Der 1. Korintherbrief - Kapitel 1

Aus Bibelwissen
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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 1. Korintherbrief - Kapitel 1

Verfasser, Empfänger und Gruß
Dank für die den Korinthern zuteil gewordene Gnade
Warnung vor Parteisucht und falsch verstandener Weisheit

Einführung in die Korintherbriefe

Wie bei den Thessalonicherbriefen halten wir es auch hier für angebracht und hilfreich, einen kurzen Einblick in die Geschichte der Stadt Korinth samt seinen Bewohnern zu geben. Vieles, was und in dem Brief begegnet, ist ja selber längst Geschichte. Wo gibt es heute noch Sklaven? Wo wird von Götzenopferfleisch gesprochen - um hier nur einmal zwei Beispiele zu nennen. Es ist also mehr als dienlich, wenn wir uns beim Lesen in die damalige Zeit zurückversetzten.

Das klassische Korinth, wie es im Altertum bestand, wurde im Jahr 146 v. Chr. von den Römern völlig zerstört und lag ein Jahrhundert in Trümmern, bevor es durch Julius Cäsar im Jahre 44 v. Chr. wieder aufgebaut wurde. Dabei entstand ein völlig neues Korinth, welches sich durch seine vorteilhafte Lage am Meer schnell zu einer aufblühenden Hafen- und Handelsstadt entwickelte. Interessant für uns sind die Bewohner der Stadt, welche ja nicht mehr die Urbevölkerung darstellten, sondern aus allen Ländern angezogen wurden und somit eine bunt zusammengewürfelte Schar darstellten. Die führte fast zwangsläufig zu einer lockeren Lebensweise, die uns in den beiden Briefen ja immer wieder begegnet und zum Teil auch befremdet. Besitzt eine seit Zeiten bodenständige Bevölkerung, die sich gegenseitig kennt, noch viele ungeschriebenen Gesetze, die befolgt und beachtet werden, so ist diese Hemmschwelle bei einer untereinander völlig fremden Bevölkerung nicht mehr da. Entsprechend schnell sinkt dann auch die Moral.

Unser Verständnis für die Korintherbriefe wächst also in dem Maß, wie wir ein Bild von den Bewohnern in Korinth haben.

Die Geschichtsschreibung übermittelt uns weiter, dass in der Stadt Korinth eine reiche Oberschicht lebte und daneben eine große Schar von Sklaven und Bevölkerungskreise geringerer Art. Die sozialen Unterschiede waren also sehr groß. Ausschweifend war auch das geschlechtliche Leben in der Stadt. Es gab in Korinth den Tempel der Liebesgöttin Aphrodite, in dem sich eine große Zahl an Priesterinnen der kultischen Prostitution hingaben, in damaliger Zeit nichts Anstößiges.

Und so vielfältig, wie die Herkunft der Korinther war, so bunt war auch ihr Verständnis von Religion. Es gab den Kult der alten Götter, besonders die ägyptischen 'Gottheiten gewannen rasch Einfluss. Die Stadt besaß aber auch eine jüdische Gemeinde samt Synagoge und mancher Bewohner wurde durch deren Einfluss zum Proselyten.

In diese Lebensverhältnisse stieß Paulus, als er von Athen nach Korinth kam (Apg 18:2). Und, um es vorweg zu sagen, gerade in dieser Stadt mit seinen nicht. unbedingt edlen Bewohnern entstand eine besonders große und lebendige Gemeinde. Gott erzeigte Seine Kraft wieder einmal mehr in der Schwachheit Seiner Geschöpfe, wie Er es Seinem Apostel Paulus verheißen hat (2Kor 12:9).

Den Aufenthalt Pauli in Korinth. beschreibt uns Apg 18:1-18. Diese wenigen Verse umschreiben immerhin eine Zeit von einem Jahr und sechs Monaten (Apg 18:11), in welcher Paulus das Wort Gottes lehrte. Interessant und wichtig ist hier für uns, dass Paulus zuerst in die Synagoge, also in die jüdische Gemeinde ging. Für ihn galt auch in Korinth immer noch der absoluter Vorrang der Juden gegenüber den Nationen. Es muss uns dabei klar sein, dass Paulus unter den Juden mit der Königreichsbotschaft diente, wobei sein Ziel war, den Juden zu bezeugen, dass Jesus der Christus (ihr Messias) sei.

Wenn wir hier einen Blick in den "Kalender Gottes" werfen, dann wissen wir um 12 Haushaltung bzw. Verwaltungen, wobei zwei in die Wirkungszeit des Paulus fallen, nämlich die 8. Verwaltung des Übergangs, in welcher Paulus gemäß Röm 15:16 als Priester des Evangeliums diente, und die 9. Verwaltung, wo Paulus als "Gebundener" die geheime Verwaltung der Gnade enthüllen durfte (siehe Eph 3:1 ff). Die Zeit in Korinth und somit auch der Inhalt der beiden Korintherbriefe, fallen in die Zeit des Übergangs und enthalten noch nicht die letzten Enthüllungen, die Paulus erst in der Gefangenschaft in Rom erhielt. Wundern wir uns also nicht, wenn wir in den Korintherbriefen wachstümliche Veränderungen in den Aussagen Pauli feststellen; es sind Schritte von der Verwaltung des Übergang hin zur Verwaltung der Gnade.

Die Juden, wie wir Apg 18:6 entnehmen, widersetzten sich der Botschaft Pauli. und dieser wandete sich danach an die Nationen in Korinth. Es tauchen dabei verschiedene Namen auf, draunter auch der des Synagogenvorstehers "Sosthenes" (Apg 18:17, der uns ja möglicherweise schon im ersten Vers des Korintherbriefes begegnet. Und damit wollen wir jetzt auch in die Betrachtung des ersten Korintherbriefes einsteigen.


Verfasser, Empfänger und Gruß

1Kor 1:1

"Paulus, durch Gottes Willen berufener Apostel Christi Jesu, und der Bruder Sosthenes"

Es ist nicht von ungefähr, wenn wir gleich im ersten Vers mit dem "Willen Gottes" konfrontiert werden, dies darf uns zu Beginn dieses Briefes gleich. zu einem riesigen Zuspruch werden. Nicht nur Pauli Berufung zum Apostel Christi Jesu, sondern vielmehr alles wird durch Gottes Willen bzw. dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, wie es uns Eph 1:11 lehrt.

Und in dem Wörtchen "alles" ist letztendlich auch unser eigenes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen enthalten, das heißt: Es kann in unserem Leben nichts geschehen, was nicht mit dem Ratschluss Seines Willens übereinstimmt. Dies ist eine gewaltige Aussage, die sich auf unser ganzes Erdenleben auswirken soll - ist uns, liebe Geschwister, diese Tatsache schon einem so richtig bewusst geworden?

Und dann lesen wir in Eph 1:12 weiter: "... damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien". Die Auswirkung Seines Willens hängt also direkt mit dem Lobpreis Seiner Herrlichkeit zusammen. Wenn wir uns unter den Ratschluss Seines Willens begeben, dann können wir insofern ein Lobpreis Seiner Herrlichkeit sein, wenn wir Ihn. in all unseren Lebenslagen preisen, vor allem in den für uns unangenehmen, ja schmerzhaften Lagen.

Ist es schwer, Ihn zu preisen, wenn wir in Hochstimmung sind, wenn wir alles haben, ja sogar Überfluss? Sicherlich nicht! Aber schwer kommt der Lobpreis aus der Tiefe unserer Herzen über unsere Lippen, wenn uns Leiden und Trübsal erreichen und uns das Leben schwer machen. Erkennen wir auch dann den Ratschluss Seines Willens? Sind wir auch dann noch ein Lobpreis Seiner Herrlichkeit?

Paulus, der sich hier als Absender dieses Briefes vorstellt, wurde also durch Gottes Willen zum Apostel berufen, und dies als ein erbitterter Feind Jesu (siehe Apg 9:1 ff). Aber die Gnade überwältigte ihn derart, dass er fortan allen Gläubigen ein lebendiges Zeugnis im rechten Dienst und Wandel wurde. Um das ihm geoffenbarte Zeugnis zu verkündigen, wurde er zunehmend von den jüdischen Gemeinde abgesondert (siehe Apg 13:2 und Röm 1:1), sein Dienst richtete sich mehr und mehr an die Nationen. Dabei ist die Botschaft, die er verkündigt, nicht menschengemäß (Gal 1:11), d. h. sie wurde ihm nicht von Menschen (z.B. von den Jüngern Jesu) übermittelt, sondern ist ihm durch Enthüllung zuteil geworden. Paulus betont diese Tatsache, weil er unser Apostel mit einer an uns gerichteten Botschaft ist, die ihm Christus direkt und Selbst zuteil werden ließ.

Paulus steht in diesem Brief ein Bruder namens "Sosthenes" als Mitverantwortlicher zur Seite. Wir denken hier an jenen Synagogenvorsteher, der uns in Apg 18:7 begegnet. Es ist zwar nicht belegt, ob diese beiden Männer identisch sind, doch die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Sosthenes könnte als Nachfolger des Krispus, von dem wir Apg 18:8 lesen, ebenfalls zum Glauben an Christus Jesus gekommen sein, sein Name in diesem Brief hätte somit bei den Korinthern ein großes Gewicht. Paulus schreibt zwar in diesem Brief (im Gegensatz zu den Thessalonicherbriefen) durchgehend in der "Ich-Form", aber Sosthenes gibt durch seine Namensnennung in diesem Anfangsvers seine Zustimmung zu dem, was Paulus den Korinthern zu schreiben hat.

Und wie warm klingt hier die Bezeichnung "Bruder"! Ja, in Christus sind wir alle "Geschwister", weil wir in Ihm unser neues Leben haben und Glieder an Seinem Körper sein dürfen - welch ein Gnadengeschenk!

1Kor 1:2

"an die herausgerufene Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, an Geheiligte in Christus Jesus, an berufene Heilige, samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, der ihr Herr ist wie auch der unseres."

Wir kommen zur Anschrift dieses Briefes und dürfen uns voll und ganz mit ihr identifizieren. Zwar steht ganz klar die herausgerufene Gemeinde Gottes in Korinth an erster Stelle, doch schon der nächste Empfängerkreis, "an Geheiligte in Christus Jesus", trifft uns alle in wunderbarer Weise; und "berufene Heilige" umfasst ja die Gläubigen an jedem Ort dieser Erde.

"Heiligkeit" ist die göttliche Eigenschaft und schließt alles ein, was in besonderer Weise Ihm gehört (im Grunde gehört Ihm ja alles). Schon das Volk Israel wählte Gott zu Seinem Eigentum aus und sprach: "Ich, Jewe, bin es, der euch heiligt" (3Mo 20:8). Hier gibt es zwischen Israel und uns trotz der verschiedenen Heilsverwaltungen, nämlich der des Gesetzes damals und der heutigen Gnade, keine Unterschiede. An der Heiligkeit Gottes hat sich seit damals nichts geändert.

"Geheiligte in Christus Jesus" sind wir, weil Gott uns "in Ihm", unserem Herrn, auserwählt hat, damit wir Heilige und Makellose vor seinem Angesicht seien (Eph 1:4). Dies ist unsere Stellung in Christus, die uns niemand rauben kann! Als Folge von diesem herrlichen Geschenk sollen wir aber auch einen entsprechenden würdigen Wandel führen, der uns mahnt, unsere Glieder zur Heiligung bereitzustellen (Röm 6:19). Uns wenn wir auch als längst Gläubige nur zu oft vor uns selber erschrecken mögen (was unseren Wandel betrifft) und uns Furcht und Zittern befällt, so dürfen wir auch dann wissen, dass Gott beides in uns bewirkt: "Das Wollen wie auch das Wirken nach Seinem Wohlgefallen" (Phil 2:12-13). Dies, liebe Geschwister, ist "überströmende Gnade"!

1Kor 1:3

"Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!"

Unser heutiger Leitvers enthält ein eingefügtes menschliches Hilfswort (in der Konkordanten Wiedergabe schwach gedruckt) welche nicht im Urtext steht: "Gnade (sei) euch...." Ist die Gnade hier, am Beginn dieses Briefes, von Paulus nur eine Wunschäußerung? Wir sagen hier "Nein"!

"Gnade" ist doch etwas, was wir uns nicht gegenseitig wünschen können, sie ist vielmehr die absolute Tragesäule unserer gegenwärtigen Verwaltung, sie ist unser festes Fundament, auf dem unsere Rettung steht (Eph 2:8). Unser Leitvers, der "Gnade euch und Friede von Gott ...." lauten muss, ist also kein frommer Wunsch an die Korinther, sondern ein Erinnern an eine (zumindest die Gnade betreffende) bestehende Tatsache, ein Anlass zu Freude und in der Folge ein Hinführen zu dem Frieden von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.

Das Wort "Gnade" bedeutet ja wörtlich "etwas, das Freude verursacht", und Freude darf in der Tat unser Herz erfüllen, weil wir in dieser Gnade bedingungslos, ohne jegliches eigene Mitwirken, Gerettete sind!

Paulus wusste ja, wem er diesen Brief schrieb und wie es. um den sittlichen Stand etlicher Gemeindeglieder in Korinth stand. Doch die Gnade stellt keine Vor- und Nachbedingungen, sie ist, wie wir gestern schon aussagen durften, "überströmend" und schwemmt all unseren Unrat hinweg. Dass in bestimmten Fällen unser Wandel nicht würdig ist und ein Fall vor der Preisrichterbühne des Christus wird, steht auf einem anderen Blatt, was wir im Verlauf der Korintherbriefe ja noch ausführlich betrachten werden. Doch erst einmal spricht Paulus unsere unangreifbare "Stellung in der Gnade" an, und sie soll all unsere Sorgen wegnehmen und uns so in den Frieden Gottes führen, der gem. Phil 4:7 allem Denksinn überlegen ist u nd der unsere Herzen und Gedanken wie in einer Feste in Christus bewahren soll.

Dank für die den Korinthern zuteil gewordene Gnade

"Allezeit danke ich meinem Gott eurethalben für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus gegeben ist,"

Nach dem Eingangsgruß an die Korinther kommt Paulus in den Versen 4 bis 9 zum Dank für die Gemeinde und seine Worte berühren in gleicher Weise auch uns!

Zuerst stellen wir fest: Paulus untermauert, dass Gnade kein frommer Wunsch an uns sein kann, sondern uns vielmehr "gegeben ist" - der Dank für diese Gnade steht an erster Stelle! "Gnade" kann man sich (Gott sei Dank) nicht selber erwerben oder kaufen, sie hat auch nichts mit "arm oder reich", "hoch oder niedrig" zu tun, sie wird allen berufenen Heiligen ganz einfach als ein Geschenk gegeben, und dies in unserem Herrn Christus Jesus. Gnade ist uns also allen in gleichem Maß gegeben, ohne irgendwelche Unterschiede. Dies verbindet uns als "Geschwister in Christus" untereinander, und wenn wir uns menschlich auch in vielem unterscheiden - in der uns gegebenen Gnade sind wir alle gleich!

Es soll uns heute erneut überglücklich machen, dass das Geschenk der Gnade nicht von uns abhängt, vielmehr richten sich die Augen unserer Herzen auf Ihn. "in Ihm" ist uns alles geschenkt, weil Er uns unendlich lieb hat und Seine Liebe im Tod am Kreuz öffentlich zur Schau gestellt hat. Ja, Christus ist unser Leben, heute hier untern auf der Erde, und erst recht in der Zukunft der überhimmlischen Herrlichkeit. Wenn wir unter der Last des Lebens stöhnen, wenn uns der Zeitgeist immer mehr bedrückt, wenn uns die Macht der Finsternis immer intensiver bedrängt,, - dann darf uns wichtig sein, dass wir alle in der Gnade Gerettete sind! "Denn so liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einzig gezeugten Sohn gibt..." und "in Ihm" ist uns wirklich alles gegeben, und hier an erster Stelle die Gnade, die uns zu Geretteten macht, die uns täglich überströmt und glücklich machen darf.

1Kor 1:5

"weil ihr in Ihm in allem reich gemacht seid, in jedem Wort und in jeder Erkenntnis,"

Allezeit dankt Paulus für seine Glaubensgeschwister, und nach der Gnade hebt er den Reichtum in Wort und Erkenntnis hervor. Wir müssen uns erinnern, dass die Korinther in krassestem Heidentum lebten und von der Sünde total verseucht waren. In 1Kor 6:10 werden uns ja einige Merkmale vor Augen geführt, der etliche Korinther gefrönt haben. Paulus erkannte das große Heilsgeschenk, welches diese Korinther erhielten und dankte aus tiefstem Herzen für die Gnade, durch welche die Gemeine in jedem Wort und jeder Erkenntnis reicht gemacht wurde.

Der Reichtum Gottes ist allumfassend, Paulus schreibt deshalb auch zuerst einmal kühn "in allem reicht gemacht", bestimmt dann aber zugleich näher, worin dieser Reichtum der Korinther besteht: In ÖWort und jeder Erkenntnis. Die Griechen besaßen von jeher die Redefähgikeit und die Freude am Reden. Die Redner waren daher in jeder Stadt hoch geschätzt. Bis heute bewundert die Menschheit dichter wie z.B. Homer oder Sophokles. Der Umgang mit der Rede förderte auch das Verlangen nach Erkenntnis und nicht zufällig liegen daher die Wurzeln dessen was wir "Philosophie" nennen, in Griechenland. Hier entstanden auch zuerst eigentliche Weltanschauungen. Und all diesem stand Gottes lebendiges Wort und die damit verbundene Erkenntnis gegenüber! Nicht in gewandter menschlicher "Wortweisheit" verkündigt Paulus das Wort Gottes (siehe 1Kor 1:17), sondern in der schlichten Kraft des heiligen Geistes - dies ist der Reichtum der Korinther (und auch der unsere).

Sind wi runs wirklich alle bewusst, liebe Geschwister, wie reich wir im Wort der Wahrheit sind und welch einen Reichtum an Erkenntnis wir in Bezug auf unsere Zukunft und damit im Gegensatz zu der menschlichen so genannten "Wissenschaft" haben? Letzteres führt die Menschen in Verlorenheit und Tod, doch Gottes Wort vom Kreuz führt uns an das Kreuz Christi und macht uns so zu unendlich reich gemachten Habenichtsen!

1Kor 1:6

"wie auch das Zeugnis des Christus unter euch bestätigt wurde,"

"REich gemacht in jedem Wort und jeder Erkenntnis" - dies war das gestrige Leitwort. Unser heutiges Wort führt uns an unseren Glaubensanfang zurück und darf uns erneut zeigen, wie reich wir gemacht sind. So lesen wir in Eph 1:13 in kürzesten Worten:

  1. "... die ihr hört",
  2. "... die ihr glaubt",
  3. "... versiegelt mit dem geist der Verheißung, dem heiligen."

Das Zeugnis des Christus hören viele, doch der Glaube an dieses Zeugnis wurde und wird nur jenen geschenkt, die gem. Eph 1:4 von Gott in Christus auserwählt wurden, also Glied am Körper des Christus sind. "Glaube" ist also kein eigener Verdienst, sondern das Wirken des heiligen Geistes, der nach dem Geschenk des Glaubens jeden auch noch versiegelt, d.h. für alle Zeit als "Geretteten" kennzeichnet! Keine Macht im gesamten All kann dieses Siegel unserer Rettung brechen, auch wir selbst nicht - welch ein unschätzbarer Reichtum ist dies und wie überglücklich darf uns dies machen!

Das Zeugnis, welche Paulus in der Stadt Korinth gab, wurde durch den empfangenen Glauben einer Anzahl von Korinthern bestätigt; sie konnten glauben, dass der verkündigte Christus Jesus tatsächlich der sohn Gottes ist, dass Er aus Liebe in die Welt kam und die Sünde der Welt am Kreuz auf Sich lud. In der Folge durften sie sich in der Gnade als Gerettete wissen - dies war ihre unangreifbare und unwiderrufliche Stellung in Christus! Wenn nun ihr Wandel auch Anlass zur Rüge gab, so war ihr Zeugnis trotzdem unangreifbar, es betätigte ihre Rettung in der Gnade, wenn vielleicht auch bei dem einen oder anderen gemäß 1Kor 3:15 auch ohne Lohn und so wie durch Feuer hindurch!

1Kor 1:7

"so dass es euch an keiner Gnadengabe mangelt, die ihr auf die Enthüllung unseres Herrn Jesus Christus wartet,"

Dankbar sieht Paulus auch auf die Gnadengaben, an denen die Gemeinde in Korinth offensichtlich keinen Mangel hatte. "Gnadengaben" werden ja mitgeteilt wie es Paulus bei den Römern tat (Röm 1:11). Als wichtigstes Gnadengabe wurde den Römern mitgeteilt, dass, im Gegensatz zur Kränkung, das Geschenk der Gnade, das von dem einen Menschen Jesus Christus ist, überfließend ist. Und so wie sich die Korinther dieser Gnadengabe erfreuen durften, so dürfen auch wir es heute tun! Ist uns, liebe Geschwister, schon wirklich tief im Herzen bewusst geworden, was "überfließend" bedeutet? Der von uns schon öfters zitierte Brunnen veranschaulicht uns etwas davon: Das überfließende Wasser schwemmt all den Dreck, der normalerweise oben schwimmt, über den Brunnenrand hinweg. Und so ist es auch bei uns: Die überströmende Gnade trägt all unsere täglichen Kränkungen Gott gegenüber hinweg - welch ein Wunder der Gnade!

In Röm 6:23 spricht Paulus von "äonischem Leben in Christus Jesus, unserem Herrn" als einer Gnadengabe Gottes und fügt in Röm 11:29 noch hinzu, dass Gottes Gnadengaben "unbereubar" sind! Nicht mehr Zukunftsängste sollen uns beherrschen u nd quälen, sondern tiefer Friede mit Gott soll unsere Herzen bewahren, weil Christus unser Leben ist.

Über das oben Gesagte hinaus lesen wir in 1Kor 12:4, dass Gnadengaben unterschiedlich sein können. In Röm 12:6 lesen wir von Prophetenworten: der Gabe zum Dienst, zur Lehre, zum Zuspruch oder zum Teilen mit anderen. Solche Gnadengaben müssen aber gepflegt werden, d. h., wir sind in unserem Wandel gefordert. Nicht umsonst fordert Paulus in 1Tim 4:14 den Timotheus auf, die Gnadengaben nicht zu vernachlässigen, ja, sie notfalls auch wieder ganz neu anzufachen (2Tim 1:6), was ja bedeutet, dass gewisse Dienste, die ja Gnadengaben sind, bei u ns durchaus auch einschlafen können. Lassen wir uns hier alle von Paulus inspirieren!

"....die auf die Enthüllung unseres Herrn Jesus Christus wartet,"

Beziehen wir unser heutiges Leitwort ruhig auf alle Gläubigen aller Zeiten, so ergibt dies einen allumfassenden Zustand: "Das große Warten"! Ja wirklich, "wir warten!" Kürzer und treffender könnte man wohl den Normalzustand der Gläubigen nicht bezeichnen. Wir sind nicht nur Kämpfende und Leidende hier unten auf Erden, sondern Berufene, die in größter Erwartung leben dürfen!

Und Paulus enthüllt uns auch klar und deutlich, was wir erwarten dürfen, nämlich die Enthüllung unseres Herrn. Und mit dieser Enthüllung tritt dann auch das ein was Paulus in 1Thes 4:13-18 darlegt: Wir werden Ihm in Wolken entgegen entrückt. Und das Herrlichste: "Wir werden so allezeit mit Ihm zusammen sein!"

Im Warten auf den Herrn liege eine belebende Kraft und gibt die Grundlage für ein geheiligtes Leben. Im Warten liegt auch das Geheimnis einer ununterbrochenen und sich stets vertiefenden Gemeinschaft mit unserem Herrn. Der lebendige Glaube, dass Er bald kommt, ist der beste Ansporn, um ganz für Ihn da zu sein. Die Gläubigen der Vergangenheit, die zum großen Teil schwerste Wege durch Verfolgung gehen mussten (was heute leider kaum nicht bewusst ist), zeigen uns die Kraft des rechten Ausharrens, die "im Warten" liegt.

Nach 1Thes 5:8 ist ein Teil unserer geistlichen Waffenrüstung der Helm der Erwartung. Wer diesen Teil der Waffenrüstung vernachlässigt, wer also nicht in der Erwartung der Enthüllung Christi Jesu steht, dem fehlt dieser so wichtige Kopfschutz für den inwendigen Menschen - er ist in diesem Punkt ungeschützt den Angriffen des Widerwirkers ausgesetzt, der uns das Ziel verrücken und uns mutlos und verzagt machen will.

1Kor 1:8

"der euch auch Stetigkeit verleihen wird bis zur Vollendung, damit ihr am Tage des Herrn Jesus Christus unbeschuldbar seid."

In unserem Leitvers wird uns wieder einmal überdeutlich gezeigt, wie wunderbar das Handeln unseres Gottes ist: Bevor Paulus anfängt, die Korinther mit schweren Vorwürfen zu tadeln, offenbart er ihnen die große Wahrheit vom Kommen des Herrn und hier, dass Er ihnen die Stetigkeit gibt, damit sie an jenem Tag unbeschuldbar seien. Schlimmes wird in den folgenden Kapiteln den Korinthern bzw. einzelnen vor ihnen vorgeworfen, dennoch wird am Tag Jesu Christi jeder "unbeschuldbar" sein!

Wie zartfühlend wird Paulus hier vom Geist Gottes gelenkt, dass er erst die mutmachende Verheißung niederschreibt, bevor er die Verfehlungen der Korinther bloßstellt. Dies darf in jedem Fall auch uns im Hinblick auf unsere Schwachheiten ein Trost sein, die uns leider nur zu oft zu schaffen machen. Im Körper Seines Fleisches hat uns unser Herr durch Seinen Tod ausgesöhnt, um uns heilig, makellos und unbeschuldbar vor seinem (des Vaters) Angesicht darzustellen, so lesen wir in Kol 1:22. Ja, es ist eines der höchsten Gnadengaben, dass wir zur Sohnschaft auserwählt und berufen wurden, und so wie Sich der Vater am Sohn erfreut, so will Er Sich auch an uns erfreuen; und darum, werden wir dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestaltet werden (Phil 3:21).

Und da Er Sich dieses Ziel mit uns allen vorgenommen hat, führt Er es auch unbeirrt durch, denn Er bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens, worin auch unser Werdegang eingeschlossen liegt, nämlich: unsere Vorherbestimmung, Berufung, Rechtfertigung und Verherrlichung (siehe Röm 8:30).

1Kor 1:9

"Gott ist getreu, durch den ihr auch zur Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, berufen wurdet."

Es mag im Hinblick auf uns immer wider fast unglaublich erscheinen, dass wir wirklich unbeschuldbar sind. Deshalb verstärkt Paulus diese Wahrheit damit, dass er betont: "Gott ist treu"! Ja, liebe Geschwister, unser Blick wir immer wieder von uns weggelenkt, hin auf Ihn. Gottes Treue will und wird das letzte Wort über unser Leben behalten.

Und weil der Vater uns im Sohn heilig, makellos und unbeschuldbar vor Seinem Angesicht darstellt, können wir auch in der Gemeinschaft Seines Sohnes leben, zu der wir gemäß unserem Leitvers ausdrücklich berufen sind. "Gläubig zu sein" bedeutet mehr als nur "glauben", es bedeutet vielmehr die innige Gemeinschaft mit unserem Herrn und Haupt. Ist uns bewusst, dass wir heute schon voll in das Leben und Wirken Christi Jesu mit hineingenommen sind? Ist uns bewusst, dass wir gem. 1Kor 10:16 Gemeinschaft am Blut und am Körper Christi haben? Und wie wir laut Vers 17 am Bild der Körpergemeinde den Körper Christi darstellen, mit Ihm eine Einheit darstellen? Und deswegen auch mit Ihm eines Geistes sind?

Darum , in Christus Geliebte, ist Er unser Leben! Unsere alte Menschheit ist zusammen mit Ihm gekreuzigt und in den Tod begraben, damit der Körper der Sünde unwirksam gemacht werden (lies Röm 6). Und wenn wir starben (im Glauben), so glauben wir auch, dass wir zusammen mit Ihm leben werden - heute schon im Geist, doch bald buchstäblich!

Heute schon im Geist in innigster Gemeinschaft mit unserem geliebten Herrn und bei Seinem Kommen buchstäblich mit Ihm vereint zu sein, das bewirkt Gottes Treue - wir müssen immer wieder erneute und beschämt feststellen, wie reich wir in allem sind!

Warnung vor Parteisucht und falsch verstandener Weisheit

1Kor 1:10

"Ich spreche euch nun zu, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle das gleiche aussagt und keine Spaltungen unter euch seien;"

Der weitere Inhalt des Korintherbriefes zeigt, dass die Korinther durch das Abgesandte (siehe 1Kor 16:17) ihrem Apostel Fragen vorlegten, aber Paulus geht in seinem Brief nicht sofort darauf ein, vielmehr scheinen ihn Nachrichten aus anderer Quelle über die Gemeinde zu beunruhigen. Und um den Korinthern zu zeigen, dass er nichts von sich aus unternimmt, dass er keine Menschenworte schreibt, legt er klar, dass er durch den Namen Seines Herrn spricht.

Wir werden im Verlauf dieses Briefes noch hautnah mit den einzelnen Punkten konfrontiert, welche die Korinther anscheinend so unterschiedlich aussagen und sogar Spaltungen aufkommen ließen - heute wollen wir uns vom Wort her zusprechen lassen,

a) unsere geistliche Einheit in unserem Herrn und
b) unser gemeinsame Berufung nach oben zu sehen.

Über gewisses Aussagen kann man, wie die Praxis zeigt, unterschiedlicher Ansicht sein, auch wird nicht selten hierüber leidenschaftlich gerungen. Doch letztendlich zählen die Wurzeln und die sind: "Eine Körperschaft, ein Geist, ein Erwartungsgut, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller" (gem. Eph 4:4-6). Und vor dieser Aufzählung spricht Paulus zu einem "würdigen Wandel" zu, nämlich sich in aller Demut und Sanftheit, mit Geduld einander in Liebe ertragend! Wieviel persönlicher Kummer und Leid könnte erspart werden, wenn wir uns oft nur ein klein wenig dieser Worte besinnen würden, bevor wir jemand antworten, bevor wir jemand verbessern oder belehren wollen. "Demut, Sanft und Geduld erfordern oft "Stille" und bedenken wir hier: "Im Stillesein liegt unsere Macht!" Und dann dürfen wir uns alle gemeinsam auf ein Ziel ausrichten, nämlich "das droben suchen, wo Christus ist" (Kol 3:1-2). Hier gibt es keine unterschiedlichen Aussagen, hier hat alles die gleiche Richtung - also lasst uns gemeinsam nach oben streben!

"lasst euch vielmehr an denselben Sinn und an dieselbe Meinung anpassen!"

Bevor Paulus einzelne Punkte aufdeckt, legt er ein grundlegendes Verhalten fest: "Das gleiche aussagen", dass "deine Spaltungen seien, "denselben Sinn" und "dieselbe Meinung" haben. Wenn wir den Werdegang der Gemeinde Christi Jesu durch die Jahrhunderte zurückverfolgen, so stellen wir fest, wie schwer es fiel, obige Punkte einzuhalten.

Nüchtern gesehen fragt man sich wirklich: Kann es denn so schwer sein, das gleiche auszusagen? Unsere Aussage ist doch Gottes Wort und die Botschaft von Seiner Liebe zu uns - kann man da unterschiedlich aussagen? Und wie können Spaltungen zustande kommen, wenn sich jeder als Glied am Körper Christi fühlt? Kann Christus gespalten werden? Und wer in Christus ist und lebt, kann ja nur Seine Gesinnung ausleben und eine entsprechende Meinung haben! Doch die Praxis zeigt in Korinth (und sie zeigt heute), dass alles einfacher gesagt als getan ist!

Vielleicht sollten wir uns alle einmal klarmachen, dass jeder Mensch vor Gott eine eigene Persönlichkeit mit ganz eigenem Charakter und eigener Führung ist (Was ja bei der Gesamtzahl aller Menschen schon ein kaum fassbares Wunder ist). Und mit jedem einzelnen Menschen kommt Gott auf Seine Art ans Ziel. Nur - die Wege und Führungen sind, entsprechende dem Einzelnen, sehr unterschiedlich. In einer Gemeinde bleibt es deshalb nicht aus, dass Reibungspunkte entstehen und unterschiedliche Ansichten aufkommen, dass man sich auf Nebengleise begibt, anstatt auf dem Hauptgleis zu bleiben.

Vielleicht kann uns heute ein Wort im Umgang mit- und untereinander anregen, welches Paulus am Ende dieses Briefes schreibt: "Alles soll bei euch in Liebe geschehen!" (1Kor 16:14b). Könnte dies nicht ein fruchtbringendes Übungsfeld für uns alle werden?

1Kor 1:11-12

"Mir wurde doch von Hausgenossen der. Chloe über euch, meine Brüder, offenkundig dargelegt, dass Hader unter euch sei. Ich meine damit dies, dass jeder von euch anders aussagt: Ich stehe zu Paulus! Ich aber zu Apollos, Ich zu Kephas! Ich aber zu Christus!"

Wir sehen, dass neben den offiziellen Boten der Korinther an Paulus (siehe 1Kor 16:17) noch andere Botschaften den Apostel erreichten, die glaubhaft wirkten. un dPaulus zu diesem Brief anregten. Wer immer auch "Chloe" gewesen sein mag, sie traute den von der Gemeinde gesandten Boten offensichtlich nicht zu, dass sie Paulus den wahren Zustand der Gemeinde berichteten und ließ deshalb dem Paulus eigene Berichte zukommen.

Damit kommt Paulus auf den Punkt: "Hader sei unter euch!" Es ist verständlich, wenn die Korinther mit besonderer Dankbarkeit an demjenigen hängen, durch den sie das Beste ihres Lebens empfangen hatten; und offensichtlich wirkten da neben Paulus auch (Kephas (Petrus) und Apollos mit, obwohl uns nicht berichtet wird, ob die beiden letzteren jemals in Korinth waren. Aber es gab ja noch andere Wege; z.B., dass etliche Korinther in der jüdischen Synagoge, wo ja die Botschaft des Petrus galt, den Weg zu Jeus fanden oder aus dem Wirkungskreis von Kephas oder Apollos nach Korinth zugereist bzw. zugezogen waren. Die verständliche Dankbarkeit jenen Menschen gegenüber, die den Weg wiesen, wird aber in dem Moment gefährlich, wo sie ein falsche Gewicht bekommt und der jeweilige Bote Christi Jesu wichtiger wird als Christus selbst. Anstatt in Ihm eins zu sein, ereiferte man sich für die Größe und Bedeutung der jeweiligen Lehrer. Eine gewisse Dankbarkeit wurde zum eifersüchtigen Kampfruf, der die Gemeinde in Korinth zu spalten drohte.

Kennen wir nicht auch solche Probleme? Hängen wir nicht auch nur zu oft bestimmten Menschen an, anstatt uns völlig auf unseren Herrn auszurichten? Wen spiegeln wir wider: Menschen oder den Herrn? (lies 2Kor 3:18)-

1Kor 1:13

"Ist der Christus denn zerteilt worden? Nicht Paulus wurde für euch gekreuzigt! Oder seid ihr etwa in den Namen des Paulus getauft worden?"

Der Hader in der Gemeinde, nämlich die offene Sympathie für eine Person hätte doch eigentlich gar nicht sein müssen, wenn Kephas, Apollos und Paulus dasselbe ausgesagt hätten!!! Es gab nur Streit, weil die Aussagen der Lehrer unterschiedlich waren, und unterschieden hat sich zumindest die Aussage des Kephas von derjenigen der anderen Männer. Worin bestand der Unterschied?

Die beständigen Leser unser Schriften wissen längst, dass die jüdischen Gemeinden in den Synagogen "Königreichsgemeinden" waren, d.h. sie hatten ihre Aufgabe auf Erden und erwarteten ihren Messias auf dem Ölberg (Sach 14:4). Die Körpergemeinde hingegen hat ihre Aufgabe in den überhimmlischen Räumen und erwartet ihren Herrn zur Entrückung - und dies noch vor dem Kommen Christi Jesu auf dem Ölberg. weIsrael auf der einen und die Körpergemeinde auf der anderen Seite haben also verschiedene Aufgabengebiete, aber denselben Herrn! Wenn also etliche in Korinth für Kephas eiferten, andere für Apollos oder Paulus, so war damit der Christus nicht zerteilt, wohl aber fehlte die rechte Erkenntnis, das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden (2Tim 2:15).

Paulus weist in seinem Brief zuerst einmal auf die Mitte hin, auf Christus. Am Kreuz finden sich alle wieder, ob Juden oder Nationen; Christus starb für alle, und dies ohne Unterschied. Möge uns dies ein Zuspruch sein, wenn wir mit Geschwistern in Hader geraten. Christus zerteilt nicht, sondern eint, und dies in gegenseitiger Liebe.

1Kor 1:14-15

"Ich danke Gott, dass ich niemand von euch getauft habe außer Krispus und Gajus, so dass keiner sagen kann, dass ihr in meinem Namen getauft seid."

Unser heutiger Leitvers führt uns an das Problem der Taufe heran, ein Problem deshalb, weil bis heute viele Gläubige mit der rechten Lehre der Taufe noch nicht umgehen können. Doch zuerst geht es Paulus noch um die ganz menschliche Seite in Korinth, er sagt mit anderen Worten: Die wenigen, die von mir persönlich getauft wurden, sollten sich in keinster Weise damit brüsten oder diese Taufe mit meiner Person in Verbindung bringen. Wenn schon getauft wurde, dann niemals auf eine menschliche Person, sondern einzig und allein auf den Namen des Herrn.

In tieferem Sinn ging es mit der Frage der Taufe jedoch um weit mehr. Von dem Zeitpunkt an, als Paulus vom erhöhten Herrn beauftragt wurde, die Körpergemeinde Christi Jesu zu bilden, die im Gegensatz zu Israel eine überhimmlische Berufung hat, begann eine Abkehr vom bisherigen Weg Israels. Israels Aufgabengebiet ist die Erde, also die sichtbare Welt. Folglich sind Israels Handlungen dem Sichtbaren angepasst. Die Körpergemeinde jedoch hat es mit der unsichtbaren Welt zu tun, das Sichtbare spielt keine Rolle mehr. Auf die Taufe bezogen heißt dies in einem Satz: Gilt für Israel weiterhin die sichtbare Taufe mit Wasser, so ist diese für die Körpergemeinde Christi Jesu völlig überflüssig geworden, sie spielt in der unsichtbaren Welt keine Rolle mehr!

Nur wer seine eigene Berufung nach oben erkennt, nur wer um seine zukünftigen Aufgaben in und an der unsichtbaren Welt weiß, kann auch die frage der Taufe richtig einordnen. und handhaben. Wir wollen uns deshalb in der hier gebotenen Kürze mit diesem Thema befassen.

1Kor 1:16-17

"Doch ja, ich habe auch die Hausgenossen des Stephanus getauft. Im übrigen weiß ich nicht, ob ich noch irgend einen anderen taufte. Denn Christus hat mich mich beauftragt zu taufen,"

Wenn wir gestern sagten, dass die Wassertaufe in der Körpergemeinde Christi Jesu keine Rolle mehr spielt, dann war der Weg dahin doch sehr lang. Dabei ist dringend zu beachten, dass zwischen der Königreichsgemeinde (Israel) und der Körpergemeinde (wir) unterschieden werden muss.

Am Anfang stand nur eine Taufe, die mit Wasser von Menschen vollzogen wurde. Dies galt bis Jesu Tod am Kreuz. Danach, in der Pfingstverwaltung, kam zur Wassertaufe eine von Gott vollzogene Geistestaufe hinzu - die Reihenfolge war aber zuerst die Wassertaufe, dann die Geistestaufe. Bis hierher war nur Israel betroffen! Nun trat durch Pauli Dienst die Körpergemeinde in Erscheinung; auch hier galten die beiden Taufen, aber: In umgekehrter Reihenfolge! Zuerst kam die Geistestaufe, indem Gott den. jeweils von Ihm auserwählten berief (ihm den Glauben schenkte), und erst danach erfolgte die Wassertaufe. Wir bezeichnen diese Zeit als "Verwaltung des Übergangs", nämlich des Übergangs weg von Israel und hin zu den Nationen.

In der Zeit der Übergangsverwaltung wurde auch in der Körpergemeinde noch mit Wasser getauft, doch verlor diese Wassertaufe immer mehr an Bedeutung, weil sie bei unserer überhimmlischen Berufung (Aufgabe) keine Rolle spielt. In dieser Phase schreibt Paulus diesen Brief an die Korinther und wir spüren aus seinen Worten, wie unbedeutend ihm bereits die Wassertaufe geworden ist. Wenig später, in der bis heute andauernden "Verwaltung der Gnade" ist die Wassertaufe gänzlich aufgehoben, sie spielt keinerlei Rolle mehr. Für uns gilt: ".... ein Herr, ein Glaube, eine Taufe (Eph 4:5); und diese eine Taufe beschreibt uns z.B. Kol 2:12 und Röm 6:3.

"Denn Christus hat mich nicht beauftragt zu taufen."

Wir weisen darauf hin, dass wir das umfangreiche Gebiet der Taufe hier nicht abhandeln können, sondern nur in kürzesten Stichworten auf die großen Züge aufzeigen können. Ausführlich wird das Thema in unserer Schrift "Die biblische Lehre von den Taufen" siehe hier behandelt, sie kann bei uns bestellt werden.

Paulus schrieb und handelte in göttlicher Weisheit. Er schrieb diesen Brief an die Korinther in der Zeit des Übergangs und noch gab es hier neben der Geistestaufe auch noch die Wassertaufe. Er lehnte die Wassertaufe noch nicht ab, weil er damit große Verwirrung angerichtet hätte. Der Grund: Das Königreich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht verworfen (lies Apg 28:25-27). Paulus lehrte in dieser Übergangsphase noch zwei Taufen, dabei die Wassertaufe "abnehmend", ja sogar bekennend, dass sie (gemäß unserem Leitvers) gar nicht zu seinem Auftrag gehört.

Das große Problem in der Körpergemeinde besteht bis heute darin, dass ein großer Teil der Gläubigen noch gar nicht bemerkt, dass Israel gemäß Röm 11:25 in der völligen Verstockung ist und damit die Wassertaufe völlig unbedeutend geworden ist. wo keine klare Wortteilung zwischen Königreichs- und Körpergemeinde ist, ist auch keine klare Erkenntnis über die verschiedenen Taufen vorhanden!

Unsere eine herrliche Taufe ist gemäß Eph 1:13 das Hören des Wortes der Wahrheit, das Glauben, und die Versiegelung mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen. Es ist eine Taufe mit dem heiligen Geist, also ohne menschliches Wirken, es ist eine wunderbare Versiegelung des Gläubigen, bis zum Tag der Freilösung (Eph 4:30), wenn uns unser geliebter Herr in Wolken zu Sich holt!

"Denn Christus hat mich nicht beauftragt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen, und das nicht in Wortweisheit, damit das Kreuz des Christus nicht inhaltslos werde."

Die Geistestaufe und die Verkündigung des Evangeliums hängen in der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade eng zusammen, und dies deshalb, weil heut nur diejenigen aus der Menschheit zum Glauben kommen, di eGott schon vor dem Niederwurf der Welt in Christus erwählt hat (Eph 1:4), sie durch Sein Evangelium zum Glauben führt und mit dem heiligen Geist tauft. Da aber nur Er Selbst Seine Auserwählten kennt, kann auch nur Er der Täufer sein! Allein aus diesem Grund konnte Paulus den Korinthern schreiben, dass er keinen Auftrag zur Taufe hatte. Nur zu gut wusste Paulus, dass mit dem Evangelium nur der Herr Selbst ruft und tauft!

Deutlich und anschaulich schreibt Paulus den Galatern (Gal 3:2). "Habt ihr den Geist aus euren Gesetzeswerken erhalten oder beim Hören von Seinem Glauben?" Paulus erinnert hier an die Wahrheit, dass in der Verwaltung der Gnade jegliches menschliche Wirken (oder auch nur "Mitwirken) fehl am Platz ist - der allein Handelnde ist Gott!

Und wenn Gott wirkt und handelt, dann bedarf es keinerlei menschlicher Wortweisheit und Eifer. Keine klugen, überredenden Worte sind notwendig, um einen Menschen zum Glauben zu führen, es genügt das schlichte und einfältige Zeugnis eines Gläubigen. Und in wunderbarer Weise führt uns Gott zu Seiner Zeit an Menschen heran, wo wir im Herzen spüren, Jetzt musst du Ihn bezeugen! Und so bringt selbst das einfachste Zeugnis Frucht, weil es "gottgewirkt" ist 8im Gegensatz zu den vielen menschlichen Bemühungen, für Ihn aus eigener Kraft wirken zu wollen).

"... damit das Kreuz des Christus nicht inhaltslos werde."

Mahnend stehen obige Worte im Korintherbrief, heute möchte man sie schon hinausschreien in die so genannte Christenheit! Die Dahingabe Seines einzig gezeugten Sohnes in die Welt und letztlich ans Kreuz zteigt uns des Vaters Liebe zu Seiner Schöpfung. Das blutige Opfer des Sohnes zur Rettung aller steht in denkbar krassem Gegensatz gegen die menschliche Selbstherrlichkeit.

Bei Paulus geht es erste einmal um die Kraft des Evangeliums, welche keine überlegenen, klugen und weisen Worte braucht. Wäre es so, dann wäre die Botschaft vom Kreuz kraftlos, ja inhaltlos - die Kraft käme vom Menschen selbst bzw. von der Fähigkeit seiner Überredungskunst. Die Botschaft vom Kreuz und menschliche Weisheitsreden sind deshalb miteinander unvereinbar! Wo immer Wortweisheit vorherrscht, wo Menschen von sich aus andere zu überredender Art zum Glauben führen wollen, wird das Kreuz des Christus und die von ihm ausgehende Kraft inhaltlos.

Und ist diese Inahltslosigkeit des Kreuzes heute nicht längst eine bittere Wahrheit? In atemberaubendem Tempo vollzog sich in den letzten Jahren eine globale Verschiebung weg von dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus hin zu einem "Allerweltsgott", in welchem die Muslime ihren Allah, die Hindus ihren Buddha usw. sehen können. Allerdings: Christus und Sein Tod am Kreuz stören hier, also wird Er immer mehr verdrängt und verschwiegen, was heute so weit geht, dass in Bibelübersetzungen der Name Jesu nur noch allgemein mit "Gott" wiedergegeben wird.

Und wie kostbar, liebe Geschwister, darf uns doch das Kreuz Tag für Tag sein! IN dem dort vergossenen Blut haben wir alles. Die Freilösung von unserer Schuld und die Vergebung unserer täglichen Kränkungen, und dies dem Reichtum Seiner überfließenden Gnade gemäß!

1Kor 1:18

"Denn das Wort vom Kreuz ist zwar denen, die umkommen, eine Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft;"

Es entspricht dem Ratschluss Seines Willens, das Gott das Licht und die Finsternis, das Gute und das Böse, erschaffen hat (Jes 45:7). Seine Geschöpfe sollen auf dem dunklen Hintergrund der Finsternis das helle Licht Seiner Liebe sehen und hautnah erleben. Hier liegt die tiefste Ursache, warum die gesamte Menschheit durch den Ungehorsam Adams dem Gesetz der Sünde und des Todes unterworfen ist (Röm 8:2), das heißt: Ohne Rettung von außen kommen alle um!

Nun hat aber Gott, noch ehe Adam erschaffen wurde, die Rettung festgelegt: "...mit dem kostbaren Blut Christi aqls einem makellosen und fleckenlosen Lammes, vorher erkannt zwar, vor dem Niederwurf der Welt..." (1Petr 1:19-20). Am Kreuz wurde dies von Anfang an feststehende Rettung geoffenbart, allerdings konnten und können diese Heilstat Gottes zuerst einmal nur jene fassen, die Gott gemäß Eph 1:4 zuvor auserwählt und berufen hat; auf uns bezogen ist dies die Körpergemeinde Christi Jesu. Alle anderen Menschen stehen noch unter dem Urteil von Röm 11:32: "Denn Gott schließt alle zusammen in Widerspenstigkeit ein" allerdings mit dem Ziel: "... auf dass Er Sich aller erbarme."

Heute noch ist das Wort vom Kreuz jenen, die umkommen (weil sie in die Widerspenstigkeit eingeschlossen sind), eine Torheit, uns aber ist es Gottes Kraft. Und was bewirkt diese Kraft in un? Sie schenkt us einen tiefen Frieden im Herzen, wie ihn die Welt nicht kennt! Unser Herr ist der Sieger über den Tod und die Macht der Sünde, in Seinem Blut sind wir gerechtfertigt, eine unvorstellbare Herrlichkeit wartet auf uns. Dies alles versetzt uns in eine gespannte Erwartung: "Herr, wann sind wir bei Dir?"

1Kor 1:19

"denn es steht geschrieben: Ich werde die Weisheit der Welt zunichte machen und den Verstand der Verständigen verwerfen."

Das gesamte Wort Gottes, vor allem schon eine Vielzahl alttestamentlicher Worte, bezeugen, was Paulus in unserem Leitwort niederschreibt. "Jewe vereitelt den Ratschluss der Nationen ... und macht den Rat der Oberen zunichte" (Ps 33:10); Er führt Räte beraubt hinweg und die Richter macht Er zu Narren (Hi 12:17) ... wir könnten hier noch endlos fortfahren.

Schon Israel wurde also von den Propheten ermahnt, die Offenbarungen Gottes nicht durch menschliche Weisheit zu ersetzen oder zu verwässern und die Rettung aus Nöten nicht in der eigenen Kraft und Klugheit zu suchen. Wenn sich Paulus jetzt auf die Propheten de AT beruft, dann heißt dies, dass diese Aussagen auch für uns zu Belehrung, Überführung, Zurechtweisung und Erziehung niedergeschrieben wurden, wie es 2Tim 3:16 bezeugt.

Und was bietet uns die Weisheit der Welt? Sie setzt auf die eigene menschliche Kraft und versucht vehement die göttliche Kraft zu verleugnen, ja Gott Selbst in Abrede zu stellen. Wir müssen erkennen, dass hinter aller menschlicher Weisheit die Macht der Finsternis steht, die das Wort Gottes seit Adam her in Frage stellt. Und bis heute ist es dem Widerwirker gelungen, Gottes wort sogar lächerlich zu machen!

Liebe Geschwister, ist es nicht so, dass man von der Welt im besten Fall mitleidig belächelt wird, wenn man an Gottes Wort glaubt und dies bezeugt?! Ja, es ist mehr denn je ein Durchringen, in unserer heutigen so klugen und aufgeklärten Zeit die Weisheit allein in der Bibel zu suchen und all den wissenschaftlichen Versuchungen, uns anders zu belehren, zu widerstehen! In den Sprüchen Salomos ist zu lesen: Die Furcht (Ehrfurcht) Jewes ist Unterweisung zur Weisheit (Spr 15:33) - anders ausgedrückt: Die Ehrfurcht vor dem Wort Gottes und seine volle Beachtung führt allein in die Weisheit ... wie wahr!!!

1Kor 1:20

"Wo ist der Weise? Wo der Gebildete? Wo ist der Fragensteller diese Äons? Macht nicht Gottes Wort die Weisheit dieser Welt zur Torheit?"

Paulus nimmt sich in diesem ersten Kapitel viel Platz für die Gegenüberstellung der göttlichen und menschlichen Weisheit - wie wichtig muss ihm dieses Thema gewesen sein und wie wichtig soll es uns erst recht heute sein! Fast in jedem Haus steht ein Fernsehgerät und ersetzt nicht nur die früher selbstverständlichen Gespräche in der Familie, es zeigt auch eine große Anzahl an wissenschaftlichen Berichten, die allesamt die menschliche Erfindungskraft rühmen und dem staunenden Zuschauer zeigen, wie der Mensch, unsere Welt, ja das ganze All, entstanden ist. Natürlich braucht es dazu keinen Gott mehr, alles ist aus purem Zufall entstanden. Ein gläubiger Wissenschaftler der Chemie sagte einmal in einem christlichen Vortrag: "Wenn ich meine Armbanduhr in ihre Einzelteile zerlege, diese in der Hand durcheinander schüttle, sie dann in die Luft werfe und wenn sich die Einzelteile beim Herabfallen durch Zufall wieder so zusammenfügen, dass die Uhr so ist, wie sie vorher war - dann glaube ich auch an den Zufall der Entstehung des Lebens ohne Gott!" Und er fügte noch an: "Es ist mehr als verwunderlich, dass die Mehrzahl der Wissenschaftler an das Entstehen des Lebens durch einen praktisch unmöglichen Zufall glauben, einen Schöpfergott aber vehement ablehnt!"

Wir, geliebte Geschwister, haben zu lernen, dass alle Weisheit der Welt, wie tiefsinnig und glänzend sie auch dargeboten wird, Torheit ist, weil sie keinem einzigen Menschen Hoffnung und Rettung bringen kann! Dort aber, wo die Botschaft vom Kreuz mächtig wird, da versinkt die Weisheit der Weisen und der Verstand der angeblich Verständigen dieses Äons, weil nur das Kreuz den wahren lebendigen Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus zeigen kann. Hebr 11:1 bezeugt das Wunder des Glaubens in uns: "Der Glaube ist die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man 8noch) nicht erblickt."

1Kor 1:21

"Denn weil (in der Weisheit Gottes) die Welt in ihrer Weisheit nun Gott nicht erkannt hat, befand Gott es als gut, durch die Torheit der Heroldsbotschaft die zu retten, die glauben."

Paulus muss mit Sorge bemerkt haben, dass sich die Korinther vermehrt dem Einfluss der weltlichen Weisheit öffneten und im. Gegenzug die schlichte Botschaft vom Kreuz geringer schätzen. In unserem Leitvers gibt Paulus die eigentliche Begründung für seine Aussagen: "Die Welt erkannte und erkannt Gott in ihrer Weisheit nicht!"

Nun ist das menschliche Streben nach Weisheit ja nichts Verächtliches, Gott hat es ja so gefügt, dass der Mensch, im Gegensatz zu den anderen Kreaturen, nicht fraglos dahinlebt, sondern sehr wohl nach dem Sinn des Lebens fragt. Wenn wir die Menschheit zurückverfolgen, dann sehen wir in allen Völkern und Rassen eine Vielzahl von Weltanschauungen, Religionen, Mythen und Sagen, die zeigen, wie der Mensch um eine Antwort auf seine Fragen ringt. Die tiefste Sehnsucht den wahren Gott zu finden, ist also bewusst oder unbewusst in jedem Menschen vorhanden. Für uns Gläubige muss es bewegend sein, zu sehen, wie trotz aller Weisheit der Mensch zwar eine Vielzahl an Möglichkeiten gefunden zu haben meint, die letzte Gewissheit aber immer fehlt!

Hier wird die Trennung des Menschen von Gott durch die Sünde offenbar, die Paulus so beschreibt: "... dass ihr keine Erwartung hatte und in der Welt ohne Gott wart" (Eph 2:12). Wir müssen hier sehen, dass mit der Sünde auch der menschliche Verstand, das ganze Denken und Sinnen verdorben und verfinstert wurde. Kein Weg führte zu dem einen und wahren Gott! Damit ist der Mensch von sich aus unfähig, zu Gott zu finden. Wie kostbar darf uns, liebe Geschwister jeden tag neu die Tatsache werden, dass im Kreuz Gott Selbst auf uns zukam und uns gerufen hat, indem Er uns den einen lebendigen Glauben schenkte, der unsere Rettung beinhaltet!

Unsere gestrige Aussage bedarf im Hinblick auf Röm 1:18 einer Ergänzung. Wie kann es sein, dass in der Weisheit Gottes einerseits die Welt in ihrer Weisheit Gott nicht erkennen kann, und andererseits in Röm 1 genau dies der Welt zum Vorwurf gemacht wird.

Wir können diesen scheinbaren Widerspruch nur lösen, wenn wir uns vom Geist gottes in die Tiefe führen lassen und erkennen dürfen, dass alle Wege Gottes nur das große Ziel haben: Der Schöpfung Seine unendliche Liebe zu demonstrieren und letztlich alles an Sein Herz zu ziehen, wie es uns 1Kor 15:28 sagt, "alles in allen zu sein"!

Es entsprach Seiner Weisheit, dass Er zur Erreichung dieses Ziels auch das Finstere und Böse erschuf (Jes 45:7), also jenes Geschöpf, dass wir als "Satan" kennen und welches schon das erste Menschenpaar im Paradiesgarten zur Sünde verführte. Oberflächlich gesehen war es der Mensch selber, der sich verführen ließ und damit in Sünde fiel, doch tiefer gesehen entsprach dies alles genau dem Ratschluss Seines Willens! Und so wie Adam oberflächlich gesehen sehr wohl dem Satan hätte standhalten können, aber trotzdem fiel, so könnte der Mensch gemäß Röm 1:20 zwar auch Gott an Seinen Tatwerden erkennen, aber er kann es (noch) nicht, damit er "unentschuldbar" sei.

Vor dem dunklen HIntergrund des Versagens, der Schuld und Verlorenheit wird Gott einmal jedem Geschöpf Seine Liebe offenbaren und in dem Namen "Jesus" werden sich dann einmal in unendlichem Glück und Freude aller Knie beugen und jede Zuge wird huldigen: "Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters" (Phil 2:10-11).

1Kor 1:22-23

"Weil ja doch die Juden Zeichen fordern und die Griechen Weisheit suchen, herolden wir dagegen Christus als gekreuzigt, für die Juden etwas Anstoßerregendes, für die Nationen eine Torheit."

Die Juden verlangen von Gott in Bezug auf den Messias Zeichen, Er soll Sich durch entsprechende Taten beweisen, wie dies bei den Vätern des AT geschah. Nun vollbrachte Jesus auf Erden zwar schon Zeichen. und Wunder und zog damit auch eine Schar aus dem Volk an Sich, doch die Oberschicht des Volkes und die große Menge legten Ihm Seine Zeichen und Wunder falsch aus (siehe z.B. Lk 11:14-16). Und als dann der vermeintliche Messias am Ende ohnmächtig wie ein Verbrecher am Kreuz endete, war dies für die Juden einfach ein Skandal!

Aber auch die Griechen (Nationen) stehen fordernd vor Gott. Zwar soll Sich Gott vor den Griechen weniger durch Zeichen, dafür umso mehr in ihrem Denken beweisen. Gott soll in das menschliche Denksystem passen, Er soll mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen und Weltanschauungen übereinstimmen. Ein Jesus, der von Gott gesandt wird, muss alle menschlichen Fragen und Probleme beantworten und lösen. Ein angeblicher Gottessohn, der gar nichts Überragendes an sich hat, der "mit einem erbärmlichen Tod ein jämmerliches Leben beschloss (so der griechische Philosoph Celsius), ist eine Torheit! Der Mensch lehnt hochmütig und stolz ab, dass ein anderer zu seiner Rettung bluten und sterben musste!

Doch unter größten Opfern, Leiden und Entbehrungen heroldet Paulus gerade diesen Christus als gekreuzigt. Mag die Umwelt toben und wüten, eine kleine Schar Auserwählter und Berufener nahm und nimmt diese Botschaft an und erfährt darin Gottes Kraft und Weisheit.

1Kor 1:24-25

"Ihnen aber, den Berufenen, Juden wie auch Griechen, herolden wir Christus als Gottes Kraft und Weisheit. Denn das scheinbar Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das vermeintlich Schwache Gottes ist stärker als die Menschen."

Ja, es ist tatsächlich so, auch wenn es manchem Gläubigen schwer fällt, die zu glauben: Gottes Wort richtet sich heute nur an Auserwählte und Berufene der Körpergemeinde Christi Jesu aus allen Nationen (wozu durchaus auch Juden gehören - siehe Paulus). Nur diese Auserwählten werden zu ihren Lebzeiten berufen, d.h. Gott schenkt ihnen den Glauben. Ihr Glaubensleben ist fortan eine Zubereitung für spätere Aufgaben.

Gott schließt mit dieser Berufung ja Seinen Heilsplan nicht ab, sondern setzt ihn fort. Ein großes Ziel ist die Aufhauptung des Alls in Christus (Eph 1:10), und dies auf zwei Ebenen: Das in den Himmeln (hier ist die Körpergemeinde zuständig) und das auf der Erde (hier liegt Israels Auftrag).

Paulus nennt in unserem Leitvers nicht das Kreuz, sondern den Christus als Kraft und Weisheit Gottes. Keine Sache aus Holz ist es, sondern eine Person. Unser Herr ist der Retter! Aus Liebe entäußerte Er Sich Selbst, nahm die Gestalt eine Sklaven an, wurden den Menschen gleichgestaltet, erniedrigte Sich Selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod.

Und dieser schmähliche Tod am Kreuz, der heute noch der Welt eine Torheit scheint, wird jetzt schon uns, und in späteren Äonen einmal allen, zur Kraft und Weisheit werden. Und wie kraftvoll hat sich das vor der Welt scheinbar Törichte erwiesen, dass es durch all die Leiden und Verfolgungen hindurch bis heute eine lebendige Gemeinde Jesu gibt, die im großen Warten auf Sein Kommen vereint ist.

1Kor 1:26-27

"Seht doch nur eure Berufung an, Brüder, da sind nicht viele Weise dem Fleische nach, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehmen; sondern das Törichte der Welt erwählt Gott, damit Er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt erwählt Gott, damit Er das Starke zuschanden mache."

So wie seit dem Wirken des Apostels Paulus die Körpergemeinde durch alle Jahrhunderte hindurch in äußerer Schwachheit bestanden hat, und nie trotz schwerster Verfolgung, ausgelöscht werden konnte, so besteht sie auch noch heute. Und immer noch sind es zu einem großen Teil die Schwachen, die weniger Weisen, die den Kampf des Glaubens gegen eine vermeintlich aufgeklärte Gesellschaft und Wissenschaft bestehen müssen.

'Diese Schwachen sind wir, liebe Geschwister, und wir lassen uns nicht von der Weisheit der Welt, die uns täglich durch die Massenmedien in verführerischer Weise angeboten wird, verführen. Wir richten vielmehr unsere Augen empor "über Sterne weit, in die Herrlichkeit", wo wir nicht nur unsere Heimat, sondern auch unseren Herrn wissen. Und wenn man über uns lacht, wenn wir verspottet oder gar angefeindet werden, dann dürfen wir gerade heute immer enger zusammenrücken und uns gegenseitig zusprechen, dass unser Herr mit Sicherheit kommen wird, und dies vielleicht sogar früher als wir ahnen!

Nehmen wir heute mit in den Tag, was schon einem in körperlicher Schwachheit flehenden Paulus geantwortet wurde: "Dir genügt Meine Gnade; denn Mein Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:9).

1Kor 1.28-29

"Das Niedriggeborene der Welt und das von ihr Verschmähte erwählt Gott, ja das, was bei ihr nichts gilt, um das abzutun, was bei ihr etwas gilt, damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen

könne."

Ist uns allen bewusst, liebe Geschwister, dass das Bild, das wir abgeben, dem wort vom Kreuz entspricht? Den einen Torheit, uns aber Rettung! Keiner konnte von sich aus dieser Körpergemeinde beitreten, Gott Selbst erwählte und berief jeden einzelnen von uns. Und Seine Auswahl traft seit alters her immer das Niedriggeborene und von der Welt Verschmähte. Wir sehen dies bei der Auswahl Seines Volkes Israel (5Mo 7:6-8) und wir sehen es bei der Vielzahl der Berufung der Werkzeuge Gottes im AT (z.B. Ri 6:15; 1Sam 9:21; Jes 41:14...).

Sind diese Aussagen nun. ungerecht gegen jene Gläubige, die Rang und Titel in der Welt haben? Sicher trifft dies nicht jene, die ihre Gaben und Weisheit dankbar aus Gottes Hand nehmen und sich de sGebers voll bewusst sind. Es geht um die Weisen dem Fleisch nach! Das Fleisch will nicht empfangen und danken, sondern will etwas sein, will sich rühmen und Ruhm empfangen. Darum lesen wir auch das vernichtende Urteil über das Fleisch in Röm 7:18; Röm 8:8; Joh 6:63 und Röm 8:7. Unsere Aufgabe ist es nicht, das Fleisch zu fördern, sondern es an das Kreuz zu weisen (Gal 5:24), ja mehr noch, es als mit Christus gekreuzigt zu sehen (Gal 2:20).

Was gekreuzigt ist, kann sich nicht mehr rühmen, es ist tot! Wer von uns diesen Kreuzesweg ging, der weiß, dass uns nur eines bleibt: "... damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien" (Eph 1:12).

1Kor 1:30-31

"Aus Ihm aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott her zur Weisheit gemacht worden ist, wie auch zur Gerechtigkeit, Heiligung und Freilösung, damit es so sei, wie geschrieben steht: Wer sich rühmt, der rühme Sich im. Herrn!"

Nicht nur wir sind aus Gott, sondern das All und damit alles, so lesen wir es in Röm 11:36. Welch eine gewaltige Aussage und welche unfassbare Kraft strömt uns hier entgegen! Allerdings sind "in Christus" heute nur die auserwählten und berufenen Glieder der Körpergemeinde, und das sind wir. Und "in Ihm" haben wir alles und sind wir alles, "in Ihm" liegen all unsere geistlichen Segnungen.

Ja, Christus ist uns zur Weisheit gemacht, weil wir in Ihm die Weisheit dieser Welt ablegen und. uns der göttlichen Weisheit zuwenden durften. Und in dieser Weisheit ließ uns Gott Seine am Kreuz zur Schau ge stellte Liebe erkennen, welch ein Reichtum! Und dann ist uns Christus auch zur Gerechtigkeit gemacht worden, ein Vorgang, der uns in Röm 3:21-28 anschaulich dargelegt wird. Lasst uns immer wieder neu bewusst werden, dass wir in Seinem Glauben gerechtfertigt sind und dass uns der Vater immer nur "in Ihm" sieht!!! Und dann ist Er uns noch Heiligung (gem. 1Kor 1:2 sind wir "Geheiligte" in Christus Jesus) und zur Freilösung gemacht. Die Freilösung haben wir gemäß Eph 1:7 durch Sein Blut, es macht uns frei von aller Schuld. Können wir es wirklich ermessen, was es heißt: "frei zu sein"? "Umsonst gerechtfertigt in Seiner Gnade durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist" (Röm 3:24) ... und in Röm 3:27 heißt es dann: "Wo bleibt nun das Rühmen?"

Wer so unendlich reich gemacht ist und allen Reichtum einzig und allein auf dem Geschenk der Gnade ruht, der kann sich in der Tat nur noch in Ihm, unserem Herrn, rühmen! Und dies ist der einzige Gott wohlgefällige Ruhm von solchen die nichts in sich selber haben, aber dafür alles "in Ihm" sind.

Lies weiter:
Der 1. Korintherbrief - Kapitel 2