Einleitung zum Bund mit Bedingungen

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Abschrift des Heftes:
Abraham, der erste Auserwählte - Band III
Abrahams Weg zur Glaubenshöhe

aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum“
von M. Jaegle und Mitarbeitern (1987)

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Inhaltsverzeichnis

Abraham, der erste Auserwählte

Band III

1. Einleitung zum Bund mit Bedingungen

Das Schweigen Gottes

Der Band II unserer Schriftreihe „Abraham, der erste Auserwählte“ endete mit der Beantwortung der Frage: Wann empfängt die Völkerwelt den Segen Abrahams? Nach diesem prophetischen Ausblick kehren wir nun zurück zum 16. Kapitel des 1. Buches Mose (1Mo 16). Hier wird uns am Schluss 1Mo 16:15 kurz die Geburt eines Sohnes mitgeteilt und der nunmehr 86jährige Abram gibt ihm den Namen Ismael. Nach dieser Altersangabe erfahren wir nichts mehr über Abrams Leben, bis er 99 Jahre alt ist. Während der Zwischenzeit von 13 Jahren schwieg Gott. Dieses Schweigen begann schon bei der Zeugung Ismaels und dauerte deshalb länger als nur 13 Jahre.

Hier begegnet uns ein weises, göttliches Erziehungsprinzip. Wenn nämlich Gläubige Fehler begehen, ist der Friede mit Gott gestört, und zwar durch das Betrüben des heiligen Geistes (Eph 4:30). Dieses innere Erleben bewirkt ein Gefühl, wie wenn sich Gott zurückgezogen hätte. Ein Unglücklichsein und eine Friedelosigkeit erfüllen das Herz, was je nach der Schwere der Verfehlung kürzer oder länger andauert, bis der gestörte Friede wieder hergestellt ist. Jedem aufrichtigen Gläubigen wird solche Betrübnis durch Umsinnung zum Heil ausfallen (2Kor 7:10).

Mit Seinem langen Schweigen hat Gott dem Abram deutlich Sein Missfallen wegen der Zeugung Ismaels zu verstehen gegeben. Gewiss hat Abram dieses Schweigen verstanden. Wie oft mag er mit sich in ein scharfes Selbstgericht gegangen sein und sich vor Gott gebeugt haben! Überaus schmerzlich muss er Jewes Erscheinungen und Sein Reden vermisst haben!

Jewes erneute Zuwendung

Gottes Schweigen dauerte wohl lange, aber nicht für immer. Als Abram 99 Jahre alt wurde, wandte Sich Jewe ihm wieder zu: „Und es erscheint Jewe dem Abram und sagt zu ihm: Ich bin Al, der Allgenugsame. Wandle vor Mir und werde makellos! Und Ich werde Meinen Bund schließen zwischen Mir und dir und werde dich vermehren überaus, ja überaus“ (1Mo 17:1.2).

Ich, dein Gott, bin der Allgenugsame, der allein volles Genüge schenken kann! Ob dieser erneuten Zuwendung Gottes fällt Abram überwältigt auf sein Angesicht (1Mo 17:3), nachdem er während vieler Jahre völlig auf sich gestellt war und ihm gewiss das Herz manchmal schwer wurde.

Gott kündigt nun dem Abram an, dass Er Seinen Bund mit ihm schließen werde, und wiederholt gleichzeitig die Verheißung, ihn überaus zu vermehren (1Mo 17:2).

Abrams neue Einstellung zu Gott

Wie reagierte Abram auf dieses erneute Reden Gottes? In 1Mo 17:3 berichtet die Bibel: „Da fällt Abram auf sein Angesicht“ - und schweigt. Dieses Niederfallen Abrams vor seinem Gott ist vielsagend. Als Petrus sich vor Jesus niederwarf (Lk 5:4-9), sagte er, was er damit zum Ausdruck bringen wollte, nämlich: „Geh von mir hinaus, da ich ein sündiger Mann bin.“

So können wir auch Abrams Niederwerfen deuten. Wortlos hat er damit seine Verfehlung eingestanden und seiner Umsinnung Ausdruck gegeben. Diese unterstreicht er noch durch sein Schweigen; denn als ihm Jewe das letzte Mal das Land verhieß (1Mo 15:7), kam sofort die Frage (v. 8): „...woran soll ich erkennen, dass ich es einnehmen werde?“ Jedoch diesmal unterbrach er Jewe nicht. Gewissermaßen bekundet er damit seine Bereitschaft, willig noch weitere Zurechtweisungen entgegenzunehmen. Doch Jewe Selbst konnte genügend in dem reumütig vor Ihm liegenden Abram lesen, so dass keine tadelnden Worte nötig waren. Vielmehr konnte Er nun mit Abram über ein neues Gebiet reden.

Abrams neuer Name

Nachdem Alueim Abram versichert hatte, dass Sein Bund mit ihm sei und er der Vater einer Schar von Nationen werde, spricht Er zu ihm (1Mo 17:5): „Nicht weiterhin soll dein Name genannt werden Abram. Sondern dein Name wird Abraham; denn zum Vater einer Schar von Nationen mache ich dich.“

„Abram“ bedeutet „Vater der Höhe“ oder „hoher, erhabener Vater“, während der neue Name „Abraham“ „Vater hoher Schar“ beinhaltet, entsprechend der Verheißung „du wirst Vater einer S c h a r von Nationen“.

Danach versicherte Jewe (V. 6): „Und Ich lasse dich fruchtbar werden überaus, ja überaus. Und Ich mache dich zu Nationen, und Könige werden hervorgehen von dir.“ Von Abrahams Berufung bis hierher steigern sich die Verheißungen geradezu. Mit der ersten verhieß ihm Gott, ihn zu einer großen Nation werden zu lassen (1Mo 12:2). Doch jetzt erhält er eine jene weit überragende Verheißung, will ihn Gott doch zu einer Schar von Nationen machen.

Hier, wie auch in der ganzen Heiligen Schrift, haben wir eine beeindruckende Illustration vom Wachstum der göttlichen Verheißungen. Folglich wird der Unterschied zwischen den beiden Namen herausgestellt: In Abram ist ihm nur e i n e N a t i o n verheißen, hingegen in Abraham eine ganze S c h a r von N a t i o n e n. Weiter ist Abraham verheißen, dass Könige von ihm hervorgehen werden. Tatsächlich hat Israel eine ganze Reihe von Königen hervorgebracht und vor allem stammt der König der Könige und Herr der Herren, Jesus Christus, dem Fleische nach aus der Stammlinie Abrahams (Mt 1:1ff.).

Der an Bedingungen geknüpfte Bund der Beschneidung

Und nochmals versicherte Gott dem Abraham, dass Er ihn überaus fruchtbar machen und ihm und seinem Samen das ganze Land Kanaan zu äonischem Besitz geben werde. Dabei hebt Gott gerade zweimal die Bestimmung dieses Bundes hervor (1Mo 17:7-8): „... zu werden dir zum Gott und deinem Samen nach dir ... Und Ich werde ihnen zum Alueim.“

Das Ziel dieses Bundes mit Bedingungen war dem zufolge nichts Geringeres, als dass Gott dem Abraham und seinem Samen nach ihm zum Unterordner und Verfüger werden wollte, was der hebr. Titel „Alueim“ beinhaltet.

Darauf bekam Abraham die Bedingung dieses Bundes zu hören (1Mo 17:10): „Beschneidet euch jeden Männlichen! Und beschnitten sollt ihr sein an dem Fleische eurer Vorhaut. Und es werde zum Zeichen des Bundes zwischen Mir und euch“, lautet die göttliche Forderung. Gott nennt auch gleich die Folgen, die ein Nichtbeachten Seiner Anweisung hat (1Mo 17:14): „...und jede Seele werde ausgerottet von seinem Volke. Meinen Bund bricht er.“ Der Tod war die unausbleibliche Folge für den Bundesbruch.

Beim Vergleich der beiden bisher genannten Bündnisse fällt auf, dass Gott den ersten Bund allein schließt (wobei Er Abram verheißt, seinem Samen das Land zu geben), ohne Gegenleistung zu verlangen (1Mo 15:18). Jedoch beim zweiten Bund, dem der Beschneidung, nimmt Gott eine andere Stellung ein. Jetzt werden Abraham und sein Same mit einbezogen und zur Mitwirkung verpflichtet wie später bei der Gesetzgebung am Sinai: „Dies ist Mein Bund, den du halten sollst ... und dein Same nach dir...“ (1Mo 17:1).

Gottes Vorherwissen um Israels Bundesbruch

Wie sehr Gott um Israels Bundesbruch im voraus wusste, sagte Er ganz offen dem Mose, als das Volk noch gar nicht im Lande war. Und mit Mose vernehmen auch wir: „Und Jewe sprach zu Mose: Siehe, du wirst dich zu deinen Vätern legen; und dieses Volk wird sich aufmachen und den fremden Göttern des Landes nachhuren, in dessen Mitte es kommt, und es wird Mich verlassen und Meinen Bund brechen, den Ich mit ihnen gemacht habe (5Mo 31:16).

So können wir sagen, dass Israel diesen Bund nicht eingehalten hat, obgleich es äußerlich dem Fleische nach den Ritus beachtete (und dies bis heute). Von grundlegender Bedeutung in diesem Zusammenhang ist auch die Feststellung in 1Mo 17:13b: „Mein Bund werde i n eurem F l e i s c h e zum äonischen Bund.“ Von diesem Fleische sagt aber der Apostel Paulus ganz klar: „Denn ich weiß, dass in mir (das heißt in meinem Fleisch) nichts Gutes wohnt“ (Röm 7:18). Daher lässt Gott, als der wahre Herzenskenner, schon durch Mose verkündigen (5Mo 30:6): „Und Jewe, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Kinder beschneiden, damit du Jewe, deinen Gott, liebest mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, damit du am Leben bleibest.“

Dem zufolge konnte die äußere Beschneidung am Fleische ohne die innere des Herzens durch Seinen Geist Gott niemals genügen. Das lehrt uns auch Paulus in seinem Brief an die Römer (Röm 2:29).

Weiter offenbart der Apostel den ganzen abgrundtiefen Gegensatz zwischen Fleisch und Geist (Röm 8:5-8; Gal 5:16-26) und des Fleisches Schwachheit und Unvermögen, das göttliche Gebot erfüllen zu können (Röm 8:2.3).

Offensichtlich lag es auch nicht in Gottes verborgener Absicht, dass die Nachkommen Abrahams den Bund vom Sinai mit der Gesetzgebung ergänzte und entsprechend erschwerte. Nein, alle diese an Bedingungen geknüpften Bündnisse sollten die Israeliten von ihrer Unfähigkeit überführen, sie gottgemäß einhalten zu können, damit sich kein Fleisch vor Gottes Augen rühme (1Kor 1:29). Das göttliche Vorherwissen und ihr Versagen liegt schon in der Aufforderung begründet: Du sollst Meinen Bund halten!

Dies erinnert uns an das Adam gegebene Gebot im Garten Eden: „Du sollst ... du sollst nicht“ (1Mo 2:16.17). Weder Adam noch Israel waren dazu ausgerüstet, Gottes Gebote zu erfüllen; denn sie waren Seelische (1Kor 15:45). Und der seelische Mensch kann nichts vom Geiste Gottes annehmen (1Kor 2:14). Allein der Geist Gottes kann die Kraft vermitteln, Seine Gebote zu halten, weswegen den Nachfahren Abrahams das Vermögen fehlte, die an die verschiedenen Bündnisse gekoppelten Bedingungen einzuhalten.

Statt Herzensdemut dieser Tatsachen eingedenk zu werden, nistete sich in ihren Herzen unbeugsamer Stolz und Überheblichkeit ein. Deshalb ergeht die eindringliche Mahnung an das Volk: „Beschneidet die Vorhaut eures Herzens und verhärtet euren Nacken nicht mehr“ (5Mo 10:16).

Damit Gott Sein vorgegebenes Ziel (ihr Gott zu werden), das Er bei der Einführung des Bundes der Beschneidung bekannt gab, erreichen kann, muss Er Israel ein neues, von Seinem heiligen Geist beschnittenes und erfülltes Herz geben, so dass sie Ihn lieben und in Seinen Wegen wandeln können. Dann erst werden sie das verheißene Land als äonischen Besitz empfangen, entsprechend Seiner Zusicherung in 1Mo 17:7.8.

Damit das auserwählte Volk diese Lektion lerne, dass Werke des Fleisches, in eigener Kraft vollbracht, Gott niemals genügen können, ordnete Gott im Laufe Seiner Geschichte noch weitere Bündnisse mit immer einschneidenderen Bedingungen an. Wir denken da vor allem an den Bund der Gesetzgebung vom Sinai, der Israels Geschichte prägte. Der Apostel Paulus verbindet die beiden zu einem Ganzen, wenn er sagt (Röm 2:25): „Beschneidung ist zwar nützlich, wenn du das Gesetz in die Tat umsetzt."

Der Bund vom Sinai

Ein Musterbeispiel dafür ist der Bund vom Sinai. Auch damals wurden die Israeliten ermahnt, Seinen Bund zu halten (2Mo 19:5), worauf sie in völliger Unkenntnis ihres Unvermögens übereilt und unbedacht antworten (V. 8): „Alles, was Jewe geredet hat, wollen wir tun!“ Und was taten sie?

Es dauerte nicht lange, da forderten sie einstimmig von Aaron, dass er ihnen Götter (Götzen) mache, die vor ihnen hergehen sollten (2Mo 32:1ff.). Zeitlebens blieb das „wir wollen tun“ ihr Leitmotiv, worauf ein Bundesbruch nach dem anderen folgte, wie Glieder einer Kette.

Gottes Urteil über den Bund vom Sinai

Aus Gottes Urteil über diesen Bund vom Sinai kann man schließen, dass Gott weder überrascht noch enttäuscht war über Israels Bundesbruch. Denn Er Selbst sagt von Seinem ersten Bund, dass er zu tadeln war (Hebr 8:7.8) und dem Verschwinden nahe sei, um einem neuen, besseren Platz zu machen (Hebr 8:13).

Durch den Propheten Hesekiel spricht Gott einen noch stärkeren Tadel über diesen Bund aus, da Er frei und offen erklärt (Hes 20:25): „Ich gab ihnen (Israel) Satzungen, die nicht gut waren, und Rechte, durch welche sie nicht leben konnten.“ Doch zu diesem Schriftwort müssen wir dasjenige in Röm 7:12 stellen, wo Paulus erklärt: „Das Gesetz ist heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut."

Ein Widerspruch und dessen Lösung

Hier haben wir wieder einen vermeintlichen Widerspruch in der Bibel. Doch wenn wir den Zusammenhang beachten, dann besteht gar kein Gegensatz, denn es werden zwei grundverschiedene Gesichtspunkte aufgezeigt. Einerseits sind Gottes Satzungen nicht gut für den Menschen, weil sie ihm kein Leben vermitteln können. Andererseits beruht des Apostels gutes Zeugnis über Gottes Gesetz darauf, dass das Gesetz den Menschen und vor allem Israel zur Erkenntnis seiner Sündhaftigkeit und des Unvermögens zum Halten des Gesetzes bringt; denn das Gesetz ist geistlich, der Mensch aber ist fleischlich (Röm 7:14). Paulus selbst ist dafür ein Beispiel mit seinem Herzensschrei: „Ich elender Mensch, was wird mich bergen aus dem Körper dieses Todes?“ (Röm 7:24). Doch das Gute dabei war, dass der Apostel durch das Gesetz für Gottes Gnadenwerk bereit gemacht und überdies vom Gesetz zu Christus geführt wurde (Gal 3:24), dieweil durch Gesetz Erkenntnis der Sünde ist (Röm 7:7.8). Diese Erfahrung des Apostels trägt prophetischen Charakter für die Wiederannahme Israels.

Erst wenn der Mensch den Bankrott all seiner fleischlichen Bemühungen einsieht, streckt er sich verlangend nach Gott aus. Jedoch gerade auf diesem dunklen Hintergrund menschlichen Unvermögens hat Gott ihn empfänglich gemacht, das alles umfassene Opfer des Sohnes Seiner Liebe zu erkennen. Nun, nachdem ihm aufgeleuchtet ist, was dieses Dahingehen unseres Herrn alles beinhaltet, ist er erst in der Lage, mit jubelndem Herzen seinem Gott und Vater Dank und Anbetung darzubringen und Sein Sehnen nach Gegenliebe zu stillen.

Die Beschneidung - ein Mahnmal

Paulus deutet die Beschneidung Abrahams als Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, die er vor der Beschneidung hatte (Röm 4:11; 1Mo 15:6). Demnach war die Beschneidung die göttliche Urkunde für Abrahams Gerechtigkeit aufgrund des Glaubens und nicht von Werken. Während Abraham sich erst beschneiden musste, nachdem er die Gerechtigkeit aus Glauben erlangt hatte, forderte Gott die Beschneidung bei seinen Nachkommen schon vorher. Daraus folgerte Israel, Gerechtigkeit wäre aufgrund von Werken zu erlangen.

Doch was will Gott mit der Beschneidung lehren? Mit dem Wegschneiden eines kleinen Stückchens Fleisch demonstrierte Gott an Abraham das Ungenügen und die Wertlosigkeit des Fleisches für die Erlangung der Gerechtigkeit. Gleich einem M a h n m a l hätte der Ritus der Beschneidung Israel an die Nutzlosigkeit seiner fleischlichen Bemühungen zum Ergreifen von Gottes Gerechtigkeit erinnern sollen. „Das Fleisch nützt überhaupt nichts“, sagt Jesus in Joh 6:63, und Paulus schreibt den Korinthern (1Kor 7:19): „Beschneidung ist nichts, und Unbeschnittenheit ist nichts, sondern auf das Halten der Gebote Gottes kommt es an.“

Wir wissen: Die im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen (Röm 8:8). Mit der Beschneidung tat Gott am ersten Auserwählten sinnenfällig kund, dass im Fleisch Vollbrachtes Ihm nicht genügen kann und Er es ablehnen muss, gleich dem weggeschnittenen Fleisch. Fleisch kann nur immer an Sünde gekettetes Fleisch hervorbringen, weshalb Ismael nie die Stelle des verheißenen Isaak einnehmen konnte, auch wenn dies Abraham noch in Unkenntnis der Allmacht Seines Verfügers wünschte (1Mo 17:18): „Treibe aus diese Dienstmagd mit ihrem Sohn...“ , lautete der unerbittliche Befehl (1Mo 21:10), weil der nach dem Fleisch Gezeugte den nach dem Geist Gezeugten verfolgte (Gal 4:29).

Die Nachkommen Abrahams wähnten zu Unrecht, durch die Beschneidung am Fleisch das zu besitzen, was ihr Vorvater im Geist aus Glauben besessen hatte: Gerechtigkeit Gottes. Dies war der große Irrtum, in dem sie gefangen waren; ihnen fehlte der erforderliche Glaube. Wie ungerecht sie in ihrem Handeln waren, trotz der Beschneidung, das erweist ihre Haltung dem Sohne Gottes gegenüber. Israel konnte eben nicht glauben, dass Christus der für sie das Gesetz Erfüllende sei, weswegen sie noch immer vergeblich in eigener Kraft die gerechten Forderungen des Gesetzes zu erfüllen suchen (Röm 9:31-33).

Die geistliche Bedeutung der Beschneidung

für die Herausgerufenen aus den Nationen
Und nun eine Nutzanwendung des Gesagten für uns, die wir heute kein äußeres Zeichen an unserem Fleische tragen, sondern durch Gottes Geist Versiegelte und Beschnittene an den Herzen sind (Phil 3:3). Gemäß Kol 2:11 wurden wir zusammen mit Christus beschnitten, als Er sterbend am Kreuz den Körper des Fleisches abstreifte. Beschneidung bedeutet demnach Sterbensgemeinschaft. Diese stellungsgemäße Tatsache in Christus sollte ihren Niederschlag in einem entsprechenden geistlichen Wandel im Herrn finden, indem wir tagtäglich in der Kraft seines innewohnenden Geistes und der dargereichten Gnade das Fleisch zusammen mit den Leidenschaften und Begierden kreuzigen (Gal 5:24) und die Glieder, die auf der Erde sind, ertöten (Kol 3ff.) „Leget ab, streifet ab die alte Menschheit“ (Eph 4:22; Kol 3:9), ist der praktische Nachvollzug der Beschneidung des Christus im Abstreifen des Körpers des Fleisches am Kreuz (Kol 2:11). Das buchstäbliche Wegschneiden eines Stückchens wertlosen Fleisches bei Abraham, das achtlos - wie Abram - beseitigt wurde, bedeutet für uns geistlicherweise das Ablegen, das in den Tod Geben des alten Menschen in unserem Wandel im Herrn, wofür der Apostel Paulus das große Vorbild ist (s. Phil 3:3-9).

Der große Gegensatz

Die große Kluft zwischen diesen beiden Bündnissen, dem der Landverheißung (1Mo 15) und demjenigen der Beschneidung, wird gleich am Anfang, beim Bundesschluss offenbar. Da gewahren wir auf der einen Seite Gott als den Allein-Handelnden (1Mo 15:9ff.), dieweil Abram, der zweite Bundesgenosse, durch Betäubung ausgeschaltet war. Hätte er nur ein Kleines mitgewirkt, so würde er - vielmehr seine Nachkommen - einen Teil der Verantwortung für die Aufrechterhaltung des Bundes übernommen haben. Als unerneuerte Menschen mit alten Herzen wäre es ihnen auch garnicht möglich gewesen, diesen ersten Bund zu halten, (diese Feststellung gilt übrigens auch für alle folgenden Bündnisse). Daher hat Gott bereits durch den Propheten Jeremia dem Volk Seiner Wahl verheißen, ihm ein neues Herz zu geben (Jer 31:31-34), womit es dann befähigt sein wird, gemäß Hebr 8:8-13 den neuen Bund (den Gott am Tage seiner Wiederannahme mit ihm in Kraft setzen wird) zu halten: „Denn Ich werde Meine Gesetze in ihre Denkart geben und sie auf ihre Herzen schreiben...“

Auch der Prophet Hesekiel prophezeit von diesem Heilswirken Gottes (Hes 36:26-28): „Und einen neuen Geist gebe Ich euch und nehme weg das Herz von Stein aus eurem Fleische. Und Ich gebe euch ein Herz von Fleisch, und Meinen Geist gebe ich euch und mache, dass ihr in Meinen Satzungen wandelt und Meine Rechte haltet und sie tut. Dann sollt ihr wohnen in dem Lande, das Ich euren Vätern gab. Und ihr werdet Mir zum Volke und I c h werde e u c h zum A l u e i m (Gott).“

Hierin erkennen wir die endliche Erfüllung dessen, was Abraham in 1Mo 17:8 verheißen war. Abraham selbst wird als Auferstandener aus den Toten an diesem Segen teilnehmen, Ja, dann wird Gott der alleinige Verfüger und Unterordner Israels sein, dem sie aus Liebe anhangen und in dessen Wegen sie wandeln werden. Doch bevor jener sieggekrönte Tag beginnt, wird Jewe gemäß Hes 36:24.25 Sein Volk aus allen Ländern sammeln und sie in ihr Land bringen. Darauf wird Er reines Wasser auf sie sprengen, und sie werden rein sein. Von all ihrer Unreinigkeit und von all ihren Götzen wird Er sie reinigen und ihnen ein neues Herz geben, worauf sie Makellose sein werden.

Zu bemerken ist noch, dass dem bedingungslosen Bund (1Mo 15:18), den wir auch als eine Zusage ohne Vorbehalte bezeichnen können, ein ähnlicher Bund vorausgegangen war: der Regenbogenbund. Ohne dass die Menschen das Geringste dazu beitragen konnten, richtete Gott diesen auf (1Mo 9:8ff.), ja im Gegenteil das völlige Versagen der Menschen war der Anlass dafür. Gott gab der Menschheit die unverbrüchliche Verheißungen, sie nie mehr durch ein Wassergericht zu führen, und setzte als Zeichen dafür den Bogen in die Wolken. Dies alles tat Er, als der rückhaltlos treu zu Seinen Zusagen Stehende, ohne den Menschen die allergeringste Verpflichtung aufzuerlegen.

Die Aufgabe der verschiedenen Bündnisse

Vom vielen, was über diese zwei verschiedenen Handlungsweisen Gottes bei den Bündnissen anhand der Schrift noch zu sagen wäre, wollen wir noch auf das eine hinweisen: Israels unzählbare Bundesbrüche konnten nur an den mit Forderungen verbundenen Bündnissen verübt werden. Die Aufgabe dieser Bündnisse war es, Israel zu erproben und den Erweis zu erbringen, dass mit Werken des Gesetzes und in eigener fleischlicher Kraft kein unvergängliches Leben und keine vollgültige Gerechtigkeit zu erlangen war.

Dieser Beweis wurde offensichtlich erbracht. Zwar stellt Paulus Seinem Volk das Zeugnis aus, einem Gesetz der Gerechtigkeit nachzujagen, doch geschieht das nicht aus Glauben (Röm 9:31.32).

Sobald der neue, bessere Bund, dessen Bürge und Mittler Jesus Christus ist (Hebr 7:22; Hebr 8:6; Hebr 9:15; Hebr 12:24), in Kraft getreten sein wird, werden sie ganz anders reden. Gottes Wort gibt uns schon Vorproben dieses neuen Redens aufgrund ihrer erneuerten Herzen. So werden sie sagen (Kla 5:21) „Jewe, bringe uns zu Dir zurück, damit wir umkehren; erneuere unser Tage wie vor alters“ und „...bekehre mich, damit ich mich bekehre, denn Du bist Jewe, mein Gott“ (Jer 31:18b), der Israel an jenem Tage gar zum V a t e r geworden ist (Jer 31:9b; Jes 64:8). - Sie, deren Herzen vormals weit weg von Ihm völlig genug hatten, werden dann ihr volles Genüge in Ihm gefunden haben (Mt 15:8).

Obgleich das Volk seit damals bis heute Seinen Bund immer wieder gebrochen hat, wie dies Ps 78:10 und Jer 11:10 bezeugen, und obwohl sie die größte Sünde begingen, die Kreuzigung des Sohnes Gottes, so blieb dennoch die Abraham bedingungslos gewährte Bundesverheißung unverändert bestehen.

Die Erfüllung der Bündnisse

Bei der Einlösung des Bundes ohne Bedingungen (1Mo 15) können wir im voraus sagen, dass er von Gott alleine gemacht wurde (ohne Mitwirken des Menschen) und folglich auch allein von Gott erfüllt werden wird. Demgemäß schreibt Sacharja (Sach 12:10): „Und ich werde über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen; und sie werden auf Mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen gleich der Wehklage über den Eingeborenen und bitterlich über Ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt.“

Wieder geschieht das aufgrund einer Tat Gottes an den Herzen bei der Wiederkunft Christi zur Aufrichtung Seines irdischen Königreiches (Sach 14:4). Und siehe, der in die Herzen ausgegossene Geist der Gnade und des Flehens und der Blick hin zu dem auf dem Ölberg herabsteigenden Messias bewirken sofort die wohlgefällige Frucht des Umdenkens in ganz Israel (Sach 12:11-14). Im darauf anbrechenden Äon Seines Königreiches wird Sein Volk voller Willigkeit sein (Ps 110:3). Dann wollen sie nicht mehr alles selber tun, sondern erwarten zuerst eine Heilstat Gottes. In jener Frist werden sie das Jagen nach eigener Gerechtigkeit aufgeben und allein noch in Gott wohlgefälliger Weise die erfahrene Rettung auswirken. Ferner werden sich all die herrlichen prophetischen Aussagen über Israels Zukunft erfüllen.

„Dann wird keinesfalls ein jeder seinen Mitbürger und ein jeder seinen Bruder belehren wollen und sagen: Erkenne den Herrn! Denn alle werden mit Mir vertraut sein, vom Kleinen bis zum Großen unter ihnen“ (Hebr 8:11; Jer 31:34). Welch kostbare Frucht als Ergebnis der Einwirkung Seines Geistes auf ihre Herzen! Und vor allem werden sie Ihn dann von ganzem Herzen und aus all ihrem Vermögen lieben.

Gottes Gnadengaben und Berufung Israels sind für Ihn unbereubar geblieben (Röm 11:29) weil letztlich alles, was Er Seinem geliebten Volk an Heil und künftiger Herrlichkeit verheißen hat, sich auf seinen bedingungslosen Gnadenbund gründet, bei dessen Abschluss Er der allein Wirkende war (1Mo 15:17.18).

Wie aber sieht es bei dem Bund m i t Bedingungen aus? Wird Gott auch hier sein vorgefasstes Ziel erreichen?

Aufgrund der prophetischen Aussagen in der Heiligen Schrift steht unumstößlich fest, dass Er sein Ziel erreichen wird. Gerade aufgrund von Israels Versagen, so paradox es klingen mag, kann Er Seine Allgenugsamkeit erweisen. Auch wird Er der von Seinem auserwählten Volk geliebte Gott sein, vor dem sie noch in Makellosigkeit wandeln werden.

Das Vorbild dafür ist ihr Vorvater Abraham, über den Gott schlussendlich so verfügen konnte, dass er bereit war, seinen einzigen Sohn der Verheißung zu opfern; denn Abraham hatte volles Genüge in Seinem Gott gefunden. Das Leben und Erleben Abrahams trägt ja wunderbare prophetische Züge an sich, die allen Auserwählten gelten.

Wird Gott Sein erklärtes Ziel, alles in allen zu werden (gemäß 1Kor 15:28), auch mit den Nichterwählten erreichen? Wenn Er es schon mit Seinen Auserwählten erreicht, deren Fehlverhalten viel schwerwiegender ist, als das der Ungläubigen, dann ganz gewiss auch mit diesen Menschen. Dafür ist wiederum Abraham, der erste Erwählte und Israel (das als auserwähltes Volk in seinem Unglauben die größte Sünde beging, die Ablehnung und Verwerfung des Sohnes Gottes), Modell und Beispiel!

Dabei wollen wir nicht übersehen, dass der Weg zu diesem Ziel ein langer Leidensweg ist. Jedoch die bleibende, zutiefst beglückende und befriedigende Erfahrung der Allgenugsamkeit Gottes wird mehr als genug alle Trübsal aufwiegen, wie es uns die Lebenserfahrung Hiobs darlegt. Nie endender Dank und Lobpreis aus dankerfülltem Herzen wird der Ausklang sein!

Saras neuer Name

Mit der Einführung des Bundes der Beschneidung erhält auch Sarai, gleich wie Abraham, einen Namen mit großem Heilsinhalt. „Du sollst ihren Namen nicht Sarai (= meine Angesehene) nennen, denn Sara ist ihr Name. Und Ich segne sie und überdies gebe Ich dir von ihr einen Sohn“ (1Mo 17:15-16a). Fortan nannte Abraham seine Frau „Sara“, was „Fürstin“ bedeutet, weil aus ihrem verheißenen Sohn Könige von Völkern hervorgehen werden (V. 16b).

Abrahams Einstehen für Ismael

Als Gott dem Abraham eröffnete, dass Sara ihm einen Sohn gebären werde, von dem Nationen und Könige von Völkern hervorgehen sollten, da fiel Abraham wieder auf sein Angesicht und - lachte! Es war ein Lachen des Unglaubens, denn Abraham bezweifelte in seinem Herzen, dass sie, die Hochbetagte, noch einen Sohn bekommen könnte.

Damit war Abraham wieder in eine Glaubenskrise geraten. Statt der Verheißung betreffs des Sohnes zu glauben, trat er für Ismael ein und sprach zu Gott (V. 18): „Oh dass Ismael leben möchte vor Dir!“ Aus diesen Worten klingt die Bitte, dass Gott doch Ismael wohlgefällig annehmen und nicht verstoßen möge.

Nun, dass Abraham so für Ismael eintrat, ist zu verstehen, denn er war ja sein Sohn, sein Fleisch. Doch zudem leuchtet damit einmal mehr das schöne Bild auf, wo sich ein Auserwählter für den Nichtauserwählten bei Gott verwendet.

Wie antwortet Gott nun auf die Bitte Seines Erwählten?

Eine zweiteilige Antwort

1Mo 17:19: „Und es sagt Alueim zu Abraham: Dennoch, siehe Sara, deine Frau, soll dir einen Sohn gebären und du sollst seinen Namen Isaak nennen. Und Ich richte Meinen Bund auf mit ihm zum äonischen Bund mit seinem Samen nach ihm.“

Wir sehen, dass Gott vorerst nicht auf des Patriarchen Bitte eingeht. Den Vorrang hat Isaak, mit dem Gott Seinen äonischen Bund aufrichten wird.

Wenngleich Ismael als Bundesträger nicht infrage kommt, so wird der Hintangesetzte trotzdem gesegnet. Wie mag Abraham erleichtert aufgeatmet haben, als er die erhebende Zusage bekam (V. 20) „Siehe, Ich erhöre dich.“ Welch eine Erquickung für den um Ismael bangenden Abraham! Der nach dem Fleisch gezeugte Sohn war also nicht verworfen, er blieb ein in Gottes Liebesplan Eingegliederter. Ja, „Ich (Gott) segne ihn, ...und Ich mache ihn zu einer großen Nation“ (V. 20b), womit Alueim auch Abraham, wie bereits früher der Hagar (1Mo 16:10-11)

die große Zukunft Ismaels

offenbarte. Wie mag der Vater des Glaubens gestaunt haben, als er hörte, dass Ismael 12 Fürsten zeugen und Gott ihn zu einer großen Nation machen werde.

Als ob Gott bei Abraham Zweifel bemerkt hätte oder ihn vor solchen bewahren wollte, versicherte Er ihm fünfmal (1Mo 17:2): Ich werde diese vielseitige Verheißung erfüllen. Auch wenn Gott Ismael schon vor seiner Geburt als einen in die Widerspenstigkeit Eingeschlossenen bezeichnet (1Mo 16:11) und mit ihm auch alle seine Nachkommen, die seinen widerstrebenden Charakter erbten, so wird sich Gott ihrer aller dennoch erbarmen. Denn gerade ihre Widerspenstigkeit ist die Voraussetzung für den Erweis von Gottes Erbarmen (Röm 11:32).

In Röm 15:9 lesen wir: „Die Nationen (zu denen auch die Ismaeliten zu rechnen sind) aber werden Gott für Sein Erbarmen verherrlichen ...“ Die Erfüllung dieser prophetischen Aussage nimmt ihren Anfang im kommenden Königreich Christi. Auf der neuen Erde werden Ihn dann vollends a l l e Nationen loben und a l l e Völker lobpreisen (V. 11), worauf die Vollendung erfüllt sein wird von der überschwänglichen Verherrlichung Gottes ob Seinem in Christus erfahrenem Allerbarmen!

Kehren wir nach diesem prophetischen Ausblick zu Abraham zurück. So reiche Verheißungen Gott dem Ismael auch gegeben hat, Seinen Bund wird Er dennoch mit Isaak aufrichten, den Sara zur bestimmten Zeit im anderen Jahre dem Abraham gebären wird (1Mo 17:21).

Die erste Beschneidung

Nachdem Alueim Sein Reden beendet hat, geht Abraham in vorbildlichem Glaubensgehorsam hin und beschneidet jeden Männlichen seines Haushalts. Bei dem ausführlichen Bericht darüber wird noch besonders das Alter Abrahams (99 Jahre) und dasjenige Ismaels (13 Jahre) erwähnt (1Mo 17:23.24).

Das nun folgende Kapitel 18 im ersten Buch Mose eröffnet uns einen neuen Abschnitt in Abrahams Leben.

Lies weiter:
2. Erneute Verheißung des Sohnes