Hoherpriester (Bibellexikon)
Aus dem Bibellexikon „International Standard Bible Encyclopedia“ übersetzt. Der Artikel stammt von James Josiah Reeve.
(ha-kohen, ho hiereus; ha-kohen ha-mashiach, ho hiereus ho christos; ha-kohen ha-gadhol, ho hiereus ho megas; kohen ha-ro'sh, ho hiereus hegoumenos; New Testament archiereus)
Inhaltsverzeichnis
I. Errichtung des Hoherpriestertums
Tempel mit einem ausgeklügelten Ritual, einem Priestertum und einem Hoherpriester waren Mose vertraut. Ein oder zwei Jahrtausende vor seiner Zeit waren diese in Ägypten voll ausgebildet. Jeder Tempel hatte seinen Priester oder seine Priester, die größeren Tempel und Zentren hatten einen Hoherpriester. Jahrhundertelang hatte der Hoherpriester von Amon in Theben neben dem König Macht und Einfluss. Es gab noch viele andere, weniger wichtige Hoherpriester. Moses Schwiegervater war Priester von Midian, zweifellos der Ober- oder Hoherpriester. Bei der Entstehung einer Nation und der Errichtung eines religiösen Systems wäre für ihn nichts natürlicher und angemessener, als ein priesterliches System mit einem Hoherpriester an der Spitze einzurichten. Die Aufzeichnungen geben einen ziemlich vollständigen Überblick über die Errichtung des Hoherpriestertums.
1. Die Familie
Aaron, Moses Bruder, wurde als erster erwählt, um dieses Amt zu bekleiden. Er wurde "der Priester" (ha-kohen) genannt (2Mo 31:10). Da das Amt erblich sein und in Aarons Familie auf ewig erhalten bleiben sollte (2Mo 29:9,29), wird er von seinem Sohn Eleasar (4Mo 20:28; 5Mo 10:6) und dieser wiederum von seinem Sohn Pinhas (4Mo 25:11) abgelöst. In seiner Zeit wurde die Nachfolge festgelegt (4Mo 25:12-13). In 3Mo 4:3,5,16; 6:22 wird er "der gesalbte Priester" genannt. Dreimal wird er im Pentateuch als "Großer Priester" oder "Hoher Priester" bezeichnet (3Mo 21:10; 4Mo 35:25,28). Im ersten dieser Abschnitte wird er als gesalbten Priester bezeichnet.
2. Die Weihe
Die Zeremonien, mit denen er in sein Amt eingesetzt wurde, sind in 2Mo 29:29 ff. beschrieben. Sieben Tage lang wurden besondere Feierlichkeiten abgehalten. Die erste Weihe erfolgte durch Mose; es wird nicht gesagt, wer die anderen vollzogen hat. Es fanden spezielle Waschungen und Salbungen mit Öl statt (Ps 133:2). Jeder neue Hohepriester muss die heiligen Gewänder tragen und besonders gesalbt werden (3Mo 21:10). Jeden Tag muss ein Stier als Sündopfer zur Sühne dargebracht werden; der Altar muss auch gereinigt, entsühnt und gesalbt werden, der Hohepriester bringt für sich selbst ein Opfer oder eine Mincha dar (wahrscheinlich gemeint 3Mo 8:15 ff.).
3. Das Gewand
Außer der gewöhnlich vorgeschriebenen Kleidung der Priester muss der Hohepriester das Oberkleid des Efod, den Efod, den Brustschild und der Mitra oder den Kopfbund tragen (3Mo 8:7-9). Die Oberkleid des Efod scheint eine ärmellose Tunika aus violettem Purpur Stoff gewesen zu sein, die abwechselnd mit Glöckchen und Granatäpfeln gesäumt ist (2Mo 28:31-35; 2Mo 39:22-26). Das Efod scheint ein buntes Kleid in den vier Farben des Heiligtums gewesen zu sein: violetter und roter Purpur, Scharlach und feines Leinen, das mit Gold verwoben war (2Mo 28:6-8; 2Mo 39:2-5). Dieses charakteristische Efod des Hohenpriesters wurde an den Schultern durch zwei Klammern aus Onyxsteinen befestigt, auf denen jeweils die Namen von sechs Stämmen Israels eingraviert waren (2Mo 28:9-14; 2Mo 39:6-7). Über dem Efod und auf seiner Brust trug er den Brustschild, ein viereckiges, an kleinen Ketten aufgehängtes Choshen. Darin waren in vier Reihen zwölf Edelsteine eingefasst, auf denen die Namen der zwölf Stämme Israels eingraviert waren. Dieser Brustschild muss eine Tasche irgendeiner Art im Inneren enthalten haben, denn darin wurden Urim und Tummim aufbewahrt, die scheinbar greifbare Gegenstände irgendeiner Art waren (2Mo 28:15-30; 2Mo 39:8-21). Die Mitra oder Kopfbund war aus feinem Leinen, das Stirnblatt des Diadems aus reinem Gold, darauf war "Heilig für Jahwe" (2Mo 28:36-38; 2Mo 39:30-31) eingraviert. Wenn er das Allerheiligste betritt, muss er ganz in Leinen gekleidet sein, aber bei seinen gewöhnlichen Pflichten in der Kleidung der Priester; nur wenn er als Hoherpriester auftritt, muss er die besonderen Gewänder tragen.
4. Die Pflichten des Hochpriestertums
Zusätzlich zu seinen gewöhnlichen Pflichten als Priester musste der Hoherpriester am Versöhnungstag ins Allerheiligste eintreten (3Mo 16:3,15,33-34). Er muss auch die Zeremonie mit den beiden Ziegenböcken ausführen, wenn einer von ihnen in die Wüste zu Asasel geschickt wird und der andere geopfert wird, um das Heiligtum zu entsühnen (2Mo 30:10; 3Mo 16:8-10). Nur er allein konnte die Sünden des Volkes, der Priester und seines eigenen Hauses sühnen (3Mo 4:3 ff.; 3Mo 9:8 ff.; 3Mo 16:6; 4Mo 15:25). Er muss das regelmäßige Speiseopfer darbringen (3Mo 6:14-15). Er muss zusammen mit den Priestern dafür sorgen, dass die Lampe ständig brennt (2Mo 27:21), er muss helfen, die Schaubrote zu richten (2Mo 25:30). Wenn er den Brustschild mit den Namen der Stämme trug, die darauf eingraviert waren, wirkte er als Vermittler zwischen Israel und Gott (2Mo 28:29). Er allein konnte die Urim und Tummim vor Jahwe befragen und seiner Entscheidung muss Israel folgen (4Mo 27:21).
5. Besondere Verordnungen
Ein so wichtiges Amt erforderte bestimmte besondere Verordnungen. Er muss frei sein von jeder körperlichen Missbildung (3Mo 21:16-23). Er darf nur eine Jungfrau aus Israel heiraten, keine Witwe, keine geschiedene Frau und keine Hure (vgl. 3Mo 21:14). Er darf für niemanden die äusserlichen Zeichen der Trauer einhalten und das Heiligtum nicht verlassen, auch nicht wenn die Nachricht vom Tod des Vaters oder der Mutter gemeldet wird (vgl. 3Mo 21:10-12). Er darf sich nicht durch den Kontakt mit einem Toten, auch nicht mit Vater oder Mutter, verunreinigen (3Mo 21:11); und es ist ihm verboten, sein Haar lang wachsen zu lassen oder seine Kleider als Zeichen der Trauer zu zerreißen (3Mo 21:10). Wenn er dem Volk Schuld auflädt, muss er ein besonderes Opfer darbringen (vgl. 3Mo 4:3 ff.). Die Sünden, die das Priestertum im Allgemeinen betreffen, müssen von den anderen Priestern und auch von ihm selbst gesühnt werden (4Mo 18:1). Er darf weder Aas noch ein zerrissenes Tier essen (3Mo 22:8). Er musste die Füße und Hände waschen, wenn er ins Zelt der Begegnung ging und wenn er sich dem Altar näherte, um zu dienen (2Mo 30:19-21). Zuerst sollte Aaron jeden Morgen auf dem goldenen Altar Weihrauch verbrennen, wenn er die Lampen herrichtete und jeden Abend wenn er sie anzündete (2Mo 27:21), aber in späteren Zeiten erfüllten die gewöhnlichen Priester diese Pflicht. Er muss sich während seiner Unreinheit von heiligen Dingen fernhalten (3Mo 22:1-3), oder wenn er aussätzig wird (3Mo 22:4.7). Er sollte das Speiseopfer des Volkes mit den untergeordneten Priestern an der heiligen Stätte essen (3Mo 6:16). Er muss helfen, die Lepra am menschlichen Körper und an der Kleidung zu beurteilen (3Mo 13:2-59) und Rechtsfragen zu entscheiden (5Mo 17:12). Als es keinen göttlich inspirierten Führer gab, bis zur Zeit Davids und nach der Gefangenschaft, war der Hoherpriester der oberste Herrscher.
6. Die Einkünfte
Die Einkünfte waren nicht viel höher als die der Priester im Allgemeinen. Er erhielt nicht mehr Erbteil unter den Stämmen als jeder andere Levit, aber er und seine Familie wurden durch bestimmte Gebühren, Abgaben und Vergütungen, die sie aus dem gemeinsamen Fundus bekamen, erhalten. Gemäss 4Mo 18:28 sollten die Priester den Zehnten des Zehnten erhalten, der an die Leviten gezahlt wurde. Josephus sagt, dass es sich um einen gemeinsamen Fundus handelte (Ant., IV, iv, 4), aber der Hoherpriester wurde wahrscheinlich mit der Aufgabe betraut, ihn zu verteilen. Im Allgemeinen war die Familie des Hoherpriesters vermögend, und in späterer Zeit wurde sie sehr wohlhabend. Der Hoherpriester und seine Familie gehörten in der Zeit Christi zu den reichsten Leuten des Landes und erzielten aus den Opfern und dem Tempelbetrieb enorme Profite.
7. Bedeutung des Amtes
Die Bedeutung des Amtes des Hoherpriesters war von Anfang an offensichtlich. Der Hoherpriester Eleasar wird zusammen mit Josua, dem Fürsten der Stämme und Nachfolger Moses, an erster Stelle erwähnt (4Mo 34:17 f; Jos 14:1). Er und andere waren für die Verteilung der Beute der Midianiter zuständig (4Mo 31:21,26). Seine Sünden wurden dem Volk angelastet (3Mo 4:3.12). In wichtigen Angelegenheiten handelte mit Mose gemeinsam (4Mo 26:1; 4Mo 31:29). Die ganze Gemeinde muss nach seinem Wort aus- oder einziehen (4Mo 27:20 ff.). Sein Tod war ein nationales Ereignis, denn dann stand es dem Totschläger frei, die Zufluchtsstadt zu verlassen (4Mo 35:25,28). Er hatte keine weltliche Autorität, galt aber allgemein als die führende religiöse Autorität. Später wurde er zur führenden weltlicher und religiöser Autorität.
II. Geschichte des Hohepriestertums in Israel
1. Im Alten Testament
Im Allgemeinen akzeptieren die heutigen Autoren die historischen Aufzeichnungen des Alten Testaments als wahr und lehnen die kritische Ansicht einer fiktiven oder gefälschten Geschichtsschreibung ab. Solche Ansichten werden nur durch subjektive Gründe gestützt und basieren auf einer naturalistisch evolutionären Sichtweise über Entwicklung der Religion Israels. Mose war der Begründer des Hohepriestertums in Israel und sah deshalb die Aufrechterhaltung des Amtes im Laufe der Geschichte voraus (5Mo 26:3). Der Hoherpriester erscheint häufig. Eleasar war zusammen mit Josua für Aufteilung des Landes unter die zwölf Stämmen verantwortlich (Jos 14:1). Das Gesetz über die Totschläger zeigt, dass er eine wichtige Persönlichkeit im Leben Israels war (Jos 20:6). Es scheint, dass er die Macht hatte, die Ämter an die Priester zu verteilen, wie er wollte, und arme Priester baten ihn um Teilhabe am Priesterdienst (1Sam 2:36). Anscheinend blieb das Amt in Eleasars Familie bis zu den Tagen Elis, als die Familie wegen der Bosheit seiner Söhne zunichte gemacht wurde und die Funktion zu Itamars Familie überging (1Sam 2:31-36). Ein Nachkomme jener Familie, der zu Sauls Zeiten in Nob amtierte, hieß Ahimelech (1Sam 21:2; 1Sam 22:11). Sein Sohn, Abjatar, entkam dem Gemetzel und scheint später Nachfolger seines Vaters geworden zu sein und während der ganzen Herrschaft Davids Hoherpriester 1Sam 22:20-23; 1Sam 23:9; 1Sam 30:7). Zadok hatte anscheinend fast das gleiche Privileg (2Sam 8:17; 1Chr 18:16; 1Chr 24:6 fast sicher durch Kopierfehler wurden Abiatar und Ahimelech vertauscht; Mk 2:26 kann auf dieser Lesart beruhen.). Da er Adonijas Partei und nicht die von Salomos ergriff, wurde Abjatar abgesetzt und nach Anatot verbannt, wo er den Rest seiner Tage verbrachte (1Kö 2:26-27). Zadok wurde an seine Stelle gesetzt (1Kö 2:35). Er scheint ein Nachkomme von Eleazar gewesen zu sein. Unter Joschafat war Amarja Hoherpriester (2Chr 19:11). Er war die führende Autorität in allen religiösen Angelegenheiten. In der Zeit Atalias, während der Minderjährigkeit von Joasch und während fast der gesamten Zeit seiner Herrschaft, war Jojada Hoherpriester und oberster Ratgeber. Er scheint für mehr als ein halbes Jahrhundert der einflussreichste Mann im Königreich gewesen zu sein (2Kö 11:4 ff; 2Kö 11:2-16; 2Chr 24:1-27 an verschied. Stellen). Asarja amtierte in den Tagen von Usija und Hiskia (2Chr 26:20; 2Chr 31:10); Uria unter der Herrschaft Ahas (2Kö 16:10-16), dieser letztgenannte Priester scheint ein Freund Jesajas gewesen zu sein (Jes 8:2). Hilkija hatte das Amt in den Tagen Josias inne, als das Buch des Gesetzes entdeckt wurde (2Kö 22:4 f; 2Kö 23:4; 2Kö 23:4; 2Chr 34:9); Zefania zur Zeit Jeremias (Jer 29:25 f); Seraja zur Zeit Zedekias, der in Ribla von Nebukadnezar hingerichtet wurde (2Kö 25:18f; Jer 52:24f). Zu dieser Zeit wird ein Priester zweiten Ranges erwähnt (2Kö 23:4; 2Kö 25:18) und es ist Zefania, der dieses Amt inne hat (Jer 52:24). Es ist zweifelhaft, ob dies derselbe Zefanja ist, der in Jer 29:25 erwähnt wird. Dieser "zweite Priester" war zweifellos ein Stellvertreter, der ernannt wurde, um den Platz des Hoherpriesters einzunehmen, falls dieser daran gehindert wurde, seine Amtsaufgaben zu erfüllen. Die Hoherpriester sind in 1Chr 6:1-15, (wahrscheinlich gemeint) 1Chr 6:35-38 aufgelistet. Die erste Stelle gibt die Linie von Levi nach Jozadak an, der unter Nebukadnezar in die Gefangenschaft geführt wurde. Die zweite Stelle zeichnet die Linie von Aaron nach Ahimaaz nach und ist bis hier her identisch mit der ersten Liste.
Die Funktionen des Hoherpriesters konnten während der Gefangenschaft nicht ausgeübt werden, aber die Abstammungslinie blieb erhalten, und Jeschua, der Sohn Jozadaks, gehörte zu denen, die zuerst zurückkehrten (Esr 3:2). Ab diesem Zeitpunkt tritt der Hoherpriester in den Vordergrund. Die Monarchie existiert nicht mehr, die zivile Autorität liegt in den Händen der Perser, die Juden sind nicht mehr unabhängig, deshalb besteht die Tendenz, dass sich die Hauptmacht im Hochpriestertum konzentriert. Joschua scheint auf gleicher Stufe wie Serubbabel zu stehen (Hag 1:1,12,14; Hag 2:2,4; Sach 3:1,8; Sach 4:14; Sach 6:11-13).
Er ist eindeutig als Hohepriester (ha-kohen ha-gadhol) bekannt. Er nimmt eine führende Rolle beim Aufbau des kirchlichen und zivilen Systems ein, insbesondere beim Bau des Tempels. In der Vision von Sacharja (Sach 3:1-5) klagt Satan den Hoherpriester an, der hier die ganze Nation repräsentiert. Das messianische Zeitalter kann nicht ohne die Mitwirkung des Hoherpriesters vollendet werden, der mit Serubbabel gekrönt ist und mit ihm auf dem Thron sitzt (Sach 6:13). Der Prophet beschreibt Joschua und seine Freunde auch als "Männer des Zeichens", in Anspielung auf den kommenden Messias, unter dem die Sünde des Landes an einem Tag weggenommen werden soll (Sach 3:9 f). Joschua wird versprochen, dass er, wenn er auf den Wegen Jahwes wandelt und seine Anordnungen befolgt, das Haus Jahwes, d.h. Israel, richten wird, die Vorhöfe beaufsichtigen und einen Platz haben soll unter denen, die vor Jahwe stehen (Sach 3:7). Er wird gleichberechtigt mit dem Fürsten der königlichen Linie gesalbt, denn die beiden Gesalbten (Sach 4:14) beziehen sich mit ziemlicher Sicherheit auf den königlichen Serubbabel und den Priester Joschua, die gemeinsam als Impulsgeber für Israel beim Wiederaufbau des Tempels dienen sollen.
Diese Erhöhung des Hoherpriesters unterscheidet sich sehr vom Zustand der Dinge, den Hesekiel dargestellt hat (Hes 40:1-49 bis Hes 42:1-20). In diesem Bild ist kein Platz mehr für den Hoherpriester; der Fürst schien die Hauptperson im geistlichen System zu sein. Hesekiels Vision stellt das Ideal dar, der eigentliche Wiederaufbau war sehr verschieden davon, und die Einrichtungen und Zustände der Vergangenheit wurden eher verwirklicht als die Visionen des Propheten. Zur Zeit Nehemias war Eljaschib Hoherpriester (Neh 3:1.20). Weil er sein Amt missbraucht hatte, indem er im Interesse seiner Familie eine Tempelkammer benutzte, wurde er getadelt (Neh 13:4-9). Die Liste der Hoherpriester von Jeschua bis Jaddua ist in Neh 12:10 angegeben. Nach Josephus (Ant., XI., viii, 5) war Jaddua zur Zeit Alexanders des Großen (332 v. Chr.) Priester, aber es ist praktisch erwiesen, dass damals Jadduas Enkel Simon Priester war (siehe W.J. Beecher, Reasonable Biblical Criticism, Kapitel xviii). So bleibt die ununterbrochene Linie von Aaron nach Jaddua erhalten, wobei das Amt noch immer erblich ist. Seit den Tagen Esras gibt es keine wesentliche Veränderung mehr. Das Buch der Chroniken, das in dieser Zeit zusammengestellt wurde, verwendet die drei Namen ha-kohen, ha-kohen, ha-kohen ha-ro'sh, ha-kohen ha-gadhol. Das Wort naghidh ("Fürst") wird auch verwendet, und er wird "der Fürst des Hauses Gottes" genannt (1Chr 9:11). Dies impliziert eine beträchtliche Macht, die ihm anscheinend gegeben wurde. Normalerweise verwendet der Chronist in beiden Büchern Chronika und in Nehemia den Begriff "der Priester".
Die Linie von Eleazar dauerte zweifellos bis zur Zeit der Makkabäer, als ein bedeutender Wandel stattfand. Der Syrer Antiochus setzte Onias III. ab und setzte seinen Bruder Jason an seine Stelle (174 v. Chr.), der bald von Menelaos vertrieben wurde. Um 153 v. Chr. wurde Jonathan der Hasmonäer von König Alexander ernannt, und so ging das Hoherpriestertamt auf die Priesterfamilie von Joiarib über (1. Makk 10,18-21). Ob die Familie von Joiarib ein Zweig der Zadokiter war oder nicht, kann nicht festgestellt werden. Nach der Ernennung von Jonathan wurde das Amt in der hasmonäischen Linie erblich und dauerte so bis zur Zeit von Herodes dem Großen. Dieser setzte die Hoherpriester nach Belieben ein oder ab. Die Römer taten es ebenso und nahmen so häufige Wechsel vor, dass das Amt fast jährlich neu besetzt wurde. Obwohl viele Veränderungen vorgenommen wurden, wählte man die Hoherpriester immer aus bestimmten Priesterfamilien aus. Aus dieser Gruppe von abgesetzten Priestern entstand eine Klasse, die als "Hoherpriester" bekannt ist. Die im Gesetz des Mose vorgeschriebene Salbung wurde in späterer Zeit nicht immer vollzogen, sondern in der Tat generell weggelassen. Die Mischna spricht von Hoherpriestern, die ins Amt eingesetzt wurden, indem man sie einfach mit den besonderen Gewändern bekleidete (Schurer, II, i, S. 217, Anm. 24).
2. Im Neuen Testament
In neutestamentlicher Zeit war der Hoherpriester der höchste zivile und geistliche Würdenträger unter den Juden. Er war Vorsitzender des Sanhedrins und verantwortliches Bindeglied zur römischen Regierung. Es ist nicht klar, wie weit er an den Zeremonien im Tempels teilgenommen hat. Zweifellos trat er allein einmal im Jahr am Versöhnungstag in das Allerheiligste ein und bot in dieser Woche auch die täglichen Opfergaben dar. Welche andere Rolle er bei diesen Tätigkeiten spielte, war seinem Gutdünken überlassen. Josephus sagt, dass er am Sabbat, am Neumond und an den jährlichen Festen tätig war. Die tägliche Mincha (3Mo 6:12 ff.), die er auszuführen hatte, wurde nicht immer vom Hoherpriester persönlich dargebracht, aber er musste die Kosten dafür tragen. Dies war eine Pflicht, die nach Hesekiels Vision vom Fürsten zu erfüllen war. Die Juden hatten mit den Römern viele Streitigkeiten darüber, wer die Kleider des Hoherpriesters aufbewahren sollte. Als Jerusalem in die Hände der Römer fiel, geriet auch das Staatsgewand in ihre Hände.
Zur Zeit Christi waren Hannas und Kaiphas Hohepriester (Lk 3:2), doch wie es sich später im Evangelium zeigt, handelte allein Kaiphas als solcher. Hannas war wahrscheinlich abgesetzt worden, behielt aber viel von seinem Einfluss unter den Priesterfamilien. Diese beiden waren auch die Hauptverschwörer gegen Jesus. Als Ratsvorsitzender riet Kaiphas ihnen absichtlich, Jesus zu töten, um das Volk zu retten (Joh 11:51). Er war auch Vorsitzender des Rates, der Jesus richtete und verurteilte (Mt 26:57-58,63,65; Mk 14:53,60-61,63; Lk 22:54; Joh 18:12-14,19,24,28). Sie waren auch die Anführer bei der Verfolgung der Apostel und Jünger nach Pfingsten (Apg 4:6; 5,17.21); Saulus ersuchte den Hoherpriester um Briefe für Damaskus, damit er die Autorität erhielt, alle Christen, die er dort fand, gebunden nach Jerusalem zu bringen (Apg 9:2). Er leitete die Ratsversammlung, die Paulus den Prozess machte (Apg 22:5; Apg 23:4).
Im Hebräerbrief wird die Lehre vom Priestertum Jesu genau und umfassend erörtert. Jesus wird hier der große Hohepriester genannt, ebenso wie der Priester. Die einleitenden Worte des Briefes enthalten den wesentlichen Gedanken: "nachdem er die Reinigung von den Sünden bewirkt hat" (Hebr 1:3). Der Titel des Hohepriesters wird erstmals in Hebr 2:17 eingeführt, "ein barmherziger und treuer Hoherpriester in den Dingen, die Gott betreffen"; auch in Hebr 3:1, "der Apostel und Hoherpriester unseres Bekenntnisses". Nachdem er damit sein großes Thema treffend eingeführt hat, stellt der Schreiber den Hauptpunkt seiner gewaltigen Argumentation vor: "Da wir nun einen großen Hohenpriester haben" usw. (Hebr 4:14,15). Von Hebr 4:14 bis 7:28 geht es um das hohepriesterliche Werk Jesu. Er besitzt nicht nur die Qualifikationen, die das gesamte Priestertum auszeichnen, er weist sich durch einzigartige Eigenschaften aus. Er ist nach der Ordnung Melchisedeks ernannt. Die allgemeinen Voraussetzungen sind: (1) Er ist von Gott in sein Amt berufen worden (Hebr 5:1). (2) Er ist durch sein Leben als Mensch und die Versuchungen gut für das Amt geeignet (Hebr 5:2-6; Hebr 2:18). (3) Er erfährt eine göttlichen Vorbereitung (Hebr 5:8,9). Die besonderen Qualifikationen seines Priestertums sind: Es ist gemäss der Ordnung Melchisedeks (Hebr 5:10). Es ist ewig (Hebr 6:20); königlich (Hebr 7:1-3); unabhängig von Geburt oder Familie (Hebr 7:3); es ist zeitlos (Hebr 7:8); dem von Levi (Hebr 7:4-10) überlegen; neu und verschieden von dem Aarons (Hebr 7:11,12). Es ist auch unauflöslich (Hebr 7:16); unveränderlich (Hebr 7:21); unantastbar (Hebr 7:24). So ist er mit all diesen allgemeinen und besonderen Qualifikationen vollkommen für sein Werk gerüstet (Hebr 7:26). Dieses Werk besteht darin, sich selbst als Opfer für die Sünden des Volkes darzubringen (Hebr 7:27); als Vorläufer hinter den Vorhang zu treten (Hebr 6:20); das Opferblut im Himmel selbst darzubringen (Hebr 8:3; Hebr 9:7,24); so die ewige Erlösung zu erlangen (Hebr 9:12); den neuen Bund zu bekräftigen (Hebr 9:15-22). Das Ergebnis dieses hohenpriesterlichen Werkes ist die Reinigung von allen Sünden (Hebr 9:23), die Möglichkeit der vollen Hingabe an Gott und seinen Dienst (Hebr 10:10), eine endgültige Vollkommenheit (Hebr 10:14) und der uneingeschränkte Zugang zum Thron der Gnade (Hebr 10:21,22).
LITERATUR
Artikel über das Priestertum im Allgemeinen, mit Verweisen auf den Hoherpriester in HDB, HCG, EB, Jew Encyclopedia, Kitto, Smith, Fallows, Schaff-Herzog, usw.; kein Artikel nur über "High Priest". Für die Geschichte, Breasted, History of Egypt; Schurer, History of the Jewish People in the Time of Jesus Christ, II, i, 207-99; Josephus, Ant, XV, XVIII, XX. Für Arbeiten zum Priestertum aus radikaler Sicht siehe Graf, S.I. Curtiss, Jost, Graetz, Kautzsch, Budde, Baentsch, Benzinger, Buchler, Meyer, Wellhausen. Für eine mehr gemässigte Position siehe Baudissin, Die Geschichte des alttestamentlichen Priesterthums untersucht. Für eine eher konservative Position siehe A. Van Hoonacker, Le sacerdoce levitique dans la loi et dans l'histoire des Hebreux. Zum Hohepriestertum nach der Rückkehr aus Babylon siehe B. Pick, Lutheran Church Review, 1898, I, 127-41; II, 370-74; III, 555-56; IV, 655-64; und die Kommentare zu den zitierten Passagen.