Was sie gehört haben

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Abschrift des Buches: Heilsgeschichtliche Entfaltung im Neuen Testament
Verfasser: E. W. Bullinger (1874)

Herausgeber:
Manfred Mössinger, 76307 Karlsbad, Eigenverlag (1993)
In englischer Sprache:
The Foundation of Dispensational Truth

Weitere Bücher unter: Abschriften

Kapitel davor:
I. Gott hat geredet

4. Durch die (die) IHN gehört haben

g) Was sie gehört haben

Hebr 2:3

Bevor wir uns den Briefen des Paulus zuwenden, wird es gut sein, erst noch nachzusehen, was die zwölf Apostel, die gepredigt, und besonders die drei, die geschrieben haben, aus dem Munde des Sohnes gehört hatten, dessen Botschaft durch sie bekräftigt wurde. Dann werden wir die apostolischen Briefe noch besser verstehen können.

Im letzten Abschnitt mussten wir Mt 24 aufschlagen, um besser zu verstehen, was Johannes mit den vielen Antichristen meint. Er und andere wussten, (und alle hätten es wissen müssen), dass es die letzte Stunde vor dem Ende dieser heilsgeschichtlichen Phase der Apostelgeschichte war.

Wir haben gesehen, wie ein Bibelvers (Mt 24:34; Lk 21:32) plötzlich klar wird, der für die Futuristen ein Laststein ist, wenn sie die Apostelgeschichte als den Beginn der Kirchengeschichte betrachten. Sie übersehen, dass Apg 3:19-26 die Apostelgeschichte als eigenständige Phase der Heilsgeschichte ausweist. Ähnlich ist es mit dem Wort:

Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht.

Das Problem entsteht, wenn man übersieht, dass hier nicht von vollständiger Erfüllung die Rede ist. Das Wort in Mt 24:34 und Lk 21:32 ist nicht dasselbe wie in Lk 21:24. Dort heißt es erfüllt. Sogar wenn dieser Unterschied nicht vorhanden wäre, bliebe die Abhängigkeit von Apg 3:19-26 (siehe unten). Die damals lebende Generation verging zwar, aber nicht bevor das vom Herrn gegebene Zeichen geschehen war: Es waren inzwischen tatsächlich viele gekommen, die gesagt hatten, sie wären der Messias.

Damit wenden wir uns Dingen zu, die es aber erforderlich machen, dass wir uns diese besondere Generation und ihre Sonderstellung genauer ansehen. Sie erlebte das Kommen des Boten, der vor dem Herrn den Weg bereiten sollte, wie Jesaja und Maleachi prophezeit hatten. Die Stimme Johannes des Täufers war ein Ruf in der Wüste (Jes 40:3; Mt 3:3; Mk 1:3; Lk 3:4; Joh 1:23), und er hat den Weg des Herrn bereitet. Das Hochzeitsfest war vorbereitet und Jahwe hatte seine Knechte (Johannes und den Herrn) ausgesandt, die Gäste zur Hochzeit zu laden (Mt 22:3f).

Die Sonderstellung dieser Generation

Das war die Sonderstellung dieser Generation. Das bezeugte der Herr, als er sagte, dass die Leute von Ninive und die Königin vom Süden auftreten werden beim Jüngsten Gericht und werden diese Generation verurteilen (Mt 12:41.42), weil sie ihr Privileg vertan hat.

Johannes der Täufer erfüllte nicht nur die gnädige Verheißung bei Jesaja (Jes 40:3), sondern auch die noch ernstere Prophetie bei Maleachi (Mal 3:23.24), die eine direkte Aussage über den großen und schrecklichen Tag des Herrn enthält. Der Herr selbst erklärte, dass Johannes der dort genannte Elias war (d.h. ihn repräsentierte), denn er kam im Geist und in der Kraft Elias (Lk 1:17). Aber die Menschen dieser Generation "haben ihn nicht erkannt, sondern haben mit ihm getan, was sie wollten" (Mt 17:10-13).

Das Gleichnis von der königlichen Hochzeit ist vollkommen wahr. Diejenigen, die darin die erneute Verheißung der anderen Knechte übersehen (Mt 23:4), glauben und lehren trotzdem, die Prophezeiungen von Maleachi und Jesaja hätten sich vollständig erfüllt. Sie behaupten deshalb, die Futuristen täten ganz falsch daran, eine weitere Erfüllung zu erwarten. Aber die "anderen Knechte" waren die, "die es gehört haben" und die zweite Einladung ausrichteten (z. B. in Apg 3:19-26).

Viele sehen nicht, dass erst die Ablehnung der anderen Knechte durch diese Generation - in der Apostelgeschichte die Erfüllung von Mt 22:6 ist: ... ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie. Diese Ablehnung hat die Verheißung von Apg 3:19-26 nur verschoben. So haben die Futuristen völlig recht, die das Kommen nicht nur des Herrn erwarten, sondern auch des Elia, der seinen Weg bereiten soll.

Ein Ausleger schreibt: "Von einem zukünftigen Elia zu träumen, ist eigentlich Zweifel an der eindeutigen Aussage im Wort Gottes und beruht auf keinerlei Grundlage in der Heiligen Schrift" ("The Parousia," von Dr. Stuart Russel, S.14). Ja, das stimmt dann, wenn man Apg 3 nicht beachtet. Wir räumen aber diesem Ruf zur nationalen Buße seinen ihm gebührenden Rang ein. Wir sehen und verstehen, dass die göttliche Verheißung, durch Petrus gegeben, wahr ist. Aufgrund dieser sicheren Grundlage im Wort Gottes glauben wir, dass er seine Verheißung noch erfüllen wird, indem er Jesus Christus senden wird mit der Zeit der Erquickung vom Angesicht des Herrn, und der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.

Nur wer dem Ruf in Apg 3 seinen ihm zukommenden Rang einräumt, hat eine Antwort auf die Behauptung, der Herr sei bei der Zerstörung Jerusalems gekommen. Alle andern haben darauf keine Erwiderung, denn sie sind "Toren, und trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben. Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?" (Lk 24:25.26).

Die Prophezeiungen des Leidens mussten unbedingt erfüllt werden. Wenn aber der Herr bei der Zerstörung Jerusalems gekommen wäre, dann wären die Prophezeiungen seiner Herrlichkeit überhaupt nicht erfüllt, die sind aber ebenso klar und genau wie die vom Leiden und müssen sich in der Zukunft ebenso wörtlich erfüllen.

Nur wenn wir dieser zweiten Einladung der Gäste ("Geladenen") durch die anderen Knechte ihren Rang einräumen, die in Mt 22:4 prophezeit und in Apg 3 (und in der ganzen Apostelgeschichte) ausgerichtet wurden, dann können wir verstehen, was die zu bekräftigen hatten, die es gehört haben, und können beobachten, wie sie dem, was sie aus dem Munde des Herrn gehört hatten, seinen angemessenen Rang einräumten.

Manche Futuristen haben große Probleme mit verschiedenen Schriftstellen, in denen der Herr von seiner Wiederkunft spricht, und können sie nicht mit der "seligen Hoffnung" in Einklang bringen, die in den späteren Briefen des Paulus offenbart ist. Wir sprechen aus Erfahrung und sind jetzt umso mehr froh, dass wir in Apg 3 den Schlüssel zu all diesen Problemen entdeckt haben. Wir finden so die Lösung vieler Schriftstellen, die meist ganz ignoriert und sonst auf eine Art und Weise erklärt werden, die ihre Existenz zu bedauern scheint, anstatt zu sehen, dass sie im Licht von Apg 3 ganz unverzichtbar sind.

In diesem Licht müssen wir bekennen, dass Johannes (der Täufer), und damit der Herr selbst, vom "Tag des Herrn" als sehr nahe bevorstehend spricht. Johannes spricht von dem "künftigen Zorn", aber nicht als ferner Zukunft, sondern als damals unmittelbar bevorstehend. Wörtlich sagt er: "... wer hat denn euch gewiß gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?" (Mt 3:7). Das war der mit dem "Tag des Herrn" verbundene Zorn, vor dem die "errettet" wurden (1Thes 1:10), "die das Wort annahmen" (Apg 2:41; 1Thes 2:13).

Ja, diese Generation war tatsächlich "böse und abtrünnig" (Mt 12:38.39-45; Lk 11:16.24-36, mehr als alle andern. Es war die "verkehrte" (Apg 2:40) (oder perverse) Generation und forderte den Tadel des Herrn heraus (siehe Mt 12:38-45). Wir können nicht ausschließen, dass die Zuhörer von damals gemeint waren, denn sie waren es doch, zu denen gesagt wurde: "... wenn IHR nicht Buße tut, werdet ihr alle AUCH SO umkommen" (Lk 13:1-5).

An anderen Stellen unterstreicht der Herr die heilsgeschichtliche Bedeutung dieser Generation:

"Wahrlich, ich sage euch: das alles wird über dieses Geschlecht kommen" (Mt 23:36).
"Mit wem soll ich aber dieses Geschlecht vergleichen?" (Mt 11:16).
"... damit gefordert werde von diesem Geschlecht das Blut aller Propheten, das vergossen ist seit Erschaffung der Welt..." (Lk 11:49-51).
Und warum das alles? Weil des Menschensohn von dieser Generation abgewiesen wurde. (Mk 8:38).

Ein anderer wichtiger Ausdruck,

DAS ENDE DES ZEITALTERS

(übersetzt mit "Ende der Welt") enthält die gleiche Instruktion. Es bedeutet "das Ende dieses Zeitalters" d. h. des Zeitalters, das mit der Zerstörung Jerusalems endete, die bald nach Apg 28 geschah: Es kann sich nicht auf das Ende der materiellen Schöpfung beziehen.

h) Vier bemerkenswerte Schriftstellen

Nun gibt es vier bemerkenswerte Schriftstellen im Evangelium, die durch unsachgemäße Übersetzung ein verbreitetes Missverständnis in Bezug auf die heilsgeschichtliche Wahrheit verursacht haben. Es sind Mt 10:23; Mt 16:28; Mt 23:39; und Mt 24:34.

1. Mt 10:23: - "Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn kommt."
2. Mt 16:28: - "Wahrlich, ich sage euch: Es stehen etliche hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich."
3. Mt 23:39: - "Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!"
4. Mt 24:34: - "Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht."

Zunächst fällt uns auf, dass jedem dieser vier Worte mit der Einleitung "ich sage euch" besonderer Nachdruck verliehen wird. Bei drei von ihnen steht auch noch das feierliche "Wahrlich" davor. Es handelt sich also um Worte von ganz besonderem Gewicht; Warnungen von feierlichem Ernst, sie nicht außer acht zu lassen. Umso weniger dürfen wir versuchen, ihre Bedeutung weg zu erklären.

Wir stellen fest, dass jeweils im ersten der beiden Satzteile jeder Erklärungen das Wort 'nicht' mehr als eine normale Verneinung ist. Es ist die stärkste, entschiedenste Verneinung, die es gibt, und wird genauer mit Ausdrücken wie 'keinesfalls' oder 'mitnichten' übersetzt. Dass das Wort hier mit dem einfachen 'nicht' übersetzt wurde, hat dazu beigetragen, die Dunkelheit noch zu verstärken, die diese vier Bibelstellen überschattet.

Außerdem steht jeweils im zweiten Satzteil die griechische Partikel "an", die immer ein Element der Unsicherheit einbringt, eine Bedingung erfordert und die ganze Aussage zweifelhaft macht. Bei diesen vier Erklärungen finden wir das jedes mal. Es wird mit 'bis' wiedergegeben.

Wir wollen festhalten, dass wir diese beiden Erscheinungen in jedem Falle antreffen. Damit können wir uns der Betrachtung der einzelnen Worte zuwenden.

Mt 10:23

"Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels keinesfalls zu Ende kommen, bis der Menschensohn kommt."

Hier gibt es eine Schwierigkeit für alle Futuristen, die die Apostelgeschichte als frühe Kirchengeschichte betrachten. Die fehlerhafte Übersetzung der beiden Satzteile macht diese Schwierigkeit noch größer. Einige lösen sie mit der verwegenen Ausrede, die Aussendung der Zwölf in Mt 10:1-15 beziehe sich auf die Vergangenheit, Mt 10:16-23 auf die Zukunft, und ab Mt 10:24 sei wieder von der Vergangenheit die Rede. Aber das ist sehr eigenmächtig. Es gibt keinerlei Anhalt dafür. Es ist nachlässiges Umspringen mit der Heiligen Schrift, nur weil sie etwas sagt, das nicht in ihre Auffassung von prophetischer Auslegung hineinpasst.

Wer die Apostelgeschichte als Kirchengeschichte ansieht, hat in seiner Auslegung keinen Platz für Mt 10:23, das uns aber unentbehrlich sein muss, wenn unsere Auslegung der Apostelgeschichte richtig ist. Wenn es verzichtbar wird, dann ist das der Beweis, dass eine Auslegung falsch ist. Wir setzen es mit Apg 3 in Beziehung und glauben, dass "Israel" nichts anderes als Israel bedeutet. Dann ist Mt 10:23 lehrreich, besonders wenn wir auf den Sinn im Griechischen achten.

Erstens ist das Wort nicht etwas Besonderes, wie wir oben ausgeführt haben. Es ist die stärkste negative Form, die es gibt; so stark, dass es immer falsch war, wenn Menschen es gebrauchten (siehe Mt 26:33; Joh 13:8; Joh 20:25. Es ist die Verbindung der beiden Verneinungen ou und me, die immer mit keinesfalls, ganz und gar nicht übersetzt werden müsste, die aber meist mit dem einfachen nicht übersetzt ist. Es ist überaus stark betont, und drückt äußerste Gewissheit aus). Beachten wir den Zusammenhang in diesem Satz: Was hier so gewiss ist, das ist die Tatsache, dass die Zwölf, die der Herr beauftragte, ihre Aufgabe keinesfalls erfüllt haben würden, bis ein mögliches Ereignis geschehen sein könnte.

Zweitens ist die Ausdrucksform, die im ersten Satzteil so gewiss ist, im zweiten unbestimmt oder bedingt. Es ist hier ein Wörtchen gebraucht, (die Partikel "an", wie oben ausgeführt), das für sich allein keine übersetzbare Bedeutung hat, das aber jedes mal, wenn es verwendet wird, den Satz in Bedingungsform setzt. Im zweiten Satzteil ist es verwendet: "... bis (an = möglicherweise, bedingt oder vielleicht) der Menschensohn kommt." Man kann seine Wirkung auch auf das Verb verlegen, dann hieße es: "kommen könnte". Jedenfalls stellt der erste Satzteil eine völlig sichere Tatsache dar und der zweite eine ungewisse.

Den Zwölf wird versichert, dass sie keinesfalls mit allen Städten Israels fertig werden. Das war gewiss. Aber das Kommen des Menschensohnes war ungewiss, denn es war von der Bedingung abhängig, dass die Nation auf den Ruf des Petrus in Apg. 3 hin Buße tun würde.

Wenn wir diese Stelle so lesen, werden wir nicht nur ein Problem los, sondern erhalten hieraus auch eine echte Instruktion. (Wenn immer noch ein Problem bliebe, dann würde uns das leid tun, aber in dem Falle müssten wir unser Bestes tun, um es zu überwinden.)

All das ist aber nutzlos, solange wir von der Überlieferung der alten und modernen "Väter" besessen sind, die Gemeinde hätte mit Pfingsten begonnen. Das ist verhängnisvoll für das Verständnis der heilsgeschichtlichen Phase. Es ist eine Decke vor den Augen der Gläubigen aus den Nationen, die ebenso dick ist und so fest über den Augen sitzt, wie bei den ungläubigen Juden, die Christus im Alten Testament nicht sehen können.

Andere lösen das Problem mit der Erklärung, der Herr sei "gekommen", indem er ihnen in die Städte folgte. Aber "das Kommen des Menschensohns" war ein zukünftiges Ereignis, und kann sich nicht auf die Erdenzeit Jesu beziehen, denn damals war er gegenwärtig. Er war bereits da! In dieser Beziehung gab es keine Eventualität. Aber das Kommen, von dem hier die Rede ist, ist ein zukünftiges Ereignis und hat eine Bedingung: es ist kein Kommen in ferner Zukunft, etwa zweitausend Jahre weit weg. Es ist bedingt von der nationalen Buße Israels.

Was wir aus Mt 10:23 lernen, ist: Hier werden die Zwölf beauftragt und niemand sonst. Sie sind es, die keinesfalls ihren Auftrag vollendet haben würden. Es sind die "Städte Israels", in die sie damals gesendet wurden, und nicht die ganze Welt (damals noch nicht). Es bezog sich auf das, was sein "zweites Kommen" gewesen wäre, das so bald schon hätte geschehen können.

Wir sagen es nochmals: Gelesen im Licht von Apg 3 ist Mt 10:23 kein Problem mehr, das zu lösen wäre, sondern es ist eine Schriftstelle, die wir zum Verständnis anderer Schriftstellen brauchen. Sie ist kein Argument für die Gegner unserer "seligen Hoffnung", die behaupten, der Herr sei bereits gekommen.

Mt 16:27.28

"Denn es wird geschehen, dass der Menschensohn kommt (im Begriff ist zu kommen) in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und dann wird er einem jeden vergelten nach seinem Tun. Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht (keinesfalls) schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen (könnten) in seinem Reich."

Hier ist wieder (1) von der Nähe des Kommens die Rede. Es ist nicht die Zukunftsform des Verbs für 'kommen' sondern die Gegenwartsform, und das Verb ist mello (im Begriff sein) und die Infinitivform des Verbs erchomai (kommen), deshalb die oben in Klammern eingefügte Übersetzung.

Außerdem ist hier (2) die Gewißheit der doppelten Verneinung, die 'keinesfalls' anstatt einfach 'nicht' darstellt. Diese Wendung wird zur absoluten Feststellung des Tatbestands gebraucht, dass einige der Umstehenden auf keinen Fall sterben, bevor sie möglicherweise die Erfüllung des verheißenen Kommens sehen.

Die sogenannte "Vorschattung" oder die Darstellung dieses Kommens, die sechs Tage später stattfand, brauchte keine so starke Beteuerung wie sie hier ausgesprochen ist, die erst recht nicht auf ein damals noch mehr als neunzehnhundert Jahre entferntes Kommen bezogen sein kann. Außerdem ist die Aussage so sicher, dass Ungläubige sich erdreistet haben, das Ausstehen der Wiederkunft damit zu erklären, dass sie behaupten, der Herr hätte seine Jünger belogen.

Insofern sitzen Theologen und Ungläubige in einem Boot. Die einen lehnen die Auslegung der Futuristen ab, indem sie behaupten, der Herr sei bei der Zerstörung Jerusalems gekommen, die andern halten die Aussage des Wortes aufrecht, aber sie führen die andere Tatsache ins Feld, dass der Herr noch nicht gekommen ist.

Indem man das Gleichnis von der königlichen Hochzeit, und seine Erfüllung in der Apostelgeschichte ignoriert, macht man aus der Schrift ein Chaos. Beide Richtungen von Auslegern sind "Toren, zu trägen Herzens, '‘'ALL dem zu glauben , was die Propheten geredet haben."

Aber beide ignorieren gleichermaßen, (3) die nicht übersetzbare Partikel "an", die die folgende Aussage einschränkt und konditional macht, im Gegensatz zu der Bestimmtheit der Tatsache, dass einige nicht sterben würden, bevor die noch offene Bedingung (der nationalen Buße) entschieden wäre.

Die Schrift ([Mt 18:28]) ist aber völlig zuverlässig: Einige von den Umstehenden starben tatsächlich nicht, bevor sie den Herrn in der Herrlichkeit seines Königreiches hätten kommen sehen können, wenn Israel auf den Bußruf des Petrus in Apg 3 hin Buße getan hätte.

Es ist wahr, dass die Verklärung (wie oben ausgeführt) eine Darstellung dessen war, wie die künftige Herrlichkeit sein würde. Das bezeugt Petrus (2Petr 1:16). Aber die Verklärung erfüllt noch nicht Mt 16:27.28, denn dabei gab es weder ein Kommen des Herrn "mit seinen Engeln", noch ein "Vergelten" - "einem jeden nach seinem Tun."

Mt 23:39

"Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht (keinesfalls) sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!"

Hier haben wir wieder die völlige Gewissheit im ersten Satzteil und die Ungewissheit im zweiten. Es war zweifellos diese Gewissheit, die seine Jünger veranlasste, ihn auf die Gebäude des Tempels aufmerksam zu machen, als er ihn verließ (Mt 24:1). Das wiederum hat dann den Herrn bewogen, näher zu erklären, was mit diesem Wort "euer Haus soll euch wüst gelassen werden" (Mt 16:38) gemeint war.

Der zweite Satzteil ist durch die Partikel "an" eingeschränkt. Er weist wieder auf die noch offene Bedingung der nationalen Buße, die es eines Tages bereit sein läßt, zu sagen: "Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!"

Mt 24:34

"Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht (keinesfalls) vergehen, bis es alles geschieht (geschehen könnte)."

Hier finden wir wieder die göttliche Zusage der wichtigen Wahrheit des ganzen Satzes und dieselben beiden Worte in den beiden Satzteilen. Im ersten haben wir die betonte Gewissheit, dass diese Generation noch leben wird, wenn die im zweiten Satzteil genannte noch offene Bedingung erfüllt wäre.

Wir hätten früher diesen Punkt nicht mit solchem Nachdruck zu behandeln brauchen, um die genaue Bedeutung des Verbs für das Aufkommen des ersten Zeichens der Trübsal herauszuarbeiten. Denn es ist wieder dieselbe Partikel "an", die den ganzen zweiten Satzteil einschränkt, (weil es abhängig war von der nationalen Buße in Apg 3:19-26). Hätte die Nation damals Buße getan, dann wäre alles, was die Propheten geredet hatten, damals erfüllt worden, und diese Generation wäre nicht vergangen, ohne die Erfüllung zu erleben.

In einem früheren Abschnitt haben wir uns ausführlich mit dieser letzten großen prophetischen Rede des Herrn auf dem Ölberg befasst. Dabei haben wir gesehen, dass alles ausgesetzt wurde, nachdem das erste Anzeichen seines Beginns stattgefunden hatte, - weil die Bedingung der nationalen Buße nicht erfüllt worden war.

Wir können die Zuhörer nicht ausschließen, wenn der Satz in der zweiten Person steht, also wenn der Herr die um ihn Stehenden mit 'ihr', 'euer' oder 'euch' anredet. Wir können uns nicht vorstellen, dass der Herr dabei nicht die Zuhörer gemeint haben könnte, sondern uns heute oder eine Generation, die in noch weiterer Zukunft leben wird. Es ist zutreffend und viel einfacher, wenn wir die Reden des Herrn wörtlich auffassen. Und das können wir sofort, wenn wir sie chronologisch behandeln und den echten Einschnitt sehen, der in [Apg 3:19]-26 und Apg 28 so auffallend vorliegt.

Wenn wir das tun, dann haben wir gleichzeitig eine Antwort für diejenigen, die meinen, die Verse (Mt 16:29-31; Mk 13:24-27; Lk 21:25-28), die vom tatsächlichen Kommen des Menschensohns in Macht und Herrlichkeit sprechen, bezögen sich auf die Zerstörung Jerusalems; denn wir sehen, dass nichts von dem, was bei diesem wichtigen Ereignis geschah, auch nur entfernt die klaren, ausdrücklichen und ernsten Worte des Herrn erfüllt hat. Damals war alles nahe bevorstehend. Es kann nicht sein, dass die vielen und wiederholten Ermahnungen zu "wachen" nicht denen gegolten hätten, die sie hörten, sondern nur uns gelten würden! Die Zuhörer, die diese Befehle so oft ausgesprochen hörten, können nicht ausgeschlossen werden, als wären sie nicht gemeint. Wenn sie aber gemeint waren, wie sollte es dann anders zu verstehen sein, als wir darzustellen bemüht sind?

Sicher ist allerdings, dass die Erklärung der Ermahnung zur Wachsamkeit und all der andern Ausdrücke, die wir betrachtet haben, sich zwar ausschließlich auf die Zuhörer bezieht, dass aber die Anwendung auf uns heutzutage ebenfalls unverzichtbar ist.

Weitere Worte des Herrn

Noch einige andere Worte des Herrn (in den drei ersten Evangelien) sind im Zusammenhang mit diesem viermaligen BIS zu betrachten:

Lk 18:7.8

"Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er's bei ihnen lange hinziehen? Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze" (griech. en tachei, wie in Offb 1:1).

Hier spricht der Herr wieder zu Israel. Zur Erklärung dieser Verse ist zu sagen: Die Zeit, Recht zu schaffen, stand damals nahe bevor. Aber da Israel nicht Buße getan hat, als Petrus in Apg 3 dazu aufrief, ist es ausgesetzt worden und ist nun etwas, das noch aussteht, aber gewiss geschehen wird (vgl. 2Thes 1:4-10).

Die Frage am Ende dieser beiden Verse wird in der Zukunft eine ebenso ernste Antwort finden, wie sie es in der Vergangenheit gefunden hätte, wenn die Bedingung erfüllt worden wäre. "Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?"

Mt 19:28

Die Wiedergeburt, von der der Herr hier spricht, gehört zu der gleichen "Zeit der Erquickung" oder der "Zeit, in der alles wiedergebracht wird", so heißt es in Apg 3:19.21. In Mk 10:30 und Lk 18:30 wird davon als der "zukünftigen Welt" gesprochen. (eigentlich "die Welt, die im Begriff ist zu kommen" auch "kommender Äon").

Die Gleichnisse von den anvertrauten Pfunden (Lk 19:12-27), den bösen Weingärtnern (Mt 21:33-46; Mk 12:1-12; Lk 20:9-19) und der königlichen Hochzeit (Mt 22:1-14) betreffen alle die gleiche Endabrechnung, die an einem nicht fernen Tage stattfinden sollte.

Das Gleichnis vom Hausverwalter

betont ganz besonders das unmittelbare Bevorstehen des Kommens des Herrn als Grund zur Wachsamkeit dieser Generation (Mt 24:43-51; Mk 13:34-37; Lk 12:39-46). Was wäre sonst die Sünde des Mannes gewesen, der sagte: "Mein Herr kommt noch lange nicht..."?

Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen

(Mt 25:1-13) hat seine ganze Aussage in dem Wort "wachet" und wendet sich speziell an die, die den Herrn reden hörten: "Darum wachet, denn ihr wisst weder Tag noch STUNDE (nicht Jahr oder Jahrhundert), in der der Menschensohn kommen wird (Mt 25:13).

Der letzte Auftrag an die Apostel

Mt 28:19.20; Mk 16:15-20; Lk 24:47
In Verbindung mit dem damals nahe bevorstehenden Kommen des Menschensohnes erhalten diese Worte eine verständliche Bedeutung vor allem für die, "die es gehört haben", also zu denen der Herr diese gesagt hat. (Die Anwendung für uns steht hier nicht zur Debatte.) Wir müssen die Worte in dem Sinne erklären, wie sie von den Zuhörern verstanden werden mussten, und diesen Sinn konnten sie für niemand anders haben. Die Zusage des Herrn, bei ihnen zu sein, gilt für "alle Tage bis an das Ende der Welt" aber der griechische Text sagt: "bis zum Ende des Äons", das ist das Zeitalter oder die heilsgeschichtliche Phase.

Mit diesen Worten muss man Röm 10:18 und Kol 1:6 lesen, aber diese Schriftstellen lassen sich besser in Verbindung mit einem weiteren Abschnitt unserer Abhandlung betrachten: "Gott hat dazu Zeugnis gegeben", zu dem, das "bekräftigt wurde durch die, die es gehört haben", was der Sohn gepredigt hat.

Und was sie noch hörten, muss bis zur Betrachtung der Worte des Herrn im Evangelium nach Johannes aufgespart werden, das wir im nächsten Abschnitt aufgreifen wollen.

i) Das Evangelium nach Johannes

Es wird allgemein anerkannt, dass das Johannes-Evangelium später als die drei ersten Evangelien geschrieben wurde. Manche datieren es besonders spät, kurz vor das Ende des ersten Jahrhunderts, aber das halten die meisten doch für zu spät angesetzt. Auch hier gilt, was wir schon zu 1Jo 2:18 gesagt haben: Es gibt starke Hinweise darauf, dass, es wie die Briefe kurz vorm Ende dieser heilsgeschichtlichen Phase geschrieben wurde, also kurz vor der Zerstörung Jerusalems. Das Zeugnis des Johannes darüber, was er vom Herrn gehört hat, hat in unseren Betrachtungen jedenfalls einen wichtigen Platz.

Im allerersten Kapitel steht die Verkündigung eines offenen Himmels (V. 51). Das ist im Gespräch unseres Herrn mit Nathanael und ist die erste von fünfundzwanzig eindrucksvollen Äußerungen, die mit dem doppelten Wahrlich beginnen (zehn davon hat er zu seinen Jüngern gesprochen, und fünfzehn zu anderen Menschen). "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren über dem Menschensohn" (Joh 1:51).

Viele Jahre lang war der Himmel verschlossen gewesen. Kein himmlischer Besucher war mehr gesehen worden, seit Daniel den Auftrag erhielt, zu versiegeln, was er geschaut hatte. Kein Prophet war mehr in Israel zu hören gewesen, seit Maleachi die Reihe der prophetischen Schriften abgeschlossen hatte. Aber jetzt war die Zeit nahe, dass alles erfüllt werden sollte, was die Propheten geschrieben hatten. Die Knechte waren ausgesandt, "die Gäste zur Hochzeit zu laden" (Mt 22:3).

Der Wechsel der heilsgeschichtlichen Phasen soll durch einen offenen Himmel gekennzeichnet werden. "Wahrlich, wahrlich," ist die eindrucksvolle Ankündigung nicht von etwas in einer fernen Zukunft, vielleicht zwei Jahrtausende später als damals, nein jetzt - (gr. ab' arti) "von nun an". (Luther, Rev. 84 hat diese drei Wörter nicht mehr.) Ob es im Text beibehalten wird oder nicht, die Aussage bleibt gleich. Es war etwas, das Nathanael und andere, die dem Herrn zuhörten, sehen würden. Er sollte dabei sein, wenn himmlische Besucher himmlische Geschehnisse verkündigen würden.

Das war vorausgesagt worden. Die Propheten hatten bezeugt, dass sein Kommen mit seinen heiligen Engeln geschehen sollte. (Sach 14:5; Mk 8:38; Lk 9:26). Begegnungen mit Engeln hatten schon Joseph (Mt 1:20.24; Mt 2:13.19), Zacharias (Lk 1:11), Maria (Lk 1:26) und die Hirten (Lk 2:10) Außerdem kamen Engel und dienten dem Herrn selbst (Mt 4:11; Lk 22:43).

Es war in der Tat das Kommen des Herrn, aber zuerst musste er leiden, bevor er in seine Herrlichkeit einging. Das war immer eng miteinander verbunden. Als er zum ersten Mal von seinen Leiden sprach (Mt 16:21), geschah es im unmittelbaren Zusammenhang mit der Herrlichkeit (Mt 16:27). Unterwegs nach Emmaus fragte er die Jünger: "Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?" (Lk 24:26).

Darauf bezieht sich der Heilige Geist bei der Verheißung der kommenden Herrlichkeit: "Gott aber hat erfüllt, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigt hat: dass Christus leiden sollte. So tut nun Buße..." (Apg 3:18.19).

Nichts konnte die kommende Herrlichkeit aufhalten, als allein Israels ausbleibende Buße. Der neue Bund war geschlossen zur Vergebung der Sünden (Mt 26:28). "So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt werden" (Apg 3:19).

Die anderen Knechte (aus Mt 22:4) waren jetzt unterwegs, ausgesandt mit der erneuten Einladung: "... alles ist bereit; kommt zur Hochzeit!" Es fehlte nichts als Israels Umkehr. Das war die einzige Bedingung für die nationale Segnung. "Die Herrlichkeit danach" (1Petr 1:11) und die "Errettung" waren bereit, "dass sie offenbar werden" (1Petr 1:5). Das ist der Grund, warum im Evangelium nach Johannes das Ende als sehr nahe betrachtet wird. Der erste Hinweis darauf ist wieder durch "Wahrlich, wahrlich" eingeleitet. (Joh 5:25): Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören werden, die werden leben." (d. h.: wieder leben im Auferstehungsleben).

Nichts konnte das aufhalten, als die Ablehnung des Königs und des Königreichs; und in diesem frühen Abschnitt des Dienstes des Herrn deutete noch nichts darauf, welches Ergebnis die Ausrufung haben würde. Hätte das Volk dem Bußruf Johannes des Täufers und des Herrn gehorcht, dann hätte die Auferstehung der Gerechten als eines der Ereignisse stattgefunden. Sie gehörte zu dem allen, "wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn", wie Petrus bezeugt. Auch Paulus wartete darauf (Apg 24:15; 1Thes 4:16).

Während in den anderen Evangelien die Erklärungen das kommende Gericht betreffen, ist bei Johannes dieses Gericht mit "Auferstehung" verbunden; denn beide hängen eng zusammen. Hier in Joh 5, wo der Herr von Auferstehung spricht, kommt er auch sofort auf das Gericht zu sprechen. (Joh 5:27).

Interessant sind in diesem Zusammenhang die beiden Würdenamen des Herrn, die zeigen, in welchem Verhältnis er zu beiden steht. Als der vom Tode erweckt, ist er der Sohn Gottes. Als der Richter der Menschen ist er der Menschensohn. Ebenso bezeugt es Paulus in Apg 17:31: "Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen MANN, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat."

Die Stunde ist schon jetzt, sagt der Herr in Joh 5:25. Die Zeit oder die heilsgeschichtliche Phase ist schon gekommen. Er, der Richter der Menschen, war ja anwesend, als der Sohn Gottes mit der Macht über den Tod und als der Menschensohn mit der Autorität, die Lebenden und die Toten zu richten.

In Joh 5:26-29 nennt er den Grund dafür: "Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber; und er hat ihm die Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts."

Es gibt keinen unter unsern Lesern, der nicht wüsste, von was für einer Auferstehung hier die Rede ist. Es ist eine wirkliche, buchstäbliche Auferstehung von Leuten, die gestorben und begraben waren. Es ist keine geistliche Auferstehung, wie manche meinen. So besehen wird Joh 5:24 in seiner damals wörtlichen Bedeutung klar, während seine Anwendung auf die Gläubigen von heute dadurch nicht beeinträchtigt wird.

"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen."

Dieses nur Hindurchgehen, von dem die Schrift weiß, ist das Hindurchdringen in das Leben durch die Auferstehung, nicht durch den Tod. Das letztere ist eine neue, aus dem Spiritismus abgeleitete Auffassung! Für jene, die das Wort hörten, als der Herr Jesus es aussprach, und es aufnahmen und an den Vater glaubten, der den Sohn gesandt hatte, gab es keine Herrschaft des Todes mehr. Das ist die große, wunderbare Tatsache, die in Joh 11:24.25 dann noch klarer und ganz eindeutig herausgestellt wird. Dort erklärt der Herr (wie wir in einem früheren Abschnitt ausgeführt haben), dass er "die Auferstehung“ ist, und dass deshalb Gläubige, auch wenn sie sterben, im Auferstehungsleben wieder lebendig sein werden. Außerdem erklärt er, dass er das Leben ist, und dass deshalb die Lebenden gar nicht sterben werden.

Hätte das Volk Buße getan, dann hätten sich alle Prophezeiungen der Schrift erfüllt, einschließlich Auferstehung und Gericht; aber die Gläubigen befanden sich in einer neuen Lage: Sie waren schon Kinder der Auferstehung, waren erleuchtet worden, sie hatten die himmlische Gabe geschmeckt, hatten Anteil bekommen am Heiligen Geist (oder an der Kraft aus der Höhe in der Gabe des Heiligen Geistes), sie hatten das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt (des zukünftigen Äons) geschmeckt (vgl. Hebr 6:4).

Paulus entfaltete dieses "gute Wort Gottes" in seinem allerersten Brief (1Thes.), und bestätigte denen, "die das Wort aufgenommen" hatten, dass es eine neue Hoffnung für sie gab. Wenn sie starben, waren sie der Auferstehung gewiss, während die Lebenden ihnen nicht zuvorkommen würden. Sie würden zuerst auferstehen, und dann würden beide Gruppen dem Herrn entgegen entrückt werden.

Der Stachel des Todes ist für sie verschwunden zumindest als sichere und völlig gewisse Hoffnung, und ein glorreicher Sieg über das Grab erwartet sie. Der zukünftige Äon, soeben im Begriff offenbart zu werden (Hebr 2:5), war voller herrlicher und seliger Hoffnung. Nicht den Engeln sollte es gelten, sondern den Söhnen der Auferstehung (1Kor 6:2.3).

Es war gut möglich, dass viele, die das Wort des Herrn gehört hatten, noch leben und übrigbleiben würden bis ans Ende des Zeitalters (der heilsgeschichtlichen Phase), und so in die Herrlichkeit des zukünftigen Äons, das zu kommen im Begriff war, wenn das Volk Buße getan hätte, als "die anderen Knechte" dazu aufriefen (Mt 22:1.2 und Apostelgeschichte).

Petrus fragte, als der Herr ihn über die Art seines Todes informierte, was denn mit Johannes geschehen werde. "Herr, was wird aber mit diesem?", damit meinte er Johannes. Der Herr antwortete: Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? Deshalb kam unter den Jüngern das Gerücht auf, dieser Jünger stirbt nicht. Aber Jesus hatte nicht gesagt, dass er nicht sterbe, sondern "Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an?"

Sobald wir einsehen, dass hier von dem "Kommen" als einem Ereignis die Rede ist, das innerhalb der Lebensspanne dieser damaligen Generation geschehen konnte, werden die verschiedenen Auslegungen zunichte, stattdessen liegt, was geschrieben steht, mit seiner klaren und einfachen Aussage vor uns.

Weil der Herr kaum gemeint haben kann, Johannes solle ungefähr zweitausend Jahre oder länger am Leben bleiben, waren die Theologen nicht fähig, diese Worte einfach so zu begreifen, wie sie gesagt waren. Wenn wir aber einmal einsehen, dass das Kommen des Herrn durchaus in der Lebenszeit zumindest einiger Jünger (von denen Johannes einer war) geschehen konnte (Mt 16:27.28), dann löst sich das Geheimnis von allein.

Petrus wusste von sich, dass er sterben würde. Es war ihm ausdrücklich gesagt. Das bezeugt er selber (2Petr 1:14.15). Daher seine impulsive Neugier, was mit Johannes werden solle. Die etwas verschleierte Erwiderung des Herrn war ein Dämpfer auf seine zudringliche Frage. Wie aus Mt 16:27.28 eindeutig hervorgeht, haben aber die Jünger offensichtlich verstanden, dass der Herr gemeint hatte, Johannes werde vor der Wiederkunft des Herrn nicht sterben. Auch hier ist die Sprache klar und einfach: "Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme...". Es ist nicht zu verwundern, dass die Jünger, die das gehört hatten, was in Mt 16:27.28 steht, die Worte von Joh 21:22.23 genau gleich verstehen mussten.

Dass Johannes noch lebte und übrig blieb, (wie der Herr später in Joh 11:24-26 sagt und in 1Thes 4:16 der Heilige Geist durch Paulus), legt die Wahrscheinlichkeit nahe (und unterstellt es nicht nur als möglich), dass Johannes einer von denen wäre, die "den Tod nicht schmecken". Der Herr verneint es nicht, aber noch weniger deutet er an, dass Johannes mehr als neunzehnhundert Jahre alt werden solle.

Wenn Paulus die Thessalonicher als "die das Wort aufgenommen haben" (vgl. die gleiche Ausdrucksweise in Apg 2:41 und 1Thes 2:13) anredet und sagt, "wir, die wir leben und übrig bleiben" (bis zum Kommen des Herrn), dann mussten die Jünger die Worte des Herrn über Johannes auch so aufgefaßt haben.

Auferstehung, Gericht, der Jüngste Tag

In diesem Evangelium (denn es war Johannes selber, der diese Worte niederschrieb) sind drei Begriffe in den Reden des Herrn ständig miteinander verbunden: die Auferstehung, das Gericht und der Jüngste (gr. eschaton - 'der letzte') TAG" Der Ausdruck der Jüngste Tag ist eine Eigenart des vierten Evangeliums. In den andern Evangelien heißt es der Tag, der Tag des Gerichts oder das Ende der Welt (des Äons); d.h.: das Ende der heilsgeschichtlichen Phase (des Zeitalters) deren Tage zur Neige gingen. Diese Bezeichnungen, und die damit verbundenen Aussagen kann man unmöglich auf das, heute noch in der Zukunft liegende Ende der materiellen Schöpfung beziehen, damals noch zweitausend Jahre entfernt.

Alles, was da gesagt wurde, war nicht nur Prophetie, sondern praktische Anweisung, speziell auf die damals gegenwärtige Zeit bezogen und besonders für die wertvoll und wichtig, die es hörten. All diese verschiedenen Wendungen, die mit der Parusie zusammenhängen, sind gleichbedeutend und zeitgleich; und sie sind mit dem Ende des Äons verknüpft und mit dem, was der Herr als diese Generation bezeichnet.

Bei Johannes gehen die Gedanken an Gericht und Auferstehung immer mit dem anstehenden Ende der für Israel wichtigen heilsgeschichtlichen Phase einher. Man beachte deshalb, wie beharrlich der Herr davon spricht.

"Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich's auferwecke am Jüngsten Tage" (Joh 6:39).
"Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage" (Joh 6:40).
"Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage" (Joh 6:44).
"Marta spricht zu ihm: Ich weiß wohl, dass er (Lazarus) auferstehen wird - bei der Auferstehung am Jüngsten Tage" (Joh 11:24).
"Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht an, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage" (Joh 12:48).

Ein Kind würde mit aller Natürlichkeit verstehen, dass der Herr hier lebenswichtige Anweisungen von praktischer Bedeutung für seine Zuhörer gab, und dass er von etwas sprach, das nahe bevor stand und nicht von etwas in ferner Zukunft, viele Jahrhunderte später.

Wenn man die Worte selbst betrachtet, und spätere Offenbarungen beiseite lässt, dann kann man gut verstehen, dass viele folgern und glauben konnten, der Herr sei wirklich am Ende dieses Äons (oder dieser heilsgeschichtlichen Phase) gekommen, die mit der Zerstörung Jerusalems endete. Die aber das meinen und lehren, lassen alle die ernste Möglichkeit außer acht, die der Herr selbst eindeutig nannte, und die später Petrus in Apg 3:19-26 frei und öffentlich ausrief.

Wenn Gott die nationale Buße Israels nicht zur Bedingung gemacht hätte, unter der er ihre Sünden tilgen, Jesus Christus senden und alles erfüllen werde, was die Propheten verkündet hatten, dann gäbe es wenigstens Grund zu dem völlig irrigen Glauben, Christus sei gesandt worden und tatsächlich gekommen, als Jerusalem zerstört wurde.

Aber es ist nicht möglich, diese wichtigen Stellen aus der Schrift heraus zu sezieren, und die Bibel so zu lesen, als gäbe es diese Aussagen nicht. Wir haben niemanden gefunden, der sich auf Apg 3 bezieht und darum obengenannte falschen Lehren vertreten muss. Aber Apg 3 wird gleichermaßen von Vielen außer acht gelassen, die heute auf das Kommen des Herrn zur Vollendung derer warten, die diese "selige Hoffnung" haben. Sie ignorieren nicht nur Apg 3, sondern all die Worte des Herrn, die wir jetzt betrachten wollen, wie sie in den Evangelien festgehalten sind.

All die Spaltungen unter den Christen über dieses große und wichtige Thema, und die unterschiedlichen Meinungen über das "zweite Kommen" lassen sich auf diese Vernachlässigung von Apg 3 und Apg 28 zurückführen. Hieraus entspringt ihr falsches Verständnis über Sinn und Inhalt der ganzen Apostelgeschichte, indem man selige Wahrheiten in sie hinein liest, die erst nach dem Ende dieser heilsgeschichtlichen Phase, von deren letzten Tagen der Herr so häufig gesprochen hat, offenbart worden sind.

Sie sehen nicht, dass die Seligkeit, die bereit ist, dass sie offenbar werde, und die folgende Herrlichkeit nur eine Voraussetzung hatten: die nationale Buße Israels. Weil die aber ausblieb, hat sich alles verzögert, ist alles ausgesetzt worden, und wir haben die nächste Offenbarung über das, was "seine herrliche Gnade" betrifft. Wen will es da noch wundern, dass diese herrliche Gnade nicht gewürdigt, oder auch nur verstanden wird, und dass alles in den Köpfen durcheinander gerät, wenn wichtige Aussagen der Schrift so unbeachtet bleiben?

Wie könnten solche Leute zum Beispiel mit dem Wort des Herrn in Joh 12:31, "Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt (gr. kosmos); nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden." etwas anfangen?

Der Heilige Geist war zu Pfingsten gesandt worden, um der Welt die Augen aufzutun über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt (gr. kosmos) gerichtet ist (Joh 16:11). Das bezieht sich nicht auf eine nur geistliche Veränderung in der Weltgeschichte. So etwas würde der eindeutigen Erklärung des Herrn niemals genügen, dass kurz bevor stand, was er sagte, und dass die Zeit begonnen hatte, die mit dem Gericht und dem Hinauswurf Satans enden würde. Aber auch das ist natürlich mit ausgesetzt worden, und eine spätere Offenbarung ist uns gegeben, die uns sagt, wie es schließlich geschehen wird (Offb 12 u. 13).

Unser Herrn spricht von der Durchführung eines bestimmten und letzten Gerichts, das damals bald hätte stattfinden können. Satan war dabei, den großen Konflikt der Weltgeschichte auf die Spitze zu treiben. Er trachtete dem Herrn in Bethlehem nach dem Leben, stritt gegen ihn in der Wüste, bekämpfte ihn auf Leben und Tod im Garten Gethsemane, ergriff Besitz von Judas für dessen Verrat. Schließlich sah er ihn am Kreuz hängen und ins Grab gelegt werden.

Aber sein Sieg sollte nur von kurzer Dauer sein. Durch seinen Tod vollendete der Herr die Niederlage dessen, "der Gewalt über den Tod hatte" (Hebr 2:14). Dieser wunderbare Ausgang des großen Streits sollte deshalb bald auf Satans letztes Bemühen, Gottes Ratschluss zu vereiteln, folgen.

Nichts hinderte die große Endabrechnung als der Unglaube und die Unbußfertigkeit Israels. Aber wir wissen, dass das alles ausgesetzt wurde. Zweifellos war es auch Satans Bemühen, das darauf abzielte, Israel in der Phase der Apostelgeschichte blind zu machen. Paulus konnte bezeugen Satan hat uns gehindert und durch sein eifriges Einwirken, das in der ganzen Apostelgeschichte beobachtet werden kann, gelang ihm ein Aufschub des Endes, das ihm bestimmt war. Satan war am Kreuz gerichtet worden. Dort war ein Urteil gefällt worden, aber die Vollstreckung muss noch erfolgen, der Thronräuber auf die Erde geworfen werden und dann von der Erde in den Feuersee.

Die Worte des Herrn in Joh 16 beziehen sich auch auf die damals unmittelbar bevorstehende Vollstreckung dieses Urteils, aber es wird darin keinerlei Hinweis auf eine mögliche Aussetzung gegeben. Das konnte damals auch nicht geschehen, wenn wir die Umstände berücksichtigen. Nein, der Herr kam nicht bei der Zerstörung Jerusalems, denn Satan ist noch nicht hinausgestoßen worden. Die gewisse Erfüllung von Offb 12 und 13 steht noch aus und wird am Tage des Herrn geschehen. Der Herr sah es als Vision und so ist Lk 10:17 mit Joh 12:31 und Joh 16:11 verknüpft, und wir können uns nicht vorstellen, wie eine andere Interpretation allen Ansprüchen dieser Schriftstellen gerecht werden könnte.

Der Herr sprach von seiner Wiederkunft immer als sehr nahe. Er setzte voraus, dass Israel Buße tun werde. Er sagte: "Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen" (Joh 14:2). Da sprach er nicht von etwas, das möglicherweise mehr als neunzehnhundert Jahre lang nicht stattfinden könnte. Er sprach ihnen zum Trost; und es wäre lieblos und ein schwacher Trost gewesen, wenn er auf die damals weit entfernte Zukunft verwiesen hätte.

"Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch" (Joh 14:18).
"Ihr habt gehört, dass ich euch gesagt habe: Ich gehe hin und komme wieder zu euch" (Joh 14:28).
"Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen" (Joh 16:16).
"Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen" (Joh 16:22).

Das Wiederkommen, von dem hier die Rede ist, betrifft immer ein und dasselbe Ereignis, und von dem wurde damals als nahe bevorstehend gesprochen. Diese Worte, ihres einfachen Sinnes beraubt (ohne Bezug auf Apg 3 gelesen), waren der ganze Grund für die Verwirrung. Die Apostelgeschichte macht es uns möglich, sie alle so zu verstehen, wie sie gesagt wurden. Sobald wir aber Apg 3 ausschließen, wird es uns unmöglich, sie so zu verstehen, wie die Jünger sie verstanden haben müssen. Für sie muss es eine kurze und vorübergehende Abwesenheit des Herrn gewesen sein, zwischen seinem Weggang zum Vater und der verheißenen Wiederkunft. Jedenfalls wurde vom Kommen des Herrn ebenso definitiv gesprochen wie von seinem Weggang; und da keine solche Wiederkunft bei der Zerstörung Jerusalems geschah, muss sie verschoben worden sein, bis die Buße Israels als Voraussetzung erfüllt sein wird.

Für die Zwischenzeit haben wir die besondere Offenbarung der Aus-Auferstehung vom Tode, und von unserm Ruf in die Höhe. Deshalb haben wir bereits unser Bürgerrecht im Himmel und wir erwarten den Heiland, der von dort kommen wird und "unsern nichtigen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leib". Das ist unsere "selige Hoffnung" (Phil 3:11-21).

Lies weiter:
II. Die Früh-Briefe des Apostels Paulus