Das durch Paulus enthüllte Geheimnis der Gemeinde

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Abschrift des des Buches:
Das tausendjährige Königreich Christi auf Erden
von Heinz Schumacher (1964)

Paulus Verlag Karl Geyer, Stuttgart

Inhaltsverzeichnis
weitere Abschriften

4. Das durch Paulus enthüllte Geheimnis der Gemeinde

Mit dem Geschehen von Apg 4-15 war eine Weiche gestellt die neue Heilsordnung eingeleitet: Das Angebot von Apg 3 bleibt ungenutzt; Israel lehnt Gottes Heil in seiner großen Masse nach wie vor ab; der Sonderbeauftragte Gottes für die Nationenwelt wird bekehrt; Petrus wird als erster von Gott zu den Heiden gesandt, die beim Hören des Wortes Seinen Heiligen Geist empfangen; Paulus und Barnabas beginnen ihren Dienst; auf dem Konzil von Apg 15 werden sich die Zwölfe und Paulus gemeinsam der neuen Lage bewusst, beschließen unter göttlicher Leitung, den Gläubigen aus den Nationen das Gesetzesjoch nicht aufzulegen, und grenzen 8in Anerknnung der gegenseitig vorhandenen göttlichen Begabungen und Aufträge) ihre Wirkungsbereiche ab.

Der weitere Bericht der Apostelgeschichte bestätigt und enfaltet die neue Lage: Die Gestalt des Paulus tritt mehr und mehr in den Vordergrund; der Geist führt ihn von Asien hinweg nach Europa; er wendet sich mit seiner Verkündigung zwar immer noch z u e r s t (wenn auch nicht ausschließlich) an die Juden; dies führt aber immer wieder nur zu neuen Verfolgungen und Anfeindungen (in Thessalonich, in Korinth, in Jerusalem und zuletzt in Rom), so dass er schließlich den römischen Juden bezeugt, w,as er mit ähnlicheen Worten bereits in Apg 13:46 den Juden zu Antiochien in Pisidien zugerufen hatte:

“Trefflich hat der Heilige Geist durch Jesaja, den Propheten, zu unseren Vätern geredet und gesagt: Geh hin zu diesem Volke und sprich: Hörend werdet ihr hören und n i c h t wahrnehmen. Denn das Herz dieses Volkes ist dick geworden, und mit den Ohren haben sie schwer gehört, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich sie heile. (Jes 6:9.10). So sei euch nun kund, d a s s dieses H e i l Gottes den N a t i o n e n gesandt ist; s i e werden a u c h hören.“ (Apg 28:25-28).

In seinen Briefen, von denen die beiden Thessalonicherbriefe, der Galaterbrief, die Korintherbriefe und der Römerbrief aus der Zeit der zweiten und dritten Missionsreise stammen dürften, also aus dem Geschehen der zweiten Hälfte der Apostelgeschichte, während der Epheser-, Philipper-, Kolosser- und Philemonbrief der erssten römichsen Gefangenschaft entstammen und die restlichen Briefe noch später verfasst worden*48 enthüllt nun Paulus das G e h e i m n i s der G e m e i n d e.

*48 In der Zeit, von der die Apostelgeschichte berichtet, entstanden, wie allgemein und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zu Recht vermutet wird, folgende Paulusbriefe: die beiden Thessalonischerbriefe (während der zweiten Missionsreise in Athen und Korinth etwa im Jahre 53 n. Chr. verfasst); der Galaterbrief (während der zweiten Missionsreise um 53 in Athen? oder erst während der 3. Reise); die beiden Korintherbriefe (während der 3. Missionsreise um 57 in Ephesus und der Römerbrief (während des dreimonatigen Aufenthaltes in Griechenland auf der 3. Missionsreise vermutlich im Jahre 58 verfasst) - Während der ersten römischen Gefangenschaft, etwa in den Jahren 61-63, schrieb Paulus dann die sogenannten „Gefangenschaftsbriefe“: den Epheser, Kolosser-; Philemon-- und Philipperbrief. - Zuletzt wurden die sogenannten Hirten- oder Pastoralbriefe: 1. Timotheus, Titus und 2. Timotheus verfasst, die beiden ersteren wohl nach der Befreiung aus der ersten römischen Gefangenschaft wohl in den Jahren 64 und 65, der 2. Timotheusbrief wohl im Jahr 66 aus der zweiten römischen Gefangenschaft. (Diese Anmerkung stützt sich auf einen Vergleich verschiedener Zeittafeln in Bibeln und Auslegungen)

Es gehört nicht zum Thema dieser Arbeit, dieses Geheimnis ausführlich darzustellen. (Hingewiesen sei auf die Schrift: „Die paulinische Lehre vom Leibe Christi“ von E. F. Ströter und Karl Geyer, Paulus-Verlag) Hier mögen nur folgende Fragen im Zusammenhang unserer Arbeit kurz berührt werden:

a) Worin besteht das Geheimnis?
b) Was hat die Gemeinde Christi mit dem Königreich Christi zu tun?
c) Worin unterscheidet sich die gegenwärtige Zubereitungszeit der Gemeinde von der Zeit des messianischen Reiches?

a) Worin besteht das Geheimnis?

Paulus spricht nicht einmal, sondern mehrmals von „Geheimnissen“; ja man wird auch sagen dürfen: er kennt und offenbart mehrere göttliche Geheimnisse*49

Personalgeheimnisse Gottes

*49 Karl Geyer zählt in dem Aufsatz „Verwalter der Geheimnisse Gottes“ (GH 1950/301-302) „14 Personalgeheimnisse Gottes“ auf:
1. Das Geheimnis der Verstockung und Beiseitesetzung Israels (Röm 11:25)
2. Das Geheimnis: Glaubensgehorsam unter allen Nationen (Röm 16:25.26)
3. Das Geheimnis des nicht Entschlafenmüssens und der Verwandlung (1Kor 15:51.52)
4. Das Geheimnis: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit (Kol 1:24-29)
5. Das Geheimnis der Weisheit Gottes (1Kor 2:7)
6. Das Geheimnis des Willens Gottes (Eph 1:9)
7. Das Geheimnis des Evangeliums (Eph 6:19)
8. Das Geheimnis des Glaubens (1Tim 3:9)
9. Das Geheimnis: die Nationen Mitleib (Eph 3:1-12)
10. Das Geheimnis des Eins-Seins (Eph 5:32)
11. Das Geheimnis Gottes, des Vaters (Kol 2:2)
12. Das Geheimnis des Christus (Kol 4:3)
13. Das Geheimnis der Bosheit (Gesetzlosigkeit) (2Thes 2:7)
14. Das Geheimnis der Gottseligkeit (1Tim 3:16)

Besonderes Beachtung verdienen jene Stellen, in denen er hervorhebt, ,dass es ihm gegeben sei, das Geheimnis zu offenbaren, das in früheren Gottzeitaltern und Menschengeschlechtern in Gott verborgen gewesen sei (Röm 16:25.26; Eph 3:9; Kol 1:26.27). Damit will er doch sagen, dass i h m von Gott der Auftrag zuteil wurde, Wahrheiten erstmalig auszusprechen, die bis dahin von Gott zurückgehalten worden waren. Seine Lehre geht also über die Lehre nicht nur des AT, sondern auch Jesu hinaus. Das zu behaupte, ist keine Anmaßung, es handelt sich auch nicht um eine Verdrehung und Verfälschung der echten „Urbotschaft Jesu“, sondern es entspricht Jesu eigener Voraussage in Joh 16:12.13:

“Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener der Geist der Wahrheit gekommen ist, wird Er euch in die ganze Wahrheit leiten“

sowie der Feststellung des Lukas in Apg 1:1, dass Jesu Taten und L e h r e auf Erden nur ein A n f a n g waren. Nun kommt die Fortsetzung und Vollendung durch die Apostel, vor allem durch Paulus.

Paulus enthüllt in seinen Briefen: dass die Gläubigen, die Gott im gegenwärtigen Heilszeitalter aus allen Nationen sammelt nicht etwa nur zu gehorsamen Untertanen im Königreich Christi berufen sind und zubereitet werden; sie sollen vielmehr der Person des Herrschers, dem König und Messias selbst, zugehörig sein wie die Glieder eines Körpers (1Kor 12:27; Eph 1:23; Kol 1:18.24) und sollen dem gemäß einmal mit Ihm Königswürde und Herrschergewalt teilen (2Tim 2:12). Dieser innigen organischen Verbundenheit entsprechend lehrt der Apostel ferner, dass diese Gläubigen „i n C h r i s t o“ seien und „C h r i s t u s in i h n e n“ (Röm 8:1; Röm 6:11; Röm 16:7; 2Kor 5:17; 2Kor 12:2; Kol 1:27; Röm 8:10; Gal 4:19 u. a.) Ja, eben darin besteht das in den früheren Zeitaltern verschwiegene Geheimnis, dass der Gesalbte, der Messias, der Christus als die Hoffnung der Herrlichkeit „in u n s“ ist (Kol 1:26.27), - nicht nur f ü r uns, b e i uns, m i t uns, u n t e r uns*50)!

*50 Mann könnte hier einwenden: Spricht nicht auch bereits Johannes in seinem Evangelium von der Innewohnung Christi und Seines Geistes? Wie kann Paulus trotzdem sagen, dass er Neues, bisher Verschwiegenes offenbart? Dazu ist zu sagen, dass das Johannesevangelium ja erst n a c h den paulinischen Briefen innerhalb der Jahre 80-90 n. Chr. verfasst wurde. Als Paulus seine Briefe schrieb, war er somit der erste, der davon schriftlich Kunde gab. Erst n a c h Paulus bezeugte auch Johannes öffentlich in seinem Evangelium die Botschaft vom „Christus i n u n s“.

Paulus lehrt ferner, indem er bis dahin Verschwiegenes den Heiligen offenbart: dass die Gemeinde frei vom sinaitischen Gesetz auf den Linien Abrahams, nicht Moses, g l a u b e n s m ä ß i g geschult und zubereitet wird, so dass es bei ihr nicht zuerst auf das (im Gesetz geforderte) Tun des Menschen ankommt, sondern allein auf Gottes G n a d e n w i r k e n. Sie l e b t aus G l a u b e n und durch G n a d e! Ihr eigenes Wirken und Gehorchen darf nie ängstlich-gesetzliche menschliche Bemühung sein, sondern immer nur Ausfluss göttlicher Gnadenfülle, Folge und Frucht der Innewohnung Christi, also g ö t t l i c h e s Tun, dem sie sich öffnet und hingibt, nicht menschliches Tun. (So allein wollen die paulinischen Ermahnungen verstanden sein, nicht als Appell ans Fleisch!)

Paulus enthüllt, dass Gott die Glieder dieser Gemeinde schon vor Grundlegung der Welt in Christo auserwählt habe; dass sie in und mit der Innewohnung Christi eine neue gottgemäße Natur empfangen haben (Eph 4:24), die bereits (keimhaft in Christo) mit Ihm zusammen gelitten hat, gekreuzigt wurde, gestorben und begraben wurde, auferweckt und erhöht wurde und sich inmitten der Himmelsbewohner niedersetzte (Eph 2:5.6; Gal 2:20; Röm 6:4-8; Kol 2:10-13) - eine neue Natur also, die die Kreuzes- und Auferstehungskräfte Christi in sich birgt, Seine Gesinnung der Selbstaufopferung und Todesbereitschaft wie auch Seine Gotteskraft des Auferstehungslebens und der Lebendigmachung.

Und Paulus zeigt dieser Gemeinde, entsprechend ihrer innigen Verbundenheit mit Christus, ihrem Haupte, auch die göttlichen Ziele mit ihr selbst, mit Israel, mit der Gesamtmenschheit und allem Erschaffenen: wie sich Christus noch vor der letzten Zeit des Zornes und der Drangsal über Israel und die Völker mit diesem Seinem Leibe im Lufthimmel vereinigt, wobei die Toten in Christo auferstehen udn die Lebenden in Christo verwandelt werden (1Thes 4:13-18; 1Kor 15:51-53; 2Kor 5:2-4; Phil 3:20.21); wie Er dann die Verstockung von Israel nimmt und Seinem Auswahlvolk als Erretter begegnet und ihm zur Erfüllung seiner Berufung als heiliges Volk, als Segen inmitten der Erde verhilft (Röm 11:25.26); wie schließlich alle durch Adams Ungehorsam in Sünde und tod geratenen Menschen durch den Gehorsam Christi Rechtfertigung und Leben erhalten (Röm 5:12-21), ja, wie am Ende das ganze von Christus geschaffene (Kol 1:16) und am Kreuz versöhnte (Kol 1:20) All in Christo unter ein Haupt gebracht wird und dann den Vater und den Sohn einstimmig bekennt und verherrlicht, so dass sich Gott allem Erschaffenen mitteilen kann und nicht nur (wie heute schon) alles ü b e r allen, sondern alles i n allen sein wird (Eph 1:9.10; Phil 2:10.11; 1Kor 15:22-28).

b) Die Gemeinde und das Königreich Christi

Was hat die Gemeinde Christi mit dem Königreich Christi zu tun?

Zwei Worte des „Lehrers der Nationen“ mögen uns darauf eine Antwort geben, das eine im Blick auf die Gegenwart, das andere im Blick auf die Zukunft:

Paulus ermahnt im Kolosserbrief (Kol 1:12.13) die Gläubigen zur Danksagung gegen Gott den Vater,

“...der uns errettet hat aus der Gewalt (der Vollmacht, dem Machtbereich) der Finsternis und versetzt in das K ö n i g r e i c h (den königlichen Herrschaftsbereich) des Sohnes Seiner Liebe“.’'

Nach diesem unzweideutigen Wort ist die „ekklesia“ ein Bestandteil der „baseleia“, die Gemeinde oder Versammlung der Gläubigen und Erretteten ein Bestandteil des Königreiches Christi! Ebenso klar dürfte es sein, dass mit dem „Königreich des Sohnes Seiner Liebe“ in dieser Stelle nicht dasselbe bezeichnet ist wie etwa mit dem „Königreich des Davidssohnes“ in Lk 1:32.33! Es wäre ein großes und schwerwiegendes Missverständnis, wollte man etwa aus Kol 1:12.13 schließen, das „messianische Reich“ werde gar nicht mehr im alttestamentlichen Sinne errichtet werden, sondern finde seine erschöpfende Ausgestaltung heute im Raum der Gemeinde! -

Wir haben bereits vorn im Abschnitt B II davon gesprochen, dass das Königreich, die Königsherrschaft (griech. basileia) Gottes und Christi verschiedene Erscheinungsformen oder Ausprägungen hat. Grundsätzlich ist überall dort „Reich Christi“, wo nicht mehr „Reich Satans“ (Mt 12:26) ist Diesen allgemeinen und grundsätzlichen Sinn hat der Ausdruck „basileia“ auch in unserer Kolosserstelle; denn hier wird ja bezeugt, dass die Kolosser, indem sie dem Machtbereich Satans entrissen wurden, versetzt wurden in das „Königreich des Sohnes Seiner Liebe“. Das heißt ganz einfach: Sie stehen nicht länger unter Satans, sondern unter Christi Herrschaft. Diesen grundsätzlichen Stellungswechsel, diese „Versetzung“ hat jeder Gläubige und Errettete persönlich erfahren, - oder er ist keiner! So gibt es also in der Gegenwart eine „Königsherrschaft“ Christi, des Messias, die man gegenüber Seiner Herrschaft im Tausendjährigen Reich eine unsichtbare, verborgene nennen möchte, wenngleich auch die Herrschaft durchaus sichtbar werden soll: in „Ort und Werk und allem Wesen“ der Christusglieder; aber gegenüber der strahlend hellen, weltweites Aufsehen erregenden, Politik und Wirtschaft, Kultur und Klima, kurzum: alle Bereiche des menschlichen und völkischen (ja sogar tierischen und pflanzlichen und kosmischen) Lebens verändernden Sichtbarkeit und Herrlichkeit des Tausendjahrreichs ist sie dennoch eine relativ verborgene. Doch auf diese Unterschiede gehen wir im nächsten Abschnitt näher ein.

Was hat, fragen wir weiter, die Gemeinde Christi aber nun mit dem z u k ü n f t i g e n Königreich Christi, dem messianischen Reich, dem Millennium zu tun? Das sagt uns Paulus in seinem letzten Brief (2Tim 2:12) mit den Worten:

“W e n n wir a u s h a r r e n, werden wir a u c h mit königlich h e r r s c h e n“ (Vorher heißt es: „Wenn wir mit gestorben sind, werden wir auch mit leben“ - das Wörtlein „mit“ bedeutet also: mit Ihm, mit Christo, vgl. Röm 6:4-8; Gal 2:20; Kol 2:12.13; Röm 8:17; Eph 2:5.6).

W i r werden m i t Christus K ö n i g s h e r r s c h a f t ausüben! - Das kann, meinen wir, nur so verstanden werden, dass die Gemeinde Christi berufen ist, mit ihrem Herrn und Haupt in den kommenden Zeitaltern königlich zu herrschen und zu wirken, wo immer Er königlich herrscht und wirkt. Da Christus aber 1000 Jahre lang als König über diese alte Erde herrschen soll, kann die Gemeinde als des Königs „Leib“ und Mitherrscher hiervon nicht ausgeschlossen sein. - Hier wird die Schau der alttestamentlichen Propheten und der Evangelisten vom Reich des Messias an einem entscheidenden Punkt erweitert; ein neuer Zug wird dem Gesamt-Panorama beigefügt, nämlich: N i c h t nur mit dem erneuerten, g e i s t e r f ü l l t e n Volk I s r a e l, allen voran den z w ö l f Jüngern, wird der M e s s i a s k ö n i g in Seinem zukünftigen R e i c h e auf E r d e n die H e r r s c h e r g e w a l t teilen, sondern a u c h mit Seiner G e m e i n d e aus den V ö l k e r n ! (Da Paulus Pharisäer war und das AT kannte, ja ein Verfechter der „Hoffnung Israels“ war [[[Apg 28:20]]; Apg 26:6-8], darf man bei ihm, wenn er vom zukünftigen „Königreich“ und königlichen Herrschen spricht, durchaus das alttestamentliche Panorama vom Reich vor Augen haben!)

Wie aber mag solches zugehen? - Kann denn, so möchte man fragen, das irdische Jerusalem als Regierungssitz des Gottkönigs Jesus Christus so viele Regenten und Minister überhaupt aufnehmen? Und selbst, wenn man sich die Glieder Israels und der Völkergemeinde aller Jahrhunderte im messianischen Reich über die ganze Erde ausgesandt und verstreut dächte, um dort zu missionieren und „Entwicklungshilfe“ zu leisten - wäre die große Schar der Glieder der Gemeinde von den Tagen der Apostel bis zum Abschluss der Gemeindezeit samt dem erneuerten Israel nicht eine allzu große Schar von „Regenten“? - Dazu ist zweierlei zu sagen:

aa) Vom Ausharren

Übersehen wir nicht, dass Paulus die Erwartung, mit Christus als König zu herrschen, an eine Bedingung geknüpft hat:: w e n n wir a u s h a r r e n (oder: Geduld beweisen, druntenbleiben, den Kreuzesweg gehen, dem eigenen Ich absterben, uns selbst zum Opfer bringen). - Für wie viele der wahrhaft Erretteten und Gläubigen trifft das zu? Wie viele gehen den praktischen Sterbensweg, verleugnen sich selbst, verzichten auf Ehre und Genuss und Wohlleben u m des Herrn willen, gehen in Sanftmut und Demut kreuzeswillig und opferbereit den „Weg dem Lamme nach“? - Wird es sich nicht einmal herausstellen, dass dies nur ein kleiner Teil der Glieder der Gemeinde war? - - Bist du und bin ich dabei? Oder brauchen wir gleichsam - so wie Paulus um die Galater ein zweites Mal „Geburtswehen“ ertrug, um die Ausgestaltung der Christusnatur nämlich (Gal 4:29) - noch eine zweite Bekehrung und Wiedergeburt, um nicht nur der Vergebung, Rechtfertigung, Heilsgewissheit teilhaftig zu werden, sondern auch der G e s i n n u n g des L a m m e s ? -

Das B ü r g e r r e c h t im Reiche der Himmel erwirbt man, wie im Irdischen, allein durch Geburt. A l l e Wiedergeborenen s i n d deshalb R e i c h s b ü r g e r (Phil 3:20: Bürgertum in den Himmeln = Reich der Himmel; ferner Eph 2:19: Mitbürger der Heiligen aus Israel). Das H e r r s c h e r r e c h t aber steht nur den B e w ä h r t e n zu. Hier gilt 2Tim 2:5: „Wenn aber jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht“ (wörtlich: gesetzmäßig, den Regeln des Kampfspiels entsprechend). Und ebenso 1Kor 9:24.25: „Wisset ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber e i n e r den Preis empfängt? Laufet also, auf dass ihr ihn erlanget! Jeder aber, der kämpft ist enthaltsam in allem; jene freilich, auf dass sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine unvergängliche“ Die G e w i s s h e i t des H e i l e s darf und soll jedes wiedergeborene Gotteskind in sich tragen; die Kronengewissheit hingegen empfing selbst ein Paulus er am Ende seines Lebens. Er kann in 2Tim 4:7.8 schreiben: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tage; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die Seine Erscheinung lieben.“ Diese wichtige Unterscheidung von Bürgerrecht und Herrscherrecht, oder von Heilsgewissheit und Kronengewissheit, findet man schon in den Schriften von Prof E.F. Ströter, sie wurde immer wieder auch von Karl Geyer in Wort und Schrift betont; wir sollten sie in ernster Selbstprüfung beherzigen*51!

Bürger oder Herrscher?
*51 „Es hängt noch eine andere wichtige Frage mit dieser paulinischen Fassung des Begriffes der Gemeinde, als des Leibes Christi zusammen. Es ist diese: Was wird aus all denen, die auf ganz unbiblischen Linien, nach ganz unbiblischen Plänen und Zielen, ohne jedes oder mit nur geringem Verständnis für die Absichten Gottes mit der Gemeinde, aus der Welt Christo zugeführt worden sind und immer noch zugeführt werden?
Denken wir uns einen Monarchen durch Rebellion aus seinem Lande vertrieben, aber nun im Begriff, sein Thronrecht geltend zu machen und die Feinde niederzuwerfen. Er hat treue Anhänger im Lande. Auch sendet er Boten aus, die für ihn werben sollen. Diese haben wohl genaue Instruktionen, was für Mannschaften der König will, die mit ihm die Feinde niederwerfen und später mit ihm die Regierungsgewalt teilen sollen. Aber diese Instruktionen werden nicht oder nur zum Teil beachtet. So senden die Boten unter anderen auch halbwüchsige, unreife Schulknaben, Jungen voll glühender Begeisterung und Hingabe; sie senden sogar Kranke, Lahme, Krüppel, Gebrochene in großen Scharen - alles begeisterte Patrioten und treue Königsfreunde, aber ganz untauglich. Wird der König, kann der König diese gebrauchen? Undenkbar. Kann er, wird er sie verdammen oder gar dem Feinde überliefern? Ebenso undenkbar.
Ein anderes, ein biblisches Beispiel. Abram und Lot zogen beide auf den gleichen göttlichen Ruf aus ihrem Vaterlande in das Land der Verheißung. Beide wandelten eine Zeitlang in Gemeinschaft auf den gleichen Linien. Dann gewann Lot diesen Weltlauf lieb, zog nach Sodom, saß im Tor und trieb als eine „gerechte Seele“ Reformpolitik, so gut es eben ging. Hat Lot also seine Berufung und Erwählung festgemacht? Nein. Ist er deshalb mit Sodom verdammt worden? Ebenfalls nein. Er ist ein Erretteter, aber kein Auserwählter.
Sein Anhang und seine Gefolgschaft in gläubigen, unzweifelhaft geretteten Kreisen ist sehr groß. Ist das alles verlorenes Material? Gewiss nicht. Sind das alles Kronerben? Kann man sie mit Abraham in gleichem Zuge nennen? Ebensowenig.
Die apostolischen Linien laufen sehr bestimmt: Wenn Kinder, dann Erben, Gottes Erben, Miterben Christi. Darin ist die Rechtsfrage ein für allemal erledigt. Nun aber die Aneignung, die Qualifikation: So wir anders mit leiden, auf dass wir auch mit verherrlicht werden (Röm 8:17). Verliert der das Kindschaftsrecht, der nicht leiden mag? Niemals. Gelangt er zur Mitverherrlichung? Ebensowenig.
Wiederum: Die, so in den Schranken laufen, laufen alle, aber einer erlangt den Preis (1Kor 9:24). Werden die übrigen erschlagen? Verliert der das Leben, der nicht gekämpft hat? Nein; aber die Krone, den Preis, erlangt er nicht.
Es gab eine Zeit im Leben des Apostels Paulus, da musste er schreiben Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es erlangt habe oder schon vollendet sei; ich jage aber danach, dass ich das auch ergreife, wozu ich von Christo ergriffen bin (Phil 3:12.13). War das die Erlösung, die Vergebung der Sünden, die Kindschaft, das volle Heil? Gewiss nicht. Das alles hatten Paulus längst ergriffen. Dann gab es eine andere Zeit, da er zurückblicken und sagen durfte: Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt; hinfort ist mir bereit die Krone der Gerechtigkeit (2Tim 4:7.8).“ (E. F. Ströter in LG 9.)
“Bürger wird man durch Geburt. Damit besitzt man alle Bürgerrechte, d. h. alle Nutznießungen und Vorteile, die ein Mensch in seinem Heimatland gleichsam in die Wiege gelegt bekommt, ohne dass er irgend etwas geleistet oder getan hat. Sie werden ihm als unverdientes Erbe geschenkt, und zwar um der Tatsache willen, dass ein Vater Staatsbürger ist.
Will aber dieser Mensch später Beamter dieses Staates werden oder gar in die Regierung kommen, so muss er außer dem Nachweis seiner Gaben und Befähigungen vor allem den Nachweis seiner Bewährung erbringen. Ein wesentliches Stück dieser Bewährung ist die Unbescholtenheit.
Zum Genuss der Einrichtungen und Vorteile seines Heimatlandes genügt der Nachweis der Geburt, genügt also das Bürger-Recht. - Zur Beförderung als Beamter oder zur Aufnahme in die Regierung genügt das nicht. Da muss zum Bürger-Recht auch die Erfüllung der Bürger-Pflicht kommen.
Napoleon sagte einmal: „In meinem Heere hat jeder Soldat den Marschallstab im Tornister.“ Damit wollte er zum Ausddruck bringen, dass der Grad der Beförderung bei ihm allein vom Maßstab der Bewährung abhängig sei.
So wird auch der Herr einmal denen, die im Irdischen nicht treu waren, keinerlei Befugnisse in der Verwaltung des Himmlischen einräumen. Jedem aber, der irgend treu war, wird Er nach dem Maße seiner Treue und Bewährung auch einen größeren oder kleineren Machtbereich in der Mitregentschaft einräumen (vgl. 2Tim 2:5; 2Tim 2:10-13).
Ob einer auch kämpft, so wird eer doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht (oder: gesetzmäßig, d. h. nach den Ordnungen und Regeln und Gesetzen des Wettkampfes) (2Tim 2:5). - Dies sagt Paulus in seinem letzten Vermächtnis an die Gemeinde, dem Hirtenbrief an Timotheus, dem letzten Schreiben vor der Hinrichtung in Rom.
Es ist etwas anderees um die Rechtfertigung im Vorhof (durch den Glauben) als um die Heilung im Heiligtum (durch die Hoffnung) oder um die Vollendung im Allerheiligsten (durch die Liebe)."

An dieser Stelle sei vermerkt, dass auch Paulus des öfteren von E i n t r i t t s b e d i n g u n g e n für das Reich spricht. (Wir fanden solche bereits im AT und in den Evangelien vor.) Bei Paulus sind sie immer negativ formuliert, d. h. er stellt fest, wer k e i n e n Anteil am Königreich Christi und Gottes haben wird und haben kann: die Ungerechten, die Hurer, die Götzendiener, die Ehebrecher, die Wollüstllinge, die Knabenschänder, die Diebe, die Habgierigen; die Trunkenbolde, die Schmäher, die Räuber (1Kor 6:9.10; Eph 5:5; vgl. Gal 5:19-21), - es sei denn, man wurde als ein solcher „abgewaschen, geheiligt, gerechtfertigt“ (1Kor 6:11). Auch Fleisch und Blut kann das irdische Königreich Christi nicht ererben; dieses letztere Pauluswort dürfte allerdings nach dem Zusammenhang nicht auf das irdische Königreich Christi zu beziehen sein. Persönlich wollen wir uns aber von den genannten Worten fragen lassen, ob wir wirklich alle Habsucht, allen Götzendienst, alle Unreinheit usw. schon abgelegt haben.

bb) Aufgaben der Gemeinde

Noch ist aber eine weitere Antwort zu geben auf die Frage, ob denn so viele Regenten überhaupt im Reiche gebraucht werden könnten: Die Gemeinde hat, wie aus verschiedenen Stellen hervorgeht, k o s m i s c h e Aufgaben, Aufgaben, die sich auf den ganzen Kosmos, also auch auf die Himmelswelt und die Unterwelt beziehen.So sollen z.B. nach 1Kor 6:3 sogar die Engel durch die Gemeinde gerichtet werden! Sie soll mit Christus, dem Erben des Alls, ebenfalls das All erben, d. h. in Besitz nehmen, verwalten, gestalten (Hebr 1:2 und Röm 8:17). Sie wird auch den Toten, wie ihr Herr es begonnen (Apg 1:1 hat, Evangelium, zu bringen haben (1Petr 3:19.20; 1Petr 4:6). Welche Perspektiven eröffnen sich da! Welche ungeheuren Weiten des Alls tun sich da auf! - Wir wagen zwar nicht zu behaupten, die Gemeinde habe in ihrem Vollendungszustand keinerlei irdische Aufgaben; sie wird sicherlich auch über die Erde herrschen. Aber vielleicht ist die Beobachtung verschiedener Ausleger richtig, dass schon während der 1000 Jahre der irdischen Königsherrschaft Christi die bewährten und zur Mitregierung mit Christo tüchtig gewordenen Glieder der Gemeinde vor allem im übrigen Kosmos, in den Engel- und Totenräumen, Dienst tun werden, während Israel - den ihm gegebenen Verheißungen entsprechend - auf Erden von Jerusalem aus die Völker weidet. Nur muss man sich davor hüten, sich eine solche durchaus denkbare „Arbeitsteilung“ allzu starr und schematisch vorzustellen - als wäre dann zwischen himmlischen und irdischen Bereichen und Aufgaben wie mit dem Lineal ein Grenzstrich gezogen - nein, es wird in ständiger Bewegung des Lebens ein Ineinander und Miteinander von himmlischen und irdischem Gotteswirken stattfinden; sind doch die Leiber der Auferstandenen ohnehin nicht mehr raumgebunden, und ist doch auch das irdische Reich Christi in den 1000 Jahren ein „Himmelreich“: ein vom Himmel her errichtetes und in ständiger Verbindung mit den Himmeln und seinen Bewohnern stehendes Reich - Vorstufe und Überleitung zum völligen Einssein von Himmel und Erde im Neuen Jerusalem auf der neuen Erde, wo sich aufs neue, nur in weit größerem Umfang, ereignet, was schon einmal bei der Menschwerdung Jesu geschah, und was der Liederdichter mit den Worten besingt:

“Himmel und Erde vereinen sich beide,
Schöpfer, wie kommst Du uns Menschen so nah!“*52

Die Herrschaft der Gemeinde im Tausendjahrreich
*52 Nach Auberlen herrscht die Gemeinde im Tausendjahrreich vom Himmel her, wogegen Bietenhard Bedenken anmeldet. Auberlen sagt: „Christus geht, nachdem Er Seine gemeinde zu sich gesammelt ..., mit ihr in den Himmel zurück. Die noch unverklärte Erde kann ja nicht der Ort der verklärten Gemeinde sein. Aber vom H i m m e l herab r e g i e r e n die H e i l i g e n über die E r d e (Sperrung von uns), und es wird auch wohl zu den Herrlichkeiten dieser Zeit gehören, dass dann der Verkehr der himmlischen und irdischen Gemeinde und überhaupt der oberen und unteren Welt ein viel lebendigere und freierer sein wird als in der kirchengeschichtlichen Zeit, so wie es in den Erscheinungen des auferstandenen Christus während der 40 Tage vorgebildet ist. Wird nicht nach Beseitigung des Fürsten der Finsternis, der in der Luft herrschte und die Menschen verblendete (Eph 2:2; 2Kor 4:4), die Klarheit des Himmels voller auf die Erde herabstrahlen, der Blick der Erdenbewohner lichter sich zum Himmel erheben können (vgl. Jes 30:26)?“ (Au).
Bietenhard sagt dazu:; „Nach Auberlen steht das Volk Israel während des Millenniums an der Spitze der Völkerwelt auf Erden ... Juden und Heiden stehen wieder als die Träger der Geschichte da ... und über allem schwebt die verklärte Gemeinde ... So sympathisch die ganze Konstruktion Auberlens ist, muss gegen sie doch eingewendet werden, dass ihre eigentlicher Nerv - die Rückkehr Jesu in den Himmel mitsamt der Gemeinde - in den Text hineingelesen ist.“ (Bie/120) - Derselbe sagt an anderer Stelle:
“... In der Tat gibt es bis auf den heutigen Tag Christen, welche annehmen, die heidenchristliche Gemeinde werde bei der Parusie entrückt werden (vgl. 1Thes 4:17), worauf die letzte Not und Drangsal auf Erden folge, in deren Verlauf die Juden sich zu Christus bekehren werden. Die Juden werden dann, nachdem der Antichrist vernichtet ist, mit Christus zusammen das Tausendjährige Reich aufrichten. Während dieser Zeit wird die heidenchristliche Gemeinde im Himmel weilen. So würde die Eschatologie (Lehere von den ‚letzten Dingen‘) gewissermaßen gedoppelt: die Geschichte nimmt für die Heidenchristen einen himmlischen, für die Judenchristen dagegen einen irdischen Ausgang. Meist wird dann aber nicht gesehen, dass sowohl die Judenchristen auf erden wie die Heidenchristen im Himmel mit Christus zusammen sind, was einigermaßen schwierig sich vorzustellen ist“ (S. 116).
Was ist hierzu zu sagen? Zunächst doch wohl mit allem Nachdruck dies, dass es für Auferstandene und Verherrlichte eine „räumliche“ Trennung und damit irgendein Beschränktsein auf ein „Oben“ oder „Unten“ nicht mehr gibt. Mit vollem Recht erinnert Auberlen an die Erscheinungen des auferstandenen Christus. Dieser war in den 40 Tagen mit Seinen irdischen Jüngern zusammen - immer wieder einmal -, kEr war aber auch „drunten“ bei den „Geistern im Gefängnis“ und „evangelisierte Toten“ (1Petr 3:19; 1Petr 4:6 Grundtext), und ganz gewiss war Er auch schon in dieser Zeit - vor Seiner Himmelfahrt - bei Seinem Vater, zu dem Er doch auffahren wollte, ehe Er sich von Menschenhand anrühren ließ (vgl. Joh 20:17 mit Joh 20:27). Von da aus ist anzunehmen, dass ebenso der Christus im Tausendjahrreich je und dann mit Seiner Gemeinde auf Erden erscheint, ohne jedoch an das irdische Jerusalem räumlich gebunden zu sein. - Gegen Auberlen, Engler, Brinke u. a. möchten wir zu bedenken geben, dass man die auferstandene Gemeinde in ihrem Vollendungszustand ebensowenig auf ein „Oben“ festlegen sollte wie auf ein „Unten“; denn sie ist als Auferstandene in der Lage, alle Aufträge ihres Herrn in den Himmeln, auf Erden und unter der Erde zu erfüllen, wann immer Er dies befiehlt. - Bietenhard aber möchten wir fragen: Hat Gott in all den Jahrtausenden vom AT her bis in die Endzeit Sein Volk Israel auf E r d e n geführt, gesegnet, geschult, zubereitet und gerichtet, die Gemeinde aber mit h i m m l i s c h e n Gütern gesegnet und im Kampf mit h i m m l i s c h e n Mächten geschult (Eph 1:3; Eph 6:12), um schließlich doch alles „in einen Topf zu werfen“? W i r jedenfalls fühlen uns durch k e i n Schriftwort berechtigt, diese Unterschiede aufzuheben. Wird nicht vielmehr Israel seine irdischen Verheißungen ach auf Erden erfüllt bekommen und die Gemeinde ihre himmlischen Verheißungen (wie 1Kor 6:2.3) in den Himmeln? - Und so wie der auferstandene Christus mit en Toten drunten und mit den lebenden Jüngern auf Erden und - wie man annehmen darf - auch mit Seinem Vater in den 40 Tagen zwischen Auferstehung und Himmelfahrt leibhaftig „zusammen“ war, ebensogut kann Er auch im Millennium sowohl mit Seinem Volke Israel auf erden, dem Er immer wieder erscheint, als auch mit Seinem Körper, Seiner Gemeinde, die ihre hauptsächlichen Aufgaben doch wohl im Himmel hat, zusammen sein. - Von einer „Rückkehr“ Jesu und Seiner Gemeinde in den Himmel möchten wir dabei aber nicht sprechen - wie Auberlen es tat und damit tatsächlich über das Schriftzeugnis hinausging -, wohl aber von einer freien, schrankenlosen Bewegung um „Oben“ und „Unten“.
Pfr. F. Eichler (Ei/46-47) versucht nachzuweisen, dass der Ausdruck „basileusousin epi täs gäs“ in Offb 5:10 („Sie werden auf oder über die Erde herrschen“) nach dem Gebrauch der Septuaginta und auch im NT in Mt 2:22 (in einigen Lesarten) durchaus bedeuten kann: „sie werden ü b e r die Erde herrschen“, also nicht ein Herrschen a u f Erden meinen muss. Er fährt dann fort:
“Die entrückten Sieger haben den verklärten Leib und gehören daru nicht mehr der Erde mit ihren Schranken des Raumes und der Zeit an, sondern voll und ganz in die himmlischen Örter. Wenn sie nun auf der Erde Könige sein sollten, dann würde das m. E. in der Entwicklung der Gemeinde Gottes nicht einen Fortschritt, sondern einen Rückschritt bedeuten. Von den himmlischen Örtern aus sind sie Könige über das tausendjährige Friedensreich.
Es hat ein Philologe, ein Gräzist, in dieser Frage einmal folgendes treffende Beispiel gebraucht. Die Engländer herrschen über Ceylon. Dabei ist der Sitz der englischen Regierung nicht auf dieser Insel sondern in London. Und doch herrschen sie über Ceylon. So ähnlich ist es auch mit den entrückten Siegern. Sie herrschen in dem tausendjährigen Friedensreich über die Erde, und doch ist ihr Herrschaftssitz bei Christo in den himmlischen Örtern."
Dies ist einleuchtend; doch möchten wir wiederum betonen, dass die verherrlichte Gemeinde durchaus auch die Möglichkeit und Freiheit haben wird, auf Erden zu erscheinen und zu wirken, ohne jedoch an die Erde gebunden zu sein. Einzelheiten über Zeit und Ort und Reihenfolge der Zukunftsdienste der Gemeinde könnten wir heute nicht wissen; die in der Schrift enthaltenen Grundlinien genügen aber, uns zu dankbarem Staunen zu bewegen.

c) Zubereitungszeit gegenwärtig und zur Zeit des Reiches?

Worin unterscheidet sich die gegenwärtige Zubereitungszeit der Gemeinde von der Zeit des messianischen Reiches?

Paulus kennt eine gegenwärtige Königsherrschaft Christi, in die alle Erretteten einbezogen sind. Von ihr sprach er in Kol 1:13, und sie meint er auch in Röm 14:17; 1Kor 4:20 und Kol 4:11. Er kennt aber auch eine zukünftige Königsherrschaft Christi, an deren Ausübung die Bewährten der Gemeinde teilhaben sollen (2Tim 2:12). Von ihr spricht er auch in 1Thes 2:12, wo er den herrlichen Satz schreiben darf, dass die Thessalonischer (und mit ihnen alle wahren Christusgläubigen) z u Gottes eigener K ö n i g s h e r r s c h a f t und H e r r l i c h k e i t berufen seien, sowie in 2Thes 1:5; 2Tim 4:1.18 und 1Kor 15:24 (auf die letztere Stelle kommen wir noch zurück).

Wir sagten bereits, dass die gegenwärtige Königsherrschaaft Christi im Gegensatz zur zukünftigen eine relativ v e r b o r g e n e sei; ferner dass die Gemeinde aus den Nationen nicht nur eine irdische, sondern eine den ganzen Kosmos umfassende Berufung habe. Wir möchten nun noch weitere Unterschiede - indem wir einerseits das alttestamentliche und neutestamentliche Panorama vom Reich, andererseits das Weisen der neutestamentlichen Völkergemeinde vor Augen haben - zwischen der gegenwärtigen Gemeindezubereitung und dem zukünftigen messianischen Reich herausstellen, aber auch das Gemeinsame erkennen:

Wenn Paulus in 2Kor 5:7 bezeugt: „Wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen“, dann stellt er damit ein wesentliches Merkmal der Gemeinde des Christusleibes in ihrem gegenwärtigen Zustand heraus. Schon aus dem AT erkannten wir, dass sich dies im messianischen Reich ganz anderes verhält: Dort ist man vom Glauben zum Schauen gelangt: schauen darf man ein wieder hergestelltes Reich Israel, ein befreites Jerusalem, ein für Israel „weithin offenes Land“, Wunder über Wunder in allen Bereichen der Natur, Heilung und Krankheit und weitgehende Überwindung des Todes, und vor allem - den König selbst in Seiner Schöne! Heute hingegen ist das Schauen nur mit den „Augen des Herzens“ auf geistliche Weise möglich; von Christi Herrschaft und Heil schauen unsere äußeren Augen nur wenig.

Damit hängt es zusammen, dass die Gläubigen dieses Äons ständig unter der Spannung seufzen, einerseits in Christo erneuert und verherrlicht zu sein, andererseits in einer unerneuerten Umwelt und in einem ebenfalls unerneuerten Fleischleib wohnen zu müssen. Diese Spannung, ja dieser oft schmerzende und tief belastende Gegensatz zwischen innerem Sein und äußerer Darstellung, erneuerter Innenwelt und unerneuerter Umwelt, wird im messianischen Reich weitgehend ausgeschaltet sein, - wir sagen mit Bedacht: weitgehend, denn auch im Millennium ist ja noch nicht „alles neu“, es zeigt sich noch Sünde (die allerdings sofort mit dem Tod des Sünders bestraft wird). Im großen und ganzen aber wird dieser Gegegnsatz dann überwunden sein, indem das Äußere, die ganze Umwelt, die innere Erneuerung des heiligen Volkes Gottes darstellt und abbildet.

Steht heute noch die Sünde der Menschen unter göttlicher Geduld, so wird sich auch dies, wie wir soeben sahen, im Königreich Christi entscheidend ändern. Der Tod, heute die Regel für alles Geschaffene, wird dann weitgehend ausgeschaltet sein. - Andererseits werden göttliche Wunderheilungen an Kranken, Lahmen, Blinden usw. die heute auch unter Gläubigen n i c h t Regel, sondern gnadenvolle Ausnahme sind (ein „Schmecken der Wunderkräfte des zukünftigen Äons“, Hebr 6:5, das man aber von Gott je und dann erbitten und erwarten darf, obwohl grundsätzlich unser jetziger Leib noch „tot ist der Sünde wegen“, Röm 8:10), im kommenden Äon das Normale, die Regel sein. Missbildungen und Missgestaltungen, die in den kommenden Jahren infolge verseuchter Luft und verseuchtem Wassers noch ansteigen dürften, werden aufhören.

Während heute Satan noch als „Fürst der Gewalt der Luft“ seinen Einfluss je länger, desto mehr geltend macht und machen darf, wird er im messianischen reich, wie wir noch sehen werden, seines Einflusses gänzlich beraubt, 1000 Jahre im Abgrund verschlossen sein.

In der Gemeinde dieses Zeitalters gilt „weder Jude noch Grieche“ etwas. Auch der Vorrang Israels ist weggefallen, und keinerlei religiöse Orte und Stätten spielen eine besondere Rolle. (Dass die „Christenheit“ heilige Orte und Gebäude eingerichtet hat und verehrt, hat ja keinerlei biblischen Grund; vielmehr ist die ganze Gemeinde, jeder einzelne Gottes Haus und Tempel!) Im zukünftigen Königreich hingegen wird sowohl das Volk der Juden als auch die Stadt Jerusalem wieder eine besondere Rolle spielen.

Im Raum der Gemeinde

Heute, in der Zeit der Gemeinde, geht es um e i n z e l n e. Paulus befleißigte sich, „jeden Menschen zu ermahnen und jeden Menschen zu lehren in aller Weisheit, um jeden Menschen vollkommen in Christo darzustellen“ (Kol 1:28). Das bedeutet Einzelseelsorge, Einzelunterweisung, nicht Massenbetrieb. Im Reich des Christus hingegen wird es Massenbewegungen, Massen-Pilgerzüge, ja Völkerbekehrungen geben. So wird Israel selbst zu Beginn des Reiches eine große völkische Bußbewegung erleben.

Während der Weg der Gemeinde heute durch Niedrigkeit, Verachtung, Spott, Hohn, ja Verfolgung geht, wird sie im kommenden Reichs-Äon Hoheit und Herrschaft besitzen, allerdings nicht in der Gesinnung der Hohen und Herrschenden von heute, sondern nach Art des „Lammes“, das als König über allem thront, in Sanftmut, Barmherzigkeit, Demut und Hingabe.

Diesen Unterschieden, die sich unschwer noch vermehren ließen - man denke etw an die Rolle, die das Gesetz heute und in jener Zeit spielt -, steht aber das G e m e i n s a m e gegenüber, das beides unlöslich verbindet: Heute im Raum der Gemeinde und dann im messianischen reich hat S a t a n die Herrschaft verloren, sie an einen Stärkeren abtreten müssen. Gottes Heiliger Geist ist heute das Teil aller Gläubigen - denn wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein (Röm 8:9) -, und derselbe Geist wird auch das Gottesvolk im messianischen Reich erfüllen und leiten, heiligen und segnen, mögen sich auch Gaben und Aufgaben anders darbieten als heute. Und so ist es auch derselbe Herr, der heute Seine Gemeinde als unsichtbares Haupt regiert, und der dann das sichtbare Oberhaupt , der König Seines Reiches und insbesondere Seines Volkes ists. E i n Herr, e i n Geist - und auch e i n Ziel, auf das hin sowohl die gegenwärtige Zubereitung der Gemeinde als auch das Tausendjährige Reich letztlich ausgerichtet ist: nämlich die Unterordnung des Alls unter Christi Füße, damit der Vater einmal alles in allen sei.

Lies weiter:
5. Die Zukunft Israels und der Menschheit nach Röm 11 u. 1Kor 15