Das tausendjährige Reich nach Offb 20

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Abschrift des des Buches:
Das tausendjährige Königreich Christi auf Erden
von Heinz Schumacher (1964)

Paulus Verlag Karl Geyer, Stuttgart

Inhaltsverzeichnis

weitere Abschriften

3. Das tausendjährige Reich nach Offb 20

Wir kommen nun zu einem der wichtigsten Schriftabschnitte in Bezug auf das Thema des Buches. Bevor wir von diesem Abschnitt aus

a) die Bindung Satans
b) die erste Auferstehung und das gesamtbiblische Auferstehungszeugnis
c) die Zahl 1000
d) die „geliebte Stadt“
e) die Mitherrscher Christi

ins Auge fassen, lassen wir zunächst den Text von Offb 20:1-6 im Wortlaut folgen:

“Dann sah ich einen Engel aus dem Himmel herabkommen, der den Schlüssel zum Abgrund (= zur Hölle) und eine große Kette in seiner Hand hatte. Er ergriff den Drachen, die alte Schlange - das ist der Teufel und der Satan -, legte ihn auf tausend Jahre in Fesseln, warf ihn in den Abgrund, verschloss den Eingang und brachte über ihm ein Siegel an, damit er die Völker nicht mehr verführe, bis die tausend Jahre zu Ende sind; danach muss er auf kurze Zeit noch einmal frei gelassen werden.
"Dann sah ich Thronsessel (aufgestellt), auf die sich (Richter) setzten; und es wurde ihnen das Gericht übertragen. Dann sah ich die Seelen derer, die wegen des Zeugnisses Jesu (oder: wegen ihren Zeugnisses für Jesus) und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren und die das Tier und sein Bild nicht angebetet und das Malzeichen an Stirn und Hand (oder: Arm) nicht angenommen hatten; sie wurden wie lebendig und h e r r s c h t e n als K ö n i g e zusammen m i t C h r i s t u s tausend J a h r e lang. Die übrigen Toten aber lebten bis zum Ablauf der tausend Jahre nicht wieder auf. Dies ist die erste Auferstehung: selig und heilig ist, wer an der ersten Auferstehung Anteil hat! Über dies hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und die tausend Jahre hindurch zusammen mit Ihm herrschen.“ (Men)

a) Die Bindung Satans

Der Gedanke, dass der Satan für ein befristete Zeit gebunden, gefesselt und in der Unterwelt, im Abgrund (griechisch Abyssos) eingekerkert wird, begegnete uns bisher noch nicht in dieser direkten Form. Zwar wurde er indirekt überall da geäußert, wo von der unbeschränkten Herrschermacht des Messias die Rede war. Denn wo Christus herrscht, kann nicht zugleich der Satan herrschen; wer sich in Seiner Königsgewalt befindet, ist vielmehr - so lasen wir in Kol 1:12.13 - der Vollmacht der Finsternis entnommen. Und wo Sünde und Not nur noch als Ausnahme auftreten, ist der Feind seines Einflusses beraubt. Auch in Jes 24:21.22 haben wir vielleicht schon einen Hinweis auf die Einkerkerung Satans während der 1000 Jahre. - Nun in Offb 20 wird uns ganz deutlich gesagt, was mit der Person des Teufels - als solche bezeugt ihn die Schrift und haben wir ihn ernst zu nehmen! - während des messianischen Reiches geschieht, wie und wodurch sein Einfluss ausgeschaltet wird. Er wird von einem starken Engel mit einer Kette (der Finsternis vgl. 2Petr 2:4 und Jud 1:6) gefesselt und in einem Kerker der Unterwelt sicher verwahrt. Über den Starken ist der Stärkere gekommen und hat ihn gebunden; nun wird Er ihm seinen gesamten Hausrat rauben! (Mt 12:29)

Satan, der sich selbst erhöhen wollte, wird deshalb von Stufe zu Stufe erniedrigt werden. Einst hatte er noch Zutritt zu den himmlischen Engelversammlungen vor Gott; in der Endzeit wurde er von Michael auf die Erde hinabgestürzt: nun sinkt er noch tiefer hinab; und wenn er auch nach den 1000 Jahren noch einmal für kurze Zeit losgebunden wird, so doch nur, um dann dem Feuersee übergeben zu werden - Von einer Wiederherstellung Satans sagt die Bibel nichts. Wohl aber bezeugt sie klar, dass jedes Gericht - also auch das des Feuersees - die Endverherrlichung des Vaters und des Sohnes durch a l l e Geschöpfe zum Ziele hat, und dass Gott einmal alles in a l l e n , auch in allen Seinen früheren Feinden, sein wird. Hiervon ist auch Satan nicht ausgenommen, wenngleich er vielleicht die längste und die furchtbarste Qual brauchen wird, um zum Zerbruch und Heilsverlangen zu kommen, Eine tausendjährige Kerkerschaft hat ihn jedenfalls noch nicht zu ändern vermocht.

Satans Einfluss ist in den 1000 Jahren ausgeschaltet. Die Gläubigen haben nicht länger gegen die „Kosmokraten“ (Eph 6:12) zu kämpfen. Christi Heil und Herrschaft wird vom Teufel her kein Widerstand mehr bereitet. Was sich an Sünde und Ungehorsam nun noch zeigt, entstammt dem Fleisch des Menschen (vgl. Eph 2:1-3, wo eine dreifache Quelle der Sünde angegeben wird: der „Äon dieses Kosmos“, der „Fürst der Gewalt der Luft“ und die Willensforderungen und Lüste des Fleisches). Es kann nicht mehr, wie einst im Paradies, mit der Verführung durch die Schlange entschuldigt oder in der Schwere der Schuld gemildert werden. Der Mensch selbst ist voll verantwortlich!

b) Die erste Auferstehung

Unser Text in Offb 20 scheint nur zwei Auferstehungen zu kennen: eine Auferstehung vor Beginn des Tausendjährigen Reiches und eine weitere nach den 1000 Jahren. Wenn man nur diese beiden berücksichtig, ist die erste tatsächlich „die e r s t e A u f e r s t e h u n g“. War an ihr teilnimmt, darf als König und Priester 1000 Jahre lang mit Christus herrschen. Es ist also ein großer Vorzug, zu dieser Auferstehung gelangen zu dürfen. Wer ihrer für würdig befunden wird, wird auf keinen Fall ehr den zweiten Tod erleiden, also im Weltgericht zum Feuersee verurteilt werden. Er ist selig und heilig.

Wem wird diese erste Auferstsehung zuteil. Offb 20:4 nennt ausdrücklich die Märtyrer der Endzeit. Wie Offb 13 uns bezeugt, wird das antichristliche Weltendreich totalitäre Züge tragen. Dem Tier = dem letzten Weltherrscher wird ein Bild errichtet, das „lebt“. Alle Erdbewohner werden aufgefordert, es anzubeten. (Vielleicht wird dieses „lebende Bild“ von Fernsehsendern über die ganze Erde ausgestrahlt.) Wer die Anbetung verweigert, kann weder kaufen noch verkaufen; er wird getötet (Offb 13:14-17). Aus Mt 25:31-46 scheint allerdings hervorzugehen, dass es auch in jener Zeit eine Minderheit gibt - wie etwa zur Zeit Hitlers -, die sich den totalitären Forderungen nur zum Scheine beugt und den bedrängten Nichtanbetern heimlich Hilfe leistet: sie speist und kleidet, beherbergt oder in den Gefängnissen besucht. - Wer es auch in jener Zeit wagt, sich offen zu Christus zu bekennen, und den Märtyrertod um Jesu willen au sich nimmt, wird von Gott mit der Erlangung der ersten Auferstehung belohnt. Er darf als Priesterkönig im Auferstehungsleib im Reiche herrschen. - Wer sich dem totalitären Endzeitregime nur in gewissen Grenzen beugte, aber den bedrängten Brüder Jesu mit der Tat zu Hilfe kam, darf als B ü r g e r ins Reich eingehen (Mt 25:34-36). - Wer aber äußerlich und innerlich auf der Seite des Antichristen stand, wird schon zu Beginn der 1000 Jahre dem Feuersee überantwortet (Mt 25:41-43; Offb 14:9-11).

Wir weisen bei dieser Gelegenheit darauf hin, dass die Schrift insgesamt mehr als zwei Auferstehungen kennt. vor allem wäre es falsch, aus Offb 20 den Schluss zu ziehen, die Märtyrer der antichristlichen Zeit wären die einzigen Toten, die vor Beginn des Reiches auferstehen. Dann wäre alle Märtyrer früherer Zeiten, wie überhaupt alle im Herrn Entschlafenen, ja davon ausgeschlossen! Das entspricht nicht der Lehre des übrigen NT.

Gesamtbiblisches Auferstehungszeugnis

wie viele Auferstehungen gibt es überhaupt? Man kann in gläubigen Kreisen von zwei, drei vier oder mehr Auferstehung reden hören. Wir wollen versuchen (ohne dass die Zahl als solche wichtig wäre), die Auferstehungen im Folgenden kurz aufzuzählen, die die Schrift entweder als geschichtliche eTatsache berichtet oder als Weissagung voraussagt. (Wir zählen allerdings jene Wundertaten Jesu und der Propheten und Apostel n i c h t dazu, durch die gestorbene Menschen wieder in ihr irdisches Leibesleben zurückkehrten, um später wieder zu sterben.)

1. Die Auferstehung Jesu Christi, des Erstlings der Entschlafenen (1Kor 15:20.23a)

2. Die Auferstehung vieler Leiber der entschlafenen Heiligen (Mt 27:51-53); sie sind sicherlich nicht mehr gestorben, sondern mit dem Herrn aufgefahren (als „Wolke“), um uns heute als beobachtende Zeugenwolke zu umlagern (Hebr 12:1).

3. Die Ausauferstehung aus Toten, der Kampfpreis für die Vollendeten, die Jesu Tode gleichgestaltet wurden (Phil 3:10-12). Man nimmt an, dass diese „Exanastasis“ fortlaufend geschieht, und bringt sie in Zusammenhang mit den leer gefundenen Särgen. Ferner n immt man aufgrund von Röm 6:5 an, dass das „Gleichgestaltetwerden mit Seinem T o d e, das der Apostel in Phil 3:10 als Vorbedingung für d i e s e Auferstehung nennt, auch eine Gleichheit der A u f e r s t e h u n g Christi nach sich zieht, sos dass dies Auferstehung schon nach drei Tagen erfolgen könnte. Paulus ist sich im Philipperbrief nicht sicher, sie zu erlangen; deshalb kann er hier nicht die unter Punkt 4 genannte Auferstehung der Toten in Christo gemeint haben *65. -

*65 In den Aufsätzen „Die verschiedenen Auferstehungen" von KARL MERZ (GH 1961)
“Die Entwicklung der Sterbens und Auferstehungshoffnung des Apostels Paulus“ von HEINZ SCHUMACHER (GH 1958)
“Der Menschensohn im Zeichen der Fische“ von WILLY SCHIRRMACHER (GH 1956)
“Das Hohelied der Christenhoffnung“ von Dr. PAUL MÜLLER (Verlag Ernst Franz, Metzigen)
finden sich Schriftnachweise und Erfahrungsbeispiele für die Ausauferstehung von Phil 3

Die Auferstehung der beiden getöteten Endzeit-Zeugen nach Offb 11:11 kann vielleicht als ein Sonderfall dieser Gruppe gelten.

4. Die Auferstehung der „Toten in Christo“ zur Entrückung der Gemeinde dem Herrn entgegen in die Luft (1Thes 4:13-18). Im Unterschied von der unter Punkt 3 genannten Auferstehung lehrt Paulus, dass a l l e H e i l i g e n (sofern sie nicht schon früher auferstehen durften), d. h. alle Träger Heiligen Geistes an d i e s e r Auferstehung teilhaben werden (Röm 8:9-11; 1Thes 4:7.8; 1Kor 15:5.4), dem Herrn zugeführt.

5. Nun erst nennen wir die „erste Auferstehung“ von Offb 20, durch welche alle Märtyrer der Endzeit - alle früheren Märtyrer und Heiligen überhaupt wurden ja bereits von den unter Punkt 2-4 beschriebenen Auferstehungen erfasst - lebendig gemacht, um im Reich des Messias mit diesen zusammen als Könige zu herrschen und als Priester zu dienen. - Werden aber nur Märtyrer von der „ersten Auferstehung“ erfasst, oder auch noch andere? -

Ausdrücklich genannt werden in Offb 20 nur die um Jesu willen Enthaupteten. Wenn man jedoch den 4. Vers genau liest, erkennt man, dass sie nicht die einzigen sind, die Johannes als auferstandene Königspriester geschaut hat, sondern dass er z w e i G r u p p e n meint. Die an zweiter Stelle genannten Märtyrer der Endzeit sind entweder ein Teil der ersten Gruppe, der Johannes besonders auffiel, oder eine von der ersteren völlig verschiedene weitere Gruppe Wir geben nachstehend eine möglichst wörtliche Übersetzung des 4. Verses, und heben dabei diese zwei verschiedenen Gruppen hervor:

“Und ich sah Throne, und sie saßen darauf (oder: man saß auf ihnen), und Urteils(vollmacht) (oder Gerichtsvollmacht, Rechtsprechung, oder im semitischen Sinn: Herrschaft) ward ihnen verliehen - und (als weitere Gruppe schaute ich, oder auch: unter den Genannten fielen mir besonders auf:) die Seelen derer, die enthauptet worden waren um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die das Tier nicht angebetet hatten noch sein Bild und das Malzeichen nicht angenommen hatten an ihrer Stirn und an ihre Hand - und (diese alle) wurden wieder lebendig (vgl. dieselbe Ausdrucksweise wie in Offb 1:18; Offb 13:14) und herrschten als Könige mit dem Messias (dem Christus, dem Gesalbten) 1000 Jahre lang.“

Die Märtyrer sind also in jedem Fall n i c h t die einzigen! Es sind noch andere da, die in der „ersten Auferstehung“ lebendig werden und gewürdigt werden, mit Christus auf Thronen zu sitzen und zu richten und zu herrschen. Auch sie waren zweifellos Heilige und Überwinder. Wer - außer den Endzeit-Märtyrern - könnte das sein? - Wir denken hier zunächst an die zwölf Jünger, denen der Herr ja ausdrücklich das „Sitzen auf zwölf Thronen und zu Richten der zwölf Stämme Israel“ verheißen hat (Mt 19:18). Ferner mögen in der Endzeit auch manche Überwinder eines natürlichen Todes gestorben sein, also nicht als Märtyrer. Auch an diese könnten wir denken (N i c h t aber an die Heiligen des Alten Bundes oder die Glieder der Gemeinde, die bereits in einer früheren Auferstehung lebendig wurden. Denn unseres Erachtens ist die „erste Auferstehung" n i c h t dasselbe, fällt auch zeitlich n i c h t zusammen etwa mit der unter Punkt 4 genannten Auferstehung, mögen beide in gläubigen Kreisen auch noch so oft verwechselt werden)*66

*66 Hans Bietenhard (Bie/23) unterscheidet „nach der Mehrzahl der Exegeten“ ebenfalls zwei Gruppen, nämlich die Märtyrer und die Konfessoren (Bekenner):
a) diejenigen, welche um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen den Tod erlitten hatten, und
b) diejenigen, welche in der antichristlichen Not und Drangsal kraft ihrer Erwählung und Versiegelung standhaft geblieben waren.
Es ist ja nicht gesagt, dass alle Christen in dieser Not umgekommen sind die zweite Gruppe der Teilnehmer am Millennium wird eingeführt mit ‚kai hoitines‘. Wären wie dbei der ersten Gruppe nur die Seelen gemeint, müsste wohl ‚kai haitines‘ stehen."

Die übrigen Toten

6. Aus Aussagen Jesu, Pauli und schon des AT ergibt sich, ,dass zu Beginn des messianischen Reiches aber noch weitere Tote auferstehen dürfen. Die Feststellung von Offb 20:5: „Die übrigen Toten wurden nicht lebendig, bis die 1000 Jahre vollendet waren“, steht dem nicht unbedingt entgegen. Man kann hier aus übersetzen: „Die Übriggebliebenen oder Übriggelassenen der Toten ...“, also diejenigen Toten, die bis zum Beginn des Millenniums an keiner Auferstehung teilhaben. - In Lk 14:14 spricht der Herr von einer Vergeltung (für geübte Barmherzigkeit) in der „Auferstehung der Gerechten“. Paulus stellt in Apg 24:15 fest, ass eine Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten sein wird. Dies hätten schon die Propheten bezeugt - vielleicht standen ihm Stellen wie Dan 12:2 vor Augen. Martha, die Schwester des Lazarus, erwartete nach Joh 11:24 eine „Auferstehung am letzten Tage (dieses Äons)“ - dies war offensichtlich die allgemeine Erwartung der gläubigen Juden Und in Joh 5:29 stellt der Herr eine Auferstehung des Lebens und eine Auferstehung des Gerichts einander gegenüber. - Ob wir nicht aufgrund dieser Stellen berechtigt sind, anzunehmen, dass es zu Beginn der 1000 Jahre nicht nur eine Auferstehung von Überwindern und Märtyrern gibt, die zu H e r r s c h e r n im Reiche berufen sind sondern auch eine Auferstehung von Reichs b ü r g e r n, die sich in ihrem Erdenleben zwar nicht als Heilige, Überwinder und Märtyrer bewährten, die aber im Sinne des Gesetzes Israels G e r e c h t e waren, wie etwa Zacharias und Elisabeth (Lk 1:5)? Demnach würden dieselben „Eintrittsbedingungen“, die für die lebenden Reichsbürger gelten (Barmherzigkeit, Sanftmut, Hungern und Dürsten nach Gerechtigkeit, Demut, Aufrichtigkeit der Frömmigkeit), auch für die Toten gelten. Die Frage, ob eine solche „Auferstehung der Gerechten“ (gerecht nicht im paulinischen Sinne, sondern im Sinne von Lk 1:5!) auf das Volk Israel beschränkt bleibt oder auch für die Völker gilt, müssen wir offen lassen.*67

*67 In dem Kurzartikel „Wachset zur Errettung“ von KARL GEYER in „Gnade und Herrlichkeit“, Jahrgang 1963 Heft 3, werden gegenübergestellt:
Die Auferstehung der Gerechten (zur Zeit der ersten Auferstehung)
Die Auferstehung der Heiligen (bei der Entrückung der Gemeinde)
Die Auferstehung der Vollendeten (Exanastasis oder Ausauferstehung).
Hierbei ist zu beachten, dass diese Zählung, zeitlich gesehen, rückwärts geht; den von d i e s e n Auferstehungen findet die zuerst genannte z u l e t z t und die zuletzt genannte z u e r s t statt. Die Bedingungen aber, sie zu erlangen, werden zunehmend schwerer. Man kann daher wohl sagen: Je weiter einer fortschreitet und ausreift in Glauben, Hoffnung Liebe, desto früher darf er auferstehen!

7. Wir gehen noch einen Schritt weiter und erinnern uns der Verheißungen, die den in der Wüste dahingestreckten Israeliten (vgl. 4Mo 14) gegeben waren. Auch ihnen hatte Gott zugesagt, sie in das gute und heilige Land zu bringen. Aber dann geschah ihnen nach ihrem Unglauben, und sie kamen (als Lebende) n i c h t ins Land zu bringen. Aber dann geschah ihnen nach ihrem Unglauben, und sie kamen (als Lebende) n i c h t ins Land. Gott ließ sie, nachdem Er ihnen ihren Unglauben vergeben hatte(!), in der Wüste sterben (4Mo 14:10-23). - Gilt aber nicht auch ihnen dass Gottes Treue größer ist als die Untreue Israels, Sein Glaube stärker als ihr Unglaube (Röm 3:3)? Dürfen wir nicht im wörtlichen Sinne an diese Toten der Wüste denken, wenn wir Hes 37:1-14 lesen? Hes 37:12.13.14 diese Abschnittes erwecken durchaus nicht den Eindruck bildlicher Rede:

“So spricht der Herr, Jehova: Siehe, ich werde eure Gräber öffnen und euch aus euren Gräbern heraufkommen lassen, mein Volk, und werde euch in das Land Israel bringen. Und ihr werdet wissen, dass ich Jehova bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch aus euren Gräbern heraufkommen lassen, mein Volk. Und ich werde meinen Geist in euch geben,dass ihr lebet, und werde euch in euer Land setzen.“

Freilich ist n i c h t anzunehmen, dass diese Auferstandenen einen Geistleib tragen, wie ihn die Heiligen und Überwinder, die im Reich zu Richtern, Königen und Priestern berufen sind, besitzen werden (1Kor 15:44ff.) Dazu fehlen bei ihnen die Voraussetzungen. Sie waren ja nicht „in Christo“, noch Gottes Geist in ihnen. Diesen empfangen sie erst n a c h ihrer Auferstehung (Hes 37:14). Auch spricht der Prophet sehr deutlich von Sehnen, Fleisch und Haut, also von einem Fleischleib (Hes 37:5.6), was wir wiederum wörtlich nehmen. (Eine vergeistigende Anwendung mag d a n e b e n auch ihr Recht haben; darauf deutet vielleicht Hes 37:11 hin.) - Der Frage: Wie mag solches zugehen?“ stellen wir die andere entgegen: „Sollte der, der dem schon verwesenden Lazarus wieder einen gesunden Leib von Fleisch und Blut gab, dies nicht auch bei den vor Jahrtausenden in der Wüste dahingestreckten Israeliten vermögen?“*68

*68 In dem Aufsatz von H. R. „Das euch angehende Glaubensgut“ in „UnausforschlicherReichtum“, August 1962 (Konkordanter Verlag), wird zu Recht darauf hingewiesen, dass die Propheten Israels, wenn sie von Auferstehung sprachen, immer nur an eine Rückkehr in sterbliche Leiber denken konnten; von einem verwandelten, neuen, geistlichen Leib habe erst Paulus in seinen Briefen gesprochen. Der Verfasser scheint auch für die Auferstandenden der ersten Auferstehung keine Geistleiblichkeit anzunehmen, sondern allein für die Glieder der Gemeinde, denn er sagt: „Im Blick auf die Heiligen der ersten Auferstehung ist auch niemals von einer körperlichen Veränderung die Rede, dies sie etwa befähigen würde, anderswo als auf dem Erdbogen zu leben. Nie hätte jemand daran gedacht, dass die Körper der Auferstandenen sämtlich nicht mehr der Schwerkraft unterworfen sein würden, wie dies für die Glieder der herausgerufenen paulinischen Gemeinden nunmehr durchweg der Fall sein sollte."
Diese Feststellung ist weiteren Nachdenkens wert; jedenfalls dürften die Überwinder, Märtyrer und Bekenner aus Israel, die zur ersten Auferstehung gelangen, doch wohl ebenso wie die „Heidenchristen“ in Geistleiblichkeit auferstehen. Der entscheidende Punkt wird der sein, ob man ein „Heiliger“ war, nicht ob man zum Volk Israel oder der Gemeinde gehörte.

In diesem Zusammenhang können wir auch Hes 16:53-55 nicht unerwähnt lassen, wo der Herr zu Jerusalem sagt:

“Und ich werde ihre Gefangenschaft wenden, die Gefangenschaft Sodoms und ihrer Töchter, und die Gefangenschaft deiner deiner Gefangenen in ihrer Mitte: auf dass du deine Schmach tragest und dich schämest alles dessen, was du getan hast, indem du sie tröstest. Und deine Schwestern Sodom und ihre Töchter, werden zurückkehren zu ihrem früheren Stande; und Samaria und ihre Töchter werden zurückkehren zu ihrem früheren Stande; und auch du und dein Töchter ihr werdet zurückkehren zu eurem früheren Stande.“’'

Da Gott Sodom und Gomorra mit allen Einwohnern (außer dem Gerechten Lot und seinen Töchtern) restlos vernichtete, kann unter der Gefangenschaft Sodoms und ihren Tochterstädte nur die Gefangenschaft im Totenreich verstanden werden. Also bedeutet die „Wendung der Gefangenschaft“ Auferstehung! Dieser Auferstehung folgt Sodoms „Rückkehr zu ihrem früheren Stande“; es handelt sich also auch hier um eine Auferstehung in Fleischleiblichkeit, nicht in Geistleiblichkeit. Wie einst, bevor Gottes schreckliches und beispielhaftes (Jud 1:7) Gericht sie ereilte, sollen die Sodomiten wieder in einer irdischen Stadt i einem irdischen Leibe leben und ihrer Arbeit nachgehen, nur mit einem Unterschied: Das Gericht Gottes hat sie von ihrem Sündenwesen geheilt, sie werden den Herrn von ganzem Herzen fürchten, und sie, die den Herrn Jesum schon in ihrem früheren Zustand angenommen hätten, wenn er ihnen statt nach Kapernaum gekommen waren (Mt 11:23), werden sich dem Messias voll tiefen Heilsverlanges hingeben. - Es gibt Ausleger, die diese Wiederherstellung Sodoms in der Zeit nach den 1000 Jahren verlegen. Sie halten dafür, dass Offb 20 perspektivisch verkürzt dargestellt sei - je weiter die Schilderung in die Zukunft hineinreichen, um so mehr seien die Linien in Wirklichkeit zu verlängern, habe man sich große Zeiträume vorzustellen. So spricht der verstorbene Berliner Prediger W. Schmidt von einem „Zeitalter der Auferstehung“, d. h. was in Offb 20:12ff. vom Wiederkommen aller Toten gesagt sei, erstrecke sich über ein ganzes langes Weltzeitalter, während dessen die Auferstandenen auf Erden leben (in einem Leib, der ihrem Zustand entspricht) und durch ihre Werke zeigen würden, ob sie noch immer Lügner, Diebe, Hurer, Zauberer usw. sind oder nicht. -

Ob Sodom, erst in jener Zeit wiederkommt, oder schon in den 1000 Jahren da ist, lassen wir offen. Wir wissen es nicht. D a s s es aber wiederkommt, wissen wir.

Die letzte Auferstehung

8. Mit dem Gesagten berührten wir schon die letzte Auferstehung: die Auferstehung a l l e r (nun noch übrigen) Toten zum Weltgericht. Hierüber berichtet Johannes in Offb 20:11-15:

“Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden. Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Throne stehen, und Bücher wurden aufgetan; und ein anderes Buch ward aufgetan, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken. Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite Tod, der Feuersee. Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buche des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen."

Nun sind alle Menschen dem ersten Tode entronnen Der zweite, noch furchtbarere, aber besteht noch fort. Auch er wird aber aufgehoben, wenn die Zeit von 1Kor 15:26 gekommen ist. Dann hat nur das Leben das Wort. Gott, der Lebendig, ist dann alles in allen.*69

*69 Nähere Ausführungen und Zitate darüber, dass einmal tatsächlich der Tod in jeder Art und Form, also auch der zweite Tod überwunden sein wird, sind in dem Buch „Das biblische Zeugnis von der Versöhnung des Alls“ (vom gleichen Verfasser, Paulus-Verlag) enthalten.

Eine Frage wird im Zusammenhang mit der „ersten Auferstehung“ (von der wir ja ausgingen) immer wieder gestellt. Es ist die Frage, wie denn Auferstandene und Nichtauferstandene, Menschen mit einem Geistleib und Menschen von Fleisch und Blut, im Reich des Messias zusammen leben könnten. Hierzu sei vorweg bemerkt, dass (wie schon aus dem Vorangegangenen deutlich wurde) nur die Überwinder einen Geistleib tragen. Sie werden mit Christus als Richter, Könige und Priester tätig sein, also schon durch ihr „Amt“ sich von der Masse der Reichs b ü r g e r , die keinen Geistleib haben, unterscheiden. - Allerdings wird es im Führervolk des Tausendjährigen Reiches, Israel, sowohl Auferstandene wie lebend ins Reich Hinübergegangene geben, die beide - wohl auf verschiedenen Stufen und in verschiedener Rangfolge - dem Messias als Mitherrscher zur Verfügung stehen (Näheres darüber später.) Hier sei nur noch hervorgehoben, dass man sich das Zusammenleben von Auferstandenen und Nichtauferstandenen am besten veranschaulichen kann von den 40 Tagen im Leben Jesu zwischen Auferstehung und Himmelfahrt aus. Er wurde erkannt, wenn auch nicht immer sofort; Er ließ sich berühren; Er sprach mit den Jüngern; Er konnte Speise zu sich nehmen. Seine Leibesgegenwart konnte ertragen werden; Er erschien noch nicht in jenem Glanz der Herrlichkeit, mit dem Er später vom Himmel her dem Saulus vor Damaskus und dem Johannes auf Patmos sich zeigte. Auch in dieser Beziehung mag es im Reich Unterschiede geben: Auferstandene, die „leuchten wie die Sonne“ (Mt 13:43), und andere, deren Gegenwart von den Menschen leichter ertragen werden kann (vgl. auch 1Kor 15:41.42).

Auf jeden Fall besitzen die Auferstandenen (oder lebend Verwandelten) Fähigkeiten, wie sie die anderen nicht haben. Sie können plötzlich erscheinen und verschwinden, Wände durchdringen, sich im Himmlischen oder Unterirdischen ebenso bewegen wie auf der Erde. Die Raumnot ist also überwunden. Auch die Geschlechtsnot besteht nicht mehr (Lk 20:35.36). Die alle bestätigt uns in der Auffassung, dass die geistleiblich Auferstandenen gegenüber den anderen besondere Funktionen innehaben und vielleicht nur gelegentlich bei den Bürgern des Reiches „erscheinen“

c) Die Zahl 1000

Wir haben gesehen, dass erst Johannes in seiner „Apokalypse Jesu Christi“ eine bestimmte Zeitdauer für das messianische Reich angibt: 1000 Jahre. Diese Zahl weist einerseits auf die lange, viele Generationen umfassende Dauer des Reiches Christi hin, andererseits aber doch auch auf seine Begrenztheit. Weil Johannes das Königreich des Gesalbten lediglich als Reich der Vorvollendung zeigt, kann er auch eine bestimmte Zeitdauer und damit eine Begrenzung angeben.

Wir halten die Zahl 1000 nicht nur für ein Symbol, obwohl sie zweifellos a u c h einen Symbolwert hat, den Adolf Heller in seiner „Biblischen Zahensymbolik“ (He/48) wie folgt deutet: „Offb 20:2.3.5.6.7 spricht von dem tausendjährigen messianischen Königreich. Diese Segenszeit ist gewissermaßen die letzte Prüfung der Menschheit durch die völlig erfüllte Fülle (10x10x10!) der irdischen Gottesverheißungen.“ (die Zahl 10 wird nämlich von Adolf Heller als „Zahl der Fülle, der Nationenfülle, der Verantwortlichkeit“ gedeutet).

Diese Symbolbedeutung hebt aber die wörtliche Bedeutung daneben nicht auf. Wir rechnen mit buchstäblich 1000 Jahren, schon deshalb, weil auch alle anderen Zeitangaben der Apokalypse wörtlich zu verstehen sind, z.B. der mehrfache Hinweis auf einen Zeitraum von 3 1/2 Jahren = 42 Monaten = 1260 Tagen (die erste oder zweite Hälfte der letzten Jahrwoche nach Dan 9, die ebenso buchstäblich sieben Erdenjahre umfassen wird, wie die bis zum Tod des Messias abgelaufenen 69 Jahrwochen).

Hans Bietenhard führt in seiner Studie „Das Tausendjährige Reich“ (Bie/46) u. a. Erklärungen der Zahl 1000 an, die von dem Gedanken des „Weltensabbats“ ausgingen. „So wie Gott die Welt in sechs Tagen geschaffen hat und dann am siebenten Tage ruhte, so wird die ganze Weltzeit 6000 Jahre dauern, auf welche als siebenter Weltentag der Weltensabbat von 1000 Jahren folgt, der zugleich die Messiaszeit bedeutet. Diese Meinung vertrat ungefähr zur Zeit von Johannes R. Eliezer ben Hyrkan. Es ist durchaus denkbar, dass Johannes auch an diesem Punkte mit der exegetischen Tradition der Synagoge im Zusammenhnag stand. Doch ist in der Apokalypse sonst von einem 6000-Jahr-Schema nicht die Rede. Nur der letzte Weltentag wäre dann von Johannes übernommen worden, um zu zeigen, dass jetzt der Sabbat Gottes für Sein Volk und die Welt angebrochen ist, wenn der Christus erscheint und der Satan gebunden wird.“ Eine andere Erklärung sie die folgende gewesen: „Der gegenwärtige Äon wird als Weltwoche der Schöpfungswoche parallelisiert, nur dass ein Tag der Weltwoche nach Ps 90:4 tausend Jahre beträgt, so dass die gesamten sieben tage der Weltwoche siebentausend Jahre umfassen. Von diesen siebentausend Jahren entfallen die ersten zweitausend Jahre auf die thoralose Zeit (= 1-2000 der Schöpfungsära); in den zweiten zweitausend Jahren (= 2000 - 40000 der Schöpfungsära) herrscht die Thora; die dritten zweitausend Jahre (= 4000 - 6000 der Schöpfungsära) entsprechen dem Schöpfungssabbat und bilden den Weltensabbat, der Gott allein gehört. Nach diesen siebentausend Jahren der Schöpfungsära folgt auf den Weltensabbat der ‚olam haba‘, d. h. die zukünftige Welt die also von den Tagen des Messias durch 1000 Jahre getrennt ist.“ Bietenhard sagt dazu: „Wäre die Apokalypse Offb 20 von dieser Rechnung abhängig, dann nur so, dass auch davon nur die letzten 1000 Jahre übernommen wären, die aber nicht Gott, sondern Jesus Christus als Herrschaftszeit zugewiesen werden.“ Wir glauben allerdings n i c h t, dass man gemäß der zuletzt zitierten Erklärung das Tausendjährige Reich zum gegenwärtigen Äon zählen darf, der laut Gal 1:4 b ö s e ist, so lehrreich und sinnvoll diese Erklärung sonst auch ist. „Daneben“ sagt Bietenhard weiter, „wird nun aber im Spätjudentum die Dauer der Messiaszeit auch ganz anders angegeben So erwartet 4. Esr 7:29 f. eine Herrschaft des Messias von 400 Jahren. Die Angaben der Rabbinen schwanken - immer mit alttestamentlicher Begründung - zwischen 40 Tagen und 365 000 Jahren als Dauer der Messiaszeit. - So liegt in Apokalypse Apg 20 der Gedanke des Weltensabbats oder des Sabbats Gottes vor (ohne dass er ausdrücklich so bezeichnet würde), der nach rabbinischem Vorgang mit 1000 Jahren Dauer angegeben wäre. Deutlicher wird der Gedanke des Sabbats in Hebr 4:9 ausgesprochen. Hier wird dem Volke Gottes verheißen, dass ihm eine Sabbatruhe, ein ’sabbatismos’ noch offen stehe, da das alttestamentliche Bundesvolk dieses verheißene Ziel nicht erreicht habe.“ (Soweit Bietenhard).

d) Die „geliebte Stadt“

Eine Bemerkung, die sich mitten in der Beschreibung der letzten Empörung nach den 1000 Jahren findet, möchten wir schon jetzt ins Auge fassen, da sie uns einen wesentlichen Punkt der alttestamentlichen Schau vom Reich bestätigt.

Man hat immer wieder bestritten, dass Israel und Jerusalem im Tausendjährigen Reich noch einmal eine besondere Rolle spielen werden. Während die einem dem Volk Israel überhaupt keine Bedeutung für die Zukunft mehr beilegen, rechnen andere wenigstens noch mit einer völkischen Bekehrung Israels, verneinen aber, dass es noch einmal eine Führerrolle übernehmen werde. Zu Unrecht hat man dabei gern auf Offb 20 hingewiesen. Hier - in der letzten biblischen Beschreibung des Königreiches Christi - sei Israel mit keinem Wort mehr erwähnt. Somit sei nicht zu erwarten, dass es als Führervolk oder Missionsvolk im Millennium in Erscheinung treten werde.

Nun kann ja das Schweigen es Johannes über diesen Punkt einen doppelten Grund haben: nicht nur den, dass nach seiner ihm geschenkten Schau Israel keine besondere Rolle im Reiche mehr spiele, sondern durchaus auch den Grund, dass er das Zeugnis der Propheten und Jesu über Israels Wiederherstellung und Tätigkeit im messianischen Reich bei den Gemeinden einfach als bekannt voraussetzen konnte. Hatte nicht Jakobus auf dem Apostelkonzil auf Israels Wiederherstellung hingewiesen? Bezog sich nicht auch Paulus immer wieder auf die alttestamentlichen Propheten? So darf man ohne weiteres annehmen, dass das Reichszeugnis der alttestamentlichen Propheten und Jesu ein Bestandteil der apostolischen Verkündigung war und blieb, wenn es auch gegenüber der viel dringlicheren Botschaft von Kreuz, Auferstehung und Gemeinde zurücktreten musste. D e s h a l b erübrigte es sich für Johannes, das Gesamtbild der Prophetie noch einmal aufzurollen. Er kann dem bisher gewonnenen Panorama vom Reich wohl wieder einige neue Züge bei - die Bindung Satans, die „erste Auferstehung“, die Zahl 1000, die nachfolgende Empörung -, die aber mit der Schau der Propheten und Jesu durchaus harmonieren. Andererseits bestätigt Johannes in einigen Punkten, was schon im AT und in den Evangelien vom Reich des Messias bezeugt wird: Satans Einfluss hört in dieser Zeit auf - Christus herrscht über die Erde - Er hat Mitherrscher und Mitrichter, die auf Thronen sitzen dürfen - der König ist zugleich Priester, und Seine Minister und Regierungsbeamten sind ebenfalls Königspriester, sie herrschen und richten mit priesterlichem Herzen.

Zu diesen bestätigenden Zügen in Offb 20 gehört nun auch der Ausdruck „die g e l i e b t e S t a d t“ in Offb 20:9. Wir kommen ja auf diese letzte Empörung noch zurück, stellen jetzt nur fest, dass die von Satan wiederum - zum letzten mal - verführten Völkermassen „auf die Breite der Erde hinaufziehen und das Heerlager der Heiligen und die g e l i e b t e S t a d t umzingeln“, so wie das göttliche Gericht ereilt. Welches ist die geliebte Stadt, wo die Heiligen wohnen? Nur e i n e Stadt kann in so bestimmter Weise als „geliebte“, und zwar als „d i e geliebte“ im prophetischen Wort bezeichnet werden: J e r u s a l e m!*70

*70 Das bestätigt auch Hesekiel, nach dessen Weissagung in Hes 38 und Hes 39 Gog vom Lande Magog dereinst mit großer Heeresmacht „in das Land kommt, das vom Schwerte wiederhergestellt ist, das aus vielen Völkern gesammelt ist: a u f die Berge I s r a e l s ....“ (Hes 38:8; vgl. Hes 39:2)

Damit liefert uns die Apokalypse den Beweis, dass auch nach ihrer Schau die Herrschaft der Heiligen im Königreich Christi von Jerusalem - und somit von Israel - ausgeht! Jerusalem - nicht Washington oder Moskau oder London oder Paris oder Rom oder Berlin - ist Regierungssitz, Missionszentrum Welthauptstadt, „UNO“-Hauptquartier, Hauptstadt des Rechts usw. im messianischen Reich! Denn „Gottes Gnadengaben und Berufung sind unwiderruflich“!

e) Die Mitherrscher Christi

Im gegenwärtigen Zeitalter gibt es nur eine einzige Heilskörperschaft Gottes: die Gemeinde Christi Jesu. Sie ist des Herrn Leib, Tempel, Volk, Brief, Ackerfeld - um nur einige Bilder zu nennen, unter denen Paulus sie darstellt (Röm 12:5; Eph 2:21; Tit 2:14; 2Kor 3:3; 1Kor 3:9). Jeder Jude und jeder Nichtjude, der in der Gegenwart Gottes Heiligen Geist empfängt, gehört ihr an; denn da ist nur e i n Leib und e i n G e i s t (Eph 4:4; 1Kor 12:13).

Nach Abschluss der Gemeindezeit aber, in der Letztzeit dieses Äons, bilden sich nach Gottes Willen und Offenbarung m e h r e r e Heilskörperschaften heraus. Entsprechend gibt es auch mehrere Gruppen von Mitherrschern Christi im Reich, und zwar solche aus Israel und solche aus den Völkern. Bleiben wir zunächst bei Israel, das zur Braut und zum Weibe Jehovas erkoren war und bleibt. Da sind zunächst die zwölf Apostel zu nennen, die im Königreich Christi auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten (bzw. Recht sprechen, Recht verschaffen) sollen. Ferner bilden sich zur Zeit von Offb 6-19 in Israel mindestens drei Gruppen von Gläubigen heraus, die alle zusammen den „heiligen Überrest“ bilden, von dem die Propheten des öfteren sprechen, und die vielleicht alle zur „Braut des Lammes“ zählen: eine von ihnen wird zum Himmel entrückt, eine andere auf Erden bewahrt, und die dritte erleidet den Märtyrertod und wird in der „ersten Auferstehung“ wieder lebendig gemacht. Betrachten wir sie näher:

Nach der Hinwegnahme der Gemeinde kommt ein Augenblick, da auf der ganzen Erde kaum ein Gläubiger, kaum ein Geistesträger mehr vorhanden ist. Das „Aufhaltende“ ist hinweggetan (2Thes 2:6-7) und die Flut antichristlicher Lügenpropaganda kann sich ungehemmt über den ganzen Erdkreis ergießen. - Doch da treten gleichzeitig zwei Zeugen, von Gott durch die Ausrüstung mit der vollmacht zu gewaltigen Gerichtswundern besonders geschützt, in Palästina auf (Offb 11), und durch ihr kraftvolles Zeugnis kommen viele in Israel zum Glauben. Von diesem gläubigen Israel (in Offb 12 als Weib dargestellt) wird ein „männlicher Sohn“ ausgeboren, der zu Gott entrückt wird und alle Nationen weiden soll mit eisernem Stabe (Offb 12:5). Vieles spricht dafür, dass mit diesem Sohn des Weibes die 144 000 Erstlinge Offb 7 und Offb 14 bezeichnet sind. (Dass diese 144 000 in Offb 14:4 Jungfrauen verglichen werden, die sich aber „mit Weibern nicht befleckt haben“ und erkauft sind „für Gott und das Lamm“, die also offensichtlich zur „Braut des Lammes“ gehören, muss nicht unbedingt diese Deutung ausschließen; denn die Bilder könnten sich überschneiden, wie das des öfteren in der Schrift geschieht.) Sicher ist jedenfalls, dass der „männliche Sohn des Weibes“ e i n e der endzeitlichen israelitischen Körperschaften darstellt, und zwar eine solche, die zu Gott entrückt wird. - Seine „Mutter“, das übrige gläubige endzeitliche Israel, dem er entstammt, wird von Gott in den letzten dreieinhalb Jahren dieses Äons an einem Bergungsort in der Wüste vor dem Angesicht des auf die Erde gekommenen Satans verwahrt, der sie wüten verfolgt (Offb 12:6.13ff.) Diese Gruppe wird also offensichtlich weder entrückt noch getötet, sondern auf Erden verwahrt, der sie wütend verfolgt (Offb 12:6.13ff.). Diese Gruppe wird also offensichtlich weder entrückt noch getötet,sondern auf Erden verwahrt, bis der König kommt. Sie darf lebend ins Tausendjahrreich hinübergehen. - Das gläubige Israel der Endzeit hat aber außer dem zu Gott entrückten Sohn noch weitere Kinder, die „die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben“ (Offb 12:17). Ihnen wendet Satan nun seine wütende Aufmerksamkeit zu. Die Folge davon sieht man bereits in Offb 13:7: Das „Tier“ führt Krieg mit den Heiligen. Es darf sie überwinden. Viele sterben als Märtyrer, weil sie sich weigern, das Malzeichen des Tieres anzunehmen und sein Bild anzubeten (Offb 13:15-17). Diese dritte Gruppe der Märtyrer gelangt zur „ersten Auferstehung“ und wird in Offb 20 besonders erwähnt als eine Schar von Königspriestern des Lammes. - Auf diesen drei Wegen: Entrückung zum Himmel, Bewahrung auf Erden, sowie Tod und Auferstehung, gelangt somit das gläubig gewordene Israel der Endzeit dieses Zeitalters in drei Gruppen ins messianische Reich. - Wieder andere aus Israel, die weder zu den „Heiligen“ noch zu der „großen Hure Babylon“ zählten,erlangen beim Kommen des Königs den Glauben. Wenn sie Ihn sehen werden, den sie durchstochen haben, werden wehklagen alle Stämme des Heiligen Landes (Offb 1:7), wie es schon Sacharja verheißen hat (Sach 12:10ff.) Der tiefen und ernsten Buße wird die Abwaschung von Sünden und der Empfang des Heiligen Geistes folgen, und dann darf auch diese Gruppe ins Reich eingehen und steht dem König zur Verfügung.

Wie wir sahen, hat aber nicht nur Israel im messianischen Reich an der Regierungsgewalt teil, sondern nach 2Tim 2:12 auch die Gemeinde, Christi Leib. Auch sie soll mit Christus richten und herrschen. Allerdings wird ihr Herrschaftsgebiet nicht allein - vielleicht nicht einmal in erster Linie - die Erde sein, sondern sich über den ganzen Kosmos erstrecken. Dass sie aber auch über die Nationen der Erde zu herrschen hat, geht z.B. aus der Verheißung des erhöhten Heerrn an die Gemeinde zu Thyatira (Offb 2:26.27) hervor. Auch in Offb 1:6 betont Johannes, dass die Gläubigen der Gemeinde zu Königen und Priestern berufen sind, und in Offb 5:9.10 preisen darüber die vier lebendigen Himmelswesen und die 24 Ältesten das geschlachtete Lamm.

Aber auch noch n a c h Ablauf der Gemeindezeit wird nach Offb 7:9-17 eine unzählbare Menge aus den Völkern „ihre Kleider waschen in des Lammes Blut“. Sie werden allerdings durch die „große Drangsal“ zu gehen haben, die in erster Linie über Jakob/Israel (Jer 30:7), geographisch gesehen, über das ehemalige Judäa (Mt 24:16-21) hereinbrechen wird, so dass am Ende dieses Zeitalters sowohl von den Juden wie von den Nichtjuden nur noch „Überreste“ auf Erden leben! Ihnen - den bedrängten Gläubigen, die aus allen Völkern kommen - gelten aber auch die wunderbaren Trostworte von Offb 7:15-17.

Alle diese Gruppen stehen im Millennium als Minister und Diener des Königs bereit, an den gewaltigen Aufgaben der göttlichen Regierung, Justiz, Mission und des Kultes teilzunehmen. Der Gottessohn und Priesterkönig Jesus Christus wird mit ihnen Seine Theokratie zunächst i n I s r a e l verwirklichen und dort gleichsam einen Musterstaat einrichten. Dieser dient den Völkern als Vorbild und Anschauungsobjekt. Denn auch in den Nationen bis hin zu den „fernsten Inseln“ soll ja der Wille Gottes im Tausendjährigen Reich geschehen. So wird der König durch Seine Mitherrscher die Gottesherrschaft, die göttliche Gerechtigkeit und Heiligkeit, aber auch Sein Heil und Seinen Segen, zu den Völkern hin ausweiten. Den hirtenmäßigen und königlichen Doppelcharakter dieser Herrschaft - Güte und Barmherzigkeit einerseits, Heiligkeit und Strenge andererseits - fasst die Schrift unnachahmlich schlicht und treffend in die Worte: Die Völker werden „geweidet mit eisernem Stabe“ (Ps 2:8.9; Offb 2:26.27; Offb 12:5).

Als Bürger und Beherrschte sind im Reich anwesend: alle die aus den Völkern, die nach Mt 25:31-46 darin Eingang fanden; alle die aus den zwölf Stämmen Israels, die zwar (als Lebende oder Auferstandene) ins Reich eingehen durften, aber zum königlichen, richterlichen und priesterlichen Dienst nicht qualifiziert erscheinen; und ebenso alle die aus der Gemeinde, die „zwar gekämpft haben, aber doch nicht gekrönt werden können, weil sie nicht nach den Regeln des Glaubenswettlaufs kämpften (2Tim 2:5).

Währenddessen erleiden diejenigen aus Israel, die das babylonische „Hurenwesen“ angenommen hatten, indem sie sich den Großen dieser Welt statt ihrem Herrn und König hingaben (Offb 17 und Offb 18), die Qualen des Feuersees; ebenso das Tier und der falsche Prophet und diejenigen aus den Nationen, die den bedrängten Brüdern Jesu in der Endzeit nicht zu Hilfe kamen. Und Milliarden von Toten sehen in den verschiedenen Abteilungen des Totenreiches der Auferstehung des Gerichts entgegen ....

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V. Zusammenfassung des tausendjährigen Reiches