Die Apostelgeschichte Kapitel 19

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift Apostelgeschichte in täglichen Andachten Band I - VI
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

19. Die Apostelgeschichte Kapitel 19

Band V
Paulus und die Johannesjünger in Ephesus
Tätigkeit des Paulus in Ephesus
Der Aufstand des Demetrius

Vorwort des Verlages

Unsere in Christus Jesus lieben Geschwister,

wieder ist nach dem Willen unseres Gottes und Vaters ein Band der Apostelgeschichte fertig geworden, und wir danken an dieser Stelle all jenen, die uns durch ihre finanzielle Mithilfe diese Arbeit ermöglicht haben. Danken möchten wir auch für die Unterstützung im Gebet, wissend, dass wir von so vielen lieben Geschwistern getragen werden; und danken möchten wir zuletzt auch jenen, die uns brieflich oder auf andere Art zugesprochen haben und sich für die verständliche Art unserer Darstellung bedankt haben. Das Wissen, dass unser Dienst Segen bewirkt, erfreut unser Herz und macht uns dankbar!

Vielleicht haben es viele unter uns bemerkt: Es ist uns ein ganz großes Anliegen geworden, auf den Namen „Jesus“ hinzuweisen! Wir stellen mit großer Bestürzung mehr und mehr fest, wie dieser herrliche Name aus unserer christlichen Gesellschaft verschwindet – er wird ganz offensichtlich in einer globalen Welt nicht mehr gebraucht, mehr noch: Er wird zum Hindernis! Wir, die diesen Namen lieben, haben vermehrt die Aufgabe, wo wir nur können, diesen Namen „Jesus“ groß zu machen!!! Das ist ein bedeutender Dienst in diesen letzten Tagen der Verwaltung der Gnade!

In diesem Namen „Jesus“ sind wir mit all unseren geliebten Geschwistern verbunden und grüßen alle von Herzen

Gerhard und Cläre Groß


Paulus und die Johannesjünger in Ephesus

Apg 19:1

„Als Apollos in Korinth war, geschah es, dass Paulus, nachdem er durch die oberen Gebiete gezogen war, nach Ephesus hinabkam und dort einige Jünger fand.“

Unser erster Vers in diesem neuen Band wie auch in einem neuen Kapitel zeigt uns das liebliche Bild zweier Brüder, die in einem Geist ihrem Herrn dienten: Apollos in Korinth und Paulus in Ephesus. Dabei zeigt der im Glauben gereifte Paulus auch uns, was selbstlose Einstellung zum Dienst bedeutet.

In 1Kor 3:3 ff bemängelt Paulus zwar die Parteibildung für verschiedene Brüder (was ja leider auch heute nur zu oft vorkommt), auch jene für Apollos (was sicher nicht die Schuld von Apollos war), doch den gemeinsamen Dienst konnten diese Parteibildungen nicht stören! Beide standen in einem wahren Geist der Einheit, weil sie sich durch Gottes Geist führen und bestimmen ließen. Nach 1Kor 4:6 musste Apollos ein demütiger Bruder gewesen sein, denn Paulus nennt auch ihn als „für uns vorbildlich“, wörtlich heißt es: „… damit ihr an uns (Paulus und Apollos) lernt“. Und vorbildlich waren die zwei Brüder darin, dass gelernt werden muss, nicht über das hinauszugehen, was geschrieben steht, „damit ihr nicht aufgeblasen werdet“! Wenn wir diese Verse (1Kor 4:6 ff) weiter lesen, wird uns sehr deutlich gesagt, dass wir nichts aufzuweisen haben, was wir nicht erhalten haben! Das ist eine mehr als beachtenswerte Aussage! Dieses Erkennen soll uns demütig machen (wie Apollos), weil wir zwar in Christus Jesus unendlich reich sind, wir selbst aber nichts aus uns heraus aufzuweisen haben – wir sind also im Grunde „reiche Habenichtse“!

Während Apollos in Korinth wirkte, kam Paulus nach Ephesus – den aufmerksamen Leser wundert dies! Noch in Apg 16:6-7 wurde ihm vom Geist verwehrt, in die Provinz Asien (wo Ephesus liegt) zu gehen, jetzt ist der Weg offen, warum? Es war damals die vordringliche Arbeit in Europa, vor allem in Philippi, Thessalonich und Korinth. Hier war nun der Grund gelegt, Paulus pflanzte, Apollos tränkte – und Gott lässt es wachsen!

Apg 19:2

„Er fragte sie: Habt ihr heiligen Geist erhalten, als ihr gläubig wurdet? Da sagten sie zu ihm: Nein; wir haben auch nicht gehört, ob es heiligen Geist gibt!“

In Apg 18:21 lasen wir, dass Paulus bei seinem Kurzbesuch in Ephesus den durchaus hörbereiten Juden versprach, so Gott will, wieder zu kommen. Nach diesem Kurzbesuch kam dann Apollos nach Ephesus (Apg 18:24), der zuerst freimütig in der Synagoge wirkte, dann von Priscilla und Aquila privat darüber belehrt wurde, was das Evangelium des Paulus beinhaltete. Es gab also in Ephesus eine Schar williger Juden, die durchaus bereit waren, die Frage zu erörtern, ob dieser Jesus der verheißene Messias sei. Daneben gab es sicherlich auch schon etliche Gläubige, denen Priscilla und Aquila im Sinne von Paulus dienten. Dies war der Stand in Ephesus, als Paulus sein Versprechen einlöste und dorthin zurückkehrte.

Als Erstes lesen wir, dass Paulus einige Jünger fand und diese mit der Frage unseres Leitverses konfrontierte. Es waren, wie wir in Vers 7 noch lesen, insgesamt zwölf Männer, die wohl von Apollos in dessen Frühphase unterrichtet waren, wir müssen sie erst einmal dem Königreich zuordnen, weil dies durch die Taufe des Johannes ihre Erwartung war. Und seit Pfingsten war es für alle Jünger, die eine irdische Königreichserwartung hatten, eine der wichtigsten Segnungen, das Geschenk des heiligen Geistes, verbunden mit geistlichen Gaben, zu erhalten.

Was Paulus hier machte, war also Dienst am irdischen Königreich! Wir müssen immer wieder darauf hinweisen, dass dieser Dienst noch nicht zurückgestellt war, und das Volk Israel auch immer noch das absolute Vorrecht vor den Nationen genoss. Es war die Übergangsverwaltung, in welcher zwei Evangelien parallel verliefen, jenes des Königreichs, und jenes der Überhimmel. Es war auch die Phase, in welcher Paulus die Rechtfertigung aus Glauben erkannt hatte und diese anfing zu lehren (Apg 13:39); ebenso die Verheißung äonischen Lebens und die Wahrheit von der Versöhnung. Gott wendet Sich den einstmals fern stehenden Nationen zu, um alle zum Glauben zu führen, die zu äonischem Leben verordnet sind.

Apg 19:3

„Weiter fragte er: In was hinein seid ihr denn getauft worden? Sie antworteten: In die Taufe des Johannes.“

Apollos wusste in seinem Anfangsdienst zwar nur über die Taufe des Johannes Bescheid, doch er lehrte auch bereits das, was Jesus betraf, dies lasen wir in Apg 18:24-25. In diesem Sinn nahmen die zwölf Jünger diese Tauflehre des Johannes an, was bedeutete, dass sie gemäß Mt 3:2-7 handelten: „Sinnet um! Denn das Königreich der Himmel hat sich genaht!“ Dazu kamen noch das öffentliche Sündenbekenntnis und das Untertauchen im Jordanfluss. Nach Lk 3:3 war es eine Taufe zur Erlassung der Sünden. Diese Taufe des Johannes war eine zu erfüllende Vorbedingung zum Eintritt in das irdische Königreich Christi. Diese zwölf Jünger, in denen wir Juden sehen müssen, standen somit in der Erwartung ihres Messias und Seinem Königreich, das aus dem Himmel auf die Erde kam. Offensichtlich nicht bekannt war diesen Jüngern, was an Pfingsten in Jerusalem geschah: Die Ausgießung des heiligen Geistes, verbunden mit Zeichen und Wundern, wie es uns aus Apg 2. bekannt ist. Die erste Frage Pauli, ob sie heiligen Geist empfangen hätten, zielte auf dieses Pfingstgeschehen ab. Auch diesen zwölf Jüngern, die ja Juden waren, gehörte die Verheißung aus Apg 2:39 (bitte lesen).

Was jetzt hier in Ephesus weiter geschieht, ist die Fortsetzung des Pfingstgeschehens der Muttergemeinde in Jerusalem, jedoch „in Miniatur“, dazu noch durch den Apostel Paulus (nicht durch Petrus) bewirkt. Und weil es sich hier um den Empfang des Pfingstgeistes handelte, mussten diese Jünger den in Apg 2:38 genannten Weg einschlagen und sich auf den Namen Jesu Christi taufen lassen. In diesem Sinn müssen wir diese zweite Frage des Paulus in unserem Leitvers verstehen: „In was hinein seid ihr denn getauft worden“? Johannes der Täufer taufte hinein in Wasser zur Umsinnung (Mt 3:11) – diese Taufe stand in Verbindung mit einer Sache (der Umsinnung)! Jetzt soll in eine Person (Jesus Christus) getauft werden – merken wir, worauf Paulus mit seiner Frage abzielt?

Apg 19:4

„Paulus erwiderte: Johannes taufte mit der Taufe der Umsinnung und sagte dem Volk, dass sie an den glauben sollten, der nach ihm kommt, das heißt: an Jesus.“

Es ist an dieser Stelle notwendig, dass wir uns erneut klar werden, in welcher Phase des Heilsplanes Gottes wir hier in Ephesus stehen, denn es ist nicht so ganz einfach, alles richtig einzuordnen. Zuerst müssen wir sehen, dass zwischen der pfingstlichen und der heutigen Verwaltung eine „Übergangsverwaltung“ liegt, in welcher Paulus zwei verschiedene Dienste ausführte: Zum einen jenen am irdischen Königreich, zum anderen den Dienst an der Körpergemeinde Christi Jesu. Zum Königreich werden Herausgerufene aus dem Volk Israel gerufen, dazu Einzelne aus den Nationen, die zu Proselyten werden wie z.B. Kornelius. In der Körpergemeinde Christi Jesu ist es umgekehrt: In der Hauptsache sind es solche aus den Nationen, die gerufen werden, dazu Einzelne aus dem Volk Israel, Paulus an erster Stelle. Wir sehen allein aus Obigem, dass eine richtige Zuordnung der Gläubigen (vor allem der Juden) in der Zeit des Übergangs nicht ganz leicht ist! Die zwölf Jünger, von denen unser Leitvers gerade redet, sind solch ein Fall!

Es ist gut, wenn wir im gesamten Verlauf der Apostelgeschichte erkennen, dass Paulus darin ganz klar auch am irdischen Königreich dient, weswegen ihn sein erster Gang ja auch fast immer in die jüdische Synagoge führte. Allein in den Briefen des Paulus finden wir den reinen Dienst an der Körpergemeinde! Wir dürfen also in keinem Fall die Apostelgeschichte mit den Briefen Pauli gleichsetzen oder sie vermengen!!!

Es ist für die Verwaltung des Übergangs eigentlich selbstverständlich: Die Pfingstverwaltung tritt immer mehr zurück, immer weniger Juden werden ihr zugerechnet, dafür tritt Pauli Evangelium immer mehr in den Vordergrund! Was wir jetzt hier in Ephesus miterleben dürfen, ist Pauli Dienst am Königreich, zugeschnitten auf einige Jünger, deren Zahl gemäß Vers 7 ja interessanterweise „zwölf“ ist!

Wir sind mit dem Thema „Übergang“ noch nicht ganz fertig, und wir möchten all unsere lieben Leser dafür gewinnen, sich intensiv darüber Gedanken zu machen. Nur wenn wir ganz klar erkannt haben, was diese Verwaltung des Übergangs beinhaltet, sind wir gegen falsche Lehren gefeit! Ein Hauptmerkmal ist ja, dass zwei herausgerufene Heilswerkzeuge Gottes nebeneinander liefen, nur war die eine am Abnehmen, um schließlich ganz zu verschwinden, während die andere sich in steter Weiterentwicklung befand und von ihrem Herrn durch Paulus unaufhaltsam der höchsten Heilsstufe entgegengeführt wurde.

Ein weiteres Hauptmerkmal war: „Den Juden zuerst“! In Röm 1:16 und Röm 2:10 stellt Paulus dies klar heraus. Ein weiteres Merkmal des Übergangs ist, dass auch in der Körpergemeinde zuerst noch pfingstliche Gaben gegeben waren, wie wir dies vor allem in der Gemeinde in Korinth sehen. Gerade in den Kapiteln 1Kor 12 und 13 zählt Paulus diese Gaben auf. Zu beachten ist aber, dass diese pfingstlichen Gaben grundsätzlich der Königreichsgemeinde zugeteilt waren und die Glieder der Körpergemeinde in dieser Zeit des Übergangs nur als „Gäste“ ihren Anteil daran hatten. Und weil nun tatsächlich diese Pfingstgaben anfänglich auch in der Körpergemeinde vorhanden waren, hat man daraus gefolgert, dies bleibe bis zur Entrückung so! Ein Zeichen dieser fatalen Fehleinschätzung sind bis heute die vielen pfingstlich geprägten Kreise. Es ist leider so, dass gerade Zeichen und Wunder eine fast schon magische Anziehungskraft auf viele Herausgerufenen der Körpergemeinde haben. Das Fatale ist, dass solch Irregeführte kein Ohr mehr für das haben, worauf Paulus weiter aufbaut: Auf die besseren Gaben und auf die Reife (siehe 1Kor 12:31 und 1Kor 13:10). Es ist, liebe Geschwister, bis zum heutigen Tag unsere ganz schwere Aufgabe, solch im Übergang und in der Unmündigkeit stehen gebliebene Gläubige mit viel Liebe und Einfühlsamkeit weiterzuführen, hin zu unserer überhimmlischen Berufung!

Johannes verwies – so antwortete Paulus – auf Jesus! Lässt dieser Name unser Herz höher schlagen? Aber schauen wir noch einmal zurück, was damals am Jordan geschah: Jesus kam tatsächlich zu Johannes an den Jordan, und: Er wollte sogar getauft werden! Fast schon entsetzt über das Ansinnen Jesu wehrte Johannes die Bitte ab, er wusste ganz genau, wer vor ihm stand! Doch Jesus bestand auf die Taufe, aber nicht deshalb, weil Er umsinnen wollte oder mit Sünde beladen war, sondern deshalb, weil Er, wie Röm 15:8 trefflich sagt, ein Diener der Beschneidung geworden ist, um die Verheißungen der Väter zu bestätigen. Damit stehen wir auf dem Boden Israels, denn die Verheißung, die Jesus durch Seine Taufe bestätigt hatte, ist in Jes 32:15 zu lesen: „… bis über uns entleert wird der Geist aus der Höhe“ und dies weist auf die Verheißung des Geistes hin.

Wir wollen aber nicht übersehen, dass Jesus mit Seinem Untertauchen im Jordan dem Vater ganz besonders Seine Bereitschaft zur Dahingabe Seines Lebens bezeugte. Wenn wir Lk 12:50 hierzu lesen, verstehen wir, was Jesus meint. Es war Jesu große Taufe, als Gott Sein Gerichtsfeuer über Seinen Sohn ausgoss und Ihn dadurch um unserer Sünden willen dem Tod preisgab. So wurde durch Seinen Tod nicht nur die Sünde Israels, nein, auch unsere, ja die Sünde der ganzen Menschheit getilgt!

Johannes taufte mit Wasser – das war die Elementarstufe. Doch in Mt 3:11 wies er darauf hin, dass Jesus nach ihm in heiligem Geist und Feuer tauft. Diese Aussage weist schon darauf hin, dass die von vielen Gläubigen bis heute so hoch geschätzte Wassertaufe eine untergeordnete Rolle spielt, ja, für die Körpergemeinde heute völlig überflüssig ist.

Die zwölf werden jetzt von Paulus zu „Jesus“ geführt, kein Geschöpf Gottes kommt an diesem herrlichen Namen vorbei!

Apg 19:5

„Als sie das hörten, ließen sie sich in den Namen des Herrn Jesus taufen;“

Der Verfasser dieser Zeilen versteht nur zu gut die Frage mancher Geschwister, „warum diese Jünger nicht zur Körpergemeinde zählen“? Bilden sie denn nicht gerade den Grundstock jener Gemeinde in Ephesus, denen der entsprechende Brief Pauli aus Rom gilt?

Zuerst müssen wir sehen, dass in Ephesus bereits eine junge Körpergemeinde existierte, bestehend aus jenen, die „durch die Gnade“ gläubig geworden waren, wie es Apg 18:27 beschreibt. Von dieser Gnade ist hier nichts zu lesen, dafür wird exakt jener Weg beschrieben, der die Voraussetzung zum Eingang in das irdische Königreich ist. Schauen wir also noch einmal zurück zur Pfingstgemeinde in Jerusalem und hören Petrus in Apg 2:38: „Sinnet um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung eurer Sünden taufen, so werdet ihr das Geschenk des heiligen Geistes erhalten.“ Und da diese Jünger, wie wir schon lasen, in die Taufe des Johannes hineingetauft waren, hatten sie damit die Vorbedingung erfüllt, nämlich Umsinnung und Buße! Jetzt fehlte noch das letzte Element, welches Petrus oben forderte: Die Taufe auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung der Sünden. Und genau dies vollzog Paulus an diesen zwölf Jüngern.

Hören wir genau hin, liebe Geschwister: Johannes forderte Umsinnung, Wassertaufe und darauf den Glauben an Jesus! Damit war der Eingang in das kommende irdische Königreich möglich geworden. Diesen Weg gingen die Jünger in Ephesus. Für uns hingegen sind keine Vorbedingungen gestellt, wir werden, wie einst Paulus vor Damaskus, einfach von der Gnade überwältigt!

Die Gnade, in welcher wir gerettet sind, ist allumfassend, alles hinweg tragend, sie ist „überströmend“! Und, was uns betrifft, sie ist von Gott aus unbereubar, unwiderrufbar!

Apg 19:6

„und während Paulus ihnen die Hände auflegte, kam der Geist, der heilige, auf sie; und sie sprachen in Zungen und redeten prophetisch.“

Paulus tat genau das, was Petrus an Pfingsten gefordert hatte, und es erfüllte sich auch alles, wie es in Apg 2 unserer Apostelgeschichte beschrieben wurde.

Nun wissen wir aus der Gemeinde in Korinth, dass auch dort Wassertaufe, Zungen und prophetische Reden vorhanden waren – und dies in einer blühenden Körpergemeinde Christi Jesu. Wir hören auch durchaus wieder jene Stimmen, die sich gerade auf die Korinther berufen, um zu beweisen, dass unsere Teilung des Wortes Gottes falsch sei! Doch gerade jene Geschwister, die solches behaupten, beweisen damit nur ihre Unfähigkeit, Gottes Wort im Zusammenhang zu lesen! Denn würden sie den ganzen Korintherbrief lesen (und nicht nur einzelne Verse herauspicken), würden sie ohne Mühe erkennen, dass gerade diese pfingstlichen Gaben nur eine begrenzte Zeit gegeben waren (nämlich in der Verwaltung des Übergangs). Auf die Glieder am Körper Christi wartete die Reife (1Kor 13:10), jene pfingstlichen Bruchteile werden also abgetan! Es bleiben „Glaube, Erwartung und Liebe“, wobei die Liebe die Größte von allen ist, und ihr sollen wir nachjagen (lies 1Kor 13:13).

Wir dürfen hier auch durchaus zurückblicken und fragen: Wie war es denn damals bei Sergius Paulus in Apg 13, oder bei der Gründung all der jungen Körpergemeinden, die wir miterlebt haben? Wie war es bei der ersten Europäerin, bei Lydia? Wer diese Geschehnisse noch einmal durchliest, wird gut erkennen, wie ein ganz neuer Heilsweg Gottes langsam sichtbar wird – weg vom „Schauen“ und hin zum „Glauben“ (siehe 2Kor 5:7). So wichtig pfingstliche Zeichen und Wunder für die Königreichsgemeinde waren, so unwichtig, ja ungültig sind sie für uns geworden! Wir dürfen in der Verwaltung der „überströmenden Gnade“ leben (Röm 5:20) – bedenken wir intensiv, was „überströmend“ für uns bedeutet!

Apg 19:7

„Es waren insgesamt etwa zwölf Männer.“

Es ist erst einmal interessant, wie Lukas diesen Vers 7 abfasst: Er nennt zwar die Zahl „zwölf“, relativiert sie dann aber in „etwa zwölf“ – möchte er damit einer Verwechslung vorbeugen?

In jedem Fall wissen wir, dass Apollos, so wie in Korinth, auch in Ephesus gewirkt hatte, und dies derart, dass er mit Energie die Juden widerlegte und bewies, dass Jesus der Christus sei, der Messias Israels. Wie überall, lehnte die überwiegende Mehrzahl der Juden ab, doch es gab auch eine kleine Schar von Juden, die bereit war, in Jesus ihren Messias zu sehen. Dazu müssen wir die zwölf Männer zählen, die unser Leitvers anführt. Wenn wir sie also nicht zur Körpergemeinde zählen, und Israel ja in die Verstockung kommt, müssen wir uns schon fragen, wie es sich mit ihnen weiter verhält?

Zwei Aussagen können uns hilfreich werden, Röm 11:1-5 und Offb 7:1-8. In Röm 11 lesen wir von einem Überrest nach der Gnadenauswahl, der auch in der jetzigen Frist vorhanden ist. Und es ist uns allen klar, dass dies messiasgläubige Juden sind! Solch einen Rest nach der Gnadenauswahl traf Paulus in Ephesus. Die Zahl „zwölf“ hat ja auch Symbolcharakter, sie ist die heilsgeschichtliche Vollendungszahl. Wir fragen hier mit Röm 11:7: „Was folgt daraus? Was Israel sucht, das hat es nicht erlangt; aber die Auswahl hat es erlangt“!!! Und nach Röm 11:32 wird Sich Gott auch einmal aller erbarmen, die Er zuvor in die Widerspenstigkeit eingeschlossen hat.

Es wird in unseren Glaubenskreisen gesagt, dass alle Juden, die heute zum Glauben kommen, der Körpergemeinde angehören müssen, auch wenn sie von Paulus nichts wissen wollen, sondern klar das irdische Königreich herbeisehnen (und es gibt heute durchaus solche jüdische Kreise). Wir halten dafür, dass gerade heute, am Abschluss der Verwaltung der Gnade, solch ein messianisch-jüdischer Rest nach der Gnadenauswahl sichtbar ist! Wir sollten uns nicht dagegen stemmen, sondern darin das baldige Kommen unseres Herrn erkennen.

Tätigkeit des Paulus in Ephesus

Apg 19:8

„Dann ging er in die Synagoge, redete dort freimütig drei Monate lang und suchte sie in Unterredungen betreffs des Königreichs Gottes zu überzeugen.“

Zuerst soll uns auffallen, dass Paulus hier in Ephesus den gewohnten Weg „zuerst in die Synagoge“ verließ. Seine Aufmerksamkeit galt, wie wir gelesen haben, erst einmal diesen zwölf Jüngern, die er offensichtlich außerhalb der Synagoge fand. Erst nach seinem Dienst an diesen Männern ging er, wie unser Leitvers aussagt, in die Synagoge, und hier wirkte er drei Monate lang. Interessant ist, dass Lukas ab hier nicht mehr berichtet, dass Paulus in eine Synagoge ging! Es scheint, als ob der Apostel mit den Synagogen endgültig gebrochen hatte (was aber nicht bedeutet, dass hiermit auch sein Dienst am Königreich beendet wäre). Der Dienst Pauli am Königreich fand erst am Abschluss der Apostelgeschichte statt, als das endgültige Verstockungsgericht über Israel verhängt wurde (Apg 18:26-28).

Drei Monate lang mühte sich der Apostel Paulus, die in der Synagoge befindlichen Juden zu überzeugen, wer Jesus war! Schon vor ihm wirkte an der gleichen Stätte der wortgewandte und in der Schrift mächtige Jude Apollos (Apg 18:24-26). Konnte Paulus mehr erreichen als Apollos? Versprach er sich überhaupt einen Erfolg?

Vielleicht sollten wir an dieser Stelle erneut einen Blick in das Herz unseres Apostels werfen, wie er uns in Röm 9:1 ff gewährt wird. Paulus geht hier so weit, dass er sich sogar wünschte, von Christus hinweg verbannt zu sein – für seine israelischen Brüder dem Fleische nach. Der Weg des Volkes in die Verstockung hat Paulus zutiefst berührt, dass er sogar sich selbst wenn es möglich gewesen wäre, in gewisser Weise geopfert hätte. Und genauso müssen wir Paulus sehen, wie er sich die langen drei Monate mühte, wie die Liebe zu seinem Volk in ihm zehrte, obwohl er den Weg seines Gottes sah! „Liebe“, die sich für andere aufzehrt, solches lasen wir erst vor wenigen Tagen in 1Kor 13:13: „Jaget daher der Liebe nach!“

Apg 19:9

„Als sich aber einige verhärteten, widerspenstig waren und über den Weg Gottes vor den Augen der Menge Übles redeten, entfernte er sich von ihnen und sonderte die Jünger für tägliche Unterredungen in der Schule des Tyrannus ab.“

Es kam so, wie es nach dem göttlichen Ratschluss kommen musste: Das Resultat Pauli verhältnismäßig langer Wirksamkeit in der Synagoge war die Verhärtung einiger; und diese „Einige“ rissen die anderen mit sich. Beachten wir hier den Weg der Verstockung, es sind drei Stufen: 1.) Verhärtung, 2.) Widerspenstigkeit und 3.) Lästerung (Übles über Gottes Wege reden). Das Ende dieser Ablehnung ist Stumpfheit im Herzen (siehe Apg 28:27). Hier in Ephesus tritt diese Entwicklung sehr deutlich zum Vorschein.

In ähnlicher Form, wenn auch unter anderen Voraussetzungen, wird auch heute noch agiert! Wer in einer Gemeinschaft oder Geschwisterkreis etwas sagt, was den anderen nicht passt, kann miterleben, wie zuerst eine Verhärtung eintritt, man kann direkt die Abkühlung des vorher liebevollen Umgangs spüren! Danach folgt Widerspenstigkeit, das heißt, es wird offen dagegen gesprochen bzw. widersprochen. Und am Schluss folgt die Lästerung,: Der Weg des Bruders, der sich der Gemeinde entgegengestellt hatte, weil er vielleicht anders geführt wurde oder weitere Erkenntnis erlangt hatte, wird gelästert – mancher unter uns kennt diese Entwicklung nur zu gut!

Doch zurück nach Ephesus: Die Ablehnung der Juden, auch wenn es erst einmal nur „einige“ waren, führte dazu, dass der Apostel dies als Signal verstand, dass nun die Trennung von der Synagoge zu vollziehen ist. Es war von Paulus kein stilles Zurückziehen mehr, sondern der öffentliche Einzug in das Haus (Schule) des Tyrannus. Und erst hier entwickelte sich seine Arbeit in Ephesus zum vollen Segen! Das Obige lehrt uns, dass wir Gottes Zeit abwarten müssen, und wenn dann diese Zeit gegeben ist, sollten wir nicht in jedem Fall schweigen, sondern ruhig offen für das eintreten, was uns von Gott gegeben wurde!

Apg 19:10

„Dies geschah zwei Jahre lang, so dass alle Bewohner der Provinz Asien das Wort des Herrn hörten, Juden sowohl wie Griechen.“

Wir sehen einerseits eine Königreichsgemeinde, die zwar ab und zu noch aufflackert, ansonsten aber am erlöschen ist, und wir sehen eine aufblühende Körpergemeinde, die hier in Ephesus alle bisherigen Erfolge des Apostels Paulus übertrifft. Drei Monate lang diente Paulus in der Synagoge, dann zog er um in den Hörsaal des Tyrannus – das Evangelium verlässt die Synagoge und wirkt in den Häusern der Nationen, und dies mit großem Erfolg. So schrieb er den Korinthern, dass sich ihm eine große und wirksame Tür in Ephesus aufgetan hat, aber – es gibt viele Widerstrebende (vgl. 1Kor 16:9).

Zum Erfolg des Evangeliums gehört auch der Widerstand bzw. der Widersacher, dies ist ein Beweis für die Echtheit des Evangeliums! Dies klingt zwar erst einmal paradox, doch bedenken wir einmal, dass Satan kaum jene angreifen wird, die von ihm bereits verführt wurden!!! In diesem Sinn lesen wir das Tragische in 1Tim 5:15, dass sich etliche abgekehrt haben (von Paulus) und dem Satan nachgefolgt sind. Wir sind schnell mit dem Urteil zur Hand, dies seien eben „Ungläubige“ gewesen – doch dies ist falsch! Gerade die Gläubigen, die dem Evangelium der Gnade folgen, sind das Hauptziel Satans. Und er kommt bestens getarnt zu uns als „Bote des Lichts“, und seine Diener verstellen sich als „Diener der Gerechtigkeit“ (lies 2Kor 11:14-15). Und Satan hat durchaus Erfolg! „Demas“, ein Mitarbeiter Pauli, verließ ihn aus Liebe zum jetzigen Äon (2Tim 4:9), was nichts anderes heißt, als dass Demas von Satan verführt wurde und diesem nachfolgte. Es sind die Verlockungen der Welt, die auch uns abbringen können. So verheerend dies ist, muss trotzdem an dieser Stelle gesagt werden, dass es dem Satan nie gelingt, einen berufenen Gläubigen aus dem Stand seiner Rettung in der Gnade zu stoßen! Auch nicht einen „Demas“! Gott irrt Sich nicht, wenn Er uns schon vor dem Niederwurf der Welt in Christus auserwählt hat! Angreifbar ist für Satan nur unser Wandel! Und dies so, dass wir zwar gerettet sind, aber nur so wie durch Feuer hindurch (1Kor 3:15).

Apg 19:11

„Auch ungewöhnliche Machttaten bewirkte Gott durch die Hände des Paulus,“

Der Epheserbrief, der ja gerade an diese vor uns entstehende Gemeinde gerichtet ist, enthüllt in den ersten drei Kapiteln die tiefsten Wahrheiten des Evangeliums der Gnade, aber es fordert die Epheser (und uns) in den letzten drei Kapiteln auch zu einem würdigen Wandel auf. Die Epheser mussten die schwere geistliche Speise verarbeiten, dass ihr Glaubensanfang mit ungewöhnlichen Machttaten des Paulus begann, sie dies also erst einmal als ihre normale Speise ansahen; doch dann mussten sie sich von diesen Machttaten distanzieren, ja diese ablehnen, was gerade dem Fleisch äußerst schwer fiel (und immer noch fällt). Die Epheser erlebten somit zwei Verwaltungen, sie wurden in „die Verwaltung des Übergangs“ berufen, und wuchsen geistlich hinein in „die Verwaltung der Gnade“! Ihre Anfangsspeise war „Milch“, wie Paulus dies den Korinthern schrieb (1Kor 3:1 ff), und wir wissen, dass den Korinthern ja auch Zeichen und Wunder (wie anfänglich in Ephesus) gegeben waren. Doch anstatt sich von Paulus weiterführen zu lassen, heraus aus der Unmündigkeit des Übergangs hinein in die Reife, blieben sie „fleischlich“ gesinnt, waren auf das Irdische fixiert, die Folgen waren zwangsweise „irdisch“: Eifersucht, Hader, Parteienbildung, Hurerei und Schlimmeres! Dies ging so weit, dass sich Paulus gezwungen sah, in schlimmsten Fällen gewisse Gläubige dem Satan zum Ruin des Fleisches zu übergeben, damit der Geist am Tage des Herrn Jesus gerettet werde (lies 1Kor 5:5).

Wir müssen immer wieder mit aller Kraft darauf hinweisen, dass mit der Bibel alles bewiesen werden kann, auch dies, dass Paulus Machttaten vollbrachte! Und wie oft weisen uns die Widerstrebenden auf diese Stelle hin! Der von Satan gewirkte Fehler ist, dass solche Gläubigen ihre Bibel nie im Zusammenhang gelesen haben – im Grunde eine Tragik! Sie picken nur das ihnen Angenehme (das seelisch/fleischliche) heraus und machen es zu ihrem Grundsatz. Dies sind „die Unmündigen in Christus“ (1Kor 3:1 b).

Apg 19:12

„… so dass man sogar Schweißtücher oder Schurze von seiner bloßen Haut zu Kranken und Schwachen brachte, um die Krankheiten aus ihnen zu vertreiben und die bösen Geister ausfahren zu lassen.“

Wir sind in Ephesus, liebe Geschwister, jener Gemeinde, an die Paulus den wunderbaren Epheserbrief gerichtet hat. Was war das doch für eine herrliche Zeit, als Kranke und Schwache so schnell und wunderbar geheilt wurden! Das hatte natürlich eine ungeheure Anziehungskraft auf die Menschen ausgeübt! Jeder von uns muss zugeben, dass ihm diese Zeit auch heute durchaus genehm wäre!!!

Wir haben gestern jene Unmündigen angeprangert, die unter anderem auch mit dem Korintherbrief beweisen wollen, dass Machttaten auch heute noch gegeben sind, weil ja gerade auch Paulus solche vollzog. Doch wenn diese Unmündigen die Korintherbriefe weiter lesen würden, würde spätestens in 2Kor 12 klar werden, dass sich die Offenbarungsstufen Gottes höher entwickelt haben! Gewohnheitsgemäß sehen wir den Apostel Paulus bei einer Krankheit um Hilfe flehen, doch Gott versagt ihm diese. Paulus fleht weiter (dreimal), bis ihm der Herr antwortet – jedoch ganz anders als erwartet: Kein Wunder der Heilung mehr, keine Machttat! Dafür das Wort: „Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht.“ Was hätten wir, liebe Geschwister, hier an Pauli Stelle gesagt?

Paulus tat in Ephesus die in unserem Leitvers angeführten Machttaten, weil das Wort Gottes noch nicht vervollständigt war, es war noch die Zeit der „Unmündigkeit“! Die Gläubigen erlebten noch die Machttaten des zukünftigen Königreiches. Jedoch mit Anbruch der Mündigkeit, als dem Paulus im Gefängnis in Rom die letzten Enthüllungen zuteil wurden, wurden Zeichen und Wunder zurückgenommen, wie Paulus es in 2Kor 12 erleben musste. An die Stelle der Machttaten traten geistliche Gnadengaben (lies Eph 4:11-14), das ist die Wahrheit für heute!

Apg 19:13

„Aber auch einige der umherziehenden jüdischen Beschwörer nahmen es in die Hand, den Namen des Herrn Jesus über denen zu nennen, die böse Geister hatten, indem sie sagten: Ich beschwöre euch bei Jesus, den Paulus heroldet““

Es ist für uns erst einmal interessant, warum Lukas gerade in Ephesus so ausführlich über die Wundertaten des Paulus berichtet, während er dies in Korinth total übergeht – auch in Korinth vollbrachte Paulus ja solche Machttaten. Die Ursache liegt darin, dass zum einen hier in Ephesus die Zauberkünste der Magiere einen unheimlichen Einfluss auf die Bevölkerung ausübten, zum anderen nahm (und das ist der schwerer wiegende Punkt) mit der zunehmenden Verstockung Israels auch der Kampf der dämonischen Geisterwelt zu. Wo sich Gottes Wort zurückzieht, gibt es keinen Hohlraum, sondern die Mächte der Finsternis besetzen sofort jeden frei werdenden Platz! Es war gerade in Ephesus notwendig, dass die Machttaten Pauli besonders hervorgehoben werden, weil hier die finsteren Mächte besonders wirkungsvoll waren. Sehen wir also in den kommenden Versen den Beweis für den Siegeszug des Evangeliums über die dämonischen Mächte!

Es gab, wie wir lesen, in Ephesus abtrünnige Juden, die sich der Zauberei bzw. Verschwörung hingaben, und dies ungeachtet der ernsten Hinweise im AT, welches solche Praktiken unter Strafe stellt! Es steht damit fest, dass sie von dämonischen Mächten der Finsternis missbraucht wurden, und offensichtlich auch Erfolg hatten! Doch ihr Erfolg war wesentlich geringer als jener, den Paulus hatte. So lag es nahe, einfach das nachzuäffen, was Paulus tat und wie er es vollbrachte.

Es ist oft verblüffend, wie naiv sich bis heute Gläubige im Hinblick auf das Wirken der Finsternismächte verhalten, ungeachtet der Mahnung in 2Kor 11:14-15, dass sich Satan selbst als „Engel des Lichts“ verstellt, und seine Diener sich als „Diener der Gerechtigkeit“ ausgeben!

Apg 19:14

„Es waren besonders sieben Söhne des Skeva, eines hohepriesterlichen Juden, die dies taten.“

Zu dem gestrigen letzten Ansatz soll heute noch ein persönliches und erklärendes Zeugnis des Verfassers dieser Zeilen folgen, es stammt also aus „erster Hand“: In den Pfingstkreisen, in welchen ich mich vor Jahrzehnten bewegte, waren „Heilungsversammlungen“ obligatorisch. Dazu wurden bekannte „Heiler“ eingeladen. Eine ältere Schwester, die seit langer Zeit an zwei Krücken ging, bat um Heilung. Nach langen Gebeten, Zungenreden und Handauflegung rief sie laut, sie sei geheilt! Auch ich bekam eine Gänsehaut, als sie ihre Krücken wegwarf und ohne Hilfe laufend den Saal verließ! Das für mich Unverständliche war jedoch, dass kein Einziger der über hundertköpfigen Versammlung sich darüber äußerte, dass diese Schwester in der nächsten Versammlung wieder, wie gewohnt, an ihren Krücken ging – die angebliche Heilung war eine dämonische Täuschung! Das war nur ein Beispiel von vielen ähnlichen Erlebnissen, und es soll untermauern, was ich mit „naiv“ gemeint habe.

Was ist überhaupt der Sinn und Zweck von Machttaten? Zum Ersten: Sie gehören in der Regel auf den Boden Israels! Zweitens hängen sie mit der Wiederherstellung der Schöpfungsordnung durch Überwindung des Übels und Befreiung der Kreatur von den durch die Sünde eingedrungenen Todesmächten zusammen. Zeichen und Wunder sind also eine Vorausschattung der zukünftigen Herrlichkeit. Gerade die Machttaten des Paulus zeigen uns deutlich den dämonischen Hintergrund des Übels in der Welt!

Die sieben Söhne des Juden Skeva, die das Beschwören von Geistern gewerbsmäßig betrieben, stehen für das abtrünnige Israel, ihnen gegenüber sehen wir die zwölf Johannes-Jünger, die eine Vorschattung des Überrestes nach der Gnadenauswahl darstellen. Es stehen sich Licht und Schatten gegenüber und wir erleben, wie das Evangelium bis tief in das Reich der dämonischen Finsternis hineinwirkt.

Apg 19:15

„Der böse Geist antwortete ihnen jedoch: Jesus zwar kenne ich, und über Paulus weiß ich Bescheid, ihr aber, wer seid ihr?“

Geldgierige jüdische Beschwörer, herausragend die sieben Söhne des Skeva, hofften, noch mehr Profit herauszuholen, wenn sie Paulus nachahmen würden. Die Namen „Jesus“ und „Paulus“ sollten ihnen dienen. Dass es hier gerade „sieben“ Söhne waren, die den Namen Jesus wie eine Zauberformel missbrauchen wollten, ist kein Zufall! Die „Sieben“ weist symbolisch auf eine Vollendung hin, hier jedoch im unheiligen gottwidrigen Sinn, wie uns die nächsten Verse noch zeigen.

Zuerst wollen wir aber auf das achten, ja uns daran erfreuen, was uns die Antwort des bösen Geistes zeigt: Er kennt Jesus und weiß über Paulus Bescheid!

Die Finsternismacht ist, wie Gottes Wort uns zeigt, hierarchisch aufgebaut, Satan steht an der Spitze, und am Ende stehen die Dämonen. Es ist ganz wichtig, dass wir uns klar darüber sind, dass diese Mächte nicht selbstständig handeln können, sondern vollkommen von Gott abhängig sind, und nur so weit wirken können, wie Gott es ihnen befiehlt! Das Buch Hiob gibt uns hierin besten Anschauungsunterricht. Wenn wir nun lesen, dass selbst die unterste Dämonenwelt aussagt, dass sie Jesus als den Sohn Gottes kennt und über Paulus Bescheid weiß, dann heißt dies, dass sie in Paulus jemand sehen, der „zu Jesus“ gehört! Und damit kommt das für uns erfreuliche: Auch wir gehören in gleichem Maß wie Paulus zu Jesus, wir sind alle Glieder an Seinem Körper!

Im Gegensatz zu der ungläubigen Menschheit, die Gott dahingegeben hat (Röm 1:24.26 und 28), weiß die Finsternis auch über uns Bescheid, vor allem, dass wir „in Christus Jesus in der Gnade Gerettete sind“, und diese Rettung ist unantastbar!

Apg 19:16

„Da schnellte der Mensch, in welchem der böse Geist war, auf sie los, zwang beide nieder und erwies sich so stark gegen sie, dass sie unbekleidet und verwundet aus jenem Haus entflohen.“

Lukas übergeht hier in seinem Bericht wohl einiges, vielleicht darum, dass wir uns nicht zu intensiv mit diesem Gebiet beschäftigen (dies kann auch Belastungen bringen), obwohl es, menschlich gesehen, unsere Sinne „kitzelt“, ähnlich wie wir in 2Tim 4:3 lesen. Das Entscheidende an diesem ganzen Geschehen ist, dass Gott diese Beschwörer so lange wirken ließ, bis sie den Namen Jesu für ihre Zwecke missbrauchen wollten. Das Ergebnis ist in unserem Leitvers enthalten!

Mit Obigem wollen wir aber nicht sagen, dass wir, die Körperglieder Christi Jesu, heute mit diesen bösen Mächten nichts mehr zu tun haben – im Gegenteil! Gott hat es so gewirkt, dass sie uns durchaus angreifen dürfen, ja, wir sind in der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade geradezu ihre Hauptzielscheibe. Dabei können sie aber nur unseren Wandel angreifen; unsere Stellung in Christus (unsere Rettung in der Gnade) ist versiegelt und unantastbar. Der tiefere Grund, warum Gott dies so gewirkt hat, mag uns Folgendes erläutern:

Ein Schmetterling befindet sich, bevor er uns mit seiner Schönheit erfreut, erst einmal als Larve in einer verpuppten engen Hülle, aus der er sich, wenn die Entwicklung abgeschlossen ist, befreien muss, was ein ungeheurer Kraftakt, ja ein Kampf ist. Würde man den Schmetterling künstlich aus dieser Umhüllung befreien, wäre er lebensunfähig! Der Kampf aus der Verpuppung ist also ein lebensnotwendiger Bestandteil! Und ähnlich ist es bei uns! Wir brauchen den Kampf mit den Mächten der Finsternis, er ist unsere Schulung für unsere Aufgaben in der Herrlichkeit; in Eph 6:10-18 ist uns dazu eine komplette Waffenrüstung gegeben. Lesen wir dazu noch einmal 2Tim 4., diesmal die Verse 5-8; da spricht Paulus von sich als einem trefflichen Krieger, von dem edlen Ringkampf, vom Glauben bewahren … und von einem Siegeskranz der Gerechtigkeit!

Apg 19:17

„Dieses wurde nun den Bewohnern von Ephesus bekannt, allen Juden wie auch Griechen, und Furcht befiel sie alle, aber der Name des Herrn Jesus wurde hoch erhoben.“

Der Kampf mit den Mächten der Finsternis ging derart aus, dass zuerst einmal eine Furcht über alle Beteiligten kam, dann aber der Name des Herrn Jesus hoch erhoben wurde. Wir stehen hier am Anfang der Entwicklung der Körpergemeinde.

Im Gegensatz zu oben dürfen wir heute behaupten, dass wir am Ende der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade und damit kurz vor der Erreichung jener Vervollständigung des Eingangs der Nationen stehen, von der Röm 11:25 schreibt. Und wie steht es da mit dem Namen des Herrn Jesus?

Wir haben in diesen bösen Tagen immer wieder aufmerksam gemacht, wie dieser herrliche Name „Jesus“ immer mehr von der Bildfläche verschwindet! Die großen Staatskirchen unterscheiden den Gott unserer Bibel kaum mehr von den anderen Göttern des Islam, des Buddhismus und anderen Religionen, alles ist für sie ein „Einheitsgott“! Und Jesus? Dieser Name wird heute zunehmend verschwiegen, es gibt ihn einfach nicht mehr! Und wenn dieser Name doch noch irgendwo zu hören ist, dann als Spott und Karikatur. Selbst moderne Bibelübersetzungen benutzen nur noch den Einheitsnamen „Gott“. Dabei ist es der schönste Name im gesamten All, „Jesus“!

Gerade wir, die Gläubigen dieser letzten Tage und der gegenwärtigen gefährlichen Frist (2Tim 3:1) müssen diesen Namen „Jesus“ hochhalten! Es ist der Name, in welchem sich einst jedes Knie beugen und jede Zunge huldigen wird: „Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil 2:9-11). Gott hat Seinen geliebten Sohn mit diesem Namen „Jesus“ begnadet, weil Er Sich für die Sünde der Schöpfung ans Kreuz begeben hat und gehorsam war bis zum Tod. Er war das Opferlamm für alle, und alle werden einmal in diesem Namen „Jesus“ Rettung, Glück und Herrlichkeit finden!

Apg 19:18-19

„Auch kamen viele, die gläubig geworden waren, bekannten offen ihre Handlungen und taten sie kund. Eine beträchtliche Zahl von denen, die vorwitzig Zaubereisünden verübt hatten, brachten ihre Rollen zusammen und verbrannten sie vor aller Augen. Als man ihren Wert zusammenrechnete, fand es sich, dass er fünfzigtausend Silberstücke betrug.“

Auf der einen Seite (wo es um das Kitzeln unserer Ohren ging) hat Lukas zu Recht nur sehr oberflächlich berichtet, jetzt, wo es um die Bereinigung geht, wird er gründlich, ja er geht sogar bis ins Detail und nennt den genauen Wert jener Rollen, die wohl Zauberformeln zum Inhalt hatten.

Die Frage für manchen von uns ist, wie wir heute mit solchen Dingen umgehen! Auch Gläubige waren zum Teil tief in okkulte Praktiken verstrickt, wozu ja auch Wahrsagerei, Horoskope und Ähnliches zählt; und die Erfahrung zeigt, dass solche Art von Bann schwer wiegt. Doch gerade unser Leitvers zeigt die einfachste Lösung: Das radikale Trennen von allem, was mit der Finsternis zu tun hat! Dazu ist es durchaus ratsam, einen erfahrenen Bruder aufzusuchen, der den Dienst der Seelsorge ausübt. Die wunderbare Tatsache ist, wer in dem Herrn Jesus Christus auserwählt ist, der ist gemäß Eph 1:5 heilig und makellos vor Gottes Angesicht, weil uns Gott „in Christus“ sieht! Christus starb ja gerade für all jene Sünden, die wir begangen haben, für all jene Kränkungen, die wir immer noch in unserem Wandel begehen. Und da steht das wunderbare Wort in Eph 2:1:

„Auch euch, die ihr tot seid euren Kränkungen und Sünden gegenüber, in denen ihr einst wandeltet gemäß dem Äon dieser Welt …“. Christus starb der Sünde ein für allemal (und darin sind auch alle Zaubersünden inbegriffen), und was Er aber lebt, das lebt Er für Gott (Röm 6:10). Und in Röm 6:11 sind wir direkt aufgefordert: „Also auch ihr! Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn!“ Und: Im Vergleich zu den fünfzigtausend Silberstücken ist dieses neue Leben in Christus für uns kostenlos!!!

Apg 19:20

„So gewaltig wuchs das Wort des Herrn und erwies sich als stark.“

In den Anfängen der Entstehung der Körpergemeinde Christi Jesu gab es, wie wir sahen, machtvolle Zeichen und Wunder, das Wort des Herrn, verkündigt durch Paulus, erwies sich als stark! Doch wir müssen dieses Geschehen differenziert sehen, nicht überall wurde dies in dem Maß sichtbar, wie hier in Ephesus. Denken wir nur daran, wie in den zurückliegenden Kapiteln Paulus immer wieder fliehen musste, wie er geschlagen, ja sogar gesteinigt wurde – dies war vor der Welt alles andere als ein sichtbares Zeugnis für die Stärke des Wortes. Gottes Handeln lässt sich in kein Schema pressen, wie es von uns Menschen gerne so oft getan wird. Gut von uns beobachten lässt sich aber die Tatsache, dass diese Machttaten weniger wurden, ja schließlich ganz ausblieben, und dies in dem Ausmaß, wie Gottes Wort seinem Vollmaß entgegen wuchs. Und „Vollmaß“ bedeutet, dass in den Gefängnisbriefen Pauli die letzten Enthüllungen für die Körperglieder geoffenbart wurden; was in 1Kor 13:10 angekündigt wurde, nämlich „die Reife“, ist eingetreten.

Es muss nun gefragt werden: Wie erweist sich heute die Stärke des Wortes des Herrn? Und die Antwort haben wir schon oft gegeben, wir finden sie in 2Kor 12:9: „Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht.“ In der heutigen Verwaltung, in welcher „die Gnade“ das tragende Element ist, muss diese Gnade auch als Stärke erwiesen werden – allerdings nicht vor den Menschen, sondern vielmehr vor der unsichtbaren Welt. Was später in der Herrlichkeit einmal unsere herrlichste Aufgabe sein wird (gem. Eph 2:7 Schaugefäße Seiner Gnade zu sein), dürfen wir heute schon vorschatten, indem wir lernen, wie Paulus auf Gottes Antwort reagiert hat. In 2Kor 12:9b-10 lesen wir: „Sehr gern werde ich daher eher die Schwachheiten an mir rühmen, damit die Kraft des Christus über mir zelte. Darum ist mir wohl zumute selbst in Schwachheiten … denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll.“ Diese Schlussfolgerung widerspricht jeglicher menschlicher Sichtweise, aber sie verherrlicht Gott, weil wir in dieser Gnade Gottes Liebe sehen!

Apg 19:21

„Als dies völlig ausgerichtet war, nahm sich Paulus im Geist vor, durch Mazedonien und Achaja zu ziehen und nach Jerusalem zu gehen. Er sagte: Nachdem ich dort gewesen bin, muss ich auch Rom sehen.“

Über Pauli Reise nach Mazedonien und Achaja berichtet das nächste Apg 20, jetzt äußert der Apostel erst einmal seinen Entschluss, und wir fragen uns hier zuerst einmal, was der innere Grund für diese Reisepläne war:

Als Erstes erfahren wir, dass seine Arbeit in Ephesus ausgerichtet war. Dies lehrt uns, dass wir es jetzt mit einer neuen Seite der Schule der Geistesleitung zu tun haben. Die Gläubigen in Ephesus sind in gewisser Weise mündig geworden, der Sieg über die dämonischen Mächte ist erreicht worden. Lesen wir hierzu 1Jo 2:12-13, wo uns eine stufenweise Entwicklung mit den jeweiligen Kennzeichen genannt wird: Die Kindlein im Glauben rühmen ihre Sündenvergebung; die Jünglinge im Glauben haben den Bösen überwunden (dies ist ja jetzt der Stand in Ephesus), und die Väter im Glauben haben den erkannt, der von Anfang an ist! Wir sehen an dieser Stelle, liebe Geschwister, dass wir auch von Johannes lernen dürfen!

Paulus war jetzt frei für weitere Reisen, selbst in das ferne Rom. Interessant ist hier, warum Paulus sich innerlich gedrängt fühlte, zuerst nach Jerusalem zu reisen, bevor er Rom sehen musste? Es war die Geistesführung, der er sich hier unterordnete. Er ging einfach davon aus, dass der Besuch in Jerusalem seine weiteren Pläne beeinflussen würde und ihm dort gezeigt wird, wie der weitere Weg verläuft. Er selbst hatte ja keine Ahnung, was auf ihn zukam! Wie wichtig dieser Besuch in Jerusalem war, wird uns später noch gezeigt

Wir lernen hieraus, dass Gott uns Seine Wege schrittweise enthüllt und dass wir Ihm auf all unseren Wegen vertrauen sollen, auch wenn wir selbst manches (oder vieles) anders gemacht hätten! Passend hierzu ist ein Wort in Spr 3:6!

Apg 19:22

„So sandte er zwei von denen, die ihm zu Diensten standen, Timotheus und Erastus, nach Mazedonien voraus, während er selbst eine Zeitlang auf die Provinz Asien acht hatte.“

Paulus befindet sich immer noch in der Provinz Asien, und hier in der Stadt Ephesus. Im letzten Vers lasen wir, dass der Apostel seine Aufgabe in Ephesus als „ausgerichtet“ sah und sich bereits mit weiteren Reiseplänen befasste. Dazu sandte er seine beiden Mitarbeiter schon einmal voraus. Da wir hier an einem weiteren Wendepunkt Pauli stehen, wollen wir uns an diesem Punkt einen Überblick über das Wirken des Apostels verschaffen, dabei sind uns „vier“ Dienstabschnitte bekannt:

1.) Der erste Abschnitt beginnt vor Damaskus, es ist die Berufung des Saulus und sein darauf folgender Dienst in den Synagogen, wo er Jesus als Sohn Gottes bezeugte (Apg 9:1 ff).
2.) Dieser zweite Abschnitt beginnt mit Apg 13:4, es ist die Zeit, in welcher Paulus in den Synagogen den Messias Israels in den Mittelpunkt stellte, und außerhalb der Synagogen Juden wie Griechen die Rechtfertigung durch Glauben lehrte. Es ist auch der Abschnitt, von dem Röm 15:16 berichtet, dass Paulus als Amtsträger Christi Jesu den Nationen diente und als Priester des Evangeliums Gottes wirkte. Nach Röm 15:19 hat Paulus diesen priesterlichen Dienst „völlig ausgerichtet“. In Verbindung mit unserem letzten Leitvers sehen wir uns darin bestätigt, dass hier in Ephesus ein neuer Abschnitt beginnt (wo wir jetzt mit Vers 21 ja angekommen sind).
3.) In diesem Abschnitt, der mit Apg 19:21 beginnt, ist Pauli Hauptaufgabe, a) über die Versöhnung zu schreiben, und b) Christus wird nicht länger dem Fleisch nach als Messias Israels verkündigt, sondern als Christus unter den Nationen, wie er dies später in Kol 1:27 beschrieben hat.
4.) Dieser Abschnitt beinhaltet seinen Dienst als „Gebundener in Rom“. Hier, in römischer Gefangenschaft, entstanden die herrlichen Gefängnisbriefe, die uns die letzten Wahrheiten der Verwaltung der Gnade enthüllt haben.

Wir haben bereits erwähnt, dass die im Glauben gereiften Geschwister nun auch bereit waren, weiter in die Geheimnisse Gottes eingeführt zu werden. Eines dieser Geheimnisse war „das Geheimnis des Christus“ und „die gegenwärtige Verwaltung der Gnade Gottes“, wie sie durch den Apostel in 1Kor 2:6-10 angeführt wird. Auch weist Paulus seine Zuhörer darauf hin, dass auf die anfängliche Zeit der Unmündigkeit für alle Körperglieder die Mündigkeit (Reife) folgen würde (siehe 1Kor 13). Dazu gehört auch das Geheimnis der Auferstehung, das uns ja in 1Kor 15 auf das Herrlichste beschrieben wird. Er führt dieses Apg 15 bis zum Abschluss der Äonen weiter und führt bis in die Vollendung, wo Gott alles in allen sein wird.

In obigem Sinn müssen wir jetzt den Apostel Paulus sehen, wenn er eine Zeitlang auf die Provinz Asien achthatte. Dabei merken wir alle, dass Lukas, der Schreiber der Apostelgeschichte, über diese Dinge nichts berichtet, weil sein Schwerpunkt ja „das irdische Königreich“ ist. Für uns bedeutet dies, dass wir generell in der Apostelgeschichte keine uns betreffenden Geheimnisse enthüllt bekommen, diese finden wir allein in den Paulusbriefen. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass in dieser Zeit Paulus den ersten Korintherbrief schrieb.

Dies ist jetzt unser gegenwärtiger Stand, wo Paulus zwei Mitarbeiter voraus sandte, selber aber noch in Asien diente. Vielleicht darf uns heute erneut bewusst werden, wie reich wir mit einem heute auf sein Vollmaß gebrachtes Wort Gottes sind! Wir dürfen ohne Einschränkung hineinschauen in den unausspürbaren Reichtum des Christus (Eph 3:8-9) und Ihn, unseren Herrn und unser Haupt mit enthülltem Angesicht widerspiegeln (abspiegeln), und dabei von Herrlichkeit zu Herrlichkeit umgestaltet werden. wie es 2Kor 3:18 beschreibt.

Der Aufstand des Demetrius

Apg 19:23

“Es entstand aber zu jener Frist nicht wenig Erregung über den Weg Gottes;

Bevor Lukas die Weiterreise des Paulus beschreibt, berichtet er ziemlich ausführlich über den Aufruhr in Ephesus, angestiftet durch einen Silberschmied, wobei unser heutiger Leitvers erst einmal „nicht wenig Erregung über den Weg Gottes“ angibt. Schauen wir hier zuerst zurück auf die Anfänge:

In Vers 9 unseres Kapitels lasen wir, dass Paulus in der Synagoge in Ephesus diente und dass sich einige der Juden verhärteten, widerspenstig waren und über den Weg Gottes vor den Augen der Menge Übles redeten. Da Paulus schon zuvor außerhalb der Synagoge Aufsehen erregt hatte, indem sich bei der Taufe mit heiligem Geist Zeichen und Wunder kundtaten, war die Volksmenge hellhörig geworden – solche Ereignisse sprachen sich schnell herum. Wir stellen hier fest, dass es erst einmal Juden waren, die in der Öffentlichkeit über Gottes Wege lästerten. Dadurch wurde der Weg für weitere Erregung geebnet.

Schon immer hatten die Menschen an den Wegen Gottes zu kritisieren und zu zweifeln, dies fing schon im Paradiesgarten an. Bis heute hören wir noch die Schlange zu Eva sprechen: „Tatsächlich? Hat denn Alueim gesagt: Nicht essen sollt ihr von jedem Baum des Gartens!“ Und Eva fiel prompt auf das Anzweifeln des Wortes Gottes herein, die Folgen kennen wir. Lassen wir uns heute von einem Wort aus Jes 55:8-9 zusprechen:

„Denn Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht Meine Wege, so erklärt Ieue. Denn wie die Himmel erhabener sind als die Erde, so sind Meine Wege erhabener als eure Wege und Meine Gedanken als eure Gedanken.“ Dieses Wort darf uns besonders dann Kraft und Zuspruch sein, wenn wir oft nicht mehr weiter wissen, wenn uns Zweifel ankommen wollen und ein „Warum“ auf den Lippen haben. Seine Wege führen immer an das herrliche Ziel!

Apg 19:24 -25

„denn ein Silberschmied namens Demetrius, der silberne Tempel der Artemis herstellte und den Kunsthandwerkern kein geringes Einkommen bot, scharte diese und die mit solcher Kunst beschäftigten Arbeiter zusammen und sagte: Männer, ihr wisst Bescheid, dass auf diesem Einkommen unser Wohlstand begründet ist.“

Wir erleben, wie zwei Welten aufeinander prallen: Auf der einen Seite der gläubige Mensch, der Seinem Wort vertraut und nicht anzweifelt, auch wenn die Wege Gottes nicht immer verstanden und erkannt werden, auf der anderen Seite die Menschen ohne Gott, die ihren Wohlstand auf den irdischen Dingen aufbauen, hier auf dem Einkommen durch Götzenarbeit, das heißt, einem schwunghaften Handel mit kleinen Nachbildungen des weltberühmten Tempels der Artemis. Worauf bauen wir auf?

Wir finden ein wunderbares Wort in 1Kor 3:10-12, das zum Kernpunkt hat: „Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, und der ist Jesus Christus.“ Paulus hat als weiser Werkmeister diesen Grund gelegt, und wir sollen Obacht geben, „wie“ wir darauf bauen!

Ist Jesus Christus für uns eine Art Arzneikästchen, das wir nur öffnen, wenn uns etwas plagt? Oder ist Er unser Haupt, mit dem wir in ständiger Verbindung stehen? Den wir ständig anschauen dürfen und dabei Seine Herrlichkeit widerspiegeln? Es ist uns Gläubigen ja nicht verboten, „Wohlstand“ zu besitzen, nur: Wir sollen nicht darauf bauen! Unser einziger Grund muss Jesus Christus sein. In 1Kor 3:12 ff wird noch weiter angeführt, dass wir mit zwei sehr unterschiedlichen Materialien auf diesem Grund bauen können: Mit Brennbarem wie Holz, Gras, Stroh, oder Unbrennbarem wie Gold, Silber und kostbare Steine! Die „brennbaren“ Materialien stellen unsere eigenen Werke dar, wir vertrauen noch zu viel auf unsere eigene Kraft. Wer hingegen ganz auf den Herrn baut, Ihm wirklich alles überlässt, darf einst in der Herrlichkeit die „unbrennbaren“ Werte ernten und damit seinen ganz eigenen Lohn erhalten!

Apg 19:26

„Nun schaut und hört, wie dieser Paulus nicht allein in Ephesus, sondern beinahe in der gesamten Provinz Asien eine beträchtliche Schar überredet und umgestimmt hat; er sagt, dass es keine Götter seien, die mit Händen gemacht werden.“

Der Silberschmied Demetrius verstand es anschaulich für uns alle, Eigennutz und Fanatismus zusammenzuführen. Aber wir sehen noch mehr: Das Evangelium Pauli begann derart zu wirken, dass beinahe die gesamte Provinz Asien davon hörte und viele beeindruckte, ja umstimmte. Es ist uns ein Anliegen, hier klarzustellen, dass kein vorherbestimmtes Körperglied vom Evangelium „überredet und umgestimmt“ werden kann – dies wäre ja ein eigenes Werk! In der DaBhaR-Übersetzung hat F.H. Baader diese zwei Worte mit „umentständigt“ wiedergegeben, und dazu angemerkt: „aus ihrem bisherigen Stand in eine neue Stellung gedrängt“. Diese Wiedergabe trägt unserer göttlichen Berufung mehr Rechnung, weil hier unser eigenes Wirken deutlicher ausgeschlossen ist. Kein Gläubiger, der ein Glied am Körper Christi ist, kann überredet werden, ganz einfach darum, weil wir vor dem Niederwurf der Welt in Christus auserwählt wurden. Und als solch Auserwählte werden wir zu dem von Gott bestimmten Zeitpunkt gerufen bzw. berufen!

Ähnliches gilt auch für Israel. In Joh 15:16 sagt Jesus Seinen Jüngern: „Nicht ihr habt Mich erwählt, sondern Ich habe euch erwählt …“; und schon früher in Joh 6:29 lesen wir deutlich im Hinblick auf die Gläubigen, dass es das Werk Gottes ist, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat! Etwas weiter in Vers 44 sagt Jesus: „Niemand kann zu Mir kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht“! Mit diesen Aussagen ist eindeutig jeglicher eigene Wille ausgeschlossen und Gott ist und bleibt der allein Wirkende!

Es entspricht dem göttlichen Ratschluss, dass sich kein Geschöpf von selbst aus der Finsternis und Widerspenstigkeit, in welches es Gott gestellt hat, befreien kann oder selber herausfindet! Es gibt nur einen Wirkenden im gesamten All, und das ist Gott, unser Vater!

Apg 19:27

Dies bringt aber nicht allein die Einstellung unserer Partei in Gefahr, dadurch widerlegt zu werden, sondern auch die Weihestätte der großen Göttin Artemis wird man für nichts rechnen, wenn demnächst auch ihre Glorie erloschen sein wird, erweist ihr doch die ganze Provinz Asien und die Wohnerde Verehrung.“

Der Widerwirker versteht es meisterhaft, die Menschen dort anzugreifen, wo sie schwach sind. So verführte er Eva mit den Worten: „… und ihr werdet sein wie Alueim …!“ Dies bedeutet, dass der Mensch selber bestimmen möchte; und er bestimmt, dass nicht mehr Gott allein über ihm steht, sondern viele andere Götter, die der Mensch sich selber gemacht hat. Diese Schwäche durchzieht die Menschheit von Anfang an, doch ganz besonders tragisch wird sie sich am Ende auswirken!

Nach Offb 13:15-17 wird dann die Menschheit dem Bild eines wilden Tieres huldigen, mehr noch, sie werden dann gezwungen, das Zeichen dieses wilden Tieres an Hand oder Stirn zu tragen. Interessant ist hier, dass das griechische Wort „charagma“ (wörtlich: „Schnitzwerk“) gleicherweise für die Kunstwerke der Silberschmiede in Ephesus wie in der Offenbarung für das Zeichen des wilden Tieres gebraucht wird. Es darf angenommen werden, dass dieses Merkmal (Schnitzwerk) des wilden Tieres eine Miniaturausgabe des großen Bildes sein wird. Es sei hier angemerkt, dass die „Chip-Technologie“ (Chips, die wir von jenen kleinen golden aussehenden Rechtecken auf den Kreditkarten kennen), längst auch unter der Haut implantierbar ist – und kleinste Chips können unfassbare Mengen an Daten speichern! Da zu jener vor uns liegenden Zeit jeder dieses Zeichen tragen muss, um kaufen oder verkaufen zu können, werden die meisten Menschen dieses Abbild des Widerwirkers tragen.

Doch der Mensch wird lernen, dass all dieser Götzendienst nur ein Trugbild Satans ist, dass gemäß Eph 4:6 nur „ein“ Gott und Vater über allen ist und durch alle und in allen wirkt!

Apg 19:28

„Als sie das hörten, wurden sie voll Grimm und schrien: „Groß ist die Artemis der Epheser!“

Wir müssen dem Gestrigen noch anfügen, dass dieses wilde Tier, welches wir aus Off. 13 zitiert haben, kein totes Standbild, sondern höchstwahrscheinlich lebendig sein wird. Wenn wir Jes 2. zu Hilfe nehmen, lesen wir in Vers 22 von einem Menschen, dessen Odem in seiner Nase ist; es handelt sich folglich um ein Geschöpf, dessen Wirken und Lebenskraft aber vollständig von seinem Schöpfer abhängt!!!

Da wir heute unübersehbar in den letzten Tagen der Verwaltung der Gnade stehen, dürfen wir auch auf 2Thes 2 verweisen, jenem Kapitel, wo Paulus die Zeit nach unserer Entrückung beschreibt. Dieser Mensch, den wir oben genannt haben, ist „der Mensch der Gesetzlosigkeit“, der „Sohn des Untergangs“, der allem widerstrebt und sich über alles überhebt, was Gott genannt wird oder Gegenstand der Verehrung ist, so dass er sich selbst in den Tempel Gottes setzt und zu erweisen sucht, er sei ein Gott. Doch darf nicht übersehen werden, dass das Geheimnis der Gesetzlosigkeit schon längst wirksam ist (2Thes 2:7), wir folglich sehr gut die Auswirkungen spüren müssen! Spüren wir sie? Können wir sie richtig zuordnen?

Die große Masse der Menschen ist träge und reagiert nur dort, wo ihr „Götze angetastet wird“, in den meisten Fällen „das Geld“! Demetrius verstand, wie wir schon sagten, Eigennutz und Fanatismus zu vereinen. Und als es so schien, dass das Evangelium den Kunsthandwerkern tatsächlich ihren Gewinn schmälerte, wurden diese sofort hellhörig und ließen sich willig verführen.

Hier ertönte noch ihr Geschrei: „Groß ist die Artemis der Epheser“ – doch später einmal wird es ganz anders ertönen: „Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes des Vaters“ (Phil 2:11).

Apg 19:29

„Und die Stadt wurde von der Verwirrung erfüllt. Dann stürmten sie einmütig in das Theater und schleppten Gajus und Aristarchus, die mazedonischen Reisegefährten des Paulus, mit sich.“

„Verwirrung“ erfüllte die Stadt! Bisher war die Artemis eine unumstrittene Göttin, doch jetzt kamen fremde Männer und sprachen von dem „einen Gott“, der die Welt so sehr liebte, dass Er Seinen Sohn opferte, um das zu vollbringen, was kein Mensch zu vollbringen vermag! Wer hat Recht? Dazu kam noch, dass dieser bisher unbekannte Gott ganz offensichtlich unnatürliche Zeichen und Wunder vor aller Augen tun konnte – schon gab es eine beträchtliche Schar, die sich umstimmen ließ!

Wir nutzen diese Verwirrung, die damals in Ephesus eintrat, um auf eine Verwirrung hinzuweisen, die heute eintreten kann und auf die Paulus in 2Thes 2 hinweist: Es ist die Angst, der Tag des Herrn sei gekommen, und wir sind nicht entrückt worden! Dass solche Art von Angst unsere Sinne erschüttern kann, ist gut nachvollziehbar, und der Widersacher tut alles, um diese Angst zu schüren! Doch wir sollen uns weder täuschen noch verwirren lassen, vielmehr sollen wir wissen, dass gem. 2Thes 2:3 zuerst der Abfall kommt und der Mensch der Gesetzlosigkeit enthüllt werden muss – und erst dann erfolgt unsere Entrückung! Wir wiederholen hier gerne und immer wieder: Kein in Christus Jesus Gläubiger wird zurückbleiben! Und dies ganz einfach deshalb, weil unsere Rettung nichts mit unserem Verhalten zu tun hat, sondern einzig und allein auf der Gnade beruht (Eph 2:8).

Allerdings ist die Zeit für uns alle sichtbar vorangeschritten! Der Abfall ist in vollem Gang und Gesetzlosigkeit ist fast schon Normalität, es regieren Macht- und Geldgier. Sprechen wir uns also immer wieder gegenseitig zu, seien wir nicht erschüttert oder verwirrt, versuchen wir vielmehr, das Erscheinen unseres Herrn lieb zu haben, wie es in 2Tim 4:5-8 beschrieben ist.

Apg 19:30

„Als Paulus beabsichtigte, unter die Volksmenge zu treten, ließen es ihm die Jünger nicht zu.“

Demetrius hat sein Ziel zumindest vorläufig erreicht: Das Volk, allen voran die Kunsthandwerker, waren von der Hetzrede ergriffen, der Tumult griff um sich, und da der eigentliche Verursacher, „Paulus“ nicht greifbar war, schleppte die Menge einfach zwei Reisegefährten des Paulus in das Theater. Das Freilichttheater in Ephesus hatte damals ein beträchtliches Ausmaß, es hatte 25 000 Sitzplätze! Dorthin wurden die beiden Gläubigen „geschleppt“, wobei sicher Brutalität mitwirkte. Wenn wir versuchen, uns in diese beiden Brüder hineinzuversetzen, so können wir vielleicht etwas nachempfinden, was dies für innere und äußere Belastungen waren. Noch kurz zuvor überwand Paulus im Namen des Herrn öffentlich dämonische Kräfte, was dazu führte, dass der Name des Herrn Jesus hoch erhoben wurde (V. 17); nun werden zwei Gläubige offenbar hilflos in die Hände einer aufgewühlten Volksmenge gegeben, die sicherlich nicht sanft mit ihnen umging – wo ist jetzt dieser Jesus? Warum greift Er nicht ein?

Einer allerdings, Paulus, war sofort bereit, einzugreifen und vor die Volksmenge zu treten – doch seine eigenen Glaubensbrüder ließen dies nicht zu – fürchteten sie um Paulus? Hatten sie Bedenken, der Herr könnte sich zurückhalten?

Wir sehen, liebe Geschwister, wie schnell innere Konflikte in solch einer Lage aufkommen können, und auch wir werden nur zu oft in ähnliche Situationen geführt. Die Epheser durften zuerst erfahren, dass Gott sehr wohl die absolute Macht über die Kräfte der Finsternis hat – doch dann mussten sie lernen, ihren neuen Glauben auch in kritischen Situationen nicht zu verlieren. Über Pauli Berufung stand die Aussage Gottes in Apg 9:16: „Ich werde ihm anzeigen, wieviel er um Meines Namens willen leiden muss“. Und dies gilt, zumindest ein Stück weit, auch für die Nachfolger Pauli!

Apg 19:31

„Aber auch einige der obersten Beamten der Provinz Asien, die seine Freunde waren, sandten zu ihm und sprachen ihm zu, sich nicht in das Theater zu begeben.“

Wir haben hier in Ephesus zwei Schauplätze: Zum einen das riesige Freilufttheater, wo eine aufgebrachte Menge ihre Wut an zwei Reisebegleiter des Paulus auslassen wollte, und zum anderen abseits von dem Geschehen Paulus, der bereit war, seinen Brüdern zu Hilfe zu kommen, aber von den Jüngern in Ephesus, sowie von führenden Beamten überredet wurde, nicht in das Theater zu gehen. Wir müssen uns einmal, liebe Geschwister, ernsthaft in diese Lage hineinversetzen: Würden wir unsere Glaubensgeschwister, die an unserer Stelle abgeschleppt und einem wütenden Mob übergeben wurden, im Stich lassen?

Wir sehen erneut, wie schwierig bestimmte Situationen werden können. Um hier herauszufinden, schauen wir zurück in die Geschichte Israels, in das 2. Buch Mose, wo es um den Auszug aus Ägypten geht. Im 14. Kapitel sehen wir das Volk in einer ziemlich hoffnungslosen Lage: Ein hoch überlegenes Heer ägyptischer Wagen und Kriegsleuten befand sich nahe hinter ihnen, vor ihnen das Meer, wo sollten sie hingehen? Und schon hörte man die ersten Skeptiker, die Mose vorwarfen: Warum hast du uns das angetan und uns aus Ägypten geführt? Lesen wir die Antwort Gottes in 2Mo 14:13-14:

„Fürchtet euch nicht! Stellt euch hin und seht die Rettung Jewes, welche Er für euch heute vollbringen wird; denn so wie ihr die Ägypter heute seht, sollt ihr sie fortan nicht wieder sehen – für den Äon. Jewe wird für euch streiten, und ihr, ihr sollt stille schweigen.“

Es gab immer wieder Situationen im Leben Pauli, wo er unter Verachtung seines Lebens Zeugnis für seinen Herrn ablegen durfte, aber es gab auch Lagen, wo er stille sein musste, weil sein Herr für ihn stritt – in Ephesus war solch eine Situation, die auch uns viel sagen kann.

Apg 19:32

„Einige schrien nun dies, andere etwas anderes; denn die herausgerufene Zunftversammlung war in Verwirrung, und die Mehrzahl wusste nicht, weswegen man zusammengekommen war.“

Wir haben gestern auf zwei Schauplätze hingewiesen, einmal auf Paulus, der eingreifen wollte und daran gehindert wurde, und zum anderen auf das Theater, wo die aufgehetzte Volksmenge versammelt war. Über Paulus erfahren wir praktisch nichts mehr, lediglich, dass er sich in Kap. 20:1 verabschiedete und abreiste. Das bedeutet: Er war stille und ließ Jewe für sich streiten!

Der zweite Schauplatz des Geschehens in Ephesus beschäftigt uns allerdings noch einige Verse. So lesen wir heute doch ziemlich erstaunt, dass die Mehrzahl der Menge gar nicht wusste, warum sie schrien – dies heißt, dass sie von jemand anderes gesteuert wurde! Dieser „Andere“ war vordergründig erst einmal Demetrius, der Silberschmied; doch tiefer gesehen stand hinter Demetrius eine weitere Macht die auch ihn lenkte: Satan! In 2Kor 4:4 wir er „der Gott dieses Äons“ genannt, der die Gedanken der Ungläubigen blendet, und gemäß Eph 2:2 ist er „der Fürst des Vollmachtsgebietes der Luft“, der in den Söhnen der Widerspenstigkeit wirkt und der auch uns, die Gläubigen, einst in der Hand hatte. Das bedeutet nichts anderes, als dass unsere Welt in diesem Äon dem Satan übergeben wurde, aber nur so lange, bis Christus die Königsherrschaft auf Erden übernehmen wird. Wir wissen, dass Satan dann für tausend Jahre gebunden sein wird. Ist uns zutiefst bewusst, was das bedeutet?

Wir haben es mit einer Menschheit zu tun, die unsichtbar von der Macht der Finsternis gelenkt wird! Und weiter: Diese Menschheit weiß, wie die Menge in Ephesus, auch nicht, was sie tut! Diese Gedanken sollen uns aber nicht traurig machen, vielmehr führen sie uns zum schönsten Platz dieser Erde: Nach Golgatha! Dort sagte unser Herr im Blick auf die verblendete Menschheit, bezeugt von Lk 23:34: „Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Apg 19:33

„Da vereinigte man sich um Alexander, einen aus der Schar, den die Juden vorschoben. Alexander nun winkte mit der Hand und wollte sich vor der Volksmenge verteidigen.“

Wir wollen heute zuerst noch einige abschließende Gedanken zum letzten Absatz von gestern machen: Gott, der Schöpfer der Himmel und der Erde, von dem Johannes bezeugt, dass Er Liebe ist (1Jo 4:8), übergibt die Menschheit dem Fürsten der Finsternis – ist das Liebe?

Wenn wir uns hierüber noch nicht innerlich auseinandergesetzt haben, werden wir nie den Sinn unseres Erdenlebens verstehen! Gott hat Seine geliebten Menschen bewusst aus dem Paradiesgarten ausgetrieben, weil Adam und Eva im Zustand der Unschuld unfähig waren, Gottes Liebe zu erwidern! Deshalb setzte Gott neben den erlaubten Baum des Lebens auch „den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“, wohl wissend, dass Sein Verbot, von diesem Baum zu essen, gebrochen wird! Mit anderen Worten: Gott hat es Selbst gewirkt, dass Sein erstes Menschenpaar in Sünde fiel und folglich den Garten Eden verlassen musste. Es folgte der Gang in das Herrschaftsgebiet Satans, der die Menschheit fortan verführte und blendete, dass ihnen nicht der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus erstrahlen konnte und kann (mit Ausnahme jener, die auserwählt und berufen sind). Die Menschheit macht also die Erfahrung der totalen Finsternis! Und erst mit dieser Erfahrung wird sie fähig sein, Gottes Liebe mit ganzem Herzen zu erwidern! Der dunkle Hintergrund lässt die Herrlichkeit des Christus, der zum Vater führt, auf das Schönste erstrahlen!

Zurück nach Ephesus: In den allgemeinen Tumult treten die (im Sinne von Paulus ungläubigen) Juden hervor. Sie wollen die Situation für sich ausnutzen und bekunden, dass auch sie, gleich den Silberschmieden, nichts mit diesem Paulus zu tun haben! Deshalb wird Alexander vorgeschoben, er soll dies der Volksmenge vermitteln.

Apg 19:34

„Als sie erkannten, dass er ein Jude war, geschah es, dass sie alle wie mit einer Stimme etwa zwei Stunden lang schrien: Groß ist die Artemis der Epheser! Groß ist die Artemis der Epheser!“

„Wir Juden haben nichts mit diesem Paulus und seinen Begleitern zu tun“, wir stehen in diesem Fall auf eurer Seite“ – dies sollte Alexander der erregten Volksmenge übermitteln. Doch die Rechnung ging nicht auf, weil das Volk sehr gut wusste, dass die Juden keine „Artemis-Anbeter“ waren; Alexander wurde einfach niedergebrüllt! Stellen wir uns vor, liebe Geschwister, zwei Stunden lang dasselbe Gebrüll zu hören, und dies in einem Theater mit besonders guter Akustik – für die beiden Verschleppten Gajus und Aristarchus, die sich ja in der Mitte befanden, muss dies eine furchtbare Tortur gewesen sein! Dazu kam die berechtigte Furcht, von der aufgebrachten Menge gelyncht zu werden!

Wir wollen noch einmal feststellen, dass der Anfang der Feindschaft gegen Paulus in Apg 19:9 zu suchen ist. Es waren widerspenstige Juden, die sich von Paulus entfernten und Übles über ihn redeten und damit den bösen Samen in die Herzen der Bürger von Ephesus ausstreuten. Und mit dem gescheiterten Versuch, durch Alexander Paulus erneut zu belasten, zeigten sie im Grunde nur wieder ihre radikale Ablehnung des Evangeliums Jesu Christi! Und um dieser Ablehnung willen waren die Juden sogar bereit, sich mit der Volksmenge zu verbünden, es sollte ein Kompromiss mit der Göttin Artemis gegen den Namen Jesus darstellen.

Versuchen wir, an dieser Stelle einen Blick in Pauli Herz zu werfen: Vielleicht war er nicht sehr fern von dem Theater und hörte das furchtbare Geschrei der Volksmenge. Doch anstatt Enttäuschung oder gar Zorn in sich aufkommen zu lassen, richtete er sein inneres Herzensauge auf seinen Herrn – und fand Ruhe und Frieden! Es ist auch unsere Blickrichtung, geliebte Geschwister! Wenn sich die Mächte der Finsternis um uns erheben, wenn ihr Geschrei unsere Nerven tötet … lasst uns auf Ihn schauen, am Kreuz ist Ruh!

Apg 19:35

„Schließlich beschwichtigte der Stadtschreiber die Volksmenge und erklärte: Männer! Epheser! Gibt es denn irgendeinen Menschen, dem nicht von der Stadt der Epheser bekannt ist, dass sie die Tempelwärterin der großen Artemis und des von Zeus gefallenen Bildes ist?“

Hilfe für die zwei verschleppten Brüder kam, wie so oft, von der ungläubigen Obrigkeit. In dem Stadtschreiben müssen wir einen Verbindungsmann zwischen der Stadtverwaltung und der römischen Provinzregierung sehen. Dieser hatte wohl sehr schnell ermittelt, was dieser Tumult sollte; dabei wurde ihm gesagt, dass zwei Männer verschleppt wurden, die keinerlei Verbrechen begangen hatten, auch nicht gegen die Göttin Artemis. So machte er sich auf den Weg, und als der Tumult abzuflauen begann, ergriff er das Wort, den ersten Teil seiner Rede lesen wir in unserem Leitvers.

Wir wiesen vor einigen Tagen darauf hin, dass Paulus auf das Drängen der Jünger hörte, und nicht in das Geschehen eingriff – er war stille und ließ seinen Gott für sich streiten – und Gott nützte dazu erst einmal die weltliche Obrigkeit. In Röm 13:4 lesen wir, dass diese Obrigkeit Gottes Dienerin ist, uns zum Guten. Allerdings fordert Paulus auch, dass wir uns dieser Obrigkeit unterordnen, „… denn es gibt keine Obrigkeit außer von Gott“ (Röm. 13:1). „Unterordnung“ bedeutet, dass wir gewissenhaft unsere Pflichten wie z. B. Steuern entrichten, erfüllen. Die in Röm 13 geforderte Unterordnung bezieht sich auf weltliche Dinge, geistliche Dinge sind hiervon nicht berührt! Paulus kann unmöglich meinen, dass wir beispielsweise fremde Götzen anbeten, Daniel ist hierin für uns ein Vorbild.

Unser Textwort kann uns heute durchaus darin dienen, dass wir erneut zur Kenntnis nehmen, dass wir (auch heute) eine Obrigkeit haben, die ihren von Gott bewirkten Platz neben uns hat und das tun muss, was Gottes Wille ist. Durch unsere gottgewollte Unterordnung unter die weltliche Obrigkeit gewinnen wir gerade jene Freiheit, die wir als „in Christus Freigemachte“ besitzen – denken wir einmal darüber nach!

Apg 19:36-37

„Folglich, da dies unbestreitbar ist, müsst ihr euch beschwichtigen lassen und nicht voreilig handeln. Denn ihr habt diese Männer abgeführt, die weder Weihestättenräuber noch Lästerer unserer Göttin sind.“

Der Stadtschreiber weiß geschickt die Menge in die richtige Bahn zu lenken; er weist darauf hin, dass zum einen die Göttin Artemis samt dem vom Himmel gefallenen Bild des Zeus vor aller Welt unanfechtbar ist, was für die Handwerker bedeutet, dass ihre Einkünfte kaum geschmälert werden dürften (mit anderen Worten: „Seid ruhig, die Menschen werden nach wie vor eure Produkte kaufen“). Zum anderen weist er darauf hin, dass die zwei verschleppten Männer nichts getan haben, was gegen die Göttin nebst dem Tempel wäre, sie sind weder Räuber noch Lästerer.

Obiges darf uns heute ruhig auch einmal nachdenklich stimmen! Wie verhalten wir uns im Hinblick auf den uns umgebenden Götzenkult? Und „Götzenkult“ muss ja nicht immer eine Artemis sein, es kann auch ein fettes Geldkonto sein, der Hang zu üppigen Mahlen, Modebewusstsein … wir könnten hier noch lange fortfahren. Heben wir da nicht sehr schnell unsere Zeigefinger? kommen da nicht selten abfällige Worte über unsere Lippen? Machen wir uns noch einmal bewusst, dass der Stadtschreiber, der die Obrigkeit verkörpert, für die beiden Brüder eintritt, weil sie sich still verhalten haben, weil kein Wort der Lästerung von ihnen über die dämonische Göttin kam.

Wir sprachen gestern abschließend von der Freiheit, die wir als „in Christus Freigemachte“ besitzen, und ein Stück dieser Freiheit ist, den Anderen so zu akzeptieren, wie er ist! Dies gilt auch unter Gläubigen! In 1Kor 8:9 mahnt uns Paulus: „Doch hütet euch, dass diese eure Vollmacht (Freiheit) den Schwachen nicht etwa zum Anstoß werde!“ Vielleicht kann es uns heute dienlich sein, in bestimmten Situationen nicht unsere Erkenntnis hervorzuheben, mit dieser den Anderen zu bombardieren, sondern ganz einfach „stille sein“, immer bedenkend, wie unendlich reich wir in Christus sind!

Apg 19:38-41

„Wenn nun Demetrius und die Kunsthandwerker mit ihm einen Anlass zur Klage gegen jemanden haben, so werden Gerichtstage abgehalten, und es sind Prokonsuln da, dort mögen sie einander bezichtigen. Wenn ihr aber etwas in anderen Angelegenheiten sucht, so wird es in der gesetzmäßigen herausgerufenen Ratsversammlung erläutert werden. Denn wegen des heutigen Tumults sind wir ja in Gefahr, des Aufruhrs bezichtigt zu werden, weil sich keine einzige Ursache findet, mit der wir über diese Zusammenrottung Rechenschaft erstatten können. Als er dieses gesagt hatte, entließ er die herausgerufene Zunftversammlung.“

Es fällt (zumindest in der Konkordanten Wiedergabe) auf, dass Lukas wiederholt von „Herausgerufenen“ spricht, einmal im Bezug auf die Ratsversammlung, dann auf die Zunftversammlung. Wir haben dieses Wort meist auf die Gemeinde bezogen, doch bezieht sich die Herausrufung im Grund auf jede Versammlung von Gleichgesinnten, also auch auf Ratsmitglieder, Zünfte und Ähnlichem.

Auch Israel war in der Wildnis eine herausgerufene Schar (siehe Apg 7:38), die Pfingstgemeinde war eine Herausgerufene, und nicht zuletzt sind wir, die Glieder am Körper Christi, eine „herausgerufene Gemeinde“. Wir sehen also, dass in Gottes Wort von vielerlei Gemeinschaften die Rede ist.

Mit Blick auf uns wollen wir uns heute erneut bewusst werden, dass Gott uns in eine ganz besondere Gemeinschaft herausgerufen hat, die Er bis zur Zeit des Paulus in einem Geheimnis verhüllt hatte. Nirgendwo in der Schrift, auch nicht bei Petrus, Jakobus, Johannes, und erst recht nirgends im AT finden wir diese Körpergemeinde Christi Jesu!!! Alle Versuche, uns dort zu sehen, gehen unweigerlich in die Irre!!! Lasst uns, liebe Geschwister, in glücklicher Zufriedenheit dort ruhen, wohin Gott uns berufen und aus der Welt herausgerufen hat – „in Ihm“ sind wir mit allen geistlichen Segnungen gesegnet!

Lies weiter:
20. Die Apostelgeschichte Kapitel 20