gute dabei war, dass der Apostel durch das Gesetz für Gottes Gnadenwerk bereitgemacht und überdies vom Gesetz zu Christus geführt wurde (Gal 3:24), weil ja durch Gesetz Erkenntnis der Sünde ist (Röm 7:7-8). Diese Erfahrung des Apostels trägt prophetischen Charakter für die Wiederannahme Israels.

Zu den beiden unterschiedlichen Aussagen über das Gesetz kommt mit unserem Leitvers noch eine weitere Aussage, die uns schwer erscheint. Wenn doch alles Gott dienlich ist, warum dann sein Zorn? Hier ist zu bedenken, dass nicht das Gesetz der Grund für Gottes Zorn ist, sondern das Gesetz bewirkt bei den Menschen die Übertretung, und diese Übertretung ist es, die Gottes Zorn hervorruft.

Wir müssen sehen, dass es im Paradiesgarten nie eine Übertretung gegeben hätte, wenn Gott das Gebot nicht aufgestellt hätte, von einem bestimmten Baum nicht zu essen. Es lag also in Gottes Ratschluss, mit dem gemachten Verbot das erste Menschenpaar in Übertretung zu führen und damit den Herzsensboden empfänglich zu machen, das alles umfassende Opfer des Sohnes Seiner Liebe zu erkennen und zu ergreifen.

Röm 4:16

"Deshalb ist es aus Glauben, damit es der Gnade gemäß sei"

Der letzte Vers sagte aus, dass das Gesetz Zorn bewirkt. Es ist nicht leicht, auch hierin Gottes Handeln. zu verstehen. Doch auch der durch das Gesetz bzw. dessen Übertretung hervorgerufene Zorn gehört zu Gottes Wesen und letztendlich zu Seiner Gerechtigkeit. Dabei ist aber ganz wichtig zu sehen, dass das Gesetz zwar immer zu Christus führt, aber niemals Glauben und Gnade bewirkt. Allerdings bewirkt es dort, wo die Übertretungen übergroß werden, dass auch die Gnade überströmend wird!

Hebr 11:6 sagt uns: "Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott wohlzugefallen". Doch der Glaube ist kein mühsam errungenes Werk des Menschen, sondern ist vielmehr der Kanal Gottes, um uns Seine Gerechtigkeit zufließen zu lassen.

Im Unterschied zu dem oben genannten Glauben lesen wir z.B. in Mk 16:16: "Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden." Damit stehen wir wieder vor einem der scheinbaren Widersprüche in Gottes Wort. Ist der Glaube aus Gott, oder muss er vom Menschen aufgebracht werden. Diesen Widerspruch löst nur eine klare Erkenntnis über das richtige Schneiden des Wortes der Wahrheit, wie wir es in 2Tim 2:15 lesen. Mk 16:16 spricht klar. und deutlich im Hinblick auf das kommende irdische Königreich. Hier, und nur hier ist der Glaube mit Werken verbunden, der mit Zeichen und Wundertaten bestätigt wird, wie wir dies in der Fortsetzung dieser Verse leicht erkennen können.

Der ins Königreich gehörende Glaube hat eine andere Zielrichtung zu dem Glauben, der uns von Gott gegeben ist, um Seine Rechtfertigung zu erhalten! Dort ist der Glaube an Werke gebunden und wird belohnt, hier ist der. Glaube eine Gabe Gottes ohne Werke und zieht unsere Gerechtigkeit aus dem Glauben Christi Jesu nach sich - ein gewaltiger Unterschied!

Wir sehen zwei sehr unterschiedliche Blöcke, die aber trotz ihrer Unterschiedlichkeit. zusammenwirken. So steht auf der einen Seite das Gesetz mit den unweigerlich daraus folgenden Übertretungen; es soll den Menschen zur Erkenntnis führen, dass er aus dem Fleisch heraus kein Gott wohlgefälliges Werk vollbringen kann. Auf der anderen Seite stehen Glaube, Rechtfertigung und Gnade, die an jenem Punkt einsetzen, wo der Mensch vor sich selbst kapituliert.

Es ist Gottes große Sehnsucht, die Herzen Seiner Geschöpfe und damit ihre Gegenliebe als Antwort auf Seine göttliche Liebe zu gewinnen. Es gibt keinen größeren Beweis, als denjenigen, den der Vater im Sohn erbracht hat. Wenn wir im G eist die Fleischwerdung Christi nach Phil 2:6-8 nachvollziehen und in den vier Evangelien verfolgen, welche innige Liebesbeziehung Jesus Christus auf Seinem gesamten Erdenweg zum Vater hatte, und wenn wir dann versuchen, uns vorzustellen, was im Herzen des Vaters vorging, als der Sohn Seiner Liebe von Seinen Geschöpfen ans Kreuz geschlagen und grausam zu Tode gemartert wurde, dann bekommen wir einen Eindruck, was für eine Liebe Gott zu uns Menschen haben muss, dass Er solches tat!

Zu Christus, und damit auch zur Erkenntnis der Liebe Gottes zu führen, ist neben dem Erkennen der Sünde auch die Aufgabe des Gesetzes. Und wer diesen Punkt erreicht hat, wird überwältigt von dem, was ihm von oben zuströmt. Erst ist es der Glaube, der dem Menschen gegeben wird. Und in diesem Glauben darf er dann immer mehr erkennen, was Gnade ist und beinhaltet. Gnade (charis) heißt ja wörtlich "etwas, das Freue verursacht". Gott möchte in Seiner unergründlichen Liebe in uns Freude erwecken. Und wie groß war doch diese Freude in uns, als zum ersten Mal der Lichtglanz der Wohlbotschaft in unsere Herzen hineinleuchtete und die Finsternis zurückweichen musste. Es darf uns im Verlauf dieses Briefes noch machtvoll aufleuchten, welch eine Kraftwirkung die Gnade in jedem Einzelnen entfaltet. Glaube und Gnade - welch wunderbares Geschenk Gottes an Seine Geschöpfe!

"... und die Verheißung dem gesamten Samen bestätigt werde, nicht allein dem aus dem Gesetz, sondern auch dem aus Abrahams Glauben, der unser aller Vater ist"

Nach dem Glauben und der Gnade weist Paulus nochmals auf die Verheißung hin, die ja schon in Vers 13 mit den Worten "Losteilnehmer der Welt" angesprochen wurde. Wir haben dort einen Bezug zu 1Mo 18:17-18 hergestellt, wo in Abraham alle Nationen der Erde gesegnet werden. Nun hat das Wort "Losteilinhaber" für uns normalerweise etwas mit "Inbesitznahme von Land" zu tun, und wir denken auch bei Abraham automatisch an die verheißene Landeinnahme von Kanaan, die dann aber nur das Bundesvolk Israel betreffen würde. Doch bedenken wir, hier ist von einer Verheißung die Rede, bevor Abraham beschnitten war und wo noch kein Gesetz existierte, sie bezieht sich also in keinem Fall nur auf Israel. Die Verheißung, die hier genannt ist, gehört in jene Zeit, wo der unbeschnittene Abraham aufgrund seines Glaubens gerechtfertigt wurde.

Wenn Paulus sich auf diese zuletzt genannte Verheißung stützt, heißt dies, dass sie nichts mit dem Gesetz und mit Israel zu tun hat, sondern dass uns der Apostel auf eine höhere Stufe der Verheißung an Abraham aufmerksam machen möchte. Die Verheißung "Losteilinhaber der Welt" in Verbindung mit "Vater einer Schar von Nationen" führt weit über die Nachkommen Abrahams hinaus bis zu dem einen Samen, Christus, in dem allein eine große Schar aus den Nationen in Seinem Glauben die Rechtfertigung vor Gott erlangt.

Bestätigt wird uns diese Aussage in Gal 3:16: "Nun sind die Verheißungen aber dem Abraham und seinem Samen angesagt worden. Es heißt. nicht: und den Samen (als von vielen), sondern: in deinem Samen (als von dem Einen), welcher Christus ist." Damit wird Abraham erneut darin bestätigt, dass er nicht nur der Vater der Beschneidung, sondern auch unser aller Vater ist, auch derer, die den Körper des Christus darstellen.

Röm 4:17

"der unser aller Vater ist (so wie geschrieben steht: Zum Vater vieler Nationen habe Ich dich gesetzt) vor Gott, dem er glaubte, der die Toten lebendig macht und das Nicht-Seiende wie Seiendes ruft."

86 Jahre alt war Abraham, als ihm Ismael geboren wurde, der Sohn der Magd. Damit begann für Abraham eine schwere Zeit, denn seine Ungeduld und sein eigenmächtiges Handeln haben seinen Frieden mit Gott empfindlich gestört. Empfindlich für Abraham insofern, als Gott für viele Jahre schweigt!

Wir erleben hier ein göttliches Erziehungsprinzip. Wenn nämlich ein Gläubiger durch seinen Wandel Gottes Herz kränkt, ist der Friede gestört, indem der Geist Gottes, der heilige, betrübt ist (Eph 4:30). Dieses innere Erleben bewirkt ein Gefühl, als habe sich Gott zurückgezogen. Tiefe Friedlosigkeit und Betrübnis erfüllt das Herz des Betroffenen. Doch jedem aufrichtig Gläubigen wird diese Betrübnis gem. 2Kor 7:10 zur Umsinnung gereichen.

Gottes Schweigen bei Abraham zeigte diesem deutlich Sein Missfallen an der Zeugung des Ismael. Und wie mag es im Herzen Abrahams ausgesehen haben! Nur zu gut muss er das Schweigen seines Gottes verstanden und Sein Reden vermisst haben. Wohl über 13 Jahre quälte sich Abraham ab, als Gott endlich Sein Schweigen beendete und wieder zu dem inzwischen 99-jährigen sprach. Es bewegt uns ganz tief, wenn wir die ersten Worte Gottes an Abraham miterleben: "Ich bin Al, der Allgenugsame. Wandle vor Mir und werde makellos! Und Ich werden Meinen Bund schließen zwischen Mir und dir und werden dich vermehren überaus, ja überaus" (1Mo 17:1-2).

Geliebte Geschwister, wie tief fühlen wir mit diesem Manne mit, der auch unser geistlicher Vorvater ist. Und so berührt es unser Herz, wenn wir die Reaktion Abrahams (dort ja noch Abram) innerlich miterleben: "Da fällt Abram auf sein Angesicht" (1Mo 17:3).

Lasst es uns heute im Herzen bewegen, was in diesem stumm vor seinem Gott liegenden Mann vor sich ging und auch was Gott wohl dabei empfand!

Und der große Gott wendet Sich in unsagbarer Liebe Seinem am Boden liegenden Knecht Abram zu, Er sieht in die Tiefen seines Herzens. Wir vernehmen deshalb auch keinen rückblickenden Tadel, sondern nur die Ermahnung, künftig makellos zu wandeln. Und dann geht Gott auf Seinen neuen Bund mit Abram ein: "Und werden wirst du der Vater einer Schar von Nationen" (1Mo 17:4).

Und mit dieser Verheißung verändert Gott etwas: "Nicht weiterhin soll dein Name genannt werden Abram. Sondern dein Name wird Abraham: denn zum Vater einer Schar von Nationen mache Ich dich" (1Mo 17:5). "Abram" bedeutet: 'Vater der Höhe' oder 'hoher, erhabener Vater', während der neue Name "Abraham" 'Vater hoher Schar' beinhaltet, entsprechend der Verheißung: "du wirst Vater einer Schar von Nationen." In Abram war diesem nur eine Nation verheißen, hingegen in Abraham eine ganze Schar von Nationen.

Wir sehen, wie sich seit Gottes erste Ruf an Abram bis hierher Seine Verheißungen steigerten. Mit der ersten verhieß ihm Gott, ihn zu einer großen Nation werden zu lassen (1Mo 12:2); doch jetzt erhält er jene die erste weit überragende Verheißung, auf die sich auch Paulus bezieht, worin ihn Gott zu einer Schar von Nationen machen will.

Immer wieder stellt uns Paulus den Glauben Abrahams vor Augen, und immer wieder dürfen wir uns daran erinner lassen, welches hohe Maß an Glauben Abraham, aufbringen musste. Es ist für uns Menschen manchmal leichter, Gott zu glauben, dass Er einmal Tote auferwecken wird, als auf der Stelle zu glauben, dass Er aus einem zeugungunfähig gewordenen 99-jährigen Manneskörper und einem einerseits von Natur aus gebärunfähigen und andererseits altersmäßigem Frauenkörper einen Sohn hervorrufen kann. Und so steht Abraham unser alle Vater, vor uns, von dem auch Paulus bezeugt: "... Gott, dem er glaubte ..."!

"... der die Toten lebendig macht und das Nicht-Seiende wie Seiendes ruft."

Wir müssen, wenn wir vom Glauben Abrahams hören, auch bedenken, dass dieser, im Gegensatz zu uns, noch kein geschriebenes Wort Gottes zur Hand hatte, dass er in seinem Vaterhaus nichts über den wahren und lebendigen Gott hörte. Es standen ihm auch keine Zeugnisse über Macht- und Wundertaten Gottes zur Verfügung, wie wir sie ja aus der Schrift zur Genüge besitzen. Das Einzige, worauf er sich stützen konnte, war die Stimme Gottes, die zu ihm sprach.

Heute lesen wir, dass Abraham glaubte, dass Gott Tote lebendig macht. Dabei dachte Abraham hier zuerst einmal an keine buchstäblich toten Menschen, sondern er dachte an seinen und Saras in Bezug auf die Zeugung abgestorbenen Körper und glaubte, dass Gott diese Körper lebendig, d.h. wieder zeugungsfähig machen kann. Und wahrlich, Gott stellte an Abraham und Sara Sein großes Heilsprinzip dar: Leben aus Toten!

Wir mögen uns schon während der letzten Tage gefragt haben, warum Gott über 13 Jahre lang schwieg, bis Abraham 99 Jahre alt war. Der tiefere Grund war der: Gott wartete, bis Abrahams und Saras Körper wirklich zeugungsunfähig, also abgestorben waren. Das menschliche Element musste völlig ausgeschaltet sein, wenn Gott eingriff. Isaak, der Sohn der Verheißung, durfte nicht wie andere Kinder geboren werden. Medizinisch war es unmöglich, dass Abraham und Sara noch ein Kind bekommen konnten, doch in diese Unmöglichkeit , in diesen Todeszustand oder in dieses Nicht-Seiende spricht Gott.

Und gerade dieses Totsein (Nicht-Seiende) ist bei Gott die Voraussetzung des neuen Lebens, also Leben aus den Toten!

Überdies musste Isaak später selbst noch, geistlich gesehen, ein Lebender aus Toten werden, was durch seine in letzter Sekunde verhinderte Opferung geschah. Nach Hebr 11:19 rechnete Abraham auch hier, dass, Gott, diesmal buchstäblich mächtig ist, auch aus den Toten aufzuerwecken.

Röm 4:18

"Wider alle Erwartung glaubte er in Erwartung, dass er Vater vieler Nationen werden, gemäß der Versicherung: So zahlreich wird dein Same sein."

Abraham glaubte wider alle Erwartung. Dies bedeutet, wie wir gestern schon ausführten, dass er Gott zutraute, aus abgestorbenen, zeugungsunfähigen Körpern neues Leben in Form eines Kindes hervorzurufen. Aber er glaubte darüber hinaus, dass er auch noch Vater vieler Nationen werde, was eine weitere Glaubensstärke beinhaltet.

Doch seine schwerste Glaubensprüfung stand Abraham ja noch bevor. Nicht nur, dass er den Ismael austreiben musste (1Mo 21:14), Gott verlangte von ihm, dass er den geliebten Sohn in den Tod geben und dabei sogar noch selbst als Priester das Opfer darbringen sollte (1Mo 22:1 ff). War schon zuvor sein Glaube im Höchstmaß gefordert, so erscheint diese Herausforderung ungeheuerlich, musste Abraham doch zwischen seinem Sohn Isaak und Gott wählen. Jetzt musste sich zeigen, ob Abraham mehr am Geber oder an der Gabe hing!

Wir wollen bie dieser schwersten Glaubensprüfung Abrahams einen Moment stehen bleiben, stellte Gott mit Abraham und Isaak doch im voraus Seine größte Heilstat, die Dahingabe Seines Sohnes, als Abschattung zur Schau. Schon vor dem Niederwurf der Welt hatte Gott Seinen Sohn als Opferlamm vorher erkannt (1Petr 1:19-20). Es verlangte Gott, ein entsprechendes Abbild des künftigen Geschehens in der Menschheit zu schaffen. Wenn wir an Abrahams viele Fehltritte denken, müsste man sagen, dass es von Gott gewagt war, dieses Vorhaben mit Ihm durchzuführen. Und doch kam Gott mit Seinem erkorenen Schausteller zum Ziel. Es ist ein reines Wunder der Gnade Gottes, dass uns die Schrift auch hier den Glaubensgehorsam Abrahams bezeugen kann (1Mo 22:3). Und welch Freude muss wohl einerseits Gottes Herz erfüllt haben, als Abraham in völligem Glauben Gott mehr gehorchte als der Stimme seines Vaterherzens. Doch andererseits wird es im Herzen Gottes schon mitgeklungen haben: Ich aber werd Meinen eigenen Sohn nicht verschonen, sondern Ihn für euch alle dahingeben!

In 1Mo 15:5 lesen wir die Worte an Abraham "Schau doch gen Himmel und zähle die Sterne, könntest du sie zählen! Und Er sagt. zu ihm: Also wird dein Same werden." Der hier von Abraham (Abram) gezeigte Glaube wurde ihm von Gott zur Gerechtigkeit angerechnet. Doch jetzt wurde die Ausdauer seines Glaubens geprüft. Zuerst wird die vierhundertjähri ge Gefangenschaft Israels vorausgesagt (1Mo 15:13), dann folgt die Episode mit der Magd Hagar, und schließlich, im Alter von 99 Jahren, wird ihm wieder angesagt, dass er zum Vater vieler Nationen gesetzt ist.

Mit der Verheißung, "Vater vieler Nationen zu werden", ist auch der Segen verbunden, den Abraham schon in 1Mo 12:3 erhielt: "Und gesegnet seien in dir und in deinem Samen alle Sippen des Erdbodens." Wie erfüllte bzw. erfüllt sich nun dieser Segen an den Sippen des Erdbodens? In Jes 51:2 b lesen wir zu dieser Frage: "Denn er (Abraham) war nur einer, als Ich ihn rief". Mit Abraham zeigt uns Gott, dass Er Seine Segnungen und Verheißungen immer aus dem Kleinen heraus zum Großen werden lässt oder aus dem Einen heraus auf die Vielen übergehen lässt. Die Erfüllung der dem Abraham gegebenen Verheißungen lief von Abraham auf das Volk Israel, und aufgrund des Versagens der Vielen in Israel auf das Zentrum aller Verheißungen, auf den. Einen, "Christus". Von Ihm verlief dann der Segen, und die Verheißung kontinuierlich weiter auf die Auserwählten, die Seinen Körper darstellen, also auf uns. Doch auch wir sind (nur) Einzelne und haben keinen Auftrag an den Sippen des Erdbodens, sondern einen überhimmlischen Auftrag. Segensvermittler für die Sippen des Erdbodens bleibt also einzig und allein das Volk Israel. Diesen wird es im irdischen Königreich unter den Nationen zwar vermehren, aber die endgültige Erfüllung wird es erst im 5. und letzten Äon geben, wenn sich nach dem irdischen Königreich und nach dem Gericht vor dem großen weißen Thron der Abraham verheißene Segen wie ein breiter und mächtiger Strom über die Menschheit auf der neuen Erde ergießen wird.

Röm 4:19

"Und nicht schwach werdend im Glauben, bedachte er seinen ungefähr hundertjährigen schon abgestorbenen Körper und die Erstorbenheit des Mutterleibes der Sara."

Abraham "bedachte", und das heißt, dass er sich in Ge danken intensiv mit seinem körperlichen Zustand. und dem seiner Frau beschäftigte. Ganz praktisch heißt dies: Ständig stand die Unmöglichkeit des Kinderbekommens der Verheißung Gottes gegenüber, die beinhaltet, dass sie alle Unmöglichkeiten des Lebens aufheben kann! Dabei kam für Abrahams Glaube ja noch erschwerend hinzu, dass Saras Körper nicht nur körperlich zu alt war, um noch Kinder zu gebären, sondern dass sie auch schon immer unfruchtbar war und, medizinisch gesehen, nie Kinder bekommen konnte (1Mo 11:30).

Schauen wir heute einmal auf uns. Gab und gibt es nicht auch in unserem Leben mehr der weniger häufig Situationen, wo sich das normale Leben gegen unseren Glauben stellt? Solche Glaubensprüfungen können derart intensiv sein, dass sie uns bis an den Rand unserer Glaubensfähigkeit führen. Da gibt es ganz allgemeine Glaubenskrisen, die keine nennbaren Ursachen haben, dann können uns menschliche Enttäuschungen, auch durch Glaubensgeschwister, in Glaubensnöte führen, oder es entstehen familiäre Lagen, die wir nicht mehr verstehen und nicht mehr mit der Liebe Gottes in. Einklang bringen können. Es können aber auch körperliche Dinge wie Krankheit sein, die uns glaubensmäßig schwer anfechten ... noch viele wäre hier aufzuführen. In all den furchtbaren Anfechtungen darf uns immer eine Tatsache vor Augen stehen: Wir sind nie allein! Unverrückbar ist Christus durch den Glauben in uns und wir in Ihm! Unser Rezept heißt also: Wegsehen von. uns - hinschauen auf Ihn! Paulus drück dies so aus:

"Wir alle aber, mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd, werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist" (2Kor 3:18). "Widerspiegeln" beinhaltet zuerst, dass wir den Spiegel unseres Herzens und unserer Gedanken auf Ihn ausrichten. Und dann dürfen wir etwas von Seiner Herrlichkeit verspüren, ja mehr noch, diesele widerspiegeln und diese Umgestaltung in unserem Geist erleben!

Röm 4:20

"Aber an der Verheißung Gottes zweifelte er nicht durch Unglauben, sondern wurde im Glauben gekräftigt,"

Wir dürfen davon ausgehen, dass im Glaubensleben Abrahams auch der Widerwirker mit auf dem Plan war. Mit Sicherheit hat dieser versucht, den Abraham in seinen Gedankengängen zu stören, zu verunsichern, ihn an den göttlichen Verheißungen zweifeln zu lassen. An Eva trat im Paradiesgarten die Schlange heran. Von dieser lesen wir; dass sie "das listigste von allem Wildgetier des Feldes war" (1Mo 3:1). Unter "listig" versteht man, wenn jemand nicht ehrlich und offen ist, sondern seine wahren Absichten hinter fraglichen Dinger versteckt. Bei Eva wurde die Rede Gottes nicht. nur angezweifelt, mehr noch, ihr wurde versprochen, "wie Alueim zu sein". Das erste Menschenpaar konnte diesen listigen Reden nicht widerstehen und geriet in Ungehorsam gegenüber Gott. Hier wäre zu fragen: Waren Adam und Eva von Gott zu wenig ausgerüstet worden, um der Versuchung zu widerstehen? Ist hier dem Widerwirker etwas gegen Gottes Ratschluss gelungen? Wäre es so, dann würde die Gottes Souveränität schmälern! Zur Ehere Gottes gereicht nur jene Sicht, dass es durchaus Sein (geheimer) Ratschluss war, dass die ersten Menschen der Versuchung erlagen und die Schlange mit ihrer List zum Ziel kam.

Es ist für uns sehr wichtig zu wissen, dass dem Widerwirker keine eigenständige Machtbefugnis gegeben ist, sondern dass er als Werkzeug Gottes geschaffen wurde und nur in dem Spielraum wirken kann, der ihm von Gott eingeräumt wurde. Dabei ist sein Spielraum so bemessen, dass das Geschöpf das von Gott bestimmte Ziel erreicht! Dies trifft auch bei all dem Bösen zu, was wir heute um uns herum in dramatisch ansteigendem Maß erblicken und erleben. Wichtig ist für uns nur, dass wir wissen, dass "Einer" immer die Zügel in der Hand hält und alles nach Seinem Ratschluss lenkt!

Und wie es bei Hiob war, so war es auch bei Abraham: Der Widerwirker durfte nur so weit gehen, wie es Gott wirkte (seihe Eph 1:11). Seine Angriffe auf Abraham waren so eingegrenzt, dass sie letztendlich sogar das Ziel Gottes mit Abraham verherrlichten, indem Abraham an Gottes Verheißung nicht durch Unglauben zweifelte!

Obwohl es nicht direkt in Gottes Wort angeführt ist, dass Abraham vom Widerwirker angegriffen wurde, so dürfen wir doch mit Sicherheit davon ausgehen. Denn niemand anders als er ist es ja, der den Menschen, und hier Abraham eingibt, an Gottes Wort zu zweifeln.

Aber gerade Abraham zeigt uns in wunderbarer Weise, wie Gott mit Seinem Auserwälten Sein vorgesetztes Ziel erreicht. Und was Er bei Adam u nd Eva nicht tat, nämlich sie im Kampf gegen die listige Schlange auszurüsten, dies tat Er bei Abraham. Unser Leitvers hebt hervor, dass Abraham nicht an der Verheißung durch Unglauben zweifelte, und dann folgt die Aussage, dass er im Glauben "gekräftigt" wurde. Hier dürfen wir miterleben, wie wunderbar Gott die Seinen schützt, bewahrt und sie dort, wo es nötig ist, kräftigt, damit sie das von Gott gesetzte Ziel sicher erreichen.

Und was Abraham erfahren durfte, hält Gott auch für uns bereit! In Phil 4:13 bezeugt Paulus: "Alles vermag ich in Ihm, der mich kräftigt, Christus." Und in Eph 6:10 fordert uns Paulus direkt auf: "Im übrigen, meine Brüder, kräftigt euch im Herrn und in der Gewalt Seiner Stärke!" Und diese Aufforderung steht ja im Zusammenhang mit dem Anziehen der Waffenrüstung, die uns vor den Anläufen der Finsternismächte schützen soll. Hier sind wir also zur Mitwirkung bei der Kräftigung aufgerufen. Ein bewegendes Wort spricht Paulus zu Timotheus (und auch zu uns): "Du nun, mein Kind, kräftige dich in der Gnade, die in Christus Jesus ist". Auch hier sollen wir, um der überschwänglichen Gnade willen, mitwirken.

Wie sieht nun unsere Mitwirkung bei der Kräftigung unseres Glaubens aus: Wir dürfen jederzeit im Gebet zu unserem Gott und Vater kommen und Ihn bitten, dass er uns jetzt in der Gewalt Seiner Stärke und in der Gnade, die in Christus Jesus ist, kräftigt. Einen solchen Glaubensbeweis wird unser himmlischer Vater immer segnen, ganz besonders, wenn wir die Kräftigung des Glaubens begehren, um Ihn noch besser und mehr verherrlichen zu können.

Röm 4:21-22

"Gott Verherrlichung gebend"

Abraham ist nicht nur unser aller Vater gemäß der Gerechtigkeit aus Glauben, er ist uns auch darin ein Vorbild, dass er Gott Verherrlichung gab, und dies durch seinen gekräftigten Glauben.

Gott Verherrlichung zu geben, ist das hehre Zeil der Schöpfung. Die ungläubigen Menschen lehnen Gott vielfach mit dem Argument ab, dass es bei so viel Leid, Bösem und Ungerechtigkeit keinen Gott geben könnte. Und im Moment erscheint ihr Argument durchaus berechtigt. Doch wenn diese Menschen später einmal den gesamten Ablauf der Schöpfung sehen können, werden auch sie zur Erkenntnis kommen, dass Gott Herrlichkeit gebührt.

Als Kunstschaffender in der Malerei sei mir hier ein banales Beispiel gestattet: Ein Bild, mit nur hellen Farben gemalt, wirkt in der Regel blass und fad, es bedarf der farblichen Kontraste von "hell und dunkel". Schon die alten Meister bedienten sich deshalb dieser Arbeitsweise. Beachten wir zum Beispiel bei den Gemälden von Rembrandt, wie dieser Künstler auf ganz dunklen Hintergrund seine Figuren oder Gesichtsfarben zum Leuchten bring. Nie würde dies auf einem hellen Hintergrund so wirksam sein. Doch Rembrandt und all die anderen echten Künstler haben dieses Prinzip nicht erfunden, vielmehr ist es das Urprinzip Gottes, Seine eigene Herrlichkeit aufleuchten zu lassen. Und so wenig im Grunde ein Künstler die dunkle Farbe mag und sei dennoch als Kontrastmittel einsetzt, so sehr schmerzt auch Gott die Finsternis und das Böse, das Er ja gemäß Jes 45:7 erschaffen hat. Doch in welchem Glanz erstrahlt gerade vor dieser Dunkelheit Seine Herrlichkeit!

Wir wollen heute hervorheben, dass alles, aber auch wirklich alles, zur Verherrlichung Gottes dient. Ob die Abrahams Glaube ist, ob es unsere Auserwählung und Vorherbestimmung in Christus ist, die ja zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade ist (Eph 1:4-6), das ganze All ist nicht nur aus Ihm und durch Ihn, sondern auch zu Ihm hin erschaffen, und dies bedeutet "hin zu Seiner Verherrlichung!" Ihm sei (deshalb) die Verherrlichung für die Äonen! Amen!" (Röm 11:36).

"... und vollgewiss, dass Er das, was Er verheißen hat, auch zu tun imstande ist. Darum wird es ihm auch zur Gerechtigkeit angerechnet."

Abraham verherrlichte Gott nicht nur durch einfachen Glauben, sondern war darin auch "vollgewiss". Wir dürfen dies alles Innere ausfüllende "Vollgewissheit" bei Abraham durchaus als eine Folge der Kräftigung des Glaubens durch Gott ansehen.

Obiger Glaube wurde Abraham zur Gerechtigkeit angerechnet. Und obwohl er auch uns hierin als Vater genannt ist, besteht zwischen seiner Gerechtigkeit und der unseren, die wir als Glieder am Körper Christi empfangen, ein Unterschied, den wir beachten sollten. Abraham wurde die Gerechtigkeit angerechnet, weil er den Verheißungen Gottes glaubte, wie es unser Leitvers in 1Mo 15:6 aussagt. Mehr wird uns hier nicht gesagt. Auf uns gesehen möchten wir heute nochmals zu Röm 3:21-22 zurückgehen, denn es lohnt sich immer, zu wiederholen, was uns von Abrahams Gerechtigkeit unterscheidet:

In Röm 3:21-22 wird uns Gottes Gerechtigkeit gezeigt, die, vom Gesetz und den Propheten bezeugt, nun geoffenbart ist, und zwar durch den Glauben Jesu Christi. Was bei Abraham noch ferne Zukunft war, liegt bei uns heute in der Vergangenheit, und wir dürfen mit den Augen des Herzens schauen, was der Sohn Gottes im Glauben vollbracht und für uns erworben hat.

Der Segen, den Abraham für alle erhielt, wird in der Gabe einer durch Christi Glauben geoffenbarten Gerechtigkeit Gottes auf eine höhere Heilsstufe gestellt. Wir brauchen nicht mehr zu glauben, wir dürfen vielmehr wissenm, dass Sein Glaube die Gerechtigkeit für uns bewirkt, dass wir "in Ihm" vor Gott gerecht sind..

Welch befreiendes wunderbares Gefühl ist es doch zu wissen, dass, wenn Gott uns anschaut, Er uns immer in Seinem Sohn sieht!

Röm 4:23-24

"Doch nicht allein um seinetwillen wurde es geschrieben, dass es ihm angerechnet wird, sondern auch um unseretwillen, denen es künftig angerechnet werden soll, die wir an den glauben, der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat,"

Das vierte Kapitel geht dem Ende zu und noch zweimal begegnet uns in den obigen Versen das in diesem Kapitel so oft zitierte und bedeutungsvolle Wort "anrechnen", was ja soviel wie "gutschreiben" bedeutet. Es stellt ohne Zweifel das Schlüsselwort in diesem Kapitel dar, nicht nur für Abraham, sondern auch für uns.

Und wie deutlich betont Paulus, dass alles, was Gott zu Abraham gesprochen hat hat und niederschreiben ließ, auch zu uns sprechen soll. Wie ist doch bei diesen zurückliegenden Versen die Person Abrahams unserem Herzen näher gekommen! Er erzeigte sich als ein Mensch wie wir, mit Stärken und Schwächen. Und dann holte ihn Gott aus dem Dunkel des Götzendienstes heraus und ging mit ihm Seinen Weg. Abraham hat sein Ziel erreicht, das unsere steht noch vor uns. Und wie wird es wohl sein, wenn wir Abraham in der Herrlichkeit begegnen?

Abschließend stellt uns Paulus nochmals seine größte Glaubenstat vor Augen: Abraham glaubte, dass. Gott Tote auferwecken kann. Und in diesem absoluten Glauben war er sogar bereit, den Sohn der Verheißung, Isaak, zu opfern. "Gott vermag alles! Dies war sein sieghafter Glauben.

Und auch hierin dürfen wir ihm ähnlich sein. Gott hat es uns in Gnaden geschenkt, zu glauben, dass Er, der Vater, Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat. Der Epheserbrief beschreibt dieses Ereignis in gewaltigen Worten, indem Paulus um geistliche Enthüllung bittet, damit wir wissen, "was die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist (für uns, die wir glauben), gemäß der Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke, die in Christus gewirkt hat, als Er Ihn aus den Toten auferweckte" (Eph 1:18-20)

Röm 4:25

"Ihn, der um unserer Kränkungen willen dahin gegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt wurde."

Gott hat es gewirkt, dass schon das erste Menschenpaar im Paradiesgarten Sein Herz kränkte, indem es Seiner Anordnung gegenüber ungehorsam wurde. Der Keim dieser ersten Sünde pflanzte sich seither in allen Menschen fort, die Menschheit kränkte und kränkt das Vaterherz ununterbrochen.

Im ersten Kapitel dieses Briefes lasen wir das göttliche Urteil über die gesamte Menschheit. Da aber letztendlich nicht der Mensch, sondern Gott die Verantwortung für den Ablauf Seiner Schöpfung hat (bewirkt Er doch alles nach dem Ratschluss Seines Willens - Eph 1:11), ist Er es, der den Lauf der Menschheit in der Finsternis wieder wendet und ans Licht führt. Die Dahingabe Christi in den Tod war also von göttlicher Seite ein notwendiger Schritt, um das göttliche Ziel zu erreichen, nämlich die Sünder zu rechtfertigen.

DAbei wollen wir noch bedenken, dass der Sohn Gottes den Weg der Dahingabe nicht gezwungenermaßen, sondern freiwillig, aus Liebe zu uns, gegangen ist. In Mt 26:39 begegnen wir dem Herrn, wie Er im Garten Gethsemane auf Sein Angesicht fiel und betete: "Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Becher an Mir vorüber!" Hier eröffnet sich für den Herrn immer noch die Möglichkeit, Sich dem ganzen Grauen, das wie ein bitterer Kelch vor Ihm stand, zu entziehen. Doch der Herr wartete gar nicht erst die Antwort des Vaters ab, sondern gab diese sofort Selbst: "Indes nicht wie Ich will, sondern wie Du willst!" Hier, wo das Kreuz so nahe vor Ihm stand, schenkte der Sohn in vertrauensvollem Gehorsam (den er gemäß Hebr 5:8 durch das, was Er litt, lernte) dem Vater erneut Sein heiß erkämpftes "Ja" für das Kreuz! Aus diesen Worte Jesu ersehen wir die Tatsache, dass der Herr wirklich freiwillig diesen Weg ging. Übergroß steht Seine Liebe zu uns und Sein Gehorsam Gott gegenüber vor unseren Augen. Hätte Jesus nämlich auf Seiner Bitte bestanden, so hätte der Vater einen befreienden Ausgang bereitet. Dafür spricht auch, dass Jesus in Mt 26:53 Sich auf mehr als zwölf Legionen Boten beruft, die der Vater für Ihn bereitgestellt hat. Was hat es doch den Herrn gekostet, uns zu rechtfertigen und freizulösen!

Unsere Sünden brachten den Sohn ans Kreuz. Es war der Liebeserweis Gottes, wie sehr Er Seine Menschheit liebt, dass Er sogar den Sohn Seiner Liebe für uns dahingab.

Aber Christus durfte und konnte nicht im Tod bleiben. Unser Textwort sagt, dass Er um unserer Rechtfertigung willen auferweckt wurde. Christi Tod bildet somit das Fundament unserer Rechtfertigung, doch die Bestätigung geschah durch Seine Auferweckung. An einem irdischen Bild können wir dies so verdeutlichen: Ein königliches Schriftstück hat erst Bedeutung, wenn das Siegel darunter gesetzt ist.

Wir wollen diesen ersten Band. mit den Worten aus 1Kor 15:16-17 schließen "Denn wenn die Toten nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, so ist euer Glaube nichtig, und ihr seid noch in euren Sünden."


Lehr wie Abraham uns gehen
wohin Du uns gehen heißt,
uns als Fremdling anzusehen,
der zur fernen Heimat reist;
unsern Blick zu Dir erheben,
Du verheißt und Du vermagst
Leben aus dem Tod zu geben -
ja, wir glauben, was Du sagst.

E. U. A.



Lies weiter:
Der Römerbrief - Kapitel 5