Der Römerbrief - Kapitel 15

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Abschrift: Der Römerbrief I - IV (2001)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Römerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Römerbrief - Kapitel 15

Der Grundsatz der Ehre Gottes
Einheit in der Erlösung
Auswirkung der Liebe der Gläubigen
Reisepläne des Apostels

Der Grundsatz der Ehre Gottes

Röm 15:1

"Wir aber, die Kraftvollen, sind verpflichtet, die Schwäche der Kraftlosen zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen."

Paulus verlässt mit diesem neuen Kapitel das Thema Essen, welches wir in unseren Andachten ja sowieso etwas mehr verallgemeinert haben. Die vor uns liegenden Verse wenden sich wieder gezielter anuns und stellen Christus als unser herrliches Vorbild in den Vordergrund.

"Wir aber, die Kraftvollen..." diese Anrede kann verschiedene Gefühle in uns hervorrufen. Die einen fühlen sich angesprochen und geschmeichelt, die anderen können sich mit dieser Bezeichnung überhaupt nicht identifizieren, so würden sich nie als "kraftvoll" bezeichnen. Nun ist es seit Beginn der Menschheit eine beweisbare Tatsache, dass es Menschen mit mehr und solche mit weniger Intelligenz gibt, dass es starke Führungsnaturen gibt und solche die sich liebe kuschen und unterordnen. Es gibt Unterdrücker und Unterdrückte und damit viel Eitelkeit, aber auch viel Not.

Es ist das ungeschriebene Gesetz der Menschheit, dass die Schwachen angebetet und geknechtet werden und die Starken und Intelligenten zum größten Teil nur ihren eigenen Ruhm und Reichtum suchen Dahinter steckt als Fürst dieser Welt, der Widerwirker, der schon den Sohn Gottes dazu verführen wollte, ihm zu huldigen, bzw. ihn anzubeten (Mt 4:9).

Wir führen dies hier an, weil so manche lieben Geschwister bei solchen Worten wie "Kraftvolle" gleich resignieren und sich innerlich sagen: "Da gehöre ich nicht dazu!" Nun hat Gott aber nicht die menschliche "Kraftvollen" auserwählt und sich innerlich sagen:; "Da gehöre ich nicht dazu!" Nun hat Gott aber nicht die menschlich "Kraftvollen" auserwählt und berufen, sondern das Schwache, damit Er das Starke zuschanden mache (siehe 1Kor 1:27). Damit ist nicht mehr die menschliche Intelligenz gefragt, nicht mehr das Durchsetzungsvermögen, auch keine akademischen Titel, sondern einzig und allein der Mensch, der seine Ohmächt und Verlorenheit erkannt hat und die Hand seines Retters ergreifen durfte! Für diese Menschen heißt es: "Wer sich rühme, der rühme sich im Herrn!"

Wir machten die gestrige Ausführung, um erst einmal jenen zuzusprechen, die sich so gar nicht "kraftvoll" fühlen und bei solchen Worten gleich resignieren - und dies sind vielleicht mehr, als wir ahnen!

Es ist klar, das Paulus hier nicht jene Menschen meint, die in der Welt zu den Starken gehören, sondern es geht hier um "Kraftvolle im Glauben", und dies im Gegensatz zu den Kraftlosen. Da aber schon das Wort "kraftvoll" an weltlichen Zustände erinnert und leider in so manchen Fällen glaubensstarke Geschwister durchaus der Versuchung erliegen, eigene Anerkennung oder Bewunderung zu suchen, ihre Kraft im Glauben also auch eigennützig einzusetzen, muss Paulus hier mahnend eingreifen und den rechten weg weisen.

Wenn die weltliche Kraft bzw. Stärke zumeist eine angeborene Veranlagung ist, die nicht allen Menschen gegeben ist, so ist dies bei der Kraft im Glauben anders. Jeder Gläubige hat die Möglichkeit, im Glauben kraftvoll zu werden, weil nicht seine eigene Kraft die Voraussetzung ist, sondern die Verbindung mit Gottes Geist. Dieser ist es nämlich, der nicht nur den Glauben vermittelt, sondern uns auch im Glauben wachsen lässt, uns immer kraftvoller macht. Allerdings - und dies ist unser Teil - wir müssen dem Wirken des Geistes Gottes die Möglichkeit geben. Beispiel: Unser Magen kann nur arbeiten, wenn wir ihm Arbeit geben, indem wir ihn Essen zuführen. Der Geist Gottes kann nur in uns wirken, wenn wir ihm Arbeit zuführen, indem wir uns mit Gottes Wort beschäftigen.

Es ist jedem vom uns, auch dem Schwächsten möglich, in der Bibel zu lesen. Nur: Wir müssen diesen Schritt tun! Und dann erst kann dieser heilige Geist in uns wirksam werden, uns innerlich wachsen und kraftvoll werden lassen, und dies zum Lobpreist Gottes, unseres himmlischen Vaters!

Was Menschen durch die Kraft des Glaubens vollbringen können, lesen wir in Hebr 11:4 ff. Wenn wir uns etwas Zeit nehmen und darüber nachdenken, was jene Glaubenshelden vollbracht haben, dann können wir eigentlich nur staunen. Können wir uns Noah vorstellen, wie er damals unter dem Gespött der Umwelt die Arche baute? Welch ungeheurer Glaube muss in ihm gewesen sein. Oder Abraham, der einfach au seiner Heimat auszog, obwohl er nicht wusste, wohin er kommen würde? Wären wir auch zu Ähnlichem bereit? Vielleicht merken wir bei dieser Frage, wie klein wir heute im glauben geworden sind!

Der Glaube muss wachsen, und mit ihm wächst auch die Kraft. Wie dies geschieht, haben wir gestern gezeigt. Und in dem Maß, wie der Einzelne gekräftigt wird, ist er verpflichtet, die Schwächen der weniger Kraftvollen zu tragen. Bleiben wir einen Moment bei dem Wort "tragen" stehen. Es heißt hier nicht, dass wir die Kraftlosen beurteilen, verurteilen, kritisieren oder gar richten sollen, sondern wir sollen "tragen"! Wir verstehen darunter, dass wir uns Zeit nehmen, dass wir anpacken, wo unsere Kraft benötigt wird, dass wir vor allem zuhören, anstatt selbst dauernd zu reden. Und dann ist ganz wichtig, dass wir in der Fürbitte vor Gott für diese Geschwister eintreten.

Es hat Gott gefallen, dass Er beide Gruppen, die Kraftvollen und die Kraftlosen, nebeneinander stellte und immer noch stellt. So gesehen sind die Kraftlosen notwendig, um die Tragkraft der Kraftvollen zu erproben und zu fördern. Jagen wir also, wie Paulus an die Thessalonicher schreibt, "immer dem Guten nach, sowohl füreinander wie auch für alle" (1Thes 5:15), und das Beste vom Guten, dem wir nachjagen sollen, ist mit Sicherheit "die Liebe" (1Kor 14:1)!

Röm 15:2

"Ein jeder von uns suche, dem Nächsten zu gefallen, ihm zum Guten, zu seiner Auferbauung."

Man müsste meinen, gerade die im Glauben Kraftvollen brauchen nicht viele Anweisungen, wie sie sich zu verhalten haben; doch Paulus weiß, dass gerade diese in ganz besonderer Gefahr stehen, in Hochmut zu verfallen. Und das Tragische daran ist, dass es die Betroffenen gar nicht merken! Ein jeder von uns muss sich immer wieder prüfen, wie sein Umgang mit den Glaubensgeschwistern aussieht.

Dem Nächsten zu gefallen, indem wir ihm. zum Guten dienen, und dies in der Verbindung mit seiner Auferbauung, führt uns zu der Frage, was denn "das Gute" ist! Schon in Röm 8:28 lasen wir, dass Gott denen, die Gott lieben, alles. zum Guten zusammenwirkt. Und in Röm 10:15 wurde das Gute mit dem "Evangelium" in Verbindung gebracht, worunter wir heute das dem Apostel Paulus anvertrauten Evangeliums sehen dürfen (Eph 3:8). Man kann "das Gute" durchaus auf menschliche und körperliche Handreichung anwenden, was sicher dankbar angenommen wird und auch unsere Liebe zeigt; aber zur Auferbauung dürfen wir unter dem Guten auch verstehen, was in Bezug auf das Evangelium wichtig ist: Dass wir lernen, das Wort Gottes richtig zu schneiden, d.h., es richtig ein- und zuzuordnen. Wir leben heute in einer anderen Heilsperiode als zur Zeit des AT oder als Jesus auf Erden war. Wir haben heute mit einem durch Paulus eingeschobenen Evangelium der Gnade zu tun, welches nicht mit dem Evangelium des Königreichs vermischt werden darf. Wer es trotzdem tut, und auch noch lehrt, mag zwar dem Nächsten gefallen, aber er tut ihm nicht Gutes und dient erst recht nicht zu dessen Auferbauung.

Ist es nicht eine wunderbare Botschaft, wenn wir verkündigen dürfen, dass wir heute allein in der Gnade Gerettete sind, ohne Werke (Eph 2:8)! Keiner mehr muss sich fürchten, dass, wenn er von Gott berufen ist, er je wieder verstoßen werden kann. Die Versiegelung durch den Geist der Verheißung (Eph 1:13) ist unwiderruflich!

Röm 15:3

"Denn auch der Christus hat nicht Sich Selbst zu Gefallen gelebt, sondern so wie geschrieben steht: Die Schmähungen derer, die Dich schmähen, fallen auf Mich."

Kein Leben dient dem Selbstzweck, sondern ist uns mit einer ganz bestimmten Absicht und einem Ziel von Gott verliehen worden. Jeder Mensch erreicht dieses Ziel, auch wenn er scheinbar das Ziel verfehlt, also ungläubig stirbt. Dass speziell das Leben der Gläubigen einen tiefen Sinn hat, wissen wir, dient es doch der Vorbereitung für spätere Aufgaben in der Herrlichkeit. Immer wieder werden wer durch Gottes Wort darauf hingewiesen, wie sich unser Wandel und Dienst vollziehen soll, und immer wieder spricht uns Paulus darin zu und gibt uns Anweisungen und Vorbilder. Das größte und herrlichste Vorbild ist uns Herr. In Verbindung mit der altltestamentlichen Aussage von Ps 60:10 wird Er uns vorgestellt.

Der zitierte Ps 69 ist vordergründig zwar eine Klage Davids, doch merken wir beim Lesen schnell, dass er tiefergründig in besonderer Weise Christus vorschafttet. Es ist uns über die Lebenszeit Jesu vor Seine Kreuzigung m NT wenig bekannt, zumindest was Seine inneren Leiden betrifft. Ausführlicher geben. uns da die Berichte des AT Auskunft. Viele Gläubige meinen, dass Seine Leidenszeit erst mit Seiner Gefangennahme im Garten Gethsemane anfing. Doch in Wirklichkeit begann Sein Leidesweg von dem Moment an. als Er Sich als Knabe Seiner Sohnschaft bewusst wurde. Hebr 5:7-8 gibt uns hier einen kurzen, aber bewegenden Einblick. Ausführlicher sprach unter anderen David das aus, was Christus leiden musste.Wenn wir diesen Psalm aufschlagen und zu lesen beginnen, muss es uns tief berühren, wie schon im ersten Vers zu lesen ist, dass das Wasser bis an die Seele Jesu kam, was bedeutet, dass Seine Gefühle und Empfindungen ständig bis zum Äußersten gequält wurden.

Vielleicht können wir uns (als schwachen menschlichen Vergleich) vorstellen, wir stehen selbst hilflos und ohne Ausweg, den Ertrinkungstod vor Augen, im Wasser, und dieses steigt beständig. Die Aussagen im Hebräerbrief zusammen mit Ps 69 lassen auch uns noch heute zutiefst erschauern!


Wir wollten gestern anregen, nicht nur den einen Vers 10ß, sondern den ganzen Ps 69 zu lesen. Der Ausschnitt, den Paulus zitiert, ist ja nur ein winziges Teilchen diees Psalms. Es wird uns eindrucksvoll von Augen geführt, welchen Inhalt das Leben Christi auf Erden hatte, und dieser war alles andere als "Sich Selbst zu gefallen"!

"Schmächungen" ertragen zu müssen, ist immer schmerzvoll, und erst recht, enn sie das Kostbarste beschmutzen, was es gibt - das ins Fleisch gekommene Wote Gottes! Wohl wusste der Sohn Gottes von Anfang an, was auf Ihn zukommen würde, stand Er doch schon vor dem Niederwurf der Welt als Makelloses, fleckenloses Opferlamm bereit (1Petr 1:10-20). Aber es war nicht nur das Opfer am Kreuz, welches Er zu tragen bereit war, es war Sein ganzer Edenweg, der ein tägliches Opfer darstellte, nämlich die Enthäußerung Seiner Gestalt und Herrlichkeit Gottes, in welcher Er Sich ja vorher befand (Phil 2:7). Auf Seine Entäußerung (das Ablegen Seiner göttlichen Herrlichkeit) folgte die Gestalt eines Sklaven, Er diente, anstatt zu herrschen - und dies jeden Tag! Und wie tief muss es Ihn täglich getroffen haben, wenn ER anstatt Anerknnung nur Schmähungen ertragen musste.

Nun müssen wir auch einmal bedenken, dass es zur Rettung der Menschheit im Grund genügt hätte, wenn Chritus am Kreuz gestorben wäre, Sein langjähriger Leidensweg hätte hierbei nicht sein müssen. Und doch ging Er auch diesen Weg, den Grund lesen wir in Hebr 5:8: "Obgleich Er der Sohn ist, lernte Er den Gehorsam durch das, was Er litt". Hier sind nicht die Kreuzesleiden angesprochen, sondern die täglichen Leiden Seiner Erdenzeit, angefangen in Nazareth, endend in Jerusalem.

Wir wollen noch einen Tag darauf verwenden, was das gestern zitierte Wort in Hebr 5:8 beinhaltet. Wie kann es sein, dass der Sohn Gottes "Gehorsam" lernen musste?

Dazu müssen wir als Erstes wissen, dass Christus Jesus nicht nur äußerlich die Gestalt eines Menschen annahm, sondern auch "in der Art und Weise" wie ein Mensch erfunden wurde (Phil 2:7-8): Als Sohn Gottes in der Herrlichkeit wusste er vorher alles, als Mensch musste Er lernen, es zu wissen! Er war also in der Schule des menschlichen Lebens. Schon früh erlebte Er den Angriff Satans, der Ihm bei Ungehorsam Sättigung, Anerkennung und die Herrlichkeit dieser Welt versprach (Mt 4:1-11), ständig war er den Schmähungen der Menschen ausgesetzt. Das Leben unseres Herrn sah so aus: Zu mitternächtlichen Stunden holte er. Sich auf dem einsamen Berg in inbrünstigem Gebet die Kraft, die Er am Tag zum Ertragen der Undankbarkeit, des Hohns und Spottes der Menschen benötigte. Es war Sein fester Wille, den Ratschluss des Vaters auszuführen, Ihm in allem gehorsam zu sein.

Wir sehen also unseren Herrn, wi er als Mensch täglich den Kampf des Glaubens durchfechten musste, wie er täglich angeforchten und bedrängt wurde und in all diesen Leiden den Gehorsam lernte. Haben wir nicht alle schon selbst hautnah erlebt, dass wir in schlechten Zeiten, bei Krankheit oder sonstigen Leiden, viel eher bereit sind, uns an Gott zu wenden, als wenn es uns blendend geht?

Christus ging nicht nur für uns ans Kreuz, er ging uns auch in der Schulde der Leiden voran, und zeigte uns, was es heißt, nicht Sich Selbst zu leben und zu gefallen, sondern Gehorsam zu lernen, und dies bis zur völligen Selbstaufgabe, bei Ihm speziell bis zum Tod am Kreuz!

Einheit in der Erlösung

Röm 15:4

"Denn all das, was vorher geschrieben wurde, ist gerade uns zur Belehrung geschrieben worden, damit wir durch Ausharren und durch den Zuspruch der Schriften Zuversicht haben mögen."

Es ist für uns schon bewegend, wenn wir, wie z.B. vor drei Tagen an Ps 69 sahen, wie unser Gott und Vater bereits in den Schriften des AT die Leiden Seines geliebten Sohnes bis in Einzelheiten beschrieben bzw. vorgeschattet hat. Nun betont unser heutiger Leitvers, dass gerade diese alten Schriften (das NT war ja zu dem Zeitpunkt der Niederschrift des Römerbriefes noch recht unvollständig) uns zur Belehrung geschrieben wurde.

"Alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich zur Belehrung... " (2Tim 3:16). Mit dieser vermutlich 11 Jahre später niedergeschriebenen Aussage des Apostels Paulus wird uns das ganze AT (besser: die hebräischen Schriftrollen) als ein großer Segensbereich eröffnet. Was liegen schon im ersten Buch der Bibel für gewaltige grundlegende Aussagen Gottes zur Belehrung für uns bereit! Und welche Perspektiven öffnen sich vor uns beim Studium der Familien der Urväter. Mit der Symbolik und Prophetie, die in den Begebenheiten um die alttestamentlichen Menschen enthalten sind, erschließt uns Gott noch einen viel größeren Reichtum: Er offenbart uns damit zukünftige gewaltige Heilstaten, sowohl in der Führung einzelner Menschen als auch in den Familien. Es liegt an uns, diese Reichtümer zu heben und auszulegen!

So entscheidend und wichtig die Aussagen des Apostels Paulus sind und so hoch wir seinen Stellenwert als Apostel der Nationen auch eintufen, für so unverständlich halten wir es, wenn Gläubige die Briefe des Paulus aus der Schrift herauslösen, um sich nur noch mit ihnen zu beschäftigen.

Wenn uns Christus als Vorbild dienen darf, dann lernen wir genauso aus den alten Schriften. Und wenn wir in 2Tim 2:15 angehalten sind, das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden, dann heißt das nicht, dass es zerschnitten oder gar abgeschnitten werden soll, sondern vielmehr, dass wir auseinander halten und erkennen sollen, dass uns zwar jedes Wort nützlich zur Belehrung ist, aber dass uns heute nicht jedes Wort persönlich gilt.

Wir haben gestern die Nützlichkeit des gesamten Wortes Gottes hervorgehoben, heute begrenzen wir uns auf das Thema, welches Paulus in den vorherigen Versen vorgegeben hat: Christus, unser Vorbild! Eindringlich möchte Paulus das Verhalten Christi ins Licht, bzw. vor unsere Augen stellen. Er gefiel Sich nicht Selbst, sondern hatte den großen Wunsch: dem Vater zu gefallen. Damit zog Er die Schmähungen der damaligen Welt auf Sich. Als der Kraftvolle stellte Er Sich freiwillig an die Seite der Kraftlosen und gab diesen schon durch diese Haltung Trost uns Zuspruch. Den Pharisäern entgegnete Er auf deren Anklagen: "Nicht die Starken bedürfen des Arztes, sondern die mit Krankheit übel daran sind. Gehet nun und lernet, was das ist: Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer" (Mt 9:12-13).

Jetzt weist uns Paulus darauf hin, welche Lehre wir aus dem Verhalten Christi ziehen sollen. Durch "Ausharren" und durch "den Zuspruch der Schriften" sollen wir Zuversicht erlangen.

Wir dürfen davon ausgehen, dass das Knäblein "Jesus" schon in frühesten Kindheitsjahren von Seinen Eltern in Nazareth aus den Schriften belehrt wurde. Schon mit zwölf Jahren setzte Er im Tempel die Schriftgelehrten und alle, die Ihm zuhörten, über sein Verständnis und Seine Antworten in Erstaunen (Lk 2:46-47). Dem Elternhaus entwachsen, setzte Er das Lesen der Schriften selbstständig fort. Hier erwuchs Seine Kraft zum Ausharren, und dies in schlimmsten Leiden.

So möge es auch uns gegeben sein, dass wir aus dem Wort der Wahrheit täglich Kraft zum Ausharren schöpfen können, dass uns zugesprochen wird, welch herrliche Zukunft vor uns liegt und wie schnell ein Erdenleben dahinfliegt. Die wollte uns dahin bringen, dass in uns kein Raum mehr für selbst gefallen ist, dass wir aber umso mehr unser Herz den im Glauben Kraftlosen öffnen!

Röm 15:5

"Der Gott des Ausharrens und des Zuspruchs gebe euch, untereinander gleichgesinnt zu sein, gemäß der Gesinnung Christi Jesus."

Nach den Zusprüchen und Ermahnungen der letzten Verse fügt der Apostel ein Gebet der Fürbitte an und zeigt uns die wahre Quelle auf, von der alles kommt. Den Korinthern schreibt Paulus: "Was hast du aufzuweisen, das du nicht erhalten hättest?" (1Kor 4:7). Wir können diese Aussage generell auf alles anwenden, denn wir haben wirklich nichts aufzuweisen. Auch unsere Worte, und seien sie noch so klug und überzeugend formuliert, nützen nichts, wenn sie nicht vom Wirken Gottes unterstützt werden. So weiß auch Paulus sehr gut, dass seine Worte nutzlos sind, wenn der Gott des Ausharrens und des Zuspruchs sie nicht gibt...!

"Der Gott des Ausharrens" - wie wunderbar ist diese Bezeichnung. Wir Menschen sind so ungeduldig und meinen, alles müsste immer schnell und sofort geschehen. Und wie lange muss Gott warten (um hier einmal den menschlichen Zeitmaßstab anzusetzen), bis Er Sein Ziel, nämlich "alles in allen zu sein" (1Kor 15:28b), erreicht hat? Und welche Schmähungen muss gerade Er, der Schöpfer aller Dinge, seitens Seiner Schöpfung ertragen? Ja sogar wir, die Herausgerufenen, kränken Sein Herz immer wieder, wie wir wir nach Eph 1:7 wissen dürfen, dass auch diese ständigen Kränkungen in Christus vergeben sind, nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überließen lässt. Und dieser wunderbare Gott und Vater hat nicht nur unendliche Zeit für und mit uns, Er harrt auch aus und gibt uns Zuspruch, Er richtet uns wieder auf, wenn wir verzagen möchten, und gibt uns neue Kraft, wenn wir in Schwachheit fallen.

Gott ist nicht auf unser Gebet und unsere Fürbitte angewiesen, aber er freut Sich zutiefst, wenn wir Ihn anrufen, wenn wir im Geist mit Ihm reden, wenn wir Ihm unsere Anligen vorbringen, ob für uns selbst oder in der Fürbitte für die anderen. Die Kinder dürfen zum Vater kommen, und Seine Arme sind immer weit geöffnet!

Röm 15:6

"...Damit ihr einmütig und mit einem Mund den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht."

Paulus bittet seine Gott und Vater um Gleichgesinnung der Geschwister in Rom, und diese Gleichgesinnung ist auch für uns erstrebenswert. Oder sind wir heute schon alle gleichgesinnt?

Es gibt nur eine Gesinnung, an der wir uns orientieren, die wir anstreben und in uns aufnehmen sollen: Die Gesinnung Christi Jesu (Phil 2:5). Wenn wir alle Seine Gesinnung haben, uns in ihr befinden, dann gibt es in der Tat "Gleichgesinnung"! Doch solange wir noch eigenen Ruhm und Anerkennung suchen, solange wir uns nicht erniedrigen und erdulden können, solange fehlt uns noch etliches, wir sind noch nicht gleichgesinnt!

Wir möchten hier aber darauf hinweisen, dass Erkenntnisunterschiede, soweit sie nicht die Grundregeln der paulinischen Lehre unterlaufen, die Gleichgesinnung nicht stören müssen, im Gegenteil: Sie können zum Nachdenken anregen. Es geht hier um unsere innere Grundeinstellung. Sind wir bereit, uns zurückzustellen, den anderen höher zu achten, selbstlos zu dienen, uns auch wirklich als "in Ihm" zu erfinden?

In heilsunwichtigen Erkenntnisfragen mögen wir uneins sein, im Lobpreis Gottes und Seiner Verherrlichung muss Einmütigkeit bestehen! Lobpreis und Verherrlichung Gottes kann ab er nicht in Ritualen, Sakramenten und Zeremonien verschiedener Art bestehen, wie es viele Gemeinschaften praktizieren, sondern beweist sich in unserem Wandel und Dienst. Mit dem Mund können wir heucheln, aber unser Wandel spricht Bände. Schauen wir also ganz praktisch auf Ihn, unseren Herrn; Ihm so immer ähnlicher werdend, wird auch unser Lobpreis und unsere Verherrlichung Gottes immer einmütiger werden (siehe 2Kor 3:18).

Röm 15:7

"Darum nehmt euch einander an, so wie auch der Christus euch zu Sich annahm zur Verherrlichung Gottes."

Unser Blick ist weiter auf den Herrn gerichtet. Wenn wir jetzt fragen, wie Er uns angenommen hat, so lesen wir einfach noch einmal Röm 5:8: "Gott aber hebt uns gegenüber Seine Liebe dadurch hervor, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren".

In knappster Form wird uns hier der Heilsplan Gottes aufgezeigt! Hervorzuheben ist, dass nicht der Mensch etwas tun muss, um zu Gott zu kommen, wie es ja die herkömmliche Kirche fordert, sondern dass Gott auf die Menschen zukam, das Er etwas für uns tat, noch bevor wir selbst etwas tun konnten. Wir können diese Worte aus Röm 5:8 jetzt abhaken, weil wir sie verstanden haben. Aber wir möchten Sie, liebe Leser, noch tiefer führen, wir möchten diese Worte auch mit dem Herzen verstehen.

Wenn wir uns darüber klar sind, dass die niedergeschriebenen Worte in Röm 5:8 nicht menschliche, sondern vom Geist gehauchte Worte sind, dann dürfen wir sie, als ob Gott direkt zu uns spricht! Und unser Gott und Vater sagt jedem von uns: "Ich möchte dir Meine Liebe zeigen, indem ich Meinen geliebten Sohn für dich dahingab!" Merken wir, liebe Geschwister, das Gott für uns kein ferner, unbekannter Geist ist, sondern dass Gott zu uns "von Seiner Liebe" spricht! Der große Gott, der Schöpfer aller Dinge, kommt zu uns irdenen Staubgefäßen und spricht mit uns über Seine Liebe! Ist das nicht mehr als überwältigend?

Wer Liebe hat und Liebe verströmen kann, muss auch ein Empfinden haben, eine Seele, Wir lesen zwar nirgends in der Schrift, dass Gott eine Seele hat, aber er hat "Empfinden", und die in Richtung zu uns! Und wenn dieser Gott, der in Christus unser Vater ist, uns so tief in Sein Herz schauen lässt, wenn Er uns zeigt, wie liebe Er uns hat, dann dürfen wir Ihm auch damit Antwort geben, dass wir den anderen, der genauso von Gott geleibt ist, annehmen!

Röm 15:8

"Denn ich sage, Christus ist der Diener der Beschneidung geworden für die Wahrhaftigkeit Gottes, um die Verheißungen der Väter zu bestätigen."

Röm 14 und die Eingangsverse zu Röm 15 befassten sich damit, wie die Gläubigen in Rom damals, und wir Gläubigen heute, miteinander umgehen sollen. Ab Röm 15:3 ging unser Blick hin zu Christus und Seinem Heilwerk, wobei durchlich zwei Heilsgebiete sichtbar werden, das der Beschneidung, deren Diener Christus persönlich ist, und das der Nationen, zu deren Diener und Apostel Paulus berufen wurde. Es ist im Grund sehr einfach, diees beiden Heilsgebiete auseinander zu halten, doch hat es der Widerwirker verstanden, bei einem Großteil der Gläubigen diees Auseinanderhalten zu vernebeln, ja mehr noch, sie zu vermischen. Jesus sagt ja klipp und klar, dass Er nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt war (Mt 15:24), Paulus hingegen betont, dass er der Deiner am Evangelium für die Nationen geworden ist (Eph 3:7-8 und Eph 3:1).

Christus kam ins Fleisch als Diener der Beschneidung und bestätigte somit die Verheißungen an die Väter. Wenn trotzdem solche aus den Nationen zu Ihm kamen, dann nur in der zweitrangigen Rolle als Gäste und Fremdlinge, die von den Brosamen lebten, die vom Tisch der Beschneidung fielen (lies Mt 15:24-28). Obwohl wir also sorgfältig zu trennen haben, sind trotzdem beide Heilsgebiete "Christi Werk" Bei dem einen kam Christus persönlich ins Fleisch, bis auf die allerletzten Begegnungen, bei dem anderen berief Er als erhöhter Sohn Gottes sein Werkzeug "Paulus".

Schon früh in der nachapostolischen Zeit wurden diese beiden Gebiete vermischt. es wurde behauptet, Israel sei für immer verworfen, die Kirche müsse dieses Erbe antreten. doch wie herrlich haben wir in den zurückliegenden Kapiteln sehen können, dass Gott Sich immer nur einen Überrest aus Seinem Volk Israel bewahrt hat und bewahren wird und dass Er mit diesem Überrest immer Sein Ziel erreicht, zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit.

Lange, bevor Christus ins Fleisch kam, hat Gott durch die Propheten im AT zu den Vätern gesprochen und ihnen sehr genau vorhergesagt, was kommen wird. Und die Verheißungen bestätigen sich durch das Kommen Christi Jesu als Messias für Sein Volk.

Die Jünger erkannten in Ihm den verheißenen Messias, auch viele aus dem Volk waren Ihm zugetan, doch die Schriftgelehrten, die ja in den alten Schriften bewandert waren, lehnten Ihn ab; sie fürchteten um ihre Stellung.

Die Botschaft Jesu war das Königreich Gottes auf Erden, und intensiv bereitete Er Seine Jünger auf deren Aufgabe in diesem kommenden Königreich vor. Beweise aus der Schrift sind hier überflüssig, weil die vier Evangelien voll von diesen Aussagen sind. Nachdem die Menge des Volkes, aufgehetzt durch die Schriftgelehrten, Jesus und mit Ihm das Angebot des Königreiches ablehnten, und den Sohn Gottes kreuzigten, harten die Jünger nach Seinem Tod in Jerusalem auf den verheißenen Geist. Die Verheißung erfüllte sich an den Pfingsttagen und es geschah eine erneute gewaltige Proklamation des Königreiches an das Volk. Doch die erhoffte Umkehr und Buße des Volkes blieb aus, es bildeten sich lediglich kleine Gemeinden, die unter der Führung des Apostels Petrus entstanden, wie es der Herr befohlen hatte: "Du bist Petrus, und auf diesem Felsen will Ich Meine herausgerufene Gemeinde bauen, und die Pforten des Ungewahrten werden nicht die Oberhand über sie behalten., Ich werde dir die Schlüssel des Königreichs der Himmel geben" (Mt 16:18-19a).

Diese jüdischen Gemeinden des Königreichs bestanden im gesamten Verlauf der Apostelgeschichte, erst mit Apg 28:28 wurde ihr Ende besiegelt: "Euch sei daher bekanntgemacht, dass diese Rettung Gottes den Nationen gesandt worden ist; sie werden auch hören!"

Röm 15:9

"Die Nationen aber werden Gott für Sein Erbarmen verherrlichen, so wie geschrieben steht: Deshalb werde ich Dir huldigen unter den Nationen und Deinem Namen zum Saitenspiel lobsingen."

Es wäre die logische Folgerung, wenn Paulus jetzt, nachdem er im letzten Vers von der herausgerufenen Königreichsgemeinde sprach, zu uns, der Körpergemeinde übergehen würde. Doch wenn wir bis Vers 12 vorauslesen, dann können wir diese Verse kaum auf uns münzen. Paulus bezieht sich im Blick auf die Nationen auf Aussagen des AT (wie kommen ja noch auf diese Verse zu sprechen), doch die Körpergemeinde kann damit nicht gemeint sein, wird ihr Existenz doch erst durch die Briefe des Apostels Paulus enthüllt.

Der Beweis dafür, dass die Körpergemeinde vor der Enthüllung durch Paulus nirgends in der Schrift angeführt ist, sind die Geheimnisse Gottes. Wir finden viele davon in der Schrift, und etliche betreffen uns. So lesen wir in Röm 16:25-26 von dem uns betreffenden Geheimnis, nämlich dem Evangelium Pauli, dass es in äonischen Zeiten verschwiegen war, nun aber, durch Paulus, offenbar wurde. Wenn es in äonischen Zeiten tatsächlich verschwiegen war, können wir es auch nicht finden, bevor es Paulus enthüllte. Alle Versuc he, uns, die Körpergemeinde im AT und den Teilen des NT, die nicht von Paulus geschrieben wurden, zu entdecken, schlagen fehl, ja führen in die Irre! Zu dem schon angeführten Beweis aus Röm 16 lesen wir noch eine weitere Aussage: "... und das Wort Gottes zu vervollständigen - das Geheimnis, das von den Äonen und von den Generationen her verborgen gewesen ist, nun aber Seinen Heiligen offenbart wurde, denen Gott beannt machen will, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Nationen sei..." (Kol 1:26-27).

Wir haben den heutigen Tag dazu benützt, um aus Gottes Wort klar und einfach zu belegen, dass die KÖrpergemeinde erst durch Paulus enthüllt wurde, dass sie vorher ein Geheimnis Gottes war - dies ist einfach zu erkennen und muss von uns auch beachtet werden!

Gestern haben wir belegt, wen die Verse 9-12 nicht meinen können. Von wem spricht also Paulus in unserem Leitvers, wer sind "die Nationen "?

Wir müssen an dieser Stelle erneut bedenken, dass Paulus diesen Brief ja erst einmal an die Glieder der Körpergemeinde in Rom schrieb, worunter sich auch Israeliten befanden (Paulus war ja selbst Israelit aus dem Stamm Benjamin). Diese waren in der Regel mit den alten Schriften betraut. Im Grunde knüpft Paulus an den letzten Vers 8 an und bestätigt den israelitischen Gliedern der Körpergemeinde, dass Gott Sein Volk nicht für immer verworfen hat, sondern dass es eine Zeit geben wird, wo die Nationen, unter der Führung Israels, Gott für Sein Erbarmen verherrlichen werden. Dies kann aber nur in der Zeit nach der Entrückung der Körpergemeinde sein, also im tausdn Jahre währenden Königreich der Himmel auf Erden! Paulus belegt dies mit einem Wort aus Ps 18:50.

Wir machen jetzt einen kurzen Blick hinein in Ps 18, er handelt von der wunderbaren Bergung Davids durch Gott aus der Hand seiner Feinde. In Ps 18:44 kommen dann die Nationen ins Spiel: "Du befreist mich vom Hader des Volkes. Du setzt mich zum Haupt der Nationen..." (das unterstrichene Wort "Volk" steht in der konkordanten Übersetzung zwar in der Mehrzahl, die meisten Übersetzer, auch Baader sehen aber hier die "Einzahl"). David bezieht sich zum einen auf das eigene missgünstige und streitsüchtige Volk, und zum anderen sieht er weit in der Zukunft, wie er als König im Tausendjahrreich auferstehen und wieder regieren wird und somit das Haupt der Völker sein wird (Israel wird ja dann als Bundesvolk Gottes die führende Nationen sein). Und dann wird sich das herrliche Wort unseres Leitverses erfüllen: "Die Nationen aber werden Gott für Sein Erbarmen verherrlichen.

Röm 15:10

"Anderswo wieder heißt es: Seid fröhlich, ihr Nationen, mit Seinem Volk!"

Auch dieses Zitat des AT (5Mo 32:43) ist die Fortsetzung der Beweisführung Pauli, dass Gott Sein Ziel gemäß Seinem Ratschluss erreichen wird. Die Erfüllung dieser prophetischen Aussage nimmt, wie schon in Vers 9, ihren Anfang im kommenden Königreich auf Erden. ßn Gottes beginnt nach der Entrückung der Körpergemeinde und dem damit verbundenen Abschluss der heutigen Verwaltung der Gnade eine neue Verwaltung: Die des Zorns bzw. des Gerichts. Wir finden die uns allen bekannte Beschreibung dieses auf sieben Jahre begrenzten Geschehens in der Offenbarung des Johannes. Am Ende dieser schrecklichen sieben Jahre erfüllt sich Sach 14:4: "Und Seine (Christi) Füße werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberg, der vor Jerusalem liegt gegen Morgen. Und der Ölberg wird sich mitten entzweispalten..." Und einige Verse weiter: "Und der Herr wird König sein über alle Lande" (V. 9). Es beginnt also wieder eine neue Verwaltung, die "des Königreiches".

Dann wird sich erfüllen, was Jesus Seinen Jüngern kurz vor Seiner Himmelfahrt anbefohlen hat: "Mir ist alle Vollmacht im Himmel und auf Erden gegeben. Daher gehet hin, macht alle Nationen zu Jüngern, tauft sie in den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu halten, was Ich euch geboten habe" (Mt 28:18-20).ßte es: Lobet den Herrn alle Niefst beschämt, aber auch beglückt sein. Es wird jene Zeit sein, wo sie Israel dankbar für diesen Dienst sind, wo sie mit Israel in den Lobpreis Gottes einstimmen werden. Eine geschundene Erde wird für tausend Jahre Gerechtigkeit erleben!

Röm 15:11

"Und wieder heißt es: Lobet den Herrn alle Nationen! Lobpreisen sollen Ihn alle Völker!"

Unser heutiger Leitvers unterscheidet sich in seiner Winzigkeit vom letzten Vers, es heißt hier: alle Nationen". Wenn wir in den Versen 9-10 sahen, dass die Nationen Gott für Sein Erbarmen verherrlichen und Ihm huldigen werden, so ist die Zahl doch unverbindlich. Wir wissen ja auch, dass im Königreich noch Unrecht geschehen wird, nur wird dieses dann sofort und konsequent bestraft (siehe z.B. Offb 2:27). Als unrühmliches Beispiel schatten Ananias und seine Frau Saphira vor, wie selbst eine Lüge im Königreich mit dem Tod betraft wird (Apg 5:1ff). Es werden also nicht alle Nationen komplett Gott verherrlichen. Dies ist aber auch gar nicht in Gottes Ratschluss enthalten, vielmehr ist das Königreich nur ein Anfang. Die Erfüllung dieser prophetischen Aussage wird erst auf der neuen Erde sein.

Mit unserem heutigen Leitvers blickt Paulus also über das Königreich hinaus und führt uns geistlich über das Gericht vor dem großen weißen Thron hinaus bis in die letzte Verwaltung "der Vervollständigung", die gleichzusetzen ist mit dem letzten 5. Äon, dem "Äon der Äonen" (Eph 3:21). Hier werden neue Himmel und eine neue Erde sein (Offb 21:1), und das neue Jerusalem kommt auf die neue Erde, "Gottes Zelt ist bei den Menschen, und Er wird bei ihnen zelten" (Offb 21:2-3). Hier wird dann keine Nation mehr ausgenommen sein, "alle" werden Ihn verherrlichen, und Er (Gott) wird jede Träne aus ihren Augen wischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch TRauer, noch Geschrei, noch Pein - sie werden nicht mehr sein; denn das vorige ist vergangen" (Offb 21:4).

Es muss aber noch angemerkt werden, dass auch zu Beginn auf der neuen Erde noch Unreinheiten sein werden, (siehe Offb 21:27), doch es gibt das "Holz des Lebens" dessen Blätter zur Genesung der Nationen dienen (Offb 22:2). Diese letzte Verwaltung der Vervollständigung führt, wie ihr Name sagt, in die Vervollständigung ein, deren Abschluss uns in 1Kor 15:27-28 gezeigt ist: "Gott alles in allen!"

Röm 15:12

"Jesaja wiederum sagt: Es wird sein an jenem Tag: Die Wurzel Isais, der da aufsteht als Fürst der Nationen, auf Ihn werden sich die Nationen verlassen."

Wir wollen den Ausgangspunkt zu diesem Streifzug durch das AT nicht aus den Augen verlieren: Die Worte sollen die damalige Gemeinde in Rom, aber auch uns im Ausharren und in der Zuversicht stärken (V. 4). Und so fügt Paulus noch ein Propheten Wort aus Jes 11:10 an. Und ist es keine Stärkung für uns, wenn wir heute, rund zweitausendachthundert Jahre nach Niederschrift der Jesajarolle, sehen dürfen, wie sich Prophetie erfüllt hat? Und wird nicht unsere Zuversicht gestärkt, dass auch die noch ausstehenden Worte ihre Erfüllung finden werden?

Wer einen Blick in Jes 11 hineinwirft, sieht sofort, dass sich das ganze Kapitel mit der Aufrichtung des Königreichs Davids durch Christus befasst. Dieses Königreich ist das Hauptthema vieler Prophetie im AT. Kann dieses Thema "Königreich" unsere Zuversicht stärken? Es ist ein Mangel unter uns, dass wir sehr schnell das kommende Königreich damit abtun, "es gehe uns nichts an!" Das geistige Befassen mit den Dingen des Königreichs wäre somit Zeitverschwendung!

Wir sehen dies etwas anders. Es ist richtig, dass wir zum Zeitpunkt der Aufrichtung des Königreiches längst entrückt und bei unserem Herrn und Haupt sind. Aber haben wir uns schon einmal Gedanken gemacht, wo wir sein werden, wenn Christus, unser Haupt, das Königreich aufrichtet? Sind wir dann so fern von Ihm, dass wir damit nichts zu tun haben? Wir stehen natürlich klar hinter unserer überhimmlischen Berufung und unserem zukünftigen Aufgabenfeld in den überhimmlischen Gebieten, und wir stehen ebenso klar hinter der großen Aufgabe, das All in Christus aufzuhaupten (Eph 1:10). Doch diese Aufgab wird ja auch von Israel wahrgenommen, nur eben auf die Erde beschränkt. Dieselbe Aufgabe, nur zwei verschiedene Gebiete - darf da nicht auch großes Interesse unsererseits am anderen Gebiet vorhanden sein?

Röm 15:13

"Der Gott der Zuversicht aber erfülle euch mit aller Freude und allem Frieden im Glauben, damit ihr überfließt in der Zuversicht, in der Kraft heiligen Geistes."

Auch diese zurückliegenden Verse schließt Paulus wie schon in Vers 5, mit einem Gebet der Fürbitte ab. Es geht um Zuversicht, um innere Freude, Frieden und um Kraft in heiligem Geist. Für alles gibt es nur eine Quelle: Aus Gott! In unserem Herrn und Haupt dürfen wir heute schon innige Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater haben. Die Auswirkungen zählt Paulus auf.

Die Quelle ist Gott, der Kanal ist Christus und das Mittel ist der Geist. Und so lesen wir in Gal 4:6 die herrlichen Worte: "Weil ihr aber Söhne seid, schickte Gott in unsere Herzen den Geist Seines Sohnes aus, der laut ausruft: Abba Vater!" Und in Eph 2:18 wird dies bestärkt: ".,.. weil wir beide durch Ihn in einem Geist Zutritt zum Vater haben".

Wir brauchen den Geist Christi nicht herbei zu beten, er ist bereits vom Vater ausgeschickt! Wenn Paulus wiederum darum betet, dass wir mit Freude und Frieden im Glauben erfüllt werden, dann stehen wir wieder an dem alten Problem, dass wir gemäß "unserer Stellung in Christus" bereits alles haben, dass wir aber in "unserem Wandel und Dienst" das erhaltene Glaubensgut auch ausleben, also aktivieren sollen.

Wie oft gehen wir nur mit unserem Kopf an Gottes Wort heran, und wie wenig mit dem Herzen! Wie sehr können wir uns doch über irdische Dinge freuen, wenn wir sie anschauen. Gewiss, wir haben dann die Dinge buchtstäblich vor Augen! Aber: wir dürfen uns die geistlichen Dinge auch so real wie möglich vorstellen, sie mit den Augen des Herzens betrachten, und dann aktiviert der Geist Christi die Freude, den frieden im Glauben. Und wer Freude in sich hat, ja sogar überschäumende Freude, der wird auch in der Zuversicht überfließen, und dies durch die Wirksamkeit des heiligen Geistes.

Auswirkung der Liebe der Gläubigen

Röm 15:14

"Auch ich selbst bin überzeugt, was euch, meine Brüder, betrifft, dass auch ihr selbst von Gutheit geweitet seid, erfüllt mit aller Erkenntnis, befähigt, auch einander zu ermahnen."

Mit dem heutigen Vers 14 wird Paulus wieder persönlich, d.h., er spricht die Brüder (wobei die Schwestern eingeschlossen sind) direkt an, indem er drei Punkte lobend hervorhebt.

"Von Gutheit geweitet" klingt erst einmal ungewohnt in unseren Ohren. Wenn wir dem Wort nachgehen, dann finden wir Hilfe in Gal 5:22: "Die Furcht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit ..." Und in Eph 5:9 lesen wir: "Wandelt wie Kinder des Lichts (denn die Frucht des Lichts besteht in aller Gutheit, Gerechtigkeit und Wahrheit)" . Dazu noch 2Thes 1:11-12: "... dass uns Gott. ... bei euch alles Wohlgefallen an Gutheit ... in Kraft vervollständige, damit der Name unseres Herrn Jesus unter euch verherrlicht werde und ihr in Ihm".

Die oben genannten Stellen zeigen uns, dass die hier angesprochene "Gutheit" kein eigenes menschliches Prodiukt ist, auch nicht unsere Persönlichkeit charakterisiert (ob wir z.B . Gut oder böse Menschen sind), sondern eine Frucht des Geistes bzw. die Frucht des Lichts darstellt. Es wird damit unsere geistliche Reife angesprochen. Die Natur dient uns hier mit einem gut verständlich Beispiel: Ein Apfel wächst nicht von sich aus, sondern weil er mit dem Baum verbunden ist, weil ihm der Saft vom Stamm des Baumes zufließt und die Sonne ihn bestrahlt. In diesem Sinn wird er immer größer, "er weitet sich!"

Wenn Paulus weiter das "Erfülltsein" mit aller Erkenntnis hervorhebt, dann ist ihm wichtig, dass die Stützpfeiler seines bis zu diesem Zeitpunkt vom Herrn empfangenen Evangeliums sicher in den Brüdern verankert sind: Die Rechtfertigung im Glauben Christi Jesu, die. Befreiung vom der Macht der Sünde und die Versöhnung mit Gott.

"... befähigt, auch einander zu ermahnen."

Den von gestern noch zu behandelnden dritten Punkt schauen wir uns heute separat an, stellt er doch in den Gemeinden eine wichtige Aufgabe dar. "Ermahnung" ist eine heikle Angelegenheit, weil sie meistens dort angewadnt werden muss, so etwas nicht in Ordnung ist oder wo etwas fehlt. Sie erfordert äußerstes Feingefühl gepaart mit Einfühlungsvermögen, und beides geleitet von "der Liebe".

Es ist interessant, wie zart der Apostel Abirrenden begegnet und anordnet, sie im Geist der Sanftmut zurechtzuweisen (wir sahen dieses Beispiel bereits in der Gemeinde zu Korinth). Und diese Zartheit benötigen auch wir! die Befähigung zur Ermahnung setzt aber auch einen eigenen vorbildlichen Wandel in Liebe voraus. Die Liebe fordert nicht die guten Werke von anderen, sondern stellt sich selbst als Vorbild guter Werke hin, und spornt die anderen zur gleichen Frucht an.

Überhaupt ist "die Liebe" wohl die köstlichste Ermahnung, die wir anwenden können. Denken wir an den verlorenen Sohn in Lk 15:11 ff. Als dieser nach langen Irrwegen zurückkam, machte ihm sein Vater keine langen Vorhaltungen, wie es sein Bruder getan hat, sondern seine Ermahnung bestand darin: "... er (der Vater) lief ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn zärtlich (Lk 15:20b). Und die herzbewegende Antwort des Sohnes blieb nicht aus (Lk 15:21).

Das beste Mittel der Ermahnung. um krankhafte Zustände zu beseitigen und an ihre Stelle wieder ein normales geistliches Wachstum zu setzen, heißt: Lasst uns ein Leben im Geist beginnen, das als erste Frucht die Liebe ringt! Ermahnungen "im Geist der Liebe" führen in die Reue und zurück auf den guten Weg, wo dann die folgenden Ermahnungen gerne befolgt werden, zum Lobpreis und zur Verherrlichung Gottes.

Röm 15:15

"Dennoch habe ich euch (zum Teil in verwegner Weise) geschrieben, um euch wieder daran zu erinnern, um der Gnade willen, die mir von Gott gegeben ist,"

Trotz der sichtbaren guten geistlichen Früchte, die Paulus mit den Brüdern in Rom erkennen durfdte, sieht er seinen Brief als notwendig an. Allerdings rechtfertigt er ihn im vorbildlich Stil der Liebe und Demut! Er möchte keinem in Rom lästig werden, keinen verletzen. und keinem überheblich erscheinen. Paulus kommt auch nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern in sanfter Ermahnung, indem er bekannte Wahrheiten neu in Erinnerung ruft. Und wie zartfühlend er vorgeht, zeigt, dass er seine Worte zum Teil als "verwegen" bezeichnet, was so viel wie "kühn" bedeutet. Er nahm sich die Kühnheit, ihnen zu schreiben, sie zu belehren. und anzuweisen - welche Bescheidenheit des vom Herrn berufenen Apostels!

Mit den Worten "um der Gnade willen ..." leitet Paulus auf seinen ihm gegebenen besonderen Auftrag über, dessen Hauptbestandteil die ihm von gott gegebene Gnade ist. Nun gab es Gnade Gottes zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte, bedeutete Gnade (charis) doch etwas, das Freude verursacht, und Gott will in Seiner unergründlichen Liebe Seinen in Sünde unt Tod verstrickten Geschöpfen immer "Freude" zuteil werden lassen (auch wenn dies für uns Menschen nicht immer erkennbar ist). Allerdings wurden die Gnadenerweise z.B. in Form von Segnungen im AT immer an entsprechende Bedingungen geknüpft (siehe im Fall Israel 5Mo 21:1). Im Fall des Ungehorsams folgte das Gegenteil von Freude:; Die Bestrafung (5Mo 28:15 ff). Besonders beachtenswert ist, dass die Gnadenerweise Gottes an Israel rein irdischer Natur waren (5Mo 28:1-13).

Die Gnade, die Paulus zu verkündigen hat, fordert von uns Menschen nichts mehr, sie ist bedingungslos, ja sogar überströmend. Und in dieser Gnade seid ihr Gerettete, durch den Glauben, und dies nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe". Im Gegenteil zu Israels irdischen Segnungen ist die uns gegebene Gnade eine geistliche Segnung (Eph 1:3), und dies inmitten der Überhimmlischen!

Röm 15:16

"damit ich der Amtsträger Christi Jesu für die Nationen sei, der als Priester des Evangeliums Gottes wirkt, damit die Darbringung der Nationen wohlannehmbar werde, geheiligt in heiligem Geist."

Die bedingungslose, rettende Gnade, von der wir gestern abschließend sprachen, finden wir weder im AT, noch im NT in den vier Evangelien; wir finden sie auch nicht bei Petrus, sondern ausschließlich bei Paulus. Er ist der einzig Apostel, der sagen darf, dass ihm die "Verwaltung der Gnade Gottes" für die Nationen gegeben ist (siehe Eph 3:1-2 und Eph 3:8).

Wem eine "Verwaltung" übertragen ist, der ist auch "Amtsträger"! Und erhalten hat Paulus dieses Amt durch eine Enthüllung des erhöhten Christus (siehe Gal 1:12). Um allen späteren Missdeutungen vorzubeugen, betont Paulus in diesem Vers extra, dass er sein Evangelium nicht von Menschen erhielt, noch von Menschen gelehrt wurde. Die Ansicht, es sei das gleiche Evangelium, welches schon Petrus und die anderen Apostel vorher gelehrt hatten, ist damit widerlegt!

Wenn Paulus sich hier als "Priester des Evangeliums Gottes" bezeichnet, dann hat dies überhaupt nichts mit dem Priestertum im Tempel zu tun, das zwischen Gott und den Menschen vermitteln sollte, sondern erklärt das zuvor Gesagte, dass Paulus dieses nur ihm enthüllte Evangelium in vermittelnder Weise weitergibt.

Das Ziel sind die geistgewirkten Früchte, die allein Gott angenehm sein können. Sie offenbaren sich in unserem Dienst und Wandel, die ja in diesen letzten Kapiteln das Hauptthema darstellen. Was haben die Nationen, also wir, die Körpergemeinde, darzubringen? Es kann nur unser lt. Röm 12:1-2 bereitgestellter Körper sein, der als ein lebendiges und Gott wohlgefälliges Opfer den folgerichtigen Gottesdienst darstellt. An diesem reifen durch Geist geheiligte Früchte wie Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit, Freude, Sanftmut und Selbstzucht (Gal 5:22).

Röm 15:17-18a

"In meinem Dienst für die Sache Gottes habe ich folglich das Rühmen nur in Christus Jesus. Denn ich möchte nicht wagen, von etwas zu reden, was nicht Christus durch mich ausgeführt hat,"

Die Gefahr der Überheblichkeit war bei Paulus in jedem Fall gegeben, denn wie kein anderer wurde er beauftragt, die gewaltigen, uns betreffenden göttlichen Geheimnisse zu enthüllen. Als Mensch war er vor dieser Gefahr nicht gefeit, doch Gott sorgte vor! Sein Bekenntnis, nachdem er bis zum dritten Himmel, ja in das Paradies entrückt worden war, lautet: "Damit ich mich nun nicht wegen der Außerordentlichkeit der Enthüllungen überhebe, wurde mir darum ein Splitter für das Fleisch gegeben, ein Bote Satans, um mich mit Fäusten zu schlagen, damit ich mich nicht überhebe" (2Kor 12:7).

Hat nicht mancher von uns, liebe Geschwister, auch einen Splitter in irgendeiner Form im Fleisch? Und ist er uns nicht manchmal lästig oder gar schmerzhaft? Wir wissen nicht genau, welcher Art der Splitter bei Paulus war (dies ist für uns auch nicht so wichtig), wichtiger ist seine Einstellung zu diesen zweifellos schmerzhaften Faustschlägen. Zwar ist der Verursacher ein Bote Satans, doch auch dieser kann, wie sein Auftraggeber, nur das tun, was Gott in Seinem Ratschluss beschlossen hat! Paulus sieht in dieser Macht der Finsternis ein Werkzug Gottes, das ihn vor Hochmut schützt. Diese Sicht kann vielleicht so manchem von uns dienlich sein, in ähnlicher Lage nicht zu klagen, sondern Gott zu rühmen - auch wenn es schwer fallen sollte!

Schon an früherer Stelle haben wir gesagt, dass Gott in Seinem Wort keine Ausdrücke einfließen lässt, die menschlicher Natur entstammen. Auch wenn Paulus wiederholt betont, dass er seine eigene Meinung niederschreibt, so steht auch hinter seiner eigenen Ansicht, gemäß dem heutigen Wort, Christus" Die Aussage in unserem Leitvers muss somit übergeordnet gesehen werden, sie steht über allen Worten und Briefen des Apostels.

Röm 15:18b-19

"um die Nationen zum Glaubensgehorsam zu führen durch Wort und Werk, in Kraft der Zeichen und Wunder, in Kraft des Geistes Gottes, so dass ich von Jerusalem aus ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium des Christus völlig ausgerichtet habe."

Paulus kommt zum Kernpunkt seines ihm anvertrauten Evangeliums: "Um die Nationen zum Glaubensgehorsam zu führen". Schon in Röm 1:5 lasen wir dieses Wort, und in Röm 16:26 taucht es noch einmal auf. "Gehorsam" ist im Römerbrief stets mit "Glauben" verbunden, und "Glaube" ist ja das Erfassen. unserer Rettung in der Gnade. "Gehorsam" kann also in dieser Verbindung nur der Erweis sein, dass wir in unserem Dienst und Wandel das ausleben, was wir glauben. Dabei ist hervorzuheben, dass der unerschütterliche und makellose Glaubensgehorsam unseres Herrn nicht nur das Fundament unserer eigenen Rettung ist, sondern uns auch als Vorbild dienen darf. Wieviel geistliche Kraft liegt hier für uns bereit!

Pauli Auftrag geschah durch Wort und Werk - hier haben wir keine Verständnisschwierigkeiten. Problematischer wird es bei der nächsten Aussage: "in Kraft der Zeichen und Wunder". Bekanntermaßen bauen heute viele charismatische Gemeinschaften auf diese Zeichen und Wunder und ziehen die Massen der (gläubigen?) Menschen an. Da ich, der Verfasser dieser Zeilen, selbst über ein Jahrzehnt in solche einer Gemeinschaft war, könnte ich viel hierzu sagen. Doch Gott tat mir rechtzeitig die Augen auf, und ich durfte erkennen, dass hier Satan als Engel des Lichts wirkte, um die wahren Gläubigen vom Evangelium des Paulus abzuhalten (siehe 2Kor 11:14).

Wir können Paulus nur richtig verstehen, wenn wir erkennen, dass ihm sein Evangelium nicht an einem Tag gegeben, sondern über lange Jahre hinweg Stück für Stück enthüllt wurde. Waren im Anfang seines Wirkens noch Zeichen. und Wunder selbstverständlich, so traten diese im Verlauf seines Dienstes immer weiter in den Hintergrund, bis sie nach Enthüllung tiefster Geheimnisse im Gefängnis in Rom keinerlei Bedeutung mehr hatten!

Die Anziehungskraft der "Zeichen und Wunder" ist so stark, dass wir noch einen Tag darauf verwenden wollen. Wir können den Weg des Apostels Paulus über all seine Stadien nur richtig verfolgen, wenn wir seine Briefe chronlogisch lesen. Der Römerbrief wurde ca. 4 Jahre vor den Gefängnisbriefen (Epheser-, Philipper- und Kolosserbrief) geschrieben, enthält also noch nicht letzte enthüllte Wahrheiten. Standen anfänglich (auch zum Zeitpunkt der Niederschrift des Römerbriefes) noch Zeichen und Wunder im Dienst des Paulus, so traten sie immer mehr zurück, denn der "Glaubensgehorsam" musste aufgerichtet werden. "Glaube" hat aber nichts mit Wahrnehmung zu tun, sonst wäre es kein Glaube mehr (lies Hebr 11:1)!

Während Israels Glaube durch Zeichen und Wunder gestützt wurde (sein Auftrag gilt ja für die Erde und wird im Königreich wieder aufleben), ist der Glaube der Körpergemeinde nicht mehr auf Wahrnehmungen (Zeichen und Wunder) angewiesen (2Kor 5:7). Es ist klar, dass diese Wegführung vom Sichtbaren in das Unsichtbare unserer fleischlichen Natur widerstrebt; das Fleisch steht wider den Geist. Ein Stück unseres Wandels ist also auch unser Kampf des Sichtbaren gegen das Unsichtbare. Auch Paulus musste diesen Weg durchlaufen. In 2Kor 12:8 sehen wir ihn dreimal zum Herrn um die Gunst flehen, ihn von seinem Splitter im Fleisch zu befreien - doch die göttliche Antwort war: "Dir genügt Meine Gnade!" (V. 2Kor 12:9). Wir erleben hier das Wachstum im Glauben des Apostels hautnah mit: Weg von Zeichen und Wundern, hin. zur allgenugsamen und alles überragenden Gnade!

Solange uns auf Zeichen und Wunder stützen, sind wir noch ungereift im Glauben, aber wenn wir uns im Glauben ohne Wahrnehmung allein auf die Kraft des Geistes Gottes verlassen, verherrlichen wir Ihn, unseren Gott und Vater, vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt immer mehr!

Röm 15:19b-20

"... so dass ich von Jerusalem aus ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium des Christus völlig ausgerichtet habe.o habe ich nun meine Ehre darein gesetzt, nicht Evangelium zu verkündigen, wo Christus schon genannt wird, damit ich nicht auf fremdem Grund baue,"

Mit dem ersten Teil unseres Leitverses umreißt Paulus das Gebiet, in welchem er bisher gewirkt hat um seinen Dienst völlig d.h. vollkommen, ausgerichtet hat. Er spürt, getrieben vom Geist Gottes, dass sein Auftrag auch über diese Grenzen hinausgehen, ja dass er sogar in absehbarer Zeit nach Rom kommen wird.

Interessant ist für uns, wenn Paulus aussagt, dass er nicht dorthin gehen möchte, wo Christus schon genannt wird, um nicht auf fremdem Grund zu bauen. Es ist klar, dass schon vor Pauli Berufung die Botschaft Christi von Jerusalem ausging, und zwar durch die dortigen Apostel an ihrer Spitze Petrus. Es ist ebenso klar, dass dies Botschaft "Königreichsevangelium" war, also ein erneutes Angebot an das innerhalb und außerhalb der Grenzen wohnende Volk, Jesus Christus anzunehmen, Buße zu tun und das Königreich aufzurichten.

Die erste Zeit des Wirkens Pauli müssen wir vom Inhalt her identisch mit dem der Apostel in Jerusalem sehen. Doch mit zunehmender Enthüllung kam auch eine größere Distanzierung vom Dienst am Königreich und damit an den judenchritlichen Gemeinden. Die Frage kommt auf, warum Paulus das krasse Wort "fremden Grund" benutzt", steht nicht Christus in jedem Fall im Mittelpunkt? Wir können diese hart klingende Formulierung nur richtig verstehen, wenn wir uns mit dem auseinandergesetzt haben, was die beiden Evangelien, das für Petrus (für das Königreich) und das des Paulus unterscheidet: Es stehen sich hier nämlich Gesetz und Gnade gegenüber! In langen Kapiteln haben wir in diesem Römerbrief darüber gesprochen, dass wir, die Körpergemeinde, vom Gesetz frei sind, bzw. nie unter diesem gestanden haben - es ist für uns fremder Grund! Uns gilt das herrlich kurze Wort an die Galater: "Ihr wurdet doch zur Freiheit berufen, Brüder! (Gal 5:13).

Röm 15:21

"sondern so wie geschrieben steht: Denen nichts über Ihn verkündigt wurde, die werden sehen; und die noch nichts gehört haben, werden verstehen."

Unser heutiges Zitat aus Jes 52:15 gehört in den Rahmen der umliegenden Verse, es geht um den Dienst Pauli an den Nationen. Dieser Dienst wurde notwendig, weil Israel aus Mangel an geistlicher Erkenntnis und geistlicher Einsicht das Königreichsangebot abgelehnt hat. An vielen Stellen hat gerade Jesaja die Ablehnung des Königreichs und die Beiseitestellung Israels prophezeit. Selbst Jesus greift immer wieder Aussagen dieses Propheten auf (z.B. Mt 13:10-15). Es war also von Anfang an kein Geheimnis, dass das Evangelium auch zu den Nationen gehen und von diesen gehört und aufgenommen wird.

Der Dienst Pauli an den Juden hat erwiesen, wie wahr die Weissagung Jesajas war. Die Apostelgeschichte zeigt uns immer wieder eindrucksvoll, wie Paulus zwar am Anfang immer noch zuerst die Synagogen aufsuchte, als er aber dort abgelehnt wurde, seinen Weg zu den Nationen suchte (siehe Apg 28:28). Die Fremdlinge, die überhaupt keine Ansprüche an Gott geltend machen konnten, bekamen Ohren, um zu hören, Augen, um zu sehen, und Herzen, um zu verstehen (siehe Jes 6). Das Wort des Propheten erfüllte sich vor den Augen der Juden!

Wenn wir heute trotzdem von einem Geheimnis sprechen, welches bis zur Enthüllung in den Gefängnisbirefen des Paulus unbekannt war, dann ist dies natürlich nicht der Weg des Evangeliums zu den Nationen, denn diese Tatsache weissagte ja schon Jesaja, sondern es ist die Einschiebung der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade und der damit verbundenen Herausrufung einer Schar von in Christus Erwählten, die den Körper des Christus bilden (siehe unsere Schrift "Geheimnisse Gottes"). Zwar auserwählt in Christus vor dem Niederwurf der Welt (Eph 1:4), ab er erst im Gefängnis in Rom durch Paulus enthüllt (Eph 3:1-3) - dies sind die wunderbaren Wege Gottes, die wir nur mit geistlicher Einsicht und Erkenntnis verstehen können.

Reisepläne des Apostels

Röm 15:22-24

"Darum auch wurde ich vielfach verhindert, zu euch zu kommen. Nun aber, da ich in diesen Landschaften nicht mehr Raum habe, jedoch seit vielen Jahren Sehnsucht habe, zu euch zu kommen, sowie ich nach Spanien gehen sollte, erwarte ich denn, auf der Durchreise euch zu schauen und von euch ausgerüstet und dorthin weitergesandt zu werden, wenn ich mich zuerst etwas an euch erquickt habe."

Unser heutiger Leitvers zeigt uns, dass wir versuchen können, eigene Wege zu gehen (die nur zu oft fehlschlagen oder verhindert werden), dass wir aber auch warten können, bis Gott Selbst uns den Weg und den Zeitpunkt zeigt.

Man fragt sich ja ganz automatisch, wie es sein konnte, dass der berufene Apostel der Nationen in seinem Dienst behindert werden konnte. Da lesen wir in 1Thes 2:18 den krassen Fall, dass Satan selbst Paulus und seine Mitarbeiter am Besuch in Thessalonich hindern konnte.

Es ist eine Grundlage unserer Erkenntnis,, dass Satan zwar ein mächtiger Fürst der Finsternis ist, dass er aber trotzdem nie gegen Gottes Ratschluss handeln kann, er ist vielmehr Gottes Werkzeug! Wenn es Satan in obigem Fall gelang, Paulus aufzuhalten, dann nur deshalb, weil die in Gottes Ratschluss lag. Auch der Mensch "§Paulus" hatte in seinem Herzen viele Wünsche und Sehnsüchte - die Liebe trief ihn verständlicherweise zu den Geschwistern - doch Gott Selbst bestimmte, wann der richtig Zeitpunkt war.

Im Hinblick auf die Römer lasen wir ja schon in Röm 1:10 von der Sehnsucht und den Gebeten des Apostels, nach Rom reisen zu können. Doch im Gegensatz zu 1Thes 2:18 betont Paulus hier: "... durch den Willen Gottes zu euch zu kommen." Paulus hat aus der Erfahrung mit den Thessalonichern gelernt, sich dem Willen Gottes unterzuordnen, auch in seinen verständlichen Reisewünschen. Erst nachdem er seinen Dienst dort völlig ausgerichtet hatte, wo Gott ihn zuerst hingestellt hatte (V. 19), war der Weg frei nach Rom ,und diesmal völlig nach dem Willen Gottes! Wie viel hat auch gerade uns dieser Leitvers zu sagen!

Röm 15:25-26

"Zunächst gehe ich nun nach Jerusalem, um den Heiligen zu dienen. Denn Mazedonien und Achaja haben es gutgeheißen, eine Beisteuer für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem zu geben."

Der Weg nach Rom schien tatsächlich frei zu werden, aber vorher gab es noch ein "zunächst", es war der Weg nach Jerusalem. Zwei Punkte sind mit diesem Weg verbunden: Zum einen die finanzielle Hilfe an die ärmeren Geschwister, zum anderen war dieser Besuch Pauli der Beginn des Gelöstwerdens von Jerusalem und den dort dienenden Brüdern der Königreichsgemeinde.

In 1Kor 16:1-4 macht Paulus sehr exakte Angaben, wie sich die Korinther in Bezug auf die Kollekte verhalten sollen. Wenn wir seine Anordnung leen, können wir sie eigentlich nur gut heißen! Würden alle Menschen nach diesem Prinzip handeln, gäbe es mit Sicherheit keine Armut mehr auf dieser Erde. Wir dürfen bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, dass ja auch unser kleines Werklein finanziell auf diesem Prinzip beruht, indem uns von jenen Lesern Gaben zukommen, die geben können. Ein Teil von ihnen gibt großzügig, so dass unsere Schriften kostenlos auch an solche Geschwister gehen können, die sehr arm sind und denen es schwer fällt, etwas von dem Wenigen, was sie zum Leben hab en, abzugeben. Und wie oft geht es manchem so gut, dass er etwas zurücklegen könnte!

Es gehört wohl auch in unsere Zeit der gefährlichen Frist, dass nicht nur die Ungläubigen, sondern auch die Gläubigen in Gefahr stehen, in den Sog des Egoismus hineingezogen zu werden. Wo früher die gegenseitigen Besuche, die Hilfe und geistliche Auferbauung selbstverständlich waren, steht heute oft das Medium "Fernsehen" dazwischen! Man hat keine Zeit mehr füreinander - und "Zeit" kann so viel wert sein wie Geld (oder sogar noch mehr).

Nehmen wir doch ein Wort an die Korinther mit in den Tag hinein: "Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass Er, wiewohl Er reich ist, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch dessen Armut reich würdet" (2Kor 8:9).

Röm 15:27

"Sie heißen dies gut, weil sie ja deren Schuldner sind; denn wenn die Nationen an deren geistlichen Gütern teilnehmen, so sind sie auch verpflichtet, eine Beisteuer zu den fleischlichen zu leisten."

Es sind die Gläubigen in Mazedonien und Achaja, die es gutgeheißen haben, dass auch der Armen in Jerusalem gedacht wird. Welchen geistlichen Reichtum durften doch gerade die aus den Nationen durch Paulus hören und aufnehmen!

Nun hat es uns ja unser Herr Selbst praktisch vorgeführt, was es heißt, "reich zu sein, doch um unseretwillen arm zu werden, damit wir reich seien." Die Triebfeder zu diesem selbstlosen Handeln ist die Liebe. Dabei ist es eine Tatsache, dass Jesus Christus ja zuerst einmal nur zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel gesandt war (Mt 15:24), sogar Seine Jünger wies Er an, nicht auf den Weg zu den Nationen zu gehen (Mt 10:5-6). Des Herrn Reichtum, Seine geistlichen Güter, all das ging also zunächst nur zum Hause Israel. Wenn Paulus in unserem Leitvers von einer Schuld der Nationen dem Hause Israel gegenüber spricht, dann trifft dies für jene Zeit des Übergangs auch. zu (es war der Übergang von der von. uns so benannten Pfingstverwaltung zur Verwaltung der Gnade). Noch hatte ja Israel die absolute Vorrangstellung vor den Nationen, das Geheimnis der Gleichstellung wurde erst später in dem Gefängnisbrief an die Epheser enthüllt, wo es dreimal heißt: "Gemeinsame Losteilinhaber, eine gemeinsame Körperschaft und gemeinsame Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus" (Eph 3:3-6).

Es lag aber im Ratschluss Gottes, dass Israel das Evangelium, ablehnt und dieses an die Nationen geht. So darf also auch heute nie vergessen werden, dass diese Kränkung Israels der Welt Reichtum ist und ihr Niedergang der Reichtum der Nationen (Röm 11:12). Unsere Gebet dürfen also durchaus auch heute noch dankbar das Volk Israel begleiten.

Röm 15:28-29

"Folglich werde ich (sobald ich diesen Dienst vollbracht und ihnen diese Frucht versiegelt haben) bei euch durchreisen und dann nach Spanien hin gehen. Ich weiß aber, dass ich (wenn ich zu euch komme) in Vervollständigung des Segens Christi kommen werde."

Es ist die Frucht der Liebe jener Geschwister, die im Hinblick auf die Kollekte für sich das zurücklegten, worin es ihnen gut ging. Paulus darf dieses Frucht als ein Zeichen der Verbundenheit persönlich nach Jerusalem bringen.

Paulus gebraucht für die Übergabe des Geldes das ungewöhnliche Wort "versiegelt".. Wir können es in Zusammenhang mit seiner Stellung als "Apostel der Nationen" sehen, wir können ab er auch dahinter die "Versiegelung der Frucht" sehen, die für jenen Tag aufgehoben wird, wo jeder "aus Liebe Gebende" seinen Lohn vor der Preisrichterbühne des Christus erhalten wird. Wenn wir hier den Maßstab von 1Kor 3:12-15 anlegen, dann dürfen solche Liebesgaben mit Sicherheit zu den nicht verbrennbaren Werken gerechnet werden. In 2Kor 9:7b lesen wir deshalb auch: "denn Gott liebt den freudigen Geber." Und in den Sprüchen lesen wir das schöne Wort: "Wer zu schenken hat, dem ist's wie ein Edelstein" (Spr 17:8a). Und überhaupt: Gab uns nicht Gott Sein liebstes, Seinen einzig gezeugten Sohn; und sind wir durch dieses Geschenk nicht die Allerreichsten geworden! Es gibt auch heute noch viele Möglichkeiten, eine ganz praktische Liebe in Form von Gaben auszuleben.

Paulus kündigt an, in der Vervollständigung des Segens Christi nach Rom zu kommen. Bisher war das Evangelium des Paulus noch unvollständig, es war das Evangelium des Übergangs. Doch in Rom erfüllte sich, was in 1Kor 13:10 angekündigt ist: "Wenn aber die Reife kommt", wenn das Wort Gottes auf sein Vollmaß gebracht wird ...! Und in der Tat durfte Paulus gerade in Rom (wenn auch als Gebundener) die höchsten und köstlichsten Wahrheiten niederschreiben und damit das Wort Gottes vervollständigen, was uns ja allen überfließend zum Segen wurde.

Röm 15:30-31

"Ich spreche euch aber zu, meine Brüder, durch unseren Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, mit mir in den Gebeten für mich zu Gott zu ringen, dass ich vor den Widerspenstigen in Judäa geborgen werde und mein Dienst für Jerusalem den Heiligen dort wohlannehmbar werde,"

Wie stärkend ist es doch für viele von uns, dass wir in Paulus, dem berufenen Apostel der Nationen, keinen Übermenschen zu sehen brauchen, sondern einen Menschen wie wir alle, der durchaus noch ganz menschliche Gefühle wie "Angst" zeigt. "Angst" vor seinen eigenen Stammesgenossen, deren Widerspenstigkeit er nur zu gut kannte! Hätte Paulus nicht seinem Herrn getrost ohne viel Worte vertrauen dürfen? Wirkt Gott nicht auch ohne Gebet alles nach dem Ratschluss Seines Willens?

In einer auf gewisse Weise ähnlichen, ab er doch viel dramtischeren Lage befand sich Jesus kurz vor Seinem Tod im Garten Gethsemane. Auch Ihn bedrückte der Weg, den Er gehen musste, nur war dieser ungleich schwerer als bei Paulus! In Lk 22:44 erleben wir unseren Herrn in einem derart inbrünstigen Gebet, dass Sein Schweiß wie Blutgerinsel auf die Erde herabfiel. Der Herr kämpfte hier nicht, wie häufig gelehrt wird, mit dem Tod, sondern mit der Angst (siehe unsere Schrift "Christi Ringen in Gethsemane") Für einen Moment zeigt sich uns das seelische Verlangen Jesu, diesen Becher vorübergehen zu lassen, doch sogleich stellte Er Sich unter den Willen des Vaters. "Gebet", ob für sich selbst oder fürbittend für andere, muss nicht immer eigene Wünsche oder Vorschläge enthalten, wie Gott handeln möge, sondern soll immer als Hauptinhalt die Anerkennung des Willens Gottes haben. "Jedoch nicht was Ich will, sondern was Du willst!" - dies waren die entscheidenden Worte Jesu (Mk 14:36b).-

War es dem Vater unangenehm, als Ihn der Sohn einen Moment lang um etwas bat, was nicht sein konnte? Im Gegenteil! In Lk 22:43 sehen wir, dass der Vater den im Gebet ringenden Sohn durch einen Boten stärkte, und so konnte Jesus als Sieger und Überwinder aus dem Gebetsringkampf gehen. Ein besseres Vorbild kann unser eigenes Gebetsleben nicht haben!

Röm 15:32-33

"damit ich durch Gottes Willen mit Freuden zu euch kommen und mit euch Ruhe finden möge. Der Gott des Friedens aber sei mit euch allen! Amen!"

Die gestrige Frage, ob wir durch unsere Gebete etwas erreichen oder ändern können, bedarf noch einer klaren Antwort, die aber im Grunde der heutige Leitvers schon selbst gibt: "... durch Gottes Willen"!

Grundsätzlich ist kein Gebet zu Gott verkehrt, weil es das Vaterherz immer erfreut, wenn sich Seine Kinder an Ihn wenden, auch wenn ihr Bitten nur zu oft kindlich sind und nicht Seinem Willen entsprechen. Das Gebet eines "Kindleins im Glauben" wird sich erheblich von dem eines "Vaters im Glauben" unterscheiden, denn die Letzteren haben den erkannt, der von Anfang an ist (siehe 1Jo 2:13). Hiob durfte gerade diese Erkenntnis am Ende seine schweren Weges bezeugen: "Ich erkenne, dass Du alles vermagst!" (Hi 42:2). Das Gebetsleben wird sich im Verlauf des Glaubenswachstums dahingehend verändern, dass der Gläubige immer weniger von Gott fordert, dafür sich immer mehr Seinem Ratschluss anvertraut bzw. sich glaubend unterordnet. Unser Herr tat dies in Gethsemane, und Paulus fügte den Worten in Röm 15:30 hinzu: "durch den Willen Gottes."

Bei Paulus müssen wir erkennen, dass sich seine Bitte n ach Gebetshilfe anders erfüllte, als er sich dies wohl gewünscht hatte. Er wurde von den Brüdern in Jerusalem weniger herzlich als erhofft, ermpfangen. Lt Apg 21:28 wurde das Volk brutal gegen ihn aufgehetzt, und als Gefangener sollte er gegeißelt werden (Apg 22:24). Erst als er sich als römischer Bürger zu erkennen gab, wurde er sorgsamer behandelt. Und wie bei dem im Gebet ringenden Herrn im Garten Gethsemane die göttliche Stärkung erfolgte, so lesen wir in Apg 23:11, wie der Herr Selbst zu Paulus trat und ihm zusprach, in stärkte! Der Herr bestätigte seinen Weg nach Rom, er erkannte den Willen Gottes, Freude und Frieden durften sein Herz erfüllen. Und dieser wunderbare Friede, den er in der Burg in Jerusalem durch seinen Herrn erhalten durfte, den wünscht er auch uns allen. Und wir schließen uns diesem Gebet zu dem Gott des Friedens von Herzen an!

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Der Römerbrief - Kapitel 16