Das vierte Gesicht "auf Erden"

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Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor:
Das vierte Gesicht "im Himmel" - Offb 12:1-12

Das vierte Gesicht "auf Erden"

Folgen des himmlischen Streites

Offb 12:13 - Offb 13:18
E - (Original S. 93)

Das Gesicht als Ganzes betrachtet beschäftigt sich mit der Wirkung, welche der "Streit im Himmel" auf Erden hervorruft (Offb 12). Es ist eine zweifache: zunächst erfahren wir die Folge des Streites in Bezug auf Israel, und sodann die Wirkung in Bezug auf die Erde als Ganzes. Alles das gehört zu dieser Parenthese oder Episode, die uns zur Zeit vor Offb 11:13 zurückführt und uns mit der Vorgeschichte des Tieres bekannt macht. Das Tier ist es, welches mit den "zwei Zeugen" streitet (Offb 11): gegen das Tier und seine Heere gehen die Gerichte und Plagen von Offb 6-11.

Nun werden wir zurückgeführt, weil uns diese vorhergehenden Ereignisse weiter kundgetan und erklärt werden sollen. Die Episode endet erst Offb 15:8.

Der Gedankenaufbau dieses vierten Gesichtes "auf Erden" ist in zwei getrennten Teilen dargestellt, weil sie mit zwei getrennten Völkern (Juden und Heiden) zu tun haben, die niemals zusammen "gerechnet" werden (4Mo 23:9).

E4 - W - Offb 12:13 - Offb 13:1 = Die Wirkung mit Bezug auf Israel.
X - Offb 13:1-18 = Die Wirkung mit Bezug auf die Erde.

Wir haben zunächst mit dem ersten der beiden Teile zu tun, und müssen die Erweiterung desselben geben. Bei einem Vergleich mit S. 288 wird man finden, dass der Gedankenaufbau genau übereinstimmt mit dem vorausgehenden Gesicht "im Himmel" (Offb 12:1-12). Diese Übereinstimmung zeigt, dass sich beide Teile von Offb 12 auf den gleichen Gegenstand, nämlich Israel, beziehen. Folgendes ist die Erweiterung von W. (s. o.).

W - A - Offb 12:13 = Der Drache rausgeworfen auf die Erde
B - a - Offb 12:13 = Der Drache und das Weib
b - Offb 12:14-16 = Die Flucht des Weibes
c - Offb 12:17 = Streit auf Erden.

Nachdem der Drache auf die Erde geworfen worden ist, beginnt er sogleich den Streit mit dem Weib und den übrigen von ihrem Samen. Er führt zu diesem Zweck das Tier in seiner übermenschlichen Gestalt ein.

Offb 12:13.14
13. Und da der Drache sah, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er das Weib, die das Knäblein geboren hatte.

14. Und es wurden dem Weib die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, dass sie in die Wüste flöge an ihren Ort, woselbst sie ernährt wird eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit, weg vom Angesicht der Schlange.

So wird die Wüste, wie vor Zeiten, Israel einen Zufluchtsort bieten, denn der zukünftige Auszug wird sein wie der erste . (Siehe Jes 11:16; Hes 20:35-38). "Und will daselbst mit euch rechten von Angesicht zu Angesicht, wie ich mit euren Vätern in der Wüste bei Ägypten gerechtet habe." Und ähnliche Worte finden wir Hos 2:16.17, wo wir lesen, dass das Tal Achor, der erste Ort auf dem Weg von der Wüste nach Kanaan (Jos 7:26), ein "Tor der Hoffnung" sein wird.

"Darum, siehe Ich will sie locken,
und will sie in eine Wüste führen,
und freundlich mit ihr reden.
Da will ich ihr geben ihre Weinberge aus demselben Ort,
Und das Tal Achor zum Tal der Hoffnung.
Und daselbst wird sie singen wie zur Zeit ihrer Jugend,
da sie aus Ägypterland zog" (Hos 2:16.17; und s. 2Mo 15.).

"Das Weib entfloh in die Wüste" (Offb 12:6) . So wurde vor Zeiten "dem König in Ägypten gesagt, dass das Volk geflohen war (2Mo 14:5; Jos 24:6). Jene Flucht war eine buchstäbliche. Ebenso wird es auch diese sein. Und zu jener Zeit werden Schriftstellen wie Ps 35:1-5 und Kla 4:19 usw. zu vollkommener Erfüllung gelangen. Sie werden "am Tage des Zorns des Herrn verborgen bleiben" (Zeph 2:3). Von dieser Flucht redete der Herr Jesus Mt 24:15-28 und Mk 13:14-23. Es ist nicht dieselbe "Flucht" wie die, von der er Lk 21:20-24 sprach; denn die geschah bei der Zerstörung Jerusalems "vor diesem allen" (Lk 21:12), wovon der Herr im Matthäus und Markus-Evangelum redet.

Die "Flucht" geht aus von Jerusalem und Judäa, denn Jerusalem ist der Mittelpunkt, wo die zwei Zeugen getötet worden sind, und wo das letzte Zeugnis gegen das Tier abgelegt wurde. Das Weib (d.h. das Volk) flieht vor der Verfolgung des Drachen. Wenn keiner kaufen oder verkaufen darf, außer denen, die das Malzeichen des Tieres tragen, so muss eine übernatürliche Speise dargeboten werden. Gott selber wird wieder "einen Tisch bereiten in der Wüste". Vor Zeiten hat er sie dort gespeist. 2Mo 14:4 ruft er den Kindern Israels zu: "Ihr habt gesehen... wie Ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und habe euch zu Mir gebracht". Und auch 5Mo 32:11.12, im Lied Moses wird dieselbe Art der göttlichen Hilfe erwähnt. Die Adlerflügel sind "ein Zeichen". welches die wunderbare Schnelligkeit kennzeichnet, mit der den Kindern Israels Gottes Hilfe zuteil werden soll. Es sind keine "römischen Adler". Es heißt nicht "Adler", sondern "Adlerflügel". Die römischen Adler besaßen keine Flügel und mussten selbst getragen werden.

Das Volk flieht zuerst auf die "Berge" und dann in die "Wüste, und wird dort drei und ein halbes Jahr lang gespeist. Die Periode ist auf genau dieselbe Weise angegeben wie Dan 7:25 und Offb 12:7. Sie ist in dem Buch der Offenbarung schon in verschiedener Form erwähnt worden (siehe [Offb 11:2].3 und S. 306 im Original).

Offb 12:16
Die Schlange warf aus ihrem Mund dem Weib Wasser nach wie einen Strom, damit sie von dem Strom fortgerissen werde.
Bei dem ersten Auszug war es das Meer, durch das sie hindurch musste, in die Wüste hinein mit ihren 42 Lagerplätzen. Jetzt treibt sie ein "Strom" auf 42 Monate in die Wüste. Die Errettung aus dem Meer war wunderbar; ebenso wunderbar wird die Errettung aus diesem "Strom" sein. Warum sollte das eine nicht gerade buchstäblich in Erfüllung gehen wie das andere? Was ist daran so schwer verständlich? Man beachte, es heißt nicht "wie ein Wasser", sondern "Wasser, wie ein Strom". Das erste ist buchstäblich gemeint, und durch einen Vergleich veranschaulicht. Es erweitert sich nicht zu einem See, sondern schießt vorwärts wie "ein Strom".

Offb 12:16
Und die Erde half dem Weib, und die Erde tat ihren Mund auf und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Mund warf.
Und warum nicht? Das Meer half demselben Weib, als es die Heere Pharaos verschlang, und warum sollte die Erde dem Weib nicht auch dieses Mal helfen, und die Streitmächte Satans verschlingen? Es wird wieder sein wie beim Auszug. Und es wird sein eine Zeit der Erdbeben und großen Aufruhrs in der Natur. (siehe Jes 11:15.16).

Jes 59:19 lesen wir, dass der Feind "kommen wird, wie ein aufgehaltener Strom, den der Wind des Herrn treibt, ehe denen zu Zion ein Erlöser kommen wird", wenn die Zeit der Heiden vollendet sein wird.

Einst tat sich die Erde auf, um die Rotte Datans und Abirams zu verschlingen ([4Mo 16]); und es steht geschrieben "Ich will sie Wunder sehen lassen, gleich wie zur Zeit, da sie aus Ägypterland zogen." (Mi 7:15).

Offb 12:17
Und der Drache war zornig über das Weib und ging hin, Krieg zu führen mit den übrigen von ihrem Samen, welche die Gebote Gottes halten, und haben (oder halten) das Zeugnis Jesu." Da seine Anschläge, den Samen des Weibes zu verderben, der schon "entrückt wurde zu Gott und seinem Stuhl", zunichte geworden sind, so richtet der Drache seine Streitkräfte nun gegen die übrigen von ihrem Samen. Diese "Übrigen" werden näher bezeichnet, und die Beschreibung stimmt mit der überein, wie sie anderen Stellen in dem Buch gegeben ist. Während die große Menge des Volkes sicher ist und gespeist wird, streitet der Drache mit einem treuen Überrest auf Erden. Diese Unterscheidung von zwei Gruppen des Samens haben wir auch in Offb 7, zuerst die 144 000, die versiegelt sind zum Zeugnis auf Erden, und sodann die große Schar, welche entrückt ist zum Himmel. Im nächsten Kapitel werden sie "Heilige" genannt. Abermals finden wir die beiden Körperschaften, die erste Offb 13:15 und die zweite Offb 6:9.

Im Textus Receptus bildet der erste Satz des ersten Verses von Offb 13 den Schlusssatz des 12. Kapitels. Der Satz ist fälschlicherweise an den Anfang des neuen Kapitels gesetzt worden, und zwar wurde dieser Irrtum veranlasst durch die falsche Lesart des Textus Receptus, welcher estathen: ich stand, hat anstatt: estate: er stand (der Drache nämlich), wie sich's findet in allen kritischen griechischen Texten, und den ältesten und besten Handschriften.

Der Gedankenaufbau (auf S. 309 im Original) zeigt, dass die Lesart "er stand," richtig sein muss, da der Satz erforderlich ist, um dem ersten Satz Offb 12:13 zu entsprechen.

Der Drache war auf die Erde geworfen worden (A- Offb 12:13), und derselbe Drache steht nun am Sand des Meeres (A - Offb 13:1ff.). Seine Anschläge, den Samen des Weibes zu verderben, sind zunichte geworden, wie auch sein Angriff auf das Weib selbst zunichte wurde; nun sieht ihn Johannes am Strand des Meeres stehen und von dort aus gleichsam das erste der beiden Tiere aus dem Abgrund heraufrufen, damit es seine letzten Pläne ausführe. So endet dieser Teil denn mit den Worten:

Und der stand an dem Sand des Meeres, d. h. am Ufer. Daniel sah auch das "große Meer" und die vier Winde des Himmels darauf stürmen (Dan 7:2).

Ehe wir zu dem zweiten großen Teil des vierten Gesichts "auf Erden" fortschreiten, mag es gut sein, Dan 7:7.8 und Dan 7:19-27 zu lesen und sorgsam zu durchforschen, denn die Stelle zeigt, wie Satans Gewalt kundgetan wird in den beiden Mächten des 13. Kapitels, welche zuletzt übermenschliche Gestalt haben und besessenen Geistern gleich sind.

Folgen auf der ganzen Erde

Offb 13:1-18

Wir haben die Wirkung gesehen, welche der "Streit im Himmel" mit Bezug auf Israel hervorrief (W - S. 309 Original, Offb 12:13-17). Nun haben wir seine weiteren Wirkungen zu betrachten, welche die ganze Erde betreffen.

Das Ergebnis ist ein Zweifaches, insofern als zwei Tiere aufsteigen:

Das eine aus dem Meer (Offb 12:1-10
das andere aus der Erde (Offb 12:11-18)

Die Beschreibung beider, des Tiers und des falschen Propheten nimmt das ganze Kapitel Offb 13 ein. Das Kapitel ist folgendermaßen eingeteilt:

X - Y - Offb 13:1-10 = Das Tier aus dem Meer.
Z - Offb 13:11-18 = Das Tier aus der Erde.

Y und Z sind nun zu erweitern. Sie zeigen die letzte gewaltige Form der Verkörperung Satans.

Der eine ist Anti-Christ,
der andere ist Anti-Geist,
der dritte Anti-Gott,

wodurch die höllische Dreieinigkeit vollendet wird.

Beide, das Tier und der falsche Prophet, werden in sieben Einzelheiten geschildert, und die zwei mit Y und Z bezeichneten Glieder sind genau in derselben Weise angeordnet. Sie sind in einem erweiterten Parallelismus gegeben: das letzte Glied jedes Teils zerfällt wieder in zwei Glieder, welche als Introversion oder "Einwurf" dargestellt sind - h, i, i, h.

Der Gedankenaufbau ist folgender:

X - Y - a - Offb 13:1 = Das Gesicht: "Und ich sah" (kai eidon)
b - Offb 13:1 = Das erste Tier.
c - Offb 13:1 = Sein Ursprung. Das Meer (anabainon).
d - Offb 13:1.2 = Beschreibung.
e - Offb 13:2 = Seine Macht. (dynamis) stammt von dem Drachen
f - Offb 13:3-8 = Seine Taten.
g - h - Offb 13:9 = Aufforderung zu hören "der höre"
i - Offb 13:10 = Die Lehre: "Hier ist Geduld und Glauben"

Z - a - Offb 13:11 = Das Gesicht: "Und ich sah" (kai eidon)
b - Offb 13:11 = Das zweite Tier. Der falsche Prophet (Offb 16:13; Offb 19:20)
c - Offb 13:11 = Sein Ursprung. Die Erde (anabainon).
d - Offb 13:11 = Seine Beschreibung.
e - Offb 13:12 = Seine Vollmacht (exousia) stammt vom ersten Tier.
f - Offb 13:12-17 = Seine Taten
g - i - Offb 13:18 = Die Lehre: "Hier ist Weisheit".
h - Offb 13:18 = Aufforderung zu zählen: "Der überlege die Zahl"

Der Gedankenaufbau ist schon so genau und erschöpfend, dass keins der Glieder einer Erweiterung bedarf. Die Wirkung des "Streites im Himmel" wird vollendet, so weit die ganze Erde im Unterschied zu Israel in Betracht kommt, und damit erhält das vierte Gesicht "auf Erden" seinen Abschluss.

Nachdem Satans Anschlag, Israel (den Samen des Weibe) zu verderben, fehlgeschlagen ist, sieht Johannes ihn am Strande oder Ufer des Meeres stehen, als überlege er und schmiede weitere Pläne. Und während er damit beschäftigt ist, schaut Johannes das Ergebnis: das Tier welches (gleichsam auf Satans Ruf) aus dem Meer aufsteigt.

Die Tiere von Offb 4 sind (wie wir gesehen haben) zoa, was wir durch Lebewesen übersetzt haben. Dieses ist therion, ein wildes Tier oder Raubtier.

Der Text gibt uns Gottes Unterweisung über die wichtige Sache.

Das Tier aus dem Meer

Offb 13:1
Und ich sah ein Tier aus dem Meer aufsteigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter, und auf seinen Hörnern (Gen.) zehn Diademe, und auf seinen Häuptern (Akk.) Namen der Lästerung
Das ist das Tier in seiner übernatürlichen Gestalt. Es ist schon 3 1/2 Jahre lang in sterblicher Gestalt auf Erden anwesend. Dann empfängt es die tödliche Wunde, welche weiter unten in Vers 3, erwähnt wird (sowie das siebte Haupt), und kommt hervor aus dem Abgrund als achter König, mit allen sieben Häuptern und zehn Hörnern. Diese sind in ihrer nun übermenschlichen Gestalt gekrönt. In ihrer sterblichen Gestalt waren sie nicht gekrönt (siehe Offb 17:12).

Es wird besser sein, wenn wir die Erklärung über die Häupter und Hörner des Tieres aufschieben, bis wir zu Offb 17 gelangen, wo uns die Betrachtung größeren Gewinn bringen wird. Der heilige Geist hat sich hier auf eine kurze Beschreibung, auf knappe Angaben über die allgemeinen Eigentümlichkeiten der beiden Tiere, beschränkt, während sie in Offb 17 ausführlicher behandelt werden.

Wir werden darum gut tun, dieser Weisung zu folgen und uns jetzt mit der Angabe zu begnügen, dass es sich hier um weit Wichtigeres handelt als das päpstliche oder heidnische Rom, um weit mehr als das "vierte Tier", welches als das römische Reich bezeichnet wird. Wir haben hier alle Mächte der Welt und alle Herrschaft auf Erden, die in diesem einen Zeichen vereinigt ist. Hier in der Apokalypse sehen wir sie in übernatürlicher Gestalt, wie wir sie im Buch Daniel in menschlicher und sterblicher Gestalt erblicken. Das ganze Bild von Dan 2 steht nun in übermenschlicher Form vor uns, nicht nur einer seiner sterblichen Teile. Das Bild als Ganzes ist belebt. Es umfasst alles, "wo Menschen wohnen" (Dan 2:38); es betrifft "alle, die auf Erden wohnen" (Offb 13:8; Offb 11:10; Offb 14:6). Wenn die Zeit dieser letzten Gerichte gekommen ist, so fällt der große Stein. Er schlägt zwar das Bild an seinen Füßen (Dan 2:34), aber es wird sogleich hinzugefügt: "Da wurden miteinander zermalmt das Eisen, Ton, Erz, Silber und Gold" (Dan 2:35*). Das geht viel weiter, als nur auf das Römische Reich.

*) Hier haben wir die Redefigur Asyndeton. Das Bindewort zwischen den Gliedern fällt danach weg, und wir werden vorwärts gedrängt zu der goßen Schlusskatastrophe, die über alle "Reiche der Welt" kommt. Die Figur lässt uns nicht bei den einzelnen Gliedern verweilen, sondern zwingt uns zu Betrachtung des Ganzen (siehe Figures of Speech S. 137) [1].

Die ganze Erde, alle irdische Macht und alle weltliche Herrschaft wird mit eingeschlossen in die endliche Vernichtung. Darum sind hier alle Häupter und Hörner der verschiedenen aufeinander folgenden Mächte in einem vereinigt, der die Verkörperung aller politischen Herrschaft auf Erden ist. Keine andere wird es während seines Bestehens geben, und nachdem er hinweggetan ist, wird niemand herrschen als unser Herr und Sein Christus. In Offb 17 sehen wir die Häupter und Hörner voneinander abgesondert und können sie, wenn wir so weit gelangt sind, in dieser Weise betrachten.

Offb 13:2
Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Parder, und seine Füße wie die eines Bären Füße, und sein Mund, wie eines Löwen Mund. Und der Drache gab ihm seine Kraft, und seinen Thron und große Macht. Wir können nicht verstehen, wie dies das wieder aufgerichtete Römische Reich sein kann! Denn das Tier selbst ist wie ein Parder (Griechenland) (Dan 7:6). Seine Füße sind Bärenfüße (Medien und Persien=; und sein Mund ist wie eines Löwen Mund (Babylonien). Wo soll denn da das Römische Reich sein? Wenn das Tier das Römische Reich ist, bildet es dann auch eines seiner eigenen Häupter? Der Gedanke ist eine ehrwürdige, aber doch leere Erfindung. Rom kann nicht eins der Häupter, und doch zugleich das ganze Tier sein. "Einer ist" (Offb 17:10), das soll von dem Römischen Reich gelten. Aber es wird hinzugefügt: "der andere ist nicht." Ist das auch das Römische Reich? Gewiss nicht!" Was wir hier vor uns haben, ist die Verkörperung der unter Satans Macht stehenden Weltherrschaft, denn "die ganze Welt liegt im Argen", d.h. in der Gewalt des Argen (1Jo 5:19).

Wenn wir von einer Verkörperung reden, so müssen wir den Geist aus dem Abgrund anerkennen (Offb 17:8), d. h. das übernatürlich handelnde Wesen, durch welches alles ausgeführt wird. Wie Satan seine besondere Aufgabe dem Tier (einem übernatürlichen Wesen) überträgt, so handelt das Tier durch ein menschliches Wesen, indem es von ihm Besitz ergreift, oder auf irgendeine andere Weise. Hier lässt uns Gott hinter die Kulissen blicken, und zeigt uns die Maschinerie Satans, wodurch die ganze Sache arbeitet. Die Menschen auf der Erde sehen nur den Menschen; sie merken vielleicht nichts von der hinter ihm stehenden Macht des Abgrunds, aus welchem er emporgestiegen ist.

Ganz dasselbe hat unser Herr im Gleichnis von dem starken Menschen (Mt 12:43-45) vorausgesagt, wo er spricht von dem unsauberen Geist, welcher wieder umkehrt in das Haus, daraus er gegangen ist, und "nimmt zu sich sieben andere Geister, die ärger sind, als er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie allda; und wird mit demselben Menschen danach ärger, als es vorher war. Also wird's auch diesem argen Geschlecht gehen."

Aus diesen Worten geht hervor, dass das Gleichnis auf das Volk Israel Bezug hat; und was anders will es lehren, als dass die bösen Geister Besitz von den Menschen ergreifen und durch sie wirken werden, nicht allein in Israel, sondern auf der ganzen Welt. Zweifellos wird der Mensch schon eine Zeit lang auf Erden gelebt und gewirkt haben bis zu dem Zeitpunkt, wenn Satan ihn in seine Hand nimmt, und von nun an zu seinen eigenen Zwecken gebraucht, indem er ihn zugleich in kurzer Frist auf den Gipfel irdischer Macht und Größe erhebt.

Es wird der Tag kommen, wo sich ein menschliches Wesen finden wird, welches bereit ist, das anzunehmen, was der Herr Jesus Lk 4:6.7 zurückwies, als ihm der Teufel "alle Reiche der Welt" zeigte, und sprach: "Diese Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit, denn sie sind mir übergeben, und ich gebe sie, welchem ich will. So du nun mich willst anbeten, so soll es alles dein sein." Der Herr weigerte sich, aber er leugnete weder die Wahrheit der Worte, noch bestritt er Satans Macht. Er sagte nur: "Es steht geschrieben: Du sollst Gott, deinen Herrn anbeten, und Ihn allein dienen." Die ganze Frage dreht sich um die Anbetung, und sie wird erst dann zur Ruhe kommen, wenn Satan einen Menschen findet, der bereit ist, ihn anzubeten. Satan wird ihm dafür die Anbetung der Welt geben.

Offb 13:3
Und ich sah seiner Häupter eins, als wäre es geschlagen zum Tode; und seine Todeswunde wurde heil. Und die ganze Erde staunte und folgte dem Tier nach.
Was Offb 5:6 von dem Lamm gesagt ist, wird hier von dem Tier ausgesagt.

Wir hören nicht, welches der sieben Häupter in dieser Weise gekennzeichnet, noch wann ihm die Wunde durchs Schwert beigebracht wird; doch es heißt zu wiederholten Malen von dem Tier, "das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war." Es ist das letzte oder siebte Haupt, dieser Mensch, welcher getötet und wieder belebt worden ist. Die ganze Welt staunt über ihn, und folgt ihm nach wegen des großen, von Satan bewirkten Wunders, das seinetwegen geschehen ist.

Dies ist die Stunde, von der Offb 3:10 redet, "die kommen wird über der ganzen Welt Kreis, zu versuchen, die da wohnen auf Erden." "Satans Stuhl" wird auf Erden aufgerichtet werden (Offb 2:13; Offb 16:10), und ein Mensch, "der Boshafte", wird ihn einnehmen und die Herrschaft der Welt ergreifen, von satanischer Macht besessen und angespornt.

Scheinfriede auf Erden

Offb 13:4
Und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die (d.h. seine) Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich? Und wer kann mit ihm kriegen?"
Hieraus geht hervor, dass dieser Mensch alles in sich vereinigt, wodurch er der Welt nicht allein angenehm wird, sondern auch Erstaunen, Bewunderung und Lob hervorruft. Er ist den Menschen keineswegs ein Schrecken, sondern von anziehender, verführerischer Freundlichkeit, und unermüdlich tätig im Interesse menschlicher Größe und menschlichen Glücks. Dann wird Satan seine kurze Herrschaft auf Erden führen, und die Menschen durch alle Kunst und Verfeinerung beglücken. Es wird für die ganze Welt eine Zeit des Friedens und des Fortschritts sein. Große Naturereignisse werden entdeckt werden; böse Engel werden die Lehrer, und betrügerische Dämonen werden die Führer der Menschheit sein. Es werden wichtige Erfindungen und Entdeckungen gemacht, und aufs Vorteilhafteste angewandt werden. Schon jetzt schwingt sie sich zum herrschenden Grundsatz von Welt und Gemeinde auf. Die große Wiederbelebung auf sittlichem Gebiet steht bevor. Ihr Anbruch wird von den ersten Predigern unserer Tage verkündigt. Alles das bereitet den Weg für den Menschen der Sünde, den Gesetzlosen, der sich selbst und der ganzen Welt das Gesetz sein wird. Die Menschen werden ihr Entzücken an ihm haben und ihn für den größten Wohltäter der Menschheit halten; Könige werden seine Oberherrlichkeit mit Freuden anerkennen. Hinter allen aber wird Satan selbst stehen, Herzen, Zungen und Kraft von Tausenden von willigen Werkzeugen lenkend.

Das Wesen des Tieres

Offb 13:5.6
5. Und es wurde ihm gegeben ein Mund zu reden große lästerliche Dinge (wörtl. große Dinge und Lästerungen. Hier haben wir die Redefigur Hendiadys, denn die großen Dinge sind seine Lästerungen) und wurde ihm Macht gegeben, es zu tun zweiundvierzig Wochen lang.

6. Und es tat seinen Mund auf in Lästerungen gegen Gott, zu lästern Seinen Namen und Seine Hütte, und die im Himmel wohnen.
Dies ist das eine große Kennzeichen des wilden Tieres (Dan 7:8; Dan 11:20; Dan 11:36) und lässt es als das erste der beiden Wesen erkennen, die 2Thes 2 geschildert werden. Wenn wir die Worte nebeneinander stellen, so wird dies sogleich hervortreten.

Offb 13:5 = "Es wurde ihm gegeben ein Mund zu reden große Dinge und Lästerungen...

Offb 13:6 Und es tat seinen Mund auf in Lästerungen gegen Gott, zu lästern Seinen Namen und Seine Hütte und die im Himmel wohnen."

2Thes 2:4 = "Der da ist der Widersacher und sich überhebt über alles, das Gott oder Gottesdienst heißt, also dass er sich setzt in den Tempel Gottes, und gibt sich aus, dass er sei Gott."

Geht aus diesem Vergleich nicht deutlich hervor, dass beide Stellen von derselben Person handeln, und dass sich 2Thes 2:4 auf dieselben Gerichtsszenen bezieht wie Offb 13:5.6? Jedoch die Verbindung ist eine noch engere, in beiden Schriftstellen ist von denselben zwei Wesen die Rede. Das wird uns noch klarer werden, wenn wir den

Gedankenaufbau von 2Thes 2:1-12 betrachten:

A - 2Thes 2:1-3 = Ermahnung, nicht zu glauben, was der Apostel nicht gesagt hat.
B - 2Thes 2:3.4 = Grund: "Denn...."
A - 2Thes 2:5.6 = Ermahnung zu glauben, was der Apostel gesagt hat
B - 2Thes 2:7-12 = Grund: "Denn...."

Die Stelle lässt sich auf folgende Weise noch eingehender darstellen.

A - 2Thes 2:1-3 = Ermahnung usw. negativ.
B - a - 2Thes 2:3 = Der Abfall (offen).
b - 2Thes 2:3 = Die Offenbarung des "Menschen der Sünde".
Das Tier aus dem Meer von Offb 13:1-10.
c - 2Thes 2:4 = Kennzeichnung seiner Taten: vgl. Offb 13:6-8

A - 2Thes 2:5-6 = Ermahnung usw., positiv.
B - a - 2Thes 2:7 = Das Geheimnis (geheime Vorsätze) der Gesetzlosigkeit.
b - 2Thes 2:8 = Die Offenbarung des Gesetzlosen.
Das Tier aus der Erde von Offb 13:11-13.
c - 2Thes 2:9-11 = Kennzeichnung seiner Taten: vgl. Offb 13:13-15

Die beiden Tiere treten auf diese Weise deutlich hervor. Wir haben die Kennzeichen des Ersten, wie sie an beiden Stellen gegeben sind verglichen, und können die des Zweiten lassen, bis wir weiter unten im Kapitel zu demselben gelangen.

Von dem ersten wilden Tier wird uns gesagt, dass seine Laufbahn von beschränkter Dauer ist, ebenso kurz wie glänzend: nur 42 Monate führt es seine Bahn in übermenschlicher Gestalt. "Mitten in der Woche" (Dan 9:27) bricht es den Bund, den es mit Israel gemacht hat, streitet mit den Heiligen (beginnend, wie wir gesehen haben, mit den zwei Zeugen, Offb 11:7) und verfolgt das Weib (Offb 12:13-17). In dieser Zeit werden die Märtyrer getötet (Offb 6:9; Offb 20:4).

Offb 13:7
Und ihm wurde gegeben Krieg zu führen mit den Heiligen (Dan 7:3.21; Dan 8:12.24; Dan 11:31; Offb 11:7), und sie zu überwinden; und ihm wurde Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen.
Was fängt die große Schar der Ausleger mit dieser Stelle an, da sie lehren, es sei das Römische Reich gemeint, welches in seinen alten Grenzen neu erstehen würde? Gewiss steht aber dieser Vers in vollständigem Einklang mit unserer oben aufgestellten Behauptung, die Herrschaft der Welt sei in einem Haupt auf "eine kleine Zeit" vereinigt (Offb 10:6; Offb 12:12; Offb 17:10), um bald die Herrschaft unseres Herrn und seines Christus zu werden (Offb 11:15).

Aber wenn ihm auch Macht gegeben ist über alle, so werden sich ihm doch nicht alle sogleich unterwerfen. Darum soll dieser Krieg die Menschen zwingen, das Tier anzubeten und sein Malzeichen zu empfangen.

Offb 13:8
Und alle, die auf Erden wohnen, werden es anbeten, jeder, dessen Name nicht geschrieben ist von der Gründung der Welt an in dem Lebensbuch des Lammes, das erwürgt ist.
Nichts in dieser Stelle zeigt an, ob der Ausdruck "von der Gründung der Welt her" zu verbinden ist mit dem Zeitwort "geschrieben" oder mit "erwürgt". Wir haben die Worte in derselben Reihenfolge wie im Griechischen wiedergegeben, wonach es aussieht, als gehörte der Ausdruck zu "geschrieben". Moses kannte dieses Buch (2Mo 32:32), ebenso Daniel (Dan 12:1) Vgl. Jes 4:3. Die andere Verbindung aber ist die natürlichere und stimmt mit 1Petr 1:19.20 überein. Der Tod des Lammes war "zuvor ersehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde.", während die Namen aufgeschrieben sind "von Anfang der Welt" an.

"Alle, die auf Erden wohnen, werden es anbeten". Gibt diese Anbetung dem übermenschlichen Wessen, "das sich überhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt", oder dem wiedererstandenen Römischen Reich? Niemand wird wohl die Kühnheit besitzen, das Letztere aufrecht erhalten zu wollen, und so kann von der Erstehung jenes Reiches, das mit solcher Gewissheit verkündigt wird, nicht die Rede sein.

Die Anbetung des Tieres wird eine fast universell sein. Im Tale Dura blieben nur drei aller dort lebenden Juden Gott treu (Dan 3) Diese Tage aber werden viel schrecklicher sein als jene (siehe Mt 24:9-27). Die Flucht ist das einzige Mittel, wodurch sich die Gläubigen retten können (Offb 12)

Offb 13:9
Wer Ohren hat, der höre.
Zum letzten Mal erschallt diese Mahnung des Sohnes Gottes. Nicht mehr um Versammlungen handelt es sich, sondern um Individuen. Die Zeit des Gerichts nähert sich dem Ende, darum ergeht diese Mahnung zum letzten Mal.

Offb 13:10
So jemand für das Gefängnis ist, der wandert in das Gefängnis; so jemand getötet werden soll mit dem Schwert, der wird mit dem Schwert getötet.
Der griechische Text dieses Verses ist verworren, und es gibt viele verschiedene Lesarten. Der Sinn aber ist völlig klar. Die Abschreiber der Manuskripte haben die hebräische Ausdrucksweise nicht verstanden, und darum versucht, sie zu verbessern. Der hebräische Ausdruck bezeichnet ein unabänderliches Geschick, und mit Gewissheit nahendes Gericht. Siehe Jer 43:11: "Und er (Nebukadnezar) soll kommen, und Ägypterland schlagen, und töten, wen es trifft, gefangen führen, wen es trifft, mit dem Schwert schlagen, wen es trifft." Und Jer 15:2: "Und wenn sie zu dir sagen: Wo sollen wir hin? So sprich du zu ihnen, so spricht der Herr: wen der Tod trifft, den treffe er; wen das Schwert trifft, den treffe es; wen der Hunger trifft, den treffe er; wen das Gefängnis trifft, den treffe es (wörtl. wer für den Tod ist, zum Tode! usw.). Siehe auch Hes 5:2.12 und Sach 11:9. Diese Stellen legen die Bedeutung von Offb 13:10 völlig klar: So sicher und gewiss werden die von dem Tier ausgeübten Gerichte sein, dass niemand ihnen entgehen wird. Darum ist die Mahnung des 9. Verses vonnöten, sowie das nun Folgende.

Hier ist die Geduld (d.h. geduldiges Ausharren) und der Glaube der Heiligen. Drei Dinge werden in jenen Tagen der Trübsal erforderlich sein:

Flucht (Mt 24:25-28; Mk 13:14-23; Offb 12:14)
Geduld (Offb 1:9; Offb 2:2.19; Offb 3:3.10; Offb 14:9-12)
Glaube (Offb 2:10.13.19; Offb 17:14)

Das Tier aus der Erde

Das zweite wilde Tier ist von dem ersten zweimal im zwölften Vers und auch sonst zu unterscheiden. Sobald es erwähnt wird, ist unter "dem Tier" immer das erste Tier gemeint, als das bedeutendere, und die Oberherrschaft führende.

Offb 13:11
Und ich sah ein anderes Tier aufsteigen aus der Erde, und es hatte zwei Hörner, gleichwie ein Lamm und redete wie ein Drache.
Das zweite Tier ist ebenso, wie das Erste ein übermenschliches Wesen von satanischer Macht besessen und angespornt. Dreimal wird es der "falsche Prophet" genannt (Offb 16:13; Offb 19:20; Offb 20:10). Er ist der Gehhilfe des ersten Tieres und soll diesem beistehen, die Menschheit zu verführen. Als der Herr Jesus von dieser großen Trübsal gerade redete, warnte er vor den falschen Propheten gerade so, wie vor den falschen Christi, und wies hin auf ihre Zeichen und Wunder und ihre Macht, zu verführen (Mt 24:5.11.24; Mk 13:22). Hier ist "der falsche Prophet"; das ist sein richtiger Titel.

Er hat zwei Hörner, nicht zehn, wie das erste Tier. Die zehn drücken Herrschaft aus, die zwei reden von dem Zeugnis. Er spricht wie ein Drache, d. h. schlau, listig und verführerisch (vgl. 1Mo 3:1; 1Mo 49:17; 2Kor 11:3).

All sein Können ist in den Dienst des ersten Tieres gestellt. Dieses ist ein politischer Machthaber, das zweite ein solcher auf religiösem Gebiet. Drache, Tier und falscher Prophet bilden des Teufels Travestie der heiligen Dreieinigkeit.

Sie ist höllisch, wie jene geistlich ist. Der Drache ist der Anti-Gott, das Tier der Anti-Christ und der falsche Prophet der Anti-Geist.

Die meisten Ausleger wissen von nichts als "der Gemeinde" auf der einen Seite, und "dem Papsttum" auf der anderen. Die Juden sind von der Apokalypse ausgeschlossen, wie von fast aller Weissagung. Alles Gute bezieht sich auf die Gemeinde, alles Schlechte auf das päpstliche Rom. So klein ist der Gesichtskreis der Menschen, dass ihre Vorstellung lieber bei einer Spießbürger-Versammlung verweilt, anstatt sich mit einem gewaltigen Wendepunkt im Kampf um die Weltgeschichte zu beschäftigen. Andere erkennen nur die griechische Gemeinde, die französische Republik, oder eine heidnische Priesterschaft. Die meisten Ausleger sehen in den zwei Tieren zwei Richtungen derselben Sache. Alle scheinen darin einig, sie nicht Individuen sein zu lassen, wofür sie der unbefangene Leser sofort halten muss. Von solchen Führern ist daher wenig Hilfe zu erwarten.

Alle Schriftstellen, die sich auf die Tiere beziehen, reden ohne Ausnahme von ihnen als von Individuen. Es wird keine Andeutung gegeben, dass sie etwas anderes seien.

Aber wenn wir auch glauben, dass der falsche Prophet eine einzelne Persönlichkeit ist, so haben wir doch nicht nötig, irgendeinen Toten herauszugreifen, wie z.B. Judas Iskariot. Seine Sünde war ohnehin groß genug? Das zweite Tier ist ein Geist, der aber von einem Menschen Besitz ergriffen hat. Der Mensch wird nicht zwei Hörner haben. Der Welt wird er als ein Mensch erscheinen. Uns wird hier das übermenschliche Wesen gezeigt, welches von einer besonderen geistigen Triebkraft unmittelbar geleitet, beeinflusst und angespornt wird. Schon lassen sich viele mit dem Spiritismus ein und haben ihre "Familien-Geister und -Führer. Die Spiritisten selbst kennen wohl die Gefahren und das Unheil des Bessenseins. Hier sehen wir nun einen Menschen, von dem dieser mächtige Abgesandte Satans Besitz ergriffen hat. Stellen wie Apg 16:16-18 und Apg 19:15.16 werfen einiges Licht auf diese Sache.

Acht Mal steht der Ausdruck "er macht"*) von dem falschen Propheten, er ist also ein brauchbares Werkzeug. Worin das besteht, was er "macht", wird uns im nächsten Vers gesagt.

*) Vom ersten Tier wird der charakteristische Ausdruck gebraucht:: "Es wurde ihm gegeben".

Offb 13:12
Und es übt alle Macht des ersten Tieres vor ihm (d. h. in seiner Gegenwart) und es macht, dass die Erde und die darauf wohnen, anbeten werden das erste Tier, dessen tödliche Wunde geheilt wurde. "Die Erde und die darauf wohnen" ist eine im Hebräischen vorkommende Redefigur, Pleonamus (Wortüberfluss) genannt, die dem Buch der Offenbarung charakteristisch ist. Der Wirkungskreis des ersten Tieres wird auf politischem Gebiet liegen, der des zweiten Tieres auf religiösem Gebiet. Auf Grund dieser wunderbaren Auferstehung werden die Menschen dem ersten Tier göttliche Anbetung darbringen. Der falsche Prophet bringt diese in ein System. Da ist nichts, was unserem Glauben schwer fallen könnte. Solche Dinge sind schon dagewesen; warum sollten sie nicht wieder geschehen? Herodes wurde als Gott verehrt, und nahm dies als ein ihm zukommendes Recht an. ([Apg 12:21]-23). Die Geschichte ist reich an ähnlichen Beispielen und kann sich leicht wiederholen. "Neue" Religionen liegen heutzutage in der Luft, und in jeder derselben ist wieder weniger von Gott zu finden. In der zukünftigen neuen Religion wird Gott ganz weggelassen, und der Mensch an seine Stelle gesetzt werden. Es wird eine Verbindung sein von Weisheit, Wissenschaft, Fortschritt und Philanthropie, vereinigt mit allem, was den niedrigsten Trieben der gefallenen Menschheit Vorschub leistet. Fügen wir noch das Wirken Satans und seiner bösen Geister hinzu, so sind Verhältnisse, wie sie hier geschildert werden, leicht möglich, und was mehr sagen will: sie sind als positive Tatsache offenbart.

Große Zeichen und Wunder

Offb 13:13
Und es tut große Zeichen (d. h. Wunder), dass es auch macht Feuer vom Himmel auf die Erde herabfallen vor den Menschen. Das dies wirklich Wunder sind, darüber kann kein Zweifel herrschen, da dasselbe Wort von den durch Christus bewirkten Wundern ständig gebraucht ist. Und diese Wunder sind "groß". Auch das ist nichts Neues. James und Jambres widerstanden Mose (2Mo 7:11; 2Tim 3:8) und taten bis zu einem gewissen Punkt dieselben Wunder wie er. Elia ließ mehr als einmal Feuer vom Himmel fallen (1Kö 18:38; 2Kö 1:10.12), und im Buch der Offenbarung ist das Feuer eins der Gerichte Gottes ([Offb 20:9]). So haben auch die zwei Zeugen ihre Feinde durch Feuer getötet (Offb 11:5).

Offb 13:14
Und es verführte die auf Erden wohnen, um der Zeichen (Wunder) willen, die ihm gegeben wurden zu tun vor dem Tier.
Hier haben wir fast dieselben Worte, die in 2Thes 2:9 von dem zweiten Tier gebraucht sind. Wir wollen die beiden Seiten nebeneinander setzen (wie bei dem ersten Tier), um zu zeigen, dass in beiden auf die gleiche Person, dasselbe Werk und dieselbe Zeit hingewiesen wird.

Offb 13:13.14 = "Und tut große Zeichen, dass es auch macht Feuer vom Himmel fallen vor den Menschen; und verführt, die auf Erden wohnen, um der Zeichen willen die ihm gegeben sind zu tun vor dem Tier".
2Thes 2:9-11 = "Des, welche Zukunft geschieht nach der Wirkung des Satans mit allerlei lügenhaften Kräften und Zeichen und Wundern, und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit, unter denen, die verloren werden... Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, dass sie glauben der Lüge."

Hier haben wir zwei Berichte über dasselbe Wesen und sein Werk. 1Tim 4:1-3 hören wir, dass in den letzten Zeiten "verführerische Geister" (d. h. böse Engel) die "Lehren der Teufel." verbreiten werden. Wir befinden uns schon in jenen Tagen, und die Lügengeist-Lehrer sind an der Arbeit. Dämonische Lehren werden überall angenommen; viele Menschen, die sich Christen nennen, geben sich mit dem Spiritismus ab. Wozu das in Kürze führen wird, sagen uns diese Schriftstellen.

Wunder sind jetzt an der Tagesordnung. Und so seltsam es auch scheinen mag, sie sind in sich selbst kein Beweis einer göttlichen Sendung. Wir wissen, dass die Theologie das Gegenteil lehrt, indem sie die falschen Voraussetzungen Paleys und seiner Anhänger annimmt.

Auch Christi Wunder waren an und für sich kein Beweis dafür, dass er von Gott gesandt war. Der wahre Beweis bestand darin, dass die Wunder, welche er wirkte, gerade diejenigen waren, welche die Weissagung von ihm vorausgesagt hatte. Darum bilden sie das Siegel Seines Amtes, und Seine Beglaubigung von oben her. Das geht aus Mt 11:1-6 hervor. Nicht das war die Hauptsache, dass es wunderbare Taten waren, sondern dass sie mit dem übereinstimmten, was Gott vorhergesagt hatte; und das Wesen ihres Zeugnisses war mehr die Wahrheit des Wortes Gottes und als die Macht Christi. Daher werden sie oft "Zeichen" genannt und nicht nur "Wunder". Sie sollen nicht von der Menge angegafft werden, sondern die Bibelforscher sollen sie studieren und den göttlichen Lehren nachgehen, welche sie verkünden von der Wahrheit des Wortes Gottes und der göttlichen Sendung des Herrn Jesus.

Zeichen und Wunder sind zu allen Zeiten geschehen; und Drache, Tier und falscher Prophet werden einst wieder solche vollbringen. Während ihre Wunder den Menschen gegenüber dazu dienen werden, ihren falschen Ansprüchen Glauben zu verschaffen, werden die, welche in jenen Tagen an Gott festhalten werden, dann einen neuen Beweis für die Wahrheit des Wortes Gottes erkennen, das gerade diese Wunder vorausgesagt hat. Die Wunder werden den höllischen Ursprung und die satanische Macht der Wundertäter bezeugen.

Anbetung des Tieres

Offb 13:14.15
14. Indem es gebietet denen, die auf Erden wohnen, ein Bild zu machen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hat und lebendig geworden war.

15. Und es wurde ihm gegeben, dem Bild des Tieres Odem zu verleihen, dass des Tieres Bild redete, und zu machen, dass, welche nicht des Tieres Bild anbeteten, getötet würden.
Wieder fragen wir: warum sollte das nicht sein? Was schon dagewesen ist, kann wieder geschehen. Im Tal Dura (Dan 3 ging es ähnlich zu und wurde ein ähnliches Gesetz erlassen, soweit Anbetung und Strafe in Betracht kommen. Wie das Sprechen bewirkt wird, wissen wir nicht; doch wissen wir genug, dass es eine leichte Sache sein wird.

Nikola Tesla, der ungarisch-amerikanische Elektrotechniker, erklärt mit kühnen Worten (in der Zeitschrift: The Century, Juni 1900), dass er den Plan zur Konstruktion eines Automaten besitze, der selbstständig, ohne Bedienung vom Menschenhand, eine Menge von verschiedenen Tätigkeiten werde verrichten können, als wenn er Verstand hätte. Er spricht von diesem Automaten natürlich nicht als einem Wunder, sondern nur als von einer Erfindung, die er jetzt vollendet hätte.*) Jedoch wir betonen noch einmal: es ist gleich, wie dies alles ausgeführt werden wird. Gott erklärt in Seinem Wort, dass es geschehen soll, und wir glauben Ihm. Die "menschliche Energie" wird immer mächtiger, und wird in Kürze eine übermenschliche sein, wenn sie durch die satanische Macht des zweiten Tieres gesteigert, von dem menschlichen falschen Propheten ausgeübt werden wird. Es gibt schon jetzt Maschinen, die sprechen können; Satan braucht nur wenig seiner Macht hinzuzutun, und das Wunder ist fertig.

An sieben stellen lesen wir von dem "Bild des Tieres" (Offb 13:15; Offb 14:9.11; Offb 15:1; Offb 16:2; Offb 19:20; Offb 20:4).

*) Der einzige Schlüssel, den er zu seiner Erfindung gibt, ist der Vergleich mit einem Menschen, dem die Augen verbunden sind, und der den Anweisungen nachkommt, welcher er durch das Ohr empfangen hat. In Erstaunen setzende Fotografien werden von der Kraft der elektrischen Ströme gegeben, die auf das "Ohr" einwirken, welches darauf gestimmt ist, die Schwingungen aufzunehmen. Auf einer der Fotografien ist ein Vulkan mit verzehrender Flamme zu sehen, die 60 Fuß im Querschnitt hat, und aus der Mitte des Oszillatoren lodert Tesla selbst, der nüchternste Mensch, nennt dies ein "wunderbares elektrisches Phänomen." Dies und Teslas Ansicht über das "Zunehmen der menschlichen Energie" ist weiter behandelt in der Zeitschrift: "The Daily Express, (London, 12. Juni 1900)

Der Ps 73. weist hin auf diese Zeit der Trübsal und Angst, wo die Frommen sich nicht zu raten wissen, und schildert Verderben und Untergang der Gottlosen. In Ps 73:20 heißt es:

"Wie ein Traum, wenn einer erwacht,
so wirst Du, Herr, ihr Bild in der Stadt zertreten."

Basah bedeutet zertreten, unter die Füße treten, wie in Ps 44:6; Jes 14:19; Jes 63:18. So wird Gott, wenn Er sich zum Gericht erhebt, dieses Bild zertreten, und es aus der Stadt verschwinden lassen, wie ein Traum schwindet beim Erwachen. Die Stadt ist natürlich Jerusalem, wo dieser Gräuel aufgerichtet sein wird.

Das Malzeichen des Tieres

Offb 13:16
Und es (d. h. das zweite Tier) macht, dass alle, die Kleinen und die Großen, und die Reichen und die Armen, und die Freien und die Knechte, ein Malzeichen nehmen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn.
So wird die Demokratie zum Despotismus, des Liberalismus zu einem Boykott im großen Maßstab; der Verstand wird zum Götzendienst, der Sozialismus zu einer Aufhebung der Rechte der "freien Arbeit". Was man vor wenigen Jahren noch für unmöglich gehalten hätte, ist heute in jeder Hinsicht vollendete Tatsache. In ganzen Gegenden ist es oft verboten, Waren oder Arbeit zu kaufen oder zu verkaufen, und keiner wird von dieser neuen Sklaverei ausgeschlossen. Der falsche Prophet wird den Boykott zur höchsten Vollendung bringen, und ihn als einen Macht gebrauchen im politischen Leben und in den Dingen der Religion. Der Zweck ist,

Offb 13:17
dass niemand kaufen oder verkaufen könne, er habe denn das Malzeichen oder den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.
Sicherlich, der Plan ist von satanischer Klugheit; denn ein jeder wird dadurch zum Spion des anderen gemacht. Es wird fast unmöglich sein, zu leben, auch Geld hat keinen Wert. Die Reichen sind gerade so schlecht dran wie die Armen, wenn sie das Malzeichen nicht haben. Es wird viel schlimmer sein als in einer Hungersnot.

Das Wort für das Malzeichen ist charagma, Brandmal. In den Papyrusurkunden steht das charagma immer in Verbindung mit dem Kaiser, und enthält zuweilen seinen Namen und sein Bild mit dem Jahr der Regierung. Es war notwendig zum Kaufen und Verkaufen. Es ist auf allen Arten von Dokumenten zu finden und macht sie erst rechtskräftig. Auf Kaufkontrakten sind viele dieser Zeichen. Charagma ist also das amtliche Siegel, und dieses Malzeichen werden die meisten weit lieber annehmen, als dass sie durch Gewalt oder Not Todesqualen erdulden.

Die Zahl des Tieres

Offb 13:18
Hier ist Weisheit. Wer Verstand hat, der berechne die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.
Diese Worte sagen, dass die Berechnung zwar schwer, aber doch möglich ist. Die Aufgabe wird gewöhnllch in der Voraussetzung unternommen, sie sei in der Weise zu lösen, dass man (nach Art der Hebräer und Griechen, welche die arabischen Zahlen nicht kannten) einen Buchstaben für die entsprechende Zahl stehend betrachtet. Das jedoch ist Aufzählung, nicht Berechnung, und da auf solche Weise schon eine ungeheure Zahl von Namen gebildet worden ist, so dürfen wir sie weder vermehren, noch unter ihnen auswählen. Wir glauben, dass der Schlüssel in der Angabe liegt, dass die Zahl "eines Menschen Zahl" ist.

Nun ist Drei die Zahl Gottes, Sieben die Zahl des Geistes, Acht die Zahl, welche Herrschaft ausdrückt usw. Sechs aber mit seinen Vielfachen ist die Zahl des Menschen. Sie wird zuerst in Verbindung mit dem Menschen genannt (denn der Mensch wurde am sechsten Tag erschaffen). Die Zahl Sechs also ist für den Menschen dasselbe, was der Feingehaltsstempel für das Silber bedeutet: sie ist für den Menschen Stempel und drückt allem, wobei sie gebraucht wird, das Gepräge auf, als gehöre es dem Menschen zu. Die großen Verächter Gottes sind auf diese Weise gekennzeichnet worden. Goliath war sechs Ellen hoch; das Eisen seines Spießes hatte sechshundert Lot, und er war mit sechs Waffenstücken ausgerüstet.

Nebukadnezars Bild war sechzig Ellen hoch und sechs Ellen breit und sechs Musikinstrumente riefen die Anbeter herbei.

Die Zahl 666 hat außerdem noch eine andere bemerkenswerte Eigentümlichkeit: sie ist die Summe aller Zahlen, welche das Quadrat von Sechs bilden. Das Quadrat von Sechs ist 36; und 1 + 2 + 3 + 4..... usw. bis + 36 = 666.

Die große Bedeutung der Zahl jedoch können wir erkennen, wenn wir daran denken, dass das geheime Symbol der großen heidnischen Mysterien SSS oder 666 war; und dass dieses Symbol heutigen Tages das geheime Verbindungsglied zwischen den Mysterien und ihrem Wiederaufleben im Spiritismus und der Theosophie bildet, welche hinzielen auf die Vereinigung aller Religionen.

Die Zahl 666 wird im Griechischen durch die Zahl Chi bezeichnet. Das erste Zeichen steht für Chi = 600, das zweite für Xi = 60; und das dritte für Stigma = 6. Das letzte Zeichen ist kein eigentlicher Buchstabe, sondern ein von den Griechen erfundenes Zeichen zur Darstellung der 6. Sie nannten es Stigma:*) und es ist nicht bedeutungslos, dass das Wort in Verbindung mit dem Menschen gebraucht, einen schlechten Sinn angenommen hat.

*) Stigma ist ein am Körper (besonders an Stirn und Hand) durch Einbrennen oder Einstechen gemachtes Zeichen an Sklaven, Soldaten etc. Es sollte hauptsächlich ein Symbol des Gottes sein, dem sie dienten (3Mo 19:28; 3Mo 21:5; 5Mo 14:1; 3Makk 2:29) und galt als Schutz. Dies erklärt den Gebrauch des Wortes Gal 6:17. Paulus sah die Wunden und Narben, die er im Dienst Seines Herrn und Gottes erhalten hatte, nicht als Zeichen der Knechtschaft an, sondern als Zeichen dafür, dass er unter Gottes Schutz stehe (vgl. Jes 49:16; Hes 9:2-4; 2Mo 13:9.16). Darum sagt er: "Hinfort mache mir niemand weiter Mühe" (Das erklärt das "denn") Siehe auch Offb 14:1; Offb 7:3; Offb 9:4.

Der erste und letzte dieser drei Buchstaben bilden die Abkürzung des Wortes "Christus", da sie der erste und der letzte Buchstabe von Christos sind. Und wenn wir das Xi wie eine gewundene Schlange zwischen beiden sehen, so haben wir darin ein passendes Symbol für den Messias Satans - den Antichrist.

Lies weiter hier:
Das fünfte Gesicht "im Himmel"- Offb 14:1-5