Eine dreimalige, anschauliche Belehrung

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Abschrift: Wer ist Satan?
Satans Ursprung, Werke und Ziel (Heft 2)
aus der Reihe „Mannigfaltige Weisheit Gottes“
von M. Jaegle 1965

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift nicht mehr erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Satans Urspung, Werke und Ziel

Die Verführung der ersten Menschen, Fortsetzung

3. Eine dreimalige, anschauliche Belehrung

Es ist lehrreich zu wissen, dass das große Geschen im Paradies durchaus nicht vereinzelt dasteht. Je und je ist es Satan seither gelungen, inmitten reichster, irdisch-seelischer Segnungen stehende Menschen besonders leicht von Gott abzuziehen. Nach dem Fall Adams treten besonders zwei ganz ähnliche Begebenheiten aus der Heilsgeschichte hervor. In beiden ist der Erfolg Satans jedesmal eine größere. Wie müsste das entmutigen, wenn wir nicht schon im voraus wüssten, dass unserem weisen Gott diese Triumphe des Widerwirkers nur dazu dienen, Seine Menschenkinder für den späteren Empfang der höchsten Segnungen vorzubereiten. So bemühend einerseits diese vorangehenden Niederlagen auch sind, wir dürfen in ihnen nur das überaus weisheitsvolle und zielsichere Liebeswirken Gottes sehen.

Mit dieser feinen Erziehungsmethode begann also Gott zunächst mit nur zweien, eben den ersten Menschen im Paradies. Es geschah dies in der kleinstmöglichen Gemeinschaft und auch auf einem sehr beschränkten Raum der Erde. Gott hatte ihnen dort das Leben gegeben und durch den Baum des Lebens auch weiter erhalten. In eindrücklichster Weise war Er damit für sie der Lebenspendende. Aber da trat der Menschentöter von Anfang an an sie heran. Jetzt passte auch für sie das Wort, welches Ieue dann später zu Israel sagte (5Mo 30:19): "Das Leben und den Tod habe Ich euch vorgelegt...", denn die ersten Menschen entschieden sich schon für Satan, den Mörder. Dieser fing dann auch gleich an, die Menschheitsgeschichte durch den Brudermord Kain-Abel mit Blut und Tränen zu schreiben. Bald danach rühmte sich Lamech eines Doppelmordes (1Mo 4:23). Und wie sich dann die Menschheit zu Völkerstämmen vermehrte, begannen sie sich zu bekriegen (1Mo 14).

Darauf führte Gott Seinen Erziehungs-Vorsatz mit einem ganzen Volke in einem Lande durch. Ieue erwählte die Stämme Israels, die Er nach Kanaan führte, in welchem "Milch und Honig" floss (Jer 11:5; Hes 20:6). Der Prophet Jeremia nennt es auch Gartenland (Jer 2:7) und die herrlichste Zierde der Nationen (Jer 3:19). Das war also auch wieder wie das Paradies: ein vortrefflicher Garten mit irdisch-seelischen Segnungen im Überfluss. Haben diese aus Israel ein gehorsames Volk gemacht? Auch in dieses "Eden" durfte Satan eindringen und bei deren Losteil-Inhabern seine listigen Verführungen anbringen. Der Erfolg war derselbe wie bei Adam und Eva. Sollte das für Gott nun wieder ein überraschender Fehlschlag gewesen sein? Gewiss nicht! Auch dieses wusste Er im voraus wie alles übrige Geschehen im All (Jes 46:10). Denn Gott bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens (Eph 1:11)! Ehe Israel im verheißenen Land zeltete, gab Gott durch Mose schon seine Entwicklung an, die wir 5Mo 32:15 ff lesen: "Da (nach dem reichen Genuss der in den vorhergehenden Versen aufgezählten Segnungen) ward Jeschurun (Israel) fett und schlug aus"- Weiter kündet Er, dass es seinen Gott verlassen, fremden Alueims's dienen und den Dämonen opfern würde. Da nun Gott dies alles im voraus wusste, trotzdem aber Sein Volk von Satan verderben ließ, muss doch das Versagen Israels in Seiner zielbestimmten Absicht gelegen haben. Er brachte eben so durch Satan den erneuten Beweis, dass irdisch-seelische Segnungen den Gehorsam und vor allem - bleibenden Gehorsam - zu Gott nicht zu bewirken vermögen.

Die große Entscheidung kam aber für Israel, als ihnen Pilatus die Frage stellte, wen er loslassen sollte, Jesus oder Barabbas. Wieder standen sie vor der Wahl zwischen dem Lebensfürsten und dem Mörder (Barabbas). Und wieder entschieden sie sich für den Mörder und forderten dessen Freilassung (Mk 15:6-5). Furchtlos hat ihnen Petrus hernach ihre damals getroffene Wahl vorgehalten: "Ihr aber verleugnetet den Heiligen und Gerechten und fordertet, dass euch ein Mann, ein Mörder begnadigt werde. Den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet (Apg 3:14-15).

In jenem Volkshaufen dürfen wir aber nicht nur Israel sehen. Auch die übrige, heidnische Menschheit ist dort vertreten. Pilatus ist ihr Repräsentant. Herodes stellt die Religionen dar, welche Christi Opfer ablehnen, das allgenugsam ist für alle Ansprüche Gottes und Bedürfnisse des Sünders. Alle diese stimmen einmütig gegen den Lebensfürsten (auch wenn der Landpfleger heuchlerisch seine Hände in sogenannter Unschuld wäscht) und setzen sich für die Freilassung des Barabbas ein. Bezeichnend für diesen ist, dass er als Wegelagerer des Aufstandes und Mordes wegen eingekerkert war (Joh 18:40; Lk 23:19). Damit wählen sie von neuem zu ihrem Führer: den Menschentöter von Anfang an, der als Wegelagerer an den Pfaden Gottes sie alle gegen den Christus aufgehetzt hat. Weiterhin konnte er die Menschheitsgeschichte mit Blut und Tränen schreiben. Gott aber lässt durch die Verwerfung und Kreuzigung Seines geliebten Sohnes diese fluchbeladene Handlung für die gesamte Menschheit - ja Schöpfung insgesamt - zu der Geschichte überströmenden Heiles werden!

Zwischen hinein können wir noch einen persönlichen Fall anführen. Dieser betrifft König Salomo. Nach Pred 2:1-10 genoss er im Übermaß sämtliche seelische Segnungen, die sich ein Mensch wünschen kann. Wenn wir dazu 1Kö 4:20-34 lesen, so haben wir aus jenen Tagen ein prachtvolles Vorbild auf das tausendjährige Königreich mit all dessen Segnungen vor uns. Gott hatte diesem König Seiner Verheißung gemäß (1Kö 3:11-13) Weisheit, Reichtum und Ehre in einer solchen Fülle geschenkt, dass er in einem wahren Paradies lebte. Aber auf was für einen Abweg geriet er schließlich doch darin! Zwar hatte er einen sehr guten Anfang gemacht. Er bat Ieue nur um ein verständiges Herz, um zu unterscheiden zwischen Gutem und Bösem und für das rechte Regieren seines Volkes (1Kö 3:9). Aber diesem König, der sein Volk ermahnte, ungeteilten Herzens bei Ieue zu bleiben (1Kö 8:61) wurde sein eigenes Herz von seinen ausländischen Frauen zu ihren Götter geneigt (1Kö 11:1-8), so dass Ieue wider ihn erzürnt wurde. Eine ähnliche Entwicklung nahm auch der König Ussija (2Chr 26.)

Noch einmal, das dritte und letzte Mal, wird Gott dieses Unternehmen in der Zukunft in allergrößtem Ausmaß im tausendjährigen Königreich durchführen. Dann wird Er nicht nur aus dem Land Kanaan für Israel ein Paradies machen, sondern die ganze Erde wird Anteil an der segensvollen Herrschaft Christi haben. In der Wiederherstellung einer reich gesegneten Erde im kommenden Äon werden die Menschen einen unsagbar großen Reichtum irdisch-seelischer Segnungen genießen. In Bezug auf die Umgestaltung des Landes Kanaan weissagte der Prophet Jesaja (Jes 51:3): "Machen wird er ihre Wildnis wie Eden und ihre Steppen wie den Garten Ieue's." Auch in Hes 36:35 lesen wir, dass Kanaan wie ein Garten Eden sein wird. In diesem kommenden Paradies wird nicht nur ein Lebensbaum stehen, sondern deren viele (Hes 47:12). Weil dann weiter nach Jes 30:26 das Licht der warmen Sonne siebenfach werden wird, so wird der Segen dieses dementsprechend erhöhten Lebenselementes der ganzen Erde zuteil werden.

Zu all diesen Segnungen kommt auch noch der von den Menschen ersehnte Völkerfriede hinzu (Jes 2:4). Dann können sie nicht mehr sagen: wenn es einen gerechten Gott gäbe, würde Er nicht so schreckliche Kriege zulassen; denn in jener Friedenszeit "beschwichtigt Er die Kriege bis an das Ende der Erde" (Ps 46:9). Auch ist in jener Segenszeit erfüllt, was in unseren Tagen so oft ausgesprochen wird: "dass die Menschen auch an Gott glauben und fromm sein würden, wenn sie in guten und sorglosen Verhältnissen leben könnten und die Ungerechtigkeit auf dieser Welt aufhören würde." Auch das alles wird dann in viel größerem Ausmaß vorhanden sein, als man es sich heute auszudenken vermag. Überdies werden die Erdbewohner dann auch von Satans fortwährenden Irreführungen befreit sein, denn er liegt ja während der ganzen Zeit gefangen im Abgrund (Offb 20:1-2). Wahrlich, das wird ein Paradies auf Erden sein, wie wir es uns nicht herrlicher auf der heutigen Erde vorstellen könnten!

Tausend Jahre lang hat also die Menschheit die Segnungen des Auferstandenen überreichlich genossen! Sollte nun eine so lange Segens- und Friedenszeit nicht endlich die Herzen der Menschen in Liebe und Dankbarkeit zu Gott gezogen haben, wie man das doch voraussetzen könnte? Aber nach Gottes weisheitsvollem Plan darf auch diese lange Segenszeit nicht ohne Prüfung abgeschlossen werden. Dann wird Er das im Paradies angewandte Prinzip in großem Stil noch einmal wiederholen. Wie dort, wird Er Satan dann wieder die Freiheit zum Eintritt in das große Völkerparadies geben. Reichlich haben die Menschen darin erfahren, wie der Lebensfürst segnen kann. Aber plötzlich steht wieder der Menschenmörder vor ihnen, mit dem Versuch, sie von Gott abzukehren und gegen Ihn zu stellen. Welche Entscheidung treffen Sie? Statt eines lieblichen Bildes zeigt uns das prophetische Wort ein zukünftiges Schreckensgemälde: "Und wenn vollendet sind die tausend Jahre, wird der Satan gelöst werden aus seinem Kerker. Und er wird ausgehen, irreführen alle Nationen, die da sind an den vier Ecken der Erde, den Gog und den Magog, um sie zu versammeln zur Schlacht, sie, deren Zahl ist wie der Sand des Meeres. Und sie steigen hinauf auf die Breite der Erde und umzingeln das Lager der Heiligen und die geliebte Stadt" (Offb 20:7-9). Zum allerletzten Mal gebraucht dann der große Werkmeister und Verfüger Sein Werkzeug, den Widerwirker, bevor seiner Wirksamkeit mit äonischer Qual im See des Feuers und Schwefels endgültig Einhalt geboten wird. Als der Drache, die Urschlange, die da ist der Widerwirker und der Satan von Anbeginn seiner Laufbahn, erbringt er den endgültigen Beweis und damit die Bestätigung der Wahrheit der Gott-gehauchten Aussagen des untrüglichen Wortes Gottes wie: "Denn ich weiß, dass nicht in mir (dies ist in meinem Fleisch) wohnet das Gute (Röm 7:18a) und weiter: Denn die dem Fleische gemäß sind, sinnen auf die Dinge des Fleisches, dieweil die Gesinnung des Fleisches Feindschaft ist wider Gott; denn dem Gesetze Gottes ordnet sie sich nicht unter; denn sie kann es auch nicht. Die aber im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen" (Röm 8:6-8).

Und wie der Abfall Israels Gott nicht überraschte, so tut dies auch nicht der Aufstand am Ende des tausendjährigen Reiches - hat Er ihn ja bereits vor 2000 Jahren in Seinem Wort geweissagt (Offb 20:7-10). So hat Gott auch den Fall der ersten Menschen im voraus gesehen. Ja, noch mehr; Er hat alles so geplant und eingerichtet, dass es so kommen musste und noch kommen wird!

Kein Friede und Wohlstand, nicht Gesundheit und blühende Lebenskraft, noch Gottes verschwenderisches Ausschütten Seiner Gaben während 1000 Jahren auf dem Boden und in die Herzen der alten Schöpfung, vermögen diese für immer in treuer und dankbarer Liebe und Hingabe an Ihn zu binden, den Geber, der da alles reichlich dargeboten, zur Annehmlichkeit des Lebens. Dies wird uns in erschütternden Worten in Offb 20:7 ff mitgeteilt. Wir sehen, wieder wird es dieselbe undankbare Antwort sein, welche die Menschen Gott und seinem Christus für all das genossene Gute geben.

So betrüblich dieser Abschluss des tausendjährigen Friedensreiches auch ist, der Vollerfolg liegt dennoch auf Gottes Seite. Mit der dreimaligen Austeilung seelischer Segnungen erwartet Er in keinem Fall den Ihm wohlgefälligen Gehorsam. Vielmehr will Er auf diese drastische Weise Seine Geschöpfe für immer davon überführen, dass die von ihnen so begehrten Gaben zur Befriedigung des seelischen Verlangens niemals liebevolle und dankbare Verbindung und Gemeinschaft mit Ihm, dem Gott und Vater, auf diesem Wege zu bewirken vermögen. Folglich können sie auch zu keiner bleibenden Glückseligkeit gelangen. Dieses hehre Doppelziel, Glückseligkeit durch Gemeinschaft mit Ihm, wird Gott mit einer anderen Gabe an die Menschen überreichen, mit der größten aller Gaben, mit der Seines geliebten Sohnes. Aus Ihm fließen den Menschen die überragenden geistlichen Segnungen zu. Ja, im Sohne teilt sich ihnen Gott Selbst mit und gewinnt so die Herzen Seiner Geschöpfe zu beidseitiger, bleibender, glückseliger Gemeinschaft und Verbundenheit!

Der dritte und letzte große Abfall weist noch eine interessante Parallele mit der Zeit vor der Verführung der ersten Menschen auf. Die tausend Jahre, in denen Satan gebunden sein wird nach Offb 20:1-3, entsprechen jener Periode, in der er im ersten Paradies abwesend war und Adam und Eva in sorgloser Ruhe darin lebten. Und gleichwie der Widerwirker sich nicht selbst aus dem Abgrund wird befreien können, sondern gelöst werden muss auf göttlichen Befehl (Offb 20:3-9 ff), um auszugehen und irrezuführen alle Nationen im großen Völkerparadies des Millenniums, so geschah auch sein Eintritt in das 1. Paradies, den Garten Eden, nur aufgrund göttlicher Bevollmächtigung.

Würde Sich nun Gott aller dieser Taten Satans nicht zur Förderung Seines Ratschlusses bedienen, ja wären dieselben im Gegenteil dem göttlichen Wirken hindernd und sogar schädigend, so hätte Er ja Seinen Feind gleich anfangs in den Abgrund verschließen und ihm den Zutritt in jedes der beiden Paradiese versagen können. Doch will Er den Menschen, neben vielen anderen, vor allem durch Satans Machenschaften darüber belehren, dass die Lust am Vergänglichen und der Genuss solcher Gaben weder dauernd befriedigen noch Kraft in der Versuchung zu einem sieghaften Stehen geben können.

So wie Gott Adam und Eva erschaffen hatte, waren sie also in einem Zustand naiver Unschuld und mangelhafter Kraft. Es war deshalb Satan so leicht gemacht, die ersten Menschen zu überlisten und sie in Sünde und Tod zu stürzen. Aber sie wurden noch mehr als Sünder, weil sie anstatt ihrem Alueim, Seinem großen Feind, dem Widerwirker, Gehorsam leisteten, waren sie auch zu Feinden Gottes geworden, Dessen Herz sie nun unaufhörlich kränkten.

Da Satan um die Ausbreitung des Menschengeschlechts wusste, ging sein Vornehmen dahin, alle Menschen zu solchen Sündern und gegen Gott Widerspenstige zu machen. Wäre dies jedoch gegen Gottes Absicht geschehen, so hätte Er, als der weise und allmächtige Schöpfer, nach Satans erster Verführung noch immer genug Möglichkeiten besessen, diesen Todes- und Sündenstrom gleich an seiner Sünden-Quelle aufzuhalten und seinen weiteren Verlauf in die Menschheit wirksam zu unterbinden. Gott tat dies aber nicht. Er hat im Gegenteil Adam so geformt, dass es also geschehen musste. Nach Seinem Vorsatz sollte die Menschheit immer zuerst einem Geschöpf anstatt Ihm, dem Schöpfer folgen, und die bitteren Früchte dieses Weges kosten. Dies aber gehört zur notwendigen Vorbereitung für die Wertschätzung und den Empfang der für die Ewigkeit gültigen göttlichen Heilsgaben. Deshalb musste Satan die erste und nach ihr auch alle anderen Versuchungen durchführen.

Was geschehen ist im Paradies ist demnach ein prophetisches Gemälde, das mit einem Menschenpaar begann und die nachfolgenden Ausbreitungen auf eine Nation und schließlich auf alle Nationen darstellte.

Dieses einheitliche Verfahren, das Gott für die bisher erwähnten drei Paradiese anwandte, lenkt jetzt unser Forschen weit zurück in die Vergangenheit auf ein noch früheres Paradies. Ein solcher Garten Eden war sicherlich doch auch die Ur-Erde, ein Paradies, welches an Schönheit und Reichtum alle drei nachmaligen weit übertroffen hat. Davon zeugt der Jubel und das Jauchzen der Söhne Gottes (Hi 38:7). Und hier müssen wir bedenken, welche Unstimmigkeit, ja sogar welcher Widerspruch in Gottes Plan bestehen würde, wenn Satan eigenmächtig mit seiner Irreführung in dieses allererste Paradies eingedrungen wäre, während er in die folgenden nur durch göttlichen Beschluss eintreten durfte bzw., darf.

Damit enthüllt uns Gottes Wort, dass Satan ebenfalls nur aufgrund eines zuvorigen Beschlusses die Ur-Erde verderben durfte.

Diese göttliche Erziehung der Menschen durch Satans Erprobungen und Irreführungen wird mit der letzten, am Ende des tausendjährigen Königreiches, zum Abschluss gebracht. Den Segen, den diese weisheitsvolle Maßnahme Gott und Seinem Sohn noch einbringen wird, können wir heute noch garnicht ermessen, so überströmend reich wird er sein. Gerade die Zerstörung aller Paradiese und die Irreführung so Vieler, dass die meisten Menschen dem Satan als ihrem Herrn folgen, wird wesentlich zur Erhöhung der Jesus Christus darzubringenden Huldigung beitragen (Phil 2:11). Wenn sie dereinst Ihn als ihren rechten und wahren Herrn erkennen und annehmen werden, wird aller Mund voll Lobens und Rühmens sein in dankbarer Huldigung, zum Lobpreise der Herrlichkeit Gottes des Vaters!

Zu den bisherigen Darlegungen stoßen aber noch andere Fragen, wie vor allem

Die Willensfrage bei Satan

Weithin herrscht noch die Auffassung, dass Satan in freiem Willen gehandelt hätte. Befragen wir aber vorurteilslos die Schrift, so gibt sie uns unzweideutig eine andere Antwort.

Schon die Betrachtung seines Ursprungs eröffnete uns die Reihe der gegenteiligen Beweise, die wir nun eingehend betrachten wollen. Dort ist er nur ein Bilde aus des Bildners Hand. Zwar besitzt er einen Willen und sogar einen großen und starken! Da er aber wie jedes andere Geschöpf aus Gott stammt, ist er von Anfang an so fest Gottes Willen unterworfen, ja sogar in diesen eingefügt, dass ihm ein freies unabhängiges Handeln nach eigenem Willen garnicht möglich ist. Auch er ist ein Geschöpf des Alls, welches Gott nach Offb 4:1b für Seinen Willen schuf.

Doch nun müssen auch die besonderen Zusammenhänge beachtet werden, welche zwischen dem göttlichen Willen und dem Wirken Satans bestehen. Diese werden uns an so manchen Begebenheiten in der Schrift gezeigt. Wir finden eine solche in der Schriftrolle der Offenbarung. Dort lesen wir bei der Schilderung des wilden Tieres: "Und es war ihm gegeben, zu tun was es will..." (Offb 13:5). In übertragenem Sinne können wir das auch von Satan sagen, denn er, als der Drache (V. 4), gibt ja dem Tier seine Macht und seinen Thron und große Vollmacht. Was das Tier in dieser Vollmacht ausübt, ist deshalb Satans Wille. Aber nun heißt es, dass es ihm (dem Tier) zuvor gegeben ward, denselben auszuführen.

Diese Vollmacht, welche nun Satan dem Tier geben wird, hatte er längst zuvor Christus angeboten (Lk 4:6), wo er selbst erstaunlich offen sagt: "... mir ist übergeben, und wem ich will, gebe ich sie". Von wem er aber diese Vollmacht erhielt, ist keine Frage, denn nur von Gott allein kann er sie erhalten haben.

Doch Vollmacht allein genügt noch nicht zum Vollbringen von Taten. Lukas berichtet uns (Lk 9:1), dass der Herr den Aposteln nicht nur Vollmacht, sondern auch Kraft gab über alle die Dämonen und um genesen zu lassen von Krankheit. Somit liegt in der Vollmacht nur die Befugnis, etwas tun zu dürfen. Doch erst die verliehene Kraft gibt die Befähigung zum Vollbringen.

Satan erhielt also von Gott beides: Vollmacht und Kraft zur Ausführung seiner bösen Taten. Dem zufolge sagt auch Gottes Wort von all den Schreckenstaten, welche Satan durch das wilde Tier ausführen wird, dass es ihm gegeben ward, dies zu tun (Offb 13:5-7).

Dass aber Gott Satans Wüten in der Drangsal jener Endzeit fest in Seiner Hand hält, beweist auch ihre Begrenzung auf zweiundvierzig Monate (= 1260 Tage, Offb 13:5). Dürften nämlich Satan und das Tier nach ihrem eigenen Willen handeln, so würden sie ihre Schreckensherrschaft bis zur völligen Vernichtung alles Göttlichen und aller Frommen ausdehnen. Auch wenn der Widerwirker in jener Zukunft die Vollmacht über die Königreiche der Welt - welche Jesus in der Versuchung zurückwies (Lk 4:6-8) - dem wilden Tier geben wird, damit es tue, was es will, so haben aber dann beide noch lange nicht getan, was sie, sondern was Gott wollte. Obwohl ausgerüstet mit göttlicher Vollmacht, führen sie trotzdem Gottes Absicht weiter aus. Da jenes ganze Geschehen schon seit langem als Weissagung in der Schrift vorliegt, so muss es eben nach Gottes Willen sein, damit auch diese Schrift erfüllt wird. Wir dürfen deshalb sagen, dass beide, der Widerwirker zusammen mit dem wilden Tier, in göttlichem Auftrag handeln werden.

Mit dem Zugeständnis an Christus, dass ihm die Vollmacht und auch die Kraft übergeben wurden (Lk 4:6), korrigiert ja Satan selbst alle die Dogmen, welche ihm eine von Gott losgelöste Selbstständigkeit zuschreiben. Vor dem Sohne Gottes gibt er sich zu erkennen als der, welcher er in Wirklichkeit ist: nicht ein eigenmächtig Handelnder, sondern ein in der von Gott verliehenen Vollmacht Wirkender. Ein Bevollmächtigter handelt aber immer im Auftrag eines Höherstehenden. Dabei führt er nicht den eigenen, sondern den Willen des Auftraggebers durch. Dem gemäß muss er auch zur bestimmten Zeit die ihm geliehene Vollmacht und Kraft wieder zurückgeben. Das alles trifft ganz genau auf Satan zu. Alles was er tut, liegt demnach zuvor in Gottes Absicht und Plan beschlossen. Dasselbe trifft auch, allerdings im Sinne vollkommener göttlicher Harmonie, auf unseren Herrn zu! Ihm war das ja bewusst und Er bezeugte es auch, als Er auf Erden wandelte. Als der vom Himmel Herabgestiegene traf Er ein, nicht dass Er Seinen Willen tue, sondern den Willen Dessen, der Ihn gesandt (Joh 6:38). Überein mit Seines Vaters Willen vollbrachte Er alle Wunder in der Ihm von Gott verliehenen Vollmacht (Mk 11:33). Und Mt 28:18 sagt Er: "Mir ward gegeben (von Gott) alle Vollmacht im Himmel und auf Erden."

In diesem Sinne steht Satan mit dem Gebrauch seiner ihm verliehenen Vollmacht in schroffem Gegensatz zu unserem Herrn. Der Herr benutzte sie bis ans Ende willig in Unterordnung und ausschließlich zur Erfüllung des Willens Seines Vaters. Satan hingegen nützt sie mit seinen ihm Hörigen, durch seine ihm von Gott zugeteilte Eigenschaft als Widerwirker, zur Auflehnung und Überhebung über seinen Schöpfer, nach Dessen Platz und Rang er unaufhörlich trachtet. Deshalb wirkt er stets dem Willen Gottes entgegen. Und während der Sohn nach erfolgreicher Regierung, in der Vollendung, Seine Vollmacht freiwillig dem Vater zurückgibt (1Kor 15:24-28), muss dies dem Satan mit Gewalt genommen werden (Offb 20:1-3). Das erste Mal wird dies am Anfang des tausendjährigen Reiches geschehen (Offb 20:1-3) und dann ein zweites und letztes Mal beim Abschluss desselben (V. 10), nachdem er zuvor für eine kurze Zeit aus seinem Kerker befreit wurde (V. 7-9).

Als der Widerwirker in der Versuchung vor dem Hern zugab, dass er seine Vollmacht über die Königreiche der Erde sich nicht eigenmächtig aneignete, sondern ihm diese von Gott verliehen wurde (Lk 4:6), macht er aber gleich den Zusatz - der ihn bei vielen fälschlich als prinzipiell Willensfreien stempelt -: " ... und wem ich will, gebe ich sie" (V. 7). Damit masst er sich aber eine Stellung zu, aus welcher er durch die nacherwähnten Aussprüche Gottes wieder in seine Schranken gewiesen wird. Nachdem schon Mose bezeugt, dass der Höchste den Nationen die Länder austeilt (5Mo 32:8), fährt der Geist Gottes durch Hiob also fort: "Er (Gott) vergrößert die Nationen, und Er vernichtet sie; Er breitet Nationen aus, und Er führt sie hinweg" (5Mo 12:23). Und im Propheten Daniel lesen wir (Dan 2:21): "Er setzt Könige ab und setzt Könige ein." Ferner hält dieser Prophet dem König Nebukadnezar vor, "dass der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem Er will ..." (Dan 4:17). Und als der König durch Gericht gedemütigt wurde, bekennt er selbst: "... und nach Seinem Willen tut Er mit dem Heere des Himmels und mit den Bewohnern der Erde; und da ist niemanden, der Seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust Du?" (Dan 4:35). Was deshalb im Völkerleben auch geschieht, nie ist Satan der Ursächlich Bestimmende, sondern immer Gott, der Alles-Wirkende, gemäß dem Ratschluss Seines Willens. Er gibt Seinem Feind Vollmacht und Kraft zur Durchführung Seines verborgenen Vorsatzes. Satan wirkt zwar nur in der Absicht und dem Drang, Böses zu verüben und damit Gott und Seine Geschöpfe zu schädigen. Doch Gott, in Seiner mannigfaltigen Weisheit, Allmacht und Liebe, gebraucht die Machenschaften Seines Widerwirkers zur Förderung Seines Heilsplanes, zur Offenbarung Seiner Liebe und damit zum Guten für Seine Geschöpfe.

Die Wahrheit, dass Gott Seine Macht an Seine Geschöpfe verleiht, finden wir auch in der Leidenszeit unseres Herrn. Als ihm Pilatus antwortete: er habe Vollmacht (vom Kaiser) Ihn zu kreuzigen, entgegnete Ihm der Herr: "Keine Vollmacht hast du wider Mich, nicht in irgend etwas, außer die dir ward gegeben von oben" (also von Gott) (Joh 19:11).

Diese Vorgänge werfen ein helles Licht auf das Geschehen im Paradies. Satan war erfüllt von dem Drang, die ersten Menschen zum Ungehorsam zu verleiten, Gott zu entfremden und sie unter seinen Willen zu versklaven. Aber bestimmt hätte er dies nie ausführen können, wenn er nicht von Gott dazu bevollmächtigt worden wäre. Ferner würde ihm Gott diese Vollmacht nicht erteilt haben, wenn der Plan zu dieser Tat ursprünglich in Satan, d.h. ohne Einwirken Gottes entstanden wäre. Aber Gott war es, der längst zuvor alles so geplant hatte, wie Er es dann auch durch Satan ausführen ließ. War es doch Gottes verborgene Absicht, Seine Geschöpfe durch die Erfahrung des Bösen für das Verständnis und den Empfang des vollkommen Guten vorzubereiten.

Wo bleibt nun angesichts solcher Schriftzeugnisse der freie Wille Satans? Wie klar lehrt doch die Schrift, dass auch der Wille dieses gewaltigen Geisteswesens dem Willen Gottes unterstellt ist. Wenn der Feind schon meint, er wirke mit Erfolg dem göttlichen Willen entgegen - und leider auch manche der Heiligen Gottes diese Meinung haben - so erfüllt er dennoch nur Gottes geheime, aber uns geoffenbarte Absicht. Uns sollte aber allein das Wort Allmacht vollauf genügen, um jeden Zweifel an dieser Tatsache zum Schweigen zu bringen.

Beim Betrachten von Satans weiterer Laufbahn kommen wir zu Begebenheiten, bei welchen uns bis in Einzelheiten gezeigt wird, wie der zum Vollbringen seiner bösen Taten von Gott Sonder-Vollmachten erhält, doch wie ihm auch untersagt wird, sein Vorhaben bei bestimmten Ereignissen durchzuführen. Mit diesen Tatsachen wird die Wahrheit hervorgehoben, dass er aus Gott ist und als Geschöpf völlig Gottes Willen untersteht. Wie stand es nun um

Die Willensfrage bei Adam

in der Versuchung? Die Antwort auf diese Frage ist eigentlich schon mit Gottes Offenbarung über den Willen Satans gegeben. Denn wenn schon dieses mächtige Geschöpf nicht in freiem Willen handeln konnte, wieviel weniger Adam! Zwar gibt es so manche andere Erklärung über diese Frage, wie etwa diese: Gott wäre genötigt gewesen, die Versuchung geschehen zu lassen, um Adams "freien Willen" zu erproben. Doch schon allein die Art der Beschaffenheit Adams spricht dagegen; denn in einem seelischen Körper kann es keinen freien Willen geben. Wäre aber Adams Ungehorsam nicht ein Kernstück des ganzen göttlichen Gesamtgeschehens gewesen, so hätte Gott ihn bestimmt für diese, das Gesamtgeschehen des ganzen Menschengeschlechts eindrücklichst bestimmende, erste Versuchung nicht so gänzlich hilflos und unvorbereitet gelassen, so dass er Satan völlig ausgeliefert war! Verfehlen wir uns heut nicht oft in der Beurteilung unserer Stammeltern, wenn wir ihnen die ihnen bestimmt zustehenden mildernden Umstände nicht zugestehen? Und ist es an uns, die wir den Segen des Kreuzes Christi genießen, die ersten zwei Menschen einer Schuld zu bezichtigen, die viele von uns, so meinen wir, nicht begangen hätten? Wie sehr unrecht tun wir damit Adam und Eva mit Anklagen und Vorwürfen, die im Grunde den Schöpfer Selbst treffen. Ihm wäre es doch ein Leichtes gewesen, diesen so folgenschweren Fehltritt zu verhüten. Oder sollte Gott etwas gänzlich Aussichtsloses mit Adam und Eva "versucht" haben? Wir erwähnen diese Frage nur, weil diese Möglichkeit tatsächlich erwogen wird.

Weiter gilt es Folgendes zu bedenken: In Gottes Vorsatz alle in die Widerspenstigkeit einzuschließen (Röm 11:32), war Adam mit einbegriffen. Konnte er ihr entrinnen? Keinesfalls! Gar bald stellt er dies offensichtlich unter Beweis. Dass ihm Gott aber dazu auch nicht die geringste Möglichkeit gab, geht schon daraus hervor, dass Er ihn überhaupt nicht vor die Wahl zweier Wege stellte. Dazu fehlt das so bedeutungsvolle Moment, dass Er ihn mit keiner Verheißung zum Gehorsam und zur Willensanstrengung ermunterte, während Er doch beiden, vor ihrem Ungehorsam, die Folgen desselben vorhielt. Gott hält aber sonst bei allen Seinen Geboten mit Segensverheißungen keinesfalls zurück.

Wie ermunterte Er Israel zum guten Weg (3Mo 26:3-13 und 5Mo 28:1-14). Und es gab Zeiten, in denen sie wirklich unter der Führung guter Könige diesen Segen genießen durften (1Kö 5:4-5). Als Petrus den Herrn erinnerte, dass sie Ihm in willigem Gehorsam folgen (Mt 19:27), was hat Er ihnen sofort Throne und hundertfältigen Lohn versprochen (v. 28-29). Und wie oft noch hat Er sie mit Verheißungen zum Gehorsam ermuntert! Denselben Zuspruch finden wir aber wieviel reichlicher und herzlicher für uns in den paulinischen Briefe (1Kor 3:8.14; 2Kor 5:10; Eph 6:8; Kol 3:24; 2Tim 4:8).

Im Licht dieser Verheißungen ist das absolute Fehlen einer solchen bei Adam außerordentlich vielsagend. Deutlicher könnte uns Gott nicht mehr zeigen, dass Er gar nicht mit einem Sieg des ersten Adams über den Widerwirker rechnete; denn Gott hatte schon damals Seinen Sohn, den letzten Adam, für diesen Triumph auserkoren (1Mo 3:15). Deshalb finden wir auch nicht die geringste Andeutung in der gesamten Schrift, wie alles gekommen wäre, wenn Adam Gottes Gebot befolgt, und welche Segnungen solcher Gehorsam für seine Nachkommen zur Folge gehabt hätte.

Wie steht es nun mit dem Willen der Nachkommen Adams?

Der Wille der Nachkommen Adams

Nun, wenn Adam, unser aller Stammvater, vor seiner Übertretung nicht zum absolut freien Handeln ausgerüstet, sondern seinem seelischen Zustand unterworfen war, wieviel weniger besitzen seine Nachkommen, die ja als der Sünde Versklavte geboren werden, einen freien Willen. Mit dem soll aber keinesfalls gesagt sein, dass Adams Nachkommen überhaupt keinen Willen hätten und deshalb auch nie "wollen" sollten, noch könnten. Wie es aber um den Willen und um das Wollen des Menschen steht, macht uns Paulus aus seinem einstigen Leben unter dem Gesetz kund. Darüber schreibt er (Röm 7:15): "... nicht was ich will (mit eigenem Willen), dies verübe ich, sondern was ich hasse, dies tue ich". Es war also eine Macht in ihm, die noch stärker war als sein Wille. Nach seiner eigenen Erklärung (in den folgenden Versen) war dies das Gesetz der Sünde in seinen Gliedern, dem sein Wille versklavt war.

Paulus geht aber noch weiter und schreibt (Eph 2:3), dass wir - also nicht nur er, sondern alle Menschen, ob unter, oder nicht unter Gesetz - den Begierden des Fleisches lebten, "tuend den Willen des Fleisches". Mit wenigen Worten zeigt also die Heilige Schrift, dass auch kein einziger Mensch einen freien Willen hat, sondern aller Wille dem Gesetz der Sünde versklavt ist. Dazu wird noch eines jeden Willen von der Erziehung und von den ihn umgebenden Verhältnissen und angeborenen Veranlagungen bestimmt.

Eine gut begreifliche Belehrung über die Formung des menschlichen Willens erhalten wir aus den Leidenstagen unseres Herrn. Nachdem Pilatus auf Verlangen der Priesterfürsten, Pharisäer und des Volkes den Mörder Barabbas freigeben musste, heißt es weiter: "... Jesum aber überlieferte er ihrem Willen (Lk 23:25). Der Mensch hat also einen Willen, mit dem er in aller Beharrlichkeit etwas wollen kann. Hier war des Volkes Willen, dass Jesus gekreuzigt würde. Sie hatten aber diesen Beschluss durch einen selbstständigen Willen gefasst = Hören wir nun wie dieser Wille entstanden ist.

Als das Volk durch Pilatus vor jene entscheidungsvolle Wahl gestellt wurde, heißt es: "Die Priesterfürsten aber und Ältesten überredeten die Scharen, dass sie sollten den Barabbas erbitten, aber Jesum umbringen" (Mt 27:20). Nach Mk 15:11, hetzten sie die Schar auf. Also war es im Grunde nicht ihr, sondern der ihnen von den Obersten aufgedrängte Wille, mit dem sie die Freilassung des Mörders verlangten. Hätten in jener Situation einige von Jesu Geheilte das Wort zu Seinen Gunsten ergriffen, ähnlich wie Nikodemus (Joh 7:51) und wie Gamaliel (Apg 5:34 ff), so wäre der Wille des Volkes vielleicht zugunsten Jesu umgestellt worden und jene Wahl wäre anders ausgefallen. (Aber so durfte es nach Gottes Willen gar nicht kommen.) Nachdem deshalb ihr Wille durch den Obersten geformt und beeinflusst war, schrieen sie sogar übermäßig: "Gekreuzigt werde Er" (Mt 27:23). Das ist ein beredtes Beispiel davon, wie unselbstständig der Mensch in seiner Willensgestaltung ist, hingegen wie abhängig von äußeren Einflüssen.

Führte aber damit das Volk tatsächlich den Willen seiner Obersten aus? Zu diesen sagte der Herr: "Ihr seid von dem Vater, dem Widerwirker und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun" (Joh 8:44). So war es zunächst und vor allem des Widerwirkers Begierde und Wille, Jesu zu töten. Dem starken Willen des Vaters der Lüge war es aber ein Leichtes, ihnen als Söhne des Bösen (Mt 13:38) seinen Willen einzugeben und sie so zu beeinflussen, dass sie nun seinen Willen tun wollten. War aber nun Satans Wille geschehen und als bei ihm der Ursprung des bösesten aller Taten? Als der Herr vor Seinem Kreuzestod stand, betete Er in Gethsemane zu Seinem Vater: "Dein Wille geschehe!" (Mt 26:42). Damit bekannte Er, dass Seine Hinrichtung durch den Kreuzestod, der Wille des Vaters war. Wie klar brachte auch die Pfingstgemeinde in ihrem Gebet diese Wahrheit zum Ausdruck. Darin bezeugten die Beter, dass Ihm von Seinen Mördern so viel geschah, als Gottes Hand und Sein Ratschluss vorher ausersah (Apg 4:27-28).

Durch solche Massenpsychose und daraus folgende Massensuggestion, wie bei jener Volksszene vor Pilatus, macht Gott eindrücklich, wie gefährlich schwach unser eigener, menschlicher Wille ist. Die durch das Anwachsen der Menschheit immer häufiger auftretenden Massenansammlungen stellen dies eindrücklichst dar! Sport- und Jugendversammlungen können dabei zu erschreckenden Auswüchsen führen, die wiederum auf die Quellen hinweisen, aus denen die Masse der schwach gewordenen Menschenseelen gespeist werden. Die Evangelisten berichten uns in Mt 8:30-32; Mk 5:11-13.16 und Lk 8:32-33 von der schrecklichen Macht der Legion von Dämonen, die in einen Menschen ihren Wohnsitz genommen hatten!

Doch können wir nun auch feststellen, dass aller Wille, den Herrn zu töten, unter göttlicher Kontrolle stand und sich nicht ohne weiteres auswirken konnte. Längst vor der Kreuzigung bestand schon dieser Mordplan und wurde dessen Durchführung versucht. Dies wird in Mt 12:14; Lk 4:29; Joh 5:18 offenbar gemacht. Doch wie von unsichtbarer Hand wurden damals die Feinde Christi davon zurückgehalten, denn "Seine Stunde war noch nicht gekommen" (Joh 7:30; Joh 8:20). Erst als Seine Stunde kam (Joh 13:1), dass Er für das Volk sterben sollte (Joh 11:50), da bevollmächtigte Gott die Mächte der Finsternis (Lk 22:53), samt ihren Helfershelfer (Joh 19:11), zur Ausführung der Kreuzigung. Haben aber Satan, die Obersten und das Judenvolk ihren Willen durchgeführt? Oder drängt sich uns hier nicht geradezu die feste Überzeugung auf, dass Gott auch die geringsten Einzelheiten Seines großen Heilsplanes ausschließlich in Seinen Allmachtshänden hält und durchführt! Und was könnte dann das Ziel all Seines Tuns anderes sein als Verwirklichung Seiner Liebesgedanken mit der ganzen Menschheit! Doch prüfen wir unsere Auslegung weiter an der Schrift.

Schon vor dem Niederwurf erkannte Gott Seinen Sohn als das Opferlamm (1Petr 1:20), das in Seinen Augen geschlachtet ist vom Niederwurf der Welt an (Offb 13:8). Gemäß diesem Willen hat Er dann auch den Willen derer geformt, welche ihn ausführten. In Seiner Weisheit benutzte Er ihre Unkenntnis, um mit der Hinrichtung Seines Sohnes, Seinen, durch die Propheten bezeugten Willen zu erfüllen (Apg 13:26-28). Hierzu sagt Paulus (1Kor 2:7-8), dass, wenn die Fürsten dieses Äons diese mannigfaltige göttliche Weisheit erkannt hätten, sie würden den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt haben. Gott hat aber alles so eingerichtet, dass es also geschehen musste. Das hat der Auferstandene jenen zwei Jüngern Selbst bezeugt, dass Er dieses leiden musste (Lk 24:26). Auch vom Verrat des Judas bezeugt die Schrift, dass es geschehen musste (Apg 1:16). Letztlich hatte also keiner der daran Beteiligten seinen, sondern immer und ausschließlich nur den Willen des Vaters durchgeführt.

Nur allein der Sohn kannte aber den Willen Seines Vaters und hat sich Ihm im Gehorsam untergeordnet mit den Worten: "Nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe" (Lk 22:42; Hebr 10:7-9). Doch Jesus, Dessen Wille nicht wie bei den Menschen versklavt war, wollte Selbst Sich mit ihm nicht frei betätigen, sondern suchte in allem nur den Willen des Vaters zu tun (Joh 5:30).

Kommt ein Mensch zum lebendigen Glauben an Christus, so wird er von den Gebundenheiten seines Willens freigelöst. Im so erneuerten Denksinn will nun aber ein solcher nicht mehr nach eigenem Willen handeln. Jetzt sucht er auch darin dem Sohne Gottes ähnlich zu werden, indem auch er seinen Willen ganz von Gottes Willen bestimmen lässt. So wird er befähigt, durch die Kraft des Geistes und die Erkenntnis des Wortes Gottes verständnisvoll mit Gottes Willen zusammen zu wirken. Je besser dies geschieht, desto mehr wird er von allen Gott missfälligen Gebundenheiten erlöst. Das ist wahre Freiheit des Willens!

Gottes souveräner Wille

Einen wirklich freien, einen absoluten Willen hat nur Gott in Seiner Allmacht. (Das Fremdwort "absolut" bedeutet "unbeschränkt"). Auf den Willen Gottes angewandt besagt es, dass Er allein einen souveränen, ungebundenen, über allen und über allem stehenden, völlig freien Willen hat. Diesem unumschränkten, souveränen Willen unterstellt Sich der Sohn restlos!

Im Gegensatz zu diesem göttlichen Willen steht nun Satans Wille. Auf den seinigen passt das Fremdwort "relativ", welches soviel heißt wie bedingt oder verhältnismäßig, also eingeschränkt und abhängig von höherer Macht. In dieser Weise ist Satans Wille beschränkt oder umschränkt von Gottes Willen. Ja, er ist an diesen gebunden und demselben völlig unterstellt und untergeordnet. Wenn der Widerwirker auch dauernd Gottes geoffenbartem Willen widerstrebt, so ist doch gerade sein Widerstand die treibende Kraft, mit der Gott, auf dem Wege zur Erreichung Seines geoffenbarten Willens, Seine verborgene Absicht durchführt.

Darum ist die Tat Satans im Paradies, sowie alle seine weiteren und auch früheren unter das Wort zu stellen: "Er (Gott) wirkt alles (das ganze Geschehen im All) nach dem Ratschluss Seines Willens" (Eph 1:11). Hat Er ja das ganze All um Seinetwillen und für Seinen Willen geschaffen (Offb 4:11). Folglich kann es auch kein einziges Geschöpf geben, welches schlussendlich eine eigene Willensfreiheit, unabhängig von derjenigen Gottes, haben könnte. Wenn Er auch Satan als Seinen Widerwirker erschuf, so hat Er ihm doch keinen freien, unbegrenzten Willen gegeben, um irgend etwas eigenmächtig und unabhängig von Ihm zu tun (von Gottes Warte aus betrachtet). Dem gemäß vermag Satan kein einziges, für die Äonen oder gar für die Ewigkeit gültiges, Gottes Ratschluss und Willen entgegen stehendes Werk zu vollbringen. Andernfalls wäre Satan nicht mehr das von Seinem Schöpfer abhängige Geschöpf, das sein Dasein, wie alle übrigen, aus Gott hat. "Wer ist, der da sprach, und es geschah, ohne dass der Herr es geboten? Das Böse und das Gute, geht es nicht aus dem Munde des Höchsten hervor?" (Kla 3:37-38).

Diese Erkenntnis erlangen wir jedoch nur, wenn die Erschaffung Satans und seine Taten im Lichte des gesamten Vorsatzes Gottes und im Zusammenhang mit der Vollendung - in der Gottesliebe in Aussöhnung und Verherrlichung am Ziel und Er alles in allen ist - betrachtet wird. Wer nur oberflächlich Gottes zur späteren Vervollständigung bestimmte Teilziele wie: Ruin des Fleisches und Verderben, Untergang, Umkommen und Verlorensein während der Äonen, als Folge von Adams Ungehorsam durch die Verführung der Schlange, mit Gottes bleibendem Endziel in der alle beglückenden Vollendung verwechselt oder nicht zu erkennen vermag, oder diese Offenbarung in der Heiligen Schrift missachtet, der kann den Widerwirker Gottes allerdings nie als einen wirkungsvollen Förderer in Gottes Walten sehen, den Gott braucht zu seiner Verherrlichung!

Nur wer im Geiste die neue Schöpfung (nach dem Vergehen der alten durch Gericht), beim Abschluss der Äonen in der Zusammen-Vollendung betritt, kann Gott verstehen und Ihn rechtfertigen, ob allem Werk Seiner Hände, und Ihm danksagend huldigen, Ihn anbetend für alles mannigfaltig weisheits- und liebevolles Wirken.

Es ist eine von Gottes untrüglichem Wort, sowie auch von der gesamten Menschheitsgeschichte bestätigte Tatsache, dass Satan als Widerwirker, als Versucher, Irreführer, Verleumder, Menschentöter, Vater der Lüge usw. im Anfang aus Gottes Hand hervorging. Folglich stimmen auch seine Taten und seine Wirksamkeit mit diesen inneren Veranlagungen überein. Diese entsprechen wiederum völlig den ihm von Gott Selbst beigelegten Titeln.

Nun gehören die Wahrheiten über Satans Erschaffung und Adams Ungehorsam zur festen (schweren) geistlichen Speise. Trotzdem sollte es nicht schwer sein, diese anzunehmen. Denn während Gott Sich damit in Seiner Liebe, Weisheit und Allmacht besonders verherrlicht, versagt Ihm die traditionelle Lehre diese Ehre, weil nach derselben ein Geschöpf dem Willen Gottes überlegen gewesen wäre. Aber, "O Tiefe der Weisheit und der Liebe Gottes" können wir schon jetzt im voraus ausrufen, im Glaubensblick auf das in diesem Geschehen liegende, überströmend herrliche Heilsziel für die gesamte Schöpfung! Sollten wir darum fernerhin zweifeln, dass es Gott gefiel, uns auf diesem dunklen Hintergrund der Sünde und des Todes Seine grenzenlose Liebe in Mitleid und Erbarmen zum Werke Seiner Hände zu enthüllen? Denn allein dieser Weg ist für Seine Geschöpfe der aller beste, segensreichste und schlussendlich auch der überzeugendste!

Lies weiter:
4. Das göttliche Gericht