Der 2. Timotheusbrief - Kapitel 3

Aus Bibelwissen
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Abschrift: Die Timotheusbriefe Band I - II (1993)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
als Schrift leider vergriffen

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 2. Timotheusbrief - Kapitel 3

Die Verderbnis der Endzeit
Ermunterung zum Festhalten am Wort Gottes und zur Verkündigung trotz Verfolgung

Die Verderbnis der Endzeit

2Tim 3:1

"Dies aber sei dir bekannt, dass in den letzten Tagen eine gefährliche Frist gegenwärtig sein wird; denn die Menschen werden sein...."

WAs Paulus dem Timotheus anvertraut, bezieht sich einzig und allein auf die Körpergemeinde Christi Jesu. Wenn wir in unserem heutigen Textwort ganz konkret von den "letzten Tagen" lesen, wo ist für uns als Richtschnur nur die Aussage des Nationenapostels Paulus zuständig. Wenn heute trotzdem Endzeitgeschehen aus dem AT, den Evangelien oder der Offenbarung schon als gegenwärtig in unsere Zeit hineingelegt werden, ist dies schlichtweg verkehrt, denn:

Wir leben heute in einer geheimen Verwaltung (Eph 3:9), die Gott ausschließlich dem Apostel Paulus anvertraut hat (Kol 1:25-26; Eph 3:1-5). "Ausschließlich" heißt, keiner der Propheten des AT konnte etwas über diese geheime Verwaltung aussagen, selbst der Herr auf Erden sagte nichts darüber aus, genau so wenig Seine Jünger. Alle von letzteren gemachten Aussagen beziehen sich folglich auf die Zeit vor oder nach unserer heutigen geheimen Verwaltung.

Für die heutige Verwaltung ist Israel völlig beiseite gesetzt und als "Lo Ami" oder "Nicht Mein Volk" ohne jede Verheißung den übrigen Nationen zugerechnet. Dafür wurde ein Saulus von Tarsus berufen, uns mit den Dingen vertraut zu machen, sie sie jetzt vor unseren Augen ablaufen und die in die heutige Zeit der geheimen Verwaltung gehören.

Auf diese Zeit bezieht sich auch unser obiger Leitvers wie auch 1Tim 4:1, aber auch Apg 20:29-30, wo Gemeindebeschädigungen vorausgesagt werden. Diese Sicht ist für folgende Verse sehr wichtig für uns.

Der heutige Tag soll uns eine Orientierungshilfe über den Begriff "die letzten Tage" geben. Es ist notwendig zu wissen, dass es zwei Arten von "letzten Tagen" gibt, und zwar aufgrund der zwei verschiedenen Berufungen und Stellungen - Israels einerseits und der Körperschaft Christi andererseits.

Der Unterschied besteht darin, dass Israel durch die große Drangsal gehen muss, d. h. die nächste Verwaltung durchleben muss, in der Gott mit schweren Gerichten Seinen Zorn offenbart, sowohl über Sein von Ihm abgefallenes Volk wie auch über die Völker, die Ihn verworfen haben. Für Israel heißt es folglich: Der Tag des Herrn (das Königreich Christi auf Erden) kommt nicht, bevor nicht die Gerichte Gottes vorüber sind Für Israel bedeuten also "die letzten Tage" die Endzeit des gegenwärtig bösen Äons. Für uns hingegen heißt es: Der Abfall mit dem antichristlichen Scheinfriedensreich kann nicht eher kommen, als bis wir nach oben entrückt wurden. Denn es ist das Gnadengeschenkt Gottes, dass wir nicht für den Zorn bestimmt sind, sondern laut der Verheißung (1Thes 5:9), "zur Aneignung der Rettung durch unseren Herrn Jesus Christus". Unser Herr ist die uns in 1Thes 1:10 zugesagte Rettung: "Jesus, der uns aus den Zornes Kommen birgt."

Wenn diese Verheißung an uns erfüllt ist, ist die heutige geheime Verwaltung abgeschlossen und wird von der des Zornes abgelöst. Pauli Aussagen über "die letzten Tage" beziehen sich also nur auf unsere heutige Verwaltung. Lesen wir aber von den letzten Tagen in einem Brief an die Beschneidung (z.B. Jak 5:3), so ist damit der Abschluss des gegenwärtig bösen Äons gemeint.

Überfliegen wir die folgenden Verse, so mag mancher Leser fragen, ob hier wirklich noch von Gläubigen die Rede ist - doch Paulus lässt keinen Zweifel darüber, wen er hier anspricht: Es handelt sich in der Tat um Gläubige, wie wir noch sehen werden, deren Endzeitcharakter offen beschrieben wird.

Paulus weissagt einen erschreckenden Tiefstand der Menschen und warnt auch ausdrücklich . Würde es Paulus wohl für notwendig gehalten haben, Timotheus vor Weltmenschen zu warnen? In 1Kor 5:10 schreibt er, dass wir dergleichen Ermahnungen nicht auf die Ungläubigen anwenden können, weil wir ja sonst aus der Welt herausgehen müssten. Wo kämen wir hin, wenn wir nach dem Charakter eines jeden Händlers forschen müssten, ehe wir etwas von ihm kauften! Wie viele von diesen sind nicht selbstsüchtig? Wie viele haben eine Form der Frömmigkeit, ganz zu schweigen von ihrer Kraft? Nein, Paulus redet hier klar von Gläubigen, und wenn er sie nicht als "Brüder" sondern als "Menschen" bezeichnet, so ist dies nichts Ungewöhnliches, tut er dies doch auch in Kol 1:28-29!

Betrüblich an dem aufgezeichneten Tiefstand der Gläubigen ist nicht einmal das F allen in irgendeine Verunreinigung an sich, sonder dass die Selbstreinigung unterbleibt und im allen Wesen unter den Geschwistern weitergelebt wird. Wird aber solch ein Tiefgang im Glauben erkannt und demütigt man sich darunter, können solche tiefen Wege sehr wohl zu Segenswegen werden, denn vertiefte Wachsamkeit und Gemeinschaft mit dem Herrn dürfen hernach die Folge sein!

2Tim 3:2

"... denn die Menschen werden sein...."

Nicht Katastrophen im All oder auf Erden führt Paulus als Kennzeichen der "letzten Tage" an, sondern den Charakter der Menschen in dieser Zeit. Es war schon von alters her die Taktik des Widerwirkers, das Selbstwertgefühl der Menschen zu stärken. Schon der erste Menschenpaar fiel diesem Trick zum Opfer: "Nicht werdet ihr zum Sterben sterbend sein, denn Alueim weiß, dass an dem Tag, da ihr von ihm esset, eure Augen aufgetan werden; und ihr werdet sein wie Alueim..." (1Mo 3:4).

"Sein wie Alueim", dies war das betörende Wort, welches bei Eva Eingang fand. Die Ich-Erhöhung begann, und der Glaube bzw. der Gehorsam begann zu sinken.

Seit damals ist dieser üble Charakterzuge ständig im Zunehmen und wird seinen höchsten Stand in der Selbsterhöhung des Antichristen erreichen. Kurz vor dessen Offenbarung - und damit ja kurz vor der Entrückung - hat die Ich-Erhöhung unter den Menschen den absoluten Höhepunkt erreicht.

Die Menschen sind gewarnt, undman möchte laut in die Herausgerufene hineinrufen: "Erwacht, der du schlummerst, stehe auf aus den Toten, und aufleuchten wird dir der Christus!" (Eph 5:14b).

"Selbstsüchtig sein ...."

Sind wir selbstsüchtig? Diese negative Eigenschaft scheint die Haupttriebfeder bei allen Betätigungen in der Welt zu sein. Es ist weise, wenn wir uns beim Verkehr mit der Welt ihrer Selbstsucht bewusst sind. Sie hat nur Interesse an uns, wenn sie sich einen Vorteil davon erhofft. Wenn wir nun wissen, dass die Welt so handelt, sollte unser eigenes verhalten doch deutlich anders sein. Nicht mehr der Gewinn sollte Hauptmotiv in unserem Leben sein, sondern das Trachten nach dem wahren Glück, wobei wir anderen zum Segen werden.

Selbstsucht ist das Gegenteil von Liebe. Di eLiebe sucht nicht das Ihre (1Kor 13:5), sie sucht das Wohl der anderen. Auch das Evangelium der herrlichen Gnade Gottes kann in einer Atmosphäre der Selbstsucht nicht leben; wahrscheinlich ist es deshalb so früh verdunkelt worden, weil schon zu Pauli Gefängniszeiten Neid und Hader unter den Brüdern aufkam (Phil 1:5).

Auch wir können uns leicht an dem Beispiel der Erkenntnisfragen prüfen. Paulus Worte an die Philipper treten hier bedeutungsvoll hervor: "... einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachten..." (Phil 2:3). Selbstsucht hält sich für vollkommen (auch in Erkenntnisfragen) und kann so weit führen, dass der andere Bruder nur noch zur Randerscheinung wird.

Oh, möge Gott uns zur Selbsthingabe bereitmachen. Paulus gibt uns hier Beispiele wie 2Kor 12:15: "Ich aber will sehr gern alles für euer Seelen verbrauchen und mich dabei aufbrauchen lassen, auch wenn ich, der ich euch besonders liebe, minder geliebt werde."

"... geldgierig."

"Denn eine Wurzel aller Übel ist die Geldgier; nach der etliche streben, dadurch vom Glauben abgeirrt sind und sich unter vielen Schmerzen von allen Seiten versuchen lassen" (1Tim 6:10). Neben der Selbstsucht ist die Geldgier wohl das verbreitetste Unheil unserer Tage - wie viele Verbrechen (innerlich und äußerlich) werden doch begangen, um die Gelüste zu stillen. Selbst zur Zeit unseres Herrn auf Erden liebten die frommen Pharisäer den ungerechten Mammon. Jesus musste ihnen sagen, dass sie nicht diesem und zugleich Gott sklaven könnten. Sie spotteten Seiner, darum riss Er ihnen die scheinheilige Maske vom Gesicht.

Obwohl Geld eine hohe Stellung unter Menschen verschaffen kann, ist sein Besitz oft genug ein Gräuel vor Gott. Dabei ist es nicht alleine der Besitz, sondern vielmehr die Gier danach, die dem Herrn so verhasst ist.

Der Mensch sucht Sicherheit und Wohlleben im Besitz von Geld, aber er übersieht, dass der einzige sichere Schutz das vertrauen auf Gott ist. Viele Gläubige geben viel Geld für den Dienst des Herrn aus und bezeugen dadurch, dass sie k einen Abgott daraus machen, sich nicht darauf stützen oder es anbeten. Viel Segen konnte und kann so gewirkt werden.

Wer dem Herrn gehört und zur gleichen Zeit dem Geld dieser Welt nachjagt, muss sich ernstlich warnen lassen: "Du aber, o Mensch Gottes, entfliehe diesem allen, jage vielmehr der Gerechtigkeit nach...." (1Tim 6:11).

"... hoffärtig, stolz, ..."

Die Welt ist voller menschlicher Errungenschaften, alles soll das Selbstbewusstsein stärken. Immer kompliziertere Technik ersetzt Menschenarbeit, aber keine bringt wahres Glück - im Gegenteil, die Arbeitslosenzahl steigt, die Menschen werden roher, brutaler usw.. Wahres Glück gibt es nur in Gott; der Mensch wird einmal vor Scham vergehen, wenn er erkennt, dass all seine Anstrengungen ihm so wenige Vorteil brachten.

Gerade wir sollten uns von all diesem hoffärtigen. und stolzen Gebaren fern halten, uns nicht von dem Strom mitreißen lassen, wissend, dass wir aus uns heraus nichts vermögen, dass alles aus Gott ist und von Ihm kommt. Wahre Herzensdemut sollte die Gesinnung eines jeden sein, der seine Verworfenheit und Schwachheit vor Gott erkennt. Wer sich also rühmen will, der rühme sich des Herrn!

Erkenntnis macht aufgeblasen, die Liebe aber erbaut (1Kor 8:1). Viele Geschwister lassen dieses Wort oft außer acht. Ich-Liebe und Selbstüberschätzung führen zur Ich-Überhöhung, und man schaut nur noch von oben nach unten. Man gebracht zwar andere für seine eigenen Zwecke, stellt sich aber nie zu zum Dienst unter die anderen.

Stolz auf der einen Seite kann andererseits von der Wahrheit abhalten. Möge der Herr es uns geben, einen Geist der Sanftmut und Demut zu verbreiten, in dem Hoffart und Stolz keinen Raum haben.

"... Lästerer..."

ES ist für die Bevölkerung ein unrühmliches Schauspiel, wenn sich die Obrigkeiten untereinander Übles nachsagen, verleumden, schmähen, lästern. Doch wenn schon auf politischem Sektor so gehandelt wird, um wieviel schandbarer ist es, wenn solche dinge auch im Bereich des Christentums geschehen.

Wie traurig ist es doch, wenn Gläubige, die die Gnade Gottes geschmeckt haben, sich auf jene Gerücht stürzen, das über einen Bruder in Christus verbreitete wird, um dann diesen Bruder zu verlästern, sei es aus Neid, verletztem Stolz oder Eifersucht; ja sogar pure Freude am Lästern kann zu solchem Handeln treiben. Oft geschieht dies sogar bei völlig falschen Beschuldigung! Schon mancher Gottesmann hat unter grundlosen Verleumdungen schwer gelitten.

Der Widerwirker hat Verlästerung zu einer raffinierten Kunst entwickelt. Viel Gläubige merken gar nicht mehr, wie sie darin verstrickt sind. So kann auch das gezielte Totschweigen des Bruders dieselbe Wirkung erreichen wie Lästerung. Alles passt hier in den Charakter des Ich-Menschen: Üble Nachrede verkleinert am wirksamsten den anderen und rechtfertigt die eigene Erhöhung.

Schützen wir uns doch wirksam vor den glühenden Pfeilen des Widerwirkers, indem wir den Langschild des Glaubens aufnehmen, und hüten wir uns unsererseits, glühende Pfeile auf andere abzuschießen!

"... gegen die Eltern widerspenstig..."

Wir stehen hier vor einem besonders charakteristischen Zeichen der letzten Tage. Die Welt geht sehr leichtfertig darüber hinweg, und gerade heute (1992) verkündigten die Nachrichten, dass es per Gesetz den Eltern untersagt werden soll, ihre Kinder zu züchtigen. Die Ungerzogenheit, die Frechheit und Überheblichkeit der Jugend wird also noch drastisch zunehmen!

Wenn ein Kind nicht gelernt hat, den Eltern von Jugend an zu gehorchen, wird es sich auch als Erwachsener kaum unterordnen können, auch nicht unter die Ältesten einer Gemeinde.

In Eph 5:32 spricht Paulus von einem Geheimnis; es beinhaltet die Unterordnung. So wie die Frau sich dem Manne und dieser sich dem Christus unterordnet, so sollen auch die Kinder so früh wie möglich die Unterordnung lernen. Nur wer sich unterordnen kann, hat die Gesinnung Christi, denn Er hat uns vorgelebt, was Unterordnung heißt.

Nun regt sich heute in starkem Maße die Widerspenstigkeit der Kinder gegen die Eltern. Nichtmehr das Elternhaus prägt hier, sondern die Umwelt, angefangen mit den Kindergärten, Schulen usw., Durch selbst verdorbene Erzieher werden die Kinder zu Ich-Menschen erzogen und als solche unfähig gemacht zum Achten von Autoritäten, nicht zuletzt von Gott Selbst.

"....undankbar, huldlos...."

Wir alle sind Empfänger vieler Wohltaten, sowohl von Gott als von Menschen. Obgleich Gottes Güte überall sichtbar wird, haben die Menschen Ihn nicht verherrlicht, noch Ihm gedankt (Röm 1:21). Aber es sieht heute schlimmer aus als eh und je! Man meint, di eGaben Gottes genießen zu können und dabei Seine Existenz leugnen zu dürfen. Millionen werden heute zu Atheisten erzogen und sind ärger als heidnische Götzenanbeter, die och noch ein höheres Wesen anerkennen. Der Widerwirker läuft gegen jede Form wahrer Gottesverehrung Sturm.

Auch unter den Gläubigen ist Undankbarkeit und Huldlosigkeit gang und gäbe. Haben wir denen schon gedankt, die sich für uns abmühen, geistliche Wahrheiten ans Licht zu ziehen, diese zu verteidigen und hochzuheben? Es soll sogar vorkommen, dass manche so weit gehen, ihre Wohltäter zu verleumden. Dies ist wahrlich der Höhepunkt der Undankbarkeit und schlimmer als das, was unter Weltmenschen geschieht.

Anstatt undankbar, huldlos zu sein, befiehlt uns Paulus: "Alles an Bitterkeit, Grimm und Zorn, alles Geschrei und alle Lästerung sei von euch genommen, überhaupt jedes üble Wesen. Werdet aber gegeneinander gütig und im Innersten wohlwollend, erweist euch gegenseitig Gnade, wie auch Gott euch in Christus Gnade erweist!" (Eph 4:31-32).

2Tim 3:3

".... lieblos..."

Sicherlich fühlen sich an diesem Punkt viele von uns angesprochen, unterläuft uns doch allen einmal, mehr oder weniger schnell, eine Lieblosigkeit. Dabei ist es oft nicht einmal die unter Weltmenschen gehandhabte Lieblosigkeit, sondern jene, die sich mit einem frommen Kleid tarnt, sich extrem absondert, die Rituale der Beschneidung nachahmt und jeden verdammt, der nicht auch so handelt.

Ein eigenes Erleben des Verfassers mag das Obige unterstreichen: Bei einem Telefongespräch stellt sich eine erst kurz zu unserem Leserkreis gekommene Schwester fernmündlich vor. Nach einigen Minuten freundlichen Gesprächs fragte sie unvermittelt, ob meine Frau lange oder kurze Haare habe. Als ich sagte, dass meine Frau halblange Haare trage, wurde die Anfruferin grob und sagte, die sei unbiblisch und falsch, eine Frau müsse selbstverständlich lange Haare tragen. Als ich versuchte, ihr klarzumachen, wie meine Haltung in dieser Frage sei, hörte ich eine Männerstimme aus dem Hintergrund rufen: "Die Schriften sofort abbestellen!" Die Anruferin folgte auch sofort der Stimme im Hintergrund (sicherlich ihr Ehemann) und verbat sich weitere Zusendungen . Ich empfand dieses Gespräch als derart lieblos, dass ich erst einmal buchstäblich sprachlos war.

Ohne natürliche Liebe! Selbsterhebung (auch im Gesetz) macht überempfindlich für die eigenen Belange, aber kalt und gefühllos für den anderen. Sicher müssen oftmals auch Differenzen ausgetragen werden, aber wie gut steht uns der Spruch an: Euer alles geschehe in Liebe!

".... unversöhnlich..."

Gott ist der ganzen Welkt versöhnt, diese hehre Tatsache darf uns heute erste einmal zutiefst beglücken. Durch das Blut Seines Kreuzes wurde Frieden zwischen dem Schöpfer und den Geschöpfen gemacht (Kol 1:20). Diese "mit Gott versöhnt sein" sollte jeden Gläubigen prägen und sollte ihn in einer entsprechenden Lage auch richtig handeln lassen.

Leider werden wir oft mit dem Gegenteil konfrontiert. Brüder, die jahrelang zusammengearbeitet haben, die gemeinsam viel im Segen gewirkt haben, geraten wegen oft belangloser Dinge in Zwist. Da keiner bereit ist nachzugeben, verschärft sich der Streit, und es folgt das wohl negativste Beispiel: Da keine gütliche Einigung möglich scheint, geht man vor ein weltliches Gericht. Hier stehen Paulus Worte an die Korinther vor uns:

"Nun ist es überhaupt schon ein allgemeiner Niedergang bei euch, dass ihr miteinander Rechtshändel habt. Weshalb lasst ihr euch nicht eher Unrecht tun? Weshalb lasst ihr euch nicht eher benachteiligen? Doch ihr tut Unrecht und benachteilig andere, und das zwischen Brüdern!" (1Kor 6:7-8).

Das Ich sucht keinen Ausgleich mehr, Vermittlungsbemühungen werden schroff abgewiesen - man ist unversöhnlich. Auch wir haben uns hier zu prüfen, ob wir noch in der Lage sind, die Hand zur Versöhnung auszustrecken, auch dann, wenn wir uns im Recht fühlen.

"... Widerwirker...."

Das widerwirkerische, das "gegen Gott handeln", ist in den heutigen Tagen eine bedenkliche Steigerung des Charakters der Menschen. Tritt es bei den einen in aggressiver Aktivität zutage, so ist es bei den anderen mehr getarnt, oft auch unbemerkt und in der Meinung, nach bestem Wissen zu handeln.

In Mt 16:23 wird Petrus von seinem Herrn als "Satan" bezeichnet. Dies muss uns ernsthaft zu denken geben, denn Petrus handelt ja nicht böse oder arglistig, sondern wollte aus seinem Stand heraus das Beste für den Herrn!

Auch heute ist es noch so! Wohlmeinende Gläubige in allen möglichen Gemeinschaften können leicht dem Wort und willen Gottes entgegenwirken. Die Kirchen. und Gemeinschaften sind voll von Widerwirkern, die dem helfen, der diesen Namen tatsächlich innehat. Ein Beispiel mag dies erhärten: Man will eine ewige Hölle und nicht die Allaussöhnung und stellt sich mit diesem Standpunkt gegen Gottes klare Aussage. Auch die Lehre, dass sich das Böse per Zufall, zumindest aber ohne Gottes Wirken entwickelt hat, ist widerwirkerisch, denn sie setzt in Wirklichkeit eine weitere schöpferische Kraft neben Gott voraus. Hier bietet sich für uns eine große Gelegenheit, inmitten von Feindschaft und Widerstand treu zu Gottes Wort zu stehen.

"... haltlos, zügellos, dem Guten feind, ..."

Nicht nur in der Welt und unter den Namenchristen herrscht Haltlosigkeit, auch die Gläubigen sin ddavon betroffen, und dies immer mehr, je näher der Abschluss dieser Verwaltung kommt. Die moderne Technik, vor allem in der Form von Fernsehen und Video, trägt ein erhebliches Maß an diesem Zustand beil. In kleinen Schritten wird die Moral untergraben; was noch vor Jahrzehnten undenkbar war, ist heute lässig gehandhabte Selbstverständlichkeit geworfen. Anstatt in Christus gewurzelt und gegründet zu sein, gehen die Ansprüche ins Uferlose. Man setzt sich ohne Rücksicht auf anerkannte Anstandsregeln durch.

Aus Haltlosigkeit wird schnell Zügellosigkeit. Der Mensch ordnet sich nicht mehr unter, sondern nimmt alles selbst in die Hand, um seinen Willen durchzusetzen.. Der Zügel ist das Gerät zum Lenken; das Wort Gottes, im Zusammenhang gelesen, ergibt klare Wegleitung, also Zügelfunktion. Da es aber in Seiner göttlichen Ordnung dem modernen Gläubigen nicht mehr behagt, wird die Ordnung aufgelöst und man pickt sich nur gerade jene Stellen heraus, die den eigenen Willen unterstreichen - und das andere Wort Gottes wird einfach übergangen.

Die wenigen, die das Gute lieben, die sich nicht dem Trend der Zeit anpassen, werden als rückständig gebrandmarkt und angefeindet. Die Bosheit gewinnt also immer mehr die Oberhand und lehnt sich auch gegen das Gute auf. Einziger Maßstab ist nur noch das "Ich"!

".... Verräter,"

Der Ich-Mensch ist bereit, Treue und Vertrauen zu missbrauchen. Um seines Vorteils willen scheut er auch vor Verrat nicht zurück.

Die Schrift nennt Judas einen Verräter (Lk 6:16); sie erweitert diesen Vorwurf auf das ganze jüdische Volk (Apg 7:52) und erhebt mit unserem Leitwort diesen Vorwurf gegen die Menschen der letzten Tage, also auch gegen uns! Judas stand dem Herrn nahe, er war ein erwählter Apostel. Ähnlich nahe und erwählt ist Israel, das Volk Gottes. Aber wie steht es um die Gläubigen heute?

Die ungläubige Welt kann den Herrn nicht verraten, denn sie ist ja nicht erwählt und hat kein Verhältnis zu Ihm. Aber Gläubige können es tun! Und nicht nur Verrat am Herrn geschieht, auch untereinander wird verraten. Es ist durchaus möglich, Treue zu heucheln, und unter diesem Deckmantel zu stehlen, wie Judas es tat. Dies braucht kein Geld zu sein - es kann der Ruf des anderen sein, den man stiehlt, ohne nachher die gleiche Reue zu zeigen wie Judas.

Auch ein Demas war ein Verräter, denn er verließ den Grund, den er durch Paulus erhielt und ging zurück zu den Verlockungen der Welt. Auch wenn die Erwählung - weder bei Judas, bei Israel, noch bei Demas - von Gott nicht zurückgenommen wurde, bleibt doch das verunehrende Bild des Verräters zurück.

2Tim 3:4

"...voreilig,"

Es ist leicht, den Straßenpöbel aufzuwiegeln und ihn dann zu egoistischen Zwecken zu missbrauchen. Auch Paulus erlebte dies schon zu seiner Zeit in Ephesus, als der Silberschmied Demetrius um sein Geschäft mit den handgemachten Göttern bangte (Apg 19:23 ff). Die Mehrzahl der Schreier auf der Straße wusste nicht einmal, warum sie überhaupt versammelt waren (Apg 19:32), und ein Stadtschreiber warnte dann vor Voreiligkeit (Apg 19:36).

Die feinere Art der Verführung zur Voreiligkeit stellt unsere schnelllebige Zeit dar. Auf allen Gebieten werden schnelle Entschlüsse gefordert, Hektik und Stress breiten sich aus und geben keinen Raum mehr für ruhiges Nachdenken. Dies überträgt sich auch auf das Glaubensleben. Ohne zu prüfen, werden Meinungen angenommen oder abgelehnt, ganz wie es gerade zur eigenen Annehmlichkeit passt. Dabei spielen Gefühle eine nicht unwichtige Rolle.

Wir sollten uns vor solchen hüten, die unsere Gefühle aufzupeitschen suchen, die uns zu Handlungen drängen wollen, die wir aus Zeitgründen nichtmehr prüfen können und über die wir nicht in Ruhe nachdenken können. Meist macht man in solchen Fällen das Verkehrte!

'Versuchen wir in einer hektischen Zeit immer wieder, in unserem Herrn die Ruhe und den Frieden zu finden, die uns vor Voreiligkeit bewahren können.

"... dünkelhaft,"

Nach unserer heutigen Aussage werden die Menschen der letzten Tage auch dünkelhaft sein, d.h, die hohe Meinung von sich selbst ist unangreifbar geworden. Dass dies auf die Menschen allgemein zutrifft, bedarf keiner Beweisführung, aber die Frage geht ja an uns, wie es hier bei uns und unseren Glaubensgeschwistern aussieht?

Obige Frage sollte eine ernüchternde Wirkung auf uns haben, denn wer möchte behaupten, dies träfe auf ihn nicht zu? Wer einen Gang durch verschiedene Gemeinden tut, oder entsprechende Brüder zum Gespräch aufsucht, merkt sehr schnell, was "dünkelhaft" bedeutet. Jede Gemeinschaft nimmt sich im Brustton der Überzeugung heraus, die allein richtige Lehre zu haben. Ein Kreis pfingstlicher Geschäftsleute nennt sich sogar "Geschäftsleute des vollen Evangeliums", und sie merken nicht, wie spärlich eigentlich ihr dargebotenes Evangelium ist.

Wer mit dem Urtext in Berührung kam, der merkt schnell, wieviel Dünkelhaftigkeit in den gläubigen Kreisen herrscht, fast könnte es einem davor grauen. Wir, die wir eine urtextnahe Übersetzung haben, mögen vielleicht tiefer in die göttlichen Wahrheiten eingedrungen sein; aber hüten wir uns davor, auf andere herabzuschauen oder unser Wissen als Maßstab für andere anzulegen. Bedenken wir, das wir als einzelne oder als eine Gemeinschaft nie alles, sondern nur ein Bruchstück haben und erst die Gemeinschaft aller Gläubigen das Ganze ergibt.

".... mehr Freunde des Genusses als Freund Gottes,"

Unser heutiges Wort zeigt die Spannung zwischen Geist und Fleisch auf. Das Kennzeichen der Gläubigen der letzten Tage ist nicht die geistliche Haltung, sondern das Tendieren hin zum Fleisch.

Freundschaft gründet sich auf freundliche Erfahrungen, auf Beständigkeit und Verlass. Die weltlichen Genüsse, auf die das Fleisch ja ausgerichtet ist, bringen uns ohne Zweifel angenehme Empfindungen und Freuden. Ein leckeres Mahl, ein herrlicher Urlaub, ein tolles Haus, ergreifende Musik und vieles mehr sind erfreuliche dinge, nur - sie sind unbeständig, unzuverlässig und vergänglich. Ein gutes Essen ist schnell vergessen, der schönste Urlaub findet sein Ende, all dies ist gleich dem Fleisch vergänglich. Doch die viel köstlicheren Segnungen, die uns Seine Gnade beschert, sind unvergänglich und sollten uns nach Seiner Gegenwart verlangen lassen. Wir sollten volles Genüge an allem haben, was Er ist und tut, statt unseren sinnlichen Freuden zu frönen.

Merken wir doch einmal auf, wie unsere Gottesdienste gestaltet sind. Oft stehen Musik, Lieder, Chorusse im Vordergrund, und die Wortbetrachtung wird zur reinen Pflichtübung. Prüfen wir uns doch, inwieweit das Geistliche vom Seelisch/fleischlichen zurückgedrängt wurde, inwieweit wir mehr Freunde des Genusses als Freunde Gottes sind!

2Tim 3:5

"... die eine Form der Frömmigkeit haben, die Kraft derselben aber verleugnen."

Die Christenheit ist in der Tat voll von einer Form der Frömmigkeit. Überall stehen mehr oder weniger prunkvolle Kirchen, in denen sich die Leute versammeln, vor allem an den großen Feiertagen. Man hat Sakramente, Liturgien, Kruzifixe, brennende Kerzen, geschmückte Altäre, bunte Fenster, berauschende Orgelmusik... aber meist spürt man nicht von einem lebendigen Glaubensleben und von Christi Siegeskraft.

Christus wird verdrängt, zu einem kraftlosen Symbol gemacht, der Kult tritt in den Vordergrund. Wir sollten alles, was den verherrlichten Christus ersetzen will, meiden; auch solche Menschen, die nichts weiter als ein fromme Tünche über ihrem ungekreuzigten alten Menschen haben.

Statt göttlicher Weisheit wird menschliche Weisheit ausgegeben, statt Erniedrigung wird Selbsterhöhung und statt Unterordnung Emanzipation gepredigt. Geschwiesterk, diese letzten Tage werfen ihre dunklen Schatten deutlich auch auf uns, und wir müssen uns immer wieder im Klaren sein, dass die hier angesprochene Kraft keine äußere, sichtbare Kraft darstellt, sondern eine geistliche Macht ist, die sich gerade in unserer Schwachheit offenbar machen will, wie es uns Paulus zeigt: "Denn Meine (Gottes) Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:9).

"... die Kraft derselben aber verleugnen."

Wir wollen an die gestrige abschließende Bibelstelle aus 2Kor 12:9 anknüpfen und uns fragen, wie diese Kraft in Paulus mächtig wurde. Die Lektion in diesem Übergangsbrief an die Korinther war ja die, dass Paulus weg von äußeren Wunderheilungen kommen musste. Die Worte: "Dir genügt Meine Gnade" zeigen uns, dass die Gewissheit der Rettung und die Freude auf das Zukünftige alle äußeren Dinge unbedeutend werden lässt, ja noch mehr! Paulus rühmt sich sogar anschließend seiner Schwachheit ... "damit die Kraft des Christus über mir zelte". Er fährt dann in Vers an wie folgt fort: "Darum ist mir wohl zumute selbst in Schwachheiten, unter Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, unter Druck um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll."

Der große Irrtum dem viele Gläubige aufgesessen sind, ist der, dass sie meinen, mit ihrem Herrn geht es nur Höhenwege auf Erden. Gemeinden, wo dies gepredigt wird, haben einen kolossalen Zulauf. Man putscht dort die Gefühle auf, das Wort selbst wird wenig oder kaum gelesen.

Schauen wir auf unseren Herrn: "Denn wenn Er auch aus Schwachheit gekreuzigt wurde, lebt Er jedoch aus der Kraft Gottes" (2Kor 13:4). Und weiter heißt es über uns: "Denn auch wir sind schwach in Ihm, doch werden wir mit Ihm aus Gottes Kraft für euch leben. Macht mit euch selbst die Probe, ob ihr im Glauben steht, prüft euch selbst! Oder könnt ihr nicht an euch selbst erkennen, das Christus Jesus in euch ist (wenn ihr nicht etwas unbewährt seid)?"

2Tim 3:6

"Von diesen kehre dich ab. Denn zu diesen gehören die, die in die Häuser schlüpfen und mit Sündern überhäufte lose Weiblein einfangen und von macherlei Begierden und Genüssen getrieben werden."

Es ist nicht immer leicht zu erkennen, ob bei den einzelnen Gläubigen geistliches Leben vorhanden ist oder ob nur ein Schein der Frömmigkeit gegeben ist. Der Herr kennt die Seinen! Schon oft wurde ein falsches Urteil gefällt und der betreffende Bruder oder die Schwester unschuldig in arge Bedrängnis gebracht. Hier müsste dann auch eine öffentliche Entschuldigung erfolgen.

Der Gläubige, der sein Ich nie gekreuzigt hat und den Paulus als "einen Feind des Kreuzes" bezeichnet (Phil 3:18), wird zwar Jesus als einen willkommenen Freund ansehen, alle positiven Seiten auch in Anspruch nehmen, nur sterben will er sein Ich nicht lassen.. Damit wäre er ja der Welt mit all ihren Genüssen und Verlockungen gestorben und könnte seine Triebe nicht mehr in dem Maße ausleben.

Von der Zahl her gesehen nennt Paulus diese Feinde des Kreuzes als "viele" und wenn die Zahl derer zu Pauli Zeiten schon so hoch war, wie sieht es heute aus?

Schauen wir auf unseren Herrn, halten wir uns an Ihn, wissend, dass Sein irdischer Weg der unterste war und folglich auch unsere Wege nach unten führen in die Demut und in den Verzicht. Aber ein herrliches Ziel wartet auf uns, dass uns überreich entschädigen wird, das "bei unserem Herrn und Haupt sein für alle Zeit!"

2Tim 3:7

"... die allezeit lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können."

Wir wollen uns in Erinnerung zurückrufen, dass hier immer noch von Gläubigen die Rede ist, und zwar jenen der letzten Tage. Es sind dies Gläubige, die in Versammlungen sind, Bibelstunden mitmachen, also sehr wohl das Wort Gottes hören und aufnehmen, die also allezeit lernen. Der Vorwurf, der ihnen gemacht wird, ist der, dass sie nie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können. Wie ist dies möglich?

Nachdem wir in den zurückliegenden Tagen die Charaktereigenschaften des Gläubigen der letzten Tage eindrucksvoll vor Augen hatten, zeigt sich jetzt: Niemand kann zwei Herrn gleichzeitig dienen - entweder wir dienen unserem Herrn oder der Welt. Es ist ganz offensichtlich, dass dieser Zwitterzustand (das Pendeln zwischen Herrn und Welt) die Fähigkeit zum Erkennen der Wahrheit vermindert oder letztlich ganz unmöglich macht. Ein Durchlavieren - mal auf dieser, mal auf jener Seite - ist also nicht ohne erheblichen Schaden durchführbar.

Auch wir stehen immer wieder vor der wichtigen Prüfung, ob wir bedingungslos auf des Herrn Seite stehen, oder ob uns noch so manche Dinge der Welt in ihrem Bann haben. Wie wir ja bereits sahen, ist eine gründliche Reinigung und Berichtigung jederzeit möglich (2Tim 2:21).

Was ist nun diese Wahrheit, zu der ein Teil der Gläubigen niemals gelangen kann? Es ist die Tatsache, dass wir im Geist wandeln sollen, dass wir mit Christus der Sünde gestorben sind (Röm 6:11) und, dass wir auch heute schon mit Ihm leben, mehr noch, dass wir im Glauben heute schon niedergesetzt sind inmitten der Überhimmlischen (Eph 2:6).

Der geistlich Gesinnte erkennt (im Gegensatz zum fleischlich Gesinnten), dass unser Bürgertum und Losteil droben ist, dass wir eine überhimmlische Berufung haben (Kol 3:1 ff). Wir sollen einst mit Christus in den überhimmlischen Regionen herrschen, wir sollen droben Schaugefäße Seiner Gnade sein (Eph 2:7) - unserer Interessen sind also in keinstem Fall hier auf Erden! Dies ist die Stellung des geistlich Gesinnten. Ein Ich-Mensch, der sein eigenes Leben leben und genießen möchte, weiß von diesen Köstlichkeiten nichts, sie interessieren ihn auch kaum. Wir können also Gott nur gefallen, wenn unser Wandel mit unserer Stellung übereinstimmt. Nie kann in die Tiefen des unausforschlichen Reichtums Christi eingedrungen werden, wenn nicht die Bereitschaft zum geistlichen Leben vorliegt.

Der fleischlich Gesinnte lebt sich selbst, der geistlich Gesinnte lebt Christus - möge uns die Erkenntnis der Wahrheit immer tiefer beglücken, bis wir vor Ihm, unserem Herrn und Haupt, stehen werden!

2Tim 3:8

"In derselben Weise, wie Jannes und Jambres dem Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit, Menschen mit verkommenem Denksinn, ..."

Die verschiedenen Gottheiten des Altertums werden meist als Ausgeburt einer lebhaften Phantasie betrachtet (dies gilt auch für die Götter und Götzen, die anderswo noch heute gefürchtet und verehrt werden). Dem gegenüber versichert uns Paulus, dass es viele Götter gibt, wenn auch für uns nur den Einen (1Kor 8:5-6). Die Dämonen in Satans Vollmachtsgebiet der Luft (Eph 2:2) sind wirkliche Wesen, die in seinem Auftrag ihren unheilvollen Einfluss auf die Menschen ausüben. Die himmlischen Boten würden sich nie anbeten lassen, aber die Dämonen lechzen danach, von ihren Opfern vergöttert zu werden - und sie können auch Wunder vollbringen.

Jannes und Jambres waren Zauberer des ägyptischen Pharao, und durch ihre dämonische Kunst widerstanden sie dem Mose, indem sie die göttlichen Wunder nachäfften.

Gottes Wort sagt ausdrücklich, das solch dämonisches Handeln auch heute noch ausgeübt wird, denn durch Zeichen und Wunder bewegen sie die Könige der Erde, sich bei Harmagedon zu versammeln (Offb 16:14). Dadurch , dass alles Übernatürliche ungeprüft für göttlich gehalten wird, sichern sich die dämonischen Geistesmächte göttliche Verehrung; ihr Ziel ist es, die gesamte Menschheit zur Anbetung des Drachens zu führen (Offb 13:4).

Jannes und Jambres widerstanden den göttlichen Offenbarungen, ausgeführt durch Mose. Auch heute widerstehen viele Gläubige der durch Paulus geoffenbarten Wahrheit, indem sie sich lieber auf Zeichen und Wunder stützen, deren Ursprung oft genug dämonisch ist.

Wer, wie der Verfasser dieser Zeilen in charismatischen Kreisen glaubensmäßig aufgewachsen ist, hat die Aussage unseres Leitverse sicher ebenso hautnah und erschreckend miterlebt. Als dem Verfasser das paulinische Evangelium aufleuchtete und er dieses auch in seiner Heimatgemeinde bekanntmachen wollte, wurde er aufs heftigste abgewiesen. Obwohl nur mit dem Wort Gottes argumentiert wurde, widerstand man diesen Wahrheiten bis zum Hinauswurf.

Erschreckend ist auch, dass keine Konsequenzen aus offensichtlichen Pannen gezogen werden. Wenn bei Krankenheilungen der Patient kurz nach der vermeintlich Heilung wieder in gleicher Weise erkrankt oder wenn suggestiv eine Heilung eingeredet wird, die, wie jeder erkennen kann, nie eine solche war, so scheint dies niemand zu stören oder nachdenklich zu machen. Der Denksinn der doch in solchen Fällen Alarm schlagen sollte, scheint auszusetzen bzw. ist schon so verkommen, das er nicht mehr in der Lage ist, Alarm zu schlagen. Pauli Worte verhallen da natürlich ergebnislos: "Denn Satan selbst verstellt sich zu einem Boten des Lichts. Daher ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener als Diener der Gerechtigkeit verstellen..." (2Kor 11:14-15).

"...unbewährt im Glaubensleben."

Was der Glaube ist, definiert klar der Hebräerbrief (Hebr 11:1): "Der Glaube ist die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt." Einer der Glaubenshelden, Abraham, demonstriert uns dies vorbildlich:

Viele Stufen musste der Glaube Abrahams durchlaufen, bis er durch die Opferung Isaaks seinen Höhepunkt erreichte (Hebr 11:17-19). Jeder dieser Stufen könnte man einen besonderen Namen geben, der ihre Eigenart bezeichnet (Hebr 11:17-19).

  • "Der Gehorsam des Glaubens" bracht Abraham ins Gelobte Land (1Mo 12:4),
  • "die Demut des Glaubens" ließ ihn Lot die Wahl überlassen (1Mo 13:8-9),
  • "die Kraft des Glaubens" ermöglichte ihm den Sieg über die verbündeten Könige (1Mo 13:14-15),
  • "Die Hoffnung des Glaubens" harrte aus, als jede Hoffnung auf einen Samen aussichtslos schien (1Mo 15:6 ff),
  • "die Kühnheit des Glaubens" ließ in für Sodom Fürbitte tun (1Mo 18:23 ff),
  • in "der Freude des Glaubens" gab er dem Sohn der Verheißunjg seinen Namen (1Mo 21:3),
  • durch "die Treue des Glaubens" gab er Sara nach und vertrieb Hagar und Ismael (1Mo 21:14),
  • in "der Dankbarkeit des Glaubens" pflanzte er eine Tamariske (1Mo 21:33),
  • auf "dem Höhepunkt seines Glaubens" opferte er seinen Sohn Isaak (1Mo 22:2).

Unbewährt heißt, der Glaube wurde nie einer Prüfung unterzogen, oder anders gesagt, man geht den Prüfungen aus dem Weg. Dies hat Folgen für die Zukunft. Der Mensch der letzten Tage kümmert sich aber wenig um das zukünftige Überhimmlische, er lebt egoistisch sein Erdenleben aus. Möge uns Abraham heute ein leuchtendes Vorbild abgeben, wie Glaube durch Bewährung zu einer köstlichen Frucht heranreift, zum Lobpreis Gottes, unseres Vaters.

2Tim 3:9

"Sie werden jedoch nicht weiter fortschreiten; denn ihre Unvernunft wird allen offensichtlich werden, wie sie es auch bei jenen war."

Wie offenbarte sich die Unvernunft bei Jannes und Jambres? In ihrem Hochmut, es Mose gleich zu tun, warfen auch sie ihre Stäbe zu Boden, und tatsächlich geschah das gleiche wunder - sie wurden zu Schlangen. Doch dann zeigte Gott die Unvernunft der Zauberer auf, sie glaubten, sich mit Gott messen zu können; ihre Schlangen wurden von jenen des Mose verschlungen. Damit war ihr Unvermögen, ihre Unvernunft vor dem Pharao und dem zuschauenden Volk offenbar.

Auch im Leben der in Christus Jesus Gläubigen wird es einen Zeitpunkt geben, wo eines jeden Werk offenbar werden wird: "Denn der Tag wird es offenkundig darlegen, weil es in Feuer enthüllt wird. Und welcher Art eines jeden Werk ist, das wird das Feuer prüfen. Wenn jemandes Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn erhalten. Wenn jemandes Werk verbrennen sollte, so wird er ihn verwirken; er selbst aber wird gerettet werden, jedoch nur so wie durchs Feuer hindurch" (1Kor 3:13-15).

Spätestens vor der Preisrichterbühne des Christus wird sich erweisen, wer im Glauben gewandelt ist und Gold, Silber und kostbare Steine einbringt oder wer auf sein Fleisch gesetzt hat und damit nur das brennbare Holz, Gras und Stroh erntet. Die Gnade ist jedoch nicht verwirkt, und so dürfen sich auch jene üblen Werker in großer Dankbarkeit gerettet sehen!

Ermunterung zum Festhalten am Wort Gottes

und zur Verkündigung trotz Verfolgung

2Tim 3:10

"Du aber bist meiner Lehre vollends gefolgt,"

Es ist in unserer Zeit nicht einfach, der Lehre Pauli zu folgen, aber auch schon zu Pauli Lebzeiten war dies offensichtlich nicht selbstverständlich. Zwei Gegensätze werden uns heute in der Schrift beschäftigen, einmal Timotheus, der vollends (genau) den Fußspuren seines Lehrer folgte, und zu anderen sind es die Galater, die leider von diesen Fußspuren abgewichen sind. Was war nun der Grund ihres Abweichens?

Aus Gal 1:6-7 geht hervor, dass nach Paulus etliche kamen, die die Gemeinde beunruhigten und das Evangelium des Christus verkehren wollten. Pauli Evangelium berief sie hinein in Christi Gnade, die anderen aber predigten das Gesetz. Gnade und Gesetz prallten also in dieser Gemeinde hart aufeinander, und der Appell an das Fleisch fand schneller Gehör. Mit eigener Kraft dies und jenes zu tun, selbst etwas mitzuwirken an der Rettung - das alles liegt dem Fleisch viel näher als an das Kreuz geheftet zu werden, sich für gestorben zu halten.

In Christi Gnade hineinberufen zu sein, bedeutet, dass unsere Rettung auch wirklich einzig und allein auf dieser Gnade ruht. Es ist dies ein Akt des Glaubens, des Vertrauens auf Gottes Zusage! Weder ein menschlicher, noch ein himmlischer Bote sollen diesen Glauben erschüttern, wiewohl dies auch heute von allen Seiten versucht wird. Möge auch uns alle einmal das Lob treffen, mit dem Paulus den Timotheus auszeichnete.

"..auch meinem Beweggrund, Vorsatz und Glauben,..."

Auf vielen Reisen stand Timotheus an der Seite Pauli und erlebte hautnah mit, wie Paulus seinen vom erhöhten Herrn erhaltenen Auftrag treu ausführte. Es war ganz offensichtlich sein tiefster Wunsch, in der gleichen Art und Weise zu dienen wie sein Vorbild und Lehrer.

Viele Gläubige dienen heute auch, aber sie dienen auf ihre eigene Weise. Man wählt kluge, überredende Worte, feilt seine Vorträge bis ins kleinste Detail aus, versucht vor Menschen zu glänzen und dies womöglich an sich zu binden, wobei oft auch noch eigennützige Dinge eine Rolle spielen.

Doch schauen wir Pauli Dienst an. So schreibt er an die Korinther: "Ich bin, als ich zu euch kam, Brüder, nicht mit Überlegenheit des Wortes oder der Weisheit gekommen, um euch das Zeugnis Gottes zu verkündigen... Ja ich kam in Schwachheit, in Furcht und vielem Zittern zu euch, und mein Wort und Heroldsbotschaft bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht in der Weisheit der Menschen, sondern in der Kraft Gottes gegründet sei" (1Kor 2:1-5).

"... meine Geduld ..."

Geduld wird in unserer schnelllebigen Zeit immer mehr zu einer Unbekannten. Moderne Technologie macht das Unmögliche in kürzester Zeit möglich. Der Zeitgeist wirkt auch bis in das Glaubensleben hinein. Gerade ältere Geschwister klagen immer wieder, dass niemand Geduld mit ihnen hat, Geduld in der Hilfe, Geduld im Zuhören, Geduld im gemeinsamen Betrachten des Wortes. Wenn am gleichen Abend 3 Besuche absolviert werden müssen, so spürt der erst und zweite Besuchte die Ungeduld, wenn die Zeit nicht genau eingehalten wird. Sind wir in der Lage, der inneren Stimme des Herzens mehr zu folgen als unserem Terminplan?

Was im Umgang mit dem einzelnen wichtig ist, ist auch auf die Gemeinde gesehen entscheidend. Pauli Glaube gründet in der Kraft Gottes. Er vertraute Gott völlig, auch wenn er bei seinem Dienst nicht sofort sichtbare Erfolge verbuchen konnte. In diesen Weg wies er den Timotheus auch ständig ein. Natürlich wächst eine Gemeinde entsprechend ihren Lehrern, aber selbst Paulus musste immer wieder Rückschläge einstecken und erkennen, dass er geduldig zu warten hat, bis Gottes Zeit da ist; ein beweisträchtiges Beispiel ist ja hier die Gemeinde zu Korinth.

Geschwister, stemmen wir uns mit aller Macht gegen die Hetze unserer Zeit, lassen wir uns nicht einfangen von vielen Terminen, die keine Ruhe aufkommen lassen, vertrauen wir mehr der Führung und dem Zeitplan Gottes; Er bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens!

".... und Liebe, ..."

Timotheus nahm auch die Liebe zum Vorbild und folgte ihr treu. Wie Liebe sein kann, zeigt uns ein Wort an die Korinther:

"Die Liebe ist geduldig, sie ist gütig; die Liebe ist nicht eifersüchtig; die Liebe ist nicht ruhmredig und nicht aufgeblasen. Sie ist nicht unschicklich und sucht nicht das Ihre; sie lässt sich nicht aufstacheln und rechnet des Üble nicht an. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber mit der Wahrheit. Alles gibt sie auf, alles glaubt sie, alles erwartet sie, alles erduldet sie" (1Kor 13:4-7).

Wenn du, lieber Leser, nun aufstöhnst und sagst, dies kann ich niemals, so magst du, auf dich gesehen, recht haben; aber Gott versichert dir in Seinem Wort gewisslichf: "....weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen ist durch den uns gegebenen heiligen Geist" (Röm 5:5). Versuche also nicht, aus eigener Kraft diese Liebe aufzubringen, sondern betrachte sie als ein von Gott erhaltenes Gnadengeschenk, und glauben Seiner Verheißung. Im Aufblick auf Ihn wirst du dann staunen und wie der alte Mensch in gewissen Lager zurückgedrängt wird und die Liebe Gottes in dir abstrahlen darf als Abglanz Seines Allvermögens und Seiner Herrlichkeit.

"... meinem Ausharren,"

Dass wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, laut Eph 1:23 Seine Vervollständigung sind, ist eine von Gott gewirkte Tatsache. Wir können nichts dazutun und nichts davontun; wir können dem Vater nur täglich danken, dass Er uns tauglich macht zum Anteil des Loses der Heiligen im Licht gem. Kol 1:12. Welcher Art dieser Anteil ist und welchen Umfang er hat, soll uns jetzt nicht bekümmern; Er, unser Gott und Vater, hat diese längst bestimmt. Aber wir dürfen sicher sein, dass unsere Erdenwege Ausbildungszeit für unseren Dienst droben sind.

Wenn Christus einen Menschen für Seine Dienste droben gebrauchen will, so wird Er einen solchen hier auf Erden dafür tauglich machen; Er wird jeden Seiner zukünftigen Mitherrscher hier unten durch die Schule des Erduldens und der Drangsal führen.

Röm 5:3-4 lehrt uns, dass Drangsal Ausharren bewirkt, und damit sind wir bei unserem Leitwort. Wir wissen, dass der Dienst des Apostels Paulus von Drangsal und Leiden nur so gespickt war. Umso mehr ist es zu beachten, dass auch Timotheus diesem Weg folgte, ohne sich davon abschrecken zu lassen.

Dann hat aber das Ausharren auch noch eine herrliche Verheißung: Es bewirkt Bewährung, die Bewährung aber Erwartung, die Erwartung aber lässt nicht zuschanden werden.... (Röm 5:4-5).

2Tim 3:11

"meinen Verfolgungen und Leiden,"

Verfolgungen und Leiden haben, wie wir gestern schon sagten, Zubereitungscharakter auf das, was droben ist. Jeder, der in Christus Jesus fromm leben will, d.h. Gott wohl verehren möchte, wird diese Schulde durchlaufen müssen. Wir sollten dies also nicht als eine befremdliche oder entmutigende Erfahrung ansehen, im Gegenteil, es kann ein Zeichen für uns sein, dass wir gegen den Strom des Verderbens schwimmen.

Timotheus erkannte, dass er Leiden nicht aus dem Weg gehen, sondern es für das größte Vorrecht eines sterblichen Menschen halten sollte, für Ihn, seinen Herrn leiden zu dürfen!

Leiden können ihre Ursache in äußeren Umständen, wie z.B. Verfolgung haben, sie können uns aber auch in Form von Krankheiten zu schaffen machen. Der Prophet Jesaja bezeugt, dass Christus unsere Krankheit trug (Jes 53:4). Als ein Bruder, der zu seinen Lebzeiten unter schwerer Krankheit litt, einmal fragte, wie es sich mit dem Jesaja-Wort betreffs Krankheit verhalte, stellte ein alter Bruder eine Gegenfrage: "Und wenn du dich als ein Stück des Christus sehen würdest?"

Als ein Stück des Christus, als ein Teil von Ihm - da sieht in der Tat alles anders aus. Aber betrachten wir uns auch im Leiden so? Oder picken wir nur die äußerlich angenehmen Seiten aus dieser Stellung heraus?

"....derart wie sie mir in Antiochien, in Ikonium, in Lystra widerfahren sind."

Timotheus scheut auch nicht vor Verfolgung und Leiden zurück, wie sie Paulus in obigen Orten durchstehen musste. Ein Blick in die Apostelgeschichte zeigt uns, was an jenen Orten vorgefallen ist:

Apg 13:14 berichtet, wie Paulus und Barnabas nach Antiochien kamen. Ihr erster Gang führte in die Synagoge, wo sie nach der Lesung zu einem Wort des Zuspruchs an das Volk aufgefordert werden. Paulus ergreift das Wort und gibt Zeugnis seines Glaubens, wobei er die den Juden bekannten Aussagen der alten Propheten geschickt in seine Rede mit einflicht. Es mag uns hier erstaunen, dass die Juden überhaupt nicht ablehnend waren, im Gegenteil, sie baten sogar um weitere Reden am folgenden Zwischensabbat (Apg 13:42). Als aber an diesem. Tag beinahe die gesamte Stadt zusammenlief, um das Wort des Herrn zu hören, und die Juden die Scharen gewahrten, erfüllte sie Eifersucht!

Es ist für uns hier wichtig, dass wir sehen, dass nicht der Inhalt der Botschaft Pauli den Juden zum. Widerspruch reizte, sondern die Tatsache, dass außer ihnen auch noch die übrigen Stadtbewohner hören wollten und sogar zum Glauben kamen.

Eifersucht! Ein furchtbares Motiv zur Ablehnung der frohen Botschaft. Eifersucht, auch heute noch ein abstoßender Zug unter Glaubensgeschwistern, wo einer dem anderen einen Vorteil nicht gönnt. Oder gibt es dies heute nicht mehr?

Wir sahen gestern, dass die jüdische Gemeinde in Antiochien Paulus nur deshalb ablehnte, weil fast die gesamte Stadt herbeikam, um zu hören. Sie betrachteten die göttliche Botschaft als ausschließlich an Israel gerichtet. Ihr ganzer Hass entlud sich über Paulus, weil sie in ihm denjenigen sahen, der di eBotschaft auch an die Nationen richtete.

Paulus betonte zwar in Apg 13:46 die Vorrangstellung Israels vor den Nationen, nachdem Israel aber ablehnte, wandte er sich an die Nationen. Auch das Volk in der Zerstreuung lehnte damit ein weiteres Angebot ab, das irdische Königreich anbrechen zu lassen.

Gemäß Apg 13:50 wurden Paulus und Barnabas verfolgt und aus den Grenzen vertrieben.

Das gleiche wiederholte sich dann in Ikonium (Apg 14:1 ff). Dort drohte Paulus sogar die Steinigung (Apg 14:5 ff), und in Lystra war es dann soweit, dass Paulus gesteinigt und zur Stadt hinaus geschleift wurde, angeblich als tot.

Lystra war ja die Heimalt von Timotheus, und dass dieser furchtbare Vorfall gerade hier geschah, mag Timotheus noch mehr geschmerzt haben, ihn aber vielleicht auch umso mehr gestärkt haben, fest an Pauli Seite zu stehen, in seinen Fußspuren zu wandeln.

"doch ich überstand derartige Verfolgungen, und aus ihnen allen barg mich der Herr."

Wenn wir jenes furchtbare Geschehen in Lystra, die Steinigung Pauli, weiter verfolgen, so lesen wir in Apg 14:20: "Als ihn aber die Jünger umringten, stand er auf und ging in die Stadt zurück." Und weiter sehen wir, wie Paulus und Barnabas weiterzogen, überall das Evangelium verkündend und dann wieder zurückkehrten nach Lystra, Ikonium und Antiochien, den Städten ihrer Misshandlung.

Können wir uns hier einmal in die Lage Pauli hinein versetzen? Scheinbar zu Tode gesteinigt, zur Stadt hinaus geschleift, dort hingeworfen... und dann stand Paulus auf und ging einfach in die Stadt zurück! Wir denken, dies ist nicht aus menschlicher Kraft möglich, sondern nur in der Kraft des Herrn. Wir sehen keinen empörten Apostel, keinen Mann, der sich trotzig abwendet. Paulus weiß um seinen Auftrag und darf einmal mehr erfahren, wie es ist, vom Herrn geborgen zu werden.

Auch unser dienst ist oft mit Gefahren verbunden, mit Mühsal und Belastung. Pauli Zeugnis steht heute vor uns: "Aus ihnen allen barg mich der Herr!" Vielleicht ist es auch unser Zeugnis oder es spricht uns zu, alles in der Hand des Herrn zu wissen, in Ihm geborgen zu sein und zu werden!

2Tim 3:12

"Aber auch alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden."

Durch den Zerfall des Kommunismus in weiten Ländern des Ostens ist die Verfolgung der Christen entsprechend zurückgegangen. Wenn wir Gläubige uns an obigem Wort prüfen, so werden wir fragen: wo ist dieses Verfolgtwerden heute noch aktuell?

Vielleicht müssen wir heute die Art der Verfolgung mehr auf der geistlichen Ebene sehen. Bedenken wir doch, wir befinden uns mitten im Hoheitsgebiet der Mächte der Finsternis. Diese werden mit Sicherheit alles unternehmen, uns zu schaden, wenn ... ja wenn wir unseren Stand in Christus haben.

Dieses "in Christus Jesus leben" ist ja auch die Voraussetzung in unserem Leitvers - es bedeutet für uns die Herausnahme aus der Herrschaft der Finsternis und das hinein Versetztwerden in das Leben Christi Jesu.

Nun kann uns zwar niemand mehr unseren Stand in Christus wegnehmen, es ist ein Gnadengeschenk an uns; aber so wie unser Herr auf Erden abgelehnt und verfolgt wurde, so werden auch diejenigen behandelt, die Ihm nachfolgen, die in Ihm sind, Seine Gesinnung angenommen haben. Die Leiden sind, wie wir schon sagten, heute mehr geistlicher Art. Die Finsternis versucht, uns müde, verzagt und kraftlos zu machen; sie lockt dabei mit den Freuden dieser Welt. Wie groß die Gefahr ist, zeigt uns Demas (2Tim 4:10). Aber wir haben eine Waffenrüstung (Eph 6.), die uns alle Anläufe der Finsternismächte überstehen lässt, sofern wir diese auch vollständig gebrauchen.

2Tim 3:13

"Böse Menschen aber und Gaukler werden zu Ärgerem fortschreiten, irreführend und selbst irregeführt."

Lassen wir uns nochmal zurückführen zu 2Tim 2:20. Dort sahen wir, dass es im Hause der Körperschaft Christi Gefäße zur Ehre, wie auch zur Unehre gibt. Es ist die Gemeinde der letzten Tage. Unser heutiger Vers beschreibt böse Menschen und Gaukler (Menschen, die anderen etwas vormachen), die im Gegensatz zu jenen stehen, die fromm leben wollen in Christus Jesus.

Irreführend und selbst irregeführt, weil ihr Beweggrund nicht wie bei Timotheus die Gnadenbotschaft Pauli ist, sondern ihr "Ich", ihr ungekreuzigtes Fleisch. Getrieben von ihren Begierden, getrieben von ihren Gefühlen, getrieben von der Boshaftigkeit ihrer Herzen führen sie andere in die Irre. Abweichend vom nackten Glauben verführen sie. zur. Wundersucht, zu Sensationellem, versprechen körperliche Gesundheit und Höhenwege und werden dabei selbst von Finsternismächten genarrt, in die Irre geführt.

Gefäße zur Ehre, Gefäße zur Unehre - beide gibt es, wobei für letzter ja jederzeit die Möglichkeit der gründlichen Reinigung gegeben ist. Zu welcher Art gehören wir?

Möge es uns gegeben sein, gleich dem Timotheus, treu der Lehre des Apostels Paulus zu folgen und in unserem Wandel und Dienst Gott zu verherrlichen!

2Tim 3:14

"Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und womit du betraut wurdest,"

Obwohl Timotheus im Dienst bewährt und im Glauben fest gewurzelt und gegründet war, ermuntert ihn Paulus mit unserem Leitvers zum Ausharren und zur Beständigkeit. Dies sagt er sicherlich nicht ohne Grund.

Der Hang, die Lehre des Apostels Paulus aufzugeben und anderen Lehren zu folgen, ist stark. Schon zu des Apostels Lebzeiten haben sich alle in der Provinz Asien von ihm abgewandt (2Tim 1:15). Seitdem hat sich die Christenheit im großen und ganzen immer weiter von seiner Lehre entfernt bzw. sei gründlich verfälscht und mit den Lehren und Verheißungen für die aus dem Bund der Beschneidung zu einem Mischevangelium vermengt, das dem geistlichen Wachstum im Wege steht.

Hier liegt eine große Gefahr für uns alle, und wir sollten allezeit auf der Hut sein, nicht in denselben Fehler zu verfallen, sondern uns ständig zu prüfen und darüber zu wachen, dass wir das Köstliche uns Anvertraute bewahren durch heiligen Geist, der uns innewohnt. Viele neue Lehren tauchen heute auf, viele haben für uns eine faszinierende Fassade - doch trotz aller Lockungen sollte unser Leitvers stets vor uns stehen:

"Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast..."

"und womit du betraut wurdest,"

Was Paulus betreffs Timotheus an die Korinther schreibt, gibt uns einen guten Einblick in den Dienst des Timotheus:

"Daher spreche ich euch zu: Werdet meine Nachahmer! Deshalb sende ich Timotheus zu euch, der mein im Herrn geliebtes und treues Kind ist; er wird euch an meine Wege in Christus Jesus erinnern, so wie ich sie überall in jeder herausgerufenen Gemeinde Lehre" (1Kor 4:16-17).

Des Apostels "Wege in Christus Jesus", - das ist der Schlüssel für unser Glaubensleben, und dies war auch der Auftrag des Timotheus. Leider bleibt dies heute meist unbeachtet. Was Paulus lehrt, wird achtlos beiseite geschoben; statt dessen wird der irdische Dienst des Herrn Jesus für Sein Volk Israel in den Vordergrund gestellt, wie er in den vier Evangelien geschildert ist. Timotheus war besser belehrt, er wandelte treu als Pauli Nachahmer.

Die Wege des Apostels Paulus sind die Wege Christi Jesu, des verherrlichten Herrn. Es sind die Wege des absoluten Glaubens, des Vertrauens auf Sein Wort, es sind Wege, die nach oben weisen und nicht auf das Irdische.

"da du weißt, von wem du es lerntest"

Paulus weist Timotheus darauf hin, dass es wichtig ist, den Absender oder die Quelle einer Aussage zu kennen. Auch wir hören und empfangen viel, dahinter verbirgt sich für uns oft nur an anonymer Name, der uns nichts sagt. Gerade bei Menschen sollten wir sehr vorsichtig sein und lieber alles doppelt prüfen, bevor wir uns etwas zu eigen machen.

Timotheus kannte Paulus, man kann sicher sagen, sie w aren ein Herz und eine Seele. Der Lehrer war für den Schüler absolut vertrauenswürdig. Paulus wiederum erhielt seine Botschaft vom erhöhten Herrn direkt, und zwar durch fortlaufende Enthüllungen (Gal 1:11-12). Seine wiederholte Aussage: "Glaubwürdig ist das Wort und jeden Willkommens wert" zeigt uns, wie auch er sich freute, eine sichere und glaubwürdige Quelle zu besitzen, nämlich seinen Herrn direkt.

Auch für uns ist Paulus der vom Herrn beauftragte Lehrer, ihm werden die uns betreffenden Geheimnisse enthüllt (siehe unsere Schrift: "Geheimnisse Gottes" hier zu lesen: ) er legt gemäß der ihm von Gott gegebenen Gnade als weiser Werkmeister den Grund für uns (1Kor 3:10), auf dem wir getrost aufbauen können!

2Tim 3:15

"und weil du von Kind an mit den geweihten Schriften vertraut bist, die dich weise machen können...."

Wir wissen auffallend viele Einzelheiten über Timotheus. So z.B., dass er eine gläubige Großmutter namens Louis hatte und dass auch seine Mutter Eunike gläubig war (2Tim 1:5). In Apg 16:1 erfahren wir, dass seine Mutter. mit einem Griechen verheiratet war.

Als gläubige Jüdinnen waren die Großmutter und die Mutter von Timotheus sicherlich mit den jüdischen Schriften vertraut. Dass ihr Wissen und ihr Glaube auf den Sohn Timotheus überging, bezeugt ja u. a. auch unser Leitvers.

Später, als Paulus nach Lystra kam, der Heimat des Timotheus, begann für Timotheus der Weg des Dienstes als Mitarbeiter des Paulus in der Nachfolge Christi (Apg 16:1-3). So sehen wir in ihm auch folgenden Stand verkörpert:

Dem Fleisch nach wurzelte Timotheus klar in den Schriften des AT, jenen geweihten Schriften, die ihm in seinem Elternhaus vertraut gemacht wurden, sie beinhalteten klare Königreichserwartung; dem Geist nach fußte er jedoch in der jetzigen Gnadenverwaltung.

Beachten wir aber besonders, dass Paulus das erlernte Wissen aus diesen alten Schriften bei Timotheus nicht als wertlos abtat, als dieser auf die Gnadenverwaltung umschwenkte, sondern vielmehr hervorhob, dass diese Schriften "weise" machen können!

"... zur Rettung durch Glauben, der in Christus Jesus ist."

Unser heutiger Leitvers hängt eng mit unserem gestrigen Vers zusammen, führt doch Paulus an, dass es die geweihten Schriften des AT sind, die Timotheus weise machen können zu obiger Rettung!

Nun lehren die Schriften des AT wie auch die Briefe des Apostels Paulus Rettung, aber es bestehen grundlegende Unterschiede. Die Rettung der Schriften des AT gilt Israel, hingegen macht Paulus alle Nationen dieser Erde mit der von ihm geheroldeten Rettung bekannt.

Entsprechend der obigen Aussage zeigt sich ein weiterer entscheidender Unterschied in der Form der Rettung: Israels Rettung durch Glauben ist an eine Bedingung gekoppelt, nämlich "Werke". So schreibt z.B. Jakobus (an die zwölf Stämme Israels): "Daraus seht ihr, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein" (Jak 2:24). Gerade entgegengesetzt schreibt Paulus: "Denn wir rechnen damit, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke" (Röm 3:28).

Zwei gravierende Unterschiede in der Art der verheißenen Rettung stehen vor uns. Für denjenigen, der den Sonderauftrag Pauli nicht erkennt, ein unverständlicher Widerspruch; für diejenigen, die um die Teilung des Wortes der Wahrheit wissen, eine einfache und klare Sache.

Auch dieses Beispiel kann uns hilfreich sein, wenn wir andere in der von Gott gegebenen Wortteilung belehren dürfen.

Gestern zeigten wir die Unterschiede der Rettung auf, einmal Israel betreffend, und zum anderen alle Nationen. Paulus und Timotheus wuchsen beide erst einmal in den alten Schriften auf, kannten also nur die Israel betreffende Rettung. Erst durch die dem Paulus geschenkten Offenbarungen durch den erhöhten Herrn wurde die Rettung bekanntgemacht, die allein auf dem Glauben ruht, der in Christus Jesus ist.

Timotheus, der ja bisher seinen Glauben mit entsprechenden Werken untermauern musste, wurde nun durch Pauli Evangelium zu jenem völlig auf dem Grund der Gnade ruhenden Glauben hingeführt, der in Christus Jesus ist. Weise zeigte sich Timotheus, dass er voll Dankbarkeit und Freude diese Gnade annahm, erkennend, dass sie ein unsagbar köstliches Geschenk Gottes ist.

Wenn Paulus im Römerbrief von "Rechtfertigung" spricht, so müssen wir wissen, dass diese der erste und grundlegende Baustein unserer Rettung ist. Rechtfertigung ist das Gegenteil von Verurteilung! Gerechtfertigt sind wir aber nicht, weil wir es durch eigene Werke schafften, sondern gerechtfertigt sind wir, weil wir Gläubige sind, gläubig an Christus Jesus, der unser einziger Rechtfertiger ist und der uns diese Rechtfertigung als Gnadengeschenk darreicht. Er rettet den Unfrommen aus Glauben (Röm 4:5), für uns selbst bleibt nicht der geringste Ruhm.

Noch einen Tag braucht diese für uns so wichtige Thema. Heute wollen wir besonders beachten, dass nicht unser Glaube, sondern der Glaube unseres Herrn der entscheidende ist. Wir lesen hierzu Röm 3:21-22:

"Nun aber hat sich, getrennt vom Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart (vom Gesetz und den Propheten bezeugt), eine Gerechtigkeit Gottes aber durch den. Glauben Jesu Christi..."

Wenn hier die meisten Bibelübersetzer schreiben: "... durch den Glauben an Jesus Christus", so ist das Wörtchen "an" eine menschliche Hineinfügung in den Urtext, die den Sinn total verändert. Der Urtext spricht nämlich vom Glauben Jesu Christi, die menschliche Einfügung durch das Wörtchen "an" würde den eigenen menschlichen Glauben auf den Leuchter stellen.

Von der sechsten bis zur neunten Stunde hing unser Herr am Pfahl. Es waren die Stunden der Finsternis und des Gerichtes, es war aber auch die härteste Prüfung Seines Glaubens. Wir wissen, dass unser geliebter Herr in völligem Sieg aus diesem furchtbaren Leiden hervorging - Sein Glaube siegte und besiegte!

Jeder, der in Christus ist, darf diesen sieghaften Glauben als den seinen betrachten, darf sich also in dem Herrn gerettet wissen in Seinem Glauben! Welch herrliches Geschenk ist uns in diesem Glauben zuteil geworden.

2Tim 3:16

"Alle Schrift ist gottgehaucht".

Das griechische Wort für "gottgehaucht" lautet "theopneustos" und müsste eigentlich richtig mit "von Gott gegeistet" wiedergegeben werden. Es setzt sich aus "theos" (Gott) und "pneuma" (Geist, Windhauch, Odem) zusammen. Dieses Wort bezeichnet genau, was wir unter Inspiration der Schrift zu verstehen haben.

Unser Leitwort lehrt uns, wer der Verfassen der gesamten Schrift ist, nämlich Gott Selbst. Doch dies allein wäre noch unvollständig, es läge der Nachdruck nur auf "der Herkunft" der Schrift. Die Aussage unseres Leitwortes geht weiter, sie deutet auch auf die dieser Schrift bis heute "innewohnende Kraft" hin!

Paulus wollte dem Timotheus nicht nur sagen, Gott habe Sein Wort den Schreibern inspiriert, sondern er hebt hervor, dass es selbst voll göttlichen Lebens ist. Ja, Sein Wort ist in der Tat ein lebendiger Organismus, von Leben erzeugenden Kräften erfüllt - und dies bezieht sich auf alle Schrift, also das gesamte Wort Gottes.

Im Hebräerbrief lesen wir dazu: "Denn das Wort Gottes ist lebendig, wirksam und schneidender als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Teilung von Seele und Geist, sowie von Gelenken als auch Mark; es ist Richter der Überlegungen und Gedanken des Herzens" (Hebr 4:12).

"Alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich zur ..."

Gestern sahen wir, dass es ungenügend ist, sich nur für den göttlichen Ursprung der Schrift einzusetzen, ohne zugleich die gegenwärtig wirkende Lebenskraft anzuerkennen und zu betonen. Heute wollen wir beachten, dass Paulus das gesamte Wort Gottes als für uns nützlich einstuft.

Das gesamte Wort Gottes ist für uns, dies ist eine klare Aussage, und doch dürfte wohl jeder Leser dieses Wortes zugeben, dass sich viele alt- und neutestamentliche Schriftteile eindeutig auf Israel beziehen. Sind sie deshalb geringer einzuschätzen?

Unsere Antwort auf obige Frage wird davon abhängen, wie unsere eigene Stellung zu Gottes gesamtem Ratschluss ist. Wollen wir egoistisch nur uns sehen, so werden uns weitgehende Teile der. Schrift nicht interessieren; sehen wir uns selbst jedoch eingebettet in einen großen Heilsplan, so wird auch das um uns herum Befindliche für uns interessant, wissenswert und damit nützlich werden.

Wenn wir dann erkennen, dass Israel ja im Grunde die gleiche Aufgabe hat wie wir, (nur auf einer anderen Ebene, wir in den überhimmlischen Räumen, Israel auf der Erde), nämlich die gesamte Schöpfung zum Herrn hinzuführen, in Ihm aufzuhaupten, so erkennen wir die Nützlichkeit, die darin liegt, dass wir auch um Israels Führung Bescheid wissen, ja Israels Wege beachten, uns mit diesem Volk freuen und es in. unseren Gebeten mittragen. Lasset uns bedenken: Wir arbeiten unter dem gleichen Herrn und auf das gleiche Ziel hin!

"Alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich zur Belehrung"

Die Einheit der Schrift lag uns gestern am Herzen, das Erkennen des Ratschlusses Gottes zur Rettung aller. Über diesen Plan als Ganzes muss jeder belehrt werden.

Belehrt werden muss aber auch jeder Gläubige, dass ihm zwar alle Schrift gilt, dass aber nicht alle Schrift von ihm handelt. Hier kommt die Anweisung aus 2Tim 2:15 zum Tragen:

"Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen als unbeschämter Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet."

Belehren soll uns die gesamte Schrift über Gottes Handeln mit Seiner Schöpfung, Seinen Liebesgedanken und Seinem herrlichen Ziel. Dies ist unser kostbares Rüstzeug auf dem irdischen Weg der Zubereitung. Damit ist es aber von entscheidender Wichtigkeit, dass wir unseren heutigen Stand, die heutige Verwaltung der Gnade, von dem Stand Israels und den zuvor gültigen Verwaltungen unterscheiden lernen.

Eine große Aufgabe füllt also hier der Lehre zu, die uns tief in Gottes Wort hineinführen, aber leider auch (wenn sie unrichtig ist) in die Irre führen kann. Nicht umsonst haben wir im Vergangenen immer wider gesehen, wie oft und eindringlich Paulus den Timotheus auf die richtige Lehre hinweist und ihn bittet, darin zu bleiben, nicht einen Fingerbreit davon abzuweichen. Dies gilt mit allem Nachdruck auch uns!

"... zur Überführung, ..."

Wenn wir beachten, wozu das Wort Gottes nützlich ist, dabei mit der gestern betrachteten Belehrung über die Überlieferung, Zurechtweisung, Erziehung bis zum letzten Punkt, der "Zubereitung zu jedem guten Werk", gehen, so erkennen wir unwillkürlich eine Stufenfolge, die uns von der Lehre bis zur Zubereitung führt. Dabei hat jede Stufe ihre Bedeutung, ein Auslassen oder Überspringen würde in der Zubereitung einen Mangel hinterlassen.

Nichts ist so gut zur Überführung geeignet wie die Schrift. Si eist die Offenbarerin. des göttlichen Willens, nach der sich Lehre und Wandel auszurichten haben. Wo sie als Norm anerkannt wird, d. h. für jeden Fall als Prüfungsmaßstab benutzt wird, kommt alles Verkehrte ans Licht.

In aller Aufrichtigkeit gibt Paulus in Apg 23:1-5 ein wertvolles Beispiel, wie er sich von dem überführen ließ, was geschrieben steht. Eine Entgleisung wie diese ist im entscheidenen Einsatz für die Wahrheit nicht immer zu vermeiden. Demütig bringt Paulus sie sofort in Ordnung, auch hierin ein vollkommenes Vorbild für uns.

Die Schrift fußt also zum ersten auf der Belehrung. Ist diese richtig, so geht der weitere Schritt hin zu Überführung. Handeln beide, der Überführer und der Überführte, wahrheitsgemäß, so folgt auch hier die nächste Stufe, die Zurechtweisung.

"... zur Zurechtweisung,"

Unsere Stufenleiter zeigt klar, dass Gottes Überführung des einzelnen Gläubigen durch die Schrift zur Zurechtweisung führt, und Zurechtweisung hat ja die Zurechtbringung als Ziel im Auge. Der von der Sünde Überführte wird nicht zurückgestoßen und in eine bedrückende, ausweglose Lage versetzt, sondern vielmehr in eine Behandlung genommen, die ihn, falls er darauf eingeht, in einen Gott wohlgefälligen Stand versetzt und letztlich zu jedem guten Werk brauchbar macht.

Der Urtextwort für Zurechtweisung heißt "epanorthiosis" und ist mit "orthos" = "richtig", verwandt. Der entgleiste, auf einen verkehrten Weg geratene Gläubige muss durch die Schrift auf den "richtigen" Weg geführt werden, muss Zurechtweisung erhalten.

Es muss betont werden, dass es hier nicht um jene Art der Zurechtweisung geht, die mit erhobenem Zeigefinger geschieht und mit harten Worten Strafe in Aussicht stellt, nein, es ist hier jene Zurechtweisung gemeint, die dem Fehlgeleiteten in geduldiger und liebevoller Weise anhand der Schrift, also mit Gottes eigenem, lebendigen und krafterfüllten Wort, die "richtige" Richtung weist.

Danken wir doch von Herzen, dass es heute nicht die Strafe ist, die vor uns steht, sondern dass "Gnade" Gottes Methode ist, uns zu gewinnen!

"zur Erziehung in Gerechtigkeit,"

Ist, wie wir gestern sahen, der Entgleiste durch Zurechtweisung wieder auf den richtigen Weg geführt worden, so kommt eine weitere Stufe hinzu, die "Erziehung in Gerechtigkeit".

In "Erziehung" liegt die Funktion des "Ziehens". Wer sich in den rechten Weg zurechtweisen ließ, muss auf diesem vorwärts gezogen werden. Bei einem kleinen Kind sehen wir dies als selbstverständlich an. Wohin es führt, wenn beide Elternteile einem Beruf nachjagen und keine oder kaum noch Zeit für die Erziehung bleibt, sehen wir heute offenkundig vor Augen. Die Jugend ist nicht schlechter geworden als die frühere Jugend, aber es fehlt die Erziehung, das Vorwärtsgezogenwerden, die Wegweisung und Anleitung.

Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, wenn Brüder im Dienst des Herrn sich bemühen, ihre ihnen anvertrauten Geschwister zu ziehen, in und anhand der gesamten Schrift dieses vorwärts zu bringen, sie zuzubereiten auf zukünftige Aufgaben und Dienste.

Die ganze Schrift zeugt von Gottes Handeln in Gerechtigkeit. Wir sehen als bestes Beispiel Israel. Dabei sehen wir nicht nur Gottes Führung bis heute, nein, wir sehen vielmehr anhand der Schrift über die Gegenwart hinaus weit h inein in die Zukunft und dürfen froh erkennen, wie Israels Wege der Erziehung letztendlich Wege der Herrlichkeit waren, Wege, die Gott über alles verherrlichen!

2Tim 3:17

"damit der Mensch Gottes zubereitet sei, ausgerüstet zu jedem guten Werk."

Es würde uns in der Erkenntnis Gottes und Seine Christus unendlich viel Wertvolles fehlen, wenn wir nur die Briefe des Apostels Paulus lesen würden und die übrigen nichtpaulinischen Schriften nicht hätten. Aber über unsere eigene Stellung im Plane Gottes und über die uns zugedachten Segnungen können wir weder in den Schriften des AT noch in den Evangelien und den Aussprüchen unseres Herrn auf Erden etwas finden. Allein auf diese gestellt, wäre uns unsere überhimmlische Berufung verschlossen geblieben. Doch Christi Aussprüche haben nicht aufgehört, als Er gen Himmel fuhr und zur Rechten des Vaters erhöht wurde. Zu Seinem Volk Israel sprach Er weiter durch Johannes (siehe Offb 1:7 ff.), und zu uns, der herausgerufenen Körpergemeinde, sprach und spricht Er durch Paulus, den Apostel der Nationen.

Das Mittel, welche Gott heute anwendet, um unsere Herzen, unsere Liebe, unsere Zuneigung zu gewinnen, ist "Gnade". Wie rühmt doch Paulus gerade in 1Tim 1:14 diese Gnade, und wie zeigt uns dieses Rühmen doch, dass Gott im Herzen des Apostels schon alles geworden ist!

Jedem Berufenen wird diese Gnade zuteil, ja mehr noch, sie zeigt uns, wie herrlich Sich Gott in Seinem Wort offenbart, wie lebendig dieses Wort ist und wie kraftvoll es in unser Leben hineinwirken kann.

Zubereitung ist ein großes Kapitel im Leben des Menschen. Von Kind auf - in der Schule - im Berufsleben - im Leben selbst, immer muss er neu hinzulernen, nie hat er ausgelernt, auch nicht im Alter.

Es ist etwas Gewaltiges, wenn wir erkennen können, dass der Lebensweg der Berufenen vom ersten Tag an, ob mit Gut oder Böse, nur zur Schulung, der Zubereitung dient. Röm 8:28 gibt uns hiervon ein klares Zeugnis: "Wir wissen aber, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind."

Unser Leben hier unten ist also Zubereitung, Zubereitung auf was? Aufs Sorgfältigste werden wir erzogen und zubereitet zu Schaugefäßen Seiner Gnade (Eph 2:6-7), zu Evangelisten in der überhimmlischen Welt, betraut mit der Botschaft der Versöhnung (2Kor 5:18 und Kol 1:20), zu Richtern (1Kor 6:2-3), zu Überbringern der Freiheit (Röm 14:17). Unser irdisches Leben, so gesehen ein einziger großer Lehrgang, soll uns tauglich machen zu jedem guten Werk, wobei das Größte wohl jenes sein wird, wenn wir mithelfen, das ganze All zu Gott zurückzuführen, damit Er alles in allen sein wird. Welche Gnade und welche Ehre für uns!

Zusammenfassend zu diesen zwei wichtigen Versen 16 und 17 möchten wir sagen: Seien wir doch dankbar für diese irdische Zubereitung in der besten und höchsten Schule dieser Erde, dem Leben. Nichts erleichtert diese Zubereitung mehr als Gehorsam. Wohl dem Kind, wohl dem Manne, die aufs Wort gehorchen. Unser Wort ist Gottes Wort, festgelegt in Heiligen Schriften, die Paulus mit "alle Schrift" zusammenfasst.

Geschwister, lasst uns diesem Wort gehorchen, so wie ein gut erzogenes Kind seinen Eltern aufs Wort gehorcht. Wer von uns hier unten gelernt hat, dem Wort gegenüber gehorsam zu sein, wer sich in Geduld und Güte, im Gnädigsein und Danken für alles geübt hat, der darf damit rechnen, dass er in den herankommenden Äonen für Gott brauchbar sein wird.

Wer hier unten in Neuheit des Lebens in Demut und Geduld zubereitet wurde, der lässt auch droben diese Demut und Geduld walten - dieses Beispiel lässt sich beliebig fortsetzen.

Aber - und dieses "aber" muss auch gesagt werden, nicht um einer möglichst hohen Positione willen im überhimmlischen Königreich unseres Herr lassen wir uns hier unten zubereiten, nein, unsere Zubereitung dient dem größten und herrlichsten Werk, das wir hervorbringen können, nämlich aus der Erkenntnis Gottes heraus, Ihn, unseren Gott und Vater, in Christus Jesus zu lieben, Ihn zu ehren, Ihn zu verherrlichen.

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Der 2. Timotheusbrief - Kapitel 4