Hiobs weitere Erlebnisse und Kämpfe

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift: Wer ist Satan?
Satans Ursprung, Werke und Ziel (Heft 5)
aus der Reihe „Mannigfaltige Weisheit Gottes“
von M. Jaegle 1983

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift nicht mehr erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

4. Hiobs weitere Erlebnisse und Kämpfe

2. Teil

Hiobs Freunde

Ein besonderes Gepräge geben diesem zweiten Teil drei Menschen, die eng mit Hiobs Leidensgeschichte verflochten sind: Eliphas der Temaniter, Bildad, der Schuchiter und Zophar, der Naamatiter (Hi 2:11 ff). Gleich wie uns zu Beginn durch das schöne Familienleben Hiobs ein erquickendes Bild geboten wurde, so gewähren uns die drei Männer ebenfalls einen erfreulichen Anblick mit ihrer vorbildlichen Freundschaft zum leidgeprüften Hiob.

Als sie von dem schweren Unglück hörten, machten sie sich sogleich auf den Weg, um Hiob ihr Beileid zu bezeugen und ihn zu trösten.

Doch der Anblick seines Leidens ergriff sie derart, dass sie weinten, ihre Gewänder zerrissen und Staub auf ihre Häupter warfen. Dann setzten sie sich zu ihm auf den Erdboden sieben Tage und Nächte lang, ohne ein Wort zu sprechen, denn sie sahen, dass sein Schmerz überaus groß war (Hi 2:12-13).

Nach dem schmerzlichen Verlust seiner Kinder und der schmählichen Abkehr seiner Frau verblieben Hiob noch drei treue Freunde, die ihm herzliche Teilnahme bezeugten und mit ihm litten. Hiob durfte damit rechnen, dass sie ihm beistehen und ihn trösten würden. Auch besaßen seine Freunde eine für damals schon beachtliche Gotteserkenntnis. Und trotzdem wurde auch diese Gemeinschaft in der Folge zerstört. Angesichts des großen Schmerzes ihres Freundes bringen die Männer kein Wort des Trostes hervor. Endlich bricht Hiob als erster das bedrückende Schweigen.

Hiobs erste Rede

Was wird nun Hiob sagen? "Danach tat Hiob seinen Mund auf und verfluchte seinen Taqg" (Hi 3:1). Nachdem Hiob als ein Glaubensheld zwei große Siege errungen hatte (Hi 1:20.21 und Hi 2:10), kommen nun ganz befremdende Worte über seine Lippen. Es sind die Reden eines lebensmüden Dulders. Der Tag seiner Geburt ist für Hiob ein Unglückstag; jener Tag soll zugrunde gehen (Hi 3:3). Hier stehen wir an einem Wendepunkt in Hiobs Leidensgeschichte. Nun erhebt sich die entscheidende Frage: Wird Hiob weiterhin an seinem Gott festhalten, oder wird er doch noch den Rat seiner Frau befolgen?

Hiob verflucht den Tag seiner Zeugung und Geburt. Er schreit: "Warum bin ich nicht umgekommen, als ich aus dem Mutterleib kam?" Wir wissen heute die Antwort: Hiob musst leben, weil Gott für ihn eine große Aufgabe hatte. Für ungezählte andere sollte er zum Halt werden, an dem sie sich aufrichten konnten. Viele sollten von ihm lernen, auch in der tiefsten Tiefe Gott nicht zu verlieren. Es hat lange gedauert, bis Hiob wusste: Gott will, dass ich da bin. Er liebt besonders die Menschen,denen ihre Last manchmal zu schwer werden will. Kein Leben ist lebensunwert, denn Gott gibt jedem Leben einen Sinn, auch dem armseligsten. Das ist Hiobs großes Vermächtnis an eine Welt, in der es viel Leiden und viele Tränen gibt bis zum heutigen Tag.

Hiobs weiteres Festhalten an Gott

Noch rechnet Hiob ununterbrochen mit Gott und wendet sich daher an Ihn, der droben über allem ist, und wünscht, dass Er den Tag seiner Geburt vergessen möchte. Doch in keiner Weise kommt in Hiobs Rede zum Ausdruck, dass er von Gott abzufallen gedenke. Nein, er verleugnet seinen Unterordner n icht, noch flucht er seinem großen Verfüger.

Noch zweimal redet Hiob von Gott als dem großen Verfüger, der dem Mühseligen Licht gibt und Leben denen, die bitterer Seele sind (Hi 3:20). Und abermals fragt er: "Warum handelt Gott so dem Manne gegenüber, dem sein Geschick in der Dunkelheit verborgen ist und dem Gott jeden Weg versperrt hat?" (Hi 3:23).

Auch hierin erkennt Hiob Gott als den Einschließenden und Verfügenden - nur bringt er Ihm dafür keinen Lobpreis mehr dar. Vielmehr richtet Hiob Warumfragen an Ihn: "Warum bin ich geboren? Warum lebe ich?" (Hi 3:11.20). Obgleich jetzt Hiob in anderer Weise von Gott spricht als zuvor (Hi 1:21), so hat er Ihm doch weder den Rücken gekehrt noch sich von Ihm losgesagt.

Hiobs Bleiben bei Gott, das Ihn immer neu Ergreifen, selbst dann, wenn er im Begriff war abzufallen, ist allein auf Gottes Wirksamkeit zurückzuführen. Dieses göttliche Einstehen für Hiob begann schon dort, als er ihn der Hand Satans übergab. Das war eine offenbare Tat Gottes. Aber zugleich hat Gott Seinen Knecht umso fester in Seine Hand genommen. Eine erste Frucht davon ist Hiobs Lobpreis nach dem Verlust all seiner Habe (Hi 1:21). Einen solchen Überwinderstand hätte er, nur auf sich selbst gestellt, nie erreichen können.

Wenn im weiteren Verlauf dieser ergreifenden Geschichte Hiob doch schwach wurde (was gar nicht anders sein konnte im Übermaß der Prüfungen), und sich von Gott zeitweilig zurückzog, so wurde er dennoch immer wieder von Gottes starker Hand, wie von einem Magneten, unwiderstehlich angezogen. Wir können sagen, dass diese verborgene Hand Gottes, die Hiob festhielt, ein Hauptzug in diesem gewaltigen göttlichen Handel mit Seinem Knechte ist.

Auf Hiob trifft zu, was in Röm 4:25 in Bezug auf Abraham geschrieben steht: "...er wurde im Glauben (Vertrauen) gekräftigt..." Es heißt hier nicht: er hat sich gekräftigt, sondern er wurde (von Gott) gekräftigt. Abraham erhielt also zusätzliche Kraft, um die große Verheißung zur Verherrlichung Gottes im Glauben festhalten zu können. Dasselbe hat Gott oftmals an Hiob vollbracht. In dessen Glaubenskrisen befähigte Er ihn, Gott zu fassen und bei Ihm zu verharren. Hiob konnte Gott nicht verlassen, weil Gott ihn nicht verließ. Dies ist das Geheimnis von Hiobs Durchhalten, das ihm aus eigener Kraft unmöglich gewesen wäre.

Hiob, der Lebensmüde

Während Hiob in seinen beiden ersten Prüfungen, bei denen ihm Satan alles nehmen durfte am inwendigen Menschen aufrecht geblieben war, so war er nun durch sein Leiden ein lebensmüder Mann geworden. Einer, der auf den Tod harrte und sich bis zum Jubel gefreut hätte, in ein Grab gelegt zu werden (Hi 3:22). Mit ergreifenden Worten spricht er dieses Verlangen aus (Hi 6:8-10): "O dass doch meine Bitte einträfe, und Gott mein Verlangen gewährte, dass es Gott gefiele, mich zu zermalmen, dass Er Seine Hand losmachte (mit der Er mich festhält) und mich abschnitte! So würde noch mein Trost sein, und ich würde frohlocken in schonungsloser Pein, dass ich die Worte des Heiligen nicht verleugnet habe." Weiter vergleicht er sich mit einem Tagelöhner und einem Knecht, der sich nach dem Schatten sehnt. (Hi 7:1ff. Hi 14:6). Und immer neu ergeht er sich in seinem Sehnen nach dem Tode. So seufzt er, dass seine Seele Erstickung vorzieht, den Tod lieber wählt als seine Gebeine. Und weiter hören wir ihn klagen (Hi 9:21): "...ich verachte mein Leben...", und (Hi 10:1):"Meine Seele ist meines Lebens überdrüssig; ich will meiner Klage in mir freien Lauf lassen, will reden in der Bitterkeit meiner Seele." "Warum hast Du mich doch aus dem Mutterleib hervorgehen lassen? Ich hätte verscheiden und kein Auge hätte mich sehen sollen. Als ob ich nicht gewesen wäre, so hätte ich sein sollen, vom Mutterschoße zu Grabe getragen! (Hi 10:18.19)..." "da ich doch zerfalle wie Moder, wie ein Kleid, das die Motte zerfressen hat " (Hi 13:28). "Mein Angesicht glüht vom Weinen und auf meinen Wimpern ist der Schatten des Todes" (Hi 17:1). "Mein Auge ist trübe geworden vor Gram und wie der Schatten sind alle meine Glieder" (Hi 17:7). "Mein Atem ist meiner Frau zuwider und mein übler Geruch den Kindern meiner Mutter" (Hi 19:17). "Meine Nieren verschmachten in meinem Innern" (Hi 19:27). "Tage des Elends haben mich ergriffen... die an mir nagenden Schmerzen ruhen nicht" (Hi 30:16.17). "Trauern gehe ich einher, ohne Sonne" (Hi 13:28). "Meine Haut ist schwarz geworden und löst sich von mir ab, und mein mGebein ist brennend vor Glut" (Hi 30:30).

Zwar versucht Hiob, von diesen schwermütigen Gedanken wegzukommen und sich zu neuer Hoffnung aufzuraffen (Hi 9:27): "Ich will meinen Jammer vergessen, meine Miene verändern und heiter drein schauen." Aber dann packt ihn wieder ein Grauen bei all seinen Schmerzen, die keinen Frohsinn aufkommen lassen. Wenngleich die furchtbaren Schmerzen jeden weiteren Lebensmut erstickten, so vermochten sie ihn dennoch nicht zum Selbstmord zu bewegen. Selbst als Lebensmüder hielt er standhaft an seinem Gott fest und hat damit einen großen Sieg davongetragen.

Hiobs vielseitiges Wissen

Die Erkenntnis seiner Erschaffung

Hiobs erkenntnistiefe Aussagen über alle Schöpfungsbereiche Gottes reihen sich wie kostbare Perlen aneinander, So beschreibt er sein eigenes Werden aufs wunderbarste mit den Worten (Hi 10:8-10): "Deine Hände haben mich kunstvoll gebildet und sorgsam gestaltet ... Du hast mich wie Ton geformt ..., hast mich hingegossen wie Milch, und mich gerinnen lassen wie Käse. Mit Haut und Fleisch hast du mich bekleidet, und mit Knochen und Sehnen mich durchflochten. Leben und Huld hast Du. mir gewährt, und Deine Obhut bewahrt meinen Geist."

Hiobs Wissen über Tierwelt und Erde

Mit welch erstaunlich klaren Aussagen bekundet bereits Hiob die umfassende Wahrheit von Röm 1:19.20, dass Gottes unsichtbare Wesenszüge seit der Schöpfung der Welt an den Tatwerken begreiflich und ersichtlich geworden sind: "Frage doch das Vieh, und es wird's dich lehren; und das Gevögel des Himmels, und es wird's dir kundtun; oder rede zu der Erde, und sie wird's dich lehren; und die Fische des Meeres werden es dir erzählen. Wer erkennt nicht an diesen allen, dass die Hand Jewes solches gemacht hat, in dessen Hand die Seele alles Lebendigen ist un dder Geist alles menschlichen Fleisches!" (Hi 12:7-10).

Interessant ist auch Hiobs Wissen über den Planeten Erde (Hi 26:7): "Er (Gott) hängt die Erde auf am Nichts." Diese Jahrtausende alte Aussage wurde inzwischen als Tatsache erhärtet aufgrund von Satelitenbildern, die eine in blaues Licht getauchte Erdkugel zeigen, frei in der Leere des Weltraums schwebend. Ja Gott hängt die Erde auf am Nichts.

Erdbeben und kosmische Erschütterungen in der kommenden Endzeit sind für Hiob ebenfalls von Gott bewirkt (Hi 9:5.6), denn "Er versetzt Berge ... kehrt sie um in Seinem Zorn; Er macht die Erde erbeben von ihre Stätte, und ihre Säulen (Grundfesten) erzittern." Und wenn Hiob (Hi 9:24) sagt, dass die Erde in die Hand des Gesetzlosen gegeben ist, so erkennt er, wie Paulus in 2Kor 4:4, dass Satan der Gott, h. h. der Verfügende in diesem Äon ist und die Herzen der Ungläubigen blendet.

Hiobs Kenntnis über die Vorgänge in Gesellschaft und Politik

Hiob weiß auch ausnehmend gut Bescheid über gesellschaftspolitische und völkische Vorgänge, die uns Gott als den über allem und allen erhabene Verfüger und alles Bewirkenden enthüllen (Hi 12:17-21): "Er (Gott) führt Räte beraubt und ausgezogen hinweg, und Richter macht Er zu Narren, Er löst die Herrschaft der Könige auf und schlingt eine Fessel um ihre Lenden. Er führt Priester beraubt hinweg, und Feststehende stürzt er um. Zuverlässigen entzieht Er die Sprache, und Alten nimmt Er das Urteilsvermögen. Er schütte Verachtung auf Edle, und den Gürtel der Starken macht Er schlaff." Tritt nicht heute dies alles immer offenkundiger zutage, wobei die Ratlosigkeit mehr und mehr um sich greift?

Und in Bezug auf die Völkerwelt sagt Hiob (Hi 12:23-25): " Er vergrößert Nationen, und vernichtet sie; Er breitet Nationen aus, und Er führt sie hinweg. Er entzieht den Verstand den Häuptern der Völker der Erde und macht sie umherirren in pfadloser Einöde; sie tappen in der Finsternis, wo kein Licht ist, und Er macht sie umherirren gleiche einem Trunkenen." Dass es allein Gott ist, der Nationen vergrößert und auch wieder abtut, der Könige einsetzt und vom Throne stürzt, ist eine Tatsache, die heute manche Gläubige von Hiob lernen dürften.

Hiobs Einsicht in die Erschaffung der Himmel

Hiobs Erkenntnis reicht bis hinauf in die Himmelswelt, wo Gott der Gestirne Lauf lenkt (Hi 9:7-10): "Er ist es, der der Sonne befiehlt, und sie geht nicht auf, und der an die Sterne Sein Siegel legt. Er ist es, der das Himmelszelt ausspannt, Er allein...; der den großen Bären gemacht hat, den Orion und das Siebengestirn (Plejaden) und die Kammern des Südens. Er tut Großes, das nicht zu erforschen ist, und Wunderwerke, die nicht zu zählen sind." Ja, die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, lobsingt der Psalmist.

Doch Hiobs Blick geht noch über die Sterne hinaus bis zum Thron Gottes (Hi 26:9): "Er verhüllt den Anblick Seines Thrones, indem Er Sein Gewölk darüber ausbreitet." Diese Aussage findet ihre Ergänzung in der Offenbarung (Offb 6:14): "Und der Himmel entwich wie eine Buchrolle, die sich zusammenrollt..." Hier wird die den Thron Gottes verhüllende Decke (der Himmel - von Hiob "Gewölk" genannt) fortgenommen. Dann starrt eine gähnende Leere die Menschen auf der Erde an. Gott gibt ihnen einungehinderter Schau nach oben, so dass sie nicht nur den Thron sehen werden, sondern auch den der darauf sitzt: Christus.

Dieser Anblick mit seinen außergewöhnlichen Begleitumständen wird so furchteinflößend sein, dass die Menschen zu den Bergen und Felsen sagen werden: "Fallet auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht des auf dem Thron Sitzenden und vor dem Zorn des Lämmleins..." (Offb 6:16).

In noch fernerer Zukunft sieht Hiob gar das Aufhören der nunmehrigen Himmel, wenn er sagt (Hi 14:12: "... bis die Himmel nicht mehr sind." Diesen Verfall der Himmel gewahrte auch der Prophet Jesaja (Jes 15:6): "Erhebet eure Augen zu den Himmeln!... " Denn wie Rauch sind voll die Himmel..." , worauf dann Jes 65:17 der Gottesmann die Neuschaffung der aufgelösten Himmel verheißt.

Diese Tatsache eine zukünftigen Weltenbrandes mit nachfolgender Neuschaffung von Himmel und Erde haben dann Petrus (2Petr 3:7-10) und Johannes (Offb 20:11) ausführlicher dargelegt.

Hiobs Frage nach der Weisheit

Von der stofflichen Schöpfung wegführend, lenkt Hiob unsere Aufmerksamkeit auf die göttliche Weisheit mit der Frage (Hi 28:12): "Die Weisheit aber, wo wird sie erlangt (oder: gefunden), und welches ist die Stätte des Verstandes (oder: und wo ist der Ort des Verstehens)? Hiobs Rede über die in der Schöpfung sich manifestierende Weisheit (Hi 28:12 ff ) ist in der Tat würdig, als Parallele neben den Lobpreis der göttlichen Weisheit durch Salomo gestellt zu werden (Spr 8.) Übereinstimmend bezeugen beide Gottesmänner im Endergebnis als höchste Weisheit Folgendes:

Salomo
Spr 9:10: "Die Furcht Jewes ist der Weisheit Anfang."
Spr 15:33: "Die Furcht Jewes ist Unterweisung zur Weisheit..."
Pred 12:13: "Das Endergebnis des Ganzen lasst uns hören: 'Fürchte Gott und halte Seine Gebote!" Das gilt jedem Menschen.'"
Hiob
Hi 28:28: "Und Er spricht zu den Menschen: 'Siehe den Herrn fürchten, dass ist Weisheit, und Sichabkehren vom Bösen, das ist Verstehen.'"

Auf der Suche n ach dem Sitz göttlicher Weisheit (Hi 28:12) gab HIob schon zuvor die rechte Antwort (Hi 12:13). "Bei Ihm ist Weisheit und Macht, Sein ist Rat und Einsicht"; und "Gott (allein) versteht ihren Weg zu ihr, und Er (allein ) kennt ihre Stätte" (Hi 28:23).

Hiob bringt die Weisheit in einen ursächlichen Nahzusammenhang mit Gottes unausforschlich herrlichen Schöpfungswerken, wenn er in nachfolgenden Versen (Hi 28:25-27) sagt: "Als Er dem Wind ein Gewicht bestimmte und die Wasser mit dem Maß abwog, als Er dem Regen ein Gesetz bestimmte und eine Bahn dem Donnerstrahl; da sah Er sie und tat sie kund, Er setzte sie ein und durchforschte sie auch."

Eine beziehungsreiche Aussage zu diesen Worten finden wir auch beim Propheten Jesaja (Jes 40:12). Ebenso gewahrte Jeremia in der Erschaffung von Erde und Himmel eine Kundgabe göttlicher Weisheit und Einsicht, die er in die Worte fasst (Jer 10:12): "Er hat die Erde gemacht durch Seine Kraft, den Erdkreis festgestellt durch Seine Weisheit und die Himmel ausgespannt durch Seine Einsicht."

Hiobs Erkenntnis umfass jedoch noch andere Gebiete, Sein Geist erforschte auch den Aufenthaltsort und Zustand der Toten.

Hiobs Erkenntnis über den Todeszustand

Hiobs Gespräche mit seinen Freunden sind nicht allein ein literarisches Meisterstück von sprachlicher Schönheit und tiefer Ausdruckskraft, sie sind gleichfalls ein Zeugnis tiefer Erkenntnis. So wusste Hiob bereits um den Zustand nach dem Tode. Dieser war für ihn kein unbekanntes und verschlossenes Gebiet. Gleich im Anschluss an seine ergreifende Frage (Hi 3:11): "Warum starb ich nicht von Mutterleibe an, kam aus dem Schoße hervor und verschied?" erfahren wir Hiobs göttliches Wissen (V. 13): "Denn jetzt würde ich liegen und rasten, ich würde schlafen: dann hätte ich Ruhe."

Deutlicher und eindrucksvoller kann der Todeszustand nicht beschrieben werden, als ein erquickendes Bild wohltuender Ruhe und Entspannung - ein sanfter Schlaf, ein zur-Rast-liegen. Weiter sagt Hiob vom Zustand nach dem Tode (Hi 3:17-19): "Dort lassen die Bösen ab vom Toben, und dort ruhen die an Kraft Erschöpften, dort rasten die Gefangenen allesamt, hören nicht die Stimme des Treibers. Der Kleine und der Große, dort sind sie gleich, und der Knecht ist frei von seinem Herrn." O wie sehnte sich Hiob nach diesem zur-Rast-liegen, wo jegliches Bewusstsein aufhört und der Schmerz verstummt. Und wie viele Leidgeprüfte haben seither - gleich wie Hiob - sich nach diesem leidlosen Zustand ausgestreckt.

Das abwegige Dogma über den Todeszustand

Viele meinen, der im A. T. geschilderte Todeszustand habe sich grundsätzlich geändert, seit Christus aus den Toten auferstanden ist. Man stützt sich dabei hauptsächlich auf den Ausspruch des Apostels Paulus in Phil 1:23, der sich in folgender Fassung eingebürgert hat: "...ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein." Demnach wird gefolgert, die Glaubenden würden nach dem Sterben sofort zum Herrn kommen. Befragen wir jedoch die grundlegenden Offenbarungen des Apostels in 1Thes 4:13-18 über dieses Gebiet, so ergibt sich ein anderer Tatbestand. Als erstes werden im Vers 13 die Verstorbenen "Entschlafene" oder "Entschlummerte" genannt. Es geht nun nicht an, aus Schlafenden in irgend einer Weise wache Gläubige zu machen (auch nicht in einer unerklärlichen Zwischenleiblichkeit). Weiter kennzeichnet Paulus diese Schlafenden als "Tote in Christus" (V. 16). Damit ist unmissverständlich ausgesprochen, das die verstorbenen Gläubigen weder leben noch im Bewusstsein schon beim Herrn sein können. Daher die absolute Notwendigkeit der Auferstehung, die sich nicht nur auf den Körper allein bezieht, sondern die Wiederherstellung des Menschen als Ganzheit beinhaltet. Weiter sagt Paulus, nachdem zuerst die Toten in Christus auferstanden sind: "Darauf werden wir, die Lebenden, die wir übrig bleiben, zugleich mit ihnen zusammen weggerafft werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein" (V. 17). Das Zusammensein mit dem Herrn setzt die Auferstehung und Verwandlung voraus. Und Auferstehung aus den Toten geschieht nur in der Anwesenheit Christi (1Kor 15:23), wenn Er (und nicht ein Engel der Offenbarung) posaunen wird; dann erst werden die Toten auferweckt werden, unverderblich, und wir werden verwandelt werden (1Kor 15:52).

Aufgrund dieser Offenbarungen die der erhöhte Her Selbst dem Apostel kundtat, kann doch Paulus nach dem Sterben nicht gleich beim Herrn sein wollen, sonst würde er sich selbst widersprechen. Die Lösung des scheinbaren Widerspruchs liegt in der genauen Übersetzung der Philipperstelle: "Ich werde aber aus den zweien gedrängt, indem ich das Verlangen nach der Auflösung (gr. analuo) und dem Zusammensein mit Christus habe; denn das wäre bei weitem das Beste für mich." Mit dem "Gedrängt-sein" aus den zweien, will der Apostel sagen, dass ihn weder sein leidvolles Leben (welches für ihn Frucht der Arbeit im Dienste des Herr bedeutet) befriedigte, noch das Sterben als Märtyrer in Rom (das er als Gewinn achtete). Sein Verlangen ging nach der Auflösung und dem Zusammensein mit Christus. Allein darin sah der Apostel die vollauf befriedigende Lösung seines Problem. Mit dieser Kundgabe seines tiefsten Sehnens - das auch uns erfüllen darf - sagte Paulus aber nicht, dass er nach dem Abscheiden, ohne die verheißene Auferstehung und Verwandlung in der Anwesenheit Christi (1Kor 15:52 ff ), sogleich beim Herrn sein werde.

Wenn wir ausschließlich das Bewusstsein des Apostels und dasjenige aller Entschlummerten in Christus in Betracht ziehen, dann folgt der Auflösung unmittelbar das Zusammensein mit Christus. Denn wenn der Herr die Toten rufen wird, stehen diese aus ihrem bewusstlosen Todeszustand auf, während dem keine Zeit wahrgenommen werden konnte, da im Tod jedes Wahrnehmungsvermögen aufhört. Insofern ist es. zutreffende, dass die gläubig Verstorbenen in der Erfahrung unmittelbar im Zusammensein mit dem Herrn erwachen werden, wenn Er die Seinen zu Sich rufen wird. Die lichte Seite beim Sterben ist die Tatsache, dass der Geist zu Gott, der Lebensquelle, zurückkehrt (Pred 12:7). Er geht also an den schönsten Ort im ganzen Weltenall. Diese Gewissheit kann Angst und Furcht vor dem Sterben wegnehmen.

Das Aufstehen aus dem Tode

Angesichts der Nichtigkeit und Vergänglichkeit der Sterblichen bewegte Hiob die Frage: "Wenn ein Mann stirbt, wird er wieder leben?" (Hi 14:14) (Man beachte wohl, Hiob fragte nicht: werden die Verstorbenen nach dem Tode weiterleben?) Es ist staunenswert, wie Hiob nebst der rechten Erkenntnis über den Todeszustand auch noch Bescheid wusste, wie Gott diesen für die vielen Verstorbenen zum Abschluss bringen wird.

Hiobs Darlegungen beginnen im Kapitel Hi 14:1 ff. und gipfeln im Gleichnisbild: "Es verrinnen die Wasser aus dem See, und der Fluss trocknet ein und versiegt:> so legt der Mensch sich hin und steht nicht wieder auf; bis die Himmel nicht mehr sind (oder: bis zum Verfall der HImmel) erwachen sie nicht und werden nicht aufgeweckt aus ihrem Schlafe" (Hi 14:11.12).

Auch hier spricht Hiob es klar aus: die Toten schlafen, sind ohne Bewusstsein in ihrer Ruhe und wissen nicht, was aus ihren Kindern wird. Doch dann kommt das Große: Wenn die Himmel nicht mehr sind, werden die Toten aufgeweckt aus ihrem Schlafe und stehen auf.

Was Hiob mit diesem Ausspruch über den Zeitpunkt dieses gewaltigen Geschehens offenbart, ist eine Vorwegnahme dessen, was der Apostel Johannes in Offb 20:11-15 enthüllt. Vor dem auf dem weißen Thron Sitzenden werden die Erde und der Himmel fliehen und es wird keine Stätte mehr für sie gefunden werden. Diesen umwälzenden Tatbestand erklärt Petrus in seinem zweiten Brief (2Petr 3:12): "...die Himmel werden mit Glühen aufgelöst werden." Sehr richtig sagt also Hiob, dass die nunmehrigen Himmel nicht mehr sein werden. Und weiter herrscht Übereinstimmung darin, dass auch Johannes in Offb 20:13 nach dem V ergehen der Himmel die Auferstehung der ungläubig Verstorbenen geweissagt hat. Denn bereits Hiob wusste um das Sehnen Gottes nach dem Werk Seiner Hände (Hi 14:15), denn ausnahmslos alle Menschen sind Ihm kostbar.

Der auferstandene und lebende Erlöser

Dieses Zeugnis vom lebenden Erlöser ist der Höhepunkt in Hiobs Reden. Nachdem er in Hi 19:1-24 erneut das Schwere seiner Prüfung geschildert hat, folgt in den Versen Hi 19:25-27 seine große Offenbarung: "Und ich weiß, dass mein Erlöser lebt; und als der Letzte. wird Er auf dem Staube stehen; und ist nach meiner Haut diese (der Körper) da zerstört, so werde ich los von meinem Fleische Gott schauen, welche ich mir zugunsten schauen werde, den meine Augen sehen werden, und nicht als Fremder. Danach schmachten meine Nieren in meinem Innern."

Welch eine tiefe Erkenntnis tut sich hier unserem staunenden Blicken kund: ein Erlöser, der lebt! Es ist offensichtlich, dass sich dieses Wissen Hiobs auf die Verheißung von 1Mo 3:15 stützt. Es war ihm klar, dass der verheißene Weibersame, welcher der Schlange als Feind der Menschen den Kopf zermalmt, sein Erlöser ist. Doch musste auch dieser leiden, da ihm der Feind die Ferste zermalmte. Sah vielleicht Hiob schon voraus, dass diese Verwundung auch den Erretter in den Tod legte? Wenn nun Hiob triumphierend bezeugt, dass er wisse, dass sein Erlöser lebt, so darf man wohl annehmen, dass er ihn als aus Toten auferstandenen Siegesheld gewahrte.

Hiob weiß aber noch mehr von seinem Erlöser zu sagen: "...als der Letzte wird Er über dem Staube stehen." Ein merkwürdiger Ausspruch. Doch trägt auch dieser ganz neutestamentlichen Charakter. Ja, es ist sogar ein Wort, das der Auferstandene zu Johannes Selbst sprach (Offb 1:17): "Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige..." Dass Er vor allem der Erste ist, war dem Hiob nicht gegeben zu sagen; dies war Paulus vorbehalten, denn er nennt Ihn in 1Kor 15:20: "den Erstling der Entschlafenen."

Hiobs Glaube an seine Auferstehung

Dieser lebende Erlöser ist die Voraussetzung und der Bürge für die zuversichtliche Erwartung Hiobs, dass er noch einmal Gott schauen wird, auch wenn sein Fleisch verwest sein wird. Als Auslegung zu den Worten HIobs in Hi 19:26.27 können wir Ps 17:15 beiziehen: "Ich, ich werde Dein. Angesicht schauen in Gerechtigkeit, werde gesättigt werden, wenn ich erwache, mit Deinem Bilde."

Mit diesem Zeugnis will David wohlmehr sagen, als nur das Erwachen am Morgen zu einem neuen Tag. Gleich wie Hiob schaute auch der König - nur mit deutlicheren Worten ausgedrückt - seine glorreiche Auferstehung. Dann erst schaut er in Gerechtigkeit wesenhaft das Angesicht Gottes, und aus dem Todesschlaf aufgeweckt wird er gesättigt werden im Anschauen des mit Herrlichkeit und Hoheit verklärten Bildes seines Erlösers. Auch Johannes ist ganz ergriffen davon (1Jo 3:2): "Geliebte, nun sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber, dass wir, wenn Er offenbart wird, Ihm gleich sein werden, da wir Ihn sehen werden, wie Er ist."

Die Erschaffung des Widerwirkers

Eine weitere, tiefe Erkenntnis besaß Hiob auch in Bezug auf die Erschaffung der Schöpfung (Hi 26:5 ff). Durch Gottes Geist wurde ihm sogar das Werden des Widerwirkers enthüllt. Der diesbezügliche Anspruch lautet wortgetreu übersetzt wie folgt: (Hi 26:13): "Durch Seinen Geist hat Er die Himmel geziert. Wehen litt Seine Hand um die flüchtige Schlange", oder nach der Allioli Übersetzung: "Sein Geist schmückte die Himmel aus, Seine geburtshelfende Hand brachte hervor die krumme Schlange."

Musste die Schlange Hiob nicht an diejenige des Paradieses erinnern? Und da er sie auf der Flucht sah, wurde ihm der Sieg des verheißenen Samens über die Schlange - als Verkörperung des Bösen - eindrücklich aufgezeigt. Die Hiob geschenkte Offenbarung reicht jedoch noch weiter zurück, bis zu Satans Erschaffung. Das dafür gebrauchte Bild (dass Satan wie eine Geburt aus Gottes Hand hervorging) verkörpert die feststehende Tatsache: Gott schuf den Widerwirker.

Die Leiden des Schöpfers

Die bei der Erschaffung Satans Wehen leidende Hand Gottes ist ein überaus beredtes Zeugnis für die Leiden des Schöpfers. Wiewohl Gott um die zeitlich befristete Wirksamkeit Satans wusste, die dazu dienen wird, Seine uferlose, bleibende Liebe offenbaren zu können, so übersah Er nicht das erschreckende Ausmaß und die ganze Bitterkeit der Leiden, die notwendig sind, um Seine Geschöpfe überaus vermehrt zu segnen und überströmend beglücken zu können. Er der Schöpfer, litt diese Leiden schon ehe sie da waren.*

Die Leiden des Schöpfers sind in unserer Schrift "Vorschau auf Anfang und Vollendung" ausführlich dargelegt.

Es ist erstaunlich, welch tiefe Wahrheit Gottes Geist dem Hiob enthüllte. Sie reicht ganz nahe an das heran, was Paulus verkündete: "Das All ist aus Gott." Trotzdem sagte Hiob in Bezug auf sein eigenes Erkennen: "Siehe, das sind (erst) die Säume Seiner Wege; und wie wenig haben wir von Ihm gehört" (Hi 26:14). Ja, Ihn Selbst wollte Hiob von ganzem Herzen erkennen (Hi 42:5), so wie auch ein Dichter singt: "Ihn erkennen, das ist Heil und Leben, sonst seh ich nur Finsternis..." Oder mit den Worten des Apostels Paulus (Phil 3:10): "Um Ihn zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung..." Doch zurückblicken dürfen wir sagen: Wie reich hat Gott schon beim Beginn der Menschheitsgeschichte Hiob mit tiefen Offenbarungen gesegnet. Er besaß die rechte Erkenntnis über den Todeszustand. Auch wusste er um den aus dem Tode auferstandenen und lebenden Erlsper als Bürge für seine eigene Auferweckung. Und schließlich erfüllt Hiob der trostreiche Ausblick auf die Auferstehung aller im Tode Schlafenden.

Hiobs Erkenntnis über Adams Ungehorsam

Es ist erstaunlich, wie treffend Hiob Adams Verhalten nach dessen Übertretung zugedeckt und seine Missetat in seinem Busen verborgen (bis Gott ihn aufsuchte und Rechenschaft von ihm forderte). Von diesem Charakterzug Adams wurden alle seine Nachkommen geprägt.

Doch Hiob führt Adams Unaufrichtigkeit nur an, um zu bezeugen, dass er es nicht so machte. Hätte Hiob seine Verfehlungen nach Menschenweise verheimlicht, dann müsste er sich fürchten vor der großen Menge und erschrecken vor der Verachtung der Familien. Er hätte verstummen und nicht vor die Tür hinaustreten dürfen (nach van Ess).

Diese Verhaltensweise Hiobs zeigt uns erneut seinen Ernst in der Heilung und sein Bestreben, ein Vorbild zu sein.

Lies weiter:
5. Das Vorspiel der Streitgespräche