Gottes tiefste Offenbarungen über Israel

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Abschrift der Schrift: Der ismaelitisch-israelische Konflikt:
von M. Jaegle (1968)

Mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß (+ Dez. 2022), Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis

Der ismaelitisch-israelitische Konflikt und seine göttliche Lösung

II. I S R A E L

7. Gottes tiefste Offenbarungen über Israel

Gottes Wort ist reich an Offenbarungen über Israel. Sie gliedern sich in verschiedene Stufen Wer sich aber nicht auch mit den tieferen befasst, um Israel in seinem Handeln problemlos verstehen zu können, kommt zu Fehlurteilen. Machen wir das Gesagte mit zwei göttlichen Aussprüchen verständlich. Mt 23:27b macht Jesus den Ausspruch über Israel:

“Wie oft will Ich deine Kinder versammeln in der Weise, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter den Flügeln, und ihr wollt nicht!"

Wer an diesem Wort stehen bleibt, kann die Ursache von Israels Unglauben und die Verwerfung ihres Messias nur mit ihrem Nichtwollen erklären. Aber hören wir eine weiter reichende Offenbarung (Joh 12:39): „Deshalb konnten sie nicht glauben...“

Und warum? Weil Jesaja Jahrhunderte zuvor die Verstockung über sie aussprechen musste (Jes 6:9-10). Aber hier stellt sich nun die Frage: Weshalb waren die Juden zu Jesu Zeiten zum Unglauben verurteilt und kamen unter das Gericht der Verstockung, sie waren doch gar nicht an den Sünden ihrer Vorfahren beteiligt?

Jetzt müssen wir uns von noch tiefer schürfenden Offenbarungen über Israel Licht und Antwort geben lassen. Diese sind gegründet auf dem gewaltigsten göttlichen Heilsvorsatz, der all Seinem Tun zugrunde liegt - Seinem Liebeswillen - der daran gipfelt, Seinen einzig gezeugten Sohn als Opferlamm dahinzugeben, zur Aussöhnung des gesamten Alls.

Zum Schlachten dieses Opfers gehört aber auch ein Priester. Wie nun gott in Seinem Sohn das Opfer vorher ausersah, so muss Er doch auch zuvor einen Priester für die Opferdarbringung bestimmt haben. Wer aber sollte das sein?

Nur zu deutlich und mannigfach hat Gott vorgeschattet, dass Er Israel als Seinen Priester im Voraus für diese Aufgabe bestimmt und ausersehen hatte.

Die erste diesbezügliche Lektion gab Er mit Abraham, ihrem Stammvater. Mit dem ergreifenden Bild: Isaak auf dem Opferaltar gebunden und sein Vater mit dem ausgestreckten Arm und dem gezückten Messer neben ihm, sagt uns doch Gott augenfällig: Seht, das muss Abrahams Volk an Meinem Sohn tun! -

Aber darauf wurde diese Belehrung mit weiteren Vorbildern vervollständigt, und zwar mit dem Schlachten der vielen Opferlämmer in Stiftshütte und Tempel durch Israels Priester.

Zahlreich sind die Auslegungen, welche die Opferlämmer als Vorbild auf Christus deuten. Aber leider wurden allgemein der vorbildlich tiefere prophetische Zug der die Lämmer schlachtenden Priester übersehen. Gerade diese Sicht macht uns eindrücklich, wie souverän Gott die von Ihm „über alle“ verhängte Widerspenstigkkeit in den Dienst der Durchführung Seines Heilsplanes stellt.

Sobald dieses Wahrheit herausgestellt wird, sieht man Israels Ungehorsam in ganz anderer Beleuchtung. Wie wunderbar haben sie durch ihr Nichtwollen und ihren Unglauben der Welt den Erlöser vermitteln!

Hier ersteht nun Israels Nicht-Wollen und Unglaube als eine Notwendigkeit. Ps 110:3 durfte nicht heißen: „Dein Volk wird voller Willigkeit sein am Tage Deiner Erniedrigung!“ Denn zweifelsohne hätte die Annahme ihres Messias bei Seine ersten Kommen (in Niedrigkeit) die größte Tragödie ausgelöst, die die Weltgeschichte je gesehen hat! Israel hätte damit seinen größten, gottwidrigen Akt begangen: Es hätte seinen Priesterberuf nicht erfüllt und die Welt wäre ohne Aussöhnung mit Gott und ohne die ergreifendste Offenbarung Seiner Liebe geblieben.

Die Vorbereitung zur Kreuzigung Seines Sohnes geschah nach 1Kor 2:7-8 aufgrund einer tiefen, verborgen gehaltenen göttlichen Weisheit. Und diese durften die Fürsten dieses Äons nicht erkennen, weil sie sonst den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt hätten.

Damit haben sie aber nur das getan, was Gottes Hand und Sein Ratschluss vorher ausersah (Apg 4:28) und erfüllten durch ihre Unkenntnis die Stimmen (Schriften) der Propheten (Apg 13:27-28).

Auch mit der Verfluchung Israels im Bilde des Feigenbaumes (Mk 11:12-14 und 20-21) wird ein Wort hinzugesetzt, nach welchem der Herr bei Seinem ersten Kommen zu Israel noch gar keine Frucht von ihm erwartete. Nachdem Er nur Blätter am Feigenbaum (Israel) fand und ihn verfluchte, heißt es weiter: "Es war noch nicht die rechte Zeit der Feigen.“ Mit Seinem Ausspruch über den Feigenbaum: „Nicht mehr möge jemand noch Frucht vor dir (Israel) essen für den Äon“, gab Er an, dass diese Fruchtlosigkeit bis zum Ende dieses Äons dauern wird.

Nun ist bezeichnend, ,dass die Angabe der rechten Zeit aus dem Munde der Ältesten und der Priesterfürsten kam. Als ihnen der Herr das Gleichnis vom Weinberg mit den ungerechten Winzern vorhielt (Mt 21:33-39) und sie fragte (V. 40):

„Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt, was wird Er jenen Winzern tun?“ sagen sie zu Ihm (V. 41): „Die Üblen! Übel wird Er sie umbringen und den Weinberg verpachten anderen Winzern, die ihm die Früchte hergeben werden zu ihrer rechten Zeit.“ Und diese „rechte Zeit“ wird sein, wenn der Herr das zweite Mal, als Herr des Weinbergs, kommen wird.

Zu jener verfrühten Zeit konnte natürlich Israel auch seinen Priesterberuf an den Nationen nicht ausführen. Doch mit seinem Versagen hat es seinen größeren und viel höheren ausgeführt und damit dem gesamten All zu einem unvergleichlich herrlicheren Heil verholfen als nur zu dem des Segens des Tausendjährigen Königreiches.

Ohne diese Erkenntnis kann bei Gläubigen die Frage aufkommen: Weshalb bleibt denn den Juden Ps 22 und Jes 53 verschlossen, wo doch so klar die leiden ihres Messias bezeugt sind und durch welche Er ihre Übertretungen vor Gott sühnen wird? Hierzu ist zu sagen: Gott hat überwiegend mehr Weissagungen von ihrem Messias als ihrem König gegeben, aber so, dass diejenigen von der Leidensverkündigung einfach überdeckt wurden. Gott hat die Verheißungen von Israels herrlicher Zukunft und von ihrem König mit auffälliger Umgehung der Erniedrigung Seines Sohnes gegeben. Lesen wir z.B. Jes 9:6-7. Dieser Text beginnt: „Denn geboren ist uns ein Kind!§, aber ohne Unterbrechung geht es dann über zu Seinem Sitzen auf dem Throne Davids und Seiner segensreichen Regierung; Sein Leben aber in Niedrigkeit wird vollständig übersprungen.

Nehmen wir ein weiteres Beispiel solcher Art Verheißung. Als die Magier aus dem Morgenland mit der Frage nach Jerusalem kamen: „Wo ist, der geboren wird als König der Juden?“ (Mt 2:2), konnten die Priesterfürsten und Schriftgelehrten dem König Herodes aus der Schrift die rechte Antwort geben (V. 3-6). Ganz richtig zitierten sie ihm, was Gott durch den Propheten Micha weissagen ließ: (Mi 5:1-3):

“Und du, Bethlehem-Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein, aus dir wird Mir hervorkommen der Herrscher über Israel sein soll; und Seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Vorzeit her.
Darum wir Er sie dahingeben bis zur Zeit da eine Gebärende geboren hat; und der Rest Seiner Brüder wird zurückkehren samt den Kindern Israels
Und Er wird dastehen und Seine Herde weiden in der Kraft Ieues, in der Hoheit des Namens Ieues Seines Gottes.
Und sie werden wohnen; denn nun wird Er groß sein bis an die Enden der Erde.“

Wie in der Jesaja-Stelle, wid auch hier der Niedrigkeits- und Sterbeweg des Messias verschwiegen. Von Seiner Geburt geht es gleich aufwärts zu Seiner Weltherrschaft über. Es war deshalb für die Schriftgelehrten rein unmöglich, in diesen Weissagungen Ps 22 und Jes 53 unterzubringen. Ja, es springt geradezu in die Augen: Gott hatte mit Absicht ihnen den Einblick in den Opferlamm-Weg ihres Messias verschlossen.

Wie den Emmaus-Jüngern die Augen gehalten waren, dass sie den Auferstandenen nicht erkannten (Lk 24:16), so waren es auch die Augen der gesamten hohen Tempelbehörde. Sie sollten den unter ihnen weilenden Gesalbten und Sohn Gottes in Seiner Erniedrigung nicht erkennen! Diese Blindheit gehörte zu ihrer Zubereitung als Priester Gottes, berufen zur Darbringung des wahren Opferlammes Gottes.

Somit war ihnen auch der Mi 5:1 vorangehende Vers (Mi 4:14) verborgen, dass durch sie dem Richter Israels auf die Backe geschlagen werden wird (Mk 14:65). In diesem Sinne sind noch andere ähnliche Weissagungen verfasst. Man lese dazu auch noch Sach 9:9ff.

Doch die Propheten, welche diese Worte durch den Geist Christi niederschrieben, haben nach 1Petr 1:10-11 ernstlich gesucht und geforscht, in welcher Frist sich Christi Leiden und Seine darauf folgende Herrlichkeit erfüllen werden. So weit waren aber die Schriftgelehrten und der Hohe Rat nicht. Sie durften es auch nicht sein, denn gerade sie mussten ja die Weissagungen von Christi Leiden erfüllen.

Da nun Israel in seiner geistlichen Erziehung mit seiner Erwartung einseitig auf „den verherrlichten Messias“ ausgerichtet wurde, konnte es gar nicht anders sein, als dass sie sich „den Herrn in Seiner Erniedrigung“ zum Fallstrick werden ließen (Mt 13:57). So kam es auch, dass das Volk (Joh 7:40-43) sowie die geistlichen Führer (Joh 7:50-53) in der Beurteilung über Seine Herkunft uneins und gespalten waren. Als dann gar noch Jesus wie ein Verbrecher am Fluchholz hingerichtet war, da stand es für Israel fest, dass ein solcher, ein Gehängter, nicht ihr Messias sein konnte.

Deshalb empfinden sie diese Botschaft als eine Entwürdigung Seiner und ihrer Stellung, als eine Schmach. In diesem Urteil wurden sie noch bestärkt durch ein Namenchristenheit mit ihren toten Formen, in deren Mitte sie zudem schon so viel zu leiden hatten.

Wie tatsächlich Gott auf den Tod Seines Sohnes hinwirkte, wird auch bei dem Ausspruch des Priesterfürsten Kaiphas offenbar. Nachdem er sagte (Joh 11:50), „dass es vorteilhaft für uns ist, dass ‚ein Mensch‘ (Jesus) sterbe für das Volk und nicht die ganze Nation untergehe“, wird dazugesetzt (V. 51): „Dieses aber sagte er nicht von sich selber, sondern da er Priesterfürst jenes Jahres war, prophezeite er, da Jesus demnächst sterben sollte für die Nation ...“

Der Herr Selbst aber sah Seinen Leidens- und Sterbensweg klar in den hebräischen Schriften vorgezeichnet. Er wusste, dass Er den von den Bauleuten verworfene Stein war (Ps 118:22). Und wie muss es Ihn ergriffen haben, wenn Er Dan 9:26 las:

„Und nach den 62 Wochen wird der Messias ausgerottet werden und nichts haben!“

Sicherlich hat Er aufgrund dieses Wortes den Pharisäern und Schriftgelehrten (Mk 9:12) entgegen gehalten, „dass Er als der Sohn des Menschen viel leiden muss und für nichts gehalten werden.“ - Wie sehr Er in diesem Vorsatz Seines Vaters und in dem entschiedenen Entschluss, diesen im Gehorsam zu erfüllen, lebte, bezeugte er wiederholt mit dem Ausspruch: „auf dass die Schrift erfüllt bzw. vollendet werde“, und zwar in Bezug auf Seine Leiden und Sein Sterben (Mt 26:54-56; Mk 14:49; Joh 13:18; Joh 17:12; Joh 18:9; Joh 19:28).

Als nun aber die Erlösung durch Christi Blut am Kreuz geschehen, die Welt mit Gott versöhnt (2Kor 5:19; Kol 1:20), und nach Christi Segensruf alles vollbracht war (Joh 19:30), hätte ja Gott die Verstockung Israels aufheben können. Warum dauerte sie aber nach Pfingsten weiter und nahm dermaßen zu, dass Israel von Gott auf die Seite gestellt wurde?

Nun, auch dieses zweite Mal hat Gott durch Israels Wegwurf einen Heilsvorsatz erfüllt, der aber bis dahin verborgen geblieben war. Dieser gründete sich auf folgende Tatsache. Nachdem der Herr den Heilswillen des Vaters am Kreuz vollbracht hatte, wurde Er von Ihm als Haupt über das gesamte All eingesetzt. In den hebräischen Schriften lesen wir aber nur von Seiner Herrschaft über die Völker der Erde.

Wie für Ihn nun Israel Sein ausführendes Heilsorgan in Seiner irdischen Königsherrschaft ist, so hat Ihm Gott aber auch ein solches (aber anderes) für Seine Regierung inmitten der himmlischen Scharen un Sphären vorgesehen. Das ist eine Auswahl aus Juden und Nationen, die Körperschaft Christi. Die Zeit zur Bildung derselben war nach Pfingsten gekommen, als nun der Sohn nach der Himmelfahrt als Haupt über dem All thront (Eph 1:20-23; Eph 4:10).

Gottes Ratschluss aber war es nicht, in ein- und derselben Zeit wieder mit Israel zu beginnen und dazu auch die Körperschaft Christ durch Herausruf zu bilden. Das hätte Schwierigkeiten gegeben. Deshalb gab Gott ihnen einen Geist der Betäubung (Röm 11:8), denn Israel durfte noch nicht in willigem Gehorsam seinem Messias zur Verfügung stehen, sondern musste auch weiterhin verstockt bleiben, bis die Körperschaft Christi vollendet sein wird (Röm 11:25).

Israels Verstockung nach Pfingsten war aber so wenig ein Aufhalten des göttlichen Heilsplanes wie die frühere, denn durch jede Verstockung erfüllt Gott einen Heilsvorsatz. Denn welche einen unermesslichen Segen Gott durch die Verstockung Israels bewirkte, können wir aus den folgenden Schriftstellen ersehen: Nach Röm 11:11-12 ist „Israels Kränkung der Nationen Rettung und der Welt Reichtum.“ Ja, nach Vers 15 ist „ihr Wegwurf“ die Versöhnung der Welt! Und in Röm 11:30 heißt es sogar, dass wir durch „ihre Widerspenstigkeit“ Erbarmen erlangten. Wahrlich, da konnte Paulus schon in den Lobpreis ausbrechen:

O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit
als auch der Erkenntnis Gottes!"

Der heutige Dienst an gläubigen Juden

Hören wir zuerst, was die Schrift über die Stellung der heutigen gläubigen Juden und über das ungläubige Volk aussagt Röm 11:5ff. schildert Paulus eine Zeit tiefsten Abfalls mit dem Hinweis, dass Sich Gott siebentausend treue Männer übrig ließ. Diesen Doppelzustand stellt er (V. 5) die heutige Verwaltung als Parallele gegen über mit den Worten: „Also ist nun auch zur jetzigen Frist ein Überrest (aus Israel) geworden, nach der Auswahl der Gnade.“ Dann kommt er auf die große Mehrzahl (die Knetmasse) zu sprechen und sagt von dieser (Röm 11:8-10):

“Die Übrigen aber wurden verstockt, so wie es ist geschrieben: Gott gibt ihnen einen Geist der Betäubung, Augen, die nicht erblicken, und Ohren, die nicht hören bis auf den heutigen Tag. Und David sagt: Es werde ihr Tisch zu einer Falle und zu einem Jagdnetz und ihnen zum Fallstrick und zur Vergeltung. Es werden verfinstert ihre Augen, dass sie nicht erblicken,und beuge zusammen ihren Rücken fortwährend.“

Hier führt Paulus als Grund ihrer Verstockung ein Psalmwort Davids an (Ps 69:22-23). Das ist nach Gottes eigenem Urteil der Zustand des heutigen Israel. Hierzu gehört auch 2Kor 3:14-15, wonach beim Lesen des Alten Bundes (was ja heute in den Synagogen noch geschieht), eine Hülle auf ihren Herzen liegt. Solange Gott noch nicht Seinen Geist über Israel ausgegossen hat, hält Er immer noch Sein Angesicht vor ihnen verborgen (Hes 39:29). An diesem Israel erfüllt daher Gott auch keine Königreichsverheißungen!

Das ist die uns von Gott gewiesene Warte zur rechten Beurteilung des heutigen Israel. Wäre dies beachtet worden, so wären die überbegeisterten Bericht über Israels Sieg unterblieben. Wer die noch nicht aufgrund der Schrift begreift, der möge nach Israel gehen und den Juden den gekreuzigten Jesus als ihren Messias verkünden; er wird eine ganz nüchterne Reaktion erfahren.

Neben diesen Fehlurteilen besteht auch eine Unkenntnis über den heute an gläubigen Juden auszurichtenden Dienst. Für die rechte Ausführung dieses Dienstes ist der einstige Pharisäer Saulus, der nachmalige Apostel der Nationen, als Lehrexempel der rechte Mann. Zu den Füßen des Pharisäers und Gesetzeslehrers Gamaliel wurde er ganz auf das irdische Königreich des Messias ausgerichtet. In der ersten Zeit nach seiner Berufung zum Apostel bezeugte und heroldete er, wie die Apostel der Beschneidung, das irdische Königreich Gottes (Apg 28:23+31). Wäre dasselbe zu seiner Zeit gekommen, so hätte er darin einen hohen Rang bekleidet.

Als aber das Volk immer tiefer in die Verstockung geriet, wurde offenbar, dass Gott das Kommen des Königreichs in damals unberechenbar weite Fernen verlegt hatte (Röm 11:25).

Jetzt offenbarte Er Paulus den bis dahin geheim gehaltenen Vorsatz: den der Sammlung einer Ekklesia, die im Gegensatz zu Israel eine himmlische Bestimmung hat, und an Stelle irdischer viel herrlicheres himmlische Losteile in den Himmeln erhalten wird.

Auf diese Offenbarung hin vollzog sich in Paulus Leben ein großer Übergang: Jetzt wandte er sich von seiner dahin gehabten Erwartung auf das irdische Königreich weg und hin zu Seiner himmlischen Berufung.

Diesen bedeutungsvollen Wechsel in seinem Glaubensleben beschreibt er im 3. Kapitel des Philipperbriefes. In Phil 3:4-6 zählt er seine (ehemaligen) Vorzüge als Jude auf. Diese Vorrechte hätten ihm im Königreich einen großen Gewinn eingebracht. Aber dann fährt er (V. 7) fort:

“Jedoch, was mir Gewinn war, dieses habe ich um Christi willen als verwirkt geachtet.“ - Worin seine Umstellung bestand, gibt er besonders in Phil 3:14 an:
“Eins aber tue ich, das was dahinten ist zwar vergessend, nach dem aber, was vorne ist ausgestreckt, jage ich nach dem Ziele, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christo Jesu.“

Zuvor war sein Streben nach unten, auf das irdische Königreich ausgerichtet. Als er aber durch die Offenbarung des Herrn den unendlich größeren Reichtum der überhimmlischen und ihm bereit gehaltenden Schätze erkannte, wäre ihm das weitere Festhalten am irdischen Königreich zu großem Nachteil, ja zum Schaden geworden!

Paulus ist auch darin allen Glaubenden ein Muster geworden, und seine Entwicklung ist deshalb allen zum Glauben an Christus geführten Juden vorgezeichnet, welchen Weg nun auch sie zu gehen haben. In ihrem früheren Judentum wurden sie über das ihnen verheißene irdische Königreich des Messias ausführlich belehrt. Dieses wurde ihnen als alleinige Erwartung vor Augen geführt. Deswegen waren die Segnungen dieses Königreichs ihnen Inbegriff vollkommenster Herrlichkeit und Glückseligkeit.

Wir sehen also, dass der Eintritt eines gläubigen Juden in dieheutige Ekklesia, die da ist die Körperschaft Christi, ganz andere Probleme aufwirft als derjenige eines Namenchristen, der keine Erwartung hat! Wie schwer muss es deshalb für einen Juden sein; der Jesus als den Messias seines Volkes erkennen durfte, sich nun auf eine andere Erwartung einzustellen und folglich auf die paulinischen Briefe zu hören, die sich auf Israels Niedergang und Wegwurf gründen! Tut sich hier nicht die Tür eines ganz wichtigen Dienstes an den messiasgläubigen Juden auf, der bis heute von den meisten Juden-Missionen gar nicht erkannt wurde? Vielmehr trafen wir bis jetzt in dieser Missionsarbeit eine große Verwirrung auf diesem Erkenntnisgebiet.

Nun kommt zu dieser Schwierigkeit noch eine andere. Das ist die Unklarheit über die Berufung und Stellung, die zu einem großen Teil selbdt noch in den Kreisen der Gläubigen aus den Nationen herrscht. Treten nun gläubige Juden solchen Kreisen bei, so wird ihnen ihre rechte Glaubensstellung gar nicht gezeigt. Dadurch bleibt der christusgläubige Jude an das Erwartungsgut des Millenniums gebunden, in das er aber gar nicht eintreten wird.

Dies geschieht aber, weil immer noch nicht von allen unterschieden wird zwischen dem Evangelium der Beschneidung und dem der Nationen, wie dies von den Aposteln Gal 2:7-9 klar festgelegt wurde.

Aus allen diesen Gründen bleibt, sowohl den Juden wie auch den Gläubigen aus den Nationen, die Offenbarung der heutigen Verwaltung der (einst) geheimen Gnade ein verschlossenes Gebiet (Eph 3:9; Kol 1:25-26). Daher kommt es, dass vom „Bau des Reiches Gottes auf Erden“ gesprochen wird, und dieser Ausspruch sagt den gläubigen Juden zu, weil er im Einklang mit ihrer zuvorigen Erwartung steht.

Hinzu kommt noch, dass gerade in unseren Tagen überwiegend mehr Schriften über Israel erscheinen, als Belehrungen über die Stellung der Ekklesia aus Juden und Nationen. So wird diese in den Hintergrund gerückt. Damit werden vor allem gläubige Juden in der Glaubensstellung bestärkt, welche sie eigentlich aufgeben sollten, und durch Fehlen rechter Belehrung bleibt ihnen der von Paulus gewiesene Weg (Phil 3:3-9) verborgen. Ja, sie werden dann in ihrer irdischen Königreicherwartung so bestärkt, dass - wenn ihnen schon einmal ihre himmliche Stellung gezeigt wird - sie ganz dafür verschlossen sind und gar noch meinen, sie sollten einen Tausch zu ihrem Schaden machen. Dabei ist die Sache umgekehrt: Sie weisen das Herrlichere ab und halten an dem fest, was Paulus dahinten ließ, weil er es für Schaden achtete.

Aber welch eine Überraschung (zum Teil beschämend) wird es für alle Gläubigen geben, welche auf das irdische Königreich ausgerichtet sind und bei der Entrückung vom Herrn „hinauf“gerufen werden Hier geht es dann aber nicht nach dem Spruch: „Dir geschehe, wie du geglaubt hast“ (Mt 8:13), wie schon gelehrt wurde. Das gäbe ja den reinsten Wirrwarr, wenn Gott jedem nach seinem Glauben, also ach nach allen falschen Meinungen, tun wollte. Gott führt allein Seinen Ratschluss durch. Nach diesem werden alle Gläubigen aus Juden und Nationen der gegenwärtigen Verwaltung dem Herrn entgegen gerückt werden nach oben (1Thes 4:17). An Beschämung wir des dann nicht fehlen, wenn sie erkennen müssen, dass sie nun an einem viel herrlicheren Ort sind als dem an dem sie unten, ohne oder besonders gegen bessere Belehrung festhielten.

Zugunsten dieser n och vielfach herrschenden unklaren Lage kommt gerade in unseren Tagen eine weiter abwegige Lehre hinzu. Diese will beweisen,dass die zehn Stämme in den Nationen leben, und „wir verheidete Juden wären“. Das wird mit solchem Nachdruck betont und hervorgehoben,d ass man meinen muss, es wäre viel mehr ein verheideter Jude, mit den ihnen gegeben Verheißungen, als ein Gi8ed and er himmlischen Körperschaft Christi zu sein!“*

*Lies auch den Beitrag von Gerhard Groß Der Same Ephraim, der Nationen Fülle

Der Verbleib der zehn Stämme

Weil man diese sonderbare Lehre, dass die weißen Nationen die sogenannten „verlorenen zehn Stämme des Königreiches Israel“ sein sollen, gerade in unseren Tagen in die gläubigen Kreise hineinzubringen versucht und die, welche sie ablehnen, als Gegner der Wahrheit hinstellt, müssen wir sie ins offenbarende Licht der Wahrheit der Schrift rücken. Was wir im Folgenden über dies Ansicht anführen, ist dem Buch „Wir aus Israel“ entnommen* - Das Lesen des ganzen Buches (180 S.) gibt einen Gesamtüberblick in den Irrtum und den Widerspruch dieser Lehre.

"Wir aus Israel" von Fritz Braun (1992) Morgenland-Verlag

Vorerst sei darauf hingewiesen, dass diese Lehre der schon angeführten Richtung entstammt, welche jedes heutige Geschehen in Israel mit unzeitgemäßen, d.h. noch zukünftigen Königreichs-Verheißungen erklärt. Beide Folgerungen, aber besonders die der Wegführung und Umsiedlung der zehn Stämme, sind ganz krasse Umstellungen der Wahrheit. Sie gründen sich auf Zeitumstellungen und falsch gesehene Verheißungsempfänger.

Zuerst wollen wir Gottes untrügliches Wort befragen, was es über den Verbleib der zehn Stämme aussagt. Wir müssen dazu von einer der größten, an Ganz-Israel mehrmals ergangenen Gerichtsandrohung ausgehen. - Hören wir jetzt von diesen Gerichtsworten nur das eine aus 5Mo 28:64:

Und Ieue wird dich (Israel) unter alle Völker zerstreuen von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde....“

In späteren Fristen warnte Gott Sein Volk wiederholt vor diesem Gericht. Noch viel öfters aber hat Gott Seinem Volk verheißen, es nach der Vertreibung bzw. Zerstreuung unter die Nationen, wieder in ihr Land zurückzuführen. Gleich anschließend an die Gerichtsweissagung der Zerstreuung lesen wir (5Mo 30:3):

“... und Er wird dich wiederum sammeln aus all den Völkern, wohin Ieuee, dein Gott, dich zerstreut hat.“

Diese Verheißungen wir noch an folgenden Stellen: Jer 16:15; Jer 23:7; Jer 32:37; Hes 11:17; Hes 20:34-38+41; Hes 28:25; Hes 34:12-13; Hes 36:24; Hes 39:27-28.

Alle diese Aussprüche bilden zur Beurteilung der Zehnstämme-Lehre einen absolut sicheren Prüfungsstab; denn sie alle bezeugen ausnahmslos die Wahrheit, dass Gott aus den Nationen sammeln werde, in welcher Er sie zerstreut hat. Diese Prophetenworte sind so einfach verständlich und buchstäblich wahr, dass ei keiner Auslegung bedürfen. Sie alle geben davon Zeugnis, dass die Nationen, in welche Israeliten zerstreut werden, als solche bestehen bleiben. Es ist keinesfalls so, dass die Völker von den in sie zerstreuten Israeliten überwuchert und aufgesogen werden, d.h. dass die Nationen von den weggeführten zehn Stämmen assimiliert würden und jene ein israelitisches Gepräge annehmen würden. Als Stütze für diese Behauptung wird die den Vätern Abraham, Isaak und Jakob gegebene Verheißung über die Mehrung ihres Samens herbeigezogen. Wir kommen später nochmals auf diese Zusage zurück.

Ebenso wenig wie die Wirtschaftsvölker in den unter ihnen wohnenden Nachkommen des Zehnstämmereihes aufgegangen sind, wird aber umgekehrt auch Israel nicht in den Nationen aufgelöst. Vielmehr behalten beide, Gast- und Wirtsvolk, den ihnen eigenen Charakter bei.

Es heißt auch nicht, dass Israel in öde, menschenleere Länder zerstreut würde in denen es sich im Laufe der Zeit zu (weißen) Nationen entwickeln würde, welche die Bevölkerung von Europa und die weiße Rasse in Amerika gebildet hätten. Vielmehr lehrt Gottes Wort deutlich und klar, dass sich die zehn Stämme des untergegangenen Nordreiches, wie auch die Juden aus dem ehemaligen südlichen Königreich Juda, zerstreut in den Völkern befinden. Diese göttliche Tatsache offenbart deshalb die Behauptung „Wie aus Israel die Nationen wurden“, als einen krassen Irrtum.

Deshalb stellt sich die Frage: Wieso konnte überhaupt eine solche Lehre über die zehn Stämme aufkommen und auf welche Beweisgründe baut sie sich auf? - Vorerst wollen wir kurz die geschichtliche Tatsache über die Entstehung der zehn Stämme erwähnen.

Nach dem Tode Salo,os teilte Gott Israel in zwei Königreiche auf (1Kö 13): in „Juda“ für die zwei Stämme Juda und Benjamin und „Israel“ für die übrigen zehn Stämme. Diese Einteilung lesen wir in Jer 2:7-11.

Infolge Ungehorsams wurde dann zuerst Israel - auch nach seiner Hauptstadt Samaria genannt - als das Zehnstämmereich durch Salmanassar, den König von Assyrien, in die assyrische Gefangenschaft geführt (2Kö 17). Ungefähr 135 Jahre später kam auch das Königreich Juda durch Nebukadnezar in die babylonische Gefangenschaft, wie in 2Kö 25 berichtet wird. Nach 70 Jahren kehrten von diesen, durch Freilassung des Königs Kyrus (Esr 1), die meisten nach Jerusalem zurück. Hingegen wird von keiner geschlossenen Rückkehr der entheimateten und umgesiedelten Angehörigen der zehn Stämme berichtet. Später, als das 2. Buch der Könige verfasst wurde, konnte der Schreibe sagen:

“...das Israel aus seinem Lande nach Assur weggeführt wurde, bis auf diesen Tag“ (2Kö 17:23).

Bis dahin ist alles biblische Wahrheit. Von den folgenden unbiblischen Abweichungen hören wir nun einen ersten Lehrsatz. Er kennzeichnet die Zehnstämme-Theorie so: alle heut in der Welt zerstreut lebenden Juden sind ausnahmslos nur Glieder des früheren Königreiches Juda, also aus den Stämmen Juda und Benjamin, mit noch einigen aus dem Stamme Lewi. Dagegen sollen die Abkömmlinge der zehn Stämme durch Wanderungen nach den USA und Europa gekommen sein, wo sie sich zu den jetzt darin lebenden Nationen entwickelt haben sollen. Demzufolge behauptet diese abwegige Lehre ohne weiteres: „Wir Europäer und weißen Amerikaner sind das Haus Israel!“

Als Beweis für die Richtigkeit dieser Aussage wird ein ganz unsicherer Weg betreten. Aufgrund von Chroniken anderer Länder die sich darauf stützen, dass sie Nachkommen der zehn Stämme seien - zu welcher Behauptung sie aber in Wirklichkeit auf unsicherster Grundlage stehen, - wird nun diese Lehre trotzdem als absolut biblische Wahrheit hinausgegeben. Dazu wird als weiterer Beleg für ihre Richtigkeit natürlich Gottes Wort herangezogen. Wie angeblich aus Israel die Nationen wurden, will man in der Hauptsache mit den Schriftworten Röm 9:27 (Zitat von Jes 10:22-23) und 1Mo 28:14 beweisen. Hören wir diese Aussprüche nach der konkordanten Wiedergabe:

Röm 9:27: „Jesaja aber schreiet für Israel: So die Zahl der Söhne Israels wäre (Möglichkeitsform) wie der Sand des Meeres, wird der Überrest gerettet werden“; und 1Mo 28:14: „Und dein Same werde wie Krumen der Erde. Und du sollst eine Bresche schlagen meerwärts und ostwärts und nordwärts und gegen den Südgau. Und gesegnet in dir sind alle Sippen des Erdbodens - und in deinem Samen.“

Und nun wird versucht, die Erfüllung dieser Verheißung in unsere Zeit zu zwängen. Da man aber von den jeweils in der Welt lebenden, bekannten Juden nicht sagen kann, ire Zahl wäre wie der Sand am Meer und wie die Krumen der Erde, lässt man aus den zehn Stämmen, die nach Assur verschleppt wurden (2Kö 17:6) die Nationen werden.

Hier spaltet sich aber diese Lehre: die einen behaupten, alle weißen Menschen sind Israeliten, d.h. Nachkommen des Zehnstämmevolkes, während die anderen dies nur von einem Teil der weißen Rasse sagen. In Wirklichkeit liegt aber weder Verheißung noch Notwendigkeit dafür vor, dass Israel in seinem Ungehorsam und christusfernen Zustand, schon heute „soll werden wie der Sand am Meer.“

Dass die Söhne Israels an Zahl nicht werden wie der Sand des Meeres, in ihrem Ungehorsam, - welches auch sprachlich mit der Möglichkeitsform „wäre“ oder „sollte“ in Röm 9:27 und Jes 10:22 angesagt ist, - bezeugen eindeutig und unwiderlegbar andere Prophetenworte. Lange bevor Israel in zwei Königreiche geteilt wurde, hören wir aus dem Munde von Mose:

“Und ihr werdet umkommen unter den Nationen, und das Land eurer Feinde wird euch fressen. Und die Übriggebliebenen von euch werden in den Ländern eurer Feinde hinschwinden durch ihre Ungerechtigkeit ...“ (3Mo 26:33-38.39).

Oder:

“Und ihr werdet übrigbleiben als ein geringes Häuflein anstatt dass ihr waret wie die Sterne des Himmel an Menge(s. auch 2Chr 2:9b); weil du der Stimme Ieues deines Gottes nicht gehorcht hast“.

Oder:

“O, dass du doch merktest auf Meine Gebote! Dann würde wie ein Strom dein Wohlstand (Friede) und deine Gerechtigkeit wie des Meeres Wogen. Und dann würde wie Sand des Meeres dein Same und die Sprossen deines Schoßes wie die Krumen der Erde“,

ruft Jesaja, der Prophet, in bitterer Klage (Jes 28:18.19). Dies ist die göttliche Antwort und der glaubwürdige Kommentar zu Jes 10:22-23 und 1Mo 28:14. Dieselbe Wahrheit kündet auch Hosea in Hos 8:8 und Hos 9:12-17.

Diese Zeugnisse aus Gottes wahrhaftigem Mund, die unser Glaube bejaht und die auch durch die vergangene Geschichte erhärtet sind, lehren uns eindeutig, dass die Söhne Israels in ihrem Ungehorsam gegenüber Gottes Geboten niemals so zahlreich werden konnten, wie dies die Zehnstämmelehre glaubhaft machen will. Darum sind auch, als segensvoller Gegensatz zu diesen Gerichtsweissagungen, die Mehrungs- und Fruchtbarkeitsverheißungen für die Zeit gegeben, da sie Gott und Seinem Christus aus liebendem Herzen untergeordnet sein werden.

Ebenso wird sich auch erst im Tausendjährigen Königreich der zweite Teil der der Jakob gegebenen Verheißung erfüllen, nämlich dass seine Nachkommen zum Segen für alle Sippen (Geschlechter) der Erde werden:

“Und es wird geschehen gleichwie ihr, Haus Juda und Haus Israel, ein Fluch unter den Nationen gewesen seid, also werde Ich euch retten, und ihr werdet ein Segen sein!“ (Sach 8:13).

Aus den kommenden Gerichten der Endzeit wird Gott Sein Volk retten. Hernach werden die Nachkommen Jakobs „als ein Königreich von Priestern“ und als Gesandte ihres Messias zu allen Nationen gehen und Ieue als den wahren König der gesamten Erde verkündigen und seinen Namen bekannt machen unter den Völkerschaften. Und dann werden die Söhne Israels ein Segen sein für alle Geschlechter der Erde.

Wenn wir aus Missionsberichten lesen, wie viele Menschen noch nicht von den Evangelisten erreicht wurden, so muss Israel tatsächlich werden wie der Sand des Meeres, um Sendboten über die ganze Erde aussenden zu können. Dann erst werden sich die zwei genannten Verheißungen erfüllen, und zwar: Röm 9:27 zu beginn und 1Mo 28:14 während des Millenniums.

Es gibt aber noch andere Beweise von der Ungöttlichkeit dieser Lehre. Nehmen wir aus denzahlreichen abwegigigen Behauptungen eine weitere heraus. Diese erwähnt den Apostel Paulus, als er in Europa zuerst nach Mazedonien kam, und setzt dann hinzu, „er habe es vielleicht selbst nicht gewusst, das er damit zu Israeliten aus den verlorenen zehn Stämmen kam ...“

Schon allein das mutet befremdend an, dass Paulus etwas ffür seinen Dienst so Bedeutsames nicht gewusst haben sollte, etwas, was nun heute ein der Endzeit als Wahrheit enthüllt und verkündigt wird! Wie hätte Paulus auch nur sein Volk „unser Zwölfstämevolk“ (Apg 26:7) nennen können, wen diezehn stämme nicht mehr Israeliten, sondern Nationen gewesen wären?

Auch dieser Ausspruch des Apostels wird von dieser Lehre umgestellt, als entspräche er nicht der wirklichen Tatsache. Paulus bezeugt jedoch Röm 15:18, dass er nur rede, was Christus durch ihn bewirkt, wodurch eine solche dem Worte Gottes völlig unbekannte Behauptung unannehmber ist. Und überhaupt ist damit in die göttliche Versicherung der Inspiration Seines Wortes eine Lücke gerissen.

Ebenso schlimm, ja geradezu erschreckend ist es aber, dass des Apostels angebliche „Unwissenheit“ auch auf den Herrn Selbst fällt. Hören wir dazu, wie der erhöhte Herr Paulus zu den Nationen sandte. Apg 9:15 lesen wir in Betreff des Auftrages Paulus:

“Es sagte aber der Herr zu ihm (dem Ananias): „Gehe hin, da dieser Mir ein Gerät Meiner Auswahl ist, zu tragen Meinen Namen vor die Augen der Nationen, wie auch der Könige und der Söhne Israels."

Wie unübersehbar deutlich hebt doch hier der Herr den Unterschied zwischen den Nationen und den Söhnen Israels hervor. Aber nach der Zehnstämmelehre hätte auch der Herr nicht gewusst, dass Er Paulus zu den zehn Stämmen aussandte!

Wären nun die Nationen die zehn Stämme, also die Söhne Israels, so hätte der Herr nach vorliegender Lehre den Apostel Paulus mit folgenden Worten senden müssen: zu den „zehn Stämmen Israels und zu den Söhnen Israels!“ Durch dieses Heraufbeschwhören solch törichter Folgerungen wird aber die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit der Heiligen Schrift überhaupt in Frage gestellt.

Und im Tausendjährigen Königreich könnten dann die jüdischen Sendboten, laut ihres vom Herrn erhaltenen Auftrages (Mt 28:29), gar nicht mehr zu allen Nationen gehen, höchstens noch zu den Farbigen. Alle übrigen Nationen wären ihre Blutsverwandten, nämlich die zehn Stämme. Was wird aber dann aus all den vielen göttlichen Aussprüchen, welche nur von den Nationen als solchen reden, die nach dieser neuen Lehre verheidete Israeliten wären?

Auf der gleichen unbiblischen Linie liegt auch die weitere Behauptung, wonach auch die Glieder der herausgerufenen Körperschaft Christi der gegenwärtigen Gnadenverwaltung alle Israeliten, d.h. Angehörige der 10 Stämme wären. Beharrten wir folgerichtig in dieser Lehre, so gehört selbst der Apostel Paulus, der ja aus dem Stamme Benjamin hervorgegangen, der zu Juda gehörte, nicht zu der herausgerufenen Körperschaft Christi! Und wo bleibt da noch Raum für die Gläubigen mit dunkler Hautfarbe? Dergleichen Fragen könnten noch viele gestellt werden zu den irreführenden Ausführungen der Verkündiger dieser „neuen Lehre“. Doch hören wir jetzt nur, wie von ihr Apg 9:15 erklärt wird. Wir zitieren aus der oben angegebenen Schrift:

“Wer aber sind die Nationen, zu denen Paulus sich wendete und deren Apostel er nennt? Wer dieser Frage gewissenhaft nachgeht, der wird erkennen, das es „Nationen und Völker Israels“ , das heißt der zehn Stämme sind, wie 1Mo 48:19; Hes 2:3; Apg 4:27 und viele andere Stellen deutlich zeigen. Nach Apg 9:15 ist Paulus auserwählt als ein Gefäß zur Ehre Gottes „sowohl vor Nationen als Königen und Söhnen Israels“.

Soweit diese Lehre Sie meint nach der bei ihr vorliegenden Auffassung, dass diese Nationen ebenso wie die Könige als Söhne Israels zu rechnen sind! Mit dieser Auslegung wird der Schrift die Befürwortung einen solchen „Lehre“ untergeschoben, wo sie diese doch in Wirklichkeit gar nicht kennt.

Anschließend will man die Richtigkeit dieser Aussage wie folgt beweisen: „Schon allein die Anrede ‚Brüder‘, die Paulus ebenso wie Petrus immer wieder gebrauchte, bezeugt uns die Tatsache, dass es die Apostel nur mit ihren Volksgenossen zu tun hatten.“

Dem ist entgegenzuhalten, dass die Anrede „Brüder“ in der Heiligen Schrift ebenso oft, oder gar noch mehr, im bildlichen Sinn gebraucht wird. Und dies ganz besonders vom Apostel der Nationen, Paulus, der überdies jede fleischliche Verwandtschaft mit seinem Volk für Abraum achtete (Phil 3:4-9) und niemand mehr kennen will dem Fleische nach (2Kor 6:16-17).

Mit solch unschriftgemäßen Folgerungen wird uns Gläubigen, als der Familie Gottes, die überaus kostbare Wahrheit genommen, dass wir, weit über unserer völkischen Zugehörigkeit, durch Empfang des Geistes Jesu Christi zu einer geistlichen Einheit zusammengeschlossen wurden, in der wir als „Brüder“ zueinander stehen. Jetzt wird uns auf einmal gesagt, „Brüder“ bedeutet, wir seien „Israeliten“!

Damit wird aber wirklich gewissenhaften Schriftforschern etwas Starkes zugemutet, denn das ist nicht mehr Schriftauslegung, sondern Schrifteinlegung. Auch bei einer anderen Gelegenheit wird Paulus von dieser Lehre einer angeblich falschen Einstellung bezichtigt. Als ihm nach Apg 13:45 die Juden widersprachen, sagt er (V. 46): „... so wenden wir uns zu den Nationen.“ Hier wird er von dieser Lehre dahin korrigiert, dass er hätte sagen müssen: ... so wenden wir uns zu den Israeliten der zehn Stämme.

Wie sehr diese Auffassung von der paulinischen Lehre abweicht geben ihre Befürworter mit dem Lehrsatz kund: „Israel ist die Auswahl Gottes aus den Völkern, die Gemeinde aber die Auswahl aus Israel!“ (!) Dann dürfte sich Paulus nicht mehr der Apostel der Nationen (1Tim 2:7; 2Tim 1:11), sonder nur noch ein Apostel Israels nennen.

Ganz sinnlos wäre auch Paulus Absonderung für die Evangeliumsverkündigung unter den Nationen in Gal 1:15ff. Auch wären seine Briefe nach dieser Lehre nicht mehr an die Herausgerufene aus den Nationen, sondern an die zehn Stämme gerichtet! - Und so wird weiter kühn gesagt: „Wenn Paulus nach Europa zog, so kam er unter die Kinder Israel!“ Diese so ganz abwegige Behauptung steht unter dem Abschnitt „Die Schrift darf nicht zerschnitten werden!“

Hierzu ist nur zu bedenken, dass im Grunde nicht Paulus, sondern der Geist Gottes diese unstimmige Aussage gemacht hätte. Der Geist der Wahrheit hätte es nämlich folgerichtig dann auch nicht gewusst, dass in Wirklichkeit die Nationen die zehn Stämme sind Das Wissen des Heiligen Geistes fraglich hinzustellen, ist aber ein ebenso schlimmer Angriff auf die Wahrheit des Wortes Gottes wie der der heutigen modernen Theologen. Oder sprechen wir zur Bloßstellung dieser Lehre die absurde andere Möglichkeit aus: Der Geist hat die Völker als die zehn Stämme gesehen, dies aber absichtlich verschwiegen, um diese Offenbarung einer fragwürdigen Geschichtsforschung zu überlassen!

Hören wir noch, was die Lehre über „die davidische Königslinie“ zu berichten weiß. Die dieser Überschrift folgende Ausführung geht von der Verheißung (Jer 33:17) aus: „So spricht der Herr: Nie soll es David an einem Manne fehlen, der auf dem Throne des Hauses David sitzt.“

Dazu wird von der genannten anderen Seite erklärt, dass in der Zeit zwischen König David und dem Wiederkommen des Herrn, nach dieser klaren biblischen Verheißung, „immer“ ein Nachkomme Davids über das Haus Israel regieren werde.

Was sagt aber die Schrift hierzu? Nach Hos 3:44-5 werden die Kinder Israel viele Tage ohne König bleiben und ohne Fürsten bis zu ihrer Umkehr, also bis zum Kommen ihres Messias. Mit dieser weissaigung stimmt auch die Hes 21:30-32 geschriebene überein. Nach diesen Worten hat Gott damals gesagt „... fort mit der Krone“, also fort mit dem König, hinein in den Umsturz, ...“ bis Der kommt (Israels wahrer König), welchem das Recht gehört: Dem werde Ich’s geben.“ - In dieselbe Richtung weist auch die Weissagung von Jer 33:17, denn nach Vers 16 wird ihre Erfüllung erst beginnen, wenn Israel gerettet ist und sie den Namen: „Ieue, unsere Gerechtigkeit“ tragen werden.

Diese klaren Schriftstellen werden so gedreht, als ob die davidische Königsfamilie immer ununterbrochen geblieben wäre. Aber wie wird die Fortführung der Nachkommen Davids bis in unsere Tage gesehen?

Hier ihre Antwort: „Die ‚historisch‘ (also nicht die biblische) Forschung bestätigt, dass diese Verheißung (Jer 33:17), bis heute wunderbar in Erfüllung gegangen ist!“ Nach dieser Forschung soll eine weltliche, europäische Nation aus Israeliten bestehen und die auf ihren Thronen sitzenden Könige und Königinnen solle sämtlich Nachkommen aus dem Geschlecht Davids sein. Und das wird den Gläubigen als die Erfüllung von Jer 33:17 dargeboten!

Aber zu diesem 17. Vers gehört auch noch der 18.! In diesem ist genau dasselbe in Bezug auf Priester und Opfer verheißen: „Und den Priestern, den Leviten, soll es nie an einem Manne von Mir fehlen, der Brandopfer opfere und Speisopfer anzünde und Schlachtopfer zurichte alle Tage.“

Hat also die Nachfolge Davids nie aufgehört, dann auch nicht die Nachfolge der opfernden Priester. Weil aber diese nirgends zu finden ist, so ist ebenfalls die Weiterführung der Königslinie in eine weltliche Nation in das Land der Sagen verwiesen.

Aber hören wir, was die Zehnstämmelehre noch weiter von dieser Nation behauptet: „Weil sie das verlorene Israel ist, trägt sie die Zeichen Israels.“ - Eine ganze Anzahl Israel gegebener Verheißungen sollen sich nach dieser Lehre an dieser Nation erfüllt haben. Unter anderem soll sie aufgrund von 1Mo 12:2 die große und mächtige Nation sein und die Nation, welche das Tor ihrer Feinde einnimmt (1Mo 22:17b) und den Reichtum der Erde besitzen wird (1Mo 27:28). Wenn wir aber die heutige Lage dieser Nation prüfen, trägt sie weder die Zeichen Israels noch haben sich an ihr die Israel gegebenen Verheißungen erfüllt. Somit wird diese Lehre selbst von der profanen Geschichte Lügen gestraft. WennUngläubigen diese Lehren unter die Augen kommen, so werden sie in ihrem Unglauben darin bestärkt, dass Gottes Wort nicht die Wahrheit sein kann!

Nachdem wir nun weiter oben aufgrund rechter Schriftteilung darlegten, dass sich dieses neue Dogma von den zehn Stämmen gar nicht mit den göttlichen Aussprüchen von Röm 9:27 u 1Mo 28:14 beweisen lässt, so muss gefragt werden: Wo stammt denn eigentlich diese Lehre her?

Wir haben bereits vernommen, dass sie auf der historischen Forschung beruht. Aber wie steht es mit deren Sicherheit? Hier nimmt uns ein Verfechter derselben das Suchen nach ihrer Herkunft ab, indem er selbst die Antwort auf unsere Frage gibt. Zuerst stellt er in der anfangs angegebenen Schrift die Frage: „Wo wohnen heute die einzelnen Stämme?“ Hören wir nun seine Antwort: „Wir geben die Ergebnisse von Nachforschungen, Überlieferungen und Vermutungen wieder."

In der Tat gründen sich die darauf folgenden Beweisführungen, wie wir sahen, nur auf menschliche Überlieferungen und Vermutungen. Schon aufgrund dieses Zugeständnisses muss der prüfende Gläubige stutzig werden. Ja, auch diese Behauptung, wonach die zehn Stämme zu Nationen wurden, besteht nur aus Aufstellungen rein menschlicher und phantastischer Vermutungen. Und Gottes Wort muss herhalten, Vermutungen und menschliche Überlieferungen glaubwürdig zu machen.

Aus verständlichem Grunde wird aber in der Beweisführung dieser Lehre eine Hauptwahrheit ausgelassen. Das sind die göttlichen Verheißungen von der Wiedersammlung und Heimführung Israels aus den Nationen, welche wir oben angeführt haben. Allein das Wörtlein aus gibt dieser Lehre den Todesstoß. Denn man kann doch nicht sagen, die „zehn Stämme“ werden aus den Nationen heraussgeführt, wenn sie diese Nationen selber wären! Das ist unmöglich auszudenken. Trotzdem bezichtigen die Befürworter dieser Lehre die sie Ablehnenden eines Denkfehlers.

Die Verheißung von der Sammlung der Juden und Israeliten betreffen ja nicht nur die Nachkommen der Stämme Judas und Benjamins, sondern auch diejenigen Israels, der zehn Stämme. Denn Hes 28:25 heißt es ausdrücklich, dass der Herr das Haus Israel aus den Völkern sammeln werde, unter welche sie zerstreut worden sind. Hinzu kommt noch, dass mit der verheißenen Sammlung der versprengten Glieder des Volkes Israel in ihr Land im kommenden Königreich ganze Erdteile entvölkert würden, wenn nämlich nach der Zehnstämmetheorie alle weißen Menschen in Europa und Amerika Israeliten wären. Dazu wäre selbst das n ach den biblischen Verheißungen vergrößerte Land Israel (2Mo 34:24; 5Mo 12:20; 5Mo 19:8) niemals in der Lage, eine solche Menschenmasse (Hunderte von Millionen) aufzunehmen.

Unerhört ist auch, wie die Vertreter dieser Lehre diese einschätzen. Sie sagen von ihr, dass sie in ihrer gewaltigen Bedeutung und Auswirkung auf unsere Erkenntnis mindestens an die Bedeutung der Allaussöhnungs-Erkenntnis heranreiche! In der All-Aussöhnung am Endziel Gottes, sind aber alle Nationen einschließlich Israel in die neue Menschheit eingegangen. Diese Erkenntnis steht doch damit sehr weit über der Einteilung der Nachkommen Adams in Völker und Nationen.

Nicht nur, dass die Lehre von den zehn Stämmen keinen biblischen Grund hat, jetzt wird sie auch noch an Bedeutung der Erkenntnis über Gottes Endziel gleichgestellt und so übertrieben hoch erhoben, dass sie an diese herrlichste Wahrheit der ganzen Heiligen Schrift heranreichen soll! Damit wird aber Gegnern der Allaussöhnung eine gute Waffe in die Hand gegeben. Denn sie können sagen: „Wenn die Allaussöhnung einer Irrlehre gleichgestellt wird, so muss sie selbst eine solche sein!“

Aber welch eine weitere Tragik liegt noch in dieser Abfalllehre! Ihre Verkündiger verurteilen die heutigen modernen Theologen und dabei liefern sie ihnen Argumente für ihren Angriff auf die Wahrhaftigkeit der Heiligen Schrift. Denn ihre Zehnstämmelehre ist längst als Ergebnis menschlicher Vermutungen und als menschliche Überlieferung bloßgestellt, welche Gotte Wort ungültig machen. Denn durch diese werden ja unser Herr und der Apostel Paulus korrigiert, weil sie von Nationen reden, wo diese die zehn Stämme Israels sein sollen. Damit greift diese Lehre tatsächlich zerstörend an die Wurzel von Gottes Wort.

Diese Folgerung muss deshalb als eine gefährliche Irrlehre der Endzeit zur Warnung für die Gläubigen an den Pranger gestellt werden. Sie besteht aus menschlichen Überlieferungen, die Gottes Wort ungültig machen Sie ist schlimmer als die Irrtümer der heutigen modernen Theologen, denn theoretisch bejaht sie Gottes Wort als solches, doch sie korrigiert es dabei mit menschlichen Lehren, die ausgesprochene Sagen sind.

Diese Lehre stellt deshalb eine Erfüllung von 2Tim 3:3-4 dar. Wir haben in ihr einen besonderen Fall von: Umhergetragensein von jedem Winde der Lehre durch die Laune der Menschen und die List darauf gerichtet den Irrtum planmäßig zu machen (Eph 4:14).

Da diese Lehre nicht mit Gottes Wort bewiesen werden kann, versucht man sie mit der historischen Forschung zu beweisen, also wissenschaftlich. Diese Wissenschaft aber ist nach 1Tim 6:20-21 „eine Gegenaufstellung zu Gottes Aussagen“ und deshalb „eine fälschlich benannte Wissenschaft“, die vom Glauben abschweift, ja, nach 1Tim 4:1 zum Abfall vom Glauben verführt. Denn bei dieser Lehre und ihrer Beweisführung geht man ganz verkehrt mit Gottes Wort um.

Anstatt dass man die Heilige Schrift zur Prüfung von historischer Forschung heranzieht und diese so als falsch erkennt und deshalb verwirft, werden menschliche Vermutungen und Überlieferungen als Grundwahrheit angenommen und Gottes Wort wird zu ihrer Rechtfertigung umgebogen. Das heißt man: „Gottes Wort verschachern“, wie Paulus diesen Frevel 2Kor 2:17 nennt, oder auch „Gottes Wort betrügerisch handhaben“ (2Kor 4:2). Wie muss doch eine solche Einstellung zur Schrift Gott und Seinen Sohn betrüben!

Angesichts eines solchen Irrtums, mit dem versucht wird die Gläubigen über ihre wahre Herkunft zu täuschen, muss die paulinische Mahnung erhoben werden (1Tim 1:3-4): „.. nicht andersartig zu lehren, noch achtzugeben auf Sagen und endlose Geschlechtsregister ...“ Denn wenn man unsere Abstammung auf die zehn Stämme zurückführen will, wären wir tatsächlich in israelitische, endlose Geschlechtsregister verwickelt. Deshalb sprechen wir den Gläubigen zu, sich nicht auf einen solchen Ab weg führen zu lassen, der uns zu allem auch „von unserem himmlischen Erwartungsgut fortbewegt!“

Doch bei dem allem liegt es uns fern, Israels niedrigere Stellung im Evangelium der Beschneidung gering zu achten und überheblich auf diese herabzublicken. Im Gegenteil! Wir befolgen auch hier die uns Phil 2:4 gegebene Mahnung, indem wir nicht nur auf das Unsere achten, sondern auch auf das des Anderen. Und das ist Israels Beruf und Losteil. Darüber freuen wir uns mit Dank zu Gott, dass Israels Gnadengaben und seine göttliche Berufung unbereubar sind (Röm 11:29).

Deshalb wenden wir uns nun von den unsere Herzen betrübenden Bildern von Israels heutigem Niedergang weg und betrachten zu unserer Glaubensstärkung hinfort das lichte und strahlende Bild seiner herrlichen Zukunft!

„Denn was wird ihre Wiederannahme sein, wenn nicht Leben aus den Toten?“ (Röm 11:15). Wahrlich, kein anderer Vergleich könnte uns trefflicher und vollkommener Israels künftiges Sein in der Wiederherstellung beschreiben als dieses Gleichnis mit der gewaltigsten Gottes: dem Leben aus den Toten.

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