Der Epheserbrief - Kapitel 3

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Abschrift: Der Epheserbrief in täglichen Andachten: Band I - II
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

3. Der Epheserbrief - Kapitel 3

Des Apostels Dienst für die Nationen
Fürbitte und Lobpreis

Des Apostels Dienst für die Nationen

Eph 3:1

"Mithin bin ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen"

Im ersten Vers unseres Briefes stellt sich Paulus als "Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes" vor. Hier in dieser Stellung schimmert ein Stück göttlicher Herrlichkeit hervor, in der Paulus als Apostel der Nationen gestellt war. In unserem heutigen Leitvers sehen wir ein ganz anderes Bild des Apostels vor uns: Er ist gebunden, fern der Heimat in Gefangenschaft, den Tod vor Augen - also nicht mehr unbedingt das Bild eines strahlenden Apostels! -

Doch auch dieser Zustand entspricht voll dem Willen Gottes!

Alle Offenbarungen Gottes hier auf dieser Erde sind ja der Feindschaft des Widerwirkers ausgesetzt. Das mussten all die Gottesmänner und Propheten des AT leidvoll erfahren. Als den Höhepunkt dieser Feindschaft sehen wir den Sohn Gottes schmachvoll am Pfahl hängen. Auch all die Gläubigen nach Jesu Tod waren dieser Feindschaft ausgesetzt, die Satan ja meist durch Menschen bewirkte (siehe Mt 10:16-23).

Durch Paulus sprach der erhöhte Christus und enthüllte ihm die tiefsten Geheimnisse. Durch das Vorleben Pauli in der Verfolgung der Herausgerufenen aus Israel (Apg 8:1-3) war dieser das geeignete Werkzeug. Er steht als Symbol für die überschwängliche Gnade Gottes, die größer ist als jede Sünde.

Doch auch dieses - oder gerade dieses - Evangelium, dessen Urheber und Inhalt Christus ist (Gal 1:15-16), musste den Widerstand des Feindes auslösen. Hierfür konnte Christus, der ja zur Rechten Gottes erhöht ist, nicht mehr die Leiden aufbringen, dafür hatte Er Sich besonders Paulus ausersehen, das Gerät Seiner Wahl, dem Er voraussagte: "Denn ich werde ihm anzeigen, wieviel er um Meines Namens willen leiden muss" (Apg 9:16).

In Phil 2:17 sehen wir Paulus als "Trankopfer" zu dem großen und einmaligen Opfer auf Golgatha. Nach 2Mo 29:38-40 musste jeden Morgen und Abend ein Lamm geschlachtet werden, und darüber wurde dann das Trankopfer ausgegossen, bestehend aus einem Viertel Wein. Das Opfer diente zum lieblichen Geruch, ein Feueropfer dem Jewe.

Wieviel Paulus wirklich leiden musste, schildert uns ja eindrucksvoll 2Kor 11:22-28! In Paulus fließen die Leiden des Christus über (gemäß 2Kor 1:5), aber ebenso auch sein Zuspruch durch Christus. So kann Paulus in Kol 1:24 aussagen:

"Nun freue ich mich in meinen Leiden für euch, und was noch an Drangsalen des Christus mangelt, ergänze ich an Seiner statt in meinem Fleisch für Seine Körperschaft, welche die herausgerufene Gemeinde ist, deren Diener ich wurde..."

Damit ist aber nicht gesagt, dass Christi Opfer unvollständig sei und von Paulus vervollständigt werden müsste - hier will gesagt sein, dass die Nachfolge in Christi Fußstapfen, die Annahme Seiner Gesinnung und die Verkündigung Seines Evangeliums dem Paulus auch das Maß von Leiden einbringen musste, das ihm bestimmt war. Christus, zur Rechten Gottes erhöht, kann die Leiden, die nach Seinem Tod eintrafen, nicht körperlich erfahren, dafür tritt jetzt Paulus mit seinem Fleisch ein und ergänzt an Seiner Statt!

Pauli Leiden sind keine "Sühne-Leiden", wie sie Christus darbrachte, sondern Leiden, die mit der V erkündigung seines Evangeliums zusammenhängen. Es sind auch nicht Leiden für das gesamte All, wie sie Christus darbrachte, sondern es sind Leiden nur für die Auserwählten, wie es in 2Tim 2:10 zu lesen ist, damit auch sie die Rettung erlangen, die in Christus Jesus ist, samt äonischer Herrlichkeit.

In all seinen Leiden, die in der Gefangenschaft von Rom mündeten, ist Paulus der Gebundene Christi für uns. Der Grund der Gebundenheit ist sein Evangelium, das die göttliche Liebe und Gnade zum Inhalt hat. Der Widerwirker hat auf diese Liebe nur eine Antwort: Hass! Darum erduldet Paulus alles. um der Auserwählten willen, er leidet für dieses Evangelium bis zu Banden, wie ein Verbrecher - jedoch das Wort Gottes ist nicht gebunden!

Man könnte meinen, mit der Gefangenschaft Pauli, mit der Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit, endet sein Auftrag. zur Verkündigung des Evangeliums. Doch gerade das Gegenteil ist der Fall: Gott offenbart ihm in diesem körperlich ohnmächtigen Zustand Seine herrlichsten Wahrheiten! Dies soll auch für uns ein Ansporn sein, nicht zu verzagen, wenn unser körperlicher Zustand abbaut, wenn wir durch Trübsal und Leiden gehen müssen, wenn wir in vielfacher Weise geschlagen werden. Gottes Wort ist nicht gebunden, ja, gerade hier zeigt es seine ganze Kraftwirkung!

Paulus, dem die Gnade überwältigend aufgezeigt wurde, weiß. um die Kraftentfaltung, sie ist ihm zu einer großen Erfahrung geworden:

"Denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht."

Paulus erfährt, dass gerade in seiner Schwachheit Gottes Kraft besonders wirken kann. Deshalb auch sein Jubelruf:

"Sehr gerne werde ich daher eher die Schwachheit an mir rühmen, damit die Kraft des Christus über mir zelte. Darum ist mir wohl zumute selbst in Schwachheiten, unter MIsshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, unter Druck um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll" (2Kor 12:9-10).

Eph 3:2

"- wenn ihr nämlich von der Verwaltung der Gnade Gottes gehört habt,"

Wenn wir uns unter den Gläubigen umschauen, so stellen wir sehr schnell fest, dass nur ein sehr kleiner Bruchteil von der Verwaltung der Gnade Gottes gehört hat bzw. darüber Bescheid weiß. Müssten nicht alle Gläubigen längst über diese Verwaltung belehrt sein? Und erst recht auch unter dem Aspekt, dass diese Verwaltung sichtbar ihrem Ende zugeht? Liegt es an den Lehrern, dass solch gravierende Unkenntnis vorherrscht, oder entspricht es gar dem Willen Gottes, dass aus der großen Zahl der Gläubigen wiederum nur ein kleiner Teil diese Wahrheit erkennt und fassen kann?

Es stimmt nachdenklich, wenn, wie es der Verfasser dieser Zeilen getan hat, Geschwister im Hauskreis über lange Zeit hinweg im paulinischen Evangelium belehrt wurden und diese sich dann doch wieder dem Evangelium der Beschneidung zuwandten - von Paulus offensichtlich nichts annehmen wollen oder konnten! Ist dies dem Gläubigen anzulasten oder entspricht diese Ablehnung dem Willen Gottes? Sich hier hinter Röm 11:25 zu verschanzen und auch sie als Berufene zu sehen, fällt in solchen Fällen sehr schwer. Vielleicht liegt hier noch ein Forschungsfeld vor uns!

Wenn wir auf unser Textwort lauschen - "wenn ihr nämlich gehört habt" - so hören wir auch eine gewisse Wehmut bzw. Trauer aus Pauli Worten heraus. Eine Trauer darüber, dass auch sein dienst nicht immer und überall jenen Anklang fand, den er sich gewünscht hätte. Wie mag es den Apostel insbesondere berührt haben, als er erfuhr dass sich sogar alle in der Provinz Asie von ihm abgewandt haben (2Tim 1:15)!

Sicher werden wir nicht alle Fragen völlig beantworten können, doch dies darf kein Grund sein, unser Forschen einzustellen und unser Wissen als "abgeschlossen!" zu betrachten. Stillstand ist oft Rückgang, und davor möchten wir uns doch alle bewahren.

Gottes Heilsplan läuft gemäß Seinem alles bewirkenden Willen ab. Niemand, auch nicht der Widerwirker, kann den Ablauf dieses Heilsplanes aufhalten oder auch nur behindern. Da Gott zeitlos ist, der Mensch von Ihm aber unter das Maß der Zeit gestellt wurde, hat Gott uns zum Verständnis Seines Ratschlusses Zeitläufe gegeben, an denen wir erkennen können, wie alles zeitlich abläuft, zu welchen Zeiten es geschehen wird, aber auch, an welchem Punkt wir heute zeitlich angelangt sind.

So gibt es neben den großen Zeitläufen wie den Äonen, den Fristen oder den Tagen auch die "Verwaltungen". Es sind uns insgesamt zwölf Verwaltungen bekannt, deren erste mit der "Verwaltung der Unschuld unter Adam" beginnt und die letzte die "Verwaltung der Vervollständigung" darstellt.

Das griechische Wort für Verwaltung heißt "oikonomia" und erinnert uns sogleich an bekannte und gebräuchliche Worte wie Ökonom, Ökonomie oder Ökonomiegebäude - all diese Worte verbinden wir mit "Wirtschaft" oder "Haushaltung". Eine Verwaltung im biblischen Sinn umfasst also eine jeweilige Haushaltung, die einen Anfang und ein Ende hat, aber auch einen ganz bestimmten und charakteristischen Inhalt! Unsere Verwaltung, die Paulus heute anspricht, umfasst das Geheimnis, welches im dritten Kapitel unseres Epheserbriefes vor uns liegt. Paulus ist als "Gebundener" beauftragt, es uns bekannt zu mache; die alles umfassende Gnade ist das beherrschende Element darin!

(Eine genaue graphische Darstellung ist auf unserer Plankarte ersichtlich - bei uns erhältlich.)

In unserer Verwaltung der Gnade Gottes werden Menschen herausgerufen und gerettet, aber nicht gemäß ihrem Verhalten oder ihrer Werke, sondern Gottes eigenem Vorsatz gemäß und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist (siehe 2Tim 2:9).

Das weit herausragende Merkmal dieser Verwaltung ist also, dass nicht der Mensch etwas tun muss, sondern Gott alleine alles bewirkt, was. zur Rettung notwendig ist. Er erkennt zuvor, Er bestimmt zuvor, Er beruft, Er rechtfertigt, Er verherrlicht (nach Röm 8:29-30).

Die Verwaltung der Gnade hat die Verwaltung "des Übergangs" abgelöst, die zurückschauen der noch früheren "Pfingstverwaltung" folgte. In all den Zurückliegenden Verwaltungen war stets der Mensch mit seinen Werken in die Rettung mit eingeschlossen, er musste selber aktiv sein. Man kann nun nicht behaupten, dass mit der Bekanntmachung dieser neuen Verwaltung der Gnade das Vorherige sofort ungültig gemacht sei. Bedenken wir doch bitte, dass Jahrzehnte nach der Niederschrift dieses Epheserbriefes (im Jahr 62 n.Chr. ) Johannes ja noch all seine Briefe schieb (im Jahr 85 n. Chr.) und sogar später noch die Offenbarung (95 n. Chr.). Auch Petrus schrieb seine Briefe erst Jahre nach diesem Brief - es waren also immer Gläubige aus der vorhergehenden Verwaltung vorhanden! (Hier könnte Stoff zum Nachdenken in Bezug auf unsere Fragezeichen von vorgestern gegeben sein.)

Wir, die wir uns. zu der Verwaltung der Gnade bekennen, dürfen jedoch jubelnd bekennen: Alles aus Gott, nichts von uns!

"...die mir für euch gegeben ist,"

Viele gläubige Geschwister stören sich daran, dass wir Paulus in besonderer Weise hervorheben, dass wir schwerpunktmäßig seine Briefe als Wortbetrachtung vorziehen. Sätze wie "Es ist doch viel wichtiger, dass wir die Worte Jesu beachten!", sind immer wieder zu hörende Argumente gegen Paulus.

Es ist richtig, dass wir, die wir uns zur Körperschaft Christi zurech,en, Paulus vorziehen, weil Jesus und Seine Mission erst einmal der Beschneidung, also Israel, galt (Mt 15:24). Selbst Jesu Jünger hatten diese Einschränkung zu beachten (Mt 10:6). Wer also die Worte Jesu, wie sie in den sogenannten vier Evangelien zu finden sind, zu seiner geistigen Hauptspeise macht, wird damit nicht auf das Überhimmlische, sondern vielmehr auf das irdische Tausendjahrreich vorbereitet!

Wer also Paulus ablehnt, oder ihn hintenan stellt, der weiß auch nichts von der Verwaltung der Gnade Gottes, denn unser Textwort sagt ja klar aus, dass diese Verwaltung ihm, Paulus, gegeben ist - und zwar für uns! Damit ist eigentlich schon ganz klar, dass, wer Paulus ablehnt, das uns heute betreffende Evangelium auch nicht erkennen kann; auch das hier zu behandelnde Geheimnis bleibt ihm verschlossen.

Wenn Paulus in der Wiederholung aussagt: "Wenn jemand auch etwas Andersartiges als Evangelium verkündigt, neben dem, was ihr von uns erhalten habt: es sei in den Bann getan!" (Gal 1:9), so sollte u ns dies schon anspornen, uns unter ständigem Prüfen nicht vom Wort der Wahrheit, dem Paulus eingegebenen Evangelium, weg bewegen zu lassen. Dafür steht auch unser Leitwort: "Mir für euch"!"

Eph 3:3

"da mir durch Enthüllung das Geheimnis bekannt gemacht wurde"

Wir wollen heute nochmals an die gestrigen Aussagen anknüpfen, dass es nämlich vielen Gläubigen Schwierigkeiten macht, die Worte Jesu aus den Evangelien hinter die Aussagen Pauli zu stellen. Das Argument: "Jesu Worte sind doch höher zu werden als die des Paulus!"

HIer wird aber die wichtige Tatsache nicht beachtet, dass Paulus seine Aussagen, sein Evangelium , nicht aus sich heraus niederschrieb, sondern dass es die Botschaft des erhöhten Christus Jesus ist, die er bekannt machte. So lesen wir in Gal 1:12:

"Denn ich erhielt es weder von einem Menschen noch wurde ich es gelehrt; vielmehr wurde es mir durch eine Enthüllung Jesu Christi zuteil."

Die Aussage ist in zweifacher Hinsicht wichtig, zeigt sie doch zum ersten, dass Paulus nicht von den Aposteln in Jerusalem gelernt hat, und zum zweiten, dass Jesus Christus in Form von Enthüllungen zu ihm sprach.

Wäre es nun die gleiche Botschaft gewesen, wie sie die Zwölf in Jerusalem verkündigten, so wäre es ja wohl das Normalste gewesen, Paulus hätte von den Zwölfen gelernt, zumal sie es ja persönlich von Jesus gehört hatten. Doch wir sehen, wie Paulus immer wieder, anstatt nach Jerusalem, in die Einsamkeit der arabischen Wüste geführt wurde. und wie ihm dort der erhöhte Herr Stück für Stück durch Enthüllungen eingab, was bekanntgemacht werden musste. Zuletzt geschahen diese Enthüllungen im Gefängnis in Rom, wo dann auch die tiefsten Aussagen enthüllt wurden.

Hinter Pauli steht also nicht der Mensch Paulus, sonder unser erhöhter Herr, der Paulus als Sein Sprachrohr benützte!

Das Geheimnis, das Paulus hier anspricht, beinhaltet die Verwaltung der Gnade, oder, wie es in dem folgenden Vers Eph 3:9 bezeichnet wird, die Verwaltung des Geheimnisses. Auch Kol 2:2 nimmt auf dieses Geheimnis Bezug.

Ein göttliches Geheimnis ist etwas, was Gott bis zu einem von Ihm bestimmten Zeitpunkt verborgen hält. Es war also bis zu seiner Enthüllung allen Menschen unbekannt. Da unser Geheimnis erst dem Apostel Paulus enthüllt wurde, finden wir es weder im AT noch in den vier Evangelien, auch nicht bei den Aposteln der Beschneidung! Dies ist eine wichtige Feststellung, weil nämlich viele Gläubige immer wieder behaupten, Aussagen über uns und unser Verwaltung in den Evangelien zu sehen, die von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes niedergeschrieben wurden - aber damit wäre ja das dem Paulus enthüllte Geheimnis kein (!) Geheimnis mehr gewesen.

Es war vor der Enthüllung dieses Geheimnisses der geoffenbarte Wille Gottes, dass Israel den Sohn Gottes, der auf die Erde kam, als seinen Messias anerkennen sollte. Damit hätte dann das irdische Tausendjahrreich seinen Anfang nehmen können. Wir sehen, wie im AT die Propheten und Gottesmänner das Volk Israel immer wieder auf dieses Ziel hinwiesen. Auch Jesus und Seine Jünger predigten mit Macht zu dem Volk und riefen ständig zur Buße und Umkehre auf. Sogar nach dem Tod Jesu war dieses Ziel immer noch Mittelpunkt der Botschaft, selbst Paulus versuchte, das halsstarrige und eifersüchtige Volk zur Umkehr zu bewegen - leider ohne Erfolg, wie uns der Verlauf der Apostelgeschichte ja anschaulich zeigt!

Wieder einmal erleben wir anschaulich, wie sich ein ganzes Volk erfolgreich dem geoffenbarten Willen Gottes widersetzen kann!

Der Abschluss des gestrigen Tages kann eigentlich keinen Gläubigen so richtig froh machen, zeigt er doch, menschlich gesehen, einen nicht unbedingt allmächtigen Schöpfer, der offensichtlich Seinen Willen nicht durchsetzen kann. Denn, so belassen, könnte der Mensch (und dahinter steht ja der Widerwirker) den Willen Gottes erfolgreich behindern! Wie kümmerlich stehen doch all die Gläubigen da, die in diesem Stand verharren, die Paulus gering achten, denen damit das Geheimnis verborgen bleibt, die dafür aber das ganze Dilemma der Widerspenstigkeit dem freien Willen des Menschen zurechnen und damit dem Willen des Menschen schon fast schöpferische Kraft zuschreiben.

Doch wie herrlich wandelt sich das Bild unseres Gottes, wenn wir hören, was Er Paulus offenbart: "Weisheit aber sprechen wir unter den Gereiften, jedoch nicht Weisheit dieses Äons noch der Oberen dieses Äons, die abgetan werden. Sondern wir reden von Gottes Weisheit in einem Geheimnis, von der verborgen gewesenen, die Gott vor den Äonen zu unserer Herrlichkeit vorrher bestimmt hatte" (1Kor 2:6-7).

Mit obigen Wort stellt sich neben den geoffenbarten Willen Gottes die Weisheit Gottes in einem Geheimnis, und damit reden wir von einem "geheimen Willen Gottes", den Er durch Paulus enthüllte, und zwar denen, die von Ihm schon vor allen Zeitläufen vorherbestimmt waren. Kann sich der Mensch nun dem geoffenbarten Willen Gottes scheinbar widersetzen, so ist dies bei dem geheimen Willen Gottes nicht möglich - kein Geschöpf im gesamten All kann diesen aufhalten oder auch nur im geringsten behindern!

Damit steht dem gestrigen Bild Gottes ein anderes gegenüber, das uns zutiefst erfreut und beglückt - unser himmlischer Vater, der alles bewirkt nach dem Ratschluss Seines Willens!

Als Fazit der letzten beiden Tage sprechen zwei Worte zu uns:

1. "Denn hätten sie sie erkannt (nämlich die göttliche Weisheit), so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt" (1Kor 2:8b).
2. "Wir aber erhielten nicht den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, damit wir wissen..." (1Kor 2:12).

Es soll uns mit Freude erfüllen, dass Sich Gott danach sehnt, uns wissen zu lassen, was Seine verborgenen Liebesgedanken sind, ja uns sogar an deren Ausführung zu beteiligen. Ein weiterer Grund zur Dankbarkeit ist der, dass diese verborgene Weisheit zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt ist. Wir sind in der Tat solche, von denen Paulus schreibt: "...als solche, die nichts haben und doch alles innehaben" (2Kor 6:10b).

Ein Wort, das wir gestern zitierten, muss uns aber auch noch wichtig werden, bzw. es sollte nicht untergehen: Paulus spricht von der göttlichen Weisheit unter "den Gereiften". Sicher stand vor Pauli Augen das Bild der Korinther; anstatt fester Speise, anstatt in die Tiefen Gottes vorzudringen, vertrugen diese Gläubigen nur Milch, also gewissermaßen Schonkost. Fleischliche und irdische Gesinnung waren der Hemmschuh, die Folge war Unmündigkeit.

Mögen sich hier doch viele Hände und Herzen im Gebet vereinen und darum bitten, "dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe"!

Warum hat Gott überhaupt Geheimnisse gemacht? Hätte Er nicht von Anfang an Seinem auserwählten Volk oder zumindest Seinen Propheten mitteilen können, wie Sein gesamter Heilsplan abläuft?

Eine interessante Antwort finden wir bei Joh 16:12, wo Jesus zu Seinen Jünger spricht: "Noch vieles hätte ich euch zu sagen, doch könnt ihr es jetzt nicht ertragen."

Wir sehen hier, dass Jesus Seinen Jüngern gewisse, in der Zukunft liegende Ereignisse vorenthielt, weil diesen einfach die nötige Reife fehlte, um dieses Wissen auch ertragen zu können. Schließlich waren dieseja fest davon überzeugt, dass der vor ihnen stehende Herr als der Messias Israels nun endlich das ersehnte Königreich aufrichten würde, notfalls mit göttlicher Macht.

Wir müssen uns nun einmal in diese Jünger hineinversetzen! Was wäre wohl in ihrem Inneren vorgegangen, wenn sie hätten erfahren müssen, dass ihr geliebter Meister nicht nur schändlich am Pfahl getötet werden würde, sondern dass auch das Königreich in weite Ferne hinausgeschoben wird, dass ihr Volk verstockt und beiseite gestellt wird, ja dass sich Gottes Liebe eines neuen Kanals bedient, dem der Nationen!

Gottes Weisheit in Geheimnissen ist also die liebevolle Schutzmaßnahme vor menschlicher Überforderung und menschlichem Unverständnis.

Wie weisheitsvoll leuchtet uns also in den Geheimnissen Gottes Liebe und Barmherzigkeit auf, gerade jenem Volk gegenüber, das Er Sich ja aus allen Völkern auserwählt hat.

Eph 3:4-5

"(so wie ich gerade vorher in Kürze schrieb, woran ihr beim Lesen mein Verständnis für das Geheimnis des Christus begreifen könnt, das in anderen Generationen den Söhnen der Menschen nicht bekanntgemacht wurde, wie es nun Seinen heiligen Aposteln und Propheten enthüllt wurde):"

Das Geheimnis, welches hier in unserer konkordanten Wiedergabe in Klammern gesetzt ist, ist nicht identisch mit dem zuvor in Vers 3a bekannten Geheimnis der Verwaltung der Gnade, vielmehr ist es jenes Geheimnis, welches Paulus "gerade vorher in Kürze" beschrieb, nämlich in Eph 1:9, "das Geheimnis Seines Willens"!

Das Geheimnis Seines Willens beinhaltet ja, wie wir bereits früher behandelt haben, die Aufhauptung des Alls in Christus. Der Inhalt kann dort nochmals aufgefrischt werden.

Auch bei dem Text unseres Leitverses stehen wir wiederholt vor der Tatsache, dass wir den Inhalt des Geheimnisses in keinen anderen biblischen Aussagen finden, dievor dieser paulinischen Aussage niedergeschrieben wurden - sie waren allen vorherigen Schreibern verhüllt!

Da auch Kol 4:3-4 diese Geheimnis zum Inhalt hat, und wir ja zumeist selber die Erfahrung gemacht haben, wieviel Leid es bringen kann, dieses Geheimnis auch auszusprechen, wollen wir uns dem Gebt Pauli gerne anschließen:

"Haltet an im Gebet, und wachet darin mit Danksagung und bete zugleich auch für uns, damit Gott uns eine Tür für das Wort auftue, um über das Geheimnis Christi zu sprechen...".

Eph 3:6

"Im Geist sind die aus den Nationen gemeinsame Losteilinhaber und eine gemeinsame Körperschaft und gemeinsame Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus"

Dieser Text ist im Grunde die unmittelbare Fortsetzung von Vers 3a "...da mir durch eine Enthüllung das Geheimnis bekanntgemacht wurde: Im Geist sind..."

Hier liegt also der Inhalt des enthüllten Geheimnissen in wunderbarer Art. und Weise vor uns. Die Kernaussage dieses Geheimnisses wird mit den zwei Worten "im Geist" eingeleitet. Wir denken hierbei zurück an die Anfänge dieses Briefes, wo uns ja auf herrlichste Art unsere Segnungen vor Augen gestellt werden, sie sind allesamt "geistlicher" Art.

Israel hatte es in diesem Punkt viel einfacher als wir, seine Segnungen waren stets irdisch bedingt und damit sichtbar und erfahrbar. Wir hingegen haben den schwereren Stand, dass wir zwar einerseits noch auf Erden leben, dass wir immer noch von unserem Fleisch gequält werden, wiewohl wir es täglich kreuzigen dürfen, dass aber andererseits unsere Segnungen nicht sichtbar und damit nicht fassbar sind, sondern nur im Glauben, im Geist festgehalten werden sollen. Wir erleben es doch täglich, dass der Widerwirker nichts auslässt, um uns in diesem Stand des Geistes zu erschüttern. Und doch dürfen wir erleben, wie freudenreich ein Leben im Geist sein kann, wie tiefer Friede uns durchdringt und unser Herz vor Freude vielmals höher schlägt. Es ist jene Freude, die uns erfüllt, wenn wir im Geist mit unserem Herrn verbunden sind und in Ihm auch mit dem Vater oder wenn wir im Geist Gebiete betreten dürfen, die uns vom Wort her geöffnet werden.

Möge auch unser Text diese Freude bewirken, wenn wir jetzt "im Geist" eintreten dürfen, weil wir Söhne sind in Ihm!

Im zweiten Kapitel hieß es dreimal "zusammen", und zwar im Zusammenhang mit lebendig gemacht, erweckt und niedergesetzt. Heute stehen wir vor dem dreimaligen Wort "gemeinsam" und hier in Verbindung mit Losteilinhaber, Körperschaft und Teilhaber der Verheißung. Wie schon im zweiten Kapitel liegt auch hier der Schwerpunkt auf der Tatsache, dass Israel seine Vorrangstellung verloren hat und dass dafür Herausgerufene aus Israel und den Nationen gleichberechtigt zusammen und gemeinsam eine Einheit in ihrem Herrn bilden.

Die erste in unserem Leittext benannte Gemeinsamkeit besteht in dem Losteil, und damit wird ein neues und zukünftiges Aufgabengebiet angesprochen. Israels Losteil war ja bislang auf das irdische Tausendjahrreich ausgerichtet. Dieses Losteil bleibt auch nach wie vor bestehen, nur gibt es mit Paulus eine bisher geheim gehaltene Einschiebung, nämlich die Verwaltung des Geheimnisses, und hier wird für die neue Körperschaft auch ein neues Losteil offenbar, nämlich der Bereich außerhalb der Erde, also das gesamte All.

Wie wir schon sahen, wurden dies beiden Losteile schon bei der Enthüllung des Geheimnisses Seines Willens, der Aufhauptung des Alls in Christus, erwähnt, Zu dem dort benannten und schon bekannten Losteil auf der Erde kam noch "das in den Himmeln" (Eph 1:10) dazu, etwas bis dahin völlig Undenkbares.

Wo unsere Zukunft liegt, dahin sollen auch unsere Gedanken gelenkt werden. Paulus tut dies mit den Worten: "Wenn ihr nun zusammen mit Christus auferweckt wurdet, suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend! Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!" (Kol 3:1-3a).

Gemäß Röm 8:17 ist jedem die Losteilinhaberschaft verheißen, der ein Kind Gottes ist. Diese Gotteskindschaft wird dem einzelnen wiederum durch den Geist Gottes bezeugt (Röm 8:16). In Eph 1:13-14 wird uns weiter aufgezeigt, dass unser Glaube der Beweis der Gotteskindschaft ist. Diesem Glauben folgt dann auch die Versiegelung mit dem Geist der Verheißung, und dies bedeutet für uns das Angeld unseres Losteils!

Unser Geist darf also nicht nur kaum vorstellbare Entfernungen in Gedankenschnelle durcheilen, er darf - ja er soll sich auch von der Gegenwart in die Zukunft bewegten. Wenn uns in Eph 2:6 mitgeteilt wird, dass wir heute schon inmitten der Überhimmlischen niedergesetzt sind, und zwar in Christus Jesus, so sind dies Aussagen, die der irdisch gesinnte Mensch nicht mehr fassen und begreifen kann. Uns aber, die wir diese herrlichen Wahrheiten im geist erfassen, sie uns in Gedanken immer wieder vorstellen dürfen, werden sie zur unermesslichen Freude und zum ständigen Ansporn, die Leiden der Jetztzeit tapfer zu ertragen und uns mehr und mehr auf unser Losteil auszurichten!

Dabei wollen wir uns aber trotz aller Freude über unser Losteil vor etwas Gefährlichem hüten: Der Überheblichkeit gegenüber Israels Losteil! Wo lesen wir in Gottes Wort, dass u nser Losteil herrlicher, größer, schöner sei als das von Israel? Würden die aus Israel abstammenden Glieder der Körperschaft Christi auch in diese Überheblichkeit mit einstimmen? Paulus, der ja auch ein Israelit ist, lehrt uns das Gegenteil, nämlich Demut! Wenn wir erkennen, dass beide Losteile einem Ziel gelten, dann gibt es kein besser oder schlechter, höher oder niedriger mehr, sondern nur noch eitel Freude im Herrn!

Obwohl wir "im Geist" Losteilinhaber sind und dies auf Erden ja nur geistlich fassen können, dürfen wir trotzdem an ganz reale Dinge denken. Die Geschichte Israels ist uns hierbei ein gutes Anschauungsobjekt.

Am Lande Kanaan, welches Jewe gehörte, sehen wir, wie dieses per Los unter die Volksglieder Israels verteilt wurde (daher auch der Name "Losteil"). Ähnliches geschieht, wenn der Herr zur Aufrichtung des irdischen Königreichs wieder zu Seinem Volk kommt: Nach Lk 19:15ff erhalten Seine Sklaven ja nach bewiesener Treue Vollmacht über eine gewisse Zahl von Städten und nach Jes 60:12 bekommt Israel Vollmacht über alle Nationen, also auch über alle Länder der Erde.

Wir dürfen davon ausgehen, dass Gott nach ähnlichem Muster den Gliedern der Gemeinde Christi Vollmacht über ihr himmlisches Losteil geben wird. Wir gründen die auf die Tatsache, dass Gott das All durch Seinen Sohn verwalten lässt, denn als von Gott eingesetztes Haupt über alles besteht ja das All in Ihm, dem Sohn (Kol 1:17), und Er trägt es durch Sein machtvolles Wort (Hebr 1:3). Somit fällt das gesamte All dem Sohn als Los zu, und, da Er dieses dem Ziel der Aussöhnung mit Gott zuführt, ist für Ihn die Erfüllung dieser hohen Aufgabe eine Freude! Deshalb heißt es, dass Ihn der Vater zum Losteilinhaber von allem einsetzt (Hebr 1:2).

Dieses hohe Amt und die damit verbundene Freude und Glückseligkeit teilt Er, der Sohn, mit uns, den Gliedern Seines Körpers. Gemeinsam mit Ihm dürfen wir ein All verwalten, in dem eine unvorstellbare Zahl von Gestirnen existiert, die allesamt nicht tote Materie sind, sondern mannigfaltiges Leben beherbergen.

"und eine gemeinsame Körperschaft"

Dass eine Körperschaft, d.h. der Körper des Christus, existiert, ist hier im Epheserbrief kein Geheimnis mehr; dies wurde ja schon viel früher den Korinthern und Römern dargelegt (siehe 1Kor 12:12ff und Röm 12:4-5). Das ganze Gewicht der neuen Enthüllung liegt auf dem dreimal wiederholten Wort "gemeinsam".

Auch hier gilt die voranstehende Aussage: "Im Geist", denn in dem einen Geist sind wir alle in den einen Körper getauft, ob Juden oder Griechen, ob Sklaven oder Freie: Wir sind alle mit dem einen. Geist getränkt. Dieser eine Geist gibt uns die Gaben, die uns zubereiten, die uns von der Unmündigkeit zum reifen Mannesalter führen sollen. Dieser. Geist löst uns auch von allem irdischen Denken und lenkt unsere Blicke hinauf in unsere wahre Heimat zu dem, der von Gott als Haupt über diese Körperschaft gesetzt ist.

Die gemeinsame Körperschaft besteht also nicht im Fleisch, sondern in der Abkehr von allen fleischlichen Unterschieden. Sie stellt so die Vervollständigung des Christus da, wie wir es in Eph 1:22-23 gelesen haben. Sie ist aber auch, nachdem wir die letzten Tage als "gemeinsame Losteilinhaber" herausgestellt wurden, das ausführende Werkzeug in diesem Losteil mit Christus als Haupt! Eine Aufgabe ganz besonderer Art wurde uns ja schon in Eph 2:6-7 vorgestellt: "...um in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen."

Wichtihg soll luns werden, dass diese gemeinsame Körperschaft Ihn, unser Haupt, herrlich machen soll und dass Seine Herrlichkeit letztlich den Vater verherrlicht!

Wie entsteht diese Körperschaft? Diese Frage hat alle Gläubigen zu allen Zeiten bewegt, und so entstand eine unübersehbare Zahl von unterschiedlichen Missionswerken, die alle das Ziel haben, möglichst viele Ungläubige zu retten, d. h. sie zum Glauben zu bringen. Unübersehbar ist dabei, dass die meisten sicherlich gut gemeinten Glaubenswerke erkenntnismäßig ganz am Glaubensanfang angesiedelt werden müssen (wir möchten dies ganz ohne Hochmut feststellen), wissen diese Werke doch kaum etwas von Paulus und seinem Evangelium; dafür fußen sie auf den Aussagen Jesu in den vier Evangelien und lehren dazu meist auch noch eine Hölle, die den Ungläubigen und Widerstrebenden droht.

Ihr Evangelium wird damit nicht zu. einer frohen Botschaft, sondern leider allzu oft zu einer Drohbotschaft! Dabei ist dann auch zu hören: Wir müssen Seelen gewinnen, Seelen zum Herrn führen usw.! und am Ende folgt dann das Eigenlob: Ich habe in dieser Woche wieder fünf Seelen zum Herrn geführt!

Abgesehen von der meist völligen Missachtung Pauli und seiner Botschaft wird hier der Mensch, das "Ich", zum handelnden Faktor hochgehoben, Gott Selbst ist für sie nicht der alles Bewirkende.

Doch was lehrt Paulus? Lassen wir uns nochmals an den Anfang unseres Epheserbriefes zurückführen, wo Paulus als Sprachrohr des erhöhten Herrn aussagt: "So wie Er uns in Ihm vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat, damit wir Heilige und Makellose vor Seinem Angesicht seien" (Eph 1:4).

Dem gestrigen biblischen Schlusswort wird vielfach von Gläubigen mit dem Argument widersprochen: Wenn schon vorher alles feststeht, braucht man j nicht mehr zu evangelisieren, jeglicher Einsatz und Eifer erlahmt ja unter diesem Aspekt! Dieser Einwand hinkt, weil er im Grund nur das eigen Handeln anspricht. Es ist somit richtig, dass es nicht von uns und unserem Bemühen abhängt, wer zum Glauben kommt. Paulus lehrt nämlich, dass statt des Menschen Gott der Handelnde ist! In Eph 6:15 wird uns gezeigt, dass unsere Füße "unterbunden in Bereitschaft für de sEvangelium des Friedens" sein sollen, und. hier liegt die Betonung auf dem Wort "Bereitschaft".

Seit dem Dienst Pauli ruft Gott Menschen zu der Körperschaft Christi. Dazu bedarf es aber keines menschlichen Eifers (wiewohl Gott auch dieses menschliche Bemühen nicht unberücksichtigt lässt), sondern vielmehr eines hörenden Herzens, um dort ein Zeuge für das Evangelium zu sein, wo Gott uns dies aufzeigt. Bereitschaft ist also nicht eigenwilliges Handeln, sondern das stille hörende Warten auf Gottes Hinweis. Dort, und nur dort werden wir dann auch vor menschlichen Enttäuschungen bewahrt und dürfen wissen, dass unser Zeugnis Frucht trägt, allerdings zu der von Gott bestimmten Zeit.

Diese Art von Evangelisation hat zur Folge, dass wir froh erkennen, dass sich nicht der Mensch mit Ruhm schmücken kann, sondern dass alle Ehre und Ruhm Ihm, unserem himmlischen vater zusteht.

"In Liebe hat Er uns für Sich zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt, nach dem Wohlgefallen Seines Willens, zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade, die uns in dem Geliebten begnadet."

Wer ist diese Körperschaft? Die Antwort ergibt sich aus der Tatsache, dass die israelische Vorherrschaft aufgelöst wurde und eine gleichberechtigte gemeinsame Körperschaft aus Israeliten und übrigen Nationen gegründet wurde - das enthüllte Geheimnis Gottes.

Diese gemeinsame Körperschaft gründet auf der Einheit des Geistes. Diese Einheit im Geist besteht, sie braucht nicht von uns angestrebt werden. Doch sollen wir uns gemäß Eph 4:3 befleißigen, sie zu halten - und zwar mit dem Band des Friedens!

Es ist offensichtlich, dass wir in Erkenntnisfragen oft uneins sind. Doch die Uneinigkeit im Erkennen hat nichts mit der Einheit des Geistes zu tun! Vielmehr sollten gerade solche Erkenntnisfragen immer ein Feld sein, sich mit den Brüdern "im Frieden" zu üben. Der Gegensatz hierzu wäre trotzige Rechthaberei bis. hin zur Trennung bzw. Spaltung. Es ist in jedem Fall ein äußerst betrübliches Zeichen, wenn solche Trennungen vollzogen werden und wir sollten wirklich alles tun, sie zu vermeiden. Dort, wo nicht die Grundsubstanz der Lehre Pauli infrage gestellt wird, muss das Band des Friedens die entscheidende Rolle übernehmen. Nachdem die Feindschaft im Fleisch durch das enthüllte Geheimnis aufgehoben wurde, nachdem Israel und Nationen zu einer gemeinsamen Körperschaft zusammengeschweißt wurden, darf nicht neue Feindschaft in anderer Form - und sei es gerade in Erkenntnisfragen - erneut auftreten.

Wollen wir uns doch stets von dem beeinflussen lassen, was wir in Gnaden erhalten haben, was wir "in Ihm" sind - dann muss doch alles andere weit zurück in den Hintergrund treten!

"und gemeinsame Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus"

Unser Verheißungsgut finden wir n ach Pauli Aussage nicht in den Schriftteilen des AT, nicht in den vier sogenannten Evangelien, auch nicht in der Apostelgeschichte - wir finden es nur in den Briefen des Paulus, denn er ist als Apostel der Nationen von dem Hern eingesetzt, und ihm wurden durch den erhöhten Hern auch die heute gültigen Enthüllung anvertraut.

Was den Inhalt der Verheißung in Christus Jesus betrifft, so verweisen wir auf das erste Kapitel unseres Epheserbriefes, wo wir ja bereits in überwältigender Weise sahen, was uns "in Ihm" gegeben ist, einmal in der Vergangenheit, dann in der Gegenwart und weiter auch in der Zukunft.

Die köstlichste Verheißung, die in diesen Versen dreimal aufleuchtet, wollen wir heute nochmals anführen:

Eph 1:6: Zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade
Eph 1:12: Zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit
Eph 1:14: Zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit.

Diese dreimalige Verheißung bringt z um Ausdruck, dass es im Grunde überhaupt nicht um uns geht, sondern dass wir vielmehr etwas darstellen dürfen, dass wir zu Schaustellern oder Schaugefäßen auserkoren wurden, und dies zur Herrlichkeit bzw. Verherrlichung des Vaters. Viele Verheißungen mögen uns beglücken und erfreuen, aber keine hat einen so hehren Inhalt wie die obigte und keine dient einem so großen Ziel. Es fehlen uns hier die Worte, um das zu würdigen, was wir in unseren Herzen empfinden!

Die Menschen suchten und versuchen immer noch, sich auf alle erdenkliche Art in Pose zu setzen, sich ehren zu lassen, vor ihren Mitmenschen zu glänzen. Auch dort, wo solche Zurschaustellung menschlicher Größe angemessen erscheint, bleibt trotzdem ein Nachgeschmack übrig.

Wenn wir uns die Verse Eph 1:6.12 und 14 des gestrigen Tages nochmals ins Gedächtnis rufen, so steht im Vordergrund die Verherrlichung Gottes. Doch anders als bei Menschen steht Ihm diese Verherrlichung in unaussprechlicher Weise zum, aus Ihm ist alles, und alles fließt zu Ihm zurück! Doch es bewegt uns, dieser Verheißung noch mehr nachzugehen, mit dem Herzen. zu fühlen, was des Vaters Herzensverlangen ist - und dies ist kein eintöniger Lobpreis, sondern es ist des Vaters Herzenssehnsucht nach unserem Herzen!

"Zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade" ist in tieferem Sinn das Werben Gottes um unsere Liebe. Er stellt uns in der Sendnung Seines Sohnes die Herrlichkeit Seiner Gnade vor Augen, und wir dürfen erkennen, wie groß dieser Gott ist, wie reich an Erbarmen und wie überfließend in Liebe Er ist!

Als Erstlingen, die wir dies alles erkennen und erfahren durften, hat uns Gott auserkoren, diese Gnade, der wir teilhaftig wurden anderen zur Schau zu stellen. Geschwister, es gibt keine größere Verheißung als diese! Gottes Gnade an uns aufzuzeigen, zu beweisen, was diese an uns elenden irdischen Winzlingen zu vollbringen vermag - Gottes Wege sind einfach wunderbar!

Eph 3:6-7

"durch das Evangelium, dessen Diener ich geworden bin."

Das Geheimnis, das uns in den letzten Versen enthüllt wurde, ist klar an das Evangelium gebunden, das durch Paulus verkündigt wurde. Unmissverständlich spricht er immer wieder von dem ihm anvertrauten Evangelium (Röm 16:25) oder von der Verwaltung der Gnade Gottes, "die mir für euch gegeben ist" (Eph 3:2). Wem es nicht gegeben wird, durch Paulus darüber erleuchtet zu werden, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft (Eph 3:9), wird zwangsläufig im Dunkel bleiben, denn er findet ja diese Aussagen nirgendwo anders in der Schrift, da sie laut Eph 3:9 von den Äonen an in Gott verborgen gewesen sind.

Paulus allein ist der Diener (Diakon) dieses Evangeliums, dem das gesetzliche Judentum feindlich gegenüberstand, und selbst die gläubigen Juden, an der Spitze Petrus, taten sich schwer, Paulus zu verstehen (2Petr 3:16). Darum traf Paulus auch das Maß der Leiden, das diesem Dienst verheißen war: "Ich werde ihm zeigen, wieviel er um Meines Namens willen leiden muss."

Ist es nicht so, dass jede erkannte (oder wieder erkannte) Wahrheit der Schrift mit einem "Leiden müssen" verbunden ist? Paulus ging diesen Weg kompromisslos! Auch unser großen Lehrer, die in der jüngeren Vergangenheit z.B. wieder die Allaussöhnung ausgruben und vertraten, gingen den Weg der Leiden, die ihnen Mitbrüder zufügten. Es ist sicherlich einfacher, sich überall anzupassen nirgends anzuecken, jeder Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, nur - auf dies Art und Weise wäre Paulus für Gott ein unbrauchbarer Diener gewesen!

Eph 3:7

"dem Geschenk der Gnade Gottes entsprechend"

Gnade ist der gewaltigste Träger in Pauli Evangelium. In Eph 3:2 lasen wir ja bereits von der "Verwaltung der Gnade Gottes, die mir für euch gegeben ist". Gnade ist also das Kennzeichen dieser Verwaltung; sie wurde uns nicht nur gegeben, vielmehr ist sie überfließend, d.hl. es gibt nichts, was ihrer Wirkung nehmen oder auch nur schmälern könnte - sie ist mehr als ausfüllend, sie fließt über!

Auch die Berufung Pauli als Diener dieser Botschaft ist nichts anderes als ein Geschenk der Gnade Gottes. Paulus hebt hier ganz besonders die Eigenart seiner letzten Dienstperiode hervor.

Gnade an sich war aber vor Paulus nicht unbekannt, im Gegenteil, die gesamte Schrift führt sie immer wieder an. Da jedoch vor Paulus die Verkündigung des Königreiches im Mittelpunkt stand, bedeutete Gnade stets "Gunst" und wurde dem zuteil, der entsprechende Werke aufweisen konnte (Jak 1:4).

Heute sind keine Werke mehr gefordert, kein eigenes Mühen, weil alles Gnade sein muss! Auch der Glaube ist nicht mehr unser Werk als Beitrag zur Rettung, weil Gott alle Voraussetzungen zur Rettung Seiner Auserwählten längst erfüllt hat: Vorherbestimmung, Berufung, Rechtfertigung und Verherrlichung (lies Röm 8:30).

Ist es für uns nicht ein täglicher Grund zu größtem Dank, dass wir in dieser Verwaltung der Gnade leben dürfen und dass uns nichts mehr von der Liebe Gottes trennen kann, die in Christus Jesus ist!

"die mir gemäß der Wirksamkeit Seiner Kraft gegeben ist".

Unser heutiger Leitvers gibt uns einen deutlichen Hinweis auf das Wirken des heiligen Geistes. Wir müssen wissen, dass jegliche Kraftwirkung Gottes durch Seinen Geist geschieht!

Es ist bezeichnend, dass Paulus in den beiden Gebeten in unserem Brief (Eph 1:15-23 und Eph 3:15-21) nachdrücklich um Kraft für die Gläubigen bittet jedoch nicht zur Vollbringung außergewöhnlicher Taten oder um Wohlergehen des Körpers, sondern um die von ihm enthüllten Wahrheiten zu erfassen.

Auf dem Boden der Königreichsverkündigung standen sichtbare Zeichen und Machttaten im Vordergrund. Da Paulus im Anfang seines Dienstes, gleich den zwölf Aposteln, Königreichsevangelium verkündigte, standen ihm demgemäß auch die äußeren Kraftzeichen voll zur Verfügung. Aber diese äußerlichen Kraftwirkungen Gottes waren im Dienst Pauli vorübergehend. Wir wissen um die Zeit des Überganges, in der Paulus sein besonderer Auftrage schrittweise enthüllt wurde. Mit zunehmender Enthüllung wurden die äußeren Kraftwirkungen zurückgestellt. Sehr schön kommt diese Entwicklung im Korintherbrief zum Ausdruck, wo Paulus beispielsweise die Wassertaufe als äußeres Zeichen absetzt (1Kor 1:14-17).

Die Wirksamkeit Seiner Kraft ist auf dem Boden der vereinigten Körperschaft Christi anderer Art als im Evangelium der Beschneidung. In den folgenden Versen wird die klar herauskristallisiert, indem Paulus seinen Auftrag von verschiedenen Seiten beleuchtet.

Eph 3:8

"Mir, dem bei weitem geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben,"

Die am längsten von Gott verborgen gehaltenen Geheimnisse, eine das gesamte All umfassende Berufung, überfließende Gnade - all diesen gewaltigen Aussagen stellt Paulus seine Unwürdigkeit gegenüber. Schon früher, im Brief an die Korinther, bekennt Paulus: "Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht würdig genug bin, Apostel genannt zu werden, weil ich die herausgerufene Gemeinde Gottes verfolgte" (1Kor 15:9).

Obiger Vers nennt uns auch den Grund für die Einschätzung seiner Unwürdigkeit, als Diener Gottes zu fungieren. Es muss Paulus ein Leben lang gequält haben, dass er in früheren Jahren mit aller Macht versuchte, die Heiligen in Christus Jesus zu vernichten. Aber keiner hat dann auch eine so radikale Umkehr erlebt wie Paulus. "In der Gnade Gottes aber bin ich, was ich bin" (1Kor 15:10), dies ist sein demütiges Zeugnis und zugleich auch die Antwort Gottes auf seine Haltung!

Auf eine unschöne Vergangenheit zurückschauend, in der Gegenwart gebunden als Gefangener in Rom, in seinem bisherigen Dienst lahmgelegt, von vielen Glaubensbrüdern verlassen, von den Brüdern dem Fleisch nach angefeindet und angeklagt - also praktisch am tiefsten Punkt seines Lebens angelangt - in diesem menschlich elenden Zustand offenbart Gott Seinem Diener Seine tiefsten und herrlichsten Wahrheiten!

Könnte ein ähnlicher Weg nicht auch in unserem Leben gegeben sein?

"den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen"

Nach dem Bekenntnis seiner (menschlichen) Unwürdigkeit nennt Paulus in dem heutigen Vers den Inhalt seines Auftrags, nämlich die frohe Botschaft von dem unausforschlichen Reichtum des Christus.

Kein Mensch, sei es einer der Patriarchen des AT oder deren Propheten, sei es einer der Jünger Jesu oder sonst ein Heiliger gewesen, keiner hat je etwas von dem erkennen können, was Paulus enthüllt wurde! Deutlich sehen wir in Gal 1:15-17 den. Weg, wie Gott begann, im Leben des Paulus Seinen Sohn zu enthüllen. Vielsagend ist dabei, dass Paulus nicht sofort seine Mitbrüder in Jerusalem aufsuchte, um ihnen von dem gewaltigen Erleben. zu berichten, nein, er begab sich in die Stille und Einsamkeit der arabischen Wüste, wo er allein mit seinem Herrn war.

Unausspürbarer Reichtum des Christus! Diese Aussage möge uns doch immer wieder klarmachen, dass es keine abgeschlossene Erkenntnis geben kann! dort, wo nicht mehr geforscht wird, wo man Neuem gegenüber nicht mehr aufgeschlossen ist, wo man sich satt auf bisher Erkanntem ausruht, dort ist Christi Reichtum offenbar ausgeschöpft.

Geliebte Geschwister, seien wir doch stets mit hörendem Herzen für diesen Reichtum aufgeschlossen, der vor uns liegt. Möge uns immer die Sehnsucht nach der nie versiegenden Quelle des unausspürbaren Reichtums des Christus anregen und möge uns jede neue Tiefe gleich Paulus zu dem Ausruf drängen: "O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind Seine Urteile und wie unausspürbar Seine Wege!" (Röm 11:33)

Eph 3:9

"und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft,"

Wenn Paulus das Wörtchen "alle" gebraucht, dann sind damit zweifelsfrei alle jene gemeint, die Gott vor dem Niederwurf der Welt auserwählt und vorherbestimmt hat. Es ist nicht unsere Sache, darüber Sorge zu tragen, ob wohl auch alle Auserwählten den Ruf zu hören bekommen und keiner vergessen wird - dafür hat Gott längst gesorgt!

Wenn wir in unser eigenes Leben oder das anderer Geschwister zurückschauen, denn erkennen wir, wie vielfältig Gottes Wege sind, Seine Berufenen auch zu rufen.

Dass nicht alle Geschwister erleuchtet wurden oder sich erleuchten lassen, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, ist ein dunkler Punkt. Erleuchtet heißt ja, dass es inunseren Herzen hell wird , dass die Augen unserer Herzen erleuchtet wurden. Dass dies nicht aus uns heraus geschieht, belegt Eph 1:18, wie wir bereits gesehen haben.

Das Beispiel der Galater belegt aber auch, dass bereits erleuchtete Gläubige zurück in ein Evangelium fallen können, das nicht des Paulus ist. Den Verkündigern dieses anderen Evangeliums droht Paulus "den Bann" an (Gal 1:8-9), die Hörer sind gemäß dem Wort Gottes offensichtlich nicht in den Bann mit einbezogen. Gesetz und Gnade prallen hier aufeinander und es scheint, dass es den Galatern einfacher erschien, unter dem Gesetz zu leben als unter der Gnade.

Auch Erleuchtung setzt erst einmal "hören" voraus. Unser Mühen soll es sein, die Reinheit der Gnade zu hüten und jegliche Vermischung mit gesetzlichen Elementen zu verhüten oder dagegen anzugehen. Möge uns bei dieser Aufgabe ein reges Gebetsleben stützen und kräftigen und möge uns viel Weisheit gegeben sein, im Sinne unseres Apostels zu handeln.

"was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, das vor den Äonen an in Gott verborgen gewesen war,"

Wir konzentrieren uns heute wieder voll auf das, was Paulus uns, den berufenen Gliedern am Körper Christi zu sagen hat. "Erleuchten" bedeutet ja, etwas, was früher im Dunkeln war, ans Licht zu bringen. Ans Licht gebracht werden soll eine Einschiebung in die Geschichte Israels, nämlich eine bisher völlig im Dunkeln gehaltene Verwaltung der Gnade (Eph 3:2) oder, wie unser heutiger Text belegt, eine Verwaltung des Geheimnisses.

Die geheime Verwaltung der Gnade Gottes wird durch Pauli Verhaftung charakterisiert. Im Vordergrund steht nicht mehr die Erde und ihre Bewohner, nicht mehr Israel mit dem verheißenen irdischen Königreich, im Vordergrund steh jetzt, abgetrennt von allen bisherigen Zeitläufen, Christus und Seine Ihm zugehörigen Glieder. Der Ort, wohin sich dabei die Gedanken hinrichten sollen, sind die überhimmlischen Regionen. Erst wenn diese Körpergemeinde entrückt sein wird, steht das irdische Bundesvolk Israel wieder im Vordergrund, allerdings beginnt dann auch eine neue Verwaltung, die des Zorns.

Die einzelnen Herausgerufenen, die zu dieser geheimen Verwaltung berufen wurden, sind aber nicht erwählt, weil sie besser als die übrigen Menschen sind - nach 1Kor 1:26 ff ist es gerade umgekehrt. Die Berufenen sollen zu Dienenden erzogen werden, dienend den übrigen Geschöpfen und dem hehren Ziel Gottes, dass alle Geschöpfe einmal am Herzen des Vaters ruhen und

"damit Gott alles in allen sei" (1Kor 15:28).

"der das All erschaffen hat"

Vor uns steht heute ein Wort, das uns die erhabene Größe Gottes vor Augen stellt. Es soll uns erneut deutlich machen, was für Winzlinge wir doch einerseits sind und dass andererseits gerade diese Winzlinge von Gott so sehr geliebt werden, dass Er Sich nicht scheute, den Sohn Seiner Liebe den Einziggezeugten, für uns als Opferlamm dahinzugeben.

Der Mensch hat immer viele Fragen, er würde gerne manches anders haben wolle, er macht Gott in Form von Gebeten Vorschläge zur vermeintlichen Besserung so mancher Ereignisse, meist in sehr egoistischer Weise. Es berührt den Verfasser dieser Zeilen immer wieder, wenn gläubige Geschwister beispielsweise bitten, doch auch für die Rettung ihrer ungläubigen Kinder zu beten. Sollte hier der Ehrgeiz, dass erst einmal die eigenen Familienmitglieder gläubig bzw. gerettet werden sollen, hinter dieser Bitte stehen, wäre dies zwar menschlich verständlich, doch vor der Größe Gottes allzu egoistisch. Andererseits ist es nur natürlich, wenn gläubige Eltern wohl zunächst für ihre Kinder beten. Doch Er kann es schenken, dass die Herzen der Eltern dabei weit werden und sie auch all der anderen Kinder in der Nähe und in der Ferne gedenken und so die göttliche Liebe zu all Seinen Geschöpfen in ihren Herzen Raum gewinnt.

Über solche und ähnliche Dinge darf man völlig ruhig und still werden, wenn unser heutiges Leitwort auf uns zu wirken beginnt. Der, der das All erschaffen hat, bringt auch alles sicher und vollständig ans herrliche Ziel. Wohl gibt es Ordnungen und Reihenfolgen, was zur Folge hat, dass es auch Erstlinge gibt. Doch den Erstlingen folgen weitere, und zwar solange, bis es zuletzt heißt: "Danach die übrigen bei der Vollendung" (1Kor 15:24)!

Beten wir Gott in Seiner ganzen Größe an, vertrauen wir Ihm doch grenzenlos, preisen wir Ihn ob Seiner unaussprechlichen Liebe, die nie enden wird und alle und alles umgibt!

Eph 3:10

"damit nun durch die herausgerufene Gemeinde"

Von den Äonen an war das Geheimnis in Gott verborgen. Wie mag es das Herz des Vaters und des Ihm zur Rechten sitzenden Sohnes berührt haben, als der Zeitpunkt gekommen war, endlich das Geheimnis zu enthüllen. Knapp zweitausend Jahre liegen zwischen dem "nun" in unserem Leitvers und dem heutigen Tag. Eine lange Zeit, in der Gott Seine Vorherbestimmten gerufen und ihnen ihre Berufung aufgedeckt hat.

Das Wort "Gemeinde" ist im Urtext nicht zu finden. Das Wort Gottes spricht hier nur von "die Herausgerufene". Ohne menschliches Hilfswort hat das Wort "Herausgerufene" eine viel größer Aussagekraft. Herausgerufen wurde ja keine Gemeinde (Welche sollte es unter vielen auch sein ), sondern stets waren es einzelne Menschen, sowohl aus Israel wie aus den Nationen, und diese, wie uns das Geheimnis ja kundtut, völlig gleichberechtigt ohne menschliche Rangfolge. Herausrufung bedeutet für den einzelnen, dass er gemäß Eph 1:13 zuerst hört, dann glaubt und danach mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen, versiegelt wird. Die Versiegelung ist der Schlusspunkt, von wo aber der Herausgerufene in seiner Berufung unantastbar geworfen ist!

Kein Mensch kann sich selbst zu einem Herausgerufenen machen, deshalb ist es auch nutzlos für Ungläubige zu beten, Gott möge auch sie herausrufen. Die Auswahl bestand ja schon vor dem Niederwurf der Welt, also lange vor Adam und Eva! Solche Art von Fürbitte, wie gut auch immer sie gemeint sein mag, bringt den Beter nicht selten in Anfechtung, wenn er sein vergebliches Mühen erkennen muss.

Ohne Überheblichkeit darf es uns tief beglücken, dass wir Erstlinge sein dürfen, dass wir aus einer immer schneller in Dunkelheit versinkenden Menschheit herausgerufen wurden zu einer großen Aufgabe!

"den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten inmitten der Überhimmlischen"

Gestern schlossen wir mit der Bemerkung, dass wir zu einer "Aufgabe" herausgerufen wurden. Heute stehen gemäß unserem Text die Geschöpfe vor uns, die lernen sollen, an denen wir also eine Aufgabe zu erfüllen haben.

Fürstlichkeit bedeutet nach unserem Sprachgebrauch der "Erste" in einer Reihe. Dagegen sind Obrigkeiten zwar auch "Obere", doch sie sind Befehlsempfänger, die ihre Vollmacht von einer übergeordneten Stelle erhalten, also z. B. von Fürstlichkeiten. Diese Rangfolge, der wir ja öfters in Gottes Wort begegnen, bedeutet, dass in der geistlichen Welt von Gott Führungskräfte eingesetzt sind, deren Bild sich in den irdischen Ordnungen widerspiegelt.

Fürstlichkeiten und Obrigkeiten wendet die Schrift auf Gott dienende Mächte als auch auf Finternismächte an. In Eph 2:2 lasen wir ja vom Fürsten des Vollmachtsgebietes der Luft. Da mit dem "Vollmachtsgebiet der Luft" kaum, die Gebiete "inmitten der Überhimmlischen" gemeint sein können - wir sehen hierin eher die niederen, der Erde zu gelegenen Lufträume an - so kommen diese Mächte der Finsternis auch nicht als unsere Zuschauer infrage. Nur Gott dienende Geistesmächte werden begierig ausschauen, wie Gottes Wege zum ersehnten Ziel führen. Von den Machthabern dieses Äons aber sagt Paulus:

"Weisheit aber sprechen wir unter den Gereiften, jedoch nicht Weisheit dieses Äons noch der Oberen dieses Äons, die abgetan werden. Sondern wir reden von Gottes Weisheit in einem Geheimnis, von der verborgen gewesenen, die Gott vor den Äonen zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt hatte. Diese Weisheit hat keiner der Oberen dieses Äons erkannt. Denn hätten sie sie erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt" (1Kor 2:6-7).

"die mannigfaltige Weisheit Gottes bekanntgemacht werde,"

Die Weltvölker schauen auf Israel, die Geistesmächte der Himmel schauen auf uns, die Herausgerufenen. Dabei haben wir, als von Gott Vorherbestimmte, zwei Rollen auf zwei verschiedenen Schauplätzen zu spielen.

Die erste Rolle spielt sich hier auf Erden ab, in dem Gewand unserer Erniedrigung. Wie wir ja immer wieder hervorheben und wie es uns 1Kor 1:26 ff trefflich vor Augen stellt, trifft Gottes Auswahl keinesfalls die Besten, die Edlen und die guten Menschen. Klein sind wir, gering und schwach in jeder Hinsicht - also kein Paradegeschöpf, das sich irgendwie rühmen kann. Mit Recht wird sich mancher von. uns zutiefst schämen, wenn er daran denkt, in diesem fleischernen Körper ein Schauspiel der unsichtbaren Welt zu sein. Doch Gott wusste genau, wen Er auserwählte! Er kannte unseren Anfang und unser Ende - und genau deshalb traf Seine Auswahl gerade uns! Möge doch gerade diese herrliche Wahrheit vielen seufzenden Geschwistern zuspechen. und neue Freude geben!

So jämmerlich unsere Rolle auf Erden auch sein mag, so ist si doch wichtig als Voraussetzung für unsere zweite Rolle, die wir einmal als Entrückte in den Überhimmeln einnehmen dürfen. Die groß Überschrift über dieser Rolle könnte dann lauten:

"Was überfließende Gnade aus elenden Menschen macht!"

Es ist also Gotte Gnade, deren grenzenlose, überfließende Wirksamkeit wir zur Schau stellen dürdfen; dazu braucht Gott aber keine edlen Guttäter, sondern elende Sünder. Erinnern wir uns zurück an Eph 2:7.

"um in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen."

Eph 3:11

"entsprechend dem Vorsatz der Äonen, den Er in Christus Jesus, unserem Herrn, gefasst hat",

Wir wissen, dass es eine Zeit "vor" den Äonen gab, wir wissen. um in der Vergangenheit abgelaufene Äonen, um gegenwärtige sowie um zukünftige Äonen. Leider wurde die Bedeutung der Äonen dadurch verdunkelt, dass sie über Jahrhunderte hinweg mit "Ewigkeit" oder mit "Welt" übersetzt wurden, in den herkömmlichen Übersetzungen unverändert bis zum heutigen Tag. Die Verwirrung, die durch diese falsche Übersetzung entstand, isst offenkundig. Da die Äonen ja einen Anfang und ein Ende haben, ist es töricht, von "Ewigkeit" oder gar "Ewigkeiten" zu reden.

Äonen sind also Zeitläufe, die Gott gesetzt hat, um Seinen Geschöpfen, die Er. unter die Zeit gesetzt hat, die Möglichkeit zu geben, göttliche Abläufe zu- und einzuordnen. Gerade unsere Plankarte gibt hier anschaulich graphische Hilfestellung. Der "Vorsatz der Äonen" ist der große, alles umfassende Plan Gottes, den Er vor den Äonen gefasst hat, durch die Äonen hindurch ausführen wird und im letzten Äon ausgeführt haben bzw. zu Ende bringen wird. Nach der Erfüllung des göttlichen Planes haben die Äonen ihren Zweck erfüllt, der Zustand "Gott alles in allen" ist erricht.

Die zentrale Rolle im Lauf der Äonen nimmt Christus ein, in Ihm wurden ja auch die Äonen gemacht (Hebr 1:2). Als makelloses und fleckenloses Opferlamm spielt Er im Plan des Vaters die entscheidende Rolle, und dies stand schon vor dem Niederwurf der Welt fest (1Petr 1:20). Es ist für uns heute ein kostbare Wissen, dass Gott mit der Ausführung Seines Planes erst begann, als das Erreichen des Ziele mit der gesamten Schöpfung feststand. Keine Macht der Finsternis kann dieses Ziel verhindern oder auch nur stören, im Gegenteil, auch diese ist geschaffen, um, trozt scheinbaren Widerwirkens, die Herrlichkeit Gottes zu steigern!

"...den Er in Christus Jesus, unserem Herrn, gefasst hat."

Es ist wert, wenn wir uns heute und immer wieder ins Herz zurückrufen, was es für den Vater und was es für den Sohn bedeutet hat, diesen Plan zu beschließen. und auch auszuführen!

Unser Gott und Vater, von dem wir erst vor wenigen Tagen lasen: "der das All erschaffen hat", lässt den Sohn Seiner Liebe von Seinen geschaffenen Menschen an einen Holzpfahl schlagen und töten. Und der Sohn, von dem bezeugt ist, dass Er vor Seinem Opferweg "in der Gestalt Gottes war" (Phil 2:6), ordnet Sich in beispiellosem Gehorsam dem Willen des Vaters unter.

Mit großer Bewegung dürfen wir uns hier in das Herz des Vaters und des Sohnes hineinversetzen - wie unendlich groß muss doch die göttliche Liebe sein, die solches beschließt und vollbringt. Völlig eins waren Sie, Vater und Sohn, bis der schreckliche Weg erfüllt war und der sterbende Christus ausrufen konnte: Es ist vollbracht! Niemals konnte Sich der Vater in des Sohnes schwerster Stunde - hängend am Marterpfahl - entfernt bzw. Ihn verlassen haben, wie es leider die herkömmlichen Übersetzungen bringen. Wäre es so gewesen, hätte Sich der Vater Selbst verleugnen müssen (siehe hierzu unseres ausführliche Schrift "Der Schrei am Kreuz" von Br. Jaegle).

Mögen unsere Herzen mitfühlen und überfließen in Dank und Anbetung, mögen wir innerlich (und äußerlich) mit dem Liederdichter mit jubeln: "Ich bete an die Macht der Liebe", es gibt n icht Größeres in den Weiten des Alls, als die im Sohn geoffenbarte Liebe des Vaters!

EPH 3:12

"in welchem wir durch Seinen Glauben Freimut haben"

Wenn wir unser heutiges Textwort in einer anderen herkömmlichen Übersetzung (z.B. Luther) nachlesen, so sehen wir, das die Worte des Urtextes, "der Glaube Christi Jesu", abgeändert wurden in "Glauben an Christus Jesus". Hier ist, wie so oft, durch falsche Übersetzung der Irrtum planmäßig gemacht worden, denn es ist doch das krasse Gegenteil, ob unser Glaube, oder der Glaube Christi Jesu angesprochen ist! Das winzige Hilfswörtchen "an" von Menschen eingefügt, macht diesen schlimmen Irrtum möglich! (Vgl. u. a. Phil 3:9; Gal 2:16).

Wie ist es zu diesem Irrtum überhaupt gekommen? Nun, der Mensch hat einfach nicht erkannt, dass in unserer Verwaltung der Gnade alles aus Gnaden ist, auch der Glaube! Keinerkann aus sich heraus rettenden Glauben aufbringen, er ist allen Gottes Gnadengabe. Es steht nur ein Glaub, der Rettung bewirkt, vor Gott. zur Berurteilung, und das ist der unseres Herrn! Durch menschliche Fehlübersetzung wird der Glaube des Herrn einfach weggewischt und unser eigener Glaube zum entscheidenden Faktor erhoben - und dies alles nur durch ein winziges Wort mit zwei Buchstaben!

Unter dem Eindruck der Auswirkung von sogenannten Hilfsworten sollten wir diese sehr skeptisch und mit Vorsicht gebrauchen. Unsere konkordante Übersetzung ist ja so gestaltet, dass wir hier die Möglichkeit haben, den T ext auch einmal ohne die dünn gedruckten Hilfsworte zu lesen und auf uns einwirken zu lassen.

Halten wir uns daran, dass der uns innewohnende Geist Gottes un die Schrift aufleuchten lässt - geben wir diesem doch einfach mehr Raum in uns!

Zu sehr liegt uns das Thema des gestrigen Tages, der Glaube Christi Jesu, am Herzen, deshalb noch ein weiterer Tag hierzu.

Dass es der Glaube Christi Jesu ist, der unsere Rettung bewirkt, belegt eindrucksvoll Gal 2:16. Leider entstellt in vielen Übersetzungen auch an dieser Stelle das Hilfswort !an! die für uns doch so beglückende Tatsache, dass nur allein Sein Glaube entscheidend ist.

"Weil wir aber wissen, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern durch den Glauben Christi Jesu, so glauben auch wir an Christus Jesus, damit wir aus dem Glauben Christi und nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt werden; denn aus Gesetzeswerken wird von allem Fleisch niemand gerechtfertigt werden" (Gal 2:16).

Beachten wir die drei wichtigen Passagen in diesem Text:

  1. Durch den Glauben Christi Jesu,
  2. Glauben an Christus Jesus,
  3. aus dem Glauben Christi.

Bei Punkt 1 ist Christi Jesu Glaube das Mittel, das unsere Rechtfertigung vollbringt. In Seinem Glauben ist die ganze Leidenstiefe zusammengefasst, die notwendig war, um unsere Rechtfertigung zu ermöglichen.
Punkt 2 ist unsere Schlussfolgerung von Punkt 1, es ist die persönliche Beziehung des Glaubenden zu Christus.
Punkt 3 führt uns das Zusammenwirken des Vaters und des Sohnes vor Augen, um alle Menschen zu retten.

Fassen wir zusammen: Weil wir in Christus sind, bedeutet Sein Glaube ein Geschenk an uns zur Bestätigung (Festmachung) der Rechtfertigung!

Sein Glaube, der, wie wir gestern biblisch belegt haben, unsere Rechtfertigung und damit unsere Rettung bewirkte, bewirkt auch den "Freimut" in uns.

Freimut bedeutet in unserem Sprachgebrauch das "Offensein", einmal vor den Menschen und hier in unserem Textwort insbesondere vor Gott. Der Gegensatz. zu Freimut wäre Bedeckung oder Verhüllung. Wir denken bei letzterem an die Väter Israels, die sich ihrem Gott nur mit verhülltem Angesicht nähern durften. Als Beispiel dient hier Mose, der sein Angesicht vor Gott verhüllte, weil er sich fürchtete (2Mo 3:6).

Dem verhüllten Angesicht Mose steht das offene, enthüllte Angesicht der Gläubigen in Christus gegenüber, was gemäß unserem Text auf der Grundlage des Glaubens Christi Jesu möglich ist. Wir werden hier an das herrliche Wort in 2Kor 3:18 erinnert:

"Wir alle aber, mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd, werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist."

Welches Vorrecht steht uns hier noch zu, in Freimut dem Vater zu begegnen, geborgen im Glauben. unseres Herrn. Und weiter bezeugt uns das Wort, dass wir sogar Seine Herrlichkeit widerspiegeln dürfen und dabei in Sein Bild umgestaltet werden!

"und mit Vertrauen den Zutritt zum Vater."

Zutritt zum Vater bedeutet nach unserem Textwort, dass uns der Glaub Christi Jesu, unseres Herrn, hinführt zum Vater, den Zutritt also erst möglich macht.

Als Freigelöste und Gerechtfertigte haben wir nicht den Stand, den z.B. ein begnadigter Verbrecher hat. Dieser ist zwar in der Tat aufgrund seiner Begnadigung frei gekommen, doch der Makel seines Verbrechens haftet zeit seines Lebens an ihm. Als in Christus Gerechtfertigte sind wir ebenfalls frei, aber unsere Freiheit wird nicht, wie bei dem Verbrecher, von unserer Schuld getrübt und belastet, nein Geschwister, unsere Freiheit bedeutet, dass all unsere Schuld vollständig von. uns abgenommen wurde und auf einen anderen gelegt wurde. Dieser andere, unser geliebter Herr, hat dann diese Schuld bis zur bittersten Neige abgebüßt!

Gerechtfertigt heißt also nicht nur Freispruch, sondern vielmehr ist unsere Freiheit von keinerlei Makel behaftet - und dies für alle Zeiten!

Dieser Stand in der durch Christus erlangten Freiheit ermöglicht uns, wie wir gestern sahen, den Freimut, aber auch das Vertrauen. Keine Angst braucht uns zu plagen, weil uns nie mehr eine Anklage treffen wird, wenn wir vor dem Vater stehen. Nur Liebe wird uns umfangen und einfangen.

Dank sei unserem Herrn, der alles für uns vollbracht hat, Dank für das unsagbar bittere Opfer, das unser Teil gewesen wäre, Dank auch, dass wir in dieser Freiheit das Vertrauen haben dürfen, vor dem Vater zu treten!

Eph 3:13

"Deshalb bitte ich darum, nicht entmutigt zu werden in meinen Drangsalen um euretwillen,"

Für die damaligen Gläubigen war es bestimmt ein bedrückendes Gefühl, dass ihr Apostel, offensichtlich mundtot gemacht, in der Gefangenschaft dahin schmachtete. Wie konnte Gott dies zulassen, dass der Feind triumphiert?

Unser Lage heute ist anders. Wir sehen, welchen Sieg Gott aus dem Elend des einzelnen macht; Pauli menschliche Niederlage führte. zur Offenbarung der tiefsten Wahrheiten, die wir heute in Händen halten dürfen.

Pauli Leiden und Drangsale können uns also heute nicht mehr entmutigen, wohl aber andere Dinge wie Z.B. eigene Leiden in Form von Ächtung durch Geschwister, durchaus resultierende Einsamkeit, Unsicherheit, Verzagtheit. Aber auch körperliche Gebrechen können schwer zusetzen. Auch der Blick auf unsere Umwelt kann eine große Anfechtung für uns werden. Umweltverschmutzung, Rauschgift, Kriminalität, Verrohrung der Menschen, Krieg mit ihrem unsagbaren Leid, wie wir es ja im Moment im ehemaligen Jugoslawien vor Augen haben, tatenlos zusehende Menschen - hier ist wirklich viel Grund, innerlich schwer belastet zu werden.

In all dem Leid, in dem wir gerade stecken, woher es auch kommen mag, möchten wir unseren geliebten Lesern zurufen:

Der Herr aber richte eure Herzen auf die Liebe Gottes und auf das Erdulden des Christus hin" (2Thes 3:5).

"in meinen Drangsalen um euretwillen, was euch zur Herrlichkeit gereicht."

"Drangsale um euretwillen" könnte den Eindruck erwecken, Christi Leiden seien noch unvollkommen und bedürfen der menschlichen Ergänzung. Ein Wort aus Kol 1:24 könnte diesen Eindruck noch verstärken: "Nun freue ich mich in meinen Leiden für euch, was noch an Drangsalen des Christus mangelt, ergänze ich an Seiner Statt in meinem Fleisch für Seine Körperschaft...".

Ganz klar müssen wir hier feststellen: Die Erlösung und da Opfer Christi ist einmalig und vollendet! Kein Geschöpf kann dem etwas hinzufügen (Hebr 10:14). Alles, was von uns kommt, auch die Kraft zum Erdulden von Drangsalen, ist ein Geschenk der Gnade und Liebe Gottes (siehe Gal 2:20).

Aber...wir sind als Glieder am Körper Christi auch ein Teil des Christus! Möge uns diese Wahrheit sehr wichtig werden! Satan hat nicht aufgehört, die Heiligen zu bedrängen und zu behindern. Die hieraus erwachsenen Drangsale, - allen voraus bei Paulus - konnte Jesus auf Erden nicht mehr auf Sich nehmen; es ist unser Teil, bis zur Entrückung.

Drangsale sind ein Teil des Glaubenskampfes (2Tim 2:3), sie bringen einen Lohn im Hinblick auf unser Erwartungsgut (Röm 8:17; 2Tim 2:12), sie führen zur Reife und. zum Ziel (siehe 2Kor 12:7-10), sie sind aber derart, dass wir sie tragen können (1Kor 10:13) und auf Leiden folgt Herrlichkeit (Röm 8:18 sowie unser Leitwort)

Fürbitte und Lobpreis

Eph 3:14

"Mithin beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus,"

Alle geoffenbarte Herrlichkeit, der alles übersteigende Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns, unsere herrliche Stellung in Christus, finden in dem folgenden Gebet Pauli einen krönenden Abschluss. Wir können wohl zu Recht sagen, dass hier der höchste geistliche Gipfel des Gebets erreicht wird.

"Mithin bin ich , Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen", so hat dieses dritte Kapitel angefangen - hier findet es den würdigen Abschluss.

"Mithin" heißt, Paulus greift auf das Zurückliegende zurück, es ist all das, was ihn zutiefst beglückt: Das Ziel seines Dienstes, die vereinigte Körperschaft Christi, beide, die aus den Nationen und die aus Israel sind zusammen in Christus eins geworfen, und dies ohne irdische Rangunterschiede, ihre gemeinsamen Segnungen sind rein geistlicher Art und liegen in den Überhimmeln in Christus Jesus.

Ob nun buchstäblich oder geistlich, auch wir dürfen uns gleich Paulus in tiefer Freude vor dem Gott und Vater beugen, der in. Christus ja auch unser Vater geworden ist. Überströmend vor Dank stehen wir heute schon - zwar noch immer im Staubgewand der Erde und deren Einflüssen ausgesetzt - in unserer Stellung "in Christus" vor dem Vater, zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit!

Eph 3:15

"nach dem jede Familie in den Himmeln und auf der Erde genannt wird,"

Bruder Pfeiderer übersetzt unsere obigen Passage wie folgt: "aus dem alle Vaterschaft in Himmeln und auf Erden Ursprung und Namen hat", und in der Übersetzung von Baader heißt es: "aus dem alle Vaterschaft in den Himmeln und gebiets des Erdlands genannt ist". Interessant ist hier auch die Wort-für-Wort-Übersetzung der konkordanten Studienblätter, die leider nicht mehr erhältlich sind: "aus w jede Vaterschaft i Himmel u auf Land wird genannt". Das griechische "Patria" wird, wie wir sehen, mehrheitlich mit "Vaterschaft" wiedergegeben.

Die Bedeutung von "Vaterschaft" (wir denken, dass diese Übersetzung dem Urtext am nächsten kommt) bedeutet leicht verständlich, dass alles von einem Vater her seinen Namen und Ursprung hat, Hier ist alles in inniger Beziehung zu Gott, dem Vater gebracht. Diese Sicht führt uns an das aussagegewaltige Wort aus Röm 11:36 heran:
"Denn aus Ihm und durch Ihn zu Ihm hin ist das All! Ihm sei die Verherrlichung für die Äonen! Amen!"

Es gibt nichts, was nicht von dem Vater ausgeht, das ganze All ist hierin eingeschlossen, auch jene Geistesmächte, die wir gefühlsmäßig nicht mit dem Vater in Verbindung bringen möchten, weil sie sich offensichtlich gegen Gott gestellt haben. Doch auch sie sind in der Folge der Vaterschaft eingeschlossen, ist ihr widerwirkerischer Auftrag doch zeitlich begrenzt - und am Ende wird auch ihr finsteres Wesen Gott zur Verherrlichung dienen!

Eph 3:16

"dass Er es euch gebe - dem Reichtum Seiner Herrlichkeit entsprechend - durch Seinen Geist in Kraft standhaft zu werden am inneren Menschen,"

Standhaft zu werden ist der Mittelpunkt des ersten Gebetsanliegens das Paulus vor den Vater bringt. "Dass Er es euch gebe", so beginnt unser Text, und wir stellen sofort fest, dass auch "Standhaftigkeit" nicht von uns aufgebracht werden kann - Gott muss es geben!

Es macht die einen Gläubigen misstrauisch, für die anderen ist es ein beglückendes Gefühl, zu lesen, dass dem Menschen in dieser Verwaltung der Gnade der eigene Wirkungskreis von Gott immer mehr geschmälert und eingeengt wird. "Standhaft zu sein", wer hätte hier nicht eigenes Bemühen dahinter gesehen. Aber es ist eben ein Stück irdischer Schule, lernen zu müssen, immer weniger auf unsere eigene Kraft zu setzten, dafür alles aus der Kraft Gottes zu erbeten. Dieser Prozess dauert meist bis an unser Lebensende, regt sich doch unser Fleisch täglich und wil. uns beweisen, war es noch zu vollbringen vermag. Am Ende steht dann allerdings doch immer das Versagen, und wir sind um eine Erfahrung reicher!

"...damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen könne" (1Kor 1:29), diese Aussage lesen wir, nachdem uns Gottes Wort klargemacht hat, wer auserwählt ist und welcher Art die Auserwählten sind.

Geschwister, lassen wir uns doch mit Freuden von allen fleischlichen Taten beschneiden; was die Welt über uns sagt, soll uns nicht stören, dass wir damit aber dem Ruhm Gottes dienen, sei unsere große Freude!

"dem Reichtum Seiner Herrlichkeit entsprechend"

Wir finden nirgendwo bei Paulus so erhabene Worte, als wenn es um Gottes Herrlichkeit geht:

"Zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade" (Eph 1:6)
"was der Reichtum der Herrlichkeit Seines Losteils "(Eph 1:18)
"was die aller übersteigende Größer Seiner Kraft ist" (Eph 1:19)
"gemäß der Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke" (Eph 1:19)
"den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns" (Eph 2:7)
"die mannigfaltige Weisheit Gottes" (Eph 3:10).

Aus unseren zurückliegenden Versen haben wir einfach einige Worte herausgeholt, - sie mögen vor unserem inneren Auge stehen und uns bewegen. Wir könnten uns vorstellen, dass es auch uns einmal, wenn wir mit der Herrlichkeit Gottes buchstäblich konfrontiert werden, so ergeht, wie der Königin von Arabien, die zwar viel Ruhmvollen und Herrliches über den König Salomo zu hören bekam. Als ist dann aber vor Salomo stand und alles mit eigenen Augen schauen konnte, musste sie bekennen: "Ich habe es nicht glauben wollen, bis ich gekommen bin und habe es mit eigenen Augen gesehen, und siehe, es ist nicht Hälfte gesagt..." (1Kö 10:7).

Auch das, was wir heute anhand der Aussage der Schrift mit unserem kleinen Verstand fassen können, wird mit Sicherheit in keinem Maß der Herrlichkeit gerecht, die wir sehen werden, wenn wir in die Herrlichkeit eingegangen sind. Was auch immer unser G eist davon erahnen kann - oben werden wir überwältigt sein von dem R eichtum Seiner Herrlichkeit!

"durch Seinen Geist in Kraft standhaft zu werden am inneren Menschen,"

Gottes Geist vermittelt uns die Kraft. Kraft, im griechischen "dunamis" erinnert uns an das gebräuchliche Wort "Dynamik", und dies verbinden wir mit "Bewegung", mit "der Fähigkeit, etwas zu vollbringen". Sein Geist ist es also, der in uns etwas bewegen und vollbringen kann, und zwar die Standhaftigkeit am inneren Menschen.

"Darum sind wir nicht entmutigt,; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verdirbt, so wird doch unser innerer Mensch Tag für Tag erneuert" (2Kor 4:16).

Obiges Wort zeigt uns deutlich, dass die Kraft nicht an unserem äußeren Menschen sichtbar wird, es werden keine fleischlichen, sondern geistliche Kräfte vermittelt. Diese Kräfte fließen aber nur, wenn die Verbindung hergestellt ist. Wer die Verbindung vernachlässigt, wird sehr schnell merken, wie der Kraftstrom nachlässt. Die Freude erlahmt, die innere Ruhe weicht, der innere Frieden ist weg, irdische Dinge beschäftigen uns mehr und mehr - kennen wir diese Lage?

Standhaft zu sein durch Seinen Geist bedeutet für uns, das wir an der Quelle bleiben, am Wort Gottes! Dies möge nicht nur Pauli Gebet für uns sein, sondern es möge auch unser tägliches Gebetsanliegen sein, einmal für und weiter für unsere Mitgläubigen.

Eph 3:17

"damit Christus durch den Glauben völlig in euren Herzen wohne"

Es ist auffallend, dass Pauli Gebetsanliegen etwas zum Inhalt hat, was wir doch eigentlich längst haben, ja, was im Grunde die Voraussetzung in jedem Gläubigen ist, nämlich die Innewohnung des Geistes. Und dort, wo der Geist ist, da ist auch Christus (siehe Röm 8:9-10).

Pauli Gebetsanliegen muss also noch eine andere Bedeutung haben als nur das. wohnen Christi in unseren Herzen. Das griechische Wort für "wohnen" hat noch eine weitere Bedeutung von "etwas bewohnen" oder "in etwas Raum gewinne". Damit knüpfen wir an dem an, was wir schon gestern beton haben - die Verbindung mit der Quelle!

"Lasst das Wort Christi euch reichlich innewohnen", schreibt Paulus an die Kolosser (Kol 3:16). Damit wird uns klar, dass das "wohnen" zum Ausdruck bringen möchte, dass wir uns ständig der Tatsache bewusst sind, Christus ist in uns! Dieses Wissen müssen wir aber täglich durch Lesen des Wortes Christi speisen und lebendig erhalten, damit Christus auch wirklich Raum in uns gewinnen kann und wir immer mehr in Sein Bild hineinwachsen.

"Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist" (Phil 2:5). Die praktische Ausführung dieses Wortes geht nur über die tägliche Ausrichtung auf Ihn, das Lesen im Wort. So kann Christus wirklich in unseren Herzen wohnen, zur Verherrlichung des Vaters!

Eph 3:18

"und ihr, in Liebe gewurzelt und gegründet, erstarken möget,"

Stärke baut immer auf etwas auf oder hat einen dementsprechenden Grund. Unwillkürlich denken wir hier an das Bild eines Baumes, wie er. uns in Ps 1:3 vor Augen steht: "Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und sein Blätter verwelken nicht; und was er macht, das gerät wohl." Wurzeln, die am Wasser gründen, haben immer genug Nahrung, um stark zu sein.

Unser Wurzeln sollen "in Liebe" gegründet sein! Christi Liebe ist der Abglanz der Liebe Gottes, denn Er ist das Abbild des unsichtbaren Gottes. Von Seiner Liebe kann uns nichts scheiden! In Liebe sind wir zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt, diese Liebe ist unser inneres Wachstum, bis zur herrlichen Vollendung; denn Er hat das gute Werk in uns angefangen, Er wird es auch bis zum Tage Jesu Christi vollenden (Phil 1:6).

Eines der herrlichsten Worte in der Schrift sagt aus, dass Gott Liebe ist (1Jo 4:8). Diese Liebe strahlt durch das gesamte All, beherrscht alles und führt auch alles sicher ans Ziel. Auch wir sind von dieser Liebe erfasst und erfüllt, ist sie doch in unsere Herzen ausgegossen (Röm 5:5).

Unsere innere Stärke darf in dieser Liebe gründen, darin. wachsen und uns erstarken lassen. Wie der Baum an den Wasserbächen werden wir dann sein: Wir werden Frucht bringen, wir werden nicht welk werden, alles gerät uns wohl. Es gibt nichts, was der Macht der Liebe widerstehen könnte, - welch herrlicher Grund!

'"um mit allen Heiligen zu erfassen, was die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist"'

Erfassen sollen wir die Größe des enthüllten Geheimnisses, wie es uns in den zurückliegenden Versen aufgedeckt wurde. Das bloße Wissen um die Dinge genügt hier nicht, unser Herz soll mitempfinden, soll hunger nach dem, was die Tiefen der Liebe aufdecken.

Die Breite des enthüllten Geheimnisses hat die Bedeutung von "uneingeschränkter Ausdehnune". Sie kennzeichnet damit das Evangelium Pauli von der überströmenden Gnade, dem keine Grenzen mehr g esetz sind, wie dies ja bei Israel der Fall ist.

Die Länge weist uns auf den Maßstab der Zeit hin. So wie die Äonen durch den Sohn der LIebe gemacht sind, so zieht sich das Wirken der Liebe Gottes durch alle Äonen hindurch bis ans Ende der äonischen Heiten, wo dann Gott alles in allen sein wird.

Die Tiefe führt uns an die innersten Gründe Gottes, denn der Geist erforscht alle, auch die Tiefen Gottes (1Kor 2:10). Zuvor lesen wir an dieser Stelle: "Was kein Auge gewahrt und kein Ohr gehört hat und wozu kein Menschenherz hinaufgestiegen ist, all das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben".

Die Höhe führt uns zu Christus, zur Rechten des Vaters sitzend. Nach dem Kreuz folgt Seine höchste Erhöhung, und da unsere Stellung "in Ihm" ist, sind auch wir daran beteiligt, denn wir werden in der Vollendung Seinem Bild gleichgestaltet sein.

Hell leuchtet dann die Liebe Gottes auf, die wir zur Schau stellen dürfen, wir, die wir gemeinsam und zusammen Losteilinhaber, Körperschaft und Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus sind!

Eph 3:19

"(um auch die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus zu erkennen),"

Die Bitte um das Erkennen dieser Liebe zeigt, dass uns dies nicht automatisch gegeben wird, es muss erbeten werden!

In dem gestrigen Wort ging es um "Erfassen", heute gilt es "zu erkennen". Beim "Erfassen" steht das verstandesmäßige Begreifen im Vordergrund, eine zwar wichtige Grundlage, doch noch nicht alles!

Fast mahnend lesen wir in den allseits bekannten Versen von 1Kor 13 dreimals den Ausdruck: "und hätte aber keine Liebe". Es ist doch so in der Praxis, dass wir oft mit hoher und guter Erkenntnis von Brüdern konfrontiert werden, dass aber diese Erkenntnis ohne spürbare Liebe vertreten wird. Gerade dort, wo Brüder anders geführt werden, wo sie vielleicht den Kreis der bisher vertretenen Erkenntnis verlassen, sollte nicht pure Rechthaberei das letzte Wort haben, sondern die Liebe! Schmerzhaft vermissen wir dies in vielen Kreisen! Mögen die Worte Pauli auf uns einwirken: "....aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts."

IN all unserem Tun und Handeln soll die Liebe der Maßstab sein. Das Gebet um Erkennen dieser Liebe ist ein Meilenstein, denn erst wenn wir erkannt haben und dies Erkennen in uns wirkt, sind wir in der Lage, diese Liebe widerzuspiegeln, abzustrahlen, weiterzugeben.

Möge es uns in ständigem Gebet und Fürbitte gelingen, diesen herrlichen Gipfel der Liebe des Christus zu erkennen und - abzustrahlen!

"damit ihr zur gesamten Vervollständigung Gottes vervollständigt werdet."

Mit der Bitte um Vervollständigung ist Paulus auf dem Höhepunkt seines Gebets angekommen. Unser Text mag oberflächlich gelesen den Eindruck erwecken, wir müssten zur Vollkommenheit Gottes beitragen. Dies kann aber nie der Fall sein, weil Gott in Sich vollkommen ist! Genauer betrachtet lehrt Paulus vielmehr, dass Gott in Seinem Ratschluss Ziele gesteckt hat, die heute noch der Vervollständigung bedürfen - es geht in unserem Text ja um uns, die einzelnen Gläubigen!

Der Gläubige, der noch auf Erden lebt, ist unvollkommen, er bedarf der Vervollständigung Gottes. "Vervollständigung" sagt ja schon aus, dass zuvor Unvollständigkeit, also Mangel, da war. Vielfach wird auf menschliche Weise versucht, diese Mängel zu beheben; die meisten Religionen haben dies zum Inhalt. Doch es gibt nur einen Weg, nur eine Wahrheit und nur ein Leben - Christus Jesus! "Denn in Ihm wohnt die gesamte Vervollständigung der Gottheit körperlich; und ihr seid in Ihm vervollständigt" (Kol 2:9).

Es mag erstaunen, dass es in Kol 2:9 heißt: "ihr seid", also eine bestehende Tatsache, hingegen wird in unserem Leitvers die Vervollständigung erst angestrebt (im Gebet). Nun, einerseits sind wir in unserer Stellung "in Ihm" tatsächlich vollständig, aber - wir sind noch in Fleisch und Blut, was bedeutet, dass wir immer noch auf dem Weg sind, Standhaftigkeit am inneren Menschen, in Liebe gewurzelt und gegründet, zu erstarken u nd zu erfassen - dies sind immer noch erstrebenswerte Gebetsanliegen!

Eph 3:20

"Ihm aber, der über alle Maßen mehr tun kann, über alles hinaus, was wir erbitten oder erdenken können"

Immer wieder, wenn Paulus zutiefst bewegt wurde, spüren wir diese Ergriffenheit aus seinen Worten heraus. So wie wir dies heute in unserem Leitvers lesen, kommt es ähnlich in Röm 11:33-36 zum Ausdruck, nachdem Paulus dort gewaltige Aussagen machen durfte:

"O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind Seine Urteile und unausspürbar Seine Wege!"

Keiner ist so wie Gott, alles vermag Er, unser kleiner irdischer Verstand vermag Ihm in nichts gerecht zu werden, weil unser Denken und Bitten stets allzu irdisch ist. Um alle Mögliche bitten wir, oft sogar in sehr egoistischer Weise, ohne uns überhaupt auch einmal vorher zu fragen, ob Gott uns das überhaupt geben möchte, worum wir bitten. Wir irdischen Väter lächeln oft über die Wünsche unserer Kinder, und, wo wir sehen, dass es möglich ist, erfüllen wir diese Wünsche auch gerne. Doch oft gibt ers auch Tränen, wenn der kindliche Verstand noch nicht fassen kann, warum gerade dieser Wunsch unerfüllt bleiben muss. Der Erwachsene sieht eben über ein Kindergemüt hinaus und erkennt, was gutist oder was schadet. Auch Gott sieht über unsere vielfältigen Wünsche hinaus, Pauli Wort will uns heute zurufen "Ihm doch grenzenlos zu vertrauen!"

So werden unsere Leitworte zum einen ein bewegter Zuspruch und zu anderen ein herrlicher Lobpreis - Er enttäuscht nie!

"- der in uns wirkenden Kraft entsprechend -"

Wirksam werden zwei Kraftquellen in uns, einmal ist das "Sein Geist" und zum anderen "Sein Wort" In Joh 6:63 lesen wir: "Der Geist ist es, der lebendig macht". Dieser Geist kann aber nur wirksam werden, wenn er in Verbindung mit dem Wort Gottes gebracht wird. Wir hätten n icht gläubig werden können, wenn wir nicht durch "Hören" mit dem Wort der Wahrheit in Berührung gekommen wären. Aber das, was wir durch Hören und Lesen in uns aufnehmen, kann uns der Geist lebendig machen!

Wenn wir im Wort Gottes leben, wird unser Gespräch und Gebetsleben mit dem Vater auch entsprechend geistgewirkt sein. Selbst wenn wir dabei unsere eigene Schwäche verspüren,, oft nicht wissen, was oder wie wir beten sollen, weil uns noch verborgen ist, was der Vater für uns vorherbestimmt hat, verwendet sich der Geist selbst für uns "mit unausgesprochenem Ächzen. Der aber die Herzen erforscht, weiß, was die Gesinnung es Geistes ist, weil er sich gottgemäß für Heilige verwendet" (Röm 8:26-27).

Wie wahr wird doch hier das Wort, dass wir auch in unserer (Gebets-)Schwachheit kraftvoll sind, weil Sein Geist sich für uns verwendet, damit in allen Fällen Seine Kraft in uns wirksam wird.

So verherrlichen wir den Vater, indem wir Ihm vertrauen und uns auf Seine Kraft verlassen, die in uns wirkt, zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit.

Eph 3:21

Ihm sei die Verherrlichung in der herausgerufenen Gemeinde und in Christus Jesus, für alle Generationen des Äonen der Äonen! Amen!

Lies weiter:
4. Der Epheserbrief - Kapitel 4