Allgemein verbreitete Einwände

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

nach dem gleichnamigen Buch von Andrew Jukes:
Der zweite Tod und die Wiederbringung aller Dinge


I. Die Wiederbringung aller Dinge

II. Das Zeugnis der Schrift

Teil 1. Gottes Vorsatz im Sohn
Teil 2. Der Vorsatz der Äonen
Teil 3. Durch Tod und Gericht zum Leben

III. Allgemein verbreitete Einwände
IV. Schlussbemerkungen


Die Wiederbringung aller Dinge

III. Allgemein verbreitete Einwände

Die Lehre widerspricht der Schrift

Nun wollen wir uns die Stellen ansehen, auf die hauptsächlich Bezug genommen wird, als lerhten sie nie endende Strafe. Es ist bemerkenswert, dass dies jedes Mal Worte aus dem Mund unseres Herrn sind.

a) Mt 12:32

Und wenn jemand ein Wort reden wird gegen den Sohn des Menschen, dem wird vergeben werden; wenn aber jemand gegen den Heiligen Geist reden wird, dem wird nicht vergeben werden, weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen.

Da ist zunächst die Stelle von der Sünde wider den Heiligen Geist, die wie der Herr sagt, "nicht vergeben wird, weder in dieser noch in jener Welt" (Mt 12:32 - Mk 3:29 - Lk 12:10; die Worte bei Markus "hat keine Vergebung ewiglich" lauten im Urtext: onk echei aphesin eis ton aiona. Hieraus wird geschlossen, dass die Strafe für diese Sünde kein Ende haben könne. Aber sagt denn das der Text wirklich? Die ganze Stelle lautet folgendermaßen: "Darum sage Ich euch: Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung wider den Geist he ton preumatos blasphenia wird den Menschen nicht vergeben. Und wer etwas redet wider des Menschen Sohn, dem wird es vergeben; aber wer etwas redet wider den Heiligen Geist, dem wird's nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt" (aion). Weit davon entfernt, dass diese Worte die allgemein angenommene Lehre eine hier nicht vergebene Sünde könne niemals vergeben werden. bestätigen sie vielmehr ausdrücklich, dass erstens alle Art von Sünde und Lästerung den Menschen vergeben wird, dass zweites einige Sünden, nämlich die gegen des Menschen Sohn, offenbar in diesem Zeitalter vergeben werden können und drittens, dass eine andere Sünde, nämlich diejenige gegen den Heiligen Geist, weder in diesem noch in dem kommenden Zeitalter vergeben werden kann; die letzten Worte bestätigen sicherlich auch das noch, dass einige hier nicht vergebene Sünden in dem kommenden Zeitalter vergeben werden können, dass aber die Sünde oder Lästerung gegen den Heiligen Geist sich nicht unter dieser Zahl befindet.

Dies sagt der Text, und dies erklärt, warum Gott so lange mit der allgemeinen Ausgießung seines verheißenen Geistes gezögert hat; denn kein Mensch kann sündigen oder reden wider den Geist, bevor der Geist über ihn gekommen ist. Gott hat zwei Wege, um den Menschen zu belehren: zuerst durch Sein Wort, den Buchstaben oder die menschliche Form der Wahrheit, das ist des Menschen Sohn - in diesem Fall mag ein Mensch wohl die Berufung Gottes zurückweisen, ohne wirklich zu wissen, was er tut - und sodann in und durch den Geist, der das Herz überführt - ihm kann deshalb kein Widerstand geleistet werden, ohne dass die Menschen sich ihrer Schuld bewusst sind, dass sie Gott verwerfen. Den Geist verwerfen, trennt den Menschen vom Leben und Licht der kommenden Welt. Diese Sünde wird deshalb weder in diesem noch in dem kommenden Zeitalter vergeben. Aber der Text sagt nichts von den "zukünftigen Zeiten" (Eph 2:7 en tois aiosin toi eperchomenois, die uns an anderer Stelle offenbart werden, viel weniger bestätigt er, dass die Strafe für eine hier nicht vergebene Sünde niemals endet.

Wenn wir uns deshalb erinnern, wie unser Herr uns gelehrt hat zu vergeben, "nicht siebenmal, sondern siebzig mal siebenmal" (Mt 18:22), und wenn wir auf die Länge und Breite dieses Befehls achten, dass er uns heißt zu vergeben, wie Gott vergibt, nicht nur siebenmal sieben, das sind die siebenmal sieben Jahre, welche das Sabbatjahr ausmachen (3Mo 25:8), sondern siebzig mal sieben mal, das sind zehn Sabbatjahre, die geheimnisvollen "siebzig Wochen", welche "bestimmt sind, dass dem Übertreten gewehrt, und die Sünden abgetan, die Missetat versöhnt, die ewige Gerechtigkeit gebracht, und die Gesichte und Weissagung versiegelt, und ein Allerheiligstes gesalbt werde" (Dan 9:24) - Worte, die gewiss zum Teil schon bei dem ersten Kommen unseres Herrn in Erfüllung traten, die aber gleich so vielen anderen Prophezeiungen über Sein Kommen und Königreich auf ein zweites Kommen und eine zweite Heilszeit in einer noch viel herrlicheren Erfüllung warten - wenn wir uns erinnern, dass das die Vergebung ist, die Gott gutheißt, dann dürfen wir wohl auch glauben, dass das drohende "Dem wird nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt", die Möglichkeit der göttlichen Vergebung nicht erschöpft. Ja ich "glaube an die heilige, allgemeine christliche Kirche, die Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben" aber ich glaube auch an die "Vergebung der Sünden" bis zum Ende, so lange wie Gott ein Heiland ist und es noch irgendwo Sünde gibt.

b) Joh 3:36

Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.

Ferner wird Bezug genommen auf die Stelle "der Zorn Gottes bleibt über ihm", als liege darin ein weiterer Verweis für die nie endende Strafe. Aber das beweisen die Worte nicht. Der Zusammenhang ist folgender: "Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm" (Joh 3:36). Die Stelle spricht von dem natürlichen Zustand des Menschen, und dem der Gnade, und welche Folgen es nach sich zieht, wenn der Glaube oder Unglaube in ihm herrscht. Der Glaube empfängt ewiges Leben, der Unglaube stößt es zurück; und so lange der Mensch im Unglauben lebt, kann er das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn bleibt noch über ihm.

Ein Ungläubiger aber kann, obwohl Gottes Zorn über ihm bleibt, so lange er nicht glaubt, durch den Glauben aus dem Zorn zum Leben und Segen gelangen. Wenn es nicht so wäre, so wären wir alle verloren; denn die Lüge der Schlange hat von uns allen Besitz ergriffen, und wir sind alle "von Natur Kinder des Zorns, wie auch die anderen". Diese Stelle kann deshalb den Sinn nicht haben, den manche ihr unterschieben, sonst könnte kein Mensch, der einmal ungläubig war, Hoffnung haben auf Leben oder Errettung. Alle Predigt des Evangeliums wäre vergeblich, könnte nicht der Ungläubige zu einem Gläubigen werden. Dass diese Stelle aber als Beweis für unsere Frage herangezogen werden konnte, zeigt, über welches Maß von Licht diese Frage verfügt.

c) Mk 9:42-50

Und wer einem dieser Kleinen, die an mich glauben, Anlass zur Sünde gibt, für den wäre es besser, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde.Und wenn deine Hand dir Anlasszur Sünde gibt, so hau sie ab! Es ist besser für dich, als Krüppel in das Leben hineinzugehen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das unauslöschliche Feuer, «wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt». Und wenn dein Fuß dir Anlaß zur Sünde gibt, so hau ihn ab! Es ist besser für dich, lahm in das Leben hineinzugehen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden, «wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt».Und wenn dein Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so wirf es weg! Es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes hineinzugehen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, «wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt». Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden. Das Salz ist gut; wenn aber das Salz salzlos geworden ist, womit wollt ihr es würzen? Habt Salz in euch selbst, und haltet Frieden.

Viel mehr ins Gewicht fällt ist die furchtbare Stelle, welche von der Hölle spricht, "da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht" (Mk 9:42-50). Aber sowohl der Zusammenhang, wie der alttestamentliche Gebrauch der Worte zeigen mir, dass die gewöhnliche Auslegung nicht die richtige sein kann. Im Zusammenhang, sind die Worte, welche die Lehre der nie endenden Strafe beweisen sollen, durch das Wörtchen "denn" mit einer allgemeinen Bemerkung bezüglich des Opfers verbunden. Die ganze Stelle lautet: "Und wer der Kleinen einen ärgert, die an Mich glauben, dem wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde. So dich aber deine Hand ärgert, so haue sie ab. Es ist dir besser, dass du ein Krüppel zum Leben eingehst, denn dass du zwei Hände hast und fährst in die Hölle, in das ewige Feuer, da ihr Wurm nicht stirbt und ihr feuer nicht verlöscht. Ärgert dich dein Fuß, so haue ihn ab. Es ist dir besser, dass du lahm zu Leben eingest, denn dass du zwei Füße hast, und wirst in die Hölle geworfen, in das ewige Feuer, da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht (to prü to asbeston). Ärgert dich dein Auge, so wirf es von dir. Es ist dir besser, dass du einäugig in das Reich Gottes gehst, denn dass du zwei Augen hast und wirst in das höllische Feuer geworfen, das ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht. Es muss ein jeglicher (im Urtext heißt es: paa gar pür alisthesetai) denn es muss ein jeglicher) mit Feuer gesalzen werden, und alle Opfer werden mit Salz gesalzen. Das Salz ist gut, so aber das Salz schal wird, womit wird man's würzen? Habt Salz bei euch, und habt Frieden untereinander." Bei der gebräuchlichen Auslegung fehlt die Verbindung zwischen nie endender Strafe und dem hier erwähnten Gesetz betreffend dem Salz im Opfer. Aber die Tatsache oder das Gesetz von dem unser Herr spricht bezüglich des Speiseopfers, ist Grund und Erklärung für das, was über das höllische Feuer gesagt ist: "Denn ein jeglicher muss mit Feuer gesalzen werden, und alles Opfer wird mit Salz gesalzen".

Hier wie anderswo wirft das Gesetz Licht auf das Evangelium, und diese Worte können wir erst dann verstehen, wenn wir die genaue Natur des Opfers, auf welches sich unser Herr bezieht, begriffen haben. Salz, seinem Wesen nach scharf und beißend, aber auch fäulnisbewahrend, wurde ausdrücklich bei jedem Speiseopfer verlangt (3Mo 2:13); das Speiseopfer war aber immer mit einem Brandopfer verbunden und gleich diesem kein Sündopfer, sondern ein Opfer "zum süßen Geruch" und "dass es dem Herrn angenehm sei". (Die von dem Herrn bestimmten Opfer waren, wie ich bereits bemerkt habe, in zwei Klassen aufgeteilt - erstens die Opfer zum süßen Geruch, die alle dargebracht wurden zur Annahme, und zweitens die Opfer nicht zum süßen Geruch, welche als Sühne für eine Sünde dienen sollten. Die erste Klasse, welche Brandopfer, Speiseopfer und Friedensopfer umfasst, wurde dargebracht auf dem ehernen Altar, der im Hof der Stifthütte stand. Die zweite Klasse, die Sünd- und Schuldopfer, wurden nicht auf dem Altar verzehrt, sondern außerhalb des Lagers auf der Erde verbrannt. Bei den ersten bringt der gläubige Israelit dem Herrn ein süßes Opfer, bei den letzteren wird das Opfer mit der Sünde dessen, der es darbringt, beladen. Beim Brand-, Speise-, und Friedensopfer kam derjenige, welcher es darbrachte, als gläubiger Anbeter und bat um Annahme. Beim Sünd- und Schuldopfer kam er als Sünder, um die Strafe für Sünde und Übertretung zu bezahlen. Wenn diese Unterscheidung und dass allgemeine Gesetz von den Opfern verstanden wird, können wir die Kraft der Worte unseres Herrn bezüglich des "Salzens mit Feuer" nicht fassen.)

Das Brandopfer ist ein Vorbild davon, dass der Mensch seine Schuldigkeit Gott gegenüber tut, das Speiseopfer dagegen davon, dass er seine Pflicht gegenüber seinem Nächsten erfüllt; beide sind für uns in Christus erfüllt worden und sollen aus Gnade auch in uns, Seinen Gliedern, zur Erfüllung kommen, wie geschrieben steht: "Auf dass die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist (Röm 8:4). Die Stelle, welche wir betrachten, beginnt mit dieser Pflicht des Menschen gegenüber seinem Nächsten und der Gefahr, "der Kleinen einen zu ärgern". "Es wäre ihm besser, dass ihm ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde." Dann kommt die Aufforderung, Hand, Fuß oder Auge zu opfern, damit wir nicht in ärgeres Gericht kommen, welches diejenigen erleiden müssen, welche sich nicht selber richten wollen. "Denn", sagt unser Herr, und gibt so den Grund an für das Selbstgericht, "ein jeglicher", ob er es gern mag oder nicht, wenn er jemals seine gegenwärtige Gestalt verändern und sich zu Gott erheben will, "muss mit Feuer gesalzen werden".

Dies mag geschehen als ein Opfer zum süßen Geruch für Gott, obwohl auch hier, "alles Opfer mit Salz gesalzen werden muss" - denn selbst bei dem freiwilligen Opfer und Dienst ist etwas Scharfes und Beißendes wie Salz, nämlich die Reinigung, welche die Wahrheit denen verleiht, die sie aufnehmen. Wenn dieses Opfer aber nicht angenommen werden sollte, so muss die Reinigung dennoch geschehen, dann aber nicht als Opfer zum süßen Geruch, sondern als Sündopfer, bei dem die Leiber als unrein außerhalb des Lagers verbrannt werden, "da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht". (Der "Wurm" deutet auf die Verwesung derjenigen Teile, welche nicht mit Feuer verbrannt wurden). "Denn" auf irgendeine Weise "muss ein jeglicher mit Feuer gesalzen werden", auch wenn er kein Opfer zum süßen Geruch sein sollte, welches "mit Salz gesalzen" ist. All dies aber, weit davon entfernt, nie endende Strafe zu lehren, weist uns nur hin auf das Opfergesetz und auf das Mittel, dessen wir uns bedienen müssen, um die Sünde im Fleisch zu zerstören, damit wir in einer neuen und geistigeren Gestalt als Opfer zu Jehova emporsteigen können.

Und der alttestamentlich Gebrauch der Worte: "Das Feuer nicht erlischt" redet noch deutlicher gegen die allgemeine Auslegung. Die Worte kommen zuerst bei dem Gesetz über das Brandopfer vor, wo wir lesen: "Ewig soll das Feuer auf dem Altar brennen und nimmer verlöschen" (3Mo 6:6 pür ou asbesthesetai) genau die gleichen Worte, welche der Herr hier gebraucht. Fraglos können an dieser Stelle die Worte nichts mit endloser Strafe oder irgendeiner Art von Zorn zu tun haben, denn das Brandopfer war ein Opfer zum süßen Geruch; sie sprechen nur von dem einzigen Mittel, nämlich dem "Feuer Gottes", durch welches das, was Ihm geopfert und zum süßen Geruch angeboten wurde, die Fähigkeit erhielt, auf Seinem Altar gen Himmel zu steigen als Zeichen dafür, dass Er es angenommen hat. Dieses Feuer immer brennend zu erhalten, war eine der ersten Pflichten des Priesters, als Vorbild auf die Erhaltung des geistlichen Feuers, welches Christus als Priester anzündet und lebendig erhält, denn nur mit dessen Hilfe können wir "unsere Leiber zu einem lebendigen Opfer geben" (Röm 12:1 und Lk 12:49).

Die anderen Stellen, in welchen die Worte vorkommen, sind folgende: Zweimal werden sie gebraucht von der Zerstörung des ersten von Salomo erbauten Tempels (2Kö 22:17 - 2Chr 34:25), dann von Edom (Jes 34:10), dann von Jerusalem (Jer 7:20 und Jer 17:27) und von dem Hause des Königs von Juda (Jer 21:12) und von dem Wald gegen Mittag (Hes 21:3) und zuletzt in der von unserem Herrn hier zitierten Stelle aus dem Propheten Jesaja (Jes 66:24), welche von der Strafe der Gottlosen zu der Zeit der Herrlichkeit des jüngsten Tages redet. In allen diesen Fällen reden die Worte von einer Zerstörung, wie sie bei dem Sündopfer vorbildlich dargestellt wird, welches hinausgeworfen und außerhalb des Lagers als unbrauchbar für Gottes Altar verbrannt wird. Das sind die einzigen Stellen im Alten Testament, an denen die Worte vorkommen, und an jeder, ausgenommen an der letzten, können sie offenbar den Gedanken an endloses Leiden nicht einschließen, tun dies auch nach allgemeinem Urteil nicht. Warum sollten wir nun an dieser einzigen Stelle den Worten einen Sinn beilegen, den sie nicht nur an jeder anderen ähnlichen Stelle des Alten Testamentes nicht haben können, sondern der auch die eine Stelle der Schrift zur anderen in Gegensatz bringt?

d) Mt 25:46

Und diese werden hingehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber in das ewige Leben.

Vielleicht am meisten aber wird bei unserer Frage die Stelle angeführt, welche sowohl von dem Leben des Gerechten, als auch von der Strafe der Gottlosen sagt, dass sie "ewig" sei: "Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben" (Mt 25:46). Das hier gebrauchte und mit "ewig" übersetzte Wort ist im Urtext in beiden Fällen das gleiche (eionios) Hieraus wird gefolgert, dass die Bedeutung des Wortes "ewig" in beiden Fällen die gleiche sein müsse. Danach können wir nicht mit ganzer Gewissheit an dem endlosen Segen derer festhalten, die bereut haben und glauben, wenn das Wort nicht die gleiche Bedeutung habe im Fall derer, die nicht bereut haben und nicht glauben. Dies scheint auf den ersten Anblick ausschlaggebend zu sein. Wenn aber nicht gezeigt werden kann dass das hier gebrauchte Wort in anderen Schriftstellen Dingen beigelegt wird, die nicht ewig sind, so muss man uns zugute halten, wenn wir glauben, dass es auch hier nicht "ewig" bedeuten könne, um so mehr, als dieser Text sonst anderen klaren Worten derselben Schrift widersprechen würde.

Auch berührt dies, wie ich gesagt habe, keineswegs die rechte Ewigkeit des Segens der Erlösten, denn diese gründet sich darauf, dass sie mit Christo an Seinem Auferstehungsleben teilhaben und wird an anderen Stellen ausdrücklich hervorgehoben, weil z.B. "Denn sie können hinfort nicht sterben; denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, dieweil sie Kinder sind der Auferstehung" (Lk 20:36). In Wahrheit spricht dieses Wort nicht von der Menge oder Dauer, sondern von der Art des Gegenstandes, mit dem es verbunden ist. Ich brauche hier die Beweise nicht zu wiederholen. Ich will aber noch hinzufügen, dass das von uns mit "Pein" übersetzte Wort aus dieser Stelle, welches seinem ursprünglichen Sinn nach "Beschneiden" heißt (kolosis) immer von einer strafenden Erziehung gebraucht wird, die zur Besserung dem dienen soll, der sie erleidet. Auch diejenigen welche die Ansicht von der endlosen Strafe vertreten, müssen dies zugeben (von den beiden Worten tomoria und kolasis hat das erstere nach seinem klässischen Gebrauch vorherrschend den rächenden Charakter der Strafe, es ist das lateinische "ultio", Strafe als Genugtuung im Sinne dessen, der sie auferlegt hat für verletzte Gerechtigkeit, als Verteidigung seiner Ehre und der des überschrittenen Gesetzes, seine Bedeutung stimmt zu seiner Etymologie, von time und ouros, horao die Bewachung oder der Schutz der Ehre. In kolasis liegt dagegen mehr die Bedeutung von Strafe zum Zweck der Erziehung und Besserung dessen, der sie erduldet, es ist das lateinische "castigatio" und hat natürlich meistenteils eine mildere Bedeutung als timoria.

Clemens von Alexandrien schreibt dazu: "Es würde indessen ein sehr ernster Irrtum sein, wenn man dieser Unterscheidung auf die Worte anwenden wollte, wo sie im Neuen Testament gebraucht sind"; das heißt, es würde ein ernster Irrtum sein, wenn man dem Worte ihren wirklichen Sinn unterlegen wollte. Zu solchen Ausflüchten lassen sich selbst gut unterrichtete und wohlmeinende Männer durch die überlieferte Auslegung von den endlosen Strafen verleiten; und dieses ist schon der Beweis dafür, dass ihre Lehre unhaltbar ist; denn jede Strafe, mag sie nun kürzer oder länger dauern, würde ganz etwas anderes als ein verbesserndes Züchtigungsmittel sein, wenn sie die Gezüchtigten nicht bessert und für immer verloren ließe. Können wir nicht gerade aus dieser Stelle beweisen, dass während diejenigen doppelt gesegnet sind, die bei der ersten Auferstehung das ewige Leben erlangen, auch diejenigen nicht völlig ohne Segen bleiben, welche Gott noch züchtigen will (Hebr 12:6.7) um so mehr, als Er uns gezeigt hat vom ersten Sündenfall bis auf diesen Tag, dass er ohne Unterlass den Fluch in Segen verwandelt.

e) Mt 26:24

Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie über ihn geschrieben steht. Wehe aber jenem Menschen, durch den der Sohn des Menschen überliefert wird! Es wäre jenem Menschen gut, wenn er nicht geboren wäre.

Eine andere Stelle, die bei dieser Frage oft angeführt wird, ist die: "Es wäre ihm besser, dass derselbe Mensch nie geboren wäre" (Mt 26:24). Dies soll ein Beweis für nie endende Strafe sein, weil es doch noch gut sein würde, geboren zu sein, wenn der Mensch selbst nach Zeitaltern des Leidens endlich mit Gott versöhnt werden könne. Sicherlich enthalten die Worte ein furchtbares Urteil, sind sie auch eine furchtbare Warnung für solche, die jetzt in Christi Nähe sind. Und doch - wie in dem über unsere ersten Eltern verkündeten Urteil, soweit es an sie selbst gerichtet war, kein Lichtstrahl und kein Wort der Verheißung sich findet - denn alles, was Gott zu dem Weibe sprach, war Trauer, Leid, Erniedrigung; alles, was Er dem Mann sagte, war Fluch, Tod, Verderben, Trostlosigkeit und nur in Seinem Fluch über die Schlange lag eine Verheißung für den Samen des Weibes - so mag auch dieses Wehe über Judas, das so dunkel erscheint wie die Nacht, doch noch Gnadenabsichten bergen, von denen wir in diesen Worten keine Andeutung finden. Der Fall des Judas, wie der unserer Stammeltern, der in Gottes Weisheit einen Weg zur Erfüllung jenes Vorsatzes und jene Gnade eröffnete, "Die uns gegeben ist in Christo Jesu vor der Zeit der Welt" (2Tim 1:9), kann trotz des ihm folgenden Gerichts nicht nur ein noch höheres Gut bringen, sondern gleich Israels Fall, welcher der "Welt Reichtum" (Röm 11:12) wurde, schließlich in der Wiederbringung der Gefallenen mit noch größerem Segen enden. Es ist wohl bezeichnend, dass ein und dieselbe schreckliche Weissagung durch die von Gott geleiteten Schreiber des Neuen Testaments auf Judas sowohl wie auf Israel gedeutet worden ist (vgl. Ps 69:24.26 mit Röm 11:10 und Apg 1:19.20. Dieselbe Stelle wird von Paulus auf Israel und von Petrus auf Judas bezogen).

Wenn also der eine kein Vorbild für den anderen ist, so müssen die beiden doch in irgendeiner anderen Weise ganz innig miteinander verbunden sein. Von Israel heißt es: "Ihre Augen müssen finster werden, dass sie nicht sehen, und ihre Lenden lass immer wanken" (welche Worte unmittelbar denjenigen vorhergehen, die Petrus auf den Verräter Judas bezieht); so ist es für eine Zeitlang unter dem Zorn, und "nach dem Evangelium sind sie Feinde um euretwillen, aber nach der Auswahl sind sie Geliebte um der Väter willen" (Röm 11:29), und doch wird es eines Tages wieder zu Ehren kommen, herausgeholt aus seinen Gräbern (Hes 37:12); denn "Gottes Gaben und Berufungen mögen Ihn nicht gereuen" (Röm 11:29). Und so kann auch der Verräter, auf den dieselbe Stelle gedeutet ist: "Ihre Wohnung müsse wüst werden, und sei niemand, der in ihren Hütten wohne", er, dessen Fall gleich demjenigen Israels "der Welt Reichtum" geworden ist, des Herrn Reichtum noch herrlicher sichtbar werden lassen.

Es ist eine ganz vernünftige Folgerung, dass ebenso wie dieselbe Prophezeiung ihnen beiden gilt, so auch ihr Ende nicht ganz unähnlich sein wird. Sicherlich sind manche Drohungen für Israel - z.B. "Ich will euch hineinnehmen und euch ...von Meinem Angesicht wegwerfen" (Jer 23:39, siehe auch die noch schärfere Sprache 5Mo 30:18), ja selbst Worte, wie die unseres Herrn: "Wenn doch auch du erkenntest zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient! Aber nun ist's vor deinen Augen verborgen" (Lk 19:42) - wenn auch weniger schrecklich als das Wehe über Judas, so doch finster genug, wenn nicht von anderer Seite Licht über sie herabkäme. Und so könnten diese Worte desselben Herrn uns Hoffnung geben für den Menschen. Gerade weil es solche Worte gibt, habe ich Bedenken, in dieses Wehe über Judas einen Sinn zu legen, der es in Widerspruch setzt zu anderen nicht weniger wahren und gewichtigen Worten desselben Erlösers.

Darum wollen wir uns diese Worte etwas näher ansehen. Zunächst beziehen sie sich zweifellos auf Judas, haben dann aber, wie alle Worte Christi, noch allgemeinere Bedeutung. In der Stelle: "Des Menschen Sohn geht zwar dahin, wie von Ihm geschrieben steht, doch wehe dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird! Es wäre ihm besser, dass der selbige Mensch nie geboren wäre", ist nur von zweien die Rede, nämlich von "des Menschen Sohn" und von "dem Menschen", durch welchen des Menschen Sohn verraten wird. Sind diese beiden nicht ihrem Wesen nach der alte Mensch und der neue Mensch oder des Menschen Sohn, von denen der eine immer den anderen verrät? Von diesen ist der eine der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens, das nicht errettet werden kann, sondern sterben und an seinen Ort gehen muss; denn Fleisch und Blut können das Himmelreich nicht ererben, auch wird das Verwesliche nicht erben das Unverwesliche (1Kor 15:50). Gut wäre es für diesen Menschen gewesen, wenn er nicht geboren wäre, aber besser ist es, dass er geboren ist, damit Gott Besseres bringen kann.

Es darf nicht übersehen werden, dass in der Stelle, welche wir betrachten, "es wäre ihm besser" usw. das mit "besser" übersetzte Wort im Urtext im Positiv, nicht im Kooperativ steht und kalon nicht agathon lautet. Das ist kein Zufall. Und dich glaube, ich sehe einen einleuchtenden Grund für die Wahl von kalon anstatt agathon. Das kalon kann verloren gehen, während das agathon durch die Gnade des Allmächtigen doch noch erlangt wird. Gut wäre es gewesen, wenn es keine Sünde und keinen Fall gegeben hätte, denn "wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade viel mächtiger geworden" (Röm 5:20). Das Böse bereitet dem Guten den Weg und schwindet dahin, die Folgen aber werden für alle Zeiten herrlich sein. Denn alles, was sich in Adam erhob, fällt in Christo, ebenso wie alles, was in Adam gefallen sit, sich in Christo wieder erhoben hat. Das Böse ist nur für eine Zeitlang da. "Ich habe einen Gottlosesn gesehen, der war trotzig und breitete sich aus und grünte wie ein Lorbeerbaum. Da man vorüberging siehe, da war er dahin; ich fragte nach ihm, da ward er nirgends gefunden (Ps 37:35.36).

f) Lk 16:26

Und zu diesem allen ist zwischen uns und euch eine große Kluft festgelegt, damit die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, es nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen.

Noch eine andere Stelle wird oft angeführt. Die Worte an den reichen Mann in der Hölle: "Es ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, dass die da wollten von hier hinabfahren zu euch, könnten nicht, und auch nicht von dort zu uns herüberfahren" (Lk 16:26), schließen, so sagt man, für eine verlorene Seele jede Hoffnung aus, wenn sie erst einmal an den Ort der Qual gekommen ist. Aber ist dies wohl so? Auch früher schon haben Jünger ihren Herrn nicht recht verstanden. Es fragt sich, ob diejenigen, welche die Worte so auslegen, dieses tiefernste Gleichnis recht oder falsch verstanden haben. Was ist sein Endzweck? Es zieht einen Vergleich mit etwas anderem; denn alle Gleichnisse tun dies, auch wenn sie, wie dasjenige vom verlorenen Sohn und vom ungerechten Haushalter, die beide mit unserem Gleichnis in direkter Verbindung stehen, als einfache Erzählungen vorgebracht werden, wie Lukas dies gern tut und mit den Worten "ein Mann" oder "es war ein Mann" beginnen.

Womit zieht denn dies Gleichnis von dem reichen Mann einen Vergleich? Wen stellt der reiche Mann dar? Wer ist der arme, verachtete Bettler voller Schären, dem selbst die Hunde auf der Straße mehr Mitleid und Freundlichkeit zeigen als der reiche Mann? Sowohl der Zusammenhang, in dem das Gleichnis angewandt wird, als auch alle seine Einzelheiten zeigen, dass seine furchtbare Warnung sich nicht so sehr an die gottlose Welt, als vielmehr an diejenigen richtet, welche hier die größten Vorrechte genießen. Man beachte die Einzelheiten, welche vom reichen Mann gesagt werden. Er war von Abrahams Samen und konnte selbst in der Hölle dies nicht vergessen, sondern schrie auch dort "Vater Abraham". Er war gekleidet mit Purpur und köstlicher Leinwand, der Kleidung des Himmelreichs, und als ein Kind des Reiches "lebte er alle Tage herrlich und in Freuden", während Lazarus, dessen Name heißt "einer der Hilfe bedarf", an seiner Tür lag voller Schwären und hilflos; und doch sorgte der, der sich so vieler Segnungen erfreuen durfte nicht für ihn hatte auch kein Mitleid mit ihm. Wer sind nun diese beiden?

Wenn wir mit Augustin und anderen großen Lehrern der ersten Kirche in die Zeiten hineinblicken, wo sehen wir in dem reichen Mann den Juden, und der arme Bettler an seinem Tor ist der verlorene Heide. In dem einen sehen wir die Kinder des Reichs, die als solche in Purpur und köstliche Leinwand gekleidet waren, jeden Tag herrlich und in Freuden lebten, und sich doch um die Heidenwelt keine Gedanken machten, welche dicht vor ihrer Tür lag in geistlichem Mangel und in Gottlosigkeit; in dem anderen haben wir die Heidenwelt, verloren, voller Schwären und bettelarm. Der eine macht selbst in der Hölle noch geltend, dass er von Abrahams Samen ist, und von seinen Brüdern sagt Abraham selber: "Sie haben Mose und die Propheten", und "hören Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufstehen würde"; der andere kommt durch den Tod als toter Sünder zur Ruhe Gottes, ja gerade zu den Vorrechten, von denen das gute Leben und die schöne Kleidung des reichen Mannes nur das Vorbild waren. Dies ist der Inhalt nach zweifellos die Lehre dieses Gleichnisses, obwohl ich weder dies noch irgend ein anderes Gleichnis unseres Herrn auf Juden und Heiden allein beschränken kann, zunächst weil "keine Weissagung in der Schrift aus eigener Auslegung geschieht" (2Petr 1:20), dann aber auch, weil der Jude als Sohn Abrahams selber das Vorbild derjenigen ist, welche jetzt aus Gnaden an die Stelle der Kinder des Reiches versetzt sind, während der arme heidnische Bettler auch jetzt noch auf die hinweist, welche, wenn auch voller Schwären, doch die "Armen" und die "Leidtragenden" sind, welche die Berufung Christi "gesegnet hat", und welche "sollen getröstet werden".

Das Gleichnis lehrt also gerade die Wahrheit, welche die Auserwählten so schwer glauben können, dass nämlich die Kinder des Reichs, wenn sie nicht lieben, trotz aller gegenwärtigen Vorrechte in die äußerste Finsternis geworfen werden sollen, während Verlorene, die jetzt noch draußen sind, durch den Tod eingehen und mit Abraham ruhen. Die Juden wollten dies zu ihrer Zeit nicht glauben. Konnte Gott treu sein, wenn sie ausgestoßen wurden? Die jetzigen Kinder des Reichs, das heißt, die welche ihren Gnadenstand nicht auf ihre Liebe, das heißt ihre Ähnlichkeit mit dem Herrn, sondern auf ihre Vorrechte bauen, auf die Tatsache, dass Gott ihnen in Jesus Christus solche reichen und köstlichen Segen gegeben hat, können nur schwer an die Möglichkeit glauben, dass auch sie trotz ihrer Segnungen ausgestoßen werden. Und doch ist dies gerade die ernste Lehre des Gleichnisses. Der in der Hölle ist Abrahams Samen, ist einer von dem auserwählten Volk und nicht ein armer Ausgestoßener.

Und doch ist die "große Kluft", welche diejenigen trennt, die einst nahe waren, jetzt aber ausgestoßen sind, wohl für Menschen, nicht aber für den unüberschreitbar, "der den Schlüssel Davids hat, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf" (Offb 1:18 - Offb 3:7). Und Er, der selber die Schranken den Todes für die Menschen durchbrochen hat, kann immer noch "sagen zu den Gefangenen: gehet heraus, und zu denen in der Finsternis: kommt hervor" (Jes 49:9). Wer wind wir, dass wir behaupten könnten, die für Menschen nicht überschreitbare Kluft sei auch für den Herrn unüberbrückbar, oder Er könnte auch den letzten Gefangenen nicht sicher zurückbringen, auch nicht aus dem tiefsten Gefängnis? Ebenso gut können wir folgern, dass, weil "ein Mohr seine Haut nicht wandeln kann oder ein Parder seine Flecken" (Jer 13:23) weil ein böser Mensch sich nicht durch eigene Anstrengung zum Guten wenden kann - so könne auch Gott ihn nicht verändern. Ich weiß, was Er für die Auserwählten getan hat, welche "von Natur Kinder des Zornes waren gleichwie auch die anderen" (Eph 2:3); und Er hat gesagt: "Tod, ich will dir ein Gift sein, Hölle, Ich will dir eine Pestilenz sein. (Hes 13:14), und deshalb beweist dieses Gleichnis, so schrecklich es gerade für mich ist, der ich jetzt aus Gnaden berufen bin, das Gute im Hause Gottes zu essen und schöne Kleidung zu tragen - weil es zeigt, wie all diese Segnungen missbraucht werden können und meine Verdammnis nur verschlimmern wenn ich selbstsüchtig bin und ohne Liebe - dennoch keineswegs so schrecklich das Gereicht auch sein mag, dass es für diejenigen keine Hoffnung gibt, über die es ergeht. Ganz gewiss gibt es Hoffnung für die Juden obwohl von ihnen, und als Warnung für die dieses Wort zuerst gesprochen wurde. Und ebenso sicher gibt es, weil Gott Gott ist, auch für diejenigen noch Hoffnung, die das allerschwerste Gericht erdulden müssen.

g) Widerspruch im einfachsten Sinn

Aber dies alles heißt es steht im Gegensatz zu dem buchstäblichen Sinn der Schrift; und da die Schrift für einfache ungelehrte Menschen gegeben ist, so muss der einfachste Sinn auch der richtige sein. Jedenfalls können wir keine Deutung annehmen, die nicht offenliegt. Dieser Einwurf wird vorgebracht als gäbe es dagegen keinen Widerspruch. Aber ist der sogenannte buchstäbliche Sinn der Worte unseres Herrn immer der richtige? Sind etwa die neutestamentlichen Zitate aus dem Alten Testament in ihrem buchstäblichen Sinn angewandt oder ausgelegt? Haben wir nicht auch immer wieder gesehen, dass der sogenannte buchstäbliche oder wörtliche Sinn ohne Frage nicht der richtige ist, wie z.B. bei den Worten des Herrn vom "Sauerteig", vom "Essen Seines Fleisches", vom "Schwert kaufen", vom "Schlafe des Lazarus" und von "dem Zerstören und wieder Aufbauen des Tempels", garnicht zu reden von den vielen Gleichnissen, deren Er sich ausdrücklich bediente, um die himmlischen Geheimnisse welche sie offenbarten, zugleich zu verbergen. Dazu kommt die Schwierigkeit die wir bei diesem Punkt gesehen haben, dass nämlich die Schrift zweierlei zu bezeugen scheint, indem sie einmal sagt, die Gottlosen würden verdammt werden und umkommen, und das andere Mal erklärt, der Tod solle hinweggetan werden. Die beiden Hilfsmittel Gottes, Gesetz und Evangelium, und der Grund, warum Er sich ihrer bedient, lösen die Schwierigkeit, wenn wir Seinen Vorsatz fassen können.

Mögen wir ihn aber fassen oder nicht, so bleibt die Tatsache bestehen, dass die Schrift auf diesem Punkt offenbare Widersprüche enthält. Wer darum so leicht von dem "buchstäblichen Sinn der Schrift" spricht, vergisst, wie viele Stellen übersehen werden müssen, bevor die Lehre von der nie endenden Strafe als Gottes Absicht übrigbleibt. Was ist, um nur ein Beispiel aufzuführen, der "buchstäbliche Sinn" solcher Worte wie: "Der Tod herrschte von Adam bis auf Mose auch über die, die nicht gesündigt haben, mit gleicher Übertretung wie Adam, welches ist ein Bild dessen, der zukünftig war. Aber nicht hält sich's mit der Gabe wie mit der Sünde. Denn so an der Sünde eines Menschen viele gestorben sind, so ist vielmehr Gottes Gnade und Gabe vielen reichlich widerfahren durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus. Und nicht ist die Gabe allein über eine Sünde, wie durch des einen Sünders eine Sünde alles Verderben. Denn das Urteil ist kommen aus einer Sünde zur Verdammnis; die Gabe aber hilft auch aus vielen Sünden zur Gerechtigkeit. Denn so um des einigen Sünde willen der Tod geherrscht hat durch den einen, vielmehr werden die, so da empfangen die Fülle der Gnade und der Gabe zur Gerechtigkeit, herrschen im Leben durch einen, Jesus Christus. Wie nun durch eine Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, also ist auch durch eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen. Denn gleichwie durch eines Menschen Ungehorsam viele Sünder geworden sind, also auch durch den Gehorsam des Einen, wurden viele Gerechte. Das Gesetz aber ist neben hineingekommen, auf dass die Sünde mächtiger würde. Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade vielmächtiger geworden, auf dass, gleichwie die Sünde geherrscht hat zum Tode, also auch herrschte die Gnade durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn" (Röm 5:14-21).

Was, frage ich, ist die buchstäbliche Sinn dieser Worte? Kann eine Teil-Errettung die Fülle des Segens erschöpfen, von dem Paulus so unzweideutig spricht? Verzerren wir nicht seine Lehre, wenn wir behaupten, sie stelle fest, dass die Erlösung in Christo in ihren Folgen enger begrenzt sei, als der Fall Adams? Sagt diese Stelle nicht gerade das Gegenteil? Zeigt nicht der Apostel durch seine wiederholten "vielmehr" (Röm 5:16.17.20) immer wieder, dass die Erlösung und Errettung viel umfassender ist als das Verderben? Die Worte scheinen deshalb gewählt, um der Möglichkeit eines Missverständnisses vorzubeugen. Warum sollen wir also die Lehre nicht in ihrem ganzen und buchstäblichen Sinn annehmen? Weil andere Worte der Heiligen Schrift ebenso deutlich von einem "zukünftigen Zorn" und "einem Feuer" reden, "das nicht verlöschen soll". Und die Kinder der Kirche haben seit deren Fall, gleich dem alten Israel die Prophezeiungen nicht geachtet, und deshalb fehlt ihnen das notwendige Licht welches dieser "Schlüssel der Erkenntnis" (Lk 11:52) ihnen gegeben haben würde; den Knoten, welchen sie nicht lösen konnten, haben sie durchschnitten, indem sie die eine Hälfte der Schrift leugneten, um die andere Hälfte festhalten zu können und, und wie natürlich (denn Menschen, die unter dem Gesetz stehen, können Gott nur erkennen als einen strafenden Gott), haben sie diejenige Hälfte gewählt, die von der Verdammnis redet. Denn allerdings wird das Wort allein uns niemals den Sinn Gottes öffnen. Wir können sogar durch den Buchstaben in irgendeinem schrecklichen Missverständnis geradezu verhärtet werden.

Nur durch Seinen Geist können wir wirklich Gottes Gedanken verstehen. So und nicht anders können wir "tüchtig gemacht werden, das Amt zu führen des Neuen Testamentes, nicht das des Buchstabens, sondern des Geistes", und fähig zu zeigen, dass "der Buchstabe tötet, aber der Geist lebendig macht" (2Kor 3:6). Denn in der Schrift ist es ebenso, wie in den Büchern der Natur und der Vorsehung. Das Verständnis des Wortsinns löst die Schwierigkeit niemals. Wer würde, wenn er zum ersten Mal den Tod sieht, in ihm das einzige Mittel zu vollerem und besserem Leben sehen? Die Offenbarung selber genügt nicht. Wir müssen auch Augen und Herzen haben, um diese Offenbarung zu verstehen. Diejenigen, welche in den Büchern, die Gott uns gegeben hat, am fleißigsten studiert haben, wissen, dass der einfache Wortsinn weit davon entfernt ist in jedem Fall der rechte zu sein, dass viel mehr die Erkenntnis des einfachen Wortsinnes mehr oder weniger trügerisch und unglaubwürdig ist, und immer wieder verbessert werden muss, wenn wir wirkliche Wahrheit erhalten wollen. Die einen haben dies auf diesem Gebiet, die anderen auf jenem erfahren. Und ein jeder muss auf dem Berge zur Vollkommenheit diese Erfahrung machen.

f) Das Los der gefallenen Engel

Noch ein anderer Einwurf. Man könnte sagen: Wenn du so weit gehst, auf die Errettung aller Menschen zu hoffen, gleich was sie hier getan haben oder gewesen sind, warum gehst du dann nicht weiter und sagst: auch die Teufel können errettet werden, denn wenn der alte Adam erlöst werden kann, weshalb dann nicht auch verlorene Geister? Haben nicht schlechte Menschen die teuflische Natur in sich? Werden sie nicht "Die Kinder der Bosheit" genannt? (Mt 13:38). Ist nicht dieselbe böse Natur in allen Kindern Gottes so lange, bis sie getötet wird? (Eph 2:3) Ist denn nicht der Herr für alle gestorben, damit Er durch Seinen Tod die böse Natur zerstören und sie befreien möchte? Und wenn diese Natur in uns vernichtet und verwandelt werden kann (man achte auf die in Hebr 1:11.12 gebrauchten Worte "vergehen" und "verwandelt werden", angewandt in Bezug auf die gegenwärtige Natur), warum dann nicht auch in Satan und den gefallenen Engeln? Die Juden sollen errettet werden, die der Herr "Schlangen und Otterngezücht" nennt (Mt 23:33) und von denen Er sagt: "Ihr seid von dem Vater, dem Teufel" (Joh 8:44), "wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entgehen?" und dann sollte Gott keine Erlösung haben für die, welche zwar jetzt verloren sind, einst aber "voller Weisheit und über die Maßen schön" waren (Hes 28:12)? War nicht Satan "der Cherub, der sich weit ausbreitet und deckt, auf den heiligen Berg Gottes gesetzt, dass er unter den feurigen Steinen wandelte"? , und ist er nicht, obwohl "sich sein Herz erhoben hat, dass er so schön war, und hat sich seine Klugheit betrügen lassen in seiner Pracht" (Hes 28:14-17), dennoch ein gefallener Sohn, gegen den selbst "Michael, der Erzengel, das Urteil der Lästerung nicht zu fällen wagte, sondern sprach: "Der Herr strafe dich"?

Steht nicht vielmehr ausdrücklich geschrieben, dass "der Herr heimsuchen wird das hohe Heer in der Höhe ist, dass sie versammelt werden als Gefangene in die Grube und verschlossen werden im Kerker, und doch "nach langer Zeit wieder heimgesucht werden?" (Jes 24:21.22). Werden nicht darum "die Walfische und alle Tiefen" aufgefordert, "den Herrn zu loben" (Ps 148:7), und "die Tiefen in das Verborgene gelegt" (Ps 33:7). Und wer ist der König, der die Stadt der Verwirrung baut, der den Propheten Gottes zum Diener und Lehrer hat und zur Strafe für seinen Übermut einem Tier gleich gemacht wird, bis sieben Zeiten über ihn dahingehen und er endlich seine Vernunft und sein Reich zurückerhält (Dan 4:31-34); der König von dem der Herr sagt: "Nebukadnezar, der König von Babel, hat mich gefressen und umgebracht; er hat wie ein Drache; er hat seinen Bauch gefüllt mit meinem Köstlichsten; er hat mich verstoßen"? (Jer 51:34). Der Herr wird den Drachen im Meer erwürgen" (Jer 27:1) und durch den Tod dem die Macht nehmen der des Todes Gewalt hat, das ist dem Teufel" (Hebr 2:14); wer aber kann sagen, dass der Tod, welcher für uns der Weg zum Leben ist, dieses für den großen Widersacher nicht sei, der "seinen Vater beraubt hat und sprach, es sei nicht Sünde" (Spr 28:24)?

Wer anders als Adam und Luzifer sind die beiden in Christo gekreuzigten Übeltäter? Und wenn auch nur dem einen das Trostwort zuteil wurde: "Heute wirst du mit mir im Paradies sein" (Lk 23:43), wo ist der Beweis dafür, dass der andere niemals Erbarmen finden wird? Wurde nicht das Blut des Lammes am Kreuze vergossen, um die Sünde der Welt hinweg zu nehmen? (Joh 1:29). Wenn das der Fall ist, was ist denn die "Sünde der Welt?" Wann fing sie an? Und warum ist nicht auch die Sünde des "Fürsten dieser Welt" eingeschlossen in die "Sünde der Welt"? (Joh 14:30). Ist nicht Christus "das Haupt aller Fürstentümer und Obrigkeit" (2Kor 2:10) ebenso als "Herr über die Lebendigen und die Toten"? (Röm 14:9). Ja mehr noch, ist nicht die Kirche dazu berufen, mit ihrem Haupt "über die Engel zu richten"? (1Kor 6:3). Und wenn das Gericht über die Erde deren Wiederherstellung bedeutet (Ps 96:10-13 und Ps 98:3-9), warum sollte dann nicht das Gericht über die Engel ebenso deren Wiederbringung bedeuten gemäß der Verheißung, "dass durch Ihn alles versöhnt würde zu Ihm selbst, es sei auf Erden oder im Himmel" (Kol 1:20).

Auf alles dies kann ich nichts entgegnen, vielmehr muss ich bekennen, dass nach meiner Ansicht ein solches Ende des großen Geheimnisses Gott nicht entehren würde. Denn wenn "das Amt, das die Verdammnis predigt, Klarheit hat", wie Paulus sagt, "vielmehr hat das Amt, das die Gerechtigkeit predigt, überschwängliche Klarheit" (2Kor 3:9). Und wenn ich an die Veränderung denke, die in uns zustande gebracht werden kann - wenn ich sehe, dass in den Menschen alle Welten verborgen sind und er in der Tat die Hieroglyphe des Weltalls ist - dass nicht nur das Sichtbare und Unsichtbare, Materie und Geist, Zeit und Ewigkeit, sondern auch Hölle und Himmel oder beider Leben so gut wie das Leben der Erde alle in ihm stecken; wenn er bedenke, dass Luzifer und Adam, die beiden ersten großen Widersacher, der eine in seiner männlichen, der andere in seiner weiblichen Eigenart, nur die ersten Vorbilder der beiden Wurzeln des Bösen in uns sind, der eine von unserm gefallenen Geist, der andere von unserer gefallenen Seele und Leib, und dass in den Auserwählten, welche Erstlingsfrüchte sind, dies höllische Leben umgestaltet werden kann, dass der selbstsüchtige, neidische, stolze und zornige Geist, welcher Gott hasste, dadurch, dass er der Sünde stirbt, wieder zurückgebracht werden kann in das Ebenbild Gottes, und dass dieser elende Leib nach all seinen Befleckungen und Gräueltaten umgestaltet werden kann, dass er ähnlich wird dem herrlichen Leibe Jesu Christi, nach der Kraft, womit Er kann alle Dinge sich untertänig macht; wenn ich weiß, dass der, welcher diese Gewalt hat, die Liebe ist, dann kann ich dem, was Gott in Seiner Gnade tun wird, keine Grenzen setzen, noch sagen, dass dieser oder jener Verlorene für alle Zeit von Seinem Erbarmen ausgeschlossen sei.

Das wenigstens ist gewiss, dass dieselben Völker der Kanaaniter, welche Israel zu richten berufen war, auf dass sie das Land jenseits des Jordans besitzen möchten, das in der Schrift bezeichnete Vorbild auf die "bösen Geister unter dem Himmel" (Eph 6:12) sind, mit denen die Kirche in diesem gegenwärtigen Zeitalter zu kämpfen hat; und doch gab es für sie in einem späteren Zeitalter Erbarmen und eine Seele wenigstens aus diesem verfluchten Geschlecht zeigte einen Glauben, wie er in Israels nicht gefunden wurde (Mt 15:22-28), Wenn die so Verfluchten, die ohne Mitleid gerichtet werden sollten, dennoch in einem späteren Zeitalter Gnade finden konnten, sollten dann nicht auch unsere Feinde, gegen die wir mit dem Schwert des Geistes kämpfen, zu ihrer Zeit mit Hilfe des Gerichts Gnade finden? Und wenn auch die Kirche dieses Zeitalters, gleich Jona dem Bauche der Hölle entronnen, wie er ärgerlich darüber sein sollte, dass das angedrohte Gericht nicht so ausfällt, wie sie erwartet hatte, so wird Gott dennoch Sein Erbarmen rechtfertigen vor jener großen Versammlung in der, wie Er sagt, so viele sind; "die nicht wissen Unterschied was recht oder unrecht ist, dazu aber viel Tiere? (Jon 4:11).

lies weiter hier: IV. Schlussbemerkungen