Der 2. Timotheusbrief - Kapitel 4

Aus Bibelwissen
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Abschrift: Die Timotheusbriefe Band I - II (1993)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
als Schrift leider vergriffen

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 2. Timotheusbrief - Kapitel 4

Ermunterung zum Festhalten am Wort Gottes (Teil 2)
Persönliche Mitteilungen und Grüße

Ermunterung zum Festhalten am Wort Gottes (Teil 2)

2Tim 4:1

"Ich bezeuge vor den Augen Gottes und Christi Jesu, der im Begriff ist, Lebendige und Tote zu richten, bei Seinem Erscheinen und Seiner Königsherrschaft: Herolde das Wort, ..."

Bevor wir auf den Satzhauptteil eingehen, werfen wir einen Blick auf die scheinbar nur so nebenbei angefügte Bemerkung über Christus Jesus.

"Der im Begriff ist" schrieb Paulus vor nahezu zweitausend Jahren und spielt dabei auf jenes zukünftige Geschehen an, das uns Offb 20:11 und 2Petr 3:7 berichtet wird, dem Gericht vor dem weißen Thron., Paulus, der diesen Brief ja kurz vor seinem Tode schrieb (siehe Vers 7), dachte hier bereits in göttlichen Dimensionen. Im Anschluss an 2Petr 3:7 schreibt Petrus: "Dies eine aber entgehe euch nicht, Geliebte, dass ein Tag bei dem Herrn wie tausend Jahre ist, und tausend Jahre wie ein Tag."

Wir erleben immer wieder, dass Brüder die Wiederkunft Christi auf ein bestimmtes Datum oder einen Zeitraum fixieren. Viele solcher Daten sin dlängst verstrichen, und das Kommen des Herrn steht noch aus. Dass auch verblüffendste und scheinbar klarste Berechnungen der Wiederkunft Christi scheiterten, sollte uns lehren, keine Berechnungen in dieser Art anzustellen, sondern vielmehr eine Stellung einzunehmen, die besagt; Der Herr kann jederzeit kommen, ich bin bereit!

Wenn Paulus hier interessanterweise nicht auf das Kommen des Herrn zur Entrückung, sondern auf das. zum Gericht anspielt, so kann uns dies darain bestärken, keine Berechnungen anzustellen, dafür in Dienst und Wandel ständig für Sein Kommen bereit zu sein.

"... der im Begriff ist, Lebendige und Tote zu richten, bei Seinem Erscheinen und Seiner Königsherrschaft:"

Wir wissen von 4 Gerichten in der Schrift:

Das erste Gericht war der Niederwurf der Erde, niedergeschrieben in 1Mo 1:2 und 2Petr 3:5.
Das zweite Gericht stellte die Überflutung der Erde gem. 1Mo 7 und 8 sowie 2Petr 2:5 dar.
Das dritte Gericht ist der Tag des Zornes, von ihm berichten u. a. Offb 4-19; Mt 24 und 2Thes 1:7-10. Dieser Tag beginnt, nachdem die Körpergemeinde Jesu Christi entrückt wurde.
Das vierte Gericht, und damit sind wir bei unserem Leitvers, findet zum Abschluss des tausendjährigen irdischen Königreiches statt (Offb 20:11-15).

Dieses vierte Endgericht erwähnt Paulus außer in unserem Leitvers auch noch in Apg 24, als er sich vor dem Landpfleger Felix verteidigt: "... dass es künftig eine Auferstehung der Gerechten wie auch der Ungerechten geben wird" (Apg 24:15). Später hielt Paulus dem Felix sogar das zukünftige Urteil vor, worauf dieser in Furcht geriet (Apg 24:25).

Paulus bezeugt, dass dieses Endgericht auch in seinem Evangelium von der Gnade enthalten ist, und zwar in Röm 2:16: "... an dem Tag, wenn Gott das Verborgene der Menschen richten wird, gemäß meinem Evangelium, durch Jesus Christus." Paulus beschuldigt Juden wie auch Griechen, alle unter der Sünde zu sein (und damit auch unter dem Gericht gem. Röm 3:9).

Aber auch dieses letzte und schwerste Gericht dient nicht der Vernichtung oder unendlichen Strafe der Menschen, sondern ist, wie alle vorhergehenden Gerichte auch, einzig auf das Ziel der Zurechtbringung ausgelegt.

Das Endgericht kann von uns hier nicht vollständig abgehandelt werden, dies wäre ein Thema für sich, doch die Frage der Vollstreckung wollen wir noch kurz behandeln. Ausführliches hierüber finden wir in Offb 20. Die Verse Offb 20:1-6 reden von Ereignissen, die zu Beginn des Tausendjährigen Reiches stattfinden. Dazu gehört die Auferstehung der Märtyrer aus der großen Drangsal, sowie aller Frommen aus Israel (Dan 12:2). Dies nennt die Schrift "die erste Auferstehung".

Im Unterschied zu dieser ersten Auferstehung, die ja nur Israeliten betrifft (auch die alttestamentlichen Gottesmänner), werden die Glieder der Gemeinde Christi vorher auferweckt und entrückt. Weil dies aber vor der ersten Auferstehung geschieht, nennt Eph 1:12 die Entrückung der Gemeinde "eine frühere Erwartung."

Nach tausend Jahren, also am Abschluss des irdischen Königreiches, werden die Toten auferweckt. Diese Auferstehung umfasst sämtliche Menschen, die nicht entrückt wurden und auch nicht an der ersten Auferstehung teilnahmen.

Ein Puankt verdient noch Beachtung, es ist die genaue Zeitangabe dieses Gerichtes. In der Christenheit spricht man vom "jüngsten (letzten) Tag", die ist ein unbiblischer Begriff; nach Gottes wort findet dieses letzte Gericht lange vor der Vollendung statt, nämlich exakt am Ende des Tausendjahrreiches. Darauf folgt aber noch ein ganzer Äon, der der neuen Erde, genannt der Tag Gottes (2Petr 3:12). In Offb 22:2 lesen wir, dass dort die Nationen durch die Blätter der Bäume des Lebens genesen werden; ein neuerlicher Beweis, das das Gerichtsurteil des Endgerichtes keinen unendlichen Dauerzustand beinhaltet.

2Tim 4:2

"Ich bezeuge vor den Augen Gottes und Christi Jesu, ... Herolde das Wort, stehe dazu, sei es gelegen oder ungelegen, überführe, verwarne, sprich zu, in aller Geduld und Belehrung."

Die Aufforderung, die Paulus vor den Augen Gottes und Christi Jesu (sie damit zu Zeugen anrufend) an Timotheus richtet, gilt uns allen. Besonders die Wortverkündiger müssen sich angesprochen fühlen, denn sie haben die größten Möglichkeiten und die größte Verpflichtung.

Es besteht kein Zweifel, dass Paulus hier auf die Verkündigung des von ihm geheroldeten Evangeliums drängt, das er durch Enthüllungen Christi Jesu erhalten hat. Allein dieses "paulinische" Evangelium ist das Wort der Wahrheit für die heute gültige Verwaltung der Gnade. Es hat jetzt nicht die Aufgabe, alle Menschen zu retten, sondern allein die vor dem Niederwurfe der Welt auserwählten Glieder der Körperschaft Christi herauszurufen und zuzubereiten (Eph 1:3-14). Sie sollen mit dem Ratschluss Gottes, mit ihrer Rettung, Rechtfertigung und Stellung in Christus aber auch mit ihren heutigen und zukünftigen Aufgaben inmitten der Überhimmlischen vertraut werden. Dazu gehört auch das Freigemachtwerden von falschen Erwartungen und Glaubensvorstellungen, die den Lehren der Dämonen entsprechen (1Tim 4:1).

In einer fast völlig von dem für heute gültigen Wort de rWahrheit abgewichenen Christenheit das von Paulus gelehrte Evangelium zu herolden und furchtlos dazu zu stehen, gelegen oder ungelegen, das bedarf des dauernden Zuflusses von Kraft durch den heiligen Geist und der fortwährenden Befestigung vom Herrn.

Wem dieses herrliche Evangelium aufgeschlossen wurde, der kann es nicht mehr verschweigen, der kann es als Wortverkündiger auch nicht mehr aus falscher Rücksichtnahme oder aus Furcht, Sympathien einzubüßen, unterschlagen. Seine überfließende Freude im Herrn veranlasst ihn, jederzeit und überall zu überführen, zu verwarnen, zuzusprechen.

Wenn wir aufgefordert werden, zum Wort zu stehen, so bedeutet das, dass wir es beharrlich festhalten und nicht selbst von jedem Wind der Lehre umhergetragen werden (Eph 4:14). Aber diese Aufforderung bedeutet noch mehr! Zum Wort stehen heißt auch, es in die Tat umzusetzen, es im Wandel zu praktizieren. Jeder, der uns hört, hat das R echt, unsere Worte mit unserem Wandel zu vergleichen und daraus zu ermitteln, ob unsere Botschaft sich auch für den Alltag kraftvoll erweist.

Wenn wir nun in obigem Sinne freudig dieses Evangelium herolden, dann sollten wir auch mit aller Geduld fürbittend dahinterstehen. Ungeduld kann all unsere Mühe zunichte machen, sie ist immer ein Zeichen fleischlichen Eifers, und damit ein ungeistliches Verhalten. Wenn uns die Liebe Gottes drängt, dann arbeiten wir in Geduld für das Gute an allen, am meisten aber an den Gliedern der Gemeinde Christi Jesu!

2Tim 4:3

"Denn es wird eine Frist kommen, wenn Menschen die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern sich selbst nach eigenen Begierden Lehrer aufhäufen, weil ihr Gehör gekitzelt wird;"

Paulus lehrt uns den Weg in die Demut, in die Bescheidenheit, in die Leidensbereitschaft, in die Unterordnung; diese Wege sind heute nicht mehr populär! Dafür haben charismatische Bewegungen, die Befreiung von Krankheit und nur hoch Höhenwege mit Jesus propagieren, einen enormen Zulauf.

Die gesunde Lehre, die auf dem Fundament der Botschaft Pauli fußt, fordert Verzicht - aber gerade dazu ist der Mensch in der heutigen Frist nicht mehr bereit. Wie unempfindlich wir geworden sind, und wie selbstverständlich der Wohlstandsgläubige handelt, zeigte sich als Beispiel beim Besuch einer gläubigen Familie, wo diese nicht mehr bereit war, den laufenden Fernsehapparat auszuschalten, als versucht wurde, geistliche Gespräche zu führen!

Da werden Wunderheiler in die Gemeinde eingeladen, berühmte Prediger sucht man zugewinnen (möglichst noch mit vielen akademischen Graden geschmückt) und merkt nicht, dass in der eigenen Gemeinde einfache Brüder oft viel tiefere Gedanken haben und mehr zu sagen hätten als all die hergereisten Lehre, die nur das Gehör zu kitzeln vermögen. Möge uns hier doch ein waches Auge und vielleicht eine Rückbesinnung auf weniger spektakuläre Lehrer (vielleicht auf einfache eigene Brüder in der Gemeinde) geschenkt werden.

2Tim 4:4

"und zwar werden sie das Gehör von der Wahrheit abwenden und sich den Sagen zukehren."

Unser heutiger Leitvers ist die zwangsläufige Folge von Vers 3, den wir gestern betrachtet haben. Dort, wo das G ehör gekitzelt wird, wo Sensationen erwartet werden, wo das Fleisch angesprochen und gereizt wird, dort geht meist die Wahrheit unter, man wendet sich von ihr ab.

Das griechische Wort für Sage lautet "muthos" und kommt uns klangmäßig bekannt vor; es steht in Zusammenhang mit unserem Wort "Mythe" oder "Mythos", und hierunter versteht man Heldensagen, Götterdichtung. Gefährlich und verführerisch macht die Sagen, dass ihr Kern immer ein Quentchen Wahrheit enthält.

Sagen führen ab von dem einen Gott und hin zu den Göttern; diese existieren in der Tat und halten sich um uns herum auf, es sind die Fürstlichkeiten und Obrigkeiten der Finsternis samt ihrem Heer von Diener, den dämonischen Mächten. Diese haben ein großes Interesse, die Gläubigen, die sie ja nicht aus ihrem Stand der Rettung stoßen können, in ihrem Glaubensweg aufzuhalten, sie zu stören, ja auf Irrwege zubringen, sie gemäß unserem Vers von der Wahrheit des uns angehenden Evangeliums abzuwenden.

Es muss uns tief erschrecken, wenn wir wahrnehmen, wie viele Gläubige vielmehr den Sagen anhängen als der Wahrheit.

2Tim 4:5

"Du aber sei nüchtern in allem, leide Übles wie ein trefflicher Krieger Christi Jesu."

Dem Abwenden von der Wahrheit hin zu den Sagen steht heute ein Rezept gegenüber: Nüchternheit und Leiden!

Nüchtern hat hier nichts mit Alkohol zu tun, Paulus spricht hier von unserem Denksinn, in dem wir nüchtern sein sollen. So gesehen heißt der Aufruf zur Nüchternheit, dass wir uns nicht von unseren Gefühlen leiten lassen sollen, sondern vom Geist Gottes. Gefühle bringen uns schnell in seelische Aufwallungen, in Schwärmerei, in Hochsimmung. Doch damit wird unser Blick unscharf, verschwommen, und schnell sind wir ein einem falschen Fahrwasser gefangen.

Nüchtern heißt, mit klarem Blick alles anhand des Wortes der Wahrheit. zu prüfen, wobei natürlich die Wortteilung gem. 2Tim 2:15 genau zu beachten ist, nicht vorschnelle eine fremde Lehre oder Meinung anzunehmen, sondern skeptisch und wachsam sein, stets bedenkend, dass der Widersacher alles daran setzt, uns zu verführen. Nüchtern heißt auch, gem. Eph 6:10-18 die gesamte Waffenrüstung Gottes anzulegen, damit wir befähigt sind, an dem bösen Tag zu widerstehen und standzuhalten.

Denken wir zurück an 2Tim 3:14, wo Paulus den Timotheus anweist: "Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und womit du betraut wurdest ...."

Ein weltlicher Krieger muss damit rechnen, verletzt zu werden, im Extremfall den Tod zu erleiden, wenn er mutig kämpft. Ein Krieger Christi, der sich für Seinen Herrn in edlem Kampf einsetzt, muss ebenfalls damit rechnen, Übles zu leiden; wie oft hat Paulus dies am eigenen Körper erleben müssen!

Zuerst muss uns aber in diesem Krieg klar sein: Wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte der Finsternis, auch wenn der Widerwirker sich hierzu der Menschen bedient.

Alle durch Gottes Gnade Berufenen müssen "den Glauben" täglich gegen Feinde verteidigen. Im Glauben haben wir unser Verheißungsgut ergriffen, im Glauben halten wir es fest. Unser Verheißungsgut ist nicht irdisch/sichtbarer Art, vielmehr besteht es aus geistlichem Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus (Eph 1:3).

Es ist eine Taktik des Widerwirkers, uns in diesen Segnungen unsicher zu machen, sie uns zu verwässern oder sie uns gar ganz zu rauben und uns statt dessen die irdischen Segnungen, die ja Israel gehören, vorzusetzen.

Trete nicht zurück, wenn es um die Verteidigung dieser Wahrheiten geht. Scheue auch nichts Übles, das dir Menschen antun mögen; bedenken wir immer: "Dankbarkeit habe ich gegenüber dem, der mich mächtig macht, Christus Jesus, unserem Herrn" (1Tim 1:12).

"Tue das Werk eines Evangelisten, richte deinen Dienst völlig aus;"

Wir wurden zwar von Gott schon vor dem Niederwurf der Welt auserwählt (Eph 1:4), doch bewusst zum Glauben kamen wir erst in dem Moment als wir das Wort der Wahrheit, das Evangelium unserer Rettung hörten. Dieses "Hören" geschieht in der Regel durch den Dienst der Evangelisten. Durch ihren Dienst spricht Gott in die Herzen der Berufenen, und es füllt sich Eph 1:3.

  1. hören,
  2. glauben,
  3. versiegelt werden mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen.

Dieser Auftrag, einer der letzten an Timotheus, ist also sehr wichtig, er gilt auch uns. Wir wollen in diesem Dienst nicht wie Hymenäus oder Alexander sein, die von der Wahrheit abschweiften und Paulus widersprachen. Sie gaben Gott nicht die ehre, statt dessen verleugneten sie die Wahrheit. Sie standen nicht fest im glauben und konnten deshalb den Kampf nicht durchhalten; sie schlossen sich der Opposition an. Sie lebten ohne den Frieden und die Freude des Glaubens.

Lasset uns den uns erteilten Dienst redlich und völlig ausrichten, Gottes Wort ist glaubwürdig und unverbrüchlich; wie können uns unbedingt darauf verlassen, es ist unsere wirksame Waffe, es macht uns unbesiegbar im Kampf. Halten wir daran fest, dann wird auch unser Werk vor Gott wohlgefällig sein, unser dienst wird segensreich und unsere Freude groß sein.

2Tim 4:6

"denn ich werde schon als Trankopfer ausgegossen, und der Zeitpunkt meiner Auflösung steht bevor"

Der betagte Apostel der Nationen sieht seinen Tod vor sich und bekundet dies seinem geliebten Sohn Timotheus mit dem Bild des Trankopfers aus 2Mo 29:38-40. Dort musste jeden Morgen und Abend ein Lamm geschlachtet werden, dazu kam mit Öl gemengtes Feinmehl, und über das Ganze wurde das Trankopfer gegossen, "ein Viertel Wein". Dies Opfer diente "zum lieblichen Geruch, ein Feueropfer dem Jewe". Schon einmal benutzte Paulus dieses Bild des Trankopfers. Dort, in Phil 2:17, waren es die Leistungen der Philipper, die als Opfer den Altar schmückten. Heute ist die Opfergabe größer: Das gesamte Lebenswerk des Apostels, sein großer Auftrag an die Nationen, steigt als lieblicher Geruch vom Opferaltar empor zum Vater. Pauli Auftrag ist erfüllt, sein Nachfolger in der Person des Timotheus steht fest, und so fehlt nur noch der letzte Teil des Opfers, das "Trankopfer". Mit der Auflösung seines Lebens sieht er dieses Opfer erfüllt.

Das griechische Wort "analyo" setzt sich einmal aus "ana = herauf, zurück oder wieder" und zum anderen aus "lyo = lösen" zusammen. Der Tod ist für Paulus eine solche "Herauf-Lösung", eine "Zurück-Lösung" aller körperlichen Bestandteile zu ihrem Ursprung.

2Tim 4:7

"Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt."

Paulus sieht den Tod vor sich und hält mit obigen Worten Rückschau auf sein reiches, inhaltsvolles Leben. Die Worte hören sich wie ein befreiendes Aufatmen des stets kämpfenden Apostels an.

In Phil 1:29-30 zeigt Paulus auf, dass es eine Gnade ist, für Christus zu leiden, und bezeichnet dies als einen Ringkampf, zu dem er auch die Philipper ermuntert und ihnen zuspricht. In Kol 2:1 ff zeigt Paulus auf, welch großen Ringkampf er führte, um die frisch Herausgerufenen in den von ihm besuchten Orten zu stärken, ihnen zuzusprechen, sie in Wachstum und Erkenntnis weiterzuführen. Wie ernst er seinen Auftrag nahm, können wir einem Beispiel in Apg 14 entnehmen: Aufgrund der Eifersucht der Juden wurde Paulus in Lystra gesteinigt und wie tot zur Stadt hinaus geschleift (Apg 14:19). Bereits in Vers 21 lesen wir, dass Paulus nach kurzer Zeit nach Lystra zurückkehrte, um dort die Seelen der Jünger zu befestigen.

Wenn wir uns hier in Paulus hineinversetzen, so muss er doch sicherlich Angst vor den brutalen Menschen in Lystra gehabt haben - doch er konnte diese Angst überwinden, weil ihm sein Dienstauftrag höher stand als sein psychisches Befinden. Er wusste, das er gebraucht wurde, also kehrte er auch zurück nach Lystra. Wahrlich, ein herausragendes Muster eines edlen Ringkampfes!

"... den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt."

Pauli Lauf ist vollendet, seine große Erleichterung gipfelt in der Feststellung, den Glauben bewahrt zu haben. Wie begründet diese Aussage ist, merken wir leicht, wenn wir uns vor Augen führen, dass Paulus ja während eines Großteils seines Lebens auf dem Grund des irdischen Königreiches stand. Dort wurde der Glaube durch Zeichen und Wunder gestärkt und untermauert. Das vom erhöhten Herrn inspirierte Evangelium jedoch verlangte und verlangt bis heute den nackten Glauben ohne jegliche sichtbare Bestätigung, wie z. B. durch Zeichen oder Wunder. So gesehen wird uns der erleichtert wirkende Ausspruch Pauli in unserem Leitvers verständlichen.

Auch wir werden durch Paulus zu diesem Glauben aufgerufen, der nicht aus sichtbaren, fleischlich/seelischen Dingen gespeist wird, sondern, geprägt vom Geist Gottes, aus jener Quelle gespeist wird, die da heißt: Christus unser Leben!

Gemäß Hebr 11:1 ist also unser Glaube die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt. Am Ende unseres Lebens dürfen dann auch wir gleich Paulus erleichtert aufatmen und uns buchstäblich auf das freuen, was wir im Glauben festgehalten haben!

2Tim 4:8

"Hinfort ist mir der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, es mir an jenem Tag vergelten wird;"

Paulus hält am Ende seines Lebens nicht nur Rückblick, er schaut auch voraus! Frei von Überheblichkeit jubelt sein Herz in der Gewissheit, dass Gottes Verheißungen in Christus Ja und Amen sind. Mit Freude sieht er folglich jenem Tag entgegen, an dem Christus auch sein Leben und wirken beurteilen wird. Seine Feststellung dass er den Glauben bewahrt hat, berechtigt ihn zu obiger Siegesfreude.

Der Siegeskranz der Gerechtigkeit ist jenen verheißen, die ihre Gerechtigkeit nicht in sich und aus sich suchten, sondern einzig und allein in Christus. Er ist unsere Gerechtigkeit, und im Glauben an Ihn geht diese auf uns über, da wir uns im Glauben als ein stück von diesem Christus sehen, ein Glied an Seinem Körper.

Werden wir dies in aller Bescheidenheit und Aufrichtigkeit in Bezug auf unser Leben und den uns verordneten Dienst für den Herrn auch einmal sagen können? Der Apostel will uns mit seinem Zeugnis ermuntern, unsere ganze Persönlichkeit willentlich im Gehorsam einzusetzen als solche, die die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangen haben, sondern vielmehr ihre Kraft täglich nutzen.

"nicht allein aber mir, sondern auch allen, die Sein Erscheinen geliebt haben."

Es entspricht der liebenden Verbundenheit mit allen Berufenen, dass der Apostel sie mit in den Empfang eines Siegeskranzes einschließt. Schon in früheren Briefen hat Paulus erwähnt, was erforderlich ist, um einen Kranz zu erlangen: Ringen (Phil 1:30); Jagen (Phil 3:14), gesetzmäßiges Wettkämpfen (2Tim 2:5); Mit-Leiden (Röm 8:17), Erdulden (2Tim 2:12). Wir sehen, es bedarf des äußersten Einsatzes von Willen und Kraft, um dieses Ziel zu erreichen.

Wenn in unserem heutigen Textwort nur noch "das Lieben Seiner Erscheinung" angeführt wird, so wäre zu fragen, ob die zuvor gestellten Forderungen (im ersten Absatz) jetzt nicht mehr gelten oder herabgesetzt worden sind, die Aufforderung zum Lieben also alles sei?

Nun, unser Leitvers, nämlich Sein Erscheinen liebzuhaben, beinhaltet in der Tat alles; schließt diese letzte Anforderung an uns doch alle anderen Forderungen mit ein, weil in einer rechten Wartestellung auf den Herrn alles aus Liebe zu Ihm vollbracht wird. IN diesem Sinne schreibt Paulus in Eph 6:24:

"Die Gnade sei mit allen di eunseren Herrn Jesus Christus in Unvergänglichkeit lieben! Amen!

Die Grundlage, um das Erscheinen des Herrn lieben zu können, finden wir in Röm 5:5: "weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen ist durch den uns gegebenen heiligen Geist". Der Vater liebt den Sohn, und mit derselben Liebe liebt der Sohn auch uns (Joh 15:9). Das Wirken des Geistes äußert sich in uns darin, dass wir mit der empfangenen Gottesliebe auch den Sohn wiederlieben. Wi esehr dies des Vaters Wunsch ist, bezeugt der Sohn mit seiner zweimaligen Versicherung : "Wer Mich aber liebt, wird von Meinem Vater geliebt werden" (Joh 14:21).

Unsere Liebe zum Sohn wird dadurch genährt, dass wir immer tiefer in das Verständnis Seiner Liebe zu uns eindringen. Daher erfleht auch Paulus in seinem Gebet in Eph 3:19, dass wir die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus zu erkennen vermögen. Immer wieder stellt uns der Apostel diese Liebe vor Augen: "...so wie auch Christus euch liebt ...." (Eph 5:2); "... den, der uns liebt" (Röm 8:37); "... des Sohnes Gottes, der mich liebt..." (Gal 2:20); "... wie auch Christus die herausgerufene Gemeinde liebt ..." (Eph 5:25).

Seine Liebe ist auf Opfer und Hingabe gegründet! Diese Tatsache im Herzen zu bewegen und sich in sie hinein zu versenken, entzündet nicht nur unsere Liebe zu Ihm, sondern auch das Liebhaben Seiner Erscheinung!

Persönliche Mitteilungen und Grüße

2Tim 4:9-10

"Befleißige dich, schnell zu mir zu kommen; denn Demas verließ mich aus Liebe zum jetzigen Äon und ist nach Thessalonich gegangen,"

Bis an sein Lebensende bleibt dem Apostel Paulus Kummer nicht erspart; einer seiner Mitarbeiter und Wegbegleiter, Demas, hat ihn verlassen, und so hat er Verlangen nach einem Bruder, dem er sein Herz ausschütten kann, der ihn auch in psychisch bedrückter Lage versteht. Auch Paulus bedurfte des brüderlichen Zuspruches!

In Kol 4:14 und Phim 1:24 lässt Demas noch die Geschwister in den verschiedenen Orten grüßen, in unserem Leitvers bekundet Paulus, dass er ihn aus Liebe zum jetzigen Äon verließ. Dies ist tragisch, weil Demas ja den besten Lehrer hatte, den Apostel selbst, er also unbedingt in der richtigen Lehre stand. Und trotzdem konnte ihn diese richtige Lehre nicht daran hindern, in die Welt zurückzugehen. Man fragt sich also zurecht: Was ist schief gelaufen bei Demas?

Paulus nennt als Grund die "Liebe zum jetzigen Äon". Hier ist es angebracht, den Blick weg von Demas und hin auf uns selbst zu lenken und uns ganz persönlich zu fragen, wie es bei uns steht! Wieweit lockt uns die Welt mit all ihren Genüssen, Freuden, Vergnügen? Wieweit raubt uns der Fernseher die Zeit zum Schriftstudium? Die Palette dieses Äons ist bunt und vielgestaltig, und der Widerwirker ist listig.

Wollen wir doch immer wieder versuchen, auf das zu sinnen, was droben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt und nicht auf das auf Erden! (gem. Kol 3:1-2).

"denn Demas verließ mich aus Liebe zum jetzigen Äon...."

Eine Frage bewegt die Gläubigen bei obigem Schriftwort immer wieder: Ist denn nun Demas verloren, bzw. ist er bei seiner Abkehr von Paulus überhaupt noch ein Glied am Körper Christi?

Bei dieser Frage ist es wichtig, dass wir unsere "Stellung in Christus" einerseits und unseren "Wandel" andererseits klar auseinanderhalten können. Unsere "Stellung in Christus", die ja unsere Rettung beinhaltet, ist ein reines Gnadengeschenk Gottes an uns (Eph 2:8-9). Dieses Gnadengeschenk zieht Gott nie mehr zurück. Als Beweis dient uns das Volk Israel, das ja bekanntermaßen auch von den Wegen seines Gottes abwich, und trotzdem bescheinigt Paulus in Röm 11:29, dass Gottes Gnadengaben. und Gottes Berufung über Israel unbereubar sind! Wenn dieses Handel Gottes derart bei Israel sichtbar wird, dürfen wir es auch auf uns, die Körpergemeinde Christi, beziehen. Auch unsere Gnadengabe der Errettung ist folglich für Gott unbereubar - die muss auch für Demas gelten.

Wir halten also fest: Seine Stellung in Christus, die eine Gnadengabe Gottes darstellt, hat Demas nicht verloren - er ist und bleibt ein Erretter und Auserwählter. Im Gegensatz hierzu steht "der Wandel". ÖEr ist zwar nich tmehr ausschlaggebend für die Rettung, aber vor der Preisrichterbühne des Christus wird er offenbar gemacht werden, damit ein jeder (auch Demas) das wiederbekommen, was er durch den Körper verübt, sei es gut oder schlecht (2Kor 5:10).

2Tim 10-12

"....Creszenz ging nach Galatien, Titus nach Dalmatien, Lukas allein ist bei mir. Markus nimm auf und lass ihn mit dir gehen, denn er ist mir wohl brauchbar zum Dienst. Tychikus aber schickte ich nach Ephesus."

Wenn wir die Namen durchgehen mit dem Zusatz "der geliebte Arzt" grüßen und und Phim 1:24 taucht Lukas ebenfalls auf, verbunden mit dem Zusatz "mein Mitarbeiter". Damit richten sich unsere Augen fast zwangsläufig auf Lukas, den Schreiber des Lukas-Evangeliums und der Apostelgeschichte, und dies muss uns aufmerken lassen; denn was macht ein Apostel der Beschneidung, der ja Königreichsbotschaft heroldet, im Geleit des Apostels Paulus?

Die Beantwortung dieser Frage wird leider oft einfach übergangen, doch sehen wir hier klar die Tatsachen, dass Lukas und Paulus in herzlicher Gemeinschaft zusammen arbeiteten, anscheinend ein jeder auf seinem Gebiet: Lukas heroldete das irdische tausendjähriger Königreich, und Paulus diente dem Aufbau der Körperschaft Christi mit überhimmlischer Berufung.

Wir sehen also zwei Verwaltungen nebeneinander bestehen, die des Königreiches ist am Auslaufen, die der Gnade beginnt anzulaufen. Wenn wir uns heute am Ende der Gnadenverwaltung sehen sollte es uns nicht selbstverständlich sein, dass wir, nun im umgekehrten Verhältnis, heute im Kleinen bereits wieder die Verwaltung des Königreiches anlaufen sehen?

"Lukas allein ist bei mir."

Lukas und Paulus, die Vertreter zweier Verwaltungen, arbeiten offensichtlich Hand in Hand liebevoll zusammen. Eine Frage bewegt uns hierzu: Wie hätte Lukas reagriert, wenn Paulus sich ständig gerühmt hätte, wieviel höher und köstlicher doch seine Berufung sei?

Es konnte nicht anders sein, als dass Lukas von das neue Evangelium des Paulus respektierte und achtete, auf dieser Basis war ein brüderliches Nebeneinander gut möglich. Das gegenseitige Achten, die eigene Demut - dieses Bild strahlt unser Leitvers aus.

Wir möchten an dieser Stelle auch auf Phil 4:3 verweisen, wo Paulus von Mitarbeitern spricht, die in "der Rolle des Lebens" stehen. In dieser Rolle stehen aber nur solche Israeliten, die dem Königreich zugeordnet sind (siehe unsere Beweisführung in unserem Andachtsbuch über den Philpperbrief).

Wir haben es in der Tat mit zwei verschiedenen Berufungen zu tun, die im buchstäblichen Sinn Welten trennen - doch bedenken wir stets, dass der gleiche Herr darüber steht und dass beide Berufungsträger auf das gleiche Ziel hinarbeiten. Eine Selbsterhöhung der einen Gruppe wirkt sich stets negativ aus, entspricht auch in keinster Weise dem Auftrag Pauli. So köstlich und wunderbar auch unsere Berufung ist, so sollten wir trotzdem bedenken, dass ein Mensch nicht mehr als überglücklich sein kann - und das sind sie auf beiden Berufungsebenen. Lasst uns also in aller Demut auch Israels Berufung als hoch und herrlich achten, zum Gewinn für das hehre Ziel, der "Aufhauptung des Alls in Christus"!

2Tim 4:11

"Markus nimm auf und lass ihn mit dir gehen, denn er ist mir wohl brauchbar zum Dienst."

Aus den genannten Namen wollen wir noch den Markus betrachten, ist doch auch er eine umstrittene Figur. Da der Name "Markus" irreführend ist (da er öfters auch Johannes genannt wird (Apg 12:19 +25), greifen wir auf Kol 4:10 zurück, wo der gleiche Markus grüßen lässt, aber mit dem Zusatz: der Vetter des Barnabas.

Markus kam mit Barnabas und Paulus aus Jerusalem nach Antiochien, wo er später als Gehilfe mit den beiden Abgesonderten weiterreiste (Apg 13:2.5). Schon in Apg 13:13 trennte sich Markus (hier Johannes benannt) von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück. Es ist davon auszugehen, dass er, als orthodoxer Jude, so starke Vorurteile gegen die verachteten Heiden hatte, dass er die Berufung des Sergius Paulus nicht ertragen konnte. Als Mitarbeiter Pauli war er damit untragbar.

Markus Johannes war dem Fleisch nach verwandt mir Barnabas, und dieser war ein Jude aus dem Stamme Levi und als Hellenist weitherziger als Markus. Sicher hat Markus einiges von Barnabas gelernt, denn sein Verständnis für Pauli Sonderauftrag muss derart gewachsen sein, dass ihn Paulus wieder als Mitarbeiter aufnahm, ja in Kol 4:10-11 sogar erwähnte, dass er ihm zur Erquickung wurde.

Auch unser Leitvers spricht sehr positiv von Markus und wir sehen den Gegensatz zu früher: Einst unfähig, weiter mit Paulus zu dienen, wird er jetzt sogar gelobt; er scheint sogar Barnabas überflügelt zu haben, der ja später nirgendwo mehr erwähnt wird.

2Tim 4:13

"Den Reisemantel, den ich in Troas bei Karpus zurückließ, bringe mit, wenn du kommst, auch die Schriftrollen, vor allem die Pergamente."

Wozu der Apostel, der den Tod vor Augen hatte, seinen Reisemantel brauchte, wissen wir letztendlich nicht; es bewegt uns aber, dass, selbst als die Zeit seiner Auflösung nahe war, und er seinen Lauf vollendet hatte, er noch immer unvermindertes Verlangen nach den zu seiner Zeit zur Verfügung stehenden Schriften hatte. So fragte Paulus nach Schriftrollen, die damals aus Papyrus bestanden, als auch nach Pergamenten, die Teile des Alten. Testamentes enthielten. Die Papyrusrollen mögen unter anderem Abschriften seiner eigenen Briefe und Berichte über den Dienst unseres Herrn enthalten haben.

Selbst wenn wir auch hier keine genauen Einzelheiten wissen, kann kein Zweifel darüber bestehen, dass Paulus bis an sein Lebensende an den Schriftrollen und Pergamenten interessiert blieb, ja mehr noch, sie waren seine Begleiter in der. Gefangenschaft, seine Freude, seine Stärkung. Es ist also nicht schwer, sich vorzustellen, woran der betagte Apostel dachte und wie er seine Zeit verbrachte.

Alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich zur...., so lasen wir erst vor Tagen. Das Studium des Apostels bezog sich neben seinen eigenen Enthüllungen auch auf die alten Pergamente. Nach welchem Lesestoff würden wir greifen, wenn wir in einer ähnlichen Lage wie Paulus wären?

2Tim 4:14-15

"Alexander, der Kupferschmied, hat mir viel Übles erzeigt. Der Herr wird ihm seinen Werken gemäß vergelten. Vor dem bewahre auch du dich; denn er hat unseren Wortes sehr widerstanden."

Der Kupferschmied tritt in Apg 19:33 in Erscheinung. Paulus und seine Mitarbeiter befinden sich in Ephesus, dem Zentrum des Götzenkultes der Artemis. Von weit her reisten die Pilger, um diese Artemis anzubeten. Die Silberschmiede von Ephesus hatten dadurch ein gutes Einkommen, denn ihre Silberamulette fanden guten Absatz.

Durch die Botschaft Pauli bangten nun die Silberschmiede um ihr Geschäft, sie wiegelten die Volksmenge gegen Paulus und seine Mitarbeiter auf, es entstand ein Tumult. In diesem kritischen Augenblick übernahmen die Juden die Initiative. Sie hatten vor, sich von Paulus und seinen Anhängern zu distanzieren. Alexander, auch ein Schmied, wurde als Sprecher vorgeschoben, wurde aber als Jude erkannt und konnte sich deshalb kein Gehör verschaffen, weil er nicht die Artemis anbetete.

In 1Tim 1:20 wird uns Alexander vorgeführt als einer, der am Glauben Schiffbruch erlitten hat und sogar lästerte. Wir gehen davon aus, dass es derselbe Alexander ist. Vielleicht waren ihm seine Geschäfte wichtiger als Pauli Wort, auch er lebte sicherlich von dem Geschäft mit dem Götzenkult, wiewohl er die Götzen anbetete. Solch Hinken nach zwei Seiten ist von Übel, und entsprechend ist auch sein Verhalten gewesen. "Vor dem bewahre dich", rät Paulus dem Timotheus, und auch wir tun gut, solchen aus dem Weg zu gehen, die alles mitnehmen wollen sogar die Seligkeit!

2Tim 4:16

"Bei meiner ersten Verteidigung stand mir niemand zur Seite, sondern es verließen mich alle."

Am Ende seiner Laufbahn ist Paulus nur noch von wenigen Treuen umgeben, die große Menge hat ihn verlassen. Es bewegt uns, wenn er in dieser Lage Timotheus dringend zu sich ruft (2Tim 4:9), um ihn so lange bei sich. zu behalten, bis sein Schicksal entschieden ist.

Es gibt keine bessere Empfehlung für einen vorbildlichen Sklaven des Herrn wie Timotheus als die Tatsache, dass Paulus ihn in schwerer Stunde zu sich ruft.

Wir stehen hier vor einem uns gegebenen Beispiel: Engste Verbundenheit mit der Lehre und dem Dienst de Paulus und treues zu ihm Halten in seiner Gefangenschaft. Es ist einfach, sich zu einem '"Strahlemann" zu bekennen, der im Vollbesitz seiner Kraft die Menschen anzusprechen vermag, aber wie stehen wir zu einem,, dem aller äußerer Glanz genommen wurde, dessen Kraft im Gefängnis scheinbar wirkungslos geworden ist?

Die Haltung des Timotheus ist vorbildlich, auch wir sollten sie an den Tag liegen. Möge es uns geschenkt sein, ein Sklave wie Timotheus zu sein, dem die Verherrlichung und Ehre seines Herrn am Herzen lag, der das suchte, was Christi Jesu ist, der ein rechtes Glaubenskind des Paulus war, der Pauli Lehre und rechten Wegen folgte mit einem feinen Gefühl für das Wohl der anderen!

2Tim 4:17

"Es werde ihnen nicht angerechnet!"

Die Welt um uns feiert Weihnachten - aber unser Blick geht heute nicht auf eine Geburtsstätte, sondern auf einen Hügel namens Golgatha. Dort hing unser Herr am Marterpfahl, und eine Seiner letzten Worte waren: "Herr, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lk 23:34).

Damit haben wir zwei Bilder vor uns, einmal unseren Herrn, der qualvoll stirbt, von all seinen Anhängern verlassen, und der den Vater bittet, seinen Feinden zu vergeben; und zum anderen zeigt unser Leitvers das Bild des betagten Apostels Paulus, der im Gefängnis dahinschmachtet, der ebenfalls vom Großteil seiner Anhänger verlassen wurde und der auch hier darum bittet, ihnen dieses Verhalten nicht anzurechnen.

Wenn Paulus uns in Phil 2:5 zuruft: "Denn diese Gesinnung sei in in euch, die auch in Christus Jesus ist", so sehen wir hier an seinem Verhalten ein Stück ausgelebte Praxis dieses Wortes - Christus hat in ihm Gestalt gewonnen, und Seine Liebe strahlt von Paulus ab und trifft diejenigen, die ihn verlassen haben.

Möge auch uns heute dieses Wort bewegen in Verbindung mit einem anderen aus Eph 4:32: "Werdet aber gegeneinander gütig und im Innersten wohlwollend, erweist euch gegenseitig Gnade, wie auch Gott euch in Christus Gnade erweist!"

"Der Herr aber stand mir bei und kräftigte mich, damit durch mich die Heroldsbotschaft völlig ausgerichtet werde und alle Nationen sie hören; so wurde ich aus dem Rachen des Löwen geborgen."

Auf allen Wegen stand der Herr Seinem Apostel bei und kräftigte ihn, seinen Auftrag zu erfüllen. Wie aber sah diese Kräftigung aus? Wenn wir den Weg Pauli zurückverfolgen, so sehen wir diesen gespickt mit Drangsal u nd Über aller Art, bis zum Beinahe-Tod durch Steinigung. Eine Aufzählung seiner Peinigungen finden wir in 2Kor 11:23 ff.

In 2Kor 12:9 wird Paulus (und mit ihm auch wir) über Folgendes belehrt: "Die genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht." Wir sehen, keine körperliche Kraft und Gesundheit sind Paulus verheißen, dafür aber eine Gotteskraft, die ger ade in unserer körperlichen Schwachheit, in der Ohnmacht unserer irdischen Staubgefäße in dem Maße sichtbar wird, dass Paulus sich schon im nächsten Satz seiner Schwachheit sogar rühmt und sein Wohlbefinden bekundet, auch in allen Misshandlungen, Nöten, Verfolgungen und unter Druck um Christi willen. Und dann bezeugt er: "Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll".

Auf diesem Weg läuft die Botschaft Pauli, läuft das Evangelium des erhöhten Herrn von Mund zu Mund und von Herz zu Herz, bis alle Nationen sie gehört haben. Und wenn dann die Vervollständigung der Nationen eingegangen ist, dann ist unser Herr nahe!

2Kor 4:18

"Bergen wird mich der Herr vor jedem bösen Werk..."

Wenn wir dieses Wort ohne Zusammenhang aus der Schrift herausreißen und es betrachten, könnte man es derart auslegen, dass wir selbst nicht zu unserem Wandel tun müssen, der Herr birgt und bewahrt uns ja vor jedem bösen Werk. Doch wer den Zusammenhang nimmt, und Pauli Briefe kennt, der weiß, dass der Apostel dieses Wort so nie verstanden haben will.

Die Liebe Christi drängt uns ja, würdig zu wandeln gemäß unserer Berufung, und als geliebte Kinder sollen wir Nachahmer Gottes werden und in Liebe wandeln, so wie auch Christus uns liebt. Ein solcher Wandel bringt es ganz selbstverständlich mit sich, dass wir willentlich gar keine bösen Werke vollbringen können, dass wir uns also keinesfalls auf den bequemen Stuhl setzten und sagen, der Herr wird's schon machen.

Wer in der Liebe Christi wandelt, ist nicht gefeit, dass er fällt; aber einen solchermaßen Wandelnden gilt dann auch die Verheißung:

"Nichts demnach ist nun denen zur Verurteilung, die in Christus Jesus sind; sie wandeln ja nicht fleischgemäß, sondern geistgemäß" (Röm 8:1) und weiter in Röm 8:28: "Wir wissen aber, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind."

"und mich retten für Sein überhimmlisches Königreich,"

Paulus darf sich nicht nur geborgen in der Hand des Herrn wissen, auch im Blick auf die Zukunft erfüllt tiefer Friede sein Herz: Er weiß sich auch gerettet für Sein überhimmlisches Königreich, und damit ist ja auch unsere Erwartung ausgesprochen.

Das überhimmlische Königreich, es umfasst das gesamte All, ist Christus so lange vom Vater übergeben worden, bis Er alle Seine Feinde unter Seine Füße legen wird (gem. 1Kor 15:25). Dieses Königreich, dessen Weiten unser Denksinn nicht mehr fassen kann, ist unser Erwartungsgut.

Für dieses überhimmlische Königreich sind wir von Gott auserwählt worden. Es ist eine Auswahl, um an unserem Platz den Plan Gottes zu verwirklichen. So wie Israels Auftrag den Menschen auf der Erde (auch auf der neuen Erde) gilt, so haben wir unseren Auftrag an den Überhimmlischen. Doch der Mittelpunkt unserer Erwartung ist Christus Selbst. Nach Ihm sehnen wir uns und nach dem immer währenden Zusammensein mit Ihm. Er persönlich ist das Erwartungsgut unserer Herrlichkeit (gem. Kol 1:27).

Pauli Gebet in Eph 1:16 ff. umfasst die Bitte um geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst, "damit ihr wisst, was das Erwartungsgut Seiner Berufung ist, was der Reichtum der Herrlichkeit Seines Losteils inmitten der Heiligen..."

Auch uns darf große Freude und tiefe Dankbarkeit durchfluten bei dem Gedanken an das, was vor uns liegt!

"Ihm sei die Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!"

Wir haben wenig Vorstellung, wie lange die zukünftigen Äonen dauern werden, aber wir wissen, dass sie zu einem einzigen und großen Triumph für unseren Herrn werden.

Schon lange vor dem Niederwurf der Welt erklärte sich der Herr zum Opferlamm bereit (1Petr 1:19-20). Dann, als die Zeit gekommen war, legte Er Seine Gottgleichheit ab und wurde den Menschen gleichgestaltet, gin gdurch Erniedrigung und Schmach hindurch und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod (gem. Phil 2:5-8). Heute ist der Herr überaus hoch erhöht und wartet sehnsüchtig auf die Seinen, um mit ihnen das von Gott vorgegebene Ziel zu verwirklichen. Es wird für Ihn, unseren Herrn, unendliche Verherrlichung sein, wenn sich vor Ihm in freudiger Unterordnung jedes Knie beugen wird und voll Wonne jede Zunge Ihm huldigen wird: "Herr ist Jesus Christus"!

Doch damit hat die Verherrlichung noch kein ende. Trotz höchster Ehre und größtem Ruhm behält der. Sohn Seine Gesinnung und gibt alles dem zurück, von dem alles kommt, und solesen wir zwar in Phil 2:11: "Herr ist Jesus Christus", aber es gibt noch einen Nachsatz:

"Zur Verherrlichung Gottes, des Vaters."

2Tim 4:19-21

"Grüße Priska und Aqilla und das Oberhaupt des Onesiphorus. Erastus blieb in Korinth, Torphimus aber ließ ich durch Krankheit geschwächt in Milet zurück. Befleißige dich, vor dem Winter zu kommen. Es grüßen dich Eubulus, Pudens, Linus, Klaudia und alle Brüder."

Fast am Ende dieses Briefes übt auch Paulus den schönen Brauch des Grüßens. Unter den verschiedenen Namen fällt uns Trophimus auf, der offensichtlich seinen Dienst mit Paulus nicht mehr ausführen konnte und krank in Milet zurückblieb.

Damit baut sich auch an diesem Tag nochmals eine Spannung auf, die die menschliche, körperliche Schwäche auf der einen Seite und die Herrlichkeit und Kraft Gottes auf der anderen Seite zeigt. Es spricht ja vordergründig gesehen nicht gerade für die göttliche Sache, wenn Paulus seinen dringend benötigten Mitarbeiter krank zurücklassen muss. Doch gerade auf der menschlichen Schwäche und Unfähigkeit baut Gott während der Verwaltung der Gnade Seine Erstlinge auf (wobei Gott auch jederzeit anders handeln kann, wie wir in Phil 2:26-27 bei Epaphroditus sehen können).

Wir, diese berufenen Erstlinge, sind gesegnet "mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus" (Eph 1:3), wobei wir die Betonung auf "geistlich", also nicht sichtbar, legen. Nicht unser körperliches Wohlbefinden steht im Vordergrund, sondern unser geistliches Wachstum, unser geistliches Heranreifen in dem für uns gültigen Evangelium der Gnade und das Erkennen des Ratschlusses Gottes.

2Tim 4:22

"Der Herr Jesus Christus sei mit deinem Geist. Die Gnade sei mit euch! Amen!"

Ein persönliches liebevolles Grußwort Pauli an sein geliebtes geistliches Kind Timotheus und ein ebenso liebevoller Gruß an uns alle bilden den Abschluss dieses Briefes. Die Gnade steht am Anfang und am Ende, sie rahmt den Brief praktisch ein. Die Gnade ist ja auch das tragende Element in Pauli Evangelium, auf ihr baut alles auf, angefangen bei unserer Rettung (Eph 2:8)!

Auch wir möchten uns dem Grußwort des Apostels anschließen und alle unserer geliebten Leser von Herzen mit nachfolgendem Gedicht grüßen:

Mein Gott, hab dank, dass Du mich liebst
und mir in Christus Leben gibst.
Ich starb. Und dennoch lebe ich
in Seinem Glauben nun für Dich.

Ja, als Er dort am Kreuze litt,
durch Seine Gnade starb ich mit,
so dass ich dem, was mich noch hält,
gekreuzigt bin und mir die Welt.

Als Kehrricht werd ich ausgefegt,
doch Dir zu Füßen hingelegt,
dort darf ich ruhn an Deinem Thron,
mein Gott, bei Dir und Deinem Sohn.

Im Geist schon heut im Heimatland,
- versiegelt mit dem Geist als Pfand -
erkenne ich, dass Deine Kraft
in Schwachheit das Vollkommne schafft.

Denn Gnadet tut's Und sie enthüllt.
Gestaltet werd ich in Sein Bild
auf Wegen, die Du wählst für mich.
Du großer Gott, Dir hulg'ge ich!

E. u. A.