Vorschau auf Anfang und Vollendung

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Abschrift: Wer ist Satan?
Satans Ursprung, Werke und Ziel (Heft 1)
aus der Reihe „Mannigfaltige Weisheit Gottes“
von M. Jaegle 1965

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß +
Als Schrift nicht mehr erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

1. Vorschau auf Anfang und Vollendung

Vorwort

Allen Auserwählten, Heiligen und Geliebten Gottes (Kol 3:12) entbieten wir den Segensgruß unseres Apostels Paulus: "Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesu Christo!"

Wir stehen inmitten der Veröffentlichung eines dreiteiligen Werkes über:

  1. Satan als Engel des Lichts
  2. Satans Ursprung, Werke und Ziel
  3. Unser siegreicher Kampf

Bisher ist vom ganzen Werk: "Satan als Engel des Lichts" hektographiert herausgegeben. Auszüge aus diesem 1. Teil der Abhandlung bringen die Jahrgänge 1965/66 der Zweimonatszeitschrift "Gnade und Herrlichkeit" Paulus-Verlag, Pforzheim.

Für die Fortsetzung der Arbeit hat uns der Herr den Weg zur Drucklegung geebnet. Ihm sei Lob und Dank dafür! Mit diesem Heft beginnen wir den 2. Teil "Satans Ursprung, Werke und Ziel". Wir beten weiter darum, dass der treue Herr unseren gemeinsamen Dienst als Beitrag zu Seiner Verherrlichung und zur Zubereitung Seiner herausgerufenen Gemeinde für den Tag Seiner baldigen Erscheinung gebrauchen möge!

Es ist uns aber auch ein ernstes Anliegen, dass wir einen betenden Leserkreis haben. Zur Ausführung des uns aufgetragenen Dienstes, Satan im Licht der Schrift zu zeigen, erbitten wir treue Fürbitte für alle, die an dieser Abhandlung mitwirken. Allen Betern danken wir herzlich für diesen wertvollen Mitdienst.

Mit Dankbarkeit gegen Gott gedenken wir auch des reichen Segens, den Er uns durch den geliebten Bruder und verehrten Lehrer A. E. Knoch vermittelt hat. Diese Erkenntnisse, die wir in dieser Arbeit weitergeben dürfen, stützen sich auf seine tiefgründige Auslegung: "Das Böse - Ursprung, Zweck und Ziel", sowie auf seine Forschungen "Der Gottesname und die göttlichen Titel".

Die Ergebnisse dieser Forschungen wurden bereits in den konkordanten Übersetzungen des 1. Buches Mose und des Propheten Jesaja verwertet. Besonders hinweisen möchten wir auf die Wiedergabe des sog. "Neuen Testaments" mit reichhaltigem Anhang: einer Stichwortkonkordanz aller im NT vorkommenden griechischen Wörter, Erklärungen der Sprachfiguren u. a. mehr. Diesen, für schriftgemäßes Studium so wertvollen Übersetzungen, sind die Zitate dieser Abhandlung entnommen (Soweit konkordante Übersetzungen noch nicht vorliegen, wurde die Elberfelder Bibel verwandt.) Diese Werke, sowie konkordante Literatur, sind zu beziehen durch: Konkordanter Verlag, Pforzheim.

Mit Dankbarkeit gedenken wir auch unseres ersten Lehrers, des tapferen Vorkämpfers dieser tiefen Wahrheiten, Professor E. F. Ströter +, dessen Auslegungen uns in manche dieser wertvollen Erkenntnisse einführten.

Im November 1965

M. Jaegle und Mitarbeiter

Einführung

Nach der Herausgabe von "Satan als Engel des Lichts" folgt hiermit der zweite, umfangreichere Teil dieser Arbeit: "Satans Ursprung, Werke und Ziel". Diese Abhandlung befasst sich ausführlich mit den tiefsten Fragen und Problemen, die immer noch über dieses einzigartige Geisteswesen bestehen. Nur Gottes Wort allein kann uns befriedigende Auskunft darüber geben. Deshalb werden wir diese gesamte Laufbahn Satans von dessen Ursprung an, mitsamt seinen Werken bis zu dem ihm von Gott festgesetzten Ziel, im Licht tiefster Offenbarungen der Heiligen Schrift verfolgen.

Das Gesamtbild, welches uns durch den Geist Gottes gezeigt wird, ist einfach überwältigend! Wir sehen den Widerwirker als ein Geschöpf, das wie jedes andere aus Gott ist, und sich deshalb völlig in Gottes Hand befindet. Und weiter wird uns enthüllt, dass Gott alle bösen Werke Satans auch restlos zur Offenbarung Seiner Liebe und Weisheit benutzt und also Seinen Zielen dienstbar macht.

Wie das Böse in der Schöpfung mit dem Wirken Gottes im Zusammenhang steht und Gott die Taten Satans in der Vollendung - ja manche schon auf dem Wege zum Ziel - in lauter Segen umwandeln wird, soll mit Beispielen aus dem Reich der Töne vorgeführt werden. Für diese Darstellung eignen sich besonders gut die Symphonien und Fugen, welche die großen Meister durch göttliche Begabungen schufen. Es sind drei in denselben waltenden Hauptzüge, die uns eine Abschattung der Prinzipien vermitteln, nach welchen Gott Satans Machenschaften in Seinem Heilsplan gebraucht. Sie stellen vorbildlich die große Wahrheit dar: Das All ist aus Gott! und setzen sich wie folgt zusammen:

  1. Traurige und freudige Klänge
  2. Missklänge und ihre Auflösung
  3. Kurzangaben des Gesamtthemas

Über den ersten Punkt:

Traurige und freudige Klänge

finden wir einen belehrenden Zug in den beiden Tonarten "Dur" und "Moll". "Moll" hat einen wehmütigen Klang, der, wenn er andauert, das Gemüt bedrücken kann. Er weckt daher beim Hörer das Verlangen nach der befreienden, freudig klingenden Tonart "Dur". Wenn diese die traurigen Töne ablöst, so klingt sie als Kontrast zu den vorangegangenen Mollklängen umso jubelnder.

Vergleichsweise kennen wir auch aus dem Wort Gottes vielfach betrübliche Klänge, welche von Satans Taten herrühren und das Herz bedrücken. Aber genauso wie in der Musik löst Gott all diese "Molltöne" durch freudige Durtöne ab, die das Herz erquicken. Auch diese werden dadurch wesentlich erhöht, dass den freudigen Tönen betrübende vorausgingen.

Gleicherweise hat auch David manche seiner Erfahrungen bezeugt. In Ps 30:11b.12 schreibt er: "... nein Sacktuch hast Du gelöst und mit Freude mich umgürtet..." In Joh 16:20 versichert der Herr die Jünger: "Jedoch eure Trübsal wird zu Freude werden". Nach dem vielen Weinen und Wehgeschrei in Jerusalem (Jes 65:19b) verheißt Gott: "Denn siehe! Ich schaffe Jerusalem zum Frohlocken" (V. 18b). Und mit der Erfüllung der großen Verheißung: "Und Er wird auswischen jede Träne von ihren Augen" (Offb 21:4) wird alle Trauer durch immerwährende Freude abgelöst sein!

Missklänge und ihre Auflösungen

Ein weiteres Beispiel sind die Dissonanzen oder Disharmonien (Missklänge) und ihre Auflösungen. Auch diese wurden von den großen Tonkünstlern meisterhaft benutzt. Dissonanzen sind unschöne Klänge, die, alleingestellt, das Ohr verletzen. Wenn sie in einem Werk vorherrschen, wie dies in der modernen Musik geschieht, kann es zu einer Qual werden, sie anhören zu müssen. In die klassische Musik eingefügt, haben Dissonanzen dagegen nicht diese üble Auswirkung. In derselben erscheinen sie immer nur für Momente und als Durchgang. Sie erzeugen Spannungen, die nach Auflösung drängen, um die ihnen folgenden Harmonien besser und herrlicher zur Geltung zu bringen. In der Musiksprache heißt das: "Auflösung der Dissonanzen". Ja, diese werden befreiend aufgelöst durch die ihnen folgenden Wohlklänge. Dissonanzen bewahren die Musikstücke vor Gleichförmigkeit und Flachheit. Sie bewirken eine lebensvolle Aussage und steigern damit den Wert der Werke. Es gehört zur Kunst des Komponisten, die Dissonanzen an den richtigen Stellen einzusetzen.

Was wir bei den Komponisten der großen Tonwerke finden, hat Gott schon längst zuvor in Seiner Schöpfungssymphonie angewandt. In derselben bewirkt Er immer wieder für kürzere oder längere Dauer, ja sogar für ganze Äonen, durch Seinen Widerwirker Dissonanzen in Seinem Heilsplan. Die göttliche Kunst, welche die menschliche weit übertrifft, löst er solche Dissonanzen auf und verwandelt sie - oft schon auf dem Weg zum Ziel - in Wohlklänge. Schließlich aber werden in der Vollendung alle Dissonanzen in den herrlichsten Schlussakkord aufgelöst und umgewandelt. Welche Freude und welch Entzücken für das geistliche Gehör; vorausgesetzt allerdings, dass es völlig für Gottes tiefste Offenbarungen geöffnet ist.

Um einen Missklang zu erzeugen braucht der Komponist in seiner Partitur nur eine einzige Note um einen Halbton nach unten oder oben zu verschieben. Schon dadurch wird beim Abspielen die Harmonie des Ganzen empfindlich gestört. Dementsprechend braucht nur der eine verschobene Ton wieder an seinen richtigen Platz gerückt zu werden, um die frühere Harmonie wieder herzustellen.

Auch dieses Bild ist - wenn auch nur als unvollkommenes Gleichnis - für Störungen und ihre Aufhebung in Gottes Vorsatz anwendbar. Nur ein einziges Geschöpf erschuf Gott außerhalb der Reihe der anderen und schon schrillte durch die ganze Schöpfung ein Missklang. In der Vollendung stellt dann Gott den Widerwirker, nach vollbrachter Aufgabe, endlich an den ihm von Anfang an bestimmten Platz. Dann ist aus dem einstmaligen Widerwirker ein williger Mitwirker geworden und anstelle des früheren Missklangs ertönt alles in ungetrübter Harmonie. Noch ein anderes Bild können wir heranziehen als Gleichnis für Gottes Walten in Seiner Schöpfung.

Vor Beginn eines Konzertes, noch bevor der Dirigent in Erscheinung tritt, stimmen die Musiker ihre Instrumente und üben leise schwierige Passagen. Dabei entsteht ein wirres Durcheinander von Tönen, denen jede Ordnung und Beziehung zueinander fehlt. Man möchte daran zweifeln, dass bei dieser Vielzahl von Instrumenten und Mitwirkenden je etwas Vernünftiges und Vollkommenes zustande kommen könnte. Doch ist dieses Durcheinander auch ein Zeichen dafür, dass das Konzert in Kürze beginnt. Sobald der Dirigent das Podium betritt, verstummt alles. Nach kurzer Sammlung gibt er das Zeichen zum Beginn. Mit ganzer Hingabe setzen nun Dirigent und Musiker ihre Fähigkeiten und ihren Willen für eine getreue Wiedergabe der Tonschöpfung ein. Mit den gleichen Tönen, die vorher sinnlos durcheinander schwirrten, kommt nun beseelte, harmonische Musik zustande, welche allen am Werk Beteiligten, besonders aber dem Komponisten, zur Ehre gereicht.

Die erste Hälfte dieses Bildes können wir mit dem heutigen Tag des Menschen vergleichen. Die meisten handeln nach ihrem Sinn und gehen ihre Wege, denn der Herr hält sich noch verborgen im Hintergrund. Dadurch wird das rechte Zusammenleben der einzelnen Menschen, wie das der ganzen Völker, zunehmend schwieriger und verwickelter. Gerade in unseren Tagen könnte man überhaupt an der Möglichkeit eines friedlichen Zusammenlebens der Menschen zweifeln. Doch gehört gerade diese zunehmende Verschlimmerung zu den Anzeichen, dass der Herr bald aus seiner Verborgenheit heraustreten wird. Dann nimmt Er das Geschehen ganz in Seine Hand. Durch Seine Anwesenheit wird Er alle Völker der Erde dazu bringen, dass sie sich auf Seinen Willen um- und einstellen. Erst dann verstummt das Kriegsgeschrei und durch Christi gerechte Regierung wird Friede unter den Völkern sein, wie es schon die Propheten so herrlich schildern.

Die göttliche Kunst verwandelt Leid in Freude und demütigende Erniedrigung in Herrlichkeit. Die Schrift gibt uns davon kleine, köstliche Beispiele. So lesen wir (5Mo 23:4-5; Neh 13:2), dass Gott Seinem Volk den Fluch Bileams in Segen umgewandelt hat. Auch von jener Befreiung der Juden aus ihrer Todesgefahr heißt es (Est 9:22); dass Gott ihren Kummer in Freude und ihre Trauer in einen Festtag verwandelte. Und für die Zukunft hat Gott Seinem Volke die Verheißung gegeben (Jer 31:13): "Ich (Gott) will ihre Trauer in Freude verwandeln". Auch der Psalmist bezeugt (Ps 30:11): Meine Wehklage hast Du (Gott) mir in einen Reigen verwandelt". Ähnlich berichtet der fromme König Hiskia von seiner schweren Krankheit, wenn er sagt (Jes 38:17): "Siehe! Mir zum Wohle ward bitter mir die sehr große Bitterkeit". In diesem Sinne lautet nun der göttliche Bericht (2Petr 3:10-13): Zuerst werden Himmel und Erde in Feuer aufgelöst. Bei ihrer Neuschaffung wird ausdrücklich gesagt, dass darin Gerechtigkeit wohnt. Dies will bildlich heißen, dass dann alle Trauerweisen, mit welchen Satan in seiner Ungerechtigkeit die ganze Schöpfung bedrückte, durch Gottes Gerechtigkeit in erhebende Gesänge der Freude und des Dankes umgewandelt sein werden. Sogar der Tod Christi und Seine Auferstehung werden uns (Apg 2:24) in dieser Darstellung bezeugt. Dort heißt es, dass Gott die Wehen des Todes auflöste und Ihn (durch die Auferstehung) mit Fröhlichkeit erfüllte.

Bedenken wir, dass bei unserem Beispiel aus der Musikwelt die Dissonanzen und Molltöne nicht von böswilligen Menschen den Tonwerken eingefügt wurden, mit der Absicht, diese zu verunstalten oder traurig zu stimmen. Nein, der Meister selber hat sie ausgedacht und derart großartig seinen Werken eingefügt, dass jede Änderung oder gar "Verbesserung" von Unberufenen das Werk entstellen würde.

Ebenso verhält es sich auch mit den Misstönen und Trauerklängen in Gottes Schöpfung. Auch diese Dissonanzen sind von keinem Geschöpf erdacht und wider Gottes Willen Seiner Heilsgeschichte eingefügt worden. Nein, Gott selbst hat sie geplant und sie - gleich den großen Tonsetzern - in das Spiel der Äonen aufgenommen. Sie bestanden in Seinem Vorsatz als unentbehrlicher Teil Seines Ratschlusses, längst bevor Er Wesen schuf. Zur Ausführung derselben musste Er aber eigens ein Geisteswesen, den Widerwirker erschaffen, sonst hätten Missklänge nie entstehen können.

Kurzangabe des Gesamtthemas

Wir kommen zum dritten Vergleich. In manchen Symphonien und Fugen gibt der Meister am Anfang mit einem kurzen Tonsatz das Hauptthema seines Werkes an. Dasselbe umschließt also schon Anfang und Abschluss und wiederholt sich immer wieder, wobei Darstellung und Klangfülle ständig wechseln. Die Variationen des Themas steigern sich in kunstvollem Aufbau und das Werk wird schließlich mit wuchtvoller und mitreißender Tonfülle zum Abschluss gebracht.

Auch dieser Zug stammt ursprünglich von Gott. Gleich am Anfang der Menschheitsgeschichte hat Er mit einer kurzen Verheißung (1Mo 3:15) und darauf mit einer Tat (V. 21) in knapper, prägnanter Art das große Thema Seines Heilsplanes angegeben*. Abwechselnd wiederholt sich dasselbe mit weiteren vorbildlichen Gottestaten und in stets sich vertiefenden Verheißungen. Dann, nach der Kreuzigung und Auferstehung Christi, finden die weiteren, an Herrlichkeit zunehmenden Verheißungen und Offenbarung, sowie die mit ihnen einhergehenden Segensauswirkungen der Heilstat Christi, ihren Fortgang. Die Symphonie der Schöpfung geht über in die Versöhnung. Immer höher schwingt sich dieses Thema in Gottes Heilswirken, bis hinauf zur vollkommenen Erfüllung des anfangs angedeuteten Themas, der Rettung und Aussöhnung aller Nachkommen Adams, wobei alle mit jubelndem Lobpreis mitwirken werden.

*Wird ausführlich in Heft 3 "Beginn der Heilsgeschichte" erläutert.

Wenn schon die sterblichen Schöpfer der großen Tonwerke in der Wiederholung ihres anfangs angegebenen Themas schier unerschöpflich sind, und auf diese Weise bewundernswerte Werke hervorbringen, so sind diese doch klein im Vergleich zur göttlichen Kunst, die wir in Seinem gewaltigen Lied von der Schöpfung bis zur Allaussöhnung finden. In einem jahrtausendelang währenden Rhythmus wiederholt er das im Paradies angegebene Thema und führt dasselbe zur hehrsten Vollkommenheit.

Wir sehen hieraus, dass Gott dieses weisheitsvolle Prinzip nicht nur in Seinem Worte lehrt, sondern dass Er die großen Meister begnadete, dasselbe ebenfalls in Anwendung zu bringen.

Die Trübung der herrlichen Vollendung

Diese bildliche Einführung in das Thema vorliegender Abhandlungen ist leider durch einen betrüblichen Doppelzug zu ergänzen, der auch wieder der Musikwelt entnommen ist. Jedermann erkennt, dass heute in der Menschheit eine große Umwälzung vor sich geht. Für Gläubige ist es offensichtlich, dass dieselbe von Satan bewirkt wird, zur Vorbereitung der Aufrichtung seines Scheinfriedensreiches. Es ist die Vorwegnahme des nahe gerückten Königreiches des Messias auf Erden. Dabei greift Satan auch in Bezug auf die Bildung der neuen Menschheit vor, welche Gott mit den herausgerufenen Gliedern der Gemeinde Christi begonnen hat. Ja, auch der Feind Gottes ist mit allen Kräften daran, eine neue Menschheit zu schaffen, aber nach seinem Muster. Allenthalben tritt dieselbe schon stark in Erscheinung: Kunst, Literatur, Musik u. a. tragen schon zweifellos den Stempel von Satans Inspiration.

Neben der klassischen und romantischen Musik erleben wir das Aufkommen der modernen, die sich aus schrillen Dissonanzen ohne jede Auflösung zusammensetzt. Den Menschen, die mit ihr aufwachsen, wird durch ihr stetes Anhören der Sinn und die Aufnahmefähigkeit für die gute Musik verdorben. Ja, ihr Gehör wird so verbildet, dass Missklänge für sie das Normale werden, und wenn sie harmonische Musik hören, so wendet sich ihr Ohr gelangweilt ab.

Von hier aus lässt sich auch eine Parallele zu einer Erscheinung in der herausgerufenen Gemeinde Christi ziehen. In ihr gibt es nämlich Lehren, nach denen Satan die Dissonanzen gegen Gottes Planung bewirkt hätte und diese von Gott nie mehr in Harmonie aufgelöst werden könnten. Nach dieser Meinung würde das Lied der Schöpfung und Erlösung endlos in Misstönen weiterklingen. Daran haben sich manche Gläubige so gewöhnt, dass sie gar kein Verlangen mehr nach einer Auflösung dieses Zustandes haben. Wenn, bildlich gesprochen, der Klang des machtvoll überzeugenden, beglückenden Schlussakkords der Vollendung ihr Ohr erreicht, vermögen sie demselben nicht mehr freudig glaubend zuzuhören, sondern sie wenden ihr Ohr und ihren Sinn widerstrebend ab. Statt dessen stimmen sie den traditionsgebundenen, wenn auch widerspruchsvollen Lehren von endloser Pein = endlose Disharmonie, bedenkenlos zu. Manche gehen darin so weit, dass sie die Lehre, welche die Vollendung in vollkommener Harmonie ausklingen lässt, als von Satan stammend bezichtigen.

Wie schmerzlich ist es doch, dass die herrliche Wahrheit von der triumphalen Vollendung des nach Gottes Ratschluss vorgefassten Planes so völlig ins Gegenteil verkehrt wurde. Anstelle des hohen Zweckes, für den Gott Seinen Widerwirker erschuf und benützt, verkündet eine Abfall-Lehre, dass Satan nicht nur fortgesetzt die Harmonie des göttlichen Heilsplanes gegen Gottes Willen zu stören vermag, sondern dass diese Störung sogar den von Gott für die Vollendung geplanten, von Freude und Glückseligkeit sprudelnden Ausklang, mit einem nie mehr aufhörenden Missklang durchziehen könne. Sie bedenken nicht, dass folglich die Verherrlichung Gottes und Seines Sohnes nachhaltig geschmälert würde.

Diese betrübliche Tatsache gab Veranlassung zu der folgenden Abhandlung. Sie versucht nämlich das geistliche Gehör und Aufnahmeorgan mancher Gläubigen zu befähigen, die freudigen Dur-Klänge und Auflösungen der Dissonanzen in Gottes Wirken wieder mit Zuneigung anzuhören und in das Herz aufzunehmen zur Förderung und Befestigung des Glaubens, als wichtigen Bestandteil unseres Erwartungsgutes, von dem es gilt, uns nicht fortbewegen zu lassen (Kol 1:23). In dieser Erkenntnis werden dann Gott Selbst sowie Sein Sohn in Ihrer wahren Größe und Herrlichkeit erkannt, was eine tiefere und freudevollere Anbetung bewirkt.

Die Beispiele aus der Musik sind nur eine schwache Abschattung der Wege Gottes mit Seinem Widerwirker und der Umwandlung seiner Taten in Segen. Wir sehen im Laufe der Abhandlung, dass Gott auch jede Tat Satans zur Offenbarung Seiner Liebe und Weisheit benutzt.

Wem das Verständnis für diese "geistliche Musik" geöffnet wurde, der leiht sein Ohr keinen Schriftauslegungen mehr, nach welchen die durch Satan bewirkten Dissonanzen unaufgelöst weiter bestehen und schrill aus Gottes Harmonie der Vollendung, nach Abschluss der Äonen, herausgellen würden!

Möge nun der Geist Gottes selbst mit diesen herrlichen Wahrheiten immer mehr Gläubige zu der Erkenntnis führen, dass alles Wehgeschrei und alle Trauerklänge, deren es noch viele auf dem Weg zum Ziele geben wird, in der Vollendung für immer in Freuden- und Dankeslieder umgewandelt sein werden. Die menschliche Tonkunst hingegen, die uns als Gleichnis für den künftigen, das All umspannenden Lobgesang diente, verklingt und flüchtig ist ihr seelischer Genuss. Aber das in der neuen Schöpfung nie aufhörende Siegeslied, hat heute schon in den Gläubigen seinen Anfang genommen (Eph 5:19; Kol 3:16). Dann in der Vollendung, wenn Gott restlos alles Üble und Böse für immer abgetan hat, wird jeder Mund in die dem Sohne dargebrachte Huldigung einstimmen (Phil 2:10-11). Ja, wunderbar bewirkt Gott alles nach dem weisheitsvollen Ratschluss Seines Liebeswillens, vom Anfang bis zur Vollendung, zu Seiner und Seines Sohnes Verherrlichung. Und dies schließt auch die Verherrlichung der gesamten Schöpfung mit ein. Welch herrliches Ziel erreicht Gott doch durch den Kreuzestod Christi auf Golgatha, den Sieg Seines geliebten Sohnes!

Lies weiter:
2. Satans Ursprung