Die Apostelgeschichte Kapitel 6

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Abschrift Apostelgeschichte in täglichen Andachten Band I - VI
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Vorwort Band II

Unter viel Gebet und Fürbitte ist auch dieser Band II der Apostelgeschichte fertig geworden – aus tiefem Herzen danken wir in Jesus Christus unserem treuen Gott und Vater. Möge uns auch dieser Band weiter in die Geschichte Israels hineinführen und uns zeigen, wie Gott alles lenkt, vor allem, wie das Königreichangebot hier bis zur letzten Grenze des Landes ausgeführt werden musste.

Vielleicht dürfen wir an dieser Stelle für solche Geschwister, die zu unserem Leserkreis neu hinzugekommen sind, anmerken, dass die Grundlage unserer Arbeit das „Konkordante Neue Testament“ ist, das bei „Konkordanter Verlag, Leipziger Str. 11, 75217 Birkenfeld“

bestellt werden kann. Wir schätzen diese Übersetzung, weil sie uns den Urtext wortgetreu wiedergibt, vor allem, weil darin viele Übersetzungsfehler, die unsere traditionellen Übersetzungen leider enthalten, richtig gestellt sind. Es muss doch unser Bestreben sein, auch in der Bibelübersetzung das Bestmögliche in Händen zu halten.

Wir möchten hier auch unseren treuen Glaubensgeschwistern, die uns im Gebet wie auch finanziell unterstützt haben, aus ganzem Herzen danken. Wir grüßen alle in tiefer Dankbarkeit

Gerhard und Cläre Groß


Die Apostelgeschichte Kapitel 6

Diakonenwahl: Vers 1-7
Anklage gegen Stephanus: Vers 8-15

Diakonenwahl

Apg 6:1

„In jenen Tagen, als die Zahl der Jünger sich mehrte, entstand ein Murren unter den Hellenisten gegen die Hebräer, weil ihre Witwen bei der täglichen Handreichung übersehen wurden.“

Es ist uns zu Beginn dieses zweiten Bandes wichtig, erneut darauf hinzuweisen, dass wir es hier mit der neu entstehenden Königreichsgemeinde (Pfingstgemeinde) zu tun haben, die strikt von uns, der Körpergemeinde Christi Jesu unterschieden werden muss (die Körpergemeinde wurde erst später durch Paulus ins Leben gerufen, wie wir noch sehen werden). Unser neues Kapitel beginnt damit, dass wir einen Blick in den Alltag, dieser neu entstehenden Gemeinde werfen dürfen. Dabei kommt Interessantes zutage:

Als Erstes wird genannt, dass die Gemeinde wächst und die Zahl der Jünger zunimmt, das ist erfreulich. Doch wachsen damit auch Probleme, wie sie unser Leitvers weiter nennt. So fällt auf, dass unser Textwort eine scheinbare Abwärtsbewegung in der Gemeinde aufdeckt: Das Murren der Hellenisten gegen die Hebräer. (Hellenisten sind Juden, welche die griechischen Sitten annahmen und die Überlieferung des Judentums verließen, die Hebräer hingegen hielten an den Sitten und Gebräuchen der Väter fest). Gab es hier Streit um Rangordnungen? Wurde eine bestimmte Gruppe benachteiligt?

Tatsache war, dass die zu versorgende Zahl der Gläubigen zunahm und damit auch die Organisation schwerer wurde. Es gab natürlich immer solche, die hinten anstehen mussten, ja sogar übersehen wurden – der Unmut darüber nahm zu und äußerte sich im „Murren“! Ja, nachgeben oder gar hinten anstehen ist nicht unbedingt eine menschliche Stärke – aber auch das sind göttliche Prüfungen! Wären wir bereit, liebe Geschwister, uns benachteiligen zu lassen? Oder vergleichen wir gerne? Etwas abgeschwächt gilt hier Jak 4:1-3 und für uns speziell 1Kor 6:7! Man kann sich durchaus über Dinge beunruhigen und murren, und spielt dabei dem Widerwirker in die Hände.

Apg 6:2

„Darauf riefen die Zwölf die Menge der Jünger zu sich und erklärten: Es ist nicht wohlgefällig, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen müssen, um die Tische zu bedienen.“

Wie wir heute aus unserem Leitvers erfahren, geht es hier um die Grundversorgung der Gläubigen, damit es, wie die letzten Kapitel zeigten, keine Darbenden gibt. Es galt ja immer noch der Grundsatz, dass alle alles gemeinsam hatten! Die Versorgung, zumindest die Aufsicht darüber, oblag bisher den zwölf Aposteln. Doch mit zunehmender Zahl waren diese eindeutig „überfordert“, es gab Unregelmäßigkeiten in der Versorgung. Das „Murren“ ist also mehr so zu verstehen, dass das wohl planlose Austeilen des Essens immer mehr Pannen nach sich zog und die Benachteiligten oder sogar Übersehenen dagegen murrten.

Geben wir aber dem gestrigen Schlusswort noch etwas Raum in uns: Ist es nicht letztlich Gott, der uns versorgt? Der keinen von uns benachteiligt und schon gar nicht übersieht? Wäre da für uns nicht der bessere Weg, unser Anliegen vor Gott bekannt werden zu lassen? Uns auch, wenn es sein soll, eher benachteiligen zu lassen, wie es Paulus den Korinthern empfiehlt? Es bedarf wohl immer wieder unser Hinschauen auf den Herrn! Tun wir dies, dann werden wir richtig geführt und manches „Aufbegehren“ unsererseits könnte unterbleiben!

Die Zwölf waren in der Tat überfordert, es blieb ihnen immer weniger Zeit für ihre Hauptaufgabe: Das Wort Gottes zu verkündigen! Das negative „Murren“ hatte also auch seine gute Seite, es zeigte den Aposteln ihre wirkliche Aufgabe.

Das soll auch uns nachdenklich machen! Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche? Oder macht die Vielzahl unserer Wege uns müde und schlapp? Pauli Weg bestand weniger in „Stunden und Konferenzen“ usw., denen Perioden ungeistlichen Selbstlebens folgten, sondern er lebte in ständiger Bereitschaft für seinen Herrn (lies Phil 3:17-19).

Apg 6:3

„Daher, meine Brüder, seht euch nach sieben Männern voll Geist und Weisheit unter euch um, denen ein guter Ruf bezeugt wird; die wollen wir für dieses Bedürfnis einsetzen.“

Die ganze Gemeinde (meine Brüder) wird angesprochen, den zutage getretenen Misstand bei der Bedienung der Tische zu beheben, indem sieben Männer aus ihrer Mitte gewählt werden sollen. Sie sollen dafür sorgen, dass es keine Benachteiligungen mehr gibt, vor allem, dass jeglicher Streit zwischen den Hellenisten und Hebräern verhindert wird. Zu den „Hellenisten“ muss noch angemerkt werden, dass sie ja zumeist außerhalb der Landesgrenzen Israels gelebt und die jeweiligen Sitten und Gebräuche der fremden Länder angenommen hatten. Als sie in ihr angestammtes Land Israel zurückkamen, wurden sie mehr oder weniger verächtlich angesehen – es gab also schon eine gewisse Rivalität zwischen den beiden Gruppen, auch innerhalb der jungen Pfingstgemeinde.

Gesucht wurden Männer, die dem neuen Dienst der täglichen Darreichung angepasst waren, das heißt, die „voll Geist und Weisheit“ waren und dazu auch einen guten Ruf hatten. Diese Suche bedeutet, dass nicht alle Brüder gleichermaßen zu diesem Dienst geeignet waren, was den weiteren Schluss zulässt, dass Gott jeden Einzelnen mit unterschiedlichen Gaben ausrüstet, so wie Er sie für Seinen Dienst braucht. An dieser Stelle dürfen wir auch auf uns, die Körpergemeinde sehen, ist es bei uns anders? Sind wir alle gleich ausgerüstet?

Wenn wir Röm 12:6 oder ganz speziell den ersten Korintherbrief (1Kor 1:7; 1Kor 7:7; 1Kor 12:4.9.28.30 und 31) aufschlagen, lesen wir sehr deutlich von unterschiedlichen Gnadengaben, ja, dass Gott jedem seine eigene Gnadengabe zu unterschiedlichen Diensten zugeteilt hat. Und jetzt darf sich jeder von uns fragen: Genügt es mir, was Gott mir zugeteilt hat? Fange ich an, mich mit anderen Geschwistern zu vergleichen? Müssen alle so sein wie ich? Wir müssen eigentlich merken, wie groß hier die Einfallstore für den Widerwirker sind, wenn wir neidig und unzufrieden sind, oder „zu vergleichen“ anfangen!

Apg 6:4

„Wir aber werden im Gebet und dem Dienst am Wort anhalten.“

Wir halten es bei den täglichen Andachten über die Apostelgeschichte so, dass wir durchaus immer wieder einen vergleichenden Blick zwischen der Pfingstgemeinde und uns, der Körpergemeinde Christi Jesu, vornehmen. Dabei tritt Gemeinsames wie auch Unterschiedliches zutage. Und so manches Mal ist auch bei uns vermehrt Weisheit notwendig, um einerseits nicht vorschnell in der Königreichsgemeinde Dinge abzutun, die uns durchaus etwas zu sagen hätten und wo wir etwas lernen könnten – oder auf der anderen Seite uns davor hüten, Dinge anzustreben, die eben nur der irdischen Königreichsgemeinde vorbehalten sind.

Wir haben gestern herausgehoben, dass bei den einzelnen Brüdern der Pfingstgemeinde unterschiedliche Gaben vorhanden sind, dies trifft auch auf uns zu. Und so wie Gott den ungezählten Einzelnen sehr unterschiedliche Gaben zuteilt, so ist es auch bei Seinen zwei großen Werkzeugen 1.) „Israel als irdische Königreichsgemeinde“ und 2.) „den Nationen als Körpergemeinde Christi Jesu“: Das erstgenannte Werkzeug muss gemäß Mt 28:18 Menschen zu Jüngern machen, wird also mit Gaben ausgestattet, die Menschen ansprechen; wir hingegen, die wir eine überhimmlische Berufung haben und gemäß Eph 1:10 für die Aufhauptung des Alls in Christus „in den Himmeln“ zuständig sind, haben es mit den himmlischen Wesen zu tun, die anders überzeugt werden müssen als die Menschen (z. B. dass sie an uns erkennen, was überströmende Gnade an armseligen Menschen, wie wir es sind, bewirkt).

Die Apostel heben in unserem Leitvers ihren Wunsch nach dem Gebet und dem Dienst am Wort hervor, und dies an dem abtrünnigen Volk Israel. Und wenn diese zwei Dienste schon dort so wichtig waren, um wie viel mehr sind sie es heute, in den letzten Tagen einer gefährlichen Frist (lies 2Tim 4:1-4). In allen Briefen weist Paulus eindringlich auf das Gebet hin – hören wir doch einfach auf ihn!

Apg 6:5

„Dieses Wort war wohlgefällig in den Augen der gesamten Menge, und sie erwählten Stephanus, einen Mann voll Glauben und heiligem Geist, ferner Philippus und Prochoros, Nikanor und Timon, Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochien.“

Die geistgewirkten Worte der Apostel waren „wohlgefällig“, sie gefielen den Zuhörern und waren willkommen, sie wurden in den Herzen aufgenommen. Ein fragender Blick auf uns: Ist auch uns Gottes gesamtes Wort wohlgefällig und willkommen? Ein guter Teil der Gläubigen wird diese Frage mit freudigem Herzen „bejahen“ – doch es gibt Gottesworte, die nicht jedem Gläubigen wohlgefällig sind, zum Beispiel die Aussage in 1Tim 2:3-4, wo Paulus in den Versen 1 und 2 über Dinge schreibt, die schön und willkommen vor den Augen Gottes unseres Retters sind, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Es geht vielen Gläubigen zu weit, dass einmal alle Menschen gerettet werden sollen; sie anerkennen zwar, dass Gott dies will – aber dem Willen Gottes stellen sie den menschlichen Willen gegenüber, und wenn der Mensch nicht will, muss Gott dies (ihrer Meinung nach) ohnmächtig akzeptieren!

Lieber Leser dieser Schrift, wenn du noch den kleinsten Zweifel in dir hast, dass einmal wirklich alle Menschen gerettet werden, dann stelle doch einmal die unfassbare Größe Gottes dem winzigen Geschöpf „Mensch“ gegenüber! Wessen Wille beherrscht denn das All? Kann es da überhaupt noch einen Zweifel geben? Lass die Worte von Eph 1:11 in Ruhe auf dich einwirken: „Gott, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt …“! Gehört da nicht auch 1Tim 2:4 dazu?

Wenn wir jetzt die obigen Worte gehört haben, dann mögen sie doch derart Anklang in uns finden, wie es Paulus seinem Timotheus anbefiehlt: „Glaubwürdig ist das (gesamte) Wort und jeden Willkommens wert, dass Christus Jesus in die Welt kam, um Sünder zu retten, von denen ich der erste bin“ (1Tim 1:15).

Apg 6:6

„Diese stellten sie vor die Augen der Apostel, die ihnen betend die Hände auflegten.“

Wir müssen zuerst noch etwas zu Vers 5 sagen: Wir erleben nämlich in diesem Vers, wie sieben Männer, wohl unter den Führung des Stephanus, einen ganz neuen geistlichen Dienststand in der jungen Gemeinde besetzten. Sie werden alle namentlich benannt und wir wollen dies sehr wohl beachten, denn: Wie muss vor Gott dieser Dienst doch wichtig sein, dass Er jeden dieser sieben Namen in Seinem Wort für alle Zeit verewigte!

Vielleicht dürfen uns heute diese kaum beachteten Worte insofern wichtig werden, dass Gott jeden Dienst schätzt, ob er aus menschlicher Sicht hoch oder gering, sichtbar oder unsichtbar ist! Das soll all jenen unter uns zusprechen, die nicht öffentlich im Rampenlicht stehen, sondern vielmehr im Verborgenen oder im Kleinen ihren Dienst tun, vielleicht im Gebet und in der Fürbitte. So wenig, wie die sieben Namen in unserem Leitvers vergessen werden, so wenig vergisst Gott die kleinste Mühe und den kleinsten Dienst, den wir tun!

Noch einige Gedanken zu den sieben Männern: Es sind durchweg griechische Namen, was belegt, dass die Hellenisten nicht zurückgestellt waren, sondern wirklich alle (die ganze Gemeinde) ein Herz und eine Seele waren. Wir hören von den meisten Namen nichts mehr, nur in Apg 21:8 ist in Verbindung mit Philippus von „den Sieben“ die Rede; auch Stephanus wird uns in besonderer Weise noch beschäftigen. Auffällig ist noch, dass ein Proselyt (= ein aus den Nationen zum Judentum Übergetretener) aus Antiochien dabei war, also ein zum Judentum Übergelaufener. Aber darauf kommen wir später noch zu sprechen. Diese Sieben wurden betend die Hände aufgelegt, gewissermaßen eine feierliche Einführung in ihren neuen Dienst. Und ihr Dienst bringt, wie wir sehen werden, erste Früchte!

Apg 6:7

„Das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger in Jerusalem mehrte sich überaus. Auch eine große Schar von Priestern gehorchte dem Glauben.“

Die Früchte, von denen wir gestern abschließend sprachen, werden heute gezeigt: Die junge Pfingstgemeinde wuchs! Dies war natürlich nicht allein dem Dienst der Sieben zu verdanken, aber ihr neuer Dienst verhinderte, dass die aufgebrochenen Streitigkeiten zwischen den hellenistischen und hebräischen Witwen sich verbreiten konnten; die Ursache des „Murrens“ wurde schnell beseitigt und damit auch nach außen ein Bild der Einigkeit gegeben, was manchen Beobachter sicherlich beeindruckte, ja ihn zum Glauben führte.

Wir sehen erneut, wie wichtig der „Dienst und Wandel“ ist, weil wir alle, ob Pfingstgemeinde oder Körpergemeinde Christi Jesu, Beobachter haben; bei den Erstgenannten sind es vorwiegend Menschen, bei uns kommen die Beobachter der unsichtbaren Welt dazu (siehe 1Kor 4:9). Ihnen allen geben wir ein „Schauspiel“, wobei wir im Blick auf uns sehen, dass wir der unsichtbaren Welt vermehrt unsere körperliche Schwachheit vorführen: Wir sind Toren um Christi willen, wir sind schwach, wir sind ungeehrt … lies 1Kor 4:10-13!

Doch zurück zu unserer Pfingstgemeinde: Drei typische Merkmale der Königreichsgemeinde treten hervor: 1.) Das Wort breitete sich aus, es wuchs auch in die Tiefe, 2.) die Zahl der Jünger mehrte sich, und 3.) gehorchten auch eine große Schar Priester dem Glauben (wobei im Codex Sinaiticus statt „Priester“ „Juden“ steht). „Priester“ sind Personen, die im Heiligtum, also im Tempel, Amtshandlungen vornehmen dürfen und dafür geweiht sind (zum Beispiel die Leviten). In Apg 4:36 lasen wir bereits von solch einem Leviten namens Josef (mit Beinamen „Barnabas“). Diese Bevölkerungsschicht hatte es wohl besonders schwer, „Jesus“ als ihren Messias zu erkennen, doch war gerade ihr gehorsamer Dienst am Gesetz auch in der Pfingstgemeinde wichtig (siehe Apg 15:5).

Ob es nun „Priester“ (nach dem Codex Alexandrinus und Vaticanus) oder „Juden“ waren (nach dem Codex Sinaiticus), die dem Glauben gehorchten, ist eigentlich unerheblich, denn dass auch Priester und Pharisäer zur Pfingstgemeinde kamen, steht außer Zweifel, wie wir später noch sehen werden. Uns soll heute beschäftigen, dass diese große Schar, „dem Glauben gehorchte“, denn hier gibt es auch für uns etwas zu lernen.

„Dem Glauben gehorchen“ hat mit den zwei Worten „Glauben“ und „Gehorsam“ zu tun; und was in der jungen Pfingstgemeinde die große Schar der Priester tat, ist auch von uns, der Körpergemeinde, gefordert, wie es in den Briefen des Paulus vielfach zu lesen ist. „Der Glaube“, von dem wir zuerst reden, wird uns von Gott gegeben, er kommt durch „das Hören des Wortes der Wahrheit“. Es ist die wunderbare Gewissheit in unserem Herzen, dass Christus auferstanden ist, dass Er uns ganz ausfüllt und unseren Denksinn und Willen bewirkt und bewegt. „Der Gehorsam“ hingegen ist unsere Antwort auf den uns geschenkten Glauben, Paulus nennt es in Röm 1: „Glaubensgehorsam“, fasst also beide Worte zusammen. Was heißt nun in der Praxis „Glaubensgehorsam“ für uns? Im Grunde ist er trefflich in Röm 12:1-2 beschrieben: „… eure Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen (als euren folgerichtigen Gottesdienst) und euch nicht auf diesen Äon einzustellen, sondern euch umgestalten zu lassen durch die Erneuerung eures Denksinns, damit ihr zu prüfen vermöget, was der Wille Gottes sei – der gute, wohlgefällige und vollkommene“. Der „Glaubensgehorsam“ wird also zu unserem Gottesdienst!

Aber vergessen wir nicht: Erst der makellose „Glaubensgehorsam unseres Herrn“ schuf das unerschütterliche Fundament unserer Rettung und Erwartung – das darf uns täglich zum Ansporn dienen!


Anklage gegen Stephanus

Apg 6:8

„Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat große Wunder und Zeichen unter dem Volk.“

Es ist schon gewaltig, dass wir heute, nach fast zweitausend Jahren, lebendig vor Augen gestellt bekommen, wie die junge Königreichsgemeinde aus dem Volk Israel heraus entsteht und wächst! Unübersehbar ist dabei für uns, dass es dem Willen Gottes entspricht, dass auch in dieser ganz jungen Gemeinde Freude und Leid, Kraft und Schwäche, dicht beieinander liegen. Beides ist also für ein Wachstum im Glauben notwendig. Und in dem Maß, wie das Wort nicht nur nach innen in der Gemeinde, sondern auch nach außen wächst, braucht es Männer, die in besonderer Weise von Gott ausgestattet waren, das Evangelium des Königreichs zu verkündigen – Stephanus war ein solcher. Schon sein Name heißt auf deutsch „“Krone“ oder „Siegeskranz“, vergleichbar mit der Aussage Pauli in 1Kor 9:25. Er gehörte ja zu jenen Sieben, die in Vers 5 ausgesucht waren, um die Tische zu bedienen, jetzt kommt ihm eine weitere Aufgabe zu, der Dienst nach außen am gesamten Volk Israel.

Stephanus war voll Gnade, weil er voller Glauben war, und er war voll Kraft, weil er voll heiligen Geistes bzw. voll Kraft aus der Höhe war. So ausgerüstet war er auch in der Lage, unter dem Volk übernatürliche Wunder und Zeichen zu tun und damit für das mögliche Kommen des verheißenen Königreichs zu werben.

Wir müssen auch an dieser Stelle und immer wieder betonen: Wunder und Zeichen, wie sie hier vollbracht werden, sind Kräfte des zukünftigen Äons und weisen auf das irdische Königreich hin. Bei uns, der Körpergemeinde Christi Jesu, spielen diese übernatürlichen Kräfte keine Rolle, weil wir, im Gegensatz zu Israel, nicht schauen, sondern glauben! Und wenn ein Stephanus voll Gnade war, also bis an den Rand gefüllt, dann war das für ihn eine wunderbare Ausrüstung – doch die uns gegebene Gnade ist nicht nur voll, sie ist „überströmend“! Lesen wir hierzu einfach Röm 5:20-21, um das „überströmen“ zu begreifen!

Apg 6:9

„Da standen einige aus der Synagoge der so genannten Libertiner, Kyrenäer und Alexandriner auf, sowie derer von Cilicien und der Provinz Asien. Diese führten mit Stephanus Streitgespräche;“

Stephanus begann seinen Dienst unter besten Voraussetzungen: Er war voll Gnade und Kraft und vollbrachte dazu große Wunder und Zeichen unter dem Volk – das muss alle Schichten Israels angesprochen haben, positiv oder negativ! Schon in Apg 2:9-10 sahen wir, wie gemischt die Bewohner Jerusalems waren, heute nennt unser Leitvers eine Gruppe aus einer Synagoge, die sich „Libertiner“ nannte. Da dieses Wort „Freiheit“ bedeutet, ist davon auszugehen, dass es sich hier um „Freigelassene“ handelt, freigelassen aus römischer Gefangenschaft, wo sie wahrscheinlich Sklavendienste verrichten mussten. Die anderen Namen deuten darauf hin, dass hier „Hellenisten“ gemeint sind, also Juden aus der Zerstreuung.

Alle diese fühlten sich von Stephanus angesprochen, doch nicht überführend, sondern „herausfordernd“! Hat der Stolz der Römer auf die Gefangenen Juden abgefärbt? Hat die menschliche Weisheit der Griechen die Hellenisten hochmütig gemacht? Auf jeden Fall wollten sie sich alle nicht überführen lassen, sondern führten „Streitgespräche“ und das deutet auf Widerspruch und Rechthaberei hin!

Wenn wir hier stehen bleiben und in unser Leben hinein und zurück sehen, mögen uns auch viele Streitgespräche begegnet sein. Doch ist Gottes Wort auf diese Weise zu verteidigen? Oder können wir durch Streitgespräche eigene Ansichten und Auslegungen verteidigen? „Streit“ bedeutet immer „Zwiespalt“ und ist eine Waffe des Widerwirkers. Und Satan setzt diese Waffe massiv ein, auch (oder gerade) unter gereiften Brüdern! Erinnern wir uns an Paulus, wie er nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit in Korinth auftrat, was nur Streitgespräche heraufbeschworen hätte, sondern erst einmal in Schwachheit, Furcht und Zittern … lies 1Kor 2:3-5!

Apg 6:10

„… doch vermochten sie der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht zu widerstehen.“

Haben wir 1Kor 2:3-5 gelesen? Dort zeigt Paulus, dass es bei ihm allein auf die Kraftwirkung des Geistes ankommt, mit dem einzigen Ziel: „… damit euer Glaube nicht in der Weisheit der Menschen, sondern in der Kraft Gottes gegründet sei“! Mit anderen Worten heißt das: Wir können keine Menschen mit klugen Worten zum Glauben überreden oder durch Streitgespräche den Glauben herbeiführen! Wenn Gott den betreffenden Menschen nicht zu Jesus zieht, ist all unser Mühen umsonst! Das musste schon Johannes in Joh 6:29 und 44 niederschreiben.

Hier darf sich jeder von uns auch einmal fragen, wie groß und mächtig ist uns Gott überhaupt? Es ist doch ganz einfach: Je größer uns Gott wird, je weniger müssen wir für Ihn streiten, weil Er der allein Wirkende ist! Unsere Aufgabe ist das Zeugnis, alles Weitere wirkt Gott!

Und Stephanus? Das was er sagte und bezeugte, waren keine überredenden Menschenworte, sondern Worte der Weisheit, die von oben kam – und dem vermochten die verschiedenen Volksgruppen der Synagoge nicht zu widerstehen. Mit Späheraugen versuchten sie, Stephanus bis in sein Inneres zu durchleuchten, um etwas zu finden, was sie gegen ihn verwenden könnten, doch sie sahen nur ein Angesicht wie das eines Boten – und wer nicht für Gott ist, kann nur „gegen Ihn“ sein! Es gab keinen Mittelweg, einen Weg dazwischen, wie ihn so viele unentschlossene Menschen suchen. Die Gegner Gottes, und als solche müssen wir die angesprochenen Gruppierungen um die Synagoge sehen, griffen, als sie nichts gegen die Kraft des Geistes Gottes ausrichten konnten, zur rohen Gewalt; das ist auch heute die Kampfmethode der gottfernen Welt.

Apg 6:11

„Dann stifteten sie Männer an, die behaupteten: Wir haben ihn lästernde Reden gegen Mose und Gott aussprechen hören!“

Was wir heute lesen, ist (leider) echt jüdische Art, um jemanden mundtot zu machen oder, wenn möglich, ihn wegen Gotteslästerung durch Steinigung umzubringen – damit war dann der Schein der Legalität gewahrt!

Aber machen wir zuerst einen kurzen Rückblick, bevor das ganze Geschehen dramatisch wird: Die Diskussion, die Lukas „Streitgespräche“ nannte, führten eindeutig zu nichts, im Gegenteil: Die einfache, aber durch die Kraft des Geistes gewirkteVerkündigung des Stephanus hinterließ bei den Fragestellern lediglich einen bitteren Stachel der Niederlage, was Hass-, ja Mordgedanken zur Folge hatte. Hat Gott das nur zugelassen oder entsprach es Seinem Willen?

Grundsätzlich: Dem Gedanken, „dass Gott etwas zulässt“ können wir nicht folgen, weil es den Anschein erweckt, als ob Gott etwas für Ihn „Unvorhergesehenes“ zulässt; doch für Gott gibt es nichts Unvorhergesehenes!!! Als weiser Baumeister, der alles bis ins kleinste Detail vorausgeplant hat, wirkt Er, und dies nach dem Ratschluss Seines Willens! Meiden wir also die Worte „Gott hat es zugelassen“, weil Er nicht zulässt, sondern alles wirkt, und dies nach dem Ratschluss Seines Willens (Eph 1:11b oder Pred 11:5)!

In diesem Sinn müssen wir auch die Ereignisse um Stephanus sehen: Es kam so, wie es dem Ratschluss Seines Willens entspricht: Männer werden angeheuert, um für Geld eine falsche Aussage zu machen. Eine böse Sache – doch Gott hat auch das Böse erschaffen (Jes 45:7), ob wir das hören wollen oder nicht! Und so müssen die bösen Anklagen letztendlich doch nur Gottes großem Ziel dienen, und allein zu diesem Zweck hat Alueim neben dem Licht und dem Guten auch das Finstere und Böse erschaffen!

Apg 6:12

„So wiegelten sie das Volk samt den Ältesten und Schriftgelehrten auf, traten ihm dann entgegen, packten ihn und führten ihn vor das Synedrium.“

„Lästerung gegen Mose und Gott“, das war die Anklage der Libertiner, womit sie das Volk samt den Ältesten und Schriftgelehrten aufwiegelten. Dabei ist zu beachten, dass ihre Anschuldigung nicht völlig aus der Luft gegriffen war (damit hätten sie einen Schriftgelehrten kaum überzeugen können), sondern durchaus einen Teil Wahrheit enthielt, aber eben nur „einen Teil“!

Die eigentliche Anklage hören wir im nächsten Vers, heute beschäftigen wir uns mit den so genannten „Teilwahrheiten“, die wir leider überall vorfinden, wo sie ihr Unheil anrichten. Der beste Nährboden für die Existenz von Teilwahrheiten ist das Herausgreifen einzelner Bibelverse, ohne den Zusammenhang zu beachten, in welchem dieser Vers steht. Auf diese Art und Weise kann man fast alles mit der Schrift beweisen, selbst den größten Unsinn! Vielleicht hierzu ein krasses Beispiel: Es wurde von Gläubigen schon ernsthaft abgelehnt, im Wort Gottes viel zu lesen, weil doch geschrieben steht: „… denn Seinen Freunden gibt Er es schlafend“ (wir haben diese Passage aus Ps 127:2 extra nach der Lutherübersetzung wiedergegeben). Weniger auffällig, dafür aber flächendeckend irreführend ist das Herausgreifen von einzelnen Versen jener Schriftworte, die dem Volk Israel gelten. Hier wird kein Zusammenhang beachtet, auch nicht, an wen die Worte gerichtet sind und in welche Zeit sie gehören. Natürlich ist es angenehm, sich für jeden Tag ein schönes Wort aus der Bibel herauszusuchen – wer möchte schon den Aufruf Pauli zum Mitleiden mit in den Tag nehmen! Nur: Diese Handhabung des Wortes Gottes wurde gegen Stephanus eingesetzt und verdunkelt bis heute vielen Gläubigen den Heilsplan Gottes, sie kommen aus dem Stadium der Unreife und Unmündigkeit nicht heraus!

Apg 6:13-14

„Dort stellten sie falsche Zeugen auf, die aussagten: Dieser Mensch hört nicht auf, in seinen Reden gegen diese heilige Stätte und gegen das Gesetz zu sprechen. Wir haben ihn nämlich sagen hören: Dieser Jesus, der Nazarener, wird diese Stätte zerstören und die Sitten verändern, die Mose uns überliefert hat.“

Wir sehen heute, dass die Anklage gegen Stephanus durchaus Teilwahrheiten enthielt. Tatsächlich hat ja Jesus im Blick auf die Weihestätte Seinen Jüngern gesagt, dass hier kein Stein auf Stein gelassen wird (Mt 24:2). Aber hieß das, dass Jesus die Weihestätte selber einreißen wollte? Natürlich nicht! Zum einen sorgten später die Römer, und nicht Jesus für die Zerstörung des buchstäblichen Tempels, zum anderen sprach Jesus von Seinem Körper, der während Seiner Erdenzeit der tatsächliche Tempel Gottes war (Joh 2:19-21) und der, wie wir alle wissen, tatsächlich gebrochen und in drei Tagen wieder errichtet wurde, indem Gott Seinen Sohn aus den Toten auferweckte. Der eine Teil der Rede wurde also von den falschen Anklägern zitiert, der andere Teil wurde unterschlagen.

In gleicher Weise verfuhren sie mit der Anklage, Jesus würde die Sitten verändern, die Mose überliefert hat. Nun war es überlieferte Sitte, z. B. zu festgesetzten Zeiten im Tempel anzubeten. Doch in Joh 4:21-24 sagte Jesus, dass die Stunde kommen wird, wo in Jerusalem, also in der Weihestätte, nicht mehr angebetet wird, sondern: „Gott ist Geist, und die Ihn anbeten, müssen Ihn im Geist und in Wahrheit anbeten.“ Damit wäre eine Sitte tatsächlich verändert! Mose überlieferte zwar nichts Falsches, aber es muss auch hier beachtet werden, dass durch Jesu Kommen viele Aussagen erfüllt wurden und gewisse Sitten überflüssig wurden. Hier wird dem Diener Mose mehr Bedeutung gegeben als den Worten des Sohnes Gottes!

So gesehen dürfen, ja müssen auch wir uns fragen, wem wir den Vorzug geben: Den Lehren von lieb gewonnenen Brüdern oder dem geschriebenen Wort? Möge doch das Wort Gottes für uns immer die letzte und einzige Autorität in allen Fragen der Lehre und unseres Wandels sein!

Apg 6:15

„Als alle, die im Synedrium saßen, unverwandt auf ihn sahen, gewahrten sie sein Angesicht, als wäre es das Angesicht eines Boten.“

Wir wollen heute zuerst die gestrige zuletzt gemachte Aussage noch etwas vertiefen, weil bis heute viele Gläubige lieb gewonnenen Brüdern anhängen und ihre Lehren höher achten als das, was Gott gesagt hat. Es wird dabei nicht mehr geprüft, ob es sich auch so verhält, wie diese Brüder lehren. Allerdings – um „zu prüfen“ müsste man das gesamte Wort Gottes (nicht nur einzelne Verse) doch einigermaßen kennen! Die Gesamtaussage des Wortes Gottes gilt es zu beachten und dabei besonders darauf zu merken, in welche Zeit und zu welcher Personengruppe die jeweiligen Wortteile gehören. Wer, wie die Ankläger des Stephanus, ständig im „althergebrachten“ verweilen möchte, wird sehr schnell selber ein falscher Zeuge! Wir müssen bereit sein, auch in unserem Glauben Schritte zu tun, nämlich von der Unreife zur Reife, von der Unmündigkeit zur Mündigkeit – praktisch bedeutet dies, dass wir lieb gewonnene Positionen auch aufgeben können, wenn es Gottes Wort uns zeigt. Und „aufgeben“ kann heißen, dass ich mehr und mehr erkenne, dass Gott ja zwei Werkzeuge berufen hat, einmal „Israel“ für die Erde und einmal die Körpergemeinde für die überhimmlischen Räume. Beginne ich, diesen Unterschied zu erkennen, muss ich also lieb gewonnene Glaubenspositionen räumen, das heißt, sie dem anderen Werkzeug überlassen und mich auf meine eigene Berufung konzentrieren.

Beachten wir in den weiteren Versen, wie Stephanus gerade an Abraham, Isaak, Jakob und den anderen aufzeigte, dass Gott diese Männer nie an einen Ort gebunden hat, sondern sie selbst im Land der Verheißung „Fremdlinge“ sein ließ!

Zu unserem Leitvers: Stephanus steht vor dem Synedrium und es muss eine fast schon unheimliche Atmosphäre in dem Saal geherrscht haben: Unverwandt starrten ihn alle an und konnten es nicht fassen, wie sein Angesicht wie das eines Boten zu strahlen anfing – was sie gewahrten, machte sie noch fassungsloser!

Lies weiter:
7. Die Apostelgeschichte Kapitel 7