Die Apostelgeschichte Kapitel 13

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift Apostelgeschichte in täglichen Andachten Band I - VI
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

13. Die Apostelgeschichte Kapitel 13

Aussendung des Barnabas und Paulus zur ersten Missionsreise (Teil 2) - V. 1-4
Barnabas und Paulus auf Zypern - V. 4-12
Tätigkeit in Antiochia in Pisidien - V. 13-52

Aussendung des Barnabas und Paulus zur ersten Missionsreise (Teil 2)

Apg 13:1

„Der in Antiochien bestehenden herausgerufenen Gemeinde entsprechend gab es dort Propheten und Lehrer; Barnabas wie auch Simeon (genannt Niger) und Lucius (der Kyrenäer), außerdem Manaen (den Pflegebruder des Vierfürsten Herodes) und Saulus.“

Wir möchten heute zuerst noch einen Moment auf Johannes (mit dem Beinamen „Markus“) eingehen, der im gestrigen Vers genannt wurde: Er war ein Bewohner Jerusalems, seine Mutter Maria wird in Apg 12:12 genannt. Sein Name kommt in den vier Evangelien nicht vor, wohl aber hier in der Apostelgeschichte, wo er noch unsere ganz besondere Aufmerksamkeit erwecken wird. Selbst in den Paulusbriefen finden wir ihn, zuletzt, als ihn Paulus noch kurz vor seinem Tod holen ließ (2Tim 4:11). Wir heben diesen Namen auch deshalb hervor, weil dieser Markus mit großer Wahrscheinlichkeit der Verfasser des so genannten „Markus-Evangeliums“ ist.

Wir schauen jetzt wieder auf das Geschehen in Antiochien, hier zeichnet sich nämlich ein neuer Weg Gottes ab: Bis zu diesem Zeitpunkt bewegte sich das Evangelium ausschließlich auf jüdischem Boden, und dies bis zur äußersten Grenze. Nachdem aber die Masse des Volkes Israel das Angebot abgelehnt hatte, ging das Evangelium vom Königreich auch noch zu den Juden in der Zerstreuung, also zu Juden, die unter den Nationen lebten. Dabei hat Jerusalem seine Stellung als „Ausgangsort und Zentrum der Königreichsbotschaft“ verloren und das syrische „Antiochien“ rückt als Ausgangsort in den Mittelpunkt.

Genannt werden in unserem heutigen Leitvers fünf Männer, und wir möchten darauf hinweisen, dass die Zahl „fünf“ die Zahl der Gnade ist! Dieser Hinweis soll uns zeigen, dass Gott einen neuen Segenskanal für Seine Gnade vorbereitet, nachdem Israel diese Gnade nicht annehmen wollte.

Apg 13:1

„Der in Antiochien bestehenden herausgerufenen Gemeinde entsprechend gab es dort Propheten und Lehrer: Barnabas wie auch Simeon (genannt Niger) und Lucius (der Kyrenäer), außerdem Manaen (den Pflegebruder des Vierfürsten Herodes) und Saulus.“

Wir haben gestern auf die Zahl „fünf“ hingewiesen, und ihre Bedeutung auch mit dem Kommenden verbunden. Die „Gnade“ rückt immer mehr in den Mittelpunkt. Ein Beispiel dafür sehen wir auch gleich in einem der fünf Namen: „Manaen“!

In unserem Leitvers wird gesagt, dass er der Pflegebruder des Herodes ist, was bedeutet, dass er von derselben Mutter aufgezogen wurde wie der unzüchtige Herodes (auf dessen Geheiß Johannes der Täufer enthauptet wurde, weil er seine Unmoral angeprangert hatte). Manaen war also von Kind an Einflüssen ausgesetzt, die durchweg negativ waren. Und plötzlich taucht sein Name auf, dazu noch in einem Atemzug mit dienenden Brüdern in Antiochien – was war mit diesem Mann geschehen?

Wir können es nur als „Gnade“ bezeichnen, „verwandelnde Gnade Gottes“, die gerade Manaen aus seinem total verdorbenen Umfeld herausriss und ihn in die Gemeinschaft der Gläubigen in Antiochien stellte.

Zeigt uns das nicht, dass niemand von der Liebe Gottes ausgeschlossen ist? Dass gerade jene Menschen, von denen wir es am wenigsten erwarten, vom Wort Gottes getroffen und gerettet werden? Hüten wir uns also stets davor, die unfassbare Größe der Gnade Gottes zu schmälern, indem wir in unseren Augen hoffnungslose Menschen einfach aufgeben! Jeder Mensch ist für Gott so unendlich kostbar, dass Er ihm auch durch schwerste Gerichte hindurch nachgeht und diesem spätestens am Ende der Äonen den Namen „Jesus“ aufleuchten lässt, so dass auch der Letzte in diesem Namen seine Rettung und sein Heil findet!

Apg 13:2

„Während sie ihren Dienst für den Herrn versahen und fasteten, sagte der Geist, der heilige: Sondert Mir auf jeden Fall Barnabas und Saulus für das Werk ab, zu dem Ich sie berufen habe“.

Unser 13. Kapitel ist der große Schauplatz in Gottes Heilsplan, wo überaus wichtige Wendepunkte eingetreten sind, der größte und für uns so entscheidende Wendepunkt ist der, dass in diesem Kapitel die herausgerufene Körpergemeinde Christi Jesu ihren Anfang nimmt! Das fängt damit an, dass der ja bereits in den Dienst gerufene Saulus in unserem heutigen Leitvers noch einmal in auffälliger Weise berufen wird.

Hier, und nicht früher, ist für uns der Zeitpunkt gekommen, wo wir aufmerken, wo wir aus unserer Wartestellung heraustreten dürfen, denn jetzt öffnet Gott die Tür zu den Nationen, die allerdings zu einem anderen Verheißungsgut führt, als jene Tür, die Petrus dem Kornelius geöffnet hat. Wir werden also zunehmend von der Beschneidung weggeführt und auf einen Weg gestellt, der mehr und mehr von der überströmenden Gnade beherrscht wird. Es ist die Gnade, die uns gemäß 2Tim 1:9-10 „in Christus vor äonischen Zeiten gegeben ist, nun aber durch das Erscheinen unseres Retters Christus Jesus offenbart wird …“.

Wir müssen uns aber trotz der herrlichen Ankündigung noch etwas in Geduld üben, denn was unser Leitvers aussagt, ist im Grunde die Fortsetzung von Apg 1:8. In jenem früheren Vers wurden die Apostel bis zur letzten Grenze des Landes (Palästina) geschickt, nun setzt sich erst einmal diese Linie über die Grenzen Israels hinaus weiter. Im Lande selbst war die Entscheidung gefallen, das Volk (die große Masse) hatte Jesus als Messias abgelehnt. Es fehlte noch die Entscheidung jener Juden, die im Ausland, also unter den Nationen lebten. Hierhin ging erst einmal der Auftrag des Barnabas und Saulus!

Apg 13:3

„Dann fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und entließen sie.“

Wir können hier nicht eindringlich und oft genug darauf hinweisen, dass wir an einer Wende angelangt sind, wo Gott einen anderen Weg einschlägt, als bisher mit Petrus! Und dieser neue Weg beginnt, wie schon gestern gesagt, mit der Absonderung des Barnabas und Saulus! Wer diese Weggabelung verpasst bzw. nicht beachtet, wird fortan auf einem falschen Weg wandeln, nämlich dem Weg zum irdischen Königreich, den Gott jetzt zunehmend verengt, bis schließlich ein totales Halteverbot kommt! Es ist ein trauriges Kapitel im Verlauf der Christenheit, dass Gläubige sich trotzdem auf diesem für uns gesperrten Weg weiter bewegen, allerdings mit dem auffälligen Merkmal: Die Augen ihres Herzens sind unerleuchtet, sie haben das Erwartungsgut ihrer Berufung nicht erkannt, wissen nichts von dem Erwartungsgut Seiner Berufung … Paulus als Lehrer der Nationen ist ihnen wenig bewusst und wichtig, ihre geistliche Speise ist ein Gemisch, bestehend zu einem großen Teil aus den Evangelien und zu einem geringen Teil aus den Paulusbriefen – statt erleuchtete Augen des Herzens finden wir verblüffende Unkenntnis und Dunkelheit über Gottes Ratschluss!

Zurück zum Geschehen in Antiochien, und dies wurde vom Geist dem heiligen übernommen: Wir sehen die Gemeinde, und mitten in ihr (nicht über ihr thronend) die Propheten und Lehrer ihren Dienst versehend, unterstützt durch Fasten. Dieses „Fasten“ war nicht nur eine Enthaltsamkeit von bestimmten Speisen, sondern vielmehr das vertiefte Konzentrieren auf die innere Stimme des Herrn, und dies möglichst ohne äußere Beeinflussung, auch nicht durch ein Hungergefühl. In diesem Zustand war es dann möglich, dass einer der Propheten oder Lehrer aufstand und, getrieben vom heiligen Geist, jenes aussprechen musste, was wir in Vers 2 gelesen haben.

Es ist auch immer wieder für uns eine Prüfung wert, inwieweit wir überhaupt in ähnlicher Weise so tief und unbeeinflusst die innere Stimme unseres Herrn vernehmen können!

Der Geist, der heilige, sagte der Gemeinde, Barnabas und Saulus für das Werk abzusondern, zu dem „Ich“ sie berufen habe; und hinter dem „Ich“ dürfen wir den erhöhten Herrn sehen. „Er“ ist es, der in der Vollmacht des Vaters das gesamte All zum Vater zurückbringt. „Absonderung“ bedeutet ja immer ein „Wegrücken vom Bisherigen“, in diesem Fall ein „Wegrücken vom Weg zum irdischen Königreich“ und dafür ein „Hin“ zu einer ganz neuen Herausgerufenen, nämlich jener aus den Nationen. Und genau dies ist das Werk, zu dem die zwei Brüder berufen wurden.

Dieses „Hin zu einer ganz neuen Herausgerufenen“ geschah aber nicht innerhalb kurzer Zeit, zuerst mussten ja einmal diese Glieder berufen werden, das heißt, ihre Berufung musste ihnen bewusst werden (erwählt waren sie ja gemäß Eph 1:4 schon vor dem Niederwurf der Welt). Dazu benutzte Gott eine „Verwaltung des Übergangs“, also eine Zeitspanne, in welcher dieser Übergang vollzogen wurde.

Wir wollen bei dieser ersten Absonderung und Aussendung betonen, dass es nicht die Gemeinde ist, die den Auftrag vergibt, sondern der Geist der heilige! Das bedeutet, dass die ganze Mission unter dieser Geistesführung steht! Hier sehen wir den gewaltigen Lebensstrom, der ab jetzt die Nationenwelt erfasst und durchflutet. Zuerst sendet der Vater den Sohn (Joh 20:21), der Sohn sendet den Geist (Lk 24:49), der zuerst die Pfingstgemeinde erfasst, dann sendet dieser Geist, der heilige, auch die ersten Missionare in die Nationenwelt.

Unter „Fasten und Beten, sowie unter „Händeauflegen“ werden die zwei Brüder entlassen … die „Verwaltung des Übergangs“ löst die bisherige „Pfingstverwaltung“ ab!

Barnabas und Paulus auf Zypern

Apg 13:4

„Darauf gingen sie nun, vom heiligen Geist ausgesandt, nach Seleucia hinab und segelten von dort nach Cypern.“

Wir stehen am Beginn einer ersten Reise – sie wird gerne als „erste Missionsreise des Paulus“ bezeichnet – und es ist für viele von uns interessant, wenn wir uns schon vorher von der gesamten Reiseroute (wenn möglich auf einem Atlas) einen Überblick verschaffen:

Vom syrischen Antiochien gab es zwei große Wege in die Nationenwelt, einmal der Landweg über Tarsus, oder der Seeweg - den Letzteren wählten Barnabas und Saulus. So ging es zuerst zum nahe gelegenen Seehafen Seleucia, und von dort zur Insel Cypern, wo sie an der Ostküste in Salamis landeten. Der nächste Ort auf Cypern war Paphos an der Westküste gelegen, von wo sie wieder per Schiff nach Perge (in der heutigen Türkei) übersetzten. Von Perge reisten sie nach Antiochien (in Pisidien) weiter, dann nach Ikonion, Lystra, Derbe, und dann wieder den gleichen Weg zurück über Lystra, Ikonion, Antiochien zum Seehafen Perge, und dann per Schiff direkt zurück nach Seleucia und ihren Ausgangspunkt „Antiochien“. Wir weisen noch einmal darauf hin, dass wir es mit zwei „Antiochien“ zu tun haben, dem in Syrien gelegenen Antiochien (dem Ausgangspunkt der Reise) und jenem in Pisidien (Türkei). Das Hauptgebiet ihres Wirkens lag also einmal kurz in Cypern und dann in der heutigen Türkei, aber noch nicht in Europa!

Verschaffen wir uns aber noch einmal eine Gesamtübersicht über das Bisherige: Die zwölf Apostel hatten den Auftrag bis zur äußersten Grenze Israels – er war von der Masse des Volkes her gesehen erfolglos. Damit verloren die Apostel wie auch Jerusalem ihre Stellung! Antiochien wurde die neue Mitte des Evangeliums, vertreten von Propheten und Lehrern. Es galt nun, auch den Juden in der Zerstreuung das Königreichsangebot zu machen, wobei Saulus mehr und mehr zu solchen aus den Nationen geführt wurde. In dieser Richtung geht also unsere Apostelgeschichte weiter.

Apg 13:5

„In Salamis angekommen, verkündigten sie das Wort Gottes in den Synagogen der Juden. Als Gehilfen hatten sie noch Johannes.“

Wir beginnen heute, indem wir Barnabas und Saulus einfach hinterher reisen und landen als erstes in Salamis auf der Insel Cypern.

Das Ziel der Brüder war, allen Juden außerhalb der Grenzen Israels das Evangelium des irdischen Königreichs anzubieten; es darf uns also nicht verwundern, dass der Weg von Barnabas und Saulus ganz natürlich in die jüdischen Synagogen führte! Und da von „Synagogen“ (in der Mehrzahl) die Rede ist, muss schon hier in Salamis eine stattliche Anzahl von Juden gelebt haben. In den Synagogen herrschte für alle Glaubensgenossen große Redefreiheit, und davon machten die Brüder sicherlich gerne Gebrauch. Es darf auch angenommen werden, dass viele Juden auf Grund der uns bekannten Verfolgung nach Cypern geflohen sind und somit das Geschehen in und um Jerusalem hier nicht ganz unbekannt war. Über den Erfolg oder Misserfolg dieser ersten Arbeit der Brüder lesen wir nichts, es herrscht darüber ein auffallendes „Schweigen“!

Das Volk Israel war (und ist immer noch) Gottes auserwähltes Volk! Kein Glied dieses Volkes sollte jemals sagen können, es habe nichts von dem „Jesus aus Nazareth“ erfahren. Somit musste die Botschaft des Königreichs auch den letzten Juden in der Zerstreuung erreichen, und dies mit absolutem Vorrang! Aus diesem Grund schrieb Paulus noch zu Beginn des Römerbriefes im Hinblick auf das Evangelium: „… dem Juden zuerst wie auch dem Griechen“ (Röm 1:16). Und erst als auch diese Juden in der Zerstreuung mehrheitlich das Angebot des Königreichs ausschlugen, ging der Weg Pauli endgültig zu den Nationen.

Wir schauen aber heute noch auf die dritte Person, Johannes, den unser Leitvers als „Gehilfe“ anführt: Es ist jener Johannes Markus, den die Brüder gemäß Apg 12:12 und Apg 12:25 aus Jerusalem nach Antiochien mitnahmen –er spielt noch eine ganz besondere Rolle.

Apg 13:6

„Nachdem sie die ganze Insel bis Paphos durchzogen hatten, fanden sie dort einen jüdischen Mann namens Bar-Jesus, einen Magier und falschen Propheten,“

Wie schon erwähnt, wird uns nicht gesagt, was Barnabas und Saulus in Salamis erreicht haben, wir lesen heute nur, dass sie die Insel von der Ostküste bis zur Westküste, wo Paphos liegt, durchzogen haben, was schon eine gewisse Zeit in Anspruch nahm. In Paphos wurden sie dann nach göttlicher Führung mit einem Mann zusammengeführt: „Bar-Jesus“. Schauen wir zuerst auf diesen Bar-Jesus, wer war er, welche Rolle spielte er?

Er war zweifellos ein Jude, der außerhalb der Grenzen Israels lebte. Sein Name „Bar-Jesus“, was soviel wie „Sohn des Jesus bzw. Josua“ bedeutet, sollte wohl auf die enge Verbundenheit mit dem Messias hinweisen. Sein weiterer aus dem Arabischen stammender Name „Elymas“, der in Vers 8 angeführt wird, bedeutet so viel wie „Weiser“, und zeigt an, dass er auch aus der arabischen Welt Weisheiten für seine falsche Kunst übernommen hatte. Weiter erfahren wir über ihn, dass er ein Magier und falscher Prophet war. Er scheint damit ein Vertreter der „Kabbala“, einer jüdischen Geheimlehre, zu sein, die schon damals einen erheblichen Einfluss auf die „Nichtjuden“ hatte. Hinter dieser okkulten Lehre standen mit Sicherheit dämonische Mächte – es ging somit eine unheimliche magische Wirkung von diesem Manne aus, dem offensichtlich auch der römische Prokonsul erlag.

Der Magier und falsche Prophet (diese Bezeichnung zeigt uns deutlich seine Abtrünnigkeit) muss aber auch als ein Musterbeispiel für das abtrünnige Israel gesehen werden, das bis zur von Gott festgesetzten Zeit mit Blindheit geschlagen ist.

Auf diesen Mann stießen Barnabas und Saulus, man kann auch sagen: das Licht stieß auf die Finsternis, und es zeigt sich im Folgenden, dass ein spannender Kampf entstand.

Apg 13:7

„… der mit dem Prokonsul Sergius Paulus, einem verständigen Mann, zusammen war. Dieser ließ Barnabas und Saulus zu sich rufen und suchte das Wort Gottes zu hören.“

Sergius Paulus war ein verständiger Mann, also einer, der auch über bestimmte Dinge „nachdenken konnte“. Diese Eigenschaft wirkte sich bei ihm derart aus, dass er sich nicht mit seinem damaligen Zustand zufrieden gab, sondern ständig auf der Suche nach etwas war, das ihm mehr Halt und Zuversicht gab. So ist es nicht verwunderlich, dass der römische Prokonsul diesen Bar-Jesus offensichtlich zu seinem Vertrauten und Ratgeber gemacht hatte, denn zum einen zeigt es, dass die heidnischen Religionen und Götter keinen festen Halt vermitteln konnten, zum anderen erkennen wir darin die starke Anziehungskraft okkulter Praktiken, dem der Prokonsul offensichtlich erlag und dem auch heute noch leider manche Gläubige erliegen.

Das Wichtigste und Interessanteste an Sergius Paulus ist aber für uns, dass dieser „Nichtjude“, der auch kein Proselyt war, nach Barnabas und Saulus rufen ließ, um das Wort Gottes zu hören. Vergleichen wir ihn hier einmal kurz mit Kornelius, der uns ja noch bestens in Erinnerung ist: In Apg 10:1-2 lesen wir, dass dieser Proselyt samt seinem ganzen Haus fromm und gottesfürchtig war, Almosen gab und allezeit zu Gott flehte. Zudem hatte er noch ein Gesicht, wo ein Bote Gottes ihn auf die Begegnung mit Petrus vorbereitete. All diese Eigenschaften und Voraussetzungen fehlten bei Sergius Paulus, im Gegenteil: Er befand sich unter dem starken Einfluss dämonischer Mächte. Hier darf man sich fragen, wie es möglich wird, dass solch ein Mann überhaupt nach Gottes Wort noch rufen kann – aus sich heraus wäre er dazu ja nicht in der Lage! Die Antwort ist, dass wir hier einen Mann aus der Nationenwelt sehen müssen, der als Erstling aus den Nationen zur Körpergemeinde gezählt werden muss. Als solcher war er in Christus vor dem Niederwurf der Welt von Gott auserwählt und wird jetzt und hier gerufen!

Apg 13:8

„Da widerstand ihnen Elymas, der Magier (denn so wird sein Name verdolmetscht), und suchte, den Prokonsul vom Glauben abzuwenden.“

Wir hoffen, dass all unsere Leser gemerkt haben, an welch entscheidendem Punkt wir in unserer Apostelgeschichte angelangt sind: Der Erstling aus den Nationen, „Sergius Paulus“, wird von Gott berufen!!! Das bedeutet auch, dass die Körpergemeinde Christi Jesu in Erscheinung tritt, wenn auch noch verhüllt! Dieses Ereignis hat aber noch einen prophetischen Zug: An Sergius Paulus enthüllt Gott den Weg, den Er mit Seinem Wort an die Nationen einschlagen wird, nämlich ohne Sein Mittlervolk Israel!

Zurück zu Sergius Paulus: Dieser ließ Barnabas und Saulus rufen (was nur der Geist, der heilige, in ihm bewirken konnte) und hörte sich das Wort Gottes an. Unser Leitvers lässt klar erkennen, dass der Prokonsul den beiden Männern glaubte, was wiederum den Magier Bar-Jesus, hier wird er „Elymas“ genannt, auf den Plan ruft.

„Elymas“ bedeutet ja, wie wir vor zwei Tagen ausgelegt haben, soviel wie „Weiser“; dass dieser Name nun ins Spiel kommt, lässt uns erkennen, dass jetzt weltlich/dämonische Weisheit gegen göttliche Weisheit kämpft. Der Magier muss um seinen Einfluss und seine Stellung fürchten und widersetzt sich mit allen Mitteln. Wie sah nun sein Kampf aus?

Klar ist, dass Elymas das Wort Gottes nicht widerlegen konnte, hier kam er gegen Barnabas und Saulus nicht an; seine Kunst und Weisheit bestand darin, das Wort zu verdrehen, Halbwahrheiten aufzustellen oder Aussagen aus dem Zusammenhang zu reißen und damit den Prokonsul irre zu machen! Diese Taktik ist uns allen doch sehr wohl bekannt – viele Gemeinschaften und Glaubensrichtungen, die sich zu einem gewissen Teil bis heute mehr bekämpfen, anstatt sich zu lieben, geben uns einen traurigen Beweis dafür, dass viel Unkenntnis über Gottes Wort vorhanden ist und damit unser Wandel (nicht unsere Stellung in Christus) von Satan durchaus angreifbar ist!

Apg 13:9

„Saulus aber, der auch Paulus heißt, war mit heiligem Geist erfüllt;“

Es soll uns nicht wundern, wenn gerade an diesem Punkt aus Saulus „Paulus“ "wurde! Mit dem Römer Sergius Paulus sehen wir nicht nur den von Gott berufenen Erstling aus den Nationen, sondern jetzt tritt auch Saulus/Paulus in den Vordergrund.

Paulus hatte ja schon von Geburt an die römische Staatsangehörigkeit (siehe Apg 22:28 b), was auch den römischen Namen „Paulus“ beinhaltete; nur - dieser römische Name stand bisher völlig im Hintergrund! Doch jetzt änderte sich Wesentliches in seinem Leben: Sein hebräischer Name „Saulus“ musste in den Hintergrund treten und dem römischen Namen „Paulus“ Platz machen; dieser Namenswechsel war notwendig, weil ab diesem Datum sein wichtigster Dienst, nämlich der „an den Nationen“, begann!

Beachten wir weiter, dass zurückliegend immer Barnabas zuerst genannt wurde, und Saulus an zweiter Stelle stand. Jetzt wechselt nicht nur der Name Saulus in Paulus, sondern Paulus steht künftig an erster Stelle, er wird zum Führer der im Weiteren an den Nationen dienenden Brüder! Ist es nicht wunderbar, wie Gott alles führt und lenkt? Dieser so wichtige wie spannende Moment darf uns, liebe Geschwister, ruhig auch heute noch innerlich bewegen!

Paulus war, als er dem Magier entgegen trat, mit heiligem Geist erfüllt – das war die einzige siegreiche Waffe gegen den Geist der falschen Prophetie. Praktisch stehen sich der Prophet des Herrn und der Prophet Satans gegenüber! Greifen wir an dieser Stelle für uns das in Eph 6:17 genannte letzte Waffenstück heraus, „das Schwert des Geistes, das ein Ausspruch Gottes ist“: Es ist das einzige aller aufgezählten Waffenteile, das auch zum Angriff tauglich ist (alle anderen Teile dienen nur der Abwehr und dem Schutz). Mit diesem Schwert des Geistes können wir den Feind in die Flucht schlagen und damit einen Freiraum zwischen uns und ihm schaffen!

Apg 13:10

„er sah ihn fest an und sagte: O du, voll allen Betruges und aller Heimtücke, du Sohn des Widerwirkers und Feind aller Gerechtigkeit, wirst du nicht aufhören, die geraden Wege des Herrn zu verdrehen?“

Wir können direkt an das Gestrige anschließen - Satan und seine Helfershelfer im Kampf gegen die Gerechtigkeit und die geraden Wege des Herrn:

Paulus trat dem Sohn des Widerwirkers Elymas „geisterfüllt“ entgegen und die Waffe des Geistes, das Schwert (Eph 6:17), ist ja auch uns gegeben. Die Frage ist nur, ob wir dies überhaupt wissen, und wenn dies der Fall ist, ob wir dieses Schwert auch richtig einsetzen?

Im Grunde geht es um die richtige Handhabung des Wortes Gottes, welches ja dieses Schwert des Geistes darstellt, und hier finden sich mehr als gravierende Mängel! Ein Hauptmangel ist die Unkenntnis des Wortes Gottes! Wie oft (wenn überhaupt) lesen wir die Bibel vollständig? Haben wir eine Übersicht über Gottes Wort? Haben wir überhaupt schon gemerkt, dass dieses Wort Gottes verschiedene Empfänger anschreibt, nämlich einmal Gottes Bundesvolk Israel und zum anderen uns, die Nationen? Haben wir erkannt, dass Gott verschiedene Zeitabläufe festgelegt hat, z.B. Haushaltungen und Äonen? Es ist verblüffend, wie wenig sich ein guter Teil der Gläubigen auch heute noch über dieses elementarste Grundwissen der Bibel auskennt.

Wir appellieren aus obigem Grund heute und immer wieder dafür, das Wort Gottes im Zusammenhang zu lesen und nicht einfach nur einzelne angenehme Verse herauspicken und diese hochheben! Wer nur immer einzelne Verse herausgreift, wird schnell das Opfer falscher Propheten vom Typ eines Elymas – deshalb „empfangt das Schwert des Geistes, das ein Ausspruch Gottes ist“ – und handhabt es auch richtig!

Paulus schimpft nicht auf Elymas, er lässt sich auch auf keinen Disput mit ihm ein, er deckt nur ganz einfach das wahre innere Wesen dieses Magiers auf, und dies getrieben vom heiligen Geist (lies hierzu 1Kor 2:15). Aufgedeckt wird „Betrug, Heimtücke, Ungerechtigkeit und das Verdrehen der geraden Wege des Herrn“! All dies gab es vom Anbeginn der Menschheit an bis heute, nur: Noch nie traten diese widerwirkerischen Eigenschaften so offen zutage wie heute! Wir leben also ganz offensichtlich in einer letzten Phase dieser Verwaltung der Gnade, wo der Widerwirker alles daransetzt, uns zu verwirren und zu vernebeln!

Neben all den furchtbaren negativen Erscheinungen, denen wir heute ausgesetzt sind, ist uns eines ganz besonders wichtig: Das Verdrehen der geraden Wege des Herrn, oder direkter gesagt: Die Vernebelung des einen Weges:

Jesus!

„Ich bin der Weg …“, so lesen wir in Joh 14:6, es sind die eigenen Worte des Herrn! Und dieser Weg ist auch die Wahrheit und das Leben! Der Name „Jesus“, dieser Schönste aller Namen, zu dem uns der gerade Weg führen soll, wird heute total verformt, und dies bis zur Verleugnung und Stillschweigung Jesu! Es ist geradezu grotesk: Anstatt den Namen „Jesus“ hochzuhalten, Ihn zu verherrlichen, wird er totgeschwiegen! Unser ach so christlich geprägtes Abendland hat den Namen „Jesus“ bereits weitgehend aus seinem Wortschatz getilgt, man braucht Ihn offenbar nicht mehr!

Geschwister! halten wir diesen herrlichen Namen „Jesus“ umso höher! Er ist der einzig gerade Weg! „Jesus“!

Apg 13:11

„Und nun siehe, die Hand des Herrn ist auf dir, und du wirst blind sein und bis zum festgesetzten Zeitpunkt die Sonne nicht erblicken!> Auf der Stelle fiel Nebel und Finsternis auf ihn; er ging umher und suchte jemand, der ihn an der Hand leite.“

Paulus – und so dürfen wir ihn ja ab sofort nennen – deckt aber nicht nur des Elymas Inneres auf und bringt es an das göttliche Licht, nein, er stellt ihn auch unter ein göttliches Gericht, und zwar „Blindheit bis zum festgesetzten Zeitpunkt“! Und ganz wichtig für Paulus: Das Gericht vollzieht sich augenblicklich!:

Wir müssen an dieser Stelle etwas ausführlicher werden, denn ohne Zweifel vollzieht Paulus hier seine erste eigentliche Amtshandlung als „Apostel der Nationen“! Um diese Handlung aber auch richtig zu würdigen, müssen wir erkennen, dass Elymas im Grunde das Volk Israel versinnbildlicht! Er ist das getreue Abbild des abtrünnigen Israels, über welches gemäß 1Thes 2:15-16 der Zorn Gottes kommt, der zum Abschluss führt.

Halten wir zweierlei fest: Zum einen müssen wir hier einen göttlichen Hinweis auf die Zurücknahme des Königreichangebotes (an deren Spitze ja Petrus steht) an Israel erkennen, zum anderen müssen wir sehen, dass hier sehr eindeutig dem Volk Israel „Blindheit“ auferlegt wird, wie wir es am Schluss der Apostelgeschichte (Apg 28:26-27) lesen. Im Erkennen um diese Blindheit, die auf sein Volk gekommen ist, schreibt Paulus ja später an die Römer: „Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vervollständigung der Nationen eingehe“ (Röm 11:25 b).

Jetzt muss uns noch ein dritter Punkt wichtig werden: Unser Leitvers spricht von Blindheit „bis zum festgesetzten Zeitpunkt - mehr war damals nicht geoffenbart! In Röm 11:25 lüftet Paulus ein Geheimnis: Der festgesetzte Zeitpunkt ist dann gekommen, wenn der Letzte aus den Nationen zur Körpergemeinde Christi Jesu gerufen ist – das ist doch „Spannung pur“, liebe Geschwister!

Ist uns wirklich so richtig bewusst, liebe Geschwister, dass wir gestern ein Geheimnis gelüftet haben, welches zum Zeitpunkt der Ereignisse um Sergius Paulus noch nicht bekannt war?

„Göttliche Geheimnisse“ schützen vor Überforderung! Gottes Volk „Israel“ (vor allem die Jünger Jesu) hätte es zum damaligen Zeitpunkt nicht ertragen können, dass es einmal seine Rolle als Segenskanal für das Wort Gottes verlieren könnte, wenn auch nur für eine festgesetzte Zeit (lies Joh 16:12)! So leuchtet hier die Liebe und Barmherzigkeit Gottes mit Seinem Volk vor uns auf! Alles, was Sein Volk verletzen oder kränken könnte, hüllte Er weisheitsvoll in ein Geheimnis! Erst Paulus durfte im Römerbrief (Apg 11:25-27) dieses Geheimnis enthüllen. Es geht in diesem uns heute enthüllten Geheimnis darum, dass gerade wir Verständnis für Israels Beiseitestellung haben sollen, weil Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens wirkt! Und dieser göttliche Wille beinhaltet: 1.) Israel musste den Sohn Gottes kreuzigen; 2.) Israel musste auch das zweite Angebot zur Annahme des irdischen Königreichs ablehnen; 3.) Israel musste verstockt werden; 4.) diese Verstockung ist aber zeitlich begrenzt; 5.) die Verstockung brachte auch Israels Beiseitestellung als Segenskanal Gottes mit sich; 6.) durch die Beiseitestellung Israels ging das Evangelium an die Nationen, aus denen Gott schon vor dem Niederwurf der Welt in Christus eine festgesetzte Zahl auserwählt hatte (siehe Eph 1:4).

Haben wir einen Grund, uns in irgendeiner Weise über Israel zu erheben? Im Gegenteil, liebe Geschwister: Erst Israels Verstockung ermöglichte die gegenwärtige Verwaltung der Gnade - bringen wir also dem Volk all unsere Liebe und unser Verständnis entgegen!

Noch einiges soll uns im heutigen Leitvers wichtig werden: Er zeigt uns nämlich auch, dass Lukas als Schreiber des gleichnamigen „Evangeliums“ noch nichts von dem Geheimnis der Verstockung Israels wusste und noch weniger, dass Gott in Christus eine bestimmte Zahl aus den Nationen auserwählt hat, die einmal Glieder am Körper Christi sein werden. Wer also im Evangelium des Lukas (und das gilt auch für die anderen drei Evangelien am Anfang des neuen Testaments) die Körpergemeinde Christi Jesu, also uns, sucht, geht in die Irre!!! Das muss klar und deutlich gesagt werden! Die Körpergemeinde finden wir nur bei Paulus! das ist keine Spitzfindigkeit, sondern ganz einfach und für jedermann begreifbare biblische Wahrheit!

Noch auf ein Zweites wollen wir hinweisen: Elymas konnte bis zum festgesetzten Zeitpunkt „die Sonne“ nicht mehr erblicken – und die Sonne steht hier symbolisch für Jesus, den Messias Israels, den das abtrünnige Volk nicht mehr sehen kann!

Mit diesem Wissen wächst auch unser Verständnis für Israel, das ja bis heute „Jesus“ als seinen Messias fanatisch ablehnt, abgesehen von jenen, die Gott auch aus seinem Volk der Körpergemeinde zugeordnet hat (wobei Paulus zuerst genannt werden kann). Wie sehr Paulus in seinem Herzen unter diesem Wissen um seine Brüder dem Fleisch nach litt, entnehmen wir seinen Worten in den Kapiteln 9, 10 und 11 des Römerbriefes. Gleich in Apg 9:1 ff bezeugt er seine Betrübnis und seinen unablässigen Schmerz in seinem Herz, dass Israel diesen schweren Weg gehen muss! Und doch darf er erkennen, wie die Sonne „Jesus“ auch seinem Volk wieder aufleuchten darf, wenn die Körpergemeinde vervollständigt und entrückt ist: „Eintreffen wir der Bergende aus Zion …“ (siehe Röm 11:26 ff).

Apg 13:12

„Als dann der Prokonsul gewahrte, was geschehen war, glaubte er und verwunderte sich über die Lehre des Herrn.“

Wir gehen heute wieder zurück in das Geschehen am Beginn der Körpergemeinde Christi Jesu und lesen, dass der Prokonsul gewahrte und glaubte. Die Reihenfolge erscheint auf den ersten Blick irreführend, weil es nicht der Weg des Evangeliums für die Nationen ist, den Glauben durch Wunderwerke zu erzeugen! Hier, bei Sergius Paulus, darf deshalb an sich auch nicht das Wunderwerk der Erblindung als Anlass zu Glauben gesehen werden, sondern die Erkenntnis von der Kraft des Herrn!

Wunder hatte Sergius Paulus auch durch Elymas kennen gelernt, auch herumziehende Gaukler mögen manch Verwunderliches vor seinen Augen vollbracht haben – doch was er jetzt bei Paulus miterleben durfte, war mehr, es war die Kraft einer neuen Lehre, die ihm ja gemäß Vers 7 zu Ohren kam und die in unserem Leitvers „Lehre des Herrn“ bezeichnet wird. Die Betonung liegt auf dem Wort „Herrn“, weil hier Seine Kraft offenbar geworden ist. Dieser auferstandene „Jesus“ hatte sich vor dem Prokonsul als „Herr“ erwiesen.

Bedenken wir, liebe Geschwister, dass dieser erste Gläubige aus den Nationen ja nicht viel über Jesus wissen konnte, aber er begriff eines: Dieser Jesus ist „Herr“! Diese Erkenntnis stand bei ihm an erster Stelle und wird es auch immer bleiben!

Nehmen wir aber noch etwas mit in den Tag: Das Urteil über den einen hilft dem anderen zur Rettung! Die über Elymas verhängte Strafe der Blindheit bewirkt bei Sergius Paulus den Anfang des Glaubens. Was wir hier im Einzelnen sehen, ist das Muster für Israel: Nachdem die Juden Gott kränkten und zu Feinden Gottes wurden, eingeschlossen in Widerspenstigkeit, wurden sie mit Blindheit geschlagen. Doch gerade durch ihre Kränkung und das darauf folgende Urteil wurde den Nationen die Rettung zuteil (Röm 11:11b).

Bevor wir im nächsten Vers mit Paulus die Insel Cypern verlassen, wollen wir doch noch einmal das im Herzen aufnehmen, was zuletzt für uns so überaus bedeutsam war:

Der weitere Verlauf unserer Apostelgeschichte zeigt nämlich, dass die Mehrheit der in der Diaspora (Ausland) lebenden Juden die Königreichsbotschaft genauso ablehnte, wie ihre Volksgenossen innerhalb der Grenzen Israels. Hier wie dort sind es nur noch Einzelne, in deren Herzen der Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi aufleuchtet; der großen Menge des Volkes hingegen wird vom Gott dieses Äons, dem Widerwirker (der nur das Werkzeug Gottes ist), die Augen verblendet – ihnen kann der Lichtstrahl der Herrlichkeit Christi noch nicht erstrahlen, sie bleiben einstweilen blind für die Herrlichkeit dessen, der das Abbild des unsichtbaren Gottes ist!

Zwar wird Paulus im weiteren Verlauf der Apostelgeschichte immer noch die Juden in der Zerstreuung zuerst aufsuchen (noch ist die Ablehnung nicht endgültig und der Vorrang Israels besteht auch noch), doch die neue „Verwaltung des Übergangs“ die hier überlappend (nicht abrupt) die „Pfingstverwaltung“ ablöst, wird immer deutlicher sichtbar.

Bedenken wir also immer, dass Gottes Volk zwar nach dem Evangelium Feinde um unsertwillen geworden ist, aber nach der Auserwählung sind sie Geliebte um der Väter willen. Und so schreibt uns Paulus in Röm 11:13 ff auch ganz direkt und persönlich an und stellt in Vers 15 fragend klar: „Denn wenn ihre jetzige Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Wiederannahme sein, wenn nicht Leben aus den Toten?“ Überheben wir uns also in keinster Weise über Israel, sondern tragen dieses Volk immer im Herzen mit!

Tätigkeit in Antiochia in Pisidien

Apg 13:13

„Paulus und die um ihn waren, gingen von Paphos aus in See und kamen nach Perge in Pamphylien. Dort trennte Johannes sich von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück.

Erkenntnismäßig gut ausgerüstet verlassen wir jetzt die Insel Cypern und reisen mit Paulus und die um ihn waren an das asiatische Festland nach Perge, der heutigen Türkei. Und hier kommt es im Grunde zu einem Eklat: Johannes (ein Vetter des Barnabas, auch „Johannes Markus“ genannt) trennt sich von den Brüdern Paulus und Barnabas und kehrt nach Jerusalem zurück! Was ist geschehen?

Die Antwort auf diese abrupte Trennung finden wir ganz einfach in Apg 13:2: „Sondert Mir auf jeden Fall Barnabas und Saulus für das Werk ab, zu dem Ich sie berufen habe“ – und dies sprach ja der Geist, der heilige! Es gab also keine menschlichen Gründe, sondern Johannes war einfach nicht (!) für den neuen Dienst an der Körpergemeinde Christi Jesu von Gott berufen worden. Sein Auftrag lief im Dienst an dem irdischen Königreich weiter, dies belegt eindeutig Kol 4:10-11: Hier taucht unter Anderen als Grüßender wieder der Name Markus auf (es ist unser oben genannter Johannes), allerdings alle mit dem Zusatz „Mitarbeiter für das Königreich Gottes“ zu sein!

Wir müssen hier einfach erkennen, dass alle von Gott für das Königreich berufenen Apostel und Brüder bis an ihr Lebensende diesen Königreichsdienst auch ausübten, doch mit dem weiteren Verlauf der Verstockung Israels mit immer weniger bis gar keinem Erfolg mehr. Keiner dieser Apostel und Brüder konnte einfach zur Körpergemeinde überwechseln, sie blieben und bleiben in der Berufung, in welche sie Gott gestellt hat!

Wer heute trotzdem Männer wie Petrus oder hier den Johannes in die Körpergemeinde Christi Jesu hineinpressen will, muss wissen, dass er damit dem späteren Königreich die führenden und besten Männer rauben würde!

Apg 13:14

„Sie aber zogen von Perge aus weiter und kamen nach Antiochien in Pisidien, wo sie am Tag der Sabbate in die Synagoge gingen und sich dort setzten.“

Wir möchten heute zuerst noch etwas zu der Trennung des Johannes anfügen, was uns hier für den weiteren Verlauf der beginnenden „Verwaltung des Übergangs“ wichtig erscheint: Johannes war klar ein Diener der Beschneidung, er war zum Königreich berufen. Pauli neuer Dienst sollte sich aber mehr und mehr auf einer rein geistlichen Ebene vollziehen, alle fleischlichen Bindungen und Segnungen, die dem Volk Israel anhafteten, mussten zurückbleiben! Die Trennung der Brüder setzte also auch in diesem Punkt ein deutliches Signal!

Mit Paulus als Führer ziehen wir nun weiter von der Küste über Perge tief ins asiatische Landesinnere nach Antiochien in Pisidien (nicht zu verwechseln mit jenem syrischen Antiochien, welches der Ausgangspunkt dieser Reise war). Warum gerade hierher? Die Apostelgeschichte lässt zwar eine Antwort offen, doch zog es die Brüder eventuell deshalb nach Antiochien, weil es die wichtigste Stadt der römischen Provinz Galatien war und weil zudem viele jüdische Auswanderer in der Stadt wohnten (noch galt der Grundsatz: „Zuerst den Juden…“). Das sind aber nur menschliche Gründe – in Wirklichkeit unterlag jeder Schritt der Brüder der Führung des Geistes!

Wir lesen heute, dass der erste Gang die Brüder in die Synagoge führte, und dies am Tag der Sabbate (Mehrzahl), was bedeutet, dass es ein Zusammentreffen eines jährlichen und eines wöchentlichen Sabbats am gleichen Tag war. Wir werden im weiteren Verlauf der Apostelgeschichte immer wieder sehen, wie Paulus die Vorrangstellung der Juden unterstreicht – sie mussten zuerst die Botschaft hören; erst nach ihrer Ablehnung ging die Richtung des Evangeliums zu den Nationen. Bedenken wir hier, dass die endgültige Vorrangstellung der Juden erst in Eph 3:6 mir dem dreimaligen Wort „gemeinsam“ aufgehoben wurde.

Apg 13:15

„Nach der Lesung aus dem Gesetz und den Propheten schickten die Synagogenvorsteher zu ihnen und ließen sagen: Männer, Brüder, wenn ihr ein Wort des Zuspruchs an das Volk habt, so sprecht!“

Wir stehen am Beginn der neuen „Verwaltung des Übergangs“, ein Übergang von dem Evangelium des Königreiches zum Evangelium der Gnade. „Übergang“ bedeutet, dass Paulus zwei Dienste gleichzeitig versah, nämlich den Dienst des Königreiches in den Synagogen der Juden und hernach den Dienst an den Nationen. Wundern wir uns also überhaupt nicht, wenn wir Paulus immer zuerst in den Synagogen finden, wo er den Juden zuerst dienen muss!

Wir dürfen uns jetzt ruhig einmal in die damalige Lage hineinversetzen: Das System der Mundpropaganda war zu jener Zeit, als es noch keine Nachrichten per Funk gab, sicher ausgeprägter als heute. Die Juden in der Zerstreuung, also auch im pisidischen Antiochien, waren somit über viele Vorgänge im Mutterland informiert. Jetzt kommen Glaubensbrüder in ihre Stadt, kommen in die Synagoge, und was liegt näher, als dass diese Fremden aufgefordert werden, nicht nur zu berichten, sondern auch am Wort Gottes zu dienen. Und gewünscht wird von den Vorstehern der Synagoge ein „Wort des Zuspruchs“!

Bevor wir jetzt auf Pauli Rede kommen, lasst auch uns ganz schlicht und einfach zusprechen, weil jeder von uns täglich diesen Zuspruch braucht – es ist die ständige Nahrung des neuen geistigen Menschen in uns! Unsere alte fleischliche Natur wird durch das ernährt, was von außen kommt; der neue Mensch braucht die geistliche Speise, die aus dem Wort Gottes zufließt: es ist das lebendige Wort, unser Herr und Haupt Christus Jesus! Ein ganz herrlicher Zuspruch ist es, dass wir gemäß Eph 1:3 ff mit jedem geistlichen Sagen inmitten der Überhimmlischen in Christus gesegnet sind, wir haben die Freilösung durch Sein Blut – das ist der schönste Zuspruch, der uns erreichen kann!

Apg 13:16

„Da stand Paulus auf, winkte mit der Hand und sagte: Männer, Israeliten! Und ihr, die ihr Gott fürchtet! Hört mich an!

Nach dem Lesen aus dem Gesetz und den Propheten wurden die fremden Gäste zum Reden aufgefordert und Paulus ergriff das Wort. Den Inhalt seiner Rede wollen wir zuerst kurz umreißen, um dann besser auf Einzelheiten eingehen zu können, ohne den Zusammenhang zu verlieren:

Nach der Anrede weist er auf das Wirken Gottes von Ägypten bis David hin, und besonders betont er in Vers 22, dass aus dem Samen Davids der Retter Jesus dem Volk zugeführt wird. Dann weist er auf die Ankündigung des Täufers Johannes hin, zeigt das Verhalten der Bewohner und Oberen in Jerusalem Jesus gegenüber auf und klagt Sein unschuldiges Sterben an. Dann geht er auf Jesu Auferstehung und spricht von den Zeugen, denen Jesus begegnet war. Spannend wird es dann in den Versen 38 und 39, wo zum ersten Mal von der „Rechtfertigung durch Glauben“ aus dem Munde des Apostels Paulus zu hören ist.

Beginnen wir heute mit der Anrede des Paulus: Offensichtlich richtet er das Wort an zwei Gruppen der Anwesenden: Einmal natürlich an seine Stammesgenossen vom Volk Israel, zum anderen aber auch an jene, die „Gott fürchteten“, und das erinnert uns ja an Kornelius – es waren also offensichtlich auch Proselyten anwesend, darunter besonders „angesehene Frauen und Erste der Stadt, die Gott verehrten“ (siehe Vers 50) und später noch eine besonders tragische Rolle spielen werden.

Wir sehen, dass alle in der Synagoge Versammelten „Königreichserwartung“ hatten, wie es die Propheten des AT lehrten.

Apg 13:17

„Der Gott dieses Volkes Israel erwählte unsere Väter; Er erhöhte das Volk während seines Verweilens im Land Ägypten und führte sie mit hocherhobenem Arm von dort heraus.“

Paulus beginnt seine Rede mit dem Hinweis auf die Erwählung Israels durch Gott. Er weist auf den Aufenthalt in Ägypten hin, und wie das Volk nach seiner Knechtschaft mit hocherhobenem Arm herausgeführt wurde. All das wunderbare Handeln Gottes war den Versammelten wie auch uns heute gut bekannt. Wir wollen deshalb heute etwas abschweifen und ganz kurz auf das Gebiet der Auserwählung, das ja unser Leitvers anklingen lässt, eingehen:

Dazu erst einmal Grundsätzliches: „Auserwählung“ ist nie eine Auszeichnung oder eine Belohnung – sie dient einzig und allein dem Zweck, Gottes Heilsplan auszuführen. Und zur Ausführung sucht Sich Gott entsprechende Werkzeuge aus, allerdings unter völlig anderen Gesichtspunkten, als wir Menschen es tun würden! Wir Menschen würden uns als Helfer nur die Besten aussuchen, bei Gott ist es das Gegenteil!

Die erste Auswahl, das Volk Israel, hatte keine Verdienste vorzuweisen; Gott wählte es aus, weil es das schwächste und geringste Volk war (5Mo 7:7). Und wir, die Körpergemeinde Christi Jesu? Auch wir sind „in Christus“ Auserwählte, und wie Israel haben wir nichts vorzuweisen als unsere Schwachheit (lies 1Kor 1:26 ff). Wir dürfen anbetend die großen Züge Gottes erkennen: Die Auswahl des schwachen Volkes Israels führte dazu, dass dieses seinen Messias verwarf, was wiederum den Nationen zum Segen gereichte. Und wir? Unsere Schwachheit benützt Gott um darin Seine Kraft zu zeigen, ja vollkommen zu machen (siehe 2Kor 12:9), was bedeutet, dass wir einmal der unsichtbaren Welt in den überhimmlischen Räumen Schaugefäße Seiner überströmenden Gnade sein dürfen. Das große und letzte Ziel ist ein in Christus aufgehauptetes All, in welchem Gott gem. 1Kor 15:28 b alles in allen ist – und Gottes Auserwählungen dienen diesem hehren Ziel!

Apg 13:18

„Über eine Zeit von etwa vierzig Jahren trug Er sie wie eine Nährende in der Wildnis.“

Wir wollen auch die vierzig Jahre Wüstenwanderung unter dem Aspekt der Auserwählung betrachten. Immer wieder trat Israels Schwachheit zutage, weil das Volk mehr auf seine eigene Kraft baute. Die Wüste war ein erneuter Schauplatz, hier hätte das Volk lernen können, einzig und allein Gott zu vertrauen! Hat es gelernt? Die Antwort ist ein eindeutiges „Nein“! Kaum hatte das Volk irgendwo wieder festen Boden unter den Füßen, schoss das alte Selbstvertrauen in die fleischliche Kraft wieder hoch. Dramatisch war es am Berg Sinai, als Mose den Bund mit Jewe bekannt gab und Israel die Wahl hatte, entweder wie ihre Vorväter und eingedenk der Erfahrungen in der Wüste in der Gnade Gottes zu bleiben (die Bewahrung war ja nichts anderes als Gnade) oder doch lieber auf die eigene Kraft zu bauen. Die entscheidende Antwort des gesamten Volkes lautete: „Alle Worte, die Jewe gesprochen hat, wollen wir tun!“ Israel sah nicht auf die Gnade, sondern auf sein fleischliches Vermögen und stellte sich damit klar unter das Gesetz!

Tiefer gesehen wissen wir, dass Gott genau wusste, wie Sein Volk reagiert! Und gerade deshalb traf Seine Auswahl dieses Volk! Mose offenbart Er, dass es Ihn verlassen und Seinen Bund brechen würde (lies 5Mo 31:16).

Das schwächste und geringste Volk soll nach Gottes Ratschluss den viel stärkeren Nationen auf Erden dienen, und damit erzeigt sich letztendlich auch bei dem auserwählten Volk, dass Gottes Kraft nicht nur in unserer (der Körpergemeinde Christi Jesu) Schwachheit vollkommen gemacht wird, sondern auch in der Schwachheit Seines Auswahlvolkes „Israel“! Gott hat Seine Gnade von diesem Volk nicht abgezogen, aber: Es ist nicht die überströmende Gnade, unter der wir heute stehen dürfen!

Apg 13:19

„Nachdem Er sieben Nationen im Land Kanaan gestürzt hatte, verteilte Er deren Land durch das Los für etwa vierhundertfünfzig Jahre.“

Obwohl wir bei unseren momentanen Leitversen etwas abschweifen, wollen wir doch im Auge behalten, dass Paulus in Antiochien den versammelten Juden in der Synagoge erst einmal eindringlich darlegen möchte, was Gott für sie (für Sein Volk Israel ) getan hat! Das ist auch der Inhalt unseres heutigen Leitverses. Dieser Inhalt bietet sich an, einen tieferen Blick in Gottes Wirken zu tun:

Bis „Peleg“, der als Verteiler des Landes im Wort Gottes in Erscheinung tritt (1Mo 10:25), hatte kaum jemand größere Landgebiete als Eigentum zu verzeichnen, weil es für die damaligen wenigen Menschen auf der Erde genug Platz nach allen Seiten hin gab. Erst als sich die Menschen mehrten, sich Reiche und Regierungen bildeten, mussten Grenzen gezogen werden, was mit „Peleg“ geschah (bemerkenswert ist hier, dass Peleg dem Ahnherrn Israel das Land Palästina noch nicht zuteilte). Die natürlichen Grenzen waren wohl erst einmal Meere und Flüsse, und erst nach und nach wurden auch engere Grenzen festgelegt. Bedenken wir hier und erinnern uns, liebe Geschwister, dass doch gerade diese Grenzen in unseren Tagen (dem Tag des Menschen) viel mehr Streit und Blutvergießen (bis zu Weltkriegen) verursacht haben als irgendetwas anderes!

Das gelobte Land wurde von Gott zuerst den Nachkommen „Kanaans“ gegeben und es sah erst einmal so aus, als ob für das auserwählte Volk kein Land vorhanden war. Doch in unserem Leitvers weist Paulus darauf hin, dass (durch Josua) sieben Nationen aus Kanaan vertrieben wurden (wobei Reste der Bevölkerung zurückblieben, um Israel ständig zu erproben). Das Erinnern an die Landeinnahme war ein Erinnern an Gottes Macht und der Unverbrüchlichkeit Seiner Versprechen. Er hatte Abraham, Isaak und Jakob dieses Land verheißen und es getreulich ausgeführt – das sollen sich die Juden in Antiochien vergegenwärtigen!

Apg 13:20

„Danach gab Er ihnen Richter bis auf den Propheten Samuel.“

Der geschichtliche Rückblick Pauli setzt sich heute fort, es geht darum, dass die Juden in Antiochien erkennen sollen, was Gott für Sein Volk getan hat. Um aber das heute genannte „Richteramt“ richtig zu verstehen, müssen wir noch einmal auf den gestrigen Vers eingehen:

Es ist ja schon einmal interessant, dass Gott nicht von Anfang an Seinem Volk das verheißene Land in festen Grenzen gegeben hat, obwohl es Sein Wille war, dass Sein Volk Israel die anderen Völker beherrschen sollte, mit dem Ziel, allen zum Segen zu werden. Gott hat erst einmal die Menschheit in viele Volksgruppen aufgeteilt, zunächst in die drei uns bekannte Gruppen: 1.) Japhetiten, Hamiten und Semiten. Unter diesen wurde ja in den Tagen Pelegs, wie gestern schon erwähnt, das Land verteilt.

Die Menschheit mehrte sich, es gab den Turmbau zu Babel und die damit verbundenen Vielsprachen, und erst über Abraham Isaak und Jakob kommen wir zu den zwölf Stämmen Israels, die wir dann in Ägypten wieder finden. In 5Mo 32:8 lesen wir dann, dass Gott die Nationen trennte, Grenzen setzte, die Letzteren nach der Zahl der Söhne Israels. Auch hier wurde das verheißene Land zuerst den Nachkommen Kanaans gegeben. Es schien wirklich so, als ob für das auserwählte Volk kein Land übrig sein sollte! Erst durch Josua begann die Landeinnahme, wobei zuerst einmal die Bewohner des Landes, sieben Nationen, gestürzt werden mussten – und das war Kampf!

Und der Kampfeswille wurde mit der Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens herausgefordert – das Volk Israel begann, sein Amt als Haupt der anderen Völker anzutreten (wenn auch mit vielen Rückschlägen). Die Richter – jetzt kommen wir zu unserem Leitvers – hatten zwar ihre Aufgabe innerhalb des Volkes, doch tiefer gesehen war die Landeinnahme auch ein „Richten der Kanaaniter“, was zweifellos eine Vorschau auf Israels Bestimmung im nächsten Äon ist, wo dieses „Richten“ dann aber nicht zur Vertreibung, sondern zum Segen der ganzen Erde ausfallen wird.

Apg 13:21

„Von da an baten sie um einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kis, einen Mann aus dem Stamm Benjamin, vierzig Jahre lang.“

Die letzte große Aufgabe Israels an den Nationen der Erde hatte Paulus natürlich noch nicht im Auge, als er versuchte, aus dem Lebensbild der Väter des Volkes Israels seinen Zuhörern aufzuzeigen, dass diese durch ihr Verhalten Gott zwar ständig kränkten, doch Gottes Fürsorge für Sein Volk nie nachließ.

Mit dem letzten Richter, Samuel, hatte das Volk im Grunde einen obersten Stadthalter, den Jewe berufen und ausgestattet hatte, um zu beweisen, dass Israel keinen König braucht. Wir würden heute sagen: Es funktionierte unter ihm alles bestens! Als Samuel alt wurde, versuchte er, seine Söhne in das Richteramt zu bringen, doch diese erwiesen sich als unwürdig, sie beugten das Recht, waren bestechlich und gewinnsüchtig. So kam es über kurz oder lang, dass sich alle Ältesten von Israel versammelten, und jetzt einen König anstatt einen Richter forderten - warum einen König? Die dramatische Antwort auf diese Frage finden wir in 1. Sam. 8:5: Das Volk will sich den anderen Nationen gleichstellen und wie sie „einen König“ haben! Aber soll sich das Volk Seiner Auswahl mit den anderen Nationen gleichstellen? Eine ähnliche Frage können auch wir uns stellen: Kann bzw. darf sich ein Gläubiger seiner Umwelt anpassen? Oder: Muss er auch das haben, was sie hat?

Generell war es Israel ja nicht verboten, einen König zu haben (siehe 5Mo 17:14-17), solange er von Jewe erwählt wurde, und so wurde Samuel zu Saul geführt und salbte ihn zum ersten König Israels.

Lasst uns heute noch zum Abschluss eine Antwort auf obige Frage finden, ob wir uns der Welt anpassen sollen: Dazu ein klares „Nein!“ Wir haben die Freilösung durch Christi Jesu Blut und daraus ergibt sich, dass unser Wandel nie dem der Welt gleich sein kann! Wir sollen uns also nicht auf diesen (bösen) Äon einstellen, sondern uns umgestalten lassen, wie es Röm 12:1-2 lehrt.

Gottes Fürsorge mit Seinem Volk (worauf Paulus seine Zuhörer in Antiochien ja aufmerksam machen möchte) gipfelt in der Berufung Davids. Zart versucht der Geist Gottes, durch den Mund Pauli die Herzen der antiochischen Juden zu erreichen, bevor das Hauptthema, „der Retter Israels“, kam!

Mit „David“ wird ein Mann vorgestellt, der jene innige Liebe und aufrichtige Herzenshaltung Gott gegenüber aufbrachte, die bei dem Volk selber bisher gefehlt hatte. Und gerade diese Liebe zu dem Gott seiner Väter befähigte David, all das zu tun, was dem Willen Gottes entsprach. Das bedeutet nicht, dass er, wie wir wissen, unfehlbar war; auch David kam ja immer wieder vom geraden Weg ab. Aber er hatte die innere Kraft, stets wieder demütig umzukehren – und das ist etwas Großes!

Lasst uns an diesem Punkt auch wieder auf uns schauen, liebe Geschwister: Was dürfen doch gerade wir uns heute einer tiefen Erkenntnis der Wahrheit Gottes erfreuen! Und zumindest in unserem Land dürfen wir ungehindert ein auf sein Vollmaß gebrachtes Wort Gottes in Händen halten und darin lesen. Doch reicht uns die Erkenntnis? Hat sie David gereicht?

Lasst uns immer wieder an 1Kor 13:1 ff erinnern, wo uns eindringlich gesagt wird, dass alle Erkenntnis, alle Geheimnisse usw. nichts nützen und nichts sind, wenn eines fehlt; „Die Liebe!“ Gottes Wort soll nicht nur unseren Verstand finden, sondern unser Herz! Wo der Widerhall der Herzen für Gottes Liebe fehlt, finden wir nur zu oft kalte Erkenntnis! Aber gerade nach unserer Gegenliebe sehnt sich Gott – hier darf uns der Lebensweg Davids durchaus auch als Vorbild dienen.

Heute wollen wir noch eine gewaltige Aussage in unserem Leitvers beachten: „… der Meinen gesamten Willen ausführen wird.“ Das betrifft ja erst einmal das Geschehen zu Lebzeiten Davids:

Die Herrschaft Davids (aus dem Stamm Juda) war zweifellos die glänzendste Periode in der Geschichte Israels. Unter Davids Hand wurden die Grenzen des Volkes auf jene Gebiete ausgedehnt, die Gott Seinem Volk von alters her zugesichert hatte, und wir sehen Israel als geeintes Königreich. Und so ist es nicht von ungefähr, dass David schon in Mt 1:1, also an erster Stelle des NT, zu finden ist, und dies in der Rolle der Abstammung Jesu Christi.

David war aber nur Vollstrecker eines Teils des Willens Gottes. Es ging seit der Erschaffung der Himmel und der Erde in 1Mo 1:1 in großen Zügen ja darum, das gesamte All, das gemäß Röm. 11:36 „aus Ihm und durch Ihn und zu Ihm hin ist“, auf diesem riesigen Kreislauf zurück zu Gott zu führen. Durch Schaffung des Finsteren und Bösen (Jes 45:7) baute Gott erst einmal eine dunkle Kulisse auf, in welcher sich der Mensch verfing und rettungslos verloren schien. Doch dann, zur göttlichen Zeit, sandte Gott Sein liebendes Licht in diese Finsternis – „Jesus“! Der in Finsternis schmachtende Mensch darf erkennen (wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten), dass dieser „Jesus“ uns als das Abbild des unsichtbaren Gottes zeigt, was LIEBE ist!

Gott schaffte eine wunderbare Schöpfung, und Er erschaffte sie, um ihr Seine unsagbare Liebe zu zeigen und – um zurückgeliebt zu werden! Das, liebe Geschwister, ist im tiefsten Sinn das große Herzenssehnen (der gesamte Wille) Gottes!

Apg 13:23

„Aus dessen Samen hat Gott nach der Verheißung für Israel als Retter Jesus zugeführt.“

Paulus kommt mit der heutigen Aussage zum Kernpunkt seiner Rede in der Synagoge von Antiochien: Jesus, der Retter Israels! Mit welcher Inbrunst, mit welcher tiefsten Überzeugung und Liebe muss Paulus diesen Namen vor den hörenden Juden ausgesprochen haben:

„Jesus“, der von Davids zugeführte und verheißene Messias Israels ist euer Retter!

Liebe Geschwister, wie teuer ist uns dieser Name „Jesus“? Welchen Klang erweckt er in unseren Herzen? Diese Frage soll, ja muss uns mehr als nur diesen einen Tag bewegen! Es geht uns nicht um den geschichtlichen „Jesus“, auch nicht um die Erkenntnis, diesen Namen in Verbindung mit dem „Christus“ so oder so zu nennen – es geht darum, dass wir in diesem schönsten aller Namen den sehen, der uns zutiefst ergriffen hat und von dem wir zutiefst ergriffen sind! Er ist nicht nur unser Retter, Er ist unser alles! Er muss uns alles sein!

Gott ist Liebe – das schreibt wunderbar 1Jo 4:8b; doch in Vers 12 schreibt Johannes weiter, dass niemand Gott jemals geschaut hat! Wie wird diese göttliche Liebe dann sichtbar? Die Antwort finden wir wieder nur in dem einen Namen „Jesus“: Er ist gemäß Kol 1:15 das Abbild des unsichtbaren Gottes, „in Ihm“ sehen wir folglich Gott, den Vater! Der Name „Jesus“ strahlt also die Liebe Gottes in unser Herz, lässt sie auf das Herrlichste in uns aufleuchten und macht uns einfach glücklich!

Es ist uns ein ganz großes Anliegen, und dies gerade in der heutigen Zeit des Abfalls, dass uns dieser Name „Jesus“ nie zur Gewohnheit wird, sondern uns immer das Höchste und Heiligste ist, was wir in unserem Herzen tragen dürfen!

Apg 13:24

„Angesichts Seines Auftretens heroldete Johannes vorher dem gesamten Volk Israel die Taufe der Umsinnung.“

Welchen Anklang mag der Name „Jesus“, den Paulus aussprach, in den Herzen der Juden in Antiochien gefunden haben? Zumal wenn wir bedenken, dass die Geschehnisse in der Heimat Israel um diesen „Jesus von Nazareth“ ja nicht ganz unbekannt gewesen sein dürften! Konnten sie in Ihm ihren Retter, ihren Messias sehen?

Paulus geht noch einen Schritt zurück und setzt seine Beweiskette derart fort, indem er auf Johannes den Täufer weist; dieser heroldete dem Volk ja die Taufe der Umsinnung, bevor der wahre Retter in Erscheinung trat.

Mit der Taufe des Johannes befinden wir uns wieder voll auf dem Boden des Königreichs. Diese Taufe war ja eine Taufe der Umsinnung zur Erlassung der Sünden, sie war eine zu erfüllende Vorbedingung zum Eintritt in das irdische Königreich Christi. So wie sich einst das Volk Israel zu Beginn seines Weges in das verheißene Land in der Wolke und im Meer auf Mose taufen ließ, so taufte am Jordan Johannes die Juden mit Wasser auf Jesus, den wahren Messias.

Lasst uns hier noch einmal zurückerinnern, dass Paulus zwar zum Dienst an den Nationen abgesondert war, dass es aber auch zu seinen Aufgaben in der Verwaltung des Übergangs gehörte, den Juden im Ausland das Königreich anzubieten, ihnen die Möglichkeit zur Umsinnung zu geben. Dies geschah auch hier in Antiochien.

Lasst uns aber auch daran erinnern, dass in der Körpergemeinde Christi Jesu keine Aufforderung zur Umsinnung zu finden ist, was aber nicht heißen darf, dass wir überhaupt nicht umzusinnen brauchen, im Gegenteil: Aus dem Besitz des Geistes, der in uns ist, erwächst der Wunsch nach einem würdigen Wandel, was auch „Umsinnung“ ist.. Die Rettung in der Gnade ist uns gewiss, doch soll es unser ständiges Sinnen sein, Ihm immer ähnlicher zu werden.

Apg 13.25

„Als dann Johannes seine Laufbahn vollendet hatte, sagte er: Was ihr mutmaßt, dass ich sei, bin ich nicht; sondern siehe, es kommt Einer nach mir, und ich bin nicht würdig, Ihm die Sandale der Füße zu lösen!“

Paulus stellt im weiteren Verlauf seiner Beweisführung (dass Jesus der verheißene Messias ist) seinen Zuhörern lebendig vor Augen, wie der Täufer Johannes seinen Dienst vollendete. Dabei ist auch für uns interessant, dass die damalige Menge um Johannes anscheinend durchaus bereit war, in Johannes den verheißenen Messias zu sehen! Aber als der wahre Messias auftrat, war diese Bereitschaft zum Erkennen plötzlich nicht mehr da!

Menschlich gesehen ist dies ein Phänomen! Wie schnell ist der Mensch bereit, alles Mögliche anzunehmen, ja anzubeten, nur nicht das Original! Der größte Teil der Wissenschaftler ist heute damit beschäftigt, zu beweisen, dass es keinen (Schöpfer-) Gott gibt! Dafür wird der Fürst dieser Welt (= Satan) in jeder nur denkbaren Form angebetet. Das soll jetzt aber nicht auf Johannes gemünzt werden, er lies sich nicht anbeten und wehrte alle Versuche dieser Art ab – er war ein Mann Gottes! Und in dieser Eigenschaft wies er voll tiefster Ehrfurcht auf den Einen hin, der nach ihm kommen sollte: „Jesus!“

Wir wollen mit tiefster Hochachtung die Abstandhaltung des Täufers Johannes zu seinem Herrn würdigen, aber wir, die Glieder der Körpergemeinde Christi Jesu, dürfen sehen, dass wir mit unserem Herrn und Haupt viel enger verbunden sind. Lesen wir hierzu Eph 5:31-32: Hier wird uns am Bild der wunderbaren Einheit von „Mann und Frau“ das Geheimnis der Einheit von Christus und Seiner herausgerufenen Gemeinde gezeigt. Ist uns diese einmalige Verbindung mit Ihm so richtig bewusst?

„Er“ in uns und wir „in Ihm“, das ist für alle Zeit unsere herrliche Stellung, aus der uns niemand reißen kann!

Apg 13:26

„Männer, Brüder, Söhne aus Abrahams Geschlecht! Und die unter euch, die Gott fürchten! Zu uns ist das Wort dieser Rettung ausgeschickt worden.“

Der Name „Jesus“ ist vor den Versammelten ausgesprochen, ja, Er wurde von Paulus als Retter nach der Verheißung für das Volk Israel bezeichnet (Vers 23); jetzt appelliert Paulus als Israelit eindringlich an seine Stammesbrüder und gemeinsame Söhne aus Abrahams Geschlecht, diesen „Jesus“ auch als den verheißenen Messias anzunehmen!

Doch der Aufruf trifft noch einen weiteren Personenkreis: Jene, die Gott fürchten – und das sind, wie schon in Vers 16, eindeutig „Proselyten“. Bedenken wir immer wieder, dass die Königreichsverheißungen nur Israel gelten! Das hat zur Folge, dass alle, die nicht dem Volk Israel angehören, auch nur durch dieses Volk gesegnet werden können bzw. Segnungen erhalten.

Für uns stellt sich die zugegebenermaßen etwas verwirrende Frage: Wohin gehören diese hier angesprochenen Gottesfürchtigen, die offensichtlich keine Juden sind? In dem römischen Prokonsul Sergius Paulus sahen wir ja bereits ein Glied der Körpergemeinde Christi Jesu, müssen diese Gott fürchtenden Proselyten nicht auch dazu gehören?

Um Gottes Wort richtig zu schneiden (was gehört Israel und was gehört uns) muss unbedingt erkannt werden, dass Paulus in der Verwaltung des Übergangs (die ja hier begonnen hat) einen Doppeldienst versieht: Er dient 1.) in den Synagogen seinem Volk am Königreich, und 2.) außerhalb der Synagogen der Körpergemeinde Christi Jesu aus den Nationen. Hier in der Synagoge in Antiochien dient er eindeutig seinem Volk am Königreich und die mitversammelten Proselyten müssen, wie Kornelius, dem Königreich zugeordnet werden. Wir dürfen hier voller Dankbarkeit erkennen, dass unsere Segnungen in Christus als Gnadengaben direkt von Gott kommen, unabhängig von Israel!

Apg 13:27

„Denn die Bewohner Jerusalems und ihre Oberen haben diesen Jesus nicht erkannt, sondern Ihn verurteilt und so die Stimme der Propheten, die an jedem Sabbat gelesen werden, erfüllt.“

Wenn wir das gestern am Schluss genannte Teilen (Schneiden) des Wortes Gottes auch praktizieren, wissen wir, was Paulus im letzten Vers 26 meinte: „Zu uns ist das Wort dieser Rettung ausgeschickt worden“. Es ist jenes Wort, welches gemäß Joh 1:14 in die Welt kam und Fleisch wurde; der verheißene und ersehnte Messias und Retter Israels war zu Seinem Volk gekommen! Und die Rettung des Volkes war „der Eintritt in das irdische Königreich“!

Wir möchten immer wieder und eindringlich darauf hinweisen, dass Israel keine andere Sehnsucht und Hoffnung hat, als den Eintritt in dieses Königreich! Eine überhimmlische Erwartung, wie wir, die Körpergemeinde Christi Jesu sie haben, ist Israel fremd! Genauso unannehmbar muss es umgekehrt für uns sein, nach dem irdischen Königreich zu streben! Es ist bestürzend, wenn wir heute eine nicht unerhebliche Schar von Gläubigen sehen, die keinerlei Unterscheidung zwischen dem irdischen Erwartungsgut Israels und unserer überhimmlischen Erwartung haben! Dieser fatale Mangel rührt sehr oft daher, dass nur einzelne angenehme Verse aus der Bibel herausgepickt werden, ohne den Zusammenhang, in welchem diese Verse stehen, zu kennen – nach diesem Prinzip lässt sich praktisch alles, auch der größte Unsinn, mit der Bibel beweisen!!!

Zu unserem heutigen Leitvers: Nachdem Paulus aufzählte, was Gott für Sein Volk getan hatte, folgt jetzt all jenes, was Israel gegen Ihn tat, vor allem, dass die Oberen samt den Bewohnern Jerusalems genau das taten, was die Propheten vorausgesagt hatten, „Ihn abzulehnen“! Menschlich gesehen machte sich das Volk schuldig, doch tiefer gesehen sieht alles anders aus – Paulus gibt uns hierzu (auch was die Propheten betrifft) unter vielen anderen Aussagen ab Röm 10:14 ff eine Antwort.

Apg 13:28

„Wiewohl sie keine Schuld an Ihm fanden, die den Tod verdient, forderten sie Pilatus auf, Ihn hinrichten zu lassen.“

Wir bedenken heute zuerst eines jener Prophetenworte, auf welche sich Paulus ja unter anderen im letzten Vers sicher auch berufen hat:

So schreibt z. B. Jesaia (Jes 6:9 ff) deutlich über Israels Ablehnung (Verstockung), aber ab Vers 11 auch über die Hoffnung, „Bis wann Ieue?“ Jesaia hat wohl erkannt, dass die Verstockung Israels nicht die letzten Worte Gottes waren, vielmehr baute Gott auf den Trümmern der menschlichen Möglichkeiten Seines Volkes Sein Heil für alle Nationen auf! Was die Oberen und die Bewohner Jerusalems nicht verstanden, obwohl es regelmäßig gelesen wurde, dürfen wir heute mit unendlicher Dankbarkeit erkennen und fassen: Gottes Gerichte sind begrenzt! Die scheinbare Gerichtsbotschaft Jesaias an das Volk war dennoch auch Heilsbotschaft: Die Kränkung Israels seinem Gott gegenüber war der Welt Reichtum und die Verwerfung Israels zog die Versöhnung der Welt nach sich (gem. Röm 11:12 und 15).

Wir wollen immer im Auge behalten, dass die Berufung Pauli zum Apostel der Nationen die Verwerfung Jesu durch das Volk Israel voraussetzte! Gerade in den Kapiteln 9-11 des Römerbriefes setzt sich Paulus mit dieser Thematik auseinander.

Diese Zusammenhänge waren den Juden in Antiochien natürlich nicht bekannt. Mutig stellt ihnen Paulus vor Augen, wie Jesus, wiewohl ohne Schuld, Pilatus übergeben und hingerichtet wurde.

Ja, liebe Geschwister, das sind die Wege Gottes! Hätte Israel Jesus als Messias angenommen, hätte es kein Kreuz, kein Opfer, keine Vergebung und Rechtfertigung der Sünde gegeben! Doch mit Seinem Tod (was die Ablehnung Israels voraussetzte) kam auch auf uns die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt (lies Eph 1:3 ff).

Apg 13:29

„Als man mit allem, was von Ihm geschrieben ist, zum Abschluss gekommen war, nahm man Ihn vom Holz herab und legte Ihn in ein Grab.“

Paulus weist seine Zuhörer darauf hin, dass ja alles, was sich in Jerusalem ereignet hat, zuvor geweissagt und in den alten Schriften niedergeschrieben wurde, und diese Schriften wurden ja ständig in den Synagogen gelesen, was bedeutet, dass die Juden mit den Aussagen der Propheten gut vertraut waren!

Für uns ist hier bedeutsam, dass diese Juden zwar die Schrift kannten, und dennoch unfähig waren, die darin enthaltenen Lehren und Wahrheiten zu erkennen! So antworteten sie unbewusst mit Unglauben und Undankbarkeit, erfüllten aber trotzdem auch in dieser (menschlich gesehen) negativen Haltung den Willen Gottes, der durch die Propheten zum Ausdruck kam!

Mit diesem Erkennen, dass Gott das Negative (hier der Unglaube und die Undankbarkeit Israels) letztlich dazu benutzt, um den Nationen das Heil zu bringen (lies hierzu Röm 11:12), dürfen wir das Kleine auch auf das Große übertragen: Die Erschaffung des Finsteren und Bösen durch Ieue Alueim (Jes. 45:7), welches in der Erschaffung des Widerwirkers zentralisiert ist, dient zuerst dazu, dass alle in die Widerspenstigkeit gegen Gott eingeschlossen sind (was ja zuerst tatsächlich völlig negativ wirkt), doch das große Ziel ist, dass Gott Sich zuletzt aller erbarmt, was wir so wunderbar in Röm 11:32 lesen dürfen.

Es ist sicher ein edler Charakterzug, wenn Gläubige behaupten, dass aus Gott nichts Böses kommen kann, und die dann der festen Überzeugung sind, Satan wäre aus sich heraus böse geworden! Sie ähneln damit dem Volk Israel, die in der Mitte stehen blieben, ohne das Ziel zu sehen! Paulus schließt das 11. Kapitel des Römerbriefes, aus dem wir oben so herrliche Aussagen entnehmen durften, ganz bewusst mit dem Lobpreis: „O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind Seine Urteile und wie unausspürbar Seine Wege!“ (Röm 11:33).

Apg 13:30

„Gott aber erweckte Ihn aus den Toten“,

Gott antwortet auf die Ablehnung Seines Volkes mit der Erweckung Seines Sohnes aus den Toten. Im Grunde ist es das gleiche göttliche Prinzip, das Paulus später in 2Kor 12:9 erlebte und niederschrieb: „… denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht“. Auf dem Hintergrund der menschlichen Widerspenstigkeit Israels zeigt Gott Seiner ganzen Schöpfung die alles übersteigende Größe Seiner Kraft, gemäß der Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke, die in Christus gewirkt hat, als Er Ihn aus den Toten auferweckt hat (gemäß Eph 1:19-20).

Wenn wir die oben genannten Verse im Epheserbrief langsam lesen, staunen wir erst einmal über die vielen fast schon verwirrenden Worte, mit denen Paulus die Auferweckung Christi beschreibt. Da ist von der „alles übersteigenden Kraft“ die Rede, von der wir wissen sollen (Vers 18) – wissen wir es?

Bedenken wir doch einmal, liebe Geschwister: Das Abbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung, in dem das gesamte All erschaffen ist, ja das All sogar durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen ist, der vor allem ist und in dem das gesamte All zusammen besteht (lies Kol 1:15 ff) – dieser Eine ist tot! Und noch einmal nach Hebr 1:3: „…der Sohn … ist die Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit und das Gepräge Seines Wesens und trägt das All durch Sein machtvolles Wort“ – dieser Sohn ist tot! Die Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit (der Herrlichkeit Gottes) wurde auf schmählichste Art und Weise durch Menschenhand getötet! Wie müssen da doch erst einmal die Mächte der Finsternis triumphiert haben!

Wenn wir uns das alles vergegenwärtigen, verstehen wir besser, wenn Paulus in Eph 1:17-23 Worte wie „alles übersteigende Kraft“, „Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke“ und viele mehr benutzt; es ist der größte Akt in der Geschichte des Alls: „Gott aber erweckte Ihn aus den Toten!“

Der Triumph, dass Christus aus den Toten auferweckt wurde, war, wie wir gestern haben anklingen lassen, das herrlichste Geschehen im All, es war das Zentrum im Heilsplan Gottes! Lasst uns dieses Geschehen heute auch noch unter dem Gesichtspunkt der Aussagen in 1Kor 15:12- 20 betrachten:

Der Ausgangspunkt und erste Teil dieser Verse ist, dass einige in Korinth behauptet haben, es gäbe keine Auferstehung der Toten! Pauli erste Folgerung aus solchen Behauptungen war, dass dann auch Christus nicht auferweckt worden sein kann! Das bedeutet, dass dann all seine Botschaft inhaltslos gewesen wäre, so inhaltslos wie jeglicher Glaube! Aber nicht nur, dass nach Vers 17 dann all unser Glaube nichtig wäre, wir wären alle noch in unseren Sünden! Und in Vers 19 Pauli Fazit: „Wenn wir nur für dieses Leben unsere Erwartung auf Christus gesetzt haben, sind wir die erbarmungswürdigsten (die dümmsten) unter allen Menschen“. Der zweite Teil dieser Versgruppe widerlegt die Lehre der Auferstehungsleugner:

„Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt worden“ (Vers 20)!

Für uns bedeutet diese Aussage „Herrlichkeit“: Pauli Heroldsbotschaft ist voller Kraft und Leben, unser Glaube ist voller lebendigen Inhalt, und wir sind nicht mehr in unseren Sünden!

Schauen wir zum Schluss noch einmal in Eph 1:20-23: Christus wurde nicht nur auferweckt, Er sitzt heute zur Rechten Gottes inmitten der Überhimmlischen, hocherhaben über jegliche Fürstlichkeit und Obrigkeit … und: „Ihn gibt Er als Haupt über alles der herausgerufenen Gemeinde, die Seine Körperschaft ist, die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt.“ In der Gnade dürfen wir Seine Vervollständigung sein – wissen wir das auch, liebe Geschwister?

Diese zentrale Aussage, dass Gott Christus aus den Toten erweckt hat, soll uns noch einen Tag lang beschäftigen und dies zuerst unter dem Aspekt, was wohl passiert wäre, wenn Israel Jesus als seinen Messias angenommen hätte:

Es hätte dann keine Verurteilung und Kreuzigung Jesu gegeben, das verheißene Königreich hätte in diesem Fall sofort aufgerichtet werden können! Allerdings auch mit der Folge, dass die gesamte Menschheit (die Jünger Jesu eingeschlossen) in ihren Sünden gewesen wäre. Was wäre dies wohl für ein Königreich geworden?

Wir dürfen erkennen, dass „der Tod Jesu am Kreuz“ der Mittelpunkt im Heilsplan Gottes ist. Und dieser Mittelpunkt stand schon fest, noch bevor Adam erschaffen war! Petrus bestätigt dies eindrucksvoll in 1Petr 1:20: „… makellosen und fleckenlosen Lammes, vorhererkannt zwar vor dem Niederwurf der Welt, geoffenbart aber in der letzten der Zeiten um euretwillen …“. Es besteht wenig Kenntnis unter den Gläubigen über das Wirken Gottes vor Adam! So auch wenig darüber, dass vor Adam bereits eine „Urschöpfung“ bestand, die aber gem. 2Petr 3:5-6 mit Wasser überflutet und „niedergeworfen“ wurde. Leider verdunkeln viele Übersetzungen dieses Ereignis, indem sie statt „Niederwurf der Welt“ das irreführende Wort „Grundlegung der Welt“ benützen. Nach diesem Niederwurf ward die Erde erst einmal ein Chaos und inhaltslos, und Finsternis war auf der Fläche des überfluteten Chaos – wir befinden uns hier im 2. Vers unserer Bibel!

Wir führen das Obige an, weil wir erkennen sollen, dass es in der Schöpfung keine Zufälle gab und gibt, sondern dass sich alles nach dem Ratschluss Seines (Gottes) Willen vollzieht, ganz besonders der Tod des im ersten Petrusbrief angeführten Opferlammes am Kreuz und Seine Auferweckung aus den Toten! Hier am Kreuz stellte Gott der ganzen Schöpfung Seine unsagbare Liebe vor Augen und vor die Herzen!

Apg 13:31

„…und Er ist an mehreren Tagen denen erschienen, die mit Ihm von Galiläa nach Jerusalem hinaufgezogen waren; die sind nun Seine Zeugen an das Volk.“

Wir haben bei dem Thema der letzten drei Tage, „Gott hat Seinen Sohn aus den Toten erweckt“, die für uns so überaus wichtige wie auch herrliche Tatsache noch nicht erwähnt, dass wenn Er auferstanden ist, auch wir auferstehen werden! Von Seiner Erweckung hängt auch die unsere ab! Und weil Er in Herrlichkeit auferstanden ist und heute zur Rechten Gottes sitzt, werden auch wir nicht nur auferstehen, sondern auch an Seiner Herrlichkeit teilnehmen dürfen. Deshalb kann Paulus in Kol 3:4 auch an uns schreiben: „Wenn aber Christus, unser Leben, geoffenbart wird, dann werdet auch ihr zusammen mit Ihm in Herrlichkeit geoffenbart werden“, ja mehr noch: „Denn die Er zuvor erkannte, die hat Er auch vorherbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit Er der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei“ (Röm. 8:29). Können wir uns dies überhaupt vorstellen, liebe Geschwister, Ihm gleichgestaltet zu sein?

Paulus untermauert seine Aussagen vor den Zuhörern in Antiochien damit, dass er Zeugen der Auferstehung Jesu nennt, nämlich Seine treuesten Begleiter auf Seinem Erdenweg. Die Auferstehung ist also keine leere Annahme, keine Spekulation oder gar ein Hirngespinst, sondern eine bezeugte Tatsache! Dem brauchen wir nichts hinzuzufügen! Für uns gilt die wunderbarste unter allen Frohbotschaften: Gott hat Seinen Sohn gesandt, dass Er am Kreuz als Opferlamm nicht nur unsere Schuld und Sünde, sondern vielmehr die der ganzen Menschheit trug und abtat, und durch Seine Auferstehung allen Menschen, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten, unauflösliches Leben gibt. Gott ist mit uns versöhnt, wie es 2Kor 5:18 so wunderbar beschreibt.

Christi Tod und Auferstehung ist unser wahres Lebensglück und Lebensinhalt – „Er lebt“, das ist auch unser Zeugnis!

Apg 13:32

„Und wir verkündigen euch die unseren Vätern zuteil gewordene Verheißung als Evangelium,“

Gott hat Seinem Volk von Anfang an viele Verheißungen gemacht, die sich zum Teil erst Jahrhunderte später erfüllt haben oder bis heute noch offen sind. So wurde zum Beispiel durch Jesaja etwa 740 Jahre vor Christi Geburt vorausgesagt, dass eine Jungfrau schwanger wird und einen Sohn gebiert (Jes 7:14), wobei die menschliche Unmöglichkeit ja auf dem Wort „Jungfrau“ liegt. In Mt 1:22-23 wird diese Weissagung als erfüllt erklärt! Aber auch der Ort Seiner Menschwerdung wurde vorausgesagt: Der Prophet Micha (Mi 5:1) erklärt eindeutig Bethlehem als Geburtsort Jesu – auch dies erfüllte sich wortgetreu. David weissagte seinem Volk voraus, dass dem am Kreuz hängenden Sohn Gottes „die Hände und Füße durchgraben sein werden“ (Ps 22:17), und Ps 22:18 beschreibt, wie Sein Kleid (Gewand) verteilt wird, und dies im 10. Jh. vor Christus! Selbst Unbedeutendes, wie Seine Grabstätte, wurde lange zuvor durch Jesaja festgelegt (53:9), die Höhle eines Reichen sollte es sein und war es auch durch den Ratsherrn Joseph von Arimathia! Und natürlich durfte nicht fehlen, dass Er nicht im Grab bleiben würde, Ps 16:10 verheißt dies!

Wir könnten hier lange fortfahren, das „Alte Testament“ enthält ja zu großen Teilen solche Verheißungen. Sie sind einerseits das unumstößliche Zeugnis für die Wahrheit, dass Gott lebt und alles im Voraus plant und weiß, und andererseits sind sie der Beleg dafür, dass auch alles Vorausgesagte und Verheißene sich erfüllt, und dies nach dem Ratschluss Seines Willens.

Haben wir nicht einen wunderbaren Gott? (!) Und ist es nicht etwas Gewaltiges, dass wir gemäß Röm. 8:16 zu diesem Gott „Abba, Vater“ sagen dürfen? (!) Und alles „in Ihm“, „in Christus Jesus, unserem Herrn und Haupt“!

Apg 13:33

„… da Gott diese an uns und unseren Kindern voll erfüllt hat, als Er Jesus auferstehen ließ, wie auch im zweiten Psalm geschrieben steht: Du bist Mein Sohn; heute habe Ich Dich gezeugt!“

Paulus führt, vom Geist erfüllt, seine Zuhörer in die weiteste Vergangenheit zurück; ob sie seinen Worten soweit folgen konnten, wie wir es heute können, ist unwahrscheinlich. Für uns bietet unser Leitvers einen atemberaubenden Blick zurück in die frühesten Offenbarungen Gottes und wir erleben die erste Schöpfungstat Gottes: Die Zeugung des Sohnes Seiner Liebe!

Noch bevor das All erschaffen wurde, legte Gott das tragende Fundament – Christus! Auf Ihm wurde alles weitere aufgebaut. Den Beweis hierfür liefert auch Kol 1:15: „… der Erstgeborene vor jeder Schöpfung.“

Eine ganz wunderbare Offenbarung darf es für uns sein, dass der Sohn uns den „Vaternamen“ Gottes vermittelt – denn wer einen Sohn besitzt, ist Vater! Diese Tatsache lässt uns bereits hier die Züge der Liebe Gottes erkennen, denn die Vaterschaft geht ja auch auf uns über.

Und noch eine Tatsache lässt unser Herz höher schlagen: Mit der Zeugung des Sohnes aus Gott hat der gewaltige Akt „das All aus Gott“ seinen Anfang genommen. Der Sohn ist überall der Erste! Ganz intensiv zeugt Kol 1:15-18 hiervon:

Vers 15: „Der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung“, Vers 17: „Er ist vor allem“, Vers 18: „Er ist der Anfang“, Vers 18: „Er ist der Erstgeborene aus den Toten, und Vers 18: „so dass Er in allem der Erste werde“.

Lasst uns noch einen Tag an diesem wunderbaren Vers verweilen, indem wir uns fragen, wie Paulus und die Juden in Antiochien dieses Psalmwort (Ps 2:7) verstanden haben? Noch war ja Gottes Wort nur bruchstückhaft geoffenbart und Paulus bringt die Aussage der Zeugung Christi in den Nahzusammenhang mit Seiner Auferstehung.

Die Zeugung aus Gott ist für uns heiliger Boden, den unser Verstand auf Erden nicht ergründen kann. Doch für die gläubigen Juden, auch für Paulus, geschah die buchstäbliche Zeugung Christi, als Er Mensch wurde, und dies durch die Jungfrau Maria. Diese Zeugung von Gott unterschied Ihn ja von allen anderen Menschen. So konnte Ihn Johannes auch als der „Einziggezeugte“ bezeichnen (Joh 1:14), wobei Johannes auf die Jungfrauengeburt abzielte. Wir sehen also einen für uns nur geistlich (und dies nur beschränkt) fassbaren Zeugungsakt vor einer jeden Schöpfung, und wir sehen den buchstäblichen Zeugungsakt durch den Geist Gottes bei Maria, den Johannes in obigem Vers beschreibt. So gesehen waren die Juden in Antiochien nicht überfordert, denn über den Lebensweg Jesu war ihnen sicher berichtet worden.

Wenn wir die Rede Pauli aufmerksam verfolgen, erkennen wir, wie sich alles auf die eine Person zuspitzt, auf „Jesus“! Immer wieder verweist der Apostel auf entsprechende Schriftzeugnisse und zeigt auf, wie Gott, der Vater, Sich zu Seinem Sohn bekennt, auch wenn Er abgelehnt, ja getötet wurde. „Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt worden, und wir, Seine Körperglieder, dürfen uns im Geist (im Glauben) heute schon bei Ihm wissen. In Eph 2:6 lesen wir dies so: „Er erweckt uns zusammen und setzt uns zusammen nieder inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus …“!

Apg 13:34

„Dass Er Ihn aus den Toten auferstehen ließ, Ihn, der künftig nicht mehr zur Verwesung zurückkehren wird, hat Er mit diesen Worten gesagt: Ich werde euch die huldreichen und unverbrüchlichen Gnadengüter Davids geben.

Der erste Teil unseres Leitverses betont, dass Christus nicht mehr zur Verwesung zurückkehren wird, eine Aussage, die für uns „Interessantes“ beinhaltet:

Es wird von manchen Gläubigen eingeworfen, dass Jesus Christus ja gar nicht der Erstgeborene aus den Toten sein kann, wie dies z.B. Kol 1:18 behauptet – hat Er Selbst ja viele Tote vor Seinem eigenen Tod auferweckt, nicht zuletzt Lazarus! Oder was ist mit jenen Männern des AT, zum Beispiel Henoch oder Elia?

Unser heutiger Leitvers gibt die rechte Antwort auf diese Zweifel: Es ist richtig, dass vor der Auferweckung Jesu schon andere Tote auferweckt wurden, doch alle gingen zurück in die Verwesung, dass heißt, auch ihrem neu geschenkten Leben war ein Ende gesetzt, dem die Verwesung folgte. Bei Henoch lesen wir in 1Mo 5:24, dass Alueim ihn hinweg nahm und er nicht mehr gefunden ward – diese Aussage kann vielfach gedeutet werden! Zu Elia in 2Kö 2:11: Auch dieses Ereignis kann nicht als „endgültig“ gesehen werden, sonst wäre Jesus in keinem Fall „der Erstling“ gewesen!

Wir merken bei Obigem sehr wohl und müssen uns auch eingestehen, liebe Geschwister, dass wir nicht alles in der Schrift so einfach auslegen und verstehen können, obwohl Gottes Wort auf sein Vollmaß gebracht worden ist. Doch eines muss uns unmissverständlich und klar sein:

Jesu Auferweckung war die „Einzige und Erste“, die endgültig war und keinen neuen später folgenden Tod zur Folge hatte! Er war also in der Tat der wirklich „Erstgeborene aus den Toten“!

Apg 13:35

„Darum sagt Er auch an anderer Stelle: Du wirst Deinen Huldreichen nicht dahingeben, um die Verwesung zu gewahren.“

Wir müssen heute zuerst noch nachfragen, was der zweite Teil des gestrigen Leitverses beinhaltet, was für Gnadengüter Davids hier gemeint sind?

Es geht ja darum, dass Gott die Verheißungen an das Volk Israel „in Seinem Sohn“ erfüllt hat, vor allem dadurch, dass Er Ihn auferstehen ließ. Paulus bestätigt dies mit einer weiteren Aussage des Propheten Jesaia (Jes 55:3), wo von dem äonischen Bund und den huldreichen Gnadengütern Davids die Rede ist. Diese segensreichen Gnadengüter, welche David als Verheißung gegeben wurden (den äonischen Bund und das äonische Königreich) konnten aber nur in Erfüllung gehen, wenn der Sohn Gottes aus den Toten auferweckt wurde!

Unser heutiger Vers ist ein weiterer Beleg Pauli, diesmal aus Ps 16:10: „… weil Du meine (Davids) Seele nicht im Ungewahrten lassen noch Deinen Huldreichen dahingeben wirst, Verwesung zu sehen.“ Wir müssen in diesem Psalm sehen, dass er einmal ein Flehen Davids um persönliche Behütung ist, dann auch ein tiefgläubiges Bekennen, dass Jewe ihn sicher führt und zuletzt seine Seele nicht im Ungewahrten lässt, was für David eine Auferstehung im zukünftigen Königreich auf Erden bedeutet. Die Verheißung an den „Huldreichen“ weist jedoch auf den Sohn Davids hin, unseren Herrn Jesus! David und sein Geschlecht sind längst begraben und verwest, doch der eine Nachkomme Davids, „Jesus von Nazareth“, gewahrte die Verwesung nicht, Gott ließ Ihn vorher aus den Toten auferstehen! Und – Er wird auch nicht mehr in die Verwesung zurückkehren!

Mit diesen Schriftstellen versucht Paulus, die Juden in der Synagoge in Antiochien zu überzeugen, dass alle Schriftaussagen in Jesus Christus erfüllt sind!

Apg 13:36

„Denn David, der seiner eigenen Generation nach dem Ratschluss Gottes beistand, ist zwar entschlafen; er wurde zu seinen Vätern beigesetzt und gewahrte die Verwesung.“

In vielem war David eine Vorschattung Christi, doch musste er selber vielfach erkennen, dass er nicht in allem persönlich gemeint war, sondern ein anderer, der nach ihm kommen würde! Damit wurde David auf wunderbare Weise zum Beistand (Helfer) für die Ausführung des Ratschlusses Gottes!

Auch Israel musste wissen, dass David längst der Verwesung anheim gefallen war, er konnte folglich nicht jener „Huldreiche“ sein! Für das Volk musste sich jetzt die Frage stellen, ob sie in „Jesus“ jenen sehen würden, auf die die Verheißung zutraf, „keine Verwesung zu gewahren“!

Wir wollen uns heute noch etwas mit „dem Ratschluss Gottes“ beschäftigen, dem schon David segensreich dienen durfte und dem im Grunde die ganze Schöpfung dient. Bei Fragen wie „warum lässt Gott all das Leid auf Erden zu?“ ist sehr schnell zu hören, dass der Mensch selber daran schuldig ist! Auch wird vielfach Israel die Schuld an der Kreuzigung Jesu gegeben und behauptet, Gott habe Sein Volk für immer verworfen und die Nationen an seine Stelle gesetzt! Auf den ersten Blick mag es auch so zu scheinen, doch eben nur auf den ersten Blick! Wer tiefer in Gottes Wort eindringt (oder auf der Erkenntnisleiter höher empor klimmt), wird erkennen, dass es keine Zufälle in der Schöpfung gibt, auch keine Ereignisse, die dem Schöpfergott aus den Händen geglitten sind! Zum wiederholten Mal weisen wir auf Eph 1:11 hin, wo uns als eine Art „Generalaussage“ gesagt wird, dass Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt! Anstatt Gott zu verurteilen oder Ihn ganz zu verleugnen, dürfen wir mit wachsender Erkenntnis sehen, dass auch Leid, Kriege, Mord und Totschlag, also alles Finstere und Böse, nur dem Ratschluss Gottes dienen muss, um das hehre Ziel Gottes zu erreichen: „Gott alles in allen“ (1Kor 15:28b).

Apg 13:37

„Der aber, den Gott auferweckte, hat keine Verwesung gewahrt.“

Auch wir dürfen uns heute an den herrlichen Worten erfreuen und stärken, die Paulus eigentlich den Juden in Antiochien zuruft: „Den aber, den Gott auferweckt hat“ – und wir setzen den Satz fort: „… der wird auch uns buchstäblich auferwecken, oder gar noch zu unseren Lebzeiten zu Sich entrücken.

Schauen wir hinein in 1Thes 4:13-18, wo uns verheißen ist, dass jene zur Körpergemeinde Christi Jesu Berufenen, die den Tod schmecken mussten (und vielleicht noch müssen), bei der Entrückung zuerst auferstehen werden, und hernach werden wir Lebenden mit den auferstandenen Toten zusammen in Wolken dem Herrn entgegen entrückt – das ist unser herrliches Verheißungsgut!

Es wird oft darüber nachgedacht, wie ein gläubig verstorbener Toter auferstehen kann, dessen Körper schon längst verwest ist! Eine mögliche Antwort lautet, dass der buchstäbliche Körper überhaupt nicht mehr aufersteht, sondern der Verstorbene einen neuen geistlichen Körper erhält. Wer solches vertritt, muss aber auch erklären können, warum dann von einer „Auferstehung“ die Rede ist? Etwas Neues braucht ja nicht auferstehen! Auch muss dann hinterfragt werden, wie wir in der Herrlichkeit „Ihm, unserem Herrn und Haupt, gleich sein sollen“, wenn er in Seinem buchstäblichen Körper gen Himmel aufstieg? Bedenken wir, dass es für Gott ein Leichtes ist, einen total verwesten Körper im kleinsten Teil einer Zeiteinheit wieder herzustellen!

Wir wollen Obiges nicht weiter verfolgen, sondern uns einfach daran erfreuen und gegenseitig zusprechen, dass mit jedem Tag der Zeitpunkt näher rückt, an dem der Herr wiederkommt und uns zu Sich holt, damit wir gemäß 1Thes 4:17b allezeit mit Ihm zusammen sind!

Apg 13:38

„Daher sei euch bekannt, Männer, Brüder, dass euch durch diesen Jesus die Erlassung der Sünden verkündigt wird;

Wir kommen langsam zum Abschluss aber auch zum Höhepunkt der Rede Pauli, wo neue Elemente hinzukommen; doch zuerst noch einmal eine Zusammenfassung des Bisherigen:

In seiner Rede vor den Auslandsjuden in Antiochien hebt Paulus genau wie Petrus, die Vorrangstellung Israels hervor (siehe Vers 23). Auch Vers 26 bestätigt dies eindeutig. In Übereinstimmung mit Petrus beschränkt sich Paulus auch in Vers 31 auf das Volk. Ab Vers 32 sehen wir eine auffällige Wiederholung dessen, was schon Petrus an Pfingsten verkündigte. So versichert Paulus hier in Antiochien, dass sein Evangelium auf jenen Verheißungen an die Väter basiert, dass sich jetzt aber die Verheißungen an das Volk erfüllt hat, als Jesus auferweckt wurde.

Damit bestätigt Paulus die große Wahrheit der Apostelgeschichte: „Euch, dem Volk Israel, gehört zuerst der Auferstandene!“

Auf dem Grund obiger Tatsachen macht Paulus (wie auch Petrus) dem Volk Israel bekannt, dass durch diesen „Jesus“ die Erlassung der Sünden verkündigt wird – das steht in völligem Einklang mit der Königreichsverkündigung der zwölf Apostel, nur mit dem Unterschied: Während jene Jesus mehr als „Sohn Davids“ darstellten, enthüllt ihnen Paulus diesen Jesus klar als „Sohn Gottes“! So weit wäre also alles fast unverändert, aber es kommt das oben genannte „neue Element“ hinzu: Vers 39: „…und von allem, von dem ihr im Gesetz des Mose nicht gerechtfertigt werden konntet, wird in diesem jeder gerechtfertigt, der glaubt.“

Das ist keine Wiederholung des ersten Angebots, sondern etwas deutlich Größeres, es ragt weit über das mosaische Gesetz hinaus! Wird Israel, zumindest einmal die Juden in Antiochien, jetzt zugreifen?

Apg 13:39

„… und von allem, von dem ihr im Gesetz des Mose nicht gerechtfertigt werden konntet, wird in diesem jeder gerechtfertigt, der glaubt.“

Was Paulus hier verkündigt, ragt, wie wir gestern schon sagten, deutlich über das Gesetz hinaus; wohl galten diese Worte in der Synagoge zuerst den Juden und solchen, die Gott fürchteten (Proselyten), und doch öffnete Gott hier eine Tür, um in direkte Beziehung zu den Nationen zu treten. So gesehen ist unser heutiger Leitvers bereits ein Evangelium, welches das Kommen Christi zu den Nationen ansagt!

Das wirklich Neue besteht darin, dass das Gesetz, dass bisher für Israel maßgebend war, nur bis Mose reicht! Paulus überschreitet diese mosaische Grenze und geht weiter zurück, um bei Abraham anzuknüpfen, als dieser noch unbeschnitten (in der Vorhaut) war. Wir müssen also diese beiden Männer vergleichen:

Durch Mose gab Gott das Gesetz mit der Aufforderung, es zu halten, um gerecht zu werden (wir merken hier an, dass Gott immer wusste, dass Israel das Gesetz nicht halten konnte, es überführte alle, dass sie zum Halten unfähig waren, womit das Gesetz ein Geleiter zu Christus wurde (Gal 3:24). Was aber das Gesetz nicht zustande bringen konnte (wegen der Schwachheit des Fleisches), besaß Abraham schon längst! Pauli Aussage, wonach jeder gerechtfertigt wird, der glaubt, wurzelt daher nicht im Gesetz, sondern in 1Mo 15:6: „Und es glaubte Abram (hier noch sein alter Name) Ieue Alueim; und Er rechnete es ihm an zur Gerechtigkeit.“ Dieser Bund mit Abram war frei von jeglicher Bedingung, auch frei von Werken. Auf den einfachen Glauben hin schenkte Gott eine herrliche Gnadengabe: „Gerechtigkeit“!

Für uns ist dies verheißungsvoll, weil Abraham diese Gabe erhielt, als er noch unbeschnitten war – es war der Weg zu uns, denen aus den Nationen.

Wir sehen, liebe Geschwister, das angekündigte „neue Element“ in der Rede des Paulus ist im Grunde uralt und geht auf Abraham (Abram) zurück! Für Gott war es der Zeitpunkt, wo durch Paulus wieder Gerechtigkeit durch Glauben angeboten wurde. Damit ist jenem ersten Bund mit Abram der Weg freigegeben, der den Nationen herrliche Aussichten eröffnet. Der Bund mit Mose, der dem Gesetz den Vorrang gab, verlor seinen Vorrang!

Vielleicht müssen wir hier ganz kurz daran erinnern, dass Abram/Abraham zwei Seiten hatte, eine vor und eine nach seiner Beschneidung und dementsprechend gab es von Seiten Gottes auch zwei Bündnisse mit ihm: Der erste Bund war ohne Bedingungen, es ist jener, auf den sich Paulus bezieht; dann schloss Gott einen zweiten Bund mit ihm, der auch den Namenswechsel Abram in Abraham mit sich brachte, es war der Bund der Beschneidung, der verschiedene Bedingungen hatte.

Wir müssen Obiges wirklich im Herzen bewegen, nur so wird uns die Wichtigkeit bedeutsam, die sich hier vollzogen hat.

Bedenken wir auch, dass die Ablehnung der Masse des Volkes Israel diese Hinwendung zum alten Bund mit Abram erst möglich gemacht hat. Die Aussage Pauli in unserem Leitvers ist also nichts anderes als die Wiederanknüpfung an eine längst geoffenbarte Heilswahrheit.

Bedeutsam ist hier auch, dass nicht Petrus diese neue (alte) Frohbotschaft in der Synagoge verkündigen sollte, sondern Paulus. Trotzdem dürfen wir, als Glieder der Körpergemeinde, hier in der Apostelgeschichte nicht zuviel erwarten, stehen wir doch im gesamten Verlauf der Apostelgeschichte vorwiegend auf Königreichsboden, wiewohl wir bereits die Körpergemeinde aufleuchten sahen und sehen.

Apg 13:40

„Hütet euch nun, damit nicht das über euch komme, was in den Propheten angesagt ist:“

Wir kommen mit unserem Leitvers zum Propheten Habakuk, denn von ihm stammt die Aussage in Vers 41. Um das würdigen zu können, befassen wir uns heute kurz mit diesem Propheten:

Das Thema seines Buches kann so lauten: „Vom Zweifel zum Glauben“; es wurde im 7. Jahrhundert n. Chr. verfasst, als eine Invasion der Chaldäer in Juda bevorstand. Habakuk zeigte eine große Liebe für sein Volk und nahm die Stellung eines Wächters über das Volk ein. Seine Fragen und Zweifel entsprangen seinem Eifer für die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes. Er war bestürzt darüber, dass Gott das Böse in Juda erlaubte und noch mehr darüber, dass Gott Babylon als Zuchtrute für Sein Volk gebrauchte. So finden wir bei diesem Propheten ein Fragen und Antworten, wobei der Schlüsselvers der Antwort Gottes wohl in Apg 2:4 zu finden ist.

Es geht darum, dass die Sünde zum Verderben führen muss, der Glaube hingegen führt sicher zum Leben – und vor dieser Wahl stehen auch die Juden im pisidischen Antiochien. „Hütet euch nun, damit nicht das über euch komme …“.

Schon das Wort „Hütet euch“ erzeugt normalerweise Beklemmung, ja Angst, obwohl es eigentlich erst einmal zur Hut auffordert, den richtigen Weg zu suchen und zu begehen. Paulus spricht dieses „Hütet euch“ in eine weichenstellende Situation hinein, denn wenn auch die Juden in Antiochien das Angebot zur Aufrichtung des Königreichs ablehnten, bestand für Israel keine nahe Hoffnung mehr auf das Königreich – allerdings schufen sie mit einer möglichen Ablehnung den Weg des Evangeliums zu den Nationen.

Angesichts dieser ernsten Sachlage müssen wir das „Hütet euch“ sehen!

Apg 13:41

„Seht ihr Verächter, staunet und vergeht; denn Ich tue ein Werk in euren Tagen, ein Werk, das ihr überhaupt nicht glauben würdet, auch wenn es euch jemand ausführlich berichtete.“

Wir kommen zum Inhalt der Warnung Pauli an die versammelten Juden in der Synagoge, es ist die Antwort Gottes auf die Frage des Propheten, wie lange er noch zu Gott schreien soll, ohne von Ihm erhört zu werden! Die Sünde nahm vor seinen Augen immer mehr zu, die Verachtung des Wortes Gottes wuchs!

Was ist nun jenes Werk, das Gott tun will und das für Sein Volk fast unglaublich wirken muss: Der Prophet wusste um die Tiefe der Aussage noch nichts, sie wurde ja erst viel später dem Apostel der Nationen, Paulus, enthüllt – es ist das große, ja gewaltige Werk „der Gnade“!

Für uns ist es eine geschichtliche Tatsache, dass Gottes Gnade nicht nur von den Juden innerhalb der Landesgrenzen, sondern auch von jenen im Ausland, also auch in Antiochien, verschmäht und verachtet wurde. Umso freudiger wurde sie von den Nationen angenommen.

Wir dürfen hier von jener „Gnade“ sprechen, in welcher wir, die Glieder der Körpergemeinde, bedingungslos durch Glauben gerettet sind (Eph 2:8), und dies ohne eigenes Zutun oder Werke! Es ist eine Gnade, die überströmend ist, was bedeutet, dass sie nicht nur „mehr als benötigt“ vorhanden ist, sondern mit ihrem Überströmen auch täglich unsere Kränkungen Gott gegenüber wegspült. „In Ihm (Jesus Christus) haben wir nicht nur die Freilösung durch Sein Blut, sondern auch die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt“ (lies Eph 1:7) – und das darf uns auch heute wieder erneut zutiefst erfreuen und uns zusprechen!

Apg 13:42

„Als sie sich hinausbegaben, sprach man ihnen zu, über diese Dinge am Zwischensabbat zu ihnen zu sprechen.“

Paulus hat seine gewaltige Rede in der Synagoge in Antiochien mit der gestern angeführten prophetischen Drohung abgeschlossen, einem freien Zitat aus Habakuk. Es muss einen ganz besonderen Eindruck hinterlassen haben, dass Paulus die heilsgeschichtliche Darstellung seiner Rede mit diesem Abschluss krönte. Offensichtlich mussten seine Worte erschütternd auf die Gewissen der Zuhörer gewirkt haben und die ganze Schwere der Verantwortung den Zuhörern zum Bewusstsein gebracht haben. Die Bitte der Juden um weitere Belehrung am Zwischensabbat war ein erfreulicher Beweis von der tiefen Wirkung des apostolischen Zeugnisses.

Wir sehen auch hier an diesen Vorgängen, wie das Wort Gottes wirkt; in Hebr 4:12 lesen wir, dass es lebendig, wirksam und schneidender als jedes zweischneidige Schwert und durchdringender bis zur Teilung von Seele und Geist, sowie von Gelenken als auch Mark ist; und weiter: Dass es Richter der Überlegungen und Gedanken des Herzens ist!

Man sollte meinen, dass dieses herrliche Wort unangefochten in den Herzen wirken kann, doch dem ist nicht so! Aus dem Gleichnis vom Weizen und Unkraut in Mt 13, besonders in den Mt 13:37-43, sehen wir, wie der Sämann (hier ist es der Herr Selbst) seinen guten Samen aussät, doch als es Nacht ist und die Menschen schlummern, kommt der Feind und sät mitten unter das Getreide seinen „Taumellolch“ und ging davon. Dieses Gleichnis, welches sich ja als Geheimnis auf das Königreich bezieht, stellt einen massiven Angriff auf das Königreich dar und stört massiv das ausgesäte Wort. Gott gibt auch hier gemäß dem Ratschluss Seines Willens dem Bösen die Möglichkeit, Sein Wort anzugreifen, allerdings mit dem Ziel, dass am Ende doch alles Unkraut ausgejätet und ins Feuer geworfen wird. Wir sehen an diesem Gleichnis den göttlichen Verlauf des Königreiches bis zum Abschluss, wo Christus das Feld von allen Heuchlern und Verächtern des Wortes säubern wird.

Apg 13:43

„Nachdem sich die Synagogenversammlung aufgelöst hatte, folgten viele der Juden und der Gott verehrenden Proselyten dem Paulus und Barnabas; die sprachen zu ihnen und redeten ihnen zu, in der Gnade Gottes zu verharren.“

Unser Leitvers zeigt eindeutig, dass die geistgewirkten Worte Pauli nicht ohne Eindruck blieben, im Gegenteil; viele Juden und Proselyten folgten den beiden Brüdern, um mehr zu hören, wobei wir annehmen können, dass diese weitere Belehrung außerhalb der Synagoge erfolgte. Man kann sagen: Bis hierher verlief alles ohne Hindernis!

Interessant für uns ist, worüber Paulus und Barnabas die Gespräche mit den Wissbegierigen führten, wir lesen in unserem Leitvers ja nur die Schlussermahnung: „in der Gnade Gottes zu verharren“, was uns aber zeigt, dass „Gottes Gnade“ das Hauptthema gewesen sein musste. Die Gnade Gottes wurde schon darin wirksam, dass die Juden und Proselyten willig und verständnisvoll das Wort der Wahrheit hörten! Und „hören“ konnten sie, dass ihnen Gott das Wort der Rettung in der Gestalt Christi Jesu anbot. Die große Gefahr lag nun darin, dass durch Bedenken, durch Einreden und Kritik von außen dieser Erkenntnisstand der Gnade wieder verloren ging, was ja, wie wir gestern am Gleichnis des Sämanns sahen, auf die Wirksamkeit des Bösen zurückzuführen ist. „In der Gnade verharren“ sollte heißen, sich nicht durch falsche Einflüsterungen irre machen zu lassen.

Betrachten wir heute noch generell den Zweck der Gnade: Es ist der Lobpreis und die Verherrlichung Gottes! So wunderbar es für uns ist, in dieser überwältigenden Gnade zu stehen uns darin zu freuen, so ist ihr tieferer Zweck doch der, dass Gott Sich Seiner ganzen Schöpfung groß und herrlich erzeigen kann – und dies in Seinem Sohn! In diesem Sinn dürfen wir heute 2Thes 1:12 mit in den Tag nehmen: „…damit der Name unseres Herr Jesus unter euch verherrlicht werde und ihr in Ihm, gemäß der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus.“

Apg 13:44

„Am folgenden Sabbat versammelte sich beinahe die gesamte Stadt, um das Wort des Herrn zu hören.

Es sprach sich schnell in Antiochien herum, dass in der jüdischen Synagoge etwas Besonderes zu hören war und deshalb lesen wir auch, dass fast die gesamte Stadt sich aufmachte, um zu hören. Da es für uns erst im nächsten Vers spannend wird, machen wir uns heute etwas über „das Wort des Herrn“ Gedanken:

In Joh 1:1 lesen wir: „Zu Anfang war das Wort, und das Wort war zu Gott hingewandt, und wie Gott war das Wort.“ Wir erkennen wohl alle in diesem „Wort“ unseren Herrn, Er war von Anfang an, mehr noch, Er war überhaupt der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung, und: Er war zu Gott hingewandt.

Durch die Hinwendung zu Gott (wir können auch sagen: Durch das Ausrichten auf Gott) nahm der Sohn gemäß Hebr 1:3 die Herrlichkeit und das Gepräge des Wesens Gottes in Sich auf und strahlte dies ab! Wir gehen aber noch einen Schritt weiter: Die Hinwendung gottwärts war bei dem Sohn so intensiv, dass Er es nicht für eine Rauben erachtete, ebenso wie Gott zu sein (Phil 2:6).

Obiges betrifft unseren Herrn und unser Haupt! Aber schauen wir jetzt einmal auf uns, liebe Geschwister, und dies in obigem Sinn: Auf wen sind wir ausgerichtet? Zu wem sind wir hingewandt? Bei dieser Frage kommen wir immer wieder zu jener herrlichen Antwort in 2Kor 3:18, wo es heißt: „Wir alle aber, mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd, werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist.“

Das Wort „Christus“ war von Anfang an gottwärts ausgerichtet und zu Gott hingewandt, mit der Folge, dass Christus als Abbild die Herrlichkeit Gottes widerspiegelte. Merken wir die Ähnlichkeit zu uns? Christus zu Gott hingewandt, wir zu Christus – das ist das Widerspiegeln Seiner Herrlichkeit durch uns!

Wir verweilen noch einen Tag bei dem „Wort des Herrn“, wobei wir noch einmal in Joh. 1 hineinschauen, diesmal in die Verse 3-4: „Alles ist durch dasselbe geworden, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. In demselben war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“

Sahen wir gestern das zu Gott hingewandte Wort, also unseren gottwärts ausgerichteten Herrn, so ist es heute der Träger und das Leben von allem. In Hebr 1:3 lesen wir ergänzend: „… und trägt das All durch Sein machtvolles Wort.“

Zusammen mit den gestrigen Aussagen sehen wir, dass hinter dem Begriff „Wort“ unendlich viel verborgen ist, nicht nur unser aller Leben, es ist „der Träger (die Tragkraft) des Alls!“ Dieses Wort wurde Fleisch und kam auf die Erde, um die Menschen aus der Finsternis ins Licht zu führen.

„Das Wort des Herrn“ ist also zum einen das gesprochene Wort Gottes, das wir hören und in uns aufnehmen dürfen, zum anderen der Sohn Gottes Selbst! Wenn bis heute der Großteil der Menschheit (einschließlich dem Volk Israel) dieses Licht nicht erfasst hat, so ist es unser großes Vorrecht, dass wir aus der Finsternis herausgekommen sind, dass uns das Wort des Herrn erleuchtet hat, ja mehr noch, dass unsere Herzen erleuchtet wurden, so dass wir erkennen durften, was das Erwartungsgut Seiner Berufung ist, was der Reichtum der Herrlichkeit Seines Losteils inmitten der Heiligen, was die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist … (lies Eph 1:18 ff) – das alles ist ein winziger Ausschnitt von dem, was in dem „Wort des Herrn“ enthalten ist.

Apg 13:45

„Als die Juden die Scharen gewahrten, wurden sie von Eifersucht erfüllt, widersprachen dem, was Paulus sagte, und lästerten.“

Die Synagogen in der Fremde hatten vielerorts einen starken Einfluss, und dies wegen der reinen Gottesverehrung und der hohen moralischen Lehre – so auch in Antiochien. Lästig für die nichtjüdische Bevölkerung wurde wohl nur die einschränkende gesetzliche Haltung der Juden empfunden. Nun kamen zwei Männer, die eine frohmachende Botschaft hatten, vor allem aber nicht den beengenden Zwang der Synagoge forderten. Das musste auch auf die Bevölkerung befreiend wirken, und so war der starke Zulauf in die Versammlung verständlich. Wir dürfen davon ausgehen, dass die Synagoge überfüllt war und die Menschen sich auf der Straße zusammendrängten, so dass Paulus sich sichtbar auch an jene Scharen draußen wandte.

Interessant war es sicherlich für die Bevölkerung, dass Paulus auch zu den Juden von „Sündenvergebung“ sprach, sie also auch als „Sünder“ bezeichnete! Das war für die Nichtjuden sensationell – diese gesetzesstolzen Juden sollten also auch Sünder sein wie sie, die aus den Nationen, und der Gnade bedürfen! Und dass jeder Glaubende in diesem Jesus völlige Erlassung seiner Sünden bekäme … die Bevölkerung musste in der Tat sehr ergriffen gewesen sein! Und die Juden?

Sie hatten die Woche über Zeit gehabt, über die Rede des Paulus nachzudenken, und interessanterweise lesen wir nicht, dass sie dem Inhalt der Rede widersprachen - dieser scheint sie genauso ergriffen zu haben wie die Nichtjuden. Der entscheidende Punkt, der den guten Anfang ins Gegenteil verkehrte, war „Eifersucht“ auf die große Schar der Bevölkerung! Kennen wir „Eifersucht“, liebe Geschwister? Diese üble Eigenschaft hat die Juden derart leidenschaftlich erregt, dass sie sich hinreißen ließen, dem Paulus auf einmal zu widersprechen, ja mehr noch, auch noch zu lästern. Halten wir hier fest: Es war nicht die neue Lehre, sondern die Eifersucht, die den Erfolg Pauli verhinderte!

Apg 13:46

„Freimütig entgegneten Paulus wie auch Barnabas: Es war notwendig, dass zuerst euch das Wort Gottes gesagt wurde. Weil ihr es aber von euch stoßt und euch selbst des äonischen Lebens nicht für würdig erachtet, siehe, so wenden wir uns an die Nationen.“

Wir betonen heute zuerst noch einmal das Bedeutsame im gestrigen Vers: An erster Stelle stand die Eifersucht der Juden, und erst aus ihr resultierte die Ablehnung des Evangeliums, die bis zur Lästerung ging. Vielleicht wird uns jetzt die Aussage in Röm 11:13-15 klarer!

Unser heutiger Vers zeigt die Antwort des Paulus und Barnabas, sie ist klar und eindeutig: Auch die Juden in der Zerstreuung mussten die Möglichkeit zur Annahme oder Ablehnung des Königreichs bekommen, hier in Antiochien erleben wir, wie bisher überall, nur Ablehnung; und diese Ablehnung wird uns im weiteren Verlauf der Apostelgeschichte immer wieder begegnen.

Die beiden Apostel redeten „freimütig“, das heißt, sie hatten ihren Glaubensgrund auf dem Vertrauen des göttlichen Handelns. Das Gegenstück zu „Freimut“ ist „leidenschaftlicher Eifer“, und den führen uns ja die Juden von Antiochien in dramatischer Weise vor! Paulus und Barnabas waren auch nicht beleidigt oder enttäuscht, sondern erkannten in dem Verhalten der Juden, dass nun die Wende im Blick auf die Nationen eingetreten war.

Doch bei aller Ablehnung, die uns noch begegnen wird, heißt es immer: „Euch zuerst“! Die Vorrangstellung Israels ist also auch in der angebrochenen „Verwaltung des Übergangs“ gültig (lies Röm 1:16).

Schon in Apg 4:31 begegnete uns das Wort „Freimut“, und dies in Verbindung mit Vers 33, wo es um das Zeugnis der Auferstehung Jesu Christi ging. Das darf uns heute zusprechen, damit auch wir gerade heute mit Freimut unseren Herrn bezeugen können! Er ist wahrhaftig auferstanden und Er lebt!

Apg 13:47

„Denn so hat uns der Herr geboten: Ich habe Dich zum Licht der Nationen gesetzt, damit Du ihnen bis zum letzten Ende der Erde zur Rettung gereichst.“

Paulus zitiert zum Abschluss seiner Rede ein Wort aus Jes 49:6, das sich auf den Herrn als Licht und Retter bezieht. Er untermauert damit seine Vollmacht, gleich dem Herrn, der vom Vater zum Licht der Nationen gesetzt wurde, die Nationen zu erleuchten, und dies mit dem Evangelium Jesu Christi.

Die prophetischen Worte Jesaias können aber erst erfüllt werden, wenn Israel gesammelt und völlig bekehrt in seinem angestammten Land wohnen wird. Theoretisch hätte dies an Pfingsten Wirklichkeit werden können, wenn das Volk Jesus als seinen Messias angenommen hätte.

Im Kontrast zu den Worten Jesaias werden Paulus und Barnabas zu den Nationen gesandt, bevor die Segnungen an Israel Wirklichkeit werden. Zu dieser neuen Heilslinie lesen wir in Röm 11:12 und 15 drei Punkte: 1.) Israels Kränkung ist der Welt Reichtum; 2.) Israels Niedergang ist der Reichtum der Nationen; 3.) Israels Verwerfung ist der Welt Versöhnung. Beachten wir hier, dass das Wirkungsgebiet für die zwölf Apostel ja erst einmal nur „bis zur letzten Grenze des Landes“ galt (Apg 1:8); bei Paulus wurde diese Begrenzung aufgehoben, weil sein Auftrag nicht mehr der Beschneidung galt, sein Wirkungsgebiet reicht bis zum letzten Ende der Erde. Merken wir, liebe Geschwister, wie wichtig es ist, das Wort Gottes gem. 2Tim 2:15 richtig zu schneiden? Erst so können wir die beiden Werkzeuge Gottes (a) Israel mit irdischem und b) Paulus mit überhimmlischem Auftrag) klar unterscheiden!

Lasst uns aber noch daran erfreuen, dass unser Herr nicht erst im Königreich das Licht der Nationen sein wird, sondern uns, Seine Körperglieder, heute schon die Augen unserer Herzen erleuchtet, und dies auf wunderbarste Weise, wie wir es in Eph 1:18 ff lesen.

Apg 13:48

„Als die aus den Nationen das hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn; und alle, die zu äonischem Leben verordnet waren, kamen zum Glauben.“

Was wir heute in unserem Leitvers lesen, ist die Auswirkung der neuen Heilslinie Gottes in Richtung der Nationen. Wir erleben im Nachhinein mit, wie sich diese Erstlinge der Körpergemeinde freuten, dass nun das Wort des Herrn direkt zu ihnen gesprochen wurde, und nicht mehr auf dem Umweg über die Synagoge. Wir dürfen sehen, wie das Wort des Herrn glücklich machte und verherrlicht wurde, wie es zuvor noch nicht geschehen war. Der Glaube dieser Erstlinge aus den Nationen ist auch ein Beweis der Wirkung des heiligen Geistes und zugleich die göttliche Bestätigung der Richtigkeit des Heilsangebotes an die Nationen.

Vergleichen wir diesen Anfang mit jenen Anfängen an Pfingsten oder bei Kornelius, so erkennen wir, wie an Pfingsten der Geist Gottes mit auffallenden Zeichen und Wundern jene herausrief, die für das Königreich bestimmt waren – hier in Antiochien greift der Geist die Erstlinge der Körpergemeinde ohne irgend welche Zeichen oder Wunder heraus, und dies nach dem einfachen Muster: Verkündigung – Glaube – Freude – Verherrlichung! Wir müssen aber hier auch betonen, dass die Wunderzeichen nicht mit einem Schlag aufhörten, sondern in der Verwaltung des Übergangs noch eine gewisse Zeit lang auftraten, schließlich hatte Paulus immer noch den Doppeldienst an Israel, sowie an den Nationen. Doch die Richtung ist hier klar und eindeutig vorgegeben, wie es in Eph 1:13 zu lesen ist: „Glauben und Versiegelung mit dem Geist der Verheißung“, und dies ohne sinnfällige Zeichen!

Halten wir hier kurz inne, liebe Geschwister, und bedenken in tiefer Dankbarkeit, was Gott hier begann: Abgesehen von einigen Proselyten waren bisher die Nationen von dem reich gedeckten Tisch Gottes ausgeschlossen, ja standen in weiter Ferne! Deshalb war es für jene Erstlinge etwas ungeheuer Großes, als sich Paulus und Barnabas ihnen direkt zuwandte.

Apg 13:49

„So wurde das Wort des Herrn durch die ganze Gegend getragen.“

Wir möchten heute zuerst noch einmal auf Vers 48 eingehen, speziell auf die „Vorherbestimmung zu äonischem Leben“: Als Erstes müssen wir hier sehen, dass das Wort, das Freude und Verherrlichung hervorrief, nicht alle Nationen zu Jüngern machte, wie dies Mt 28:19 fordert, sondern nur jene erreichte, die zu äonischem Leben verordnet waren, was bedeutet, dass nur Vorherbestimmte und Erwählte zum Glauben kamen! Es ist das klares „paulinisches Evangelium“, dass die Körperglieder Christi Jesu gemäß Eph 1:4 vor dem Niederwurf der Welt in Christus von Gott auserwählt wurden, und dies ohne jegliches eigene Zutun, es ist allein das Werk der Gnade. Diese Auserwählung ist aber keine Rettung für Bevorzugte, sondern beinhaltet die Mitarbeit an dem großen Heilswerk Gottes, die ganze Schöpfung an Sein Herz zu ziehen! Diesem herrlichen Zweck dienen alle herausgerufenen Auserwählten, auch jene des Königreichs. Nur muss wiederum unterschieden werden: Die Königreichsgemeinde dient den irdischen Nationen, die Körpergemeinde hingegen hat ihren Dienst in den Überhimmeln an der unsichtbaren Welt!

Noch kurz zu der Verheißung des „äonischen Lebens“: Dies ist eine Gnadengabe Gottes an die Auserwählten aus allen Nationen, wie wir es in Röm 6:23 lesen. Sein Merkmal ist zukünftige „Unsterblichkeit in einem unverweslichen Herrlichkeitskörper“, wie es 1Kor 15:52-53 herrlich beschreibt. Und der Ort dieses äonischen Lebens ergibt sich aus 1Thes 4:17, wo uns verheißen wird, in den Wolken dem Herrn entgegen entrückt zu werden, wo folglich unsere zukünftige Heimat ist; unser Bürgertum ist also gemäß Phil 3:20 für uns „in den Himmeln“!

Unser heutiger Vers berichtet uns, wie das Wort weitergetragen wurde und wie viele zum Glauben kamen – es ist der weitere Fortgang der Evangeliumsverkündigung Pauli.

Apg 13:50

„Die Juden aber reizten die Gott verehrenden und angesehenen Frauen und die Ersten der Stadt auf und erweckten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und trieben sie von ihren Grenzen fort.“

Es ist für uns lehrreich und für manchen hilfreich, wenn wir schon hier in den ersten Anfängen der Körpergemeinde sehen, welche Mittel Gott gebraucht, um Sein Wort dahin zu tragen, wo berufene Heilige sind: Verfolgung, Trübsal und Nöte! Aber gerade diese Verfolgung zeugte für die Echtheit des Evangeliums, denn dort, wo der Name „Jesus“ verkündigt wird, erwacht Widerstand!

Und wie schon bei der Gefangennahme und Kreuzigung Jesu benutzten die eifersüchtigen Juden die Fremden, um ihr Ziel zu erreichen. Unser Leitvers nennt als Erstes „Gott verehrende und angesehene Frauen“ – dies dürften Proselytinnen gewesen sein, wahrscheinlich Frauen von römischen Beamten, die nicht wie ihre Männer auf den römischen Kaiserkult Rücksicht nehmen mussten. Diese römischen Männer gestatteten aber offensichtlich ihren Frauen, sich dem jüdischen Gottesdienst anzuschließen. Als sich aber diese Frauen durch die Botschaft der Gnade verletzt fühlten (allein durch diesen Jesus sollte Erlassung der Sünden erfolgen, und dies ohne Werke), als ihr „Ich“ angegriffen wurde, ließen sie sich willig gegen die zwei Brüder aufstacheln und zogen auch ihre Männer (die Ersten der Stadt) in diesen Aufruhr mit hinein. Dass es „vornehme“ Frauen waren, klingt wie Ironie! Aber der Mensch vergisst beim Kampf gegen den Namen „Jesus“ anscheinend alles Vornehme – so war es damals und so ist es heute!

Worin die Verfolgung im Einzelnen bestand, wird nicht berichtet; bekannt ist aber, dass die römischen Schergen nicht zimperlich waren. Wenn Paulus in 2Kor 11:23 ff aufzählt, was er alles erleiden musste, so mag manches davon auch in Antiochien vorgefallen sein. Vergessen wir aber nicht, dass die Urheber der Verfolgung in ihrer Eitelkeit verletzte Juden waren!

Apg 13:51

"Da schüttelten die beiden den Staub von ihren Füßen über sie ab und gingen nach Ikonium weiter.“

Bevor die beiden Brüder die Stadt endgültig verlassen mussten, hatten sie noch die Möglichkeit, ein letztes Zeugnis zu geben – wir lesen es in unserem Leitvers. Zu Gleichem forderte Jesus Seine Jünger dort auf, wo man sie nicht aufnehmen und nicht auf sie hören wollte (Mt 10:14 und Mk 6:11). Wir dürfen diese Handlung aber nicht als ein Zeichen der Verachtung sehen, vielmehr ist es ein Zeugnis, dass die Betroffenen sich von jeglicher Schuld und Verantwortung lossagten. In diesem Sinn handelten auch Paulus und Barnabas, sie wollten nichts von der Stadt mitnehmen, nicht einmal den Staub an ihren Sandalen. Dieser Staub, der an den Sohlen ihrer Sandalen war, fällt jetzt als Anklage zurück auf das Haupt ihrer Verfolger, auf die Juden!

Wir wollen die letzten beiden Verse dieses Kapitels dazu nützen, eine Wertung der bisherigen Vorgänge vorzunehmen: Was sich in Antiochien ereignet hat, gleicht einem Dammbruch – die Gnade Gottes (Rechtfertigung durch Glauben) ergoss sich auf ein bisher unberührtes Gebiet, jenes der Nationen!

Doch obwohl die Nationen hier ins Blickfeld rückten, blieb noch vieles beim Alten: Jene Gläubigen aus den Nationen mussten weiterhin in die Synagoge, um Gottes Wort zu hören, wo sie nur Gäste, Untergeordnete und Zweitrangige waren. Auch war ihre Zukunftserwartung allein „das irdische Königreich“ (siehe Apg 14:22)! Bedenken wir, dass zu diesem Zeitpunkt das Losteil in den Überhimmeln noch nicht enthüllt war! Damit blieben diese Erstlinge der Körpergemeinde erst einmal in dieser untergeordneten Segensstellung, was sehr deutlich bei dem Apostelkonzil in Apg. 15 zum Ausdruck kommt, wo die Apostel der Beschneidung den Gläubigen aus den Nationen vorschrieben, wie sie sich im Glaubensleben zu verhalten haben. Halten wir uns also vor Augen, dass Paulus jetzt noch nicht alleine zu den Nationen sprach, vielmehr ging auch weiterhin sein erster Weg in die Synagoge.

Apg 13:52

„Die Jünger aber wurden mit Freude und heiligem Geist erfüllt.“

Wir wollen bei diesem letzten Vers unsere gestern begonnene Wertung der Vorgänge fortsetzen und abschließen: Wie uns das nächste Kapitel zeigen wird, ging auch in Ikonium, wohin Paulus und Barnabas geführt wurden, ihr erster Weg in die Synagoge. Diesen Dienst an den Auslandsjuden führte Paulus getreu bis zu seiner Gefangennahme in Rom aus. Wir müssen sehen, dass hier noch alles in einem sehr bescheidenen Anfangsstadium war, und doch entwickelte sich die Gnade für die Nationen von hier aus von Klarheit zu Klarheit, bis sie (die Gnade) das allein bestimmende wunderbare Element unserer Rettung ist (Eph 2:8). Wir sehen, wie Gott alles zu Seiner Zeit und Stunde bewirkt und Schritt für Schritt Seine Herausgerufenen führt, damit sich diese in den fortlaufenden Enthüllungen zurechtfinden.

Abschließend möchten wir wiederholt feststellen, dass wir in der Apostelgeschichte keine tiefer führenden Gnadenoffenbarungen finden (dazu sind uns die Briefe des Apostels Paulus gegeben), sondern den unaufhaltsamen Niedergang der Königreichslinie, verbunden mit der zunehmenden Verstockung Israels.

Zum Schluss dieses Kapitels und auch dieses dritten Bandes wollen wir uns mit dem Thema des Leitverses zusprechen lassen, „der Freude“! Die Gläubigen in Antiochien werden hier „Jünger“ genannt, weil sie „Lernende“ waren, und „Lernende“ waren sie in der Freude. In dieser Freude waren sie fähig, allen Angriffen zu widerstehen. Die „Freude“ zeigt sich hier als Mittlerin der wahren Stärke, wobei es darauf ankommt, die richtige Freude durch das Erfülltsein mit heiligem Geist zu haben! Schließen wir mit einem Wort aus dem Propheten Nehemia (Neh 8:10b), der uns den Quell dieser wahren Freude zeigt:

„Denn die Freude des Herrn ist eure Stärke!“

Lied

Zuallererst sei Preis und Dank
mein Gott, in meiner Seele,
dass kein Gedanke andrer Art
Dir diesen Lobpreis stehle.

Gedanken wachen mit mir auf
im frühen Morgenlichte, -
in Gnaden schenke mir, dass ich
zu Dir den ersten richte,

indem ich Deine Wahrheit ganz
im tiefsten Grund erfasse,
dass, wenn der Anbruch heilig ist,
dann folget ihm die Masse.

Ich danke Dir, Du schenktest mir
dass Gnade mich bewahre
in jeder Nacht, an jedem Tag
all meiner Lebensjahre.

Und alles, alles wirst Du mir
mein Gott, zum Guten wenden, -
das Leben Deiner Heilgen ruht
in Deinen Vaterhänden.

Schenk mir nun Weisheit und Geduld
und Freudigkeit und Stärke,
denn vor mir liegen die von Dir
bereitgemachten Werke,

dass ich in ihnen wandeln soll
in Deiner Kraft und Liebe.
Was nun der Tag auch bringen mag,
es geh mit mir Dein Friede.

(E.U.A.)

Lies weiter:
14. Die Apostelgeschichte Kapitel 14