Die Apostelgeschichte Kapitel 5

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Abschrift Apostelgeschichte in täglichen Andachten Band I - VI
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Die Apostelgeschichte Kapitel 5

Ananias und Saphira: Apg 5:1-11
Krankenheilungen durch die Apostel: Apg 5:12-16
Gefangennahme und Befreiung der Apostel: Apg 5:17-26
Zeugnis der Apostel vor dem Hohen Rat: Apg 5:27-33
Der Rat des Gamaliel: Apg 5:34-39
Freilassung der Apostel: Apg 5:40-42

Aananias und Saphira

Apg 5:1-2

„Aber ein Mann namens Ananias mit seiner Frau Sapphira verkaufte erworbenes Gut und unterschlug etwas vom Erlös mit Wissen der Frau. Er brachte also nur einen Teil und legte ihn zu Füßen der Apostel.“

Der Name „Ananias“ heißt vom hb. übersetzt „gnädig–Jah“, oder anders ausgedrückt: „In Gnaden vom Herrn gegeben“. „Sapphira“ heißt „schön“, wir werden noch auf die Bedeutung dieser Namen zu sprechen kommen.

Das oben benannte Ehepaar verkaufte einen Freiacker, den sie zusätzlich zu ihrem eigenen Losteil erworben hatten. Das ist, wie wir im letzten Kapitel bei Joseph (Barnabas) gesehen haben, durchaus lobenswert. Nicht lobenswert war die Unterschlagung eines Teils des Erlöses, das war praktisch eine Unterschlagung Gott gegenüber und damit eine nicht leicht zu nehmende Sünde!

Wir kommen zur Bedeutung der zwei Namen: Ananias, dem schon sein Name bezeugte, dass ihm all sein Hab und Gut vom Herrn in Gnaden gegeben sei, täuschte den Apostel vor, auch alles zu geben, doch sein Bekenntnis war heuchlerisch! Und Sapphira, die Schöne? Die Täuschung geschah ja mit ihrem Wissen, und sie verunreinigte damit all das schöne, was in der Gemeinde vorherrschte: Nämlich der Geist der Gnade, der dazu führte, dass alle ein Herz und eine Seele zu sein schienen und aller Besitz auch gemeinsam verwaltet wurde, damit es keine Darbenden mehr gab.

Wir erleben, liebe Geschwister, wie auch bei der ganz jungen Königreichsgemeinde, die einen guten Anfang machte, der Feind sich einschlich und die friedliche Entwicklung störte; dabei ist bemerkenswert, dass die Störung nicht von der Evangeliumsentwicklung ausging, sondern direkt „aus der Mitte“ wurde, also mitten aus der Gemeinde kam, was interessanterweise Parallelen mit unserer Auslegung über 2Thes 2:7 aufweist!

Aus der Mitte der Gemeinde ist also jenes Ehepaar geworden, das die friedliche Entwicklung der Gemeinde störte. Natürlich stehen hinter Ananias und Sapphira die Mächte der Finsternis, an der Spitze Satan, der, wie in Mt 13:24 ff beschrieben, sein Unkraut heimlich auf das bestellte Feld sät.

Wenn wir heute die Kirchengeschichte zurückverfolgen, dann stellen wir fest, dass äußerer Druck, zum Beispiel Christenverfolgung, der Sache des Herrn nie schaden konnte, im Gegenteil, die Betroffenen rückten nur noch enger zusammen, was der Heilsentwicklung nur diente. Doch wenn die Gefahr aus den eigenen Reihen kommt, dann ist höchste Wachsamkeit geboten. Das Unkraut, das der Feind zwischen den edlen Samen säte, war beim ersten Aufsprießen kaum von den echten Sprossen zu unterscheiden. Erst als das Unkraut das edle Getreide schon ersticken wollte, wurde es erkannt und die Arbeiter wollten es jäten (ausreißen). Interessant ist des Herrn Antwort: „Lasst beides zusammen bis zur Ernte wachsen, und zum Zeitpunkt der Ernte werde ich den Schnittern gebieten: Jätet zuerst den Taumellolch und bindet ihn in Bündel, um ihn zu verbrennen …“ (Mt 13:30). Das obige Gleichnis ist nur auf Israel anzuwenden (auf uns gesehen würde es in die Irre führen). Jesus zeigt Seinen Jüngern, wie Er, als Sämann, das Feld bestellt; es ist hier das erneute Angebot an Israel zur Aufrichtung des Königreichs. Doch Israel lehnte ja ab, es wurde dunkel über dem Volk und der Feind säte in dieser Zeit das Unkraut. Es ist beachtenswert, dass Satan solchen Spielraum bekommt und seine böse Frucht bis zum Abschluss des Äons reifen kann; aber gerade das Böse muss ebenso ausreifen, und so behält das Königreich einen Mischcharakter, bis der Herr am Ende Selbst kommt. Dann wird es eine radikale Scheidung durch das endzeitliche Israel geben und nur ein kleiner Teil des Volkes wird dem falschen Christus widerstehen!

Apg 5:3

„Da sagte Petrus: Ananias, warum hat Satan dein Herz erfüllt, dass du den Geist, den heiligen, belogen und von dem Erlös des Freiackers etwas unterschlagen hast?“

Wie wir gestern gesehen haben, sind Ananias und Sapphira durchaus eine Vorschattung des Königreichverlaufes, das Gleichnis vom Weizen und Unkraut zeigt uns, wie am Ende die Boten beauftragt sind, alles Unkraut zu jäten und ins Feuer zu werfen, damit die Gerechten im Königreich wie die Sonne aufleuchten. Und am Abschluss des Äons wird dann Christus Selbst das Feld von allen Heuchlern säubern.

Wir kehren zurück zum Geschehen in Jerusalem und es ist höchst interessant, wie die Apostel unter der Führung des Petrus reagieren. Es war ja ihr großes Herzensanliegen, dass die Gemeinde wächst und das Königreich so schnell wie möglich kommen kann. So waren sie auch bereit, dem schweren Angriff des Feindes in der Kraft des heiligen Geistes zu begegnen. Der Feind hatte sich ein wichtiges Teil der Gemeinde zum Angriff ausgewählt, „die vertiefte Durchführung der wahren Gütergemeinschaft“! Wenn hier Heuchlerei nach außen abstrahlte, was soll dann das Volk von diesen Gläubigen halten?! Barnabas war das gute Vorbild, ihm sollte die Gemeinde nacheifern – und das suchte der Feind zu verhindern, indem er das Eindringen der Lüge und Heuchlerei säte, „die Lüge wider den heiligen Geist!“

Die Herzen von Ananias und Sapphira waren das Ackerfeld, in welches der Feind die Lüge säte, doch Petrus (und wir wollen ihn jetzt recht aufmerksam beobachten) durchschaute den ganzen Plan. Nicht ein Angriff von fanatischen Juden, sondern das Eindringen der Lüge wider den heiligen Geist musste er abwehren, und er konnte dies, weil er sich unter dem sicheren Schutzschild seines Herrn geborgen wusste.

Auch wir brauchen diesen Schutz, wenn wir dem Feind nicht schutzlos ausgeliefert sein wollen, er umfasst ja bekanntlich eine ganze Ausrüstung (lies Eph 6:10-18).

Apg 5:4

„Blieb er nicht dein, wenn er unverkauft blieb? Und veräußert, gehörte er nicht unter deine Vollmacht? Wieso hast du dir diese Sache in deinem Herzen vorgenommen? Du belügst nicht Menschen, sondern Gott!“

Schon in seinem ersten Brief (1Petr 4:17) hebt Petrus hervor, wie weit die Zeit vorangeschritten ist: „… denn es ist der Zeitpunkt gekommen, dass das Urteil (Gericht) beim Hause Gottes anfange“, und er konnte nur das endzeitliche Israel damit meinen. Und hier wird es so sein, dass die Sünde ein sofortiges Urteil verlangt.

Wir werfen an dieser Stelle einen Blick auf uns, die Körpergemeinde: Stellen wir uns vor, auch bei uns würde jede Sünde ihre sofortige Strafe finden – da würde unser Inneres anstatt von Friede und Freude mit Sicherheit von Angst erfüllt sein! Aber ganz so leicht wollen wir es auch nicht nehmen; zwar sind unsere Sünden getilgt, und dies endgültig, aber wir müssen trotzdem nach unserer Entrückung vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder schlecht (2Kor 5:10).

Der jungen Pfingstgemeinde in Jerusalem wird vorgeführt, dass ein sofortiges Urteil über eine begangene Sünde fallen wird. In unmissverständlichen Worten deckt Petrus vor allem auch den Anstifter der Sünde auf, Satan! Und Ananias ist derart schuldig, dass er diesem in seinem Herzen Raum gab! Das hat auch uns viel zu sagen: Wir sehen (und wissen es aus der Praxis selber), dass uns Satan durchaus zur Sünde reizen kann, dass es ihm möglich ist, seine feurigen Pfeile auf uns abzuschießen – doch wir haben auch die Möglichkeit, seine Angriffe mit Hilfe der angebotenen Waffenrüstung abzuwehren.

Ananias belügt Gott, das ist wohl das Drama an allem! Es ist für alle Gläubigen gut zu wissen, dass vor Gott nichts verborgen werden kann, dieses Wissen muss uns stets gegenwärtig sein!

Ananias und Sapphira gehörten vermutlich eher zu den angesehenen Gliedern der Gemeinde. Nachdem Barnabas so vorbildlich gehandelt hatte, wollten sie nach außen nicht nachstehen, doch innerlich und im Geheimen trafen sie (das Ehepaar) ein Übereinkommen, sie gaben den Einflüsterungen Satans Raum und meinten, die Apostel belügen zu können. Sie ahnten wohl nicht, wie schnell sie Petrus in der Kraft heiligen Geistes durchschaute und in das Gericht stellte.

Petrus machte dem Ananias klar, worin seine Sünde bestand: Der besagte Freiacker gehörte ihm, solange er in seinem Besitz war; auch das Geld, welches der Verkauf des Ackers erzielte, gehörte ihm, er konnte damit machen, was er wollte. Doch als er vor Petrus angab, es sei der Gesamterlös, den er brachte, war das eine Lüge, und hierin lag die Sünde!

Es liegt für uns alle klar auf der Hand, dass hier die Habgier die wesentliche Rolle spielt und der Feind weiß das. Und diese „Habgier“ spielt auch am Ende unserer Gnadenverwaltung eine wesentliche Rolle. In 2Tim 3:1 ff enthüllt Paulus die Merkmale der letzten Tage, die er als gefährliche Frist einstuft: „… denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldgierig, hoffärtig, stolz, Lästerer …“ – trifft das heute nicht in einem zutiefst erschreckenden Ausmaß zu? Erschüttert nicht gerade (zur Zeit der Niederschrift dieser Zeilen) eine Bankkrise die gesamte Welt? Und wird nicht offen bekannt, dass diese Krise durch die ungehemmte Geldgier hervorgerufen wurde? Ja, da kann einen schon Angst überkommen, doch lassen wir uns von 2Thes 2:1-12 dringend zusprechen: „… lasst euch nicht so schnell in eurem Sinn erschüttern …!“ Wohl wird noch vieles schlimmer werden, doch wir wollen vermehrt Sein baldiges Erscheinen lieb haben, weswegen wir Gott auch allezeit danken dürfen!

Apg 5:5-6

„Als Ananias diese Worte hörte, fiel er um und war entseelt. Da kam große Furcht über alle, die dies hörten. Die Jüngeren aber standen auf, hüllten ihn in Tücher, brachten ihn hinaus und begruben ihn.“

Petrus zeigt uns in seiner Vollmachtstellung, wie er eine Lüge (und damit eine Sünde) sofort erkennt. Ohne die geringste Verzögerung oder ein Nachdenken sagt Petrus dem Ananias seine Sünde ins Gesicht und die Verurteilung erfolgt genauso prompt: Ananias war entseelt. Wem das Wort „entseelt“ fremd vorkommt, der lese 1Mo 2:7: Ieue Alueim bildete 1.) den Körper des Menschen aus Erdreich, 2.) dann hauchte Er dem Menschen den Odem des Lebens in die Nase ein, und: „der Mensch wird zu einer lebenden Seele.“ Die Seele ist also das Produkt aus der Zusammenführung von Körper und Geist. „Entseelt“ bedeutet also das Gegenteil von Zusammenführung, nämlich Rücknahme, und zwar die Rücknahme des Geistes (der ja gemäß Pred 12:7 zu Gott zurückkehrt) und die Rückführung des Körpers zum Erdreich, wobei der Körper allein keine Seele mehr haben kann. Die Seele ist ja der Sitz unserer Empfindungen, der empfindungslose tote Mensch ist „entseelt“!

Die Vorgänge um das Gericht an Ananias gehören in die Zeit des Königreichs. Doch wie unterschiedlich ist doch diese zukünftige Zeit im Vergleich mit unserer heutigen Verwaltung der Gnade! In der damaligen jungen Pfingstgemeinde (die ja nur einen Anbruch des Königreichs darstellt) und dem kommenden irdischen Königreich fordert die Sünde die sofortige Verurteilung! Und heute?

Es ist kaum fassbar, was Paulus in Röm 5:20a schreibt: „Wo aber die Sünde zunimmt, da strömt die Gnade über!“ Können wir das überhaupt begreifen, liebe Geschwister? Gerade hier muss uns die so viel gerühmte Gnade erneut und ganz besonders hell aufleuchten und zu einem köstlichen Schatz werden!

Apg 5:7-8

„Nach Verlauf von etwa drei Stunden aber trat auch seine Frau herein, die nichts von dem Geschehenen wusste. Da wandte sich Petrus mit der Frage an sie: Sage mir, ob ihr den Freiacker für so viel weggabt? Und sie erwiderte: Ja, für so viel.“

Es ist für uns im Nachhinein erstaunlich, wie schnell damals alles ablief: Ananias fiel um und starb, und sofort versorgten jüngere Geschwister den Leichnam und begruben ihn, und dies offensichtlich ohne Wissen von Sapphira! Denn diese kam ja nichts ahnend, etwa drei Stunden später zu der Versammlung.

Bei Ananias lesen wir nicht, dass Petrus ihn fragte, wie hoch der Erlös des Freiackers war, er durchschaute nur den verminderten Erlös und warf ihm deshalb „Lüge und Betrug“ vor! Sapphira hingegen wurde direkt darauf angesprochen, wie hoch der Erlös gewesen sei – und sie log für alle hörbar!

Wir dürfen bei diesem Geschehen einen Blick in den Gerichtssaal des zukünftigen Königreichs werfen. Wir sehen hier keine Schöffen, keinen Anwalt, keine Zeugen, es wird lediglich die Schuld aufgedeckt und sofort das Urteil vollzogen. Bei einer Gerichtsverhandlung unserer Tage wäre alles anders gelaufen; ein findiger Anwalt hätte der Frau sofort geraten, zu schweigen, und damit hätte es für sie auch keine Lüge gegeben – sie wäre mit großer Wahrscheinlichkeit freigesprochen worden, wenn es denn überhaupt zur Anklage gekommen wäre. Ja, der Mensch sieht, was vor Augen ist, und wird leider dadurch nur zu oft getäuscht. Doch Gott sieht die Herzen, Er braucht weder Anwalt noch Zeugen, Sein Gericht ist gerecht!

Wir Menschen haben viele Paragraphen gemacht, um Gerechtigkeit herzustellen, doch es gibt nur ein Schriftwerk, das gerecht ist: Das Evangelium! „Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin enthüllt aus Glauben für Glauben“ (Röm 1:17).

Apg 5:9

„Darauf sagte Petrus zu ihr: Wieso habt ihr vereinbart, den Geist des Herrn zu versuchen? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begruben, stehen vor der Tür und werden auch dich hinausbringen!“

Ging bei Ananias alles sehr schnell und ohne eines Wortes von seiner Seite (er fiel einfach entseelt um), so gibt Petrus seiner Frau die Möglichkeit einer Antwort, und diese Antwort war, wie wir in Vers 8 lasen, eine hörbare Lüge.

Ananias und Sapphira waren ohne Zweifel gläubig, sonst hätten sie dieser Pfingstgemeinde nicht angehört und hätten auch ihren Freiacker nicht verkauft; ihr Fehler war, dass sie meinten, den Worten in Hebr 4:13 zu widerstehen:

„Und es gibt keine Schöpfung, die vor Seinen Augen nicht offenbar ist. Alles aber ist nackt und entblößt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen.“

War es also Unkenntnis des Wortes Gottes? Oder war die Erkenntnis des Ehepaars einfach noch zu gering? Petrus warf ihnen vor, vereinbart zu haben, den Geist des Herrn zu versuchen, sie waren also nicht unschuldig, sondern verblendet! Und das Motiv war, wie von alters her, „Habgier“! Schon im Paradiesgarten lockte der Feind die Eva: „… an dem Tag, da ihr von ihm esset, werden eure Augen aufgetan – und ihr werdet sein wie Alueim und wissen, was gut und böse ist!“ Wie übermächtig wusste Satan das Verlangen nach Macht im Herzen der Eva anzuheizen, dass sie alle Drohungen Alueims darüber vergaß!

Müssen auch wir uns nicht immer wieder neu bewusst sein, dass wir vor den Augen Gottes nichts verbergen können? Ja, dass Er auch die verborgenen Ratschlüsse unserer Herzen kennt?

Apg 5:10-11

„Und auf der Stelle fiel sie zu seinen Füßen nieder und war entseelt. Als die jungen Männer hereinkamen, fanden sie sie tot; sie brachten sie hinaus und begruben sie neben ihrem Mann. Da kam große Furcht über die ganze herausgerufene Versammlung und über alle, die dies hörten.“

Dass im zukünftigen Königreich andere Regeln gelten als heute, in der Verwaltung der Gnade, haben wir längst bemerkt. Ganz krass treten sie ja bei Ananias und Sapphira hervor! Wir müssen davon ausgehen, dass dieses Ehepaar durchaus gläubig war – warum diese harte Strafe?

In Hebr 3:12 lesen wir ein Wort, dass uns eine Antwort geben könnte: „Hütet euch, Brüder, damit nicht in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens im Abfallen von dem lebendigen Gott sei …“. Von Gott „abfallen“ kann man nur, wenn vorher geglaubt wird; insofern sagt das Wort an die Hebräer, dass das Herz des Menschen, das ja von Grund auf böse ist, einen Glaubenden durchaus zum Abfall von Gott bringen kann. Wir sprechen hier nicht von uns, der Körpergemeinde, sondern von Israel, genauer gesagt von der Königreichsgemeinde aus Israel. Es mag also sein, dass der schnelle Tod des Ehepaars diese noch vor Schlimmerem bewahrt hat, nämlich vom Abfall von Gott. Wir sehen also auch hier zwei Seiten: Einmal die Strafe, die auf Sünde folgt, und zum anderen die Bewahrung durch die Strafe (den Tod), der einen möglichen Abfall verhindert.

Ein Abfallen vom Glauben und damit von Gott, wie wir oben gesagt haben, ist bei der Körpergemeinde Christi Jesu nicht möglich, weil unsere Berufung nicht von Werken abhängig ist. Bei Petrus lesen wir: Darum befleißigt euch vielmehr, Brüder, dass durch edle Werke eure Berufung und Auserwählung bestätigt werde“ (2Petr 1:10). Genau das Gegenteil schreibt Paulus an Timotheus: „… (Gott) der uns gerettet und berufen hat mit heiliger Berufung, nicht nach unseren Werken, sondern nach Seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist“ (2Tim 1:9).

Apg 5:10-11

„Und auf der Stelle fiel sie zu seinen Füßen nieder und war entseelt. Als die jungen Männer hereinkamen, fanden sie sie tot; sie brachten sie hinaus und begruben sie neben ihrem Mann. Da kam große Furcht über die ganze herausgerufene Versammlung und über alle, die dies hörten.“

Wir haben gestern zum Abschluss die beiden Werkzeuge Gottes gegenübergestellt, einmal die Königreichsgemeinde, und die Körpergemeinde Christi Jesu. Die Erstere muss ihre Berufung und Auswahl mit Werken „bestätigen“, ansonsten wird sie rückgängig gemacht! Unsere Auserwählung und Berufung ist nicht von unseren Werken abhängig, sondern nach Seinem (Gottes) Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus ohne eigenes Zutun gegeben ist! Auch hier darf, ja muss uns die Gnade hell erstrahlen!

Unser Leitvers enthält noch etwas, was wir betonen wollen: Wir lesen, dass große Furcht über die Herausgerufene kam (das Wort „Versammlung“ lassen wir weg, weil es nicht im Urtext steht!!!) Das Besondere ist hier, dass hier zum ersten Mal der Ausdruck „Herausgerufene“ vorkommt, und dies im Hinblick auf die junge Pfingstgemeinde. Das bedeutet, dass auch diese Gläubigen von Gott gerufen wurden! Passend hierzu sagt Jesus in Joh 6:44: „Niemand kann zu Mir kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht“ – und dies sagt Jesus zu den Juden! Auch bei dem das Königreich betreffende Evangelium liegt es erst einmal nicht am Menschen selbst, sondern Gott macht den ersten Schritt, indem Er den Betreffenden zu Jesus zieht! Gott ruft also auch die Einzelnen der Königreichsgemeinde aus dem Gesamtvolk heraus – was uns bestätigen darf, dass Gott nichts dem Zufall oder dem menschlichen Willen überlässt!

„Furcht“ kam über die ganze Herausgerufene – und Salomo schrieb: „Die Furcht Gottes ist der Erkenntnis Anfang“ (Spr 1:7).


Krankenheilungen durch die Apostel

Apg 5:12

„Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volk. Alle Gläubigen waren einmütig in der Halle Salomos beisammen.“

Die im Anbruch befindliche Königreichsbewegung auf israelischem Boden wird entscheidend durch Zeichen und Wunder gekennzeichnet. Jesus Selbst sagt in Joh 4:48: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder gewahrt, glaubt ihr überhaupt nicht!“ Diese Worte waren an dieser Stelle kein Vorwurf, sondern eine charakterisierende Feststellung an das Volk. Israel brauchte die sichtbaren Zeichen, um durch „Schauen“ zum „Glauben“ zu kommen!

Hier ein Blick auf uns: In Röm 10:17 lesen wir: „Demnach kommt der Glaube aus der Kunde (dem Gehörten), die Kunde aber durch einen Ausspruch Christi“; kürzer gesagt bedeutet dies: Wir „hören“ und „glauben“! Auch wenn der für uns zuständige Apostel Paulus in der Zeit des Übergangs von der Pfingstverwaltung zur „Verwaltung der Gnade“ ebenfalls viele sichtbaren Machttaten vollbrachte, so deshalb, weil auch Paulus in diesem „Übergang“ am Königreich diente, und dies so lange, bis Israel endgültig das Königreich ablehnte. Pauli Dienst war also (wenn man so will) „zweigleisig“! Vor seinen Brüdern dem Fleisch nach, denen er das Königreich verkündigte, war ihm durchaus möglich, Zeichen und Wunder zu vollbringen, vor den Nationen, denen er das Geheimnis der Körpergemeinde enthüllen durfte, wurde er zusehends machtloser und schwächer.

Verstehen können wir dies dadurch, dass das Werkzeug „Israel“ von Gott auf der Erde eingesetzt wird, wo die Menschen nur das Sichtbare glauben können, das Werkzeug „Körpergemeinde Christi Jesu“ hingegen in den überhimmlischen Räumen, wo andere Werte als das Sichtbare eine Rolle spielen. „Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht“ (2. Kor. 12:9b).

Apg 5:13

„Aber von den übrigen dort wagte niemand, sich ihnen anzuschließen; doch das Volk erhob sie hoch.“

Unser heutiger Leitvers ist schwer zu verstehen, zumal schon im nächsten Vers vom Gegenteil berichtet wird. Wir müssen deshalb auf den Zusammenhang und den Sinn des Wortes „anschließen“ achten.

Der Zusammenhang, vor allem mit Vers 14, ergibt, dass in unserem Leitvers von solchen Israeliten die Rede ist, die nicht zum Königreich herausgerufen sind, es ist, wenn man so will, das „weltliche Israel“! Interessant ist, wenn wir der griechischen Bedeutung des Wortes „anschließen“ (kollasthai) nachgehen. F. H. Baader übersetzt mit „anhaften“, und H. Langenberg sieht hier eine „geschlechtliche Beziehung“. Man darf also davon ausgehen, dass hinter jenen, die sich nicht anzuschließen wagten, im Grunde der Widerwirker steht, und dies mit den Ziel, die Pfingstgemeinde mit Ungläubigen zu vermischen. Und ganz so fremd wäre ja diese Taktik der Vermischung nicht, lesen wir doch Ähnliches schon in 1Mo 6:4 (wobei es über diese Aussage sehr unterschiedliche Auslegungen gibt). Tatsache ist aber, dass es Satan gelang, die damalige Menschheit in den Abgrund zu ziehen.

Wenn wir jetzt von den gleichen Zielen des Feindes ausgehen, dann sehen wir, dass es ihm bei dieser jungen Pfingstgemeinde nicht gelang, eine Vermischung herbeizuführen; die Ungläubigen wagten es nicht, den Gläubigen anzuhaften, sich mit ihnen einzulassen – sie hielten also Abstand, ja mehr noch: das Volk erhob sie hoch!

Das alles passt zum Gesamtbild des Königreichs: Die Ungläubigen werden zurückgehalten, können sich der Gemeinde also nicht in irgendeiner Form anhaften, trotzdem wird das Königreich respektiert, der Wandel der Gläubigen macht Eindruck, das Volk erhob sie hoch. Im künftigen Königreich werden ja die Herausgerufenen auch von ihren Feinden erhöht, wenn auch nur in heuchlerischem Gehorsam, der durch die Macht des Königs bestimmt sein wird.

Apg 5:14

„Immer mehr glaubten an den Herrn, und so wurde eine Menge Männer wie auch Frauen hinzugefügt.“

Wir sprachen in den zurückliegenden Versen davon, dass neben den sichtbaren Zeichen und Wundern gerade auch die „Güterteilung“, also alles „gemeinsam“ zu haben, nach außen auf das Volk einen großen Eindruck machte – der Wandel spielte also eine gewichtige Rolle. Zwar gab es keine Vermischung, wie wir gestern gesehen haben, wohl aber Achtung und Respekt. Wir können dies so verstehen: Noch gibt Gott dem Volk die Möglichkeit zur Annahme, es gibt keinen sintflutartigen Untergang einer gerichtsreifen Menschheit, sondern erstaunliches Wachstum innerhalb der Gemeinde.

Wir sehen in dem Geschehen von Vers 13 und 14 einmal die abweisende, und zum andern die anziehende Kraft der Wahrheit Gottes! Die Ungläubigen aus dem Volk wurden abgewiesen (die Kraft des wirkenden göttlichen Geistes hinderte sie daran, sich zu vermischen, sich anzuheften oder anzuschließen), im Gegenzug wurden jene, die berufen waren, von der gleichen Kraft angezogen und der Gemeinde hinzugefügt. Einmal mehr wird die Aussage Jesu in Joh 6:29 wirksam: „Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat“ (siehe auch Joh 6:44)!

Obiges zeigt uns, dass die größte Entscheidung im Leben eines Menschen, nämlich an Gott zu glauben und zu Jesus zu kommen, nicht vom Menschen, sondern allein von Gott gewirkt wird, und dies nach dem Ratschluss Seines Willens! Gott hat bestimmt, zu welchem Zeitpunkt jeder Mensch in Christus lebendig gemacht wird (siehe 1Kor 15:22), kein Mensch kann daran etwas ändern. Es gibt keinen so genannten freien Willen des Menschen, das ist eine satanische Lüge! Gott ist es, der in allem unser Leben bestimmt, „denn aus Ihm und durch Ihn und zu Ihm hin ist das All! Ihm sei die Verherrlichung für die Äonen! Amen“ (Röm 11:36)!

Apg 5:15

Daher brachte man auch die Kranken und Schwachen auf die breiten Straßen hinaus und legte sie auf Tragbetten und Matten, damit, wenn Petrus käme, wenigstens sein Schatten einen von ihnen beschatte.“

Auch heute sind wir wieder mit den Kräften des zukünftigen Äons konfrontiert, von dem ja Hebr 6:5 berichtet, jenem Äon, in welchem sich auch das irdische Königreich abspielt. Und was geschieht? Die Heilung des von Kind an Gelähmten machte schnell die Runde in Jerusalem, in vielen hoffnungslos Kranken keimte plötzlich wieder Hoffnung auf. Diese Hoffnung auf Heilung war so stark, dass die Kranken sogar nur mit der Berührung des Schattens von Petrus Vorlieb nahmen – wie hoffnungslos müssen solche Fälle gewesen sein und wie gewaltig ihr Glaube an Heilung!

Wir dürfen uns aber hier nichts vormachen! Bei diesen Kranken stand nicht der Name „Jesus“ im Vordergrund, sondern allein die Sehnsucht nach Heilung! Es ging hier (wie auch in den nächsten Versen) nicht darum, dass Kranke auf Grund ihres Glaubens geheilt wurden, vielmehr waren all diese Zeichen und Wunder ein Ausdruck der Herrlichkeit des Herrn in jener zukünftigen Zeit; was wir heute im nachhinein miterleben, ist eine Abschattung des kommenden Königreiches!

Wir müssen bei solchen Geschehnissen auch immer wieder auf uns blicken, weil solche Wunder leider nur zu oft (vor allem in charismatischen Kreisen) missbraucht werden. Die Körpergemeinde Christi Jesu braucht nicht die Kräfte des zukünftigen Äons schmecken, weil sie im Geist schon heute ihr Bürgertum in den Überhimmeln eingenommen hat (Phil 3:20). Oder müssen wir sagen: „… eingenommen haben sollte?“ Es ist der uns in der Gnade gegebene Glauben der es uns möglich macht, uns im Geist, also in unserer Gedankenwelt, so real bei unserem Herrn zu sehen, dass wir die irdischen Dinge aus der „oberen“ Perspektive sehen dürfen!

Apg 5:16

„Es kam aber auch die Bevölkerung der um Jerusalem gelegenen Städte zusammen und brachte Kranke und Schwache sowie von unreinen Geistern Belästigte, die sämtlich geheilt wurden.“

Unser heutiger Vers bestätigt, dass es bei den Kranken nicht um Gläubige ging, die Heilung auf Grund des Glaubens erhofften, vielmehr sehen wir, dass es allein um das Anzeigen der Herrlichkeit des Herrn ging. Wo heute versucht wird, diese Kräfte des zukünftigen Äons und damit die Ära der Apostelgeschichte auf uns zu münzen, führt dies dahin, dass man Gläubigen einen Mangel an Glauben vorwirft, wenn Heilungsversuche im Namen Jesu bei solchen vergeblich sind – ein schlimmer Irrweg!

Wohl gab es in der Zeit des Übergangs (von der Pfingstverwaltung zur Verwaltung der Gnade) noch Zeichen und Wunder, sie gehörten aber in die Zeit der „Unmündigkeit“, von der Paulus in 1Kor 13:11 spricht. Doch diese Zeit wurde abgetan, als Paulus in die römische Gefangenschaft geführt wurde und dort seine so genannten „Gefängnisbriefe“ schreiben durfte, die uns in die Mündigkeit bzw. Reife führen.

Worauf warten wir heute? Auf Wunder? Auf Heilung von Krankheiten? Gott kann auch heute durchaus heilen, soweit es Seinem Willen entspricht, wie wir es bei Epaphroditus sehen, dem Gott in seiner schweren Krankheit Barmherzigkeit erzeigte (Phil 2:25-27). Doch will Er, dass wir in erster Linie auf Seinen Sohn warten, den Er, vielleicht recht bald, zu uns schickt, damit wir in der Entrückung mit Ihm vereint werden. Dies muss unsere vornehmliche Erwartung sein. Was immer um uns herum in der Welt vor sich geht, wie beängstigend die Zeichen sein mögen – im Geist suchen und trachten wir nach dem, was droben ist, ja wir dürfen uns dort oben gedanklich heute schon bewegen und buchstäblich auf Ihn warten!

Apg 5:16

„Es kam aber auch die Bevölkerung der um Jerusalem gelegenen Städte zusammen und brachte Kranke und Schwache sowie von unreinen Geistern Belästigte, die sämtlich geheilt wurden.“

Wir beschäftigen uns heute mit den angeführten „unreinen Geistern“, die Menschen belästigen und in „Besessenheit“ führen können. Solche Menschen sind zumeist unfreiwillig einem fremden Willen unterworfen, der sie beherrscht. Gottes Wort ist voll von solchen Fällen. Ein markantes Beispiel finden wir in Lk 9:37-43, und Lukas als Arzt hat diesen Vorfall wohl besonders gut beschrieben. Wir erleben, wie ein Knabe zu anormalem Verhalten gezwungen wurde, ohne sich dagegen wehren zu können. Es ist typisch für diese Art Geister, sich eines menschlichen Körpers zu bemächtigen und diesen zu ihren eigenen Zwecken zu missbrauchen. Es ist anzunehmen, dass solche Geister (die ja keinen eigenen Körper haben) sich zu dem Zweck einen Körper suchen, um „seelische Empfindungen“ zu erleben, wie sie der Mensch bei seiner Erschaffung, hier bei der Vereinigung von Körper und göttlichem Geist, bekam. Sie sind also, wenn man so will, Schmarotzer, die auf Kosten von Menschen ihr eigenes Vergnügen und ihre Lust suchen. Ist es ihnen gelungen, sich solche eines menschlichen Körpers zu bemächtigen, erlebt der Betroffene zumeist viel Leiden und Qualen.

Jesus hatte Vollmacht über die gesamte Geisterwelt und Er gab diese Vollmacht, wie unser Leitvers zeigt, Seinen Jüngern weiter. Uns interessiert natürlich, wie es um uns steht; und da müssen wir klar sagen, dass wir vor den Mächten der Finsternis (wozu diese unreinen Geister ja gehören) nicht gefeit sind, im Gegenteil: Ihr Einfluss ist weit größer, als wir vermuten! Lesen wir einmal recht aufmerksam 1Tim 4:1 – hier versuchen Geister, uns in die Irre zu führen und vom Glauben (ohne Schauen) abzubringen, was also durchaus möglich ist (wobei die Rettung in der Gnade unberührt ist). Wir müssen also wachsam sein und aktiv gegen die Angriffe vorgehen (Eph 6:10 ff) – Passivität unsererseits ist der beste Nährboden für ihren bösen Erfolg!


Gefangennahme und Befreiung der Apostel

Apg 5:17

„Dagegen trat nun der Hohepriester auf samt allen, die es mit ihm hielten (das war die Sekte der Sadduzäer): Sie wurden von Eifersucht erfüllt,“

Der Hohepriester, sowie die Sekte der Sadduzäer traten nun gemeinsam gegen die Apostel auf. In Apg 23:8 lesen wir, dass gerade die Sadduzäer an keine Geister glaubten, was ihren Widerstand gegen das Geschehen noch verständlicher macht. Woran man nicht glaubt, das darf es ja auch nicht geben – das ist ja auch der Leitspruch der heutigen zum großen Teil ungläubigen Welt!

Die Apostel handelten gegen das ausdrückliche Verbot und der Zulauf war so groß, dass die Menschen sogar aus den umliegenden Städten kamen – „Eifersucht“ erfüllte die Herzen der Oberen! Wir werden im Verlauf der Apostelgeschichte miterleben, dass gerade die „Eifersucht“ der Hauptgrund für die Ablehnung des Königreichs ist.

„Eifersucht“ ist eine schlimme Sache! Da studieren kluge Männer die alttestamentlichen Schriften, um das Volk zu lehren, und was geschieht? Völlig ungelehrte und einfache Menschen treten in der Öffentlichkeit auf und üben nicht nur das den geistlichen Führern angestammte Lehrrecht aus, nein, sie besitzen offensichtlich sogar Vollmacht über die Geisterwelt, die es für einen Teil der Oberen, die Sadduzäer, ja gar nicht geben darf!

Kennen wir das Gefühl der Eifersucht auch, liebe Geschwister? Was geht in uns vor, wenn wir, die ja sooooo viel gelernt und für den Herrn getan haben, erleben müssen, wie jemand, der nichts gelernt und nichts getan hat, plötzlich vorne steht und anscheinend auf geistlichem Gebiet mehr vollbringt als wir? Es ist leider so, dass „Eifersucht“ auch nicht vor solchen Halt macht, die hohe Erkenntnis erhalten haben. Für manche ein Stachel, doch für die meisten von uns ein großer Zuspruch: Gott braucht keine menschliche Gelehrsamkeit, kein Studium und keine hohe Intelligenz – entscheidend ist, ob Seinem Geist Raum gegeben wird, und Sein Geist führt in alle Wahrheit!

Apg 5:18

„… legten die Hände an die Apostel und setzten sie in öffentlichen Gewahrsam.“

Wir wollen heute noch einmal die Eifersucht unter die Lupe nehmen, wobei sich in unserem Fall zwei Gründe herauskristallisieren: Zum einen gehörten damals viele Priester den Sadduzäern an, selbst der Hohepriester samt seiner Familie gehörte, dem Talmud gemäß, zur Zeit des Herodes dazu; diese Sekte leugnete ja nicht nur die Existenz einer Geisterwelt, sie lehnte, damit verbunden, auch eine Auferstehung der Toten ab. Ihre Eifersucht gründete also darauf, dass jemand entgegen ihrer Erkenntnis lehrt! Zum anderen waren im Hohen Rat ja auch die Pharisäer, die an eine Auferstehung und Geisterwelt glaubten. Ihre Eifersucht wurde dadurch aufgestachelt, dass es nicht sie waren, die in dem „Jesus“ den Messias erkannt hatten. Andere, und dazu noch ganz einfache Männer, hatten also mehr erkannt als sie – das reizte zur Eifersucht!

In dem Maß nun, wie die Apostel an Zulauf und Ansehen gewannen, schwand natürlich das Ansehen der Oberen; dazu kamen noch die für alle sichtbaren Zeichen und Wunder, denen die Oberen nicht entgegen setzen konnten. Das Einzige, was ihnen blieb, war die Gefangennahme der Führer der Apostel.

Es erstaunt erst einmal, dass diese Gefangennahme offensichtlich so reibungslos vollzogen werden konnte! Weder hören wir einen Protest von Seiten des Volkes, noch lesen wir darüber, dass sich die Apostel der Gefangennahme widersetzt haben. Dies ist ein Zeichen, dass die Apostel, die ja in ungeahnter Vollmacht und Kraft handeln konnten, jetzt, auf diesem für sie eher blamablem Weg, vollständig ihrem Herrn vertrauten und die Führung ihres Lebensweges „Ihm“ überließen! Es mag das wunderbare Wort vor ihnen gestanden sein, das der Herr schon in 2Mo 14:14 zu Mose sprach: „Jewe wird für euch streiten, und ihr, ihr sollt stille schweigen!“ Ist das nicht auch ein Wort für uns, liebe Geschwister?

Apg 5:19

„Doch während der Nacht öffnete ein Bote des Herrn die Türen des Gefängnisses, führte sie hinaus und sagte:“

Schon an früherer Stelle lasen wir, dass die Apostel festgenommen wurden (Apg 4:3) und die ganze Nacht im Gefängnis verbringen mussten, ohne das Gott machtvoll eingriff! Man fragt sich jetzt unwillkürlich, warum diesmal ein Bote des Herrn die Türen des Gefängnisses öffnete, und nicht schon zu diesem früheren Zeitpunkt?

Ein Grund, warum der Herr nicht schon früher eingriff und den geistlichen Führern Seine Macht zeigte, war, dass Er ja durch die Heilung des Lahmen an der Tür der Weihestätte hinreichend Seine Macht bewiesen hatte, auch (oder gerade) vor dem Hohen Rat! Dieser hätte nun eigentlich begreifen müssen, dass hier keine Fanatiker oder irgendwelche Schwärmer vor ihnen stehen, sondern von Gott bevollmächtigte Männer! Doch das Herz der Oberen blieb verstockt, erneut setzten sie die Apostel gefangen.

Doch diesmal griff Gott ein! Was muss das für eine herrliche Glaubensbestätigung zuerst einmal für die Gefangenen gewesen sein, als plötzlich ein Bote des Herrn erschien, die Türen öffnete und sie hinausführte. Ja, so etwas würden wir uns alle doch auch wünschen! Aber wir lernen hier folgendes:

Unser Gott und Vater ist wohl mächtig, alle Türen zu öffnen. In Mt 16:18 sagt Jesus zu Petrus: unter anderem: „… und die Pforten des Ungewahrten werden nicht die Oberhand über sie (die herausgerufene Königreichsgemeinde) behalten“, was für Petrus hieß, dass der Schlüssel zum Königreich bereits durch ihn als Felsen in die Tür gesteckt wurde! Zurück zu uns: Wir lernen, dass bei Gott alles seine Zeit hat. Wenn Er beim ersten Mal nicht eingriff, dann hat dies seinen göttlichen Grund. Hadern wir also nicht, wenn in unserem Erdenleben nicht alles so läuft, wie wir es uns wünschen! Die letzte Tür jedoch, die Tür des Todes, ist für uns bereits geöffnet! Heute dürfen wir schon im Geist diese Tür durchschreiten, und bald wird es buchstäblich sein, wenn der Herr uns Selbst (nicht durch einen Boten) abholt!

Apg 5:20

„“Geht hin, tretet in der Weihestätte auf und sprecht zu dem Volk alle diese Lebensworte.“

Es ist der Bote des Herrn, der die Apostel nicht nur befreit, sondern der ihnen auch aufträgt, die obigen Worte zu sprechen. Wir möchten an dieser Stelle ein paar kurze Worte zu den „Boten“ sagen (das Thema selber ist ja sehr umfangreich), die ja in den gebräuchlichen Übersetzungen als „Engel“ übersetzt werden. Wir sprechen hier von den „himmlischen“ Boten, denn auch Menschen werden als „aggelos“ bezeichnet, so zum Beispiel Johannes der Täufer (Mt 11:10):

In unserem Fall sind hier „dienstbare Boten“ angesprochen, die im Auftrag des Herrn „Botschaften“ überbringen. Es ist gerade auch Petrus, der bezeugt, dass diese „Boten“, die offensichtlich einer geordneten Hierarchie unterliegen, Jesus Christus untergeordnet sind (1Petr 3:22). Im AT sowie in der Geschichte des Volkes Israel spielen diese Boten eine wichtige Rolle, auch im NT, im Erdenleben Jesu finden wir sie reichlich. Ihr Dienst endet aber total bei der Körpergemeinde Christi Jesu, also mit Beginn „der Verwaltung der Gnade“! In keinem einzigen Brief schreibt Paulus, dass diese Boten bei uns einen Auftrag hätten – wenn wir heute mit solchen geistlichen Mächten konfrontiert werden, dürfen wir sicher sein, dass sie uns „feindlich“ gesinnt sind (dies ist eine eindringliche Warnung)! Warum brauchte Israel diese Boten und warum wir nicht? Die Antwort ist eindeutig: Israel hatte noch kein vollständig niedergeschriebenes Wort Gottes, es waren von Fall zu Fall solche Botendienste notwendig. Wir hingegen brauchen heute keine speziellen Botschaften, weil wir die vervollständigte Botschaft für uns im Wort Gottes vorfinden, speziell in den an uns gerichteten Briefen des Paulus.

Abschließend zu dieser kurzen Ausführung möchten wir mit Hebr 1:4 und Hebr 1:13-14 auf unseren Herrn Selbst hinweisen: So hilfreich der Botendienst an jenen ist, denen die Rettung zugelost werden soll (hiervon ist die Körpergemeinde ausgeschlossen), so ist doch das Amt unseres Herrn um so viel besser, als Ihm ein vorzüglicherer Name zugelost ist, es ist der Name „Jesus“!

Apg 5:20

„Geht hin, tretet in der Weihestätte auf und sprecht zu dem Volk alle diese Lebensworte.“

Der Auftrag des Boten ist in unserem Leitvers enthalten, die Apostel sollen dorthin zurück, wo sie verhaftet bzw. gefangen genommen wurden; es wurde ihnen also gesagt, ihren Dienst dort wieder aufzunehmen, wo sie ihn abbrechen mussten. Wir dürfen uns dies ruhig einmal ganz praktisch vor Augen stellen: Trotz ihres tiefen Glaubens waren auch die Apostel nur Menschen (so wie auch Paulus immer nur ein Mensch geblieben ist). Was bewirkte der Befehl in ihren Herzen, wieder genau dorthin zu gehen, wo sie vor den Augen des Volkes verhaftet wurden? Geschieht dann dasselbe nicht sofort wieder? Die Apostel hatten den ungeheuren Zuspruch, den Boten des Herrn vor Augen gehabt zu haben (Boten können durchaus die Gestalt eines Menschen annehmen), was ihnen Kraft und Zuversicht gab, dass der Herr mit ihnen ist. Wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, haben mit Erscheinungen von solchen Boten nicht zu rechnen, für die Dauer der Verwaltung der Gnade gilt, dass wir vom „Glauben“ leben, und nicht vom „Schauen“! So haben ungezählte Glaubenshelden in den vergangenen Jahrhunderten keine derartigen Wunder erlebt, sondern als Märtyrer ihr Leben für ihren Herrn gegeben - erinnern wir uns an die in den Korintherbrief-Andachten angeführten vier lateinischen Buchstaben Q.N.D.S. (übersetzt: „deren Namen Gott kennt“), die noch auf manchen alte Grüften in Rom zu finden sind?

„Lebensworte“ sollen die Apostel verkündigen, das sind lebendige Worte, die zum Leben führen, allem voran das Leben Jesu, angefangen mit Seiner Geburt im Stall, Seinem Tod am Kreuz, Seiner Auferweckung bis zu Seiner Himmelfahrt. Dazu kommen all jene Gnadengaben, die dem Volk Israel als Ergebnis Seines Kreuzestodes zufließen - dies sind in der Tat „Lebensworte“! Bei uns, der Körpergemeinde, liegt der Schwerpunkt der Lebensworte jedoch nicht auf Jesu irdischem Dienst, sondern vielmehr in der Aussöhnung des gesamten Alls durch Sein Blut! Unser Zeugnis beginnt demnach gemäß 1Kor 15:3-4 erst mit Seinem Tod, Begräbnis und Auferweckung (lies auch 2Kor 5:16).

Apg 5:21

„Als sie das gehört hatten, gingen sie in der Frühe in die Weihestätte und lehrten. Nachdem der Hohepriester und die mit ihm herzugekommen waren, riefen sie das Synedrium und den gesamten Greisenrat der Söhne Israels zusammen und schickten ins Gefängnis, um sie vorführen zu lassen.“

Zweierlei spielt sich in unserem Leitvers nebeneinander ab: 1) Die Apostel sind wieder frei und lehrten gemäß ihrem Auftrag wieder früh in der Weihestätte. 2) Zur selben Zeit rief der Hohepriester das Synedrium zusammen, um darüber zu debattieren, was mit den Gefangenen zu tun sei – während also die eine Seite noch berät, hat Gott längst gehandelt! Treffend sagt schon Jesaja (Jes 65:24): „Dann soll es geschehen: Ehe sie rufen, werde Ich antworten!“

Obiges darf auch uns viel sagen! Wie oft bitten wir Gott im Gebet und Flehen, dies oder jenes zu tun, und dabei hat Gott längst den Ausgang all unserer Sorgen geschaffen. Nicht umsonst sind wir ja aufgefordert, all unsere Sorgen und Bitten im Gebet vor Gott zu bringen (Phil 4:6). Und im Brief an die Korinther (1Kor 10:13) lesen wir: „Und Gott ist getreu, der euch nicht über das hinaus anfechten lassen wird, wozu ihr befähigt seid, sondern zusammen mit der Anfechtung wird Er auch den Ausgang schaffen, so dass ihr sie überstehen könnt.“ Ja, liebe Geschwister, Gott ist wirklich getreu, ist das nicht wunderbar?

Aber Gottes Vorsorge fängt ja schon mit der Erschaffung der Schöpfung an. So hat Gott nicht nur das Licht und das Gute gebildet, sondern auch das Finstere und Böse erschaffen (Jes 45:7); und weil er um den Fall des Menschen von Anfang an wusste, hat Er auch von Anfang an im Sohn Seiner Liebe den Ausgang, die Rettung festgemacht; Petrus ist es, der dies schriftlich bezeugen durfte (1Petr 1:19-20). Und weil folglich alles nach Seinem Plan abläuft, brauchen wir uns, wenn wir in einer entsprechenden Situation sind, nicht fürchten und nicht sorgen. Und so wollen wir uns mit Röm 8:31 zusprechen lassen: „Wenn Gott für uns ist, wer kann wider uns sein?“

Apg 5:22

„Als die Gerichtsdiener dort ankamen, fanden sie sie im Gefängnis nicht vor.“

Die Gerichtsdiener stehen vor einer geradezu unheimlichen Situation: Alle Sicherungsmaßnahmen sind unversehrt, doch die Gefängniszelle ist leer – sie fanden nichts vor! Wir müssen uns das einmal so richtig vorstellen, wir würden vermutlich an unserem Verstand zweifeln! Soweit unser heutiger Leitvers. Wir nützen heute dieses Vorkommen für etwas, was auch uns betrifft, nur in einem anderen Sinn – stellen wir uns so real wie möglich folgendes vor:

Wir werden einer Straftat überführt und sollen vor Gericht geführt werden, wo über unsere Strafe geurteilt werden soll. Als der Tag des Gerichts gekommen ist und der Staatsanwalt als Ankläger die Anklageschrift verlesen will, ist diese nicht mehr vorhanden, er findet sie nicht! Es stellt sich heraus, dass ein anderer bereits einen hohen Betrag als Strafabgeltung für mich eingezahlt hat, die Anklage ist gesühnt und dem Ankläger bleibt nichts anderes übrig, als mich freizulassen.

Wir haben gemerkt, worauf obiges Bild anspielt: Auch wir haben auf Grund unserer Sünde einen Ankläger: Satan! Doch wenn er die Anklage gegen uns sucht, wird er nichts finden, weil ein anderer, „Jesus Christus“ unsere Schuld längst auf Sich genommen und abgetragen hat, und dies mit Seinem kostbaren Blut!

Wir sind uns nur zu oft kaum der Schuld bewusst, die auf uns liegen würde, wenn es kein Kreuz auf Golgatha geben würde und wir müssen uns deshalb täglich bewusst werden, wenn es heißt: Der Ankläger fand (findet) nichts vor!

Und wieder ist es das herrliche achte Kapitel des Römerbriefes, das uns zusprechen darf: „Nichts demnach ist nun denen zur Verurteilung, die in Christus Jesus sind …“ (Röm 8:1)!

Apg 5:23-24

„Da kehrten sie um und berichteten: Wir fanden das Gefängnis mit aller Sorgfalt verschlossen und die Wächter an den Türen stehen; doch als wir diese öffneten, fanden wir niemand darinnen. Als der Hauptmann der Weihestätte wie auch die Hohenpriester diese Worte hörten, waren sie ihretwegen betroffen und wussten nicht, was wohl daraus werden möchte.“

Alle Beteiligten waren zu Recht tief betroffen, am meisten wohl der Hohe Rat, denn er musste langsam einsehen, dass er hier nicht gegen gewöhnliche Menschen ankämpfte, sondern gegen eine Macht, die stärker war als er! Wer stand hinter diesen auf mysteriöse Art und Weise Befreiten? Es ist doch kaum nachvollziehbar, dass dieser „Jesus aus Nazareth“ dies alles bewirkt haben sollte! Doch es geschehen sichtbare Zeichen und Wunder, nicht zuletzt sogar vor der Tür der Weihestätte; glaubhafte Zeugen verkündigen die Auferstehung Jesu und Seine Himmelfahrt … die geistlichen Führer müssten eigentlich längst einsehen, dass auch sie sich diesem „Jesus“ unterwerfen müssen! Doch was geschieht?

Wir stehen mit dieser Frage vor einer ungemein wichtigen Entscheidung, denn das Schicksal des Volkes Israel hängt von der Antwort des Hohen Rates ab.

Zum zweiten Mal ist der Hohe Rat versammelt, um Gericht über die Apostel zu halten, sie haben damit erneut die Gelegenheit, das Evangelium vom Königreich zu hören; werden sie sich durchringen können, und in „Jesus“ den Retter und Messias anzunehmen? Werden sie sich durchringen können, ihren eigenen Stolz und Gelehrsamkeit hinten anzustellen? Oder sind ihnen ihre Ehre und ihr Ruf wichtiger?

Auf uns gesehen: Gott fragt uns nicht, ob wir wollen! Er geht mit uns „Zerbruchswege“, bis wir die Selbsterkenntnis von Röm 7:24 erlangen: „Ich elender Mensch! Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?“ Und es gibt nur ein Wort als göttliche Antwort: „Gnade!“

Apg 5:25-26

„Da kam jemand herzu und berichtete ihnen: Siehe, die Männer, die ihr ins Gefängnis legtet, sind in der Weihestätte; dort stehen sie und lehren das Volk! Dann ging der Hauptmann mit den Gerichtsdienern hin und ließ sie abführen, doch nicht mit Gewalt, um nicht etwa gesteinigt zu werden; denn sie fürchteten das Volk.“

Es ist kaum nachvollziehbar, wie die Oberen des Volkes reagieren! Nach alledem, was sie bisher erleben mussten, hätten sie sich doch sagen müssen, dass eine erneute Festnahme, wenn auch auf friedlichem Weg, genauso enden würde, wie die letzte Gefangennahme! Ihr Verhalten lehrt uns eindringlich, wie verblendet Stolz, Hochmut, Eitelkeit usw. den Menschen macht!!! Und weil diese unschönen Eigenschaften in jedem Menschen mehr oder weniger vorhanden sind, führt Gott Seine Auserwählten, ob sie zur Königreichsgemeinde oder Körpergemeinde Christi Jesus gehören, in die „Zerbruchswege“, um dem Berufenen zu zeigen, dass er von sich aus nichts bewerkstelligen kann und vollständig von Gott abhängig ist!

Die Apostel wurden also erneut festgenommen, jedoch diesmal sehr vorsichtig, denn das Volk stand offensichtlich auf der Seite der Apostel – wer bietet ihm schon so viel sensationelle Unterhaltung? Es ist traurig, dass die geistlichen Führer offensichtlich das Volk mehr fürchteten als Gott; das zeigt uns einmal mehr ihren Charakter und Glaubensstand!

Auch wir Gläubige müssen immer wieder auf den Prüfstand und uns die gleiche Frage stellen: Fürchten wir mehr die Menschen oder mehr Gott? Aus Angst, Zuhörer oder Förderer zu verlieren, verschweigen viele Gemeinschaften, Bibelstätten und Ähnliches nur zu oft biblische Wahrheiten. Es könnten dann ja Spenden ausbleiben, berühmte Persönlichkeiten ihren Dienst absagen oder die Gemeinde schrumpfen! Den richtigen Maßstab gibt uns der kommende Vers 29.


Zeugnis der Apostel vor dem Hohen Rat

Apg 5:27-28

„So führte man sie herbei und stellte sie vor das Synedrium. Darauf befragte der Hohepriester sie und sagte: Mit strenger Anweisung hatten wir euch geheißen, nicht auf Grund dieses Namens zu lehren. Und siehe, ihr habt Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt, in der Absicht, das Blut dieses Menschen über uns zu bringen!“

Fällt uns bei der Befragung der Apostel etwas auf? Was hätten wir denn an Stelle des Hohenpriesters zuerst einmal gefragt? Mit Sicherheit: „Wie kamt ihr trotz verschlossener Riegel und trotz auf ihrem Posten stehenden Wächter aus diesem Gefängnis heraus? „ Das wäre doch die erste und für alle interessanteste Frage gewesen! Doch seltsam: Kein Wort hiervon – warum wohl?

Es gibt Dinge in unser aller Leben, die uns „unangenehm“ sind, wir versuchen deshalb immer wieder, sie einfach zu übergehen! Das ist im Glaubensleben nicht anders wie im Leben der Ungläubigen. Natürlich interessierte den Hohepriester die Frage der Befreiung brennend, doch weil ihm die Antwort darauf mit Sicherheit mehr als peinlich gewesen wäre (er hätte nämlich hören müssen, dass der lebendige Gott eingegriffen hat), überging er sie einfach! Kennen wir solches Verhalten auch?

Stattdessen klagte der Hohepriester die Apostel an, sie hätten die Absicht, das Blut dieses Menschen über sie zu bringen. Es war ja noch gar nicht so lange her, da warf ein Mann namens „Judas“ 30 Silberlinge mit den Worten vor den Hohen Rat: „Ich habe gesündigt, weil ich unschuldiges Blut verriet“ (Mt 27:4). Auch war dem Hohepriester nur zu gut bekannt, dass auch Pilatus seine Hände vor dem ganzen Volk wusch und bekannte: „Ich bin unschuldig am Blut dieses Gerechten“ (Mt 27:24). Und es musste ihm doch noch in den Ohren geklungen haben, als damals das ganze Volk schrie: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“

Wir sehen in dem Hohepriester einen Menschen, den offensichtlich sein Gewissen anklagt und der versucht, sich zu rechtfertigen, doch vergeblich!

Apg 5:29

„Petrus und die Apostel antworteten: Man muss sich Gott eher fügen als den Menschen!“

Die Antwort der Apostel gleicht jener, die wir schon in Apg 4:19-20 gehört haben; sie lässt den gesamten Hohen Rat nicht darüber in Unkenntnis, dass alle weiteren Anordnungen und Befehle in der gleichen Weise wie hier ignoriert werden, was für diese Führer Israels bedeutet: Ihre Worte gelten nichts mehr gegen jene Worte der Apostel! Können wir uns vorstellen, wie es hier in den Herzen jener, die „führen“ wollten, brodelte?

Petrus und seine Mitstreiter, kannten nur noch eines: Den letzten Befehl ihres Herrn auszuführen: „Ihr werdet Meine Zeugen sein: in Jerusalem wie auch im gesamten Judäa und Samaria und bis zur letzten Grenze des Landes“ (Apg 1:8b). Wenn wir diese letzten Worte des auferstandenen Jesus mit jenen in Mt 28:19-20 vergleichen, so fällt uns auf, dass Er bei Matthäus alle Nationen in seinen Befehl einschloss, in Apg 1:8 die Arbeit Seiner Apostel klar auf die Grenzen Israels beschränkte! Das ist kein Widerspruch, wir müssen die Texte nur sorgfältig lesen. In Mt 28 stellt sich der Herr in aller Vollmacht über Himmel und Erde dar, Er erzeigt sich als König im zukünftigen irdischen Königreich – und hier umfasst der Auftrag an Seine Jünger alle Nationen. In Apg 1 hingegen erkennen wir leicht, dass Jesus sehr wohl um den Aufschub des Königreiches weiß, deshalb auch Seine verschleierte Antwort auf die Frage der Jünger, wann das Königreich hergestellt wird. Der Auftrag, das Evangelium zu herolden, umfasst deshalb erst einmal nur die Grenzen Israels. Zuerst musste Israel annehmen, und erst dann kommen die Nationen an die Reihe!

Die damalige Situation, das Aufstehen gegen die Obrigkeit, hat mit heute wenig oder nichts zu tun! Die Oberen in Israel mussten die Gelegenheit haben, sich für oder gegen Jesus zu entscheiden! Es ging um die Annahme oder Ablehnung des Königreiches. Und die Apostel waren Werkzeuge ihres Herrn, dem sie mehr zu gehorchen hatten als jenen blinden Führern Israels!

Apg 5:30

„Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, an den ihr die Hand gelegt und Ihn ans Holz gehängt habt.“

Das ganze Geschehen vor dem Synedrium erinnert an einen Gerichtsprozess, wo ein Todessurteil neu aufgerollt wird und damit ein Justizirrtum aufgedeckt werden soll. Der Hohe Rat gibt an, dass die Apostel das Blut „dieses Menschen“ über sie bringen wollen (wobei man beachte, dass der Hohepriester tunlichst das Wort „Jesus“ meidet). Und über einen Toten, so der Hohe Rat, braucht nicht mehr geredet und das Volk beeinflusst werden. Die Antwort des Petrus ist eindeutig: Wir reden über keinen Toten, sondern über einen, den Gott auferweckt hat! Folglich müssen wir uns Ihm auch mehr fügen als den Menschen!

Mit der Anklage in unserem Leitvers verschiebt sich das Bild in der Gerichtsszenerie: Nicht mehr die Apostel sind die Angeklagten, vielmehr klagen die Apostel die Glieder des Hohen Rates an, und dabei geht es nicht mehr nur um ein Redeverbot, sondern um Mord, und zwar um „Mord an dem Retter Israels“!

„Jesus“ musste am Holz sterben, das wissen wir alle. Ohne Seinen Sühnetod hätte es keine Versöhnung gegeben, die Sünde würde auf jedem einzelnen Menschen lasten und ihn von Gott trennen. Gott brauchte also auch ein menschliches Werkzeug, welches diese schlimme Tat der Kreuzigung ausführte. So sehen wir auch an erster Stelle die geistliche Führerschaft Israels, die für den Tod Jesu ursächlich war. Doch hinter dieser Obrigkeit steht die Macht der Finsternis, die ihre Herzen verblendet hat. Doch auch die Macht der Finsternis konnte und kann nicht eigenständig handeln, weil auch sie nur Werkzeug Gottes ist! Es gibt also nur „Einen“, der tatsächlich alles wirkt: Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, und in Ihm auch unser Vater!

Apg 5:31

„Diesen hat Gott zum Urheber und Retter zu Seiner Rechten erhöht, um Israel Umsinnung und Sündenerlass zu geben.“

Wir beendeten den gestrigen Tag mit der gewaltigen Tatsache: Gott ist es, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, wie es Paulus in Eph 1:11, von Gottes Geist eingehaucht, bezeugt! Und heute setzen wir dieses Thema fort, indem wir sehen dürfen, wie wunderbar Gott als weiser Baumeister Sein Vorhaben bis in das kleinste Detail geplant hat und es auch ausführt.

Es geht um jenen Namen, den der Hohepriester nicht auszusprechen wagte, es geht um den Namen „Jesus“! Gott hat Seinen Sohn ja zuerst einmal nur für Sein Volk Israel auf die Erde gesandt (siehe Mt 15:24), dieses Volk sollte Er als guter Hirte zurück auf die guten Weidegründe führen, Er ist also von Gott zum Urheber und Retter Israels gesandt worden. Es ist hier für das rechte Verständnis des Heilsplanes Gottes wichtig, das wir erkennen, das Israel absoluten Vorrang vor allen Völkern hat. Erst musste Israel gerettet und geschult werden, damit dann durch Israel auch die übrigen Völker gesegnet werden können. Das Geheimnis der Körpergemeinde war hier zu diesem Zeitpunkt noch nicht enthüllt, also unbekannt! Es führt folglich völlig in die Irre, wenn wir uns mit dieser frühen Pfingstgemeinde identifizieren wollen!

Jesus wurde als Urheber, und damit auch als Retter, also als derjenige, der das Volk zum Heil führt, abgelehnt, ja sogar getötet. Doch in dem Maß, wie Israel versagte, schuf Jesus durch Sein Blut die Freilösung und errang am Kreuz einen Sieg, der die ganze Schöpfung umfasst und mit Worten kaum beschrieben werden kann. Derjenige, der von Sich sagen konnte, dass Er „ebenso wie Gott sei“ erniedrigte Sich Selbst, wurde gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz. „Darum“ hat Gott Ihn überaus hoch erhöht und Ihn mit dem Namen begnadet, der über jedem Namen ist – es ist der herrliche Name „Jesus“ (siehe Phil 2:8-11). Und diesen „Jesus“ hat Gott zu Seiner Rechten erhöht, ein Zeichen der Macht und Autorität über das gesamte All.

Apg 5:32

„Für diese Dinge sind sowohl wir Zeugen als auch der Geist, der heilige, den Gott denen gibt, die sich Ihm fügen.“

Wir durften gestern im Geist jenen wunderbaren Platz betreten, wo unser Herr und Haupt sitzt: Zur Rechten Gottes! Dies soll aber für uns kein einmaliges Erleben sein, im Gegenteil: In Kol 3:1-4 sind wir unter anderem zweimal aufgefordert, auf das zu sinnen, was droben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend. Das heißt nichts anderes, als dass wir unsere Gedanken mehr und mehr weg von der Erde und den Menschen hinauf zu Ihm, dem einen Menschen „Jesus“ ausrichten! Und dort dürfen wir Ihn anschauen, dürfen immer wieder aufs Neue von Ihm ergriffen werden und je mehr wir uns in Ihn hineinversenken, je mehr wir von Seiner Liebe aufnehmen, umso mehr werden wir in Sein Bild umgestaltet, das heißt: Wir spiegeln Seine Herrlichkeit wider, wir spiegeln sie ab, so wie wir es in 2Kor 3:18 lesen.

Von diesem hohen Platz (der Rechten Gottes) ergeht für das Volk Israel Umsinnung und Sündenerlass – soweit es sich Gott fügt. Die Ratsmitglieder des Synedriums haben also immer noch die Möglichkeit der Vergebung, indem sie sich „fügen“, also dem Willen Gottes unterordnen. Das bedeutet den Verzicht auf eigene Wege, auf Anerkennung und Ruhm, weil es nur „Einen“ geben kann, dem allein Ruhm gebührt!

Um die Wahrheit ihrer Aussage zu unterstreichen, erklären die Apostel, das ihr Zeugnis „zweifach“ ist: Einmal ihr eigenes Zeugnis (sie waren ja Augenzeugen aller ihrer Berichte), und dann das Zeugnis des heiligen Geistes, der ihre Reden mit Zeichen und Wundern bekräftigte, also Zeichen des zukünftigen Äons, von dem Hebr 6:5 spricht. Und diese Kraft aus der Höhe erhalten all jene, die sich Gott fügen!


Rat des Gamaliel

Apg 5:33-34

„Als jene das hörten, waren sie zutiefst verletzt und hatten die Absicht, sie hinrichten zu lassen. Da stand ein gewisser Pharisäer namens Gamaliel im Synedrium auf, ein vom gesamten Volk geehrter Gesetzeslehrer, und befahl, die Menschen kurze Zeit hinausgehen zu lassen.“

Es ist schon bemerkenswert, dass die Ratsmitglieder des Synedriums offensichtlich keine Spur von Reue oder Nachdenklichkeit zeigten, eventuell doch einen Unschuldigen hingerichtet zu haben, vielmehr erkennen wir, dass in ihren Herzen immer noch derselbe Geist vorhanden ist, diesen Menschen „Jesus“ zu töten, und sei es im Nachhinein auch nur das Denken und Sprechen von Ihm.

Unser Leitvers berichtet, dass jene, die das hörten, zutiefst verletzt waren, was heißt, dass sie in ihrer Ehre, Eitelkeit und Hochmut gekränkt waren – alles drehte sich nur um ihr eigenes „Ich“! Wenn wir jetzt einen Blick zurück auf Apg 2:37 werfen, können wir vergleichen, wie das Volk, zumindest ein Teil davon, auf die Anklage der Apostel reagiert hat: Auch ihnen ging ein Stich durch das Herz, sie waren betroffen; aber sie spürten das Unrecht und suchten Hilfe bei den Aposteln. Das Ergebnis war, dass sich an einem Tag etwa dreitausend Seelen taufen ließen. Welch eine Kluft zwischen dem Volk und seinen geistlichen Führern! Der Geist „zu töten“ stieg also wieder in den Herzen der Ratsmitglieder auf, und es wundert nicht, dass sie gegen die Jünger des Herrn in gleicher Weise vorgehen wollten, wie gegen ihren Herrn selbst. Nur – die Anklage einer Sünde kann man nicht dadurch wegwischen, indem man den Ankläger zum Schweigen bringt, während man selbst weiter in der Sünde verharrt. Lassen wir uns heute an 1Tim 4:2 erinnern: Man kann das mahnende Gewissen so lange strapazieren (nicht beachten), bis es wie mit einem Brenneisen verschorft ist. Das haben die Ratsmitglieder praktiziert und es ist auch heute, wo diese „nachmalige Frist“ angebrochen ist, in unseren Kreisen (leider) möglich! Die „vom Glauben Abfallenden“ sind keine Ungläubigen, sondern durchaus Berufene, die sich von dem uns betreffenden Evangelium entfernt haben und, anstatt auf Paulus, auf irreführende Geister achten.

Apg 5:35

„Dann sagte er zu den Versammelten: Männer, Israeliten, nehmt euch selbst bei eurem Vorhaben in acht, was ihr diesen Menschen antun wollt!“

Wir wollen heute zuerst noch dem gestrigen Abschluss einige Worte hinzufügen, weil wir wissen, dass nur zu oft die Aussage in 1Tim 4:1 ff auf Ungläubige bezogen wird – und damit scheint man aller Anklage enthoben zu sein! Doch hier fängt ja der Irrtum schon an: Paulus spricht „Gläubige“ an, die alle in der Gnade Gerettete sind und diese Rettung auch nicht verlieren können. Ihre Stellung in Christus ist also unangreifbar! Doch ihr Wandel ist mangelhaft, sie wandeln nicht geistlich, sondern fleischlich, sie wollen „schauen“, anstatt zu glauben, und fallen, so gesehen, vom Glauben (ohne zu schauen) ab; und in dieser Gier nach Wunder und Zeichen fallen sie irreführenden Geistern und Lehrern von Dämonen anheim, wobei nach und nach ihr mahnendes Gewissen wie mit einem Brenneisen verschorft wird. Wie wichtig ist es, dass wir in dem Evangelium des Apostels Paulus verharren und es nicht mit jenem Evangelium vermischen, das dem Petrus gegeben ist und das klar und eindeutig Werke des Gesetzes fordert. Wir möchten diese Ausführungen so schließen:

Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade!“

Damit kommen wir zurück zu einem Mann, der allem Anschein nach weiser ist als seine Ratskollegen: Dem Pharisäer „Gamaliel“! Dieser Mann gewinnt zusätzlich unser Interesse, da er nach Apg 22:3 anscheinend auch der Lehrer des „Saulus von Tarsus“ war. Hier tritt er erst einmal in Erscheinung, indem er sich dem Vorsatz, die Apostel zu töten, entgegenstellte! Gamaliel war nicht nur ein kluger Gesetzeslehrer, er war auch beim Volk sehr beliebt, was seinem Eingreifen hohe Gewichtigkeit verlieh. Ob es ihm also wohl gelingt, seine Ratskollegen umzustimmen? Die Apostel vor der Hinrichtung zu bewahren?

Apg 5:36

„Denn vor diesen Tagen stand Theudas auf und behauptete, er sei etwas Besonderes; und ihm war eine Anzahl Männer, etwa vierhundert, zugeneigt; doch er wurde hingerichtet, alle, die sich von ihm hatten überreden lassen, wurden völlig aufgelöst und sind zunichte geworden.“

Die Absicht des Hohen Rates, die Apostel dadurch zum Schweigen zu bringen, dass sie hingerichtet werden, wird durch die Mahnung des Pharisäers Gamaliel erst einmal aufgehalten; er befiehlt, die Menschen (die Apostel) kurz hinauszuführen, damit sie seine Warnung und Begründung nicht hören konnten. Gamaliel warnt vor einem voreiligen Handeln und zeigt auf, dass in der Vergangenheit etliche ähnliche Fälle vorkamen, die Festnahme und Hinrichtung aber im Grunde überflüssig war, weil alle menschlichen Werke keinen Bestand haben.

Was kann uns die Aussage des Leitverses mit in den Tag geben? Über Theudas wissen wir nichts weiter, als dass er sich für etwas Besonderes hielt und offensichtlich Menschen an sich binden konnte. Dieses Phänomen finden wir auch heute überall in gläubigen Kreisen. Natürlich macht es einen Wortverkündiger stolz, wenn ihn immer eine gewisse Zahl von Anhängern begleiten und ihm nachreisen, natürlich freut es jeden Bruder am Rednerpult, wenn ihm gesagt wird, wie großartig er es versteht, zu predigen – aber wird dürfen nicht übersehen, dass es nicht der Mensch ist, der etwas bewirkt, sondern Gott durch die Kraft Seines heiligen Geistes. Und dieser Geist wirkt in studierten und unstudierten Predigern, in hochgestellten und in einfachen Menschen; und wir werden durch diesen Geist gesegnet, ob wir das Wort durch gute oder schlechte Redner mitgeteilt bekommen. So gesehen kann, ja muss auch an uns die Warnung ergehen, besonders wachsam dort zu sein, wo einzelne Menschen hochgehoben werden. Wie schnell entsteht Hochmut und Überheblichkeit und wie schnell übersieht man die Worte in Phil 2:3: „… sondern einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachte …“! Wie viel Streit untereinander könnte bei Beachtung dieser Aussage vermieden werden!

Apg 5:37

„Nach diesem stand in den Tagen der Eintragung der Galiläer Judas auf und brachte das Volk, das ihm nachfolgte, zum Abfall. Jener kam ebenfalls um, und alle, die sich von ihm hatten überreden lassen, wurden versprengt.“

Ein weiteres Beispiel führt Gamaliel an, er erinnert die Ratsmitglieder an einen anderen Mann namens Judas, der auf Grund seiner Überredungskunst das Volk an sich binden konnte, ja es zum Abfall brachte, was im Sinne des Hohen Rates ja nur ein „Abfall von den Gesetzen“ sein konnte. Es ist also möglich, dass Judas zum Ungehorsam dem Gesetz gegenüber aufrief, also mehr oder weniger die „Gesetzlosigkeit“ vertrat.

Frei vom Gesetz, frei von jeglicher Zügelung und Ordnung durch die Obrigkeit – das wäre wohl der Wunschtraum etlicher! Doch eben nur „ein Traum“, den der Widerwirker vorgaukelt, so wie er einst schon im Garten Eden dem ersten Menschenpaar Großes versprach, sofern sie nur auf ihn hören und Gott gegenüber ungehorsam würden. Judas hatte mit seiner These wohl viel Erfolg, doch genau so schnell löste sich die Bewegung auf, als er umkam.

„Frei vom Gesetz“, also frei von jeglicher Ordnung, das gibt es im Zusammenleben von Menschen nicht, wo dies praktiziert würde, wäre in kurzer Zeit das Chaos vorhanden. Doch in geistlicher Weise, und wir sprechen jetzt von uns, gibt es sehr wohl das „frei vom Gesetz“, allerdings in anderer Art und Weise. Bevor wir zum Glauben kamen, wurden auch wir unter dem Gesetz bewahrt und zusammen eingeschlossen. Es zeigte uns unsere Sünden und täglichen Verfehlungen und geleitete uns letztlich zu dem einzigen Helfer und Retter, zu Christus! Und dies deshalb: „… damit wir aus Seinem Glauben gerechtfertigt würden“ (siehe Gal 3:23-24). Doch auch diese Freiheit von Gesetz, wie sie uns der Galaterbrief lehrt, kann falsch verstanden werden, Gal 5:13-26 klärt uns hier auf! „Wandelt im Geist“ – das ist der große Aufruf an uns, und die Frucht des Geistes ist „Liebe …“ (lies Gal 5:22).

Apg 5:38

„Und nun sage ich euch: Steht von diesen Menschen ab und lasst sie frei; denn wenn dieser Ratschluss oder dieses Werk von Menschen ausgeht, wird es zerstört werden.“

Die Ausführungen, vor allem die treffenden zwei Beispiele von Gamaliel zeigen offensichtlich Wirkung. Mit unserem heutigen Leitvers zieht er die Schlussfolgerung. Schon zweimal haben Menschen versucht, etwas gegen den Willen des Hohen Rates aufzubauen und sind kläglich gescheitert. Daraus ist zu schließen, dass, wenn dieser „Jesus“ wirklich nur ein Mensch war, auch dieses Werk sich ohne Eingriff des Hohen Rates schnell auflösen würde.

Wir wollen diese Folgerung des Gamaliel für uns nutzen, allerdings in einer etwas anderen Weise, indem wir einen Sprung zu 1Kor 3:11-15 machen; auch hier geht es um Werke und auch hier wird gezeigt, dass sie Bestand haben oder zerstört (verbrannt) werden können, je nachdem, ob sie göttlichen oder menschlichen Ursprungs sind. Es geht genau genommen um unseren Wandel, der, im Gegensatz zu unserer Stellung in Christus, durchaus einer Beurteilung unterzogen wird, wo es Lob und Belohnung, aber auch Tadel und Verlust bis hin zur Beschämung geben wird. Und so mahnt uns Paulus: Passt auf, worauf ihr euren Wandel aufbaut: Auf eure oder auf Gottes Kraft. Versuchen wir, aus uns selbst heraus einen guten Wandel zu vollbringen, (in diesem Fall wäre es das „menschliche“ Werk), so wird es verbrennen, weil es „Holz, Gras und Stroh“ darstellt, das leicht und schnell verbrennt. Doch erkennen wir unsere eigene Ohnmacht an und bauen ganz auf Seine Kraft, dann bauen wir auf Gold, Silber und kostbare Steine“, unser Wandel hat Bestand, das Feuer der Prüfung kann ihm nichts anhaben.

Wir sehen, liebe Geschwister, wie auch aus einem Wort an das israelische Synedrium für uns Lehrreiches, Überführendes, Zurechtweisendes und Erzieherisches vorhanden sein kann, wie es ja in 2Tim 3:16 empfohlen ist.

Apg 5:39

„Wenn es aber aus Gott ist, werdet ihr sie nicht zerstören können – damit ihr nicht gar als gegen Gott kämpfend erfunden werdet!

Gamaliels Rat, die Apostel nicht umzubringen, sondern lieber abzuwarten, wie sich die Sache entwickeln würde, zeigt Frucht. Kein geistlicher Führer Israels wollte es sich leisten, vor dem Volk als „gegen Gott kämpfend“ zu gelten. Gott hat hier buchstäblich die Weisen zuschanden gemacht (Gamaliel hier ausgenommen) und im vorliegenden Fall damit die Rettung Seiner Apostel in die Wege geleitet.

Allerdings hat auch Gamaliel einen Denkfehler gemacht: Er setzte voraus, dass das Werk der beiden Männer Theudas und Judas nicht von Gott war, sonst hätten die zwei ja siegen müssen. Doch wie oft – und damit sehen wir auf uns – lässt Gott auch unsere Schwachheit zutage treten, wir leiden, sind krank und sehen vor der Welt alles andere als Sieger aus. Wir wollen damit darauf hinweisen, dass äußere Schwachheit und Misserfolge nicht in jedem Fall „ungöttlich“ sind, sondern stellen für die Betroffenen Gläubigen Wege der göttlichen Schule dar. Paulus geht sogar soweit, dass er bekennt, dass die Leiden Christi in uns überfließen (2Kor 1:5), ja dass es uns gewährt ist, nicht allein an Christus zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden (Phil 1:29). Das alles und viele Aussagen mehr bezeugen, dass nicht immer die nach außen sichtbare Kraft göttlich, die Niederlage hingegen ungöttlich ist. Wir sprechen hier von Einzelpersonen, aber jedes einzelne Glied am Körper Christi geht mehr oder weniger den gleichen Weg der Schwachheit, die gesamte Körperschaft Christi ist also betroffen!

Unser Vergleich mit uns hinkt natürlich insofern, als Gott Seine Auserwählten und Berufenen nicht untergehen ließ bzw. sie zerstörte, sondern die Körpergemeinde durch all die Jahrhunderte hindurch bis heute erhalten hat, und dies trotz vieler Qualen, Verfolgungen und Märtyrertode – Gott kommt immer an Sein Ziel, das darf uns Trost und Gewissheit sein!


Freilassung der Apostel

Apg 5:40

„Da ließen sie sich von ihm überzeugen. Man rief die Apostel herein, peitschte sie aus und wies sie an, nicht mehr auf Grund des Namens Jesu zu sprechen; dann ließ man sie frei.“

Gamaliel schien die Ratsmitglieder überzeugt zu haben, die Männer nicht umzubringen, den Ausschlag gab die Scheu vor der öffentlichen Reaktion. So gesehen waren es keine einsichtigen Gründe, sondern egoistische Motive. Diese Vorgehensweise kennen wir bis heute auch auf dem geistlichen Gebiet. Die Scheu vor Menschen hindert nur zu oft Verkündiger des Wortes Gottes, Wahrheiten auszusprechen, die sie selber längst erkannt haben. Es gab hier im schwäbischen Raum einen bekannten Prediger, der folgenden Satz im Blick auf die Allaussöhnung geprägt hat: „Wer sie (die Allaussöhnung) nicht erkennt, ist ein Ochse, wer sie verkündigt, ist ein Esel!“ Man bedenke einmal, der Apostel Paulus hätte nach diesem Motto gehandelt, wir würden, was die Körpergemeinde betrifft, bis heute alle wohl noch im Dunkeln tappen!

Doch ganz ungeschoren kommen die Apostel nicht davon! Die brutale Auspeitschung konnte auch Gamaliel nicht verhindern, die ungerechten Richter suchten auf diese Weise, ihren inneren Zorn abzureagieren. Die Warnung an die Apostel wurde diesmal durch äußerst schmerzhafte Peitschenschläge unterstrichen.

Haben wir uns schon einmal darüber Gedanken gemacht, warum Gott Seine Apostel zwar durch einen himmlischen Boten aus dem Gefängnis befreit, es dann aber zulässt, dass diese ausgepeitscht werden? Es entspricht dem Willen Gottes, dass „Leiden“ zu Seiner göttlichen Schule gehören, selbst Jesus ging diesen Weg! In Hebr 5:8 lesen wir die sehr schwere Aussage: „Obgleich Er der Sohn ist, lernte Er den Gehorsam durch das, was Er litt. Und so vollkommen gemacht …“! Nicht nur, dass unser Herr „Gehorsam“ lernen musste (was für uns ja schon schwer genug zu verstehen ist), die Leiden gehörten offensichtlich auch bei Ihm dazu, dass Er „vollkommen“ gemacht wurde! Und Seine Nachfolger? Müssen die nicht den gleichen Weg gehen?

Apg 5:41

„Nun gingen sie freudevoll vom Angesicht des Synedriums fort, weil sie gewürdigt worden waren, um Seines Namens willen entehrt zu werden.“

Es wird bis heute in charismatischen Kreisen verkündigt, dass es einem Gläubigen, der „richtig“ wandelt, auch körperlich gut gehen muss! Geht es ihm schlecht, dann hat er auf irgendeine Art gesündigt! Ich (als Verfasser dieser Zeilen) spreche hier aus eigener langjähriger Erfahrung! Schriftworten wie unser Leitvers und ähnlichen geht man tunlichst aus dem Weg, man übergeht sie einfach! Als ich es wagte, auch auf Leiden im Wort Gottes hinzuweisen, wurde ich von leitenden Brüdern ermahnt, still zu sein, ich würde zu viel in der Bibel lesen!!!

Lieber Leser, wenn du auch noch in solchen Kreisen geistlich beheimatet bist und in ähnlicher Weise bedrückt wirst, dann lass dir sagen, dass Leiden jeglicher Art keine Ursache in begangenen Sünden haben, sondern ganz einfach „Schule Gottes“ sind! Haben Petrus und Johannes gesündigt, dass man sie auspeitschen ließ? Nein!!! Im Gegenteil, sie hatten nur eines im Sinn, ihrem geliebten Herrn mit ganzem Herzen zu dienen.

Über dem Glaubensweg eines Paulus stand, noch bevor dieser richtig wusste, was mit ihm geschah, der göttliche Ausspruch: „… Ich werde ihm anzeigen, wie viel er um Meines Namens willen leiden muss“ (Apg 9:16). Auch Petrus und Johannes erkannten, wie machtvoll ihr Herr einerseits zwar ist, doch sie erkannten weiter, dass sie für Ihn auch leiden mussten. Und dieses „Erkennen“ ging bei Beiden so tief, dass sie „freudevoll“ gingen, und es als eine Würde annahmen, um des Namens „Jesus“ willen gepeitscht zu werden.

Wiewohl Petrus und Johannes für das irdische Königreich stehen, dürfen sie hier in ihrer Haltung auch für uns durchaus Vorbilder sein. Bedenken wir auch, dass die Leiden der jetzigen Frist nicht wert sind der Herrlichkeit, die im Begriff steht, in uns enthüllt zu werden (Röm 8:18).

Apg 5:42

„Sie hörten nicht auf, jeden Tag in der Weihestätte und in Häusern zu lehren und als Evangelium zu verkündigen: Jesus ist der Christus.“

Liebe Geschwister, mit großem innerem Gewinn dürfen wir immer wieder erkennen und erfahren, dass es eine „Freude“ gibt, die die Welt nicht kennt! „Freudevoll“ verließen die zwei Männer den Ort ihrer körperlichen Schmerzen und Demütigung, kann das ein Ungläubiger verstehen? „Verstehen“ wohl kaum, aber vielleicht ist ihm dieses Verhalten doch ein Ansporn, einmal darüber nachzudenken, woher diese „Freude“ trotz sichtbarer Leiden und Schmerzen wohl kommen mag! Darüber hinaus wissen wir, dass wir von der sichtbaren und unsichtbaren Welt beobachtet werden – unser Verhalten, auch in Leiden, führt also zu Reaktionen bei den Beobachtern!

Die Apostel schweigen natürlich nicht, die Gefangennahme und die Auspeitschung waren also ein glatter Fehlschlag, der gerade das Gegenteil erreichte: Mit noch mehr Eifer verkündigten sie das Evangelium, und dies in der Weihestätte wie von Haus zu Haus.

Das Dramatische, was jetzt über dem ganzen Volk Israel stand, war: Bei der ersten Verkündigung des Königreiches trat schon offen die Feindschaft der geistlichen Führer des Volkes zutage, sie richtete sich gegen den Namen „Jesus“, wie gegen alle, die diesen Namen anerkannten und vor allem lehrten. Der Levit Joseph wurde den Aposteln dort zum Zuspruch. Jetzt, bei der zweiten Verkündigung, verschärft sich die Ablehnung des Synedriums – es kristallisiert sich heraus, dass die Ratsmitglieder als Ganzes das Königreichsevangelium ablehnen und in diese Ablehnung das gesamte Volk mit hinein ziehen!

War das ganze Werk also ein Fehlschlag und gibt Gamaliel Recht? „Nein!“ Wir sehen von Freude erfüllte Männer, die mit ganzem Herzen verkündigen: „Jesus ist der Christus!“

„Jesus ist der Christus.“

Einen schöneren Abschluss, wie ihn unser Leitvers aussagt, kann man sich nicht wünschen! Die Aufrichtung des Königreiches wird ausgesetzt werden, doch der Name „Jesus“ leuchtet heller und schöner als zuvor! Israel hatte und hat es mit dem irdischen „Jesus“ zu tun, wir, die Körpergemeinde, haben es mit dem „zur Rechten Gottes“ sitzenden erhöhten „Christus Jesus“ zu tun. Der Name „Jesus“, der auf hebräisch „Jewe-Retter“ bedeutet, hat sich buchstäblich erfüllt, weil durch das Kreuz in diesem Namen einmal die ganze Schöpfung gerettet sein wird, oder noch schöner: Gott wird auf Grund dieses Namens einmal „alles in allen sein“, so wie es in 1Kor 15:28 zu lesen ist. „Christus“ ist die griechische Übersetzung von dem hebräischen „Messias“, „Gesalbter“ der auf Seine Würden, Ämter und Erhöhung hinweist.

Freuen wir uns heute einfach an diesem wunderbaren Namen, der uns das Kostbarste sein darf, der unser Leben auf Erden prägt und der unsere herrliche Zukunft sichert!

Jesus, Jesus, Jesus! Schönster Name mein,
stillst all mein Verlangen, füllst mein Herz mit Sonnenschein.
Jesus, Jesus, Jesus! Du gibst Sieg und Ruh,
jauchze drum, mein Herze, Ihm ein Halleluja zu!

Lies weiter:
6. Die Apostelgeschichte Kapitel 6