Der 1. Thessalonicherbrief - Kapitel 5

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Abschrift: "Die Thessalonicherbriefe" Band I - II (2005)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
derzeit als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 1. Thessalonicherbrief - Kapitel 5

Band II
Wachsamkeit im Blick auf die Wiederkunft Christi
Verschiedene Ermahnungen
Segenswunsch und Grüße

Wachsamkeit im Blick auf die Wiederkunft Christi

1Thes 5:1

"Betreffs der Zeiten und Fristen, Brüder, braucht euch nicht geschrieben zu werden;"

Je lebendiger die realistische Erwartung in einer Gemeinde ist, umso dringender wird die Frage nach dem "Wann?" Die Gemeinde in Thessalonich war davon offenbar sehr bewegt. Der zweite Brief wird uns in eine bedenkliche Unruhe hineinblicken lassen, die genau an dieser Frage entstanden ist. Von Anfängen dieser Unruhe könnte Timotheus bei seiner Rückkehr von Thessalonich berichtet haben. So hielten es die drei Briefverfasser für nötig, ein Wort in diese Richtung zu sagen: "Betreffs der Zeiten und Fristen..."

Bevor wir jetzt beginnen, müssen wir uns erneut vergegenwärtigen, das die Thessalonicher am Anfang der Entstehung der Körpergemeinde standen, dass die Botschaft, die sie empfingen, der Anfang der Enthüllungen war, die Paulus empfingen, der Anfang der Enthüllungen war, die Paulus empfing. Wenn wir heute über die Aussagen der Paulusbriefe reden, haben wir gegenüber den Thessalonichern den großen Vorteil, dass wir aus der ganzen Fülle, dem auf sein Vollmaß gebrachten Wort Gottes, schöpfen können! So wird den Thessalonichern im Grund nur die Anfangslektion über unsere überhimmlische Erwartung gesagt; es war noch keine Rede davon, dass ihr Bürgertum in den Himmeln sei. Dies greifen wir heute ganz selbstverständlich aus dem Philipperbrief heraus, nur: Den gab es zu jener Zeit n och nicht.

Die Thessalonicher erfuhren ja nur von ihrer Entrückung bis in den Luftraum, aber nicht mehr! Ihre beiden Briefe entstanden ja im Jahre 51 nach Christus. Erst ungefähr sechs Jahre später, in den Korintherbriefen lasen die Gläubigen von der Herrlichkeit überhimmlischer Körper, von dem Körper des überhimmlischen Christus, den auch sie nach ihrer Verwandlung tragen würden. Mehr wurde damals nicht gesagt. Erst der Rundbrief an die Epheser, sowie die anderen Briefe aus dem Gefängnis in Rom, brachten abschließende Erkenntnisse über das uns betreffende Glaubensgut.

Wir sehen, dass wir im Grunde "aus dem Vollen" schöpfen dürfen - und dies ist doch auch ein ganz wichtiger Grund, um freudig und dankbar zu sein!

Weil wir heute "aus dem Vollen" d.h. dem vervollständigten Wort Gottes, schöpfen können greifen wir bei unserer Betrachtung auch immer wieder auf andere Briefe des Paulus zurück. Diese Möglichkeit hatten die Thessalonicher nicht!

Bedenken wir aber bitte doch auch, dass vor diesen Briefen an die Thessalonicher die Gläubigen aus den Nationen nichts anderes als Gäste der Bundesverheißung Israels waren, ohne Anteil an Israels Vorrechten zu haben und vor allem ohne Erwartung (siehe Eph 2:12). Bevor Paulus ihnen eine neue Enthüllung gab, hatten sie nichts zu erhoffen, als ein Heil, wie es die Völker im Millennium genießen werden. Wir wiederholen uns hier mit unserem gestrigen Abschuss: Die muss uns doch unsagbar dankbar machen!

Waren vor diesem Brief an die Thessalonicher alle Erwartungen noch irdisch, so wiest dieser Brief in eine neue Richtung. Anlass waren anscheinend einige verstorbene Gläubige in Thessalonich. Paulus entfaltet in diesem Brief ein Geheimnis: Die Stätte der Segnungen kann nicht länger die Erde sein, sie wird in die Luft verlegt und später sogar in die überhimmlischen Bereiche. Die in den Thessalonicherbriefen uns vorgehaltene Erwartung hat im Grunde zwei Züge, die wir nicht genug beachten können: Zum einen ist es die Richtung unserer Erwartung, die wir schon betrachtet haben: "Aufwärts!", zu anderen ist es die Zeit ihrer Erfüllung : "Vorher!", die wir morgen noch angehen möchten.

"Aufwärts" oder "auf der Erde" ... wir möchten hier keinen Wertevergleich zwischen Israel und uns machen (jede Erwartung ist auf ihre Art herrlich), aber es ist doch etwas ganz Außerordentliches, von dieser Erde hinweggehoben zu werden, und die in Wolken!" Wovon die Menschen träumen und trotz einer kümmerlichen Raumfahrt nicht schaffen, wir werden es erfahren dürfen: Eine Raumfahrt in die Luft bis hinein in die überhimmlischen Bereiche - welch ein Tag, welch ein Augenblick kommt da mit Riesenschritten auf uns zu!

Auf zwei Züge haben wir gestern hingewiesen: "Aufwärts" und "Vorher". Den Ersten haben wir gestern angesprochen, heute schauen wir das "Vorher" an.

Wenn den Thessalonichern noch nicht ihr überhimmlisches Bürgertum enthüllt wurde wenn ihre (niedergeschriebene) Erwartung damals noch im Lufthimmel endete, dann deshalb, weil Israel noch nicht völlig unterworfen war. Es gab noch (menschlich gesehen) scheinbar eine schwache Hoffnung, dass Israel umkehren könnte! Wäre dies geschehen, so wäre Christus auf die Erde wiedergekommen, um das messianische Königreich aufzurichten. Für die heutige Verwaltung der Gnade gäbe es dann keinen Raum mehr. Dies war aber nicht Gottes Ratschluss.

Wir sehen, alles war im Übergang begriffen. Wodurch könnte nun dieser Übergang besser angedeutet werden,m als dass das Wiederkommen Christi in die Luft verlegt wird! Zwar wird dieser Luftraum in gewissem Sinn noch zur Erde gezählt (er umgibt die Erde in verschiedenen Schichten), doch wird er in der Schrift häufig als "Himmel" bezeichnet.

Unsere Entrückung in die Luft ist also nur ein Übergang, wir bleiben nicht dort, sondern vereinigen uns in der Luft mit unserem Herrn. In den späteren Briefen werden dann die überhimmlischen Regionen als unsere Heimat bekannt.

Wir kommen nun zu den Zeitbegriffen. Für Israel gab es keinen Eingang in das irdische Königreich als durch die Zorngerichte Gottes. Uns sagt Paulus, wir werden aus des Zornes Kommen geborgen (1Thes 1:10). Unsere Bergung in die Luft findet also zeitlich vor dem Kommen Christi auf den Ölberg zur Aufrichtung des Königreiches statt. Deshalb konnte Paulus an die Epheser schreiben: "... die wir eine frühere Erwartung in Christus haben" (Eph 1:12). Unser zweiter Zug, "vorher" bedeutet also die Vereinigung mit unserem Herrn, bevor dieser zu Israel kommt.

Lasst uns, geliebte Geschwister, noch einen Tag bei unserer "Vorher" - bzw. "früheren Erwartung verweilen, isst sie doch zu köstlich und ist sie es wert, immer wieder im Glauben bewegt zu werden.

Wir deuteten gestern die stufenweise Enthüllung unserer Erwartung an, heute betrachten wir sie im Blick auf Seele, Körper und Geist.

In unseren Thessalonicherbriefen, das ist uns bisher bestimmt aufgefallen, ist viel von Drangsal die Rede. Das ist belastend! Doch dafür ist dann in Kap 4 der wunderbare Trost verheißen: "... und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein!" Ist dieser Zuspruch nicht Balsam für den Sitz unserer Empfindungen, die Seele? Ja, in Seiner Gegenwart hören Kummer und Seufzen für immer auf.

In den Korintherbriefen liegt der Nachdruck auf der Verwandlung unserer Körper, es ist das Geheimnis unserer Auferstehung. Wie wird es uns beglücken, alle Krankheit und Zerbrechlichkeit mit allen damit verbundenen Schmerzen zurücklassen zu können und Seinem Körper gleichgestaltet zu sein!

Der Epheserbrief verheißt uns gleich am Anfang jeden geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus, und dann dürfen wir weiterlesen, wie herrlich diese geistlichen Segnungen sind! Ja, dies ist die herrliche, vor uns liegende Zukunft!

Fassen wir in umgekehrter Reihenfolge zusammen: Unser Geist wird lebendig gemacht, der Körper unserer Niedrigkeit in einen Körper der Herrlichkeit umgewandelt, und unsere Seele wird dann auferweckt sein, und all die Köstlichkeiten aufnehmen und empfinden können - wie reich sind wir doch heute schon trotz all unserem irdischen Elend!

Wir kommen heute zum eigentlichen Thema unseres Leitverses, den Zeiten und Fristen. Es ist nur natürlich, dass diese Frage, wann denn das großartige Ereignis der Entrückung in die Luft geschehe, in ganz besonderer Weise die Herzen der Thessalonicher bewegte und sie bewegt ja im Grunde alle Gläubigen zu allen Zeiten, einschließlich uns. Allerdings mahnen uns hier gleich zu Beginn die Worte Jesu an Seine Jünger, welche auf das Königreich für Israel warteten und deshalb ihren scheidenden Herrn nach der Zeit fragten. Jesu Antwort lautet: "Euch steht es nicht zu, die Zeiten oder Fristen zu erfahren, die der Vater in eigener Vollmacht festgesetzt hat" (Apg 1:7).

Es ist jedem aufmerksamen Leser der Bibel bekannt, dass sich die alttestamentliche Verheißung vom Königreich für Israel in ganz genau und fest bestimmten Zahlmaßen bewegt. Doch daneben ist unschwer erkennbar, dass Gott trotz allen Zahlenangaben auch Ein- und Aufschübe in die Erfüllung Seiner Zusagen macht. So finden wir z.B. für die Wiederherstellung Israels sowohl bei den Propheten Jeremia wie auch bei Daniel ganz bestimmte Zahlenangaben, die Gott bis heute sehr genau eingehalten hat. Die in Jer 25:11-12 bestimmten 70 Jahre wurden in den Tagen des Propheten Daniels erfüllt, als die Verbannten durch den Erlass des Perserkönigs Kores in ihr Land zurückkehrten (siehe Esr 1:1-3). Allerdings eröffnet Gott Seinem Knecht Daniel auch sehr deutlich, dass eR für die endliche Lösung der Wiederherstellung Israel nach einen langen Aufschub bestimmt haben. Nicht siebzig Jahre, sondern siebzigmal sieben Jahre würden vergehen. Und auch diesen Termin hielt Gott getreulich ein. Als die Zeit erfüllt war, sandte Er Seinen Sohn, so wie es geschrieben steht.

Als der Sohn Gottes dann von Seinem eigenen Volk verworfen, vom Vater aber durch die Auferweckung aus den Toten als wahrer Herr und Messias legitimiert wurde, da wandten sich Seine Jünger mit der oben genannten Frage an Ihn. Und Seine Antwort muss auch uns nachdenklich machen!

1Thes 5:2

"denn dir selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht."

Unserer Ansicht n ach müsste erst mit diesem Vers 2 das neue Kapitel 5 beginne, denn Paulus beendet mit unserem Vers 1 das Thema "Entrückung" und wendet sich etwas längst Bekanntem zu: Dem Tag des Herrn! Und war die Entrückung bis dahin ein verborgenes Geheimnis, dessen Zeiten und Fristen auch weiterhin unberechenbar bleiben, so ist der Tag des Herrn ein Gegenstand alttestamentlicher Offenbarung, dem wir in der Schrift überall begegnen. Paulus kannte diesen Tag des Herrn aus der Schrift, die er studierte, und er hatte mit Sicherheit auch den Gemeinden, die er aufsuchte, darüber berichtet. Die Thessalonicher wussten also genau über den Tag des Herrn Bescheid!

Was ist nun "der Tag des Herrn?" Dazu müssen wir einen Blick in den Kalender Gottes werfen, denn so wie auch wir die Dinge des täglichen Lebens in Stunden, Tage, Wochen usw. ordnen, so hatte auch Gott uns einen Kalender gegeben, damit wir die Geschehnisse und Abläufe, die Er in Bewegung gesetzt hat, besser ein- und zuordnen können. So berichtet uns Sein Wort über drei gewaltige Schöpfungen, über drei Himmel und Erden, über fünf Welten, fünf Äonen, zwölf Haushaltung und auch über drei Tage, um hier die Wichtigsten zu nennen.

Ohne auf die übrigen Zeitläufe einzugehen, konzentrieren wir uns auf die zuletzt genannten "drei Tage", den Tag des Menschen (1Kor 4:3), den Tag des Herrn (von dem die Schrift voll ist), und den Tag Gottes (2Petr 3:12), und hier natürlich vornehmlich auf den Tag des Herrn.

Gott hat es so gewirkt, dass in unseren Tagen Brüder mit besonderem Nachdruck auf diese Zeitabläufe Gottes hinwiesen, nicht zuletzt gedenken wir hier des Werkes von Bruder A.E. Knoch. Viele verschüttete Wahrheiten, besondern seien die Zeitläufe der "Äonen" genannt, wurden wieder ans Licht gebracht. Auch hier dürfen wir uns dankbar erinnern lassen, wissende, dass uns Gott zu Seiner Zeit die richtigen Lehrer gibt.

Wir machen jetzt einen kurzen Streifzug durch die drei Tage. Nach dem Fall des Menschen lässt Gott diesem aus Menschensicht scheinbar freie Hand, damit dieser erweisen können, was er vermag. Es ist "der Tag des Menschen", der zum Abschluss kommt, wenn der nächste "Tag des Herrn" beginnt.

Die Korinther sind das Musterbeispiel für den Menschentag, sie wandelten in fleischlicher Gesinnung, dem seelischen Menschen gemäß (1Kor 3:3); und maßen sogar die Arbeit des Apostels Paulus mit menschlichem Maßstab. Paulus aber kümmerte es nicht im geringsten, von den Korinthern oder vom "Menschentag" ausgeforscht zu werden (1Kor 4:3), er gab nichts auf das Urteil der Menschen. Während des verlaufs des Menschentages gibt Gott den Menschen eine Schaubühne, wo sie beweisen müssen, wo sie ohne Gottes Hand hinkommen. Der Tag des Menschen wird zur Reife gelangen, wenn die WElt einen falschen Gott anbetete und zum Antichristus erhebt, den wahren Gott und Seinen Christus aber verwirft.

Dem Menschentag folgt der "Tag des Herrn", von dem unser Leitvers berichtet. Auch er hat sein ganz bestimmtes Gepräge: Es ist der Tag des Zorns, des Grimms, der Finsternis der Gerichtsposauenen. Der Antichrist samt seinem falschen Propheten wird in den Feuersee geworfen und sein Werk vernichtet. Es lässt sich kein größerer Kontrast denken, als der zwischen dem glückseligen Ereignis der Entrückung und jenen schrecklichen Dingen am Tag des Herrn. Und trotzdem folgen auf diese Gerichte Tage der Freude in Israel, denn Gott segnet Sein Volk mit dessen Wiederherstellung und der Aufrichtung des irdischen Königreiches.

Doch selbst solch glückliche Verhältnisse können das menschliche Herz nicht umwandeln. Und so finden wir am Ende dieses Tages wieder den Satan an der Spitze der betrogenen Völker, die sich gegen den wahren Gott auflehnen, dann aber kurz und bündig vom Feuersee verzehrt werden.

Noch einen dritten letzten Tag müssen wir kurz ansprechen, den "Tag Gottes". Nachdem Satan gemäß Offb 20:10 in den Feuersee geworfen ist, wo auch das wilde Tier und der falsche Prophet sind, endet der "Tag des Herrn" und es bricht der Tag Gottes an, in dem Seine Geschöpfe lernen werden dass sie nicht von sich aus vollbringen können, dass es nur einen wahren Gott und Vater gibt, der sie alle in Seinem Geliebten Sohn zu Sich zieht. Im Tag Gottes braucht es kein Priestervolk mer, das vermittelt, kein Tempel ist mehr notwendig, um Seine Heiligkeit schützend zu umgeben - alle können sich Ihm nahen!

Es ist jener fernste Blick in die Zukunft, den uns 1Kor 15:24-28 gewährt: Einen Christus, der die Königsherrschaft Seinem Vater übergeben wird, ja Sich Selbst dem Vater u nterordnet, damit "Gott alles in allen sei!" Hier ist Gott an Seinem Ziel angelangt, der Ratschluss Seines Willens ist vollkommen ausgeführt und hier endet für uns das geschriebene Wort Gottes und wir können un snur noch in aller Unvollkommenheit im Geist vorstellen, wie herrlich jene Zukunft sein muss!

Wir kommen zurück zum "Tag des Herrn", welcher wie ein Dieb in der Nacht kommen wird. Es ist jener Tag (wobei uns allen ja längst klar ist, dass dies keine "24-Stunden-Tag" ist, sondern ein Zeitabschnitt von über tausend Jahren), der das Endgericht bringt an dem alles Menschenwerk in Flammen aufgeht, es ist aber auch der T ag, an dem, wenn die Gerichte ihr Werk getan haben, der Herr alleiniger Beherrscher der Erde sein wird und für tausend Jahre regiert. Es ist der Tag über den die Thessalonicher gut belehrt waren, den sie aber auch gefürchtet haben und meinten, dieser habe eventuell schon angefangen. Und genau hier setzen die Verse 2-5 an, sie sollen den Thessalonichern die Angst nehmen. Einen ersten Hinweis hatten wir schon in 1Thes 1:10: "Jesus, der uns aus des Zornes Kommen birgt". Wir mögen also das Kommen des Zornes wie dunkle Gewitterwolken am Horizont noch miterleben, doch der Bergende, unser Herr steht bereit - welch ein Trost für uns in diesen letzten Tagen dieser Gnadenverwaltung!

1Thes 5:3

"Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit!, dann steht der Ruin unvermutet vor ihnen, so wie die Wehe vor einer Schwangeren, und sie werden keinesfalls entrinnen."

Die Furcht der Thessalonicher, der Tag des Herrn sei schon angebrochen, war unbegründet, denn sie hätten die Begleitumstände, welche diesen Tag einleiten, doch eigentlich kennen müssen. Paulus wiederholt schriftlich, was er bei seinem persönlichen Besuch in Thessalonich bereits gelehrt hatte.

Wir könnten jetzt sagen: Das ganze Geschehen um den Tag des Herrn braucht uns nicht mehr zu interessieren, wir werden ja entrückt und haben mit allem, was dann auf der Erde geschieht, nichts mehr zu tun! Doch solche Einstellung wäre nicht nur egoistisch, sie wäre auch dumm! Zum einen darf es uns nicht kalt lassen, was hernach geschieht, und wovon ja auch unsere Verwandten, ja sogar Kinder betroffen sein könnten, wenn sie nicht zu den Auserwählten und Berufenen gehören; selbst Gott, der Vater aller Barmherzigkeit und Mitleids, lässt uns in sein Herz hineinschauen, wie Er während der schrecklichen Gerichtszeit mitfühlt und mitleidet. Offb 15:8 zeigt uns, wie Sich das liebende Vaterherz in die Einsamkeit Seines Tempels zurückzieht! Auch uns darf, ja soll das Schicksal der zurückbleibenden Welt bewegen. Zum anderen dient uns alle Schrift zur Belehrung, auch jene Teile, die nicht direkt von uns handeln und direkt zu uns sprechen. Soll es uns denn nicht interessieren, wie Gottes Ratschluss abläuft? Und dies mit Seiner gesamten Schöpfung, nicht nur mit uns?

Es gibt Menschen, ja Gläubige, die mit kaum fassbarer Kälte und Härte eine nie endende Strafe für gerecht halten. Es gibt aber auch Gläubige, und zu denen möchten wir uns zählen, die unserem Gott und Vater heute schon danken können, dass Er alle Seine Geschöpfe zu Seiner Zeit an Sein Herz ziehen wird und die auch heute schon für jenen Teil der Menschheit mitleiden, der durch Gerichtsfeuer hindurch geläutert wird!

Wenn wir unseren Leitvers lesen, dann sehen wir im Kommen des Tages des Herrn einen Überraschungseffekt. Ein Dieb in der Nacht kommt gewöhnlich unverhofft. Er rechnet mit dem Schlaf der Hausbewohner und im Schlaf nimmt man gewöhnlich nichts wahr. Der bildliche Schlaf soll zeigen, dass die Menschen jener Zeit nichts mehr von Gott wahrnehmen, sie schlafen Gott gegenüber, sind aber dafür umso empfänglicher für die Werke der Finsternis.

Ähnlich wie Paulus drückt sich Petrus aus: "Der Tag des Herrn aber wird eintreffen wie ein Dieb" (2Petr 3:10), und dann folgt die schreckliche Beschreibung jener Ereignisse, die den Tag einleiten. Und der letzte Teil der Bibel, die Enthüllung des Johannes, befasst sich ja vornehmlich mit den Geschehnissen im Tag des Herrn. Dazu wurde Johannes im Geist in jenen Tag versetzt (Offb 1:10).

"Unverhofft" wird der Tag des Herrn eintreffen, weil sich die Menschheit aus eigener Kraft ein Friedensreich schaffen will. Uns heute im zwanzigsten Jahrhundert lebenden Gläubigen tritt mit ergreifender Deutlichkeit dieser Wunsch nach Frieden entgegen. Nach zwei furchtbaren Weltkriegen ist der Ruf nach weltweitem Frieden und Sicherheit besonders laut und eindringlich geworden. Und nie in der bisherigen Weltgeschichte hat man gewaltigere Anstrengungen gemacht, dieses Ziel zu erreichen, als heute!

Doch dem gläubigen Beobachter bleibt nicht verborgen, dass dieser vermeintliche Friede der durch die UNO garantiert werden sollte, ein großer Selbstbetrug ist. Der Betrug liegt darin k dass mans sich immer mehr von Gott absagt, sich fast total von der Bibel verabschiedet und Christus immer frecher verleugnet. Ja, und dann steht der Ruin unvermutet vor ihnen!

1Thes 5:4

"Ihr aber, Brüder, seid nicht mehr in der Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreifen könnte"

ES ließe sich ja noch viel über jenen kommenden "Tag des Herrn" schreiben, doch ist dieser Tag des Herrn ja nicht Thema der Thessalonicherbriefe - darüber haben die Propheten und Apostel für Israel genug geschrieben - diese Briefe sollen uns vielmehr zeigen, was dem Tag des Herrn vorausgeht, was mit den Lebenden und Toten in Christus geschieht. Wir dürfen uns hier gegenseitig zusprechen, uns hilfreich z ur Seite stehen, und trösten, wo Trost gebraucht wird und uns mit freuen, wo Freude ist. Und Freude bringt uns der heutige Leitvers in jedem Fall.

Nach 1Thes 1:10 sklaven wir dem lebendigen und wahrhaften Gott und harren auf Seinen Sohn aus dem Himmeln. Wie könnte man in diesem Stand von der Ankunft, die man mit sehnender Freude erwartet, überrascht werden! Und dann leitet Paulus mit den Worten "Ihr aber ..." zum eigentlichen Sinn dieses Briefabschnittes hin: Euch kann jener Tag, an dem der Herr wiederkommt nicht so völlig überraschen wie der Tag des Herrn die zurückbleibende ungläubige Welt, weil ihr nicht mehr in der Finsternis seid!

"Finsternis" bedeutet Gottesferne ohne Licht und ohne Erwartung. Wenn wir gerade heute in die Welt hineinschauen, wie sie, von Gott entfremdet, nur noch auf der Jagd nach Geld, Macht, Vergnügen und Spass ist, muss man eigentlich tiefes Mitleid empfinden, aber auch größte Dankbarkeit, aus diesem finsteren Teufelskreis herausgerissen zu sein. Und so können wir frohen Herzens in die Dankesworte Pauli mit einstimmen: "Zugleich danken wir dem Vater, der euch zum Losanteil der Heiligen im Licht tauglich macht, der uns aus der Obrigkeit der Finsternis birgt und in das Königreich des Sohnes Seiner Liebe versetzt, in welchem wir die Freilösung haben, die Vergebung der Sünden" (Kol 1:12-14).

Wie groß dürfen uns diese Worte werden, wie tief dürfen sie unsere Herzen erfüllen! Ja, wir haben ein herrliches Ziel, ,welches Tag für Tag näher rückt und uns ständig in Bereitschaft hält! Die Welt muss ja erst durch Gericht, bis auch sie die Herrlichkeit der neuen Schöpfung erleben darf.

Lasst uns heute nochmals auf die geistliche Tatsache schauen, dass wir aus der Obrigkeit der Finsternis geborgen und hinein in das Königreich des Sohnes Seiner Liebe versetzt sind. Hier werden keine Bezeugungen guter, natürlicher Eigenschaften oder hervorragender sittlicher Leistungen und frommer Werke gemacht, sondern die göttliche Tat hervorgehoben, dass wir aus der Wahrheit, aus dem Licht und für das Leben und die Herrlichkeit gezeugt sind. Gott ist es, der Licht aus unserer Verfinsterung, der Leben aus unserem Todeswesen macht.

Ja, es ist Licht geworden in unserem Leben, wir durften die Hand ergreifen, die uns längst ergriffen hat. Zwar noch nicht buchstäblich, aber im Geist mit gläubigem Herzen dürfen wir uns geborgen wissen. Und keine Macht der Finsternis kann uns je wieder aus dieser Hand reißen.

Allerdings, und hier wiederholen wir un sgerne, hat dieser Machtwechsel uns auch die Feindschaft der finsteren Mächte zugezogen. Sie lassen uns nicht völlig kampflos ziehen. Auch wenn sie uns, wie oben gesagt, nie mehr aus der rettenden Hand unseres Herrn reißen können, so erreichen uns doch immer noch ihre glühenden Pfeile, die sie auf uns abschießen. Deshalb ist uns ja auch die Waffenrüstung in Eph 6:10-18 dargereicht. Nur der komplette Schutz bewahrt uns vor Verletzungen.

Der letzte Vers dieser Waffenrüstung lautet: "Bei allem Gebet und Flehen betet zu jeder Gelegenheit für die Heiligen ..." Der Feind will uns schläfrig machen, weil uns abstumpfen gegenüber dem Wort Gottes, doch das Gebet wehrt nicht nur ab, es hält auch wach und verrichtete einen köstlichen Dienst an den Mitgeschwistern. Was wir im Glauben erfasst haben, nämlich von der Finsternis ins Licht versetzt zu sein, dürfen wir im Gebet und im Flehen für alle Heiligen ausleben - so gerüstet kann uns das Kommen des Herrn nicht mehr unverhofft überraschen!

1Thess 5:5

"denn ihr seid alle Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören weder der Nacht noch der Finsternis an."

Auch Gläubigen droht die Möglichkeit des Einschlafens, wodurch dann auch für sie der Herr erschreckend wie ein Dieb in der Nacht käme; aber es ist für diesen Thessalonicherbrief bezeichnend, dass diese Möglichkeit keinesfalls die eigentliche Linie ist. Von der Gemeinde in Thessalonich wird mit großer Zuversicht und Bestimmtheit angenommen, dass sie wartend und gerüstet ihres wiederkommenden Herrn harrt und für Ihn bereit ist.

Denn - und nun tritt der eigentliche mächtige Sinn des ganzen Briefabschnittes hervor - die Erwartung jenes Tages ist nicht ein schöner Traum für müßge Stunden und auch nicht eine sonderbare Lehre für einige Bibelkenner, sondern so wie jedes anvisierte Ziel den ganzen Weg bestimmt und festlegt, so bestimmt jener Tag der Wiederkunft Christi Jesu das ganze Denken und Leben der Gemeinde. Paulus drück dies bestimmt und klar so aus: "Denn ihr seid Söhne de Lichts und Söhne des Tages!"

Weil ein Sohn (darin ist das weibliche Geschlecht eingeschlossen) sein Leben und sein Wesen von den Eltern hat, bedeutet dies "zu den Eltern zu gehören, ganz von ihnen geprägt zu sein, in engster Verbindung zu stehen." Ein interessantes Wort finden wir bei Mk 2:19. Die Hochzeitsleute heißen hebräisch: "Söhne des Brautgemachs" weil sie so innerlich an der Hochzeit beteiligt sind, so zur Hochzeit gehören, dass sie nicht fasten können, solange der Bräutigam bei ihnen ist. Auf uns gemünzt bedeutete dies, dass der Tag der Wiederkunft keine ferne Sache ist, von der nur am Rande die Rede ist, sondern wir gehören schon jetzt ganz in diesen Tag hinein, leben von ihm her und haben daher sein Wesen und Verhalten in uns - wir sind Söhne des Lichts.

Und das sind nicht nur Gereifte nicht nur einzelne Herausragende, auch keine besondere Elitegruppe, nein, alle sind es, auch die kleinsten und kümmerlichsten Glieder am Körper des Christus.

Wir haben gestern etwas über das Wesen und Verhalten der Söhne gesprochen, heute betrachten wir noch "den Stand" der Söhne. Durch die ganze Schrift hindurch hat das Wort "Sohn" immer eine höhere Bedeutung als "Kind". Die durch den Geist geleitet werden, diese sind Söhne.

Im Altertum war der Sohnesstand eine anerkannte gesellschaftliche Stellung. Ein Ehepaar konnte viele Söhne haben, aber nur einer erhielt den Stand des Vaters, meisten war es der Älteste. Aber es gab auch kinderlose Paare. Besaß ein solcher Reichtum und Rang, so mussten sie einen Erben suchen und oft wurde sogar ein Sklave zum Sohnesstand erwählt. Bei Letzterem haben wir unsere Stellung zu sehen, denn wir sind für Gott in Liebe zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt, so bezeugt Eph 1:5.

Wenn der früher Erwählte mündig wurde, dann bereitete man ihm gewöhnlich ein prächtiges Fest, um dieses Ereignis würdig zu feiern. Und wenn schon die Welt diesen Anlass würdig feiert, wieviel mehr wird es sein, was uns erwartet, wenn wir buchstäblich in diesen Stand eingesetzt werden. Und wir sind nicht allein in dieser Erwartung! Die Vorahnung der Schöpfung sieht sehnsuchtsvoll aus nach dem Tag, an dem die. Söhne vor der Welt enthüllt werden (siehe Röm 8:19). Und in Röm 8:22-23 lesen wir: "Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis nun mit uns ächzt und Wehen leidet. Aber nicht sie allein, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir selbst ächzen in uns, den Sohnesstand erwartend, die Freilösung unseres Körpers."

Was wir heute im Glauben festhalten dürfen, unseren Sohnesstand, wird buchstäblich erfüllt werden, wenn Er kommt und. unseren sterblichen Körper freilöst und ihm Unsterblichkeit verleiht. Und die Schöpfung ahnt, dass unserer Freilösung auch die ihre folgt, wenn auch später. Heute schon dürfen wir ein klein wenig Seine Herrlichkeit aufnehmen und abstrahlen, aber droben sind wir würdige Darsteller Seiner Herrlichkeit, wir sind in Sein Bild umgestaltet worden!

1Thes 5:6-7

"Demnach sollten wir nun nicht schlummern, wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein! Denn die Schlummernden schlummern des Nachts, und die sich berauschen, sind des Nachts berauscht."

"Demnach" bedeutet so viel wie "weil" wir Söhne des Lichts und Söhne des Tages sind", sollen wir auch entsprechend würdig wandeln.

Über der Welt liegt die Nacht. Mag auch die Sonne noch so warm scheinen, mögen die Menschen sich die Welt immer schöner und heller zu machen suchen, mag auch die Technik in Riesenschritten bewunderswerte Fortschritte erzielen und früher nie Geahntes heute möglich machen - die Welt ist trotzdem eine "nächtliche" Welt. Und die Menschen merken dies!

Im märchenhaft beleuchteten Vergnügungspalästen suchen die Menschen Spass und Vergnügen und doch lauert in den Herzen die Angst vor der Zukunft. Es erinnert uns an die Worte aus Jes 60:2: "Denn siehe! Finsternis bedeckt die Erde und Wetterdunkel die Völkerstämme."

Aus dieser Finsternis heraus geborgen zu sein, wie es Kol 1:13 bezeugt, und dafür in das Königreich des Sohnes Seiner Liebe versetzt zu sein ist mehr als gewaltig, es ist Gnade!

Mag auch vieles im Schicksal wie im Tun und Treiben der Gläubigen noch im Dunkeln sein, so gilt doch grundsätzlich die Feststellung, dass wir nicht in die Nacht und nicht in die Finsternis gehören. Es heißt jetzt aber nicht: Strenge dich an, damit du aus der Finsternis herauskommst und allmählich zum Licht empordringst, sondern es heißt genau umgekehrt: "Dennoch" oder "weil" ihr bereits etwas seid, nämlich "Söhne des Lichts und des Tages! Unser Wandel im Licht soll nicht verkrampft oder von Angst geprägt sein, sondern ganz entspannt und freudig, den Blick auf den Herrn gewandt und mit den Sinnen nach oben trachtend.

Schlaf und Trunkenheit gehören zur Nacht und passen nur dahin, so bezeugt auch unser Leitvers. Und die Menschen leben in der Tat in dieser unheimlich nächtlichen Welt. Entweder sie verschließen die Augen vor all dem Furchtbaren was um sie herum geschieht und gehen schläfrig dahin, bis das schreckliche Erwachen kommt, oder sie retten sich in die Trunkenheit, sei es tatsächlich durch den Alkohol oder auch durch den Rausch ihrer Ideen, Weltanschauungen, Hoffnungen und Ziele (wobei der weltweit ständig steigende Alkoholverbrauch nicht etwas zeigt, wie lustig die Welt ist, sondern vielmehr wie geängstigt die Menschen auf der Höhe des Fortschritts und ihrer Naturbeherrschung sind. Nur der tief unsichere und geängstigte Mensch braucht Alkohol).

"Licht" und "Finsternis" gehören zu dieser Welt, sie z eigen uns den Gegensatz von "Tag" und "Nacht"! Und durch diese Gegensätze lernen wir und sehnen uns nach dem Licht! Durch den Aufgang der Sonne wird es hell, darum bringt er das in Herrlichkeit aufgehende "Licht der Welt" den vollen Tag für uns, der keine Nacht mehr kennt; doch weil der Herr jetzt schon das Licht unseres Lebens ist, weil Er uns heute schon aus der Obrigkeit der Finsternis herausgerissen hat, darum sind wir auch jetzt schon Tagmenschen.

Umgekehrt: Weil jetzt die Vollmacht der Finsternis über die Erde regiert, ist es Nacht in der Welt und Nachtmenschen sind alle, deren Gedanken vom Gott dieses Äons geblendet sind, damit ihnen der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus nicht erstrahel, der das Abbild des unsichtbaren Gottes ist (gem. 2Kor 4:4).

1Thes 5:8

"Da wir aber Söhne des Tages sind, lasst uns nüchtern sein und den Panzer des Glaubens und der Liebe anziehen, samt dem Helm, welcher die Erwartung der Rettung ist:"

Es ist unvermeidlich, dass die Menschen der Nacht und die Söhne des Tages hart aufeinander prallen. Die Wellt sieht die Gläubigen als Träumer, Schwärmer und Märchenerzähler. #"Religion ist Opium für das Volk!" Die Gläubigen aber wissen, dass sie die einzig Wachen und Nüchternen sind, sie rechnen mit dem lebendigen und wiederkommenden Herrn, während die anderen ihren phantastischen Träumen nachhängen oder verzweifeln.

So stehen die Gläubigen als Söhne des Tages und die Söhne des Lichts in einer ihnen feindlich gesinnten Well, denn diese wird gem. 2Kor 44 vom "Gott dieses Äons" regiert, der nicht nur die Gedanken der Ungläubigen blendet, sondern auch uns anzugreifen versucht. Doch wie wir immer wieder versichert haben, kann er unseren herrlichen Stand in Christus nicht beschädigen oder gar rauben, aber er kann unseren Wandel nachhaltig beeinflussen, und das ist schlimm genug! Bedenken wir, von welchen Mächten wir gemäß Eph 6:12 umgeben sind! Da ist von Fürstlichkeiten die Rede, von Obrigkeiten, Weltbeherrschern dieser Finsternis, von geistlichen Mächten inmitten der Überhimmlischen, die alle gegen uns stehen. Und je mehr wir diese Gegner ernst nehmen, je mehr wir mit ihren Angriffen auf uns rechnen, desto mehr werden wir die Worte Pauli an die Thessalonicher wie auch an uns befolgen.

Und diese Mächte greifen uns nicht nur mit direktem Spott oder Verfolgung an, vielmehr ist ihr ganzes "Nachtwesen" ein unaufhörlicher Angriff auf uns. Mit jedem Atemzug kommt der Gifthauch der Lüge, der Ungerechtigkeit, der Selbstsucht, des Hasses, der Gier, der Gottesverachtung an uns heran. Und wir leiden darunter! Der Weg der Söhne des Tages und des Lichtes durch die Nacht und Finsternis ist also kein harmloser Spaziergang, er fordert unsere volle Aufmerksamkeit und Bereitschaft zum Kampf.

Das erste, was Paulus den Thessalonichern (und uns) anbefiehlt, ist "Nüchternheit"! Diese "Nüchternheit" bezieht sich aber weniger auf den Alkohol als vielmehr auf unsere geistliche Gesinnung. Bei Trunkenheit verschwimmen die Grenzen, der Nüchterne hingegen soll die Grenzen scharf wahrnehmen. Wir Gläubigen haben auch Grenzen, sie werden von Paulus, dem Apostel der Nationen, deutlich und klar gezogen. Wer im Überschwang das gesamte Wort Gottes auf sich bezieht, dabei aber doch nur die für ihn positiven Verse aus dem Wort herauspickt, beachte diese Grenzen nicht, die Folge ist leicht "Schwärmerei", die Seele steht hier gegen den Geist! So ziehen nach wie vor Versammlungen, wo es hoch (!) hergeht, die Gläubigen an. Pfingstliche Zeichen und Wunder, rythmische Gesänge (es gibt ja sogar christliche "Rockbands"), redegewandte Prediger, dies und vieles mehr locken die Menschen nur zu oft mehr an als das nüchtern und an Paulus orientierte Wort Gottes. "Nüchternheit" in Bezug auf Gottes Wort ist wahrlich ein erster und ernster Punkt, den wir beachten müssen.

Ein eigenes Erleben des Verfassers dieser Zeilen mag hier für sich reden: Ich bewegte mich im Anfang meines Glaubenslebens in pfingstlichen Kreisen. Dort wurde gelehrt, dass es einem Gläubigen in jeder Hinsicht nur noch gut gehen müsse. Die Versammlungen bestanden zum größten T eil aus Zeugnissen, was der Einzelne die Woche über mit Jesus erlebt hat. Als ich dann nach langer Zeit anfing, selber im Wort Gottes zu lesen, stieß ich auch auf Stellen, die von "Leiden" sprachen. Ich trug dies in der Versammlung vor und wurde prompt ermahnt, still zu sein! Als ich aber nicht still war, sondern im Wort Gottes immer mehr feststellte, dass Gläubige nicht nur Höhenwege, sondern auch tiefe Wege geführt wurden und werden und als sich dies dann auch öffentlich kundtat, wurde ich aus der Versammlung ausgestoßen.

An die Korinther schreibt Paulus: "Der seelische Mensch aber nimmt nichts von den Tiefen des Geistes Gottes an; denn sie sind ihm Torheit. Und er kann sie nicht erkennen, da sie nur geistlich erforscht werden können (1Kor 2:14).

Wir kommen zum zweiten Punkt, dem Panzer des Glaubens und der Liebe, den die Thessalonicher anziehen sollen. Hier (und bei dem dritten Punkt, dem Helm) tut sich uns ein kleines Problem auf: Wir wissen nämlich heute mehr als die Thessalonicher damals! Aus dem Gefängnis in Rom schrieb Paulus ca. 9 Jahre später nach den Thessalonicherbriefen den Epheserbrief mit der uns bekannten Waffenrüstung (Eph 6:10-!8). Aufgrund der dortigen Ausführlichkeit denken wir in der R egel, wenn vor der Waffenrüstung die Rede ist, auch nur an den Epheserbrief; die Rüstungsteile in unserem Thessalonicherbrief sind weniger beachtet.

Unsere erste. Frage: Wozu dienen diese Rüstungsteile, auch wenn sie gegenüber dem Epheserbrief noch unvollkommen erscheinen? Die Antwort ist klar, sie dienen dem persönlichen Schutz vor Angriffen. Die zweite Frage wäre, wovor sich die Thessalonicher schützen müssen? Auch hier ist die Antwort leicht, denn, wie im Epheserbrief benannt, sind es die Mächte der Finsternis, die jeden besonders angreifen, der ihrem Machtbereich entrissen ist. Nun hat aber der Panzer in unserem Leitvers eine andere Funktion als jener im Epheserbrief; letzter hat mit "Gerechtigkeit" zu tun, mit der wir angezogen sein sollen, im Thessalonicherbrief ist es der Panzer des Glaubens und der Liebe, der angelegt werden soll. Wovor aber sollen Glaube und Liebe schützen? Um eine Antwort zu bekommen, müssen wir den Zusammenhang des Thessalonicherbriefes beachten. Es geht um die Ankündigung der Wiederkunft Christi, es geht um die Ängste, was mit jenen Gläubigen geschieht, die verstorben sind und es geht um die Sorge, der Tag des Herrn könnte trotz gegenteiliger Belehrung doch schon begonnen haben. Es herrschte, wie wir merken, eine gewisse Unsicherheit in der jungen Gemeinde, der Widerwirker konnte seine ersten Angriffe gut platzieren! Doch Unsicherheit und Furcht brauchen nicht sein, im Gegenteil: "Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht hinaus, weil die Furcht es mit Strafe zu tun hat" (1Jo 4:18).

Was meint Paulus, wenn er zum Anziehen des Panzers des Glaubens auffordert, wie soll der Glaube die Thessalonicher schützen? Die erste Antwort gaben wir ja schon bei dem Thema "Nüchternheit". Der Glaube soll frei von Schwärmerei sein, er soll sich am Wort Gottes orientieren, und hier verfeinert an dem, was Paulus als Apostel der Nationen den Thessalonichern und uns zu sagen hat.

Dieser Panzer soll aber auch in besonderer Weise den Glauben an die Wiederkunft Christi aufrecht erhalten, auch wenn die ersten Gläubigen in Thessalonich verstorben oder, wie bis heute der Fall, inzwischen zweitausend Jahre vergangen sind. "Warten" ist nicht unbedingt unsere Stärke und der Widerwirker kennt nur zu gut diese Schwäche. ÖSeine feurigen Pfeile säen Zweifel in unser Herz, ob wir denn überhaupt berufen seien, ob die vergangene Zeit nicht längst bewiesen habe, dass wir mit unserer Erwartung einer Illusion zum Opfer gefallen sind... . An die Korinther schreibt Paulus: "Wachet! Stehet fest im Glauben!" (1Kor 16:13), und dieses "Feststehen" wollen und dürfen wir uns ,immer wieder als Zuspruch gegenseitig z urufen. Es darf dem Feind nicht gelingen, auch nur den kleinsten Zweifel an der Wiederkunft unseres Herrn zu verankern, der Panzer des Glaubens ist uns dargereicht, schützen wir uns damit, indem wir unerschütterlich im Glauben feststehen!

Dieser Panzer hat aber noch eine weitere Schutzwirkung, "die Liebe". Wir zitierten schon gestern 1Jo 4:18, wo ausgesagt ist, dass die Furcht nicht in der Liebe ist, weil sie mit Strafe zu tun hat. Haben wir auch noch Angst vor Strafe in irgendeiner Art und Weise? Gerade wenn man älter wird, wirft man automatisch immer wieder einen Blick zurück auf sein Leben und da mag schon manches erschreckend sein. Und genau damit bieten wir dem Widerwirker wieder eine Blöße, wenn wir sie nicht mit dem Panzer der Liebe abdecken. Und wieder gehen wir zu Johannes: "Darin besteht die Liebe, nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Er uns liebt und Seinen Sohn zur Sühne für unsere Sünden gesandt hat" (1Jo 4:10).

Ist es nicht wunderbar, dass wir von Gott Geliebte sind, dass wir in dieser Liebe Rechtfertigung von aller Sünde durch unseren Herrn erfahren durften? Ein Blick zurück kann kaum vermieden werden, doch jedesmal dürfen wir uns dann vergegenwärtigen, dass gerade wegen unseres sündhaften Lebens Christus für uns gestorben ist - aus Liebe!

Doch Johannes fährt in 1Jo 4:11 noch weiter fort: "Geliebte, wenn uns Gott so liebt, sind auch wir schuldig, einander zu lieben. Niemand hat Gott jemals geschaut; doch wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und Seine Liebe ist in uns vollkommen geworden." Auch wenn sich der Brief des Johannes an die Beschneidung richtet, so kann er über die Liebe nichts schreiben, was nicht auch uns betrifft, denn die Liebe kennt keine Abgrenzungen.

Den Panzer der Liebe anzuziehen, bedeutet also zuerst einmal, dass wir uns vergegenwärtigen, dass Gott uns liebt, ja dass Seine Liebe in unsere Herzen ausgegossen ist durch den uns gegebenen heiligen Geist. Aber - diese Liebe soll nicht tief in uns eingeschlossen und behütet bleiben, sondern soll zur Entfaltung gebracht werden. "Wenn Gott uns so liebt, sind auf wir schuldig, einander zu lieben", die ist die erste Funktion des Panzers der Liebe! Streit und Unfriede anstatt Liebe bringen uns von dem ab, was für uns wichtig ist: Der stete Blick auf unseren Herrn!

Und wie oft und heftig wird auch unter Gläubigen gestritten! Es ist manchmal schon erschreckend, wie Lehrmeinungen trennen können, ja zur jahrelanger oder gar lebenslanger Ächtung führen können. Doch Johannes spricht uns betreffs der Liebe nicht nur zu, er spricht von einer "Schuldigkeit", die wir darin haben, und das es etwas mehr als ein Zuspruch! Lassen wir sie also in uns erblühen, diese in uns ausgegossene Liebe Gottes, lieben wir einander, auch wenn es uns schwerfällt. Der Duft der Liebe, der so zu Gott emporsteigt, wird Sein Herz zutiefst erfreuen!

"Den Panzer der Liebe anziehen" bedeutet aber noch etwas Weiteres, was in ganz besonderer Weise mit der Wiederkunft Christi zu tun hat: "Sein Erscheinen lieb zu haben!" Wenn wir schon angehalten sind unter uns die Liebe zu praktizieren, wieviel mehr soll sie unserem Herrn und Haupt gelten, der in Bereitschaft steht, uns zu Sich zu holen.

Wenn ein Mensch sein Leben einsetzt, um einen anderen Menschen aus Todesgefahr zu retten, wird der Gerettete zeitlebens dankbar sein, ja mit einem liebevollen Andenken an seinen Retter erfüllt sein. Nun hat Sich Christus Jesus, unser Herr und Haupt, für unsere Rettung von Sünde und Verlorenheit eingesetzt, und Sein Leben dahingegeben - aus Liebe zu uns. Und Got that Sich den Sohn vom Herzen reißen lassen - aus Liebe zu uns! Und diese Liebe gilt nicht nur einem oder ein paar Menschen, sondern der gesamten Schöpfung!

Sollte eine so unermesslich große Liebe nicht täglich unser Herz bewegen? Sollte sie nicht die Sehnsucht wecken, immer mit Ihm vereint zu sein? Sollte sie nicht ständig Ausschau nach Seiner Wiederkunft halten ? Leider wird im Lauf der Jahre auch bei Gläubigen viel. zur Gewohnheit. Das Gebet hat feste Zeiten, das Bibellesen hat feste Zeiten, alles ist in ein Schema gepresst. Doch denken wir auch noch außerhalb dieser Normzeiten an Ihn? Gehen wir auch zu ungewöhnlichen Zeiten und an ungewöhnlichen Orten auf die Knie, wenn wir uns gedanklich mit Ihm beschäftigen? In Joh 14:21 lesen wir die Worte Jesu: "Wer Mich aber liebt, wird von Meinem Vater geliebt werden; auch Ich werde ihn lieben und Mich ihm offenbaren".

Es gibt eine menschlich verständliche unechte Sehnsucht nah Ihm, wo nicht unbedingt die Liebe die Triebfeder ist; wir denken an schwere Krankheiten, Altersgebrechen usw. ! Das soll auch nicht bemängelt werden, doch die Sehnsucht, von der 2Tim 4:8b bekundet, ist Sehnsucht aus Liebe zu Ihm und zu Seinem Erscheinen.

Wir kommen zum letzten Teil, dem Helm der Erwartung unserer Rettung. Während Epheser Kap. 6 sich mit unserer überhimmlischen Stellung beschäftigt, ist das Hauptthema in diesem Epheserbrief die Wiederkunft Christi und unsere Vereinigung in der Luft mit Ihm. In beiden Briefen ist von einem Helm die Rede und beide Helme haben auch gemeinsam, dass sie den Denksinn der Gläubigen vor störendenden und bedrückenden Gedanken bewahren. Und was überflutet uns doch heute alles in jeder Richtung!

Aber neben dieser wichtigen Gemeinsamkeit beider Helme gibt es auch Abweichungen, wobei den größten Unterschied die Aussage darstellt, dass wir den Helm im Epheserbrief empfangen, im Thessalonicherbrief hingegen selber anziehen sollen. Anders ausgedrückt bedeutet dies: Auf den Helm im Epheserbrief müssen wir warten, bis wir ihn vom Herrn empfangen; bei dem Helm unseres Leitverses müssen wir aktiv sein, mit dem Herrn zusammenwirken, wenn wir uns die Wahrheit in 1Thes 4:12 bis 1Thes 5:10 zueigen machen wollen, und was ist dies doch für eine herrliche Wahrheit!

Wir merken, dass dieser Helm eng mit dem in Zusammenhang steht, was wir gestern in Bezug auf "Sein Erscheinen lieb haben" ausgesagt haben. Was können wir größeres aufsetzten als die Liebe zu Seinem Erscheinen? Zumal Sein Erscheinen ja auch noch unsere Rettung aus dem Kommen des Zornes beinhaltete. Über das uns übersetzte Wort "Entrückung" (harpazo) finden wir in der Stichwortkonkordanz unserer Konkordanten Wiedergabe auf Seite 419 noch die weiteren Bezeichnungen: "Rauben, Reißen, Entführen". Wir werden also aus des Zornes Kommen nicht nur geborgen, sondern förmlich gerissen, geraubt oder entführt. Unsere Entrückung gewinnt unter diesem Aspekt eine ganz neue Dimension!

Seit der Zeit Pauli haben die Gläubigen gewartet und haben immer wieder vermeintliche Zeichen einer nahen Wiederkunft Christi zu erkennen geglaubt. Doch noch nie waren die An- und Vorzeichen so massiv und bedrückend wie heute. Vor unseren Augen vollzieht sich eine weltweite Globalisierung, verbunden mit einer totalen Absage an den Gott der Bibel. Parallel dazu wird unsere Erde in einem Maß zerstört und ausgebeutete, dass ihr selbst ungläubige Wissenschaftler nur noch wenige Jahrzehnte Zeit geben. Wir könnten jetzt in dieser Richtung fortfahren, doch das können wir den täglichen Nachrichten in Presse und Fernsehen überlassen, sie sprechen für sich!

Für uns ist interessant und wichtig: Wir erkennen am Horizont dunkel aufsteigende und Angst einflößende Wolken, die ohne Zweifel auch uns zu bedrücken versuchen. Unser Helm, welcher die E rwartung unserer Rettung ist, gewinnt also an Bedeutung und Wichtigkeit!

Es ist schon richtig, wenn wir die gestern für "Entrückung" genannten Worte wir "rauben, reißen, entführen" uns innerlich zu schaffen machen, sie klingen ja auch negativ. Doch das Bedrückende hat den Vorteil, dass es uns nach Hilfe ausschauen lässt, wir suchen nach einem schützenden Helm. Es ist hier unsere Aufgabe den positiven Sinn zu erkennen und herauszuholen. Und in diesem positiven Sinn wäre die Entrückung ein Ereignis, welches die Körpergemeinde in großer Eile, ja "in atomos" , aus einer drohenden Gefahr reißt oder entführt.

Der Glaube an die Wiederkunft Christi, der feste und unerschütterliche Glaube an diese Rettung aus dem aufziehenden Zorn Gottes ist unser Helm, den wir täglich aufgreifen und aufsetzen dürfen, der uns vor jeglicher Zukunftsangst schützt, der uns täglich unsere Rettung versichert - was für ein Trost in unserer schlimmen Zeit!

1Thes 5:9

"denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Aneignung der Rettung durch unseren Herrn Jesus Christus,"

Zum zweiten Mal führt dieser Brief den "Zorn" an, das erste Vorkommen lasen wir in 1Thes 1:10: "... Jesus, der uns aus des Zornes Kommen birgt." Zusammen mit der Aussage in Röm 5:9 "Wieviel mehr folglich werden wir, nun in Seinem Blut gerechtfertigt, durch Ihn vor dem Zorn gerettet werden" ergibt sich eine für uns eindeutige Lage. Der Zorn Gottes, der in vielfältger Weise durch die Propheten des AT angekündigt wurde und von dem Johannes ausführlich in der Enthüllung Jesu Christi (Offenbarung) spricht, trifft uns nicht mehr.

Dass uns der Zorn nicht mehr trifft, ist die eine für uns beglückende Tatsache; doch es gibt noch die andere Seite, die wir die letzten Tage behandelt haben: Wir werden aus des Zornes Kommen geborgen, d.h. dass wir das Kommen des Zornes noch sehen werden und dann aus (nicht "vor") diesem Kommen geborgen werden. Es wird also für uns mit Sicherheit eine beängstigende Situation geben!

Bestärkt wird unsere Aussage noch damit, dass wir "geborgen" werden, und auch da finden wir in unserer Stichwortkonkordanz (Seite 390) hinter "bergen" (rhuomai) den Zusatz: "aus einer Gefahr fortziehen". Es wäre gemäß diesen klaren Aussagen des Wortes Gottes unverantwortlich, uns in einer falchen Sicherheit zu wiegen, also ob wir überhaupt nichts mit diesem Zorn zu tun hätten. Wir werden Sein Kommen erleben und wir werden auch Angst bekommen! Doch noch bevor der Zorn anbricht, werden wi aus dem Kommen des Zornes, das mit Sicherheit auch schon furchtbar beängstigend sein wird, gerissen, geraubt, aus einer Gefahr fortgezogen!

Wenn wir uns über das oben Gesagte im Klaren sind, wenn wir uns nicht einer Illusion hingeben, überhaupt nichts vom Kommen des Zornes mitzubekommen, dann werden uns in der Tat die Worte am Abschluss von 1Thes 4 immer wichtiger: "Daher sprecht einander zu mit diesen Worten!"

Wenn wir so intensiv vom Zorn Gottes reden, ist es wichtig, dass wir bei diesem auch die Wortteilung gemäß 2Tim 2:15 erwähnen und be achten - auch beim Zorn müssen wir das Wort richtig schneiden. Und Wahrheit ist, dass wir heute noch in der Verwaltung der Gnade leben, welche die Ausreifung der Körperglieder und die Sammlung hin. zum Herrn zum Inhalt hat. Diese Verwaltung der Gnade findet ihren Abschluss mit der Entrückung.

Anschließend folgt eine neue Verwaltung, die des Zornes. In dieser Verwaltung rechnet Gott mit Israel und den anderen Völkern mit furchtbaren Gerichten ab, wie sie uns Johannes in der Offenbarung schildert. Auch Paulus nimmt in Röm 1:18 Bezug auf diesen Zorn. Es ist also wichtig, einen klaren Schnitt zwischen der Verwaltung der Gnade und jener des Zorns zu machen, denn "Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt!"

Wir haben die letzten Tage auch Dinge angesprochen, die Angst einflößen können - und dies mit Absicht. Wir heute noch lebenden Gläubigen können nach Einschätzung der Weltlage durchaus jene sein, welche diese letzten Tage noch erleben und durchleben müssen.welche aber auch die Chance haben, nichtmehr in den Tod gehen zu müssen, sondern vielmehr mit umgewandelten Körper dem Herrn in der Luft zu begegnen. Es muss also in dieser letzten Zeit auch Aufklärung und Hinweise auf gefährliche Tage geben. In 2Tim 3:1 lesen wir: "Dies aber sei dir bekannt, dass in den letzten Tagen eine gefährliche Frist gegenwärtig sein wird..." Paulus beschreibt die Fortsetzung sehr detaillierter Kennzeichen und Merkmale dieser gefährlichen Frist und wir werden alle feststellen müssen, dass sämtliche Aussagen heute zu 100% zutreffen. Das darf uns freudig stimmen, aber auch äußerst aufmerksam sein lassen, denn wir stehen in dieser letzten schweren Zeit drin. Zwei Ereignisse stehen kurz vor uns: Dunkle aufsteigende Wolken des Zorns am Horizont, aber auch die unermessliche Liebe Christi zu Seinen Erstlingen, die Er auf einzigartige Weise zu Sich holen wird!

Wir haben schon dargelegt, dass in dem für "Entrückung" stehenden Urtextwort "harpazo" auch Worte wie "rauben, reißen, entführen" enthalten sind. Unser heutiges Leitwort redet von "Rettung" durch unseren Herrn Jesus Christus, wobei "Rettung" ja in der Regel auch etwas mit "Gefahr" zu tun hat. Es besteht also gar kein Zweifel mehr, dass wir, die das Ende der Verwaltung der Gnade eventuell noch erleben können, tatsächlich die "gefährliche Frist" hautnah erleben könnten, dass wir aber aus den damit verbundenen Gefahren gerettet, ja vielleicht sogar gerissen bzw. geraubt werden.

Solche Aussagen werden selten gemacht, weil sie angsteinflößend sind, und im Grunde will jeder Diener am Wort Gottes ja das Gegenteil. Und doch haben wir diese Aussagen in Gottes Wort und sollten sie entsprechend ernst nehmen. Die Angst wäre nämlich viel größer, wenn uns die Zeichen des Endes dieser Verwaltung unverhofft und unbelehrt erreichen! Dann wären wir tatsächlich "Schlummernde" von denen in Vers 6- 7 die Rede war und zu denen wir nicht zählen möchten!

Die Drangsale und Verfolgungen, welche die Thessalonicher durchstehen mussten, waren derart, dass sie sie für Leiden der Endzeit hielten; und so erging und ergeht es vielen Gläubigen bis heute. Aber wie schwer auch alle Bedrückung sein mag, es ist noch kein Zeichen des Zornes Gottes, im Gegenteil, es dienst uns zur Zubereitung auf das Kommende! Und wenn wir glauben können, was Paulus und seine Mitarbeiter den Thessalonichern schreiben, dann werden wir uns ganz selbstverständlich vermehrt auf das besinnen, was droben ist, denn dorthin werden wir ja entrückt, dort ist unsere wahre Heimat und - dort ist unser Herr, zur Rechten Gottes sitzend.

Den Thessalonichern wurde lediglich die allgemeine Richtung angezeigt, wir jedoch haben auch die Gefängnisbriefe des Paulus, die uns letzte Wahrheiten über das "droben" enthüllen; nützen wir die uns noch verbleibende Zeit!

1Thes 5:10

"der für uns starb, damit wir, ob wir wachen oder schlummern, zugleich mit Ihm leben."

Wir haben die "Rettung" gestern bewusst dem Umfeld der Entrückung angepasst, doch hat dieses Wort für uns natürlich noch eine weit tiefere Bedeutung, unser heutiger Leitvers weist uns darauf hin: "der für uns starb"! Doch zum "Sterben" gehört auch, dass Er begraben wurde und am dritten Tag auferstand! Und wer dies glaubt, dem dient diese Botschaft zur Rettung, so lehrt es uns 1Kor 15:1-2 und Röm 1:16. Doch was bedeutet diese Rettung im Gegensatz zu jener Rettung aus dem Zorn? Im Folgenden wollen wir einige grundsätzliche Elemente, was Rettung bedeutet, anklingen lassen und uns daran erfreuen:

Der gefallene Mensch muss von seiner Ungerechtigkeit, die ihm ja den Zorn Gottes zugezogen hat, befreit, bzw. gerettet werden. Röm 3:24 sagt hierzu: "Umsonst gerechtfertigt in. Seiner Gnade durch die Freilösung die in Christus Jesus ist (den Gott Sich als Sühnedecke vorsetzte, durch den Glauben an Sein Blut...". Ja, Er starb für uns, und durch Sein Blut sind wir Freigelöste, haben die Vergebung all unserer Kränkungen Gott gegenüber erlangt - welch Gefühl darf diese Aussage in uns hervorrufen, vor Gott gerechtfertigt. zu sein!

Weil der Mensch in Feindschaft und Entfremdung Gott gegenüber lebt, umfasst die Rettung auch die Versöhnung mit Gott. In 2Kor 5:18-21 lesen wir: "Das alles aber ist aus Gott, der uns durch Christus mit Sich Selbst versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat. Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt."

Bedenken wir die Ungeheuerlichkeit, liebe Geschwister, die in obigen Aussagen liegt: In der Rettung rechtfertigt Gott nicht nur den Sünder, Er söhnt sich auch mit ihm aus und beseitigt damit aller Feindschaft, damit eine innige Gemeinschaft und durch Christus Jesus mit Ihm bestehen kann!

Noch einige weitere Punkte schließt unsere Rettung mit ein, die wir zumindest kurz erwähnen möchten. Diejenigen, die Gott rechtfertigt und mit Sich versöhnt sind von der Herrschaft der Sünde befreit, sie sind von der Herrschaft der Sünde befreit, sie sind mit Christus gestorben, begraben und auferweckt worden, und dürfen gemäß Röm 6:4 "in Neuheit des Lebens wandeln". Der Einfluss, welcher diese Wahrheit auf uns hat, ist jene Gotteskraft zur Rettung für jeden Glaubenden (Röm 1:16). Hier ist wieder unser Wandel angesprochen, er darf fortan, als Frucht unseres Glaubens, unsere Glieder zur Heiligung bereitstellen (siehe Röm 6:19).

Zuletzt wollen wir noch einen Punkt erwähnen, der uns beglücken darf: Wir werden in der Zukunft dem auferstandenen und verherrlichten Sohn Gotte gleichgestaltet werden, und dies hat unter anderen köstlichen Dingen zur Folge, dass wir auch verherrlicht werden. "den die Er (Gott) zuvor erkannte, die hat Er auch vorherbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden" (Röm 8:29), und in Vers 30 lesen wir weiter: "... Die Er aber vorherbestimmt, diese beruft Er auch und die Er beruft, diese rechtfertigt er auch; die Er aber rechtfertigt, diese verherrlicht Er auch."

Es gehört zu den wohl schönsten Aussichten, die wir haben, dass wir dem Bilde unseres Hauptes gleichgestaltet werden, d.h., wir, die Körpergemeinde, ist die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt (siehe hierzu Eph 3:19 und Eph 1:23). Das mag sich im ersten Moment verwirrend anhören, doch je länger wir diese Worte im Herzen bewegen, je köstlicher werden sie.

Wir haben jetzt ein wenig hineingeschaut, was Rettung unter vielem anderen für uns bedeutet, angefangen damit, dass Er für uns starb - danken wir Ihm, unserem Gott und Vater, für alles und in allem!

Mit unserem Leitvers wird ein vorläufiger Strich unter das Thema Entrückung gezogen, der Hauptinhalt dieses Verses lautet noch einmal: Keiner der Körperglieder bleibt zurück.,

Es hat Gott gefallen, uns, die Er vorherbestimmt und berufen hat, auf einen Boden zustellen, wo nichts weiter als "Gnade" in Betracht kommt. Wo bleibt da der menschliche Ruhm? Er ist ausgeschlossen! Leider ging das Bewusstsein um diese "Gnade" in der kirchlichen Hierarchie unter, das eigene Tun trat hervor. Hier ist wohl die Wurzel zu suchen, warum es so viele Sekten gibt. Alle behauten, auf der Grundlage der Bibel zu stehen, leider aber meist nur auf jenen Teilen, die an die Beschneidung gerichtet sind, also an Israel. Dabei wurde übergangen was uns, die Körpergemeinde angeht!

Heute ist diese Wahrheit wieder in den Mittelpunkt gerückt! Mit tiefem Frieden im Herzen dürfen wir glauben, dass unseres Zugehörigkeit zur Körpergemeinde und unsere kommende Entrückung dem Herrn entgegen in die Luft nicht von. unserem Verhalten abhängt, sondern einzig und allein von Seiner Gnade! Die, welche starben, kommen nicht später d ran, die, welche schlummern, bleiben nicht zurück; alle werden wir zu selben Zeit leben, wenn. Seine Stimme die einen erweckt, die anderen verwandelt und dann alle zu Sich empor ruft, so wie wir es gelesen haben. Wir mögen also wachen oder schlummern, wir mögen gestorben oder noch lebend sein, alle werden wir entrückt werden, nichts kann uns von jenem herrlichen Ereignis ausschließen, weil alles "Gnade" ist! Wir werden zugleich mit Ihm leben! Es gibt keine Teilung der Gemeinde in bessere und schlechtere Glieder, in früher in die Herrlichkeit eingehende oder gar in zurückbleibende, weil die Verdienste nicht ausreichen... die Gnade gibt uns eine Stellung, dass auch der Geringste unter uns dabei sein wird!

Was für ein Trost und was für eine Stärkung darf uns dieses Wissen sein!"

1Thes 5:11

"Darum sprecht einander zu, und einer baue den anderen auf, so wie ihr es auch tut."

Zuspruch in Form von Trost war am Abschluss von 1Thes 4 dieses Briefes nötig, dort beunruhigte ja die Thessalonicher, was mit den bereits Verstorbenen geschehen sei. Hier, in unserem Leitvers, werden die Gemeindeglieder wieder zum gegenseitigen Zuspruch aufgefordert: Keiner wird aufgrund seines. Wandels ("ob wir wachen oder schlummern") zurückbleiben, wie wir ja gestern schon betont haben.

Auch wenn sich mancher von uns über seinen W andel Gedanken macht, wenn er darüber unruhig werden mag, wiederholen wir uns hier gerne und sprechen zu: Jedes Glied am Körper des. Christus wird leben wenn Er kommt, ob er wach ist oder schlummert. Die Gnade sichert uns dieses Leben mit Ihm, unsere Verdienste bzw. unser Wandel sind hier nicht entscheidend!

Aus Erfahrung wissen wir, wie gerade bei älteren Menschen der Rückblick auf das Leben Ängste aufkommen lässt. Man sieht seine vielen Fehler und sein sündhaftes Verhalten, man sieht den mangelhaften. Wandel - und genau auf diesen Punkt schießt der Widerwirker seine feurigen Pfeile ab. Zweifel werden gesät, man fühlt sich unwürdig und zuletzt kommt dann tatsächlich auch die Frage hoch: Bin ich überhaupt noch dabei, wenn der Herr kommt!

Ja, wir brauchen alle den Zuspruch. und wir brauchen ihn immer wieder. Und wie aufbauend ist es, wenn wir uns immer wieder daran erinnern lassen dürfen, dass unser Herr nicht nur für einen Teil unserer Schuld starb, sondern für alles! Sein Blut floss für all unsere Sünde, es gibt nichts, was nicht weggewaschen wird. In Seinem Blut haben wir völlige Freilösung, wie es uns Eph 1:7 versichert. Bedenken wir, wenn Zweifel an uns nagen, dass und der Vater nur noch im Sohn sieht, dass unsere alte Menschheit am Kreuz mit gestorben ist. Wir werden also alle mit dabei sein, wenn Er kommt, bauen wir uns mit diesem Zuspruch so oft wie möglich auf, so wie es unsere Geschwister in Thessalonich offensichtlich auch taten!

Verschiedene Ermahnungen

1Thes 5:12

"Wir ersuchen euch aber Brüder, auf die zu merken, die sich unter euch mühen, euch vorstehen und euch ermahnen,"

Dass wir im Blut Christi völlig Freigelöste sind, dass wir in Seinem Blut Gerechtfertigte sind und durch Ihn vor dem Zorn gerettet werden, dass wir Ihm in der Luft begegnen und mit Ihm in die Herrlichkeit eingehen dürfen, dies und vieles mehr ist unser herrlicher Stand in Christus, den uns niemand rauben kann und den selbst der Schlechteste unter uns sein eigen wissen darf - die überströmende Gnade bewirkt es!

Unser "Stand in Christus" ist die eine Seite, hier können wir nichts aus uns dazutun, alles ist aus Gott! Doch es gibt noch die die andere Seite, wo wir sehr wohl tätig werden können - unseren Wandel. Unser herrlicher Stand in Christus soll nicht in uns ruhen und uns zufrieden stellen, vielmehr soll die Freude darüber etwas in uns entfalten, was Gottes Wort mit "Wandel" bezeichnet. In Eph 4:1 schreibt Paulus: "Ich spreche euch nun zu - ich, der Gebundene im Herrn, würdig der Berufung zu wandeln, zu der ihr berufen wurdet..."

In der jungen Gemeinde in Thessalonich wird uns, wenn wir auf die bereits behandelten Verse zurückschauen, gezeigt, wie solche ein Wandel vonstatten geht. Auch jetzt wieder, nachdem den Thessalonichern die Wiederkunft des Herrn in gewaltigen Worten kundgetan wurde, steht die Gemeinde nicht in Wonne und Halleluja-Rufen vor uns, bei der jetzt alles von selbst geht, sondern wir sehen eine Gemeinde mit Schwierigkeiten, Spannungen, Problemen und vielem mehr. Paulus und seine Mitarbeiter müssen wieder massiv ermahnen und zusprechen.

Es fällt in diesem Brief ganz besonders das Wechselspiel zwischen Zuspruch und Ermahnung auf. Herrlichste Wahrheiten sind zwischen Aufforderungen zu einem entsprechenden Wandel eingebettet. Das bedeutet auch für uns.: Wir dürfen uns nie auf dem ausruhen, was wir in Gnade erhalten haben, es soll immer ein Echo geben, welches in unserem Wandel erklingen darf!

Das Neue Testament kennt nur aktive Gemeindeglieder, dieses Bild hat sich aber im Verlauf der Kirchengeschichte verschoben. Wir sehen heute, im modernen Gemeindebild, mehr eine passive Masse, um welche einzelne "Amtsträger" bemüht sind - ein völlig unbiblisches Bild, welches dem Wesen einer Gemeinde widerspricht. Schauen wir doch die junge Thessalonichergemeinde an: "Sprecht einander zu", "ihr seid alle Söhne des Lichts und Söhne des Tages", "einer baue den anderen auf" ... wir sehen, dass Trösten, Mahnen, Zusprechen, Aufbauen usw. ist ganz klar eine Sache, zu der nicht nur Pastoren verpflichtet sind oder gar allein berechtigt wären, alle sind aufgerufen, alle sollen aktiv sein.

Allerdings gibt es in der Gemeinde auch keine Gleichheit! Vielmehr sehen wir in dieser vorbildlichen Gemeinde in Thessalonich solche, die sich "unter euch mühen". Freiwillige Dienste aller sind zwar eine schöne und lobenswerte sache, doch auf Dauer kann eine Gemeinde nicht von der Freiwilligkeit leben, es bedarf einer festen Ordnung, wo bestimmte Dienste dauerhaft übernommen werden.

Leide, und dies muss traurig festgestellt werden, wurden und werden immer noch solche Dienste nur zu schnell zum Selbstzweck ausgeübt, der zur Überheblichkeit führt; als krasseste Beispiel stehen dafür die "Päpste" der katholischen Kirche. Doch der Selbstzweck, z.B. die Ehrsucht, eher vorne an einem Rednerpult zu stehen, als in den hinteren Reihen zu dienen, sei es eine große oder kleine Gemeinschaft, ist bis heute überall zu finden.

Trotzdem geht es, auch mit negativen Erscheinungen, in einer Gemeinde ohne diese dauerhaften Dienste nicht. Es muss Geschwister geben, die sich regelmäßig mühen, die immer für die Gemeindeglieder erreichbar sind - dies gehört auch zu einem würdigen Wandel!

Zwei Dienste werden in unserem Leitvers hervorgehoben: Das "Vorstehen" und das "Ermahnen". Es gab also bereits in Thessalonich leitende Brüder, wie sollte eine Gemeinde auch ohne "Leitung" auskommen! Es ist aber bezeichnend, dass das Wort "vorstehen" im neutestamentlichen Sprachgebrauch nicht den "amtlichen" und erst recht nicht den "regierenden" Klang hat, den wir darin vernehmen könnten! In 1Tim 3:5 wird uns anschaulich gezeigt, was "vorstehen" beinhaltet. "Wenn aber jemand dem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er dann die herausgerufene Gemeinde Gottes versorgen?" "Vorstehen" bedeutet also nicht regieren, sondern "versorgen", und die uneigennützig im Dienst für den Herrn!

Die Leitung einer Gemeinde ist ein "Versorgen", und dies in jenen Dingen, die sie benötigt um zu wachsen. Dazu gehört neben vielen alltäglichen Äußerlichkeiten natürlich auch die geistliche Versorgung, und dazu sind erfahrende und gereifte Brüder notwendig!

Trotz des geistlichen Standes in Christus und trotz den Mühens zu einem würdigen Wandel bringen die Gemeindeglieder immer noch ihre fleischliche Gesinnung in die Gemeinde mit. Dies wirkt sich dann so aus, dass sich den leitenden Brüder gegenüber Neid regt: Warum steht der oder die immer da vorne, "ich" könnte es doch ebenso gut (wobei die Mühe, die ein solcher Dienst kostet, leicht übersehen wird)! Und sich auch noch ermahnen lassen, ja das regt sich unsere alte Menschheit mächtig: Was hat der mir zu sagen, der soll erst selber einmal...!

Paulus, Silvanus und Timotheus müssen hier wohl zu Recht mahnen, denn das "auf die zu. merken, die sich unter euch mühen" ist das Gegenteil von "Gleichgültigkeit", von nur "auf das Eigene sehen", von "Egoismus"! Haben wir hier auch noch Mängel?

1Thes 5:13

"und über alle Maßen in Liebe zu achten, um ihres Werkes willen. Haltet Frieden untereinander!"

Die Mahnung der drei Brüder an die Thessalonicher, auf die zu merken, die sich mühen, war sicherlich berechtigt. Es ist ja auch uns nicht unbekannt, wie schnell sich Gleichgültigkeit breitmacht, welche die Arbeit des anderen überhaupt nicht sieht, bzw. wie schnell wir bereit sind, unsere Leistung recht groß, die Mühen des anderen unbedeutend zu finden. Die Mahnung gilt allen Gläubigen gleichermaßen: "Merkt auf die, die sich unter euch mühen!"

Aber es geht noch einen Schritt weiter: Sie über alle Maßen in Liebe zu achten!" Die sich mühenden und leitenden Brüder in Thessalonich waren keine Amtsträger mit festgelegten Rechten und Pflichten, wie wir sie heute kennen, vielmehr war alles noch völlig unbürokratisch, ganz lebendig und brüderlich. Um diesen Status aufrecht zu erhalten, bedurfte es eben immer wieder des Ermahnens, die sich Mühenden um ihres Werkes willen in Liebe zu achten, kommt ihr Mühen doch allen zugute!

Wie hat sich im Hinblick auf damals und heute doch so vieles verändert! Nicht selten finden wir am selben Ort viele kleine Gemeinden (Gemeinschaften), die gegeneinander konkurieren, sich gegenseitig Gläuibige abwerben. Die dienenden Brüder werden von weit her eingeladen, möglichst noch mit akademischen Titeln geschmückt... ja, es fällt oft sehr schwer, hier "in Liebe zu achten!" Damit möchten wir den Dienst der reisenden Brüder nicht abwerten, schließlich war Paulus auch ein von Ort zu Ort Reisender, allerdings mit einem klaren Auftrag seines Herrn!

Es passt heute ein Wort aus Röm 12:4-8. Paulus zeigt die wunderbare Verbindung aller Gläubigen in einem Körper auf, er zeigt die verschiedenen Gnadengaben, die jeder bekommen hat und sie entsprechend einsetzen soll, und das Schöne ist, dass gemäß den obigen Versen nicht nur Hochbegabte dienen können, sondern auch ganz schlichte und einfache Gläubige! Versuchen wir, jedem sich Mühenden in der Liebe Christi Jesu zu achten, wissend, dass wir alle "Geliebte" sind!

Der zweite Satz unseres Leitverses ruft zum Frieden auf. In der Lutherübersetzung heißt es: "Seid friedsam mit ihnen", was aber nicht den Kern trifft, weil dieser Friede dann nur zu den "dienenden Brüdern" aufrufen würde. Unser Leitvers ruft aber generell zum Frieden untereinander auf, alle sind hier eingeschlossen. F.H. Baader übersetzt so: "und friedet inmitten von euch".

Es war damals in Thessalonich so und ist es heute n icht anders, dass sehr schnell und leider oft viel. zu oft Unfrieden untereinander herrscht. Die Ursachen sind vielfältig. Eine Hauptursache dürfte aber die Tatsache sein, dass die einzelnen Herausgerufenen eine sehr bunte schar mit sehr unterschiedlichen Merkmalen und. Charakteren sind. Aber die Auswahl Gottes schafft eben keine erlesene Gesellschaft mit feinsten Sitten, sondern Menschen aus allen Schichten, wobei das Törichte und Schwache der Welt, das Niedriggeborene und von der Welt Verschmähte überwiegt (siehe 1Kor 1:26 ff) Menschlich gesehen ist hier der Unfriede vorprogrammiert, doch gerad ehier gibt uns Gott ein treffliches Übungsfeld!

Frieden zu halten mit einem Bruder, der diese oder jene Stelle in Gottes Wort anders sieht als ich, Frieden zu halten mit Geschwister, die mehr Aufmerksamkeit erhalten als ich, Frieden zu halten zu Geschwistern, die den Zaun der Gemeinde durchbrechen und auch andere Gemeinschaften aufsuchen ... sind uns die Fälle nicht wohlbekannt? Selbst unter Geschwistern mit höchster Erkenntnis?

"Frieden" fängt bei uns selbst an, in unseren Herzen! Wer selbst unzufrieden ist, wer immer mehr möchte, hat in sich selbst keinen Frieden und wird ihn auch zu anderen nicht halten können. Lesen wir Phil 4:4-7! Die Verse setzten Freude, Lindigkeit, keine menschlichen Sorgen, dafür Bitten, Gebet und Flehen mit Danksagung voraus; und dann, erst dann wird der wunderbare Friede Gottes unsere Herzen und Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren. Und mit diesem eigenen Frieden im Herzen können wir auch den anderen friedvoll begegnen.

1Thes 5:14

"Wir sprechen euch aber zu, Brüder: Ermahnt die Unordentlichen! Tröstet die Kleinmütigen! Steht ein für die Schwachen! Seid mit allen geduldig!"

Wenn wir gestern von der großen Vielfalt und Buntheit der einzelnen Glieder der Körpergemeinde Christi Jesu sprachen, dann darf es uns nicht erstaunen, dass unser Leitvers ganz offensichtlich von "Unordentlichen" spricht. Wenn wir dem Sinn dieses Wortes nachdenken, können wir auch sagen: "Die Ordnung verlassen bzw. seinen Platz in der Ordnung verlassen, sich davor drücken, sich seiner Pflicht entziehen". Eine Teilantwort könnte uns vorab schon 2Thes 3:7-8 geben, wo Paulus und seine zwei Mitbrüder schreiben, was sie unter "unordentlich verstehen: Schmarotzer, die auf Kosten anderer leben, die nicht arbeiten wollen und lieber anderen beschwerlich werden!

Eine so junge Gemeinde wie die in Thessalonich war auf die Mitarbeit aller angewiesen. Unser Leitvers spricht daher sicherlich nicht n ur eine allgemeine "Unordentlichkeit" an, sondern ein "Weichen aus der Ordnung der Gemeinde", oder speziell ein "Versäumen seiner Verpflichtung", nämlich die eigenen Angelegenheiten mit den eigenen Händen zu besorgen, d.h. zu arbeiten! Wer damals glaubte, sich vor der Arbeit drücken zu können und damit anderen zur Beschwernis wurde, konnte notfalls auch abseits gestellt werden. In 2Thes 3:6 weist Paulus dies an! Aber eben weil diese Unordentlichen auch Brüder in Christus waren, hatten sie einen Anspruch auf Zurechtweisung bzw. auf Ermahnung. Sie einfach gehen zu lassen wäre nicht "in der Liebe" gewesen!

"Ermahnung" in dieser Richtung erfordert heute Zivilcourage, weil sie häufig mit "Lieblosigkeit" verwechselt wird, und weil die Wahrheit oft nicht schmeckt! Konfrontieren sie einmal einen Missionar (der biblisch gesehen gar keinen göttlichen Auftrag hat, sondern diesen dem Volk Israel vorweg genommen hat), der ständig um Spenden wirbt, der von diesen Spenden lebt und kostaufwendig in der Welt umherreist, mit der Einstellung des Apostels Paulus und seiner Ermahnungen - es wird nicht leicht sein! Dabei würde seine Kraft vielleicht viel dringender in der Heimatgemeinde benötigt. "Ermahnen" und "sich ermahnen lassen", beides will gelernt sein, über wir uns auch darin!

"Ermahnen" ist nicht jedermanns Sache, muss es im Grunde auch nicht sein, dafür kann aber jeder von uns auf seine Art Trost geben oder trösten, und dies ist ein ganz besonders wichtiger und einfühlsamer Dienst!

Dass es schon damals, in der jungen Gemeinde in Thessalonich "Kleinmütige" gab, und dies trotz der gewaltigen Enthüllungen, die der Apostel persönlich machen durfte, mag uns verwundern. Doch gehen wir dem Wort "Kleinmut" auch hier etwas intensiver nach, dann verstehen wir, dass es bis heute überall und in jeder Gemeinschaft "Kleinmütige" gibt. Unsere Stichwortkonkordanz fügt hinter dem Wort "kleinmütig" auf Seite 503 an: "wenig-beseelt" und F.H. Baader fügt als Anmerkung an: "nur kurz Belastbaren". Mit diesen zwei Zusätzen haben wir im Grund eine gute Erklärung, was "Kleinmut" ist (je besser wir das Wort verstehen, je besser können wir trösten!).

Die Seele ist der Sitz unserer Empfindungen, ein "wenig-Beseelter" empfindet also wenig, ist gewissermaßen "empfindungs- oder gefühlsarm"; er kann nur mit wenig belastet werden. Kennen wir solche Geschwister? Und wie verhalten wir uns ihnen gegenüber?

Mit Sicherheit sollten wir einen "Kleinmütigen nicht mit einen Schall von Worten, und seien sie noch so biblisch, trösten wollen - er wird dies eher unangenehm empfinden. Lassen wir doch mehr unser Herz in der Stille reden, lassen wir ihn spüren, dass wir ihn lieb haben, ihn so achten, wie er ist, ein liebevolles "Hand halten" ist nur zu oft mehr wert als viele Worte. Nehmen wir zwei Worte mit in den Tag: "... mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend" (Eph 4:2) und: Demnach wirken wir nun, wie wir Gelegenheit haben, für das Gute an allen, am meisten aber an den Gliedern der Familie des Glaubens" (Gal 6:10).

Wir erleben es in der Praxis und wir erfahren es aus der Gemeinde in Thessalonich, dass es mitten im Sonnenlicht des Evangeliums immer wieder Kleinmütige, Verzagte und Ängstliche gibt. Sie brauchen Zuspruch, nicht unsere Ungeduld oder gar Unverständnis, und erst recht nicht brauchen sie unsere Besserwisserei! Lassen wir uns nicht verdrießlich sein, wenn wir uns hier von gestern wiederholen. Bombardieren wir jene nicht mit frommen Bibelversen, zeigen wir vielmehr unser Mitleiden und Mitfühlen, und dies lieber in der Stille - es ist die Sprache der Herzen!

Und natürlich gab es in Thessalonich und gibt es bis heute unter uns "Schwache", die in mannigfacher Art und Weise auftreten können. Schwach an körperlicher oder seelischer Kraft, schwach an Glauben, an Begabungen, ja auch schwach in wirtschaftlicher Hinsicht. Wie immer diese Schwachheit auch sei, so lautet der Zuspruch an uns: "Steht ein für sie!"

Für viele sind die Schwachen eine Last, weil sie nur zu oft aufhalten, z.B. in Hauskreisen bei der Wortbetrachtung. Wie schnell kämen wir doch im Wort Gottes voran, wenn man für bestimmte Geschwister nicht alles zwei oder dreimal wiederholen müsste! Und ganz besonders spannend wird es, wenn wir es mit finanziell Schwachen zu tun haben. Es ist bedrückend, wenn am Sonntag die Glieder einer Gemeinde mit schweren Autos vorfahren, für eine verarmte Witwe in ihrer Mitte aber weder Zeit noch geldliche Mithilfe haben (ich, der Verfasser dieser Zeilen habe dies mit Schmerz mit ansehen müssen).

"Steht ein für die Schwachen" - dies hat Gott schon zu Hesekiel gesprochen: "Ich will das Verlorene wieder suchen, und das Verirrte Wiederbringen und das Verwundete verbinden und des Schwachen warten" (Hes 34:16), und diesen Grundzug der Liebe Gottes setzt Paulus fort: "In allem habe ich euch ein Beispiel gegeben, dass man sich so mühend der Schwachen annehmen muss, eingedenk der Worte des Herrn Jesus; denn Er hat Selbst gesagt: Glückseliger ist es, zu geben als zu nehmen" (Apg 20:35).

Es liegt uns bei unserem Leitwort auf dem Herzen, nicht nur jenen zuzusprechen, die Trösten und für andere einstehen sollen, sondern auch die Schwachen unter uns direkt anzusprechen und ihnen Trost zu geben.

Wieviel Gebete und Flehen sind schon z um Vater aufgestiegen, unserer eigenen Schwachheit aufzuhelfen, sie zu mildern oder gar wegzunehmen, weil wir furchtbar darunter leiden. Dies trifft besonders auf körperliche Gebrechen zu. Und wie oft haben wir nichts von Seiner Kraft verspürt und sind darüber noch elender geworden. Warum hilft Gott nicht? Warum gerade ich?

Gottes Wort zeigt uns einen Menschen, der fast über seine Maßen körperlich leiden musste, es ist Paulus. Neben den vielen Schmerzen, die ihm Menschen zugefügt haben, wollen wir ein Ereignis hervorheben, es wird uns in 2Kor 12:7-10 geschildert. Wir wissen nicht, was der Splitter im Fleisch des Apostels war, aber wir lesen, dass es ein Bote Satans war, der ihn schlug und wir dürfen sicher sein, dass seine Schläge nicht harmlos waren. Paulus, der ja viel Leiden. und Drangsal gewöhnt war, flehte zum Herrn, dass die Schläge aufhören mögen - es geschah nichts! Und wieder flehte Paulus, und wieder offensichtlich keine Antwort. Erst nach dem dritten Flehen antwortete Gott, allerdings nicht mit Wegnahme des Splitters, sondern mit einer auch für uns grundlegenden Aussage: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht."

Gottes Wege und Führungen haben immer ein "Ziel"!" Leiden in Form von Schwachheit kann dazu dienen, dass wir Seine Kraft zur Schau stellen, und zwar der sichtbaren sowie der unsichtbaren Welt. Es ist relativ leicht, Gott in guten Zeiten und bei bester Gesundheit zu verherrlichen; aber in körperlicher Schwachheit? Unter Schmerzen? Bei Verzagtlheit?

Wir sind mit unserem gestrigen Trostwort noch nicht zu Ende gekommen, es liegt janoch viel mehr in jener Antwort, die Gott Seinem Apostel in 2Kor 12:9 gegeben hat.

Es ist schon gewaltig, wenn wir unseren Gott und Vater in allen Arten unserer Schwachheit rühmen und verherrlichen können, aber Gott verfolgt ja mit unserer Schwachheit auch ein Ziel: "Seine Kraft wird in unserer Schwachheit vollkommen gemacht!"

Wenn wir wirklich erfassen können, dass unsere irdischen sechzig, siebzig oder achtzig Jahre nicht unser Hauptleben sind, sondern dass dieses eigentlich erst in der Herrlichkeit bei Ihm, unserem Herrn und Haupt, beginnt, dann sieht schon vieles anders aus! Auf Erden stehen wir in der göttlichen Schule, es ist die Zu- und Vorbereitung auf das Zukünftige. Und in der Zukunft, in den kommenden Äonen, sollen wir gemäß Eph 2:7 Schaugefäße Seiner Gnade sein. In unserer Schwachheit darf uns die Gnade Gottes aufleuchten, darf uns wichtig werden und soll uns über all unsere Schwachheit hinwegführen in die Zukunft, wo wir gerade diese Gnade, die uns überströmt, zur Schau stellen sollen.

Gott benutzt unsere Schwachheit, um Seine Kraft vollkommen zu machen. Es ist jene Kraft in uns, die nicht von körperlichem Wohlbefinden abhängig ist, sondern stärker als alles ist, was uns hemmt und belastet.

Paulus hat nach Gottes Antwort aufgehört, um Hilfe zu flehen; seine Worte verherrlichen den Vater: "Sehr gern werde ich daher eher die Schwachheit an mir rühmen, damit die Kraft des Christus über mir zelte. Darum ist mir wohl zumute selbst in Schwachheiten, unter Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, unter Druck um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll" (2Kor 12:9b-10).

Noch einen letzten Zuspruch geben die drei Brüder in diesem Vers: "Seid mit allen geduldig!"

Das Gegenteil ist Ungeduld, und diese finden wir überall, ob in gläubigen oder ungläubigen Kreisen. Es ist eine Veranlagung, die wir nicht mit dem bloßen Versuch des Unterdrückens bekämpfen können.

Wer in einer Gemeinde steht, der weiß, wieviel jeder dem anderen zu tragen gibt, und wie ungeduldig nur zu oft reagiert wird. Dabei regt sich unsere Ungeduld immer nur beim Gegenüber - bei uns selber kaum! Aber bedenken wir immer: Jeder von Gott berufene Gläubige ist ein von Gott Auserwählter, und dies mit allen Stärken und Schwächen. Und wenn Gott gerade diese Schwachen erwählt hat, warum sollte ich über seine Schwächen ungeduldig sein?

Mit wieviel Geduld und Liebe hat unser Herr auf Erden gerade jenen Jünger mitgetragen, der Ihn am Ende verraten hat. Obwohl Er von Anfang an wusste, welche schwere Aufgabe dem Judas zutgeteilt war, behielt Er dieses Wissen für Sich und schützte damit Judas vor dem sicher ungeduldigen Zorn. zumindest des Petrus. Und wie schnell sind wir dabei, wenn es darum geht, über die Schwächen anderer zu reden?

"Die Liebe ist geduldig", so lesen wir in 1Kor 13:4. Unser Herr trug den Judas mit Geduld, weil Er auch diesen Jünger liebte und immer lieben wird. Versuchen daher auch wir, die in unser Herz ausgegossene Liebe Gottes zu aktivieren, richten wir die Augen unseres Herzens auf unseren Herrn, befassen wir uns so oft wie möglich in Gedanken mit Ihm - und wir werden erleben, wie wir in Sein Bild umgestaltet werden, wie uns Seine Liebe erfüllt und wie wir mit seiner Liebe plötzlich geduldig sein können, wo wir sonst gemäß unserer Veranlagung ungeduldig geworden wären. Der Blick auf Ihn - welch eine Kraft liegt darin! -

1Thes 5:15

"Seht darauf, dass niemand einem anderen Übles mit Üblem vergelte, sondern jaget immer dem Guten nach, sowohl füreinander wie für alle!"

Wenn die Liebe geduldig ist, wenn der Blick auf unseren Herrn uns in wunderbarer Art und Weise umgestaltet, dann können wir damit auch unsere Lust nach Vergeltung bekämpfen; oder sind wir nicht vergeltungssüchtig?

Paulus und seine beiden Mitbrüder rechnen zumindest damit, dass in der Gemeinde in Thessalonich nicht nur Gedanken nach Vergeltung aufkommen. Der Brief fordert auf, dieses Übel des "Vergeltens" im Auge zu behalten. Und angesprochen sind hier nicht die Vorsteher der Gemeinde oder die dienenden Brüder, sondern jedes einzelne Gemeindeglied, also alle! Und wie oft meinen wir, wenn uns etwas Böses angetan wird, ein Recht auf Vergeltung zu haben? (Man kann sich doch nicht alles gefallen lassen, nicht wahr!) Dabei müssen es nicht immer gewichtige Dinge sein, die uns nach Vergeltung sinnen lassen; oft sind es nur Winzigkeiten.

Wir fingen unsere Auslegung oben mit "der Liebe" an, lasst uns noch einen Blick in 1Kor 13:4-7 werfen und lesen, was Liebe noch alles bewirkt: "Sie ist gütig, nicht eifersüchtig, nicht ruhmredig, nicht aufgeblasen, nicht unschicklich, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht aufstacheln, sie rechnet das Üble nicht an. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber mit der Wahrheit, alles gibt sie, alles glaubt sie, alles erwartet sie, alles erduldet sie". Dieser etwas gekürzte Text zeigt uns, dass die echte Liebe keinen Raum für Vergeltung lässt, vielmehr erduldet sie alles!

Schauen wir auf unseren Herrn am Kreuz: Neben seinen furchtbaren körperlichen Schmerzen durch das Hängen am Kreuz, neben seinen seelischen Qualen durch die Angriffe der Mächte der Finsternis, neben dem nicht fassbaren Berg an Sünden einer gesamten Menschheit, der au fIhn gelegt wurde, kamen noch der Spott und die Schmähungen des Volkes, das Ihn am Kreuz umstand. Doch wir vernehmen keine Vergeltung, vielmehr bedachte Er Sein Volk mit den ergreifenden Worten: Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lk 23:34).

Ein passionierter Jäger jagt in der Regel aus Leidenschaft, es ist ihm ein Hochgenuss, einem edlen Wild nachzustellen und dieses zu erlegen; seine ganzen Sinne, seine ganze Aufmerksamkeit, alles ist beim Jagen auf den Erfolg ausgerichtet. Paulus benutzt den Begriff "jaget nach,..," also nicht von ungefähr, er will uns damit anregen, die gleichen Eigenschaften aufzubringen, die ein echter Jäger bei der Jagd aufbringt. Nun gibt es aber ein weltliches Sprichwort: "Einen Hund kann man nicht zum Jagen tragen!" es besagt, wenn der Hund nicht von sich aus die Jagdleidenschaft in sich hat, kann man ihn nicht dazu abrichten - er ist ganz und gar unbrauchbar für die Jagd. Wir wollen uns hier natürlich mit keinem Hund vergleichen, wir wollen nur etwas übertragen, was auch uns nur zu oft fehlt: Die Leidenschaft dem Guten nachzujagen! Und wem diese fehlt, der kann sie sich auch nicht anerziehen, weil sich unser Fleisch, unseres alte Menschheit, nicht ändern lässt. So sagt uns z.B. Röm 7:18: Denn ich weiß, dess in mir (das heißt in meinem Fleisch) nichts Gutes wohnt; denn das wollen liegt neben mir, aber das Treffliche auszuführen gelingt mir nicht."

Da erzählt uns der Apostel Paulus ein Stück Kampf aus seinem Leben, einen offensichtlich ziemlich erfolglosen Kampf gegen sein Fleisch. Er wollte zwar das Gute tun, doch sein Fleisch versagte ihm den Erfolg, ja schlimmer noch: "Denn nicht das Gute, das ich will, tue ich, sondern das Üble, das ich nicht will, dies setze ich in die Tat um" (Röm 7:19). Können wir diesen Wortlaut nicht auch voll auf uns münzen, liebe Geschwister?

Unser Kampf mit unserem alten Menschen, also mit dem Fleisch, dem Guten nachzujagen, wird fehlschlagen, schon aus dem Grund, weil dem Fleisch jegliche Leidenschaft zum Guten fehlt, im Gegenteil: Nach Röm 8:7 ist die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott, weil sie sich dem Gesetz Gottes nicht unterordnet - wie also soll es dem Guten nachjagen?

Wir bleiben heute bei dieser Frage stehen - es ist ganz wichtig, uns selber gedanklich damit auseinander zu setzten, bevor uns die Antwort in den Mund gelegt wird.

Die Antwort, die Paulus auf seinen gestern zitierten Verzweiflungsruf bekommt, heißt ganz einfach: "Gnade!" (Röm 7:25). Und dies Wort bewirkt, dass aus einem Verzweifelten ein Dankender wird, einer, der erkannt hat, dass Gnade sein ganzes Leben umkrempelt. "Gnade" ist etwas, dass Freude verursacht, und Gott möchte in Seiner unergründlichen Liebe in uns Freude erwecken, und z war Freude darüber, dass wir in Christus Jesus sind: "... wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung: das Ehemaligen verging, siehe, es ist neu ge worden" (2Kor 5:17).

Mit dem Blick auf unser Fleisch, auf "das Ehemalige", sind wir zum "jagen" untauglich. Sehen wir es nur noch dort, wo es hingehört: Ans Kreuz! Doch in der Gnade dürfen wir auf die neue Schöpfung in uns schauen, und diese hat sehr wohl Lust und Leidenschaft, dem Guten nachzujagen. Entscheidend ist wieder einmal unsere Blickrichtung!

In Röm 12:21 lesen wir: "Werde nicht vom Üblen überwunden, sondern überwinde das Üble mit Gutem!" Schauen wir auf unser Fleisch, versuchen wir, es zum Guten zu zwingen, werden wir mit Sicherheit das Gegenteil erleben: Das Üble überwindet uns. Schauen wir auf Ihn, unseren Herrn und auf das, was die Gnade in uns bewirkt hat, nämlich eine neue Schöpfung, dann erden wir staunen, wie wir das Üble mit Gutem überwinden können! Ein wunderbares Rezept!

Keinem wir dies auf Anhieb gelingen, darum dürfen wir uns hier gegenseitig zusprechen, denn auch die Jagd will gelernt und geübt sein. Paulus sagt uns hierzu aus seinem Leben: "Nicht dass ich dies schon erhielt und hierin schon vollendet sei. Ich jage aber danach, ob ich wohl ergreifen möge, wozu ich auch von Christus ergriffen worden bin. Eins aber tue ich: ich vergessen, was hinter mir liegt (nämlich die alte Menschheit) und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist (der neuen Schöpfung in Christus)" (gem. Phil 3:12-13).

1Thes 5:16-18

"Freuet euch allezeit, Betet unablässig! Danket in allem! Denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch."

"Denn dies ist der Wille Gottes, eure Heiligung" lasen wir bereits in 1Thes 4:3. Die nachfolgenden Verse forderten dann zum entsprechenden Umgang mit der Hurerei, also zur Reinheit, auf; des weiteren ging es um den Erwerbstrieb. Unsere heutigen drei Leitveres fügen der Frage. was der Wille Gottes ist, drei weitere wichtige Punkte hinzu: Freude, Gebet, Danksagung!

Es ist schon einmal interessant, dass hier die "Freude" an erster Stelle steht, und wenn wir dies richtig bedenken, dann muss das auch so sein, denn ohne Freude geht nicht! "FReude! ist kein Luxus für wenige, auch keine Art von Sünde, der man sich schämen müsste, nein, "Freude" ist der erste und grundlegende Zug im Angesicht unserer neuen Menschheit in Christus. Was war es doch für eine überschäumende Freude, als wir von Gott aus der Finsternis der Sünde heraus und hinein in das helle Licht des Sohnes Seiner Liebe berufen wurden! Als der Verfasser dieser Zeilen kann ich mich noch gut erinnern: Ich hätte die ganze Welt vor Freude und Glück umarmen können!

Und doch holt uns alle der Alltag nur zu schnell wieder ein und versucht, diese Freude in uns zu trüben und. zurückzudrängen. Und hier setzt Gottes Wort an: Es ist der Wille Gottes, dass wir uns freuen und vor allem, dass diese Freude nicht verblasst, sondern allezeit in uns ist. Nun kann man sich aber "Freude" nicht anbefehlen, sie ist, wie alles in unserem Leben, ein Geschenk Gottes. Allerdings sollen wir dieses Geschenk nicht irgendwo ablegen, wo es schnell übersehen wird, sondern sollen es auspacken, es betrachten, es auf uns einwirken lassen; das Geschenk Gottes ist Seine Gnade!

"Gnade" bedeutet vom Urtext her, und das haben wir schon wiederholt dargelegt etwas, das "Freude" verursacht. Um die Freude in uns zu haben, müssen wir uns täglich mit diesem Gnadengeschenk geistig befassen, dürfen uns täglich aufs Neue klarwerden, dass sie als wichtigste Eigenschaft unsere Rettung beinhaltet (Eph 2:8), und dies ohne unsere geringste Gegenleistung, ohne das geringste Werk!

Es entsprach dem Willen des Vaters, den Sohn Seiner Liebe für Seine Geschöpfe ans Kreuz nageln und über alle Maßen leiden zu lassen - aus Liebe zu uns! In dem Blut, das der Sohn vergoss, haben wir die Freilösung von aller Schuld und Sünde, wir sind wirklich frei, ja sogar gerechtfertigt - ist unser die Tragweite dieser Tatsache bewusst?

Und diese völlige und totale Freilösung geschah nach dem Reichtum Seiner Gnade; die Er in uns überfließen lässt (gemäß Eph 1:7-8). Die Gnade, die in uns Freude verursachen soll, fließt über, strömt über uns und nimmt allen Unrat und Schmutz hinweg, auch jenen, den unser alter Mensch noch täglich produziert und womit wir das Herz des Vaters kränken. Deshalb stehen in Eph 1:7 neben der Freilösung auch noch die Worte: "... die Vergebung der Kränkungen...". Und wie oft, geliebte Geschwister, kränken wir mit unserem Fleisch unseren himmlischen Vater?

Wenn wir uns unseres unzulänglichen fleischlichen Körpers bewusst sind, wenn wir noch (!) merken, wie unwürdig unser Wandel täglich ist, wenn unser Herze nur zu oft über uns selbst traurig ist, dann dürfen wir uns täglich an die überströmende Gnade heranführen lassen, dürfen uns immer wieder vergewissern, wie sie täglich alle Kränkungen von uns abspült und dies soll uns täglich zutiefst erfreuen!

Der Vorgang unserer Rettung in der Gnade ist eine einmalige Tat; der Gnadenstrom, der unsere täglichen Kränkungen überfließend mit sich nimmt, findet täglich, stündlich, minütlich ... immer statt! Es darf uins wie ein Freudenschrei aufklingen, wenn wir die Worte Pauli hören: "Nichts demnach ist nun denen zur Verurteilung, die in Christus Jesus sind" (Röm 8:1), und auch nichts, aber auch gar nichts, ja nicht einmal wir selbst, kann uns von der Liebe Gottes scheiden, die in Christus Jesus, unserem Herrn, ist (gem. Röm 8:38-39). Hier liegt für uns genügend Stoff, dem Aufruf Pauli zu folgen: "Freuet euch allezeit!"

Lassen wir uns heute zuerst nochmals an die Worte in 1Thes 5:10 erinnern: "Jesus Christus, der für uns starb, damit ir, ob wir wachen oder schlummern, zugleich mit Ihm leben." Im Wachzustand oder schlafend, immer sind wir mit Ihm verbunden , wir leben mit Ihm! Das kann doch nur bedeuten, dass wir uns ständig Seiner Gegenwart bewusst sind, dass wir ständig im Herzen Zwiesprache mit Ihm halten, dass Er ständig unseren Wandel lenkt - dies wäre der Idealzustand.

"Zwiesprache" ist ja Gebet, und Gebete können auch vor dem Vater nur in unserem Herrn geschehen; Er ist einzige Mittler zwischen Gott und uns Menschen!

Nun hat uns die Tradition ein unschönes Erbe hinterlassen: Die liturgischen Gebetszeiten. Nicht "unablässig" sondern nu zu bestimmten Zeiten wird gebetet, außerhalb dieser Zeiten sind die Gedanken frei bzw. woanders!!! Und genau dieser Unsitte beugen die drei Brüder in ihrem Brief an die Thessalonicher vor. "Betet unablässigÄ!" Es geht hier um ein reiches und freudiges geistliches Leben in Christus Jesus, das unablässige Beten ist geradezu die Überwindung aller gesetzlichen Gebetszeiten ja mehr n och:; Ihre Erfüllung! Von solcher Erfüllung aus dürfen wir dann auch in Freiheit unseren Tag einteilen und bestimmte Stunden für die Stille und den besonderen Gebetsumfang mit dem Herr bestimmen. Besonders den Tagesbeginn werden wir ohne Gespräch mit unserem Herrn nicht haben wollen und die Stille der Nacht wird für alle Berufstätigen, aber auch für alle von Schmerzen Geplagten in unersetzlicher weise die Ruhe zum Gebet sichern. Gebet darf kein Gesetz sein, das ängstlich erfüllt werden muss, auch der Aufruf, "unablässig zu beten" darf nicht als Gesetz und buchstäblich, wörtlich missverstanden werden - Paulus fordert in lebendiger Freude zu einem Gebetsleben in geistlicher Lebendigkeit. Denken wir heute einfach mal darüber nach, wie solches in uns vonstatten geht!

"In lebendiger Freude ein Gebetsleben in geistlicher Lebendigkeit'", dazu sind wir alle aufgefordert, und dies allezeit und unablässig; ist dies zu viel verlangt? Wir dürfen gewiss sein, dass Gottes Wort nie etwas von uns fordern würde, was für uns nicht durchführbar wäre! Und dazu sind die Anweisungen ja auch noch dem Willen Gottes gemäß, der für uns ja nur das Beste im Auge hat.

"Freuen, beten" und dazu kommt ja noch "das Danken", soll. uns zu einer ständigen Harmonie mit Gott führen; alles, was wir tun, soll in einer Atmosphäre völliger Abhängigkeit von Ihm geschehen. Wir können zwar nicht ständig unsere Knie beugen oder die Augen und Hände zum Himmel emporheben, aber wir dürfen lernen, stets die entsprechende innere Haltung einzunehmen. Ich kann ja auch im Herzen meine Knie beugen und in Gedanken meine Hände falten, es kommt auf meine geistliche Haltung an. Je mehr wir uns üben, im Alltag so oft wie möglich auf Ihn, unseren Herrn, zu schauen, je mehr werden wir mit dem göttlichen Willen in Harmonie kommen.

Wir möchten hier nicht den Eindruck erwecken, als ob dies so einfach wäre, vielmehr wissen wir wohl alle aus leidiger Erfahrung, dass der Widerwirker alles tut, um uns die Freude, das Beten und danken schwer zu machen. auf den Herrn zu schauen, wenn uns jemand ärgert oder wenn uns scheinbar alles misslingt und entgegen ist - das ist Kampf, das ist Übungsfeld! Und hier gilt ganz besondern der Ausspruch:; "Hinfallen ist menschlich, liegenbleiben ist teuflisch"!

Je mehr wir unser Erdenleben als göttliche Schule verstehen, je mehr uns klar wird, dass wir erst am Ende unseres Lebens mit "Lernen" fertig sind, je mehr werden uns unsere ständigen Niederlagen anspornen, würdig zu wandeln, auf Ihn zu schauen, uns in Ihm zu freuen und unablässig mit Ihm in Zwiesprache zu sein, also zu beten und damit die Harmonie mit dem Willen unseres Gottes und Vaters zu suchen!

Wir sprachen bis jetzt über die Freude und das Gebet, jetzt fehlt noch der Dank, der "in allem" zum Vater emporsteigen soll.

"Dank für etwas Empfangenes" ist ja noch relativ einfach, weil uns das "Empfangene" normalerweise Freude macht. So können wir uns über die erhaltene Gnade freuen und für die damit verbundene Rettung von Herzen danken. Doch die Aufforderung "in allem" zu danken, beinhaltet mehr! In dem Wort "Gebet" liegt ja der Sinn von "erbeten, erbitten, etwas haben wollen" Wir erbeten also im Gebet von Gott etwas, was wir unserer Ansicht nach haben möchten. Dies kann z.B. die Bitte um Genesung bei Krankheit sein, um. Wegnahme oder zumindest Linderung von körperlichen. Schmerzen, um Weisung bei Entscheidungen, die zu treffen sind ... wir könnten hier noch lange fortfahren. Doch wie verhalten wir uns, wenn unsere Gebete offensichtlich nicht erhört werden? Wenn wir nichts spüren von Seiner Macht?

Als unser Herr in Seiner wohl schwersten Stunde auf Erden, im Garten Gethsemane zum Vater betete: "Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Becher an Mir vorüber!" (Mt 26:39), fügte Er die Worte an: "Indes nicht wie Ich will, sondern wie Du willst!" Damit gab Er Seinem Gebet, Seiner Bitte, eine für uns vorbildliche Richtung: Wir dürfen vor unserem Vater mit jeder Art von Bitte treten, und sei sie noch so kindisch und einfältig! Aber. - wir sollen lernen, uns trotz Bitten und erbeten dem Willen Gottes unterzuordnen. Jedem Gebet sollte der von Herzen überzeugte Satz hinzugefügt werden: "Aber Dein Wille, o Gott und Vater, geschehe!" Und wenn dann noch bei jedem Gebet auch die sofortige Danksagung erfolgt noch bevor wir irgendeine Gebetserhörung erhalten haben, dann verherrlichen wir unseren Vater in ganz besonderer Weise! Im Sohnesstand in Christus Jesus haben wir das Vorrecht, für alles zu bitten und zu flehen, aber wir haben das gleiche Vorrecht, jede Bitte mit Danksagung zu schließen und es Ihm zu überlassen, wann, wie oder ob Er unsere Gebete erhört.

Wir schließen diese Versgruppe ab, indem wir nochmal zusammenfassend die Kernaussage hervorheben: Unsere innerste Geisteshaltung sollte in unablässiges Gebetsleben sein, von allzeitiger Freude angetrieben und mit stetem Dank in allem verbunden!

Dabei dürfen wir nie vergessen, das wir in unseren irdischen Staubgefäßen ja nicht immer wissen, was für uns gut ist und dem Willen Gottes entspricht. Hier spricht uns Röm 8:26-27 zu: "In derselben Weise aber hilft auch der Geist unserer Schwachheit auf; denn dann was wir beten sollten (in Übereinstimmung mit dem, was sein muss), wissen wir nicht; sondern der Geist selbst verwendet sich für uns mit unausgesprochenem Ächzen. Der aber die Herzen erforscht, weiß, was die Gesinnung des Geistes ist, weil er sich gottgemäß für die Heiligen verwendet." Wir sehen, wie wunderbar für alles vorgesorgt ist! Auch dort, wo wir nicht mehr weiter wissen, wo unser Blick noch getrübt ist, steht bereits ein Fürsprecher in form "des Geistes" bereit, der sich für uns verwendet: Es ist der Geist Christi, der uns innewohnt. Und dieser Geist ist der einzige zuverlässige Vermittler unserer Herzensempfindungen hin zu Gott. War nicht auc hJesu Seele in Gethsemane bis zum Tode betrübt und niedergedrückt (siehe Mt 26:39), litt Er nicht am Kreuz für uns nicht mehr fassbare Qualen, ja war nicht Sein ganzer Erdenweg ein "Leidensweg"? Wer also sollte uns besser vertreten können als Sein Geist!

Und wenn wir erkannt haben, dass wir wirklich alles "Ihm" überlassen dürfen, dass all unsere Wege im Grund "Seine" Wege sind, dann kann sich die Harmonie zwischen dem Vater und uns in Christus Jesus voll entfalten, und dann darf vor allem auch der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, unsere Herzen und Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren (gem. Phil 4:7).

1Thes 5:19-20

"Den Geist löschet nicht! Die Prophetenworte verschmähet nicht."

Unser heutiges Leitwort ist nicht ganz einfach zu verstehen, weil wir es hier nicht mit einer Aussage zu tun haben, die speziell jener frühen Gemeinde in Thessalonich galt. Wenn wir die erste Aussage überlegen, "den Geist löschet nicht", so kommt sofort die Frage in uns auf: Von welchem Geist ist hier die Rede? Es kann doch hier fast unmöglich der uns gegebene heilige Geist sein, mit welchem wir gemäß Eph 1:13 versiegelt sind und der ein Angeld unseres Losteils ist bis. zur Freilösung des uns Zugeeigneten. Stellt dieser "heilige Geist" nicht die absolute Sicherheit unserer Rettung dar? Ist er nicht so lange unsere Garantie, dass wir unserem Herrn gehören, bis dass Er kommt und uns in Wolken zu Sich in die Luft entrückt? Dieser gemäß 2Tim 1:15 uns innewohnende "heilige Geist" kann doch nicht gelöscht werden, damit wäre ja auch unsere Versiegelung gelöscht und das Gnadengeschenk unserer Rettung stände auf tönernen Füßen. Nein, dieser "heilige Geist" kann nier nicht gemeint sein, weil er unauslöschbar ist!

Was aber meint dann Paulus und seine zwei Mitbrüder mit dem Geist, der nicht gelöscht werden soll? Und dies auch noch in Verbindung mit Prophetenworten, die nicht verschmäht werden sollen? Wir können diese Aussage nur richtig verstehen, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass die Zeit, in welcher dieser Thessalonicherbrief entstand, als "Übergangszeit" verstanden werden muss, und zwar ein Übergang von der "Pfingstverwaltung" zur "Verwaltung der Gnade". In dieser "Übergangszeit verkündigte Paulus den Juden immer noch das Königreich, die Apostelgeschichte gibt uns hierüber umfassend Zeugnis. Parallel hierzu gründet er aufgrund der ablehnenden Haltung der Juden die ersten Körpergemeinden Christi, wozu ja auch unsere Thessalonicher gehörten.

Es ist immer wieder erschütternd, wenn wir in Apg 28:17-29 das Zeugnis Pauli vor den Juden in Rom lesen und wie er sich dann an die Nationen wandte: "Es sei euch daher bekanntgegeben, dass diese Rettung den Nationen gesandt worden ist; sie werden auch hören! (Apg 28:28)

Die Verwaltung des "Überganges" war auch dadurch geprägt, dass das Wort Gottes noch nicht vollständig niedergeschrieben war. Dies geschah erst, als Paulus in römischer Gefangenschaft war und dort ca. 60 n.Chr. die sogenannten "Gefängnisbriefe" schrieb, zu denen wir den. Epheser-, Philipper- und Kolosserbrief zählen, und das Wort dort, was die Körpergemeinde Christi Jesu betraf, auf sein Vollmaß brachte (wir unterstreichen hier die Körpergemeinde, weil ja noch wesentlich später, nämlich erst 95 n.Chr. Johannes die Enthüllung Jesu Christi (Offenbarung) niederschrieb).

Es gab also zur Zeit der Thessalonicher, wenn wir jetzt unsere ersten beiden Briefe ausklammern, noch keine andere schriftliche Darlegung des von Paulus verkündigten Evangeliums. Statt dessen galten damals die anfänglich gegebenen geistlichen Gaben wie die prophetische Rede (das Prophetenwort) und das Sprechen in anderen Zungen. Diese Geistesgaben, wozu auch Zeichen, Wunder und Machttaten gehörten, dienten den jungen Gemeinden zur Unterstützung in der Abwesenheit der Apostel sowie der Legitimation dieses Evangeliums vor den Nationen. In 2Kor 12:12 lesen wir davon und in Röm 15:18-19 wird dies bestätigt: ".... um die Nationen zum Glaubensgehorsam zu führen durch Wort und Werk, in Kraft der Zeichen und Wunder, in Kraft des Geistes Gottes."

Doch schon ungefähr 5 Jahre nach der Niederschrift des ersten Thessalonicherbriefes spricht Papulus im ersten Korintherbrief von den anfänglich gegebenen Gaben die "abgetan" werden (1Kor 13:8), seien es Prophetenworte, Zungenreden oder Erkenntnisworte. "Abgetan" werden sie aber erst, wenn die Reife kommt (1Kor 13:10), wie sie uns die Gefängnisbriefe enthüllen, und hier zum Beispiel die Worte in Eph 4:13.

Wenn also den Thessalonichern gesagt wurde. "Den Geist löschet nicht! Die Prophetenworte verschmähet nicht" so denken wir an 1Kor 14:39; "Daher, meine Brüder, eifert danach, prophetisch zu reden und verwehrt nicht, in Zungen zu sprechen." Hier war also ein "Löschen des Geistes" oder ein "Verschmähen der Prophetenworte" noch sehr wohl möglich!

Wir haben bis jetzt gemerkt, dass Gott in Seiner Weisheit für die Zeit des Überganges, in welcher die Thessalonicher ja standen, verschiedene Gnadengaben und Wirksamkeiten des Geistes gab, di ein jener Zeit gut und hilfreich waren und: "Nicht gelöscht werden sollten"! Später jedoch, als die Reife kam und Paulus sein Evangelium auf das Vollmaß bringen durfte, bedurfte es dieser Hilfen nicht mehr. Lesen wir nochmals 1Kor 13:8-11: Dort wird klar angekündigt, dass das aus dem Bruchteil abgetan wird, es gehörte zur Unreife und Unmündigkeit.

Ein verstorbener Bruder hinterließ uns hierfür ein passendes Beispiel: "Wenn wir ein junges Bäumchen pflanzen, dann geben wir demselben dadurch Unterstützung, dass wir einen Pfahl daneben setzen, mit dem wir es zur Sicherheit verbinden. Ist es jedoch zu einem im Erdboden tief verwurzelten Baum herangewachsen, ist diese vorsorgliche Stütze überflüssig geworden.

Sagen wir heute und rückblickend, dass diese Stütze falsch war? Natürlich nicht! Und genauso wenig hindert uns etwas, jene damaligen Geistesgaben als nützlich und gut zu bejahen.

Später jedoch überragten Glaube, Erwartung und Liebe, die bis dahin gültigen Geistesgaben wurden hinfällig. Zungenreden, Prophetenworte, Zeichen, Wunder und Machttaten wurden vollkommen vor den Enthüllungen unseres überhimmlischen Bürgertums überlagert und weggewischt. Die Augen der Gläubigen waren nicht mehr auf sichtbare Zeichen angewiesen, sondern richteten sich fortan bis heute auf ihren erhöhten Herrn, der zur Rechten Gottes sitzt und darauf wartet, die Seinen in Wolken zu Sich zu holen.

Freuen wir uns darüber, wie wunderbar Gott in den Anfängen der jungen Gemeinde Seine Hilfen gab und freuen wir uns, dass wir heute ohne Krücken im Glauben aufrecht stehen dürfen - was gibt es Schöneres, als Ihn in ständig bereitetem Ausharren zu erwarten!

1Thes 5:21

"Prüfet alles und behaltet das Vortreffliche."

Was damals, als die ersten Gemeinden der Körperschaft Christi Jesu im Entstehen war, wichtig war, ist es heute, am Abschluss dieser Gnadenverwaltung, ebenso! Den Philippern schreibt Paulus: "Und dafür bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr in Erkenntnis und allem Feingefühl dazu überfließe, dass ihr prüfet, was wesentlich ist, damit ihr auf den Tag Christi aufrichtig und unanstößig seid, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist, zur Verherrlichung und zum Lobpreis Gottes" (Phil 1:9-11).

"Alles" zu prüfen und das Vortreffliche zu behalten, war der Auftrag an die Thessalonicher. Den Philippern wird später hinzugefügt, zu prüfen was wesentlich ist, und dies für die Körpergemeinde Christi Jesu!

Die Propheten des alten Bundes haben die bedingungslose Annahme ihrer Mahnungen vom König, Volk und von Priestern verlangt. Ihre prophetische Rede begann in der Regel mit: "So spricht der Herr", und da gab es nichts mehr zu prüfen! Aber in der Körpergemeinde Christi haben nicht nur die Propheten bzw. die am Wort dienenden Brüder den heiligen Geist, sondern alle, also auch die Hörenden (siehe 2Tim 1:14). Jetzt verlangt Paulus nicht mehr die bedingungslose Annahme des Gehörten, sondern vo allen ein sorgfältiges "Prüfen" und ein "Auswählen des Vortrefflichen". Diese Aufforderung beinhaltet allerdings auch die Annahme, Dass der am Wort Dienende nicht unbedingt und nicht nur das Vortreffliche bzw. Wesentliche verkündigt! Und ein Blick in die heutigen Gemeinden bestätigt diese Annahme leider.

Im alten Bund wurden Prophetenaussprüche vom Geist eingegeben und direkt ausgesprochen, heute kann sich der am Wort Dienende schon lange vorher vorbereiten; zum geschriebenen Wort fließen fast automatisch auch menschliche Gedanken und Empfindungen mit ein, die leider nicht immer trefflich und wesentlich sein müssen. Der Zuhörer muss also das Gehörte im Wort der Wahrheit nachprüfen.

Ein großes Lob stellt Gottes Wort den gläubigen Juden in Beröa aus. In Apg 17:11 lesen wir über sie: "Diese aber waren vornehmer gesinnt als die (Juden) in Thessalonich: Sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf und erforschten täglich die Schriften, ob sich dies alles so verhalte". Das Wesentliche ist hierbei, dass sie nicht nur zuhörten, sondern das Gehörte mit der Schrift verglichen. Wer, liebe Geschwister, nacht das heute noch so? Ich, der Verfasser dieser Zeilen kann mich kaum erinnern, nach Versammlungen Partner gefunden zu haben, die mit mir über das Gehörte sprechen oder es gar prüfen wollten. Vielmehr hatte ich nur zu oft den Einddruck, dass nach einer Versammlung schnell wieder alltägliche Dinge die Gespräche bestimmten.

Was ist nun "vortrefflich" für uns, was ist das "Wesentliche"? Hier steht wohl an erster Stelle, dass wir im Wort Gottes die zwei Berufungsträger Gottes erkennen müssen, einmal Israel mit einer irdischen Berufung, und dann die Körpergemeinde aus allen Nationen mit einer überhimmlischen Berufung. Und berufen sind beide Träger zu der großen Aufgabe, "in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde (Eph 1:10). Wir sehen, jeder der beiden Gruppen hat sein Arbeitsgebiet von Gott zugeteilt bekommen und entsprechend sind auch die Aussagen in Gottes Wort zu teilen. Wer heute jene Worte, die an Israel gerichtet sind, auf sich bezieht (und dies ist ein Großteil der Gläubigen), hat das Vortreffliche und Wesentliche nicht erkannt. Die Folgen sind, dass immer nur einzelne Verse gelesen, bzw. aus der Schrift heraus gepickt werden, dass also kaum ein Text im Zusammenhang gelesen wird, dass dabei über wiegend Texte des AT sowie der vier Evangelien bevorzugt werden, Paulus hingegen, als der von Gott berufene Apostel der Nationen, fast völlig ignoriert wird!

Paulus wusste sehr wohl um die Gefahr für die junge Gemeinde, die von jüdischen Gläubigen, die dem Königreich zugerechnet werden mussten, ausging. Er konnte nicht verhindern, dass in seiner Abwesenheit die Thessalonicher auch solche hörten. Der Aufruf zum "Prüfen" erging also von Anfang an und ist heute wichtiger denn je, geht es doch gerade um die Zubereitung der Körpergemeinde für ihre zukünftige Aufgabe - und die ist in den himmlischen Bereichen und nicht auf der Erde!

Neben der Gefahr, dass das Evangelium des irdischen Königreichs mit dem der überhimmlischen Berufung vermischt wirdd, gab es ja auch noch die Einflussnahme der jüdischen Gesetzeseiferer. Nicht nur der Glaube allein, sondern auch eigene Werke wurden gefordert, um vor Gott gerechtfertigt zu sein (siehe Jak 2:24). Dabei ist anzumerken, dass Jakobus nicht an uns, die Körpergemeinde Christi Jesu schrieb, sondern, wie es die Anschrift erkennen lässt, klar und deutlich "an die zwölf Stämme"!

Die Thessalonicher waren also durchaus auch der Gefahr ausgesetzt (wie die Galater), sich von dem Evangelium, das sie in Christi Gnade berufen hat, hinweg bewegen zu lassen zu einem andersartigen Evangelium, nämlich dem des Königreiches, wo das Gesetz noch seine Gültigkeit hat (siehe Gal 1:6 ff).

Das Gesetz sprach schon immer die Menschen an, weil es etwas fordert. Es kommt offensichtlich dem fleischlich gesinnten Menschen entgegen, nichts umsonst anzunehmen, sondern immer auch eine Gegenleistung zu erbringen. Das Gesetz kommt ihnen hier gelegen. Und hier kann Paulus sehr energisch werden! Es irritiert fast, mit welch harten Worten er im Brief an die Galater denjenigen belegt, die sein Evangelium der Gnade mit Gesetzeselementen vermischen will: "er sei in den Bann getan!" (Gal 1:9b).

Ja, Gesetz und Gnade vertragen sich nicht gegenseitig, sie sind wie Feuer und Wasser. Wo trotzdem die Vermischung geschieht - und die ist heute leider immer noch viel zu oft der Fall - fehlt die Erleuchtung über die heutige Verwaltung der Gnade. Dies wird zu einer großen Beschämung vor der Preisrichterbühne des Christus führen (gem. 2Tim 2:15).

Prüfen wir also ständig, seien wir immer auf der Hut, achten wir auf das Treffliche und Wesentliche, und dies zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade, die uns in dem Geliebten begnadet!

1Thes 5:22

"Haltet euch fern von allem, was böse aussieht."

Das Ergebnis unseres "Prüfens" hat immer ein zweifaches Ergebnis zur Folge. Wir erkennen zum Ersten, was für uns trefflich und wesentlich ist, dieses sollen wir festhalten. Und zum Zweiten erkennen wir ja auch das Gegenteil dessen, was uns dient, nämlich das Böse, was uns schadet, und von dem sollen wir uns fernhalten.

Die Schrift sagt klar und deutlich, dass der gegenwärtige Äon "böse" ist (Gal 1:4), dass die Tage, in denen wir leben, böse sind (Eph 5:16), ja dass "der Tag" der nach Gottes Kalender heute Gültigkeit hat, generell "böse" ist (Eph 6:13). Allerdings sind wir nach Gal 1:4 auch aus dem gegenwärtigen bösen Äon nach dem Willen unseres Gottes und Vaters herausgenommen, un ddies in unserm Herrn. Unser Stand ist demnach ein Zweifacher:

Buchstäblich leben wir mit unserem fleischlichen Körper mitten in diesem bösen Äon und Tag, doch im Geist sind wir aus diesem herausgenommen und haben nichts mehr mit ihm zu tun. Nun hat unser Fleisch gemäß diesem Äon nichts Gutes in sich (Röm 7:18), es kann Gott nicht gefallen (Röm 8:8), ja es ist in Feindschaft gegen Gott (Röm 8:7). Wir können also von unserm Fleisch im Grunde nur "Böses" erwarten. "Haltet euch fern von allem, was böse aussieht!" Haltet euch fern von den Werken des Fleisches, denn sie können Gott nie gefallen!

Auch Gläubige können ihr Fleisch nicht austauschen, sie sind bis zum Lebensende daran gebunden. Dies hat zur Folge, dass auch Gläubige durchaus noch Böses hervorbringen, dies darf uns nicht erstaunen! Die Schule unseres Lebens ist auch ein Kampf gegen unser Fleisch, allerdings derart, dass wir es nicht verbessern wollen, sondern es täglich ans Kreuz verweisen, wo es mit unserem Herrn mitgekreuzigt wurde. "Fernhalten von allem, was böse aussieht", fängt also erst einem bei uns selber an, indem wir darauf achten, unser Fleisch so oft wie nötig als "gekreuzigt" zu halten, es immer wieder ans Kreuz zu verweisen - zugegeben, keine leichte Aufgabe!

Wir sind ja nur zu schnell bereit, das Böse überall zu sehen, nur nicht bei uns selbst. Deshalb war es notwendig, dass wir gestern erst einmal den Blick auf uns richteten.

Wer das Böse in unserem Fleisch erkannt hat, weiß, dass natürlich auch in den Gemeinden viel Böses aufkommt, sei es Streit, Lieblosigkeit, Unzucht und vieles mehr. Hier haben also alle darüber zu wachen, dass solches aufgedeckt und bekämpft wird, notfalls sich von Unverbesserlichen fern zu halten. Dieses Verhalten ist dann nicht selber lieblos, sondern dient dem entsprechend böse Handelnden, sich neu auf einen würdigen Wandel zu besinnen. Nicht anders erging es ja jenen Zuchtlosen in der Gemeinde in Korinth!

"Haltet euch fern von allem, was böse aussieht" hat aber noch eine andere Seite. Wir wiesen gestern darauf hin, dass wir gemäß Gal 1:4 im gegenwärtig bösen Äon leben, aus dem wir zwar im Glauben herausgenommen sind, im Fleisch aber noch mitten drin leben. Dieser böse Äon verlockt und verführt die Menschen zu den abscheulichsten Dingen, dafür sorgt der Widerwirker mit aller Macht. Doch er gibt sich auch alle Mühe und bietet alle Fürstlichkeiten, Obrigkeiten und Weltbeherrscher dieser Finsternis gerade gegen uns auf. Es muss uns schon erschrecken, wenn wir wissen, dass alle geistlichen Mächte der Bosheit uns im Visier haben. Zwar wird es nicht gelingen, uns unsere Rettung in der Gnade zu rauben, aber - unser Wandel kann nachhaltig beeinflusst werden.

Das wohl abschreckenste Beispiel ist, dass selbst ein Mitarbeiter des Apostels Paulus diesen bösen Attacken nicht standhalten konnte. Mit schwerem Herzen musste Paulus dem Timotheus schreiben: "denn Demas verließ mich aus Liebe zum jetzigen (bösen) Äon und ist (ausgerechnet) nach Thessalonich gegangen (2Tim 4:10). Lassen wir uns von all den Verlockungen um uns herum nicht verführen - unsere Anweisung lautet: "Fernhalten!"

Segenswunsch und Grüße

1Thes 5:23

"Er Selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch ganz und gar; und möge euer Geist unversehrt und die Seele und der Körper tadellos bewahrt werden in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus."

Der erste Brief an die Gemeinde in Thessalonich ist zu Ende, aber es ist das natürliche Bedürfnis der drei Brüder, am Schluss noch einmal die Wünsche auszusprechen, die sie im Herzen tragen, nachdem nun alles zur Sprache gekommen ist, was zu sagen, zu danken, zu mahnen und mitzuteilen war. Dieses Schlusswort heißt: "Heiligung und Bewahrung".

Zurückschauend dachten die drei Brüder beim Schreiben dieses Briefes noch an die Gefährdungen, die der Gemeinde drohten und an die Sorgen, die sie sich machen mussten. Der Gang der Gemeinde geht ja weiter und mit ihm die Geschichte jedes einzelnen Gemeindemitgliedes in Thessalonich. Wie wird alles werden? Muss man sich weiter Sorgen machen?"

Nein!!! All ihre Wünsche nach Heiligung und Bewahrung werden nicht nur vor Gott gebracht, sie werden auch voll und ganz in Seine Hände gelegt. Er, der Gott des Friedens, tut es!

Es ist nicht von ungefähr, dass Paulus und seine Brüdr gerade hier die Bezeichnung "Gott des Friedens" anwenden. "Friede" hat mit "Versöhnung" zu tun, und der Gott des Friedens war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt (2Kor 5:19). Gott hat mit der Welt Frieden gemacht, und dies um den äußersten Preis. Das ist die unumstößliche Grundlage, auf der alles von Ihm erwartet werden darf, auch Heiligung und Bewahrung! Er wird alles bis zum letzten Ziel durchführen, Er bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens, Er hat Frieden gemacht und ist der Gott des Friedens - das ist unser und der Thessalonicher Glaube.

Wir wollen uns noch einen Tag mit dem "Gott des Friedens" beschäftigen, alles Wissen darüber darf uns überglücklich machen.

Die Welt mag sich Gott und Seiner Wahrheit widersetzen, doch der Gott des Friedens und Seine Botschaft von der Versöhnung wird über alle Gegner triumphieren. Heute schon erleben wir, wie diese Botschaft eine mächtige Waffe ist, wenn wir uns mit der Welt beschäftigen müssen. Wir erleben Friede und Freude, auch wenn wir angegriffen werden; so können wir die Versöhnung in Frieden ausleben! Und dies umso mehr, je weiter wir in die Tiefen der Liebe Gottes eindringen.

Und je mehr wir in diese Tiefen der Liebe Gottes eindringen dürfen, je mehr wir von Ihm (und nicht von uns) erwarten, je mehr wir alles in Seine starken Hände legen, desto mehr füllt uns Sein Friede aus. Den Philippern schreibt Paulus die bekannten Worte: "Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allem eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott bekannt werden. Dann wird der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Feste in Christus bewahren" (Phil 4:6-7).

Leben wir in diesem "Frieden Gottes"? Füllt er uns aus? Oder plagen uns noch Sorgen aller Art? Sicher, es ist schwer, gewichtige Sorgen abzugeben, das sei unbenommen! Aber wir sollen es lernen, und dies wird erst einmal unter "Gebet und Flehen" sein. Dazu kommen muss dann aber auch die "Danksagung", sie ist die Stimme unseres Vertrauens, dass der Vater alles richtig macht und dass Sorgen tatsächlich überflüssig sind. Ein schwerer Lernprozess für uns, aber ein lohnender! Der Friede Gottes erfüllt dann unsere Herzen und Gedanken, ja er bewahrt uns wie in einer Feste in Christus Jesus - und das ist wunderbar!

Der Wunsch nach Heiligung und Bewahrung geschieht im Hinblick auf Sein Kommen und der anschließenden gemeinsamen Entrückung, dem Herrn entgegen in die Luft.

"Heiligkeit" hat ja zwei Seiten: Einmal ist es die Heiligkeit, die wir in Christus Jesus besitzen, so dass wir heilig und makellos in Gottes Augen sind. Er nennt uns "Heilige" da wir für In und zu Seinem Dienst abgesondert sind. Dann gibt es noch eine zweite Seite, die persönliche Hingabe unseres Lebens an Gott; es ist unsere Antwort auf Seinen Besitzanspruch an uns! Wir lesen dies in Röm 12:1: "Ich spreche euch nun zu Brüder (im Hinblick auf die Mitleidserweisungen Gottes), eure Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen". Und die praktische Anweisung erfolgt dann auch sofort: "euch nicht auf diesen Äon einzustellen, sondern euch ungestalten zu lassen durch die Erneuerung eures Denksinns".

Nur einer ist das einzige und vollkommene Beispiel beider Seiten der Heiligung , unser Herr Jesus Christus! Er, der Sein Dasein in der Gestalt Gottes hatte, wurde durch Seinen Vater geheiligt und in die Welt gesandt, Sein Körper war ein einzige Bereitstellung und Hingabe. Auch wir sind von Gott geheiligt, doch braucht es noch (oder immer wieder) des Zuspruchs, die Heiligung auszuleben, uns nicht auf diesen Äon einzustellen, seinen Verlockungen zu widerstehen und mit unserem erneuerten Denksinn nach dem zu trachten, was droben ist, wo Christus ist zur Rechten Gottes sitzend.

Wie wird uns Christus vorfinden wenn Er kommt? Werden unsere Gedanken mit den Dingen dieses Äons beschäftigt sein oder sind sie auf Sein Kommen ausgerichtet?

Unser Geist soll unversehrt sein, wenn uns der Herr zur Entrückung abholt - wie dürfen wir das verstehen?

Wir müssen hierzu verstehen, dass Gott Selbst "Geist" ist und alles Leben im All von der Mitteilung dieses Geistes abhängt. Dabei ist das Maß bzw. die Intensivität des Geistes unterschiedlich. Adam erhielt in Eden den Odem des Lebensgeistes, dieser war höher als bei den Tieren, denn der Mensch konnte Gedenken entwickeln, z. B. über Gottes unwahrnehmbare Kraft und Göttlichkeit (lies Röm 1:20). Ein zusätzliches Maß an Geist erhielten wir, als wir gläubig wurden und noch weit mehr, als wir die Kraft von Christi Auferstehung in unseren irdischen Körpern erfuhren, von der Phil 3:10 spricht. Doch die Fülle des Geistes wird uns erst bei unserer Verwandlung zuteil, wenn Er zur Entrückung kommt und unsere vergänglichen Körper mit Unvergänglichkeit überkleidet werden, wenn dies Sterbliche Unsterblichkeit anzieht.

Wir sahen oben, dass der Geist unser "Leben" bedeutet, aber er hat noch mehrere Funktionen, wie die unsere "Persönlichkeit" bzw., "Individualität". Nicht die Seele enthält sie (sie ist lediglich ein Produkt des Zusammenschlusses von Geist und Körper - lies 1Mo 2:7), auch nicht unser Körper. 'Wäre es der Körper, dann müssten ja all unsere körperlichen Gebrechen, mit denen wir zu Lebzeiten behaftet sind, in unseren Auferstehungskörpern auch zu finden sein, was aber niemand möchte und was auch nicht sein wird!

Der Tod ist also das Ergebnis der Trennung des Geistes vom Körper. Und umgekehrt bedeutet dies: Wenn Christus wiederkommt, wird nicht nur unser Geist zurückkehren, er (der Geist( braucht unseren Körper, egal wie lange dieser im Grabe lag! Der Mensch stirbt als Ganzes (Geist / Körper / Seele) uand wird als gleiches Ganzes auferweckt, wobei der Geist unsere Individualität ausmacht - Gott aber sei Dank, dass unser Geist unversehrt bleibt ob wir als Tote oder als noch Lebende des wiederkommenden Herrn Befehlsruf vernehmen: "Komm!"

Nach der Unversehrtheit des Geistes fehlt noch die Bewahrung der Seele und des Körpers, und auch die in der Anwesenheit unseres Herrn zur Entrückung. Die Thessalonicher werden also in die Pflicht genommen, mit ihrer ganzen Persönlichkeit, und dies nach dem maßgebenden Geist, dem Körper, sowie der Seele, Ihrem Herrn und Retter in rechter Erwartungsfreude entgegen zu sehen, indem sie Seiner Weisung gemäß wandeln und sich darauf konzentrieren, ihre Heiligkeit in der Furcht Gottes zu vollenden, wie es Paulus in 2Kor 7:1 schreibt. Dabei ist hier nicht jene Furcht gemeint, die uns Angst einjagt und uns in unserer Vollgewissheit der Rettung in der Gnade unsicher macht, nein, es ist jene Furcht angesprochen, die wir auch mit "Ehrfurcht" wiedergeben können und die unseren "Respekt" und unsere "Achtung" vor Gott widerspiegelt.

Wir stehen, geliebte Geschwisster, bei solchen Abhandlungen immer im Zwiespalt: Einerseits wollen wir ja von Herzen entsprechend wandeln und merken andererseits nur zu schnell, das wir es ja gar nicht können, dass wir ständig versagen! Doch wird von uns etwas gefordert, was wir unmöglich können? Hier muss man sagen, dass Paulus schwerlich ein "unmögliches" Ziel zum Inhalt seines Wunsches und Bittens vor Gott gebracht hätte. Ja, wenn wir uns selbst tadellos bewahren und an Gottes Ziel bringen sollten, wäre es freilich unmöglich, doch bei Gott sind alle Dinge möglich" (Mt 19:26); und wenn dies den Jüngern in Bezug auf die Rettung galt, wieviel mehr bei uns in Bezug auf die Gnade! Für alle Teile sorgt Gott und bewahrt sie. Unser ganzes Leben ist eine einzige Bewahrung! Und die Bewahrung findet ihren Abschluss in der Anwesenheit unseres Herrn.

Mühen wir uns also trotzdem in Ehrfurcht, aber schauen wir auch in vollem Vertrauen auf Ihn, denn bei Gott sind alle Dinge möglich, ja mehr noch...

1Thes 5:24

"Getreu ist, der euch beruft, Er wird es auch tun."

Unser heutiges Leitwort ersetzt die drei Punkte, mit denen wir gestern geendet haben, es ist die Antwort auf all unser banges Mühen und Wünschen, auf all unsere kärglichen Versuche, Gott zu gefallen. Doch Gott sei Dank, wir haben uns Ihn nicht nach unserem eigenen Bild vorzustellen - dies tun wir nur allzu oft und geraten dann in viele Ängste und Nöte. Wir fangen viel an und lassen es dann liegen, wir geben nur zu oft vor, einen Menschen zu lieben und geben ihn dann doch zur bald auf, ja wir sind unvollkommen in unseren irdischen Staubgefäßen!

Doch nicht so Gott! Wie wunderbar klingt es uns entgegen: Er ist getreu, Er wird es auch tun!

Alle menschliche Treue, und sei sie noch so vorbildhaft, ist nur ein schwacher Abglanz Seiner Treue. Gott hat jeden von uns berufen, und dies zu einem Zeitpunkt in unserem Leben, den Er lange zuvor bestimmt hat. Und die Er berufen hat, die führt Er auch durch alle Wirrnisse des Lebens hindurch und bringt sie an das Ziel, und dieses ist erreicht, wenn Christus uns in der Entrückung zu Sich ruft und wir mit Ihm auf herrlichste Art und Weise für immer vereint werden!

Es ist wohl das Herrlichste für uns, dass Gott au fall unsere bangen Gebete, auf all unser verzweifeltes Flehen und Rufen immer eine Antwort hat, die uns zutiefst tröstet. Den Philippern schreibt Paulus: "... mit Furcht und Zittern wirket eure Rettung aus!" (Phil 2:12b), ein Wort das uns buchstäblich zittern lassen kann! Doch schon im nächsten Vers (13) lesen wir: "Gott ist es, der beides in euch bewirkt: das Wollen wie auch das Wirken nach Seinem Wohlgefallen". Ja, das ist echter Trost, das ist Zuspruch, der uns mit tiefster Freude erfüllen darf. Hinter uns, hinter all unserem Mühen steht Seine Treue, die uns in unverbrüchlicher Weise verheißt:

'"Er wird es auch tun!"

1Thes 5:25

"Brüder, betet auch für uns."

Die drei Briefschreiber lagen, wie wir immer wieder gesehen haben, viel für die junge Gemeinde in Thessalonich im Gebet auf den Knien, jetzt erbitten sie das Gebet auch für sich. Wir sehen bei dieser Bitte, dass sich die Brüder nicht als hochstehende und überlegene Leute fühlten, sondern wie jedes andere Gemeindeglied der treuen Fürbitte bedurften. Im Verlauf der Christenheit hat sich immer wieder eine Art Heldenverehrung gebildet, dies ist ein menschlicher Zug. Es ist angebracht, dass wir dem entgegenwirken. Paulus und seine Mitarbeiter stellen sich nicht höher, sondern bekunden mit ihrer Bitte ihre Gleichheit mit den anderen Gläubigen.

Worum sollen nun die Thessalonicher beten? Werden ihre Gebet denn erhört? Können Gebet überhaupt den Willen Gottes beeinflussen? Bewirkt Gott nicht alles nach dem Ratschluss Seines Willens? Und wenn "ja" dann sin doch unsere Gebet überflüssig - wir sehen, liebe Geschwister, hier sind etliche Fragen zu klären und wir wollen versuchen, dies im kleinen Rahmen dieses Büchleins zu tun.

Als erstes sollten wir bedenken, dass "Gebet" nicht immer nur "erbitten" sein soll, sondern vielmehr ein "Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade", so wie wir es in Eph 1:6.12 und 14 lesen. Gott spricht heute zu uns einzig und allein durch Sein geschriebenes Wort, wir hingegen sprechen im Lobpreis und Gebet zu Ihm. Und Gott möchte, dass wir uns an Ihn wenden, egal ob wir etwas erbitten oder ob wir Ihn preisen. Einst waren Priester erforderlich, um zwischen Ihm und den Menschen zu vermitteln, heute haben wir in unserem Herrn Jesus Christus direkten Zugang zu Ihm, Sein Herz steht uns offen! Dabei dürfen wir wissen, dass Er Sich jeden Kontakt mit uns ersehnt, dass selbst das unausgesprochene Seufzen in unseren Herzen Zugang zu Ihm findet und Sein liebendes Vaterherz erfreut.

Gebet und Lobpreis ist also generell unsere Verbindung zum Vater, nützen wir sie so oft wie nur möglich.

Wir haben gestern den Lobpreis im Gebet dargelegt und unsere innere Einstellung darf sich hierbei dem Gebet gegenüber schon darin etwas geändert haben, dass das Gebet nicht einzig und allein eine Bitte um Wohlergehen sein kann! Und doch ist immer der wichtigste Punkt, und alles wollen wir besonders betonen, dass wir uns überhaupt an Gott wenden, dass wir Ihn im Gebet suchen!

Wenn wir jetzt wieder zu unserem Leitvers zurückkehren, fragen wir uns zuerst, worum die Thessalonicher für die drei Brüder beten sollen. Das Wichtigste war damals, dass das Wort der Wahrheit verbreitet wurde und dabei standen die Herolde, in unserem Fall Paulus, Silvanus und Timotheus, an vorderster Stelle. In dieser Position waren sie aber auch das besondere Angriffsziel der Finsternismächte, welche durch böse Menschen wirkten. Wenn wir hier einen Blick voraus auf 2Thes 3:1-2 werfen, sehen wir dies bestätigt: "...betet für uns, damit das Wort des Herrn so renne und verherrlicht werden, wie auch bei euch, und dass wir vor ungehörigen und bösen Menschen geborgen werden."

Wie wir schon in der Einleitung zu diesem Büchlein anführten, mussten die drei Glaubensbrüder in ihrem Dienst für das Wort Gottes buchstäblich schwerste Schläge von Menschen erdulden. Die Steinigung Pauli können wir uns heute kaum mehr vorstellen. Ja, der Widerwirker tat (und tut) alles, um den Lauf des Evangeliums aufzuhalten. Das Gebet und die Fürbitte der Gläubigen war 8und ist) äußerst hilfreich, erweisen sich sich solche Beter doch als Mitwirkende im Dienst für das Wort. In 2Kor 1:11 lesen wir die ergreifenden Worte eines ständig mit dem Bescheid des Todes bedrohten Apostels, der auf seinen Gott vertraut, dass Er ihn und seine Mitstreiter bergen wird, wobei das Flehen und die vielen Gebete der Gläubigen hilfreich mitwirken.

Die Angriffe des Satans auf die am Wort dienenden Brüder hat sich bis heute nicht vermindert, auch wir müssen deshalb den Zeugen der Wahrheit betend zur Seite stehen - wir werden damit in ihren schweren Dienst mit eingeschlossen.

Wir haben vorgestern das wunderbare Gebet des "Lobpreises" betrachtet, gestern sahen wir die Rolle der im Gebet Fürbittenden, damit das Wort der Wahrheit läuft, und heute wollen wir uns einige Gedanken zu jenen Gebeten machen, die uns ganz persönlich betreffen - wir sprechen gezielt die körperlichen Leiden und Gebrechen an. Können hier Gebete bzw. die Fürbitte etwas bewirken?

In jedem Fall möchten wir hier zuerst wiederholen, dass jedes Gebet, und sei es noch so kindlich und menschlich, Gottes Herz erfreut, wendet sich darin doch eines Seiner Geschöpfe hilfesuchend an Ihn! Inwieweit Er jedoch unser Gebet erhören kann, liegt im Willen Seines Ratschlusses, den Er über jedem Geschöpf, also auch über uns, längst gefasst hat.Auch Paulus litt an mancherlei körperlichen Schmerzen, in 2Kor 12:7 lesen wir von einem "Splitter in seinem Fleisch". Dreimal flehte er um Hilfe, und Gottes Antwort lautete dann: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht". Nicht körperliche Heilung lag hier im Sinne des göttlichen Ratschlusses, sondern die Verherrlichung Seiner Kraft in der menschlichen Schwachheit! Hier stellt sich uns die ganz schwere Frage: Wären auch wir bereit, solche Schausteller Seiner Kraft in unseren Leiden zu sein?

Wir möchten aber auch die andere Seite aufzeigen, die uns Gottes Erbarmen über unsere Schwachheit zeigt, ein Beispiel ist uns Epaphroditus. In Phil 2:25-27 lesen wir, wie sich Gott dem kranken und schwachen Mitarbeiter des Paulus erbarmte und ihn körperlich wieder aufgerichtet hat. Es darf uns hier alle trösten, dass unsere Gebet um Sein göttliches Erbarmen nicht von vorne herein vergeblich sind, sondern dass Er vielmehr "reich an Erbarmen ist, um Seiner vielen Liebe willen, mit der Er uns liebt", so wie es uns Eph 2:4 bezeugt. Und letztendlich sind ja auch unsere Gebete ein Ergebnis Seines Wirkens in uns.

So wie wir im Verlauf unseres Erdenlebens geistlich wachsen und reifen dürfen, so wächst auch unser Gebetsleben. Ist es am Anfang unseres Glaubens noch mehr kindlicher Natur, weil wir je erst noch lernen müssen, wie groß unser Gott und Vater ist, so wird es sich mit unserer geistlichen Reife auch inhaltlich ändern. Hiob ist uns hier ein gutes Beispiel. Was er am Anfang seines Leidensweges noch nicht wusste, bezeugte er am Ende: "Ich erkenne, dass Du alles vermagst, und nichts, was Du Dir vorgenommen hast, ist Dir zu schwer" (Hi 42:2). Es geht also um des Erkennen der Größe Gottes, und wie muss dieses Zeugnis des Hiobs das Vaterherz erfreut haben!

Unser Gebet soll auch dahin reifen, dass wir um geistliche Erkenntnis bitten, und zwar "um Erkenntnis Seiner Selbst", wie es uns Eph 1:17-18 lehrt. Je mehr wir erkennen, was die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist, die in. Christus für uns sichtbar gewirkt hat, als Er Ihn aus den Toten auferweckte und Ihn zu Seiner Rechten inmitten der Überhimmlischen setzte, desto tiefer zieht der Friede in unsere Herzen ein und lässt uns immer stiller über unsere eigenen Wünsche werden. Allerdings sehen wir auch, dass wir diese wunderbare geistliche Weisheit erbeten müssen, Paulus hört nicht auf, für alle Heiligen darum zu beten (siehe Eph 1:15-16). Und wenn wir dann mit erleuchteten Augen des Herzens fassen können, wie wunderbar Gott alles führt und bereitet hat, darf unser Dank und Anbetung zum Vater emporsteigen.

In Röm 8:28 lesen wir das wunderbare, aber unter Umständen auch sehr schwere Wort: "Wir wissen aber, dass Gott denen, die Gott lieben , alles zum Guten zusammenwirkt". Es kann schwer werden, diese Aussage voll und ganz anzuerkennen, vor allem , wenn Leiden im Spiel ist. Ein Gebetsleben, das im Einklang mit Seinem Willen steht, das auch in schweren Wegen den Dank und den Lobpreis an die erste Stelle stellt, ist ein siegreiches Gebetsleben - möge uns vermehrt "Geist der. Weisheit und geistlicher Enthüllung" geschenkt werden!

Zum Abschluss des Themas "Gebet" wollen wir uns noch mit einem ganz besonderen Gedanken beschäftigen, der dem Gebet eine tiefere Bedeutung verleiht. Wir sprachen ja bisher ausschließlich über die menschliche Seite des Gebets, wofür ja auch unser Leitvers steht. Doch es gibt auch noch die göttliche Seite des Gebets und damit lernen wir, dass unser Gebet ein wensentlicher Bestandteil der Gottesoffenbarung sein kann.

Das hört sich jetzt kompliziert an, ist es aber nicht, im Gegenteil! Das Herz Gottes sehnt sich nach Gemeinschaft mit all Seinen Geschöpfen, nichtnur mit uns. Und aus 1Kor 15:28 wissen wir, dass Gott dieses ferne Ziel auch einmal erreichen wird: "... damit Gott alles in allen sei. Um nun dieses ferne Ziel zu erreichen, hat Gott damit begonnen, schon heute "alles in wenigen zu sein", nämlich in uns!

Wir offenbaren also der sichtbaren und unsichtbaren W elt, dass Gottes Endziel in uns schon einen ganz wunderbaren und herrlichen Anfang genommen hat, und das Gebet ist unser Beweis! Gott bewirkt unsere Gebet, um Sich uns als Vater zu erweisen, zu welchem wir im Geist allezeit Zutritt haben.

Es kommt bei dem oben Gesagten erste einmal überhaupt nicht auf den Inhalt der Gebete an, sondern es ist ganz einfach nur die Tatsache, dass wir mit unserem Gott sprechen und verkehren können, dass Er alles in uns ist, dass Er keine ferne und abstrakte Person ist, sondern unser Vater, und dies in unserem Herrn! Unsere Gebete als Schauspiel den himmlischen Boten und den Menschen - welch herrliches Gottesoffenbarung darf dies heute schon sein!

1Thes 5:26-27

"Grüßet alle Brüder mit heiligem Kuss. Ich beschwöre euch bei dem Herrn, dass der Brief allen heiligen Brüder vorgelesen werde."

Die Herzlichkeit der brüderlichen Gemeinschaft untereinander kam im "Bruderkuss" zum Ausdruck, der im Unterschied zu allen menschlichen Liebeserweisungen ein "heiliger" Kuss ist. Wenn wir uns in jene Zeit zurückdenken, dann war es ganz bestimmt schon eine besondere Sache, wenn zum Beispiel ein Sklave seinem Herrn oder ein Hafenarbeiter einem Geschäftsmann (so wie beide gläubig waren) solch einen Bruderkuss gab. Wir sehen, dass der Glaube keine Standesunterschiede kennt, in Christus sind alle vom Vater geliebt und gleich wertvoll. Nach der Verlesung des Briefes solle der Gruß der Boten in der Gemeinde in Thessalonich aufgenommen und mit h eiligem Kuss weitergegeben werden -welch eine schöne Antwort auf das Hören eines solchen Briefes!

Ab Vers 27 fällt uns auf, dass er Brief von dem "wir" zum "ich " wechselt, Paulus schrieb diese letzten Zeilen des Briefes wohl eigenhändig. Es war damals durchaus Sitte, einen Brief zu diktieren und nur das abschließende Wort persönlich anzubringen.

"Ich beschwöre euch bei dem Herrn...", es klingt schon verwunderlich, dass Paulus an dieser Stelle solch markige Worte benutzt; aber vielleicht können wir ihn verstehen, wenn wir unsere eigene Unbedachtheit, Unaufmerksamkeit, ja nur zu oft auch Lieblosigkeit bedenken. Erzählen wir unseren eigenen Geschwistern, die einer Versammlung fern bleiben mussten, das Gehörte und Aufgenommene? Paulus legte größten Wert darauf, dass wirklich jeder diesen Brief zu hören bekam, auch jene, die bei der Verlesung verhindert waren. Es gab eben keine unwichtigen Leute in der Gemeinde! Die wirkliche und völlige Einheit der Thessalonicher bestand in der Liebe und Achtung für jeden, auch für den Ärmsten, geringsten und Schwierigsten; dies war für Paulus ein wesentliches Ziel - er hatte Jesus, seinen Herrn, verstanden.

1Thes 5:28

"Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch! Amen!"

Es ist ein fester Bestandteil der Paulusbriefe, dass sie allesamt mit dem Segenswunsch "Gnade sei euch" beginnen und mit dem gleichen Wort enden - wie wichtig darf uns doch diese Gnade sein!" Die weltlichen Briefe enden ja meist mit den gut gemeinten Wünschen "bleib gesund", "wir wünschen euch alles Gute" und ähnlichem, doch was helfen solche Worte?!

Paulus weiß ein besseres Grußwort, die Gnade unseres Herrn Jesus Christus ist kein ohnmächtiger Wunsch und kein leeres Wort, sondern Wirklichkeit und Kraft für die Lesenden. Sie ist der Stützpfeiler unserer gegenwärtigen Verwaltung (der Gnade), sie ist unverdient und bedingungslos und sie gibt uns alles. In Thessalonich hat sie aus Götzendienern Kinder Gottes gemacht, sie hat die zum Glauben Gekommenen von jeglichem Zwang des Gesetzes freigemacht, sie bedeutet schlichtweg unsere Rettung (Eph 2:8).

Bei den Thessalonichern wirkte sich dies durch Arbeit und Glauben, durch Mühen in der Liebe und durch Beharrlichkeit in der Erwartung Christi Jesu aus, sie waren somit ein besonderes Vorbild den damaligen Gläubigen. und sind es bis heute auch uns!

Möge diese vorbildliche Eigenschaft auch in uns, die wir zur Körpergemeinde Christi berufen sind heranreifen, mögen wir der sichtbaren. und unsichtbaren Welt zum Zeugnis dieser herrlichen Gnade werden, und möge in uns immer mehr das Verlangen nach Seiner Wiederkunft Fuß fassen - so kehrt das Schlusswort dieses Briefes "die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch" zum Anfangsgruß "Gnade sei euch" zurück und lässt den ganzen Brief gleichsam in der Gnade Jesu Christi eingeschlossen sein, wozu auch wir nur "Amen!" sagen können.

Lies weiter:
Der 2. Thessalonicherbrief - Kapitel 1