Der Römerbrief - Kapitel 3

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift: Der Römerbrief I - IV (2001)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Römerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Römerbrief - Kapitel 3

Gottes Urteil über alle Menschen
Gerechtigkeit aus Glauben

Gottes Urteil über alle Menschen

Röm 3:1

"Was ist nun das Vorrecht des Juden, oder was ist der Nutzen der Beschneidung?"

In den vergangenen Versen hat Paulus seine Brüder dem Fleisch nach mit ungemein harten Worten bloßgestellt. Das schafft Feindschaft. Zur Erdenzeit Jesu mussten die Juden, vornehmlich die Oberen des Volkes, ähnliches von dem Sohn Gottes hören: Ein sechsfaches "Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer" lesen wir in Mt 23:15.16.23.25.27 u. 29. Jesus nannte sie sogar "Schlangen und Otternbrut" (Mt 23:33). Ihr Hass wuchs, und die Folge war, dass sie Ihn zu töten suchten.

Bei Paulus war es nicht anders. Seine offenen Worte fanden keinen Anklang, vielmehr wuchs auch der Hass der Juden auf ihn, und wie bei dem Herrn suchten sie nach Wegen, ihn auszuschalten. Seine Leidensgeschichte können wir in 2Kor 11:24 ff nachlesen. Hat ihn diese ständige Drangsal abgehalten, seinem Herrn zu dienen? Hat er sich mit seinen Worten zurückgehalten? Im Gegenteil! In 2Kor 11:30 lesen wir das Resümee all seiner Drangsal: "Wenn ich mich schon rühmen muss, dann will ich mich dessen rühmen, was meine Schwachheit erweist."

Auch unser Weg verläuft in den Spuren Christi Jesu und denen des Apostels Paulus gleichermaßen. Sind wir, die wir heute in den letzten Tagen dieser Gnadenverwaltung leben, beliebter als unsere Vorgänger, wenn wir offen reden und Missstände anprangern? Wir haben in den letzten Jahrzehnten relativ ruhig leben können, auch hat kaum jemand Anstoß daran genommen, wenn wir unseren Herrn bezeugt haben. Heute schlägt die Stimmung bedenklich um. Wagen wir es heute, beispielsweise die Zunahme der gleichgeschlechtlichen Unzucht offen anzuprangern, dann kommen wir nicht mehr so unbehelligt weg wie vielleicht bisher. Die Bosheit wächst in einem rasanten Tempo, und die Menschen werden immer frecher. Doch bedenken wir, das wir heute die Einzigen sind, die die bedrohliche Lage der Menschheit erkennen. Möge uns dort, wo wir gefordert sind, die notwendige Kraft zufließen, Gottes Wahrheit offen und mutig zu bezeugen.

Röm 3:2

"Was ist nun das Vorrecht des Juden, oder was ist der Nutzen der Beschneidung? Viel in jeder Weise. Denn zuerst wurden sie mit den Aussagen Gottes betraut."

Die Charakterisierung der Juden durch Paulus ist derart deprimierend, dass in der Tat die Frage aufkommen könnte, wozu Gott denn überhaupt dieses Volk auserwählt hat? Den ihm zugedachten Auftrag, nämlich den geoffenbarten Willen Gottes auszuführen, ein königliches Priestertum und eine heilige Nation zu sein (2Mo 19:6), hat es ja bisher in keinster Weise erfüllt, im Gegenteil, es bereitete seinem Gott nur Schande. Doch es gibt auch noch einen verborgenen Willen Gottes, und nach diesem musste das auserwählte Volk widerwärtig sein, seinen Messias ablehnen, musste Ihn ans Kreuz schlagen und musste als Gesamtvolk schließlich beiseite gestellt werden.

Dieser verborgene Wille Gottes leitet sich aus den Worten in Eph 1:11 ab: "Gott ... der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt". Wenn Gott wirklich alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, dann war auch das Fehlverhalten der Juden kein Zufall. Es widerstrebt vielen von uns, Gott mit dem Üblen und Bösen in Zusammenhang zu bringen, und doch gibt es keine zwei Schöpfer - einen für das Gute, den anderen für das Böse - sondern es ist nur "ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch alle und in allen wirkt" (Eph 4:6). Erst wenn wir erkennen dürfen, dass Gott das Böse wie eine Theaterkulisse aufgebaut hat, um davor den Lichtglanz Seiner Herrlichkeit erstrahlen zu lassen, können wir auch über all dem sichtbaren und sicherlich belastendem Bösen um un herum innerlich zur Ruhe und in den Frieden kommen.

Die Finsternis und das Böse, welche Gott erschaffen hat (Jes 45:7), gehören also mit hinein in das Leben aller Geschöpfe. Und aller werden einmal das Licht in der Finsternis erfahren und auch ergreifen, nur zu sehr unterschiedlichen Zeiten. Und wir können es uns kaum vorstellen, wenn Gott in der fernen Zukunft einmal Sein Endziel mit Seiner Schöpfung erreicht haben wird: "... damit Gott alles in allen sei" (1Kor 15:28).

Trotz allem Ungehorsam, trotz der ständigen Hurerei mit anderen Götter, trotz ihrem Starrsinn und ihrer Eigensucht hebt Paulus jetzt auch die positiven Seiten des Juden hervor, denn es ist ein naheliegender Schluss, die Juden als auserwähltes Volk für überflüssig anzusehen. Viele Christen haben dies nicht nur gedanklich, sondern auch praktisch vollzogen, indem sie sich einfach an die Stelle des Gottesvolkes gesetzt sehen.

Diesem Fehldenken wirkt Paulus entgegen, indem er klar feststellt, dass der Jude sehr wohl ein Vorrecht und einen Nutzen aus seiner Bescheidung hat. Er ist zuerst einmal "mit den Aussagen Gottes betraut". Wenn dem "zuerst" hier keine weiteren Punkte folgen, so bedeutet dies, dass die anderen Vorrechte erst zu einem späteren Zeitpunkt benannt und aktuell werden. Aber was gibt es Größeres, als von Gott gewürdigt zu werden, Sein Sprachrohr zu sein, mit Seinen Aussagen, Seinem Wort betraut zu sein.

Dabei wollen wir immer wieder betonen, dass Gott dieses Volk ganz gezielt ausgewählt hat. Wenn Gott dieses Volk heute für eine begrenzte Zeit beiseite gestellt hat, ist dies kein Eingeständnis eines Irrtums in Seiner Auswahl, sondern vielmehr der für dieses Volk längst bestimmte Weg der Erziehung hin zum Ziel ihrer Erwählung.

Mit Gottes Aussagen betraut zu sein, welch ungeheures Vorrecht! Wenn wir die Bibel, das heilige geschriebene Wort Gottes, durchblättern, dann sehen wir, dass alle Teile der Schrift durch Israeliten geschrieben wurden, angefangen bei Mose und endend mit Johannes auf Patmos. Keine andere Nation war daran beteiligt. Dies ist auch für uns "viel in jeder Weise"! Anstatt die Berufung dieses Volkes infrage zu stellen, sollen wir uns vielmehr auch dieses Volkes im Gebet und in der Fürbitte annehmen, solches ist vor Gott mit Sicherheit wohlgefällig!

"Viel in jeder Weise. Denn zuerst wurden sie mit den Aussagen Gottes betraut."

Wir wollen den Blick auf das Vorrecht der Juden noch etwas vertiefen, denn: "Viel in jeder Weise" bedeutet ja ein breitgefächertes Vorrecht.

Doch sehen wir uns zuerst das Wort "betraut" näher an. Die Luther- und Elberfelder Übersetzung schreiben "anvertraut", Baader übersetzt mit "angetreut". Obwohl unser Sprachverständnis zwischen "betrauen" und "anvertrauen" zu unterscheiden weiß, liegt in beiden Worten der Grundsinn "vertrauen". Gott hat aber diesem Volk nicht nur vertraut, Er hat ihm auch etwas anvertraut, ja er hat es sogar "betraut". Wenn wir über dieses Wortspiel nachdenken, spüren wir, wie das "Viel in jeder Weise" an Aussagekraft gewinnt!

Diese Aussage lehrt auch uns, Gott mehr zu glauben als allem sichtbaren Schein, denn. Sichtbar ist vor unser aller Augen das Versagen des Gesamtvolkes, angeführt von seinen Oberen. Die Sichtbare. zur Tatsache zu erklären, würde bedeuten: Gott hat Sich geirrt! Doch der Glaube an Gottes Unfehlbarkeit führt uns tiefer, und im Geist wird uns offenbar, dass alle Wege und Führungen Gottes richt sind, ob wir sie verstehen oder nicht!

Auch Israel muss erkennen, dass Vorrechte zum Glauben und zur Treue gegenüber Gott verpflichten. Damit ist Israel, genau wie wir, in der göttlichen Schule. Für Israel heißt das Ziel der Schule "ein Segen für die übrigen Völker zu sein". In Mt 28:19 lesen wir die Worte des auferstandenen Christus an Seine Jünger: "Daher geht hin, macht alle Nationen zu Jüngern, ..." Israel hat diesen Auftrag bis heute nicht einmal im kleinsten Ansatz ausgeführt. Also doch ein Fehlschlag?

Ein Fehlschlag ist es für jene, die nicht erkannt haben, dass Gottes Aussagen in unterschiedlichen Zeiten zur Ausführung kommen, auch bei Gott hat "alles seine Zeit!"

Viele Gläubige hätten sich viel Mühe, Zeit und Geld sparen können, wenn sie erfasst hätten, dass sich Gottes Wort nicht so erfüllen muss, wie es ihnen gerade genehm ist. Schon durch Prediger 3 ließt Gott niederschreiben, dass bei Ihm alles seine Zeit hat (Pred 3:1-11). Der sogenannte Missionsauftrag aus Mt 28:19, den wir gestern zitierten, gilt ja nicht den Nationen, sondern Israel, und hier an erster Stelle den zwölf Jüngern. Sie waren die Empfänger dieser Worte, und sie werden es sein, die den Auftrag unter den Nationen ausführen, allerdings erst zu der Zeit, die für Gott dafür vorgesehen hat: "Im tausendjährigen Königreich auf Erden!"

Wo wurde denn bis zum heutigen Ta auch nur annähernd eine einzige Nation "zu Jüngern" gemacht? Ein leitender Bruder der "Deutschen Volksmission" bekannte mir vor Jahren persönlich: Wir betreiben einen Riesenaufwand, doch der Erfolg ist gleich Null! Wir wollen an dieser Stelle aber auch dankbar anerkennen, dass Gott den falsch verstandenen Auftrag, wie ihn viele Gläubige mit Inbrunst ausüben trotzdem segnet, indem Er Seine Erwählten aus den Nationen dem Missionsdienst zuführt.

Gottes Aussagen, mit denen er die Juden betraut hat, münden in der Verheißung des irdischen Königreiches. Sie sin ausdrücklich Israel gegeben und können nie in der heutigen Verwaltung der Gnade erfüllt werden. In diesem Königreich wird das gläubige Israel seine verheißenen Vorrechte als auserwähltes Volk in reinster Weise erhalten und wird in gleicher weise auch seinen großen Auftrag an den übrigen Nationen erfüllen, nämlich dies zu Jüngern zu machen. Angeführt wird das Volk von den zwölf Aposteln, die im Königreich zum Leben erweckt werden.

Wer die Jünger zur Körpergemeinde zugehörig wissen möchte, muss wissen, dass er damit dem. Volk Israel seine besten Führer rauben würde. Freuen wir uns doch lieber mit Paulus, der dies alles seinem Volk von Herzen und mit Freude gönnt und anerkennt. Wahrlich -"viel in jeder Weise."

Röm 3:3

"Was ist denn, wenn einige ungläubig sind? Wird etwa ihr Unglaube die Glaubwürdigkeit Gottes aufheben?"

Paulus rechtet nicht nur, er verteidigt auch seine Brüder dem Fleisch nach. Nachdem er ihr großes Vorrecht hervorgehoben hat, mit den Aussagen Gottes betraut zu sein, kommt er der Frage zuvor, die zu allen Zeiten bei dem auserwählten Volk hätte gestellt werden können: Es war doch immer nur ein Teil des Volkes, der Gott glaubte! (das griechische Wort "tines" muss nicht "einige wenige" bedeutet, sondern kann auch eine große Zahl umfassen, es bedeutet aber imm "ein Teil vom Ganzen"). Der weitaus größere Teil war ungläubig. Hat Sich Gott in Seiner Auswahl also doch geirrt? Muss Er wegen der wenigen Gläubigen Seine Verheißungen überhaupt noch einlösen? Ja, ist Gott Selbst aufgrund dieser Minderheit überhaupt noch glaubwürdig?

Es ist richtig, dass durch alle Zeitepochen hindurch nur der geringere Teil des Volkes seinem Gott glaubte, und dies, obwohl Gott immer wieder Männer wie Mose und all die übrigen Propheten erweckte. Muss dieses ungleiche Verhältnis Gott nicht schwer enttäuscht haben? Oder: War dieser offensichtliche Unglaube den übrigen Völkern nicht ein schlechtes Zeugnis für Gottes Vermögen?

Es muss Paulus schwer auf dem Herzen gelegen haben, dass Gottes Glaubwürdigkeit angezweifelt werden könnte. Aber dass solche Fragen überhaupt möglich sind, zeigt einmal mehr den absoluten Tiefstand und die Finsternis, in der sich nicht nur Israel, sondern alle Völker befanden und immer noch befinden. Nur in absoluter Gottesferne kommen solche Gedanken wie "die Glaubwürdigkeit Gottes infrage zu stellen" überhaupt erst auf. Wie mag es im Herzen Gottes aussehen, wenn Er solche Erwägungen in den Herzen Seiner Geschöpfe sieht! Und das sGott sehr wohl ein Herz hat, bestätigen uns ja Schriftstellen wie 1Sam 13:14, wo wir lesen, dass sich Jewe einen Mann nach Seinem Herzen gesucht hat, oder in Ps 33:11, wo von den Gedanken Seines Herzens die Rede ist. Es mag vermessen erscheinen sich als Geschöpf in das Herz des Schöpfers hineinzuversetzen, doch bedenken wir - Er ist in Christus unser Vater!

Röm 3:4

"Möge das nicht gefolgert werden!"

Wir verspüren sehr wohl die inbrünstige Bitte des Apostels, nie solche Folgerungen über Gott anstellen und damit an Seiner Glaubwürdigkeit zu zweifeln. Diese Bitte richtet sich natürlich an Gläubige, die Ungläubigen hören sowieso nicht die Stimme Pauli, ja sie beschäftigen sich gar nicht mehr mit Gott, weil ihre Sinne und Begierden völlig auf das Irdische gerichtet sind.

Folgerungen betreffs Gottes Glaubwürdigkeit können überhaupt nur dort aufkommen, wo sehr geringe Erkenntnis über Gott Selbst vorhanden ist. Darum war es ja Pauli stetes Gebetsanliegen, "dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe" (Eph 1:17). Geistliche Weisheit bedeutet, dass wir uns mit hörendem Herzen vom Geist Gottes in Sein Wort hineinführen lassen. Es wird uns überwältigen, wenn wir auf diese Weise erkennen dürfen, dass auch der Schöpfer mit Seiner Schöpfung mitleidet, weil Wege der Erziehung und Zurechtbringung meist schwere und leidvolle Wege sind. Ein irdischer Vater, der sein Kind züchtigen muss, leidet normalerweise bei der Züchtigung mit (was aus einer ungezüchtigten, nie Gehorsam, Respekt und Achtung lernenden Jugend werden kann, haben wir heute alle erschreckend vor Augen - auf Beispiele kann verzichtet werden).

In der Erkenntnis "Seiner Selbst" zu wachsen, bedeutet zu lernen, dass Gott in jeder Weise nicht nur glaubwürdig ist, sondern dass alle Seine Wege richtig und gut sind. Wenn wir immer wieder darauf hingewiesen werden, dass Gott auch das Böse und die Finsternis schuf (Jes 45:7), so bedeutet dies nicht, dass Gott daran Freude hatte, vielmehr litt und leidet Sein Herz mit Seinen Geschöpfen, die in der Finsternis sind. Doch ein Erziehungsweg führt ja an ein Ziel. Und auf die sicher schwere und leidvolle Zeit der Erziehung folgt die Frucht, und die wird auch für den Schöpfer aller Dinge herrlich sein. Und wir alle dürfen es einst miterleben, wenn der Sohn dem Vater eine vollendete und vollkommene Schöpfung zu Füßen legt. Dies wird eine Freude und ein Glück sein, wie wir es uns heute kaum vorstellen können!

"Vielmehr erweise Gott sich als wahrhaftig, jeder Mensch aber als Lügner, gleichwie geschrieben steht: Damit Du in Deinen Worten gerechtfertigt werdest und siegen wirst, wenn man mit Dir rechtet."

Wie glückselig macht uns die Tatsache, dass Gott treu ist, und dies trotz aller menschlichen Untreue! Seine Aussagen und Verheißungen stehen unverbrüchlich fest, Er bleibt Sich Selbst treu, weil Er Sich Selbst nicht verleugnen kann (siehe 2Tim 2:13).

Die ungläubige Masse der Juden mag dies anders gesehen haben, weil sie sich an dem orientierte, was sie vor Augen hatte. Ihr Unglaube führte sie von einer Verwirrung in die andere. Wie köstlich triumphiert da der Glaube, der sich nicht am. Sichtbaren aufhält, sondern Gott in allem Recht gibt, auch in schweren Erziehungswegen.

Paulus gebraucht in unserem Leitvers harte Worte. Sind wirklich alle Menschen Lügner? Sicherlich gab es damals wie heute Menschen, die über solche Aussage empört waren oder sind. Wie kommt Paulus zu solcher Aussage?

Gottes Wort will den Menschen zeigen, wie schuldig sie vor Gott sind, und dies ohne Ausnahme. Für den Gläubigen ist dies eine unbestreitbare Tatsache, doch Gott will diese Erkenntnis bei allen Menschen erreichen. Die Voraussetzung dazu ist, dass der Mensch sich selbst erkennt, und zwar so, wie ihn Gottes Wort beschreibt.

Es ist eine Wahrheit, dass in Adam alle Menschen unter die Sünde gestellt wurden. und von Natur aus in der Finstern wandeln. Damit ist ihnen auch jede göttliche Wahrheit verdunkelt. Wer nicht in der Wahrheit ist, steht automatisch in der U nwahrheit und somit in der Lüge. Dies muss nicht unbedingt die praktizierte bösartige Lüge sein, es ist der generelle Ausgangspunkt eines jeden Menschen. Der Ps 51:6 wird sich mächtig erweisen, wenn das Verborgene der Menschen in das göttliche Licht gerückt wird, und jeder Mensch wir Gott Recht geben, auch in obigem Wort!

Röm 3:5

"Wenn aber unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit hervorhebt, was wollen wir dazu vorbringen? Ist Gott etwa ungerecht, wenn Er Sein Zorngericht heraufbringt? (Nach Menschenweise sage ich dies.)"

Paulus unterstellt zwar die Folgerungen den widerspenstigen Juden, doch haben nicht auch uns schon solche oder ähnliche Gedanken bewegt? Wenn Gott nach Eph 1:11 alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt - wenn Gott nach Jes 45:7 das Finstere und Böse erschafft - wenn also in der Schöpfung alles so abläuft, wie es der Schöpfer will, und Er dann das einzelne Geschöpf mit Seinem Zorn straft, wenn dieses sich so verhält, wie es ihm bestimmt isst. ... ist Gott hier nicht ungerecht?

Vor vielen Jahren gab mir ein Glaubensbruder auf diese Frage folgende Antwort, indem er mir eine Geschichte erzählte. Vielleicht kann sie uns allen zumindest eine Teilantwort sein:

"DA waren zwei Brüder aus reichem Hause; der eine war fleißig, studierte Jura und wurde Richter. Der andere war oberflächlich und bequem, schaffte mit Mühe den Hauptschulabschluss, zog dann von Zuhause weg und landete auf der Straße. Er geriet immer mehr in den Sumpf, wurde kriminell. und raubte eine Villa aus. Er wurde aber entdeckt, verhaftet und die Anklage gegen ihn vorbereitet. Als dem Richter vorgeführt wurde, erschrak er. zutiefst, denn in dem Richter erkannte er seinen Bruder. Doch sein Schreck legte sich schnell, denn er erhoffte sich zu Recht von seinem Bruder ein mildes Urteil. Als es zum Urteilsspruch kam, verurteilte ihn sein Bruder zu der Höchststrafe, die für dieses Verbrechen möglich war. Gebrochen verließ er den Gerichtssaal, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte. Sein. Bruder, der Richter, stand hinter ihm und sagte: Ich musste dich zur Höchststrafe verurteilen, weil es meinem Gerechtigkeitssinn entspricht - aber sei getrost: Ich bezahle mit meinem eigenen Vermögen die Strafe für Dich - und du bist frei!"

Röm 3:6

"Möge das nicht gefolgert werden! Wie wird Gott sonst die Welt richten?"

Aus der gestrigen Geschichte ist zu lernen, dass der Mensch erkennen muss, dass er durch und durch schlecht und Gottes Strafe gerecht ist. Der Gegensatz zwischen dem Versagen der Juden. und dem heiligen Gesetz hat diesen Effekt. Offen bleibt noch die Frage, ob Gott ungerecht ist, wenn Er Seine Zorngerichte heraufbringt, obwohl ja die Sünde der Hintergrund für seine Herrlichkeit ist?

"Möge das nicht gefolgert werden" ruft der Apostel zu solchen Gedankengängen aus. Wie käme überhaupt ein Geschöpf dazu, seinem Schöpfer irgend etwas vorzuwerfen. Und doch ist Gottes Liebe zu uns so überfließend, dass Er uns in Seinem Wort ab und zu erlaubt, auch einen Blick in Sein Herz zu tun. So lesen wir in Offb 15:8: "Da füllte sich der Tempel dich mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes und Seiner Macht. Niemand konnte in den Tempel hineingehen, bis die sieben Plagen der sieben Boten vollendet waren."

Was wir im Geist mit den Augen der Liebe und des äußersten Zartgefühls ahnen dürfen, ist der liebende und mitfühlende Vater, der sich in die Einsamkeit zurückzieht, weil Er mit Seinen Geschöpfen mitleidet! Und wenn uns der Vater Seine Gefühle offenbart, warum dann nicht auch Seinen berechtigten Zorn? Damit steht ein doppeltes Bild vor uns: Einmal ist es Gott, der zwar das Finster und Böse erschafft, der aber darum nicht gutheißen kann, dass sich Seine Geschöpfe damit entschuldigen, wenn sie sündigen, ja der auch über alle Übeltäter Zorn aufbringt. Jede begangene Sünde schmerzt Ihn. und macht Sein Gericht erforderlich. Im Gegenzug sehen wir den Vater, der Sich in die Einsamkeit des Tempels zurückzieht und nie,andem den Zutritt gestattet, weil Er bei Seinen Gerichten mit Sicherheit mehr leidet als die Welt.

Gott ist auch in Seinen Zorngerichten nicht nur gerecht, sondern leidet in Seiner unendlichen Liebe mit Seinen Geschöpfen - da gibt es wahrlich nichts mehr zu folgern, sondern nur noch Anbetung in tiefer Ehrfurcht und Liebe!

Röm 3:7

"Wenn aber die Wahrheit Gottes durch meine Lügen überfließt zu Seiner Verherrlichung, was werde ich dann noch als Sünder gerichtet?"

Schon in Vers 5 gebrauchte Paulus die Worte "Wenn aber"; jener Vers gleicht unserem heutigen Vers 7, nur dass dieser noch persönlicher gehalten ist. Sprach Paulus in Vers 5 noch allgemein von "unsere" oder "wir", so schreibt er jetzt ganz persönlich "meine" oder "ich". Wir haben hier den Eindruck, dass der Apostel Paulus ganz direkt auf die Angriffe und Anschuldigungen seiner Gegner unter den Juden eingeht.

Seine Feinde waren jene Ju7den, die schon einiges von seinem Evangelium gehört hatten. Doch sie so oft gebrauchten sie seine Aussagen nicht im göttlich positiven Sinn, sondern folgerten in egoistisch menschlichem Sinn, was sich dann total ins Negative auswirkte. Pauli Evangelium, nämlich das der überströmenden Gnade ohne Gesetzlichkeit, um dessentwillen die Juden ihn angriffen, verherrlicht Gott wirklich über alle Maßen. Die Logik der Juden war demgemäß: Wenn das Evangelium des Paulus von der Wahrheit Gottes durch meine Lügen überfließt zu Seiner Verherrlichung, so sollte Gott mit doch eher dankbar sein, anstatt mich als Sünder zu richten; verhelfe ich Ihm doch mit einer Lüge zur. Verherrlichung!

Hier haben wir im Grunde das gleiche Problem, wie wir es schon in den letzten Tagen abgehandelt haben, und die Antwort ist dem Sinn nach auch hier dieselbe. Der Unmündige kann nicht verstehen, in was für herrliche Tiefen der Mündige von Gottes Geist geführt wird! Würde ein wahrhaft Gläubiger lügen, um Gott damit zu verherrlichen? Niemals! Aber ein solcher hat erkannt, dass durch die lügenhafte Finsternis, in der er stand, Gottes Herrlichkeit umso mehr aufleuchten kann, und er hat auch erkannt, dass sein verfinstertes Wesen Gottes Gerechtigkeit auch das Gericht nach sich ziehen muss, nur: Für den Gläubigen ist es schon längst in Christus Jesus vollzogen worden - wir sind frei!

Röm 3:8

"Und warum sagen wir dann nicht (wie man uns lästert und wie ja einige behaupten, dass wir sagen): Mögen wir Übles tun, damit Gutes dabei herauskomme? Das Urteil über sie ist berechtigt."

Paulus stellt der hinterlistigen Theorie der Juden seinen eigenen praktischen Wandel vor Augen. "Schaut mich doch an, handele ich so, wie ihr folgert?" Er schlägt sie damit mit ihrer eigenen Waffe.

Doch merkwürdigerweise hatte nicht nur Paulus mit solchen Angriffen und Lästerungen zu tun, sondern auch wir, die wir. uns der Körperschaft Christi zugehörig wissen und in der Botschaft des Apostels Paulus das uns angehende Evangelium erhielten. Nicht selten werden wir von unseren Mitgläubigen in gleicher Weise angegriffen und verleumdet. Dabei handelt es sich um solche Gläubige, die zwar am Kreuz Christi Jesu ihre Sünden abgelehnt haben, aber, anstatt der Lehre des Nationenapostels Paulus zu folgen, jenen anhängen, die das Evangelium der Beschneidung vertreten. Damit werden sie zu Feinden des Evangeliums der wahrhaft überströmenden Gnade. Tragisch ist, dass diese Gläubigen wachstumsmäßig stehenbleiben, denn in Eph 3:8-9 sagt ja Paulus: "Mir dem bei weitem geringsten aller Heiligen wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen, und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft."

Wer sich folglich von Paulus nicht erleuchten lassen will oder seine Botschaft nicht erfassen kann, bleibt zwangsläufig im Blick auf das Geheimnis der heutigen Verwaltung in Dunkelheit°! Anstatt mit Freuden das Joch des Gesetzes abzulegen und sich mit frohlockendem Herzen in die überströmende Gnade zu begeben, mühen sich solche immer noch mit ihrer alten Menschheit ab und versuchen, diese dem Gesetz anzupassen, was nie und nimmer gelingen kann. Das Urteil über solche, die nicht nur Paulus widerstreben, sondern auch noch andere in das Mischevangelium hineinführen, ist in Gal 1:6-9 nachzulesen, unserem Leitvers entsprechend ist es "berechtigt" (wobei wir aber zwischen dem Urteil über die Juden, die Paulus lästerten, und jenen im Galaterbrief, die ins Mischevangelium führten, immer noch zu unterscheiden haben!).

Röm 3:9

"Was folgt nun daraus? Haben wir anderen etwas voraus? Durchaus nicht! Denn wir haben vorhin Juden wie auch Griechen beschuldigt, alle unter der Sünde zu sein,"

Das Evangelium des Paulus führt uns in die alles überragende Gnade in dieser heutigen Verwaltung. Um die Gnade in ihrem ganzen Ausmaß nicht nur zu würdigen, sondern auch ganz persönlich zu erlangen, muss uns Gott erst in einen entsprechenden Zustand hineinführen. Die bisherigen Verse mögen für manchen nicht interessant genug, nicht trostreich genug, nicht hilfreich genug gewesen zu sein, doch: Sie haben uns einen Spiegel vorgehalten, in den wir hineinschauen sollten, um zu erkennen, was wir sind! Und je ehrlicher wir uns erkannt haben, desto mehr verlangt uns nach der Gnade!

Unser heutiger Vers und die folgenden bis Vers 20 ziehen eine Art Bilanz über das bisher Gesagte, betroffen sind Juden wie auch Griechen, also alle Menschen. Gesagt wird uns heute: Alle sind unter der Sünde!

Nun mag es manchen Gläubigen geben, der fromm erzogen ist und fromm gelegt hat und sich deshalb keine Unrechts bewusst ist. Dass es solche Menschen schon schwer genug haben, etwas mit der Gnade anzufangen, ist für uns im Umgang mit Geschwistern durchaus erlebbar, doch noch bedrückender ist, dass sie sich der Tatsache, wie alle anderen Menschen auch unter der. Sünde zu sein, nicht bewusst sind. Damit kommen wir zu einem zweifachen Problem: "Die Sünde" (als Prinzip) und "die Sünden" (als Folge).

Es fällt im Verlauf dieses Briefes auf, dass einmal von unseren Sünden (Mehrzahl) gesprochen wird. Gemeint sind hier jene Sünden, die ich vor Gott begangen habe, die sich aufzählen lassen und deren Zahl groß ist. Zum anderen kommt der Begriff "Sünde" (Einzahl) vor, hier wird die Sünde als ein Prinzip benannt, das jedem Menschen innewohnt und das jeden Menschen treibt, zu sündigen. Gleichgültig, wieviel Sünden wir begehen, es ist immer das eine Prinzip der Sünde, das uns dazu treibt! Wir können also, an einem Bild verdeutlicht, "die Sünde" mit einem Baum vergleichen, und "die Sünden" mit den Früchten, die immer wieder aufs Neue an diesem Baum wachsen.

Im 1. Vers dieses Kapitels fragt Paulus, was das Vorrecht der Juden ist, und führt ihre Betrachtung mit Gottes Wort an. Heute heißt die Fragestellung: Haben wir, die Juden, anderen etwas voraus? Doch hier gibt es keine Vorzüge mehr, sondern alle Menschen werden gleichermaßen beschuldigt unter der Sünde zu stehen.

Bei "allen" Menschen, die unter der Sünde sind, muss folglich von Adam ausgegangen werden. Und dies lesen wir dann auch in Röm 5:12: Deshalb, ebenso wie durch den einen Menschen (Adam) die Sünde in die Welt eindrang". Adams Sünde im Paradiesgarten und damit der Tod wurde auf alle Menschen übertragen, niemand kann sich dem entziehen. In dem ererbten Todeszustand muss der Mensch sündigen und kein Fleischgeborener ist sündlos. Dies ist eine biblische Grundwahrheit, der sich kein Mensch entziehen kann!

War nun der Drang zum Ungehorsam Adams freie Entscheidung? Auch bei solcher Fragestellung würde Paulus antworten: "Möge das nicht gefolgert werden!" Schon bei Adam müssen wir erkennen, dass Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, natürlich auch den Ungehorsam. Hier legte Gott den Grundstein des dunklen Hintergrundes, vor dem alle Menschen zu der ihnen bestimmten Zeit erkennen dürfen, was Liebe heißt und was Gnade bewirkt.

Doch erst einmal ist jeder Mensch unter die Sünde gestellt, was bedeutet, dass er unter der Macht der Sünde steht. Die Folge hieraus ist: Er ist nicht mehr Herr über sich, sondern ist ein Sklave der Sünde."

Und je tiefer ein Mensch sich in diesem Spiegel betrachtet und erkennt, umso mehr wä chst sein Verlangen, aus dieser Bindung herauszukommen. Und an diesen Punkt führt und Paulus in diesem Brief ganz langsam heran.

Röm 3:10

"so wie geschrieben steht: Es gibt keinen Gerechten, auch nicht einen!"

Die folgenden Verse 10-18 enthalten eine Reihe von Anklagen gegen alle Menschen, wobei sich Paulus auf verschiedene Schriftaussagen, in der Mehrzahl auf die Psalmen, beruft. Da sich der Apostel sicherlich gut in diesen Psalmen auskannte, kann es auch für uns nützlich sein, sie etwas genauer anzuschauen, was uns wiederum zu mehr Verständnis über die Aussagen im Römerbrief führt.

Das hebräische Wort für die Psalmen lautet "tehelim", was soviel wie "Loblied" bedeutet. Man müsste jetzt annehmen, dass die Psalmen vor allem Lobpreis und Verherrlichung Gottes enthalten, und in der Tat finden wir dort auch den ausdrucksvollsten und erhabensten Lobpreis Gottes. Und trotzdem trägt nur ein Psalm in der Überschrift das Wort: "tehila", nämlich der Ps 145. Dafür überrascht uns, dass nicht weniger als ein Drittel aller Psalmen bei weitem keinen Lobpreis Gottes enthalten, dafür aber Vorwürfe und Protest gegenüber Gott. Diese Psalmen sollten eher als Klagelieder, anstatt als Lobpreis bezeichnet werden.

Wie im Buch Hiob treten in den Psalmen viele fragen auf, die mit den Redewendungen "Warum - wie lange - wann" beginnen. Warum schweigt Gott? Warum greift Er nicht ein? Wir wollen uns heute einmal fragen, warum hier anstatt Lobpreis so viele Fragen, die Not und Leid betreffen, vor Gott getragen werden. Dabei fällt auf, dass anhand mancher Klagen zu erkennen ist, dass Gott dem Klagenden nicht nur erlaubt, sondern ihn sogar dazu ermuntert, sich Ihm derart zu nahen. Es kann also nicht Zufall sein, dass es ebenso viele Klage- wie Lobpreispsalmen gibt. Während die meisten Teile der Schrift das Reden Gottes an uns Menschen sind, enthalten die Psalmen vielfach die Rede des Menschen zu Gott. Kein Buch der Bibel, auch nicht jenes der "Klagelieder", ist so von den Äußerungen der Gedanken und Gefühle der Menschen Gott gegenüber geprägt wie die Psalmen. Sie drücken die menschliche Reaktion auf das aus, was Gott getan hat.

Wir knüpfen an den gestrigen Tag an und stellen fest: Die Psalmen drücken die Reaktion des Psalmisten darüber aus, was Gott getan hat, und zwar die bitteren wie auch die schönen Erfahrungen des Lebens. So gesehen besteht eine tiefe Verbindung zwischen Lobpreis und Klage.

Für Gott ist es wohl das Entscheidende und Schönste, dass der Mensch mit Ihm Gemeinschaft hat, dass er Ihm Antwort gibt, Ihn alles au seinem Leben wissen lässt, auch die tiefsten Regungen und Empfindungen. Wie mag es das Vaterherz berühren, wenn ein Mensch mit den Worten zu Ihm kommt: "Aus der Tiefe meines Herzens schreie ich zu Dir ...!

Es ist doch etwas Wunderbares, dass vor dem Vater nichts zu heimlich oder zu verborgen ist, als dass es der Mensch nicht vor Ihn bringen darf! Er weiß es ja sowieso längst. Er weiß um die Schmerzen, um die Ängste, die Zweifel und Verzagtheiten, Er kennt aber auch das Glück und die Freude, die Zuversicht und das Wohlergehen Seiner Geschöpfe. Alles darf vor Sein Angesicht gebracht werden, einmal als Lobpreis, einmal als Klage. Grundsätzlich ist beides der ehrliche Ausdruck einer lebensvollen Beziehung zwischen dem Menschen und Gott.

Keiner von uns schätzt Menschen, die einem ins Gesicht schmeicheln, aber hinterrücks verleumden. Aufrichtigkeit ist eigentlich die Grundlage der menschlichen Beziehung untereinander. Und wie viel mehr sollte dies Gott gegenüber sein! Wie oft verwirft Gott die Menschen, die sich Ihm mit ihren Lippen nahen, während ihr Herz fern ist. Wenn also LIppen und Herz im Lobpreis nicht vereint sind, ist dies wertlos. Ein unaufrichtiger Lobpreis wird von Gott verurteilt, nie aber eine ehrliche Klage!

So rufen auch uns heute viele der Psalmen zu: Schütte doch dein Herz vor Gott aus, teile Ihm mit, was Dein Inneres bewegt, nimm eine lebendige Herzensverbindung mit dem Vater auf!

Es gibt viele gläubige Geschwister, die sich mit den Psalmen identifizieren, weil diese den Menschen veranlassen, sein Herz vor Gott auszuschütten. Und in der Tat, die Psalmen stellen uns die Realität des Lebens und der menschlichen Existenz vor Augen. Das Leben ist ja nicht frei von Dunkelheit und Leiden, im Gegenteil. Die Psalmen in ihrer Klageform helfen, einen Weg zu Gott zu finden, wenn der Mensch weit weg von den grünen Auen und den frischen Wassern ist.

So. mag es schwer fallen, Ps 23 zu lesen, wenn das Herz niedergeschlagen ist. Da mögen oft nur die Lippen lesen, doch das Herz ist fern. Doch wenn wir in solchen Situation den vorherigen Ps 22 lesen, könnten dies gerade die Worte sein, die wir vor Gott nicht heucheln brauchten! Gerade dieser Ps 22 könnte uns also helfen, ehrlich vor Gott zu treten. Er kann dann mehr Trost spenden als Ps 23.

Gott lädt Seine Geschöpfe ein, eine ehrliche Beziehung zu Ihm aufzunehmen, Er lädt uns ein, im Geist und in der Wahrheit vor Ihn zu treten, auch wenn wir alles "in Fragen, in Vorwürfen, ja in Protest" vorbringen!

Wir haben in diesem kurzen Streifzug in die Psalmen gesehen, dass auch hier die Worte an Timotheus an Gewicht zunehmen: "Alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich ..." (2Tim 3:16). Und vielleicht kann dieser Streifzug uns auch behilflich sein, die Worte in Phil 4:6 besser zu verstehen: "Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allem eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott bekannt werden." Denn ist es nicht so, dass alles, was wir in leidvollen Situationen aussprechen können, nur noch eine Frage ist, ein "Wozu"? Und wie kann es trösten, wenn wir wissen, dass auch solche Fragen ein Gebet, ein Flehen, ja eine Danksagung sein können, wenn sie aus tiefstem Herzen kommen!

Röm 3:11-12

"Keiner ist verständig! Es gibt keinen, der Gott ernstlich sucht! Alle meiden sie Ihn und sind zugleich unbrauchbar geworden. Es gibt keinen, der Güte erweist; da ist nicht einmal einer!"

Die obigen Worte sind, wie wir in den vergangenen Tagen sehen durften, kein Ausspruch Gottes über die Menschen, sondern Menschen reden oder schreien diese Worte zu Gott.

So musste schon Elifas von Teman aussprechen: "Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott" (Hi 4:17), und Hiob widersprach ihm in seiner Antwort hierin nicht! In Ps 14:1-3 finden wir die Worte Davids, er spricht zu seinem Gott und klagt die Verruchtheit im Herzen der Menschen an: "Jewe späht aus den Himmeln auf die Menschensöhne, um zu sehen, ob etwa einer einsichtig ist und Elohim sucht. Alle haben sich entfernt; allesamt sind sie verdorben. Keiner tut Gutes, keiner, auch nicht einer. " Salomo spricht in göttlicher Weisheit aus: "Wer kann sagen: Ich bin rein in meinem Herzen und lauter von meiner Sünde?" (Spr 20:9).

Was wir hier lesen, entspricht dem geoffenbarten Willen Gottes, der auf die Menschenkinder herab spät und vielleicht doch den einen oder anderen Guten finden möchte. Diese eine Seite des göttlichen Willens wird von der Mehrzahl der Gläubigen beachtet. Sie folgern dann, dass es doch einen freien Willen des Geschöpfes geben muss, dass es doch in der eigenen Kraft des einzelnen Menschen liegt, einsichtig zu sein und Gott zu finden.

Diesen geoffenbarten Willen zu erkennen und zu glauben, ist nun nicht grundsätzlich falsch, im Gegenteil, er ist von Gott in Seinem Wort geoffenbart und niedergeschrieben. Es ist also durchaus Gottes Wille, dass jeder Mensch erst einmal an sich selbst versuchen muss, inwieweit er fähig ist, Gott zu suchen und zu finden, und wieweit es ihm gelingt, Gottes Rechtsforderung zu erfüllen. Damit begibt sich der Mensch, bildlich gesprochen, in die "Grundschule" der Zubereitungswege Gottes.

In dieser Grundschule Gottes, wie wir sie gestern bildlich bezeichneten, kommt der Mensch zu der Einsicht, "wie geschrieben steht ...." Keiner schafft es, vor Gott in irgendeiner Weise gerecht zu sein. In jedem steckt der Stamm der Ursünde, der ihn ständig verleitet, zu sündigen. Dabei ist es unerheblich, ob er nur einmal oder zehnmal gesündigt hat. Auch ist keiner verständig, d. h. keiner ist ein "Verstehender". Dies alles ist ja mit Vorrang im Blick auf das Volk Israel ausgesprochen. Und wie wenig hat Israel verstanden, obwohl es die besten Lehrer hatte, die man sich vorstellen kann! Machtvoll hat Mose dem Volk die Hand ihres Gottes demonstriert, hat es aus Ägypten herausgeführt und 40 Jahre lang in der Wüste gehütet. Und doch haben sie bewiesen, wie wenig sie ihren Gott verstanden. Anstatt sich auch weiterhin Seiner Hand und Führung anzuvertrauen, sprich das ganze Volk selbstbewusst: "Alles, was Jewe gesprochen hat, wollen wir tun" (2Mo 19:8), wobei das Verhängnisvolle dieser Worte ist, dass sie es selbst, aus eigener Kraft tun wollten, anstatt sich vertrauensvoll Gottes Hand zu übergeben! Auch der Ausruf: "Es bit keinen, der Gott ernstlich sucht", ist erst einmal im Zusammenhang mit dem Volk Gottes zu sehen. Wie erschüttert es uns doch auch heute noch, wenn wir in 2Mo 32 von des Volkes Oberflächlichkeit lesen. Als Mose nur kurze Zeit verzog, hatte es nichts anderes zu tun, als sich ein goldenes Kalb zu gießen und diesem zu opfern. Dies offenbarte nicht nur ihr geringes Interesse, Gott zu suchen, es machte die Gesinnung offenbar, Ihn offensichtlich zu meiden, und lieber ein goldenes Kalb anzubeten. Wahrlich, hier wird die ganze Unbrauchbarkeit des Menschen sichtbar. Und Güte? Auch hier sucht der Psalmist vergebens. Den letzten Nachsatz "da ist nicht einmal einer" übersetzt Baader: "Bis auf einen" und führt mit dieser Übersetzung direkt zu unserem Herrn. Er ist der Einzige, auf den keine Anschuldigung zutrifft, Er ist von allen Anklagen das Gegenteil, und dies überströmend!

Röm 3:13

"Wie eine geöffnete Gruft ist ihre Kehle; mit ihren Zungen betrügen sie;"

Das obige Textwort entstammt dem Ps 5:10; dort lesen wir: "Denn in ihrem Mund ist kein begründetes Wort, ihr Inneres ist Unheil. Eine geöffnete Gruft ist ihre Kehle, mit ihrer Zunge sind sie glatt"

Auch dieser Psalm, auf den sich Paulus stützt, ist ein Flehen des Menschen David zu seinem Gott.Wenn wir die wenigen Verse dieses Psalms lesen, so fällt uns auf, dass David die Worte in Ps 5:10 nur auf seine Feinde bezieht. Jedoch auf sich gesehen spricht er: "Ich aber werde durch die Größe Deiner Huld in Dein Haus eingehen (Ps 5:8); und in Vers 9 sagt er: "Jewe, leite mich in Deiner Gerechtigkeit, um meiner Späher (Feinde) willen, auch all jene, die in Ps 5:12 angeführt sidn: "Freuen werden sich dann alle, di ein Dir Zuflucht nehmen" schließt David von den bitteren Worte des Verses 10 aus. Wir sehen, David umfasst mit seiner Klage nicht alle Mesnchen, sondern schließt sich zuerst einmal aus, und dann auch all jene, die ein ihrem Gott Zuflucht nehmen. Damit unterscheidet er sich von Paulus, der diese Worte ja auf alle Menschen ohne Ausnahme bezieht. Dazu müssen wir wissen, dass sich auch David in der göttlichen Schule befand, was bedeutet, dass er noch viel lernen musste. Gerade seine Psalmen sindja das Zeugnis seiner ständigen Anfechtungen und Kämpfe, mit viel Versagen, Reue und Buße, was er bis ins hohe Alter durchstehen musste. Und wie fällt hier doch ganz besonders sein hinterlistiges Verhalten auf, als er Batseba begehrte und hernach ihren Mann Uria auf gemeine Art zu Tode brachte (2Sam 11). Doch am Ende seines Lebens dar David auch bezeugen: "Einen äonischen Bund hat Er mit mir geschlossen, der in allem wohlgeordnet und bewahrt ist" (2Sam 23:5).

Paulus durfte gegenüber David viel tiefer in Gottes Heilswege Einblick nehmen. Ihm wurde neben dem geoffenbarten Willen Gottes auch der geheime Wille Gottes kundgemacht, der im Hinlbick auf unser Textwort beinhaltet, dass es vor Gott keinen einzigen Gerechten geben kann, worin natürlich auch David mit eingeschlossen ist. Was David nur prophetisch weissagen konnte, nämlich das Kommen des Sohnes Gottes auf die Erde (z. B. Ps 2), war ja bei Paulus schon Jahrzehnte Vergangenheit!

Röm 3:14

"Natterngift ist unter ihren Lippen, deren Mund voller Verwünschungen und Bitterkeit ist."

Mit dem zweiten Teil unseres Leitverses lehnt sich Paulus an Ps 140:4 an, wo wir lesen: "sie wetzen ihre Zunge wie ein Schlange; der Greifer einer Otter ist unter ihren Lippen." Und der letzte Teil ist mit Ps 10:7 konform: "Eidfluch füllt seinen Mund, Betrug und Arglist, unter seiner Zunge ist Mühsal und Gesetzlosigkeit."

Auch Ps 140 wird von David vorgetragen, er enthält Davids Bitte um Rettung vor üblen, gewalttätigen und boshaften Menschen. Ps 10, der keine Angabe über den Vortragenden enthält, beinhaltet Klage und Zuversicht beim Übermut der Gottlosen.

Paulus benutzt Teile dieser beiden Psalmen, um auf jenes hinzuweisen, was der Mensch mit seiner Sprache alles ausüben kann. Schon wenn der Mensch den Mund aufmacht, entströmt ihm der modrige Geruch einer geöffneten Gruft, und seine Worte, welche die Zunge formt, sind betrügerisch und voller Natterngift.

Auch wie Gläubigen der letzten Tate dieser Gnadenhaushaltung leiden unter diesen Dingen. Wenn wir heute einige Jahrzehnte zurückverfolgen, so ist ein dramatischer Sittenverfall, gerade was die Sprache betrifft, eingetreten. Man fragt sich, auf wessen Wort man denn heute noch bauen kann? Von ganz oben in der Politik angefangen, über die Wirtschaft - egal wo man hinhört, wird man angelogen, manipuliert und betrogen. dabei wollen wir nicht verhehlen, dass auch unter Gläubigen manche Unwahrheiten, Verleumdungen, Eifersüchteleien bis hin zum Betruf vorkommen können.

Unter Gläubigen wiegt solches Verhalten besonders schwer, sagt uns doch Paulus in 1Kor 4:9: ".. da wir der Welt, den himmlischen Boten und den Menschen ein Schauspiel gworden sind. Dies kann in positiver, wie auch in negativer Form geschehen!

Röm 3:15

"Flink sind ihre Füße, Blut zu vergießen."

Das heutige Wort entnimmt Paulus den Sprüchen Salomos. In Spr 1:16 lesen wir: "denn ihre Füße laufen dem Bösen zu, und sie eilen, Blut zu vergießen". Diese Aussage ist im Zusammenhang der Verse Spr 1:8-19 zu sehen, wo vor "der Verführung" gewarnt wird.

In den Versen 8-10 zeigen die Worte Salomos die Hilfe, die der Mensch hat, indem er auf seine Eltern hört und ihre Zucht achtet. Dann wird er gewarnt, auf die"bösen Buben" zu. horchen, die ihn zum Bösen verführen wollen. Beim Lesen der Verses 11-14 müsste man doch annehmen, dass kein normaler Mensch diesen bösen Worten Folge leisten könnte - und doch ist es ganz offensichtlich die Großzahl der Menschen, die hier anscheinend bedenkenlos mitmacht. Wieso dies möglich ist, zeigt Joh 8:44, wo Jesus Selbst den Hintergrund aufdeckt und auspricht: "Ihr seid von dem Vater, dem Widerwirker, und wollt nach den Begierden eures Vaters handeln". Und welches ist das Kennzeichen dieses Vaters? Auch hier lehrt uns Jesus im weiteren Verlauf von Vers 44: "Derselbe war ein Menschentöter von Anfang an und hat nicht in der Wahrheit gestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist, Wenn er Lügen redet, dann spricht er aus dem, was ihm eigen ist; denn er ist ein Lügner und der Vater derselben".

Mit diesen Worten Jesu sind wir am Ursprungsort aller Verführung angekommen, bei jenem Geschöpf, welches von Anfang an ein Menschentöter und Lügner ist, Satan, dem Widerwirker. Gemäß obiger Ausage ist er der Verführer der Menschen, und gemäß Eph 2:2 der "Fürst des Vollmachtsgebietes der Luft" und 2Kor 4:4 bezeichnet ihn als "Gott dieses Äons". Damit ist er ein machtvolles Geschöpf Gottes, das aber seine Machtfülle nicht aus sich selbst, sondern einzig und allein von Gott erhalten hat.

Es ist hier müßig, darüber nachzusinnen, ob er, wie manche behaupten, ein gefallener Engel sei oder von Anfang an, wie Joh 8:44 aussagt, ein Menschenmörder ist - einzig sollten sich alle darin sein können, dass er alle Macht von Gott erhalten hat!

Wir beschlossen den gestrigen Tag mit der Aussage, die wir zu einer grundlegenden Wahrheit erheben: Der Widerwirker hat in sich keinerlei schöpferisch Kraft, alles, was er hat und tut, ist ihm von Gott gegeben. Als schlagkräftiges Beispiel dient hier das Buch Hiob. Schon im ersten Kapitel dürfen wir ehrfurchtsvoll einen Blick in die himmlische Ratsversammlung tun. Der Dialog Satans (der hier ebenfalls als ein "Sohn Gottes" bezeichnet wird) mit Jewe zeigt überdeutlich, welche Position ihm zugewiesen ist: Die des Befehlsempfängers!

Es gibt viele Bücher, im Konkordanten wie auch in unserem Verlag, die sich mit der Entstehung dieses finsteren Geschöpfes und den vielen Fragen, die hierbei aufkommen, befassen. Wir streifen also nur dieses große Gebiet.

Es ist des Widerwirkers Aufgabe, und damit sind wir bei "dem geheimen Willen Gottes", den dunklen Hintergrund aufzubauen, auf dem Gott Seine Herrlichkeit erstrahlen lässt. Als "Vater der Lüge" verführt der Wiederwirker die Menschen, seine finstere, rebellische, böse und lügnerische Natur anzunehmen. Kein Mensch kann sich dem Einfluss dieses Fürsten des Vollmachtsgebietes der Luft entziehen. Wie anders wäre es möglich, dass Menschen sich derart verführen lassen, wie es ja unser Ausgangspunkt, Spr 1:16 vorgibt. Dass Gott der wirklich alles Bewirkende ist, zeigen uns die Worte in Röm 11:32: "Denn Gott schließt alle zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme." diese Aussage war bis. zur Niederschrift des Römerbriefes noch absolut in Gott verborgen; dies entspricht dem geheimen Willen, den erst Paulus enthüllen durfte.

Am Ende des heutigen Tages solle uns aber auch erneut bewusst werden und erquicken, dass wir im Geist in Christus inmitten der Überhimmlischen niedergesetzt sind (Eph 2:6), dass wir gem.. 2Kor 5:17 eine neue Schöpfung sind, die der Widerwirker nicht antasten kann und darf! Er kann zwar unseren alten Menschen noch angreifen und anfechten (siehe Eph 6:11), jedoch nicht mehr unsere neue Stellung in Christus!

Röm 3:16-17

"Trümmer und Elend sind auf ihren Wegen, und den Weg des Friedens kennen sie nicht."

Unser heutiges Wort entstammt dem Propheten Jesaja. Dort lesen wir: "Ihre Füße laufen zum Bösen, und sie eilen, zu vergießen unschuldig Blut" (Jes 59:7-8)

Wie kein anderer Prophet befasst sich Jesaja mit dem Messias Israels. Dabei reichen seine Aussagen vom Anbeginn der Schöpfung der Himmel (Jes 42:5) bis zur Schaffung der neuen Himmel und einer neuen Erde (Jes 65:17; Jes 66:22). Unser Leitwort ist eingebettet in die letzten Kapitel, die Ermahnungen und Prophezeiungen enthalten. Jes 59 befasst sich speziell mit dem Wesen der Sünde. Es beginnt mit der Aussage, dass Gottes Hand nicht. zu kurz ist, um. zu retten, vielmehr ist es des Menschen Verworfenheit, die zur Scheidung zwischen ihm und Gott führt. Dabei ist die Aussage interessant: "und eure Sünden verbergen Sein Angesicht vor euch" (Jes 59:2b). Dies führt uns zurück in den Paradiesgarten, wo wir über den gefallenen Adam und seine Frau lesen: "Und sie (Adam und Eva) hören das Geräusch Ieue Alueims's, der da wandelt im Garten zur Windstunde des Tages. Da versteckten sich der Mensch und sein Weib vor dem Angesicht Ieues Alueim's, in der Mitte eines Baumes des Gartens" (1Mo 3:8). Nicht Gott ist es, der Sich zurückzieht oder verbirgt, es ist die begangene Sünde, die den Menschen dazu treibt, sich vor Gott zu verstecken, sich vor Seinem Angesicht zu verbergen. Die Sünde des Menschen wird also "zur Scheidung zwischen euch und eurem Alueim". Und dann folgen in Jes 59:3 ff die Aussagen, auf deren Teil sich auch Paulus in unserem Leitvers bezieht.

Doch auch die dunkelsten und schlimmsten Wege der Menschen sind nicht so hoffnungslos, dass nicht am Ende ein Ausweg wäre. Für Israel prophezeit Jesaja in Jes 59:20: "Dann kommt für Zion der Erlöser; und weg wendet Er die Übertretungen von Jakob, so erklärt Ieue." Und wie Jesaja das Ziel seines Gottes sieht, so schaut Paulus das Ziel aller Menschen mit den Worten: "... damit Er Sich aller erbarme" (Röm 11:32 b). Und gleich darauf die herrlichen Worte: "O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!"

Röm 3:18

"Keine Furcht Gottes ist vor ihren Augen."

Auch diese Aussage ist einem Psalm entnommen: "Angenehm ist die Übertretung für den Frevler im Inneren seines Herzens, da ist kein Scheu Elohims vor seinen Augen" (Ps 36:2).

In diesem Psalm stehen sich der Gottlose, der keine Furcht vor Gott hat (V. 2-5), und der Reichtum der Güte Gottes (V. 6-13) gegenüber. Wie krass sind doch die Gegensätze: Die einen hinterlassen eine Spur des Blutes, der Trümmer, des Elendes und Unfriedens hinter sich, und dann lesen wir die herrlichsten Worte wie. "Jewe, in die Himmel reicht D eine Huld, und Deine Treue bis in die Äther. Deine Gerechtigkeit ist wie die Gebirgszüge El's" Ausdrucksvoller können sich Licht und Finsternis nicht gegenüberstehen!

Wenn unser Textwort klagt, dass der Mensch keine Scheu mehr vor Gott hat, so ist hier ein erwähnenswerter Wandel seit Adam eingetreten. Nachdem Adam gesündigt hatte, versteckte er sich vor Gott. Und als ihn Ieue Alueim anrief: "Adam" Wo bist du?" antwortete dieser: "Das Geräusch, wie Du wandelst, hörte ich im Garten, und ich fürchtete mich, denn nackt bin ich, und ich verstecke mich." Hier war, wie auch immer, doch ganz offensichtlich noch Furcht vor Gott vorhanden. Adam wusste, dass sein Schöpfer existierte.

Den Menschen nach Adam wurde durch den Widerwirker die Existenz Gottes immer mehr in Frage gestellt. Dieser Negativtrend findet in den heutigen Tagen seinen Höhepunkt, wo nur noch sehr schwer Menschen zu finden sind, die überhaupt noch an Gott glauben. Im selben Maße, wie der Mensch den Glauben an Gott verliert, schwindet natürlich auch die Furcht vor Ihm. Und wo die Furcht nicht mehr vorhanden ist, kann Satan scheinbar mit seinen Kindern machen, was er will.

Damit scheint es, dass der Mensch bald jene Spitze der Leiter erreicht hat, wo Gott seinem Treiben ein Ende setzt. Für uns aber, die wir im Glauben unseren Herrn erwarten, könnte dies die baldige Erfüllung unseres Wartens bedeuten, die Entrückung und Vereinigung mit unserem Haupt!

Eine tiefgründige Aussage finden wir in Spr 1:7: "Die Furcht Jewes ist der Anfang der Erkenntnis. Die Toren verachten Weisheit und Zucht." Auch bei Hiob finden wir eine ähnliche Aussage: "Siehe, die Furcht des Herrn, das ist Weisheit" (Spr 28:28), und Ps 111:10 wiederholt die Aussage.

Furcht Gottes ist also der Anfang der Erkenntnis. Damit stehen wir vor einem wichtigen Wort, das gerade auchahr, angezeigt und bestraft zu werden. Die Früchte sehen wir in erschreckender Weise immer häufiger. Kinder werden nicht mehr nur zu Räubern, sondern auch zu Mördern, ja Massenmördern. Nicht einmal mehr die Ehrfurcht vor dem Leben schreckt sie zurück. Unser Leitwort erzeigt sich hier in seiner schlimmsten Auswirkung.

Doch auch uns, die wir gläubig sind, hat "Furcht" etwas zu sagen, mahnt doch auch uns das Wort Gottes: "Denn wir alle müssen vorne vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder schlecht. Da wir nun um die Furcht des Herrn wissen, versuchen wir, Menschen zu überzeugen" (2Kor 5:10-11). Doch zu dieser Aussage gehören auch die Worte der folgenden Verse 2Kor 5:12-15, wo wir von der Liebe des Christus lesen.

Furcht und Liebe vereint gehören in ein gesundes Glaubensleben, denn: Ohne die Liebe wurde die Furcht tatsächlich zum Schrecken und zur buchstäblichen Angst. Andererseits, was wäre Liebe ohne die Furcht? Sie wäre schwach und wirkungslos.

"Die Furcht Jewes ist der Anfang der Erkenntnis", es ist die Ehrfurcht vor dem großen Gott, der Redspekt vor dem Schöpfer aller Dinge. Und dann darf der Mensch erfahren, dass dieser Gott liebt! Die Folge ist also "des Menschen Gegenliebe"; sie ist somit eine segensreiche Frucht der Furcht.

Weil wir wissen,dass mancher Gläubige mit dem Wort "Furcht" noch seine Probleme hat, widmen wir ihm noch einen Tag.

Unsere heutige Verwaltung steht völlig unter dem Zeichen der Gnade Gottes. Sie ist das tragende Element in der Verkündigung des Apostels Paulus. Nun werden die Worte in 2Kor 5:10 ff, wo von der Preisrichterbühne des Christus die Rede ist, nicht immer richtig verstanden, zumal in Vers 11 auch noch von der Furcht des Herrn die Rede ist.

Tatsache ist, dass die Preisrichterbühne kein Gericht im negativen Sinn mit Strafe im Gefolge ist. Beachten wir erst einmal das Umfeld dieser Verse, dann stehen die Verse 10-11 in jenem 5. Kapitel, wo das Wort der Versöhnung am hellsten aufleuchtet. Und in den Versen 2Kor 5:12 ff ist die Rede von der Liebe des Christus. Die Preisrichterbühne steht also in Verbindung mit Versöhnung und Liebe des Christus.

Vor dieser Bühne, vor der wir ja als Entrückte stehen werden, geht es um unseren Wandel! Da müssen Dinge bereinigt werden, die wir unerledigt zurückgelassen haben. Auch geht es um die Zurechtrückung unserer oft mangelhaften Erkenntnis und es wird Lohn für vorbildlichen, hingegen Beschämu ng für nachlässigen Wandel geben. Auch durchaus schmerzhafter Verlust ist möglich.

Dass wir "wiederbekommen", was wir durch unseren Körper verübt haben, ist reine Gnade. Unsere Sünde wurde ja bereits am Kreuz gerichtet, die Preisrichterbühne ist also eine Begradigung und Berichtigung, eine für uns wichtige Bereinigung. Hier darf uns auf Erden wohl die Furcht des Herrn begleiten., denn sie beflügelt uns, unseren Wandel stets im Auge zu behalten und ihn notfalls zu berichtigen. Wo diese Furcht fehlt, fehlt vielfach auch der Wille zu einer notwendigen Korrektur. In diesem Sinn ist auch Phil 2:12 b zu verstehen: "mit Furcht und Zittern, wirket eure Rettung aus". Hier sollen wir unsere Rettung, die wir als festen unantastbaren Besitz in Christus haben, durch einen Gott wohlgefälligen Wandel zu krönen.

Röm 3:19

"Wir wissen aber, dass all das, was das Gesetz sagt, es zu denen spricht, die unter dem Gesetz sind,"

In Vers 9 dieses Kapitels beschuldigte Paulus Juden wie auch Griechen, alle unter der Sünde zu sein, und beruft sich dann auf Teile der Schrift, überwiegend Psalmenworte. Da alle Menschen unter der Sünde sind, gibt es folglich auch keinen Gerechten, auch nicht einen! Paulus unterschied zwischen denen, die das Gesetz haben, und denen, die das Gesetz nicht haben, von Natur aus aber das tun sollten, was das Gesetz fordert. Die beiden Verse 19 und 20 dürfen wir jetzt als eine Zusammenfassung dessen sehen, was der Römerbrief aussagte.

Unter dem Gesetz steht das Volk Israel, und es sagt ihm, was es tun bzw. nicht tun darf. Aber lange vor Israel stand auch Adam u nter dem Gesetz bzw. unter einem Gebot. Es war im Garten Eden nicht verboten, Früchte zu essen, aber es war ihm geboten, von einem bestimmten Baum nicht zu essen. Gott offenbarte ihn dem Gebot Seinen Willen, und dieser geoffenbarte Wille sagte aus, dass der Mensch Sein Gebot zu halten habe! Dies galt für Adam wie auch für Israel.

Doch lage bevor Adam in Sünde fiel, wurde eine vormals bewohnbare Erde (Jes 45:18) niedergeworfen und zum Chaos gemacht (1Mo 1:2). Und wiederum vor dieser Katastrophe geschah etwas Gewaltiges: Gott erkannte bereits damals das kostbare Blut Christi (1Petr 1:19-20). Das Lämmlein war in Gottes Augen bereits geschlachtet, als das erste Menschenpaar in Sünde fiel! Damit offenbart sich uns Gottes geheime Absicht. Er wusste, dass Adam fallen würde und dass Israel nie Sein Gesetz halten könnte.

Zwar war jeder Gesetzesbruch eine Sünde gegen Seinen geoffenbarten Willen, für den der Mensch Rechenschaft ablegen muss und dem Gerichtsurteil anheim fällt, jedoch war es keine Zielverfehlung im Hinblick auf Seine geheime Absicht.

"damit jedem der Mund gestopft werde und die gesamte Welt unter den gerechten Spruch Gottes gerate,"

Es ist heute unser Vorrecht, dass wir, die wir Gottes Wort in seiner Vollkommenheit besitzen, immer schon mehr wissen, als uns der jeweilige Vers des Römerbriefes sagt. So dürfen wir einerseits von dem geoffenbarten Willen Gottes lesen und andererseits auch schon um Seine geheime Absicht wissen. Gott möchte uns, die wir als Erstlinge Glieder an der Körperschaft Seines Sohnes sind, das Ziel Seiner geheimen Absicht wissen lassen. Es ist dies ein großes Stück geistlicher Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst, um die ja Paulus in Eph 1:17 betet. Wir werden also in diesem Brief Schritt für Schritt zu dem geführt, was vor Gott Gerechtigkeit ist, und wissen aber auch schon um das Ziel.

Der erste Schritt zeigt uns, dass all das, was das Gesetz spricht, es zu denen spricht, die unter dem Gesetz sind, nämlich Israel. Unter "all dass" darf Israel aber nicht nur die Segnungen, sondern muss auch die Strafandrohungen sehen. Weiter sind auch alle übrigen Nationen vor Gott schuldig geworden, weil sie auch ohne Gesetz vor Gott sündigen und damit auch ohne Gesetz umkommen. Jeder Mensch ist unter der Macht der Sünde und sündigt, und die gesamte Welt kommt damit unter den gerechten Spruch Gottes. Und der gerechte Spruch Gottes besagt, "Verflucht ist jeder, der nicht bei allen in der Rolle des Gesetzes geschriebenen Geboten bleibt, um sie zu erfüllen" (Gal 3:10; 5Mo 27:26).

Von Israel lesen wir, dass es einstimmig erklärte die Gebote zu halten (2Mo 24:3). Ihre Unfähigkeit, alle Gebote zu erfüllen, brachte es unter den gerechten Urteilsspruch Gottes. Warum aber hielt Gott das Wissen um Seine geheime Absicht, nämlich das Unvermögen des Volkes seine Gebote zu halten zurück? Die Antwort ist uns klar. Hätte Gott dem Volk Seine geheime Absicht gleich offenbart, hätte es nie seine Unfähigkeit erkannt und wäre noch weniger in der Lage gewesen, Gottes Liebe zu erfassen.

Röm 3:20

"weil aus Gesetzeswerken kein Fleisch vor Seinen Augen gerechtfertigt werden wird."

Die gesamte Welt gerät unter den gerechten Urteilsspruch Gottes, welcher lautet: Schuldig! Zu dieser Einsicht muss jeder Mensch gelangen.

Vielleicht sind wir hier an der Antwort auf eine Frage, die sich mancher schon gestellt haben mag: Wozu hat mich Gott überhaupt in diese Welt gesetzt? Warum hat Er mir diesen fleischlichen Körper gegeben und lässt mich in Mühsal, anstatt mir gleich jenen Körper zu verleihen, den ich in der Herrlichkeit haben werde? Die Antwort haben wir schon wiederholt gegeben: Unser fleischlicher Körper dient dazu, uns die Finsternis und Gottesferne erleben zu lassen. Das Fleisch hat also eine ganz bestimmte Aufgabe an uns zu erfüllen.

Ein sehr wichtiger, ja entscheidender Umstand ist der, dass sich unser Fleisch nicht nicht verändern kann, d.h. wir können es nicht zum Guten verändern! Wäre diese Verbesserung vom Menschen zu schaffen, könnte es nicht mehr seine von Gott bestimmte Funktion erfüllen. Es muss als in der für uns leidvollen alten Funktion erhalten bleiben!

Wenn wir dies erkannt haben, dann verstehen wir auch das göttliche Urteil über das Fleisch, wobei noch zu beachten ist, dass Gottes Wort ihm verschiedne Bezeichnungen gibt. So zeigt uns Röm 7:18, dass im Fleisch nichts Gutes wohn; Röm 8:8 sagt uns, dass es Gott nicht gefallen kann, ja dass es gem. Röm 8:7 in Feindschaft gegen Gott ist; Joh 6:63 sagt, dass das Fleisch in Bezug auf "Lebendig machen" überhaupt nichts nützt. In 1Kor 2:14 wird es als "der seelische Mensch" bezeichnet, der nichts von den Tiefen des Geistes Gottes vernimmt; Eph 4:22 nennt es "die alte Menschheit", die sich selbst durch verführerische Begierden ins Verderben bringt; zuletzt führen wir noch 2Kor 4:16 an, hier wird das Fleisch als "der äußere Mensch" erklärt, der verdirbt! Wir sehen, dass Gott diesem Fleisch keinerlei Chance gibt, sich zu verändern bzw. zu verbessern, es bleibt uns bis zu unserem Tod in seinem alten Zustand erhalten.

Wir sagten gestern aus, dass unser Fleisch an uns eine Aufgabe zu erfüllen hat, die es aber nur bei unverändertem Zustand im göttlichen Sinn ausführen kann. Alle Versuche des Menschen, sein Fleisch zu verbessern, müssen kläglich scheitern. An diesen Punkt führt uns unser Leitvers heran.

Zwar spricht unser Textwort vom Fleisch in Verbindung mit Gesetzeswerken, was uns ja im Grunde ja auf Israel weist, doch wenn wir uns umschauen, dann stellen wir fest, dass sich ein Großteil der heute Gläubigen aus der Körpergemeinde Christi sich immer noch ein ganzes Leben lang abmühen, ihr Fleisch zu verbessern, um vor Gott gerecht zu sein. Es hat mich, den Verfasser dieser Zeilen, tief erschüttert, als mich vor vielen Jahren eine 80-jährige Glaubensschwester fragt, ob sie wohl auch in den Himmel komme? Sie zählte zuvor noch einige uralte Dinge auf, die sie einfach nicht unter die Füße bekam. Ich kannte diese Frau seit Jahrzehnten, sie war von Kind an gläubig, überaus lieb und gütig, verkehrte aber nur in Pfingstkreisen. Das Ergebnis ihres langen Glaubenslebens war die beängstigende Ungewissheit, trotz fleischlicher Mängel einmal den Herrn schauen zu dürfen.

Der Fehler lag nicht bei der Frau, er lag in einer falschen Belehrung. Hier war genau das eingetreten, wovor Paulus die Galater eindringlich warnte. Anstatt des Evangeliums, das dem Apostel Paulus vom erhöhten Herrn gegeben wurde, zu lehren, wurde in jenen Kreisen ein Mischevangelium gelehrt, welches sich hauptsächlich auf jenes stützte, das die Beschneidung betrifft. Anstatt auf die heute gültige überströmende Gnade zu setzten, mühte sie sich mit ihrem Fleisch ab. Das Ergebnis war ein ständiges Auf und Ab, innere Unruhe und Unfrieden! Scharf geht Paulus mit solchen ins Gericht, die heute, in der Verwaltung der Gnade ein anderweitiges Evangelium verkünden und. Gläubige falsch belehren (siehe Gal 1:6-9).

Und wie dürfen uns Ruhe und Frieden erfüllen, wenn wir erkennen und wissen, dass wir in Christi Gnade berufen sind (Gal 1:6).

Wir erwähnten gestern gläubige Kreise, die dem Evangelium des Paulus widersprechen und damit die Geschwister beunruhigen. Welches sind ihre Argumente? Es sind durchweg Schriftstellen, die Israel betreffen! Da wird beispielsweise viel Jakobus (der ja klar an die 12 Stämme Israels gerichtet ist - Jak 1:1) zitiert. Und dort steht auch tatsächlich geschrieben: "Worin besteht der Nutzen meines Glaubens, wenn jemand sagt, er habe Glauben, Werke aber hat er nicht?" (Jak 2:14). Oder: "Wirst du wohl erkennen, o leerer Mensch, dass der Glaube, getrennt von Werken, tot ist?" (Jak 2:20). In Jak 2:24 lesen wir: "Daraus seht ihr, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein." Und noch markanter in Jak 2:26: "Denn ebenso wie der Körper ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot."

Es ist leicht zu er sehen, dass die Schriftstellen aus Jakobus (ganz krass Jak 2:24) unserem Leitvers widersprechen, der aussagt, dass aus Gesetzeswerken kein Fleisch vor Gottes Augen gerechtfertigt werden wird. Hier stoßen wir auf eines der grundlegenden Unterscheidungsmerkmale zwischen dem Evangelium an die Beschneidung und dem an die Nationen. Israel ist unter das Gesetz gestellt und muss sich mühen, Gesetzeswerke zu vollbringen. Dies bestätigten die Ältesten der gläubigen Juden dem Paulus mit den Worten: "Du siehst, Bruder, wieviel Zehntausende unter den Juden gläubig geworden sind, und sie alle gehören zu den Eiferern für das Gesetz " (Apg 21:20). Genau dies betont Jakobus. Doch Jakobus und diese Juden sind eindeutig dem irdischen Königreich zuzuordnen.

Wer also nicht zwischen Paulus und Jakobus zu unterscheiden vermag, dem wird nie der Lichtglanz des Evangeliums der Gnade aufleuchten, welches Paulus für die Nationen vom erhöhten Christus empfangen hat. Er wird in der Dunkelheit eines Mischevangeliums stehen, wird sich ein Leben lang abmühen und an seinem Lebensende mit Schrecken und Angst feststellen, dass er völlig ungewiss ist, ob Gott einmal mit ihm zufrieden sein wird!

Gal 3:20b

"Denn durch das Gesetz kommt ja nur Erkenntnis der Sünde."

Das Gesetz vermag niemanden vor Gottes Augen zu rechtfertigen, weil kein Mensch es völlig einhalten kann. Heute zeigt uns das Wort Gottes, dass das Gesetz im Grunde eine ganz andere Aufgabe hat: Es führt zur Erkenntnis der Sünde. Diese Aussage führt uns wieder zurück zum ersten Menschenpaar in den Garten Eden, denn schon dort setzte Gott dieses Prinzip fest, welches Paulus in unserem Leitvers an die Römer schrieb.

ES wäre ein Leichtes gewesen, jenen Baum, von dem der Mensch nicht essen sollte außerhalb seiner Reichweite zu setzen. Damit wären Eva und danach Adam nie in Versuchung geraten, es hätte keinen Ungehorsam gegeben, und es wäre nicht zur Sünde gekommen! Die Folge: Adam bzw. seine Nachkommen, wären heute noch im Paradiesgarten.

Aber lasst. uns das das damalige Geschehen doch etwas genauer betrachten. In 1Mo 2:9 ist interessant, dass Gott unter den vielen Bäumen mit essbaren Früchten zwei Bäume ganz besonders hervorhebt: den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Bemerkenswert ist hier, dass der Baum des Lebens in der Mitte des Paradiesgartens stand, im absoluten Zentrum! Nirgends lesen wir, dass Gott den Menschen unsterblich erschaffen hat, im Gegenteil: Der Baum des Lebens, der im Zentrum stand, verlieh dem Menschen durch das Essen seiner Früchte jedes Mal frisches Leben, so dass Adam, wäre er im Paradiesgarten geblieben, tatsächlich beliebig lang hätte leben können!

Eine weitere bemerkenswerte Tatsache ist die, dass Gott dem Menschen nicht verbot, vom Baum des Lebens zu essen (sonst hätte ja sein Sterbeprozess eingesetzt), sonder nur vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollte er nicht essen (1Mo 2:16). Wenn wir heut eher stehen bleiben, stellen wir fest: Wie wunderbar deckt sich doch unser Leitvers mit 1Mo 2:16: Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen wird (umgewandelt) zum Gesetz, durch das Erkenntnis der Sünde kommt

Unsere gestrige Feststellung mag für manchen traditionsmäßig Gläubigen harter Tobak sein, lehren doch die Staatskirchen, und auch leider immer noch viele freie Gemeinden einen freien Willen des Menschen und damit einen Gott, der machtlos und zornig zuschaut, wie Ihm der Widerwirker Seine Geschöpfe ausspannt und abspenstig macht. Am Ende hat nach solcher Lehre der Schöpfer Sein Ziel völlig verfehlt, der größte Teil Seiner Geschöpfe ist Ihm entglitten und muss zur Vernichtung in ein vermeintliches Höllenfeuer. Der große Sieger wäre damit Satan!

Wenn wir aber den gestrigen Ausführungen folgen und diese bejahen konnten, dann wird unser Gott und Vater in ein helles Licht gestellt, Seine scheinbare Ohnmacht dem Bösen gegenüber wird zum Anfang der atemberaubenden Offenbarung Seiner Liebe. Da bleiben keine Zweifel oder offene Fragen zurück, da gibt es nur noch Anbetung und Verherrlichung aus tiefer Herzensliebe!

Aber lasst uns noch einen Bogen zu Israel schlagen. Diese Volk bekam das Gesetz ja zur Erkenntnis der Sünde. In 5Mo 31:16 offenbart Gott Seinem Knecht Mose: "... und es wird Mich verlassen und Meinen Bund brechen". Also schon ganz am Anfang offenbarte Gott Sein wissen darüber, dass Sein Volk das Gesetz nie halten und dass es Ihn sogar verlassen würde. Dabei wollen wir jetzt auch bedenken, welch große Zeiträume Gott gebraucht. Viele tausend Jahre ist Sein Volk bereits in der Schule um zu erkennen, dass es unmöglich ist, das Gesetz zu halten, dass vielmehr jeder Mensch vor Gott ein Sünder ist. Und immer waren es nur einzelne aus dem Volk, die erkennen durften. Aber erst wenn das Königreich auf Erden aufgerichtet sein wird, dann werden es die Massen sein, die erkennen dürfen, wie wunderbar ihr Gott gehandelt hat und wie gewaltig Seine Liebe ist.

Hierbei darf uns, den heute Gläubigen, erneute bewusst werden, welche großes Vorrecht es ist, dies alles jetzt schon durch Gottes Geist erkennen zu dürfen!

Gott setzte den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen in die Reichweite des Menschen, und Er wusste es nicht nur, es war vielmehr sein Ratschluss, dass der Mensch Sein Gebot brechen und von diesem Baum essen würde. Damit hat der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen eine mehrfache Aufgabe:

Es musst den Menschen in Versuchung bringen und ihn letztlich in dieser Versuchung versagen lassen, was den Menschen in den Ungehorsam bzw. in die Sünde (Zielverfehlung) führte. Dann war es die Aufgabe dieses Baumes, dem Menschen die Erkenntnis über Gut und Böse zu geben. Adam missachtete das Gebot Gottes, er erfuhr damit zum ersten Mal, was gut und böse ist (wobei es gut gewesen wäre, Gott zu gehorchen, und es böse war, ungehorsam zu sein). Dann trat durch die Existenz dieses Baumes nicht nur eine Trübung im Umgang Gottes mit dem Menschen ein, es erfolgte vielmehr eine Trennung durch die Ausweisung aus dem Paradiesgarten, was zur Folge hatte, dass der Mensch fortan vom Baum des Lebens abgeschnitten war und damit sein Sterbeprozess einsetzten konnte.

Der entscheidende Punkt war nun: Der Mensch wusste fortan zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, aber auch, dass er gegen Gott gesündigt hatte und dass ihn diese Sünde von Gott trennte. Der Keim der Sehnsucht, zurück zu Gott zu kommen, wurde somit schon dort in ihn hineingelegt!

Wenn wir dies Geschehen richtig erkannt haben, dann können wir nicht mehr behaupten, der Mensch sei selber schuld an seinem Fall, er hätte eben gehorchen müssen! Vielmehr sehen wir einen Gott, der voller Liebe zu Seinen Geschöpfen einen Weg erdacht hat, der den Menschen zuerst zur Erkenntnis der Sünde führt, wozu das Gebot (später das Gesetz) diente. Das Böse, welches hier seine finstere Rolle mitspielen muss, dient aber letztendlich auch nur dem einen vorgesteckten Ziel Gottes: Nicht nur Selber Liebe zu verströmen, sondern von den Geschöpfen auch Gegenliebe zu empfangen - wie darf sich doch bei solchem Erkennen unser Herz zum Vater erheben!

Gerechtigkeit aus Glauben

Röm 3:21

"Nun aber hat sich, getrennt vom Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart (vom Gesetz und den Propheten bezeugt),"

Mit den Worten "Nun aber" schließt Paulus einen Abschnitt ab und eröffnet einen n euen. Seine bisherigen Ausführungen deckten die Tiefen der menschlichen Sünde und Gottlosigkeit auf, und zwar sowohl die der Nationen als auch die Israels. Das Ergebnis: Damit jeder Mund gestopft werde und die gesamte Welt unter den gerechten Spruch Gottes gerate. Es gibt k einen, auch nicht einen, der vor Gott gerecht ist!

"Nun aber", mit diesen Worten leitet Paulus in den nächsten Abschnitt über, der die berechtigte Frage beantworten soll: ja wie wird denn dann überhaupt der Mensch vor Gott gerecht?

Die ersten Worte zur Beantwortung obiger Frage legen bereits den Grund für die Antwort: "getrennt vom Gesetz". Halten wir uns vor Augen, dass alles, was Gott von uns fordert, im Gesetzt niedergeschrieben ist. Das Gesetz ist also m it unserem "eigenen Tun" ganz direkt verbunden. Wenn wir jetzt vernehmen, dass es für uns eine Gerechtigkeit geben soll, so ist die erste Aussage hierzu: "Getrennt vom Gesetz", oder anders ausgedrückt: "Ohne unser eigenes Tun"!

Damit stehen wir vor dem gewaltigsten, staunenswertesten und für uns beglückendsten Angebot Gottes an Seine Schöpfung, nämlich Seine (Gottes) Gerechtigkeit zur Rechtfertigung des sündigen Menschen zu erhalten! Und dies - um es nochmals zu wiederholen - ohne jegliches Tun des Menschen!

Bisher hörten wir nur, wie Gottes Gerechtigkeit verurteilt un dSeinen Zorn und Sein Ge richt heraufbeschwört. Nun bietet Gott dem verzweifelten Menschen Seine Hand und weist ihm einen wunderbaren Weg: Ich tue etwas für dich!

Was darf es uns doch innerlich zum Jubeln bringen, wenn wir in den nächsten Tagen Weiteres von Gottes unsagbarer Liebe erfahren. und in uns aufnehmen dürfen.

Röm 3:22

"eine Gerechtigkeit aber durch den Glauben Jesu Christi, die für alle ist und auf alle Glaubenden kommt."

Bevor wir tiefer in diese Worte einsteigen, müssen wir zuvor all jenen Geschwistern, die sich auf die Lutherbibel oder die Elberfelder Übersetzung (oder ähnliche) stützen, einen ganz entscheidenden Hinweis geben. In diese Übersetzungen ist ein winziges Wörtlein eingefügt, welche in keinem Urtext zu finden ist. Die Übersetzung lautet dort: "eine Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesum Christum". Es ist aber ein himmelweiter Unterschied, ob Gottes Wort von unserem Glauben an Jesus Christus oder von dem Glauben Jesu Christi redet! Einmal wäre es unser menschlicher Glaube, den wir aufbringen müssten, im anderen Fall ist es der Glaube des Sohn es Gottes, der das Maßgebende darstellt!!!

Wir erleben hier hautnah, wie durch das menschliche Einfügen eines Wörtchens diese so entscheidende Aussage in ihrem Sinn total verfälscht wird; ein Grund mehr, sich nach einer genaueren Übersetzung umzusehen, wobei sich unsere "Konkordante Übersetzung" bestens anbietet.

Damit kommen wir zu dem, was Röm 1:17 zur Enthüllung angekündigt ist: "Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin enthüllt aus Glauben für Glauben". Und enthüllt wird uns die ergreifende Tatsache, dass durch Jesu Christi Glauben Gottes Gerechtigkeit offenbar gemacht wird. Er, der Sohn Gottes, ist also Träger der Gerechtigkeit Gottes, und Sein Glaube ist es, durch den Gottes Gerechtigkeit wirkt.

Es wird uns immer wieder vor manchem Irrtum bewahren können, wenn wir uns ständig vor Augen halten, dass Gott alle unsere Probleme nur auf eine einzige Weise beantwortet: indem Er uns Seinem Sohn. immer völliger offenbart. Und je mehr wir uns mit dem Sohn beschäftigen, umso größer wird uns der Vater, denn wie oft sagte der Herr auf Erden: Wer mich sieht, sieht den Vater!

Da eine Gerechtigkeit, wie sie das Gesetz fordert, von keinem Fleisch erreicht werden kann, offenbart uns das Wort jetzt eine Gerechtigkeit für uns ohne Gesetz. Damit umgeht Gott das Gesetz nicht (dies wäre ja keine Gerechtigkeit), sondern Er sendet Seinen Sohn in der Gleichgestalt des Fleisches der Sünde. Damit ist die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt (Röm 8:3-4). Dieses Handeln Gottes enthüllt uns Seine unbeschreibliche Liebe! Es ist Seine eigene Gerechtigkeit, die Er Seinen Geschöpfen schenkt, indem Er den, der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht hat, damit wir Gottes Gerechtigkeit in Ihm würden (siehe 2Kor 5:21).

Was beinhaltet der Glaub Jesu Christi? Zuerst einmal das absolute Vertrauen auf und in Gott, also dem Vater in allem Recht geben und Ihm treu zu sein. Solange Chritus vor Seinem Erdenweg in der Gestalt Gottes war (Phil 2:6), war Sein Glaube keine Frage; doch als Er Sich erniedrigte und Sich in der Gleichgestalt des Fleisches der Sünde begab, musste sich S ein Glaube bewähren. Ein kleiner Einblick, was die Tage im Fleisch für Ihn bedeuteten, gibt uns Hebr 5:7: "Der in den Tagen Seines Fleisches sowohl Flehen wie auch inständige Bittrufe mit starkem Geschrei und Tränen dem darbrachte, der Ihn aus dem Tode retten konnte". Wenn wir diese Worte auf uns einwirken lassen, so mögen wir erahnen, in welch unerhörter Weise Sein Glaube geprüft worden ist. Sein Glaub trug Ihn also nicht nur durch die letzten Stunden am Kreuz hindurch, sondern schon in all den vielen Tagen Seines Fleisches, in denen Er ständig Anfechtungen ausgesetzt war.

Christi Jesu Opfer ruhte im absoluten Gehorsam des Glaubens. Hätte Sein Glaube auch nur in einem winzigsten Punkt versagt, wäre Sein Opfer umsonst gewesen. Da Er in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden war (Phil 2:8), war Er auch den gleichen Glaubens-Beschwernissen wie ein Mensch ausgesetzt. Wir können Seinen Glauben nicht hoch genug einschätzen, weil es "Sein Glaube für uns" war!

Wir sprachen gestern vom Glauben Jesu in Seinen Erdentagen. Doch den Kernpunkt Seines Glaubens finden wir zum Schluss am Kreuz!

Im Blick auf das überragende Heilsziel war es für den Herrn besonders am Kreuz absolut notwendig, den ganzen göttlichen Ratschluss im Herzen zu tragen, damit sich Sein Glaube dort bis zur höchsten Vollkommenheit bestätigen konnte. Am Kreuz muss Ihn diese Erkenntnis erst recht bewegt haben, da der Ausgang des göttliches Heilsplanes ganz von Seinem Glauben abhängig war. Der am Kreuz hängende Jesus durfte nicht zusammenbrechen - makellos musste Er erfunden werden, und dies bis zum Schluss.

Dabei wollen wir unser Augenmerk auf einen ganz besonderen Punkt lenken: Während der Herr für das Ausfließen Seines Blutes, mit dem Gott die Welt Sich versöhnte, keine Anstrengungen zu machen brauchte - es floss von allein am Stamm des Kreuzes hinab - stand es mit der Aufrechterhaltung und weiteren Entfaltung Seines Glaubens wesentlich anders anders. Hier musste Er fortwährend mit Seiner Geisteskraft dagegen ankämpfen, dass Sein Glaube ermattete und zu wanken drohte. Hatte Er schon während Seines Erdenwandels große Anfechtungen zu bestehen (Lk 22:28), so waren dies am Kreuz für Ihn viel mächtiger, weil ja Seine Körperkraft mit jedem Tropfen Blut geringer wurde. Bedenken wir doch einmal wie die Macht der Finsternis, die Ihn ja am Kreuz umgab, in dem Maß vermehrt auf Ihn einstürmte, wie Seine äußere Kraft versiegte. Satan setzte alles daran, Seinen Gauben zum Schwanken zu bringen.

Wie mag der Herr gerade diesen entscheidenden Glaubenskampf wohl geführt haben! Und als sich Sein sechsstsündiges Leiden. zu Ende neigte, da musste Er vom segensvollen Ausgang Seines Erduldens und Standhaltens geradezu überwältigt sein. Und wie konnte Er Seinen Triumph herrlicher ausdrücken als in den vielfach falsch verstandenen letzten Worten:; "Mein Gott!" Mein Gott! Wozu Du Mich übrig gelassen hast!"

Röm 3:23

"Denn da ist kein Unterschied; denn alle sündigten, und ermangeln der Herrlichkeit Gottes."

Was unsere eigene Kraft nie und nimmer vollbringen kann, das vollbrachte Sein Glaube. Nicht unser, sondern Sein Glaube ist demnach der entscheidende Faktor vor Gott. Nun finden wir aber in Gal 2:16 eine Parallelstelle zu unserem Leitvers, die zusätzlich auch unseren Glauben ins Spiel bringt: "Weil wir aber wissen, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern durch den Glauben Christi Jesu, so glauben auch wir an Christus Jesus, damit wir aus dem Glauben Christi und nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt werden", wobei wir hier beachten wollen, dass in dieser Aussage das "Wörtchen an Christus Jesus" auch tatsächlich im Urtext vorhanden ist.

Wenn Christus Jesus in absolutem Gehorsam den Weg des Glaubens erfüllte und damit für uns eine Gerechtigkeit Gottes erwirkte, so ist es unser Teil, an Ihn zu glauben, dass wir auch aus Seinem Glauben gerechtfertigt sind. Doch auch hierbei ist zu fragen, ob wir aus uns heraus diesen Glauben an Ihn überhaupt aufbringen können?

In Joh 6 gibt uns Jesus hierauf eine zweifache Antwort. Erstens: "Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat" (Joh 6:29); und zweitens: "Niemand kann zu Mir kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht" (Joh 6:44). Damit bestätigt Jesus Selbst, dass unser Glaube an Ihn nicht unser, sondern Gottes Werk ist. Damit stehen wir vor der Tatsache, dass wir aus uns heraus nicht einmal den Glauben an Ihn aufbringen können, dass sich also wirklich kein Fleisch rühmen kann, etwas vollbracht zu haben. Umso mehr darf es uns erquicken und aufrichten, dass unser Gott und Vater nichts uns überlassen hat, sondern in allem der Alleinwirkende ist, was zur Folge hat, dass auch jeder sein Ziel erreichen wird!

Heute wollen wir unser Augenmerk noch auf den Personenkreis richten, für den diese Gerechtigkeit gilt. Da ist zuerst einmal die generelle Aussage: "die für alle ist", doch in den weiteren Worten wird die Aussage "alle" auf "alle Glaubenden" eingeschränkt. Damit stehen wir vor dem göttlichen Ratschluss, dass n icht alle Geschöpfe zur selben Zeit die Rettung erfahren werden, sondern dass Gott jedem einen bestimmten Zeitpunkt gibt. In 1Kor 15:22-24 lesen wir hierzu: "Denn ebenso wie in Adam aller sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden. Jeder aber in seiner Abteilung: der Erstling Christus, darauf die Christus Angehörenden, bei Seiner Anwesenheit; danach die übrigen bei der Vollendung, wenn Er die Königsherrschaft Seinem Gott und Vater übergeben wird."

Die obige Aufteilung setzt nur die großen Markierungspunkte, im Einzelnen muss nochmals unterteilst werden. Klar ist, dass Christus als der absolute Erstling voran geht. Danach lesen wir von denen "die Christus angehören". Hier muss nun nochmal aufgeteilt werden in solche, die eine irdische, und in solche, die eine überhimmlische Berufung haben. Eine überhimmlische Berufung haben wir, die Körperglieder Christi Jesu. Unsere Erwartung ist auch der irdischen Erwartung, die Israel betrifft, vorgezogen. Deshalb lesen wir in Eph 1:12: "... die wir eine frühere Erwartung in Christus haben." Nachdem die Körperglieder vollzählig entrückt sind, wendet Sich Gott der anderen Gruppe der "Christus Angehörenden" zu, der Königreichsgemeinde des Volkes Israel. Die übrigen, die bei der Vollendung genannt sind, umfassen den Großteil der Menschen, die am Ende durch die Gerichte Gottes ebenfalls erkennen dürfen, und ihre Knie vor Christus Jesus beugen werden, um Ihm mit ihren Zungen zu huldigen. Keiner wird vergessen sein, für alle ist dann der Glaube Christi Jesu wirksam, zum Lobpreis und zur Verherrlichung Gottes des Vaters!

Röm 3:24

"Umsonst gerechtfertigt in Seiner Gnade durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist."

Wir wissen, dass es Gottes Absicht ist, Seine Geschöpfe an Sein liebendes Herz zu ziehen, so dass sie Ihn in aller Aufrichtigkeit wiederlieben. Dieses Zeil erreicht Gott durch ein Zwiefaches: Die Sünde (verursacht durch das Böse) und den Sündenträger. Von dem Bösen, das die Sünde hervorbrachte, haben wir immer wieder ausgesagt, dass es der unentbehrliche dunkle Hintergrund für die Liebe Gottes darstellt. Und am Kreuz auf Golgatha hat Gott den Sündenträger als Offenbarung Seiner Liebe dargestellt. In der Vollendung werden einmal alle Geschöpfe voller Dankbarkeit erkennen, dass es ohne die Sünde und ohne den Sündenträger nie möglich gewesen wäre, Gott in Seiner Liebe zu erkennen. Wozu Adam und Eva nie fähig gewesen wären, nämlich Gott aus tiefstem Herzen zu lieben, dazu ist einmal eine ausgesöhnte Schöpfung fähig, weil sie die Erkenntnis von. Gut und Böse in einem mühevollen Erdenleben erfahren musste.

Es ist überdeutlich, dass Gott den Menschen derart geschaffen hat, dass die Würdigung alles Guten ohne zuvorige Bekanntschaft mit dem Bösen einfach unmöglich ist. Obwohl das Böse, und in seinem Gefolge die Sünde, Gottes Vorsatz entspricht, geht Gott deswegen nicht milder oder großzügiger mit der. Sünde um, sondern ist auch im Urteil der Sünde korrekt und gerecht. Der Sündenträger, Christus Jesus, musste deshalb den bitteren Kelch bis zur Neige auskosten.

In Vers 21 lasen wir von Gottes Gerechtigkeit, "getrennt vom Gesetz", durften wir erkennen, dass mit diesen Worten unser eigenes Zutun ausgeschlossen ist. Unser heutiger Leitvers bestärkt diese Feststellung mit dem Wort "umsonst". Nicht wir, sondern Gott ist der Handelnde, und dies in Seinem Sohn. Alles Gericht, wie es die Sünde forderte, wurde auf Ihn gelegt. Der Prophet Jesaja sagte dies so voraus: "Doch Er ward verwundet um unserer Übertretungen und zerschlagen um unserer Verworfenheit willen. Die Züchtigung - uns zum Frieden - lag auf Ihm, und durch Seine Striemen ist uns Heilung geworden" (Jes 53:5).

Wir haben Gott nichts anzubieten, also ist Er es, der uns etwas gibt, und dies "umsonst in Seiner Gnade". Nun verbinden viele von uns diese Worte mit dem Freispruch eines Verbrechers, der vor Gericht einen gnädigen Richter gefunden hat, der ihm seine Schuld einfach streicht. Doch diese Ansicht ist nicht nur falsch, sie entwertet auch all das, was in den Worten "umsonst gerechtfertigt in Seiner Gnade" liegt.

Bedenken wir einmal, geliebte Geschwister, welch ein großer Unterschied doch zwischen einem Verbrecher liegt, den man begnadigt hat, und einem solchen, den man wegen erwiesener Unschuld freispricht!

Wenn wir vor Gott als Sünder gerechtfertigt sind, dann heißt dies, dass nicht einmal mehr der Geruch eines Makels an uns zu finden ist. Die Gnade bedeutet hier nichts Demütigendes für uns, sondern viel herrlicher und gewaltiger, sie hebt uns völlig aus der Schuld heraus und befreit uns von ihr und setzt uns hinein in den Stand vollkommener Gerechtigtkeit! Ist uns dies schon einmal so richtig bewusst geworden? Gnade bedeutet, dass uns der Vate rmit etwas erfreuen möchte, welches unser menschliches Vorstellungsvermögen weit übertrifft. Erst in der Herrlichkeit werden wir einmal den ganzen Umfang dieser Gnade ermessen und sie entsprechend würdigen können.

Die Freilösung, die in Christus Jesus ist, bedeutet für uns einen vollkommenen richterlichen Freispruch, der uns für immer von jeglichem Urteilsspruch befreit! Für Ihn jedoch kostete sie Sein Blut, denn: "In Ihm haben wir die Freilösung durch Sein Blut" (Eph 1:7). Es gab nichts Größeres im gesamten All als jenen Zeitpunkt, wo der Sohn Gottes ans Kreuz genagelt, den Schuldspruch von uns ab und auf Sich nahm. Dort nahm der einzig Gerechte die Ungerechtigkeit einer ganzen Schöpfung auf Sich und stellte damit in einmaliger Weise die Liebe Gottes zur Schau.

Röm 3:25

"(den Gott Sich als Sühnedeckel vorsetzte, durch den Glauben an Sein Blut,"

Das Kreuz, an dem der Sohn Gottes für uns die göttliche Gerechtigkeit erwirkte, war von Anfang an der Hauptbestandteil in Gottes Ratschluss und Heilsiplan. Nicht von ungefähr lesen wir in 1Petr 1:19-21 von dem makellosen und fleckenlosen Lamm, das vor dem Niederwurf der Welt, also lange vor Adam, vorhererkannt war. Somit ist es auch nicht verwunderlich, wenn Gott schon im AT immer wieder dieses Ereignis vorschattet. Eine dieser wunderbaren Vorschattungen des Kreuzes stellt der Sühnedeckel dar.

Das Heiligtum in der Wüste Sinai, Stiftshütte genannt, war die erste Wohnung Gottes auf Erden. In den 40 Tagen und Nächten, als Mose sich auf dem Berg Sinai aufhielt, empfing er die Tafeln des Gesetzes und zugleich die Anweisung Gottes für den Bau des Heiligtums. Etwa 500 Jahre lang wurden in diesem Heiligtum alle Dienste durch die Priester aus der Familie Aarons verrichtet. Sie bestanden in der Darbringung der vielen Opfer und anbetender Huldigung durch das Verbrennen des heiligen Räucherwerks vor dem Angesicht Jewes. Dieses Zelt war die Offenbarungsstätte Gottes, wo Er Seine Gedanken und Ratschlüsse durch Mose kundwerden ließ (2Mo 25:22).

Der Mittelpunkt dieses Heiligtums war das Allerheiligste. Nur einmal im Jahr, am großen Versöhnungstag, durfte Aaron das Allerheiligste betreten. Er tat es auch nur mit dem Blut der Versöhnung in der Opferschale und in eine Weihrauchwolke gehüllt, die dem Räucherfass entstieg.

In diesem Allerheiligsten befand sich die Bundeslade. Dieses wunderbare Gerät verdient unsere sorgfältige Betrachtung. Schon der Umstand Dass Gottes Wort die Lade 180 mal nennt, hebt ihre hohe Bedeutung hervor. Sie trägt verschiedene Namen, ihrer Würde, Zweckbestimmung und Verwendung entsprechend: "Die Lade des Bundes des Herrn der ganzen Erde" (Jos 3:11), die "Lade des Zeugnisses" (2Mo 25:22), "die heilige Lade" (2Chr 35:3), und "die Lade Deiner Stärke" (Ps 132:8). Der lebendige Gott hat Seinen heiligen Namen mit ihr verbunden und damit zugleich Seinen Willen dargestellt.

Nachdem wir uns gestern bis an die Bundeslade vorgetastet haben, lassen wir uns heute aufzeigen, wie wunderbar sie die Versöhnung damals schon abschattete.

Die Bundeslade war ein Kasten aus Akazienholz, innen und außen mit Feingold überkleidet. Ein goldener Kranz schmückte rundum die Lade. In vier Ringen ruhten zwei Tragestangen, und oben auf der Lade lag der schwere massiv goldene Deckel, von den Hebräern "kaporet" genannt. 27 Mal wird dieser goldene Deckel im AT erwähnt (für Mathematiker 2 x 3 x 3 = die Dreiheit Gottes). Zwei Cherubim an beiden Enden des Deckels standen sich gegenüber und überschatteten den Sühnedeckel mit ihren Flügeln. Die Cherubim wandten die Angesichter einander zu, ihre Blicke waren auf den Deckel gerichtet. Sie bildeten mit dem Deckel eine Einheit.

Das hebräische Tätigkeitswort "kiper", wovon der oben genannte Name "kaporet" abgeleitet ist, hat die Bedeutung von "die Sünden bedecken" oder "versöhnen", Sühnung erwirken". Im gleichen Sinn steht das griechische Wort "hilasterion".

Auf diesen Deckel sprengte der Hohepriester am Versöhnungstag das Blut des Sühneopfers zur Erlassung der Sünden des Volkes für ein Jahr. Das anklagende Gesetz wurde für den Sünder unwirksam. Jedoch konnte dieses Opfer nichts Vollkommenes bewirken, es war ein Schattenbild auf Christus hin (Hebr 10:1). Erst der uns in Gnaden geschenkte Glaube an Christi Blut bewirkt eine vollkommene Gerechtigkeit, wie dies in 2Kor 5:21 geschrieben steht:

Auf diesen Decken sprengte der Hohepriester am Versöhnungstag das Blut des Sühneopfers zur Erlassung der Sünden des Volkes für ein Jahr. Das anklagende Gesetz wurde für den Sünder unwirksam. Jedoch konnte dieses Opfer nichts Vollkommenes bewirken, es war ein Schattenbild auf Christus hin (Hebr 10:1). Erst der uns in Gnaden geschenkte Glaube an Christi Blut bewirkt eine vollkommene Gerechtigkeit, wie dies in 2Kor 5:21 geschrieben steht:

"Denn den, der Sünde nicht kannte, hat Er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit in Ihm würden".

"zum Erweis Seiner Gerechtigkeit, wegen des Hinweggehens über die vormals geschehenen Versündigungen in der Tragkraft Gottes)"

Lasst uns zu obigem Leitwort schon jetzt auf Vers 26 aufmerksam machen, der ebenfalls mit den Worten beginnt: "zum Erweis Seiner Gerechtigkeit" allerdings mit der veränderten Zeitangabe "zur jetzigen Frist".

Unsere heutige Ausage bezieht sich auf "vormals", und damit ergeben sich die beiden heilsgeschichtlichen Zeitzonen, einmal die Zeit "vor Golgatha" (vormals) und dann die Zeit "nach Golgatha" (zur jetzigen Frist).

Weil Gott Sich Christus als das Sühnemittel vorgesetzt hatte, konnte Er mit der Sünde der Menschen vor Golgatha nachsichtig umgehen. Petrus weist seine Stammesgenossen in der Zerstreuung auf diese Tatsache hin: "... da ihr wisst, dass ihr nicht mit Vergänglichem, Silber oder Gold, von eurem eitlen Verhalten nach väterlicher Überlieferung losgekauft wurdet, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines makellosen und flecken losen Lammes" (1Petr 1:18-19). Nachsicht bedeutet aber nicht "auf Kosten Seiner Gerechtigkeit"! Gerade der Sühnedeckel ist ja das Symbol für Gottes Gerechtigkeit vor Golgatha. Über ihn mussten nach dem israelitischen Opferkult Ströme vom Blut der Opfertiere fließen und vorschatten, dass ein vollkommenes Opfer folgen wird. Gott konnte dort schon so handeln, als ob die wahre Sühne schon geschehen sei.

Der Sühnedeckel wurde der Ort der Begegnung zwischen Gott und dem sündigen Menschen und erwies schon damals Seine unbestechliche Gerechtigkeit. Der Sühnedeckel war aber auch das undurchbrechbare "Muss" des Weges Christi Jesu ans Kreuz! Sein Kampf im Garten Gethsemane zeigt uns ein Stück von dem auf, wie Er im Leiden den Gehorsam lernte durch das, was Er litt (Hebr 5:8). Und in welchem Licht dürfen wir den Sohn sehen, wenn wir bedenken, dass Er Sich ja schon vor dem Niederwurf der Welt zu diesem Opfergang bereit erklärte!

Röm 3:26

"zum Erweis Seiner Gerechtigkeit zur jetzigen Frist, damit Er gerecht sei und den rechtfertige, der aus dem Glauben Jesu ist -"

Der gestrige Erweis Seiner Gerechtigkeit führte zurück in die Zeit vor Golgatha, jetzt sehen wir Gottes Gerechtigkeit in der heutigen Frist, indem Er den rechtfertigt, der aus dem Glauben Jesu ist."

Die nunmehrige Frist beginnt mit dem Kreuz. Durch das einmalige Opfer Christi Jesu ist Gottes Gerechtigkeit vollkommen Genüge geleistet worden. Johannes der Täufer sagte von Jesus: "Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt auf Sich nimmt!" (Joh 1:29). Niemand kann ermessen, welch riesige Traglast mit dieser Aussage vor den Herrn gestellt wurde. Es war je der unübersehbare Sündenberg der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, es war der gesamte Unrat der Menschheit! Und für jede begangene Sünde tritt der Fluch des Gesetzes erbarmungslos auf den Plan, wie uns dies Gal 3:13 beschreibt. Ja, wir sind wirklich mit einem hohen Preis erkauft worden, weshalb uns in 1Kor 6:20 anbefohlen ist, Gott auf jeden. Fall in unseren Körpern zu verherrlichen.

In der "jetzigen Frist" wird nur der gerechtfertigt, der aus dem Glauben Jesu ist. Und dies sind wiederum nur diejenigen, denen es geschenkt ist, den Glauben Jesu zu ihrem eigenen Glauben zu machen. "Denn die er zuvor erkannte, die hat Er auch vorherbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden" (Röm 8:29), und damit sind wir zu Söhnen erhoben, die den Geist des Sohnes in sich tragen. und "Abba, Vater" ausrufen dürfen (gem. Gal 4:6).

Doch unsere jetzigen Bevorzugung ist uns nicht zum Selbstzweck, sondern als zukünftige Aufgabe gegeben, nämlich: Ein Segen für andere zu werden, wobei in Eph 2:7 unsere zukünftige Rolle klar aufgezeigt ist. Vergessen wir aber nie, dass all diese herrlichen Zukunftsbilder Früchte des Kreuzesglaubens Christi sind, und vergessen wir auch nie, Ihm für Sein sieghaftes Durchhalten am Kreuz zu danken!

Röm 3:27

"wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen! Durch was für ein Gesetz? Das der Werke? Nein! Sondern durch das Gesetz des Glaubens!"

Es wäre verkehrt, wenn wir nur den Juden zuschreiben wollten, sich zu rühmen; ; vielmehr steckt dieser Drang in allen Menschen. Schon das erste Menschenpaar lockte die Schlange mit den Worten: "... und ihr werdet sein wie Alueim..." Und solange die Menschheit besteht, hat diese auch versucht, sich nicht nur gegenseitig zu übertrumpfen, einer höher zu sein als der andere, sondern sich auch als Gott auszugeben, sich schöpferische Eigenschaften zuzuschreiben. Aber, wie wir wissen, gehört ja diese Eigenschaft des menschlichen Selbstruhmes zum Bestandteil des Heilsplanes Gottes, denn einmal wird das letzte Geschöpf erkennen müssen, dass es nichts, aber auch gar nichts, aus sich selbst vermag., dass es aber einen Schöpfer gibt, der Sich seiner annimmt und ihm in unendlicher Güte und Barmherzigkeit begegnet. Nichts ist so überwältigend wie unverdiente Liebe!

Unser Textwort wendet sich an all jene, die im Glauben Jesu Gerechtigkeit gefunden haben. Damit haben sie volles Genüge! Alle, die jetzt noch behaupten, der Glaube reiche nicht aus, es müssten Gesetzeswerke hinzugetan werden, fallen unter das Urteil in Gal 1:8-9. Selbst ein Bote aus dem Himmel hat keine Vollmacht, etwas anderes zu verkündigen als jenes Evangelium, das Paulus von seinem erhöhten Herrn empfangen hat. Hierin ist jeglicher menschliche Ruhm ausgeschlossen. Und um dies noch zu bekräftigen, spricht Paulus sogar vom "Gesetz des Glaubens". In dem Gefängnisbrief an die Epheser schreibt dies Paulus so nieder: "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme" (Eph 2:8-9).

Mit Sicherheit kann sich derjenige nicht mehr rühmen, der mit Gal 2:20 einstimmen kann: "Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt; ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus. Was ich aber von nun an im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes, der mich liebt, und Sich Selbst für mich dahingegeben hat."

Röm 3:28

"Denn wir rechnen damit, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke."

Paulus ist der einzige Apostel und Schreiber in Gottes Wort, der Rechtfertigung durch Glauben verkündigt. Er ist aber auch der einzige Apostel, der direkt vom Herrn beauftragt wurde, die "Verwaltung der Gnade" den Herausgerufenen aus den Nationen bekannt zu machen (siehe Eph 3:13). Da Paulus diese Verwaltung auch als ein enthülltes Geheimnis darstellt, ist damit klar, dass kein anderer Apostel vor ihm von dieser Verwaltung der Gnade wusste. Wir werden demnach bei Matthäus, Markus, Lukas, Johannes, Petrus oder Jakobus nichts von diesem Geheimnis lesen können.

Die drei Grundpfeiler, auf denen die heutige Verwaltung der Gnade ruht, sind zuerst einmal die Gnade selbst; sie ist die Quelle der Rechtfertigung. Ein weiterer Pfeiler, nämlich die Grundlage der Rechtfertigung, ist Christi Blut; und als Drittes ist der Glauben zu nennen, der das Mittel dars tellt, um die REchtfertigung zu erhalten. Dabei ist die Gnade in besonderer Weise hervorzuheben, ist sie es doch, die in diesem überströmenden Ausmaß, wie sie Paulus verkündigen durfte, sonst nirgendwo anders zu finden ist. Wir werden im Verlauf dieses Briefes noch feststsellen, wie gerade die Gnade immer gewaltiger und maßgebender herausgestellt wird.

Aber auch der Glaube, den wir als Mittel zum Empfang der Rechtfertigung bezeichneten, ist innerhalb der Verwaltung der Gnade mehr als nur "etwas für wahr halten". Für viele ist der Glaube immer noch ein eigenes Werk, welches sie aus sich heraus aufbringen müssen. Dem widerspricht Paulus energisch. Denn wäre es so, dann wäre doch einmenschliches Werk notwendig gewesen und der Leitvers "gerechtfertigt ohne Gesetzeswerke" wäre entwertet. Der hier angesprochene Glaube ist größer, als herkömmlich da rüber bekannt, er kam durch Christus in die Welt (Gal 3:25) und - jetzt kommt das Köstlichste - er bringt uns im Geist in die direkte Gemeinschaft mit dem Geber, mit Gott, und dies durch Christus Jesus: "Denn ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus" (Gal 3:26).

Röm 3:29

”Oder ist Er der Gott der Juden allein und nicht auch der der Nationen?"

Immer wieder sprach Paulus in den zurückliegenden Versen die Juden direkt an, zeigte ihre Schwächen auf, wies aber auch auf den Nutzen der Beschneidung hin, insbesondere, dass sie mit den Aussagen Gottes betraut wurden. Dass Gott Sich nun gerade diesem Volk offenbart hat und es zu Seinem Bundesvolk gemacht hat, könnte schon zu dem Schluss führen, Er sei tatsächlich allein der Gott der Juden. Dabei taten die Juden von sich aus alles, um diesen Eindruck zu verstärken, indem sie sich in allem von den Nationen abgrenzten. Ein beredtes Beispiel hierfür ist Petrus, der in einer Vision überredet werden mussste, den nach ihm verlangenden Kornelius aufzusuchen (Apg 10:1 ff.)

Es ist ein Grundsatz Gottes, dass Er stets aus dem Kleinen. und Geringen heraus handelt. Er suchte Sich kein starkes. und mächtiges Volk aus, um Sich zu offenbaren, sondern das schwächste und geringste Volk unter allen Völkern hat sich Gott erwählt (5Mo 7:7). Und gerade dieses schwächste und geringste Volk wird einmal den übrigen Völkern ein Segen werden, ist ihm doch verheißen, ein königliches Priestertum und eine heilige Nation zu werden (2Mo 19:3-6).

Wir denken hier unwillkürlich auch an die Worte Pauli in 2Kor 12:9: "Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht". Und auf genau diesem Weg befindet sich das Volk Israel. Gott hat dieses Volk nicht ausgewählt, um allein sein Gott zu sein, sondern vielmehr, um durch dieses Volk der Gott aller Nationen zu sein! Doch vorher muss Israel in der göttlichen Schule viel lernen, bis es einmal im irdischen Königreich alle Nationen zu Jüngern machen wird (gem. Mt 28:19).

Wenn wir heute in der Verwaltung der Gnade stehen, in der Herausgerufenen aus allen Nationen vertreten sind, so dürfen wir dabei nicht vergessen, dass Gott auch hier einen Israeliten aus dem Stamm Benjamin an den Anfang stellt, den Apostel Paulus.

Röm 3:30

"Ja, auch der der Nationen, wenn nämlich Gott der Eine ist, der den Beschnittenen aus seinem Glauben rechtfertigen wird und den Unbeschnittenen durch den Glauben."

Natürlich ist Gott nicht nur der Gott der Juden, Er ist auch nicht nur ein Gott aller Nationen, Er ist viel mehr: "Denn aus Ihm und durch Ihn und zu Ihm hin ist das All! Ihm sei die Veherrlichung für die Äonen ! Amen!" (Röm 11:36).

Trotz der vielen Götter, die sich die Menschen immer wieder gemacht haben, bleibt erhaben und über allem der eine Gott und Vater, aus dem alles ist.

Schon in Vers 23 wurde festgestellt, dass es in Bezug auf die Sünde keinen Unterschied zwischen Israel und den Nationen gibt, jetzt legt Paulus dar, dass es auch in Bezug auf die Rechtfertigung keine Unterschiede gibt, maßgebender Faktor ist der Glaube. Und doch besteht ein kleiner Unterschied: In Bezug auf die Beschneidung sagt unser Leitwort: "aus seinem Glauben" und in Bezug auf den Unbeschnittenen: "durch den Glauben".

Der Glaube ist zwar bei beiden Gruppen das alleinige Mittel zur Rechtfertigung, doch die Ausgangsposition ist unterschiedlich. Israel hatte schon lange vor den Nationen einen Glauben, übermittelt durch die Väter und das geschriebene Wort. Dieser herkömmliche Glaube konnte aber nicht im Sinn unseres Römerbriefes rechtfertigen. Dazu musste der Jude, zusätzlich zu seinem bisherigen Glauben, den Glauben an die Freilösung, die in Christus Jesus ist, aufbringen. Der Beschnittene musste also aus seinem (bisherigen) Glauben den (zusätzlichen) Glauben aufbringen. Er kommt also vom Glauben zum Glauben.

Bei den Unbeschnittenen ist es in diesem Punkt anders: Er hatte vorher keinen Glauben, d.h. er wird direkt durch (erstmaligen) Glauben zur Freilösung, die in Christus Jesus ist, geführt. Somit ist das Ziel zwar bei beiden Gruppen gleich, doch die Wege zeigen Unterschiede auf, die unser Textwort mit den unterschiedlichen Worten "aus" und "durch" markiert.

Röm 3:31

"Heben wir nun das Gesetz auf durch den Glauben? Möge das nicht gefolgert werden! Sondern wir erhalten das Gesetz aufrecht."

Die Juden, die Paulus hörten, mussten aus seinen Ausführungen folgern, dass der Glaube das mosaische Gesetz aufheben würde, was für sie unannehmbar war. Mit obigem Wort kommt also Paulus dieser Frage zuvor, indem er eine klare Aussage zu Gunsten des Gesetzes macht. In Gal 3:25 legt Paulus dies so dar: "Seit nun der Glaube gekommen ist, sind wir nicht länger unter einem Geleiter; denn ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus."

Erinner wir uns an Vers 20: "Denn durch das Gesetz kommt ja nur Erkenntnis der Sünde." Hier wird uns der Sinn und Zweck des Gesetzes bekannt gemacht. In dem Moment, wo der Mensch an Glauben an Christus Jesus erhält, hat das Gesetz seinen Zweck erfüllt. Es ist damit zwar nicht aufgehoben, sondern für den Glaubenden lediglich überflüssig geworden (wobe es an den vielen Nichtglaubenden ja immer noch gerade diese Geleitfunktion hin zu Christus erfüllen muss.)

Die Glaubensgerechtigkeit hebt also das Gesetz nie auf, es hat solange Gültigkeit, bis der Letzte zu Christus gefunden hat. Dabei wollen wir bedenken, dass das Gesetz nur von Einem restlos gehalten wurde, von Christus Jesus, unserm Herrn. In Mt 5:17 sagt Jesus Selbst: "Ich kam nicht, um (das Gesetz) aufzulösen, sondern um es zu erfüllen." In Hebr 10:5-10 wird uns der vollkommene Opferweg des Herrn gezeigt. Er kam in diese Welt, um jede Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, zu erfüllen - an unserer Statt! Christus ist also die Vollendung des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glauben (gem. Röm 10:4).

'Was strahlt uns hier für eine Liebe entgegen! Gott sandte Seinen Sohn in der Gleichgestalt des Fleisches der Sünde, die Sünde im Fleisch verurteilend, auf dass die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt werden und wir durch Glauben gerechtfertigt sind.

Lies weiter:
Der Römerbrief - Kapitel 4