Der Römerbrief - Kapitel 13

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift: Der Römerbrief I - IV (2001)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Römerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Römerbrief - Kapitel 13

Verhalten gegenüber der Obrigkeit
Die Liebe als Erfüllung des Gesetzes
Wandel in der Erwartung des Heils

Verhalten gegenüber der Obrigkeit

Röm 13:1

"Jede Seele ordne sich den über ihr stehenden Obrigkeiten unter; denn es gibt keine Ordnung außer von Gott. Die vorhandenen sind also von Gott verordnet."

Mit den nächsten sieben Versen greift Paulus ein schwieriges Thema auf, das vielen von uns schon Kopfschmerzen gemacht hat: Unser Verhalten der Obrigkeit gegenüber.

Mit "jede Seele" meint Paulus ohne Zweifel alle Menschen, doch speziell wohl die Gläubigen, denn die ungläubigen Menschen werden kaum auf Paulus hören. Es ist hier nicht uninteressant, wie jene Zeit ausgesehen habt, in welcher Paulus diese Worte niederschrieb. Ein ganz kurzer Blick zurück in die Geschichte sei uns deshalb gestattet:

Rom, und Paulus schrieb diesen Brief ja zuerst einmal an die Römer, war zu jener Zeit die Hauptstadt eines totalitären Staates. Es gab nur ein gültiges Wort, das des Kaisers. Da aber in Rom viele jüdisch / christliche Gemeinden existierten (eine Mischung aus Juden und Nationen), die ein eigenes Gepräge hatten und z um großen Teil auf ihr irdisches Königreich warteten (die herausgerufene Körperschaft war eben erst durch Paulus im Entstehen), blieben Spannungen mit der Obrigkeit nicht aus. Die Juden lehnten ja jede Obrigkeit außer Gott ab, die mit ihnen zusammen lebenden Nationen Christen wurden in dieser Richtung mitgezogen. Somit gab es statt Unterordnung auch Auflehnung und Widerstand gegen den Kaiser, was sich letztendlich in schlimmen Verfolgungen auswirkte, die uns ja aus der Geschichte Roms bekannt sind. Die Obrigkeit unterschied in ihrem Vorgehen wohl nicht zwischen rein jüdischen Königreichsgemeinden und den noch jungen Gemeinden der Körperschaft Christi Jesu, in deren Herzen sich Bitterkeit ausbreitete.

Paulus sah diesen inneren Kampf der Gemeinden in Rom, er sah das Unrecht, welches vielen angetan wurde, und er sah auch die geistige und seelische Gefahr in der Stellung der Gläubigen. Jetzt nimmt er, vom erhöhten Herrn beauftragt, ausführlich zu diesem Thema Stellung.

Die Frage, die sich die Christen in Rom gestellt haben. und die auch in den nachfolgenden Zeiten bis zum heutigen Tag immer wieder gestellt wurde, lautete: Kann eine Obrigkeit, die Unrecht tut, von Gott eingesetzt sein? Müssen wir solch einer Obrigkeit überhaupt gehorchen?

In unserem Leitvers stellt Paulus zwei Punkte deutlich heraus: Jede Seele hat sich ohne Ausnahme unterzuordnen, und jede Obrigkeit ist von Gott. Damit ist klargestellt, dass wir nicht zu unterscheiden haben, ob eine Obrigkeit in unserem Augen gerecht oder ungerecht handelt. Ganz selbstverständlich stellt Paulus auch den zu seiner Zeit herrschenden Kaiser Nero, der bis heute wohl als einer der grausamsten Häupter einer Macht galt, unter seine Aussage.

Wir wollen heute erst einmal klären, was Paulus unter der "Unterordnung" versteht. Mit Sicherheit versteht er da runter nicht Einordnung, was wir auch als "Mitmachen" bezeichnen können. "Unterordnung" bedeutet in diesen Versen die Anerkennung der von Gott eingesetzten Autorität; dann bedeutet es die Unterordnung unter die Obrigkeit als Ordnungsfaktor in weltlichen Dingen, wie sie in Vers 6 und 7 genannt werden und die wir später noch ansprechen werden.

Es ist ganz wichtig, dass wir hier erkennen, dass Paulus in diesen Versen mit keinem Wort unsere Beziehung zur Obrigkeit in Glaubensfragen erwähnt! Es geht also ausschließlich um weltliche dinge wie z. B. die Entrichtung von Steuern und sonstigen Schuldigkeiten. Im Gegensatz hierzu, was aber ein ganz anderes Thema ist, kann uns niemand zwingen, z.B. fremde Götter anzubeten. Daniel dient uns hierin als besonderes Vorbild.

"Obrigkeit" ist gleichzusetzen mit "Vollmacht", eine verliehene oder übertragene Gewalt, die von höherer Stelle übertragen wird. Wenn wir hier einen Blick in die Hierarchie dieser Übertragung machen, dann steht an oberster Stelle als absoluter und unantastbarer Souverän Gott als der "alles Bewirkende".

Nun wissen wir aus dem Kalender Gottes, dass wir heute in einem Äon leben, den Gal 1:4 als "Den gegenwärtigen bösen Äon" bezeichnet. "Böse" deshalb, weil Gott über diesen Äon die geistlichen Mächte der Bosheit als Weltbeherrscher eingesetzt hat (siehe Eph 6:12). Es kann also kein Zweifel bestehen, dass unsere sichtbare Obrigkeit wiederum von den unsichtbaren Fürstlichkeiten und Obrigkeiten beeinflusst wird, was zur Folge hat, dass auch wir "das Böse" zu spüren bekommen.

Aber wie schon erwähnt, darf uns diese Tatsache nicht davon abhalten, uns dieser gegebenen Obrigkeit unterzuordnen. Bedenken wir nämlich, dass selbst der mächtigste Fürst dieser geistlichen Mächte, Satan selbst, seine vollmacht von Gott erhält und seine Grenzen hat. Als bestes Beispiel dient uns hier Hiob. Nirgendwo in der Schrift wird uns ein besserer Einblick darin gewährt, dass auch Satan nur so weit gehen kann, wie Gott es ihm erlaubt. Wohl sind dabei seine Angriffe auf Hiob äußerst schmerzhaft und zutiefst leidvoll; doch es gilt, das Ende bzw. den Erfolg anzusehen. Und so verherrlicht Hiob seinen Gott im letzten Kapitel dieses Buches, und bezeugt in Hi 42:2 gleich zu Beginn: "Ich erkenne, dass Du alles vermagst ...".

Hat Hiob sich aufgelehnt? Dann hätte sein Ende sicherlich anders ausgesehen! So möge uns das Beispiel Hiobs helfen, auch solche Obrigkeiten anzuerkennen und uns ihnen unterzuordnen, die wir nicht als gerecht und gut empfinden, weil wir wissen dürfen, dass auch diese letztendlich nur Gottes Ratschluss ausführen können.

Heute wollen wir nochmals auf einen Punkt hinweisen, der uns sehr hilfreich ist, unser Verhalten der Obrigkeit gegenüber zu bestimmen: Es ist unser eigener Stand in Christus Jesu. Wir haben ja schon in Röm 8:31-39 gesehen, dass, wenn Gott für uns ist, niemand wider uns sein kann; dass uns niemand bezichtigen und verurteilen kann, dass uns keinerlei Drangsal, Druck, Verfolgung usw. von der Liebe Gottes scheiden kann, ja dass dies auch keiner geistlichen Macht gelingt - es gibt überhaupt nichts, was uns von der Liebe Gottes scheiden kann, die in Christus Jesus ist.

Wir haben also, im Vergleich zu den anderen Menschen, eine Sonderstellung der Obrigkeit gegenüber. Wir haben sie anzuerkennen und ihr die weltliche Schuldigkeit zu geben, aber wir dürfen auch wissen, dass sie keinerlei Einfluss auf unser geistliches neues Leben in Christus Jesus hat, dass dieses neue Leben für jegliche Obrigkeit unantastbar ist. Wenn wir erkennen, dass wir in Christus schon heute eine kaum fassbare herrliche Stellung haben, werden wir uns kaum mehr mühen, uns mit der Obrigkeit zu vereinen bzw. uns ihr eingliedern zu wolen. Bedenken wir doch, liebe Geschwister, dass die Zentralstelle aller Obrigkeiten - und die sichtbare Obrigkeit ist ja im Grunde nur ein Schattenbild der unsichtbaren - inmitten der Überhimmel ist, und dass dort unsere Stellung in Christus unangefochten anerkannt wird! Wenn wir gegen diese geistlichen Mächte trotzdem kämpfen müssen (siehe Eph 6:10-18), dann niemals um unsere Stellung, sondern um unseres entsprechend würdigen Wandels willen.

Die Obrigkeit, wie auch wir, haben einen von Gott gesetzten Platz nebeneinander. Erkennen wir dies, so haben wir gerade wegen unserer Unterordnung jede Freiheit gewonnen, wie sie den in Christus Freigemachten zukommt!

Röm 13:2

"Wer sich daher der Obrigkeit widersetzt, hat damit Gottes Anordnung widerstanden; die aber widerstanden haben, werden über sich ein Urteil erhalten."

Heute geht es um den Widerstand gegen die Obrigkeit und die daraus entstehenden Folgen. Gott hält Frieden mit der Welt, weil Er durch den Sühnetod Christi mit ihr versöhnt ist. Weil dies so ist, sind auch wir verpflichtet, uns den weltlichen Obrigkeiten unterzuordnen, mit ihnen in Frieden zu leben; dabei muss jeder von uns als "Einzelperson" seinen würdigen Wandel führen. Bedenken wir doch, dass wir gem. 2Kor 5:20 Gesandte für Christus sind, und dies gerade auch vor der Obrigkeit. Als solche Gesandte muss unser Verhalten besonders vorbildlich sein.

Der Widerstand gegen die Obrigkeit fängt damit an, dass wir das Handeln derselben als ungerecht empfinden. Die nichtjüdischen Christen in Rom wurden zum Teil von den jüdischen Gemeinden mitgerissen, sich gegen die Obrigkeit aufzulehnen, weil es den Juden widerstrebte, eine andere Obrigkeit außer Gott anzuerkennen. Die Folgen waren mehr als übel: Sie wurden in den römischen Arenen abgeschlachtet.

Auch wir empfinden die Obrigkeit nur allzu oft als ungerecht, vor allem wenn wir zur Kasse gebeten werden, sprich: Wenn wir hohe Steuern zu entrichten haben. Wie schnell kann da Auflehnung in Form von Steuerhinterziehung aufkommen. Das Urteil, wenn unser Verhalten aufgedeckt wird, ist dann zumeist schmerzlich. Die gelinderen Formen von Widersetzung sind Klagen, Schimpfen oder gar Streit gegen die Obrigkeit. Innerer Friede wird damit nicht erreicht, dafür gewöhnlich Stress und eine Menge Aufregung. Das Urteil ist schon gegeben.

Wir wollen nicht verhehlen, dass >Unterordnung nicht in jedem Fall immer nur Vorteile für uns bringt! Aber um unsere eigenen Vorteile geht es auch gar nicht, denn: "in Gnaden ist euch für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden" (Phil 1:29).

Röm 13:3

"Denn die Oberen sind nicht für das gute Werk ein Anlass zur Furcht, sondern für das Üble. Willst du aber die Obrigkeit nicht fürchten müssen, so tue das Gute, und du wirst von ihr Beifall haben."

lWenn wir gestern zum Abschluss Phil 1:29 zitierten, so sei dazu heute noch angemerkt, dass die Leiden für Christus nicht mit einem eventuellen Urteil gleichzusetzen sind, das uns trifft, wenn wir die Obrigkeit hintergehen. Wenn wir uns nach Gottes Wort richtig verhalten haben und trotzdem Leiden erdulden müssen, so ist unser Verhältnis zu unserem Herrn dabei ungetrübt. Im Gegensatz hierzu macht uns unser schlechtes Ge wissen. zu schaffen.

Unser heutiger Vers hört sich, anders ausgedrückt, so an: Wer das Üble tut, muss die Obrigkeit fürchten, wer das Gute tut, hat keinen Grund zur Furcht, vielmehr hat er ihren Beifall. Es ist Gottes Anordnung für alle Menschen des gegenwärtigen Äons, sich einer Obrigkeit unterzuordnen, denn die Obrigkeit, auch wenn sie gottlos ist, sorgt für ein Mindestmaß an Ordnung. So hat jede Obrigkeit ein Minimum an bürgerlichen Gesetzen, die eingehalten werden müssen, im Gegenzug folgt Strafandrohung; denken wir hier nur an Betrug, Diebstahl, Mord und dergleichen. In diesen Dingen ist die Obrigkeit auch für uns eine Vollmacht, die unsere Unterordnung wert ist.

Unser Wandel soll nun gerade auch hier vorbildlich sein. Wir haben nämlich tiefere Beweggründe als andere, die Obrigkeit anzuerkennen, denn wir sind auch ihnen und der unsichtbaren Welt ein Beweis unseres Glaubens. Und die Obrigkeit, die mit Gläubigen gute Erfahrung gemacht hat, wird diesen eher Beifall zollen als den Ungläubigen.

Ein Wort des Paulus an seine Mitarbeiter Titus. und Timotheus soll uns heute begleiten: "Erinnere sie daran, sich den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten unterzuordnen, sich zu fügen und zu jedem guten Werk bereit zu sein, niemand zu lästern, nicht zänkisch, sondern gelinde zu sein, allen Menschen jede Sanftmut erzeigend." (Tit 3:1-2).

Röm 13:4

"Denn Gottes Dienerin ist sie, dir zum Guten. Wenn du aber das Üble tust, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht nur zum Schein; sie ist doch Gottes Dienerin, eine Rächerin zum Zorngericht dem, der das Üble verübt."

Wir vernahmen bisher nur, dass die Obrigkeit Vollmacht besitzt, und diese von Gott. "Vollmacht" heißt aber auch "Macht", was mit "Herrschen" in Zusammenhang steht. Es entstand also bisher der Eindruck, die Obrigkeit besitzt auch die Macht, über uns zu herrschen. Diesem Eindruck stellt sich Paulus heute entgegen: Die von Gott eingesetzte Obrigkeit darf nicht herrschen, sondern ist Seine Dienerin.

Wenn wir hier kurz innehalten und einen Blick in die unsichtbare Welt werfen, dann erkennen wir, dass wirklich alles Gott dienen muss! Wir schauen. nochmal auf Hiob, der uns die letzten Tage schon einmal dienen durfte. In dem ersten und zweiten Kapitel sehen wir, wie Satan inmitten der Söhne Gottes vor Gott treten musste. Wenn wir seine Haltung vor Gott und sein Wirken bei Hiob verfolgen, dann erkennen wir leicht, dass er nicht eigenmächtig handeln konnte, sondern im Grunde Gottes Ratschluss ausführen musste. Dies bedeutete bei Hiob: Er musste diesem dienen, damit Gott an Sein Ziel kam.

Nicht anderes ist es bei uns! Die Obrigkeit hat keine herrschende Stellung über uns, sondern ist Gottes Dienerin und dient in dieser Srellung auch uns. Sie dient vor allem als Ordnungs- und Stabilisationsfaktor, um das Unrecht einzudämmen. Sie dient aber auch in einem weiteren Punkt: Sie ist Rächerin zum Zorngericht dem, der das Üble tut.

Wir wissen aus einer Zeit der frühen Menschheitsgeschichte, dass das Übel unter den Menschen so zunahm, dass Gott durch eine Flut die große Masse jener Menschen vertilgte. Um jene Zustände zu unterbinden, setzte Gott die Obrigkeit ein, die im entsprechenden Fall am Einzelnen das Gericht vornimmt, welches Gott seinerzeit fast an der gesamten Menschheit vollzog.

Röm 13:5

"Darum die Notwendigkeit, sich unterzuordnen, nicht allein des Zorngerichts willen, sondern auch um des Gewissens willen."

Die Notwendigkeit, sich unterzuordnen, hat zwei triftige Gründe. Der erste "um des Zorngerichts willen". Dazu ist es notwendig, nochmal einen Blick zurück in die adamitische Menschheit vor der Flut zu werfen.

Schon damals setzte Gott Obrigkeiten ein, allerdings anderer Art als heute: Die Patriarchen, die als Familien häupter Obrigkeitsfunktionen ausübten. Dies Form von Obrigkeit war sicherlich idealer als un sere heutigen politischen. Formen, stütze sie sich doch auf die Blutsverwandtschaft. Wenn diese Obrigkeit schon damals versagte, so lag das nicht an der Anordnung Gottes, sondern an der Herrschaft der Sünde im Fleisch des Menschen und am Ratschluss Gottes, damit die Unfähigkeit des Fleisches offenbar werde.

So versagte schon der erstgeborene Sohn Adams und erschlug seinen bruder Abel. Ein weiterer Nachkomme Adams, Lamech, rühmte sich vor seinen Weib ern mit brutalen Worten: "Ada und Zilla, hört auf meine Stimme! Denn einen Mann erschlug ich für meine Wunde und ein Knäbbein für meine Strieme!" (1Mo 4:23). Wir sehen, trotz idealer Obrigkeitsform ahm brutalste Gewalt unter der Menschheit unerträgliche Formen an. So lesen wir dann auch in 1Mo 6:11-12: "Und verderbt ward die Erde vor Alueim, und voll ward die Erde von Gewalttat. Und es sieht Ieue Alueim die Erde, und siehe, verderbt ist sie; denn es verderbt alles Fleisch seinen Weg auf Erden".

Es folgte, wie wir wissen, ein großes Gottesgericht durch die Wasserflut. Zu Noah sprach Gott: "Die Zeit des Endes allen Fleisches der Menschen ist vor Mich gekommen; denn voll ist die Erde von Gewalttat um ihrer Gegenwart willen. Nun siehe Mich, wie Ich sie verderbe mitsamt der Erde! (1Mo 6:13).

Dieses Gericht Gottes dient der Menschheit als Abschreckung: die Obrigkeit hat die Aufgabe erhalten, zumindest die schlimmsten Auswüchse der Verderbtheit wie Mord und Totschlag, zu verhindern oder auch hart zu bestrafen - ein guter Grund, sich der Obrigkeit unterzuordnen.

Es gab vor der Flut noch keine göttlichen Gesetze, diese wurden erst danach gegeben. So segnete Alueim die durch die Flut hindurch gerettete Familie Noahs auch dadurch, dass Er forderte: "Wer da vergießt Blut eines Menschen, vom Menschen soll sein. Blut vergossen werden" (1Mo 9:6). Und in der Geschichte ab Noah lesen wir dann auch zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte von Königreichen, was auf eine führende und für Ordnung sorgende Obrigkeit hinweise.

Interessant ist hier, dass vor der Flut der Mensch kein Blut aus Vergeltung vergießen durfte. Wir ersehen dies bei dem Brudermörder Kain. Gott Selbst gab diesem ein Zeichen an die Stirn, damit sein Blut nicht durch Menschenhand vergossen wird; Er behielt sich die Rache Selbst vor. Doch nach der Flut gab Gott das Gericht in die Hand des Menschen bzw. in die der Obrigkeit. Ihr wurde das Recht übergeben, im Sinne von 1Mo 9:6 zu handeln. Die Obrigkeit bekam also das Schwert zu tragen, um als Dienerin Gottes an dem einzelnen Täter das Zorngericht Gottes z u vollziehen. Inwieweit die Obrigkeit bis heute ihrer verpflichtung nachgekommen ist, steht auf einem anderen Blatt. Es ging ja mit der Menschheit nach der Flut moralisch nicht aufwärts, sondern wiederum stetig bergab. Die Gründe sind darin zu sehen, dass wir im "Tag des Menschen" leben (1Kor 4:3) und gem. Eph 5:16 und Eph 6:13 die Tage darin böse sind; gemäß 2Tim 3:1 ff ist in den letzten Tagen eine gefährliche Frist gegenwärtig, wo die Menschheit wiederum verstärkt verderbt sein wird. Die Obrigkeit wird also auch hier zunehmend nur noch das Schlimmste eindämmen können. Das Ziel von Gottes Ratschluss bleibt: Der Erweis der Unfähigkeit des Fleisches.

Wir Gläubigen geben mit unserer freiwilligen Unterordnung in besonderer Weise ein Vorbild für unsere Umwelt und zugleich ein Zeugnis für unseren Herrn. Lasst uns also diese Unterordnung nicht wiederwillig tun, sondern in der vollen gewissheit,dass wir uns darin in Einklang mit Gottes. Willen befinden.

Ein zweiter triftiger Grund, sich der Obrigkeit unterzuordnen, ist "um des Gewissens willen". Das Gewissen, das jeder Mensch besitzt, ist der "Mitwisser" bzw. das "Bewusstsein" von Gut und Böse, von Recht und Unrecht. Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass das Gewissen in jenem Augenblick aktiviert wurde, als das erste Menschenpaar im Paradiesgarten vom "Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen" aß. Denn gleich danach meldete sich ihr (schlechtes Gewissen; sie erkannten, dass sie nackt waren, und sie versteckten sich vor Gott.

Nun ist zu beobachten, das unter dem Gesetz das Wort Gottes kaum etwas vom Gewissen sagt, es war ja in gewisser W eise selbst der Maßstab von Gut und Böse. Wenn Paulus in unserem Leitvers zu uns redet, dann wissen wir, dass wir vom Gesetz frei sind (der gesamte Galaterbrief hat diese "Freiheit vom Gesetz" zum Inhalt). Es gibt aber noch eine Gruppe von Menschen, die kein Gesetz haben "die Nationen". Von diesen sagte uns aber Röm 2:14-15, dass ihnen ihr Gewissen mit bezeugt.

Immer wieder lesen wir bei Paulus, dass er sich auf sein Gewissen beruft. In Apg 23:1 und Apg 24:16 sehen wir, wie er auf "ein gutes Gewissen" achtet. In Röm 9:1 hebt er sein Gewissen als Zeuge für die w ahrheit seiner Worte hervor. In 2Kor 1:12 ist sein gewissen ebenfalls Zeugnis seines Wandels.

Dass ein Gewissen auch schwach oder unsicher sein kann, zeigen und ei Aussagen in 1Kor 8:7.10 und 12, sowie 1Kor 10:25.27. Hier mahnt Paulus in besonderer Weise, diesen Schwachen nicht zum Anstoß zu werden! Schlimm wird es allerdings, wenn ein unwürdiger Wandel unser Gewissen schon so abgestumpft hat, dass es kaum mehr schlägt; Paulus bezeichnet diesen Zustand so: "... das eigene Gewissen wie mit einem Brenneisen verschorft" (1Tim 4:2). Möge es. uns doch gegeben sein, mit Paulus zu bezeugen: "Dankbarkeit habe ich gegenüber Gott, dem ich von meinen Vorfahren her mit reinem Gewissen Gottesdienst darbringt ..." (2Tim 1:3).

Röm 13:6

"Denn deshalb entrichtet ihr auch Steuern; denn Gottes Amtsträger sind sie, zu diesem Zweck anhaltend tätig."

Ein allseits bekanntes Sprichwort lautet: Ein gutes ist das beste Ruhekissen! Wenn die Welt aus gutem Grund schon so ein Sprichwort prägt, wieviel mehr muss es da auch für uns gültig sein, da. wird nicht nur der Obrigkeit gegenüber verpflichtet sind, sondern weit darüber hinaus unserem Gott und Vater, dessen Liebe wird durch Gegenliebe erwidern können, was sich in Bezug auf unseren Leitvers ganz praktisch in der Unterordnung zeigen kann.

In 2Kor 1:12 bezeugt Paulus: "Denn dies ist unser Rühmen: das Zeugnis unseres Gewissens, dass wir uns in der Heiligkeit und Aufrichtigkeit Gottes ... der Welt ...gegenüber verhalten haben"! Wir haben in diesem Zitat nur die für uns heute wichtige Aussage herausgestellt, in der Paulus auch der Welt gegenüber (und dies ist ja zu einem großen Teil die Obrigkeit) sein Gewissen ins Spiel bringt. Unser Leitvers könnte demnach so zusammengesetzt werden: "Denn deshalb entrichten wir Steuern, damit wir uns des Zeugnisses unseres Gewissens gegenüber richtig zu verhalten haben". Unser Gewissen muss der Obrigkeit und Gott gegenüber in Ordnung sein!

Nach den Bezeichnungen "Obrigkeit" und "Dienerin" benutzt Paulus heute einen weiteren Ausdruck. "Gottes Amtsträger" sind sie. Dies ist eine deutliche Aufwertung, denn "Amtsträger" haben in der Regel staatliche Hoheitsaufgaben zu erfüllen, wobei auch hier wieder als oberster Dienstherr "Gott" fungiert.

Wie wichtig ist es doch Paulus, und wir dürfen diese Wichtigkeit wiederholenL: Wir haben nicht zu beurteilen, ob eine Obrigkeit gut oder schlecht ist, ob sie richtig oder falsch handelt, wir haben einzig und allein zu erkennen, dass sie in jedem Fall von Gott eingesetzt ist und ein würdiger Wandel fordert, dass wir uns klaglos unterordnen.

Röm 13:7

"Bezahlt allen die Schuldigkeiten: Steuer, wem die Steuer; Zoll, wem der Zoll gebührt; Furcht, wem die Furcht, und Ehre, wem die Ehre gebührt."

Paulus kommt betreffs der Obrigkeit zum Schluss seiner Anweisungen. Seine abrundenden Worte schließen auch mit ein: "Furcht, wem Furcht, und Ehre, wem die Ehre gebührt" - und hier mag wieder mancher von uns stocken, denn Ehre gebührt doch allein Gott. Doch wir haben keinen Grund, diese beiden Dinge hier auf Gott zu beziehen, im Gegenteil! Gerade mit Furcht und Ehre möchte der Apostel einem rein äußerlichen Scheingehorsam vorbeugen. Auch eine Obrigkeit soll unseren Beifall haben, ja soll von uns Ehre erfahren, wenn es ihr gebührt. Dabei macht Paulus ausdrücklich die Einschränkung: "... wem die Ehre gebührt", was wohl jeder von uns selbst beurteilen muss.

In diesem Zusammenhang erscheint uns noch ein Wort in 1Tim 2:1-3 passend (bitte lesen). Dort fordert Paulus auf, auch für die Obrigkeit zu flehen, zu beten und Fürbitte mit Danksagung zu tun. Warum? "... damit wir eine ruhige und stille Lebensweise vollführen mögen". Wir sehen, ein der Obrigkeit gegenüber würdiger Wandel umfasst weit mehr, als unsere normale staatliche Schuldigkeit zu erfüllen; gefordert ist hier auch unsere geistliche Aktivität.

Wenn wir in jene notvolle Situation der Herausgerufenen in Rom zurückschauen, dann ist es verständlich, dass Paulus das "Flehen" für die Obrigkeit an die er ste Stelle setzte. "Flehen" erfolgt in der Regel in Notlagen, und jene Gemeinden wurden in der Tat hart bedrängt. Aber auch heute gibt es viele Gläubige, die um ihres Glaubens willen um ihr Leben bangen müssen, erst in jüngster Zeit wurde solches aus einigen arabischen Staaten gemeldet.

"Flehen" für die Obrigkeit muss aber nicht heißen, dass sich deren Handeln in unserem Sinn ändert; auch hier dient uns des Herrn Verhalten in Gethsemane: "Jedoch nicht was Ich will, sondern was Du willst!"

Wir sind noch einen Tag bei 1Tim 2:1-3 und kommen vom "Flehen" zum "Gebet", und dies auch für die Obrigkeit. Dabei erhebt sich fast von selbst die frage: Können wir denn mit den Gebeten die Obrigkeit umstimmen? Muss diese als Dienerin und Amtsträgerin nicht Seinen Auftrag erfüllen?

Aus der Tiefe unserer Erkenntnis dürfen wir im Glauben wissen, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt (gem. Röm 8:28), auch das Handeln der Obrigkeit. Was kann also unser Gebet ausrichten? Schauen wir hier einmal etwas tiefer.

"Gebet" muss sich ja nicht immer nur um unser irdisches Wohlbefinden drehen, es kann auch eine viel größere Aufgabe haben: Eine Kundgebung vor der unsichtbaren Welt!

Wir haben schon an früherer Stelle angeführt, dass die sichtbare Obrigkeit ein schatten der unsichtbaren Mächte ist. Und über diese geistlichen Mächte war es Petrus vorbehalten, zu bezeugen, dass sie be gehren, in das vom Himmel durch den heiligen geist gesandte Evangelium zu spähen (siehe 1Petr 1:12). Unser Gebet für die Obrigkeit kann damit zu einem gewaltigen Zeugnis gerade vor der unsichtbaren Welt werden, in dem wir ihnen Gottes mannigfaltige Weisheit und Herrlichkeit bezeugen und ihnen als Anschauungsobjekt darstellen, was "Gnade" an Sündern auszurichten vermag!

Unserem Gebet, auch für die Obrigkeit, müssen in jedem Fall die Worte Jesu angefügt sein: Nicht was wir wollen, sondern was Du willst! Und ein krönender Abschluss darf dann die "Danksagung" sein, die schon im Voraus getan wird, weil wir doch alle gewiss sind, dass uns auch alles z um Guten zusammenwirken muss!

Die Liebe als Erfüllung des Gesetzes

Röm 13:8

"Seid niemandem irgend etwas schuldig, außer einander zu lieben; denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt."

Unser heutiger Leitvers gibt wieder ein sehr gutes Anschauungsbeispiel, wie man mit Gottes Wort leichtfertig verfahren kann, wenn man mit einzelnen Bibelversen seine eigene Ansicht beweisen will. Wer also behauptet, auch wir stehen noch unter dem Gesetz und müssen dieses erfüllen, braucht nur obigen Leitvers zu zitieren!!!

Es ist ja die große Tragödie, dass das Wort wenig in seinem Zusammenhang gelesen oder gar erkannt wird, sondern man greift wahllos jene Verse heraus, die gerade passend erscheinen. So gesehen kann im Grunde jeder Unsinn durch die Bibel bewiesen werden! Es ist darum auch das Bemühen unseres Werkleins durch komplette Briefbehandlung solche Fehler auszuschließen.

Natürlich stehen wir, die herausgerufene Körperschaft Christi Jesu , nicht unter dem Gesetz, wir sind hier den übrigen Nationen, die kein Gesetz haben, gleichgestellt (Röm 2:14). Und jene Herausgerufenen aus Israel, wie z.B. auch Paulus müssen sich klar werden, dass sie nicht mehr unter dem gesetz, wie es ihrem Volk gegeben ist, stehen, sondern u nter der Gnade! Gnade und Gesetz zur gleichen Zeit - das kann nicht sein, weil eines das andere ausschließt. Entweder unter dem Gesetz oder aber unter der Gnade! Da Paulus aber in all seinen Briefen bezeugt, dass wir unter der Gnade stehen, kann auch unser heutiger Leitvers nicht plötzlich das Gegenteil behaupten.

Wie ist also diese Aussage generell z u verstehen? Tatsache ist, dass Paulus Teile des Gesetz es als Anweisung für uns gebraucht, allerdings: Nicht, um mit deren jEinhaltung Gerechtigkeit zu erlangen, sondern vielmehr, um uns zu einem Wandel in Gerechtigkeit anzuspornen! Wir haben ohne Gesetz unsere Rettung und unsere Gerechtigkeit von Gott geschenkt bekommen, und dies in der Gnade (Eph 2:8); als solchermaßen Begnadete dürfen wir uns sehr wohl zusprechen lassen, einen Wandel zu führen, der auch den gesetzlichen Elementen entspricht!"

Wir sprachen gestern vom Gesetz und fügen heute noch an, dass das Gesetz nur durch fleischliches Mühen erfüllt werden sollte. In Röm 7:14 lasen wir ja schon, dass das Gesetz geistlich ist; und da wir in Christus Gottes Geist in uns haben, sind wir dem irdischen Gesetz enthoben, dafür aber einem weit höheren Gesetz unterstellt, dem "des Geistes des Lebens in Christus Jesus" (Röm 8:2).

Mit diesem geistlichen Leben wird uns etwas ganz Kostbares geschenkt: Die Liebe Gottes. Auch darüber lasen wir schon in Röm 5:5: "Sie ist in unsere Herzen ausgegossen durch den uns gegebenen Geist".

Wozu Paulus uns jetzt auffordert, hat er schon in Röm 12:1 als Eingangsvers über die Kapitel des Wandels gestellt: "... eure Körper als ein lebendiges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen". Durch unsere Körper dürfen wir jetzt die empfangene Liebe Gottes weitergeben, dies ist unser folgerichtiger Gottesdienst.

Es steht jedem von uns frei, sich zu prüfen, inwieweit er sich mit dem wöchentlichen Stündchen in der Versammlung als Dienst für Gott zufrieden gibt (wobei diesj akaum als "Dienst" zu bezeichnen ist) oder ob er wirklich jederzeit seinen Körper für Gott bereitstellt! Wobei wir besonders das Wort "bereitstellen" beachten sollten, denn es bedeutet keine eigenmächtige Aktivität, sondern jederzeit bereit zu sein, wenn Gott es von uns erwartet.

Dieses "Bereitsein" legt auch uns der Apostel Paulus mit den Worten ans Herz: "Daher, meine geliebten Brüder, werdet beständig, unverrückbar, im Werk des Herrn allezeit überfließend; wirst ihr doch , dass eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist" (1Kor 15:58).

Wie wir schon anführten, sind Gläubige in Christus dem Gesetz gegenüber tot, es hat nichts mehr zu fordern und braucht nicht erfüllt zu werden. Wenn Paulus trotzdem obige Worte benutzt, dann kann dies nur in bildlicher oder übertragener Weise gemeint sein, es ist lediglich ein Orientierungspunkt für uns.

"Seid niemandem irgend etwas schuldig", mit dieser Aufforderung meint Paulus wahrscheinlich weniger finanzielle Schulden (die natürlich auch beglichen werden müssen), sondern mehr die zwischenmenschlichen Schuldigkeiten. Wie schnell sind unbedachte Worte ausgesprochen, man verletzt oder kränkt den anderen zu Recht oder zu Unrecht und geht von dannen! Dass man sich damit eine Schuld auflädt, wird kaum bedacht. "Niemandem etwas schuldig sein" bedeutet, dass wir uns immer und überall in der Gesinnung Christi Jesu üben dürfen, und diese heißt auch hier "Unterordnung", diesmal aber in dem Sinn, dass wir nicht auf vermeintliches Recht pochen, sondern uns stets gewärtig sind, dass uns selbst von Gott alle Ungerechtigkeit. und Sünde vergeben wurde und wir somit allen Grund haben, dies auch anderen Menschen gegenüber zu tun. "Niemand etwas schuldig sein" heißt also, dass wir von. unserer Seite aus mit allen Menschen "im Reinen" sind!

Damit aber nicht genug: Es kommt noch dazu, dass wir einander lieben dürfen; es gilt also, die in unsere Herzen ausgegossene Liebe Gottes zu aktivieren. Wir schauen dabei einfach auf Ihn, unseren Herrn! Er Selbst hat die göttliche Liebe nicht nur verkündigt, sondern auch ausgelebt. Und göttliche Liebe wird uns wunderbar in 1Kor 13:4 ff dargestellt: Sie ist geduldig, gütig, nicht eifersüchtig, nicht ruhmredig, nicht aufgeblasen, nicht unschicklich, sucht nicht das Ihre, lässt sich nicht aufstacheln, rechnet das Üble nicht an, freut sich an der Wahrheit, alles gibt sie auf, alles glaubt sie, alles erwartet sie, alles erduldet sie ...!

Röm 13:9

"Denn das Gebot: du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht morgen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch zeugen, du sollst nicht begehren, oder irgendein anderes Gebot, es gipfelt in diesem Wort, in dem 'Lieben sollst du deinen Nächsten wie dich selbst!'"

Wir wollen unser Augenmerk weniger auf die einzelnen Gebote richten, die, wie wir nicht oft genug betonen können, mit uns, der Körpergemeinde Christi Jesu, nichts zu tun haben, sondern mehr auf das Wort "gipfeln". Am Bild eines Baumes könnte man auch sagen, dass alle breiten Äste von unten her in dem einzigen Trieb an die Spitze des Baumes münden. Und der Baum als winziger Teil der Schöpfung zeigt uns hier im Kleinen, was im Großen geschieht: Das gesamt All hat einen Gipfel, nämlich Christus! In Eph 1:10 hört sich dies so an: "... um in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde."

Und so wie im Großen alles "in Christus" zusammengefasst ist, so ist es auch mit der ganzen Fülle der Gebote: Sie münden in dem einen, in der Liebe!

Kehren wir nochmals zu dem Bild des Baumes zurück. Was zeigt es uns? Die Kraft des Baumes ist dahin ausgerichtet, "zu wachsen". Schauen wir eine kleine Tanne im Frühjahr an, dann fällt uns auf, dass der Trieb an der Spitze die anderen Triebe an den einzelnen Ästen in der Länge um ein Vielfaches übertrifft. Man möchte fast meinen, die seitlichen Triebe eifern dem Haupttrieb an der Spitze nach (der Leser verzeihe uns dieses vielleicht kindliche Bild). Und doch - wie trefflich dient es uns, wenn auch wir dorthin schauen, wo unser Haupt ist!

Den anderen zu lieben wie uns selbst, erfordert, ja zuerst einem die Tatsache, dass wir uns selbst lieben! Und unsere Eigenliebe dürfen wir dann auf unseren Nächsten übertragen. Diesen derart zu lieben, ist u ns nur möglich, weil Gottes Liebe in uns ist und durch den Blick auf unser Haupt zu Wachsen angeregt wird.

Röm 13:10

"Die Liebe bewirkt es, wenn wir wachsen dürfen, denn Stillstand wäre Rückschritt! Es muss also unser Bestsreben sein, in der Liebe ständig zu wachesn, was ja beinhaltet, dass wir noch alle unvollständig sind und mit Sicherheit auch niemals darin die Vollständigkeit erreichen werden. Aber nachjagen dürfen wir ihr, wie es auch Paulus tat: "Von nun an bleiben Glaube, Erwartung, Liebe, diese drei. Doch die Größte von diesen ist die Liebe; jaget daher der Liebe nach!" (1Kor 13:13). Wir dürfen jetzt dieses Wort nicht so verstehen, als ob wird die Liebe noch nicht hätten, dies würde ja Röm 5:5 widersprechen. Wir sollen dem Ausleben der in uns ausgegossenen Liebe nachjagen, wir sollen sie zum Wachsen bringen, indem wir sie so oft wie möglich anwenden; und dies immer mit dem Blick auf Ihn unser Haupt!

Auch hier sehen wir deutlich, wie schnell ein Wort missverstanden wird, wenn wir es nur einzeln betrachten, also aus dem Zusammenhang reißen, wobei der Zusammenhang auch die Gesamtzahl der Briefe des Apostels Paulus umfasst!

Wir haben in Christus eine Stellung erlangt, in welcher wir alles haben! Aber wir sind aufgrund dieser Stellung auch angehalten, einen entsprechenden Wandel zu führen, worin wir noch sehr mangelhaft sind.

In unserer Stellung als Geliebte Gottes haben wir Seine Liebe vollkommen in uns; in unserem Wandel (und Dienst) sollen wir dieser Liebe nachjagen. Unser heutiger Leitvers sagt : "sie bewirkt dem Nächsten nichts Übles". Würden wir uns selbst bewusst Übles zufügen? Nein, das verhindert schon unsere Eigenliebe. Nun lasst uns dies bei unserem Nächsten praktizieren bzw. diesem nachjagen. Und das tägliche Leben bietet so viele Gelegenheiten!

In Vers 8 lasen wir, dass derjenige, der den anderen liebt, das Gesetz <u≥erfüllt</u>. Heute gilt unsere Aufmerksamkeit der erweiterten Aussage, dass die Liebe die Vervollständigung des Gesetzes ist. Auch wenn wir vom Gesetz frei sind, ist es trotzdem interessant, die Aussagen des Apostels zu überdenken, es bringt uns sicherlich eine innere Bereicherung.

Das Gesetz ist gegeben, um dem Menschen in vielfältiger Art und Weise zu helfen, ihn zu bewahren und zu schützen; in seiner Gesamtheit eingehalten hat es bis heute noch niemand (abgesehen von dem einen Menschen, Jesus Christus), deshalb wurde die Menschheit auch nicht optimal beschützt. Immer wieder brach das Böse im Menschen hervor und brachte über die anderen Unheil und Verderben, sei es durch kleinere Delikte wie Raub, Diebstahl, Mord usw. oder durch Kriege,, die ganze Länder niederwalzten.

"Liebe" erfüllt das Gesetz, aber die weit größere Tatsache ist, dass sie die Vervollständigung des Gesetzes ist. Wenn jeder Mensch diese Liebe auswirken würde, wäre das Gesetz tatsächlich überflüssig. Stellen wir uns eine Welt voll Liebe vor - es müsste doch unendlich schön sein! Die Liebe erfüllt also nicht nur das Gesetz, sondern ist dessen Vervollständigung, sie füllt das aus, was fehlt!

Was aber heute im Großen, in der gesamten Menschheit, nicht möglich ist ,nämlich dass diese Liebe auch praktiziert wird, das dürfen wir, die in Christus Gläubigen, heute schon im Kleinen zeigen: Liebe ist der größte Machtfaktor, sie ersetzt jede Art von Gesetz. Es ist unsere große Aufgabe, der sichtbaren und unsichtbaren Welt zu demonstrieren, was Liebe bewirkt, nämlich Leben und Wärme. Daneben steht das Gesetz, es ist in diesem Vergleich unvollkommen, kalt und unbefriedigend!

Wandel in der Erwartung des Heils

Röm 13:11

"Und dies tut, wissend um die Frist, da die Stunde für uns schon da ist, aus dem Schlaf erweckt zu werden (denn nun ist unsere Rettung näher als damals, als wir gläubig wurden;"

In den restlichen vier Versen dieses Kapitels bietet uns Paulus eine große Fülle von Aussagen; das erste sind Hinweise auf unsere Zukunftserwartung.

"Und dies tut" will heißen, dass wir die "Liebe" an die erste und wichtigste Stelle in unserem Wandel und Dienst stellen! Und wir sollen es ganz besonders im Blick darauf tun, dass die Zeit zum Wirken knapp geworden ist. Dies sagte Paulus vor fast zweitausend Jahren zu den Römern, und er sagt es heute zu uns. Wissen wir um die Frist? Wissen wir überhaupt, was eine "Frist" ist?

Neben vielen Anhaltspunkten, die Gott den Menschen in Bezug auf die zeitlichen Abläufe in der Schöpfungsgeschichte gab, ist uns auch de rBegriff "Frist" (griech. = kairos) gegeben. Er begegnet uns an grundlegenden Stellen wie Apg 17:26b, wo geschrieben steht: "Er (Gott) hat für sie (die Nationen) zugeordnete Fristen ... festgesetzt"; und Er zeigt uns, was sein Zweck ist: "... zum Erweis Seiner Gerechtigkeit zur jetzigen Frist" (Röm 3:26). Der Begriff "Frist" zeigt uns aber auch unseren Zustand; einmal bevor wir gläubig wurden: "Denn, als wir noch schwach waren, noch gemäß der jetzigen Frist ..." (Röm 5:6) und den leidenden Zustand als Gläubige: "Denn ich rechne damit, dass die Leiden der jetzigen Frist nicht wert sind der Herrlichkeit ...'" (Röm 8:18). Auf eine zukünftige Frist weist uns Gal 6:9 hin: "Denn zu seiner gebührenden Frist werden wir auch ernten" (wobei das in unserer konkordanten Übersetzung wiedergegebene Wort "Zeit" eigentlich "Frist" heißen muss, klautet es doch im griechischen Text "... eine Verwaltung der Vervollständigung der Fristen". Auf eine für Paulus noch zukünftige, für uns heute wohl gegenwärtige Frist werden wir in 1Tim 4:1 und 2Tim 4:3 hingewiesen. "Abfall vom Glauben" und das "nicht mehr Ertragen der gesunden Lehre" sind die Kennzeichen - ein Grund, verstärkt der Liebe nachzujagen!

Nach der kleinen Kunde über die "Fristen", um die wir ja wissen sollen, macht Paulus die nächste Aussage: Es ist die Stunde da, um aus dem Schlaf geweckt zu werden. Eine "Stunde" umfasst normal für uns einen Zeitraum von. 60 Minuten, doch wird sie auch im übertragenen Sinne benutzt. Jesus tat dies z.B. als Er sagte: "Meine Stunde ist noch nicht eingetroffen" (Joh 2:4).; Er meinte damit aber keinen 60-Minuten-Zeitraum.

Wir wissen jetzt um die Frist, die gem. 1Tim 4:1 und 2Tim 4:3 für uns sichtbar und spürbar gegenwärtig geworden ist, eine gefährliche Stunde also, um schnellstens aus dem Schlaf erweckt zu werden.

Auch hier ist "aus dem Schlaf erweckt werden" nicht buchstäblich zu sehen, sondern in einem übertragenen Sinn, den Gottes Wort sehr oft gebraucht, um uns Dinge zu verdeutlichen. Wir können nämlich nicht nur buchtstäblich im Bett schlafen, sondern uns auch in einem "geistlichen" Schlaf befinden, der uns im Gegensatz zum buchstäblichen Schlaf keine neuen Kräfte gibt. Sondern uns schwächt, was bis zum Abfall vom Glauben führen kann. Bei Letzterem muss aber hinzugefügt werden, dass ein von Gott Berufener nicht seiner Rettung verlustig gehen kann, wohl aber im Wandel und Dienst der gesunden Lehre des Paulus absagen, sich also von dem uns angehenden Glaubensgut abwenden kann und damit vom Glauben der alles umfassenden Gnade abfällt.

"Aus dem Schlaf erweckt werden" bedeutet also hier das "Wachwerden für geistliche Dinge". Dies führt uns zu einer anderen Schriftstelle, die uns heute erneut wichtig werden darf: "Darum heißt es auch: Erwache, der du schlummerst, stehe auf aus den Toten, und aufleuchten wird dir der Christus!" (Eph 5:14). Und im folgenden Vers 15 folgt die dazugehörende Aussage: "Gebt daher Obacht, Brüder, wie ihr genau wandelt...!"

Wir verbinden die gestern zitierte Aussage von Eph 5:14 mit unserem Leitvers, geht es doch in beiden Fälle um unseren Wandel auf den wir Obacht geben sollen.

Beide Schriftstellen fordern uns auf, aus einem Zustand, der dem Schlaf gleichzusetzen ist, erweckt zu werden. Der Schlafende (der Tote) ist ja ohne Bewusstsein, d. h., sein bewusstes Denken und Handeln ist ausgeschaltet. Gibt es solche Gläubigen?

Es gibt sie leider, und sie gleichen Kindern, die körperlich und geistig immer in demselben Stadium stehen bleiben und somit den Anforderungen des Lebens kaum gewachsen sind. Wieviele Gläubige haben zwar freudig ihre Sündenlast am Kreuz abgeladen, haben auch die Rechtfertigung aufgrund der Tat Christi am Kreuz erlangt, doch dann kam Stillstand! Ein Kind, welches im lernfähigen Alter stehenbleibt, wird es im späteren Leben schwer haben. Ein Kind Gottes, welches in seinem Erdenleben (was ja Zubereitungszeit ist) stehen bleibt, wird kaum brauchbare Frucht aufbringen können; es wird zwar gerettet werden, jedoch so wie durch Feuer hindurch (siehe 1Kor 3:10-15).

Nicht stehen zu bleiben, aus dem Schlaf erweckt zu werden, aus den Toten aufzustehen ... dies ist die Aufforderung an. uns, um vor allem in der Liebe zu wachsen. Wenn wir uns auf dieses Ziel konzentrieren und es nach den Grundregeln unserer Stellung in Christus üben, indem wir die Kraft dazu nicht aus uns, sonder in Ihm suchen, werden wir mit Sicherheit zu Seiner Verherrlichung wachsen, und dann vor der Preisrichterbühne Frucht aufweisen können, die Bestand haben wird.

Röm 13:12a

"... die Nacht ist schon vorgeschritten, und der Tag ist nahegekommen.)"

In Verbindung mit Vers 12a öffnet sich eine weitere Sicht für uns. Demnach befinden wir uns heute immer noch in "der Nacht", wiewohl der Tag nahegekommen ist. Und das Merkmal des nahe gekommenen Tages ist ja unsere Rettung, was unsere Entrückung bedeutet.

Wir leben in der Nacht, weil wir noch nicht mit unserem Herrn vereint sind. Er ist das Licht der Welt (Joh 9:5), und der Tag für Israel beginnt zu jener Stunde, wo Er wiederkommen wird! ("Wiederkommen" kann Er nur, wenn Er schon einmal da war, dies kann aber nur Israel betreffen).

Nun sagt Paulus, dass die Nacht schon vorgeschritten ist, d. h. wir sehen bereits am fernen Horizont die Morgenröte aufsteigen. Welches sind die Merkmale des aufsteigenden Lichts? Merkwürdigerweise der Gegensatz von Licht, nämlich die Werke der Finsternis! "Dies aber sei dir bekannt" schreibt Paulus an Timotheus und beschreibt den Zustand der Menschen in den letzten Tagen (2Tim 3:1 ff). Und wenn wir diese Aussagen mit dem heutigen Zustand der Menschheit vergleichen, sehen wir in der Tat, dass die Nacht vorgeschritten sein muss!

Für die Königreichsgemeinde, die ihren Herrn ja erst sieben Jahre nach unserer Entrückung erwartet, gilt das Wort Jesu aus Joh 9:4: "Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann." Und wie wir ja schon ausführlich gesehen haben, ist das Volk Israel beiseite gestellt, es spielt in dieser Nacht der Abwesenheit Christi Jesu k einerlei Rolle. Doch für uns, die Körpergemeinde Christi Jesu, ist die Abwesenheit unseres Herrn und Hauptes keine Zeit der Untätigkeit, denn, so widersprüchlich es zuerst erscheinen mag: "Ihr aber, Brüder, seid nicht mehr in der Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreifen könnte; denn ihr seid alle Söhne des Lichts und Söhne des Tages" (1Thes 5:4-5).

Wir zitierten gestern 1Thes 5:4-5 und lesen heute noch Vers 6: "Demnach sollten wir nun nicht mehr schlummern, wie die übrigen, sonder wachen und nüchtern sein!" Und dazu. noch 1Thes 5:8: "Da wir aber Söhne des Tages sind, lasst uns nüchtern sein und den Panzer des Glaubens und der Liebe anziehen..."

Es ist eine wunderbare Tatsache für uns, dass wir zwar einerseits noch in der Nacht leben, aber andererseits Söhne des Lichts und Söhne des Tages sind. Wir sind deshalb solche Söhne, weil unser Stand "in Christus" ist. Im Glauben ist Er in uns und wir in Ihm, es gibt somit für uns geistlich keine Abwesenheit!

Unsere rettung ist damit wirklich näher als damals, als wir ungläubig waren, weil aus der geistlichen Finsternis "Licht" wurde. Die Rettung, von der wir zuvor nichts wussten, trat in unser Bewusstsein, nährt unsere E rwarrung und Freude mit jedem Tag.

Paulus hat seinen Herrn sicherlich mit inbrünstiger Sehnsucht erwartet, und wir tun dies nicht minder. Es darf uns aber nicht entmutigen, wenn Paulus und nach ihm viele Gläubige vergeblich zu ihren Lebzeiten auf den Herrn gewartethaben. Entscheidend ist hier, dass unser Wandel und Dienst so ist, dass der Herr jederzeit kommen kann! Dies bedeutet aber eben jenes, wozu wir aufgefordert sind, aus dem geistlichen Schlaf erweckt zu werden, zu erkennen, dass der Tag in jedem Fall nahe gekommen ist und dass es für uns äußerst wichtig ist, dem Panzer des Glaubens und der Liebe anzuziehen.

Und wiederum dürfen wir aufzeigen, dass nicht unser Fleisch diesen Panzer darstellen kann, sondrn dass wir diese dargereicht bekommen haben und es nun unser Teil ist, ihn aufzugreifen und anzuziehen! "Und dies tut, wissend um die Frist..."!

Wir wollen diesen Versteil nicht verlassen, ohne auch noch einen Blick auf die Aussage unserer Rettung zu werfen, die ja sehr deutlich in 1Thes 4:13-18 zu lesen ist.

In diesen Versen wird uns gesagt, dass es keine Bevorzugung ist, den Herrn noch zu Lebzeiten kommen zu sehen. "Wir Lebenden, die wir bis zur Anwesenheit des Herrn übrigbleiben, werden die Entschlafenen keinesfalls überholen" (Vers 15) Aber, die zuvor Entschlafenen werden auch den noch Lebenden nicht dadurch zuvorkommen, dass sie angeblich gleich nach ihrem Tod beim Herrn sind!

Wir wissen sehr wohl um die Zahl der Geschwister, die solche Ansicht vertreten, wir haben tiefes Verständnis für diesen menschlichen Wunsch. Doch bitten wir hier zu bedenken, warum geschrieben steht, dass auch die Toten in Christus erst bei der Entrückung vom Herrn abgeholt werden und erst von da an "allezeit mit dem Herrn zusammen sein werden"! Wären sie gleich nach ihrem Tod beim Herrn, wäre diese Aussage im Brief an die Thessalonicher nicht nur überflüssig, sondern auch die Unwahrheit! Es ist auch nirgendwo in der Schrift von einem sogenannten "Zwischenzustand" zu lesen, in dem die gläubig Verstorbenen sich befinden sollen! Wir meinen: Hier wird seelisches Verlangen vor biblische Wahrheit gestellt.

Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass die Zeit des Todes, egal wie lange sie besteht, für unser Bewusstsein völlig unerheblich ist, können wir uns in jedem Fall auf dieses gewaltige Ereignis der Entrückung freuen. Wir verlieren mit dem Tod unser Bewusstsein, und wenn dieses wiederkehrt, dann hören wir den Klang der Posaune und sind bei Ihm! Wir können dies auch so formulieren: Wer heute stirbt, steht bewusstseinsmäßig unmittelbar vor der Entrückung. Gerne und mit ganzem Herzen sprechen wir. mit diesen Worte einander zu!

Röm 13:12b

"Folglich lasst uns die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen!"

Weil die Nacht schon vorgeschritten und der Tag nahe gekommen ist, müssen wir handeln, und zwar auf zweifache Art und Weise: "Ablegen" und "Anziehen".

Wir in Christus Jesus Gläubigen sind zwar aufgrund unseres Glaubens aus diesem gegenwärtigen bösen Äon herausgenommen (Gal 1:4), doch körperlich leben wir noch in ihm . Dies bedeutet, dass wir nicht automatisch vor dem Schmutz bewahrt sind, den die Nacht der Abwesenheit Christi mit sich bring. Wir sind also in der Tat gefordert!

Wir Gläubigen haben zu unseren Lebzeiten zwei Naturen in uns, eine alte und eine neue. Die alte Natur wird uns immer wieder zu Werken dieses Äons ziziehen, die neue hingegen zieht uns nach droben, wo Christus, unser Herr und Haupt ist. "'Ablegen" und "Anziehen" hat mit diesen beiden Naturen zu tun. Die eine soll immer mehr ausgeschaltet, die andere immer mehr gefördert werden Es gibt für uns also Verpflichtungen, welche uns die Lehre über die zwei Naturen auferlegt, und es gibt praktische Unterweisungen in Bezug auf die beiden Naturen in uns; beides jedoch in Übereinstimmung mit den Lektionen in der Schule der. Gnade (siehe Tit 2:11-13).

"Ablegen" bedeutet zuerst einen grundlegenden Schritt machen, und wie des gemacht wird, lesen wir in Eph 4:22: "... dass ihr das frühere Verhalten ablegt, die alte Menschheit". Hier wird der Grund für alles Folgende gelegt: Wir haben unsere alte Menschheit als mit Christus gestorben zu betrachten, wir dürfen, ja sollen sie am Kreuz ablegen! Viel haben wir darüber schon in den zurückliegenden Kapiteln gelesen, doch immer wieder dürfen wir uns diese Grundlage in Erinnerung rufen, denn allzu schnell geraden wir gerade bei solchen Aussagen die unseren Wandel betreffen, in ein gesetzliches Fahrwasser. Unter "Ablegen" von Werken der Finsternis soll also immer im Rahmen dessen geschehen, was wir von Paulus gelehrt werden.

Wir können unsere alte Erde nicht in dem Sinn ablegen, dass wir sie völlig los sind, aber wir können sie in dem Sinn ablegen, dass wir keine Vorsorge mehr für sie treffen, so dass ihr der Nährboden entzogen wird. Hierzu ist unsere erste schon genannte Aufgabe, dass wir Gottes Urteil über die alte Natur akzeptieren: Sie im Glauben als mit Christus gestorben zu betrachten, Dies führ zu der weiteren Aufgabe, keine Vorsorge mehr für sie zu treffen.

Unser Fleisch, und dies ist unser alte Menschheit, ist nichts nütze, dies lehrt unser Leitvers, und Jesus sagt es direkt in Joh 6:63. Würden wir jetzt anfangen, unser Fleisch verbessern zu wollen, würden wir wieder ganz am Anfang und würden von einer Niederlage in die andere stürzen. Wir dürfen unserem Fleisch, unserer alten Natur, nie zumuten, irgend etwas Gutes für Gott zu erbringen, es ist nichts nütze!

In Kol 3:5 lesen wir: "Ertötet daher in euren Glieder, was an die Erde bindet". Diese Aussage klingt zuerst sonderbar, weil wir ja oben betont haben, dass wir uns als mit Christus gestorben betrachten sollen. Doch gerade diese Aussage zeigt uns ganz praktisch, was wir täglich tun können, nämlich "ertöten! Wenn Sie, liebe Geschwister, einer Topfpflanze in ihrem Wohnzimmer immer weniger Wasser geben, wird sie derart darauf reagieren, dass ihre Blätter langsam gelb werden und abfallen. Versagen wir der Pflanze jegliches Wasser, wird sie absterben. Dieses Bild hilft uns zu verstehen, was "ertöten" heißt. Wenn wir uns mit weltlichen Dingen beschäftigen, geben wir unserem alten Menschen Wasser. Beschäftigen wir uns mit geistlichen Dingen, wird ihm Zeit entzogen - der alte Mensch darbt! Es gibt für uns nur diesen einen wirksamen Weg, denn "erschienen ist die Gnade Gottes, allen Menschen. zur Rettung, sie erzieht uns, die Unfrömmigkeit und die weltlichen Begierden zu verleugnen, damit wir vernünftig, gerecht und fromm in dem jetzigen Äon leben mögen, ausschauend nach der glückseligen Erwartung..." (Tit 2:11 ff).

Wer Ausschau nach der glückseligen Erwartung und dem Erscheinen Christi Jesu hält, wer seine Gedanken auf das richtet, was droben ist, kann sich nicht zur gleichen Zeit mit weltlichen Dingen beschäftigen. Es ist also unsere große Aufgabe, das eine abzulegen, indem wir es so wenig wie möglich beachten, und das andere anzuziehen, indem wir uns so viel wie möglich mit ihm beschäftigen.

Wenn wir uns der alten Menschheit gegenüber als tot betrachten sollen, so dürfen wir im Gegenzug damit rechnen, dass unsere neue Menschheit lebendig ist und zwar "lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn" (Röm 6:11). Unser alte Menschheit endet mit einem gekreuzigten Jesus, unsere neue Menschheit beginnt mit einem lebendigen, auferstandenen Christus, der zur Rechten Gottes sitz . Und genau in dieser Neuheit des Lebens sollen wir wandeln, wie es uns Röm 6:4 sagt.

"In Neuheit des Lebens wandeln" ist eine ganz neue Art des Lebens" Nicht mehr nur körperlich -seelisch, sondern hinzu kommt ein geistliches Leben. Unser altes Leben war von dem ersten Adam her von der Erde geprägt, unser neues Leben wird von dem letzten Adam, Christus, himmlisch geprägt.

Wir sind zwar noch in der Welt, aber nicht mehr von der Welt!

Die Welt ist von irdischen Vorbildern geprägt, kaum einer, der nicht solch irdische Idole hat und ihnen ähnlich sein will. Unser. Vorbild ist Christus, und zwar so, wie wir Ihn in Phil 2:5-8 sehen. Je mehr wir uns mit Ihm beschäftigen, je mehr wir auf Ihn schauen, desto mehr werden wir Seine Gesinnung in uns aufnehmen könne. Nehme wir heut mit in den Tag: "Unser Bürgertum jedoch ist in den Himmeln, woher wir auch den retter erwarten, den Herrn Jesus Christus" (Phil 3:20).

"Anziehen" bedeutet für uns, dass wir in irgendeiner Form tätig werden sollen, dass wir also in gewisser Weise eine Verpflichtung haben. Die darf aber in keinem Fall aus Zwang geschehen, sondern aus Liebe. Nicht durch beachten von Gesetzen, sondern aus Freude und Lust. Wir sind keine. Sklaven, sondern Söhne!

"Waffen" deuten auf Kampf hin, und in der Tat ist unser Erdenleben ein täglicher Kampf. Es stehen sich alte und neue Menschheit, Fleisch und Geist gegenüber. In drei Punkten wollen wir versuchen aufzuzeigen, wie wir unsere geistlichen Waffen einsetzen können:

  1. in Bezug auf unser Inneres sollen wir nach der Neuheit unseres Lebens wandeln;
  2. in Bezug auf das Äußere sollen wir gemäß dieser Neuheit dienen; und
  3. im Hinblick nach oben sollen unseren Gott und Vater anbeten.

Wir finden diese drei Punkte in der schon zitierten Schriftstelle Tit 2:11-13. Dort sehen wir, dass uns die Gnade nicht nur Rettung schenkt, sondern sie erzieht uns auch, dass wir die Welt verleugnen und vernünftig, gerecht und fromm im jetzigen Äon leben sollen Ausschau haltend nach unserem Retter. Vielleicht erkennen wir nicht sofort, dass es sich hier um Waffen handelt, aber bedenken wir, dass Waffen nicht nur zum Angriff, sondern auch zur Verteidigung eingesetzt werde können. Jedes Stückchen Neuland, das wir für unseren geistigen inneren Menschen erobern, wird uns von unserem alten Menschen streitig gemacht. Das Licht kämpft gegen die Finsternis. Wir müssen also erobern und abwehren!

Wem bei solchen Worten bange wird, wer sich absolut nicht als Kämpfer fühlt, dem möchten wir vorweg mit unserem oben genannten Punkt 3 ansprechen, indem wir mit Paulus einstimmen: "Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt, durch unseren Herrn Jesus Christus" (1Kor 15:57).

Röm 13:13

"Wie am Tage lasst uns wohlanständig wandeln, nicht in Ausgelassenheit und Rausch, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Hader und Eifersucht,"

In Bezug auf unser Inneres sollen wir in Neuheit unsers Lebens wandeln ein Stück davon hat Paulus in unserem Leitvers aufgezählt. Er hätte noch viel anführen können: Wohlanständig wandeln in punkto "Essen, Kleidung, Lektüre, Fernsehen, Sparsamkeit, freizeit, Reden ...".

Pauli Worte umfassen jede Seite unseres täglichen Lebens. Nicht nur die groben Lüste des Fleisches, sondern auch die verfeinerten Wünsche! Sie umfassen nich tnur das Unerlaubte, sondern auch das ERlaubte (wir werden speziell im nächsten Kapitel auf Letzteres zu sprechen kommen).

Unser Wandel soll würdig unserer Berufung sein, und berufen sind wir zur Körperschaft Christi Jesu, zur Einheit mit Ihm! Wir haben schon in Vers 9 gesehen, dass im Grunde alles in "der Liebe" gipfelt, sie ist der Maßstab unseres Wandels. In Eph 4:15 lesen wir hierzu: "Wenn wir aber wahr sind, sollen wir in Liebe alles. zum Wachsen bringen, hinein in Ihn, der das Haupt ist, Christus". Es muss unser Streben sein, alles "in Liebe" zum Wachsen zu bringen, und ein gesundes Wachstum verherrlicht unseren Herrn und in Ihm den Vater.

Wenn unser Wandel "wie am Tag sein soll, dann soll uns diese Aussage daran erinnern, dass dieser nicht verborgen bleiben kann, sondern von der Welt gesehen wird. Kol 4:5 betont dies mit den Worten: "Wandelt in Weisheit vor denen, die draußen sind". und Ähnliches steht in 1Thes 4:12. Dies darf für uns vermehrt ein Ansporn sein, Ihm unseren Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen, Ihm in allem Ehre zu bereiten.

Röm 13:14

"sondern zieht den Herrn Jesus Christus an, und trefft keine Vorkehrung für Begierden des Fleisches!"

Unser neuer Leitvers hört sich wie eine Zusammenfassung an, und man kann ihn auch als Abschluss dieses Kapitels so sehen. Die erste Aussage fordert uns auf, den Herrn Jesus Christus anzuziehen. Aber - haben wir dies nicht schon längst getan?

In Gal 3:27 lesen wir. "Denn ihr alle, die ihr in Christus hinein getauft worden seid, habt Christus angezogen". Eine ähnliche Aussage lesen wir in Kol 3:9b-10 a: "... habt ihr doch den alten Menschen samt seinen Handlungen abgestreift und den jungen angezogen ..." Hier werden wir nicht aufgefordert anzuziehen, sondern dies wird vielmehr als eine schon bestehende Tatsache angesehen.

Wir stehen hiermit wieder vor einem typischen Beispiel, wie man Aussagen der Schrift, die auf einen Punkt hinweisen, beliebig zitieren kann, wenn nicht der Zusammenhang erkannt wird. Der eine kann nämlich behaupten, wir müssen etwas tun, der andere behauptet, wir müssen nichts mehr tun! Wer hat Recht?

Die Antwort ist für uns ein wichtiger Meilenstein im rechten Erkennen der Lehre des Apostels Paulus. Es geht hier zum einen um unsere Stellung, zum anderen um unseren Wandel! Das eine zeigt uns, was wir in der Gnade als festen und unumstößlichen Besitz bekommen haben, das andere fordert uns auf, auf das Geschenk der Gnade auch eine Reaktion von unserer Seite aus erfolgen zu lassen! Wäre es, menschlich gesehen, möglich, dass ein Bettler, der eine Million Eure geschenkt bekommt, sich ohne Dank, ohne umzusehen, ohne jegliche Reaktion von dannen macht?

Aber was ist schon eine Million Geld wert gegen das Geschenk der Gnade! Der reichste Mann der Welt ist ein Habenichts gegen den Schatz, der uns in Christus Jesus gegeben ist!

Wir haben es gestern angedeutet, dass wir unbedingt erkennen müssen, wie Paulus abwechselnd von unserer Stellung und von unserem Wandel spricht, einmal in der Form des Besitz enden, dann wieder in der Form des danach Trachtenden. Dem Beispiel, welches unser Leitvers schon bietet, fügen wir zur Festigung noch zwei weitere Beispiele an.

So lesen wir in Röm 5:5, dass die Liebe Gottes als bestehende Tatsache in unseren Herzen ausgegossen ist, in 1Kor 14:1 hingegen die Aufforderung, dieser Liebe nachzujagen.

Im Röm 6:8 wird als Tatsache unterstellt, dass wir mit Christus gestorben sind! In Kol 3:5 werden wir aber aufgefordert: "Ertötet daher ..." Kann ein Gestorbener noch etwas ertötet? Wir sehen, wie schnell man in Schwierigkeiten kommen kann, wenn nicht das rechte Maß an Erkenntnis vorhanden ist.

Was Paulus in uns anspornen, womit er uns zusprechen möchte, ist unsere Reaktion auf das unermessliche Geschenk der Gnade, in welcher wir gerettet sind. Sehr deutlich wird Paulus in Phil 2:14 (und der Philpperbrief hat ja den Wandel zum Hauptinhalt): "... wirket eure Rettung aus!" Und das Wort "wirket aus" ist hier in dem Sinn zu verstehen: "schafft die Voraussetzung für ds Wirken von oben her", denn anschließend in Vers 13 lesen wir ja, dass es Gott Selbst ist, der beides in uns bewirkt: das Wollen wie auch das Wirken nach Seinem Wohlgefallen

"Schafft die Voraussetzung, dass Gott in uns wirken kann" bedeutet für uns was Röm 12:1 beinhaltet, nämlich unsere Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen.

Wir kommen heute noch einmal zu Gal 3:27: "Denn ihr alle, die ihr in Christus hinein getauft worden seid, habt Christus angezogen". Und was die "Taufe in Seinen Tod" bedeutet, haben wir ja schon in Röm 6:1 ff in Bezug auf die Herrschaft der Sünde gelesen. Wir sind also in Christi Jesu Tod getauft und haben Ihn damit angezogen. Dies beinhaltet unsere wunderbare Stellung: Wir wurden mit Ihm zusammen in den Tod begraben, und ebenso wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt wurde, dürfen auch wir im Glauben erfassen, hzeute schon mit Ihm zu leben.

Unsere Reaktion auf dieses Geschen: "... also auch wir in Neuheit des Leb ens wandeln mögen" (Röm 6:4b), oder wie es unser Leitvers sagt: "ziehet den Herrn Jesus Christus an, und trefft keine Vorkehrung ..."

Die Voraussetzung für das Wirken von oben ist zweifach: Im Hinlbick auf das Alte sollen wir keine Vorkehrung. treffen, im Hinblick auf das Neue sollen wir unsere Körper bereitstellen. Wir möchten dies nochmal an dem einfachen Beispiel der Topfopflanzen veranschaulichen: Wie rgeben jener Pflanze, die unser altes Leben darstellt, so wenig wie möglich Wasser, was praktisch so gehandhabt werden kann, dass wir ihr so wenig wie möglich Zeit schenken, hingegen gießen wir die andere Pflanze so oft wie möglich, was wiederum praktisch heißen soll, dass wir viel geistliche Nahrung (Gottes Wort) in uns aufnehmen und damit für reichlich Wasser Sorgen.

"Bereitstellen" bzw. "anziehen" fordert uns also Zeit ab - geben wir diese Zeit? Bedenken wir, geliebte Geschwister, dass uns der Widerwirker niemals aus unserer Stellung vertreiben kann, aber: Er kann unsere Zeit rauben, uns mit irdischen Dingen derart in Beschlag nehmen, dass für das Geistliche kaum mehr Zeit übrig bleibt! Hier müssen wir ansetzen, unsere Rettung auszuwirken!

Last uns heute abschließend zu diesem Vers bedenken: Nie waren die Verlockungen dieses Äons größer als in der heutigen Zeit. Über die Massenmedien (Multi Media) wird Tag und Nacht eine solche Flut an Versuchungen auf die Menschen gerichtet, dass sich dem kaum mehr einer entziehen kann. Und wenn Paulus vor fast zweitausend Jahren an Timotheus schrieb: "Du aber, o Mensch Gottes, entfliehe diesem allem, jage vielmehr der Gerechtigkeit nach, der Frömmigkeit, der Glauben, der Liebe, der Beharrlichkeit, der Sanftmut im Leiden" (1Tim 6:11), so müssen doch auch wir heute erkennen, dass uns wirklich nur noch "die Flucht'" in die den Vater ehrenden Eigenschaften übrig bleibt.

Die heutige Generation die wohl zu Recht als "Spaßgesellschaft" bezeichnet wird, will nur eine: Alle Freuden der Lust sofort genießen! Dabei müssen wir für diese Menschen sogar ein gewisses Maß an Verständnis aufbringen, denn man hat dieser Generation ja jegliche Art von Glauben geraubt! Die moderne Theologie hat das Wort Gottes fast bis zur Unkenntnis verstümmelt, die moderne Wissenschaft will schon längst bewiesen haben, dass es gar keinen Schöpfer gibt und alles Seiende ein Zufallsprodukt chemischer Reaktionen in ferner Vergangenheit war.

Welch ein großes Geschenk ist es da, wenn einer relativ kleinen Zahl an Menschen der Glaube an Gottes Wort geschenkt ist! Und welch eine Liebe muss wirken, dass dies auserwählte Schar auch noch auf etwas verzichten kann. Wir, liebe Geschwister, die wir diese Gläubigen darstellen, müssen nicht mehr verlangend auf diese Welt schauen, wir halten vielmehr Ausschau nach unserem Retter, der uns, zusammen mit den erweckten Toten, zu Sich in die Luft entrücken wird, damit wir allezeit mit Ihm zusammen sein werden!

Lies weiter:
Der Römerbrief - Kapitel 14