Das Gericht vor dem Herrlichkeitsthron

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Aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum:
"Die Gerichte Gottes" (1980)
von Mathias Jaegle (siehe Lebensbild)

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften:
Inhaltsverzeichnis

Die Gerichte Gottes

2. Die zukünftigen Gerichte:

Das Gericht vor dem Herrlichkeitsthron

Von dem Richter über die Nationen ist schon in den Psalmen sehr oft die Rede. Der Prophet Zephanja weiß über dieses Weltgericht Folgendes zu sagen: „Denn Mein (Jewes) Rechtsspruch ist, die Nationen zu versammeln, die Königreiche zusammenzubringen, um Meinen Grimm über sie auszugießen, die ganze Glut Meines Zornes; denn durch das Feuer Meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden“ (Zeph 3:8). Und der Prophet Joel gibt (Joe 3 und Joe 4) eine noch ausführlichere Beschreibung, und nennt zugleich die Zeichen am Himmel und auf der Erde, die der großen Gerichtssitzung in der Talebene Josaphat (Joe 4:2), dem Tal der Entscheidung (Joe 4:14), vorangehen: Blut und Feuer und Rauchsäulen, die Sonne schwarz und der Mond wie Blut (vgl. Offb 6:12; Joe 3:3.4).

Auch diese Prophezeiungen finden in den Reden des Herrn ihre Erweiterung. Schon das Zitat (Mt 12:18-21) aus Jes 42 mit dem ganz allgemein gefassten Satz (Jes 42:2) „Er wird den Nationen Gericht verkünden“, weist in diese Richtung. Lk 21:24 erklärt Er des näheren: „Und Jerusalem wird getreten werden von den Nationen, bis der Nationen Fristen erfüllt sind.“ Daraus ist zu entnehmen, dass alsdann für sie die göttliche Abrechnung folgt, nämlich die Art und Weise ihrer Eingliederung in das israelitische Weltreich. Die folgenden Verse Lk 21:26.27) bestätigen dies: „Die Menschen erstarren vor Furcht und Vorahnung dessen, das über die Wohnerde kommt ... Und dann werden sie sehen den Sohn des Menschen kommend in der Wolke mit Macht und Herrlichkeit.“

Hierüber gibt der Herr nähere Einzelheiten an, als Er Seinen Jüngern die Frage beantwortet: „Welches ist das Zeichen Deiner Anwesenheit und des Abschlusses des Äons?“ (Mt 24:3). Er nennt den Anfang der Wehen für die Nationen, Kriege und Naturkatastrophen (Mt 24:16.20.21) und kommt dann ausführlich auf Seine Gerichtssitzung zu sprechen, zu der alle Nationen vor Seinen Herrlichkeitsthron zitiert werden (Mt 25:31-46), so wie es Joel (Joe 4:2) schon gesehen hat.

Der Widerstand der Nationen ist zu jenem Zeitpunkt zerbrochen, ihre gesamte politische und militärische Führung (Könige und Oberhauptleute) ist ebenso ausgelöscht, wie alles, was eine Waffe tragen kann. Die Schlacht des großen Tages Gottes hat reinen Tisch gemacht. Nun bleibt nur übrig, über die politische Neuordnung für die Nationen zu entscheiden. Die Wohngebiete der Erde sind neu aufzuteilen, jede Nation ist in ihren zukünftigen Bereich einzuweisen; und zugleich muss angeordnet werden, in welchen Fällen überhaupt noch ein gewisses Maß von Selbstregierung und Eigenstaatlichkeit im Rahmen des jüdischen Weltreiches gewährt werden kann.

Der Bericht darüber wie der Sohn des Menschen, auf dem Thron Seiner Herrlichkeit sitzend, die Nationen zu diesem Zwecke richten wird, ist in ein Gleichnis gekleidet, in welchem der Hirte die Schafe von den jungen Ziegen (Böcken) sondert; und zwar stellt er die einen zu Seiner Rechten und die anderen zu Seiner Linken. Die Tiere zur Rechten stellen judenfreundliche Nationen dar, die zur Linken dagegen judenfeindliche. Die Belohnung für jede Nation auf der rechten Seite besteht in einem Losteil des Königreichs, das ihnen den ungetrübten Genuss aller Segnungen ermöglicht, die ihnen durch Israels Vermittlung zufließen. Jedoch jeder Nation auf der linken Seite wird Deportation zuteil (Gehet von Mir!). Sie soll genau das erdulden, was sie Israel zufügte.

Bei dieser Gerichtssitzung, auf der jede Nation vertreten ist, geben also Werke allein den Ausschlag, und zwar die der Barmherzigkeit, die ein jedes Volk an den Brüdern des richtenden Königs, an den Juden, getan hat; Er spricht zwar zu Einzelpersonen, zu Delegationsmitgliedern, aber es geht um die Haltung der jeweiligen Nation, die sie vertreten, und zwar nicht nur während der letzten Jahre; denn während der großen Drangsal werden die Juden von allen Nationen gehasst werden (Mt 24:9), und so würden kaum irgendwelche Schafe zur Rechten des Königs stehen. Der verhältnismäßig kurze Zeitraum, da alle Nationen unter Babylons Einfluss stehen, kann nicht für ihr äonisches Geschick entscheidend sein. Es dürfte richtiger sein, den gesamten Fristen der Nationen (der Heiden Zeit, Lk 21:24) in Rechnung zu stellen, da Israel unter sie zerstreut war und Drangsal litt, da es Gelegenheiten gab, verfolgte Juden mit Kleidung und Nahrung, Trank und Obdach zu erquicken, sie im Kerker aufzusuchen oder ihnen andere Liebesdienste zu erweisen, die auf derselben Linie liegen.

Die Einstellung der einzelnen Völker im Verlauf ihrer jahrhundertelangen Geschichte hat sich oft gewandelt, so dass für ihre zukünftigen Beziehungen zu Israel im Tausendjahrreich wohl ihre Gesamthaltung während der Fristen der Nationen ausschlaggebend sein dürfte. Alle diese einzelnen Gesichtspunkte, zusammen mit den Angaben über Ort, Zeit und nähere Umstände, seien in nachstehendem Schema noch einmal kurz skizziert, und zwar zur Unterscheidung von den jeweils entsprechenden Angaben, die wir für ein ganz anderes Throngericht (Offb 20:11-15 finden. (Letzteres wird im Kapitel über „Das Endgericht für die Ungläubigen“ noch ausführlich behandelt werden.)


Gericht vor dem Herrlichkeitsthron Gericht vor dem großen, weißen Thron
Zu Beginn des Tausendjahrreiches Nach dem Tausendjahrreich
Auf der Erde im Tale Josaphat Für die Erde ward keine Stätte gefunden
Lebende Delegationsmitglieder der Nationen Tote Einzelpersonen zum Gericht auferweckt
Liebesdienste an verfolgten Juden Sämtliche Werke eines Menschenlebens
Einteilung in gesegnete und verfluchte Nationen Verurteilung und zweiter Tod für einen jeglichen


Wörtlich lautet Mt 25:46: „Und diese werden hingehen in äonische Strafe, die Gerechten aber in äonisches Leben.“ Die gerechten Nationen werden also in dem Äon des Tausendjahrreichs mit all seinen Segnungen ein Leben unter Israels Herrschaft genießen.

Hier bezieht sich das äonische Leben nur auf die Existenz der Nationen und kann daher nicht unvergänglich sein, zumal es eine Belohnung für Werke ist, wogegen das endlose Herrlichkeitsleben nur aufgrund der Gehorsamstat Christi am Kreuz empfangen werden kann.

(Natürlich kommen die Glieder der Gemeinde Christi nicht in das Gericht vor dem Herrlichkeitsthron, weil sie auch davor durch die Entrückung zum Herrn bewahrt werden - 1Thes 1:10 - alsdann beginnt ihr äonisches Leben - Apg 13:48; Tit 1:2; Tit 3:7 - das nach Abschluss der Äonen, ohne eine Unterbrechung zu erleiden, in die Unendlichkeit des unauflöslichen Lebens einmündet.)

Mt 25:46 spricht also nicht vom „ewigen Leben“ und auch nicht von „ewiger Pein“, also keineswegs von dem Endgeschick beider Gruppen.

Was nun die Strafe der Verurteiliten betrifft, so spricht derselben nicht nur die Bezeichnung „äonisch“ die Endlosigkeit ab, sondern auch die Bedeutung des Wortes „Strafe“ im Urtext. Dieser hat nämlich für „Strafe“ zwei verschiedene Wörter. Das Griechische gebraucht timoria für eine Bestrafung, die vorwiegend zur Befriedigung des Strafenden geschieht, also um Gottes Zorn Genüge zu tun und Seine Gerechtigkeit zur Schau zu stellen; dieser Begriff wird am besten mit Ahndung wiedergegeben (Hebr 10:29). Sodann hat der Urtext für „Strafe“ kolasis, und für „strafen“ kolazo. Diese Ausdrücke gehen schon einen Schritt weiter; denn sie heben den Zweck der Strafe hervor, nämlich, dass sie bessernd wirken solle. Und dieses Wort kolasis wird Mt 25:46 gebraucht, um Strafe zwecks Besserung zu bezeichnen.

Der König auf dem Herrlichkeitsthron verhängt demnach die äonische Strafe nicht etwa, um göttlichen Grimm zu befriedigen, sondern um die betroffenen Nationen zum Gehorsam zu führen.

Ein weiterer Beweis, dass die Existenz der Nationen unter Israels Herrschaft nicht endlos ist, findet sich 1Kor 15:24. Gemäß diesem Schriftwort wird einst jede Oberherrschaft und jede Obrigkeit und Macht aufgehoben werden, wenn Er alle Seine Feinde unter Seine Füße gelegt hat und das Königreich Gott, dem Vater übergibt. Das Leben der Nationen im Friedensriech Christi auf Erden hat jedoch schon früher seinen Abschluss gefunden.

Gerichte über Israeliten im Tausendjahrreich

So herrlich es auch im Tausendjahrreich sein wird, darf es doch nicht als vollkommen angesehen werden. Auch darin finden noch Gerichte statt, und dies aus dem verständlichen Grunde, weil eben noch Sünde da ist, und die alsdann lebenden Nationen nicht die erneuernde Gnade erfahren haben. Aus den verschiedenen Zukunftsbildern jener Segenszeit, welche die Propheten schauten, berichten sie von Einzel- wie auch Kollektivgerichten.

Inmitten der reichen Segnungen, von denen der Prophet Jesaja (Jes 65:18-25 zu sagen weiß, lässt er mit folgenden Worten ein Gerichtsbild erstehen: „Der Jüngling wird als Hundertjähriger sterben, und der Sünder als Hundertjähriger verflucht werden“ (Jes 65:20). Demnach gibt es im Königreich sowohl Sünde als auch göttliche Flüche. Mit seiner Vorausschau zeigt dieses Wort, dass die Menschen dann, wie zu Anfang, ein so hohes Alter erreichen, wo ein Sterben mit hundert Jahren anormal ist, weil dies noch zur Jugendzeit zählt. Ein so früher Tod gilt dann als eine göttliche Strafe für irgendeine Sünde.

Solches mag wohl in der Nationenwelt vorkommen, aber doch nicht mehr in Israel, dem Segensvolke. Gewiss, als Volksganzes wird es nie mehr aus seinem Gehorsam fallen. Jedoch gibt es in ihm einzelne Glieder mit Neigungen zu früheren Irrwegen, denen sie auch verfallen. Dies bestätigt der Prophet Sacharja. Nachdem er vom zukünftigen Königreich gesprochen hat, fährt er Sach 13:3 fort: „Und es wird geschehen, wenn ein Mann ferner (irreführend) weissagt, so werden sein Vater und seine Mutter, seine Erzeuger, zu ihm sprechen: ‚Du darfst nicht leben, denn du hast Lüge geredet im Namen Jewes!‘ Und sein Vater und seine Mutter, seine Erzeuger, werden ihn durchbohren, wenn er weissagt.“ Nach diesem Wort werden also in jener kommenden Segenszeit Israeliten versuchen, als falsche Propheten aufzustehen. Auf solche Vergehen folgt nach göttlichem Willen sofort die Todesstrafe. Die eigenen Eltern werden diese im Auftrage Gottes an ihrem ungehorsamen Sohne vollstrecken. Auch die weiteren Verse (Sach 13:4-6) reden von derselben traurigen Tatsache und zeigen, wie schnell dann auf Verfehlungen auch die Strafe folgt.

Der Prophet Jesaja lässt ebenfalls durchblicken, wie es unter der Herrschaft Christi noch Menschen mit schlechter Gesinnung gibt. Jes 32:1 beschreibt den Segenszustand seines Volkes. Wenn er Jes 32:5 weiter sagt: „Der gemeine Mensch wird nicht mehr edel genannt und der Arglistige nicht mehr vornehm geheißen werden“, so setzt das voraus, dass es auch solche sündig handelnde Menschen geben wird. Doch lässt sich dann niemand mehr von diesen Einzelgängern täuschen, über welche bestimmt eine Strafe verhängt werden wird.

Richtstätte im Tal Hinnom

Vom gleichen Propheten Jesaja erfahren wir weiter von einer Gerichtsstätte im Tausendjahrreich. Er sagt darüber Folgendes: „Und es wird geschehen: von Neumond zu Neumond und von Sabbat zu Sabbat wird alles Fleisch kommen, um vor Mir anzubeten, spricht Jewe. Und sie werden hinausgehen und sich die Leichname der Menschen ansehen, die von Mir abgefallen sind; denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht verlöschen, und sie werden zum abstoßenden Anblick allem Fleische“ (Jes 66:23-24).

Dieses Gericht steht in einem Kapitel, welches vom Königreich handelt. Neumonde und Sabbate welche dann wieder im Vordergrunde stehen, bringen dieses Gericht stark mit Israel in Verbindung. Mit der Stätte der Anbetung kann nur Jerusalem gemeint sein. Die Stadt des großen Königs wird in demselben Kapitel noch etliche Male erwähnt. (Jes 66:6.10.13.20). Im Tausendjahrreich werden nach den prophetischen Aussagen auch die Nationen zur Anbetung dorthin ziehen. Aber sie werden dann noch etwas anderes tun. Sie gehen aus Jerusalem hinaus an einen in der Nähe liegenden Ort, wo sich eine Gerichtsstätte befindet. Und was sehen sie da? Leichname hingerichteter Menschen, welche unbeerdigt daliegen und von Würmern und Feuer verzehrt werden. Es sind Menschen, die von Gott abgefallen waren und mit dem Tode bestraft wurden, ein abstoßender Anblick für die Zuschauer. So bestätigt auch dieses prophetische Bild, dass es im Königreich noch Abfall geben wird; d. h. Menschen, die sich bewusst von Gott abkehren.

Dieses zukünftige Gerichtsbild kann nur durch Vertrautsein mit dem verstanden werden, was sich schon früher an diesem Ort zugetragen hatte. Vor Jerusalem gab es ein Tal, genannt Tal der Söhne Hinnoms. Nach Jer 7:31 hatten sich die Juden dort Höhen gebaut, um ihre Kinder dem Götzen Moloch zu opfern (2Kö 23:10; Jer 19:5). Die Stätte erhielt denn den Namen Tophet, welches soviel heißt wie Gespei, Gräuel, daher auch Gräuelstätte. Diesen Ort schrecklicher Sünde hatte Jewe früher schon, bei dem durch Nebukadnezar ausgeführten Gericht, zu einer Richtstätte gemacht (Jer 19:6; Jer 7:33). Ja, ausgerechnet dort an jener Sünden Stätte, gab Er sie so dem Schwert ihrer Feinde preis, dass dieses Tal Würgetal genannt wurde, weil dort so viele ums Leben kamen. Dazu geschah noch, was dem Juden besonders schrecklich war, dass die Leichname entweder an der Gräuelstätte oder überhaupt nicht begraben wurden. So lagen sie dann da, den Vögeln und den Tieren zur Speise, und ausdrücklich heißt es, dass diese niemand von ihrem Fraße wescheuchen wird (Jer 7:33).

Wenn später den Juden Jes 66:23-24 in der Synagoge vorgelesen wurde, brauchten sie keine Auslegung dazu; denn sie wussten, dass damit das vor Jerusalem liegende Tal der Söhne Hinnoms, später genannt, die Gehenna, gemeint sei. Ohne weiters war es ihnen klar, dass Gott dasselbe in der Zukunft nochmals als Richtstätte benutzen werde. Das alles konnten die Juden damals umso besser verstehen, weil dieser Ort noch immer als Schuttabladestelle diente, und man sogar hingerichtet Verbrecher dort unbegraben hinwarf und dem Fraße der Würmer preisgab. Durch Feuer suchte man diesen Unrat zu vertilgen, und weil dieses dauernd neue Nahrung erhielt, schwelte es ohne Aufhören und ging nie aus.

Wie die Propheten, so hat auch der Herr nicht nur von den Segnungen des Königreiches gesprochen, sondern auch von den darin stattfindenden Gerichten. Er hat die von ihnen gemachten Gerichtsaussagen aufgenommen, weitergeführt und auch erweitert. Ja, sehr stark hat Er den Juden das mit so tiefer Schande verbundene Gericht im Tale der Söhne Hinnoms (Gehenna) vorgehalten. Leider hat die übliche Übersetzung Seiner Worte den Zusammenhang mit Jes 66:24 gänzlich verdeckt und hat eine der Bibel fremde Vorstellung erstehen lassen. Bei sämtlichen Aussagen des Herrn wird diese Stätte „die Hölle“ genannt, auch mit dem Beisatz: „die Hölle des Feuers“ und „das Gericht der Hölle“. (Mt 5:22.29.30; Mt 18:9; Mk 9:43.45.47; Lk 12:5; Mt 10:28; Mt 23:33). Die gesamte Christenheit der beiden großen Konfessionen bis hinein in die Gemeinschaftskreise versteht unter Gehenna den Ort des „ewigen“ Feuers, darin Satan und die Verdammten endlos gequält werden. Diese Auffassung schaut auf eine so lange Tradition zurück, dass sie wie ein mächtiges, unumlegbares Bollwerk dasteht. Doch erfreulicherweise tauchen bereits hier und da Erklärungen auf, welche sich nicht scheuen, das Wort „Hölle“ als irreführende Übersetzung des Urtextes hinzustellen.

Hölle - Hades - Gehenna

„Hölle“ erscheint in den meisten Bibeln als Übersetzung von mehreren Urtextwörtern, vor allem von „Hades“ (Ungewahrt) und „Gehenna“; in der konkordanten Übersetzung werden sie einheitlich wiedergegeben. Das letzter Wort stammt aus dem Hebräischen und bezeichnet die „Schlucht von Hinnom“. Also hat der Herr von keinem andern Gericht gesredet, als von dem schon von Jesaja geweissagten (Jes 66:24). Diesen Zusammenhang zu erkennen, ist eben nur durch eine wortgetreue Übersetzung möglich. „Hölle hingegen hüllt das ganze Gebiet in Dunkel und hat zu ganz schriftwidrigen Auslegungen geführt.

Wie ein Stein in seine Fassung, so passt das Gerichtsbild von der Gehenna (Mk 9) in den Rahmen der Rede des Herrn. Er spricht vom Eingehen ins Königreich, welches Er immer noch als nahe bevorstehend darstellt. Doch hält Er dabei den Zuhörern mit dem drastischen Bild vom Glieder abschneiden vor, dass man, anstatt die Segnungen des Königreiches zu erlangen, durch ungelöste sündige Gebundenheiten in die Gehenna geworfen werden könne. (Wiederum ein Bild, das man unter Gläubigen heute zu Unrecht auf unsere jetzige Verwaltung überträgt und anwendet.) Eine solche Sünde, welche in dieses Gericht führt, nennt Er Mt 5:22. Den widerspenstigen Schriftgelehrten und Pharisäern schleudert Er furchtlos entgegen, dass sie nicht entfliehen werden dem Gericht der Gehenna Mt 23:33.

Hingegen spricht Er denen, welchen um ihren Glaubens willen Leiden bevorstanden, mit Lk 12:4-5 zu: „Ich aber sage euch, Meinen Freunden, fürchtet euch nicht vor denen, die da töten den Körper und nach diesem darüber hinaus nichts mehr zu tun haben. Ich werde euch aber anzeigen, wen ihr solltet fürchten. Fürchtet den, der nach dem Töten Vollmacht hat, zu werfen in die Gehenna. Ja, Ich sage euch, diesen fürchtet!“

Nächst dem Zuspruch gibt der Herr mit diesen Worten den genauen Vorgang des Gerichtes der Gehenna an. Zuerst wird der Körper getötet, und erst darauf wird derselbe als Leichnam in die Gehenna geworfen. Es ist also kein Gericht, in welchem die sich darin Befindenden leiden, denn sie sind ja tot. Ebenfalls ist ohne nähere Erklärung gut zu verstehen, dass diese irdische Gerichtsstätte gar keine endlose Dauer haben kann. Selbst wenn sie vom Herrn „äonisches Feuer“ genannt wird (Mt 18:8), so ist damit angezeigt, dass dieses Feuer einen gesamten Äon andauern wird. Für das Aufhören gibt die Schrift einen triftigen Grund an: Wenn nämlich am Ende des Tausendjahrreiches die Erde durch Feuer aufgelöst wird und verbrennt (2Petr 3:10-13), wird in dieser Glut auch die Gerichtsstätte in der Schlucht Hinnoms zerschmelzen und sich auflösen.

Sünde wider den heiligen Geist

Neben diesem nennt der Herr noch andere Gerichte, welche in Beziehung zum Königreich stehen. Lk 12:10 sagt Er warnend: „Und jeden, der ein Wort wird reden gegen den Sohn des Menschen, dem wird es erlassen werden. Der aber, der gegen den heiligen Geist lästert, dem wird es nicht erlassen werden.“ Wird dieses Christuswort aus seinem Zusammenhang gelöst und isoliert betrachtet, so scheint es, als ob diese Sünde niemals mehr vergeben werde. Doch es sind noch andere dieses Gericht betreffende Schriftstellen da, welche einer solchen Deutung jede Berechtigung nehmen. Hier bietet sich vor allem wieder Gelegenheit, die Lektion über die Gerichtssprache Gottes praktisch anzuwenden. Genau so hat doch Gott früher schon geredet. Durch Hosea ließ Er dem Haus Israel sagen, dass Er ihm nicht vergeben werde (Hos 1:6). Wenn Er aber darauf durch Jeremia verheißt (Jer 33:8), dass Er ihnen ihre Missetaten vergeben würde, so ist das nicht als die Aufhebung der Drohung zu verstehen, sondern ein Zeichen dafür, dass Er derselben nicht endlose Dauer beilegte. Gott hat auch danach diese Seine Ausdrucksweise nie aufgehoben oder abgeändert. Folglich dürfen das auch Seine Heiligen nicht tun, und Stellen wie Lk 12:10 als absolute göttliche Verneinungsform deuten. Für diese Richtigkeit liegen außerdem noch andere Beweise vor.

So die Parallelstelle Mt 12:31-32: „Jede Sünde und Lästerung aber wird nicht erlassen werden ... Wer aber etwas sagen sollte wider den Geist, den heiligen, ihm wird es nicht erlassen werden, weder in diesem Äon noch in dem zukünftigen.“ Hier sehen wir die Nichtvergebung zeitlich abgegrenzt auf diesen und den zukünftigen Äon und damit aufgehoben. Die Übersetzung: „... wird nicht vergeben werden, weder in dieser Welt noch in der zukünftigen“, übermittelt dem Leser also nicht den rechten Sinn, sondern verwischt sogar den darin liegenden Gottesgedanken. Unter diesen zwei Welten müsste man diese und die zukünftige Erde verstehen oder gar den Himmel droben, wo es einfach keine Vergebung mehr gäbe. Im Urtext steht aber nicht „Kosmos“ (Welt), sondern zweimal „Aion“, was zwei Zeitalter bedeutet. Weder in diesem noch im zukünftigen Äon wird für die Lästerung des Geistes Vergebung erlangt. Aber in die Zeit danach wird die Nichtvergebung nicht getragen.

Über diese langen Zeitläufe oder Zeitalter, in der Schrift Äonen genannt, in welche der Heilsplan Gottes eingeteilt ist, enthält Sein Wort eine regelrechte Lehre. Gal 1:4 nennt die Zeit, in der wir leben, den gegenwärtigen Äon. Dieser dauert bis zur Aufrichtung des Königreiches Christi. Dann beginnt der kommende Äon, wie es Mk 10:30 ganz wörtlich heißt. Nach Abschluss desselben wird Gott eine neue Erde schaffen, und dann beginnt der Tag Gottes (2Petr 3:12). Und seine Dauer wird wieder als ein Äon bezeichnet. Weil aber der Nichtvergebung der Sünde wieder den heiligen Geist kein Zutritt in denselben gestattet wird, so lässt das die Möglichkeit offen, dass es darin doch noch Vergebung geben wird, was ohnehin für den Abschluss „Gott alles in allen“ notwendig ist. Aber hier bei der Gerichtsverkündigung ist für Gott noch nicht Platz, von Seiner geplanten allumfassenden Rettung zu reden.

Immerhin ist das Gericht über die Lästerung wider den Geist ein sehr schweres. Keiner der Sünder wird in die Segnungen des Königreiches eingehen, sondern statt dessen in die schmerzvollsten Gerichte. Die Geisteslästerung ist aber auch eine der größten Sünden. Mk 3:29-30 erklärt, sie bestehe darin, dass sie zum Sohn Gottes, der die Fülle des Geistes besaß, sagten: „Einen unreinen Geist hat Er.“ In der Pfingstzeit wurde diese Lästerung von widerspenstigen Juden fortgesetzt. Zuerst spotteten sie wider den Geist, der an Pfingsten von Gott ausgegossen wurde, und durch den Christus sprach (Apg 2:12-13). Sogar mit Tätlichkeiten gingen sie gegen die geisterfüllten Apostel vor. Unerschrocken hielt ihnen Stephanus diese Sünde vor: „Halsstarrige und Unbeschnittene an euren Herzen und Ohren, stets prallt ihr zusammen mit dem Geist, dem heiligen."

In noch viel furchtbarerer Form wurde diese Sünde von Juden begangen, die an Pfingsten gläubig und darauf wieder rückfällig wurden. Für solche sind Hebr 6:4 und Hebr 10:26-31 geschrieben. Sie waren teilhaftig des heiligen Geistes und kreuzigten durch ihre Widerspenstigkeit den Sohn Gottes aufs neue. Sie bildeten eine treffliche Parallele zur Verfassung des Volkes zu Jesu Zeiten. Zuerst liefen sie Ihm nach und hingen Ihm an, und zum Schluss forderten sie, wie Seine Feinde, Seinen Kreuzestod.

Diese Gerichtsandrohungen des Hebräerbriefes können also nur in ihrer Beziehung zu abgefallenen Pfingstgläubigen recht verstanden werden. Durch das Übersehen dieser Verbindung und durch ihr unterschiedsloses Anwenden auf alle ist man dazu gekommen, sie als hoffnungslose Qual sämtlicher ungläubigen Menschen zu deuten. Aber die Anschrift dieses Briefes an die Hebräer sagt es ja deutlich, dass er an Juden, also an solche geschrieben ist, welche auf das irdische Königreich warten. Die Abgefallenen hatten sich dieses jedoch für immer verscherzt, und zur Wiedererlangung gab es für sie kein anderes Opfer mehr.

Die Möglichkeit, in dieser Weise wider den heiligen Geist zu sündigen, wird es nochmals in der Periode nach der Entrückung der Gemeinde geben. Dann werden wieder judenchristliche Gemeinden bestehen; an diese sind die Sendschreiben gerichtet. Darin kehrt dauernd die Mahnung wieder: „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist sagt den herausgerufenen Gemeinden“ (Offb 2:7.11.17.29; Offb 3:6.13.22). Das ist dann die Zeit, da die Aufrichtung des Königreiches unmittelbar bevorsteht. Anstatt in seine Segnungen einzugehen, stehen denen, welche trotz der Ermahnungen des Geistes widerspenstig sind, schwere Gerichte bevor.

Durch ungenügende Erkenntnis sind schon manche Gläubige in Unruhe versetzt worden, in der Meinung, sie hätten die Sünde wider den heiligen Geist begangen. Davon redet jedoch Paulus nie, eben, weil sie in der Verwaltung der Gnade überhaupt nicht begangen werden kann. Der heilige Geist kann betrübt werden ([Eph 4:30]), so dass er sich im ungehorsamen Gläubigern - aber nicht aus ihm - zurückzieht und in seinem Wirken gehemmt ist.

Das Bleiben des Zornes Gottes

Noch ein anderes Gericht wird fälschlich als Dauerzustand gedeutet: „... sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm“ (Joh 3:36). Die grammatikalische Form von bleibt ist jedoch dieselbe wie Joh 1:38, „Rabbi, wo bleibst Dur?“ und drückt ein vorübergehendes Geschehen aus, eine im Gange befindliche Handlung, auf die Zeit beschränkt, die sich aus dem Zusammenhang ergibt. - So könnte man ebenfalls aus Hos 12:15 schließen, dass Gottes Zorn infolge der unvergebenen Blutschuld für immer auf Ephraim bleiben würde. Aber vorausblickend auf Israels Heilszeit spricht Jewe prophetischerweise: „Denn Mein Zorn hat sich von ihm abgewendet“ (Hos 14:5).

Genauso ist das Bleiben des Zornes Gottes auf den Widerspenstigen zu verstehen (Joh 3:36). Er wird sich in seiner ganzen Furchtbarkeit auswirken und so lange bleiben, bis die Gerichteten diesen bitteren Kelch bis zur Neige geleert haben. Bei einer anderen Gerichtsandrohung (Mt 23:36-39) hat der Herr ganz klar, ähnlich wie in den Propheten, mit dem Wörtchen bis den angekündigten Gericht einen Abschluss gesetzt.

An die eben besprochene Gerichtslinie, welche vom Herrn so gründlich unterbaut wurde, haben später die Apostel angeknüpft. Doch taten sie dies nicht nur mit bloßer Lehre, sondern durch das Verhängen von tatsächlichen und vorbildlichen Gerichten, wie sie einst im Königreich zur Ausführung kommen werden. Ein solches Gericht ist das über Ananias und Saphira verhängte (Apg 5:1-11). Sobald Petrus deren Sünde bloßgestellt hatte, richtete sie Gott (es war Gott Selbst) - zu Tode. Auf die Sünde folgte sofort die Strafe. An ihrer Schwere gemessen, war die Verfehlung nicht einmal eine große: Unaufrichtigkeit und Lüge. Da nun jene Pfingstgläubigen das Königreich um jene Zeit erwarteten, erhielten sie durch diesen Gerichtsfall eine drastische Mahnung, wie man sich durch geringe Verfehlung um seine Segnungen bringen kann. Ananias und Saphira wurden wenigstens noch begraben, aber im Königreich werden solche Sünder nach dem Tode in die Gehenna geworfen.

Paulus übte ähnliche Gerichtsgewalt aus. Den Elymas, der seiner Botschaft widerstand, schlug er mit Blindheit (Apg 13:8-12). Im Kleinen ist hier das Gericht am Volke Israel abgeschattet. Weil es sich der Verbreitung des Evangeliumms widersetzte, wurde es selber blind. Zur Erklärung dieses an Elymas ausgeführten typischen Gerichtes, benutzt auch Paulus die frühere Gerichtssprache Gottes. Bezüglich seiner Dauer sagt er: „ ... bis zur gebührenden Zeit“ (Apg 13:11). Und dem sich heute noch an Israel auswirkenden Gericht der Verstockung setzt er mit dem Wörtchen bis (Röm 11:25) in gleicher Weise einen Abschluss.

Das sind kleine Abbilder der im zukünftigen Königreich waltenden Gerichtsprinzipien, die wir nun beim Eintritt in dasselbe in voller Aktion finden. Wenngleich hier Israel als Volk in den Gott wohlgefälligen Gehorsam eingegangen ist, werden sich dennoch einzelne seiner Glieder während dieser Segenszeit in schweren Gerichten befinden, und andere werden sich durch Ungehorsam während seiner Dauer solche zuziehen. Mt 8:11-12 zeigt der Herr prophetisch ein solches Zukunftsbild, wenn Er sagt: „Viele werden eintreffen von Osten und Westen und zu Tische sich lagern mit Abraham und Isaak und Jakob im Königreiche der Himmel (unter den ganzen Himmel: Dan 7:27), die Söhne des Königreiches (Israeliten) aber wird man hinauswerfen in die äußere Finsternis. Dort wird sein das Jammern und Knirschen der Zähne.“ Wie damals jener nichtjüdische Hauptmann (Mt 8:5.11) mit vorbildlichem Glauben zu Jesus kam, so wird es auch in der Zukunft solche aus den Nationen geben, die sich im Königreich willig der Regierung Christi unterordnen. Diese werden teilnehmen an dem Segen der auferstandenen Stammväter Israels. Besonders Gehorsame werden nach Jes 56:4-7 sogar in hohe Stellungen erhoben werden. Ungehorsame jedoch, welche mit ihrem Volk Segensträger für alle Nationen hätten werden können und sollen, erleiden während der Dauer des Königreiches ein furchtbares Gericht. „Äußere Finsternis mit Jammern und Zähneknirschen“ reden sehr ernsthaft von furchtbarer Qual und Pein, welche diese Gerichteten irgendwo erleiden. Auch im Bild von den Hochzeitsfeiern, welche ein König Seinem Sohne machte, (Königreich der Welt ...Seines Christus Offb 11:15) hält der Herr den Unwürdigen dieses schreckliche Gericht vor (Mt 22:1-14). Und wenn Er kommt, um mit seinen Sklaven Abrechnung zu halten, so wird Er über die, welche Ihm übel dienten, ebenfalls diese Strafe verhängen (Mt 24:48-51).

Daraus ist zu entnehmen, dass neben der Gehenna, in welcher die Leichname Hingerichteter verbrennen, noch andere Gerichtsorte im Königreich bestehen, an welchen jedoch im Gegensatz zu ersteren die Verurteilten bewusst leiden.

Gerichte über Nationen im Tausendjahrreich

Während der ganzen Dauer des Reiches werden die Völker unter den straffen Gerichtszügeln Christi gehalten werden. Unter anderem sind es die Königreichspalmen Ps 93-100, welche die dem Sohn gegebene Vollmacht über die Erde und die Nationen in beredten Worten schildern. Dann wird die Einstellung der Nationen so sein, wie es der Psalmist (Ps 99:1) sagt: „Jewe regiert: es zittern die Völker.“ Von dieser Gewaltherrschaft Christi redet auch Ps 2. Weil Er mit eiserner Keule regiert (Ps 2:9), kann Ihm nur unter Furcht und Zittern gedient werden (Ps 2:11). Wenn nämlich durch irgend einen Ungehorsam nur ein wenig Sein Zorn entbrennt, bringt das die Betreffenden in die Gefahr des Umkommens, durch Vollstreckung eines Todesurteils (Ps 2:12).

Andere Propheten zeigen in Zukunftsbildern, wie Sich der Herr den Gehorsam unter den Völkern erwirken wird. Nach Sach 14:16-19 findet im Königreich in Jerusalem das Laubhüttenfest, das Fest der Ganz-Ernte statt. Gemäß göttlicher Verordnung müssen dann alle Nationen daran teilnehmen. Das ist wohl so zu verstehen, dass eine jeder mit einer Delegation vertreten sein muss. Die Nation, welche jedoch dieser Aufforderung nicht nachkommt, zieht sich eine harte Strafe zu. Der Herr entzieht ihr den Regen, ohne welchen es keine Ernten gibt, und nimmt ihr so die Lebensmöglichkeit. Es bleibt also nur die Wahl zwischen Verderben oder Gehorsam. Was wollen sie anderes machen als sich fügen?

Dieses Gericht ist jedoch noch milde gegen das, welches Jewe den Propheten Jesaja schauen lässt. In Jes 60, welches das Reich Christi in seiner Herrlichkeit schildert, spricht er von einem schrecklichen Vernichtungsgericht: „Denn die Nationen und das Königreich, das dir (Israel) nicht dient, kommt um, und diese Nationen werden wüst, ja wüst“ (Jes 60:12). Was für ein Ausmaß muss doch solch ein Gericht haben, welches ganze Völker vernichtet! Es ist anzunehmen, dass gewisse Nationen es darauf ankommen lassen werden, und durch Widerspenstigkeit gegen Israel dieser Ausrottung anheimfallen. Hier werden wir an die früheren Gerichte erinnert, welche Israel schon im alten Bunde an den sie bedrängenden Nationen ausübte. Bei Paulus finden wir dieses richterliche Regieren Christus im Königreich in seiner Rede an die Athener erwähnt, wenn er sagt: „ ... dieweil Er (Gott) einen Tag (Christi) hinstellt, an dem Er künftig richten wird die Wohnerde in Gerechtigkeit, durch den Mann (Christus), den Er bezeichnet ... „ (Apg 17:31). Dann erst werden die Nationen in Gerechtigkeit gerichtet werden.

Dieses im Tausendjahrreich herrschende Gerichtsprinzip erhält in der Offenbarung (Offb 2:27; Offb 19:15) wieder die typische Bezeichnung: Regieren mit eiserner Keule. Der Sinn ist der, dass auf Ungehorsam sofort Strafe folgt. Die Regierungsform ist eben eine reine Diktatur, unter der die Nationen, insoweit sie noch widerstehen, zum Gehorsam gezwungen werden. Die eiserne Keule ist das Wahrzeichen dafür, dass jedes Vergehen sofort gerichtlich geregelt wird. Dann ist nicht mehr die Gnade wirksam, wie es heute der Fall ist; und die Herzen mit ihren sündigen Regungen bleiben unerneuert.

Herrschaft mit eiserner Keule

In der Evangeliumsverkündigung wird im Vergleich zu heute ein gewaltiger Unterschied bestehen. Gegenwärtig bittet Gott durch Seine Gesandten: „Werdet versöhnt mit Gott!“ Und in Christi Opfertod neigt Er Sich in solcher Liebe zu den Menschen, dass sich heute niemand vor Ihm zu fürchten braucht. Jedoch für das Evangelium im nächsten Äon, im Tausendjahrreich, gilt der Auftrag in Mt 28:19.20. Wer glaubt und getauft wird (mit Wasser - nicht mit Geist), der wird gerettet werden (von den dann wirksamen Gerichten). Wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden (Mk 16:16). - Dieses Wort gilt für das Königreich und nicht für unsere heutige Gemeindeverwaltung. Leider sucht man damit die ewige Verdammnis zu beweisen. Aber es handelt von Verurteilung zu irgend einem Gericht im Königreich.

Der im Tausendjahrreich herrschende Völkerfriede wird durch Unterdrückung aller Widerspenstigkeit und scharfe Kontrolle gesichert, so wie es Ps 66:7 sagt: „Er (Christus) herrscht durch seine Macht für den Äon; Seine Augen spähen unter den Nationen, dass sich nicht erheben die Widerspenstigen!“ Der Gehorsam besteht dann aus Furcht vor Strafe. Das ist aber ein Zustand, der weit hinter der Erfüllung des Wunsches Gottes zurückbleibt; denn Ihn verlangt danach, dass sich Ihm Seine Geschöpfe in Liebe unterordnen. Wohl ist Satan für tausend Jahre gebunden (Offb 20:1), damit er die Nationen nicht mehr verführen könne, aber diese bleiben weiter unter dem, durch ihn auf sie gebrachten Bann der Widerspenstigkeit.

Es ist zu verstehen, dass diese wohl segensreiche, aber doch gnadenarme Machtherrschaft bei den Widerspenstigen keine aufrichte Unterordnung bewirkt. Trefflich erklärt Ps 66:3 diese innere Verfassung: „Wegen der Größe Deiner Stärke heuchelten Dir Deine Feinde (Gehorsam).“ Allein Gott sorgt dafür, dass Christi Weltreich auf Erden keinen heuchlerischen Abschluss nimmt. Am Ende desselben lässt Er Satan wieder los, damit er die Nationen nochmals verführe, und zwar mit großem Erfolg (Offb 20:8). So zeigt Gott, dass auch eine tausendjährige Segenszeit und das Leben unter den allergünstigsten Verhältnissen nicht genügt, um das Menschenherz umzuwandeln. Wie tausend Jahre vorher (Offb 16:14-16), so versammelt Satan die Nationen nochmals zur Schlacht gegen Gott (Offb 20:7-9). Aber auf Seine Widersacher lässt Gott Feuer vom Himmel fallen, das sie verzehrt. Satan selbst wird in den See des Feuers und Schwefels geworfen, und mit dem wilden Tier und dem falschen Propheten wird er gequält werden tags und nachts für die Äonen der Äonen (Offb 20:10). So endigt auch das Königreich mit einem Gericht Gottes.

Neuer Himmel und neue Erde

Zu diesem kommt nun noch ein anderes Feuergericht hinzu. Darüber berichtet der Apostel Johannes Folgendes: „Und ich gewahrte einen großen weißen Thron und den, der oben auf ihm sitzt, von dessen Angesicht floh die Erde und der Himmel, und keine Stätte ward ihnen gefunden.“ Wie das Fliehen der Erde zu denken ist, erklärt schon der Prophet Jesaja. Er sieht etwas Furchtbares, und fordert auf: „Erhebt eure Augen zu den Himmeln und blicket zur Erde unten! Denn die Himmel verfliegen wie Rauch, und die Erde wie ein Kleid zergehet, und ihre Bewohner müssen wie Lausbrut sterben (Jes 51:6). Er sieht ferner, wie darauf Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird (Jes 65:17). Am ausführlichsten schreibt der Apostel Petrus (2Petr 3:10-13) darüber. Die mit Feuer gespeicherte Erde (2Petr 3:7) wird vom Feuer gänzlich aufgelöst werden. Die Erde und ihre Werke werden verbrennen. Das geschieht am Ende des Tausendjahrreiches; dies ist jedoch noch nicht der Abschluss des Planes Gottes mit der Erde und der Menschheit. Nach diesem Ereignis beginnt der Tag Gottes mit einem neuen Himmel und einer neuen Erde. Petrus zieht aus dieser Gerichtsbotschaft eine sehr gute Nutzanwendung. Weil alles einmal gerichtsmäßig aufgelöst wird, mahnt er seine Glaubensgenossen zu heiligem Verhalten und zur Frömmigkeit (2Petr 3:12); denn an diesem Tag des Gerichts werden die Ruchlosen durch Feuer untergehen, welches sie verzehren wird (2Petr 3:7).

In überführender Weise zeigt hier wieder Gottes Wort, dass das Gerichtsfeuer nicht sein letztes Wort ist. Es löst die Elemente auf; doch aus diesen schafft Gott eine neue Schöpfung, viel herrlicher als die erste. Gerichte bedeuten noch lange nicht das Aufgeben Seiner Heilsgedanken oder gar die Vernichtung von Schöpfungen Gottes, sondern tragen zu deren Erneuerung bei.

Was geschieht aber mit der Gehenna, wenn die Erde verbrennt? Nun sie verbrennt mit und wird nicht mit hinüber genommen auf die neue Erde. Das Feuer, welches während des Königreiches in ihr brannte, wird nun von einem anderen Feuer verschlungen, welches aber auch wieder erlischt, sobald es sein Werk an der Erde ausgeführt hat. Von diesem Feuer wird dann auch der Wurm, der nicht stirbt, verzehrt werden. Wenn es heißt, dass er nicht sterben werde, wird ihm nicht Unsterblichkeit beigelegt, sondern dies ist so zu verstehen, dass er sich über jeden, in die Gehenna geworfenen Leichnam hermachen darf. Damit ist auch der Beweis gegeben, dass das dort brennende Feuer nicht „ewig“ brennen wird, sondern ihm am Abschluss des Königreiches ebenfalls ein Ende gesetzt ist. Hingegen stimmt seine Benennung nach dem Urtext mit „äonisch“ ganz mit der Wirklichkeit überein; denn es brennt den gesamten Äon hindurch.

Zurückblickend muss gesagt werden, dass die ganze Völkerentwicklung einen Weg darstellt, welcher durch göttliche Gerichte gekennzeichnet ist und daher Gott als den heiligen und strengen Richter offenbart. Doch sind damit noch längst nicht alle Gerichte Gottes durchgenommen. Die entscheidungsvollsten stehen noch aus. Die bisher betrachteten waren erst die, welche an lebenden Menschen geschahen, deutlicher gesagt, an solchen, welche noch nicht durch Tod und Auferstehung gingen. So bleibt uns noch die Betrachtung eines so viel größeren Gerichtsgebietes, welches zeitlich auf das irdische Leben folgt. Dieses zeigt Paulus mit den Worten an Timotheus an: „Ich bezeuge vor den Augen Gottes und Christi Jesu, der sich anschickt zu richten Lebendige und Tote, überein mit Seiner Erscheinung und Seinem Königreich ...“

Doch zuvor stellt sich uns noch ein anderes Gerichtsthema, das uns als Glieder der Gemeinde Christi betrifft. Im voraus muss seine Wichtigkeit unterstrichen werden; denn seine Betrachtung führt zu vermehrter Spannkraft und zu tieferem Ernst in der Ausgestaltung des Heilungslebens.

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3. Die Gerichte Gottes an der Gemeinde