Der Sieg Christi nach der Schrift

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Aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum
Die ersten Gottes- und Christusoffenbarungen in der Vorschöpfungsperiode des Alls
von M. Jaegle und Mitarbeitern (1983)


Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften:
Inhaltsverzeichnis

Die ersten Gottes- und Christusoffenbarungen in der Vorschöpfungsperiode des Alls

5. Der Sieg Christi nach der Schrift

Wie dankbar wird man doch, wenn man aus all den Irrgängen menschlicher Folgerungen den Weg finden darf, der zum wahren Endziel Gottes mit Seiner Schöpfung führt. Verfolgen wir denselben vom Kreuz bis hinauf in die höchsten Höhen, so entdecken wir auch den Zweck, den Gott mit dem Bösen im Auge hatte.

Satan begann mit seiner Verführung in den Himmeln und drang dann später mit seinem Verheerungszug ein in das Paradies, wo er in Adam als dem Haupt der Menschheit auch diese in den Schlund der Sünde mit hinabzog. Es war ein Hinabsinken in die Gottesferne. (Das „Herabgesunken“ ist bedingt durch das auf der Gegenseite stehende „Heraufgehauptet“, das noch Gegenstand ausführlicher Auslegung sein wird.) Noch ein anderer Ausdruck bestätigt ein Herabgesunkensein. Im selben Kapitel, Eph 1:3v, wird das erste Gericht über die Welt infolge Eintritts der Sünde mit „Herabwurf der Welt“ bezeichnet. Aus der Höhe in die Tiefe ist eben typisch für jede Sünde und jedes Gericht.

In der Verführung Satans dürfen wir natürlich nie eine absolute Unterbrechung der Verbindung der Schöpfung mit Gott und Christus sehen, so weit reicht Satans Macht denn doch nicht. Die im Einschluss in Gott und darauf in Seinem Sohne liegenden tiefsten Wurzeln bleiben davon unberührt. Das bezeugt Kol 1:17 mit den Worten: „Das All besteht (wörtlich: steht) zusammen in Ihm“ (dem Sohne). Nicht bestand es einmal in Ihm, und wurde durch Satans Intrigen aus Ihm gerissen, sondern heute, in dem Zustand, in dem es sich jetzt befindet, liegt sein großer Lebensnerv im Sohne. Er ist der Allgewaltige, der Pantokrator = Alles-Halter, zwar nach Hebr 1:3 der Träger des Alls durch den Spruch Seiner Kraft, aber nach Kol 1:17 der, welcher die Lebenswurzeln des gesamten Alls in Sich trägt.

Die Macht der Sünde vermag wohl Kinder gegen ihre Eltern widerspenstig und und ihnen abtrünnig zu machen, aber trotzdem nicht die innere Lebensverbundenheit zu zerstören. Das Kind bleibt dennoch auf mancherlei Art natürlich und gesetzmäßig Kind und Eigentum seiner Eltern.

Die Macht der Liebe Gottes

Nach dem Riss in der Schöpfung war also Christus als der Verantwortliche verpflichtet, Sich für ihre Zurückgewinnung voll und ganz einzusetzen. Das heißt aber nicht, dass Ihm dafür nur der Weg des Kreuzes offenstand. Joh 10:17-18 lässt den Schluss zu, dass es für Ihn noch eine andere Möglichkeit gab. Er hätte das Recht gehabt, zu handeln wie ein Besitzer, dem man sein Gut geraubt hat. Die Schöpfung ist Gottes Eigentum, war aber dem Sohne übergeben. Satan hatte dieselbe unrechtmäßig an sich gerissen, weshalb Christus das Recht gehabt hätte, kraft Seiner Vollmacht und Verantwortung für die Schöpfung, ihm dieselbe wieder abzunehmen. Er hätte das Gleichnis von dem Starken, der dem Schwächeren seinen Raub nimmt, durch physische Gewalt zur Wirklichkeit machen (Mt 12:27-30), und auf diese Weise Satan seinen Raub entreißen können. Dass Er dieses vermocht hätte, hat Er in der Austreibung von Dämonen aus Menschen wiederholt gezeigt. Ja, Er hätte schon damals jenem Boten den Auftrag geben können, Satan zu binden (Offb 20:1ff.). Ferner hätte Er die Vollmacht gehabt, Satan, als er zur ersten Verführung übergehen wollte, sofort unschädlich zu machen. Aber weil eine solche Befreiung Ihm noch lange nicht eine Schöpfung in hingebender Liebe zu Füßen gelegt hätte, durfte das Rettungswerk nicht durch physische Gewalt vollbracht werden, sondern musste in der Macht der Liebe Gottes geschehen.

Und so stieg denn Christus, der Sohn Gottes, aus Seiner Gotteshöhe hinab in die Gottesferne des Geschöpfes (Phil 2:6-8), und ward gehorsam bis zum Tode des Kreuzes. Er tat dies nicht nur als der Verantwortliche, der verpflichtet war, das Ihm von Gott Anvertraute wieder zu Ihm zurückzubringen, sondern Er tat dies auch in der ganzen hingebenden Liebe, die Er schon zur Schöpfung besaß, als sie noch eingeschlossen war in Ihn.

Als Adam auf die Probe gestellt wurde, befand er sich in Verhältnissen ohne Kampf und Anfechtung - und versagt. Christus hingegen kämpfte bis zum Blutschweiß, weil Ihm der Wille des Vaters über alles ging, und gab am Kreuz Sein Leben dahin. In dieser Liebestat am Kreuz erreichte Sein Mittleramt den vollkommensten Ausdruck. Wie wir schon sahen, vollbrachte Er diese Tat für die Schöpfung, dadurch jedem Geschöpf den göttlichen Segen sicherstellend. Aber am Kreuz handelte Er auch als der, in dem Gott das All erschaffen und es Ihm anvertraut hatte. So bereitete Er den Weg, auf dem die gesamte Schöpfung wieder zurück an das Vaterherz Gottes kehren wird. Wir vermögen diese Wahrheit zu erkennen und zu erfassen, wenn wir Ihn als das Haupt des Alls am Kreuze sehen. Aufgrund dieser Vollmacht und innersten Verbundenheit mit jedem Geschöpf nahm Er die alte Menschheit mit ihrer Widerspenstigkeit gegen Gott, nicht nur einzelner, sondern aller, mit hinauf ans Kreuz und tat sie dort ab, um durch die Auferstehung ein neues Leben für alle ans Licht zu bringen. Wie in der Tat Adams, als Haupt der Menschheit, der Ungehorsam aller enthalten war, so liegt auch in der Gehorsamstat Christi der Gehorsam aller, weil Er als das Haupt des Alls noch alle in diese Stellung zu Gott bringen wird.

Die ersten Früchte Seines Todes und Seiner Auferstehung genießen die Glieder Seines Körpers heute schon, denn sie dürfen erkennen und in der Erfahrung erleben, dass ihre alte Menschheit mit gekreuzigt ist, und rechnen damit, der Sünde tot und nun für Gott dazusein (Röm 6:6.11). Aber in die Zukunft verweisend, spricht Paulus prophetisch von Christi Tod: „... indem wir dieses urteilen, dass, wenn Einer für alle starb, sie demnach alle starben“ (2Kor 5:14). Aufgrund dieser Teilnahme am Tode Christi werden auch alle teilnehmen an Seinem Leben. Als Jesus am Kreuze ausrief: „Es ist vollbracht“ (Joh 19:30), dachte Er wohl nicht nur an die Vollendung Seines Leidens- und Sterbensweges, sondern auch an die Erreichung des Zieles, das Gott für die ganze Schöpfung vorgesehen. Für Ihn war ihre Zurückführung zu Gott schon eine Tatsache, durch das was Sein Opfer am Kreuz vollbrachte.

Die Heraufhauptung des Alls in Christus

Für diesen Aufwärtsweg des Alls aus der Gottferne zurück in die Vereinigung mit Christus hat Paulus, angeregt durch den Geist Gottes, einen besonderen Ausdruck gebraucht. Die einschlägige Stelle lautet wörtlich: „... uns bekannt machend das Geheimnis Seines Willens, nach Seiner Lust, die Er Sich vorsetzte in Ihm, für eine Vervollständigung der Fristen, a u f z u h a u p t e n das All in Christus, beides, das in den Himmeln und das auf der Erde, in Ihm ...“ (Eph 1:9-10).

Obwohl dieser Ausdruck (wörtlich = herauf-haupten) den genauen Sinn des Urtextes wiedergibt, ist er doch fast gänzlich unbekannt. Solche neuen Worte erregen nur zu oft Befremden und Misstrauen. Gewiss, alles darf und soll geprüft werden, aber immer in ehrlicher und aufrichtiger Einstellung zur Wahrheit. Handelt es sich wirklich um einen Urtextausdruck, wie im vorliegenden Fall, so haben wir uns darunter zu stellen und ein solches Wort als berechtigt anzuerkennen. Nehmen wir es in unsere Glaubenssprache auf, so tritt es uns in einer überwältigenden, göttlichen Sprachgewalt entgegen, und offenbart uns einen überschwänglichen, göttlichen Gedankenreichtum. Und in der Tat, mit diesem einen Wort ist der ganze Sieges- und Triumphzug Christi beschrieben. Es liegt darin der Weg, auf welchem Christus die Schöpfung zu Sich zurückbringen wird, worauf alle Ihn als ihre rechtmäßiges Haupt willig anerkennen werden. Und das wird die große Erfüllung der Verheißung sein, welche die Erschaffung des Alls in Ihm in sich schloss.

Da nun die Aneignung und das Verstehen eines solchen Wortes für den Glauben und die Erkenntnis eine große Bereicherung bedeuten, wollen wir die einzige Stelle, in der es nochmals vorkommt, näher betrachten. Röm 13:9: „... und wenn irgendein anderweitiges Gebot ist, es gipfelt (wörtlich im Urtext: es ist „herauf-gehauptet“) in diesem Wort, in dem: Lieben sollst du deinen Nächsten wie dich selbst“. Vorher werden einige Gebote zitiert: „Du sollst nicht ehebrechen .... morden ... stehlen“ usw.. Es ist das auf niedriger Stufe stehende Gesetz, welches so spricht, aber niemand konnte es halten. In Wirklichkeit zielt es aber auf das Größte hin: die Liebe!

Die Liebe des Gesetzes

Das hebräische Thora (Gesetz) bedeutet: „Ziel“. Dementsprechend „brechen“ die Menschen nicht das Gesetz, sondern verfehlen das Ziel, was dasselbe ist, wie sündigen. Wenn es in der Lutherbibel heißt, das Gesetz wurde gebrochen, so ist Joh 7:23 richtiger zu lesen „auflösen“ und Hebr 10:28: „ablehnen“.

So wird im Zusammenhang mit diesen Versen zweimal betont, dass die Liebe des Gesetzes Erfüllung und Vervollständigung ist. Aber die Kraft dies auszuführen, vermag das Gesetz nicht zu geben, wohl aber Gott, indem Er Seine Liebe durch Seinen Geist in die Herzen der Gläubigen ausgießt (Röm 5:5), durch welche sie nun das große Ziel erreichen können. Und weil diese Liebe auf höchster Stufe steht, werden nun die darauf hinzielenden Gebote des Gesetzes, die dadurch ihre Erfüllung erfahren, auf diese Stufe hinaufgehoben, um es schriftgemäß zu sagen: herauf-gehauptet. Auf diese Weise wird das All wieder mit Christus zu einer Einheit vereinigt werden.

Eine solche Zusammenfügung dessen, was in den Himmeln mit dem was auf der Erde ist, unter Christus, dem Haupt, war bis zu der Zeit des Apostels Paulus noch nicht geoffenbart. Deshalb redet Paulus von dieser Wahrheit als einem Geheimnis des göttlichen Willens, welches Gott erst der Gemeinde kundtat. Bis dahin war ja zwar schon manches über Gottes Rettungsplan enthüllt, aber erst Paulus war es gegeben, eine abschließende, universale Rettung aller Geschöpfe, der himmlischen und der irdischen zu lehren, und das erst in seinen letzten, Gottes Offenbarungen vervollständigenden Gefangenschaftsbriefen (Kol 1:25). Die Grundlage dafür legte er mit der Lehre der Allaussöhnung (Kol 1:20). Im Philipperbrief zeigt er die Christus dargebrachte Huldigung aller (Phil 2:11). Dieselbe Wahrheit lehrt der Epheserbrief und nennt sie Heraufhauptung des Alls in Christus. Dieser innige Zusammenschluss des Alls in Christus hatte Sich Gott in Ihm vorgesetzt und war Ihm eine Lust. Ähnlich wie die Verwaltung des Geheimnisses (Eph 3:9) blieb dann dieser Vorsatz in Gott verborgen.

Gott hatte zwar Seinem Sohn schon gleich nach der Himmelfahrt eingesetzt als Haupt über die himmlischen Wesen (Eph 1:21; Kol 2:10). Das war aber eine machtmäßige Erhebung über alle, ein Gesetztsein „oben ü b e r alle“. Eph 1:20 dagegen redet von einer Aufhauptung, die erst in der Vervollständigung der Fristen, also in der letzten Verwaltung, stattfinden wird. Auch wird dieselbe in einem Eingehen der Schöpfung in eine Lebens- und Liebesbeziehung bestehen, denn sie wird zweimal mit dem Wörtchen „in“ erklärt: „heraufzuhaupten das All i n dem Christus, ... i n Ihn“. Nun ist das nicht so zunehmen, als ob das All in Christus zurückkehren würde, wie es sich in unbewussten Zustand schon einmal in Ihm befand.

Werdet versöhnt mit Gott!

Paulus gibt uns eine feine Erklärung, wie das zu verstehen ist. Zweimal redet er von Menschen, die er im Herzen hat. Zuerst sind es die Korinther. Während er diese Gläubigen bittet: „Machet Raum für uns“ (nehmt uns in eure Herzen auf) (2Kor 7:2-3), kann er sie aber versichern: „Denn ich habe es vorher angesagt, dass ihr in unseren Herzen seid.“ In rechter Liebe hatte Paulus diese Gläubigen in sein Herz geschlossen, während das umgekehrt noch nicht der Fall war.

Ein anderes Verhältnis bestand zwischen Paulus und den Philippern. Auch diesen Gläubigen bezeugte er: „... so wie es gerecht ist für mich, für euch alle auf dieses zu sinnen, darum dass ich euch im Herzen habe, ... (Phil 1:7). Aber in diesem Fall beruhte dieses wunderbar schöne, innige Verhältnis auf Gegenseitigkeit. So wie Paulus auf das Beste der Philipper sann, weil er sie im Herzen hatte, so sannen auch sie auf das Gute für Paulus (Phil 4:10), was auch wieder darauf beruhte, dass sie ihn im Herzen hatten.

Von Philemon sagt Paulus, dass er sein Innerstes sei (Phil 1:12). Ohne weiteres wird es von jedermann verstanden, was es heißt, jemanden im Herzen zu haben. Es ist ein Liebesverhältnis, bei welchem die eigene Person übersehen und vergessen wird. Das ist das Normalverhältnis einer jeden Gemeinschaft. Siehe Joh 6:56; Joh 14:10.11; Joh 15:4-5; Joh 17:21; 1Jo 3:24. Sobald für einen Zusammenschluss das Wörtchen „in“ gebraucht wird, dürfen wir versichert sein, dass es sich um ein gegenseitiges Herzensverhältnis handelt. Und ein solches wird die Heraufhauptung des Alls in Christus zustande bringen.

Heute sind die meisten Geschöpfe noch viel gleichgültiger oder ablehnender gegen Christus als die Korinther gegen Paulus waren. Christus hat es mit Seiner Liebestat am Kreuz bewiesen, dass Er alle in Sein Herz aufgenommen habe, wie Paulus die Korinther. Nun lässt Er durch seine Gesandten bitten: „Werdet versöhnt mit Gott!“ (2Kor 5:20). Mit andern Worten: Nehmt Mich (Christus) als euren Retter und Herrn auf in eure Herzen! Zwar ist diese Gnade in der heutigen Verwaltung nur den Auserwählten geschenkt, aber die Heraufhauptung wird aller Herzen für Christus öffnen, und der vorgebildete Normalstand der Schöpfung in ihrer Erschaffung in Ihm wird dann erreicht und vervollständigt sein. Das „in“ ist dabei das Schlüsselwort, vor dem das „durch“ zurückstehen muss. Eine ähnliche Gegenüberstellung haben wir 1Kor 15:22: „Denn ebenso wie i n dem (nicht durch) Adam alle sterben, also auch werden i n dem (nicht durch) Christus alle lebendig gemacht werden.“ Diese alle umfassende Lebendigmachung, bei der die Lebensgerechtigkeit empfangen wird (Röm 5:18-19), was der Heraufhauptung entspricht, und in der Vervollständigung der Fristen stattfinden wird, ist weit mehr als die allgemeine Auferstehung am Ende des tausendjährigen Reiches, vor dem großen weißen Thron.

Bei dieser Heraufhauptung wirken Vater und Sohn zusammen. Nach Eph 1:10 ist es der Vater, der diese Tat vollbringt. In Übereinstimmung damit sagt Hebr 2:8: „alles unterordnest Du (Gott) Ihm unten unter seine Füße“. So ebenfalls Eph 1:22.

Nach 1Kor 15:27 und Phil 3:21 ist es jedoch der Sohn, der Sich selbst das All unterordnet. Im Johannesevangelium bringt unser Herr diese Zusammenarbeit wunderschön zum Ausdruck. Joh 6:44-45: „Niemand kann zu Mir kommen, so nicht der Vater, der Mich sendet, ihn ziehet“ ... „Jeder nun, der hört von dem Vater und lernet die Wahrheit, kommt zu Mir“. Joh 14:6: „Niemand kommt zum Vater außer durch Mich“.

Auch unser heutiger Gnadenstand weist diese beiden kostbaren Züge auf. Nach 1Kor 1:9 hat uns Gott in die Gemeinschaft Seines Sohnes berufen. Und durch den Sohn haben wir Zutritt zum Vater (Eph 2:18; Eph 3:12).

Herr ist Jesus Christus

Diese Hinaufhauptungen des Alls in Christus offenbart die große Rettungstat Christi. Lasten aus der Tiefe in die Höhe heben, erfordert ungeheure Kraftentfaltungen. Aber ein in Sünde und Tod versunkenes All in die höchste Höhe zu heben, daran wird enthüllt was Christus geleistet hat. Ja, Seine Seele hat wirklich gearbeitet und Mühsal gehabt (Jes 53:11).

Nun vollzieht sich das Heraufheben des Alls nicht in einem einmaligen Akt, sondern etappenweise, nach einem von Gott zuvor gefassten Plan. Zu den Erstlingen dieser Rückkehr z u Gott gehören die Glieder des Körpers Christi, wir als Seine Auserwählten. Im Geist haben wir dieses Ziel schon erreicht, denn unsere Gnadenstellung ist i n Christus durch den Geist, den Er uns aus Sich gegeben hat. Wir sind schon im Geist hinaufgehauptet in Ihn, denn Er ist das Haupt Seines Körpers, den Er mit Sich zu einer Einheit zusammengeschlossen hat. Wer Christus über alles liebt, Ihm dient, Ihm lebt, stellt jetzt schon im Kleinen das große Endziel dar.

Auf die gegenwärtige Gemeinde wird in der großen Drangsal eine Erstlingsschar aus Israel folgen, als Anbruch der Königreichsgemeinde, die an Pfingsten schon begonnen hat. Darauf stehen Christus zwei Äonen zur Verfügung, innerhalb welcher Er auch jedes sündige Geschöpf des Himmels und der Erde zu Sich zurückbringen wird. Was Satan heruntergezogen hat, wird Er restlos hinaufhaupten.

Mag es darum in der Welt, in diesem Äon immer dunkler werden, das Böse zunehmen und ausreifen, der Abfall mit Riesenschritten dem Antichristentum zutreiben, und der Antichrist fast ausnahmslos alle Menschen auf seine Seite bringen, ja Satan sogar am Ende des tausendjährigen Reiches nochmals alle Nationen verführen und gegen Gott und Christus aufhetzen, - es geht a u f w ä r t s ! Diese Aufwärtsbewegung hat in Christus ihren Anfang genommen und wird noch alle erfassen und alle mit hinaufziehen. Es wird sich erfüllen: „Darum auch erhöhet Gott Ihn überaus hoch und begnadet Ihn mit dem Namen, der über jedem Namen ist, auf dass in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und der Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge huldige; Herr ist Jesus Christus, zur Herrlichkeit Gottes des Vaters“ (Phil 2:9-11).

Wird einmal die Heraufhauptung fertige Tatsache sein, so ist praktisch auch das große Endziel: Gott alles in allen, erreicht, denn wenn die Huldigung aller: „Herr ist Jesus Christus“ ertönt, wird es für Christus ein Leichtes sein, die Herzen der Geschöpfe auf Gott hin zu richten in Hingabe und Liebe. Gott hat dann alle, die einst in Ihm waren, restlos ohne jeden Verlust, von Christus zurück erhalten mit dem großen Gewinn, dass Christus sämtliche Herzen für Ihn gewann. Dann ordnet Sich der Sohn mit der Schöpfung unter, als Zeichen, dass Sein Werk völlig geglückt, und nach des Vaters Willen ausgeführt wurde und mit Gnade und Preis gekrönt vor Ihm steht. Dieser hehre Abschluss wird in der großen Heimkehr ins Vaterhaus bestehen. Jubel und Freude wird aller Mund erfüllen, eine unaussprechliche Wonne jedes Herz ergreifen, und Lob und Dank für Gott und den Sohn Seiner Liebe werden nie mehr enden.

Die Gerichte, ihre Dauer und ihr Heilszweck

Nun würde die Beschreibung des Weges, der zum Siege Gottes und Christi führt, eine große Lücke aufweisen, würden die darauf stattfindenden Gerichte übergangen. Ihre genaue Erforschung nach der Schrift ergibt, dass sie nicht endlos sind, sondern vorbereitende, heilsame Mittel, um das Geschöpf in die rechte Stellung zu Gott und Seinem Christus zu bringen. Die Ausführung der Gerichte gehört zur Vollmacht und zum Beruf des Sohnes, dem sie vom Vater übergeben ist. Unser Herr sagt Folgendes darüber: „Denn der Vater richtet gar niemanden, sondern alle Gerichte hat Er dem Sohne gegeben, auf dass sie alle den Sohn ehren, so wie sie den Vater ehren“ (Joh 5:22-23). Schon hier ist deutlich ausgesprochen, welche Absicht Gott damit verfolgt.

Die Gerichte bewegen sich auf verschiedenen Stufen aufwärts bis sie ihren Zweck erreicht und erfüllt haben. Zuerst können sie die, über welche sie ergehen, noch verhärteter machen. Das kann man gut in der Offenbarung feststellen. Aber auf die Dauer wirken sie wie ein allen Unrat verzehrendes Feuer. Einige Schriftstellen dafür wären: „... wenn der Herr den Unflat der Töchter Zions abgewaschen und die Blutschulden Jerusalems aus dessen Mitte hinweggefegt haben wird, durch den Geist des Gerichts und durch den Geist des Vertilgens“ (Jes 4:4). „Zion wird erlöst werden durch Gericht“ (Jes 1:27). „Wundstriemen scheuern das Böse weg, und Schläge scheuern die Kammern des Leibes“ (Spr 20:30). Der Hebräerbrief bringt dieselbe Wahrheit in einem Bilde. „Das (Land) aber, das Dornen und Sterndisteln hervorbringt, ist unbewährt und dem Fluche nahe, dessen Abschluss ist, in Brand zu geraten“ (Hebr 6:8). Ein solches Land kommt in das Gericht des Feuers. Verbrennen tut aber nur die unheilvolle Frucht, während das gereinigte Land dem Besitzer zu neuer Verwendung zur Verfügung steht.

Einen bedeutenden Fortschritt auf dem Gerichtswege lehrt Jes 26:10: „... wenn Deine Gerichte die Erde treffen, so lernen Gerechtigkeit die Bewohner des Erdkreises.“ Dieses Kapitel beginnt mit: „An jenem Tage ...“ Das ist der Tag Jesu Christi, das kommende Königreich, an dem Er die Nationen hirten wird mit eiserner Keule. Dann ist man gerecht und gehorsam aus Furcht vor Strafe. Aber das ist noch nicht das Ideale.

Zu diesem bewirken die Gerichte auch eine gewisse Gotteserkenntnis. Wiederholt spricht der Prophet Hesekiel von den Söhnen Israels, nachdem Jehova Gerichte über sie gebracht hatte: „Und sie werden wissen, dass Ich Jehova bin“ (Hes 6:14; Hes 7:27; Hes 12:16 u.a.). Hos 2:19-20 finden wir das Gericht zusammen mit Gerechtigkeit, Güte, Barmherzigkeit und Treue, die Erkenntnis Jehovas im Volk bewirkend.

Aber die Gerichte arbeiten auch vorbereitend auf die innere Umwandlung hin. „... auf dass sie alle den Sohn ehren, so wie sie den Vater ehren“, gibt Jesus an als ihren hohen Zweck (Joh 5:23). Aus Zeph 3:8-9 geht hervor, dass nach den schwersten Gerichten die Völker Jehova mit reinen Lippen anrufen und Ihm einmütig dienen werden.

Das Richteramt Christi

Dass am Ende die von Christus Gerichteten Seine ergebenen Anbeter werden, wird nicht nur durch göttliche Aussprüche bezeugt, sondern an Beispielen ganz lebendig vor Augen gestellt. Ein überzeugender Beweis davon, dass Gott den verbissensten Gegner zu Seinem Anbeter machen kann, ist König Nebukadnezar. Trotz gütlichen und sehr eindringlichen Mahnungen, die er von Gott erhielt, die aber jedesmal nur eine kurz anhaltende Umkehr bewirkten (siehe Dan 2 und Dan 3), erhob sich sein Herz erneut, und sein Geist verstockte sich bis zur Vermessenheit (Dan 5:20). Jetzt verhängte Gott ein Gericht von sieben Zeiten über ihn, das ihn zur notwendigen Erkenntnis brachte (Dan 4:32). Nach Abschluss dieses furchtbaren Gerichts war an die Stelle seiner Ich-Verherrlichung (Dan 4:30), Preis und Ruhm des Höchsten getreten (Dan 4:34-37), mit dem Bekenntnis: „Der zu erniedrigen vermag die in Hoffart wandeln.“

Mit seinem Bild, das er aufstellen ließ, und für welches er Anbetung forderte (Dan 3:1ff.) machte er sich zu einem Vorbild des zweiten wilden Tieres der Endzeit (Offb 13:14-15). Somit erstreckt sich das Gericht Nebukadnezars mit seiner Auswirkung auch auf die Person des weit größeren Gegners Gottes und zeigt, wie Christus auch diesen noch für Sich gewinnen wird. Denn auch dieses Gericht ist mit der zeitlich begrenzten Dauer angegeben: für die Äonen der Äonen (Offb 20:10), und die Schrift redet von einen Abschluss und den Abschlüssen der Äonen (Hebr 9:26; 1Kor 10:11).

Einen sehr wertvollen und tiefen Einblick in das Richteramt Christi erhalten wir in der Geschichte Josephs und seiner Brüder als Vorbild auf Christus und Sein Volk. Joseph vollstreckte an seinen Brüdern ein wohl durchdachtes Gericht, unter Anwendung von Macht, vereint mit Weisheit und Liebe. Zuerst bekamen sie durch die Kerkerhaft (1Mo 42:17.24) seine Macht zu fühlen. Durch sein erzieherisches, weisheitsvolles Vorgehen wurden die Brüder von ihrer Sünde überführt (1Mo 42:18-22). Als er sich in seiner Liebe ihnen zu erkennen gab, wurden sie, die ihn so schmählich verkauft, zu seinen treuesten und hingebungsvollsten Untertanen. Das durch dieses Vorbild abgeschattete Ereignis nimmt seinen Anfang, wenn nach den schwersten Gerichten über das Volk Israel (zur Zeit der Offenbarung), Christus auf den Ölberg niedersteigt (Sach 14:4; Mt 24:30; Offb 1:7), Sich Seinem Volke zu erkennen gibt, und diese Übriggebliebenen in Schmerz und Klage ausbrechen im Bild auf ihren Messias, an dem sie so schmählich gehandelt haben. Dann wird Er in ihnen ein Volk voller Willigkeit finden. (Ps 110:3).

Zur Ehre des Vaters

Diese kleinen Ausschnitte aus dem Richteramt Christi weisen hin auf das letzte mit seinem Enderfolg, wo Ihm alle Geschöpfe huldigen (Phil 2:9-11) und Ihn freudig und willig als ihr rechtmäßiges Haupt anerkennen werden. Diese herrliche Philipperstelle ist aber nicht so auszulegen, als ob hier die Barmherzigkeit und Liebe Gottes und Christi zum Ende gekommen wären, und an ihrer Stelle endlose Rache und Unversöhnlichkeit einsetzen würden. Das müsste ja so aussehen, als ob die in Christus ausgesandte Gottesliebe zum größten Teil unverrichteter Dinge wieder zurückkehren und nun Christus Vorkehrung treffen müsse, um mit physischer Gewalt die unzählbare Schar Widerspenstiger im Schach zu halten. Er gliche einem Sieger über ein Volk, der sich einbildet, mit einem gewissen Anflug und Erweis von Weitherzigkeit die Herzen der Besiegten für sich erobern zu können. Sobald er aber sieht, dass dieses Unterfangen nicht zum Erfolg führt, nun ins Gegenteil umschlägt, indem er das unterlegene, und sich nicht fügen wollende Volk unter schwerer Gerichtsrute leben lässt. Aber nach dem Urtext handelt es sich bei diesem Schriftwort nicht um ein erzwungenes Bekenntnis aller, sondern um eine freiwillige Huldigung zur Ehre Gottes, als des V a t e r s. Jeden rechten Vater würde es schwer kränken, wenn man von seiner Vaterehre nicht höher dächte, als sie nur in Anwendung von Gewalt zu sehen.

Wie verdunkelt würde auch Gottes Herrlichkeit, wenn man Ihn wohl alles in allen sein ließe, die unzählbaren Scharen aber, die nur durch Seine Macht gezwungen wären, mit Widerwillen ihre Knie vor Ihm beugen müssten! Ein irdischer Machthaber, der sich mit einem anderen im Kampf befindet, duldet keine Voraussage seiner Niederlage. Das wird als eine Verleitung zur Mutlosigkeit geahndet. Ein führender Staatsmann, der sich wegen Irreführung seines Volkes durch unwahrhaftige Siegesmeldungen vor Gericht zu verantworten hatte, verteidigte sich mit dem klugen Ausspruch: „Kein Kriegsführender verkündigt im voraus seine Niederlage“. Unser Herr, Christus Jesus, aber muss Sich von manchen der Seinen fortgesetzt sagen lassen, dass Er über die meisten der Ihm anvertrauten Geschöpfe ewige Verdammnis verhängen, und sie nie mehr zum Vater zurückbringen werde. Mündlich und schriftlich wird der „Beweis“ erbracht, dass Gottes Liebe nie über alle siegen werde. Stellt man aber dieser Christus verunehrenden Lehre ein Zeugnis von Seinem Sieg entgegen, so wird man als Irrlehrer gebrandmarkt. Es herrscht die Meinung, Christus sei der Herr und Sieger über alle, ähnlich wie ein Landesbeherrscher, der auch über die Insassen der Gefängnisse Macht hat. Aber damit ist es doch nicht getan, dass Satan mit seinem Anhang gut und sicher in der „Hölle“, und der Pein verwahrt wird. Wenn ein Eisenbahnattentäter so und soviel Züge zur Entgleisung gebracht hat, und dann eingefangen und hinter Schloss und Riegel gesetzt wird, damit er das nie mehr wiederholen könne, so ist doch damit noch lange nicht alles wieder gutgemacht. Die Opfer, die Verletzten, der Schmerz der Angehörigen und der Staatsschaden lassen ein große Entrüstung über diese schmähliche Tat zurück. Das ist aber alles noch nichts im Vergleich zu der Verführung Satans, die eine Hölle voll ewig Gequälten bewirkt hätte! Entweder würden diese in einem nie endenden Widerstand gegen Gott verharren, oder, zermürbt durch die scharfen Gerichte, unaufhörlich nach Barmherzigkeit schreien.

Gibt es die ewige Verdammnis?

Bezeichnet man den Ausgang des göttlichen Heilsplanes mit „ewiger Verdammnis“, so ist dies nur die eine Seite, nämlich das Los der Ungläubigen. Sucht man aber nach dementsprechenden Benennungen in Bezug auf Gottes Vorsatz und Liebeswillen, so wären keine anderen zu finden als wie: göttliche Zielverfehlung oder Niederlage. Und über Christi Regierung müsste stehen: Unfähigkeit! Wohl kein Gläubiger würde es wagen, Gottes Endziel mit solchen Namen zu belegen. Wer aber die ewige Verdammnis bezeugt und für sie eintritt, spricht solche Gott verunehrenden Urteile über Sein Heilswirken aus. Das sollte noch mehr bedacht werden.

Aber heute erklingt die Siegesproklamation wieder deutlich hinein in die Gemeinde. Hoch weht das Siegespanier Christi mit seiner Inschrift: Das All ist erschaffen in Christus und heraufgehauptet in Ihm! In der Schrift und in den Augen Gottes ist dies zwar nie verschwunden, wohl aber zum Teil in der Erkenntnis der Gemeinde. Losgelöste Fetzen der Abfall-Lehre, die bald nach Paulus, ja sogar schon zu seinen Lebzeiten einsetzte, vereinigt mit düsteren Schwaden mittelalterlicher Auffassungen, haben den Sieg Christi verdunkelt. Aber heute sieht man zunehmend ein, dass ein solcher Abschluss der Wege Gottes unmöglich sei. Gewiss eine gute Zahl Gläubiger hält noch an der ewigen Verdammnis fest, aber an vielen Teilen dieser Kampffront hat sich der Widerstand gegen die Wahrheit in ein Abzugsgeplänkel aufgelöst, bei dem nur noch der mannhafte Mut fehlt, diese verkehrte Lehreinstellung einzugestehen.

Viele glauben die Allaussöhnung still für sich, wagen aber noch nicht, sie zu bekennen. Und doch braucht die Gemeinde Christi heute Siegesherolde, die sich nicht scheuen, für diese herrliche Wahrheit einzustehen, denn gerade in unserer dunklen Zeit, wo sich Satan anschickt, zu einem seiner größten Schläge auszuholen, muss der ganze Sieg Gottes und Seines Christus auf den Leuchter gestellt werden. Christus ist der Gemeinde gegeben als das Haupt über alles (Eph 1:22), und als solcher muss, und soll Er gelehrt und verkündigt werden. Als ein Gottesknecht meinte, einem anderen, der Christus in Seinem ganzen Sieg verkündigte, den Vorwurf machen zu müssen, dass die Gemeinde für diese Wahrheit noch nicht reif sei, entgegnete ihm jener treffend „Wie soll aber die Gemeinde „Christus als das Haupt des Alls“ je erkennen können, wenn Er ihr gar nicht als solcher verkündigt wird!

Nun sahen wir ja schon in den hebräischen Schriften, dass die Gerichte, die Christus ausübt, ganz von Seiner Liebe geleitet sind, und selbst die Gewalt nur in diesem Sinne in Anwendung gebracht wird. Gewiss, es mag sein, dass die Verurteilten in den schweren Gerichten eine zeitlang unter dem Eindruck stehen mögen, dass sie ewig verdammt seien, und es mag dort auch eine Periode geben, wo sie mit Gewalt auf die Knie gebracht werden. Was wird es aber sein, wenn Gott Seinen Feinden zeigt, dass Er sie einst an Seinem Vaterherzen trug, darauf sie in Christus verpflanzte, und sie damals schon von Vater und Sohn auf innigste geliebt, und durch diese Liebe auch ins Dasein gerufen wurden? Wie wird ihnen werden, wenn ihre Augen, die während ihres Lebens geblendet waren, geöffnet sein werden für ihren einstigen gottlosen Zustand und für die Rettung in Christus! Mit Schaudern werden dann die einstmals Widerspenstigen in den Abgrund ihrer Sünde schauen, und mit Entsetzen und Abscheu gewahren, wie sie von Satan so schmählich betrogen und behandelt wurden. Was wird das aber dann sein, wenn sie sehen werden, was Christus für sie getan hat als sie noch Feinde waren; dass Er aus immer währender Liebe zu ihnen ans Kreuz ging und sein Leben für sie gab, und ihnen ein Leben der Herrlichkeit zu erwerben. Es gibt Fälle im menschlichen Leben, wo Verbrecher mit harten und verrohten Herzen beim Anblick ihrer Mutter einfach zusammenbrechen. Soviel aber die Liebe Gottes in Christus größer ist als Mutterliebe, um soviel mächtiger ist sie auch in ihrer Überwinderkraft. Und diese Seine Liebe wird noch einmal alle zum Zusammenbruch bringen, denn auf die Dauer kann ihr einfach niemand widerstehen. Sie wird alle überwinden und Christus zu Füßen legen. Gott, der aller Herzen gebildet (Ps 33:15), weiß sehr gut wo, wann und mit was anzusetzen ist, um vor Ihm den Herzenszerbruch zu erreichen.

Und die Anfänge dieses Erfolges liegen schon im Gericht, durch welches die einstmals Widerspenstigen zu gehen haben. Bei der Auferstehung der Ungläubigen am Ende des tausendjährigen Reiches (Offb 20:12-15), werden auch die Gerichte über diese eingeleitet werden und den Auftakt bilden für die Zurückführung dieser Menschen zu Gott, die einst ihr Leben im Unglauben verbracht haben. Denn die positive Seite von Jesu siegesbewusster Erklärung „nichts verlieren“ heißt eben doch „alle gewinnen“!

Der Triumph der Liebe Gottes

Dieser Gewinn für Gott wird in der Unterordnung des Alls bestehen, und dies ist gleichbedeutend mit dem Einschluss aller Wesen. So wie Christus am Abschluss dieses Äons an Israel ein williges Volk haben wird, so wird am Abschluss der Äonen Gott eine Ihm willig zur Verfügung stehende Schöpfung Sein eigen nennen können. Für die Erreichung dieses Zieles sind die Gerichte nur zeitlich begrenzte Hilfsmittel. Die Kraft jedoch, welche die Umwandlung der Widerspenstigen in willige, Gott untertänige Geschöpfe vollbringt, liegt allein in Christi Tod und Auferstehung.

Wie sich aber diese radikale Umwälzung im tiefsten Innern vollzieht, ist letztlich doch nur Gott bekannt. Es ist Paulus selbst, der hier von einer Verhüllung spricht. Nachdem er diese Umwandlung in die kurzen Worte fasst: „Denn Gott schließt alle zusammen ein in die Widerspenstigkeit, auf dass Er Sich aller erbarme“ und darin das alle Gerichte verschlingende Erbarmen Gottes sieht, welches einen solchen Sieg erringt, bricht er mit überfließendem Herzen in den überschwänglichen Lobpreis aus: „O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie u n a u s f o r s c h l i c h sind Seine Urteile - als Ergebnis des Richtens - und unausspürbar Seine Wege“ (Röm 11:32-33). Sieht man aber nur endlose Gerichte, ohne jeden anderen Zweck als nur die Ungläubigen in sicherem Gewahrsam zu quälen, so wäre das göttliche Zeugnis von ihrer Unausforschlichkeit praktisch aufgehoben, und eine solche Botschaft würde das Herz kalt und leer lassen. Wie kostbar ist dagegen doch der Glaube an den Triumph der Liebe Gottes! Auch heute noch wirkt er die köstliche Frucht, dass er hineinzieht in eine von tiefem Dank getragene Anbetung und fortdauernde Huldigung Gottes zum Lobpreise der Herrlichkeit Seiner Gnade.

Der Widerwirker und das Böse im Heilsplane Gottes

Eine Betrachtung der ersten Vorschöpfungphasen, ebenso wie der endgültigen Abschlüsse von Gottes Rettungswerk für die Gesamtschöpfung wäre unvollständig, ohne noch auf die Frage einzugehen: Wie ist das Böse in die Welt gekommen, und was ist dessen eigentlicher Zweck im Lichte der göttlichen Offenbarung? Die Antwort auf dieser ernste Frage ist wohl eines der größten Gnadengeschenke des Herrn an Seine Gemeinde. Wir finden sie wohl nirgends so klar und überzeugend niedergelegt als in der Schrift: "Das Böse, Ursprung, Zweck und Ziel“ (von A.E. Knoch). Nach diesem Leitfaden möge diese Frage auch hier noch einmal kurz erörtert werden.

Selbst wenn man die Entwicklung des göttlichen Heilsplanes verfolgt, ohne sich speziell mit dem Bösen zu befassen, erhält man den Eindruck, dass sich dieses für die Ausführung und Erfüllung der tiefen Gedanken und Verheißungen Gottes, als ein förderndes Mittel und nicht als ein Hindernis erweist. Wir können uns davon sehr gut überzeugen, wenn wir einmal von der Annahme ausgehen, die Entwicklung der Schöpfung sei ohne Sünde und Widerstand vor sich gegangen. Wir hätten vor allem keine Offenbarung der Liebe Gottes durch Christus erhalten; denn es hätte kein Kreuz gegeben. Wir würden Gott nur als Schöpfer kennen, hätten aber keine Darstellung der Macht Seiner Gnade. Würden wir in der Herrlichkeit einen Blick nach rückwärts über alles Geschehen richten, so sähen wir die Entwicklung des göttlichen Planes wie einen Fluss, der stets ruhig dahin geflossen wäre, ohne dass sich ihm ein von Gott zu überwindendes Hindernis entgegen gestellt hätte. Gewiss würde uns dann die Frage aufsteigen, wie wohl Gottes Plan verlaufen wäre, wenn Er einen ernsthaften Widerstand begegnet wäre, und ob Er einen solchen hätte meistern können, ohne dass jemand Schaden dabei genommen hätte. Aber für den guten Ausgang einer solchen Krise würde uns der gewisse, überzeugende Beweis fehlen. Das könnte unser Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit sehr beeinträchtigen, und wir könnten Gott nicht vollkommene Ehre und Bewunderung darbringen.

Nun aber hat sich tatsächlich Gott im Widerwirker ein ganz gewaltiger Widerstand entgegengestellt. Wie ist dieser wohl in die Schöpfung eingedrungen? Hätte ihn Satan aus sich, gegen Gottes Willen erzeugt, so müssten in uns Zweifel an Gottes Allmacht aufsteigen, und das würde uns hindern am Genuss einer vollkommenen Seligkeit. Erste Vorkommen irgendwelcher Art, welche außerhalb bestehender Regeln entstehen, werden in der juristischen Sprache „Präzedenzfälle“ genannt. Wenn sie als recht anerkannt werden, ist damit die Möglichkeit und Erlaubnis für das Vorkommen weiterer, ähnlicher Fälle gegeben. Das wäre auch der allein gültige Maßstab für die Beurteilung eines „Falles“ Satans. Wenn nämlich ein von Gott vollkommen gut und frei von jeder schlechten Veranlagung erschaffenes Wesen aus sich selbst böse, und zum Feinde Gottes werden konnte, so ist damit ein Prinzip in Gottes Schöpfung aufgerichtet, das eine Wiederholung dieses Vorfalls zulässt. Es wäre sogar stark damit zu rechnen, dass sich im Laufe der Ewigkeit, in irgendeinem Herzen, wieder von selbst eine Wurzel des Stolzes und Neides entfalten, und zu einer erneuten Empörung gegen Gott führen könnte. Würde das nicht unsere Seligkeit mit einem Bangen vor der Zukunft durchziehen?

Schon aus dieser Möglichkeit ergibt sich, dass Gottes Aktion Reaktion verlangt, um Ihm Gelegenheit zu geben für eine Volloffenbarung Seines Wesens. Wie feindseliger Widerstand die Ehre des Angefeindeten zu erhöhen vermag, kann uns eine Episode aus dem Künstlerleben anschaulich machen. Einer der berühmtesten Geigenkünstler hatte einen Rivalen, der ihm ein eigens für ihn - wohl aus Neid - komponiertes, äußerst schwieriges Tonstück zu Spielen vorlegte mit dem Hintergedanken, dass dazu seine Fähigkeit nicht ausreichen, und sein Ruhm nun dahin sein würde. Hätte nun dieser Künstler diese schwere Komposition fehler- und tadellos gespielt, so wäre sein Ruhm sehr groß gewesen. Aber dieser Meistervirtuose sah eine Möglichkeit, ihn noch zu erhöhen. Dazu musste er das unredliche Ansinnen seines Rivalen, ihm Schwierigkeiten zu machen, ausnützen. Er stellte das Notenblatt verkehrt hin und löste drei Saiten von seiner Geige, so dass ihm nur noch eine verblieb. Darauf spielte er in dieser Verfassung das Tonstück korrekt und völlig fehlerfrei. Sein Rivale muss von des Meisters Können einfach überwältigt gewesen sein, und dazu wohl nach betroffen, weil er mit der ihm verursachten Schwierigkeit gerade das Gegenteil von dem erreicht hatte, was er eigentlich bezweckte. Anstatt den Ruhm des Meisters zu vernichten, hatte er ihn erhöht. Hätte letzterer nun noch den Beweis erbringen können, dass er es selbst war, der seinen Rivalen, ohne dass derselbe einen Ahnung davon hatte, zu diesem Unternemen beeinflusste, so wäre er ob seines Könnens und seiner Weisheit ins Ungemessene bewundert worden. Wären aber bei diesem Vorgang das umgekehrte Notenblatt und die ruinierte Geige gefühlvolle Wesen gewesen, so hätte sie in dieser Stellung und in diesem Zustand wohl eine kurze Zeit gelitten; sie hätten aber die Genugtuung gehabt, zum Ruhm des großen Meisters beigetragen zu haben.

Gottes Plan brauchte Widerstand

Dieses angeführte Beispiel reicht bei weitem nicht an die göttlichen Tatsachen heran. Es vermag aber doch in etwa zu zeigen, dass wir mit Recht sagen können, Gott habe für Seinen Plan Widerstand benötigt. Und für diese Aufgabe hat Er nun ein Geschöpf veranlagt und mit genug Intelligenz ausgerüstet, um jede Gelegenheit wahrzunehmen, Gott diesen Widerstand entgegen zu bringen. Das ist keine menschliche Ansicht über Satan, sondern die Lehre der Schrift. Diese Wahrheit ist schon in der Offenbarung „Das All aus Gott“ mit inbegriffen. Zudem haben wir weitere Schriftworte, welche klar aussagen, dass Satan von Anfang an der war, der er seither immer gewesen ist. Joh 8:44: „Derselbige (der Widerwirker) war ein Menschentöter von Anfang und hat nicht gestanden in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm“. 1Jo 3:8: „... von Anfang an sündigt der Widerwirker.“ Über die Entstehung der Finsternis sagt schon der Prophet Jesaja: „Ich bin Jehova und sonst keiner! Der Ich bilde das Licht und erschaffe die Finsternis“ (Jes 45:7). Und weiter: „... Ich habe den Verderber geschaffen, um zu zerstören“ (Jes 54:16). Über die Erschaffung des großen „Verderbers“ sprich Hiob ein weiteres wichtiges Wort: „Seine Hand litt Geburtswehen um die flüchtige Schlange“ (Hi 26:13). Hier haben wir eine Anspielung an die Aufgabe des Widerwirkers, der Schöpfung zeitweilig Schmerz und Weh zu bereiten, um einen Hinweis darauf, dass Jehova bei der Erschaffung dieses Wesens schon mitfühlend litt. Er schuf ihn also so, dass er von Anfang an ein Menschentöter und ein Sünder war.

Obwohl nun diese göttlichen Aussprüche, wenn wir ihren genauen Wortlaut gelten lassen, die Entstehung des Bösen unverblümt auf Gott zurückführen, so muss doch die Auslegung dieser Wahrheit peinlichst genau abgewogen und ausgedrückt werden. Wir dürfen nicht einfach sagen, dass das Böse und die Sünde sich so in Gott befanden, wie wenn sie zu Seinem Wesen gehörten, eben weil Er den Widerwirker als solchen erschuf, der er ist. Aber bei seiner Erschaffung bewirkte Gott, außerhalb von Sich, das an ihm, was ihn zu einem entarteten Wesen machen musste. Diese Gottestat an Satan bestand wohl darin, dass Er ihn bei seiner Erschaffung einen Geist des Widerstandes eingab, durch welchen er zum Widerwirker wurde.

Dass Gott Widerstand gegen Sich selbst bewirkt, darf weder für unmöglich noch unglaublich gehalten werden. Schauen wir nur in das Leben des Volkes Israel, und wir finden solche Handlungen Gottes. 2Mo 1:10 wird der boshafte Widerstand der Ägypter gegen Israel so dargestellt, wie wenn sie ihn aus sich selbst erzeugt hätten. Aber Ps 105:25 gibt uns einen tieferen Einblick mit folgenden Worten: „E r wandelte ihr Herz, Sein Volk zu hassen, Arglist zu üben an Seinen Knechten“, und das war letztlich Auflehnung gegen Gott selbst; denn damals befand sich Sein Volk noch nicht im Zustand bewusster Auflehnung gegen Ihn, in welchem es die Herrschaft fremder Völker als Zuchtruten benötigte, so wie das später öfters der Fall war.

Nun ist Veranlagung zum Widerstand oder der Widerstand an sich neutral, also weder gut noch böse. Erst der sittliche Zustand der Sache oder des Wesens, gegen die er sich richtet, gibt ihm eine sittliche Färbung und Note, und zwar immer die gegenteilige. Stellt sich der Widerstand gegen eine böse Sache, so ist er gut. Umgekehrt wird er zur Sünde, wenn er sich gegen eine gute Sache richtet. Somit ist der Widerspruchsgeist, den Gott dem Satan einpflanzte, noch nicht die Sünde und das Böse, sondern nur die Vorbereitung für deren Entstehung. Erst als der Widerwirker seine Tätigkeit begann, wurden die Sünde und das Böse außerhalb von Gott erzeugt. Sein Widerstand richtet sich ja gegen Gott selbst, und so musste er eben naturgemäß zum strikten Gegenteil dessen werden, was Gott ist. Weil nun Gott Liebe, Leben, Licht, Gerechtigkeit und Wahrheit ist, wurde aus Satans Gegenwirkung Hass, Tod, Finsternis, Gesetzlosigkeit und Lüge, und das in dem Maße wie es Gott Seinem Wesen nach ist. Wäre folglich das Böse in der Welt harmloser Natur, und nicht so schlimm und so grundtief verderbt, wie es ist, so müsste man annehmen, dass wenn ein geringerer Widerstand genügt hätte, Gott auch nicht so vollkommen sein könnte, wie Er es in Wirklichkeit ist. So wird das Böse in seiner abschreckenden Verdorbenheit zu einer Offenbarung des g u t e n Gottes. Gott benötigte für die deutliche Sichtbarmachung Seiner selbst, das heißt, seiner Gnade, Liebe und Weisheit, diesen dunklen Hintergrund.

Das Prinzip im Baum der Erkenntnis von Gut und Böse

Das ist das Prinzip, welches Gott im Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen im Garten Eden niedergelegt hat. Er ließ nicht zwei Bäume in großer Entfernung voneinander wachsen, von denen der eine das Gute und der andere das Böse lehrte, sondern beides war auf einem Baum vereinigt, damit anzeigend, dass das Geschöpf keine Erkenntnis des Guten erlangen kann, ohne mit dem Bösen in Berührung zu kommen. So hatte Gott selbst Vorbereitungen getroffen, die zum Essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen führen mussten. Das ist keine menschliche Ansicht über die Begebenheit im Garten Eden, nein, Gott selbst will als der eigentliche Verursacher derselben gelten, wenn Er im Römerbrief sagt: „Denn G o t t schließt alle zusammen ein in die Widerspenstigkeit, ....“ (Röm 11:32). Und das war auf keine andere Weise möglich, als dass Er ein Wesen mit einem Geist der Widerspenstigkeit ausrüstete, welcher denselben in die Schöpfung hinein brachte. Und zu welchem Zweck? „Auf dass Er sich aller erbarme!“ Der Hass gegen Ihn wurde zu einer Offenbarung Seines tiefen Erbarmens!

Um nun Seine Geschöpfe zur völligen Erkenntnis des Guten und Bösen zu bringen, hatte Gott einen anderen Baum der Erkenntnis derselben vorgesehen, dieser stand nicht in Eden, sondern auf Golgatha. Am Kreuz schauen wir das Böse und das Gute in vollendeter Form. Satan mit etlichen Menschen als den Vertretern der ganzen Menschheit verübten in der schändlichen Ermordung des Sohnes Gottes die böseste aller Taten, und zu gleicher Zeit wurde diese Tat zur vollsten und höchsten Offenbarung der Liebe Gotte, ohne welche Er uns in Seinem tiefsten Wesen verhüllt geblieben wäre. So musste Satan den Weg vor- und zubereiten für Christi große Tat, die Gottes Herz offenbarte. Es war der starke Liebesdrang Gottes, der das Verlorensein der Schöpfung forderte, um sie wieder zu Sich zu ziehen, und mit den Banden Seiner unwiderstehlichen Liebe für immer an Sich zu binden.

Wenn schon die Schöpfung zeitweilig in Not und Weh hinein kam, so wird gerade das mithelfen, sie in eine unvergängliche Herrlichkeit einzuführen. Es ist eben nicht so, dass Christus mit Seiner Rettungstat nur eine Wiederherstellung des Zustandes erreichte, wie er am Anfang war, sonst müsste man ja fragen, warum dieser lange und scheinbar nutzlose Leidensprozess? Nein, die Liebe Gottes, die durch das Kreuz zu allen Geschöpfen gelangen soll, wird diese einmal unendlich viel glücklicher machen, als es die ersten Menschen im Paradiese waren. Und am Abschluss der Äonen werden nicht nur alle Geschöpfe froh sein, dass Leid und Schmerz hinter ihnen liegen, sondern jedes wird Gott Dank sagen für alles Üble, welches Er in sein Leben gelegt hat, in der völligen Überzeugung, dass es ein unentbehrliches Mittel war zu seiner Zurechtbringung, und um zur wahren Erkenntnis von Gottes Gnade und Liebe zu gelangen. So wird Gott gerechtfertigt werden von einem jeden Seiner Geschöpfe in allen Seinen Wegen. Er wird jedem dazu verhelfen, in den Vollgenuss alles Guten in der Herrlichkeit zu treten mit einem ewig anhaltenden Dank zu Gott für alles. Von dieser hohen Warte rückwärts geschaut, entspricht dann der Abschluss nicht mehr dem Anfang, denn er wird viel herrlicher sein. Wie in der Erfahrung Hiobs, in welcher Stan eine Hauptrolle spielte, wird es in der Vollendung der Wege Gottes mit der ganzen Schöpfung heißen: „Gott segnete das Ende mehr als den Anfang“ (Hi 42:12).

Was bedeutet "glühenden Kohlen sammeln?"

Wenn Gott den Gläubigen anweist, in Seiner ihnen geschenkten Liebe, durch Gutes-Tun glühende Kohlen auf das Haupt des Feindes zu häufen und das Üble mit Gutem zu überwinden (Röm 12:21), so ist dieser Sieg nur möglich, weil Gott ebenso an Seinen Feinden handeln wird. Andernfalls würde Er ja von den Seinen mehr verlangen, als Er selbst auszuführen vermag.

Nun wäre aber ein solch segensreicher Abschluss nie und nimmer möglich gewesen, wenn Satan aus sich, gegen Gottes Willen, das Böse in die Schöpfung eingeführt hätte. Wenn dem so wäre, dann allerdings könnten Gottes Wege mit ewiger Verdammnis enden; denn wenn Er das Böse am Anfang nicht zu verhindern vermochte, wäre es Ihm auch unmöglich, dasselbe am Abschluss für immer aufzuheben und siegreich zu überwinden. Er müsste dann ewigen Zorn über dieses ganze stehengebliebene Reich des Bösen verhängen; oder diesen Teil Seiner Schöpfung völlig vernichten, letzteres wäre nach Ansicht mancher Menschen Gottes würdiger als ewige Qual.

Weil aber Gott selbst es war, der den Widerspruchsgeist gegen Ihn einem Geschöpf für einen hohen Zweck Seines Heilsvorsatzes einpflanzte, haben wir die absolute Gewähr dafür, dass Er die das Böse erzeugende Wurzel in der Vollendung, wenn Er Seine Absicht damit erreicht hat, auch wieder aus diesem Geschöpf herausnehmen, und für immer aufheben kann. Folgerichtig wird sich an diesem Geschöpf, das einen solchen Auftrag auszuführen hatte und das, wie alle anderen, aus und durch Gott und Seinen Sohn, auch das „z u“ Gott erfüllen. Wohl wird das nur durch die allerschwersten Gerichte geschehen, die auch Christus an Seinem einstigen Widerwirker vollstrecken wird. Sie werden aber auch mit Satan auf Zurechtbringen hinzielen. Er wird seine Taten im Lichte der Liebe Christi schauen und wird beschämt werden, wenn er sieht, wie Christus im Vergleich zu ihm an der Schöpfung gehandelt hat. Auch er wird von dieser Gottesliebe, in der Christus am Kreuz für Seine Feinde flehte, überwunden werden; denn auch er gehört zu den Himmlischen, die alle in die Aussöhnung eingeschlossen sind. Mit allen anderen wird dann auch er seine Knie vor Christus beugen, und wird Ihn als seinen und der ganzen Schöpfung Herr willig anerkennen und Ihm Huldigung darbringen; denn wie er einst im Sohne erschaffen wurde, so wird er wieder teilhaben an der Heraufhauptung in Christus. Wie wird er staunen müssen, wenn ihm offenbar wird, dass Gott seinen ganzen Widerstand Seinen Heilszwecken dienstbar machte, und wenn er sieht wie es Christus war, der diesen weisheitsvollen Plan de s Vaters so vollkommen ausführte! Das wird ihn mit Bewunderung für Ihn erfüllen. Die ihn beschämende Einsicht, dass er seine hohe Intelligenz so schmählich gegen Gott und Seinen Gesalbten gebrauchte, und dass er aus sich garnicht fähig war, sie in der rechten Art zu verwenden, wird in ihm das Verlangen wecken, sich unter die Herrschaft des mit göttlicher Weisheit erfüllten Gottesohnes stellen zu dürfen. Und er, der einstige Hauptwiderwirker Gottes, wird durch Christus Gott mit einer solchen Hingebung dienen, dass die ganze Schöpfung mit Bewunderung erfüllt werden wird. So wird dieser Gewaltige und Starke, der auch noch ein Beute Christi werden wird, zum Schluss die Krönung von Gottes Liebesplan und Christi Kreuzestat bilden, und als ausgesöhntes, himmlisches Wesen wird auch in ihm Gott noch alles werden.

Erkenntnis über das Wesen des Bösen

Diese Erkenntnis über das Wesen des Bösen in der Welt ist unerlässlich, um ein volles Siegesbewusstsein zu Gott und für Seine Sache zu haben. Auch bewährt sie sich im Glaubensleben wie ein schützender Damm gegen übermäßig schwere Anfechtungen.

Wir leben in der Zeit, in welcher die Macht des Widerwirkers von Tag zu Tag zunimmt. Unzählige Gläubige haben schon schwer unter ihr zu leiden, und die, denen es noch erträglich geht, wissen nicht, wie unversehens auch sie in Drangsale geführt werden könnten. Wer nun in solchen Lagen Satan eigenmächtig und selbstständig handeln sieht, als eine Macht, die gegen Gottes Ratschluss in seine Schöpfung gedrungen, und die von Gott nie mehr zum Verschwinden gebracht werden kann, der kann in Anfechtungen bis zur Unerträglichkeit in die Verzweiflung hinein geraten. Aus dem Boden solcher Unkenntnis können Fragen entstehen, wie: Kann schließlich diese Gott gegnerische, gewaltige Kraft nicht noch mehr Leiden zufügen, als Gott selbst haben möchte?

Weiter ist die rechte Erkenntnis über diese so wichtige Frage auch notwendig, um uns betreffende Verheißungen zu glauben, und um gewissen Ermahnungen nachkommen zu können. Nur eine restlose Bejahung der Schrift-Offenbarung, dass Gott a l l e s bewirkt nach dem Ratschluss Seines Willens (Eph 1:11), befähigt auch zu glauben, dass Er denen, die Ihn lieben, a l l e s zusammen wirket zum Gutten (Röm 8:28). Aus dieser Glaubensgewissheit sprosst dann die Gott verherrlichende Frucht, der Danksagung für a l l e s (Kol 3:17).

Wir sehen, dass der schriftgemäße Glaube über „Ursprung, Zweck und Ziel des Bösen“ nicht eine isoliert stehende, oder gar unnütze Lehre ist, sondern eine Kraft Gottes darstellt, die das Glaubensleben auf allen seinen Gebieten zu einer gesegneten Entfaltung befruchtet.

Nun ist aber nicht zu übersehen, dass diese Lehre von dem allumfassenden Siege Christi schweren Einwendungen begegnet. Man meint, dass uns ein solches Eindringen in Gottes Vorsatz nicht zustehe, und dass man doch nicht so über Satan reden dürfe, weil Gott nicht jetzt in d i e s e m S i n n e zu dem Bösen stehe. Aber man bedenke, dass mit dieser schriftgemäßen Auslegung zwei schwerwiegende, Gottes Liebe und Weisheit verdunkelnde Irrlehren zunichte gemacht werden. Satan ist nicht das eigenmächtig handelnde und Gottes Plan zerstörende Geschöpf, sondern das nach göttlicher Absicht die große Heilsabsicht ausführende Wesen. Und am Ende wird nicht ewige Qual oder Vernichtung der meisten Geschöpfe stattfinden, als Zeichen eines gewaltigen göttlichen Versagens, sondern eine mit Gott ausgesöhnte und glückliche Schöpfung. So lehrt uns Gottes Wort zu Seiner Ehre und Verherrlichung.

Das Betrachten der Herrlichkeit Christi als Segen für den Alltag

„Wir alle aber, mit enthülltem Angesicht, als wie in einem Spiegel

die H e r r l i c h k e i t des H e r r n

betrachtend, werden umgestaltet in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, gleichwie von dem Herrn, dem Geist“ (2Kor 3:18)

So ist uns die tiefe Gotteswahrheit von der Erschaffung des Alls in dem Sohn Seiner Liebe zu einer der reichsten Offenbarungen von Seinen Herrlichkeiten geworden. Obwohl wir dieselben nur durch Belehrung aus der Schrift erhalten, so fließt aus ihr doch die allerförderste Erbauung; das will heißen: Kraft für das Glaubensleben des Alltags. Nach Eph 3:16 macht Sein Geist und die Erkenntnis des R e i c h t u m s Seiner H e r r l i c h k e i t den inwendigen Menschen standhaft. Standhaftigkeit wirkt mit, um in allen Anfechtungen und Versuchungen siegreich zu überwinden, und befähigt zu einem geheiligten Leben und Wandel. Ferner werden wir nach Kol 1:11 kräftig gemacht mit aller Kraft nach der G e w a l t Seiner H e r r l i c h k e i t, zu aller Ausdauer und Geduld mit Freuden. Hier empfangen wir aus Seiner Herrlichkeit eine Gnade, die uns Kraft vermittelt, dass wir in allen Drangsalen mit innerer Freude aus- und durchhalten können. So wird uns durch die Erforschung von Christi Herrlichkeit ein doppelter Segen: Wachstum in der Erkenntnis und Förderung des geistlichen Lebens in der Heiligung.

Heute werden so manche Versuche unternommen, um den Glauben der Gemeinde zu fördern und neu zu beleben. Hier steht einer der erfolgreichsten Weg dafür offen. Stellt den Gläubigen Christus in Seiner strahlenden Herrlichkeit dar; verkündigt Seinen vollen und ganzen Sieg, und lasst aus den Predigten schon jetzt etwas heraushören von der willigen Huldigung, die Ihm einst von allen Geschöpfen dargebracht wird! Darin liegen die mächtigsten Ausflüsse Seiner Gnade, die dem Glauben einen sieghaften Aufschwung geben, das Herz von Zweifeln und dunklen Bangen vor der Zukunft befreien und mit tiefer bleibender Freude erfüllen, die sich im Leben des Alltags als wirksame göttliche Kraft erweist.

Als der Herr sich dem Thomas als der Auferstandene zeigte, entstieg dem vorher zweifelnden Herzen dieses Jüngers ein Ihn hochverehrendes Bekenntnis. Wir haben Christus in größeren Herrlichkeiten geschaut, die uns unter einen viel mächtigeren Gnadenausfluss stellen und unsere Herzen viel tiefier erfassen als Thomas. Sind wir dafür offen, so wird diese, Seine uns geschenkte Gnade, unsere Herzen völlig überwinden, so dass sie nichts anderes mehr wollen und begehren, als Ihm zu leben und zu dienen in Gerechtigkeit und Heiligkeit, um mit einem Ihm geweihten Leben das herrliche Bekenntnis vor Ihm niederzulegen:

Mein H e r r und mein G o t t !

Du Herr des Friedens
nimm unser ganzes Herz,
richt unser Sinnen
allezeit himmelwärts,
gib Frieden und Dein Wort zur Speise
fortwährend uns in jeder Weise
jedem Tag unserer Erdenreise.

Denn, Herr, Dein Friede
ist unsre Schutzwehr hier,
Zorn und Vergeltung
die übergibt man Dir.
Wenn auch beleidigt, lass uns segnen,
friedevoll allen nur so begegnen
wie’s unser Gott nicht lässt uns segnen.

Öffne in Gnaden
Türen wie’s Dir gefällt.
Friedenssandalen
gibst Du uns für die Welt,
das Wort des Friedens verkünden:
Gott ist versöhnt mit der Welt! Die Sünden
lagen auf Dir, dass wir Frieden finden.

Dank sei Dir, Retter,
Dank sei Dir tausendmal
für Deine Leiden
sterbend in Fluch und Qual.
Doch nun zu Seiner Rechten droben
hat Gott Dich überaus hoch erhoben.
Einst beugt sich jeder Dir, Dich zu loben.

Von Herzen sollst Du
Haupt uns und Herrscher sein,
in Deinen Willen
füg' unseren Willen ein;
denn Deinen Frieden wirst Du geben
jedem, der Dir unterwirft sein Leben,
allen, die Gottes Recht hoch erheben.

E.U.A.