Der 1. Timotheusbrief - Kapitel 1

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Abschrift: Die Timotheusbriefe Band I - II (1993)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
als Schrift leider vergriffen

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 1. Timotheusbrief - Kapitel 1

Verfasser, Empfänger und Gruß
Ermahnung, gesetzliche Lehren fernzuhalten
Lobpreis Gottes für die an Paulus erwiesene Gnade
Aufforderung zur Bewahrung des Glaubens

Verfasser, Empfänger und Gruß

1Tim 1:1

"Paulus, Apostel Christi Jesu gemäß der Anordnung Gottes, unseres Retters, und des Herrn Jesus Christus, unserer Erwartung"

Wenn wir gleich zu Beginn dieses Büchleins unsere Augen auf Paulus, den Absender des Briefes an Timotheus richten, so tun wir es nicht, um den Apostel hervorzuheben, sondern vielmehr all das, was er uns brieflich zu sagen hat. Nicht Paulus spricht in seinen Briefen zu uns, sondern Jesus Christus Selbst (Gal 1:11-12). Es ist auch kein menschengemäßes Evangelium, übernommen von den Zwölfen in Jerusalem, nein, es ist die direkt durch Enthüllung eingegebene Botschaft an jene Menschen, die in der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade von Gott berufen wurden.

Gott Selbst, unser Retter, gibt das göttliche Siegel, indem Er das Amt des Paulus als "Apostel Christi Jesu" anordnet (siehe auch Röm 16:26 und Tit 1:3). Gott möchte, dass wir die besondere Berufung Pauli erkennen, und dies vor allem in den Tagen des Aufruhrs und der Verwirrung.

Gott ist ja der Retter aller Gläubigen, dies ist die herausragende Wohlbotschaft des Paulus. Sie drückt das tiefe Verlangen Gottes aus, das letztendlich auch Seine ganze Schöpfung rettet und diese in den sicheren Schutz Seiner Liebe zieht.

Pauli Legitimation dehnt sich aber auch auf Jesus Christus aus. Waren wir einst ohne Erwartung und getrennt von Ihm (Eph 2:12), so haben wir heute gemäß Eph 1:18 ein überwältigendes Erwartungsgut in Ihm, unserem Herrn und Haupt.

Möge uns dieser Brief mit all seinen Aussagen wichtig und wertvoll werden, und hören wir auf den, der uns diese Aussagen niederschrieb und uns als Apostel, d.h. als Beauftragter Christi Jesu, gegeben wurden

1Tim 1:2

"an Timotheus, mein Glaubenskind rechter Art."

Bruder A.E. Knoch bezeichnete Timotheus als 'eine lebendige Erläuterung der großen Wahrheit, die den Epheserbrief beherrscht. In ihm wird aus beiden - Beschneidung und Nichtbeschneidung - eine Einheit'.

In der Tat ist uns Timotheus in ganz besonderer Weise ein Musterbeispiel geworden: Seine Mutter war Jüdin, sein Vater war Grieche - damit veranschaulicht er den Zusammenschluss von Juden und Nationen als Eine Einheit in der Körpergemeinde Christi Jesu.

Nur wem erkenntnismäßig bewusst ist, dass Israel bis zum Epheserbrief noch eine Vorrangstellung vor den übrigen Nationen hatte, dem wir das Geheimnis in Eph 3:4 hell aufleuchten. Gemeinsame Losteilinhaber, eine gemeinsame Körperschaft und gemeinsame Teilhaber der Verheißungen in Christus Jesus (siehe Eph 3:6) - hier endet die Vorrangstellung Israels zugunsten einer vereinigten und gleichberechtigten Schar Berufener in Christus Jesus.

Symbolisch sehen wir diese Vereinigung der beiden in der Figur des Timotheus dargestellt.

Timotheus (wörtlich - "wert-Gott") wird uns aber auch ganz praktisch als Vorbild gegeben, nämlich als "Glaubenskind rechter Art". Wie kein anderer steht dieser Timotheus treu hinter Paulus und nimmt willig das von diesem geheroldete Evangelium an. Die Zusprüche und Ermutigungen Pauli an Timotheus, den Glauben zu bewahren und auf ihn zu achten, haben damit auch für uns die gleiche Bedeutung.

Wie fruchtbar wäre es, wenn wir uns in die Figur des Timotheus hineinbegeben, uns mit ihm identifizieren könnten! Wie interessant und freudevoll wäre da ein Wiedersehen in der Herrlichkeit!

"Gnade, Erbarmen und Friede von Gott, unserem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn."

Gnade und Friede sind die grüßenden Eingangsworte Pauli in seinen Briefen. Einzig an Timotheus wird auffallend in diesem Segensgruß das Wort "Erbarmen" eigefügt. Vielleicht dürfen wir hier an Phil 2:19-22 erinnern, wo uns in besonderer Weise die enge Verbundenheit des Paulus mit Timotheus vorgeführt wird. Wir wollen dies als eine, über die übliche brüderliche Glaubensverbindung hinweggehende, tiefe Herzensbeziehung der beiden zueinander sehen. Welch erquickendes Bild von Alt und Jung!

In 1Tim 1:13 und 16 kommt Paulus auf dieses "Erbarmen" zu sprechen, und gerade vor Timotheus öffnet er sein Herz und lässt ihn erkennen, dass neben der rettenden Gnade, die Gottes Herrlichkeit zur Schau stellt, auch die Barmherzigkeit Gottes in seiner Berufung eine ganz große Rolle spielte. Ein Sich erbarmender Gott, ein Gott, der "reich an Erbarmen ist - um Seiner vielen Liebe willen" (Eph 2:4) - wie tief lässt uns doch der Vater hier in Sein Herz schauen und wie nahe wird Er uns dabei!

Wenn Paulus hier das Wort "Erbarmen" einfügt, so möchte er das göttliche Erbarmen vor Timotheus und unser inneres Auge stellen und aufzeigen, dass dieses Erbarmen auch von uns ausstrahlen soll, im Wandel und im Dienst an unseren Mitgeschwistern.

Lehr- bzw. Ausbildungszeit (und dies ist ja unser Erdenleben) soll dazu dienen, das umsonst Empfangene derart umzusetzen, dass es von uns ausgelebt werden kann. Vielleicht kann uns gleich heute das Wort "Erbarmen" ein direkter Ansporn zur Übung werden.

Ermahnung, gesetzliche Lehren fernzuhalten

1Tim 1:3

"Wie ich dir beim Abgang nach Mazedonien zusprach, so verharre in Ephesus,"

Viele Schriftstellen berichten uns vom Dienst des Timotheus (z.B Apg 19:22; 1Kor 4:17; 1Kor 16:10; Phil 2:19 oder 1Thes 3:2). Wohin Paulus nicht selbst gehen konnte, dahin sandte er Timotheus. Gerade am Beispiel aus Apg 19 lässt sich gut nachvollziehen, dass dieser Dienst weder leicht noch (menschlich gesehen) angenehm war. Überall, wo Paulus gewirkt hatte, war ja auch der Widerwirker auf dem Plan, hetzte den Pöbel auf und focht die Gläubiggewordenen an.

Die Zeiten, in denen Timotheus mit Paulus zusammen war, waren für ersteren Zeiten des Auftankens. Aber dann musste er wieder hinaus in die Gemeinden, um das Gelernte weiterzugeben.

Auch unsere Erdenzeit bedeutet ein Auftanken, ein Aufnehmen des Wortes der Wahrheit, ein Erfahren der Gnade und der Barmherzigkeit Gottes. Hernach, in der Herrlichkeit, gilt es dann, das auf Erden Empfangene den Geschöpfen im gesamten All weiterzugeben, diese zu Christus hinzuführen, sie in Ihm aufzuhaupten (Eph 1:10).

Gleich Timotheus werden also auch wir einst die Wohlbotschaft hinaustragen, und gleich ihm werden wir mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Aber, es wird ein herrlicher Kampf sein, denn, wenn wir auf Erden den Sieg erst einmal nur im Glauben festhalten durften, so haben wir diesen droben buchstäblich vor Augen. Welch eine herrliche Aussicht!

"...damit du gewisse Leute anweisest, nichts anderes zu lehren, noch auf Sagen und endlose Geschlechtsregister acht zu geben, die vielmehr Streitfragen verursachen..."

"Ich staune, dass ihr euch so schnell umstellt, hinweg von dem Evangelium..." (Gal 1:6 ff). Unwillkürlich denken wir doch bei unserem Leitvers an die Galater, die durch falsche Lehrer sehr schnell nach Paulis Weggang umgelehrt wurden. Aber auch die anderen Gemeinden, die Paulus hinterließ, mussten mit diesen Dingen kämpfen, jede auf ihre Art (so z.B. die Korinther mit dem Thema "Auferstehung" 1Kor 15:12b). Hier tut klare Anweisung not, und Timotheus ist um seine Aufgabe wahrlich nicht zu beneiden!

Sagen haben zwar vielfach einen teilweise wahren Hintergrund, doch liegt dieser im Dunkel und ist kaum nachweisbar. Geschlechtsregister (hier sind ja wohl kaum die biblischen angesprochen) dienen der eigenen Erhöhung und stehen damit im Widerspruch zu Pauli Evangelium, welches in die Demut, also nach unten führt. Sagen und Geschlechtsregister bezeichnet Paulus als Dinge, die Streitfragen verursachen, also schädlich für ein gesundes Glaubenswachstum sind.

Wir müssen hier berücksichtigen, dass die damaligen Gemeinden noch kein vollständiges Schriftwort hatten, sie waren auf die umherreisenden Brüder angewiesen. Unter diesen befanden sich aber auch solche, die die Königreichslinie vertraten, also gesetzlich gesinnt waren oder sogar eigene unlautere Vorteile zu gewinnen suchten, indem sie den Menschen Sagen vorsetzten, ihre Phantasie anregten und sie so an sich zu binden suchten. Damit kam es natürlich zum Streit mit jenen, die standhaft in der Lehre Pauli blieben.

Halten wir für uns fest: Wir sollen fest für die Wahrheit eintreten, uns aber davor hüten, dass von uns Streit ausgeht, oder wir gar mitstreiten. Wir müssen auch merken, wenn es Zeit ist, stille zu sein!

1Tim 1:4

"...als aber die Verwaltung Gottes fördern, die im Glauben besteht."

Andere zu ermahnen oder anzuweisen, ist oft sehr problematisch und nicht selten führt es zum Streit, weil sich kaum noch einer etwas sagen lassen will. Ob wir selbst dabei richtig stehen, lässt sich leicht anhand von Kol 3:15 prüfen: "Und der Friede Christi sei der Schiedsreichte in euren Herzen."

Wa in unseren Tagen viel wichtiger ist, die Verwaltung Gottes zu fördern im Glauben. In Strömen zieht es die Menschen hin zu den charismatischen Bewegungen. "Dort ist was los - da kann man etwas erleben!" Vom Glauben ohne Schauen gem. Hebr 11:1 hält man in jenen Kreisen wenig. Vom nackten Glauben weg und dafür hin zu Zeichen und Wundern ist heute der klare Trend. Aber die heutige Verwaltung der Gnade besteht eben nach biblischer Aussage im Glauben, und nicht im Schauen!

Aber noch ein anderer Trend ist in unseren Tagen sichtbar geworden: Die Gläubigen achten auf die gegenwärtigen Veränderungen in der Welt, sie sehen die Kriege, die zunehmende Brutalität, das überall wachsende Chaos. Aber - anstatt zu erkennen, dass Gott alles bewirkt nach dem Ratschluss Seines Willens, dass auch die heutige Zeit klar auf das Ende zuläuft und die Wiederkunft Christi nahe ist, versucht man, dem Handeln Gottes mit (sicherlich gutgemeinten) Friedensgebeten, Mahnwachen usw. entgegenzuwirken.

Niemand mehr ist in der Lage, die Zeichen der Endzeit aufzuhalten, darum sollen wir diese Abläufe auch nicht mit menschlichen Augen sehen, sondern mit Gottes Augen, gemäß der heutigen Verwaltung, die im Glauben besteht. Glauben wir, dass Gott alles in der Hand hat, dass alles nach Seinem gewaltigen Programm abläuft, auch wenn um uns herum die Welt im Chaos versinkt! Christus Jesus, unser Herr und Haupt ist nahe - Ihm sei Lob, Preis und Ehre!

1Tim 1:5

"Die Vollendung aber der Anweisung ist Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben,"

Unser vorhergehender Vers 4 kann verkürzt so gelesen werden: Weise an, die Verwaltung Gottes zu fördern, die im Glauben besteht. Anders ausgedrückt, wir sollen fördern, was Gott uns im Glauben geschenkt hat. Damit stehen wir vor der Wohlbotschaft, dass Jesus Christus in die Welt kam, um uns des Vaters unendliche Liebe zu demonstrieren - und zwar bis zum Tod am Pfahl.

Da wir unfähig sind, aus uns selbst nur auch etwas zu geben, muss doch Gott der zuerst Gebende sein - und so ist es auch: Die Liebe Gottes ist nämlich in unsere Herzen ausgegossen (Röm 5:5)! Das Zeichen unserer Berufung ist ja der uns innewohnende Glaube an das, was Gott uns in Seinem Wort offenbart, und hier für uns heute vornehmlich durch Paulus. Das Erkennen dieser offenbarenden Liebe lässt in uns die Liebe wachsen, die zurückfließt zum Vater.

Wer sich also anweisen lässt, täglich Gottes Wort in sich aufzunehmen, so dass dadurch die Liebe im Herzen spürbar wird, der ist auch in der Lage, die Anweisung in unserem Leitvers in die Tat umzusetzen. Wir werden dann auch fast zwangsläufig der Botschaft des Glaubens vertrauen und diese bewahren.

So kann Liebe erblühen aus "reinem Herzen", das aufrichtig und lauter das Wort Gottes aufnimmt. Gleichzeitig dürfen wir ein gutes Gewissen haben, das nicht abgestumpft ist gegen eigene Lieblosigkeit, sondern uns sensibel und gewissenhaft mahnt, wenn wir einen Fehler begehen. Darüber hinaus ist die Liebe auch die Frucht des "ungeheuchelten Glaubens", der unbeirrt dem Berufungsgut folgt, das ihm den Weg weist in die überhimmlische Berufung in Christus Jesus.

1Tim 1:6

"...ungeheucheltem Glauben, von welchem einige abgeschweift sind und sich zu eitlem Geschwätz abgekehrt haben,"

Nach obigem Wort ist es also möglich, vom reinen Glauben abzuschweifen und einen von der Wahrheit abschweifenden Glauben vorzugeben. Ich (der Verfasser) möchte hierzu ein erschütterndes Beispiel erzählen, welches ich vor Jahrzehnten unmittelbar miterleben musste.

Ich befand mich damals in einer stark pfingstlich ausgerichteten Gemeinde in der Nähe meiner Heimat, Einer der wortführenden Brüder fiel besonders durch seine extreme Haltung betreffs Krankenheilung auf: "Wer krank ist, der hat gesündigt - Jesus will, dass wir gesund sind!" Dies war ein ständiges Wort dieses Bruder. Viel Leid kam dadurch in die Gemeinde, weil viele Kranke ihre Beschwerden unterdrückten, aus Angst, als Sünder zu gelten.

Als ich damals öffentlich in dieser Gemeinde bezeugte, dass auch Apostel wie Paulus und Timotheus krank waren, verbot man mir, dies offen vor der Gemeinde zu bezeugen, und belehrte mich, weniger in der Bibel zu lesen, dafür Jesus mehr zuzutrauen. Als ich aber nicht schwieg, wurde ich kurzerhand aus der Gemeinde hinausgeworfen. Jahre später wurde besagter Bruder schwer krank. Getreu seinem Motto - ich brauche keinen weltlichen Arzt, Jesus ist mein Arzt - versuchte er, die Krankheit zu unterdrücken und sie vor den Geschwistern zu verbergen. Man fand in dann, auf dem Scheunenboden liegend, qualvoll, fast wie ein Tier, verendet.

Ich habe heute absichtlich dieses tragische Beispiel vor Augen geführt, es soll eine ernste und deutliche Warnung an alle sein, die in ähnlichen Gemeinden verkehren. Hier wurde bewusst ein ofensichtlich irriger Glaube vor der ganzen Gemeinde heuchlerisch bezeugt und vielen Gläubigen vorgegaukelt, dass jede Krankheit von begangener Sünde herrühre.

"...von welchem einige abgeschweift sind und sich zu eitlem Geschwätz abgekehrt haben,"

Haben wir gestern ein recht drastisches Beispiel des abschweifenden Glaubens gesehen, so wollen wir heute eine feinere, kaum merkbare Art betrachten; es ist der Wechsel von einem Berufungsgut in das andere, oder, wie wir es schon in unserer Philipperbrief betrachteten (Phil 3:14-16) behandelt haben, das Laufen in der uns heute gegebenen Richtschnur.

Unser Herz, unser Gewissen und in besonderer Weise unser Glaube müssen durch das paulinische Evangelium angeleitet werden. Das Ziel ist unsere überhimmlische Berufung. Neben uns verläuft eine andere Kampfbahn, die hat eine irdische Berufung und als Ziel das tausendjährige Königreich; sie ist für Israel bestimmt. Die Grundregeln gehen von den Reden Jesu auf Erden und Seinen 12 Aposteln aus.

Nun wäre es doch so einfach und klar, wenn wir uns heute nur von den Paulusbriefen über das, was uns betrifft, belehren ließen! Alle anderen Aussagen der Schrift handeln von Israel und sind an dieses Volk gerichtet (womit nicht gesagt ist, dass uns diese Teile der Schrift nicht interessieren sollten). Wenn wir nun diese an Israel gerichteten Aussagen auf uns an, so mag dies bei manchen Dtellen keinen Schaden anrichten, da ja viele gleichartige Aussagen auf beiden Seiten zu finden sind - doch verführt dies dazu, auch andere Stellen zu vermischen, wo die Aussagen stark auseinander gehen (z.B. Röm 3:28; Jak 2:24).

So kann daher eine winzige Abschweifung in die Texte an die Beschneidung immer gravierende Folgen haben! Bleiben wir also in dem , was wir durch Paulus hören dürfen - auch wenn man und anderenorts für extrem hält!

1Tim 1:7

"die Gesetzeslehrer sein wollen,"

Die meisten Gläubigen kommen dadurch in Schwierigkeiten, dass sie auf dem Boden des Gesetzes, anstatt auf dem der Gnade stehen. Ursache hierfür ist ein Mangel an berufenen Lehrern (nicht selbsternannten) oder, wie wir oben sehen, das Hinwegführen aus der Gnade durch Gesetzeslehrer (wie bei den Galatern).

Da das Halten des Gesetzes eigenes Wirken erfordert, finden wir nicht selten einen gewissen Stolz und Hochmut bei jenen, die es zu halten meinen - man kann das auch als "Eitelkeit" bezeichnen. Paulus hartes Urteil in unserem Leitvers hat also seine volle Berechtigung.

Gesetz und Gnade sind wie Feuer und Wasser. Die Gnade rettet uns ohne unsere geringste Mitwirkung (Eph 2:8), das Gesetz hingegen fordert eigenes Mitwirken und führt doch nie zur Rettung, weil niemand imstande ist, es in allen Punkten zu halten (Gal 3:10).

Wenn sich also Paulus und Jakobus in diesem Punkt widersprechen, so ist dies kein Widerspruch in Gottes Wort, sondern es handelt sich um zwei Aussagen an zwei verschiedene Berufungsträger, wo jede Aussage am richtigen Ort durchaus volle Gültigkeit hat.

Möge es uns doch täglich neu bewusst werden, dass wir in der Gnade Gerettete sind, durch Glauben, und dass die Rettung allein Gottes Nahegabe ist, und dass aller Ruhm nur Ihm gebührt (gem. Eph 2:8-10).

"...doch nicht begriffen haben, weder was sie sagen, noch worauf sie bestehen."

Gesetzeslehrer, die nicht begriffen haben, sich also ihres "eitlen Geschwätzes" nicht bewusst sind - es scheint fast nicht denkbar, dass ein Mensch sich für das Gesetz entscheidet, wo doch die Gnade auch für ihm umsonst bereitliegt!

So hart Paulus auf der einen Seite ist, nämlich was die Lehre betrifft, so nachsichtig ist er, was den Menschen betrifft. Obwohl die Lehrer des Gesetzes dem Paulus schwer zu schaffen machen, und seine von ihm gegründeten Gemeinde in Unruhe, ja sogar zum Abfall aus der von ihm geheroldeten Gnade bringen, bescheinigt er diesen Gesetzeslehrern Unwissenheit und verteidigt sie damit vor Timotheus. Vielleicht sollten wir diesen edlen Zug an Paulus heute im Herzen bewegen und auch uns prüfen, inwieweit wir hier selbst richtig stehen!

Wir haben doch alle erkannt, dass unser Glaube kein eigener Verdienst, sondern letztlich auch eine Gabe Gottes ist. Haben wir mit sochen Gesetzeslehrer zu tun, so lasst uns ruhig und friedvoll unsere Ansicht darlegen, in keinem Fall sollte es zum Streit kommen. Gott ist es, der in den Herzen der einzelnen den Glauben wirkt, und unsere Aufgabe kann es nach unserm mündlichen Zeugnis nur noch sein, gemäß Eph 1:17 für den Betroffenen zu beten: "Dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe...."

1Tim 1:8

"Wir wissen aber, dass das Gesetz ausgezeichnet ist, wenn es jemand gesetzmäßig gebraucht;"

Stellen wir uns doch einmal eine Welt vor, in welcher von der herrschenden Obrigkeit keinerlei Gebote und Verbote gegeben werden. Jeder kann tun und lassen, wie es ihm beliebt, und alles ist richtig, da ja niemand verbietet! Ein völlig undenkbarer Zustand!

Wir leben also ganz selbstverständlich mit Straßenordnungen, mit Steuergesetzen usw. und finden dies alles in Ordnung. Verstopen wir gegen eine Verordnung, dann sehen wir auch die entsprechende Strafe als richtig an.

Schon dem ersten Menschenpaar gab Gott ein Gesetz, und Er gab auch den nachfolgenden Menschen Seine göttlichen Gebote bis auf den heutigen Tag. Den Sinn dieser göttlichen Gesetze finden wir in Gal 3:19 niedergeschrieben: "Was soll nun das Gesetz? Zugunsten der Offenbarmachung der Übertretungen wurde es hinzugefügt..."

Durch das erste Gebot Gottes erkannten Adam und Eva, dass sie vor Gott sündigten, da sie Seine Verordnungen nicht einhielten. Durch das Gesetz erkennen alle Menschen, dass sie vor Gott Sünder sind, da sie unfähig sind, alle Gesetze einzuhalten. Diese Sündenerkenntnis jedes einzelnen Menschen liegt aber völlig in Gottes Ratschluss.

Gesetz wird also "ausgezeichnet", weil es den Menschen befähigt, sich als Übertreter zu erkennen, und es gleichzeitig in jedem einzelnen bewirkt, sich nach einer Rettung aus diesem Zustand umzusehen.

1Tim 1:9

"auch wissen wir dies, dass das Gesetz nicht für Gerechte bestimmt ist, sondern für Gesetzlose...."

Die Erkenntnis, die wir gestern in Gal 3:19 ff. niedergelegt sahen, bewirkte auch in uns das Wissen um unsere Schuld. Im Gegenzug dazu wurde unser Verlangen nach Rettung in Christus Jesus gestillt; Er hat uns aus dem Fluch des Gesetzes erkauft, weil Er um unseretwillen zum Fluch wurde (Gal 3:13).

Das Gesetz wurde also für uns zum "Geleiter zu Christus", und "aus Seinem Glauben" wurden wir gerechtfertigt (Gal 3:24). Als solchermaßen Gerechtfertigte ist in uns "eine neue Schöpfung: das Ehemalige verging, siehe, es ist neu geworden" (2Kor 5:17).

Wir sind in Christus gerecht geworden, weil Er für uns das Gesetz erfüllte und gleichzeitig durch Sein Sterben unsere Strafe auf sich nahm. In den Augen Gottes gelten wir als "Gerechte"! Daraus folgt, dass wir mit dem Gesetz nichts mehr zu tun haben - es hat ja bei uns bereits seine Aufgabe voll und ganz erfüllt.

Werden wir uns heute doch so richtig unserer Freiheit vom Gesetz bewusst, freuen wir uns doch, dass wir für den Ankläger unbeschuldbar geworden sind, und halten wir heute auf's Neue hoch: "Ich lehne die Gnade Gottes nicht ab; denn wenn Gerechtigkeit durch das Gesetz käme, wäre ja Christus ohne Grund gestorben" (Gal 2:21).

1Tim 1:9-10

"...sondern für Gesetzlose und Aufsässige, Ruchlose und Sünder, Hudllose und Unheilige, Vatermisshandler und Muttermisshandler, Lügner, Meineidige und für anderes, was der gesamten Lehre widerstrebt,"

In obigen Versen wendet sich Paulus direkt an jene, die von der Gnade zum Gesetz abgeschweift sind. Er stellt ihnen eine Reihe von Schandtaten vor Augen, die durch das Gesetz auch als Schandtat offenbar werden. Bis hierher sind die Gesetzeslehrer mit Paulus sicher einig.

Doch im weiteren versetzt der Apostel den Gesetzeslehrern einen harten Schlag: Im gleichen Atemzug mit all den Schändern, Mördern, Räubern, Lügnern usw. nennt er am Ende der Aufzählung diejenigen, die der gesunden Lehre widerstreben, und stellt sie in punkto Gesetz auf ein und dieselbe Linie - dies erscheint erstmal doch sehr hart!

Das Gesetz prangert aber alles an, was gegen Gottes Wort verstößt. Da steht neben dem Männermörder, neben dem Meineidigen auch derjenige, der von der gesunden Lehre abgewichen ist, der also das Evangelium der Gnade mit dem Gesetz mischt oder es gar durch das Gesetz ersetzen möchte. Dadurch vergehen sich diese falschen Lehrer genauso gegen das Gesetz und fallen auch genauso unter den Fluch des Gesetzes wie die vorher Aufgezählten!

Dies ist wohl die ernsteste Warnung an jene Gläubigen, denn si müssten erkennen können, dass sich der Inhalt ihrer falschen Lehre letztendlich gegen sie selbst richtet, der Spieß sich also buchstäblich umwendet.

1Tim 1:11

"...was der gesunden Lehre widerstrebt, gemäß dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes, mit dem ich betraut wurde."

Das Evangelium des Apostels Paulus beinhaltet unsere Rettung allein in der Gnade durch Glauben. Alles ist Gottes Werk und Gab, wir haben keinerlei Ruhm daran (Eph 2:8-10). Diese Botschaft entspricht der gesunden Lehre.

Wer nun lehrt, das wir zu unserer Rettung noch eigene Werke zufügen müssten, der widerstrebt der Wohlbotschaft Pauli, seine Lehre muss als "krank" bezeichnet werden.

Pauli Evangelium beinhaltet weiter "Glauben ohne Schauen". Wer uns zu Zeichen und Wundern verführen möchte, hat den gesunden, festen Grund verlassen und begibt sich auf kranken, wankenden Boden.

Die gesunde Lehre des Apostels Paulus richtet unsere Sinne nach oben, macht uns mit unserem überhimmlischen Berufungsgut vertraut. Wer uns jedoch irdisch ausrichten möchte (durch allerlei irdische Aktivitäten), wer uns an das irdische, Israel verheißene Königreich zu binden versucht, der widerstrebt auch der gesunden Lehre.

Wenn Paulus in seinen Briefen anweist, dies oder jenes zu tun, so sind wir zwar tatsächlich aufgefordert, etwas selber zu tun, doch hat diese nichts mit unserer Rettung zu tun, sondern bezieht sich gan z klar auf unseren Wandel und Dienst.

Ein guter Wandel und Dienst führt zu Lob, Belohnung usw., genau wie ein schlechter Wandel zu Tadel, Beschämung oder Verlusten führt; Nie ist aber hier unsere Rettung infrage gestellt, diese steht unantastbar und unbereubar in unserm Herrn fest! Dank u nd nochmals Dank dafür!

Paulus spricht nicht in der "Wir" sondern in der "Ich-Form". Sein Evangelium ist nicht identisch mit dem des Petrus, Johannes oder Jakobus, nein, es wurde ihm direkt vom erhöhten Herrn eingegeben (Gal 1:12).

In ganz einmaliger Weise wird uns dieses Evangelium so vorgestellt: Zum ersten ist es "das Evangelium Gottes", dann wird es als "Evangelium der Herrlichkeit Gottes" vorgestellt und als dritte und höchste Steigerung, als das des "glückseligen Gottes."

Die Herrlichkeit Gottes erschließt uns die Geheimnisse des Ratschlusses Seines Willens und enthüllt den Augen des Glaubens Seinen wunderbaren Liebesplan mit Seiner Schöpfung. Sie zeigt aber auch ganz besonders den heute Berufenen, also der Körpergemeinde Christi Jesus, ihr herrliches Berufungsziel in den Weiten des Alls. Wie jubelt doch unser Herz über all dem, was an Herrlichkeit auf uns zukommt!

Die Glückseligkeit springt förmlich auf uns über, wenn wir uns gedanklich mit dem "glückseligen Gott" befassen. Gott ist glückselig in Sich Selbst, denn in dem Sohn konnte Er Seine Liebe zur Schau stellen, und in dem Evangelium Pauli konnte Er Seiner geliebten Schöpfung sogar das Endziel aufzeigen (1Kor 15:28)!

Was für ein köstlicher Auftrag, solch ein Evangelium glauben und verkündigen zu dürfen! Glückselig die Gläubigen, die dem glückseligen Gott heute schon dienen dürfen und Ihm in Liebe zugetan sind!

Es ist vorstellbar, dass mancher Gläubige sich fragen könnte, wie es möglich ist, dass Gott bei all dem Jammer, Elend und der Not auf dieser Erde noch glückselig sein kann?

Als Antwort müssen wir vordergründig erst einmal den Menschen sehen, der ja mit seinem Verhalten all das Übel herbeigeführt hat. Schließlich wird unsere Zeit auch als "Tag des Menschen" bezeichnet (1Kor 4:5), d.h., das Gott dem Menschen in den von Ihm gesetzten Grenzen selbstständig handeln lässt - was aber in den Ruin führen muss.

Hintergründig sehen wir aber hinter dem Menschen eine unsichtbare Macht wirken, die Macht des Widerwirkers, der die Menschen zu ihrem bösen und gottwidrigen Tun verführt. Doch hinter diesem offensichtlich gottwidrig handelnden Widerwirker steht letztendlich Gott als derjenige, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt (Eph 1:11), aus dem heraus alles ist (1Kor 8:6) und der von Sich Selbst zeugt: "Der Ich bilde das LIcht und erschaffe das Finstere, bewirke das Gute und erschaffe das Böse, Ich, Ieue Alueim, mache all dieses" (Jes 45:7).

Wir sind uns bewusst, dass nur eine kleine Schar Gläubiger auch diese Jesaja-Aussage ohne Einwand im Glauben fassen kann. Aber gerade diese Aussage lässt und doch über allen stille und friedvoll werden! Nichts (!) ist Gott aus der Hand geglitten, alles, aber auch wirklich alles läuft nach Seinem Plan ab. Wenn es Gott für gut erachtete, durch all das Böse und Finstere eine noch größere Herrlichkeit für Seine Geschöpfe zu schaffen, sollen wir darum an dem glückseligen Gott zweifeln?

Lobpreis Gottes für die an Paulus erwiesene Gnade

1Tim 1:12

"Dankbarkeit habe ich gegenüber dem, der mich mächtig macht, Christus Jesus, unserem Herrn,"

Es ist eine der menschlichen Eigenschaften, dass alles sehr schnell zur Gewohnheit wird. Besonders häufig ist dies in den sogenannten Wohlstandsländern zu finden. Die Freude über etwas Empfangenes hält nur kurz an, und schon begehrt das Herz nach Neuem.

Nicht viel anders ist es in unserem geistlichen Leben.

Lassen wir uns doch heute fragen: Wofür danke ich Gott überhaupt noch? Sind meine Gebete überwiegend Bitten und Vorschläge, wie Gott dies oder jenes machen sollte?

"Lobe den Herrn meine Seele" und vergiss nicht, was Er dir Gutes getan hat" (Ps 103:2), dieses Psalmwort soll uns den heutigen Tag begleiten. Denken wir nach, was wir alles an Köstlichem empfangen haben, auch an die vielen Kleinigkeiten in unserem Alltag. Besonders segensvoll wird es sein, wenn wir für alles danken können, also auch für jene Dinge, die uns erst einmal gar nicht dankenswert erscheinen, weil sie mit Not, Elend oder gar Krankheit zusammenhängen.

Gott wirklich für alles und in allem zu danken, dies ist ein Zeichen von großer innerer Reife, es ist ein wirkliches Ruhen in Ihm, ein Erkennen des Vaters und das absolute Vertrauen in Sein Walten!

Die Dankbarkeit, die Paulus hier gegenüber Timotheus anspricht, zielt auf einen ganz exakten Punkt: Christus Jesus, der mich mächtig macht!

Nun spricht Paulus hier von keiner weltlichen, äußeren Macht, sondern er weiß sich in Christus Jesus wohl geborgen, von Seiner Macht umgeben von allen Seiten; nur wirkt diese Macht auf einer ganz anderen Ebene.

Timotheus wusste gut und erlebte immer aufs Neue, wie Paulus in seinem Dienst leiden musste. Wie oft sah er ihn daliegen, verprügelt und abgewiesen, und wie einfühlsam litt er, der jüngere Bruder, mit, wenn Paulus immer verlassener wurde und unablässige Pein um Israel litt.

Gegen allen äußeren Schein bezeugt Paulus dem Timotheus, dass ihn Christus mit Seiner Macht und Seinem Schutz umgibt und ihn so mächtig machte, dass er von Ihm zu aller Zeit und überall Zeugnis geben kann.

Auch wir dürfen mit dieser Kraft rechnen, die von unserem Herrn ausgeht; wir sollen aber wissen, dass diese Kraftwirkung nicht unserem Wohlergehen, dem äußeren Menschen gilt, sondern unserer Zubereitung auf das Zukünftige, unserem Dienst am Evangelium des Christus und auch unserem Wandel, der unsere Stellung in Christus entsprechen soll.

1Tim 1:13

"weil Er mich für treu erachtet und in den Dienst eingesetzt hat, der ich zuvor ein Lästerer, Verfolger und Frevler war."

In Gal 1:15 bezeugt Paulus, dass er von Mutter Leib an von Gott abgesondert wurde. Sein Leben von Kindheit an war also eine Vorbereitung auf den Dienst, den Gott für ihn bereithielt.

Hier wird für uns ersichtlich, dass auch sein früheres Leben als Lästerer, Verfolger und Frevler durchaus in der Führung Gottes lag. Gerade Paulus musste solche Wege gehen, die ihm später deutlich seine Sündhaftigkeit und seine Verlorenheit vor Gott bewusst machen sollten. Nur auf dem Hintergrund der Erkenntnis von eigener Schuld kann das Licht der Gnade so richtig aufleuchten.

Ein Herausgerufener kann eigentlich nicht sein, wer sein Leben lang fromm und brav war, der nie bewusst in Sünde verstrickt war - wie könnte solche in Mensch die Gnade erfahren und bezeugen? Wenn uns aber Gott tiefe Wege führt uns uns dann in Seinem hellen Licht begegnet, dann sind wir wahrlich Herausgerufene, nämlich herausgerufen aus der Finsternis ins Licht der Gnade. Dies sind auch die Schaugefäße der Gnade, die Gott in den kommenden Äonen den Überhimmlischen zur Schau stellen wird (Eph 2:7), Zeugen, die auch wirklich und lebendig bezeugen können!

"Ich habe jedoch Erbarmen erlangt, weil ich es unwissende tat, im Unglauben"

Unwissend - im Unglauben - wie stark muss den Apostel Paulus sein altes Leben immer wieder aufgewühlt haben! Als er damals die Jünger Jesu verfolgte, war er ja der festen Überzeugung, dem Gott seiner Väter bestens zu dienen, die Jünger Jesu waren Gotteslästerer und mussten ausgerottet werden. Doch dann kam die Stunde vor Damaskus, und er musste erkennen, dass er den wahren Sohn Gottes verfolgt hatte - was muss das für ein Zusammenbruch gewesen sein!

Nicht nur innerlich in tiefste Finsternis geworfen, nein auch vom Augenlicht her war er in Blindheit, also in Dunkel gehüllt, und dann strahlte das göttliche Erbarmen in sein Herz. Wenn wir in der Lage sind, diese Stunden im Leben des Paulus nachzuempfinden, so können wir nur tief seufzen, dann aber auch genauso mit Freude erfüllt werden.

Auch heute lehnen sich die Menschen gegen Gott auf, verfolgen und lästern Ihn, ja sogar ein großer Teil der Gläubigen lehnt Seine Retterliebe ab und stellt Ihn als einen unversöhnlichen Gott dar, der jene Menschen, die zu Lebzeiten nicht zum Glauben kamen, in einer erdichteten Hölle unaufhörlich (ewig) quält!

Aber es wird allen Menschen einmal wie Paulus ergehen, und ob sie es nun unwissentlich oder im Unglauben taten, auch sie werden von dem göttlichen Erbarmen eingehüllt und umschlossen werden, und auf Reue wird dann größere Freude erfolgen!

1Tim 1:14

"Überwältigend aber ist die Gnade unseres Herrn, mit Glauben und Liebe, die in Christus Jesus ist."

Paulus brint in unserem heutigen Text die Gnade mit dem inhaltsreichen Wort "überwältigend" in Zusammenhang. Wir wollen dieses Wort von zwei Seiten her betrachten:

Zum einen verstehen wir unter "überwältigend" den Zustand einer großen, kaum fassbaren Freude, ein Ereignis, das uns zutiefst beglückt.

Zum anderen wird dieses Wort aber auch bei einem Kampf gebraucht, wo einer seinen Gegner überwältigt bzw. besiegt.

Da wir bei der erstgenannten Sicht ohne Schwierigkeiten zustimmen können, wollen wir bei der letztgenannten noch etwas verweilen, denn das Bild eines Kampfes ist auch hier sehr aufschlussreich. Der Kampf tobt allerdings in unserem Inneren, und zwar gegen uns selbst. War und ist es nicht so, dass wir immer wieder versuchten, unserem Herrn aus eigener Kraft wohlgefällig zu sein? Haben wir nicht immer wieder all unsere Kraft eingesetzt, um einen würdigen Wandel zu führen? Und stellten wir nicht immer wieder fest, dass es uns einfach nicht gelingt - ja wir oft das Gegenteil von dem erreichten, was wir eigentlich wollten?

Dann kam der Augenblick, wo wir überwältigt, bezwungen wurden von einer anderen Macht, nämlich der Gnade. Sie setzte unserem eigenen Kampf ein endgültiges Ende und zeigte uns den Glauben und die Liebe, beides in Christus Jesus, unserem Herrn.

Es gibt keine schöneres "Überwältigtwerden" als das von der Gnade!

1Tim 1:15

"Glaubwürdig ist das Wort und jeden Willkommens wert,"

Wie wir später noch sehen werden, wird die Körpergemeinde Christi als "Haus Gottes" bezeichnet (1Tim 3:15). Dieses Haus wird durch die Kraft des Glaubens zusammengehalten. Im 2. Timotheusbrief wird dann als Endzeiterscheinung der Abfall vom Glauben beschrieben. So ist es verständlich, wenn Paulus die Glaubwürdigkeit des Wortes betont und darauf hinweist, es so oft wie möglich zu lesen, es bei jeder Gelegenheit willkommen zu heißen.

Was beherrscht unseren Gesprächsstoff, wenn wir mit Brüdern zusammen sind? Ist uns Gottes Wort wirklich stets Hauptsache, stets willkommen?

Gemäß Eph 6:16 wird "der Glaube" in der Waffenrüstung Gottes im Bild des "Langschildes" vorgeführt, mit dem wir alle glühenden Pfeile des Bösen löschen können. Der Glaube, hinter den wir uns also vollständig stellen können, gibt uns Schutz und Sicherheit im Kampf gegen die Mächte der Finsternis.

Als von der Gnade Überwältigte, als hinter dem Langschild des Glaubens Geschützte ist uns Gottes Wort wahrlich glaubwürdig und jeden Willkommens wert.

"... dass Christus Jesus in die Welt kam, um Sünder zu retten, von denen ich der erste bin."

Alle Königreiche dieser Welt und ihre Herrlichkeit sind dem Widerwirker gegeben (Mt 4:8), er ist als Fürst über sie eingesetzt. Alle Bewohner der Erde sind von ihm infiziert, d.h. sie haben seine widerwirkerische Gesinnung aufgenommen.

Nirgendwo im übrigen All darf mit solcher Sündhaftigkeit gerechnet werden wie auf dem Planeten Erde, der direkt dem Machtbereich Satans unterstellt ist. Gerade auf diese Erde (gemessen an der Größenordnung des Alls ein absolutes Nichts) kam nun Christus Jesus, gemäß dem Retterplan des Vaters, um die in Sünde verstrickte Menschheit zu retten.

Es entspricht dem Herzen Gottes, auf diese Weise Seiner gesamten Schöpfung Seine unermessliche Liebe aufzuzeigen. Auch der von Ihm geschaffene dunkle Hintergrund des Wirkens Satans kann diese Liebe nicht schmälern.

Der Sohn, der das Wesen des Vaters ausstrahlt, begab Sich - frei von jeglicher Sünde - in die Fänge des Satans und erlitt für uns einen qualvollen Tod. Doch damit war die Rettung aller Menschen vollbracht, und nicht nur das: wie ein ins Wasser geworfener Stein weite Kreise zieht, so zieht der Tod Jesu Retterkreise über die Erde und weiter durch das gesamte All.

Wie muss doch unser Herz vor Freude jubeln, dass wir zu denen gehören, die als Erstlinge diese Liebestat erkennen und für sich beanspruchen dürfen!

1Tim 1:16

"...um Sünder zu retten, von denen ich der erste bin. Jedoch, eben deshalb erlangte ich Erbarmen, auf dass Jesus Christus an mir, als erstem, sämtliche Geduld zur Schau stelle...."

Zweimal betont Paulus in obigem Textwort, dass er der erste ist; der erste von was?

Gerettete Sünder gab es viele vor Paulus, denken wir nur z.B. an die 12 Jünger oder an Stephanus, der ja sogar im Beisein des Paulus (damals noch Paulus) sterben musste. Wir verstehen diese Aussage, dass Paulus der erste gerettete Sünder ist, nur richtig, wenn wir erkannt haben, dass mit der Berufung des Paulus die Geschichte Israels nicht einfach weitergeht!

Nach Jesu Himmelfahrt wurde das Evangelium ja auch über die Grenzen Israels hinaus zu den Juden in den umliegenden Ländern getragen. Aber wie wir aus der Apostelgeschichte sehen, lehnten diese einhellig ab. Wiederholt betont Paulus, dass nun das Evangelium den Nationen geheroldet wird (z.B. Apg 13:46-47).

Eine neue Verwaltung beginnt, nämlich die der absoluten Gnade. Eine von Gott festgelegte Zahl, bestehend aus Israeliten und Nationen, bilden den Körper des Christus. Paulus bezeichnet sich als der erste, der zu dieser Körpergemeinde gehört, ein Sünder, der aus allen Menschen heraus erstmalig allein in der Gnade gerettet wurde, ohne Werke!

Für alle Gläubigen vor Paulus, also auch für die Zwölf in Jerusalem, gilt nach wie vor Jak 2:24 - erstmalig aber durfte Paulus Röm 3:28 in Anspruch nehmen.

"...denen als Muster, die künftig an Ihn glauben, zu äonischem Leben."

Paulus hat uns als Glied am Körper Christi neben seinem Apostelamt voraus, dass er zum einen der erste ganz in der Gnade gerettete Sünder war, und zum anderen ist er uns als erstes Muster (Vorbild) gegeben, an dem Jesus Christus sämtliche Geduld zur Schau stellt.

An dem Leben des Saulus/Paulus demonstrierte Jesus Christus etwas, das sogar den Fürstlichkeiten in den Himmeln unbegreiflich war. Saulus konnte über Jahre hinweg die Gläubigen verfolgen, ja sie sogar dem Tode aussetzen (siehe Stephanus). Sein Hass galt aber im Grunde jenem, der sich angemaßt hat, der Sohn Gottes zu sein, Jesus Christus.

In erstaunlicher Geduld ließ ihn der Herr gegen Sich wüten!

Erst als dann der richtige Zeitpunkt gekommen war, warf Er ihn in Sekunden nieder, und aus einem Verfolger und Hasser wurde ein Geretteter und Geliebter.

Wir lernen an dem Vorgang, dass der eigene, sogenannte freie Wille keinerlei Rolle spielt. Das Zuwarten des Herrn soll uns ja gerade Seine Geduld demonstrieren, soll uns zeigen, dass auch das Böse einen Punkt der Reife erlangen muss, bevor der Herr mit einem souveränen "Halt" ein Leben umkehrt und aus einem Saulus einen Paulus macht. Nicht der Mensch ist der Handelnde, der Entscheidende, sondern einzig und allein der Herr. Ihm gebührt auch aller Ruhm.

Da Paulus als Musterbeispiel ohne jegliches eigene Mitwirken zum Glauben an Jesus Christus geführt wurde, gilt dies auch für alle anderen überhimmlisch Berufenen. Es ist bekannt, dass viele Gläubige immer noch meinen, der Mensch müsse oder könne sich selbst für oder gegen Gott entscheiden; als Argument wird angeführt, dass Gott ja keine Marionetten geschaffen hat, sondern Menschen mit einem freien Willen!

Solche Ansicht muss als widerwirkerisch abgewiesen werden, denn kein anderer als Satan selbst hat von Anfang an versucht, dem Menschen einzuflüstern, "ihr werdet sein wie Gott!" Maßlose Selbstüberschätzung, die die Entscheidung von Gott auf den Menschen verlagert, ist das Kennzeichen dieser Einflüsterungen. Wäre es wirklich so - kein Mensch würde je gerettet werden. Und Gott Selbst? Er hätte als Vater Seine Kinder ausgestattet mit einem freien Willen, in den ewigen Tod laufen lassen.

Nein, so ist es - Gott sei Lob und Dank - nicht! Wer an dem Beispiel "Paulus" nicht lernen möchte, kann sich Apg 13:48 durchlesen und feststellen, dass nur jene als erste Nachfolger von Paulus zum Glauben kamen, die zu äonischem Leben verordnet waren. Auch Röm 9 (ganzes Kapitel) zeigt uns klar die souveräne Rolle des Schöpfers und die Seiner Geschöpfe! Mit unserer Auserwählung vor dem Niederwurf der Welt (Eph 1:4) ist eigentlich alles gesagt, wir können darüber nur Gott preisen, loben und Ihm danken.

Aufforderung zur Bewahrung des Glaubens

1Tim 1:17

"Dem König aber der Äonen, dem unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen, weisen Gott sei Ehre und Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!"

Die vergangenen Tage zeigten uns immer wieder, wie wichtig es ist, die Zeit der heutigen "Verwaltung der Gnade" zu erkennen und sie von anderen früheren, späteren oder gar unterbrochenen Zeitabläufen zu trennen.

Gott gab uns Menschen in Seinem Wort verschiedene Arten von Zeitläufen bekannt, sie sollen uns allesamt zum besseren Verständnis Seines Ratschlusses dienen. Neben den Fristen, Verwaltungen und Tagen treten die "Äonen" besonders markant in Erscheinung. In unserem Leitvers bezeichnet sich Gott als "König der Äonen" und gemäß Hebr 1:2 sind diese durch den Sohn gemacht.

Eine kurze Übersicht soll uns heute mit diesen wohlinteressanten Zeitläufen vertraut machen. So kennen wir zum ersten eine Zeit

  • vor den Äonen (1Kor 2:7; 2Tim 1:9; Tit 1:2). Dann beginnt der uns bekannte
  • erste Äon, er umfasst die Urschöpfung von 1Mo 1:1 und Jes 45:18. Er endet mit dem Gericht, dem Niederwurf (katabolê) der Welt (1Mo 1:2; 2Petr 3:5-6). Der
  • zweite Äon beginnt mit der 6-Tage-Wiederherstellung von Himmel und Erde (1Mo 1:3 ff) und endet ebenfalls mit einem Gericht, nämlich der Sintflut (1Mo 7 u. 8; 2Petr 2:5).
  • Dann folgt der dritte Äon der gegenwärtige böse (Gal 1:4) oder der jetzige (1Tim 6:17). Auch dieser heutige Äon wird in einem Gericht enden, dem Tag des Zorn (Offb 4-19; 2Thes 1:7-10; Mt 24).
  • Darauf folgt der vierte Äon, er umfasst das irdische Königreich Christi und dauert tausend Jahre. Auch hier steht am Ende ein Gericht (Offb 20:11-15).
  • Der fünfte Äon ist der Äon der Vervollständigung oder der Äon der Äonen (Eph 3:21; Hebr 1:8 u.v.m.), er endet als einziger nicht in einem Gericht, denn wenn alles vollendet ist, bedarf es dessen nicht mehr. Danach ist ein Zustand erreicht, den wir als "Gott alles in allen" kennen (1Kor 15:28).

Gott ist König der Äonen, welch eine erhabene Wahrheit! Nun aber lassen sich viele Gläubige von einer anderen, auch biblischen Aussage täuschen, dass nämlich Satan als "Gott des gegenwärtigen Äons" bezeichnet wird (2Tim 4:4). Sie meinen, in dieser Stellung könne er Gott erheblichen Schaden zufügen, indem er beispielsweise den größten Teil der Menschheit Gott abspenstig macht und diesen in eine ewige Höllenqual führt. Für Gott bliebe nur ein winziger Teil Seiner Geschöpfe übrig, und die verunehrende Frage müsste dann gestellt werden, ob Gott Sein Ziel überhaupt erreicht hat?

Hier würde dann auch die weitere Frage berechtigt, wie Gott so überhaupt noch als "glückselig" gesehen werden kann?

Verherrlichung Gottes aus tiefstem Herzen kann nur aufsteigen, wenn wir erkennen dürfen (mit erleuchteten Augen des Herzens), dass Satan ein von Gott eingesetzter Fürst ist, der nur in dem ihm vorgegebenen Rahmen handeln kann (als Beweis siehe Hiob).

Satan ist kein von Gott unabhängiges Wesen, sondern ein Werkzeug Gottes, mit widerwirkerischem Charakter, das sein ihm gegebene Rolle im Gesamtratschluss Gottes spielen muss. Nur wenn wir diese Zusammenhänge klar erkennen, dann wird auch heute unser Leitvers ein inbrünstiges Herzensgebet, das als Ehrung und Verherrlichung Gottes aufsteigen darf!

Zu der von uns verteidigten Wahrheit gehört auch die Unvergänglichkeit Gottes. In einer Zeit der Kriege, der Brutalisierung, des Zerfalls der sittlichen Werte ertönt immer häufiger die Frage, warum Gott nicht eingreift. Friedensgebete, Mahnwachen usw. sollen Ihn daran erinnern, dass auf Erden Chaos herrscht. Doch Gott wird nicht schwächer, Sein Handeln ist nicht ausgesetzt. Die Wahrheit ist, dass Er nach wie vor Seine Güte, Tragkraft und Geduld kundtut (Röm 2:5). Gott versagt nie; was Er will, das führt Er aus!

Gott ist unsichtbar, weil Er Geist ist, und allmächtig. Kein Geschöpf kann Gott in Seiner Herrlichkeit sehen. Wenn trotzdem Menschen (z.B. Abraham) bezeugen, sie hätten Gott gesehen, so ist dies kein Widerspruch. Gott kann in jeder nur möglichen Gestalt Seinen Menschenkindern erscheinen, nur wird Seine Herrlichkeit auf das erträgliche Maß der jeweiligen Geschöpfe herabgesetzt.

Als alleinigem weisen Gott steht Ihm alles zur Verfügung, ordnet Er alles nach Seinem Willen unter, und keine andere Macht kann Ihm widerstehen, auch nicht die Mächte der Finsternis. Wenn Er Sich Werkzeuge wie Paulus oder dich und mich erwählt hat, so darf es unser Vorrecht sein, Ihn heute schon zu ehren, zu verherrlichen und Ihm Dank für alles zu sagen!

1Tim 1:18

"Diese Anweisung vertraue ich dir an, mein Kind Timotheus, den vorher an dich ergangenen Prophetenworten gemäß,"

Wenn wir das Wort "Prophet" hören, denken viele an das AT und die dort gemachten Aussagen - dies würde uns dahin führen, dass sich Timotheus auf Anweisungen des AT gründet. Diese Annahme ist aber falsch!

Ein Prophet ist "ein in Gottes Auftrag und an Seiner Stelle Redender" und entsprechend sind Prophetenworte zu verstehen. Da Gottes Wort zum Zeitpunkt des 1. Timotheusbriefes nicht vollständig niedergeschrieben war, konnte sich auch Paulus als Prophet bezeichnen, war er doch das Sprachrohr Gottes. Heute, wo Gottes Wort vollständig vorliegt, spricht Gott nur noch aus diesem zu uns, Prophetenworte hätten uns nichts Neues mehr zu sagen!

Die vorher an Timotheus ergangenen Prophetenworte beinhalten also das Evangelium, das Paulus zuvor vom erhöhten Herrn direkt empfangen hat, es ist das Evangelium des glückseligen Gottes!

Wir stehen mit unserem obigen Leitvers vor einer ganz persönlichen Frage: Kann ich mich selber mit Timotheus identifizieren? Gelten alle die Anweisungen an Timotheus auch ohne Abstriche mir?

Nur wenn wir hier ein ganzes "Ja" haben, werden uns diese beiden Briefe lieb und wert werden, der Inhalt ist dann auch ganz persönlich an uns gerichtet - wir haben die richtige Stellung zu den beiden Timotheusbriefen gefunden.

Paulus erkannte einen treuen Nachfolger, und als solchem konnte er ihm auch seine vom erhöhten Herrn empfangenen Anweisungen anvertrauen. Lassen wir uns heute doch einfach fragen: Sind wir auch ein Timotheus?

Pauli Anweisungen sind kein Gesetz, sondern hilfreiche Hinweise, die zugleich Ehre und Verantwortung bedeuten.

Mit Prophetenworten wie z.B. diesen, dass Christus Jesus in die Welt kam, um Sünder zur retten (1Tim 1:15), legte Paulus den Grund in Timotheus. Nun geht es darum, das Empfangene zum Wachsen und Reifen zu bringen. Dieser Prozess geht aber in einem normalen Glaubensleben nicht kampflos vor sich. Alle Anweisungen fordern uns heraus, sollen unsere Wachsamkeit anregen, denn wie wir aus Eph 6:10-18 wissen, haben wir es mit den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten, den Weltbeherrschern dieser Finsternis und geistlichen Mächten der Bosheit zu tun. Dies Mächte setzen alles daran, um uns irdisch gesinnt zu halten, uns das Evangelium Pauli zu verdunkeln oder uns gar aus diesem herauszudrängen.

Wir wissen, dass die berufenen Gläubigen niemand mehr von Gottes Liebe scheiden kann, ihre Rettung steht unverbrüchlich. Dies ist unser fester Grund. Aber auf diesem Grund sollen wir aufbauen (1Kor 3:10-15), und dazu bedarf es der Anweisungen. Sie sollen verhindern, dass wir von der Lehre abweichen, sie sollen uns auf die Liebe aus reinem Herzen ausrichten, sie sollen uns im Glauben festigen, um nicht letztendlich daran Schiffbruch zu erleiden, wie wir später sehen werden.

Nehmen wir also freudig den Kampf auf, denn war er schon in den Tagen des Timotheus nötig, um wieviel mehr heute in dieser gefährlichen Frist.

1Tim 1:19

"....damit du in denselben den edlen Krieg ausfechten mögest, indem du Glauben und ein gutes Gewissen hast, welches einige von sich gestoßen und am Glauben Schiffbruch erlitten haben."

"In denselben" (gemeint sind hier die Anweisungen) soll Timotheus den edlen Krieg ausfechten, damit betreten wir Kampfesboden! Gekämpft wird im Glauben und mit einem guten Gewissen.

Eine Frage müssen wir aber zuerst klären: Warum müssen wir überhaupt kämpfen und wozu?

Als erstes wissen wir, dass uns ein kostbares Evangelium anvertraut ist und dass es das Bestreben des Feindes ist, dieses Evangelium zu verdunkeln, die Betroffenen im Unklaren zu lassen. Geschickt vermischt der Widersacher die einzelnen Verwaltungen und die darin gültigen Wahrheiten - und heraus kommt ein Gemisch aus Königreichsbotschaft und paulinischem Evangelium. Weiter verdunkelt er die Wahrheit, dass Gott der Retter aller Menschen ist und verbreitet die Lüge, dass Gott der furchtbarste Rächer an Seinen Feinden sei, indem Er sie einer nie endenden Höllenqual übergeben würde.

Wir kämpfen aber auch um unser überhimmlisches Berufungsgut, welches wir ja im Glauben heute schon besitzen dürfen. Satan will uns jedoch abhalten, dass unsere Gedanken emporsteigen; statt dessen versucht er, uns irdisch gesinnt zu halten, unsere Gedanken auf den jetzigen Äon auszurichten (wie es ihm ja bei Demas offensichtlich gelang (2Tim 4:10).

Wenn bei unserem Kampf die Herrlichkeit Gottes herausgestellt wird, dann, liebe Geschwister, ist unser Kampf "edel" und die Frage, wozu wir kämpfen, hat eine herrliche Antwort gefunden!

Das Gewissen ist unser innerer Wächter, es meldet sich, wenn wir wissentlich unrecht handeln. In 1Tim 4:2 hören wir von. Gläubigen, die durch Gewöhnung ihr Gewissen abgestumpft haben.

Der edle Kampf des Glaubens bedeutet für uns: Glauben wir,

  • dass wir in Christus Jesus ohne Gesetzeswerke gerechtfertigt sind (Röm 3:28),
  • dass unsere alte Menschheit mit Ihm gekreuzigt wurde (Röm 6:6),
  • dass wir auch mit Ihm zusammen leben werden (Röm 6:8), dass uns nichts mehr zur Verurteilung ist (Röm 8:1),
  • dass wir Berufene sind nach Gottes Vorsatz (Röm 8:28), glauben wir auch
  • dass wir mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen gesegnet sind (Eph 1:3)
  • dass wir heute schon in dem Herrn niedergesetzt sind inmitten der Überhimmlischen (Eph 2:6) ....

Diese Reihe kann lange fortgesetzt werden, jeder Brief des Apostels Paulus ist gefüllt mit Glaubensgut, das für uns bestimmt ist.

Viele nehmen auch, was Gott zu Israel spricht, für sich persönlich. Da aber Israels Glaubensgut das kommende Tausendjahrreich beinhaltet, werden diese Gläubigen von ihrem eigenen überhimmlischen Glaubensgut abgelenkt und irdisch ausgerichtet. Unser Kampf wird es also sein, das uns von Paulus gegebene Glaubensgut gegen alle Anfechtungen und Versuchungen festzuhalten, mit gutem Gewissen und in ungeheucheltem Glauben darin zu stehen.

"...welches einige von sich gestoßen haben und am Glauben Schiffbruch erlitten haben."

Da wir immer wieder betonen, dass unsere Rettung allein Gottes Gnadengabe ist und dass Gottes Gnadengaben unbereubar sind, kann unser obiges Textwort auch nichts mit unserer Rettung zu tun haben. Am Glauben Schiffbruch erleiden, heißt also nicht verloren sein, sondern das uns angehende Glaubensgut wurde von uns missachtet, es ging unter!

In 1Kor 3:10-15 sehen wir diesen Fall beschrieben: Paulus legt mit dem ihm anvertrauten Evangelium "den Grund". Jeder gebe nun Obacht, d.h. er ist herausgefordert, auf diesem Grund aufzubauen. Im schlimmsten Fall kann jemandes Werk vollkommen verbrennen, er selbst aber wird gerettet werden.

Vielleicht kann ein irdisches Bild dies besser veranschaulichen: Ein junger Mann möchte den Beruf eines Metzgers erlernen, als Lehrstoff benützt er jedoch die Bücher, die das Zimmermannshandwerk betreffen. Wie mag dieser Mann wohl sein Handwerk erlernen? Auch ein Großteil der Gläubigen benützt den falschen Lehrstoff, nämlich den, der Israel zugesprochen ist. Oben angekommen ist er ihnen aber völlig unnütz, er verbrennt gemäß 1Kor 3:15.

Mögen auch wir treu sein in dem uns Gegebenen, damit auch wir die Lehre Gottes, unseres Retters, in allem schmücken mögen (Tit 2:10) und durch Gold, Silber und edle Steine den Vater verherrlichen!

1Tim 1:20

"unter welchen Hymenäus und Alexander sind, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie erzogen würden, nicht zu lästern."

Den Namen des Hymenäus finden wir nochmals in 2Tim 2:17. Konkret nennt hier Paulus eine seiner Unwahrheiten: "Die Auferstehung sei schon geschehen", und so wird der Glaube etlicher zerrüttet.

Den Korinthern schreibt Paulus: "Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden in einem Nu, in einem Augenblick...." (1Kor 15:51 ff). Auf das gleiche Ergebnis bezieht sich 1Thes 4:15 ff. und diese Verse enden mit der Aufforderung zum Zuspruch (V. 18). Vorfreude, Erwartung und Zuspruch machte Hymenäus offensichtlich mit seinem Geschwätz zunichte.

Von Alexander wissen wir aus 2Tim 4:14, dass er Kupferschmied war und Paulus viel Übles erzeigt hatte. Zu alledem schienen sie beide auch noch über Paulus zu lästern, d. h. sie spotteten über seine Lehre. Damit war ein Punkt erreicht, wo Paulus zum letzten und äußersten Mittel griff, das uns bekannt ist. Er übergab sie dem Satan zur Erziehung!

Wir dürfen davon ausgehen, dass hier Paulus kraft seines Apostelamtes sichtbare Strafe befahl, damit die unsicher gemachten, noch jungen Gläubigen wie in ihrem Glauben gefestigt wurden.

Wir wollen hier betonen: Nicht das Aufbringen der anderen Lehrmeinung wurde be straft, sondern das Lästern des paulinischen Evangeliums.

Wir sollten uns hüten, in diesem Punkt Paulus nachzueifern, denn nirgendwo haben wir den Auftrag, Ähnliches zu tun; wohl aber stet uns die Macht des Gebetes in ganzer Fülle zur Verfügung (siehe Kol 4:12). Wir sind nicht die Strafenden, vielmehr aber die Gebetsringkämpfer vor Gottes Angesicht!

Lies weiter:
Der 1. Timotheusbrief - Kapitel 2